Das Polizeiwesen der Stadt

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Inhaltsverzeichnis

Band 1

1. Von der Stadtwache im Mittelalter bis zur Polizei im 19. Jahrhundert ........ 6

2. Die Linzer Polizei von 1866–1914 22

3. Die Gendarmerie im heutigen Stadtgebiet von Linz.................................. 50

4. Sicherheitsaufgaben im Ersten Weltkrieg ................................................. 58

5. 1918–1938: Von der städtischen zur staatlichen Polizei 66

6. Die NS-Zeit 1938–1945: Die gleichgeschaltete Polizei ........................... 118

7. Die Besatzungszeit 1945–1955: Geteilte Sicherheit 140

Band 2

1. Von den 1950er- zu den 1970er-Jahren: Zeit der Neuerungen 6

2. Die neue Bundespolizeidirektion von 1981 bis 2005 120

3. Die „reformierte“ Polizei seit 2005 ........................................................... 200

Liebe Leserinnen und Leser!

Vor Ihnen liegt mit Band 6 der Reihe LiNZ – Zeitgeschichte wiederum eine bildgewaltige Dokumentation der Geschichte unserer Stadt in ihren vielen Facetten. Nach der Linzer Feuerwehr 2010 wollen wir sie mit einer weiteren Einsatzorganisation, der Linzer Polizei, bekannt machen. Befasst man sich nur ein wenig mit ihrer Geschichte, stellt man bald fest, wie tief man in sie eintauchen kann. Bei der Recherche erzählte mir so manch älterer Polizist: Wenn er in seiner langjährigen Dienstzeit alles notiert hätte, was er erlebt und gesehen hat, dann könnten diese teilweise „unglaublichen Begebenheiten“ mehrere Bände füllen. Manche Polizisten haben tatsächlich mitgeschrieben und Erinnerungen gesammelt – einer davon ist Chefinspektor Anton Mitterhauser, dem es ein Anliegen ist, dass die so abwechslungsreiche und spannende Geschichte der Linzer Polizei nicht verloren geht. Erstmals gibt Ihnen eine umfassende Dokumentation mit einzigartigem Bildmaterial Auskunft über das Polizeiwesen von Linz und vermittelt Einblicke in die vielen Schichten – und oft Abgründe – der täglichen Arbeit. So wird von grausamen Morden und spektakulären Raubüberfällen ebenso berichtet wie von der politischen Rolle der Polizei im Wandel der verschiedenen Staatsformen. Die Geschichte der Polizei spiegelt dabei jeweils die politische und soziale Situation wider: von der frühesten Polizei als Sittenwächter im Mittelalter bis zur Exekutive in Umbruchzeiten, von der Metternich’schen Spitzelbehörde, die auch in Linz die Gesellschaft überwachte, bis zur bürgernahen Instanz als „Freund und Helfer“. Wie schnell die Polizei aber zwischen die politischen und gesellschaftlichen Fronten geraten konnte, zeigen die Zeitgeschichte-Kapitel mit einmaligen Dokumenten der Stadtgeschichte. Die Ausschreitungen und Plünderungen nach dem Ende des 1. Weltkriegs, der ideologische Kampf in der 1. Republik, der 12. Februar 1934, die Ermordung des Linzer Polizeidirektors durch die Nazis, die Polizistenmorde vom 8. Mai 1945 oder die „kriminellen“ Nachkriegsjahre sind nur einige dramatische Höhepunkte in der Linzer Polizeigeschichte. Ein Brennpunkt zu allen Zeiten ist die Kriminalität mit all ihren sozialen Aspekten. Hier war es uns ein Anliegen, anhand alter überlieferter Aufzeichnungen nicht nur

besondere Kriminalfälle zu dokumentieren, sondern auch den Veränderungen in der Kriminalgeschichte Rechnung zu tragen. Standen früher Majestätsbeleidiger, Opferstockmarder, Gewölbeeinschleicher, Bauernfänger, Winkelbörsenhändler usw. im Fokus der Polizeiarbeit, beschäftigen sich die Kriminalisten heute mit Internetbetrügern, Buntmetalldieben, Dämmerungseinbrechern, Drogendealern und vielen anderen kriminellen Typen, die als Zeitphänomen begegnen. Aus den alten und neuen Berichten über Gewaltverbrechen werden Sie Erstaunliches herauslesen und ein wenig auch in die Unterwelt der verschiedenen Zeitepochen eintauchen können. Einen weiteren Schwerpunkt dieses Buches bildet die Dokumentation der Entwicklung des Straßenverkehrs, von der Zeit, als noch Fuhrwerke und die ersten Hochräder das Linzer Pflaster beherrschten, bis zu den Hightech-Fahrzeugen der Gegenwart. Man staunte über die ersten Autorennen, die durch Linz gingen, die erste mit Ampel geregelte Kreuzung, aber auch über katastrophale Unfälle, über die ausführlich die Zeitungen berichteten. Auf vielen Seiten in diesem Buch haben wir für Sie beeindruckende Fotos von den spektakulärsten Unfällen der letzten 100 Jahre gesammelt.

Vor 150 Jahren gab es nur ein einziges Wachzimmer in der Stadt, in dem vier unbewaffnete Polizisten für die Sicherheit der Linzer Bürger sorgten. Heute sind ca. 600 Polizeibeamte in zehn Polizeiinspektionen für die Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit verantwortlich – mit neuen Aufgaben und Arbeitsmethoden. Am Ende des Buches – nach einer spannenden Zeitreise mit vielen Überraschungen – können Sie sich ein Bild über den Dienstalltag der Linzer Polizeibeamten heute machen und einen Vergleich zwischen dem Zeitalter in Schwarzweiß und dem in Farbe ziehen.

Um derartige bilderreiche Projekte wie diese beiden Bände verwirklichen zu können, sind wir allerdings auf die aktive Mithilfe von Personen angewiesen, die ihr Material und Wissen zur Verfügung stellen. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Als Herausgeber wünsche ich Ihnen nun viel Freude mit dem Buch „LiNZ – Zeitgeschichte. Das Polizeiwesen der Stadt“!

Manfred Carrington, im November 2016

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CI Anton Mitterhauser und Manfred Carrington. (Foto: Michael Dietrich.)

