hhv.de mag Nr. 2 - Herbst/Winter 2012

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Nr. 2 — Herbst/Winter 2012



Make Some Noise

– Same–But– Different

Liebe Leserin, Lieber Leser, mit der zweiten Ausgabe unseres neubelebten Magazins wollen wir dort ansetzen, wo wir mit dem Jungfernheft begonnen haben - und gleich ein wenig variieren. Der Rahmen in dem wir uns bewegen, blieb dabei unangetastet: Wir lieben Musik, Mode, Schuhe und sehen in diesen Dingen oft mehr als einen Gebrauchswert. Wir sehen darin eine Welt. Das Heft hat die Aufgabe Euch diese Welt mit der wir uns tagaus tagein beschäftigen, egal ob im Online-Shop, im Selected Store, in unserem Online-Magazin, auf Partys oder auch in unserer Freizeit, näherzubringen. Es ist ein Kaleidoskop an Dingen und es liegt in immer neuen Formen vor uns. Wir müssen es nur noch zu Papier bringen. Das war auch unser Ansatz bei der nun vorliegenden zweiten Ausgabe. Denn ähnlich wie die Welt, die es beschreibt, besteht auch ein Magazin aus vielen verschiedenen Einzelteilen. Wir haben diese genommen und noch einmal kräftig geschüttelt. Die Bausteine blieben also gleich, nur das Muster hatte sich verändert. Wir hoffen dadurch das Vergnügen beim Betrachten, Stöbern und Studieren des Heftes noch gesteigert zu haben. Inhaltlich war es unser Ziel, mehr noch zu spiegeln, wer die Leute sind, die für die bunten Formen im Kaleidoskop verantwortlich sind. Ob es nun Geordie Wood ist, der zur Zeit mit seinen Fotos dem Hip-Hop ein neues Gesicht gibt, oder Konx-om-Pax, dessen Designs für die Visualisierung der Bassmusik charakteristisch sind, oder Paul Snowden, dessen Slogans ein alltäglicher Begleiter sind. Aber auch Musik, Mode, Schuhe wurden nicht vernachlässigt. Viel Spaß beim Lesen. Die Redaktion

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Make Some Noise

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– Inhalts– verzeichnis

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Am 4. Mai 2012 verstarb Adam Yauch an den Folgen seiner Krebserkrankung. Mit großer Bestürzung haben wir hier seinen Tod zur Kenntnis genommen. Die Musikwelt hat eine seiner wichtigsten Stimmen verloren. Als Reminiszenz an MCA und die Beastie Boys haben wir in diesem Heft sämtliche unserer Rubriken nach Beastie-Boys-Songs benannt. Get It Together!

3-7 Make Some Noise

Related Features

In Search Of The Crew – 8 Data Error – 9 Events & Präsentationen – 12 Schöner kollaborieren – 16 Aus unseren Kolumnen – 18 DJ Rooms – 20 Flair des Besonderen – 22

Introduction

Same But Different – 3 Impressum – 6 Contributors – 7

Too Many Rappers Music Features

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8-23

Posse In Effect

66/

36-57

10 Rappers Aged 25 & Under – 36 The Gaslamp Killer – 42 Efterklang – 44 Teengirl Fantasy – 45 The Doppelgangaz – 46 Zur Rückkehr des politischen Soul – 48 Lazer Sword – 52 Ryat – 53 Melting Pot Music – 54 Brother Ali – 56


Make Some Noise

24/58

Picture This Apparell Shoot

Around The Corner –24 There’s No Place Like Home – 58

Here’s A Little Something For Ya Apparell Spread

We Keep You Warm – 66 Colors & Schemes – 72 Timber Land – 90 Off The Wall – 114 Like Forest, Like Fall – 118

90/114 80-89 Ch-Check It Out Zeitgeist Features

Geordie Wood – 94 Paul Snowden – 100 Konx-om-Pax – 102 Mike King – 104 Tools of War – 106 aNYthing – 112

Music Reviews

Klangvoll formschön – 80

5

94-113

Alright Hear This


– Impressum HHV Handels GmbH

Grünberger Str. 54 D-10245 Berlin +49 30 29381240 | +49 30 29381255 order@hhv.de Geschäftsführer Thomas Ulrich USt-Nr. DE263440712 Handelsregister-Nr. HRB 117211 B Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Produktmanagement

Stefan Gerats, Lena Mwinkand’, Thomas Ulrich, David Wetzel Projektleitung

LGB5, Stefan Gerats Redaktion

Sebastian Hinz (ViSdP), Grashina Gabelmann, Fabian Saul redaktion@hhv.de Anzeigenleitung & Marketing

Stefan Gerats – marketing@hhv.de Layout & Art Direction

LGB5 – info@lgb5.de Produktfotografie & Produktbearbeitung

Martin Pohle, Michael Binh Theel, Sarah Rackel, Tom Schulze, Malte Tarnow, Gordon Gieseking, Jinna Morocha Autoren dieser Ausgabe

Fionn Birr, Björn Bischoff, Patrick Cavaleiro, Lea Fickenscher, Grashina Gabelmann, Philipp Kunze, Benjamin Mächler, Oliver Jäger, Henning Koch, John Luas, Philipp Ollenschläger, Jens Pacholsky, Georg Rackow, Martin Silberman, Carlos Steurer, Florian Triesch Fotografen dieser Ausgabe

Murat Aslan, Constantin Falk, Tobias Hoffmann, Julie Nagel, Malte Seidel, Tobias Schuldt, Michael Binh Theel, Thomas von Wittich Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck - auch nur auszugsweise - darf nur mit vorheriger und schriftlicher Einwilligung des Herausgebers und der Autoren erfolgen. Alle Urheberrechte liegen beim Herausgeber, sofern nicht anders angegeben. Für unaufgefordert eingesandtes Material wird weder Verwendung garantiert noch Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für ihre Artikel übernehmen die Autoren die presserechtliche Verantwortung. Webseiten

www.hhv.de | www.hhv-mag.com


Make Some Noise

– Contributors Georg – Rackow

Thomas – von Wittich

Thomas von Wittich hat vor zehn Jahren angefangen zu fotografieren. Erste Motive waren dunkle Gestalten aus der Gothic-Szene, deren Bilder er noch in der Dunkelkammer von Hand vergrößerte. Im Laufe der Jahre hat der gebürtige Osnabrücker aber auch immer wieder die Hip Hop-Szene dokumentiert und dort Künstler wie Mos Def, Grandmaster Flash, Necro, Public Enemy und Tyler, The Creator vor der Kamera. Seit vier Jahren lebt er in Berlin fotografiert Portraits und Reportagen in der Musik- und Street Art-Szene. Für diese Ausgabe verbrachte er etwas Zeit in unserem Selected Store und porträtierte Brother Ali. www.thomasvonwittich.de

Murat – Aslan

Grashina – Gabelmann

Nachdem sie mit einem Bachelor in »Fashion Journalism« in der Tasche die University for Creative Arts in London verließ, reiste Grashina ein wenig um die Welt, bevor sie sich in Berlin niederließ, wo sie für Sleek, Slow Travel Berlin oder hhv.de Mag schreibt. Nebenbei betreut sie redaktionell die geschriebenen Inhalte des DIY/Illustrations-Magazins Flamingo und ist Redakteurin bei Ulysses, ein Reise/Kultur-Magazin aus Berlin. Sie vergöttert Amerika und wünschte, sie wäre eines Tages ein bisschen mehr Gangster. Für diese Ausgabe hat sie u.a. Geordie Wood davon überzeugt, seine tollen Fotos unserem Magazin zur Verfügung zu stellen.

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Für eine unserer Fotostrecken durfte der Wahlberliner Murat Aslan, der u.a. Sido, Bushido, Rolf Eden, Karel Gott, Jerome Boateng vor der Linse hatte, die Models spätabends durch unseren geliebten Friedrichshainer Kiez führen. Gemeinsam erkundeten wir ein paar Ecken an denen man bei uns in der Nachbarschaft so vorbeischlendert: den Späti in der Seitenstraße, die Pissoirs der hiesigen Clublandschaft oder die verschmutztverputzten Häuserwänden. Ein stimmungsvoller Abend, was man den Fotos auch ansehen kann. www.murataslanbln.com

Er ist einer der umtriebigsten Schreiber im deutschen Rapjournalismus. Unzählige Interviews hat Georg Rackow inzwischen geführt. Für die einschlägigen Fachmagazine als auch für seinen Blog germanrhymes.de. Allein beim Splash! in diesem Jahr waren es ein Dutzend nur für hhv-mag.com. Brother Ali, den er in diesem Heft für uns gesprochen hat, war bereits vier Mal vor seinem Mikrofon. Diesmal war es ein Telefongespräch, dass insgesamt 75 Minuten dauerte und den Autoren 152 EUR kostete, »weil der Bro da drüben zu digital für nen Festnetzanschluss ist«.


Posse In Effect

– In–Search–Of–The–Crew Wir möchten Euch unsere Mitarbeiter etwas näher bringen und haben zwei Kollegen darum gebeten, uns persönliche und repräsentative Dinge von sich mitzubringen. Herausgekommen sind kleine Mitarbeiter-Porträts, die mehr sagen als tausend Worte.

Hendrik Stein genannt Henna Abteilung: Programmierung

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– Audio Technica ATH-ANC7b QuietPoint Kopfhörer – ein selbstgebasteltes Kruzifix – ein altes Powerbook mit diversen Aufklebern – Adidas Forum Mid OT Tech – ein Flyer von einer Party in Hamburg – eine Trax 12“ von Adonis – die 1969er LP von »The Velvet Underground« – Laugen-Käse-Stange von der Vollkornbäckerei Hartwich – ein Tragbarer Phillips-Plattenspieler vom Flohmarkt

Christian Schellenberg genannt Schelle Abteilung: Reseller

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– »Freies Wort«, Ausgabe Schmalkalden Südthüringer Tageszeitung vom 17.09.2012 – Soap & Skin »Narrow« LP, Pias 2012 – Exakta Varex, Spiegelreflexkamera, 1951, Objektiv: Carl Zeiss Jena Tessar 2,8/50 – Die Kassierer Tour-Poster 2012 »...doch jetzt bin ich seriös« – Mishka - Lamour Keep Watch T-Shirt XL, 2012 – Kaffernbüffel (Syncerus caffer) + Indianer + Cowboy von Schleich – ausrangiertes Distanzschild »3500 m«, Galopprennbahn Hoppegarten – Müller - Reine Buttermilch, 500 g, max. 1% Fett


Posse In Effect

– Data–Error Die Technik erlaubt es uns ja heute in Bereiche vorzudringen, von denen wir gestern gestern nicht mal zu träumen gewagt hätten. So können wir plötzlich nach verschiedenen Kriterien auslesen, wa as bei uns so eingekauft was wird. Und wir können diese Daten visualisieren. Die Charts als Bild sozusagen. Da as haben wir hiermit getan. Das Die Fragen lauteten: Welche Schallplatten wurden in den letzten 6 Monaten am liliebsten iebsten von den Jungs gekauft? Welche blauen Jacken wurden insgesamt gesamt am meisten angesehen? Welch he Kopfhörer wurden zu Welche welchen Mützen ausgewählt? Und was für eeinen inen Rücksack wählte man beim Einka auf zur Jeans? Einkauf Das ist das Ergebnis.

Wemo Wem Wemoto oto − Nor oto N North th Beanie, 18.95 ¤

WeSC − Oboe Solid d Str Street treet eet Headphones, 49. 49.95 9 95 ¤

Mishka − KWP Sunglasses, 11.95 ¤

WeSC − Conga Lost In Spa Space cee Street Headphones, 49 49.95 .95 ¤

Wemoto − Click Women Wom o en Cardigan, 69.95 ¤

Mit Mitche Mitchell c ll & Ness − Chicag Chi Chicago ago Bulls NBA Arch 2 Tone Snapba Sna Snapback pback Cap, 34.95 ¤ Ucon Acro Ucon A crobat ba ics − Acrobatics Colleg Col egee ZipZ ip-Up Up Hoodie, 59.95 ¤ College Zip-Up

I LLove ove Vinyl yl − Logo T-Shirt, 19.955 ¤

Kraftklub − Finger er Women T-Shirt, 19.95 ¤

adidas − adidas Womenn Parka, 139.95 ¤ Wom

Wem Wemoto − Otis Jacket, 89.95 ¤ Oti

Rob Ro ot Koch − Robot Cosmic Cos m Wa W ves, 12.95 ¤ Waves, Che Mon Cheap onday day − Monday Narr Nar Narrow row V Str Stretc Stretch etch Jeans, 449.95 49. 95 ¤

FFjä Fjällräven llräven − Kånke Kå Kånken nk n Mini B Mi ackpac ack packk, 49. 49.95 95 ¤ Backpack,

Clepto Cleptomanicx oman manicx i − AALStripes Boxers, rs, 9 9. 9.95 95 ¤

Fjällr Fjä Fjällräven llräve ävenn − Kån Kånken ånken ken Ba Backp Backpack, ckpack ack,, 49.9 449.95 9.95 ¤

adidas − Adi Ad d sta star R acer, 89.95 9 ¤ Adistar Racer, Car Carhartt rhar hartt t − Ziggy Pan Pants ts Broder erick ick,, 6 9.95 ¤ Broderick, 69.95

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Nike − Ai Nike A ax 1 Premium um m, 139.95 9 ¤ Airr M Max Premium,




Posse In Effect hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– Events–&– Präsentationen

DJ Breaque und V.Raeter (Ecke Prenz)

10 yrs hhv.de Party – im Cassiopeia in Berlin am 27. und 28. Juli 2012 Fotos: Thomas von Wittich

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DJ Geroe (The Smells)


Posse In Effect

Retrogott

Audio88 & Yassin

The Mighty Mocambos

Pilskills

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Hulk Hodn


Posse In Effect

Diggin Days – im Cassiopeia in Berlin am 28. und 29. Juli 2012

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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Fotos: Sarah Rackel


Posse In Effect

Festival-Saison mit hhv.de – Wir waren mit Stand auf dem Splash! 2012 vom 6. bis 8. Juli in Ferropolis und beim Hip Hop Kemp 2012 vom 16. bis 18. August in Hradec Kralove

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Posse In Effect

– Schöner– kollaborieren Es wird sich ja inzwischen bis in die letzten Winkel der Republik herumgesprochen haben, dass hhv.de in diesem Jahr sein Zehnjähriges zelebriert. Da wollten wir so richtig auf die Pauke hauen und uns immer wieder was schönes für Euch einfallen lassen. Und weil einfach alles schöner ist zu zweit, den Schlägel schlagen und Einfälle haben auch, haben wir kollaboriert. So ist mit Wemoto ein T-Shirt, mit Mishka, eine Mütze mit Cleptomanicx eine Boxershorts, mit Carharrt ein Shirt mit Brusttasche und mit Acrylick ein Pullover entstanden. Für eine 10teilige 7inch-Reihe konnten wir Tru Thoughts, Rhymesayers, Entourage Business, Stones Throw, Sony BMG und andere Plattenlabels gewinnen.

Wemoto x hhv. hhv.de .d e .d – Dilla a T-Shirt T-S Sh S Shir hir t

Mishka x Starter x hhv.de – hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

hhv.de Ca Cap ap

Tru Thoughts x hhv.de – Beta Hector & Boi Peixe / Quantic & His Combo Barbaro 10 YRS hhv.de 45 Volume 2

Cleptomanicx x x hhv.de – Rhymesayers x hhv.de –

hhv.de Boxershorts

Evidence & DJ Premier 10 YRS hhv.de 45 Volume 3

ENTBS x hhv.de –

C Carhartt x hhv.de –

Retrogott & Hulk Hodn feat. Twit Uno/ Morlockk Dilemma & Sylabil Spill

1 10th Anniversary S/S Contrast Pocket T-Shirt S

10 YRS hhv.de 45 Volume 4

Sony BMG x hhv.de – The Bad Plus 10 YRS hhv.de 45 Volume 5

Acrylick x hhv. hhv.de . de – Stones Throw x hhv.de – Homeboy Sandman / Jaylib 16

10 YRS hhv.de 45 Volume 6

10th Anniversary Anniverrsary Crewneck Swe Sweater eater


HYPE, SHIT AND MORE

08 ISSUE

TORSION ALLEGRA

MADE IN COLOGNE 4,90 €

10 SOLEBOX A: 5,90 €

JAHRE

AUSGABE #08 ERHÄLTLICH AB DEM 30.10.2012

CH: 9,80 SFR


Posse In Effect

– Aus–unseren– Kolumnen In schöner Regelmäßigkeit bitten wir die Prominenz aus Funk und (seltener) Fernsehen zum kleinen Stelldichein. Mal vervollständigen sie angefangene Sätze in ihrem Sinne, mal sind sie gezwungen eine Entscheidung zu treffen und diese zu begründen. Wir zeigen hier Auszüge aus zwei unserer beliebten Kolumnen. Die Texte in ihrer Gänze könnt ihr auf der Website unseres Onlinemagazins hhv-mag.de durchlesen.

