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In der „Schnelllesigkeit unserer Zeit“ (Blätter für deutsche und internationale Politik), in der Bilder und Texte verschwimmen, ist kein Moment verfügbar, in dem sich Gedanken entfalten können. Der heuler ist der Wartebalken, die Gelegenheit um Zustimmung reifen zu lassen und Widersprüche zu entwickeln. Unser Angebot an dich ist der Stoff, aus dem Meinungen gemacht werden: Hintergründiges und Anfechtbares. Wir sind gespannt auf deine Meinung. Die Chefredaktion (Wiegand und Lea)
heuler -Autoren
Redaktion
Fritz Beise
Jenny Pariser
Tom Seiler
Michel Wiedecke
Isabell Kilian
Anne Halbauer
Wiegand Körber
Theresa John
Michèle Fischer
Nu r ec ht m
Lea Kroos
Anja Heidepriem
Steffen Dürre
Mascha Julia Bach
Daniel Möck
Loni Zacher
Juliane Pfeiffer
Martin Fietze
Tom Putensen
Severin Morgenroth
Ich bin heuler – und du? Melde dich per E-Mail: redaktion @heulermagazin.de Lydia Kuhr
Luise Wagner
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30 heuler – Das Studierendenmagazin Parkstraße 6, 18057 Rostock Tel/Fax: 0381-498-5608 / -5603 www.heulermagazin.de Nr. 111 | Oktober 2015 Herausgeber Studierendenschaft der Uni Rostock Redaktionsleitung Wiegand Körber (V.i.S.d.P.) Lea Kroos redaktion@heulermagazin.de
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Ressortleitungen Michèle Fischer (Uni) uni@heulermagazin.de Isabell Kilian (Leben) studentenleben@heulermagazin.de Tom Seiler (Politik) politisches@heulermagazin.de Anne Halbauer (Kultur) kultur@heulermagazin.de Michel Wiedecke (Online) online@heulermagazin.de Layout, Grafik, Illustration Steffen Dürre Illustration (wenn nicht anders angegeben) Theresa John Bildredaktion & Fotografie Jenny Pariser Korrektorat/Lektorat Anja Heidepriem, Lea Kroos
INHALT // AUSGABE 111 LEBEN 6 8 10 12 14
Bilder des Monats Lieblingsplätze der Redaktion FSJ, FJD, EFD & Co. Generation Smartphone Esperanto
Uni How to get a doctor? Traditio et innovatio auf dem Ulmencampus Mythos Uni Ein Pfiff, ein Fisch – Robbenstation Warnemünde 26 Wimmelbild zum Rausnehmen von Theresa John 28 Da-Sein oder Nicht-Da-Sein – Das ist hier die Frage 29 Wunschzettel an die Gremien 16 20 22 24
Geschäftsführung Fritz Beise gf@heulermagazin.de
31POLITIK 30 Politische Macht der Hochschulgruppen 33 Teterow-Güstrow und Greifswald-Stralsund? Gemeindestrukturreform
34 Zu Besuch bei Rostocks Griechen 36 Migrantiando: Eine kulinarisch-kosmopolitische Ausstellung 38 Antifa, eine politische Bewegung stellt sich vor Kultur 40 42 44 46
Vitrine mit Mascha Julia Bach Kulturfinanzierung Kultourkalender Mit nur einem Bein im Club der toten Dichter Eine Rezension
47 Pro und Contra Klassiker lesen
48 Erich Kästner, verliebt in Rostock Eine Filmkritik
49 Rostock in 100 Worten // Postscriptum 50 Das große Studiengänge-Horoskop
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Redaktionelle Mitarbeit Tom Putensen, Severin Morgenroth, Frank_a Schmidt, Lydia Kuhr, Bartholomäus Schink, Mascha Julia Bach, Luise Wagner, Steffen Dürre, Daniel Möck, Juliane Pfeiffer, Loni Zacher, Martin Fietze Redaktionssitzung gerade Woche, Montag, 19:30 Uhr Die Meinung der Autor_innen muss nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Den Autor_innen wird freigestellt zu gendern. Lizenz Creative-Commons by-nd 3.0 DE. Inhalte können unter Angabe von Urheber_in und Magazinname verwendet werden. Ausnahmen sind durch © gekennzeichnet. Druck altstadt-druck GmbH Rostock Auflage: 3.000 Exemplare Erscheinungsweise: quartalsweise Es gilt die Anzeigenliste 6/15. ISSN 2363-8109
Wir brauchen dich. Als Autorin oder als Autor, als Kritiker oder Kritikerin. Für neue Ideen und frischen Wind, für Richtigstellungen und Diskussionen. Hilf uns, die leeren Seiten mit Inhalten zu füllen, sag uns, was du denkst. Komm zum heuler: redaktion@heulermagazin.de.
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LEBEN Neues Semester, neue Studenten und das wichtigste – neuer heuler! Schließlich muss die Langeweile, die in der zweiten – spätestens dritten Vorlesung der anfänglichen Motivation folgt, irgendwie totgeschlagen werden. Hierfür wartet auf euch eine kleine Fotostrecke mit den Lieblingsplätzen unserer Redaktion und ein anregender Artikel mit Möglichkeiten für die sozial Engagierten unter euch – oder jene, die es werden wollen. Ansonsten... lernt doch eine neue Sprache oder bedenkt den Kommilitonen neben euch mit abfälligen Blicken, weil er (wie immer) in sein Smartphone, statt den neuen heuler blickt. ;)
LIEBLINGsPLäTzE dEr rEdaKTION
Viel Spaß!
Isabell Kilian
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Isabell Der Gespensterwald in Nienhagen – gespenstisch eher weniger, aber wunderschön anzusehen. Der vergleichsweise kleine Strand macht die Atmosphäre perfekt.
Fritz Beise // Foto: Marcus Sümnick Der Freigarten für Freigeister. Ein Ort, an dem man immer Bekannte trifft.
Anja Ein kurzer Trip ans Gehlsdorfer Ufer, schon ist man am besten Platz in Rostock zum Chillen, Quatschen und Beine über dem Wasser baumeln lassen. Ganz nebenbei hat man die perfekte Sicht auf die Rostocker Skyline und Touristen verirren sich hierher zum Glück auch nicht.
Mimi Nächster Halt „Platz der Jugend“! Nun noch fix über den Berg und schon befindet sich Hanseat*in im Ostseestadion. Dabei bietet der Barnsdorfer Wald den roten Teppich – ob mit einem Buch in der Hand, dem Skateboard unter dem Arm oder laufend im Gleichschritt, hier findet jede*r einen Ort zum Entspannen.
Wiegand Vom obersten Geschoss des Kaufhof-Parkhauses über ein Zwischendach und eine 20 Meter lange Feuerwehrleiter erreicht man den höchsten Punkt in der Langen Straße. Wenn einen der Sicherheitsdienst aus dem Konsumtempel nicht abfängt (Vorsicht Kameras), lässt es sich dort bei Bier oder Wein traumhaft dem hektischen Treiben der Innenstadt und der untergehenden Sonne zuschauen.
Michel Die Grubenbäckerei ist vielleicht nicht der Ort, an dem ich am häufigsten oder auch nur häufig anzutreffen bin. Aber sie ist der Ort, an den ich gehe, wenn ich mir zum Frühstück handgebackene Brötchen gönnen möchte. Und natürlich eine obligatorische Station, wenn man bei Freunden zum Brunchen eingeladen ist.
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Bilder des Monats #rostockhilft
Fotos: AStA Uni Rostock
FSJ, FJD, EFD & Co.
Das Freiwillige Soziale Jahr dürfte jedem bekannt sein – möglicherweise auch das FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr). Beide beinhalten Abiturienten als ihre Zielgruppe, doch wie sieht es eigentlich mit Freiwilligendiensten für Studenten aus? Autorin Isabell Kilian leidet unter chronischem Fernweh.
IFD Unter Internationale Freiwilligendiensten (IFD) können sämtliche freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten im Ausland verstanden werden, die zwischen drei und 18 Monaten dauern können und deren Sinn im Dienst zum Wohle der Gemeinschaft und Gesellschaft liegt, sowie dem Verständnis für andere Kulturen liegt. Weltwärts und Kulturweit Eine erste Möglichkeit des sozialen Engagements wäre das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erschaffene Freiwilligenprogramm Weltwärts. Der entwicklungspolitisch orientierte Dienst richtet sich ebenfalls an junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren und kann theoretisch in jedem Entwicklungsland weltweit absolviert werden. Man bewirbt sich bei einer Entsendeorganisation, die die Kontakte zu möglichen Einsatzstellen vermittelt, für ein bestimmtes Entwicklungsprojekt. Die Dauer beträgt auch hier sechs oder zwölf Monate. Das Spektrum an möglichen Einsatzstellen ist größer, als es der erste Blick vermuten lässt. So sind nicht nur Tätigkeiten zur Wirtschafts-, Menschenrechts- oder Demokratieförderung
möglich, sondern auch in Bereichen der Bildung, Gesundheit, Ernährungssicherung oder Jugendbeschäftigung. Es steht lediglich das Gemeinwohl der lokalen Bevölkerung im Mittelpunkt. Anders als beim FSJ im Ausland, bekommt man hier sämtliche Seminare, Flüge, sowie Versicherungen und die Unterkunft bezahlt. Darüber hinaus gibt es ein monatliches Taschengeld von 100 Euro. Das BMZ übernimmt bis zu 75 Prozent der Ausgaben. Allerdings muss die Entsendeorganisationen mindestens 25 Prozent der Kosten aus ihren eigenen Mitteln finanzieren, weshalb von den Freiwilligen erwartet wird, sich an der Spendeneinwerbung für den Freiwilligendienst zu beteiligen. Man wirbt somit bei Freunden, Verwandten oder auch Stiftungen und Unternehmen um Spenden, womit die Entsendeorganisation einen Teil ihrer Kosten decken kann. Nach Abschluss des Projekts ist ein Nachbereitungsseminar erwünscht, auf dem Erfahrungen geteilt und entwicklungspolitische Perspektiven erörtert werden. Weltwärts erwartet also ein entwicklungspolitisches Engagement, das über das freiwillige Jahr hinaus besteht.
Auswärtigen Amts, der sich auf den Bereich Kultur und Bildung im Ausland konzentriert und quasi mit einem FSJ im Ausland vergleichen lässt. Einerseits erwarten die Teilnehmer hier zwar komfortable Rahmenbedingungen (sie erhalten ein monatliches Taschengeld von 350€, Unterkunft und Verpflegung und und sind gesetzlich sozialversichert), andererseits ist die Teilnahme mit einer langen Vorlaufzeit, einem enormen Konkurrenzkampf und hohen Ansprüchen verbunden. Es richtet sich vor allem an Interessierte zwischen 18 und 26 Jahren mit pädagogischer Ader. So arbeitet der Großteil beispielsweise in deutschen Auslandschulen. Die Dauer beträgt sechs oder zwölf Monate, Einsatzorte sind sämtliche Entwicklungsländer in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie in Staaten Mittel-, Südost- und Osteuropas – im Zielland muss allerdings eine der Partnerorganisationen von Kulturweit tätig sein. Beworben wird sich bereits ein Jahr vor Entsendetermin. So kann entweder im März oder September ein Programm gestartet werden. Seminare sind auch hier Pflicht. Workcamps
Neben Weltwärts gibt es noch Kulturweit – ein kulturpolitischer Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-KOMMISSION und des
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Wem sechs Monate oder gar zwölf auf Anhieb zu viel sind, der findet in sogenannten Work-
Urlaubssemester
camps eine gute Alternative: mit zwei bis sechs Wochen oder zwei bis drei Monaten kann man hier recht flexibel variieren. Allerdings ist damit eine Genehmigung des Urlaubssemesters ausgeschlossen. Da die meisten Camps vom Mai bis September stattfinden, eignen sich die Ferien des Sommersemester super, um neue Erfahrungen zu sammeln und aus dem Alltagstrott raus zukommen. Einsatzorte befindden sich im Grunde auf der ganzen Welt und die Tätigkeitsbereichen sind breit gefächert. (Soziales, Kultur, Umwelt und Politik). Die IFD-Anbieter sind oft auch gleichzeitig Anbieter von Workcamps, wodurch die in Deutschland ansässigen Veranstalter meistens auch Partnerschaften mit Organisationen im Ausland unterhalten. Die deutschen Entsendeorganisation veranstalten für die Teilnehmer ihrer Workcamps im Ausland in der Regel Vorbereitungsseminare. Wenn man sich für ein Workcamp einer gemeinnützigen Entsendeorganisation entschieden hat, wird sich direkt über deren Website beworben. Hier verlangen viele allerdings auch ein Motivationsschreiben Was die Kosten angeht, sind in der Regel nur die An- und Abreisekosten zu bezahlen - Unterkunft, Verpflegung und Versicherung werden als Gegenleistung für die Mitarbeit übernommen, die sich im Schnitt auf 20-30 Stunden die Woche beläuft.
EFD Der letzte und vermutlich attraktivste Freiwilligendienst ist der Europäische Freiwilligendienst (EFD) und bietet ebenfalls Projekte im Ausland. Wie der Name vermuten lässt, ist die Auswahl einer Einsatzstelle auf ein europäisches Land beschränkt (hin und wieder ist auch Russland oder die Türkei möglich). Die meisten Bereiche sind hier im sozialen Bereich angesiedelt, es sind aber auch Stellen im Umweltschutz oder Kulturbereich möglich. Der Teilnehmer muss auch hier in der Regel zwischen 18 und 27 sein und sich für sechs bis zwölf Monate aktiv für ein Programm einsetzen. Der EFD ist mit äußerst geringen Kosten verbunden: Verpflegung und Unterkunft werden gestellt und 90 Prozent der Reisekosten übernommen. Darüber hinaus erhält man je nach Land bis zu 100 Euro Taschengeld. Um Versicherungen muss sich hier keine Gedanken gemacht werden aber auch hier müssen ein Vor- und ein Nachbereitungsseminar besucht werden (insgesamt 15 Tage). Datenbank mit Einsatzstellen: www.europa.eu
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Wer darüber nachdenkt, einen Freiwilligendienst in dieser oder ähnlicher Form anzutreten, kommt nicht drumrum ein Urlaubssemester zu beantragen. Dass es dafür vernünftige Gründe geben muss ist klar. Ob so ein Freiwilligendienst ein solcher Grund ist, kommt wohl immer auf den Einzelfall an. Für die Genehmigung ist es wahrscheinlich von Vorteil, wenn sich der Arbeitsbereich des Dienstes in etwa mit dem eigenen Studiengang deckt und zu Studienzwecken dient. Jeder Antrag stellt einen Einzelfall da, der genauerer Absprache bedarf. Darüber hinaus sollte die Frist nicht verpasst werden; hier ein Paar Infos zum Urlaubssemester: Akzeptable Gründe: • ein studiengangsbezogener Aufenthalt an einer ausländischen Hochschule • die Absolvierung eines freiwilligen Praktikums oder die Mitarbeit an einem Forschungsvorhaben Sonstiges: • eine rückwirkende Beurlaubung ist nicht möglich • in einem Studiengang werden in der Regel bis zu insgesamt vier, zusammenhängend aber höchstens zwei Urlaubssemester gewährt • der Antrag auf Beurlaubung ist mit der Rückmeldung, spätestens jedoch bis zum Vorlesungsbeginn des Urlaubssemesters zu stellen
Generation Smartphone
Smartphones überall, im Bus, in der Uni, am Strand. Smartphones bestimmen über tinder, lovoo und badoo Beziehungen und Liebesleben. Smartphones sind Zufluchtsort und Hoffnungsschimmer. Doch das kann nicht nur schön, sondern auch verdammt anstrengend sein. Autor Tom Putensen nutzt sein Smartphone als Kuscheltier.
stürzen. Kann man überhaupt noch ein vernünftiges Gespräch führen, ohne dass der Gegenüber alle zehn Sekunden das Smartphone nach neuen Nachrichten checkt? Zufluchtsort Handy – geht einem der Gesprächsstoff aus, sitzt man sich plötzlich mit von Displays beleuchteten Gesichtern gegenüber und schweigt sich an. Bestenfalls kommuniziert man in solchen Situationen nämlich auch über den Messenger. Manchmal ist das sogar wirklich von Vorteil, denn so kommen keine störenden Tuschelgespräche in Vorlesungen auf und keiner wird abgelenkt. Hier also eine Bestätigung an alle neumodernen Kommunikationsverfechter: Ihr braucht euch nunmehr keine Sorgen mehr über genervte Kommilitonen zu machen.
Samstag, 13:14 Uhr. Anton liegt noch im Bett. Alles voller Glitzer. Mehlig-sandige Zunge. Kopfschmerzen. Woher kommen die nur? Ach ja, da war ja was gestern Abend – eine mal wieder viel zu sehr aus dem Ruder gelaufene Party. Erstmal Nachrichten checken: Heute Nacht also mal wieder fünf Freunde mit irgendwelchen sinnlosen, brabbligen Sprachnachrichten vollgespammt. Gleich mal anhören. Peinlich, peinlich, aber er musste seinen Freunden ja in seinem fast schon komatösen Zustand noch mitteilen, wie es ihm geht und was er sich noch alles aus dem Kühlschrank geholt und natürlich mit wem er alles getanzt hat. Warum Anton das gemacht hat? Sicherlich wegen des Suffs. Aber was wäre, wenn er kein Smartphone besäße? Dafür gäbe es heutzutage ja zum Glück noch Emails. Das wäre doch mal retro!
Und ganz ehrlich – lässt sich ein „Ich liebe dich“ nicht viel leichter eintippen als es vor dem Gegenüber auszusprechen? Durch die Quasi-Anonymität lassen sich doch alle Probleme viel einfacher lösen. Das kann soweit gehen, dass Beziehungen ihr Ende im WhatsApp-Verlauf finden. Vielleicht war aber auch am Ende das Smartphone nicht ganz unschuldig.
Immer mehr und häufiger nimmt das Smartphone Einfluss auf das Leben der Bevölkerung. Gerade die Jugend kann kaum noch ohne Gerät das Haus verlassen. Die Einstellung zur Privatsphäre hat sich gewaltig geändert. Wie kommt es dazu, dass die jüngere Menschheit in der heutigen Zeit immer mehr Informationen preisgibt, teilt, twittert, postet? Es wird suggeriert: Alle machen das so. Was habe ich zu verlieren? Es ist einfach, kostenlos und schnell. Man hat einen Gedanken und kann ihn sofort und überall mit der Welt teilen. Das ist super. So lassen sich Hausaufgaben für die Schule, Meetings zum Besprechen von Referaten, wichtige Termine mit dem Arbeitgeber oder jegliche Nachmittagsbeschäftigungen kurzfristig planen und organisieren. Kein lästiges, schier ewig dauerndes Tippen einer SMS mehr – am besten noch mit T9. Heute dauert es keine zehn Sekunden und der Informationsdurst ist gestillt. Vorerst.
Wir kennen alle den Klassiker von damals aus der Bahn, wenn es aus der Schule nach Hause ging: der berüchtigte 20-Sekunden-Anruf. „Ja Mama, ich bin in zwei Minuten zu Hause.“ Die Mutter macht sich Sorgen und kann so schnell sehen, wie es dem Kind geht. Ähnliches lässt sich auch in modernen Beziehungen beobachten. Die gegenseitige Kontrolle durch das Partnerkontrollgerät, kurz Smartphone, ist bei einigen Paaren gang und gäbe. Es geht damit los, den Online-Status des anderen zu kontrollieren und ihn auf sogenannte Unzeiten, also außerplanmäßige Uhrzeiten, hinzuweisen und den Grund dieser zu hinterfragen. Neue Bekanntschaften (des anderen Geschlechts) werden als Bedrohung angesehen. Alarmstufe Rot, wenn der Partner gleich fünf Konkurrenten auf einmal addet! Gleiches gilt auch, wenn jener quer durch das Gemüsebeet Likes und Komplitare (Kompliment-Kommentare) verteilt. Dass solche Anmaßungen in Konflikten enden können, kann sich sicherlich jeder denken. Am besten endet die Beziehung in den unendlichen Weiten des WhatsApp-Verlaufs. Aber das soll jeder so machen, wie er will.
Alles scheint viel besser und leichter, also wo ist der Haken? Wenn man sich in seiner Umwelt umsieht, fällt auf, dass immer mehr Menschen ihr Smartphone wie ein Haustier behandeln, es überall mit hinnehmen, es immer griffbereit haben, es hegen und pflegen. Diese Abhängigkeit, oft unbewusst, sorgt dafür, dass Nutzer viele Situationen ohne ihr Gerät gar nicht mehr meistern können. Es kommt doch ganz gelegen, sich bei einer langweiligen Vorlesung in die endlosen Weiten von 9gag zu 12
sondern auch die sogenannten Flirt-Apps wie badoo, lovoo, tinder uvm. Das Prinzip dieser Apps ist simpel: Man lädt ein oder mehrere Bilder von sich hoch und kann dann sofort mit dem Flirten loslegen. Es werden Bilder von Personen aus der Nähe angezeigt – die App funktioniert nämlich auch mit Standortabfrage – für optimale Partnerfi ndung. Je nachdem, ob diese Person ins Beuteschema passt oder nicht, wird nach dem Hot-or-Not-Prinzip verfahren. Erst wenn beide Partner sich gegenseitig für hot befunden haben, können sie Kontakt miteinander aufnehmen. Klingt doch total einfach. Selbstbestätigung olé! Will man mehr als nur ein Bild sehen kann man pay2stalk betreiben. Dann besteht die Möglichkeit, an so manche Zusatzinformationen zu gelangen, die man sonst hätte erfragen müssen. Diverse Unternehmen verdienen zur Zeit an den Liebesgefühlen, im Vergleich zu früher aber im großen Stil. Es gilt auch hier: Tendenz steigend.