2. Die Linzer Polizei von 1866–1914

Das Ende der staatlichen Polizei in Linz hatte schon 1860 eingesetzt: Damals wurde die Militärpolizeiwache aus der Stadt abberufen, sie sollte in Wien Dienst versehen, weil die dortige Wache nach Ungarn abkommandiert worden war. Aus dem Provisorium wurde ein Dauerzustand: Die Polizeiwache

Unten: Der Linzer Hauptplatz im Jahre 1886, damals FranzJosephs-Platz genannt. Die 1880 errichtete Straßenbahn wird noch mit dem Pferd gezogen, 1897 erfolgt die Elektrifizierung. Links ist das Rathaus, wo man durch die Rathausgasse zur Sicherheitswache gelangt, am Bild unten ist das Eingangsportal abgebildet. Von 1866 bis 1935 befand sich in diesem Teil des Rathauses die Polizeidirektion.

kam nicht mehr nach Linz zurück, in den folgenden Jahren musste eine Zivilpolizeiwache in der Stärke von lediglich 28 Mann für Sicherheit in der Stadt sorgen. Dabei griff manchmal auch die Finanzwache, in gröberen Fällen auch das Militär ein. Allerdings ist nur ein einziger Fall dokumentiert, der ein groß angelegtes Eingreifen erforderte: 1862 kam es zu einem Mautstreik, der sich zu einer kleinen Revolte am Linzer Brückenkopf entwickelte, die jedoch bald von den Sicherheitskräften zerstreut werden konnte. Soweit sie sich auf lokalpolizeiliche Agenden bezog, entsprang die Kommunalisierung der Polizei im Jahr 1866 den Verfassungs- und Verwaltungsänderungen im österreichischen Kaiserstaat, der sich dem Ruf

nach Demokratisierung der öffentlichen Gewalten nicht mehr verschließen konnte. So wurde die Lokalpolizei wieder in die Hände der Städte übergeben. Die Verhandlungen mit den jeweiligen Statthaltern über die Auflösung mehrerer Polizeibehörden, wozu sich die Regierung auch wegen einer notwendigen Eindämmung der Staatsausgaben genötigt sah, waren 1865 geführt worden. Diese Entwicklung betraf die meisten Provinzialstädte. In einer kaiserlichen Entschließung vom 15. Jänner 1866 wurden neben Linz auch Salzburg, Innsbruck, Bozen, Laibach, Klagenfurt, Troppau, Czernowitz, Pressburg, Ödenburg, Großwardein, Hermannstadt, Klausenburg, Kronstadt, Agram und Fiume genannt. Was bereits 1863

im Reichsgemeindegesetz zur gesetzlichen Vorlage gebracht wurde, konnte nunmehr umgesetzt werden. Für Linz wurde vom k. k. Polizeiministerium der 1. April 1866 als Tag der Übergabe festgesetzt: An diesem Tag wurde die k. k. Polizeidirektion aufgelöst und trat die städtische Polizei ihr Amt an. Der Linzer Gemeinderat nahm in seiner Sitzung vom 21. Februar dazu Stellung, die Aufgaben der neuen städtischen Linzer Polizei waren genau umrissen: Reinlichkeitspolizei, Straßenpolizei, Gesundheitspolizei, Marktpolizei, Bau- und Feuerpolizei, Konskriptions- und Meldewesen, Fremdenwesen, Passwesen, behördliche Auskunftserteilung, die Sorge für die Sicherheit der Person und des Eigentums, Gesindepolizei, Überwachung der sogenannten Polizeigewerbe, Sittlichkeitspolizei, Ordnungspolizei, Schubwesen usw. – das alles fiel nun in den Bereich des Magistrats. Lediglich

die Agenden der „hohen Polizei“ – die Abwendung der Gefahren für den Monarchen und das kaiserliche Haus, die Beobachtung der Ordnung sowie des Rechtsbestandes und der Wohlfahrt des Staates, die Wahrnehmung der Volksstimmung, der politischen Vereine, die Überwachung der geheimen Gesellschaften – verblieben in den Händen der Staatspolizei. (Dafür waren das Oberösterreichische Statthaltereipräsidium und die Bezirksämter Linz und Urfahr zuständig.) Anfänglich gehörte auch noch die Überwachung der Theater und der Theatervorstellungen zu den staatspolizeilichen Kompetenzen, die aber bald auch der städtischen Polizei übergeben wurde. Bis 1892 war auch noch die Bahnhofwache („PolizeiInspektionsdienst am Staatsbahnhof“) Aufgabe der Staatspolizei, ehe auch diese in die Befugnisgewalt der Linzer Polizei überging.

Das städtische Polizeiamt

Zur Besorgung aller dieser Geschäfte wurde ein „Städtisches Polizeiamt“ gegründet, das unmittelbar dem Bürgermeister unterstellt war. Es gliederte sich in zwei Abteilungen, in das Polizeibüro und das Meldungsamt, und wurde von einem städtischen Polizeikommissär geleitet, ihm beigestellt zwei Kanzleibeamte, ein Offizial und ein Akzessist (Dienstanwärter). In der Gemeinderatssitzung vom 17. März 1866 wurde der Ministerialadjunkt Alois Böck zum ersten städtischen Polizeikommissär ernannt.

Das Polizeiamt war in den Räumlichkeiten der k. k. Polizei im hinteren Teil des Rathauses in der unteren Pfarrgasse (heute Rathausgasse) untergebracht. Der Polizeirayon der städtischen Polizei beschränkte sich allerdings nur noch auf das Gemeindegebiet der Stadt Linz. Umliegende Orte wie Urfahr, Margarethen oder Ebelsberg gehörten nun nicht mehr dazu. Das war besonders für jene Gemeinden unangenehm, die über keine Gendarmerie verfügten und sich nun selbst um Sicherheitsorgane kümmern mussten. Lediglich den damals noch eigenständigen Gemeinden Lustenau und Waldegg wurde bewilligt, dass deren Polizeigeschäfte von Linz aus wahrgenommen werden. Dennoch führte das Polizeiamt viele Jahre ein bescheidenes Dasein. Erst 1894 beschloss der Linzer Gemeinderat eine Reorganisation der städtischen Polizei. Johann Milbeck war damals Leiter des Polizeiamtes und gleichzeitig Stadtrat, er wurde von einem eigens gebildeten Komitee nach Wien entsandt, um die dortigen Polizeiverhältnisse zu studieren. Seine Erfahrungen, die er in der Wiener Polizeidirektion und einzelnen Bezirkskommissariaten sammeln konnte, waren die Grundlage für drei Forderungen an das Polizeikomitee: Zum einen sollte der Personalstand der Sicherheitswache erhöht, zum anderen die Stadt in 9 Sicherheitsrayone eingeteilt und zum Dritten das Melde- und Passamt mit dem Polizeiamt zusammengelegt werden. Diese Forderungen wurden noch im selben Jahr vom Gemeinderat beschlossen. Von da an nahm das städtische Polizeiwesen einen Aufschwung, der auch angesichts der rasanten Entwicklung der Stadt Linz ab der Jahrhundertwende notwendig war. Die neuen Aufgaben verlangten einen stärkeren Ausbau der Linzer Polizei. Das sollte sich ganz besonders auch beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigen.