MC Fitti , Schönwettersänger aus Berlin

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Entweder oder

Crockett oder Tubbs? MC Fitti: Bei den beiden muss ich mich für beide

entscheiden. Crockett cool mit Boot, Auto und Crocodile, Tubbs mit abgesägter Shotgun. Wenn dann noch Colt Seavers um die Ecke kommt, bekomm ich ’nen Herzinfarkt.

Kid Simius , Beat-Attaché von Marteria aus Berlin Koteletten oder Koteletts?

(Marteria lacht sich scheckig) Kid Simius: Na Koteletts. ohne Fleisch gibt’s kein … (zweifelt) Dann müsste ich die Koteletten abrasieren. Ach, scheiß drauf, Koteletts.

Dramadigs , Analystenduo aus Bremen Werder Bremen oder Werder Ketchup? Beide gleichzeitig: Werder Bremen.

Hulk Hodn , BumBumTschaker aus Köln Der Hulk oder Hulk Hogan? Hulk Hodn: Hoodini. Der unglaubliche Hoodini neuerdings.

(lacht) Auf keinen Fall der Hulk, ich bin nicht so der Comic-Typ.

Morlockk Dilemma , Dramatiker aus Berlin Philosophie oder Perversion? Morlockk Dilemma: Das eine beinhaltet das andere, was meine

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Texte betrifft. In der Perversion steckt ja auch eine gewisse Philosophie. Und ich suche ja nach der Philosophie im Perversen. Und dem Perversen in der Philosphie. (grinst)


Posse In Effect

Keine halben Sätze Twit One , Beatmaker aus Köln Mein Hang zu spanischen Bezeichnungen kommt daher,

dass ich 2011 einen Spanisch-Kurs am Institut Español in Köln gemacht und dabei ein paar Vokabeln aufgeschnappt habe. Und beim Speichern der Beats habe ich dann einfach genommen, was mir im Kopf umhergeschwirrt ist.

Tbrck , ein anderer Beatmaker aus Köln Mein Debüt hat nur die Länge einer EP, weil ich echt lange brauche, um einen Track fertig zu stellen, denn ich möchte, dass es mehr ist, als nur ein Beat.

Die Bestesten , Boygroup aus Berlin Bei den Bestesten treffen chronische Nörgelei und Misanthropie auf…

(Antworten gleichzeitig) Hiob: … Liebe. Audio88: … Beats. (Gekicher)

The Hundred In The Hands , Musizierendes Pärchen aus New York. Die erste Seite, die ich in einer Zeitung lese, ist … Jason Friedman: …die erste Seite. Ich habe ein Abo bei der New York Times.

Also wenn ich sie aufhebe, lese ich als erstes die erste Seite. Ich habe keinen Lieblingsteil, ich gehe sie einfach nach und nach durch. Man muss ja irgendwo anfangen. Also wahrscheinlich gehe ich von der ersten Seite direkt zum Sport. Und dann zu den Künsten. Die Immobilien können wir wegschmeißen, das brauchen wir nicht.

Sir Serch , Rapper und Schauspieler aus Berlin Eine Maske brauchen nur Künstler, die erfolgreich sein wollen. (lacht)

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Posse In Effect

– DJ– Rooms

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Ralph Haas aus Berlin

Jetzt haben wir richtig Blut geleckt und wollen mehr. Wir wollen es wissen und kommen zu Euch zum Hausbesuch.

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Steffen Korthals aus Dortmund


Posse In Effect

Markus Biesdorf aus Trier

Chlammbeatz aus Oschatz

Wie ihr euch erinnert, haben wir in der letzten Ausgabe die Website dj-rooms.com vorgestellt, die einen intimen Blick in die Wohnzimmer und Heimstudios von Vinylsammlern, Hobby-Produzenten und etablierten Namen der Szene wirft. Wir waren neugierig und haben unsere Leser gebeten uns ein paar Schnappschüsse aus ihren eigenen vier Wänden zu schicken, die unserer Redaktion, den Machern von DJ-Rooms und der ganzen Welt auf keinen Fall vorenthalten werden sollten. An dieser Stelle herzlichen Dank an alle Teilnehmer. Zwischen unaufgeräumtem Gerümpelverschlag und umgebauter, mittelalterlichem Burgsaal, von mit »Expedit«Regalen gesäumten Wohnzimmern bis hin zu mit Equipment vollgestellten Lofts, hätte die Spannbreite nicht größer sein können. Aber jetzt haben wir erst richtig Blut geleckt und wollen mehr. Wir wollen es wissen und kommen zu Euch zum Hausbesuch. Wer uns seine Plattensammlung, sein Reservoir an Turnschuhen, seinen Kleiderschrank oder seine Sammlung an spleenigen Gadgets zeigen, kurz: wer uns seine Schätze vorstellen möchte, der schicke uns eine eMail mit dem Betreff »Hausbesuch« und einer kleinen Begründung, wieso wir unbedingt bei ihm vorbeikommen sollen an redaktion@hhv.de. Einsendeschluss ist der 4.1.2013. –

Maik Sandmüller von der Burg Wendelstein 21


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Fo to: T h o m as a s vo v o n Wi W i t ti c h Tex t: L e a Fi cke c ke nnss c h e r

Posse In Effect

– Flair–des– Besonderen

Vier Jahre ist es her, dass der Selected Store sein Nest in der Grünbergerstraße verlassen hat und vier Querstraßen weiter in die Revaler Straße gezogen ist. Bei dem Gedanken an die vielen Treppen, die man damals noch erklimmen musste, bis man im 4. Obergeschoss das heißersehnte Vinyl in den Händen hielt, könnte man fast ein wenig nostalgisch werden. Aber nur fast. Und auch Sebastian Baumann, obwohl erst seit knapp zwei Jahren im Selected Store tätig, erinnert sich noch gut: »Das war dort damals mehr eine Ausgabestelle, wo die Kunden direkt am Rechner die Sachen aus dem Lager ordern konnten.« Heute ist alles wesentlich bequemer - und ansehnlicher. Das Hinterhofflair wurde gegen Schaufensterchique eingetauscht. Denn spätestens nachdem Bekleidung und Schuhe das Sortiment an Musik und Merchandise bei hhv.de bereichert haben, war es Zeit für eine übersichtliche Präsentation in entspannter Atmosphäre. Auf indirekt beleuchteten Regalböden reihen sich nun feinsäuberlich drapiert die neusten Modelle der großen Sportschuhhersteller. Die Schallplatten sind in weißen Hochglanz-Quadern versenkt und die Clothing-Ecke erinnert ein bisschen an einen Showroom. Nachdem es im Hinblick auf das riesige Vinyl-Sortiment, das hhv.de in seinem Online-Store zu bieten hat, kaum realisierbar ist die ganze Palette in einen kleinen Shop zu packen, ist die Philosophie des Stores »Qualität statt Quantität«. »Wir versuchen immer die besten Artikel aus dem Webangebot im Store zu haben und nutzen ihn auch als Plattform, um kleinere Marken etwas zu pushen«, sagt Sebastian Baumann. Ob Platten, Streetwear, Schuhe oder Equipment, nur das Beste wird auserwählt und bekommt in seiner neuen Teilzeitheimat, die Aufmerksamkeit, die es verdient. Sebastian Baumann schmeißt den Laden gemeinsam mit Philipp Michalke. Beide sind alte Hasen im Einzelhandel. Baumann hat sich als Sneakerexperte etabliert, bei »WOM-Phil« Michalke haben die Heads schon in den Neunzigern für ihren Vinylnachschub sorgen können. Zusammen mit ihrem aus weiteren 3 Jungs und 3 Mädchen bestehenden Team verleihen sie dem Shop den Charakter, der ihn besonders macht.


Denn der Selected Store ist mehr als nur ein anonymer Laden. Er ist auch sozialer Knotenpunkt. Man kennt sich, man trifft sich und bleibt auch gerne mal auf ein paar Worte. DJs und Vinylliebhaber, Sneakerheads und Streetwarefans, der Selected Store hat seine Stammkunden. Daneben gibt es regelmäßige Partys im Store. Beim »Selected Friday« trifft man sich nach Feierabend bei guter Musik auf ein kühles Bier. Die Atmosphäre ist freundschaftlich und das Publikum bunt gemischt. Sowohl Mitarbeiter und Stammkunden als auch Neugierige, die vom Flair angezogen werden, gönnen sich gemeinsam ein Bierchen. Im Sommer wird gegrillt, die Plattenspieler drehen sich und es gibt Rabatte auf die Einkäufe. Meistens werden die Partys von Ausstellungen, In-Store Performances oder Customising Sessions begleitet. DDurch den urbanen Charakter der Gegend erinnert das Spektakel dann fast an eine klassische Blockparty. In diesen Momenten ist das Flair dieses Ladengeschäfts besonders spürbar. –

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Picture This


Picture This Phillip: Nike − Padded AD Reversible Varsity Jacket, 129.95 ¤ | Carhartt − Klondike Pants Orleans, 79.95 ¤ | Stüssy − Bass Thumps T-Shirt, 34.95 ¤ | Nike − Air Safari VNTG, 119.95 ¤ Wiebke: Nike − AW77 Time Out Zip-Up Hoodie, 64.95 ¤ | CTRL − Greenpoint Pant, 54.95 ¤ | Nike − WMNS Air Max 1, 129.95 ¤ Yeshua: The North Face − Nuptse 2 Vest, 179.95 ¤ | Carhartt − Prime Pants Las Cruces Twill, 69.95 ¤ | Ucon Acrobatics − Marley Sweater, 79.95 ¤ | adidas − Forum Mid RS, 99.95 ¤ 25

Fruzsina: Nike − SW Wool Raglan Destroyer Jacket, 119.95 ¤ | Cheap Monday − KO Tights, 27.95 ¤ | Nike − Air Vortex, 89.95 ¤


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Yeshua: Analog − Rivalry Jacket, 99.95 ¤ | EightArms & BlackMist − Sue Premo T-Shirt, 34.95 ¤ | Wemoto − Flag Starter Cap, 34.95 ¤ | Nike − Cuffed Stadium Pants, 59.95 ¤ | Jordan Brand − Air Jordan 7 Retro Raptors, 159.95 ¤ Phillip: Carhartt − Holbrook Cup Jacket, 99.95 ¤ | Carhartt − Hooded Chase Sweater, 69.95 ¤ | Mitchell & Ness − Los Angeles Kings NHL 2 Tone Script Snapback Cap, 34.95 ¤ | LRG − Guiding Star Sweatpants, 69.95 ¤ | Nike − Roshe Run, 99.95 ¤

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Fruzsina: Iriedaily − Baseball Women Trainer, 69.95 ¤ | Cheap Monday − Tight Jeans, 49.95 ¤ Cleptomanicx − Kawumm Special T-Shirt, 35.95 ¤ | adidas − Honey Desert Winter, 84.95 ¤ | adidas − Pershanka Beanie, 34.95 ¤ Wiebke: Carhartt − Backster Jacket, 99.95 ¤ | Cheap Monday − Tight Jeans, 49.95 ¤ | CTRL − Skatewitch Women T-Shirt, 29.95 ¤ Converse − Chuck Taylor All Star Canvas Hi, 59.95 ¤

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Phillip: adidas − Wool College Jacket, 219.95 ¤ | Cleptomanicx − Dolla Shirt, 49.95 ¤ | I Love Ugly − Denim Cap, 59.95 ¤ | Lee − Blake Rigid Denim Jeans, 87.95 ¤ | adidas − Phantom, 109.95 ¤ Wiebke: adidas − Glam Women College Jacket, 129.95 ¤ | Naketano − Darth II Hoodie, 69.95 ¤ | Cheap Monday − Second Skin Jeans, 49.95 ¤ | Vans − Authentic Leopard, 69.95 ¤

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Yeshua: Undefeated − Satin Snap Up Jacket, 179.95 ¤  |  Iriedaily − Sk8 Owl Hoodie, 59.95 ¤  |  adidas − Forum Mid RS, 99.95 ¤  |  Carhartt − Klondike Pants Orleans, 79.95 ¤ Fruzsina: Carhartt − Hickman Women Coat, 179.95 ¤  |  Cleptomanicx − Popokatepetl Special T-Shirt, 35.95 ¤  |  Levi's − Modern Demi Skinny Jeans, 109.95 ¤  |  adidas − Attitude Hi Winter, 109.95 ¤

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Phillip: Carhartt − Broom Vest, 159.95 ¤ | Dickies x Anti Hero − AH-EU Skate Hoodie, 59.95 ¤ | Carhartt − Trenton Beanie, 39.95 ¤ | Edwin − ED-47 Regular Pants, 99.95 ¤ | Vans − Alomar, 109.95 ¤ Fruzsina: adidas − Letterman Women Jacket, 109.95 ¤ | Ucon Acrobatics − Vast T-Shirt, 34.95 ¤ | Nikita − Baldy Leggings, 39.95 ¤ | Vans − Sk8-Hi Slim, 74.95 ¤ | Carhartt − Acrylic Knit Hat, 17.95 ¤

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Wiebke: Cleptomanicx − Delphi Winter H. Women Jacket, 129.95 ¤ | adidas − College Women Tank Top, 24.95 ¤ Insight − Ink Blot Leggings, 44.95 ¤ | Timberland − WMNS 6 Inch Premium FTB, 189.95 ¤ Yeshua: adidas − Parka, 199.95 ¤ | Carhartt − Finest Sweater, 59.95 ¤ | adidas − M Original Fit Pants, 99.95 ¤ | Clae − Strayhorn, 104.95 ¤ 31

HUF − Death From Above Single Fold Beanie, 24.95 ¤


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Wiebke: Nikita − Diran Knit Top, 139.95 ¤ | Cheap Monday − Tight Jeans, 49.95 ¤ | EMU Australia − Stinger Mini, 149.95 ¤ | Ucon Acrobatics − Donatello Scarf, 34.95 ¤ Yeshua: Mishka − Lamour Bomber Jacket, 229.95 ¤ | Carhartt − Elford Shirt, 74.95 ¤ | Carhartt − Presenter Pants Durango, 79.95 ¤ | Clae − Strayhorn, 104.95 ¤

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

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Phillip: Wemoto − Club Jacket, 239.95 ¤  |  Dickies − Washington Sweater, 39.95 ¤  |  The Quiet Life − Diamonds Five Panel Cap, 39.95 ¤  |  Edwin − ED-55 Relaxed Pants, 89.95 ¤  |  Nike − Air Safari VNTG, 119.95 ¤ Fruzsina: Nike − Print Bowery Leggings, 59.95 ¤  |  Nike − Featherweight Cut Out Crew Women Sweater, 69.95 ¤  |  Nikita − Ahaggar Jacket, 169.95 ¤  |  Nike − WMNS Air Max 1, 129.95 ¤

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Picture This hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012 34

Insight − Neo Noise Dress, 59.95 ¤ | Carhartt − Ribbon Women Jacket, 99.95 ¤


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Phillip: Nike − The Windrunner Jacket, 84.95 ¤ | Odd Future (OFWGKTA) − Golfwang T-Shirt, 29.95 ¤ | Edwin − ED-39 Regular Pants, 129.95 ¤ | Nike − Air Trainer 1 Mid PRM QS, 129.95 ¤ Wiebke: adidas − Letterman Women Jacket, 109.95 ¤ | CTRL − Solong Women Top, 22.95 ¤ | adidas − Trefoil Logo Leggings, 39.95 ¤ | adidas − Striped Jersey Skirt, 44.95 ¤ | Vans − Authentic Leopard, 69.95 ¤

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Too Many Rappers hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– 10 Rappers – Aged 25 & Under –

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Tex t: G r a s h i n a G a b e l m a n n I l l u s t r a t i o n: M a l i k


Too Many Rappers

Eine kontinuierliche Welle junger Leute, von denen die meisten noch nicht einmal in dem Alter sind, um in den USA legal ein Bier zu bestellen, gestalten die Hip Hop-Landschaft. Einige von Ihnen haben gewaltige Plattenverträge unterzeichnet, andere gehen ihren eigenen Weg oder haben sogar eigene Label gegründet. Während die Zukunft in anderen Gebieten der Künste fatal aussieht, haben diese Jugendlichen eine Goldmine gefunden, die zu erschließen es gilt und sie beweisen, dass der amerikanische Traum vielleicht immer noch existiert. Die Stimme der Jugend ist aber nichts Neues im Hip Hop – sie war immer präsent. Mobb Deeps‘ Prodigy, auf dem legendären »Shook Ones Pt. 2« rappte »I‘m only 19 but my mind is older«, RZA war erst 23 als der Wu-Tang Clan gegründet wurde und Snoop Dogg hatte noch ein richtiges Babyface in seinem »Who Am I (What‘s My Name«)-Video. Was anders ist am Hip Hop der jungen Generation, ist, dass ihr Zugang zum Internet sie stärker macht, sie eine weitere Reichweite haben und gleichzeitig greifbarer sind als jemals zuvor. Sie sind mit dem World Wide Web aufgewachsen und wissen es zu melken. Und sie sehen darin eine unendliche Möglichkeit des Zusammenarbeitens, der Inspiration, sowie einen Weg sich mit ihren Fans zu verbinden. Hier ist eine Liste junger Rapper, deren einzigartiger Stil und deren unvergleichliche Einstellung die Richtung des Hip Hop heute bestimmt.