„Na, was machst du gerade so“ ist ein Anzeichen eines Kontrollfreaks oder eines akut Gelangweilten. Wie haben Leute neben ihren sonstigen täglichen Aktivitäten die Zeit (und Lust) ihre 300 WhatsApp-Freunde, in der Hoffnung auf eine unwesentlich mehr versprechende Antwort, mit solchen Floskeln zu bombardieren? Am besten noch unterlegt mit jeweils drei „:D“ und „:P“-Smileys. Wie man dabei aussieht, möchte und kann ich hier auch nicht beschreiben. Back to topic. Das Smartphone, mit seinen vielen downloadbaren Apps, ist der perfekte Langeweile-Killer. Freundschaftsanfragen bei Facebook werden von manchen inzwischen als Heiratsanträge interpretiert. Meistens bekam man dann die Antwort „Na, wie kommts?“, wieso nicht gleich „Mit welchem zukünftigen Ehemann habe ich das Vergnügen?“ An dieser Stelle: Danke Facebook, dass du uns auf die Geburtstage eines jeden Einzelnen unserer 500 Freunde hinweist, hätten wir nicht auch ohne Erinnerung daran gedacht und statt eines Pinnwandeintrags eine Geburtstagskarte geschrieben? Viele momentane Tendenzen gefallen mir nicht. Social network, wie es sich doch so schön nennt. Man beachte das Wort „-work“ in einem wirtschaftlichen Zusammenhang. Nicht nur Facebook hat ein Geschäft aus der Sozialität eines Menschen gemacht,
Moderne Strandausflüge verlaufen heutzutage so: Ausgerüstet mit Schaufel, Eimer, Decke, Verpflegung und dem Smartphone steht dem Badespaß doch nichts im Wege. Während der vierjährige Sohn alleine versucht Fußball zu spielen, liegen Mutter, Vater und Schwester in der Sonne und diskutieren womöglich bei WhatsApp, wann sie ins Wasser gehen wollen. Außerdem schicken sie sich gegenseitig Bilder vom schönen Blick aufs Meer. In Form von Sprachnachrichten klären sie ab, wer als erstes mit dem Sohn Fußball spielt. Schade eigentlich, es gibt doch schon so viele Fußball-Apps... Natürlich sind dies alles Einzelfälle und dürfen nicht auf die gesamte Bevölkerung übertragen werden. Aber sie vermitteln ein Bewusstsein der Ausmaße. Mal sehen, wohin das alles noch führt ... Anton jedenfalls hat sich bei Facebook gelöscht und verschickt wieder Brieftauben! 13
Esperanto
Ein erfundener Goldtopf am Ende des Regenbogens Autor Severin Morgenroth spricht mittlerweile fließend Esperanto, ist aber selbst noch fast ganz neu in dieser Welt.
Die schönen, nützlichen Absonderlichkeiten der Esperantogrammatik
Ich bin verliebt. Ich bin verliebt in die Plansprache Esperanto, die vom polnisch-jüdischen Augenarzt Ludwik Lejzer Zamenhof gebastelt wurde und der ihre Grundlagen 1887 auf Russisch veröffentlichte. Zamenhof fand doof, dass alle Gruppen, die in seiner Stadt lebten, keine gemeinsame Kultur und keine gemeinsame Sprache hatten und einander darum hassten. Also entwickelte er – begünstigt dadurch, dass er ganz, ganz viel Freizeit hatte, weil Arzt_Ärztin ein mindestens so bequemer Beruf ist, wie Lehrer_in – die Plansprache Esperanto. „Die innere Idee von Esperanto ist: auf neutralem sprachlichem Fundament die Mauern zwischen Völkern zu beseitigen und die Menschen daran zu gewöhnen, dass jeder von ihnen in seinem Nächsten nur einen Menschen und Bruder sehe.“ [L.L.Zamenhof, 1912] Esperanto besteht um der Internationalität und Herrschaftsfreiheit willen aus Vokabeln aus allen möglichen europäischen Sprachen. Nichteuropäische Sprachen berücksichtigte Zamenhof kaum. Er unterlag hier wohl zu sehr dem eurozentrischen Zeitgeist des 19. Jahrhunderts. Außerdem waren ihm die Sprachen indigener Völker Nord- und Südamerikas sowie afrikanischer Stämme sicher nur begrenzt geläufig.
lern|i mi lern|as ili lern|as ili lern|os vi lern|is
Die Esperantogrammatik ist deutlich einfacher und regelmäßiger aufgebaut als die anderer Sprachen, ohne dabei an Ausdrucksmöglichkeiten zu verlieren: Die Reihenfolge der Satzglieder ist ganz egal, für Kommasetzung und Großschreibung gibt es keine festen Regeln, es gibt kein unlogisches grammatisches Geschlecht, jede Wortart hat eine eindeutige eigene Endung und im Vergleich zu den vier Fällen des Deutschen, den fünf des Lateinischen und den acht der indoeuropäischen Ursprache, gibt es in Esperanto nur zwei: Nominativ und Akkusativ. Ein Beispiel der grammatikalischen Vereinfachung: Für jede Zeitform gibt es jeweils nur eine Verwendung. Die verschiedenen Personen und Singular und Plural werden nur durch die Bezugsworte angezeigt. Als weiteres Beispiel der Regelmäßigkeit, Einfachheit und Absonderlichkeit der Grammatik möchte ich etwas erläutern, was Zamenhof aus dem Chinesischen geklaut hat: Alle Wortstämme können durch das Hinzufügen einer Reihe von Vor- und Nachsilben oder das Zusammensetzen verschiedener Stämme in ihrer Bedeutung so verändert werden, dass sich mit ziemlich wenig Lernaufwand, ziemlich viele verschiedene Worte bilden lassen. Die Seitenbezeichnungen beispielsweise lauten einfach „dekstr|a“ für „rechts“ und „mal|dekstr|a“ für „Gegenteil von Rechts“. Wobei die Affixe genaugenommen eigentlich auch eigenständige Stämme sind und allein stehen können. Die Unterteilung in „Wortstämme“, „Präfixe“ und „Suffixe“ hat einzig den Sinn, diese Konstruktionsweise für Menschen, die mit indoeuropäischen Sprachen aufgewachsen sind, intuitiver verständlich zu machen.
Stamm „lern-“ + Infinitivendung „-i“ + Präsensendung „-as“ Personalpronomen 1. Person Singular; Stamm „lern-“ „-as“ ng sendu Pers. Pron. 3. Pl.; Stamm „lern-“ + Präsen Pers. Pron. 3. Pl.; Stamm „lern-“ + Futurendung „-os“ „-is“ Pers. Pron. 2. Sg.; Stamm „lern-“ + Imper fektendung
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lernen ich lerne sie lernen sie werden lernen du lerntest
lern|i lern|ej|o lern|ad|o lern|ar|o arb|ar|o har|ar|o fi|bo|koko jun|ul|ar|-gast|ej|o
Stamm „lern-“ + Infinitivendung „-i“ lernen Stamm + Suffix für Ort „-ej-“ + Substantivendung „-o“ Schule Stamm + Suffix für andauernde Handlung „-ad-“ + „-o“ Lernsession Stamm + Suffix für definierte Gruppe „-ar“ + „-o“ Lerngruppe Stamm „arb-“ („baum-“) + „-ar“ + „-o“ Wald Stamm „har-“ („haar-“) + „-ar“ + „-o“ Frisur Präfix „fi-“ („unmoralisch“) + Präfix „bo-“ (verwandt durch Heirat) + Stamm „koko“ („Huhn“, geschlechtsneutral) Böses Schwiegerhuhn (geschlechtsneutral) Stamm „jun-“ („jung-“) + Suffix für Person „-ul“ + „-ar“ + Stamm „gast-“ („Gast“) + „-ej“ + „-o“ Jugendherberge
Was ist Esperantoland und wer wohnt da? Noch etwas interessanter als das ganze Zeugs, das ihr auch selbst googeln könnt ist wahrscheinlich, was sich nicht so leicht im Internet finden lässt: Ein Blick in die sonderbare Welt, die sich um die Sprache entwickelt hat und noch weiter entwickelt. Darum möchte ich euch ein bisschen weniger nüchtern aus der Perspektive eines Menschen erzählen, der in dieser Welt selbst noch ziemlich jung ist und darum ständig mit riesengroßen Augen umherwandert und sich alles immer unbedingt ganz, ganz genau ansehen möchte. Esperant|uj|o (Wörtlich: „Gefäß für Esperanto“) oder „Esperantoland“ ist immer und überall da, wo sich Esperantist_innen treffen und die Sprache und ihre Kultur lebendig machen. Das können der esperantosprachige Teil des Internets, mein Wohnzimmer, die Rostocker Esperantogruppe, oder – am wichtigsten – internationale Esperantotreffen sein. Die Frage, wer dort wohnt, lässt sich besser beantworten, indem eins („eins“ ist die gegenderte Form von „man“, die grammatikalisch eigentlich gar nicht unbedingt nötig ist, aber wunderbar, um Leute, die Gendern doof finden, zu ärgern.) sie etwas länger formuliert: Wer ist so bescheuert, erfundene Sprache zu lernen und unheimlich viel unbezahlte Arbeit zu leisten, um Treffen zu organisieren und auf Treffen Seminare und Vorträge zu allem Möglichen (von Ukulelespiel, über Swing, über die Soziologie der „Humans of...“-Seiten bis hin zu feministischem Handarbeiten) zu geben? Wer ist so bescheuert, für eine gar nicht so große Sprachgemeinschaft Bücher und Lieder und anderen Krams zu übersetzen und sogar selbst zu schreiben, ohne die Hoffnung, damit jemals über die Grenzen einer kleinen Sekte hinaus bekannt zu werden? - Und die Antwort auf diese Frage lautet: Menschen, die Sprache spannend finden; Menschen, die ernsthaft an die Geschichte mit der Völkerverständigung glauben; Menschen, die furchtbar gerne kreative Sachen machen; Menschen, die Muttersprachler_innen sind; Menschen, die von ihren Freund_innen dazu überredet wurden und zu guter Letzt Menschen, die gerne sehr günstig und unglaublich herzlich um die ganze Welt couchsurfen – und wahrscheinlich auch noch viele, viele mehr. Schrecklich interessant ist das Ergebnis dieses kunterbunten Mosaiks von Motiven: Eine unheimlich vielfältige, unheimlich lebhafte Do-it-yourself-Kultur, die sich recht regelmäßig für mehr oder weniger als eine Woche in Jugendherbergen oder Ähnlichem in allen Ländern der Welt zusammenrottet, um gemeinsam schöne Dinge zu machen.
Frieden, Liebe und Freiheit: Die Geschichte mit der Akzeptanz Dadurch, dass Esperantist_innen im Schnitt ein bisschen offener und schräger sind als andere Menschen, ist es viel, viel leichter, als schräger Mensch in Esperantoland zu überleben. Wenn Transmensch sich etwa morgens auf dem Mädchenklo (mit Rasiermesser!) rasiert, dann kommentiert das eigentlich nie jemand anders als mit „Guten Morgen!“. -Zum Vergleich: In Rostock beispielsweise gibt es immer ein paar Menschen, die Anderen ihr Geschlecht erklären wollen. Und am häufigsten passiert das natürlich komplett aufgefummelt auf Queerparties und direkt neben einem Schild, das erklärt, dass es sich um ein FrauenTransInter*-Klo handelt und alle Menschen hier selbst am besten wissen, warum sie sich für welches Klo entschieden haben. Generell funktioniert Zwischenmenschliches in Esperantoland ein bisschen anders als im Rest der Welt: Eine ganze Woche mit gar nicht allzu vielen (je nach Größe und Dauer des Treffens 15-500) unglaublich kreativen, unglaublich schrägen, unglaublich herzlichen und unglaublich verschiedenen Menschen aus aller Welt zu verbringen bietet sooo viel Gelegenheit, unheimlich enge Bindungen aufzubauen und sich sogar zu verlieben. – Eigentlich meist direkt in alle Anwesenden gleichzeitig. Dabei ist aber auch irgendwie klar, dass eine Beziehung, in der eins sich nur zwei- bis viermal im Jahr für einen unheimlich komprimierten Zeitraum sieht (Flugtickets nach Singapur sind teuer und eine ökologische Katastrophe), nicht funktionieren kann wie eine normale Romantische Zweierbeziehung. Dadurch sind nichtmonogame Beziehungsentwürfe wie Polyamory in Esperantoland deutlich verbreiteter, als im ganzen Rest der Welt. Auch was Liebe angeht, ist dieser kuriose Ort also einfach – bunter. Falls ihr mehr erfahren wollt als ich in diese Seiten quetschen konnte oder auch mal bei unseren Gruppentreffen vorbeischauen, dann ruft mich an oder schreibt 'ne Message... Zum Beispiel an redaktion@heulermagazin.de ˆ la Gis Sev
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UNI
T a dO
Normalerweise werden Zwillinge nicht getrennt – bei dieser Ausgabe machen wir eine Ausnahme. Dieses Mal bin ich dem Politikzirkus (und Tom) entlaufen und versorge euch im Uniressort mit spannenden Informationen rund um das UNIversum. Ob Ulmencampus, das harte Los der Doktorand*innen oder Robbenbabys, in dieser Ausgabe gibt es ein kunterbuntes Potpourri. Doch was steckt eigentlich hinter dem Mythos Uni? Wenn du im nächsten heuler hier dein Foto sehen willst, dann bewirb dich unter: redaktion@heulermagazin.de
Mimi Fischer
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How to get octor
Nein, es geht nicht um Elitepartnerbörsen oder die Suche nach einem Spezialisten. Ob in Medizin, Soziologie oder Chemie – der "Doktor" ist ein akademischer Grad, den es erstmal zu erreichen gilt. Welche Aufgaben, Erfahrungen und Erkenntnisse eine Promotion mit sich bringt, habe ich für euch gesammelt. Autorinnen Loni Zacher, Alexandra Wendt und Lea Kroos fänden eine Doktorarbeit zu Elitepartnerbörsen amüsant. // Portraitfotos: privat
Jonas Wagner – Schiffbau
Nach gut sechs Jahren steht für Jonas Wagner nun Ende dieses Jahres die Verteidigung seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl für Schiffbau an. Eine Promotion im Schiff- oder Maschinenbau ist eher eine Ausnahme und die Berufschancen in diesem Bereich auch ohne einen Doktortitel durchaus gut. Aber dennoch hat sich Jonas für die Promotion entschieden, da er
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trotz Diplom noch nicht das Gefühl hatte, viel zu wissen und er wahnsinnig Lust hatte, zu forschen, neue Technologien zu entwickeln und sich auf einem – wenn auch kleinen – Themengebiet detailliertes Fachwissen anzueignen. In seiner Promotion beschäftigt er sich mit der Optimierung von Schiffsformen unter Berücksichtigung von Unsicherheiten, Wetterbedingungen und möglichen zukünftigen Brennstoffpreis- und Weltwirtschaftsentwicklungen. Die Idee für sein Thema kam von seinem Professor, danach durfte er aber recht frei und eigenständig daran „herumbasteln“. Bei Fragen oder Problemen mangelte es aber auch nie an Unterstützung. Er beantwortet die Frage, ob ihm sein Thema gefalle, mit einem großen „JA!“ und auch insgesamt beschreibt Jonas die letzten sechs Jahre der Forschung und Lehre als eine tolle Zeit, die ihm fehlen wird. Er gibt zu, dass er wirklich Glück mit seinem Lehrstuhl und dem tollen Team hat. Auch mit der Haushaltstelle auf Vollzeit, die er seit seinem zweiten Promotionsjahr besitzt, schätzt er sich glücklich und ist mit seiner Bezahlung (TVL-13) – gerade in MV – vollkommen zufrieden. Die intensive Arbeit an seinem Promotionsthema, gibt er zu, fand erst in den letzten drei Jahren statt. In einer 40-h-Woche widmete Jonas sich neben der Durchführung von Übungen, Laborpraktika, Hausaufgaben, Exkursionen und Prüfungen die meiste Zeit der Forschung. Dazu kamen nebenbei natürlich auch das Publizieren und Präsentieren, aber auch allerhand organisatorischer Kleinkram, wie das Beantragen von Forschungsgeldern und das Einwerben von Projekten. Richtig promoviert wird allerdings erst nach Feierabend, dann wird geschrieben bis die Tasten glühen und eine 50- bis 60-h-Woche ist dann auch schnell vorbei. In den Semesterferien geht es dann aber deutlich entspannter zu.
