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Von der Steinzeit zu den Römern

„Bodenschätze“ aus der Steinzeit

Der aus Ebelsberg stammende Archäologe Manfred Pertlwieser hat seinen Heimatort und hier insbesondere den Wachtberg 1982 in einem sehr lesenwerten Aufsatz1 als „archäologisches Hoffnungsgebiet“ bezeichnet. In der Tat ist der Boden in unserem Gebiet reich an historisch bedeutsamen Verdachtsflächen, die aber bis dato kaum erforscht sind. Meist spielte der Zufall eine gehörige Rolle, wenn hier und da ein Relikt aus längst vergangener Zeit zutage trat oder es waren eilige Notgrabungen, bevor ein Platz mit seiner Bebauung für immer für die Forschung verloren ging. Immerhin reichen aber die daraus gezogenen Erkenntnisse aus, um festzustellen, dass Ebelsberg und Umgebung „spätestens seit der Jungsteinzeit (4000 bis 1800 v.Chr.) immer wieder starken Anreiz zur Siedlungsgründung innerhalb der verschiedenen prähistorischen Kulturen ausgeübt hat.“2 Die ältesten menschlichen Spuren reichen allerdings noch viel länger zurück und deuten auf eiszeitliche Jäger hin, die ihr Lager im Bereich Schiltenberg-Mönchgraben aufgeschlagen haben mussten. Diese Vermutung legen Funde aus den 1950er Jahren nahe, wo bei Baggerungsarbeiten im Pichlingersee ein Mammutstoßzahn, ein menschliches Schädeldach sowie ein Oberarmknochen, später ein Oberschenkelknochen zum Vorschein kamen (siehe Kapitel: Pichlingersee), die zu den ältesten menschlichen Überresten in Oberösterreich zählen. Außerdem das Skelett eines fossilen Großsäugers in 8 m Tiefe an der Autobahnbaustelle, welches den Eindruck erweckte, es könnte sich um eiszeitliche Jagdbeute handeln, da Schädel und Extremitäten abgetrennt waren.

Wir möchten nun Pertlwieser folgend einen Blick auf die teilweise sensationellen Funde werfen und damit im Jahre 1835 beginnen, als man in der Nähe des Marktes ein Schwert aus Kupfer freilegte. Man hielt es im „1. Bericht über die Leistungen des vaterländischen Vereines zur Bildung eines Museums für das Erzherzogtum Österreich ob der Enns“ für eine römische Waffe, nimmt jedoch heute an, dass es sich um einen bronze- oder hallstattzeitlichen Gegenstand gehandelt hat. Das rätselhafte dabei ist, dass er zwar gefunden, aber nicht ausgegraben worden ist. Warum, lässt sich unter anderem auch deshalb nicht mehr nachvollziehen, weil Angaben zum Fundplatz ebenso wenig vorhanden sind wie eine Be-

Ausschnitt der geologischen Karte von Linz und Umgebung, Stand 1964 schreibung der Fundumstände. Anlässlich der Traunregulierungsarbeiten stießen Arbeiter zwischen 1895 und 1899 immer wieder auf jungsteinzeitliche Lochbeile und –hämmer, die entweder mit den Schottermassen hier angeschwemmt oder als Flussopfer gegen Überschwemmungen dargebracht wurden. Ebenso häufig fanden Bauern solche Objekte beim Bestellen ihrer Felder oder bei Grabungsarbeiten (1922: Wambacherstraße, 1925: Wachtberg, 1932: Fischdorf, 1925 und 2007: Mönchgraben, 1938: Posch).

„Im allgemeinen signalisieren solche Einzelfunde, besonders wenn sie in einem gewissen Bereich mehrfach auftreten, einen jungsteinzeitlichen Siedlungsplatz oder wenigstens die unmittelbare Nähe eines solchen.“3

Gräberfunde

1946 hatte es „der Besitzer des Bauernhofes ‚Mayr zu Reith’, dessen beste Felder ohnehin durch die Errichtung der ‚SS-Kaserne’ zum ‚Teufel’ gegangen waren, […] endlich satt, ständig den Umweg durch den Markt nehmen zu müssen, nur um zu den direkt unterhalb des Hofes gelegenen Augründen zu kommen. So ließ er in die steilabfallende Böschung der hohen Lößterrasse oberhalb der Kläranlage einen Fahrweg baggern. Unbewußt lieferte er damit die Voraussetzung für eine sehr bedeutsame archäologische Entdeckung, die allerdings erst vier Jahre später gemacht werden sollte.“4

„Am 18. Mai 1950 meldete der in Ebelsberg wohnhafte Graphiker Hans Pertlwieser, […] daß er bei einer Geländebegehung in der Lößwand eines Hohlweges ein sackförmiges Profil entdeckt habe, das Tonscherben und Knochen enthalte.“5 Dieser Schacht musste nun schon mehrere Jahre frei gelegen haben, um erst 1950 untersucht zu werden. Das Ergebnis war sensationell: Es handelte sich um eine Doppelbestattung einer jugendlichen sowie einer erwachsenen Person mit vorgeschichtlich äußerst wertvollen Grabbeigaben in Form zweier bandkeramischer Gefäße. Diese Entdeckung war damals die erste dieser mehr als 4000 Jahre alten Kultur in ganz Oberösterreich.