Azealia B a n k s – 21 Jahre New York City

A$AP R o c k y – 23 Jahre Harlem, New York City

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Es scheint als sei der 23-Jährige schon seit Jahren in der Szene unterwegs, obwohl es erst im Herbst 2011 war, als er mit seinen vom Codeine-Fiebertraum inspirierten Tracks »Purple Swag« und »Peso« in die Rap-Szene drang, seine dicken Zöpfe und seine high-fashion Beute zur Schau stellend. Er hat seitdem einen drei e noc bevor b Millionen Dollar-Deal mit Sony/RCA unterzeichnet, noch er sein hoch gelobtes Mixtape »LIVE.LOVE.A$AP« lieferte. te. Rocky Ro se hat ein Gespür dafür, was gut ist, und wie man es präsentiert. Er ist für seine Fashion genauso bekannt wie Kanye nyyye West, est, mit wen Outfits, die ein Mix aus High-Fashion-Designern wie Rickk Owen und Harlem-Streetstyle sind. Dieses Mix'n'Matching hing giltt ebenso eb tischer New York für seinen Rapstil: sedierter Weed-Rap, narkotischer York-, Midwestern- und Memphis-Rap. Es ist kulturelles elles Sampling mpling a auf einem meisterhaft hohem Niveau.

Der Lolita von Harlem, Azealia Banks, gelingt es unglaublich unschuldig auszusehen (das Mickey Mouse-Sweatshirt hilft ohne Zweifel), während sie auf ihrem YouTube-Hit »212« ihr »cunt gettin‘ eatin‘« dahinrotzt. Seit ihrem Abschluss an der angesehenen LaGuardia Performanceschule unterzeichnete sie bei Interscope, performte eine private Party für Karl Lagerfeld, modelte für Alexander Wang, hatte wahnsinnigen Twitter-beef mit Kreayshawn und zog nach London, um ihr Album aufzunehmen. Allgemeiner gesagt: Sie bringt Frauenrap in eine neue, aufregende Richtung und arbeitet aufrichtig daran, nicht mit Nicki Minaj oder M.I.A verglichen zu werden. Ihr Mixtape »Fantasea« bewegt sich irgendwo zwischen House, Pop und schmuddeligem Hip Hop mit viel charmant-vulgärem Vokabular. Obwohl sie erst 21 ist, ist sie kein Newcomer, hat sie doch bereits als Teenager einen Deal mit XL Recordings unterzeichnet. Wenn es auch scheint als sei sie mit einem großem »Platsch« aus dem Nirgendwo gekommen, die kleine Lady kennt das Spiel und ist gut darin.


Too Many Rappers

»Who the fuck invited Mr. I Don‘t Give a Fuck/ Who cries about his daddy and a blog because his music sucks? (II did!) did!)« Tyler the Creator

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Ty l e r, The C r e a t o r – 21 Jahre Los Angeles

Er ist der junior Renaissance Man des Hip Hop und Gruppenführer des Wolfspacks, welches sich Odd Future nennt. Tyler gewann MTV's Best New Artist Award im Jahre 2011, veröffentlichte unabhängig zwei Alben, besitzt sein eigenes Plattenlabel und startet seine eigene TV-Show auf Cartoon Network. Er hat mehr erreicht als sich die meisten erträumen können. Er mag großohrig und schlaksig daherkommen, aber seine Lyrics sind bedrohend, abscheulich lustig und seine Sandpapierstimme klingt als sei er gerade zweimal um den Block gerannt. Und als wenn er nicht schon in genügend Projekten mitmischt, Tyler hat mehr als ein Alter Ego wenn er rappt, einschließlich eines weißen Serienkillers, genannt Wolf Haley, des schaurig klingenden Ace the Creator und Tyler Haley, der ihm die Macht gibt, den Mist aus seinen Kritikern zu nehmen, indem er den Mist aus sich selbst tilgt, wie auf dem Track »Sandwitches«: »Who the fuck invited Mr. I Don't Give a Fuck/ Who cries about his daddy and a blog because his music sucks? (I did!).«

School– o y Q b –

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25 5 Jahre J Loss Angeles A

Gerade erade noch jun jung genug, um in die diese se Liste zzu passen, muss hoo boy Q einfach ei erd Schoolboy erwähnt werden mitt seinem viertem ap und dem zweiten semi-offiziellen en Album »H Mixtape »Habits & Contradicti radictions«: eine turbulente Reise durch unberechenbare Ebenen - »Contradictions »C in my thoughts, and I just execute my feelings'« murmelt er in »2 Raw«. Schoolboy Q ist Teil von Kendrick Lamars Black Hippy-Crew und Teil der jugendlichen Wiedererfindung von West Coast-Rap, was ihm mit einem wirklich außergewöhnlichem Stil gelingt: Er ist frech (stichelt in Richtung Jay-Z im Song »Nightmare on Figg St«: »What's 50 grand to a muh fucka like me, can you please remind me? Shit, I'll remind ya/Put that steel behind ya/ Put the five inside ya'«), und zugleich hypnotisierend düstern – eine Düsternis, die den Zuhörer nicht dazu zwingt, sich der Verzweiflung hinzugeben, sondern ihn vielmehr beschwört, diese in ihrer Fremdheit zu erkunden.


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Kilo K i s h – 211 Jahre Orlando, Florida F a lebt in New York City

Ruhm ist was passiert, wenn man es nicht darauf anlegt. Oder so ähnlich. Obwohl Ruhm hier noch ein bisschen weit hergeholt ist. Kilo Kish baut kontinuierlich ihre Fanbase aus, zu der Syd the Kid und Mos Def bereits gehören. Das Rappen war nie ihre Aspiration, aber die Fashion Institute of Technology-Studentin rappte zu Hause aus Spaß mit ihrem Rapper-Mitbewohner Smash Simmons. Das Ergebnis ist eine ziemlich outgespacete und eigentümlich klingende, selbst veröffentlichte »Homeschool EP« (produziert von The Internet), auf welcher Kilo Kish süß mit einer ultra-sanften Mädchenstimme flüstert und kichert. Sie zeichnet sich durch ihr Bescheidenheit und ihre unschuldigen Lyrics aus, anstatt durch entblößende Kleidung und provokative Texte wie das bei vielen ihrer weiblichen Zeitgenossen der Fall ist.

Haleek M a u l – 16 Jahre Brooklyn, New York City lebt in Barbados

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Es gibt einen bestimmten Typ von Jugendlichen, welcher bei Erwachsenen aufgrund ihres großen Wortschatzes und ihrem seriösen Auftreten Unbehagen hervorruft, da sie so unnatürlich reif rüberkommen. Heleek Maul ist einer von ihnen. Sein von Supreme Cuts und King Britt produziertes Album »Oxyconteen« ist geprägt von Opern-Ambiente, höhnischen Violinen und durch Echos dargestellten Schichten der Dunkelheit. Er beschreibt es als »Licht in die dunklen Ecken der menschlichen Realitäten gießen« was seine vom Schrecken erfüllten Texte zweifellos tun. Wenn auch Haleek Maul sich mit der gleichen Teenage-Angst beschäftigt wie jeder andere es auch tut oder tat: Er hat einen ziemlich dämonischen Weg der Konfrontation gefunden. Mit dem Song »Inebriated« bewältigt er eine gescheiterte Beziehung, »This shit gone cure the pain/ in my heart/ in my brain/ drift away/ inebriate/ drift away« und in »88« reflektiert er über seine Selbstzweifel, »Can't stand to be alone, my life is a mistake, that's why demons want my soul«. Es ist der Horrorkern vom Kern.


Too Many Rappers

Space– ghost– purrp –

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

21 Jahre Miami

Spaceghostpurrp's Album bu »Mysterious rious Phonk« is ist eines der Isol Isolane Stimme und seine Be tion: Es ist einfach seine Beats, die es fu funktiertig m onieren lassen. Dieser 21 21-jährige ist desillusion desillusioniert und fertig mit ow, known as the motherfuckin' kin' dem Leben (»Living here in hell now, Earth, a.k.a the fucking world now' on Osiris of the East«) und drückt dies mit solch einer reifen Aufrichtigkeit aus, schafft eine geballte, düstere Atmosphäre – ungewöhnlich für einen 21-Jährigen. Er beschreibt seine Musik als dunklen Metal-Folk-Rap, sein Artwork ist eingekleidet mit Totenköpfen, Gräbern und Kreuzen, und er unterlegt seine Tracks mit Space Cadet Flippermaschinen-Sounds – er ist mehr als nur ein bisschen »spaced out«.

Big Baby G a n d h i –

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22 Jahre geboren in Bangladesch aufgezogen in Queens

Als das einzige indische Kind in seiner Klasse, war es der Rap, der ihn dazugehören ließ – jetzt ist es die Sache, die ihn abhebt. B.B.G bekam Aufmerksamkeit von Das Racist, indem er negative YouTube-Kommentare unter ihren Videos hinterließ und ihnen seine Beats sc schickte. Seit dem haben sie auf seinem Mixtape »No1 2 Look U Up 2« und »Big Fucking Baby« zusammengearbeitet. Seine oftmals Sei ftma selbstproduzierten Beats sind stark mit Samples nt lo unterlegt, lo-fi und unglaublich catchy. Sein Rapstil ist eine Kombination von bin vo einem nonchalantem Indielängeziehen der Vokale und stark a animiertem Spitting, das dazu tendiert, den Beat zu verpassen.. Seine Lyrics sind mal unterhaltsam frech (»I love her verp llike a lot of fat kids love cake/or like a lot of whack kids love Drake« Sebastian Hinz 27. September 2012 16:37muss heißen: auf »Drink A Lil Pepsi«) und andere Male provozierend rreflektiert, wenn er sich mit dem Außenseiter-Gefühl als indischer Immigrant in New York auseinandersetzt.


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»Know that I don‘t believe in the curse of generations/ know that the fucking past is only intimidation/ just know that it‘s a reminder that only hinders your greatness« Angel Haze

M a x s t a – 20 Jahre London

Angel H a z e –

Er schüttelte die Londoner Grime-Szene mit seiner 2010 erschienenden Hymne »East London Is Back« einmal durch und auch der Rest seines Albums »The Maxtape« stellte unter Beweis, dass er einer der meist erfrischenden und innovativen Rapper der englischen Hauptstadt ist. Doch sein Ruhm zog eine Menge Hass an: Er wurde niedergestochen und misshandelt, so dass er wegzog und erstmal eine Pause einlegte. Stärker und verändert kam er zurück und steuerte mit seinem akustisch vorgetragenen Cover von Tracy Chapman's »Fast Car« in eine andere musikalische Richtung. Er wollte zeigen, dass er erwachsen geworden ist, ließ die Grime-Szene hinter sich und landete einen Erfolg mit seiner funkelnden Single »I Wanna Rock« - wenn auch Überbleibsel des Grime zu hören sind, was keine schlechte Sache ist – es wurde ein süchtig-machender, knallharter Partytrack. Er hat deutlich gemacht, dass er nicht das neue Gesicht des Londoner Grime sein möchte – er möchte seinen eigenen Pfad finden und er hatte einen ziemlich guten Start.

20 Jahre Michigan lebt in New York City

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Diese Kindheitskultüberlebende ist außer Kontrolle. Auf ihrem Track »New York« (den Beat lieh sie sich von Gil Scott- Heron's »New York is Killing Me«), gefüllt mit fernem Donner vibrierender Bass-Linien und lauten Claps, rotzt sie heftige Zeilen (»I'm satan/and I'ma take your ass to church now«) bei solch einer krassen Geschwindigkeit, dass sie dem Zuhörer nur die Chance lässt an den süßen Singsang-Haken anzubeißen, der eigentlich alles andere als süß ist; es ist eine Proklamation über ihre Herrschaft über New York. Aber sie ist nicht nur eine ungehobelte Hardlinerin, die sich selbst anpreist: sie wurde auch ein YouTubePhänomen mit halb gesprochenen, halb gerappten Reimen für Teenager die selbstmordgefährdet sind oder Drogenprobleme haben. Auf ihren Tracks packt sie eben so wild ihre eigenen Probleme an, wie sie andere angreift, was es zu einem erfrischend ehrlichen Zuhörerlebnis macht. Auf ihrem Mixtape »Voice« biete sie ihre Version von Kanye West und Jay-Z's »No Church in the Wild« und killt es lyrisch (»Know that I don't believe in the curse of generations/ know that the fucking past is only intimidation/ just know that it's a reminder that only hinders your greatness«) und lässt das Original stilistisch wie einen unvollendeten Gedanken aussehen.


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– The Gaslamp – Killer –

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Fo to: J u l i e N a ge l Tex t: H e n n i n g Ko c h


Too Many Rappers

»Wenn du in einem kleinen Club spielst und alle komplett durchgeschwitzt sind, dich angucken und genau auf deiner Wellenlänge sind, dann ist das ein großartiges Gefühl, welches dir genau den richtigen Antrieb gibt.«

Wer den euphorischen Mann mit der wehenden Lockenmähne hinter seinem DJ-Pult erleben durfte, wird sich zwangsläufig gefragt haben, wo der seine exzessive Energie hernimmt. »Ich bin mit Hip Hop aufgewachsen«, erläutert William Benjamin Bensussen, bekannt als The Gaslamp Killer, seine musikalische Herkunft. »Und wir versuchten damals, so viele der vier HipHopElemente zu beherrschen wie nur möglich, also: Rappen, Tanzen, DJing und Graffiti. Tanzen ist für mich sehr wichtig und ich weiß, welche Musik mich wirklich zum Tanzen bringt. Das ist genau die Musik, die ich auch für die Leute spielen möchte.« Inspiriert von DJ Shadow, J Dilla oder DJ Krush hat er sich mittlerweile auch außerhalb seiner Heimatstadt Los Angeles mit seinen DJ Sets einen legendären Ruf erarbeiten können. Dabei ist ihm wichtig, sich stets stilistische Freiräume zu schaffen und mit seinem wilden Stilmix nicht auf eine bestimmte Musikrichtung eingegrenzt zu werden. Die Motivation dazu verleiht ihm ein reger Energieaustausch mit seinem Publikum: »Wenn du in einem kleinen Club spielst und alle komplett durchgeschwitzt sind, dich angucken und genau auf deiner Wellenlänge sind, dann ist das ein großartiges Gefühl, welches dir genau den richtigen Antrieb gibt.« Für den passionierten Schallplattensammler sind die Individualität und die Haptik, die in dem analogen Medium stecken, ebenfalls ausschlaggebend für seine fast spirituelle Bindung zur Musik und zur DJ-Kultur: »Die Energie, die du verwendet hast, um die Musik zu erstellen, wird beim Schneiden einer Platte in die Rillen auf das Plastik übertragen. Deine Hände berühren die Rillen und dein Schweiß gelangt in die Rillen und lässt die Platte anders klingen. Und wenn du die Platte oft genug gescratcht hast, beginnt sie an dieser Stelle zu zischen. Es ist also deine Energie, die beim Abspielen auf die Platte übertragen wird.«

Seine internationalen Auftritte haben The Gaslamp Killer dabei auch persönlich neue Perspektiven eröffnen können. »Das Reisen und Spielen auf der ganzen Welt hat mir wirklich offenbart, wer ich als Mensch und als Künstler eigentlich bin. Ich habe dadurch überall eine Verbindung mit den Menschen aufbauen können und festgestellt, dass wir im Endeffekt alle das gleiche wollen: Unser Leben leben und glücklich sein.« Dies erklärt wohl auch, woher er die Energie für seine ekstatischen Auftritte nehmen kann. – The Gaslamp Killer – Breakthrough, 2LP 19.95 ¤, CD 13.95 ¤

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Im Kontrast zu seinen ekstatischen und vielfältigen DJ-Sets, zeichnen sich die eigenen Produktion häufig durch eine psychedelische Atmosphäre und insbesondere in seinen Kollaborationen mit Gonjasufi durch eine düstere Stimmung aus. »Ich mag einfach diese dunkle, cinematische, stimmungsvolle und emotionale Musik. Nicht diese identischen Akkorde, die in jedem

verdammten Popsong vorkommen. Ich mag v.a. Akkorde, die bei intellektuellen, tiefsinnigen oder spirituellen Menschen nachhallen und das spiegelt sich auch auf meinen Platten wieder.« Dabei steht diese Einstellung für ihn nicht in einem Widerspruch zu seiner sonnigen Heimat im Süden Kaliforniens. Dort hat The Gaslamp Killer mittlerweile mit Flying Lotus, Ras G oder Daedelus eine Gruppe von Gleichgesinnten um sich herum versammeln können, woran auch die Partyreihe »Low End Theory« beteiligt ist, die er 2006 zusammen mit Daddy Kev und DJ Nobody ins Leben rief und als internationales Epizentrum für die Beatszene von Los Angeles etabliert hat. »Low End Theory« gab den Beatmakern um das Brainfeeder Camp damals einen festen wöchentlichen Treffpunkt und expandierte auch darüber hinaus. Schon bald stießen etablierte DJs wie Mix Master Mike oder Peanut Butter Wolf und sogar renommierte Musiker wie Thom Yorke oder Erykah Badu dazu. Was die Partyreihe für The Gaslamp Killer dabei so besonders macht, ist die entspannte Atmosphäre und der gemeinschaftliche Umgang zwischen den Künstlern und dem Publikum: »Es ist ein gemeinsamer Treffpunkt. Die Leute wollen einfach dorthin kommen und zusammen rumhängen. Wir haben zum Beispiel keinen Backstage-Bereich, damit müssen alle klarkommen. Wenn also Flying Lotus vorbeischaut, dann wird er natürlich von Leuten belagert, die Fotos machen wollen. Trotzdem ist er ein Teil der Menge. Das hat sich wie von alleine so entwickelt, ist aber schon etwas sehr besonderes!«