Stephanie Kohl – Germanistik
Universität besser aufgestellt als manch anderer Promotionsstudent: Durch ihre Arbeit am Wochenende im Ordnungsdienst von Hansa Rostock steht ihr monatlich etwa so viel Geld wie einem Stipendiaten zur Verfügung. Nach ihrer Promotion würde sie gern im kulturellen Bereich arbeiten, denn sie ist sich noch unsicher, ob die Hochschullehre sie auf Dauer ausfüllt – die Mitarbeiterstellen sind ohnehin größtenteils immer befristet. Die Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt muss man allerdings auch realistisch betrachten: „Die Promotion öffnet viele Türen, jedoch gibt es im Kulturbereich nicht übermäßig viele freie Stellen und häufig ist man für manch interessante Stelle dann zu teuer – weil hochqualifiziert.“ Jonas Bresien – Chemie
Stefanie Kohl studierte an der Universität Rostock Germanistik, Öffentliches Recht und Erziehungswissenschaften und schloss das Studium 2011 mit dem Magister ab. Im Rahmen ihres Promotionsvorhabens zum Thema „Der repräsentative Zusammenhang der Dinge. Formen des Wissens und die Modi ihrer Inszenierung in musealen Kontexten.“ will sie mithilfe von germanistischen Theorien kulturwissenschaftliche Aspekte der Darstellung und Ausstellung von Dingen interpretatorisch fassbar machen. Daneben arbeitet sie auf einer halben Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik und ist ehrenamtlich für die Uwe Johnson-Gesellschaft tätig. Sie gibt mit zwei Semesterwochenstunden den Grundkurs Literaturwissenschaft oder einen Aufbaukurs und bietet zusätzlich eine Studienberatung für Germanistikstudenten an. Dies ist ihrer Meinung nach für eine Promotion der Idealfall: 20 Stunden arbeiten, 20 Stunden promovieren. Jedoch muss man für dieses Pensum sehr diszipliniert sein, gibt sie zu. Sehr hilfreich ist dabei der enge Kontakt und Austausch mit anderen Promovierenden ihres Doktorvaters Prof. Dr. Holger Helbig. Zwar gibt es an der Universität Rostock vergleichbare Angebote – die Ansprechpartnerin für Doktoranden ist in diesem Fall Dr. Uta Buttkewitz, Leiterin der Graduiertenakademie, die unter anderem die Finanzierung von Weiterbildungsangeboten der Doktoranden koordiniert, und einen regelmäßigen Doktoranden-Stammtisch. Einen Promotionsstudentenstatus mit entsprechenden Vertretungen wie dem AStA oder StuRa gibt es jedoch nicht. Stefanie Kohl sieht sich dennoch nicht ernsthaft benachteiligt. In finanzieller Hinsicht ist sie durch die halbe Stelle an der
Bachelor- oder Masterarbeiten und das Halten von Seminaren stellt für ihn keine lästige Zusatzarbeit dar, sondern bereitet ihm neben der Forschung Freude und Abwechslung. Zwar gibt er zu, dass die Promotion mit sehr viel Arbeit verbunden ist, aber er mache diese gerne. Je nach anstehenden Aufgaben arbeite er 50 bis 60 Stunden in der Woche. Zunächst war Jonas mit einer halben Stelle Mitarbeiter an der Universität Rostock. Üblicherweise sind diese Universitäts- oder Projektstellen in der Chemie auf drei Jahre angelegt, sodass man für die Promotionszeit finanziell abgesichert ist. Inzwischen bekommt Jonas allerdings ein Stipendium vom Fonds der Chemischen Industrie, mit dem sein Lebensunterhalt ebenfalls gut gesichert ist. Auch mit der Unterstützung durch seinen Themenleiter Dr. Alexander Villinger und auch Professor Axel Schulz ist er sehr zufrieden, da sie immer für ein persönliches Gespräch verfügbar seien. Seine beruflichen Chancen nach der Promotion schätzt Jonas optimistisch ein, wenn auch eine gewisse Flexibilität, was den Ort angeht, notwendig ist. Er ist zwar immatrikuliert, jedoch auch Mitarbeiter, sieht sich aber mehr in der Studentenrolle. Nachdem er vier Jahre im Fachschaftsrat aktiv war, sieht er Promotionsstudenten in Hinblick auf deren Vertretung in Studierendengremien eher außen vor gelassen. Er ist vielmehr der Ansicht, dass man als Doktorand einige Probleme im Studium, wie Vorlesungsinhalte und -anforderungen, besser einordnen kann und eine entsprechende Stimme in der Studierendenschaft sicherlich hilfreich wäre. Jenny – Humanmedizin
Eine Promotion ist für Chemiker üblich, wenn nicht sogar notwendig – das weiß jeder angehende Chemiestudent. Jonas Bresien hat bereits seinen Bachelor und Master am Institut für Chemie an der Universität Rostock erworben und setzt schon seit zwei Jahren innerhalb seiner Promotion das im Master begonnene Forschungsthema fort. Er synthetisiert anorganische Ringsysteme auf Phosphorbasis, die als Bausteine für neue Phosphorverbindungen eingesetzt werden können – betreibt also Grundlagenforschung. Die Promotionszeit in der Arbeitsgruppe von Professor Schulz beträgt durchschnittlich drei Jahre, wie auch in vielen anderen Arbeitsgruppen des Instituts. Vor allem die wissenschaftliche Freiheit und die selbstständige Gestaltung seiner Forschung gefällt Jonas. Auch sein Mitwirken in der Lehre, also die Betreuung von Praktika,
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Ich bin Studentin der Humanmedizin in Rostock und promoviere und studiere gleichzeitig. Zurzeit befinde ich mich im praktischen Jahr kurz vor dem Ende meines Studiums. Im Studiengang Medizin ist es gang und gäbe die Promotion neben dem Studium zu beginnen. Warum das so ist, habe ich mich immer gefragt, aber bis jetzt keine Antwort darauf gefunden. Die meisten meiner Kommilitonen versuchen ebenfalls ihren Doktortitel zu erlangen. Ich promoviere im Fachbereich der Neuroanatomie. Ich befasse mich seit 2012 mit neuronalen Verbindungen der Großhirnrinde, meine Arbeit beruht auf einer Metaanalyse von Rattenstudien. Die Daten werden für ein Softwareprogramm verwendet, das mein Betreuer in der Zusammenarbeit mit einem Mathematiker entwickelt hat. Vor der Promotion habe ich als studentische Hilfskraft bei meinem Betreu-
er gearbeitet und habe über diesen Weg die Doktorandenstelle und das Thema bekommen. Um mich mehr auf meine Promotion konzentrieren zu können, habe ich ein Freisemester im letzten Wintersemester genommen. Und nun versuche ich die Dissertation bis zum Winter diesen Jahres zu beenden und einzureichen. Mit der Betreuung der Arbeit bin ich sehr zufrieden, von der Einarbeitung in das Thema bis hin zu Fragen und Unklarheiten meinerseits, wurde mir immer sofort geholfen, sei es per Email oder bei persönlichen Treffen. Themen wie Anstellung, Lohn und die Vereinbarkeit von Lehre und der Forschung spielen durch das parallele Studieren keine Rolle bei mir. Die Jobaussichten und das spätere Gehalt sind mit oder ohne Promotion vergleichbar. Eventuell bevorzugen große Unikliniken oder spezielle Fachrichtungen, die auf Forschung Wert legen, Absolventen mit Doktortitel. Persönlich denke ich, dass (leider) noch manche Patienten einen Arzt ohne Doktortitel nicht als richtigen „Doktor“ ansehen. Clemens Langer – Soziologie Die Doktorarbeit ist eine besondere Herausforderung – in vielerlei Hinsicht. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Forschungsthema steht auf der einen Seite. Die äußeren Umstände und deren Einfluss auf die Möglichkeiten, sich damit zu beschäftigen, stehen auf der anderen Seite. Und für jeden Promovierenden
sehen diese vollkommen anders aus. Als studierter Soziologe wusste ich nach dem Abschluss für mich, dass da noch etwas fehlt, dass das Ende der soziologischen Auseinandersetzung noch nicht erreicht war. Zudem hatte sich in den letzten Semestern die Filmsoziologie als Forschungsthema mit Leidenschaft herausgestellt, der ich weiter nachgehen wollte. Gleichzeitig stellte sich mit dem Abschluss die Frage nach der zukünftigen Finanzierung – Ansprüche, Bedürfnisse und Ausgaben steigen schließlich. Eine der grundlegenden Entscheidungen war gegen Stipendien und für die Aufnahme beruflicher Tätigkeiten – gerne im universitären Bereich. Leichter gesagt als getan. Die beruflichen Erfahrungen waren und sind mir äußerst wichtig. Das Gefühl, über ein Stipendium finanziert zu werden und mich nur auf die Doktorarbeit konzentrieren zu können, spricht mich nicht an – zumal auch die Zukunft mit betrachtet werden muss. Liegt diese nach einer erfolgreichen Promotion nicht an der Universität, ist das Sammeln wichtiger berufspraktischer Erfahrungen unweigerlich hinausgeschoben. Im Gegensatz zum Stipendium verlangt ein Job in erster Linie die Konzentration auf alle anstehenden Aufgaben. Gelangt man dann noch wie ich in die außergewöhnliche Situation, derzeit zwei Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät und an der Medizinischen Fakultät zu erhalten, vervielfachen
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sich die – äußerst spannenden, aber auch vielfältigen – Aufgaben nochmals. Kontrolle von Klausuren, Begutachtung von Seminar- oder Abschlussarbeiten, Betreuung von Studierenden, Tagungen, Team-Meetings auf Englisch, Forschung live und in Farbe. Zunächst ist also der Spagat zwischen den Stellen und Aufgaben zu bewältigen, bevor sich die Frage nach der verbleibenden Zeit für die Doktorarbeit stellt. Nicht zuletzt muss aber auch noch Zeit für Freunde, Unternehmungen, Spaß, Erholung … und Filme übrigbleiben. Die äußeren Umstände spielen eine große Rolle. Sie sind das, was schlichtweg immer wieder beachtet werden muss, wenn man sich als Promotionsstudent organisieren will. Disziplin, Zeit- und Selbstmanagement sind daher wohl die größten Herausforderungen, um alle beruflichen und studienbezogenen Aufgaben effektiv unter einen Hut zu bringen. Mal geht das besser, mal schlechter. Am Ende unterscheidet sich diese Phase aber wohl gar nicht so sehr vom Schreiben einer Abschlussarbeit. Vielleicht nur, indem den äußeren Faktoren ein größeres Gewicht zukommt – und dass man nicht dem Druck eines Abgabetermins unterliegt. Und das führt wiederum zu einer größeren Eigenverantwortlichkeit … aber das ist nun einmal auch (Selbst-)Studium!
Traditio et Innovatio auf dem Ulmencampus Autorin Juliane Pfeiffer hat sich schon immer gefragt, warum am Rande der KTV so groĂ&#x;e Gebäude stehen.
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Die Standorte der Universität Rostock sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Einer davon ist der Campus Ulmenstraße. Sollten dort schon immer Studenten über Klausuren schwitzen oder wozu diente dieses Gebäudeensemble einst?
In Haus 3 befanden sich damals weitere Unterkünfte, Wirtschafts- und Speiseräume, die Kantine und anderes. Hier sitzt nun das Institut für Mathematik und Teile der juristischen Fakultät. Der studentisch verwaltete Bildungskeller ist ebenfalls in diesem Gebäude zu finden.
Die großen Backsteinbauten in der Ulmenstraße mit ihren Giebeln und vielen Fenstern wurden ursprünglich nicht für die Universität, sondern als Kaserne der Rostocker Garnison errichtet. Typisch hierfür ist auch der 13.500 m² große Exerzierplatz. Am 1. Januar 1890 zogen das erste und dritte Bataillon des Großherzoglichen Füsilier-Regiments Nummer 90 ein. 1913 bekam die Kaserne sogar Besuch von Kaiser Wilhelm II, dessen Namen das Regiment trug. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Gebäude von der Reichswehr und der Wehrmacht bis 1945 weiter genutzt. Danach zogen Truppen der Roten Armee ein, die hier bis zum Abzug nach der Wende stationiert waren. Ein Teil wurde zwischendurch auch an die Volksmarine abgegeben. In den 1990er Jahren war die Ulmenstraße sogar mal der Standort der Hochschule für Musik und Theater, bevor diese in das sanierte Katharinenkloster in der östlichen Altstadt zog. Heute sind hier die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, mehrere Institute, das Sprachenzentrum und weitere wichtige Einrichtungen ansässig.
Die kleinen Bauten an der Südseite waren ein Ökonomiehaus, ein Exerzierhaus und ein Arresthaus. Nun kann hier die Abgusssammlung antiker Plastiken bestaunt werden. Im Flachbau ist auch eine kleine Sporthalle zu finden, die gern vom Hochschulsport und dem Institut für Sportwissenschaften, das seinen Sitz in Haus 2 hat, genutzt wird. Bevor die neuen Hörsaalgebäude gebaut wurden, standen hier Fahrzeuge, Gerätschaften und das Waschhaus der Kaserne. Das Auditorium Maximum wurde 2004 errichtet und ist der größte Hörsaal der Universität Rostock mit ca. 500 Plätzen. Er wird auch für andere Veranstaltungen, beispielsweise Lesungen, genutzt. Das Arno-Esch-Hörsaalgebäude wurde sieben Jahre später eingeweiht und bietet in den zwei Hörsälen Platz für ca. 550 Zuhörer. Arno Esch studierte ab 1946 Rechtswissenschaften in Rostock und wollte die radikale soziale Freiheitspartei gründen, um seine liberalen Überzeugungen gegen das vorherrschende Konzept der SED durchzusetzen. Er wurde 1949 verhaftet und durch ein sowjetisches Militärtribunal wegen Spionage und Bildung einer konterrevolutionären Organisation zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde am 24. Juli 1951 vollstreckt. Eine Gedenktafel erinnert an ihn.
Das Haus 1 war die Hauptkaserne mit Soldatenunterkünften, einem Offizierskasino und Büros der Garnisonsverwaltung. Heute wurde es nach Johann Heinrich von Thünen (1783 – 1850) benannt, der einen Ehrendoktortitel der Universität Rostock für seine wissenschaftlichen Verdienste innehat. Er ist als ein bedeutender Agrar- und Nationalökonom des 19. Jahrhunderts bekannt und entwickelte zum Beispiel die „Thünenschen Kreise“, die zentrale Elemente der Raumwirtschaftslehre sind.
Für die Zukunft ist ein Neubau der Philosophischen Fakultät mit der angeschlossenen Bereichsbibliothek für die Philosophische, die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche sowie die Juristische Fakultät geplant. Dies soll auf der Fläche zwischen Schienen und Rasenfläche entstehen.
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MYThOs UNI Die Universität und das Studium in ihren heiligen Hallen umgibt stets ein Hauch herrschaftlichen Glamours. Aber ist das überhaupt berechtigt? Und fragt das überhaupt noch irgendjemand? Autor Wiegand Körber ist überzeugt, dass nur Diskussionen an Klokabinenwänden zu wahrer Weisheit führen. // Foto: Wiegand Körber
ja einige zweifelhafte Regierungen ins Land gegangen und in gewisser Weise stimmt das auch. Politisches Engagement in radikalen Parteien fi ndet nicht mehr statt, jedoch hat darüber hinaus das politische Interesse generell nachgelassen: 51 Prozent haben kein Interesse an Hochschulpolitik, was aus vielerlei Gründen nachvollziehbar ist. Weniger nachvollziehbar dagegen ist, dass generell nur ein Drittel der Studierenden überhaupt noch politisch interessiert sind, Konsumorientierung und Karrierefi xiertheit haben politisches Engagement längst abgelöst. Was allein deprimierend ist, verstärkt sich noch dadurch, dass zweifelhafte Grundhaltungen dennoch gang und gäbe sind. 19 Prozent der Studierenden Deutschlands lehnen eine pluralistische Interessenvertretung ab und 14 Prozent haben ernsthaft Angst vor kultureller Überfremdung – was auch immer das sein soll. Die Autoren der Studie schlussfolgern außerdem, dass Studierende in allen Facetten des Lebens, des Arbeitens und der Politik konventioneller geworden sind. Dazu passt, dass trotz der spätestens im zweiten Semester aufkeimenden Erkenntnis, dass Studieren nicht Lernen, sondern vielmehr geschicktes Herausstellen der eigenen Individualität in der jeweiligen Peergroup bedeutet. An eine Dekonstruktion des Mythos Uni ist nicht zu denken – im Gegenteil. Kein Dozent, keine Dozentin, kein Kommilitone, keine Kommilitonin, die nicht betonen, wie sehr das Studium fordert und damit eine Zugehörigkeit zum oberen Teil der Gesellschaft begründen. Dabei liegt diesem Denken eine falsche Annahme zu Grunde, nämlich die Überlegenheit geistiger über körperliche Tätig- und Fähigkeiten. Fünf
Rechts-Links-Rechts geht der Blick, bevor die Erkenntnis naht, dass da nicht mehr kommt. Egal wie lange man den Kopf hin und her bewegt, es wird keine transzendentale Auflösung des scheinbaren Widerspruchs zwischen marxscher Dialektik und kantschem Imperativ geben, sondern man sieht sich nur dem guten alten Klo-Pingpong gegenüber. Und wenn man dann aufseufzt, noch kurz die anderen Weisheiten liest, die der Schwarmintelligenz der KlonutzerInnengemeinde entsprungen sind („Unter kleinen Fichtelwurzen hört man leise Wichtel furzen“ bzw. „Yolo ist das Carpe Diem für das Proletariat“) und sich stöhnend in Richtung Seminarraum zurückbegibt fällt auf: Uni ist dann doch oftmals mehr Klo als Kant, mehr Schein als Sein. Oft kommt diese Erkenntnis nicht, denn die Uni gibt sich alle Mühe den Mythos, der sie umgibt aufrechtzuerhalten. Pompöse Hallen, Säulenoptik und Bilder von früheren Rektoren schmücken das Innere der Gebäude und geben den streunenden Studierenden ein herrschaftliches Gefühl. Dabei wird die Hoffnung darauf, dass sich Studierende menschlich positiv vom Rest der Gesellschaft abheben, regelmäßig enttäuscht. Das fängt in der Vergangenheit an und zieht sich bis heute. Studierende gelten gemeinhin als Intelligent und dadurch immun gegen jede Form des Populismus – ein Mythos. Gerade die Rostocker Studierendenschaft trat 1933 freiwillig und in Scharen dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund bei, auf dem Höhepunkt lag die Quote der dort Integrierten bei über 50 Prozent. Kalter Kaffee könnte man meinen, seitdem sind
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Diese wunderschöne Kabine findet sich auf den Männertoiletten im Bebel-Tower im ersten Geschoss.
Denn zwar besteht naturwissenschaftlich kein Zweifel daran, dass ein großer Teil des Intelligenzpotentials angeboren ist, aber ob dieses Potential in einer befruchteten Eizelle vorhanden ist, ist nicht voraussag-, weil nicht vererbbar. Im Gegenteil: Kinder von besonders klugen Eltern werden tendenziell dümmer geboren, bei Eltern mit niedrigerem IQ ist es andersrum. Es ist also in jedem Fall die Umwelt und nicht der wirkliche Leistungsgrad, der entscheidend für den Weg an die Universität ist. Diese Erkenntnisse sind jedoch zu unbequem, als dass sie in breiten Schichten diskutiert werden, stellen sie doch eine scheinbar ganz natürliche, quasi kosmologische Ordnung in Frage, in der Kinder von klugen Eltern studieren und die anderen am Donnerstagmorgen den Müll abholen. Aufklärung von universitären Lehrkräften ist jedoch nicht erwartbar, viel zu sehr sind diese selbst in den Lehr- und Lernbetrieb integriert. Der Ansatz, dass jene, welche die Universitätsgebäude errichtet haben, ebenso viel Respekt verdienen, wie die, die sie nutzen, muss also einmal mehr aus studentischer Initiative erwachsen. Dass diese sich jedoch nicht die Mühe machen werden, den eigenen Mythos zu zerstören, scheint klar. Bleibt also doch wieder nur die Dekonstruktion des Mythos via Klokabinenwand. Beim zweiten Hinsehen ist das jedoch ganz nett und nur noch halb so schlimm. Denn wer möchte schon stundenlang Klo-Pingpong spielen?
oder mehr Jahre zu studieren, um im Anschluss mit Aktien zu handeln, Gebäude zu entwerfen oder wiederum Studierende zu unterrichten, wird unhinterfragt als richtiger und BAföG-förderungswürdiger Weg angenommen. Obwohl der Wert für die Gesellschaft bzw. der greifbare Wert an sich bei all diesen Tätigkeiten gen null tendiert, ganz anders als es beispielsweise in handwerklichen Berufen der Fall ist, Berufe also, die wirklich etwas produzieren. Pauschal trifft diese These natürlich nicht zu, man denke nur an Juristen und Lehrer, die nachweislich eine jahrelange Bildung benötigen, um in ihrem Fachbereich letztendlich die richtigen Entscheidungen zu treffen. Fassbar wird es jedoch, wenn man den x-ten UnternehmensberaterInnen oder LiteraturwissenschaftlerInnen TischlerInnen oder KonditorInnen gegenüberstellt. Dann sind die Jahre des staatsfi nanzierten Lernens und der geförderten geistigen Erbauung auf einmal weniger wertvoll, als im Kreis der Gleichgesinnten reflektiert wird. Einen wirklichen Wert schafft geistige Arbeit eben nicht. Dass dennoch kein Zweifel an der Überlegenheit von geistigen Tätigkeiten besteht, hängt auch mit unserer Gesellschaftskonzeption zusammen, in der sich AkademikerInnen zumeist selbst reproduzieren. Die Zahl der Kinder an der Universität, deren Eltern keine Hochschulreife besitzen oder studiert haben, ist seit Jahrzehnten auf einem konstant niedrigen Niveau. Ein politischer Veränderungswille ist jedoch nicht zu beobachten, denn bei wirklicher Chancengleichheit müsste sich früher oder später jeder und jede fragen, ob die Qualifi kation, studierte Eltern zu haben, wirklich für ein Studium ausreicht.
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Ein Pfiff, ein Fisch – gegenseitiges Lernen auf dem Wasser
Wo könnte das Verhalten von Robben besser erforscht werden, als im klaren Ostseewasser? Vor dem Yachthafen Hohe Düne liegt ein einmaliges Institut. So wie der Ort selbst, ist auch die Forschung von besonderer Art und international gefragt. Autorin Loni Zacher weiß jetzt, wie wichtig Barthaare sein können und dass ein Seebär kleine Ohrmuscheln besitzt.