Nur ein Jahr später konnte durch das OÖ. Landesmuseum am Wachtberg das Hockergrab eines etwa 40jährigen Mannes freigelegt werden, nachdem das Skelett für ein Mordopfer gehalten worden war. Sein Todeszeitpunkt wurde mit der Zeit zwischen 4000 und 1600 v.Chr. veranschlagt.

„Die vorläufig letzte und wohl bedeutendste Entdeckung, die jungsteinzeitliche Vergangenheit Ebelsbergs betreffend, machte man 1969, gleichfalls wieder auf dem Wachtberg. Frau Juliane Pilz machte damals die Mitteilung, daß auf ihrem Gartengrundstück am Pergheimerweg bei Fundamentierungsarbeiten für einen Hausbau [durch Hans Reisinger] eine dunkle Bodenverfärbung mit mehreren Knochen und Gefäßscherben angetroffen wurde. Aufgrund dieser Meldung und des interessierten Entgegenkommens der Besitzer hatte ich [Manfred Pertlwieser] selbst die Gelegenheit, am Fundort eine mehrtägige Notgrabung durchzuführen. In der 143 m2 umfassenden Baugrube konnten in der Tiefe von 130-150 cm zwölf kreisrunde Gruben im Durchmesser von 0,8 bis 2,5 m und ein L-förmiges Grabenstück von 9 m Gesamtlänge festgestellt werden. […] Allein durch die innerhalb der Baugrube gemachten Aufschlüsse konnte geklärt werden, daß auf dem Wachtberg, zwischen dem Rand der Hochfläche und dem Napoleonhof, in zeitlicher Aufeinanderfolge wenigstens drei urgeschichtliche Siedlungen bestanden haben, welche nach gewissen Unterbrechungen immer wieder etwa am selben Ort errichtet wurden.“6 Somit konnte festgestellt werden, dass sich eine der frühesten sesshaften (linearbandkeramischen) Bauernkulturen aus dem 4. Jt.v. Chr. mit bis zu 40 m langen Häusern

1985 wurde ein Bronzemeißel (unten) vom Kleinmünchner Thomas Maureder in unmittelbarer Nähe der Brücke in Ebelsberg gefunden. Er ist mit der frühen Bronzezeit des späteren 3. Jt. v. Chr. zu datieren.

1997 fanden die Geschwister Zöchmann1 aus Ebelsberg 280 m nordöstlich der Traunbrücke am rechten Flußufer auf einer flachen Schottertrasse ein Bronzebeil. (oben) Es stammt aus der Zeit zwischen ca. 1300-800 v. Chr. Beide Fundstücke sind in Originalgröße abgebildet.

1 Eine Woche zuvor fanden die Geschwister ein Schwert (siehe Kapitel Chronik)

Im Aberglauben, es handle sich bei den jungsteinzeitlichen Beilen um die „Spitzen“ von herabgeschleuderten Blitzen, so genannte „Donnerkeile“, bot man sie bis ins 19. Jahrhundert als Brandschutzmittel an und hängte sie z.B. an Scheunen auf. Tatsächlich wurden sie zwischen 55002500 v. Chr. als Spalt- oder Hackwerkzeuge benutzt. Gefunden von Manfred Carrington 2007 beim Bauernhof Lehner zu Edt in Ölkam/Mönchgraben. (Maßangaben des Spaltbeils: h=12 cm, Lochdurchm.: 3,5 cm) und Zucht von Rindern und Schweinen am Wachtberg einen geeigneten Siedlungsplatz vorgefunden hat. Solche Siedlungen wiesen jedoch einfach aus dem Grund keinen längerfristigen Bestand auf, da man die Bodendüngung noch nicht kannte und die Äcker so bald unfruchtbar wurden.

„Die zweite Siedlungsphase gehört nach den Funden in die mittlere Phase der spätjungsteinzeitlichen Badener Kultur (etwa um 2000 v. Chr.). Der Wachtberg brachte damit den bisher westlichsten Verbreitungspunkt dieser östlich benachbarten Kultur.

Die dritte Siedlungsperiode setzte offenbar um etwa 1500 v. Chr. ein. Ausreichende kennzeichnende Keramikfunde fixieren diese Siedlungsschicht innerhalb der mittleren Bronzezeit, der sogenannten‚ Hügelgräberkultur’.“7

Zusammenbinden eines Baumfloßes zur Weiterfahrt auf der Donau im Hafen nahe der Schinterlacke (KG Posch) - dahinter befindet sich der Luftenberg (1914).

Donauschifffahrtskarte von 1890: Die Anlegestelle für Flöße und Ruderschiffe ist hier genau ausgewiesen. Zu jener Zeit befand sich der Hafen noch im näheren Bereich der Traunmündung. Nach dem Hochwasser von 1899 wurde der Haupthafen weiter donauabwärts verlegt (siehe Karte: Flößerhütte).

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