„Boxer“ oder Säbel: Die städtische Sicherheitswache und ihr Dienstalltag Der Aufgabenbereich der zivilen Sicherheitswache, die am 1. April 1866 aufgestellt wurde, war nach dem Organisationsstatut genau geregelt: Von direkten Amtshandlungen bei der Aufrechterhaltung

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auf die Spur kam. Doch für eine funktionierende Kripo waren zwei Mann sicherlich zu wenig, umso mehr als auch die technischen Anforderungen wuchsen. Anfänglich hatte die kriminalpolizeiliche Arbeit auch noch wenig System, denn die beiden Polizeiagenten arbeiteten unabhängig voneinander, ihr Erhebungsbereich war zum einen der östlich der Landstraße gelegene Stadtteil, zum anderen der westliche Teil. Wenigstens wurde die Zahl der Polizeiagenten schrittweise erhöht, denn die Kriminalfälle mehrten sich. 1910 versahen fünf Agenten den kriminalpolizeilichen Dienst, erstmals

Links: Porträts von Linzer Polizisten um 1900. Unten: Fronleichnamsprozession auf der Spittelwiese um 1895. In der Mitte ein Sicherheitswachefüher, dahinter Soldaten des in Linz stationierten Kaiserjäger-Bataillons Nr. 13.

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wurden auch Fotografien als Tatbestandsaufnahmen eingesetzt und es wurde eine Kriminalchronik geführt, wobei die meisten Vorfälle mit Lichtbildern dokumentiert wurden. Auch ein „Verbrecheralbum“, eine Evidenz mit Personenbeschreibung und Foto, wurde angelegt, die Daktyloskopie (die Abnahme von Fingerabdrücken) wurde eingeführt – das alles nach dem Vorbild des Zentralbüros der Wiener Polizei, mit dem man sich nun konsequent auszutauschen begann. Fortan wurde die Täterkartei auch nach Wien übermittelt.

Ein erster großer Erfolg hatte sich schon 1909 gezeigt, als der Posten Marktplatz eine ermordete Frau in der Harrachstraße meldete. Die Polizeiagenten Siligan und Polhammer nahmen die Erhebungen auf und noch am selben Nachmittag konnten sie der am Tatort amtierenden Gerichtskommission die Mitteilung machen, dass der ver-

dächtige Raubmörder bereits in Wien verhaftet worden sei, nachdem er in einem Hotel einen Selbstmordversuch verübt hatte – die Tat wurde gleichsam auf telefonischem Weg geklärt. Auch ein Mittäter, von dem man in Linz nur wusste, dass er auffallend große Hände hatte, wurde aufgrund dieser telefonisch übermittelten Details in Wien verhaftet und am nächsten Tag schon nach Linz überstellt.

Die Jahre vor dem 1. Weltkrieg 1908 wurde erstmals ein Vorbereitungskurs für die neu eingetretenen Wachekandidaten eingeführt, er war der Vorläufer der bis heute bestehenden Linzer Polizeischule. Der schwere tätliche Angriff auf den Wachmeister Walch im Jahr 1902 hatte aber auch vor Augen geführt, wie schlecht die Wachleute und deren Familien sozial abgesi-

Oben: Fronleichnamsprozession am Beginn der Volksgartenstraße um 1900, im inneren Kreis knien Soldaten des HessenRegimentes, außerhalb stehen drei Sicherheitsbeamte. Links der Sicherheitswacheführer Wilhelm Krösswang, der bereits 1873 bei der Linzer Sicherheitswache tätig war.

chert waren, denn die Gehälter waren so gering, dass keine Ersparnisse für Notfälle angelegt werden konnten. Das war der Anlass für die Gründung des Unterstützungsvereines der städtischen Sicherheitswache- und Kriminalbeamten und deren Witwen und Waisen in Linz im Jahr 1905 (ab 1928 Unterstützungsverein der Bundessicherheitswache). Dadurch sollte finanzielle Hilfe in Krankheits- und Unglücksfällen gewährleistet werden. Ein anderer Verein – nachdem die Kameradschaftspflege immer schon hochgehalten wurde – wurde 1904 gegründet, der Gesangverein der

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Luftaufnahme von 1920: Rechts oben der Kaplanhof mit seinen Nebengebäuden, im linken Teil entsteht 1926 die neue Polizeikaserne. Zwischen dem Hof und dem langen Stadel führt der Straßenzug „Im Hühnersteig“ zu den gleichnamigen Baracken durch, die einst als Verpflegsbarackenlager des Landwehrinfanterie-Regimentes Linz Nr. 2 dienten. Gegenüber in der Derfflingerstraße befindet sich der Linzer Militärbezirk mit Landwehr- und Trainkaserne sowie Werkstätten, Depots und dem „Kleinen Exerzierfeld“. Oben links die Konradkaserne, dahinter das Allgemeine Krankenhaus.

Der Kaplanhof wird Polizeikaserne

Obwohl die Sicherheitswache eine enorme budgetäre Belastung bedeutete, hat die Stadtverwaltung bedeutende Modernisierungsmaßnahmen gesetzt.