Es ist ein herrlich sonniger Spätnachmittag. Ich betrete mit unzähligen Urlaubern die Fähre nach Hohe Düne und schaue über die Wellen. „Was für ein schöner Arbeitsweg“, denke ich dabei. Mein Ziel ist die Robbenforschungsstation auf der anderen Warnowseite. Etwas professioneller ausgedrückt das „Marine Science Center“ der Universität Rostock, in welchem die Arbeitsgruppe „Sensorische und kognitive
Ökologie“ des Instituts für Biowissenschaften ihre Forschung betreibt. Dort angekommen, werde ich freundlich empfangen. Auf dem Forschungsschiff Lichtenberg begegnen mir junge Damen barfüßig oder in Gummistiefeln, in bequemer Kleidung und mit netten Gesichtern. Hier und da auch langhaarige junge Männer mit aufgeweckter Mimik, vertieft in neueste Forschungsideen. Ich schnappe etwas über den Einsatz von Flöten auf und freue mich schon auf Geschichten über musikalische Robben. Ich treffe Professor Dr. Guido Dehnhardt und zur Einstimmung geht es auf das Deck, von wo aus die Anlage und die Tiere besonders gut zu sehen sind. Während uns ein frischer Wind um die Nasen weht, beginnt der Leiter des Forschungsinstitutes mit sichtbarem Stolz und Zufriedenheit die Vorgehensweise der Biologen an diesem ungewöhnlichen Arbeitsplatz zu erläutern. Ich hatte nicht gewusst, dass sich um mich herum die weltgrößte Robbenforschungsanlage befindet. Ein Bereich von 60 x 30 Metern Fläche mit einer Wassertiefe von sechs Metern erstreckt sich vor meinen Augen und beherbergt zwölf Tiere, allesamt unter dem Oberbegriff Robben einzuordnen. Dazu
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zählen neun entspannte Seehunde, zwei junge verspielte Seelöwen und ein etwas älterer, gemütlicher Seebär. Professor Dehnhardt erzählt von den Tieren wie von guten alten Bekannten. Kein Wunder, er hat die Anlage in den Jahren 2008 und 2009 selbst aufgebaut, nachdem er von Köln, wo er zuvor im Zoo forschte, nach Rostock gewechselt war. Zunächst wurde das Schiff organisiert, welches bereits als DDR-Fahrgast- und Fluchtschiff diente, dann der Innenausbau den Institutsvorstellungen angepasst, die Außenanlage angefertigt und die Tiere aus verschiedenen Zoos nach Warnemünde gebracht. Zwischenzeitlich lebte der Professor für Biologie sogar selbst einige Jahre auf dem Schiff, das sich durch die Außengänge perfekt für die Arbeit des Instituts eignet. Auch jetzt noch wirkt es, während wir über die Reling spazieren, wie ein Zuhause für ihn, wo er jedes Tier, jeden Mitarbeitenden und jede Schraube zu kennen scheint. Sogar einige wilde Robben, die jährlich wieder kommen und sich oft hinter dem grobmaschigen Netz des Geländes entspannen, sind ihm bekannt. Laut dem Institutsleiter werden Robbendamen von der Balz der ausschließlich männlichen
Institutsrobben angelockt. Einmal vor Ort, überträgt sich die ruhige Atmosphäre ganz von allein auf die wilden Tiere. Es ist nach 17 Uhr, die Kasse hat bereits geschlossen, die Besucherplätze sind inzwischen frei und werden aufgeräumt. Die Öffentlichkeitsarbeit mit der Lehre für Besucher bildet eine wichtige Säule bei der Ermöglichung der Forschungsarbeit. Professor Dehnhardts Projekte werden derzeit noch aus verschiedenen Drittmitteln finanziert, aber eine autonome Selbsterhaltung der Personalkosten durch die Eintrittsgelder ist das große Ziel. Dafür werden viele interessante Angebote auf dem Schiff bereit gestellt und die Medien gefüttert. Nach der Erwähnung großer Fernsehprojekte, dem NDR und dem professionellem Umgang mit Journalisten komme ich mir plötzlich klein vor. Naja, immerhin heißt unser Magazin wie eine junge Robbe ... Nachdem mir schon vor Informationen der Kopf schwirrt und wir vom Wind durchgepustet sind, geht es in die gemütliche Teeküche unter Deck. Bevor ich mich umschauen kann, habe ich bereits dank einer der netten Mitarbeiterinnen eine warme Tasse Tee mit Blaubeermuffingeschmack in der Hand und sitze im Bauch der Lichtenberg. Ich erfahre, dass die WissenschaftlerInnen bereit sein müssen, den vielseitigen Betrieb des Schiffes aufrecht zu erhalten. Dazu zählen neben den Experimenten für die eigene Forschungsarbeit, die Wartung der Anlage, die Pflege der Tiere, der Bildungsauftrag gegenüber den Besuchern, das sichere Auftreten vor Medien. Hinzu kommen noch Lehrveranstaltungen im Seminarraum des Schiffes, sowie die Betreuung internationaler Praktikanten. Erfahrungen darin sind keine Voraussetzung, aber man sollte aufgeschlossen und lernmotiviert sein. Die Gelassenheit der Tiere scheint auf das Team überzugehen. Lediglich die Öffentlichkeitsarbeit wird knallhart durchgezogen. International findet ein reger Forschungsaustausch mit den USA und Kanada statt, sodass auch ein paar Kabinen an Deck regelmäßig bewohnt sind. Von den zwölf bis 16 Mitarbeitenden werden häufig erstaunliche Erkenntnisse beobachtet. Professor Dehnhardt erzählt mir mit freudiger Begeisterung von den Barthaaren der Seehunde, welche interessante Strukturen im Bereich der Hydrodynamik darstellen. Schnell ist die Barthaarform an das Whiteboard hinter ihm gezeichnet und die Möglichkeiten für die Bionik erklärt. Bionik meint die Übertragung natürlicher Systeme auf die Ingenieurswissenschaften. Beispielsweise dienen die Barthaare der Erkennung von Bewegungen in der Umgebung mittels bestimmter Strömungsmessungen. Übertragen auf einen Roboter könnten so Fließbewe-
gungen wie der Golfstrom genauestens kartographiert werden. Eine weitere Beobachtung zeigt, dass die Wärmeadaptation der Tiere über kleine kreisrunde Flächen passiert, die je nach Bedarf wie Ventile schnell geöffnet und wieder verschlossen werden können. Das große Oberthema des „Marine Science Centers“ lautet „Orientierung“. In Verhaltensexperimenten werden nach dem Prinzip der Konditionierung die verschiedenen Sinnessysteme und die kognitive Verarbeitung untersucht. Die Robben lernen im sogenannten Klickertraining per Pfiff und Belohnungsfisch auf Fragestellungen adäquat zu antworten. Fokus-
nur, dass die Arbeit immer so weiter geht wie bisher, am liebsten über seine Pensionierung hinaus. Arktische Robben wären eine schöne Erweiterung für die Zukunft, um Forschungen zum Thema Klimawandel realisieren zu können. Und eine Schiffsrenovierung von außen wäre schön. Ein MRT-Gerät für die Funktionsdiagnostik könnte wohl auch Verwendung finden, gibt er mit einem Schmunzeln zu. Ich merke, die Robbenforschung in Hohe Düne läuft auf Hochtouren. Schön, dass es diese Möglichkeit der Meeresforschung in Rostock gibt. Sicherlich ergibt sich hier für einige Biologiestudierende der Beginn einer Leidenschaft.
siert hat sich das Institut auf das visuelle und auditive System sowie die Weiterverarbeitung der Lerninhalte in den Robbengehirnen. Dabei findet eine rege interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Institut für Anatomie, den Ingenieurswissenschaften und dem Institut für Physik der Universität Rostock statt. Eine naturwissenschaftliche Orientierung ist Voraussetzung für das Arbeiten an Bord, die meisten der Mitarbeitenden haben Biologie studiert. Neben den Meeressäugern werden außerdem noch experimentelle Untersuchungen an Oktopoden und Fischen durchgeführt. Professor Dehnhardt könnte vermutlich noch stundenlang weiter über komplexe Orientierung und Wegintegration erzählen, aber mein Wissen über das Robbenforschungscenter hat sich bereits mehr als verdoppelt. Für die Zukunft wünscht sich der Professor einfach
In mir jedenfalls wurde das Interesse für die Tiere außerhalb des ohnehin bestehenden Niedlichkeitsfaktors geweckt und falls ich nun nicht noch das Fach wechsele, werde ich wenigstens nochmal als Besucher die entspannten Tiere beim sonnen, schwimmen und lernen beobachten. Eine gute Investition scheint das Eintrittsgeld allemal zu sein und zum Abschied hebt der Seebär auch noch wohlerzogen seine Flosse.
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Mehr Informationen sowie Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Instituts auf dem Wasser unter: marine-science-center.de/home.html
Da-sein oder nicht-da-sein – ist das hier die Frage?
Der schwierige Spagat zwischen realpolitischen Forderungen (Anwesenheitspflicht abschaffen/nicht einführen) und der Kritik an der Totalität, die erkennt: Durch Anwesenheitspflicht wird Uni endgültig zum Arbeitsplatz, aber auch ohne sie ließe sich dieser Charakter kaum mehr verheimlichen. Autor*in Franka Schmidt wundert sich über verkürzte Heilsversprechen und naive Vorannahmen zu studentischen Lebensverhältnissen.
Ein Traum: Eine Universität voller Studentinnen, ausgerüstet mit massig Texten voller Anmerkungen, bunter Markierungen, aufbereiteter Sekundärliteratur – fleißig wie diskussionswillig, bereit, am erquickenden Erfahrungsund Wissensaustausch teilzunehmen. Das alles finanziert ihnen der Staat: frei von Sachzwängen weist der Weg dieser mündigen, reflektierten Bildungsempfängerinnen Richtung Mehrwertproduktion. Wer wäre da nicht gerne Studentin? Nach dem Aufwachen geht es dann doch an niemandem vorbei: Es ist etwas faul in der Bildungsrepublik. Auch Dozentinnen sind betroffen: Klar, das sind schließlich diejenigen, die am Vorabend des Seminars Mails erhalten müssen, in denen sich die Referentinnen für den nächsten Tag abmelden. Die einen Methodenkoffer ins Seminar tragen, um auf den darin enthaltenen Mod-Karten Aussagen von zwei Teilnehmerinnen zu notieren, die in der letzten Semesterwoche vor einem nie gesehen vollen Seminar eine klausurvorbereitende Zusammenfassung halten. Prof. Bizeul, Lehrstuhlinhaberin1 für politische Theorie, packte das Problem in der letzten Ausgabe des heuler bei der Wurzel: die Anwesenheitspflicht – eine utilitaristische Heilsbringerin – die der Mehrheit nützt. So tradiert dieser Vorschlag auch klingen mag, so stellt sich Prof. Bizeul doch ganz in den Dienst des Fortschritts. Sämtliche Reformen der letzten Jahre, Jahrzehnte, aktuell die Bologna-Reform und die Modularisierung des Lehramtsstudiums, weisen in 1 Wir haben uns in diesem Leserinnenbrief dazu entschlossen, durchgängig das generische Femininum zu verwenden, in Reaktion auf die schriftlich-männliche Zumutung von Bizeul, der anscheinend sprachlich eine Universität „der guten alten Zeit“ (sprich: vor dem Frauen*studium) herbei zu phantasieren sucht.
eine Richtung – jedoch nicht in die der Bildung. Es geht offensichtlich nur um das Konsumieren von portioniertem, warenförmigem Wissen, das dann im richtigen Augenblick (Prüfungen) gegen Unterschriften und Zertifikate getauscht werden kann. Ist dies schon Tollheit, ist es doch systemimmanent! Der Geist der Anwesenheitspflicht ist ausschließlich am Leitbild der Arbeit ausgerichtet. Darüber findet scheinbar anpassende Identifikation statt, die geistige Autonomie verspricht, allerdings jeder konkreten Erfahrung entsagt. Es bieten sich keine Möglichkeiten, das Wissen mit sich als Frau* in Beziehung, sich reflektierend damit auseinander zu setzen. Diese Zeit wird der Durchschnittsstudentin eben nicht vom Staat freigeschaufelt, wie Bizeul bezeugen möchte. Nur die wenigsten genießen den BafögHöchstsatz, sind frei von finanziellem Druck, einem Nebenjob, der neben Döner und Bett auch das ein oder andere Uni-Buch finanziert – ganz abgesehen von Care-Arbeit im Freundinnenkreis, in der Partnerinnenschaft und auch der Familie. Da drängt sich ein schnell durch gepeitschtes Studium eher auf, als ein gewissenhaft aufgearbeiteter Studienplan. Selbst wenn das alles wegfallen würde – individuelle Lernprozesse werden auch dann nicht durch Anwesenheitspflicht angeregt: Texte vorzubereiten, sich einzudenken, erfordert echte Erfahrung und Zeit am konkreten Gegenstand. Wird das Studium zum Arbeitsplatz durchstrukturiert, folgen die typischen leeren Reaktionen: Desinteresse und chronischer Stress. Der Mensch verliert die Fähigkeit, reflexiv und vernünftig zu denken, wird zur Charaktermaske. Mit diesem verdinglichten Bewusstsein darf sich die Studentin als funktionierende Mehrwertproduzentin am Arbeitsmarkt anbiedern.
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Das kann nicht verwundern. Die Universität ist eine staatliche Institution, die der Logik nach keine andere Funktion erfüllen kann. Alles andere wäre reine Romantisierung. Prof. Bizeul denkt nur weiter und verleiht seiner Sehnsucht nach Stempeluhren Ausdruck. Das bunte Treiben seiner Studentinnen passt ihm jedenfalls nicht. Um es persönlich betroffen zu formulieren: Herrn Bizeul et al. haben meine Krankheiten, Bedürfnisse, Verliebtheiten, persönlichen Downs, Menstruationen, Liebeskummer-Trostpflaster bei Freundinnen NICHT zu interessieren – zumal auch nur attestierte Krankheiten oder “familiäre Gründe” für ihn und viele Andere zählen. In deren Augen sind Studentinnen offenkundig Meisterinnen darin, sich trotz ihrer privaten Sachzwänge und der kompletten Leere der Lehre ihren Spaß am Leben zu erhalten. Ob die Ausprägungen des studentischen Hedonismus nun Verdrängung, Selbstzweck oder bitteres Resultat der offenkundigen Sinnfreiheit ihrer Ausbildung sind, sei dahingestellt. Denn schlussendlich werden sich doch alle ihrer Existenz wegen protestlos am Leitbild der Arbeit festklammern.
Einverstanden oder dagegen? Glaubst du, es ist noch nicht alles zum Thema gesagt? Oder hast du Vorschläge, wie sich Seminare besser gestalten lassen? Auch diesmal gilt wieder: Schick uns deine 3.5004.000 Zeichen an uni@heulermagazin.de. Gegebenenfalls veröffentlichen wir deinen Text in der nächsten Ausgabe oder auf unserer Website.
Wunschzettel an die Gremien
Die neu- und vor allem wiedergewählten studentischen Mitglieder von diversen Gremien an der Universität Rostock, darunter StuRa, Konzil und Fakultätsrat, nehmen mit Beginn des Semesters auch ihre Arbeit auf. Wir haben Anregungen für ein gelungenes Jahr. Autor*innen Tom Seiler und Michèle Fischer wollen mit ihren Wünschen nicht bis Weihnachten warten.
Es gibt eigentlich genug zu tun im Studium. Einige Studierende wollen sich trotzdem darüber hinaus in StuRa und AStA engagieren. Was für die meisten langweilig klingt, sehen sie als Möglichkeit, bessere Studienbedingungen zu schaffen. Im vergangenen Juni wurden neue studentische Mitglieder mit einer enttäuschenden Beteiligung von 7,8 Prozent gewählt. Obwohl nicht klar ist, ob dieser Wert eine Ablehnung oder aber eine Zustimmung zum Bestehenden bedeutet, muss der Blick nach vorne gehen. Zum Beispiel wird derzeit ein neues Studierendenwerksgesetz (der heuler berichtete in der Ausgabe #110) erarbeitet. Der Kreis der Studierenden, die davon überhaupt wissen, ist denkbar klein. Daneben werden zum Beginn der StuRa-Legislatur die AStA-Referate neu gewählt – beziehungsweise werden sich die momentanen Referent*innen in einer neuen Formation aufstellen. Dieser Eindruck besteht jedenfalls, wenn man den Personaldiskussionen im Grünen Ungeheuer in den letzten Wochen folgt. Die Chance auf neue Gesichter ist dementsprechend verschwindend gering – und damit auch die Chance, den Vorwurf zu entkräften, die AStA- und StuRa-Mitglieder hätten es sich längst in ihren Posten bequem gemacht. Diese Wahlszenarien sind immer sehr langwierig, der eine oder die andere traut sich vielleicht deswegen nicht zu kandidieren, obwohl es allen Studierenden der Uni Rostock offensteht. Spätestens zur dritten StuRa-Sitzung werden dann einige Mitglieder desselben nicht mehr erscheinen. Wir sind jetzt schon gespannt, wie lange die Mediziner*innen diese Legislaturperiode durchhalten, bevor das Physikum wieder unerwartet laut an die Tür klopft. Ein Vorwurf an StuRa und AStA lautet, sie würden es nicht schaffen, negative Meinungen aus der Studierendenschaft zu widerlegen. Wünschenswert wäre daher, dass sie ihre Arbeit stärker nach außen tragen.
Wenn die zu treffenden Entscheidungen – wie andauernd behauptet wird, so politisch sind, sollte man nicht zwei Tagen vor der Wahl 90% der Studierenden die Bedeutung von AStA und Co. erklären müssen. Vielleicht müssen die Referent*innen dafür wirklich den mühsamen Weg wählen und das Gespräch mit den Skeptiker*innen suchen – statt drittklassige Partys und den hundertsten Filmabend zu organisieren. Außerdem müssten die Vertreter*innen der Studierendenschaft mehr dafür tun, dass sie persönlich bekannt sind. Da reicht es nicht aus, sich gemeinsam hinter dem Pseudonym Soli.UNI zu verstecken oder sich, darauf verlassend, dass die Wahlbeteiligung sowieso verschwindend gering sein wird, nicht einmal die Mühe zu machen, einen kurzen Kandidat*innensteckbrief auszufüllen. Auch neben den Wahlen sollten die Engagierten daher auf ihre Wähler*innen zugehen – die gesamte Studierendenschaft und nicht nur der schmal abgesteckte Freundeskreis vom Fachschaftsrat. Es mag anstrengend sein, wenn man schon die Freizeit für die Universität opfert, sich dann noch in der politischen Tätigkeit darzustellen und aktiven Wahlkampf durch Pluralismus anstelle einer eindimensionalen Liste zu betreiben - gehört aber dazu. Zieht man einen Strich unter die Wunschliste und rechnet alles fein säuberlich zusammen, soll das heißen, dass wir uns bei den studentischen Gremien und vor allem im AStA neue Gesichter wünschen, die mit innovativen Ideen die breite Masse zur Teilhabe motivieren können. Auch Zurückhaltung, die eigene Wichtigkeit betreffend, wäre von denen wünschenswert, die auch noch in einem halben Jahr aktiv sind, wenn unsere nächste Abrechnung folgt. Veranstaltungen wie der Campustag, die Fahrradwoche oder auch das festival contre le racisme zeigen dann doch, dass es eben nicht der hundertste Filmabend sein muss, sondern dass die Mitglieder der Gremien auch wertvolle Arbeit leisten.
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POLITIK Nachdem der heuler bereits in der letzten Ausgabe Flucht als Schwerpunktthema hatte, beleuchten die Artikel in diesem Heft trotz Flüchtlingskrise andere Themen. Hochschulpolitik spielt wieder eine große Rolle – und bevor jemand stöhnt: Wer kennt schon alle Hochschulgruppen an der Uni? Wie wichtig Engagement ist, haben wir gesehen, als hunderte freiwillige Helfer*innen bereit waren, Geflüchteten, die in Rostock ankommen, zu unterstützen. Manchmal schlägt spontane Hilfe eben die diversen bürokratischen Apparate. Dennoch geht es oft nicht ohne sie. Ein Grund mehr konstruktiv Kritik zu üben, in der Hoffnung, dass Gutes erhalten bleibt und weniger Gutes geändert wird. Das trifft auf alle politischen Ebenen zu, ob bei der Gremienarbeit an der Uni, bei den zahlreichen Strukturreformen in Mecklenburg-Vorpommern und auch auf der ganz großen europäischen Bühne. Ob in Krisen oder im Politikalltag: Kritik und Information gehen immer.
POLITIsChE MaChT dEr hOChsChULGrUPPEN
Tom Seiler
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Zwischen Liste und die LISTE – an der Universität Rostock gibt es acht Hochschulgruppen, die unterschiedliche Formen der Mitgliederakquise verfolgen. Doch wer hat denn nun die größte Macht? Autorin Michèle Fischer würde sich an der Universität mehr Pluralismus wünschen.
Begegnet man Phillip Bock, Alexander Schröder und Marcus Neick in der Universität sind die drei Studierenden ganz unterschiedliche Typen. Phillip studiert Lehramt, Alexander Elektrotechnik und Marcus Politikwissenschaft, in den meisten Fällen findet man sie nicht einmal auf dem gleichen Campus – aber eines haben alle drei gemeinsam: sie sind fester Bestandteil einer Hochschulgruppe an der Universität Rostock. Hochschulgruppen sind Studierendenzusammenschlüsse an einer Hochschule, die sich freiwillig auf Grundlage von gemeinsamen politischen, religiösen, kulturellen oder anderen Wertvorstellungen zusammenfinden, aber anders als beispielweise in Studierendenverbindungen, nicht zusammen wohnen. An unserer Universität existieren acht Hochschulgruppen, momentan ist außerdem die Gründung einer UNICEFHochschulgruppe im Gespräch. Besonders daran: Sie konstituiert sich nicht selbst, sondern wird von der deutschen Geschäftsstelle von UNICEF von oben koordiniert. Zu den Gruppen zählen: Die Jusos, die Grüne Hochschulgruppe, Die LINKE.SDS Rostock, Amnesty International, die DGB-Jugend, die Lokale Erasmus Initative und die Gender/Queer AG. Seit Neustem gibt dazu es die Hochschulgruppe ‚Die PARTEI‘, deren Vorsitzender Marcus Neick ist. „Ich bin Vorsitzender der Hochschulgruppe, weil ich denke, dass es von enormer Wichtigkeit ist, dass es endlich eine endgültige Hochgruppe geben muss, die immer Recht hat.“ Dabei hat er gleichzeitig eine deutliche Vorstellung davon, welche Aufgaben in den Tätigkeitsbereich seines Zusammenschlusses fallen. „Unter anderem zählt hierzu die Erhebung einer Gebühr auf dicke Autos und Zweiräder der Professoren (je nach Karosse bis zu 500€), iPhones, iPads und MacBooks für jeden Studierenden (bis auf Studierende des Studienganges ‚GoodGovernance‘) und natürlich Bierbars in jedem Hörsaal.“Und als wäre das alles noch nicht genug, bieten er und seine zwei Mitstreiter sogar„eine Quotenregelung für Faule, Frauen und faule Frauen“ an. Vielleicht ist das der einzige Mehrwert, den eine politische Hochschulgruppe wirklich liefern kann.