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Foto: C onstantin Falk Tex t: Patric k C av aleiro

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012 44

– Efterklang –

Efterklang heißt im Dänischen »Nachhall«. Seit nunmehr 12 Jahren veröffentlicht die Band um Sänger Casper Clausen unter diesem Namen ihre ganz eigene Vision von Musik. Und tatsächlich stiegen sie für ihre neues Album »Piramida«, benannt nach der Bergarbeiterkolonie auf Spitzbergen, in der ein Großteil der Aufnahmen entstand, in einen riesigen Tank, um den darin verborgenen Hall einzufangen: Efterklang. Efterklang sind Sample- und Field-Recording-Junkies, bauen Songs aus Sounds und sind gerade deswegen Vollblutmusiker. Keiner von ihnen hat je eine klassische Musikausbildung genossen, doch weltweit öffnen ihnen Philharmonien die Türen, um sie mit ihren Orchestren kollaborieren zu lassen. Für »Piramida« fügte Elektrotüftler Mads Brauers hunderte Samples aus der nordischen Eiseskälte zusammen und treibt den cinematischen Bombast der Band, der sich dennoch dem Minimalismus verschreibt, auf die Spitze. Das Ganze wurde filmisch dokumentriert und ist sowohl im Trailer, als auch in dem im November zum Album

erscheinenden »Making Of« zu sehen. »Die Geschichte hinter diesem Album muss erzählt werden, das ist klar« Und auch nach dem Weggang von Drummer Thomas Husner erschöpft sich die Musik v.a. im perkussiven Verständnis von Sounds. Die Beats sind vertrackt ohne dabei den Strukturen der Songs im Weg zu stehen. Sie sind keine Fremdkörper, sondern der Korpus. Mit Casper Clausen's Erzählerstimme werden aus ihnen Popsongs, die in ihrer Intensität so nah, in ihren Sounds aber aus eben jenen fernen Klangwelten kommen, die Efterklang hörbar machen. Efterklang's Songs sind Wagnisse, die ihre Produktionsweise spiegeln. Und so beschreibt Casper Clausen die Angst, sich in den Songs zu verlieren und in der Komposition nie zu einem richtigen Ende zu kommen, um aber gleich hinzuzufügen: »Doch das ist nun mal die Wette, die wir eingehen« – Efterklang – Piramida , LP 19.95 ¤


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– Te e n g i r l Fantasy – Foto: Malte Seid el Tex t: John Luas

verschiedene Loops kombinieren würden. Ein Großteil elektronischer Musik entsteht ja so«. Diese Absage an eine AbletonÄsthetik, wie sie sich in weiten Teilen der elektronischen Landschaft durchgesetzt hat, mag auch der Lust an der gemeinsamen Performance geschuldet sein. »Wir sind beide mit akustischen Instrumenten aufgewachsen. Nick spielt Klavier und ich habe meine gesamte Kindheit Violine gelernt. Ich bin sicher, dass diese Einflüsse die Art wie wir miteinander spielen und die Sehnsucht nach diesem Live-Gefühl bestimmen.« Auf »Tracer« tauchen sie mit dem Einsatz einer ganzen Reihe digitaler Synthesizer aus den 1990er Jahren und vor allem mit den den Sound der Platte bestimmenden Kollaborationen in neue Welten ein, bleiben aber ihrem Debüt treu - oder sind ihm vielleicht noch ein Stück näher gerückt. – Teengirl Fantasy – Tracer, LP 18.95 ¤, CD 14.95 ¤

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Als vor zwei Jahren mit »7AM« das Debüt der Brooklyner Nick Weiss und Logan Takahashiaka erschien, ernteten Teengirl Fantasy für ihre Grenzgängerschaft irgendwo zwischen einer Chill Wave-Variante von House und einer sehr poppigen Variante von Techno Lob und Anerkennung. Diese Durchlässigkeit und mitreißende Dynamik erzeugten sie damals durch die langen SampleSchleifen, die fast ausnahmslos dem Soul der Siebziger entliehen waren. Auf ihrem neuen Werk »Tracer« zeichnen sich mit Panda Bear, Laurel Halo, Romanthony sowie Kelela eine ganze Reihe Kollaborationen für diese lyrische Seite der Platte verantwortlich - und zeichnen die Handschrift dabei klarer denn je. Es ist vor allem ihre Absage an Loop- oder Clipästhetiken, die diesen fließenden, groovenden Sound ermöglicht, der ihre Tracks durchzieht »An einem bestimmten Punkt in der Musikgeschichte begann alles sehr sehr stark quantisiert zu werden und ich denke, da wir unsere Musik immer live spielen, auch wenn wir aufnehmen, klingt es am Ende wirklich anders, als wenn wir nur


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– The Doppelgangaz –

Tex t: Le a F i cke n s ch e r

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»Niemand fragt uns ob wir eine NZT-Fabrik in Peekskill, NY, haben, um unserer musikalischen Schaffenskraft auf die Sprünge zu helfen. Die Antwort ist ein klares: Vielleicht!« M a t te r o v Fa c t

verbreiten und Verwüstung zu verursachen. In ihren Musikvideos kann man den »Post Grad Gross Lads« dann dabei zusehen, wie sie in schwarzen Polyester-Umhängen Pfandflaschen wegbringen gehen oder sich in der unberührten Pampa von Orange County, NY auf Suburbsafari machen. »Niemand fragt uns ob wir eine NZT-Fabrik in Peekskill, NY, haben, um unserer musikalischen Schaffenskraft auf die Sprünge zu helfen. Die Antwort ist ein klares: Vielleicht!« Jedes unangenehme Tabu wird persifliert. Alles wird ironisiert. Sie sprechen vom Konsum harter Drogen oder Industriealkohol, zeigen sich fast überall in Begleitung einer überdimensional großen, nackten Barbie-Puppe namens »Bamber Cose«, die ganz zufällig den gleichen Haarschnitt wie Amber Rose, die Ex' von Mr. Kanye West trägt, und zählen »Dumpster Diving« und regelmäßige Bordellbesuche zu ihrem liebsten Freizeitbeschäftigungen.

Teengirl Fantasy – Tracer, LP 18.95 ¤, CD 14.95 ¤

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The Doppelgangaz haben Humor. Anstatt sich hinter Anonymität zu verstecken, initiieren die Jungs aus New York lieber ein skurriles Medien-Alter-Ego und schlüpfen damit quasi in die Rolle ihrer eigenen »bösen« Doppelgänger. Sobald das Thema irgendwie an der Privatsphäre des »Ghastly Duo« kratzt, kontern die beiden mit Ego-Persiflagen. »Ich erinnere mich an das eine Mal, als ich verhaftet wurde«, erzählt Matter Ov Fact, einer der »Lone Sharks«. »Als ich auf dem Revier saß, kam plötzlich EP durch die Tür, auch in Handschellen. Ich meinte zu ihm ›Auf drei, sag wofür sie dich dranbekommen haben!‹ und wir brüllten gleichzeitig: ›Gesetzeswidriger Körperkontakt gegenüber Dritten‹.« Seitdem ›Sharken‹ sie gemeinsam. Einer begeht die Tat, der andere filmt. Diese Anekdoten mit leicht verstörendem Unterhaltungsfaktor erzählen die beiden gerne über ihren alternativen Zeitvertreib dem »Sharking«, wie sie es nennen. Nach und nach wurde so ein ganzer Kult konzipiert, der sich aufgeschrieben wie die Theorien einer obskuren HipHop-Sekte anhört. Sie seien von den ominösen »Raplords«, Mächten jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, auserkoren worden, den »Black Cloak Lifestyle« zu

Neben den vielen erfrischend-erheiternden Großstadtmärchen der Gebrüder Groggy, sollte man auf gar keinen Fall ihre Musik vergessen. Oder wie es das Doppel selbst ausdrückt: »Warum können wir nicht einfach für unsere Musik geliebt werden? Alles, was diese Ladies von uns wollen, sind unsere Adonis-Körper.« Das Zwillingspaar-im-Geiste kennt sich seit der dritten Klasse, Grundschule. Sie machen Musik zusammen seit 1998. Anfang 2011 erschien das erste Album »Beats For Brothels, Vol. 1«, fünf Monate darauf folgte das in Liebhaberkreisen hoch gelobte »Lone Sharks« und knapp ein Jahr später, im Juni 2012, »Beats For Brothels, Vol. 2«. Quantität und Qualität sind hier die Devise, vor allem wenn man dabei berücksichtigt, dass die beiden quasi alles in Eigenregie umsetzen. Nachdem kein passendes Label da war, haben Matter Ov Fact und EP just ein eigenes aus dem Boden gestampft. Alle ihre Releases laufen über Groggy Pack Entertainment. Das ermöglicht Autonomie. EP produziert selbst und ist dabei im Vergleich zu anderen Beatmakern in den Staaten nach wie vor unterschätzt. Seine Beats haben Raffinesse, Abwechslung und einen gelassenen Flair von Melancholie, bei dem immer auch eine gewisse Düsternis durchsickert. Ein brasilianischer Bossa Nova-Sample hier, ein smoother Jazzpianoloop da. Die rohe, traditionsgetreue Boom Bap-Drumline wird niemals verraten und trotzdem bleibt der Nachgeschmack eher futuristisch. Alles verschmilzt in einem fließenden Wechselspiel aus instrumentalem Hip Hop und Rap, die Korrelation ist variabel. Textlich präsentieren sich die Doppelgangaz wieder typisch exzentrisch: provokativ, unästhetisch-taktlos und natürlich extrem sarkastisch, um den »heiligen Gospel« in die Welt zu tragen. –


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The Soul Jazz Orchestra

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– Zur Rückkeh r – des politischen Soul

Tex t: J o h n L u a s

Too Many Rappers


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»They are looking for the truth, man, they are looking for the truth« Ch a r l e s B r a d l ey

Dieser Tage erscheinen eine ganze Reihe von Soul-Platten, die jeglicher Nostalgie trotzen, sondern vielmehr ihre zwingende Notwendigkeit und Aktualität unter Beweis stellen. Die neuen Alben von Antibalas oder The Souljazz Orchestra geben sich politisch und sind im besten Sinne zeitgenössisch. Im R‘n‘B eines Frank Ocean mischen sich neue sozialkritische Töne. Wir haben die Rückkehr des politischen Soul in neuem Gewand zum Anlass genommen zurückzublicken.

Soul-Musik, singt »She's there to love me, both day and night, (...), always treats me right« dann kommt das der christlichen Vorstellung von einem Gott schon sehr nah und es spricht für sich, dass der Song sich bei »It Must Be Jesus« von den Southern Tones bedient. Es bleibt also offen, ob es sich am Ende um eine Sexualisierung von Religion oder um eine Säkularisierung des Sex handelt, der Bezug jedoch ist von enormer Bedeutung für die spätere Politisierung.

Soul ist zurück. Seit Ende der 1990er Jahre findet immer mehr SoulMusik ihren Weg zurück in das Bewusstsein einer Generation, die keinen biografischen Kontakt mehr mit den goldenen Zeiten jener Musikform hat, die als die letzte große Ausformung der weltlichen Gesangskunst gelten kann. Die neue Generation wendet sich wieder dem Soul zu und da ist schnell die Rede von Retro, Revival und der Sehnsucht nach handgemachter Musik in Zeiten sozialer Kälte und da die großen Popstars das iPhone und der iPod sind. Um der Kraft dieser Musik und ihrer erneuten Popularität jedoch gerecht zu werden, reichen diese Begriffe kaum aus. Denn Soul ist vor allem auch wieder eins: politisch. Dass der re-politisierte Soul ein Vakuum ausfüllt, das weit mehr ist als eine sich in Nostalgie erschöpfende Mode, wird erst verständlich, wenn wir ins Jahr 1964 zurückblicken, in dem am 12. Dezember der große Sam Cooke einen erbärmlichen Tod auf dem Fußboden der Rezeption eines Stundenhotels starb, jedoch nicht ohne vorher noch die folgende Zeile aufgenommen zu haben: »It's been a long time coming/ But I know a change is gonna come«.

»It's been a long time coming/ But I know a change is gonna come«. Die Veränderung war greifbar geworden, im Hier und Jetzt und nicht mehr in einer zukünftigen Phantasie von Erlösung. Während die Bürgerrechtsbewegung in den Fünfzigern noch in Form von zivilen Ungehorsam stattfand, war sie spätestens seit Martin Luther King's March on Washington sichtbar. Soul und die Bewegung hatten einen permanenten gegenseitigen Einfluss aufeinander und desto mehrheitsfähiger die Forderungen wurden, desto stärker waren auch die politischen Implikationen der Musik. Kaum ein Plattenlabel repräsentierte dabei diese Beziehung so sehr wie Stax Records - wohlgemerkt ohne dabei jemals ein Wort darüber zu verlieren. Nachdem Sam Cooke sie endgültig salonfähig gemacht hatte, gehören politische, sozialkritische Botschaften ab Mitte der Sechziger von Sly & The Family Stone's »Everyday People« (1968) über Aretha's Franklin »Respect« (1965) und James Brown's »Say It Loud (I'm Black I'm Proud)« (1968) bis hin zur endgültigen Ankunft im Mainstream mit Marvin Gaye's »What's Going On« 1971 zum Alltag und Selbstverständnis des Soul. Allen voran aber trug Curtis Mayfield zur Verankerung dieser Themen in afroamerkanischer Musik von R'n'B bis Funk bei. Mit »Keep On Pushing« (1964), »People Get Ready« (1965) schuf er nicht nur zwei Klassiker unter den Protestsongs, sondern lieferte mit »We're a Winner« (1967) auch einen definierenden Track des Black Power Movement. In den Siebzigern war es vor allem der Funk, der dieses neue radikalisierte Movement begleitete, sich aber im Gegensatz zum Erfolg der Bürgerrechtsbewegung zunehmend in Unwegsamkeiten verirrt und so spätestens in den Achtzigern musikalisch mehr und mehr im unpolitischen Disko aufgeht. Denn auch das hatte Soul vorangetrieben: Die Kommerzialisierung von afroamerikanischer Musik. Ab den 1970er Jahren wird das politische Vakuum zunehmend vom Hip Hop gefüllt, für den Soul v.a. lyrisch den Grundstein gelegt hat. »The Revolution Will Not Be Televised« von

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Mit diesen Worten gelang Sam Cooke (und es gehört zu den tragischen Anekdoten der Popgeschichte, dass er selbst dies nicht mehr mitbekommen sollte) die endgültige Säkularisierung des Erlösungsversprechens des Gospels, aus dem der Soul hervorgegangen war. Es war der finale Tusch für die Politisierung einer Kunstform und der Song avancierte kurz nach seiner Veröffentlichung zur Hymne der Bürgerrechtsbewegung. Schon zuvor war ihm der Spagat zwischen wohligem Pop und sozialkritischem Inhalt mit »Chain Gang« gelungen. Das Säkularisierungsbestreben des Soul war jedoch längst nicht auf das Politische beschränkt. »Ganz ähnlich wie der Soul zuvor schon die Liebe zu Gott auf den Boden geholt hatte, auf dem Frauenbeine wandeln, säkularisierte Cooke nun auch die Politik des Gospel«, schrieb Tobias Rapp in seinem Nachruf zum 40. Todestag in der taz. Die Sehnsüchte und Hoffnungen wurden damit nicht länger ins Jenseits und auf Gott projiziert, sondern plötzlich greifbar und somit auch erreichbar. Als Ray Charles 1954 in »I Got A Woman«, dem Prototypen der


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»Das Comeback des Soul beruht wohl auch auf der Sehnsucht nach einem menschlichen Maß, einer universellen Empathie – inmitten einer Welt, der diese immer wieder abhanden zu kommen droht.«

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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Jonathan Fischer