Im Juli 1923 wurde mit der Adaptierung des völlig verwahrlosten Kaplanhofs im Stadtteil Lustenau begonnen, um hier die neue Polizeikaserne einzurichten. Der Kaplanhof, damals in einem desolaten Zustand, war eines der ältesten und traditionsreichsten Linzer Gebäude, das bis auf das 13. Jahrhundert zurückging. Ursprünglich ein Bauernhof wurde es im 16. Jahrhundert mit der Bezeichnung „Lustenfelden“ ein Edelsitz. Seinen Namen „Kaplanhof“ erhielt das später schlossähnliche Gebäude, als es der aus einem Mühlviertler Adelsgeschlecht stammende kaiserliche Forstmeister Hans Balthasar Kaplan 1589 erwarb. Obwohl er nur wenige Jahre Besitzer war und der Freisitz später fast 300 Jahre lang im Besitz der Weißenwolff stand, hat sich der Name „Kaplanhof“ bis in die Gegenwart erhalten. 1916, ein Jahr bevor das Geschlecht der Weißenwolff in der männlichen Linie erlosch, erwarb die Gemeinde Linz den Besitz, zu dem auch nahezu 40.000 m² Grund gehörten. Zu Ende des 1. Weltkriegs wurde auch die Brauerei im Kaplanhof (ab 1854 Poschacher) aufgelassen, zuletzt war noch der Fuhrpark des Fuhrunternehmens der Brüder Winkler hier untergebracht, die den Kaplanhof seit 1880 in Pacht und hier auch Pferde eingestellt hatten, die für die diversen städtischen Fuhrwerke (etwa zur Bespritzung oder Kehrrichträumung) benötigt wurden, aber auch für das Fiakergewerbe, das die Familie Winkler, die einst die Linzer Postmeisterei führte, ebenso ausübte. Daneben betrieb sie mit ungefähr 150 Pferden eine für Oberösterreich damals einmalige Pferdezucht, etliche von ihnen kamen auf dem Trabrennplatz (k. k. Exerzierplatz) zum Einsatz, der sich unmittelbar neben dem Kaplanhof befand. 1922 wurde der Pachtvertrag nicht mehr verlängert, nachdem ein Großfeuer am 19. September Teile des Gebäudes vernichtet hatte. Ursache des Feuers war Brandstiftung, der Linzer Polizei gelang es, eine 26-jährige Frau auszuforschen, die das Feuer gelegt hatte. Danach begann die Stadt Linz den Kaplanhof und die vielen dazugehörigen Nebengebäude in Etappen zu sanieren und für kommunale Zwecke dienbar zu machen. Im November 1924 wurde das Städtische Arbeitsvermittlungs- und Erwerbslosenfürsorgeamt in einem ehemaligen Stallgebäude untergebracht, im März 1926 folgte schließlich die Polizei. Die neue Sicherheitswachekaserne nahm die Hälfte der Parterreräume und das gesamte erste Stockwerk in Anspruch, sie entsprach allen modernen dienstlichen Anforderungen und verfügte über eine Belegstärke von 60 Mann. Vor allem die neu aufzunehmenden provisorischen Wachmänner wurden hier untergebracht, weshalb sich in dem

Gebäude auch die notwendigen Lokalitäten für den Schulbetrieb befanden: ein Schulzimmer sowie ein Turn- und Fechtsaal, der auch als Bereitschaftsraum bei großen Konzentrierungen verwendet werden konnte. Daneben eine Gemeinschaftsküche, ein Speisesaal sowie sanitäre Einrichtungen, natürlich auch Kanzleiräume und die Dienstwohnung des Schulkommandanten. 45 Wachmänner wurden am 10. November 1927 nach einer ungefähr sechsmonatigen Schulung im Turnsaal der Kaplanhofkaserne für den Sicherheitsdienst vereidigt. Den Amtseid nahm der Polizeidirektor Dr. Rudolf Scholz ab. Da es zu dieser Zeit sehr viele vorgemerkte taugliche Bewerber gab, fand keine Musterung mehr statt. In der alten Rayonskaserne in der Steingasse verblieben die unverheirateten Oberwachmänner und Rayonsinspektoren. Anfang der 1930-Jahre zogen auch die Feuerwache sowie die Rettungsgesellschaft in den Kaplanhof ein.

Verstaatlichung 1926

Mit der Zeit wurden die Kosten einer modernen Polizeiverwaltung allerdings für den Haushalt der Stadt unerschwinglich, diese konnte immer weniger den Bedürfnissen Rechnung tragen. Zwar hatte der Gemeinderat im Februar 1924 eine Aufstockung der Sicherheitswache um 100 Mann beschlossen, aber wie sollte man das zusätzliche Personal finanzieren?

Oben: Am 18. September 1922 brach beim Kaplanhof ein Großfeuer aus. Die Linzer Polizei konnte eine 26-jährige Brandstifterin ausforschen, das Motiv war Liebeskummer und Eifersucht. Bereits kurz zuvor hatte sie eine Wohnbaracke in der Krankenhausstraße 5 angezündet, wo jener Mann lebte, der ihre Liebe nicht erwiderte. Das Bild oben zeigt zwei Polizisten vor der Brandruine beim Kaplanhof. Jahre später entstand hier die Polizeikaserne.

Unten: Die Eröffnungsfeier der neuen Polizeikaserne Kaplanhof am 14. Juni 1926. Auch ein Wachzimmer wurde dort eingerichtet.

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Das Grand Hotel de l’Europe, 1928 eröffnet, war das größte und modernste Hotel von Linz, bis die Weltwirtschaftskrise auch hier ihre Folgen zeigte. 1935 kam das Aus. Für die Linzer Polizei war es jedoch ein Neubeginn. Oben rechts: Der zum Hotel dazugehörige Zipfer-Keller, der 300 Personen fassen konnte, er diente der Polizei als Kantine und Gemeinschaftsraum.

Vom Rathaus ins Hotel: Die neue Polizeidirektion

Es sollte das modernste und schönste Hotel von Linz werden: das Grand Hotel de l’Europe in der Mozartstraße. Als es im Juli 1928 eröffnet wurde, konnte niemand den Bankencrash und in der Folge die jahrelange wirtschaftliche Not vorausahnen. Am Anfang herrschte Optimismus: Das Hotel, das von der Kolosseum-Kommanditgesellschaft betrieben wurde, war 5 Stockwerke hoch und verfügte über 120 Zimmer und 160 Betten, das 2-Bett-Zimmer kostete 9 Schilling pro Nacht. Im Haus befanden sich auch eine Zweigstelle des Österreichischen Verkehrsbüros, ein Frisiersalon, Arztpraxen, ein Zahnatelier sowie Geschäftslokale aller Art. Im Oktober wurde im Anschluss an das Hotel das Kino- und Varietétheater Kolosseum eröffnete, das seit 1908 in der Volksfesthalle am heutigen Hessenplatz untergebracht war und am neuen Standort 1200 Personen fassen konnte. Doch die Aussichten standen schlecht für das Hotel. Infolge der Weltwirtschaftskrise blieben viele Geschäftsreisende und Touristen aus, das Unternehmen konnte keine schwarzen Zahlen schreiben, sieben Jahre später kam das Ende, das Hotel musste schließen.