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Wie Marcus gehört auch Phillip, der außerdem AStAReferent für Internationales ist, einer politischen Hochschulgruppe an. Als Vertreter von DIE LINKE.SDS Rostock versucht er die Studierendenschaft zu politisieren und gleichzeitig von linken Inhalten zu überzeugen, was durch Flyer, Filmabende oder praktisch mit Hilfe von Mitarbeit in verschiedenen Gremien undTeilnahme an Demonstrationen realisiert wird. Er ist davon überzeugt, dass den politischen Hochschulgruppen eine besondere Macht obliegt,deren Einfluss aber stark an die agierenden Personen gekoppelt ist. Dass sich die Macht der Gruppe dadurch steigert, dass eine Partei mit politischen Inhalten als treibende Kraft hinter ihnen steht, erwähnt er nicht. Die größte politische Hochschulgruppe bilden die Jusos. Gesamtkommunale Aufmerksamkeit erregten sie, als sie im Juni öffentlich den Rücktritt des Rektors Wolfgang Schareck forderten. Dieser blieb – von außen erwartungsgemäß – völlig wirkungslos, brachte aber laut Mitgliederaussagen eine Spaltung zwischen Hochschulgruppenmitgliedern und Genoss*innen. Andere Mitglieder der Hochschulgruppe widersprechen dieser Darstellung allerdings. Zusammen mit der SDS und der Grünen-Hochschulgruppen stehen die Jusos seit dem Frühjahr 2015 für das Bündnis Soli.UNI („Solidarische Universität“). Der Zugewinn für die Studierenden wird jedoch kaum ersichtlich, da die Facebookseite ausschließlich den Inhalt der Seiten der einzelnen Gruppen wiederspiegelt. Dabei fragen sich Kritiker vielleicht zu Recht, ob sich das Konstrukt Soli.UNI nicht schon selbst überlebt hat und ob nicht dadurch nur der Eindruck von Alternativlosigkeit und fehlendem Pluralismus bestärkt wird. Mitglieder der Soli.UNI widersprechen. Sie stellen einerseits die Praktikabilität in den Vordergrund, da im Senat ein personalisiertes Verhältniswahlrecht vorliegt, dass Listen bevorzugt. Andererseits soll die Soli.UNI auch beispielhaft für das Gelingen einer rot-rot-grünen Verbindung stehen, die ja auf Bundesebene diskutiert wird. Der Gegenspieler der Soli.UNI ist eigentlich der RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) der heute
chen Stammtischen. Dort werden gemeinsame Ausflüge durch MV und ganz Deutschland, aber auch verschiedene kulturelle Angebote geplant, um die Erasmusstudierenden bestens in den Unialltag zu integrieren. Legendär ist die Unicorn-und Rainbows-Partyreihe der Gender/Queer AG, die sich gegen Sexismus, Homo-und Transphobie, sowie für viele weitere Queer-Angelegenheiten engagiert und dabei universitätsweit durch Studierende, Dozierende und Mitarbeiter*innen unterstützt werden. Gibt es nun eine Macht der Hochschulgruppen? Die Antwort lautet in Bezug auf die parteipolitischen Hochschulgruppen „Nein“. Den Stu-
aber faktisch nicht mehr existiert. Zwar gibt es noch eine Facebookseite (letzter Eintrag von 2013), welche den Studierenden den „Einstieg in Studium und die Hochschulpolitik“ erleichtern möchte, aber keine feste Organisation in Form einer Hochschulgruppe. Das zeigt sich auch in der fehlenden Debattenkultur in den universitären Gremien, die wenn überhaupt von persönlichen Differenzen bestimmt werden. Dadurch führt die Schaffung einer uniweiten Liste, wie eben der Soli.UNI, vielleicht viel mehr zu einer Entpolitisierung der Studierendenschaft. Der fehlende Pluralismus spiegelt sich auch in den Wahlergebnissen der verganund Zuverlässigkeit stehen somit auf einer anderen Liste geschrieben. Natürlich beschäftigen sich auch die anderen Hochschulgruppen mit politischen Aspekten. Alexander Schröder gehört der DGB-Jugend „students@work“ an, die sich hauptsächlich mit den prekären Lebensverhältnissen der Studierenden, beispielsweise im Zusammenhang mit der Studienfinanzierung oder allgemeinen Arbeitsfragen, auseinandersetzen. Dabei ist das größte Projekt der Hochschulgruppe die „Sozialberatung“ in Kooperation mit dem AStA, dabei wird den Studierenden die Möglichkeit gegeben gezielte Fragen – rundum Finanzierung genen Gremienwahl wieder – im Juni konnten sich gerade mal 7,8 Prozent der Studierenden überhaupt motivieren neue Mitglieder für den StuRa, die Fakultätsräte, Konzil und Senat zu wählen. Außerdem konnte der Eindruck erweckt werden, dass auf der Liste viele Studierende standen, die mit ihrem geläufigen Namen nur als Stimmfänger*innen bei der Wahl fungieren, aber nicht in der Hochschulpolitik in vollem Umfang (mit bis zu vier Mandaten) mitwirken wollen. Oft handelt es sich dabei um AStA-Referent*innen, die sowieso schon in viele Projekte und Gremien involviert sind und so zur Selbstausbeutung neigen – Ernsthaftigkeit
dierenden muss bewusst sein, dass die Parteien von dieser Art von Doppelstrategie leben. Zum einen Nutzen sie die universitäre Plattform, um Mitglieder zu werben. Zum anderen, zur eigenen Selbstbildung und damit der Formung von regionalen Inhalten zu entsprechen, wie die haltlose Forderung – wohl durch politische Selbstüberschätzung – zum Rücktritt von Rektor Schareck beweist. Was die anderen Hochschulgruppen angeht, kann man vielleicht nicht von Macht sprechen, jedoch davon, dass sie Aufgaben erfüllen, die die Universität nicht alleine wahrnehmen kann – zum Wohle der Studierendenschaft. und Jobben neben dem Studium – beantwortet zu bekommen. Genauso wie die Gewerkschafter*innen geben auch Amnesty International, die Gender/Queer AG und Lokale Erasmus Initiative (LEI) bestimmten Studierenden eine Stimme. Amnesty versucht seit über 50 Jahren mit verschiedenen Veranstaltungen aktiv für die konsequente Umsetzung der Menschenrechte einzutreten, dabei bilden Flucht und Migration sowie die Gewalt an Frauen einen besonderen Schwerpunkt. Dass die Betreuung von ausländischen Studierenden viel Engagement benötigt, betont die LEI bei ihren wöchentli-
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TETErOw-GÜsTrOw UNd GrEIFswaLd-sTraLsUNd?
Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern spricht sich für eine Gemeindestrukturreform aus. Gemeinden sollen aus Kostengründen zusammengelegt und Verwaltungsgebühren eingespart werden. Die Opposition ist entsetzt. Autor Daniel Möck empfiehlt der Landesregierung, erst einmal Ruhe in die Kommunen einkehren zu lassen.
Nicht lange ist es her, da wurden in Mecklenburg-Vorpommern die Landkreise reformiert. Aus vormals zwölf Landkreisen wurden sechs neue Großkreise, zuzüglich zweier kreisfreier Städte, Rostock und Schwerin, geschaffen. Die sogenannte Kreisgebietsreform sorgte im Jahr 2011 für laute Kritik an der Landesregierung. Kleine, wirtschafts- und einwohnerschwache Landkreise wurden aufgelöst und in andere überführt. Ziel war es, Verwaltungskosten einzusparen und die kleinteilige Verwaltung im Land zu reduzieren. Vier Jahre später, im Jahr 2015, beschloss der Landtag die Gerichtsstrukturreform (der heuler berichtete in der letzten Ausgabe #110). Auch diese Reform beabsichtigt eine Verkleinerung der Verwaltungsstrukturen. So sollen von ursprünglich 21 Amtsgerichten nur noch elf Amtsgerichte übrig bleiben. Die Stärkung der Mittel- und Oberzentren wird auf diese Weise fortgesetzt. Und nun, kurz vor der Sommerpause 2015, wurde von den Regierungsparteien eine weitere Strukturreform aus dem Hut gezaubert: Die Gemeindestrukturreform. SPD und CDU
setzen sich also dafür ein, Städte und Gemeinden zu XXL-Gemeinden zusammenzufassen. Kosten sollen reduziert werden, die Gemeinden wirtschaftlicher und leistungsfähiger werden. Gibt es also bald Städte mit dem Namen „Greifswald-Stralsund“ oder „Teterow-Güstrow“? Nein. So krass sehen die Pläne dann doch nicht aus. Stattdessen sieht die Landesregierung Handlungsbedarf bei den kleinen Gemeinden. Immerhin haben in Mecklenburg-Vorpommern aktuell 276 der 755 selbstständigen Gemeinden weniger als 500 Einwohner. Diese Kleinstgemeinden seien nicht leistungsfähig, argumentiert die Landesregierung. Die öffentliche Versorgung könne dauerhaft nicht sichergestellt werden. Schließlich stellen sich dort bereits jetzt die Fragen: Gibt es noch Bürgermeisterkandidaten, Vereine oder eine eigene Feuerwehr? Fragen, die in Zukunft nicht leichter zu beantworten sein dürften. Sowohl Abwanderung, als auch der demographische Wandel dürften ihren Teil dazu beitragen. Trotzdem ist die Reform bei der Opposition und beim Städte- und Gemeindebund um-
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stritten. Letzterer betont, dass auch kleinere Gemeinden leistungsstark sein könnten. Dort beruhten die Strukturen vielmehr auf ehrenamtlichem Engagement. Ohnehin seien die Erfahrungen des Landes mit der Kreisgebietsreform verhältnismäßig schlecht gewesen, sodass ein Erfolg der Gemeindereform fraglich sei. Zudem, so der Städte- und Gemeindebund, würde die Identifi kation mit dem Heimatdorf in großen zusammengefassten Gemeinden fehlen. Die Oppositionsparteien im Landtag beklagen außerdem einen weiteren Anschlag auf den ländlichen Raum. Dazu zählen in Mecklenburg-Vorpommern immerhin 90% der Landesfläche. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) versucht dagegen, die Wogen zu glätten. Es werde keine Zwangsfusionen von Gemeinden geben, so seine Aussage. „Vielmehr solle auf Freiwilligkeit gesetzt werden.“ Doch, ob durch Zwang oder Freiwilligkeit – vor den Kommunalwahlen 2019 sieht Caffier keine Chance, die Gemeindereform zu realisieren.
Zu Besuch bei Rostocks Griechen Die Krise in Griechenland hält schon ist schlecht und zu allem Überfluss tock wird jetzt etwas dagegen
einige Jahre an. Die Lage der Menschen dort gibt es hierzulande krude Vorurteile. In Rosunternommen.
Autor Tom Seiler mag (vegetarisches) Gyros, aber keine Klischees.
gemacht, meint Athanasios Plexidas, Besitzer eines Warnemünder Restaurants. Immer wieder fragt er rhetorisch danach, wer denn hinter den Entscheidungen stecke, seinem Land wiederholt milliardenschwere, sogenannte Hilfspakete zu schicken, die letztlich nie bei den Menschen ankämen. Die damit einhergehenden Sparmaßnahmen verschlechtern die Situation seiner Meinung nach immer nur weiter. „Davon hat weder der deutsche, noch der griechische Steuerzahler etwas.“
Vier Männer sitzen auf der Terrasse eines griechischen Restaurants in Lütten Klein, zu dem ich eingeladen wurde. Als ich an diesem Augustnachmittag zu einem vereinbarten Interview komme, sind in dem Restaurant keine Gäste. Die Männer sind Vertreter der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Rostock (DGGR) und haben sich Zeit genommen, weil ich mich über ihren Verein und die Situation der Menschen in Griechenland informieren möchte. Ein Deutscher und drei Griechen sitzen vor mir, die DGGR hat inzwischen 50 Mitglieder, erzählt mir der Vorsitzende im folgenden Gespräch. Zwei Drittel davon sind Griechen (fast alle in Rostock lebenden Griechen haben den Verein mit gegründet oder sind inzwischen beigetreten), aber auch einige Deutsche konnten gewonnen werden. Die DGGR ist noch sehr jung, sie entstand erst im Sommer 2014, womit ein allerdings schon seit Jahren bestehender Wunsch vieler in Rostock wohnender und arbeitender Griechen umgesetzt wurde. Davor bestand bereits sehr lange eine umfassende Zusammenarbeit und ein aktives Miteinander zahlreicher heutiger Mitglieder, doch die Vereinsgründung erwies sich aus zeitlichen und bürokratischen Gründen als kompliziert.
Wie die Situation der Menschen in Griechenland derzeit ist, möchte ich wissen. „Den Leuten geht es beschissen“, antwortet Plexidas zunächst schlicht, aber deutlich. Sein Sohn erzählt von einem Freund, der nach einem Unfall eine Hand verloren hat, aber keine Invalidenrente bekommt, da er schließlich noch eine Hand habe. Die katastrophale Lage der Menschen in Griechenland ist auch Berichten in Zeitungen, im Fernsehen und im Internet zu entnehmen, obwohl meine Gesprächspartner an diesem Tisch bestreiten, dass die Medien viel darüber berichten würden. So oder so bleiben die meisten Artikel in deutschen Medien distanziert, sie sprechen von Fremden, die weit weg sind und deren Leid wir nicht sehen müssen, wenn wir nicht wollen. Das ist bei den Griechen in Deutschland anders. Sie alle haben noch zahlreiche Verbindungen in ihr Heimatland, selbst wenn sie seit langer Zeit hier sind. In unserem Gespräch werden Einzelschicksale höchstens kurz angeschnitten, aber das Gesamtbild wird deutlich. Nur zu sagen, der griechischen Bevölkerung gehe es schlecht, trifft es nicht - reicht nicht aus.
Dr. Lars Tiepolt heißt der Vorsitzende der DGGR, ein Deutscher, der nicht länger mit ansehen wollte, wie in Deutschland unberechtigte Vorurteile publiziert und verbreitet werden. Er erklärt das Selbstverständnis der Gesellschaft: Zum Einen möchte sie die deutsche Bevölkerung über die Griechen in Deutschland und in Griechenland informieren. Sie will das Interesse für die Kultur wecken und mit Missverständnissen aufräumen. Darüber hinaus richtet sich der Verein aber auch an die Griechen in Rostock und Umgebung: Die Selbstständigen sind so vernetzt und können zusammen Lösungen für Probleme in ihren Betrieben entwickeln, zum Beispiel wenn sie sich auf neue Vorschriften einstellen müssen. Neuankömmlingen aus Griechenland wird geholfen, die Hürden der deutschen Bürokratie zu überwinden und sich hier ein Leben aufzubauen. Viele griechische Mitglieder der gemeinnützigen DGGR leben schon seit 20 oder 30 Jahren in Deutschland, die meisten von ihnen leiten Restaurants oder arbeiten dort. Sie wollen sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam ihre Kultur vor Ort pflegen.
„Wenn man runterfährt, zu den Familien, die wir kennen, ist die Lage wirklich dramatisch, es ist schon erschreckend, das zu sehen“, schildert Tiepolt seinen Eindruck. Zurecht verweisen die vier Männer darauf, dass es für uns in Deutschland unvorstellbar ist, mit welchen Problemen die Griechen derzeit zu kämpfen haben. Ein Beispiel ist die hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere in der Altersgruppe der 18- bis 30-jährigen. Wer in Griechenland arbeitslos wird, erhält nur ein Jahr Arbeitslosengeld – 360 Euro im Monat. Danach muss man wieder einen Job gefunden haben, sonst kann nur noch die Familie helfen. Ein Grund, warum die Familie heute in Griechenland noch so eine herausragende Rolle spielt. Ein anderer sind die mitunter sehr niedrigen Renten, von denen die Betroffenen kaum leben können.
Vor dem Interview auf der Restaurantterrasse habe ich mit Herrn Tiepolt telefoniert. Er freut sich über die Anfrage, möchte aber klarstellen, dass ich von der DGGR keine politischen Aussagen erwarten soll. Ob Tsipras nun gut oder schlecht für Griechenland ist, das soll gar nicht das Thema sein, darin sind wir uns einig. Dennoch höre ich an diesem Nachmittag viele politische Aussagen. Griechenland werde systematisch kaputt
Ich frage, wie die Deutsch-Griechische Gesellschaft Rostock in der Krise konkret hilft. Die Unterstützung anderer Griechen, ob verwandt oder nicht, geschehe nicht erst seit der Gründung des Vereins. „Wir haben
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chen nur für zwölf Personen Platz bieten und diejenigen, die einmal angefangen haben, nicht wieder damit aufhören wollen. Im Sommer war Felix Leopold, ein griechischer Singer-Songwriter, zu Gast, der auf Deutsch und Griechisch gesungen hat. Außerdem sollen schon seit einiger Zeit ein Tanzkurs und ein Sprachkurs angeboten werden. Leider fehle dafür bisher das ausgebildete Personal. Nichtsdestotrotz seien die Veranstaltungen des Vereins eine gute Gelegenheit für Deutsche, nicht nur entfernt mit griechischer Kultur in Kontakt zu kommen, sondern in direkten Kontakt zu den Griechen in Rostock zu treten.
viele Einheimische hergeholt. Wenn ich vier Angestellte brauche, dann hole ich mir sechs“, sagt Plexidas exemplarisch. Ihren Zusammenhalt, in der Familie und als Volk, sehen die Griechen als ihre große Stärke. „Viel stärker als wir uns das vorstellen können“, ergänzt Tiepolt. In der gegenwärtigen Situation versuchen dennoch zahlreiche junge, qualifizierte Menschen Arbeit im Ausland zu finden. Viele von ihnen würden lieber in Griechenland bleiben, können sich dort aber derzeit nicht ihren Lebensunterhalt erarbeiten. Diejenigen, die bleiben, müssen mit sehr wenig Geld auskommen und auf viele Dinge verzichten. Einzig im Tourismus sei noch Geld zu verdienen, doch auch diese Geldquelle wird bedroht. Mit den jüngsten Reformen wurde die Regierung in Athen gezwungen, die Mehrwertsteuer im Tourismus auf 23 Prozent zu erhöhen. Außerdem halte die Flüchtlingsproblematik Urlauber von den griechischen Inseln fern, meint Plexidas. Tiepolt unterstreicht, dass Reisen nach Griechenland dennoch sicher seien, Deutsche sind nach wie vor absolut willkommen. Er selbst fährt sehr oft nach Griechenland und wirbt dafür, das Land zu besuchen. Seiner Meinung nach steckt darin eine Möglichkeit, die griechische Bevölkerung direkt zu unterstützen.
Ich bedanke mich für das spannende Gespräch; das Wasser, das ich bestellt und getrunken habe, muss ich selbstverständlich nicht bezahlen. Im Anschluss an das offizielle Interview bleibe ich noch eine Weile auf der Terrasse in Lütten Klein sitzen und diskutiere mit Plexidas und seinem Sohn über Politik. Wir sind längst nicht in allen Punkten einer Meinung, aber das Diskussionsklima ist angenehm. Es erweist sich einmal mehr als wahr, dass es lohnenswert ist, das Gespräch mit Menschen über den eigenen Tellerrand, also das gewohnte soziale Umfeld hinaus, zu suchen. Die DGGR versucht das zu fördern, während sie bereits einigen Menschen in schwierigen Lagen spürbar hilft.
Nach einer knappen Stunde stelle ich meine letzte Frage: Welche Veranstaltungen und Angebote die DGGR für die Rostocker Öffentlichkeit habe. Tiepolt berichtet von Livemusik-Abenden in diversen Restaurants, doch die Ideen der Vereinsmitglieder gehen weit darüber hinaus. Stolz berichtet er von griechischen Kochkursen, die direkt in den Küchen der griechischen Restaurants stattfinden und dauerbelegt sind, weil die Kü-
Allen, die nun Kontakt mit den in Rostock lebenden Griechen aufnehmen wollen, sei der nächste Livemusik-Abend empfohlen. Dieser wird am 24. Oktober im Restaurant Athos in der Tschaikowskistraße stattfinden, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen auf http://dgg-rostock.de/.