Gil Scott-Heron ist hierbei wegweisend und markiert den Übergang. Spätestens mit Public Enemys Auftritten in den Achtzigern hat der Hip Hop die Themen der Einforderung von Gleichheit und Gerechtigkeit vollkommen übernommen. »In den 1980er Jahren gab es im Mainstream eine konservative Gegenreaktion zu den Protestkulturen der Sechziger und Siebziger Jahre«, sagt Pierre Chrétien vom Souljazz Orchestra und Jonathan Fischer, Journalist und Herausgeber zahlreicher Soul-Compilations fügt hinzu: »Die Unterhaltungsindustrie förderte seit den 1970er Jahren fast ausschließlich unkritische, konsumfreundliche Inhalte. Es galt das Gebot des Crossover für einen maximalen, vor allem weißen Markt – wenn überhaupt, dann waren politische, afroamerikanisch geprägte Botschaften bestenfalls stark verwässert zu verkaufen.« Die Antwort des Hip Hop auf die aufgegriffenen sozialkritischen Forderungen ist ab Ende der 1980er Jahre und vor allem dann in den 190er Jahren jedoch zunehmend eine private und wirtschaftliche: Das System erlaubt keine Gleichstellung, doch man kann immer noch Regeln adaptieren und einfach selbst mehr Geld anhäufen als die ehemaligen weißen Unterdrücker. Die großen wirtschaftlichen Imperien im Hip Hop entstehen und der zeitgenössische R'n'B erschöpft sich zunehmend in von der gesellschaftlichen Realität entfremdeten Sex- und Luxusfantasien. So ist es kein Zufall, dass politischer Soul genau dann zurückkehrt als Ende der 1990er Jahre die Kommerzialisierung des Hip Hop vollendet scheint. »Dass Sängerinnen und Sänger wie Erykah Badu, Jill Scott oder Anthony Hamilton wieder politische und geselschaftskritische Texte ins Spiel bringen, kann als zyklische Rückbesinnung verstanden werden«, sagt Jonathan Fischer. Das erneute inhaltliche Vakuum (zumindest im Mainstream) macht den alten Ansatz des Soul plötzlich wieder aktuell. Er knüpft an das nicht eingelöste Versprechen von Gerechtigkeit und Gleichheit an und dieses ist im Amerika in Post-Cold WarZeiten in einer Auseinandersetzung zwischen Einkommensklassen und weniger zwischen Rassen zu finden. Soul hat nie nur afroamerikanische Unterdrückung thematisiert, sondern stets humanistische Prinzipien behandelt, die durch die permanente thematische Parallelität von Liebe und Gerechtigkeit universell und rassen- und klassenübergreifend waren. »Sein Expressionismus, dieses Mitfühlen mit den tiefsten menschenmöglichen Enttäuschungen und Hoffnungen bleibt deshalb jenseits aller zeitgeschichtlicher Kontexte aktuell. Das Comeback des Soul beruht wohl auch auf der Sehnsucht nach einem menschlichen Maß,

einer universellen Empathie – inmitten einer Welt, der diese immer wieder abhanden zu kommen droht«, formuliert es Jonathan Fischer treffend. Der neue politische Soul nimmt sich zunehmend allen Verlierern der wirtschaftlichen Entwicklungen an und beschränkt sich nicht mehr auf den Befreiungsgedanken einer gesellschaftlichen Minderheit. Während der Soul der 1960er und 1970er Jahre politische Empörung v.a. aus der alltäglichen privaten Erfahrung (»Don't Call Me Nigger, Whitey«) generierte, ist bei Songs wie Antibalas’ »Dirty Money« oder »Solidarity« von The Souljazz Orchestra die Auseinandersetzung ganzer Klassen stärker im Fokus der Texte. »We Are The 99%« wird in den 2010er Jahren zum Schlachtruf der Occupy-Bewegung und drückt eine neue, alte Gräben übergreifende, Betroffenheit aus. Diese drückt sich auch in einem Soul aus, der über das persönlich-biografische hinausgeht und nicht nur deswegen eine plötzlich wieder zwingende Aktualität hat. Dabei knüpft er an eine Hoffnung an, die seit Sam Cooke eine Verantwortung bedeutet und ohne Musikern ein erzieherisches und politisches Mandat zuzusprechen, lässt sich die Sehnsucht nach dem Ausdruck dieser gemeinschaftlichen Erfahrung, die Sehnsucht nach einem Bezug von Musik zu einer emotionalen Realität, die jenseits persönlicher Schicksale eben auch immer eine zeitgenössische und geteilte ist, feststellen. Alte Größen wie Curtis Mayfield oder Gil Scott-Heron werden von der jungen Generation wieder entdeckt. »Ihre Kommentierung gesellschaftlicher Missstände wird als aktuelle Notwendigkeit erlebt«, meint Jonathan Fischer zur neuen Relevanz alter Wahrheiten. Und bei Bands wie Antibalas, dem Souljazz Orchestra, der Menahan Street Band, aber auch neuen R'n'B-Größen wie zuletzt Frank Ocean, lässt sich diese Notwendigkeit wiederfinden. Ende der 1990er Jahre meldetet sich Curtis Mayfield mit »It's A New World Order« und »We Need To Get Back To Livin Again« zurück und erinnerte daran, dass eben jene empathische Empörung eine Kraft hat, die beinahe vergessen worden war. Und fünfzehn Jahre später gehört ein Charles Bradley mit über 60 Jahren plötzlich wieder zu gefragten Predigern dieses menschlichen Maßes. Auf die Frage, warum nun eigentlich junge Menschen eine Musik hören, die doch stilistisch so gar nicht zeitgenössisch zu sein scheint, antwortet er ohne Umschweife: »They are looking for the truth, man, they are looking for the truth« – The Soul Jazz Orchestra – Solidarity, LP 16.95 ¤, CD 16.95 ¤ Antibalas – Antibalas, LP 16.95 ¤, CD 15.95 ¤


Antibalas

Too Many Rappers

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Tex t & Foto: Patric k C av aleiro

Too Many Rappers hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– Lazer Sword –

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Es sind außergewöhnliche Umstände, unter denen Lazer Sword neuerdings arbeiten. Bryant Rutledge (aka Low Limit) wohnt in Los Angeles, sein Partner Antaeus Lando Roy (aka Lando Kal) in Berlin. So entsteht die Musik seit dem getrennten Wegzug aus San Francisco vor zwei Jahren fast ausschließlich hinter dem Rechner. Die zwei Freunde sehen sich selten, weshalb jedes Treffen auch ein »breath of fresh air« ist, wie Lando Kal es bezeichnet. Doch zufriedenstellend ist die Situation nicht. Angefangen hatte dabei alles ganz anders. Erstmals kreuzten sich die Wege der beiden vor 7 Jahren, in einem Plattenladen in San Francisco. Vom Fleck weg verabredete man sich zum Musikmachen, später wohnten die beiden zusammen und waren sogar Arbeitskollegen beim Musikmagazin XLR8R. »Memory« hingegen ist nun in einer gänzlich anderen Situation entstanden. Und so ist vom 8-Bit-geschwängerten, wuchtigen Bleep-Hop des Debüts nicht mehr viel übrig geblieben. »Du bist

auf jeden Fall nicht allein mit deinem Gefühl, dass man uns kaum wiedererkennt«, erklärt Low Limit, »aber wir haben schon immer an unserem Sound gearbeitet, und diesen immer wieder verändert. Und dadurch, dass wir die Platte in viel kürzerer Zeit fertiggestellt haben, sind diese Einflüsse viel komprimierter auf dem Album wiederzufinden. So ist ›Memory›, gerade im Vergleich zum Debüt, ein kohäsives Album geworden.« Als Einflüsse nennt Low Limit zwar einerseits Detroit und Chicago, doch auch Lando Kals Aufenthalt in Berlin ging nicht spurlos an ihnen vorbei: »Auf der Platte kann man definitiv auch ein bisschen Berlin herausschmecken.« Lazer Sword hat haben sich musikalisch deutlich vom Hip Hop entfernt (der eine gewisse Ironie nie verbergen wollte) und hat durch neue Freunde wie Machinedrum und Jimmy Edgar, die beide auf dem Album vertreten sind, eine kühlere und technoidere Haltung angenommen. – Lazer Sword – Memory, LP 19.95 ¤, CD 15.95 ¤


Too Many Rappers

– Ryat – Foto: Malte Seid el Tex t: John Luas Philadelphia: »Sie spielen von Natur aus so organisch und sind zugleich technisch so gut. Sie spüren jeden Sound, eine Synthese wie diese macht ihnen nichts aus. Die Synthese macht auch mir nichts aus, im Gegenteil, sie bringt mich in einen speziellen Modus, eine ›Zone‹.« Wenn RYAT diese entscheidenden künstlerischen Momente der Inspiration, in denen aus einer Konfusion plötzlich so etwas wie eine Richtung entsteht, versucht zu beschreiben, benutzt sie dieses Wort sehr oft: »Zone«. Es ist dieser schmale Grat, dieser verschwindend geringe musische Bereich menschlicher Existenz, in dem ein gutes Kunstwerk entstehen kann. Um diese Zone zu betreten, muss man bereits sein, sich einer Transformation zu unterziehen. Einiges spricht dafür, dass RYAT das mit »Totem« für einige fruchtbare Momente lang gelungen ist. – Ryat – Totem , CD 14.95 ¤

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»Ein Totem besteht aus verschiedenen Tieren, die dich durch bestimmte Dinge im Leben geleitet haben und dir einen Rat gegeben haben und während ich am Album schrieb, sind einige Tiere zu mir gekommen und ein jedes Mal war es genau der Rat, den ich gebraucht habe«, sagt RYAT und es ist zwei Jahre nach ihrem Debüt »Avant Gold« wohl auch privaten Umbrüchen und Transformationen geschuldet, dass »Totem« eine sehr intime Platte der Selbstvergewisserung geworden ist. So entstand das Album zunächst als instrumentale Platte und erst in den letzten beiden Monaten der langen Suche fügten sich die Songs durch das Totem-Konzept zusammen. RYAT verbindet auf virtuose Weise akustische Elemente mit elektronischen, sie kaschiert ihren JazzHintergrund nie, doch scheint dennoch frei von ihm. Es ist diese stetige Suche nach dieser Balance, dieser Selbstvergewisserung, die das neue Werk durchzieht. Und obwohl sie auf »Totem« ihre Stimme zum Hauptinstrument ernennt, schafft sie diesen Spagat auch dank einer ganzen Reihe von Jazz-Musikern aus ihrer Zeit in


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– Melting Pot – Music –

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Fo t o: G . W i n te r Tex t: P h i l i p p O l l e n s c h l ä ge r


Too Many Rappers

»Aus unternehmerischer Sicht war es sicherlich waghalsig ein Label zu gründen, aber ich hatte Bock darauf.« O li ve r von Fe lb e r t

»I started Melting Pot Music with a simple concept: I wanted to release music that fit in my personal collection and in my DJ sets«, steht in den Liner Notes des ersten Samplers von MPM aus dem Jahr 2005. Zehn Jahre ist es nun her, dass Oliver von Felbert, vielen bekannt als Olski, sein Label gegründet hat. Zu dieser Zeit, im Herbst 2002, war die Musikindustrie auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. »Aus unternehmerischer Sicht war es zu diesem Zeitpunkt sicherlich waghalsig ein Label zu gründen, aber ich hatte Bock darauf«, erinnert sich Olski heute. Doch MPM war von Anfang an mehr als ein Unternehmen. Es bestand der Wunsch, Musik zu veröffentlichen, die dem persönlichen Geschmack eines Plattensammlers und Musik-Nerds entsprach. Über das Internet, insbesondere MySpace und Foren wie Soulstrut.com kamen die ersten Kontakte zu Künstlern zustande und wurde die Basis gelegt. Ähnlich wie die Labels Tru Thoughts und Ninja Tune, die nicht nur auf ein einziges Musikgenre ausgerichtet sind, begann Olski die Labelarbeit ohne Scheuklappen. Die Musiker kamen während der Anfangszeit zu einem großen Teil aus dem Ausland, was wohl auch daran lag, dass der persönliche Musikgeschmack Olskis eher britisch und amerikanisch als deutsch geprägt ist. »Zu dem Zeitpunkt als ich MPM gegründet habe, gab es in Deutschland keine Musik, die mich begeistert hat. Dafür musste ich ins Ausland schauen. Ich hatte großes Interesse an neuen Funk- und Soulsachen und wollte Sachen herausbringen, die es so in Deutschland noch nicht gab«, beschreibt der »Potenzialentfaltungscoach« Olski seine Motivation. Die Ausrichtung war so seit Beginn Funk- und Samplelastig; trockene, scheppernde Breakbeats spielen eine tragende Rolle beim Sound, der bei MPM veröffentlicht wird.

Aushängeschild des Labels ist die »Hi-Hat Club«-Reihe. In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Robert Winter werden seit 2009 Beat Produzenten gefeatured und Platten im ästhetischen Schwarz/weiß-Look herausgebracht. Getreu dem Namen Melting Pot werden durch das Label nicht nur Musikgenres miteinander verschmolzen, sondern auch Menschen miteinander verbunden, interessante Projekte ganz bewusst forciert: Brenk und Miles Bonny, TBRCK und Adlib, oder Fleur Earth und Suff Daddy. Genau dies macht MPM als Label im deutschsprachigen Raum so einzigartig. Während viele Labels nach den ersten fünf Veröffentlichungen die Türen wieder schließen mussten, hat Melting Pot Music sein Renommee von Release zu Release kontinuierlich aufgewertet. So inspiriert Melting Pot neue Künstler, sich selbst treu zu bleiben, einen langen Atem zu bewahren und dabei trotzdem erfolgreich zu sein. – Fid Mella – Tatas Plottn, LP 13.95 ¤ S3 (Miles Bonny & Brenk Sinatra) – Supa Soul Shit, 2LP 16.95 ¤, CD 14.95 ¤

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Einer der ersten Slogans von Melting Pot war »Wir sind ein Hip Hop Label, das keinen Rap rausbringt«. Das trifft heute zwar nicht mehr vollständig zu, da inzwischen auch der ehemalige

RAG MC Aphroe hier releast, aber im Kern beschreibt dieser Slogan den Sound auch weiterhin. MPM ist ein Label mit einem Hip Hop State of Mind, das aber in erster Linie Musik veröffentlicht, die mit der Rapmusik bloß artverwandt ist. Im Zuge der keimenden Beatmaker-Szene brachte Melting Pot Music erste Beat-7inches heraus. Angefangen mit Suff Daddy und dem schwedischen Soul-Starlet Kissey Asplund folgten weitere Releases von Produzenten wie Brenk, Baptman, Afta-1, Fella Vaughn und Dexter. Mehr und mehr setzte man auch auf das Potenzial an erstklassigen, nationalen Beatproduktionen. In diesem Kontext wurde der Begriff »Köln-Sound« geboren, welcher jedoch nicht ganz zutreffend ist. MPM ist zwar ein in Köln ansässiges Label, allerdings veröffentlichen dort auch Musiker, die nicht in der Rheinmetropole wohnhaft sind, die aber ähnliche musikalische Prägungen haben.


Bist du gesellschaftskritisch, weil du ein Moslem bist? Oder bist du Moslem, weil du ein kritischer Mensch bist?

Ich habe angefangen, mich für Politik und all das zu interessieren, weil ich als Albino immer ein Außenseiter war und deshalb schon als Kind gezwungen war, mir selbst meine Gedanken über die Welt zu machen. Und die ersten, die mich als menschliches Wesen akzeptiert haben, so wie ich bin, waren die Schwarzen. So kam ich schon als Kind in Kontakt mit der schwarzen Lebensweise, Kultur, Kunst, Spiritualität und Geschichte. Die Reichhaltigkeit der afrikanischen Traditionen steckt immer noch in ihnen, die Warmherzigkeit, die Natürlichkeit, die Gutherzigkeit. Das Leid, dem die Afrikaner durch die Weißen, und eigentlich auch durch die ganze Welt ausgesetzt waren, verlangte ihnen eine große Widerstandsfähigkeit, Kraft und auch Intelligenz ab. Mit diesen Lebensumständen konnte ich mich identifizieren, denn ich habe es am eigenen Leib erfahren, dass viele Weiße es gerade zu brauchen, andere zu diskriminieren, um sich als bessere Menschen, als Herrscher zu fühlen – bis heute. Deshalb sind mir Gerechtigkeit und Menschlichkeit so wichtig.

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Findest du diese Menschlichkeit im Islam?

Es reicht nicht, ein Mensch zu sein, um menschlich zu handeln. Dazu gehört vor allem auch Respekt vor dem Leben und der Würde eines Menschen. Wenn du weiß, christlich, hetero, männlich und vermögend zu sein hast, um menschlich behandelt zu werden, dann verliert jegliche Menschlichkeit ihren Wert. Das brachte mich zum Islam. Und es ist interessant, dass so gut wie jeder weiße Amerikaner, egal ob arm oder reich, der konvertiert ist, durch Malcolm X zum Islam kam. Denn sie haben alle erkannt, dass etwas furchtbar schief lief und immer noch läuft. Aber wir reden nicht darüber. Uns Weißen fehlt es an Eigenliebe und Selbstvertrauen für eine realistische Einschätzung unseres Denkens und Handelns. Wir sind gefangen in unserer Geschichte, die wir nicht verstehen.

Foto: Thomas v on Wittic h Tex t: G eo rg R acko w

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– Brother Ali –

Du hast die Geschichte aber verstanden?

Als wir Malcolm X hörten, spürten wir tief im Inneren die Wahrheit seiner Worte. Wir verstanden uns durch seine Worte endlich selbst und wollten nicht mehr mit der uns selbst erhöhenden Selbsttäuschung leben. Malcolm X eröffnete uns, dass der einzige Weg, die weiße Vorherrschaft auf der Welt zu beenden und durch einen allumfassenden Humanismus zu ersetzen, der Islam ist. Malcolm X brachte uns dazu, uns weiter zu informieren, weiter zu lesen und schließlich zu glauben. Durch ihn orientierten wir uns an Idealen wie Gleichberechtigung und Freiheit. Uns war und ist die Wahrheit wichtiger als unsere Gefühle. Der Islam vermittelte uns, dass das Leben wertvoll ist. Die Wahrheit spielt eine herausragende Rolle in deinen Texten und auch einige deiner Releases tragen »truth« im Namen. Hast du die Wahrheit gefunden?