Für den Wirtschaftsstandort Linz und den Fremdenverkehr bedeutete dies einen schweren Schlag, für die Gemeinde war es aber auch eine Chance, denn sie hatte sich 1927 bei der Verstaatlichung der Polizei verpflichtet, der neuen Bundespolizeidirektion anstelle der unzulänglichen, beengten Räume im Hintertrakt des Rathauses ein angemessenes Direktionsgebäude zur Verfügung zu stellen. Jahrelang war nach einem geeigneten Standort für eine neue Polizeizentrale gesucht worden, die auch die anderen Standorte (Kaplanhof, Steingasse) zusammenführen würde. In Betracht kamen unter anderem das Linzer Schloss und die Fabrikskaserne. Es wurde aber auch überlegt, ob es nicht zweckmäßiger erschiene, an anderer Stelle ein neues Rathaus zu errichten – Bürgermeister Dametz favorisierte den Pestalozziplatz (heute Hessenplatz) – und im Gegenzug das alte Rathaus der Polizei zu überlassen. – 1935 wurde dann im Hotel de l’Europe ein neuer Standort für die Polizei gefunden. Die Gemeinde kaufte das Hotel um etwas mehr als 1 Million Schilling (damit war auch die Ablöse für das Kino inkludiert) und adaptierte den Komplex zu einem Amtsgebäude, aus Hotelzimmern wurden Büros und bereits Ende des Jahres war die Übersiedlung abgeschlossen. In den ebenerdigen Räumen wurde der Sicherheitswache-Hauptposten einquartiert, in das ehemalige Verkehrsbüro zog der Journaldienst ein. Aus der

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Hotelküche wurde die Polizeimenage für 300 Personen und der Zipfer-Bierkeller, der im ursprünglichen Stil belassen wurde, diente als Polizeilokal. Die neue Zentrale konnte sich sehen lassen. Das Linzer Volksblatt schrieb von „Österreichs modernster Polizeidirektion“. Sie verfügte über eine eigene Sendestation mit Funkverbindung zu allen anderen Polizeidirektionen, ein modernes Fotoatelier oder eine Automatenzentrale, in der man 300 Hausstellen automatisch bedienen konnte. Die Kriminalbeamten hatten nun entsprechende Kanzleien, auch für die Hilfsämter wie das Erkennungsamt und das Evidenzbüro bestand nun ein großzügiges Raumangebot. Vor allem konnte ein großer Teil der Polizeimannschaft in der neuen Direktion konzentriert werden. Der Kinotrakt des Hotels, das Kolosseum-Kino, wurde im Jahr darauf geräumt.

Oben: Das Haus Mozartstraße 6–8 mit den Eingängen zur Polizeidirektion und zur Sicherheitswache. Rechts: Die Festmesse für die Einweihungsfeier der neuen Polizeidirektion am 20. Jänner 1936 fand in der Familienkirche unter Bischof Gföllner statt. Links im Bild: Innenministers Eduard Baar-Baarenfels und Sicherheitsdirektor Graf Revertera.

Während die Stadtgemeinde ein Grundstück am Schillerplatz für das neue Kolosseum-Kino zur Verfügung stellte, wurde in den alten Kinosaal eine Etage eingezogen: der untere Teil wurde zu Garagen umgebaut, im oberen Teil fand das Meldeamt Platz. Schließlich wurde der Kinotrakt auf vier Stockwerke aufgebaut und im rückwärtigen Teil des ehemaligen Hotels entstand das neue Gefangenenhaus.

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Fahrzeuge erfassen sowie den Grad der Verletzung ausweisen, vermitteln einen Aufschluss über das Verkehrsaufkommen nach dem Krieg.

Allein für den August 1947 wurden 675 Verkehrsübertretungen zur Anzeige gebracht, davon waren 540 Verkehrssünder aus Linz, die vom Strafamt der Polizeidirektion verantwortlich gemacht wurden. Die relativ hohe Zahl weist nicht nur auf das zunehmende Verkehrsaufkommen, sondern auch eine bemerkenswerte Disziplinlosigkeit im Straßenverkehr hin. Wie sehr sich das innerhalb weniger Monate, und zwar sprunghaft steigerte, zeigt die Statistik für den Dezember. In diesem Monat mussten bereits 4140 Verkehrsstrafen verhängt werden. Dabei muss man berücksichtigen, dass

Links und rechte Seite: Die Reise der „Pummerin“ nach Wien erfolgte am 25. April 1952. Die Motorisierte Verkehrsgruppe (MOT) der Linzer Polizei begleitete mit ihren „Harleys“ den Konvoi. Die Aufnahme links zeigt die Abfahrt vor dem Landhaus und das Bild rechts den Konvoi beim Überqueren der Ebelsberger Brücke.

Unten: Nach wie vor ereignen sich die schwersten Unfälle im Linzer Stadtgebiet auf der A 1 und B 1, wie hier zwischen Ebelsberg und Pichling beim Schiltenberg.

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die Sicherheitswache damals noch gar nicht die Instrumente einer konsequenten Verkehrsüberwachung hatte, wie sie heute bei jeder Polizeibehörde selbstverständlich sind. Die Ursache vieler Unfälle war meist schlechte Fahrausbildung und mangelnde Fahrpraxis, aber auch ungenügende Verkehrslenkung und Überwachung.

Einen Verkehrseinsatz der besonderen Art gab es am 25. April 1952. An diesem Tag trat die in St. Florian gegossene „Neue Pummerin“ vom Linzer Landhaus weg ihre Reise nach Wien an. Rund eine Million Menschen säumten damals die Straßen im Land. Die Motorisierte Verkehrsgruppe (MOT) der Linzer Polizei begleitete mit ihren Harley-Maschinen den Konvoi bis in die Bundeshauptstadt.

Rechts: Verkehrsunfall mit einem US-Militärjeep in der Salzburger Straße (Neue Heimat) bei den Pyhrnbahngleisen, die damals noch die Straße querten. Polizisten, mit weißen Tellerkappen, nehmen den Unfall auf.

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die Jahresübung von 20 im Strahlenschutzwesen ausgebildeten Linzer Polizeibeamten statt. Amtsrat Gercabeck, der Referent des Strahlenschutzwesens des Innenministeriums, legte dabei die strahlenhaltigen „Köder“ aus und jeweils ein Spürtrupp, der aus einem Kommandanten, einem „Spürer“ und einem „Markierer“ bestand, hatte die Aufgabe, das gefährliche Material zu orten und sicherzustellen. Mit auf Röntgen-Basis arbeitenden EMB-3-Geräten mussten die eingesetzten Polizeibeamten das strahlenhaltige Material aufspüren, von dem sie wussten, dass es irgendwo im Gelände des Mühlkreisbahnhofs versteckt war. In nicht mehr als 3 bis 5 Minuten konnten die Spürtrupps das Material ausfindig machen, u. a. im Aschenbecher eines Waggons (Bilder rechts).