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MIGraNTIaNdO: EINE KULINarIsCh-KOsMOPOLITIsChE aUssTELLUNG IM waLdEMar hOF
In der kulinarischen Fotoausstellung Migrantiando stellen sich 16 Zuwanderer und Zuwanderinnen Rostocks vor und präsentieren zusätzlich je ein Rezept aus ihrem Heimatland. Nachkochen ist erlaubt und erwünscht! Autorin Lydia Kuhr verrät nicht, welches ihr liebstes Gericht ist ‒ höchstens auf Nachfrage. // Fotograf: Victor Ibrahiem
Das wilde Leben Momentan kann man den Eindruck gewinnen, das Chaos beginne, nun auch uns heimzusuchen. Waren bisher hauptsächlich die Küstenstaaten der Mittelmeerländer mit der Aufnahme und Rettung tausender Flüchtlinge betraut bis überfordert, kommen nun auch hier in Rostock täglich neue Menschen auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Missständen in ihren Heimatländern an. Wen hat da nicht schon mal ein Stück Angst beschlichen? - Wollen die alle tatsächlich bleiben? Und was bleibt mir und meinem kleinen beschaulichen Leben, in dem die Prüfungszeiten bisher den größten Stress darstellten? Angst ist weniger ein Gefühl, Angst ist eine Erregung. Eine lähmende. Angst ist alles, was wir im Moment nicht gebrauchen können. Wie könnte man sich ihr also besser stellen, als mit einer Auszeit? Bei einer Tasse Tee, einem guten Gespräch und einem guten Essen, das man vorher vielleicht noch nie kostete…
und Füßen. Beim Besuch eines syrischen Ehepaars in Lütten Klein, wird zwischen Englisch, Deutsch und Arabisch gewechselt. Ich bin ziemlich froh, dass der Fotograf selber aus Syrien kommt und die streckenweise notwendige Übersetzungsarbeit übernimmt. Manches Mal bin ich überrascht von den Antworten, die mir die MigrantInnen auf meine Fragen geben, andere Male betroffen. Einen Augenblick später lachen wir wiederum miteinander. Beinah jedem Besuch war gemeinsam, dass die Menschen die Geheimnisse ihrer Küche gerne weitergeben wollten. Auch, dass es sie gefreut hat, sich all die Mühe zu machen, damit RostockerInnen mehr über Ihre Heimat erfahren. taten folgen lassen Alle Rezepte sind in der Ausstellung, aufzufi nden, aber ebenso online nachlesbar unter dem Link: www.migrantiando.de. Einfach die Seite aufrufen, Zutaten verinnerlichen, Kochlöffel in die Hand nehmen und Völkerfreundschaft praktizieren. Dient zu Letzterem wenigstens als Anfang. Nach der leiblichen Stärkung, die außerdem super gegen ängstlichflaue Magengefühle hilft, darf dann gerne weitergemacht werden: zum Beispiel könnte man den Rest der Semesterferien nutzen als freiwillig Anpackende/r an den zahlreichen Orten in Rostock, wo die ankommenden und weiterfahrenden Flüchtlinge gerade über jede Hilfe dankbar sind. Oder aber (ebenfalls) für ein Praktikum beim FABRO e.V. bewerben, eigene Ideen entwickeln und ein Projekt starten. An den kulinarischen Brücken kann auch gerne noch weitergebaut werden: Rostocks kultureller Reichtum verzeichnet weiterhin Wachstum und dürfte für ein ganzes Kochbuch locker reichen. Das hätte man doch neben seiner Bachelorarbeit eigentlich längst schon mal schreiben können …
Augen, ohren, Herzen und Münder auf! 16 ZuwanderInnen Rostocks erzählen in der Ausstellung Migrantiando, ein Projekt realisiert durch den FABRO e.V. (Förderverein des Rostocker Migrantenrats), von ihrer Lebensgeschichte. Sie erzählen, wie sie sich in Rostock fühlen, was ihre Wünsche und Träume sind, worin sie sich wiedererkennen und worin sie sich unterscheiden von uns gebürtigen Deutschen. Doch sie bringen nicht nur ihre Eindrücke und Erfahrungen mit, sondern zusätzlich auch jeweils ein Rezept aus ihrem Heimatland. Ich betrete die Wohnung von Faysal und Muna in Evershagen. Der kleine Salid tobt durch den Raum und isst die Schokolade, die ich mitgebracht habe, innerhalb von wenigen Minuten beinah ganz auf. Das Baby Zacharia wiegt Faysal auf seinen Knien, während er mir erzählt, wie es ihn und seine Familie den weiten Weg von Somalia bis hierher verschlagen hat. Muna ist noch in der Küche beschäftigt, schon den ganzen Vormittag, wie sie mir später sagt. Dabei hat sie noch Hilfe von einer Bekannten. Ich bin ein wenig beschämt: Bitte nur eine Kleinigkeit, hatte ich vorher gesagt. Dies ist nicht das einzige Mal, das sich meine Gastgebenden viel (zu viel) Mühe bereiten. Saba, die ich im AyslbewerberInnenheim in der Satower Straße besuche, hat ein eritreisches Festessen gekocht, von dem das ganze Haus sattwerden könnte. Und tatsächlich kommen viele der Nachbarn im Laufe des Nachmittags vorbei. Man verständigt sich auf Englisch, mit ein paar Brocken Deutsch, den Händen
Migrantiando – Fotoausstellung 11. September – 02. Oktober, Mo-Do 9-18 Uhr, Fr 9-12 Uhr Atelier Café + Flure des Waldemar Hofs (Waldemarstr. 33) (danach ab dem 02. November im Mehrgenerationenhaus Toitenwinkel)
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Murue
ca de P eix
e Zut aten : · 3 Pa p h en K n r ik a · 4 ob T sen Ko lauch · 2 Bu n omaten · 3 Zw kosm ilc d Kor ia nder · 2 iebeln · 1-2 Z h à 40 beim A 0m eLimette sia n Dorsch ten erhä lt lich l · Sa lz, Pfeff er · Pa · 2 Do o. a nde in der D lmöl (z ren Fis obera n .B. c h · Re er St r.) is · 4 File De n K n ts oblauch pr m ilch h in z ugeb es sen u nd in P a e n u nd Sa lz u n z u m Ko lmöl a n braten. d c he n b r Die Kok ca. 5 M Pfeffer, da n n Z ingen o sw iebeln in u nd m it uten köcheln u nd Pa . L imetten sa ft pr ik a d , la s sen. in den T a zu Jet op h in z utu n. A bge f geben, z u let z t d ie Fisch fi le geben, z t Toma de c k t c der Fisc ten u nd t s fa lten a. h ga r is K t. Da s G 10 M inuten köcheln or ia nder er icht m la s sen, it Reis s Tipp: T bis er v ieren r ad . Topf ge it ionell w ird da s G e r sch ichte icht in t. r e c ht d Br ick u nd Da s geht a be r nu r, w a sil ien in eine fest ist, d iesem m e n n da da m it e Fa ll w ir s Fis sn d pfeffer t u nd m it es in Scheiben icht mat sch ig ch fi let w ird. In Topf au L imette gesch n it ns sg ten, ges a lz t, ge Reihen fo eleg t. Da r ü be a ft bet räu felt, r w ird da n ac h lge gesc da in einem h liegen. Die Kok ichtet, d ie Tom s G emü se in b o aten soll e sm ilch ben, a ll sch ten a be liebiger es ro 2-3 EL P z u m Kochen b ütteln u nd ü b e r de n A b e n au f r ingen. a lmöl d u a z u geb Ku rz vo en. r dem S flau f geiedepu n Zu let z t kt Kor ia nd e Pfeffer u nd L im r d r ü ber st reue nu ett da s G e r icht fer t e a bsch mecke nd noch ma ls ig. m it Sa lz n. Ist d a s G em ü se ga r, , ist
Reciane Costa de Andrade, (Jahrgang '77) aus Belém, Brasilien, Diplom-Geografi n. Zog 2003 nach Deutschland, seit 2011 lebt sie in Rostock mit ihrem Mann und zwei Kindern. Für Migrantiando kocht sie Murueca de Peixe.
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Spätestens seit die Polizei die Antifa bei der Unterbringung der Geflüchteten in Rostock um Hilfe gebeten hat, ist klar: Hinter den sogenannten Linksextremisten steckt mehr, als einschlägige Berichte vermuten lassen. Zeit für Aufklärung zu sorgen. In dieser und in der nächsten Ausgabe berichten Insider aus der Szene über ihr Engagement.
Antifa, eine politische Bewegung stellt sich vor
Antifaschismus hat eine lange Tradition und ist bis heute ein wichtiger Bestandteil vor allem linker Politik. Trotz ihrer aufopferungsvollen und nicht immer ungefährlichen Arbeit hat die Bewegung einen zweifelhaften Ruf. Hier soll ein kurzer Blick darauf geworfen werden, was wirklich dahinter steckt. Autor Bartholomäus Schink ist ein Pseudonym und der Name eines Kölner Edelweißpiraten und Antifaschisten, welcher 1944 mit 16 Jahren von Nazis erhängt wurde.
derstand gegen Versammlungen der NSDAP und scheute auch nicht vor körperlichen Auseinandersetzungen mit Nazis im Kampf um die Straße zurück. Zahllose Mitglieder der historischen Antifa wurden von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Nur wenigen gelang die Flucht ins Exil. Historisch war die Antifaschistische Aktion eine linke Verteidigungsbewegung gegen den Faschismus, zur Wahrung der erreichten demokratischen Fortschritte und zum Schutz linker Bewegungen in Europa.
Jahrelang war „Antifa“ ein Synonym und Aufhänger für linksradikale Politik, den AktivistInnen galt die Antifaschistische Aktion, euphemistisch ausgedrückt, als „ein bisschen mehr“ - gemeint war der Kampf ums Ganze. In großen Teilen der Bevölkerung herrschte und herrscht jedoch das Vorurteil, dass es sich bei engagierten AntifaschistInnen um chaotische bis destruktive Taugenichtse handelt, um „Zecken“ eben, wie es der rechtslastige Stammtischgast von nebenan benennen würde. „Steineschmeißer“, „linke Faschisten“ oder etwa „Chaotenarmee“ ergänzen das Repertoire an Verkürzungen und Beleidigungen, denen man sich als antifaschistische/r AktivistIn nach wie vor ausgesetzt sieht. Differenzierte Bilder der Bewegung erreichen eine breite Öffentlichkeit nur in wenigen Ausnahmen. Erwähnenswert ist da eine Danksagung des Journalisten Sebastian Leber im Tagesspiegel, erschienen im Januar 2014. Sein Text trägt den Titel „Danke, liebe Antifa!“ und meinte es damit ernst, ohne jeglichen Zynismus. Jedenfalls ist Antifa-Politik mehr, als die gängigen Vorurteile glauben machen und in Zeiten rassistischer Mobilisierung bitter nötig. Wie die Bewegung entstanden ist und was sie sich vorgenommen hat, soll hier beleuchtet werden.
Erst in den 1980er Jahren wurde die Antifaschistische Aktion aus linksradikalen Zusammenhängen, wie etwa der Autonomen- und Hausbesetzerszene, neu initiiert. Wieder ging es um die antifaschistische Selbstverteidigung linker Bewegungen. Die Angliederung der ehemaligen DDR-Gebiete an die BRD löste in Deutschland eine massive nationalistische Stimmung aus. Gegen diesen Taumel organisierten Antifa-Gruppen Aktionswochen und Demonstrationen unter dem Motto „Nie wieder Deutschland!“. Das häufig verwendete Zitat von Paul Celan „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ sollte daran erinnern, dass ein starkes Deutschland bislang stets Krieg und Mord über Europa und die Welt gebracht hat. Tatsächlich bekam die Neonaziszene in Ost und West bald erheblichen Zulauf. Ein Export neonazistischer Organisationen und kultureller Lebenswelt in den Osten begann, den die dort bereits etablierten rechten Banden begeistert annahmen. Eine lang anhaltende Welle der Gewalt gegen Linke, Obdachlose und vor allem MigrantInnen war die Folge und überrollte nicht ausschließlich Ostdeutschland. Hunderte Morde, Körperverletzungen und Brandanschläge machten Teile der Bundesrepublik in den 1990er Jahren zu regelrechten No-Go-Areas. Die Ereignisse von Hoyerswerda, Mölln, und Lichtenhagen bildeten Kulminationspunkte neonazistischer Mobilisierung und offenbarten rassistische Einstellungen in der Bevölkerung. Nicht nur Neonazis beteiligten sich an den Pogromen, zahllose BürgerInnen klatschten Beifall oder
Ein Ausflug in die Geschichte Das Akronym Antifa steht für Antifaschistische Aktion. Der Begriff des Antifaschismus geht zurück auf die politischen Entwicklungen der 1920er Jahre in Italien. GegnerInnen Mussolinis und seiner Idee des Faschismus wurden als AntifaschistInnen bezeichnet. Antifa bezieht sich noch heute auf ihren Vorgänger in der Weimarer Republik, die Antifaschistische Aktion. Ausgerufen durch die KPD, sollte sie als verbandsund parteiübergreifende Bewegung gegen den drohenden Nationalsozialismus ankämpfen und die Kräfte der ArbeiterInnen bündeln. Die Antifaschistische Aktion versuchte mit Flugblättern und Kundgebungen die arbeitende Klasse gegen den Faschismus zu aktivieren, leistete Wi-
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S C H I S T IS A F C TI
AK TION wurden selbst gewalttätig. Damals wurde klar, dass menschenverachtende Einstellungen keineswegs nur ein Problem des rechten Randes sind. Die radikale Linke erkannte die gefährliche Situation, konnte den rassistischen Mobs aber nur wenig entgegensetzen. In Reaktion darauf bildete Antifaschismus fortan das bestimmende Feld linksradikaler Politik in Deutschland.
Die Korrelationen von Neonazis und Gesamtgesellschaft sind ausschlaggebend für den umfassenden politischen Anspruch der Antifa. Wenn Neonazis rassistische Morde begehen können und dabei jahrelang unentdeckt bleiben, trägt auch der gesellschaftliche Rassismus daran die Schuld. Es geht den AktivistInnen nicht darum, sich Jahr um Jahr mit Neonazis auseinandersetzen zu müssen. Das eigentliche Ziel besteht darin, eine gesellschaftliche Transformation anzuschieben, die der Menschenfeindlichkeit von vornherein das Wasser abgräbt. Deswegen richtet sich Antifaschismus auch gegen das staatliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche System, welches die Grundlagen für Ausbeutung und Unterdrückung legt. Nazis sind immer nur ein Symptom. Wichtig ist zu erkennen, dass sie nicht zu bekämpfen sind, weil sie schlechte oder gar böse Menschen sind, sondern aufgrund der Rolle, die sie eingenommen haben. Antifaschismus heißt also letztlich, für eine Gesellschaft einzustehen, die solche Rollen nicht länger ausbildet. Erfolge konnte die antifaschistische Bewegung dabei in den letzten Jahren vor allem durch konsequente Protestaktionen erzielen, die bis in die entlegensten Winkel des Bundeslandes getragen wurden. Mittlerweile gibt es auch in kleinen Städten Ansätze zivilgesellschaftlichen Widerstands gegen Neonazis – vor wenigen Jahren wäre dies an vielen Orten noch undenkbar gewesen. Kurzfristig bedeutet Antifaschismus aber auch, sich RassistInnen konsequent in den Weg zu stellen. Ob nun bei pogromartigen Ausschreitungen in Heidenau, Brandstiftung in Groß Lüsewitz oder gewalttätigen Übergriffen hier in Rostock; wenn der rassistische Mob tobt, muss diesem Treiben Einhalt geboten werden.
Die Notwendigkeit von Antifaschismus in Mecklenburg-Vorpommern In Mecklenburg-Vorpommern ist das bis heute so geblieben. Neben Sachsen gilt das Bundesland im Nordosten als neonazistische Modellregion. Immer wieder kam es hier zu hemmungslosen Gewalttaten. Neonazis prügelten Touristen auf Usedom ins Krankenhaus, erschlugen Obdachlose und MigrantInnen und initiierten rassistische Pogrome. Kinder dieser bundesweiten Pogromstimmung erschossen am 25. Februar 2004 Mehmet Turgut im Rostocker Stadtteil Toitenwinkel. Heute gibt es im Land ein festes Netzwerk aus Kameradschaften, Rechtsrockbands, völkischen Siedlern und der NPD. Die rechten Schläger von einst sind älter geworden und haben sukzessive Strukturen aufgebaut, die das Überleben der neonazistischen Szene sichern. Neonazis sind zum Teil aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr und im lokalen Sportverein. Sie haben Handwerksbetriebe und sind teils in ihren Gemeinden sozial angesehen. Sie engagieren sich in der Lokalpolitik und gründen Bürgerinitiativen. So nehmen sie Einfluss auf das oft konservative politische Klima in den ländlichen Regionen und machen neonazistische Einstellungen salonfähig.1 1 Über die aktuellen Verquickungen der rechten Szene berichtet auch die Journalistin Andrea Röpke in ihrer letzten Veröffentlichung „Gefährlich verankert“. Diese ist kostenlos über die Homepage der SPD-Landtagsfraktion erhältlich.
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KULTUr
MasCha JULIa BaCh
Last but not least: Das Kulturressort. Bildungsbürgerlich auch "Feuilleton" genannt, erklärt schon die Geschichte dieses Ressorts die heutige Platzierung ganz am Ende des Hefts. Im Deutschland des 19. Jahrhunderts ergänzte das Feuilleton als loses Beiblatt die Zeitungen. Damit wurde die im Feuilleton enthaltene seichte Populärkultur von der gesellschaftskritischen Presse und den klassischen Ressorts abgegrenzt. Dies änderte sich erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Dem Feuilleton wurden tatsächlich eigene Seiten zugesprochen und auch stilistisch durfte es kritischer zugehen. Vielen Dank, liebe Zeitgeschichte für diese Errungenschaft. Zwar noch immer ganz hinten im allerletzten Teil des Hefts platziert, wünsche ich viel Spaß beim Lesen: von Populärkultur, kulturpolitischer Kritik und totgesagter Lyrik.
Anne Halbauer
vITrINE
Hier soll eine kleine Plattform für eure künstlerischen Arbeiten sein. Egal, ob Malerei, Bildhauerei, Fotografie oder Literatur – zeigt her euer Können! Falls ihr Lust habt, euch und eure Arbeit vorzustellen, dann könnt ihr uns rund um die Uhr eine Email an kultur@heulermagazin.de schreiben. Wir freuen uns auf eure spannenden Vorschläge! 40
Hi, ich bin Mascha und im Internet kennt man mich eher als FraeuleinWundertoll, vor allem auf Facebook, wo ich meine Bilder veröffentliche und gern mit meiner Community in Kontakt stehe. Ich zeichne, seit ich denken kann, habe als Kind Zeichenunterricht bekommen und bringe mir, seit ich mit 14 dafür keine Zeit mehr hatte, alles andere selbst bei. Den größten Einfluss hatten definitiv die Disney-Filme meiner Kindheit auf mich, außerdem verehre ich Alfons Mucha und eine ganz tolle Hamburger Künstlerin, Olga „AsuRocks“ Andriyenko. Ich zeichne vor allem Frauen, weil mich die weichen Rundungen ihrer Körper faszinieren. Die Kunst ist für mich Ventil, Ruheort und schlicht und ergreifend meine Leidenschaft.
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Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!
Kultur in Rostock ist vor allem eine Frage des (fehlenden) Geldes. Gerade jetzt aber tut sich einiges im Lande Mecklenburg. Einerseits hat Matthias Brodkorb eine Erhöhung der kulturpolitischen Mittel angekündigt, andererseits treten Verteilungskämpfe innerhalb der Szene offen zu Tage. Grund genug zu fragen, was Kulturförderung in Rostock ausmacht. Autor Wiegand Körber verachtet Neoliberalismus. Aber waren nicht alle großen Künstler arm?