Wenn ich von »Wahrheit« spreche, dann ist das immer auch eine Botschaft an mich selbst. Ich hatte diese Jahre, in denen ich ständig von »truth, truth, truth« gesprochen habe und es war für mich eher ein Memo an mich selbst. Ich wollte immer sagen und repräsentieren, was ich für wahr halte, auch wenn das einigen Menschen nicht gefällt, auch wenn ich dadurch in Schwierigkeiten kommen würde, auch wenn ich dadurch als


Too Many Rappers

unzeitgemäß abgestempelt würde. Ich habe mich der Ehrlichkeit verpflichtet und »The Truth Is Here« wurde zu meinem Slogan. Er sollte mich daran erinnern, zu jeder Zeit nach der Wahrheit in den Dingen zu schauen. Man stößt bei Recherchen über den Islam immer wieder auf das Verbot von Musik. Was ist da dran?

Wenn wir über gute und schlechte Musik sprechen, dann geht es um den Effekt, den diese Musik auf uns hat. Es hängt also von jedem selbst ab. Das ist der große Vorteil am Islam: Wir können uns aussuchen, welcher Geschichte wir uns verbunden fühlen und woran genau wir glauben wollen. Wenn jemand glaubt, dass Musik ihn von seinem Weg abbringen wird, ein guter Mensch zu sein, und keine Musik hören will, dann ist das sein gutes Recht. Aber für mich ist Musik Teil meines Wesens. Das allererste Mal, dass ich vom Koran hörte, war durch Musik, durch Rakim. Das erste Mal, dass ich von Malcolm X hörte, war durch KRS-One. Das erste Mal, dass ich Malcolms Stimme hörte, war durch Public Enemy. Du gibst den moderaten und modernen Moslems also eine ehrliche Stimme?

Das möchte ich, ja. Aber ich muss da erst noch reinwachsen. Ich möchte, dass das auf natürlichem Wege passiert, von ganz alleine. Meine Kunst ist nicht nur dafür da. Ich bin der Meinung, dass große Kunst nicht nur einen bestimmten Zweck erfüllt. Und dazu kann ich mich auch nicht zwingen, selbst wenn ich es wollte. – Brother Ali – Mourning In America & Dreaming In Color, 2LP 20.95 ¤, CD 14.95 ¤

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Der Koran sagt nur an fünf Stellen etwas über die Dinge, die im Islam verboten sind. Musik wird dabei nicht ausdrücklich genannt. Aber er redet über die »zwecklose Rede«, also Kommunikation ohne gute Absichten, einen sinnvollen Zweck. Es gibt Textstellen, an denen Figuren, die dem Propheten Mohammed nahe stehen, diese zwecklose Rede in die Nähe der Musik rücken oder sie damit gleichsetzen, aber Mohammed selbst hat das nie getan. Mohammed fordert an einer Stelle ein Mädchen dazu auf, statt einem Loblied auf ihn, wieder ihr vorheriges Lied zu singen. An einer anderen Stelle verbittet er sich eine fröhliche Feiermusik. Und an wieder einer anderen Stelle weist er seine Begleiter zurecht, die auf einem afrikanischen Freudenfest zur Befreiung der Sklaven, den Beteiligten verbieten wollen, ihre Musik zu spielen, da sie ihnen unangenehm ist. Mohammed weist darauf hin, dass es ihre Kultur ist und es ihnen als Fremden nicht zustehe, ihnen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben.

Ob Musik – und vor allem welche – verboten ist, ist also Auslegungssache?


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F Fo oto E to gr H xec as af: S a a u t s i s To M t yli re/ ive ten bi M od ng M M z: as A p it els : L ake an S i S c ar bes : V en -U ag mo hu tm te an a p em n lt en m es Mw : M en Sc t Da sa in is t: hr Sc n , k ch L ei ho k Ai an ka GB ne lle an lee d‘ H 5 r ar & F n 5: ra , t St w u Mi ef w W ch an w. e i i sc ge , C G ho l er hr u at lle n is t d s 5. o de da ph s

P l e’s ke a N c H e o om e

Th

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Picture This


Picture This

Christoph: Odd Future (OFWGKTA) − Drugburger T-Shirt, 29.95 ¤ | Ben Sherman − Shawl Collar Cardigan, 94.95 ¤ Brixton − Gain Hat, 59.95 ¤ | Iriedaily − Slim Shot Acid Denim, 79.95 ¤ Michi: Wemoto − Boylife Shirt, 59.95 ¤ | adidas − M Slim Fit Pants, 74.95 ¤ Aileen: Cheap Monday − Jinghua Women Sweater, 44.95 ¤ | Levi‘s − Young Modern Demi Skinny Jeans, 69.95 ¤ Vanessa: Carhartt − Alton Women Shirt, 69.95 ¤ | Cheap Monday − Second Skin, 49.95 ¤ 59


Picture This hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Christoph: Clae − Ellington, 89.95 ¤ | Carhartt − Texas Pants Amarillo Twill, 79.95 ¤ | Ucon Acrobatics − Don Sweater, 99.95 ¤ Nike − Trench Coat, 299.95 ¤ | Brixton − Hooligan Flat Cap, 39.95 ¤ 60

Michi: Supra − Henry, 119.95 ¤ | Cheap Monday − Slim Chino Pants, 49.95 ¤ | Nike − BB51 Stadium Crew Sweater, 89.95 ¤ | Wemoto − Gibson Jacket, 289.95 ¤


Picture This

Vanessa: Cheap Monday − Tight Jeans, 49.95 ¤ | Ucon Acrobatics − Noel Beanie, 34.95 ¤ | Iriedaily − Serafina Patch Knit Women Sweater, 79.95 ¤ Vans − Mohikan Fleece, 84.95 ¤ | The North Face − Arctic Women Parka, 389.95 ¤ Aileen: Insight − Colab Cable Crew Sweater, 89.95 ¤ | Levi‘s − Young Modern Demi Skinny Jeans, 69.95 ¤ | Carhartt − Siberian Women Parka, 199.95 ¤ 61


Picture This hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Aileen: Nike − Au Diable Women T-Shirt, 29.95 ¤ | Nikita − Bigelow Pants, 84.95 ¤ | Converse − Chuck Taylor All Star Canvas Ox, 64.95 ¤ 62

Michi: Levi's − 508 Tapered Jeans, 74.95 ¤ | Carhartt − Furb Shirt, 69.95 ¤ | Pointer − Malcolm II, 99.95 ¤


Picture This

Phillip: Wemoto − Club Jacket, 239.95 ¤ | Dickies − Washington Sweater, 39.95 ¤ | The Quiet Life − Diamonds Five Panel Cap, 39.95 ¤ | Edwin − ED-55 Relaxed Pants, 89.95 ¤ | Nike − Air Safari VNTG, 119.95 ¤ Fruzsina: Nike − Print Bowery Leggings, 59.95 ¤ | Nike − Featherweight Cut Out Crew Women Sweater, 69.95 ¤ | Nikita − Ahaggar Jacket, 169.95 ¤ | Nike − WMNS Air Max 1, 129.95 ¤

Christoph: Ben Sherman − Washed Chino, 89.95 ¤ | Cleptomanicx − Dolla Shirt, 49.95 ¤ | Iriedaily − Straw 112 Hat, 29.95 ¤ | Clae − Ellington, 89.95 ¤

Vanessa: Carhartt − Sid Women Pants Wichtita, 89.95 ¤ | adidas − PB Striped Women T-Shirt, 39.95 ¤ | Vans − Women Authentic Lo Pro, 59.95 ¤

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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Picture This


Picture This

Vanessa: Supremebeing − Fade Women T-Shirt, 34.95 ¤ | Nike − Time Out Women Pants, 49.95 ¤ | Cleptomanicx − Mauke Socks, 5.95 ¤ Christoph: Cleptomanicx − Analog Check Pyjamas, 44.95 ¤ | Mac Miller − Since '99 T-Shirt, 19.95 ¤ Michi: Cleptomanicx − Superhelden Pyjamas, 44.95 ¤ | Odd Future (OFWGKTA) − Golfwang T-Shirt, 29.95 ¤ Aileen: aNYthing − Mets T-Shirt, 34.95 ¤ | Carhartt − Sneaker's Socks, 9.95 ¤ | Nikita − Balkan Pants, 44.95 ¤ | Cheap Monday − Minh Cardigan, 74.95 ¤ 65


Here’s A Little Something For Ya hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– We K e e p – Yo u Wa r m –

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Auch die globale Klimaerwärmung wird nichts daran ändern, dass es im Winter kalt wird. Da hilft nur auswandern oder vorbereitet sein. Wir haben ein paar Vorschläge für euch, wie man Hals, Nase, Fingerspitzen warm hält und dabei weiterhin gut gekleidet bleibt.


Here’s A Little Something For Ya

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1 Cleptomanicx − Snow Patrol Beanie, 28.95 ¤ | 2 Cleptomanicx − Flee Beanie, 23.95 ¤ | 3 Wemoto − North Beanie, 18.95 ¤ 4 HUF − Death From Above Single Fold Beanie, 24.95 ¤ | 5 HUF − Hail Mary Beanie, 29.95 ¤ 6 The North Face − Shinsky Beanie, 27.95 ¤ | 7 New Era − Green Bay Packers Sport Knit Beanie, 22.95 ¤ 8 Brixton − Borrego Beanie, 27.95 ¤ | 9 Iriedaily − Nordmen Bobble Beanie, 24.95 ¤


Here’s A Little Something For Ya hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

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1 The North Face − Cable Fish Scarf, 37.95 ¤ | 2 Cleptomanicx − Bigga Betta Knitted Scarf, 39.95 ¤ 3 Cleptomanicx − Jersey Scarf, 29.95 ¤ | 4 Cleptomanicx − Karl Knitted Scarf, 28.95 ¤


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Here’s A Little Something For Ya

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5 Ucon Acrobatics − Donatello Scarf, 34.95 ¤ | 6 Carhartt − Clan Scarf, 42.95 ¤ 7 Cheap Monday − Edwin Scarf, 39.95 ¤


Here’s A Little Something For Ya hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

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3

1 Ucon Acrobatics − Clive Gloves, 49.95 ¤ | 2 adidas − Norwegian Gloves, 24.95 ¤ 3 The North Face − Etip Gloves, 34.95 ¤ | 4 Carhartt − Lined Leather Gloves, 64.95 ¤


Here’s A Little Something For Ya

6

5

4

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5 Iriedaily − Stop and Play Gloves, 19.95 ¤ | 6 Cheap Monday − Elvis Glove, 21.95 ¤ 7 Cheap Monday − Hairy Mittens, 27.95 ¤


Foto: LGB5

Here’s A Little Something For Ya

– Colors–&– Schemes adidas – ZX 700 W – 99.95 ¤

adidas – Marathon 88 – hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

99.95 ¤

adidas – Phantom –

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109.95 ¤


89.95 ¤

Here’s A Little Something For Ya

adidas – Adistar Racer –

adidas – Decade OG Mid – 109.95 ¤

adidas – Spezial – 79.95 ¤

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Here’s A Little Something For Ya

Nike – Elite VNTG NRG QS – 89.95 ¤

Nike – Lunar Safari Fuse + –

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

129.95 ¤

Nike – Air Epic – 74

89.95 ¤


99.95 ¤

Here’s A Little Something For Ya

Nike – WMNS Blazer Mid Suede VNTG –

Nike – Air Max 90 HYP PRM – 149.95 ¤

129.95 ¤

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Nike – WMNS Air Max 1 –


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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Here’s A Little Something For Ya


adidas Samba 69.95 ¤

adidas Decade OG Mid 109.95 ¤

adidas Basket Profi OG 99.95 ¤

adidas Ciero Mid Winter 94.95 ¤

Puma Trinomic Trail Lo 109.95 ¤

Puma Trinomic Trail Lo 109.95 ¤

Puma Basket Classic Games MEX 89.95 ¤

Puma Suede Classic+ 79.95 ¤

Puma Re-Suede 79.95 ¤

New Balance ML574NBE 99.95 ¤

New Balance U420HU 84.95 ¤

New Balance M577DN 134.95 ¤

New Balance M577GNA 134.95 ¤

New Balance H710GD 149.95 ¤

Nike Kenshin Chukka LTR QS 89.95 ¤

Nike Air Vortex 89.95 ¤

Nike Pre Montreal Racer 89.95 ¤

Nike Blazer Mid PRM Suede 99.95 ¤

Nike Air Force 1 Hi DCN Military BT 159.95 ¤

Clae Romare Hi 159.95 ¤

Clae Strayhorn Vibram 149.95 ¤

Clae Jones 114.95 ¤

Clae Ellington 89.95 ¤

Clae Wilder 124.95 ¤

Vans Rowley SPV 89.95 ¤

Vans Era Suede 79.95 ¤

Vans Era 59 CA NW 94.95 ¤

Vans Era 59 CA NW 94.95 ¤

Vans Alomar Washed Suede 119.95 ¤

Supra Henry 119.95 ¤

Supra Backwood 129.95 ¤

Supra Assault 74.95 ¤

Supra Pilot 79.95 ¤

Supra Society Mid 99.95 ¤

Pointer Malcolm II 99.95 ¤

Pointer Barajas Mid III 119.95 ¤

Pointer Barajas Mid III 119.95 ¤

Pointer Barajas Mid III 119.95 ¤

Pointer Mathieson 69.95 ¤

Asics Gel-Lyte III 99.95 ¤

Asics Gel-Lyte III 99.95 ¤

Asics GT-II 89.95 ¤

Asics Aaron MT SU 89.95 ¤

Asics Aaron 74.95 ¤

Onitsuka Tiger Ultimate 81 OG 79.95 ¤

Onitsuka Tiger Ultimate 81 OG 79.95 ¤

Onitsuka Tiger California 78 SU VIN 99.95 ¤

Onitsuka Tiger Sunotore 119.95 ¤

Onitsuka Tiger Sunotore 119.95 ¤

Here’s A Little Something For Ya

adidas adistar Racer 89.95 ¤

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Here’s A Little Something For Ya

EMU Australia Ulong Lo, 199.95 ¤

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Nike Air Trainer 1 Mid PRM QS, 129.95 ¤

Vans Alomar Wool, 109.95 ¤

Clae Strayhorn Vibram, 149.95 ¤ Nike Safari Deconstruct, 119.95 ¤

Clae Strayhorn, 104.95 ¤

Puma Re-Suede, 79.95 ¤ adidas Originals by Originals x David Beckham Marathon TR Mid, 179.95 ¤

The North Face Back-To-Berkeley Boot II, 129.95 ¤

Vans Mohikan Fleece, 84.95 ¤

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adidas Honey Desert Winter, 84.95 ¤

adidas Honey Hook, 79.95 ¤


Here’s A Little Something For Ya

Clarks Wallabee, 149.95 ¤

Asics Aaron MT SU, 89.95 ¤

adidas Originals by Originals x David Beckham ZX 800 DB, 114.95 ¤

adidas Skateboarding Campus Vulc Mid, 84.95 ¤

Asics Aaron, 69.95 ¤

adidas L.A. Trainer, 99.95 ¤

Gravis Filter DLX, 89.95 ¤

Pointer Barajas Mid III, 119.95 ¤

Pointer Barajas Mid III, 119.95 ¤

Clae Wilder, 124.95 ¤

adidas Basket Profi, 99.95 ¤

Gravis Mason, 84.95 ¤ 79


Alright Hear This hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– Klangvoll – formschön –

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Gerade zur Weihnachtszeit setzen viele Konsumenten auf die gute, alte Schallplatte als Geschenk. Doch in der immer mächtiger anschwellenden Woge von Ton- und Genussmitteln aus aller Herren Länder ist schon so mancher baden gegangen. Schnell ist da mal ein Fehlgriff geschehen. Damit Ihnen das nicht passiert, empfehlen wir Ihnen Schallplatten auszuwählen, die nicht nur gut aussehen, sondern sich auch noch gut anhören. Auf den nächsten Seiten beraten wir Sie dahingehend gern.