Zur gleichen Zeit, ab 1973, wurde innerhalb der Gendarmerie eine Sondereinsatztruppe aufgebaut, die ab 1978 offiziell als „Gendarmerie-Einsatzkommando Cobra“ bestand und später mit anderen Einsatzkommandos der Polizei sowie den Einsatzgruppen der Landesgendarmeriekommandos zusammengelegt wurde. „Einsätze mit erhöhtem bis sehr hohem Gefährdungsgrad“ sind die Aufgabe dieser Sondereinheit. Das betrifft bewaffnete Geiselnahmen, Einsätze zur Festnahme von gefährlichen Gewalttätern sowie gegen die organisierte Kriminalität, Personenschutz hochrangiger Politiker, aber auch Operationen zur Bekämpfung von Terrorismus. Neben Wien und dem Hauptsitz Wiener Neustadt sind Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt und Feldkirch bis heute Standorte von Cobra-Einheiten. Insgesamt begann sich auch das Erscheinungsbild der Polizei zu ändern, als endlich Frauen in den Exekutivdienst aufgenommen wurden. Zwar hatten einige weibliche Beamte schon in der Ersten Republik bei der Polizei gearbeitet, ihre Tätigkeit hatte sich allerdings auf den Innendienst beschränkt. Nun sah man sie in Linz auch in Uniform auf der Straße. Auf der Straße war bald einiges los. Die Siebzigerjahre waren eine Phase gesellschaftlicher Umbrüche. Damit wurde auch die Polizei konfrontiert.

Linke Seite: Am 12. April 1977 kam Bundespräsident Kirchschläger nach Linz und eröffnete in Urfahr das Seniorenheim in der Kaarstraße. Das Bild zeigt den Empfang des Bundespräsidenten am Linzer Bahnhof, vorne (von rechts): Landesgendarmeriekommandant Hermann Deisenberger, Oberst Aichberger, Brigadier Lawatsch (Militärkommandant OÖ), der Adjutant des Präsidenten Oberst Schaffer, dahinter Bürgermeister Franz Hillinger und LHStv. Gerhard Possart. Links hinten eine Abordnung der Führungsriege der Linzer Polizei. Die „Motorisierte Verkehrsgruppe“ begleitet den Konvoi nach Urfahr. Wegen des feuchten Aprilwetters benötigte ein Motorrad der MOT, eine Honda 360, Starthilfe.

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(Pichlinger Straße 44) werden aufgelassen. Deren Zuständigkeitsbereich wird von den Wachzimmern Landhaus, Dornach und Ontlstraße, ferner Ebelsberg übernommen.

01. 09. 1968: Das Wachzimmer Froschberg (Minnesängerplatz 1) wird aufgelassen.

13. 09. 1968: Besuch der Linzer Polizeidirektion durch Innenminister Franz Soronics.

23. 12. 1968: Oberpolizeirat Dr. Norbert Sünderhauf wird von Innenminister Franz Soronics mit der Leitung der Sicherheitsdirektion betraut und mit Wirkung 1. 1. 1970 definitiv zum neuen Sicherheitsdirektor für Oberösterreich ernannt.

01. 01. 1969: Oberst Alois Leitner löst Dr. Ernst Wallaschek als Zentralinspektor ab.

01. 05. 1969: Die Wachzimmer Winterhafen (Am Winterhafen 10) und Standschiff (nördliches Donauufer) werden geschlossen.

02. 03. 1970: Die bisher von der Verwaltungspolizei der Bundespolizeidirektion Linz wahrgenommenen Agenden des Veranstaltungswesens werden vom Bezirksverwaltungsamt des Magistrates Linz übernommen.

Oben: Am 24. 9. 1971 besuchen britische „Bobbies“ (Verkehrspolizisten) die Linzer Polizei anlässlich der „Britischen Woche“ in Linz.

07. 07. 1970: Das Wachzimmer Rudolfstraße (Rudolfstraße 20) wird in die Kaarstraße 21 a verlegt. September 1970: Polizeirittmeister Erwin Meindl belegt bei den Casting-Weltmeisterschaften (Angelsport) in Kalmar (Schweden) den 2. Platz. 08. 10. 1970: Der Linzer Polizeidirektor Dr. Franz Reimer erhält von Bürgermeister Hillinger die Feuerwehr-Verdienstmedaille der Stadt Linz.

Aufschwung bei der Linzer Wirtschaft in den 1960er-Jahren: Der Handel begann wieder zu florieren, in der Innenstadt eröffneten viele neue Geschäfte. Durch spezielle Eröffnungsangebote, etwa des Schuhgeschäfts Humanic in der Landstraße oder des Quelle-Kaufhauses am Hauptplatz (22. Oktober 1971), strömten oft Tausende Schnäppchenjäger herbei. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen mit vorwiegend weiblichem Publikum – die Polizei war mit Händen und Füßen im Einsatz (oben links). Unten: Bei der Eröffnung des Billigwarenladens „Der Groschen“ in der Dametzstraße 9, Ecke Pochestraße.

18. 03. 1971: Polizeieinsatz nach einer Gasexplosion in der Franckstraße 7, bei der 2 Personen getötet, 9 zum Teil schwer verletzt und 10 Wohnungen zerstört werden. Es handelt sich um die bisher größte Gasexplosionskatastrophe in einer Wohnanlage in Österreich.

07. 04. 1971: Das Wachzimmer Harrachstraße (Harrachstraße 16) wird geschlossen.

1973: 1968 war der Posten Pichling aufgelöst und mit Ebelsberg verschmolzen worden, nun wird auch Ebelsberg aufgelöst und mit Kleinmünchen zusammengelegt.

08. 01. 1973: Die Polizeiabteilung des Amtes der Oö. Landesregierung übersiedelt von Promenade 9 in das Amtsgebäude Altstadt 30, 1. Stock.

01. 05. 1973: Ein neues Dienstsystem (Sechserturnus) wird eingeführt. Die Wachzimmer Landhaus, Wimhölzelstraße, Schiffstation, Pöstlingberg, Bindermichl und Ebelsberg werden aufgelassenen.