Zwei Millionen mehr für die allgemeine Kulturförderung – Mit dieser Nachricht verblüffte Bildungsminister Matthias Brodkorb (SPD) Ende August die Kulturszene MecklenburgVorpommerns. „Zu wenig und zu spät“, sagt Ralf Kirsten dazu. Der 59-Jährige ist seit Jahren fester Bestandteil der Rostocker Kulturlandschaft, war leitende Hand hinter dem Aufbau von Radio Lohro und hat Kulturnetzwerk e.V. aus der Taufe gehoben, in dessen Umfeld unter anderem das li.wu, JAZ und die Kunstschule entstanden. Seine Kritik als das Nörgeln abzutun, das in Finanzdingen üblicherweise aus der Kulturszene dringt, greift daher zu kurz. Was aber liegt dann dem von Kirsten gefällten Urteil zu Grunde? Die Antwort liegt in der Kulturpolitik der letzten Jahrzehnte begründet. Diese ist seit den Erfahrungen einer zur Propaganda verkommenen, zentralisierten Staatskultur zur Zeit des Nationalsozialismus, Ländersache. Zwar entwickelte sich bis ins 21. Jahrhundert ein weitestgehend undurchschaubares Geflecht aus Länder- und Bundesprogrammen, doch letztendlich entscheiden meist die Kommunen über die Ver(sch)wendung der Gelder. Während bis weit in das 21. Jahrhundert staatliche Kultureinrichtungen dominierten, förderten vor allem Politiker und Aktivisten aus dem alternativen Milieu im Zuge der 68er Bewegung eine Kulturfinanzierung, die auch freie Projekte und Initiativen miteinbezieht. Im Gegensatz zu staatlichen Kultureinrichtungen können freie Kulturträger radikale Kritik üben, Experimentelles bieten, sowie Heimat für Skurriles und nicht-massentaugliches sein. Anders als in Westdeutschland erfolgte die Umwandlung von einer Kulturpolitik, die die DDR vor allem ideologisch und zensorisch vo-
rangetrieben hatte, nicht allmählich, sondern plötzlich. In Rostock war es der Kulturamtsleiter Lutz Nöh, der aus dem Westen nach Rostock kam und – grün sozialisiert – in den 90er Jahren die Übertragung der staatlichen Kulturstädten in freie Trägerschaften vornahm. Betroffen waren unter anderem das M.A.U., das Heimatmuseum Warnemünde, sowie Theater und Kunsthalle in ihrer jetzigen Form, als von Kirsten bezeichnete „Halbkonstrukte“ in denen zwar eine teilweise freie Trägerschaft gewährleistet ist, die aber personell an die Stadtpolitik gekettet sind und sich dadurch einer dauerhaften finanziellen Unterstützung durch Kommunalmittel sicher sein können. Diese Neuorientierung auf freie Trägerschaften kam vor allem denen zu Gute, die – wie Ralf Kirsten sagt – aus der „Rotweinlache“ kamen und ihre Vorstellung von kritischer Kultur während der DDR nur in den wenigen Subräumen verwirklichen konnten. Das änderte sich jedoch plötzlich, als Anfang der 2000er Jahre die unter SPD-Herrschaft gepflegte Misswirtschaft in Rostock einen Höhepunkt erreichte. Spätestens mit der Wahl Roland Methlings zum Oberbürgermeister im Jahr 2005 wurden die Haushaltspläne daher durch ein hartes Sparprogramm dominiert. Die angedrohten Einschnitte im kulturellen Bereich blieben jedoch aus, weil sich die freien Kulturschaffenden in Rostock mittels Demonstrationen, Lobbyarbeit und großer Unterstützung aus der Bevölkerung gegen die Kürzungen stellten – unter ihnen die Kunstschule, das li.wu., Radio Lohro, die Stubnitz und viele andere. Die Situation heute ist mit der Situation Mitte der 2000er vergleichbar, denn auch heute geht eine kulturelle Sparwelle durch Rostock, jedoch mit anderem Ziel: Dem Volkstheater. Der
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Unterschied: Während sich Rostock ab 2005 selbst einen Abbau der horrenden Schulden auferlegte, ist es heute das Innenministerium, das den Haushalt Rostocks überwacht. Denn die Schuldenbremse droht am Horizont und mit ihr die Verpflichtung aller Kommunen, schuldenfrei auszukommen – mit der Folge, dass Städte wie Rostock jeglichen Handlungsspielraum verlieren. Um in Zahlen zu sprechen: 150 Millionen Euro Defizit. Das Innenministerium verlangt von der Stadt jährlich zehn Millionen abzubauen, das bedeutet eine Abbaudauer von mindestens 15 Jahren. In dieser Zeit aber dürfen die Regierungen der Hansestadt weitestgehend nur in bestehende Kulturprojekte investieren. „Das ist besonders fatal, weil zu Kultur auch Scheitern gehört“, so Ralf Kirsten. Das Fehlen der finanziellen Mittel wird aber von Teilen der Kulturszene Rostocks nicht mit dem Blick nach oben, sondern mit Verteilungskämpfen zur Seite beantwortet. Ein unter dem Pseudonym Rita Kimmkorn verfasster Brief erreichte Mitte des Jahres mehrere alteingesessene Kulturträger der Stadt – unter ihnen auch Ralf Kirsten und die KARO AG, die die Frida 23 verwaltet. Die unbekannten AutorInnen kritisieren in ihrem Schreiben, dass die alteingesessenen Kulturträger „an die Schaltstellen der wichtigen Entscheidungen und Geldtöpfe“ gesetzt haben und die damit „Besitzstandswahrer (sind), von denen kaum neue Impulse für die Rostocker Kulturszene ausgehen. Leider ist Rita Kimmkorn nichtsehend gegenüber dem Fakt, dass der Grund für fehlenden Mittel nicht bei den anderen Zahlungsempfängern, sondern bei den Verteilern liegt – in der Kommunal- und Landespolitik. Anders als 2006 ist auch keine großflächige
Mobilisierung der RostockerInnen zu beobachten. Das Theater kämpft weitestgehend für sich, zwar mit Unterstützung von (zweifelhafter) nationaler Prominenz, jedoch ohne einen ähnlichen Rückhalt in der Bevölkerung. Auch die anderen Kulturträger halten sich mit Solidarbekundungen zurück, wohlwissend, dass es in der Vergangenheit immer das Theater war, das sichere und höhere Förderungen erhielt – ganz anders als jene, die sich von Förderbescheid zu Förderbescheid hangeln müssen. Hierin zeigt sich eine Grundlagendiskussion, die sich um Kulturpolitik rankt. Sind es staatliche Institutionen bzw. staatliche Halbkonstrukte, die gute Kultur schaffen, oder sind es die freien Träger? Der Vorteil eines Staates der lediglich aktivierend wirkt, ist, dass die Kulturträger unter dem permanenten Druck stehen, Innovationen zu präsentieren, um sich etablieren zu können. Staatliche Projekte dagegen sind auf Zuschauer nur relativ angewiesen – wie das Theater in den letzten Jahren deutlich gezeigt hat. Diese Trägheit und das Ausruhen auf der öffentlichen Finanzierung ist dann auch die Kehrseite der staatlichen Kulturfi nanzierung. Andererseits bietet der Staat dem kulturellen Prekariat jedoch meist die einzige Möglichkeit zur Ausfi nanzierung des eigenen Lebens. Erschwerend dazu kommt, dass der Stellenwert von Kultur in der Politik deutlich nachgelassen hat. KulturpolitikerInnen sind heutzutage nur in der zweiten oder dritten Reihe der Parteienhierarchien zu fi nden. Einzig Eva-Maria Kröger hebt sich davon ab. Die Linken-Politikerin ist im Kulturausschuss der Stadt und durch ihre Rolle als Fraktionsvorsitzende in Rostock verfügt sie über einen gewichtigen Einfluss in der Lokalpolitik. Dass sie diesen nutzt, um das Theater zu verteidigen, verdient höchste Anerkennung, ist aber auch mit dem Makel behaftet, dass PolitikerInnen der Linken teilweise eine staatszentrierte Kulturauffassung vertreten – freie Kulturträger stehen weniger im Blickpunkt der mächtigsten Kulturpolitikerin Rostocks. Umso erstaunlicher sind darum die Ideen Brodkorbs. „Eigentlich hätten wir die sein müssen, die mehr Geld fordern und Ideen liefern“, so Ralf Kirsten. Stattdessen wartete der in Kulturdingen auch bundesweit oft scharf kritisierte Bildungsminister mit eben jenen zwei Millionen mehr Förderung auf. Und als hätte er Rita Kimmkorns Aufschrei erhört, gehört zur neuen Kulturpolitik außerdem ein 100.00 Euro starkes Crowdfunding-Projekt, welches die Möglichkeit zum künstlerisch Innovativen und zum Scheitern wiedergeben soll. Diese Beträge können jedoch nicht auffangen, was über die Jahre an Förderung gespart wur-
de, daher sind sie für Ralf Kirsten „zu wenig“. Warum aber sind sie auch „zu spät“? Grund dafür sind die Begleiterscheinungen des Sparkurses, welcher den kulturpolitischen Sektor über die Jahre in Mitleidenschaft gezogen haben. Mittlerweile wird das Ministerium Brodkorbs nicht mehr von Kultur-, sondern von Finanzreferenten dominiert. Das intellektuelle Potential, um langfristig über kulturpolitische Strategien zu entscheiden, fehlt schlicht. In ganz MV gibt es keinen Studiengang, der sich Kulturmanagement oder Kulturwissenschaften widmet. Die eine Stelle Kulturmanagement, die Brodkorb zusammen mit dem Crowdfunding-Projekt einrichten möchte, ist da nur der
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berüchtigte Tropfen auf den heißen Stein und kann das Fehlen einer langfristig orientierten Kulturpolitik bei weitem nicht ersetzen. Ralf Kirsten im Interview auf heulermagazin.de
Kultour #vier Platte
Autor: Fritz Beise ist euer Reiseleiter.
_ Five Finger Death Punch // Got your six – Prospect Park (28. August) Anknüpfend an die beiden Alben The wrong side of heaven and the righteous side of hell Part 1 und Part 2 gab’s Anfang September von den fünf aus Vegas den neuen Knüller. Ivan Moodys Stimme ist so fulminant wie eh und je und auch Jeremy Spencer verlangt seinen Drums erneut alles ab. Kein Schongang für den Nacken!
_ Sven van Thom // So geht gute Laune –Loob (Alive) (22. August) Ohne den ehemaligen Sänger des poetischen Sommerhits Liebficken der Schülerband Sofaplanet wäre TVNoir nur halb so schön. Immer mit dem nötigen Augenzwingern und einem Looper unterm Schuh. Jedenfalls solange Martin „Gotti“ Gottschild nicht daneben steht und die Frauenstimme von „Wir zwei kommen nie zusammen“ singt.
_ Wanda // Bussi – Vertigo/Capitol (2. Oktober) „Mein Glied unterwirft sich der Diktatur deines Mundes, Baby.“ Wenn es Sätze gibt, die auch nach nur einmaligem Hören für immer im Gedächtnis verbleiben, dann dieser, interpretiert im Wiener Dialekt. Ein Jahr nach dem wohl wichtigsten, wenn nicht besten Album 2014 hat das Warten auf Mehr endlich ein Ende.
Projektion
_ Lars Kraume // Der Staat gegen Fritz Bauer – Alamode Film (1. Oktober) Fritz Bauer interessiert sich für die Jagd. „Aber nicht auf Tiere.“ Er jagt Nazis. In den 50ern. Bormann, Eichmann, Mengele. Die großen Namen sind in seinem Visier. Im Zentrum des Dramas von Lars Kraume: Die Gegenwehr des Staates BRD, der mit allen Mitteln die Auslieferung und Verurteilung der Verbrecher zu verhindern sucht.
_ Alex Garland // Ex_Machina – Universal (3. September auf DVD/Blue-Ray) Ein packender Thriller über das Ergründen der menschlichen Natur. Wieweit unterscheidet sich künstliche Intelligenz noch vom eigentlichen Menschen, wohin führt die immer größere Ähnlichkeit der Androiden mit ihren Entwicklern und brauchen wir uns selbst dann überhaupt noch?
_ Joshua L. Oppenheimer // The Look of Silence – Koch Media (1. Oktober) Indonesien 1965/66: ca. 1 Mio. angeblicher Kommunisten werden getötet. Die Dokumentation begleitet einen Optiker auf den Spuren der Mörder seines Bruders und offenbart dabei Erschreckendes über den lapidaren Umgang des Staates mit seinen alten Geistern.
Papier
_ Taylor, Corey // You’re making me hate you – Da Capo Press (noch nicht bekannt) Anknüpfend an die beiden Alben The wrong side of heaven and the righteous side of hell Part 1 und Part 2 gab’s Anfang September von den fünf aus Vegas den neuen Knüller. Ivan Moodys Stimme ist so fulminant wie eh und je und auch Jeremy Spencer verlangt seinen Drums erneut alles ab. Kein Schongang für den Nacken!
_ Piatov, Filipp // Russland Meschugge – dtv (20. November) Der 23-Jährige Autor erzählt nicht nur „sehr persönlich, intelligent und mit jugendlichem Leichtsinn“, wie er die Heimat seiner Eltern durchreiste, sondern auch, „warum Putin ein Werwolf und Antisemitismus wie Ebola ist.“
_ Vosganian, Varujan // Buch des Flüsterns – Zsolnay (26.8.2013) Keine Neuerscheinung, aber aktuell. 100 Jahre ist der Völkermord an den Armeniern her. Da ist es angebracht, sich von Vosganian Geschichten erzählen zu lassen. Einzelschicksale, die vom Großvater Garabet verwoben werden. Ein tragisches Epos.
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Kultourkalender 02.10.15 bis 17.01.15
Das Stillleben und die Entdeckung der Welt // Kulturhistorisches Museum
29.10.15 bis 29.11.15
David Rubinger – Fotografie // Kunsthalle
31.10.15 bis 29.11.15
1965/2015 – Die Biennale der Ostseeländer // Kunsthalle
03.11.15 bis 18.03.16
„Judenversteher“ Oluf Tychsen // Max-Samuel-Haus
27.
Marsimoto // Moya
12.
Les Bummms Boys // M.A.U.
20.
Madsen // M.A.U.
24.
Max Raabe & Palast Orchester // Stadthalle
06.
Nico Semsrott // Arno-Esch-Gebäude
08.
Dr. Mark Bennecke // Moya
23.
Thorsten Sträter // Moya
16.
Futterzeit: REC Piranhas vs. EHC Timmendorf // Eishalle
07.
Mitternachtseislaufen // Eishalle
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Ausstellung Konzert Lustiges Sport
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MIT NUr EINEM BEIN IM CLUB dEr TOTEN dIChTEr Jahrbuch der Lyrik 2015. Eine Rezension.
Autor Martin Fietze wurde schon einmal für tot erklärt und ist dann wieder auferstanden.
Nora Gomringer hat sich einen Namen gemacht. Nicht mit ihrem Namen – der stammt von ihrem Vater, dem „Vater der konkreten Poesie“ Eugen Gomringer –, sondern mit ihren Texten. Zuletzt gab es dafür sogar den Ingeborg Bachmann-Preis. Trotz ihrer Mitherausgeberschaft des Jahrbuchs der Lyrik 2015. In dieser Anthologie-Serie werden regelmäßig die Ergüsse zeitgenössischer Dichtung aus den letzten zwei Jahren versammelt. Initiator dieses Unternehmens ist Christoph Buchwald, der dazu verschiedene Mitherausgeber aus der Literaturszene sucht, die ihren guten Namen dafür hergeben. Das Risiko: Die Rezensenten des Buches reden mehr über die Namen als über die Gedichte. Die Alarmstufe Rot wird ausgerufen, wenn der Mitherausgeber auch noch anfängt, über sich selbst zu reden. Die Katastrophe tritt dann ein, wenn der Pionier des ganzen Projekts mit sich selbst spricht. Die Lyrik steht dann nicht mehr für sich allein. Sie spricht nicht mehr für sich selbst. Stattdessen lässt sie andere für sich sprechen. Die sprechen aber nicht über diese Lyrik, weil sie wissen:
Über unselbständige Lyrik lohnt es sich nicht zu sprechen. Stattdessen wird dann über Lyrik im Allgemeinen gesprochen. Was sich aber keiner der Fürsprecher auszusprechen traut: Diese Gedichte sind nicht der Rede wert. Hört auf über solche Lyrik zu sprechen! Früher war Lyrik tot, weil sie totgesagt wurde. Heute ist sie tot, weil sie sich totgesagt hat. Wie sollte es auch anders sein, wenn niemand mehr das Sagen hat, der etwas zu sagen hätte? Das Ergebnis ist dann eine Lyrik, die mit kühlem Mienenspiel hinter ihrer Wissenschaftsmaske die Welt zu vermessen sucht. Das geschieht zumeist im ersten Versuch. Plötzlich klappt die ganze Geschichte ein, das Subjekt erkennt, dass es nichts mehr in Worte fassen kann. Diesen Umstand versucht es dann in Worte zu fassen, der Formungswille ist ja da, aber er scheitert an seiner Aufgabe. Wer die Gedichte in diesem Band am Fehlen der in ihnen enthaltenen Utopien aufhängt, wer sich an der kraftlosen Subjektivität stört, wer sich über die vielen Binsenweisheiten aufregt – ja der hat alles richtig gemacht. Denn er hat das Lesen nicht aufgegeben. Fantasieloses Geschwafel, Schreiben als bloße Mechanik. Der Mangel an Ästhetik. All das ist der Realismus unserer toten Dichter und Denker im Land. Gute Namen zählen nicht mehr. Die Ruinen unserer Denkhallen fi nden im zähen Wortbrei der insgesamt 149 Gedichte ihre Entsprechung. Schöne Gedichte mit großer
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Tiefsinnigkeit haben wir nicht verdient. Was der Dichter damit sagen wollte, muss uns nicht interessieren. Wegwerflyrik für die Wegwerfgesellschaft. Jeder darf schreiben und macht es auch. Er trägt es auf die Bühne oder auf das Papier. Er rotzt sein Innerstes dahin, auf Mitgefühl auch nicht bedacht. Das ist der Grund, weshalb Heike Kunert in ihrer Rezension vom 16.07.2015 in der ZEIT sagen konnte: „Viele Gedichte in diesem Buch berühren nicht. Man würde für einen Einkaufszettel mehr empfi nden.“ Das Interesse am Anderen schwindet. Wir verstehen das Gesagte nicht mehr, weil wir niemandem etwas zu sagen haben und niemand uns etwas sagen will. Jeder ist auf der Suche nach sich selbst. Ist doch klar, dass sich solche Verhältnisse auch in der Lyrik widerspiegeln. Christoph Buchwald hat in seinem Selbstinterview am Ende des Buches unfreiwillig eine passende Wendung genutzt. Unsere Lyriker „wursteln mit Fragen herum“. Mal sehen, ob sie in zwei Jahren das Jonglieren (wieder) gelernt haben.“ Gomringer weist in ihrem Nachwort übrigens darauf hin, dass sie selbst über die Jahre mit nur einem Gedicht in dieser Anthologie vertreten gewesen ist. Und sagt es so, als ob mehr einen Unterschied gemacht hätte. Christoph Buchwald, Nora Gomringer (Hrsg.) Jahrbuch der Lyrik 2015 ISBN: 978-3-421-04612-3 19,99 Euro
KLassIKEr LEsEN
Autorin Isabell Killian liest lieber klassisch als mainstreamig.
Autor Steffen Dürre blickt nach vorn, weiß nur gerade nicht, wo vorn und hinten ist.
„Was liest du da, Isy?“ fragte mich kürzlich mein zehnjähriger Cousin. „Der alte Mann und das Meer. Von Hemingway.“ – „Ohh, das ist so schön. Und traurig“, antwortete er. Ich war völlig baff, ein Zehnjähriger liest Weltliteratur? Von meinem Freund hörte ich nur ein Handfurzgeräusch à la Doug Heffernan, als ich das Buch rausholte. Okay – nicht alles, was die großen Literaten so von sich gegeben haben, weckt heute noch unser Interesse. Vielleicht ist die Art und Weise der Vermittlung von Weltliteratur in der Schule sowie die Auswahl der Pfl ichtlektüre bestreitbar und mag als Ausrede dienen, um großer Literatur aus dem Weg zu gehen. Trotzdem haben nur die Wenigsten Theodor Storms „Schimmelreiter“ oder gar Goethes „Faust“ wirklich gelesen. Dabei sind beide nur wunderbar und verdienen eine zweite Chance! Klar, dass nicht jedes Buch gefällt. So ist es mit heutiger wie mit klassischer Literatur. Doch sollte man nicht alle über einen Kamm scheren: Es gibt zahlreiche Klassiker, die sich locker mit unseren (Mainstream-)Spiegel-Bestsellern messen können. So habe ich mich erst kürzlich in Jane Austins „Stolz und Vorurteil“ verliebt oder Robert L. Stevensons „Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Mir helfen an dieser Stelle immer Internetbewertungen weiter, um eine Geschichte und ein Genre zu fi nden, das zu mir passt und mein Interesse weckt. Auch die große Literatur kann unterhalten. Und zwar tiefsinniger als The King of Queens.
Klassiker? Ich höre immer nur „Klassiker“. Das klingt schon nach disziplinierter Osterspaziergang-Runterrezitiererei und sentimentaler Rückwärtsgewandtheit inmitten staubiger Bücherregale in „niedriger Häuser dumpfen Gemächern“. Als wenn die Literatur nur bis ins neunzehnte Jahrhundert reichen würde. Kanon hin oder her, aber darf‘s bitte auch eine Scheibe vom Frischen sein? Die Pudhys sind ja auch schon Klassiker und vielleicht sogar ganz gut, aber werden eben nur noch in Seniorenheimen gespielt. „Alt wie ein Baum möchte ich werden ...“ – Lieber was Experimentelles, ein neues Erzählen! Rainald Goetz zum Beispiel, der will „(l)ieber geil angreifen“, heißt es in seinem Klagenfurt-Text Subito, „kühn totalitär roh kämpferisch und lustig, so muß geschrieben werden, so wie der heftig denkende Mensch lebt.“ Da ist nichts gestelzt, denn sein Mantra und Motto ist einfach: „loslabern“! Oder Ernst Augustin mit seinen Romanen, da kann man kaum etwas nicht empfehlen. − Oder wer es ganz skurril mag, dem empfehle ich Eckard Sinzig. Allerdings nur, wenn er sich für wirklich hart hält! Und noch etwas: Lest mehr E-Books und Online-Blogs, zum Beispiel diesen hier: http://www. oliverkluck.de/
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ErICh KäsTNEr, vErLIEBT IN rOsTOCK
Wer kennt sie nicht, seine berühmten Bücher: Emil und die Detektive, Das fliegende Klassenzimmer, Pünktchen und Anton, Das doppelte Lottchen ... Was aber kaum jemand weiß: Erich Kästner hat für kurze Zeit auch in Rostock studiert. Autorin Luise Wagner kann die alte Lottchen-Verfilmung gar nicht oft genug sehen.