Alright Hear This

Darling Farah – Body

Diplo – Express Yourself EP

Civil Music, 2012

Mad Decent, 2012

Unaufmerksam gehört, lässt sich »Body« als eine Ansammlung halbfertiger Skizzen fehlinterpretieren. Dürftig kurz wirken zunächst die Stücke, übermäßig karg erscheinen die repetitiven Kompositionen. Was Kamau Baaqi mit seinem Debüt vorlegt, erweist sich jedoch bei höherer Lautstärke und gewissenhaftem Lauschen als bewusst reduzierter Techno, dessen handverlesene Bestandteile in ihrem komplementären Zusammenspiel beachtliche Wirkung entfalten. »Forget It« und »Fortune« etwa sind so virtuos arrangiert, dass ihnen nur mittels weniger veredelter Synthie-Loops und dem schrägen Shuffle gedämpfter Kickdrums eine fesselnde Atmosphäre gelingt. Von entscheidender Bedeutung ist hier Baaqis Talent, durch subtile Veränderungen die Spannung aufrecht zu erhalten – eine wertvolle Gabe, die auch dem Bassline-bezogenen »Realised« und dem Titelstück zugute kommt. Statt auf Clubtauglichkeit liegt Baaqis Priorität auf einer langlebigen Klangästhetik, zu deren Gunsten er jeden der weitestgehend düsteren Albumtracks minimal ausstattet und ihren wenigen Elementen so maximalen Platz lässt. So entwickelt jede Ebene und jeder Effekt ein Eigenleben voller Details. Text: Oliver Jäger

Diese sechs neuen Tracks sind die ersten seit 2004, die Diplo am Stück veröffentlicht. Untätig war er in den letzten acht Jahren natürlich nicht: Er bescherte der Welt Major Lazer, reiste auf der Suche nach den frischesten Beats in ferne Länder, legte auf und kollaborierte dort mit vielversprechenden Musikern. Daneben Labelhead, Produzent, Buchautor. Einige seiner musikalischen Bekanntschaften hört man hier auch, wobei die Spannweite von Nicky Da B im Titeltrack bis Dancehall-Urgestein Elephant Man reicht. Auch genre-technisch wird ein Bogen von New Orleans Bounce bis Dancehall geschlagen. Der stärkste Song ist die Single »Express Yourself«. Und auch der Rest ist mit freakigen Beats, Sirenen und anderen Sounds vollgestopft. So grobschlächtig seine Werkzeuge auch sind, gelingt es ihm doch, diese auf eine nahezu subtile Art einzusetzen und gleichzeitig internationale Party-Sounds sein eigen zu machen. Im abschließenden »Set It Off« schlägt Diplo sogar ungewohnt sanfte Töne an – und enttäuscht auch damit nicht. Text: Martin Silbermann

CD 11.95 ¤

2LP 17.95 ¤

Tropic Of Cancer – Permission Of Love Mannequin, 2012

Die Musik von Tropic Of Cancer setzt am Ende des Films ein, wenn der Killer erledigt ist und das Opfer blutverschmiert auf die Zivilisation trifft. Shoegaze ist ein »Finishing Move«, schon immer gewesen. Tropic Of Cancer vereinen in ihrem Sound die Dunkelheit, vielmehr als es bisher andere Bands schafften. Drone und Witch House kratzen am Holz bevor sie endgültig unter die Erde gebracht werden. »Beneath The Light« erzeugt diese Flächen fast nur durch einen kruden Synthie und einen kümmerlichen Beat. Dahinter singt jemand, vielleicht ein Lied von Schmerz. Wie bei einem schwarzen Loch ziehen sich die verschiedenen Elemente zusammen, um am Ende doch auf eine abartige Unendlichkeit zu verweisen. »It’s All Come Undone« zieht sich als ein Versprechen auf eine bessere Zeit dahin. Wieder nur so ein schmaler Rhythmus, wieder eine kaum vernehmbare Stimme. Worte lösen Tropic Of Cancer so aus ihrer Form und reduzieren sie auf ihre Bedeutung. Denn mit jeder Sekunde wird klarer, es geht auf dieser EP um das Ende. Das Leid des Einzelnen umfasst das Drama der gesamten Menschheit. Tropic Of Cancer lassen den Dingen ihren Lauf. Es geht weiter, doch die Isolation bleibt. Text: Björn Bischoff CD 11.95 ¤

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Alright Hear This

Chromatics – Kill For Love

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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Italians Do It Better, 2012

Flying Lotus – Until the Quiet Comes Warp, 2012

Dass das World Wide Web Musikern neue Wege im Umgang mit alter, neuer und/oder unbekannter Musik aufzeigt, erstaunt mittlerweile niemanden mehr so richtig. Flying Lotus, seines Zeichens so etwas wie der Jack Kerouac der Wonky-Irgendwas-Beat-Generation, hat seine Pole-Position an der Front des digitalen Diggings mit seiner neuen LP nun weiter ausgebaut. Das einfache wie effiziente Konzept: Ideenreichtum. Taumelndes Drumplay, glitzernde Synthies und wabernde Basslines sind immer noch jene Zutaten, aus denen die wummernden FlyLo-Träume geschnitzt sind und ihn seit »Los Angeles« wohl zum Synonym für den Brückenschlag aus J Dilla, Burial und Miles Davis kührten. Mit »Until The Quiet Comes« ist Steve Ellison an einem Punkt in seiner Karriere angekommen, wo er scheinbar alles zu großartiger Musik verwandeln kann. Egal ob sumpfiger Synth-Soul mit seinen Lieblingsfeatures Niki Randa und Laura Darlington oder elektrischen Jazz&B mit der ewig entrückten Erykah Badu auf dem bereits bekannten »See Thru To U«. Radioheads Thom Yorke gibt den »Eletric Candyman«, Thundercat sing seinen »DTM Song« und FlyLo streut free-jazzige Raumschiff-Opern wie »me Yesterday // Corded« ins Kleinhirn, wenn er nicht gerade wieder überlappende Synth-Fusion-Collagen wie »The Nightcaller« in seine Midi-Files quetscht. Wieviele Skizzen, Muster und Visionen der kalifornische Produzent auf seinen Platten verbrät, reicht anderen für eine ganze Diskografie. Unterirdisch, überirdsich, außerirdisch. »Until The Quiet Comes« ist die computerisierte Jazz-Improvisation. Ein freigeistiger Flug über 18 Songs, nach denen man sich ziemlich sicher sein kann, dass auf dem Planeten Flying Lotus noch lange keine Ruhe einkehrt. Text: Fionn Birr

2LP 18.95 ¤, CD 13.95

Eigentlich war Johnny Jewel für die musikalische Architektur zu Jedermanns Lieblingsfilm »Drive« angeheuert worden und hätte ihn die Produktionsfirma nicht gegen Cliff Martinez eingetauscht, Ryan Gosling wäre zu synthetischem Fantasten-Fanfaren durchs nächtliche L.A. geheizt. Mit »Kill For Love« verabschieden sich Chromatics endgültig vom Postpunk. Stattdessen widmet man sich astreinem Synth-Pop mit ausproduzierten Melodiebögen und cineastischem Italo-Disco. Aus Liebe zu töten, scheint in Zeiten postmoderner Einöde als eine Art Ultima Ratio, welches es auch einer Band aus der Hipster-Hochburg Portland im Bundesstaate Oregon erlaubt, die großen Gefühle auszupacken. Mit Sonnenbrille, versteht sich. »Kill For Love« huldigt die Romantik der Langeweile. Im dunkelbunten Zeitraffer haucht Ruth Radelet bittersüßen Gleichmut in die Synthesizer-Wolken. Es mischen sich Flanger-Riffs à la The Cure mit der zelebrierten Apathie von The xx. Wie im Paradestück »Back From The Grave« schießen Chromatics schwärmerische Retro-Rhythmen direkt ins Herz. Doch entwickelt sich die 77-minütige Raumfahrt leider nicht ganz zu jenem Meisterwerk, das sich zu Beginn noch in Form des schwermütigen Neil Young-Covers »Into The Black« ankündigt. Zwischen dem sphärischem Delirium-Dancefloor strapazieren immer wieder langzeitbeleuchtete Instrumentals die Aufmerksamkeit. Während dieser Soundtrack-Schnipsel hat man aber kaum Zeit für die Frage, ob weniger tatsächlich mehr ist, zumal die gehauchte Sensibilität Ruth Radelets die eigenen Ohrmuscheln alsbald wieder einlullt. Melancholie war selten so sexy. »Kill For Love« ist der perfekte Ausklang einer großartigen Party im großstädtischen Morgengrauen. Text: Fionn Birr

2LP 18.95 ¤, CD 16.95


Alright Hear This

In vollendeter Weise verhüllt!

Peaking Lights – Lucifer Domino, 2012

»Lucifer, son of the morning« heißt es im Reggae-Klassiker »Chase the Devil« von Max Romeo. Luzifer, der Erzengel und der als mit der Venus assoziierte Morgenstern. Ja, dass Reggae (genauer: Dub) ein entscheidender Einfluss dieser Platte ist, lässt sich auf dem Stück »LO HI« am deutlichsten heraushören. Verhallte Stimmen und Echo-Effekte, fette Basslines und vor sich hin mäandernde Songs, die abgesehen vom ersten und letzten Stück immer die 6-Minuten-Marke überschreiten. Dass die eine Klammer bildenden, kurzen Stücke am Anfang und am Ende »Moonrise« und »Morning Star« heißen, lässt auf durchwachte Nächte mit dem Sohnemann schließen und nicht auf satanische Eigenschaften des Nachkommen, eine Lesart, die der Albumtitel ja auch durchaus zuließe. Dazu gesellt sich Babygebrabbel als zusätzlicher Baustein zu der Wall Of Sound und ein Stück heißt dann auch »Beautiful Son«, so dass vielmehr der elterliche Stolz deutlich wird und zugleich der Nachwuchs gewissermaßen produktiv genutzt wird. Und genau wie dieser ist das Album ein wahrer »Grower«. Text: Martin Silbermann 83

LP 17.95 ¤, CD 12.95


Alright Hear This hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

The xx – Coexist

The Alchemist – Russian Roulette

Young Turks, 2012

Decon, 2012

Nach dem sie mit ihrem Debüt das vielleicht integerste Album der letzten Dekade in einem Keller in Südostlondon hervorgebracht hatten, ließen sich Romy Madley Croft, Oliver Sim und Jamie Smith drei Jahre Zeit, um die Frage zu beantworten, was auf dieses Album eigentlich noch folgen konnte, ohne dasselbe Album noch einmal aufzunehmen. »Coexist« beantwortet diese Frage mit einer das Debüt noch übertreffenden Sanftheit und Introversion. Jamie xx erweist sich hier ein weiteres Mal nicht in erster Linie als MPC-Virtuose, sondern als Virtuose des Delays und Reverbs, ein Meister im Kreieren von Räumen, der den bestechenden, entrückten Stimmen von Croft und Sim geradezu huldigt. Jeglichen Nötigungen aus dem Weg gehend, ist »Coexist« mit seinen verschleierten Clubbeats, seinen kaum berührten Gitarrenseiten und seinen gestreichelten Bässen, ein Werk dramaturgischer Bedacht und musikalischer Integrität. Es ist dieses virtuose Verständnis von Zurückhaltung und geradezu an Demut grenzende Vorsicht, die The xx zu einer der größten Bands unserer Zeit macht. Text: John Luas

Seine Schäfchen sollten nach Auftragsarbeiten für Lil Wayne und Co. längst im Trockenen liegen und so könnte er in Andre-Romel-Young-Manier auf Tauchstation gehen und dem Leben als Platinum-Producer frönen. Stattdessen verhustlet The Alchemist seine Beats noch immer so umtriebig wie zu Zeiten von Rawkus und Game Recordings, rotzt mit Curren$y ein amtliches Album für lau raus, verbreitet mit Oh No weiter den Gangräne-Wahnsinn oder tourt mit Stiefbruder Evidence durch Russland. Und hier liegt der Legende nach auch der Ursprung zu »Russian Roulette«, denn beim Stopp in Moskau überreichten ihm Fans einen Stapel mit Schätzen aus den Ostblock-Crates. Darunter befanden sich neben dem Soundtrack zu »Rocky IV« offenbar auch Prog-Rock-, Folk- und Jazz-Platten aus den Untiefen der MelodiyaArchive. Denn was The Alchemist uns auf 30 Songs in gerade einmal 45 Minuten auftischt, ist ein psychedelischer Flickenteppich. Als reines Instrumentalalbum angelegt, sind die Gastrapper schmückendes Beiwerk. Der Fokus liegt auf den Beats. Und diese Zweimüter sind freigeistig wie nie zuvor. Es ist ein kleiner Genistreich, The Alchemist’s persönliches »Donuts«. Wie würde unser Sowjetfreund Borat sagen: »I like! High five!«. Text: Benjamin Mächler

LP+CD 17.95 ¤, CD 16.95 ¤

2LP 15.95 ¤, CD 16.95 ¤

TNGHT (Hudson Mohawke & Lunice) – TNGHT EP

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Warp, 2012

Rekrutiert sie alle: Die Wocka Flockas, die Chief Keefs, 8Ball & MJG; dann sperrt sie in einen Käfig und beschallt sie mit TNGHT. Energieproblem gelöst! Würde man die Beats von Hudson Mohawke und Lunice mit dem Gebrüll von ein paar wild gewordenen Trap-Rappern paaren, sollte das reichen, um ganz Georgia mit Strom zu versorgen. Aber auch ohne »Wocka, Wocka, Wocka, Paow, Paow, Paow« ist das eine Dauerexplosion; »Krieg der Sterne« in Lowridern. Fünf Tracks und es stampft, pfeift und wummert ohne Pause. Trance und 8-Bit trifft auf Traprap-Instrumentals und den Sound den eine Büffelherde auf Partydrogen macht. Mal sind die Drums blechern, mal stumpf, aber immer so, dass massenweise Boxen ihren Meister finden werden. Dazu die epileptischen HudMo-Signature-Synths und: Game over. »TNGHT« sprengt das Testosteron-Messstäbchen; man muss hierzu einfach etwas kaputt machen. Dazu Alkohol aus einem Benzinkanister saufen und im Gorillatanz über die gut gefegten Gehwege der Stadt hüpfen. Wenn die EP nach gut 16 Minuten endet, steht man peinlich berührt im Stadtbrunnen und hat kein Hemd mehr an. Text: Philipp Kunze

12“ 7.95 ¤


Alright Hear This

Django Django – Django Django Ed Banger, 2012

Allah-Las – Allah-Las Innovative Leisure, 2012

Die journalistische Auseinandersetzung mit Musik speist sich ja meist aus der Suche nach einer Zeitgenossenschaft in der Musik, die diese als relevant, gar avantgardistisch (und damit künftige Tendenzen vorausnehmend) zumindest aber als zeitspezifisch einordnet und damit immer auch rechtfertigt. So kann man berechtigt fragen, welche Relevanz eine erstaunlich präzise 60er Jahre West Coast Surf-Imitation, wie sie Allah-Las im Sinne des Garage Revivals auf ihrem selbstbetitelten Debüt abliefern, dieser Tage hat. Bevor wir hier die Sehnsucht nach Wahrheit im Ausdruck handgemachter Musik einer durch Realitätsflucht und Technik-Fetisch emotional entfremdeten Generation lesen, bleibt zunächst festzuhalten, dass Allah-Las Musik vor allem eines ist: gutes Songwriting. Kompositionen, die unbemühte jedoch einprägsame Melodien und Harmonien hervorbringen, wie etwa auf »Don’t You Forget It« und »Catamaran«, andererseits aber auch die vielfältigen Wurzeln zwischen Surf, Americana, Garage und Folk reflektieren und gar huldigen, wie etwa auf dem sessionhaften Sacred Sands. Allah-Las ist mit Sicherheit eine der schönsten Platten des Sommers und der perfekte Soundtrack zum Spätsommer: Eine Platte voller staubiger Riffs und sonnendurchtränkten Sehnsuchtsmelodien, die viel Spaß macht ohne es dabei darauf anzulegen. Text: John Luas

LP 17.95 ¤, CD 14.95

Drei Jahre ist es her, da verwies der NME Radar Blog irgendwann nebenbei auf die MySpaceSeite einer kaum drei Tracks tragenden und wenige Monate alten Band: Django Django. »Love’s Dart« brannte sich mit seiner konzentrierten Arrangements, fein gesetzten Harmoniegesängen und elektronischen Anleihen, die aber – wie auch sonst alles bei Django Django – mit einer unglaublichen Sanftheit daherkommen, sofort ins Gedächtnis ein. Danach wurde es ruhig und nach nunmehr drei Jahren scheinen Django Django zum Einmaleins eines jeden Blogs dieses Jahres zu gehören und die Kritiker überschlagen sich bei der Punktevergabe für dieses durch und durch stimmige Debut. Die Erfolgsgeschichte erinnert ein wenig an The xx. Und tatsächlich, Django Django gelingt es ähnlich wie den SüdLondonern einen originellen und unverwechselbarer Sound, zu kreieren. In Zeiten, in denen man glaubt, dass sich neues nur noch im Modus der Fragmentierung und des Re-Mixes erschöpft. Zwischen feinen Drumbits, klaren Gitarren und Bässen, schaffen dies v.a. der Einsatz origineller Sounds wie etwa afrikanischer Instrumente und signifikanter Synthesizer, sowie der durchgängige Harmoniegesang. Die Bedachtheit mit der hier Sounds eingesetzt und Arrangements umgesetzt werden ohne dabei diese nonchalante Attitüde abzulegen – das haben seit Brian Wilson wenige so gut hinbekommen wie Django Django. Eine unaufgeregte Pop-Platte, die sich ebenso viel Zeit lässt, wie sich die Band mit der Veröffentlichung gelassen hat und sich ganz auf ihre melodiöse Vielfalt und ein großartiges Songwriting verlassen kann. Diese Platte wird bleiben. Text: John Luas

2LP+CD 18.95 ¤

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Alright Hear This hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Jeremiah Jae – Raw Money Raps

Bobby Womack – Bravest Man In the Universe

Brainfeeder, 2012

XL, 2012

Eigentlich ist es doch so, dass diese ganzen Jungs und Mädels bei Brainfeeder tolle Musik veröffentlichen – letztendlich wartet die Welt auf die erste Platte, die diesen Sound vernünftig mit Vocals verknüpft. Dass Jeremiah Jae da eine gewichtige Rolle einnehmen könnte, ist seit einiger Zeit bekannt. Die Ankündigung, seines Debüts hat die Erwartungen noch genährt. Nach knapp fünfzig Minuten sind diese auch tatsächlich erfüllt. Dabei sind mehrere Tracks nur kurze Skizzen, die sich sofort zur Seite drücken lassen und auf den ersten Durchläufen kaum Beachtung finden. Doch über »False Eyes« und »Cat Fight«, deren Beats sich auch ein wenig mehr abheben von der dichten Atmosphäre auf »Raw Money Raps«, erschließt sich der Fluss dieser Platte. Die Instrumentals hängen zwischen Rausch und Rhythmus. Alles von Konventionen entbunden und schön schräg geklopft. Und einmal einen Zugang in dieses Universum gefunden, laufen die Striche zu einem großen Werk zusammen. Jeremiah Jae gibt dazu den Beobachter und wirft ruhig seine Lyrics ein. Bloß mit dem Verstand kommt hier keiner weiter.