November 1973: Weihe der neuerrichteten Gedenkstätte für die im 2. Weltkrieg gefallenen und in Ausübung ihres Dienstes tödlich verunglückten ehemaligen Angehörigen der Polizei Linz im Eingangsfoyer der Bundespolizeidirektion (Mozartstraße).

02. 11. 1973: 14 junge weibliche polizeiliche Staßenaufsichtsorgane treten erstmals ihren Dienst an.

31. 12. 1973: Der seit 1969 im Amt befindliche Zentralinspektor Leitner tritt in den Ruhestand.

01. 01. 1974: Oberst Ferdinand Stögmann löst Oberst Alois Leitner als Zentralinspektor ab.

01. 08. 1974: Nach nur 7 Monaten Amtszeit muss Polizeioberst Ferdinand Stögmann aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand treten. Ihm folgt Oberst Hermann Hufnagl als neuer Zentralinspektor nach.

1976: Mit mit dem Bau des gemeinsamen Amtsgebäudes für die Sicherheitsdirektion des Landes Oberösterreich und die Bundespolizeidirektion Linz wird begonnen.

18. 01. 1976: Dr. Josef Koller wird neuer Leiter der Bundespolizeidirektion Linz.

1977: Es gibt nur noch 11 Wachzimmer in Linz, nach Jahren des Abbaus ist damit der Tiefststand erreicht.

01. 04. 1977: Die Linzer Bundespolizeidirektion feiert im Brucknerhaus ihr 50-Jahr-Jubiläum.

07. 09. 1978: Die Teilnehmer an den 7. Europäischen Polizeimeisterschaften in Leichtathletik und im Polizei-Fünfkampf werden im Rathaus empfangen.

1979: Der Umzug der Polizeidirektion in das neu errichtete Gebäude in der Nietzschestraße beginnt.

01. 12. 1979: Der seit 1974 amtierenden Zentralinspektor Hermann Hufnagl wird stellvertretender Generalinspektor der Sicherheitswache bei der Bundespolizeidirektion Wien. Sein Nachfolger wird Oberst Anton Gutenberger.

02. 09. 1980: Eröffnung der Gendarmerie-Bundessportmeisterschaften 1980 in Linz. Mehr als 600 aktive Sportler der Gendarmerie, der Bundespolizei, des Bundesheeres, der Zoll-Justiz und Gemeindesicherheitswache nehmen teil.

27. 11. 1980: Bürgermeister Hillinger empfängt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Strafamtes der Bundespolizeidirektion unter Führung ihres Abteilungsleiters Oberrat Mag. Altmanninger und lobt die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei und Stadtverwaltung.

Oben: Am 12. 11. 1970: Alle verfügbaren Linzer Feuerwehren und Polizeieinheiten waren im Einsatz beim Großbrand der Holzbauwerke Franz Schaffer in Urfahr. Sämtliche Fabriksobjekte wurden vernichtet, für mehrere Stunden mussten Bewohner der Schmiedegasse evakuiert werden. Im Bild links Horst Hemmetsberger, Angehöriger der MOT.

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Verkehrsunfälle in Linz 1967–1987

Jahr Gesamt Verletzungsgrad der Verunglückten totschwerleicht

1967 3.741183641.650

1968 3.861173611.492

1969 3.674173271.609

1970 2.351164061.654

1971 2.386323991.597

1972 2.431343961.515

1973 2.271263951.495

1974 2.268174141.417

1975 2.061173441.330

1976 3.641201.9731.973

1977 6.448171.6691.669

1978 3.653104611.298

1979 3.767173511.290

1980 3.618121.6621.662

1981 3.355133781.317

1982 3.757104661.510

1983 4.011174311.547

1984 4.081193901.615

1985 4.1451334191.621

1986 4.184112171.544

1987 4.235131691.457

Die Realisierung des „Generalverkehrsplanes“

Als die Motorisierungswelle um die Mitte der 1950erJahre einsetzte, ließ sich schon erkennen, dass das vorhandene Hauptstraßennetz in Linz nicht ausreichen würde. Als erste Stadt Österreichs befasste sich Linz 1957 mit der Erstellung eines „Generalverkehrsplanes“, der die Richtlinien für den Ausbau des Verkehrsnetzes festlegen sollte. Eine Analyse der bestehenden Verkehrsverhältnisse bildete die Grundlage für diesen Plan, man bezog aber auch eine Prognose der Entwicklung der Bevölkerung und der Motorisierung für die nächsten 20 bis 25 Jahre mit ein. Hauptpunkt des Generalverkehrsplanes waren ein guter Anschluss des Außenverkehrs an das städtische Hauptstraßennetz und eine weitgehende Entlastung des Stadtzentrums vom Durchzugsverkehr. Ein derart großes Vorhaben konnte nur in Etappen erfolgen. So dachte man bereits in Richtung „Autobahnast“, der zum Rückgrat des städtischen Verkehrsnetzes werden sollte, und projektierte eine Verlängerung der Landstraße bis Ebelsberg über die

Unten: Der Zusammenstoß dreier Pkw an der Kreuzung Goethestraße/Landstraße hat viele Schaulustige angezogen, die Polizei protokolliert den Unfallhergang.

Wiener Straße, einen der am stärksten befahrenen Straßenzüge der Stadt. Der Autobahnast wurde in den 1960er-Jahren ausgeführt, er war für den Fernverkehr gedacht und wurde vierspurig von Freindorf bis zur Salzburger Straße angelegt, schließlich folgte er bis zur Anschlussstelle Hummelhof, wo der Verkehr in drei Etagen verläuft. Der Autobahnast LinzOst erleichtert den Durchzugsverkehr, den Verkehr vom und zum Hafen sowie zum Industriegebiet im Osten der Stadt und den Verkehr zwischen Urfahr und den südlichen Stadtteilen. Die Westumfahrung dagegen entlastet vor allem den Verkehr ins Stadtzentrum oder aus diesem heraus. Der Knotenpunkt im Bereich des Bahnhofs richtet sich einerseits über die Linie Blumauerstraße–Prinz-Eugen-Straße in die östlichen Stadtteile und weist andererseits, nachdem ganze Häuserzeilen zur Straßenverbreiterung der Westumfahrung abgerissen wurden, über die Linie Sandgasse–Hopfengasse–Kellergasse–Kapuzinerstraße und Römerbergtunnel bis zu der ebenfalls verbreiterten Obere Donaulände.