Erich Kästner, geboren 1899 in Dresden als Sohn eines Sattlermeisters und eines Dienstmädchens, gilt noch heute als einer der bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren. Doch wie gern man Pony Hütchen, Gustav mit der Hupe & Co. auch mochte – darüber hinaus können nur wenige etwas über den Mann sagen, dessen Gedanken diese Figuren entsprangen. So können seine zahlreichen kritisch-satirischen Werke für Erwachsene oder sein Wirken abseits der Schreibmaschine nur von dem gewürdigt werden, der sich über die Kinderliteratur hinaus mit Kästner befasst. Dass auch Rostock kurz im Lebenslauf des berühmten Schreiberlings auftaucht, erscheint zunächst wie eine Verirrung. Zugegeben, allzu viel ist nicht bekannt über Kästners Zeit in der Hansestadt. Sein Motiv für den Umzug von Sachsen in den Norden jedoch schon: Es ging um ein Mädchen. Ilse Julius hieß die junge Frau, mit der Kästner von 1919 bis 1926 seine erste längere Liaison hatte. Nachdem er bereits zwei Jahre Studium in Leipzig in den Fächern Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theatergeschichte hinter sich gebracht hatte, folgte Kästner Ilse im Sommersemester 1921 nach Rostock, wo sie sich für Chemie eingeschrieben hatte. Lange hielt es den 22-Jährigen jedoch nicht an der Küste – angeblich, weil die Reputation der Germanistik in Rostock zur damaligen Zeit
nicht die beste war. Und so wechselte Kästner bereits zum folgenden Wintersemester nach Berlin, um danach wieder nach Leipzig zurückzukehren – ohne Ilse. Die Beziehung der beiden überstand die räumliche Trennung noch eine Weile, obwohl sie einander selten sahen, da Kästner, um sein Studium zu fi nanzieren, viel arbeitete. Doch irgendwann musste das Paar sich eingestehen, dass sie sich auseinandergelebt hatten. Sein Gedicht „Sachliche Romanze“ wird gern als Kästners Sicht auf die Trennung von Ilse gedeutet: „Als sie einander acht Jahre kannten (und man darf sagen: sie kannten sich gut), kam ihre Liebe plötzlich abhanden. Wie anderen Leuten ein Stock oder Hut.“ (Aus: "Sachliche Romanze" in „Lärm im Spiegel“, Curt Weller & Co., Leipzig/Wien 1928) Das Leben ging für beide weiter. Kästner beendete sein Studium, promovierte und arbeitete in Leipzig als Zeitungsredakteur. 1927 wurde er von der Leipziger Zeitung gefeuert, nachdem er anlässlich des Beethoven-Gedenkjahres ein erotisch-obszönes Gedicht mit Anspielung auf die neunte Sinfonie des Komponisten veröf-
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fentlicht hatte. Er ging nach Berlin, was sich später als „Glückstritt Fortunas“, wie Kästner es selbst bezeichnete, herausstellte. In der Hauptstadt verlebte er seine produktivsten Jahre, in denen der Großteil seiner erfolgreichsten Werke für Kinder und Erwachsene entstand. Aufgrund seiner pazifistischen und linksliberalen Haltung, die auf seinen Einzug als letzte Reserve am Ende des Ersten Weltkrieges kurz vor dem Abitur zurückgeführt wird, wurden Kästners Bücher 1993 verboten. Er durfte nicht publizieren und wurde mehrmals von der Gestapo verhaftet. Trotzdem blieb Kästner in Deutschland – wahrscheinlich vor allem für seine Mutter, zu der er zeitlebens ein sehr enges Verhältnis hatte, das tägliche Briefwechsel und das Waschen seiner Wäsche beinhaltete, bis 1944 der Postbetrieb zusammenbrach. Kästner heiratete nie. Nach Ilse Julius war er lange mit der Journalistin Luiselotte Enderle liiert, später dann mit der deutlich jüngeren Friedel Siebert, die ihm 1957 schließlich den Sohn schenkte, den er sich so lange gewünscht hatte. Ilse Julius wechselte an die Universität in Dresden, und promovierte dort – wie Kästner mit der Note „sehr gut“. Bis auf die Erwähnung in Biografien, den Eintrag im Matrikelportal der Uni und den Erich-Kästner-Weg in Sievershagen erinnert heute nichts mehr daran, dass Kästner der Liebe wegen nach Rostock kam.
Rostock in 100 Worten
Autor Michel Wiedecke vergisst lieber die Wahrheit und erinnert sich der Sage.
Die Rostocker Sieben mögen Manchem ein Begriff sein. Warum Sieben? Die ganze Stadt ist, beziehungsweise war, durchtränkt von dieser Zahl. Zählen kann man die sieben Strand-Tore, vor denen einst sieben Landungsbrücken lagen, leider nicht mehr. Die sieben Eingangspforten des Rathauses sind allerdings leicht auszumachen und die Marienkirche besitzt auch wieder sieben Glocken, um die Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen. Der Minnesänger Heinrich Frauenlob besang die „sieben uralten Linden“, die im Rosengarten wuchsen, und es geht die Sage, dass ein Rosenstock aus eben jenem Garten den Stadtnamen begründete. Die wahre Geschichte ist weniger romantisch. Rostock leitet sich aus dem altpolabischen Wörtern für auseinanderfließen, roz, und Fluss, tok, ab.
Autorin Anja Heidepriem hat versucht ein paar Worte Pulaar zu lernen und ist kläglich gescheitert.
Diktatur in Mauretanien. Eine von der arabischen Mehrheit unterdrückte schwarzafrikanische Minderheit. Menschen, die für ihre Rechte kämpfen wollen. Überfüllte Gefängnisse. Niemand weiß, ob die Insassen tot oder lebendig sind. Aber wenn sie am Leben sind, dann sind sie mehr tot als lebendig. Von all' dem erzählt mir ein trotz allem lebenslustiger Saidou im friedlichen Rostock in gebrochenem Deutsch. Im gleichen Atemzug aber macht er deutlich, dass sein Land ein ganz wunderbares ist, dass er noch besser Deutsch lernen will und im Krankenhaus zwischen Ärzten, Krankenschwestern und afrikanischen Patienten übersetzt; dass Deutschland schön ist, er gerne am Strand von Warnemün-
de ist. Aber auch, dass er viel lieber in Mauretanien wäre. Ein Wirtschaftsflüchtling, der es sich in Deutschland gut gehen lässt, will er nicht sein. Grundlos verprügelt wurde er bereits. In einem Café weigerte sich eine Kellnerin mit den Worten: „ Die bedien‘ ich nicht“, ihm und zwei Freunden einen Kaffee zu bringen. Das hat ihn weit mehr verletzt als eine blutige Nase. Manche sehen in Ausländern weniger als Tiere. Haustiere seien ihnen mehr Wert als Menschen mit einer anderen Herkunft, resigniert Saidou. Und ich frage mich erneut, was ihn und mich denn außer der Hautfarbe eigentlich unterscheidet. Was Menschen dazu bringt, anderen aufzulauern und ihnen mitten ins Gesicht
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zu schlagen. Warum Menschen einander ein friedliches Leben nicht gönnen, obwohl sie selbst genau das hier in Rostock haben. Warum im Netz alles mit #armesDeutschland kommentiert wird. Warum führt man Diskussionen um HartzIV für Ausländer, obwohl die Deutschen angeblich selbst nichts haben? Und was sagt eigentlich die Zeitung mit den vier großen Buchstaben dazu? Wem nutzen solche Debatten? Statt selbst nachzudenken und sich mit jemanden wie Saidou zu unterhalten, lassen sich Viele die Welt lieber von Experten erklären, verstehen davon die Hälfte und mutieren dann zu solchen „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber …“-Sagern. Ja, Deutschland ist schön.
Die geklaute Kategorie
Studiengänge-Horoskop
Schon unsere Mütter haben schon immer gesagt: Auch andere Zeitschriften haben gute Ideen. Diesmal klauen wir die Kategorie „Horoskope“ aus der Bravo. Autor*innen Wiegand Körber, Michel Wiedecke und Anne Halbauer befragen für euch die Sterne und riskieren einen Blick in die Kristallkugel.
M aschinenbau Körnessstudio gestäh lter Liebe: Dein vom Fit h dic en ch ma Ka rohemd per und dein neues r ide Le n. ese -Tr ST am und zu m Sta r im Hörsaal r sse Be er. auch nu r Mä nn sind um dich herum offen. also, du bist für alles Zeit diu m lässt dir kei ne Stu in De r: ste Seme erierf est Sem en, in den zu m Lesen oder Denk tze Nu . en uft sch nt de stu en musst du als Werks f dich ma l sau be d un oll nv sin also deine Freizeit wieder richtig. rch zes Leben wu rde du Zukunf t: Dein gan io tud sss ne Fit ka und Stu ndenplä ne, Pra kti u, Fra te: Gu zu zt jet t dir str uktur iert, das komm ide zu dir sicher und bis Kind und Haus sind gen be Le in de ka nnst du nem 35. Lebensjah r on gst du dich, ob das sch fra er ab nn Da n. nieße tare Zig m vo nschst dir, alles sei n ka nn und wü . eh ren ten kau f nie zu rückzuk
Philosophie Liebe: Ja hrel ang ha st du in Es says, Ta gebuchei nt rä gen und Träu men deine idea le Pa rt neri n und Seelenverwan dte beschr ieben. Daher m us st du deine Zeit nicht an Dates m it M en schen vers chwenden, di deinen st un e denlangen Au sf üh ru ngen über Liebe nu r m it sa nf tem Kopf schüttel n begegnen oder deren Ta nte plöt zl ich im K ra nken haus liegt und die sie besuchen müs sen. Se mes te r: D u bi st di r ga nz sicher: Dieses Semester w ir st du deine A bsch lu ssarbeit zu m Thema „Okk asiona lis mus im Spät werk von Hoi mar v. Ditt fu rt h“ schrei ben. Das s au f der Ti telseite „22. Se mester“ steht – geschenk t. D en n dieses Mal w ir st du sie w irk lich schr ei ben und de ine Eltern un dein Profes sor, d die sa gen, da ss du la ng sa m zu alt seist, um noch zu st ud ie ren, werden sich au f K nien bei di r entsch uldigen wen n sie dieses Mei ster werk lesen. Zukunf t: Sieh e „Semester“
Politikwissenschaf ten muss sich dart romantisch, den n Mensch Liebe: Sex betrachtest du nich Beim Flirten ist. ent auch Herrschaftsinst rum über im Kla ren sein, dass es dich über erst auffi ech und ild t jedes Rollenb umsch iffst du daher gekonn en. Noch ehm ke spendieren oder diese ann Menschen, die anderen Get rän hin, dass uf dara n nne er*i e Gesprächspartn lieber allerdings weist du dein rassistials nest sie – falls sie nicht hören, sie gendern sollen und bezeich sche Arschlöcher*in nen. ierendenpa rladen Gremienwa hlen zum Stud Semester: Du erri ngst bei rhetorischen en ck deiner außerordentlich ment einen Plat z – ein Ausdru ählt haben gew hen nsc Me Dass dich nur 22 und politischen Fäh igkeiten. nicht verach einf en hab nen r*in Nichtwähle – geschen kt. Die 97 Prozent und dass tut ge Din außerordentlich wichtige n. standen, was der StuRa für kan fen tref n nge eidu sch gan z große Ent man in der Hochschulpolit ik allen indigenen t, äum getr on dav du t has lang Zukunf t: Dei n gan zes Leben t du Flyer bei ng zu verhelfen. Jetzt verteils Völ kern zur Selbstbestim mu t. Ansonsten has ck Glü du n wen – in Wa ren einer SPD-Wa hlveranstaltung link s. sitzt du im Tax i immer vorne 50
Good Governance Liebe: Dein Studiengang eignet sich nicht für Part ysmalltalk, weil niemand etwas dam it anfa ngen kann. Besser also du erzä hlst Beka nntschaf ten, dass du Jura studierst (bei Leichtgläubigen) oder denk st dir ein interessa ntes Hobby aus, das man dir zutr aut. Semester: Der Polit ik-/Soziologie -Dozent rollt mit den Augen, wen n du und deine Kom militon*i nnen die Hälf te der Sem inarteilnehmer stelle n, weil die Uni deinen Studiengang entworfen hat, ohne dafü r Stellen zu scha ffen. Die anderen Teilnehmer wiss en meh r als du und lesen deine Vort räge bei Wik iped ia mit. Also alles wie immer. Zukunft: Nicht mal deine Eltern wiss en so richt ig, was du eigentlich studiert hast und der Sach bearbeiter vom Arbeitsamt lacht auf, wen n du sagst, du seist doch eine Art Jurist. Dir stehen also alle Stellen offen. Zum indest, wen n sie keine Qua lifikationen verla ngen.
Germanistik /Romanisi tk /A nglistik Liebe: Dieses Semester werden in der Bibliot hek garant iert zah lreiche, sportliche, attr akt ive Student*in nen sich genau für das Buch interessieren, das du gerade liest. Die Chancen stehen also gut, einen solc hen oder eine solche abz ugreifen um ihn oder sie auf zah lreichen Poetryslams näh er ken nenzulernen und über die vorget ragenen Texte tief grü ndig zu diskut ieren. Die perfekte Gelegenheit den Partne r oder die Partnerin fürs Leben zu finden. Semester: Im kom mende n Semester erwartet dic h vor allem eins: Hausa rbeiten. Es empfiehlt sich also ein ma l wieder, nicht nur flei ßig abzusc hreiben, sondern vor alle m anzugeben, wessen Ideen du ger ade präsentierst. Nu r nic ht vergessen, dass auf den Notizz ettel auch Stichpu nkte und nicht nur Blü mchen und andere kle ine Kritzeleien gehören. Zukunft: Wenn du zu dem Tei l der Sprachexp ert*innen zäh lst, die auf Leh ramt stu dieren, hast du Glück geh abt. Deine Jobcha ncen sind näm lich bei nahe mittelmäßi g. Ansonsten hast du zum indest für Reisen ins Ausland, in dem die studierte Sprache gespro chen wird (im Zweifelsfa ll Bayern), gute Gru ndvoraussetzung en. Du weißt bloß nicht, wie du sie fina nzieren sol lst.
Liebe: Deine um fas M edizin senden anatomisch en Kenntn isse machen dich zu einem Sexgott, da du die richtigen Knöpfe kennst. Das und die Möglich keit einen zu kü nft ig gutverdienenden Lebensge fäh rten, der selten zu Hause ist, an sich zu binden, verbesse rt deine Posit ion in der Br un ft. Wenn du dir nu n noch die biolog ischen Folgen von Al kohol ins Gedächtn is ru fst (vo n denen hast du be sti mmt schon gelesen) und da nach ha ndelst, ka nnst du dic h an das nächste Mal vielleicht noch eri nnern. Semester: Semeste r, das heißt für dic h erst ein ma l: du hast weniger Zeit zu m Lernen und das, obwohl du mit dem Stoff noch nicht au f dem aktuellen Sta nd bist. Denn jet zt musst du vier der täg lichen 16 Arbeitsstu nden in sogenan nte pra ktische Tätig ke iten invest ieren. We nn du an Leichen ru msch nippelst, ka nnst du wenig stens niema nden um bri ngen, wenn du da be i aus Erschöpfung ku rz wegn ick st. Zukunf t: Vorausge set zt du scheiterst nic ht am Physi ku m, hat es sich für dich geloh nt. Oder sol lte ich besser sagen „hat es sich für dic h ausgeza hlt“? Groß e Verantwortung und lange Arbeitsze iten füh ren nä ml ich da zu, dass du deiner Frau/ deine m Man n die Shoppin gtr ips und deinen zwei Ki ndern die Pr ivatschu le finan zieren ka nnst. Au ßerdem fliegst du zweim al im Jah r in den Ur lau b. First Class. Und weit weg.
Informatik deine Chancen nd Li fe stehen co Se i Be e: eb Li deinem CompuGeschlecht m it gut, das andere und ein Date zu beeindr ucken ter-Spezia lw issen delst du jean rw ve Im Real Li fe zu orga nisieren. inuten in ein ätestens Zehn M den Fl irt nach sp chen, sodass ra sp Prog ra m m ier er üb ln pe sim ch Fa gen ka nn. alsterbliche*r fol di r kein*e Norm nstig fü r neue Sterne stehen gü Semester: Die Dosensuppen it m n: Schluss Herausforder unge ischen Bi lda vor dem heim und Tief kü hlpi zz ert sich von lli te Update insta us ne s Da . rm schi wag st dich untzt diese Zeit und al lei n und du nu e und sozia le ensa. Kellerbräun ter Leute in die M an. eit nh ge der Vergan w macht Isolat ion gehören ho ow Kn s he sc tech ni arkt. Die Zukunf t: Dein m its be au f dem Ar ar tb ich rz ve un dich Kussha nd als hmen dich m it Unterneh men ne von Praktika nach einer Reihe Praktikant. Doch s Vista. Das w do in ra ltet w ie W bist du genauso ve nauso w ie das es Lebens ist ge let zte Level dein besten. am schmeckt's ha lt Erste: Bei Mutti
BW L Liebe: Dein Liebe sleben betrachtest du wie die freie M vestiert, wi rd beloh ark tw irt schaft: We nt. Deine Fli rtversuc r inhe unterleg st du de ßen Scheinen bz w. shalb im mer mit gro viel, viel Lippenstif t und dein Ra lph La deine Louis Vu itton uren-Poloshir t bz w. -Handta sche glä nzen im Lic Se me ste r: Wäh ren ht der Di skokugeln. d des Semester versi cherst du dir mit Hi tonen im mer wieder, lfe deiner Komm ilida ss es rei ner Zwec k ist, der dich da zu verfügbare Apple-Pr bewogen hat, jedes oduk t zu kaufen, Statu ssy mbole leh nt Auch die Vorlesu ng ihr sch ließlich ab. über Wirt schaft set hik hättest du zwar leider blieb keine Ze gerne besucht, aber it. Schließlich mu sst est du dich mit den deines Dads beka nn Geschäft sfreu nden t machen. Zukunf t: Kontroll ing, Marketi ng, Re ch nu ng swesen, Un Die Liste der spa nn ter nehmen sberat un enden Tätig keiten, g– die dir in der Zu ku Auch an son sten wi nft offen liegen ist lan nk t dir da s Glück, g. es gibt sch ließlich nic mit Geld nicht kaufe hts, wa s ma n n ka nn. Da bei achte st du weiterzutra gen: Jed da rau f, dein Lebens er ka nn Er folg ha be motto n, wenn er oder sie sich nu r genug an strengen. Da s hat rei n ga r nic hts mit Beziehu ngen zu tu n.
Ph ysik Liebe: Deine Molekü le werde n von Mars' mag netisch er Kraf t in Schw ingu ngen versetzt. Ze it fü r eine homöo polare Bi ndung zu einem neuen Menschen oder lieber doch meh r Abwechslu ng m it einer Meh rz weckbindu ng? Semester: Das ne ue Semester über rascht dich m it Übungs reihe über Übun gsreihe. Dran bleiben ist hier die Devise. Ni m m di r aber Zeit auch mal St ift und Bloc k aus der Ha nd zu leg en und dein Ta blet fü r eine Ru nde „Cra yn Physics“ an zu scha lten.
Zukunf t: Ei ne konsta nte Arbeits umgebu ng ist di r siche r. Von der Un i ge hst du di rekt an die Un i. Und solltest du doch ein mal den Arbe itgeber wechseln , ist das auch kein Weltun tergang, denn El ektronenm ik roskop un d Oszi lloskop ble iben di r 10 Stunden am Tag erha lten.
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Theologie Liebe: Deine beste Freundin vergleicht dei nen amou rösen Erfah run gshori zont mit der Fü llmenge eines Teelöf fels, do ch du weißt: Die En tha ltsam keit wi rd sich bez ah lt machen und dich nä her zu Gott bri ngen. Also knöpfe dei ne Bluse bis oben hin zu und ha lte dich von Menschen des an deren Gesch lechts fern. Da s sündige Verla ngen ist eine schwer zu überstehen de Prü fung. Semester: Sei ein ma l eh rlich zu dir sel ber! Wa nn wa rst du zu let zt in einem Sem ina r? Auch wenn du weißt, dass Gott ex ist iert und es nicht noch beweisen musst , sol ltest du vielleich t im Sin ne der Nächstenli ebe deinem Professor ma l wieder Gesel lscha ft leisten. Schwi nge, we nn Jupiter das nächste Ma l im siebten Haus ste ht, die Hu fe und gehe zu r Un i. Was? An Jupiter gla ubst du nicht? Da nn bet rac hte diesen Kommentar als nichtig. Zukunf t: Leg schon ma l deinen Ta lar an, denn sie wa rten schon au f dich. Mit geölten Sti mmbä ndern und hoffentl ich jah relang tra iniert em Singsa ng, da rfst du drei Om is in der Pro vin zkirche deiner Wa hl Go ttes Wort nä her bri ng en. Aber na ht Weihnach ten heran, wi rd sei n Haus von all diesen At heiste n bestü rmt, die nu n doch um Absolution bitten . Herr, erbarme Dich!
ISSN 2363-8109