Auch der innerstädtische Verkehr wurde durch neue Führungen entlastet. Die Linie Humboldtstraße–Dametzstraße, die älteste Entlastungsroute der Landstraße, wurde zur Einbahn nach Süden erklärt, nachdem mit dem Ausbau der Rilkestraße, dem kleinen Friedhofdurchbruch und dem Kaiser-

gassendurchbruch ein zweiter nun als Einbahn in der Gegenrichtung dienender bis zur Donaulände durchgehender Straßenzug eröffnet wurde. Durch Verkehrszählungen in regelmäßigen Abständen wurden schließlich die Belastungskapazitäten einzelner Straßenzüge erhoben und mögliche neuralgische Punkte sowie als Folge davon der Bedarf an erweiterten oder neuen Straßenzügen bestimmt. Die wesentlichen Verkehrsprobleme, die sich mit der zunehmenden Motorisierung auftaten, konnten mit der Verwirklichung des Generalverkehrsplanes gelöst werden. Doch war man sich 1970 bewusst, dass der Plan in der Zukunft weitergeführt und neu durchdacht werden müsse, um den neuen wachsenden Kapazitäten Rechnung tragen zu können. So wurde die Fortsetzung der Ostumfahrung über die zweite Donaubrücke und der Vollausbau des Abschnittes zwischen der Anschlussstelle Hummelhof und der Semmelweisstraße bereits als prioritär eingestuft, ebenso die Verlängerung dieser Autobahnlinie in Urfahr bis zu der bereits zweispurig hergestellten Leonfeldner Straße nach Norden und zur Prager Autobahn über Katzbach nach Nordosten. Und man dachte bereits an eine dritte Donaubrücke, an eine zwei-

Mai 1963: Bürgermeister Aigner (Bildmitte) übergibt die Spur I der zukünftigen Linzer Stadtautobahn dem Verkehr, nämlich jenen Teil, der von der Hanuschstraße an der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart vorbei über die Wankmüllerhofstraße zum Bulgariplatz führt. Neben zahlreicher Prominenz waren auch die Spitzen der Linzer Polizei anwesend: Polizeidirektor Otto Liemert-Weiß und der Zentralinspektor Ernst Wallaschek (rechts), Alfred Stifter (ganz rechts), Friedrich Valant (weiße Kappe), Alois Leitner (Mitte).

te Röhre des Römerbergtunnels, eine Verbindung in Richtung Steyregg mit einer etwa parallel zur Summerauer Strecke der Bundesbahn verlaufenden Straße und Brücke, an eine Entschärfung des „Nadelöhrs Ebelsberg“ durch eine zukünftige Einfallstraße sowie der Engstelle der Wiener Straße bei der Neuen Welt, an eine kreuzungsfreie Einbindung der VÖEST-Einfahrt Turmstraße, an neue Querverbindungen in Ost-West-Richtung und an verbesserte Verkehrsanbindungen zu den neuen Siedlungsgebieten an der Stadtgrenze Denn: „Die Autolawine wächst und wächst“, lautet der Ausblick im Linzer Almanach von 1970.

Oben: Das Verkehrsunfallkommando (VUK) in der Baracke im Hühnersteig (links Rev.-Insp. Wilfried Kotasek).

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Oben: Verkehrsunfall auf der Freistädter Straße an der Stadtgrenze vor Katzbach, rechts ein Hinweisschild „Achtung Radarkontrollen“.

Rechts: Bericht des „Linzer Volksblatts“: „Zu einem Serienunfall, an dem vier Autos beteiligt waren, kam es am 4. August 1970 um 13:00 Uhr im Römerbergtunnel. Der Sachschaden, der durch den Auffahrunfall entstand, ist groß, die Auswirkungen auf den Verkehr, der durch teilweise Blockierung des Tunnels vollständig zusammenbrach, zeigen, welche Bedeutung der Tunnel für den Linzer Verkehr hat.“

Linke Seite oben: Ein Verkehrsunfall in Urfahr an der Kreuzung Hauptstraße/Blütenstraße.

Linke Seite, unten rechts: Rudolf Duchaczek bei einer Verkehrskontrolle im Haselgraben.

Linke Seite, unten links: Der Haflinger-Geländewagen der Linzer Polizei, er wurde auch als Scheinwerferwagen verwendet (von links: Wilhelm Haberfellner und Horst Hemmetsberger).

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Oben: Verkehrsunfall auf der Freistädter Straße an der Stadtgrenze vor Katzbach, rechts ein Hinweisschild „Achtung Radarkontrollen“.

Rechts: Bericht des „Linzer Volksblatts“: „Zu einem Serienunfall, an dem vier Autos beteiligt waren, kam es am 4. August 1970 um 13:00 Uhr im Römerbergtunnel. Der Sachschaden, der durch den Auffahrunfall entstand, ist groß, die Auswirkungen auf den Verkehr, der durch teilweise Blockierung des Tunnels vollständig zusammenbrach, zeigen, welche Bedeutung der Tunnel für den Linzer Verkehr hat.“

Linke Seite oben: Ein Verkehrsunfall in Urfahr an der Kreuzung Hauptstraße/Blütenstraße.

Linke Seite, unten rechts: Rudolf Duchaczek bei einer Verkehrskontrolle im Haselgraben.

Linke Seite, unten links: Der Haflinger-Geländewagen der Linzer Polizei, er wurde auch als Scheinwerferwagen verwendet (von links: Wilhelm Haberfellner und Horst Hemmetsberger).

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In den 1980er-Jahren begann auch in Linz die Zeit der Hausbesetzungen. Im Oktober 1981 wurde in Urfahr das Haus Rosenstraße 13 besetzt. Acht Polizisten mit einem Diensthund sorgten anfangs dafür, dass die Besetzer des städtischen Abbruchsobjekts weder Kontakte noch Nachschub erhalten konnten. Letztendlich bereiteten vierzig Polizisten der Hausbesetzung ein Ende, die sechs Männer und vier Frauen wurden aus dem Gebäude geholt, vier Demonstranten ließen sich dabei tragen. Der letzte Hausbesetzer, Christian H., der sich auf dem Dachboden ankettete, musste losgeschnitten werden.

Rechts: Demonstranten der Arbeiterkammer marschieren in der Mozartstraße an der Polizeidirektion vorbei zur Wirtschaftkammer. Unten rechts: Am 26. November 1987 besetzten Sozialarbeiter das Büro der Linzer Vizebürgermeisterin Hofer und entrollten auf dem alten Rathaus ein Transparent, das Polizisten nach zehn Minuten wieder entfernten. Die Demonstranten forderten eine Öffnung leerstehender Häuser für Obdachlose während des Winters.

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