Vielleicht war es nötig, vielleicht brauchte es »Please Forgive My Heart« vor ein paar Monaten, um der Welt zu zeigen, was sie seit Jahren nicht mehr hatte: Bobby Womacks einzigartige Stimme. In diesen knapp viereinhalb Minuten beeindruckte diese ohne dabei ins Dramatische zu kippen. Nun kommt mit »The Bravest Man In The Universe« der zugehörige Langspieler, den Damon Albarn produziert hat. Einen sinnigeren Zusammenschluss für so eine Platte kann man sich kaum erdenken. Die Arrangements sind vorsichtig und mit bedacht, so dass Womack seine Stimme voll ausspielen kann. Die Melodie des Pianos hält sich in »Stupid« vornehm zurück und auch »Dayglo Reflection« (mit Lana Del Rey als Gast) basiert auf einem simplen Rhythmus. Der gepellte Discobeat von »Love Is Gonna Lift You Up« lässt sich sogar so von den Bläsern schmeicheln, dass dieser Track einem nicht sofort das Hirn verdreht. Soul kommt bei Womack von einer Seele, die Narben mit Stolz trägt. Harmonien drehen sich mehrfach und die Dinge erscheinen so einfach, bevor sie sich doch doppeln. Wenn sie erneut auftauchen und diese einmalige Stimme dazu singt, könnte das meist kaum faszinierender sein. Text: Björn Bischoff

Text: Björn Bischoff

2LP 20.95 ¤, CD 14.95 ¤

LP 17.95 ¤, CD 17.95 ¤

Odd Future Wolf Gang Kill Them All – OF Tape Vol.2

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Odd Future, 2012

Odd Future wollten nie herhalten als Sprachrohr ihrer Generation und das machen sie mit »The OF Tape Vol. 2« abermals deutlich. Viel lieber sehen sie sich als autistische Wunderkinder die nicht erwachsen werden können (»We Got Bitches«). Aber war da nicht was – der talentierteste, Earl Sweatshirt, verschwand mehr oder weniger freiwillig in einem Boot Camp in Samoa, der schönste, Frank Ocean, revolutionierte kurzerhand R’n’B, eröffnet heute für Coldplay und der verrückteste, Tyler the Creator, brachte einen »Goblin« zur Welt. Es fällt ihnen sichtlich schwer die kantige Attitüde, die längst nicht so begrenzt und vorhersehbar ist, wie ihnen das oft vorgeworfen wird, musikalisch zu einem quasi LabelSampler (und man weiß, was das im HipHop zu bedeuten hat) zu bündeln. Am besten gelingt das, wenn Hodgy Beats rappt (»Rella«, »Real Bitch«), Frank Ocean singt (»White«) oder Tylers seine Beats so klingen lässt, als würde ein junger Pharrel Pete Rock biten (»Oldie«). Das N.E.R.D.-ige »Ya Know« von Syds und Matt Martians unterschätztem Projekt The Internet lässt zudem erahnen, wie eng der Skaterclique das Tumblr-Korsett schon sitzt. Text: Carlos Steurer

CD 15.95 ¤


Alright Hear This

JJ Doom – Key To the Kuffs Lex, 20122

Nach Madlib und Danger Mouse dreht DOOM seinen neuesten Coup nun mit Jneiro Jarel. Erstmals kreuzten sich die Wege auf »Craft Of The Lost Art« von Jarels Projekt Shape Of Broad Minds und anlässlich der Compilation zum Zehnjährigen von Lex Records, traf JJ wieder auf den Supervillain. Und es hat Zoom gemacht. Herausgekommen ist nun mit »Key To The Kuffs« das erwartet sperrige Werk. Jarel bleibt seinem progressiven Produktionsstil treu, der ihn schon weit vor dem Hype der avantgardistischen Beatszene um Flying Lotus und Konsorten auszeichnete. Und DOOM macht das, was er immer macht: Gewohnt kauzig ins Mikro nuscheln und dabei neben Systemkritik (»Gov’nor«) u.a. eine Lanze für mehr Hygiene brechen (»Wash Your Hands«)! Wer es mit Körperpflege dann nicht so hat, darf sich zumindest an erlesenen Gästen wie PortisheadChanteuse Beth Gibbons und Gorillaz’ Damon Albarn ergötzen oder das astreine Artwork von Stephen Powers aka ESPO bestaunen. Beileibe kein Fast-Food-Snack für die Generation-Soundcloud, sondern eine Platte, der man durchaus einen Hördurchgang mehr spendieren darf. Text: Benjamin Mächler

In vollendeter Weise verhüllt!

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2LP 19.95 ¤, CD 14.95


Alright Hear This

Oddisee – People Hear What They See Mello Music Group, 2012

Lorn – Ask The Dust Ninja Tune, 2012

Gewaltig ist das erste Adjektiv, dass mir in den Kopf schießt, als ich »Ask The Dust« gehört habe. Aber da ist noch etwas anderes. Sein drittes Album ist nicht mehr so roh. Die Soundgewalt aus Hip Hop-Beats, Industrial und Techno hat jetzt auch etwas, ja, Anmutiges. Mit Lorns Album verhält es sich so, als würde eine Dampfwalze über kleine Blechhütten hinwegfegen, würde dabei aber von zarten Feen gelenkt. Man sieht die grazilen Gestalten in der Fahrerkabine erst nicht; zu beeindruckend ist die Walze. Die Walze auf »Ask The Dust«, das sind die Drums, die sich oft anhören als würde eine Peitsche auf Sand schnalzen. Die Walze sind die knatternden Basslines, die hallenden Synthies. So entsteht eine kantige, dunkle Soundfassade. Sieht man das jedoch nicht als Hindernis, sondern erkennt das Faszinierende daran, dann offenbaren sich dahinter immer wieder helle Flecken. Dass Lorn inzwischen seine eigene Stimme einsetzt trägt dazu bei; aber auch minimale Frequenzverschiebungen der Synthies, oder Passagen ohne Drums öffnen die teils brachialen Strukturen. Das ist auch das Konzept des Album-Highlights »Diamonds«. Es ist ein Ritt durch die Unterwelt, der an einem surreal hellen Ort endet. Die hetzenden Streicher, die klagende Sirene und der brutale Bass: Es ist mit der einnehmenste Song, den ich 2012 erlebt habe. An diese Qualität reichen bei weitem nicht alle Tracks; Lorns bestes Album ist es dennoch. Text: Philipp Kunze

2LP 20.95 ¤, CD 13.95

Es gibt eigentlich keinen Grund, dem neusten Streich von Oddisee kritisch gegenüberzustehen. Alle letzten Releases, sei es der JahreszeitenSammelband »Odd Seasons« oder die Grünflächen-Hommage »Rock Creek Park«, waren einwandfreies A-Liga-Material und dank des Remixes zu »Ain’t That Peculiar« weiß man auch brandaktuell, was der Typ aus dem Diamond District so an Kleinkunst unter die Drumloops triggert. Während uns Amir Khalifa seit Jahren mit monatlichen Free Downloads versorgt, ist es kaum zu glauben, dass »People Hear What They See« tatsächlich als Debüt angekündigt wird. Eine ernste Sache, wie man dem Opener »Ready To Rock« entnehmen kann, als Oddisee seine Stimme ehrfürchtig hebt und sich mit der Zeile »They say you got your whole life to make your first album« dem Schicksal entschlossen stellt. Das erste »richtige« Album als eine musikalische Jetzt-Oder-Nie-Frage. Oddisee ist sich des Gewichts dieses Moments bewusst, so gesundrealistisch wie er sich auf den zwölf Tracks präsentiert. Wie könnte er auch anders? Zu oft hat er mit seiner künstlerischen Integrität hadern (»That Real«), Freunde verlieren (»You Know Who You Are«) oder die Doppelmoral der westlichen Gesellschaft beobachten müssen (»American Greed«). Oberflächlich betrachtet wirkt die stringente Aufmachung der LP etwas spießig, wenn zum Beispiel das totgenudelete »Theme From Shaft« zitiert wird oder man sich bei »Maybe« gefährlich nahe am Latte-Macchiato-Jazz bewegt. »Erwachsen« könnte man jetzt schimpfen. Doch biedert sich »People Hear What They See« nicht einer affektierten Grown-Up-Ideologie an. Vielmehr fokussiert es musikalische und inhaltliche Ansprüche, die Zeitlosigkeit klar vor Zeitgeist stellen. Text: Fionn Birr

2LP 18.95 ¤, CD 14.95 ¤

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Alright Hear This hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Antibalas – Antibalas

Santigold – Master Of Make Believe

Daptone, 2012

Atlantic, 2012

Dank Tourbegleitungen für Amy Winehouse sowie Studiosessions mit Ornette Coleman und The Roots müssten die Musiker von Antibalas eigentlich auf dem besten Wege sein, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Die Mammutaufgabe, so viele verschiedene Musiker in ein kohärentes Patchwork zu gießen, stemmt das Dutzend auch mit seinem vierten Album in vorzüglicher Einstimmigkeit. Was Gründer und Saxofonist Martin Perna mit »Wir spielen unsere Parts vielleicht auf Melodieinstrumenten, aber sie sind Teil dieses großen, eng verwobenen Netzes, das die Musik trägt« zu umschreiben versucht, kann dem temperamentvollen Standout-Track »The Ratcatcher« oder den zuckernen Zauberwald-Akkorden vom »Ìbéji« entnommen werden. Überhaupt ist »Antibalas« von magischen Melodien des 60s-Soul und der fiebrigen Hitze afrikanischer Percussions durchzogen, ohne sich dabei allzu sehr in Ethno-Jazz oder ähnlichen Widerwärtigkeiten zu verstricken. Man trifft sich an der Kreuzung NuYorican-Funk Ecke Highlife und holt die Atmosphäre der Brooklyner Freiplätze während der Sommerferien auf sechs Stücken in die vibrierenden Lautsprecher zurück. Text: Fionn Birr

Es ist kurz nach Mitternacht, als sich »Disparate Youth« entblättert, der luftige Synthie über den Beat gleitet. »Oh, we said our dreams will carry us and if they don’t fly, we will run.« Die Nacht hat die drückende Hitze des Tages längst geschluckt und irgendwo steht ein Fenster offen, aus dem »Master Of My Make-Believe« ertönt. Vier Jahre hat es gedauert, bis Santi White den Nachfolger zu ihrem Debüt fertigstellte. Neben Diplo fummelten auch Dave Sitek und Q-Tip bei einzelnen Tracks an der Produktion, aber das macht nicht den Unterschied im Sound aus. Denn Santigold ist als Künstlerin gewachsen, hat in genau die Spur gefunden, die auf dem Nerv des Zeitgeistes liegt. Wenn »Fame« mit dem Zepter einschlägt oder »Big Mouth« sich Stück für Stück aufpumpt, dann geht es nicht mehr besser. Und dann kommt »The Keepers« – der Rhythmus galoppiert unter Santigolds Lyrics, bevor der ganze Track in Flammen steht. Santigold versteht es Trends unaufgeregt und entspannt zu vereinen. Die frühere Wucht liegt einfach eine Etage tiefer auf diesem Album. Und während sich die Lichter der Stadt langsam entzünden, schiebt sich die Sonne wieder hervor, kleckert vorsichtig an die Wände des Zimmers. »I heard it for a moment now, the riot’s gone, the riot’s gone.«

LP 16.95 ¤, CD 15.95 ¤

Text: Björn Bischoff

LP 24.95 ¤, CD 14.95 ¤

Friends – Manifest!

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Lucky Numbers, 2012

Auch bei der vielgehypten Band Friends bestand vor der Albumveröffentlichung die typische Gefahr eines schnelllebigen Internet-Phänomens: zwei gute Songs lassen Klickzahlen explodieren und die Blogs glühen, aus Brooklyn kommen sie auch noch, cool, dann auch noch eine charismatische Sängerin, afrikanisch angehauchte Percussions und dazu eine kommunen-mäßiger Hintergrund. Alles schön und gut, aber entweder treibt die Netzgemeinde am Veröffentlichungstermin bereits die nächste Sau durchs digitale Dorf oder das Debüt enttäuscht einfach nur. Beides haben Friends glücklicherweise umschifft. Zum einen, indem sie recht flott ihren Erstling »Manifest!« vorlegen und sich zum anderen darauf neben den beiden Vorab-Singles nicht nur Füllmaterial findet. Zwar sind »Friend Crush« und »I’m His Girl» die stärksten Songs, aber auch weitere Stücke wie »Ideas On Ghosts« oder »Mind Control« können sich spielend damit messen. Text: Martin Silbermann

LP 16.95 ¤, CD 16.95 ¤


Foto: LGB5

hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Here’s A Little Something For Ya

– Timber–Timbre

Mitchell & Ness Snapback Caps –

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v.l.n.r.: New York Knicks NBA Blacked Out Script, 34.95 ¤ | Cleveland Cavaliers NBA Logo 2 Tone, 29.95 ¤ New York Knicks NBA Logo 2 Tone, 29.95 ¤ | University Of Texas NCAA Basic Logo, 29.95 ¤ Los Angeles Kings NHL 2 Tone Script, 34.95 ¤ | Boston Celtics NBA Basic Solid Team, 29.95 ¤


Here’s A Little Something For Ya

Herschel – v.l.n.r.: Survey Backpack, 69.95 ¤ | Heritage Backpack, 64.95 ¤ | Little America Backpack, 89.95 ¤ McCoy Tote Bag, 59.95 ¤ | Totem Messenger Bag, 109.95 ¤

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Here’s A Little Something For Ya hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Carhartt Heritage –

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v.l.n.r.: Dawson Pants Mishigan, 129.95 ¤ | Polk Shirt, 129.95 ¤ | Dawson Pants Hamilton Canvas, 119.95 ¤ Stimbson Shirt, 89.95 ¤ | Trail Pants Mishigan, 139.95 ¤


Here’s A Little Something For Ya

Odd Future (OFWGKTA) – v.l.n.r.: Golfwang T-Shirt, 29.95 ¤ | OFWGKTA Beanie, 32.95 ¤ | OFWGKTA Sunglasses, 39.95 ¤ Odd Future Key, 14.95 ¤ | Shark Cat Key, 14.95 ¤ | Shark Cat Skateboard Deck, 59.95 ¤ OF Donut Socks, 14.95 ¤

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Ch-Check It Out hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– Geordie – Wo o d –

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Tex t: G r a s h i n a G a b e l m a n n


Ch-Check It Out

»Meine Ästhetik und das Interesse meiner Arbeit ist es, Bilder zu machen, die sich so organisch und real wie möglich anfühlen, obwohl sie kontrolliert sind.«

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Ch-Check It Out hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

A$AP Rocky, Le1f und Swizzy Swinton: Obwohl seine Motive sehr stark mit dem Moment verbunden sind, Auge in Auge mit dem Betrachter und dabei schrill, ist der 27-jährige, in Boston geborene Fotograf Geordie Wood Verfechter der traditionellen Fotografie und arbeitet mit einer analogen Kamera, zwei Linsen und einem Hand-Belichtungsmesser. Er vermeidet alles Trendige und Überflüssige bei seinen Aufnahmen. Dieser Clash gibt seinen Fotografien Kanten, die sie in einer Branche, die schon zu viele Porträts mit lässig gegen Backsteinmauern gelehnten Musikern gesehen hat, hervorheben. Die letzten fünf Jahre hat Geordie Wood in Brooklyn verbracht, wo er Rapper, Musiker, Autoren und Designer fotografierte. Seit kurzem ist er Fotoredakteur des Musik- und Fashion-Magazins The Fader. Wie kam es zu deinem Durchbruch als Fotograf?

Zwei Jahre vor meinem Abschluss in Dokumentarfotografie begannen meine Arbeiten ziemlich gewöhnlich auszusehen. Das frustrierte mich sehr und schließlich habe ich alles, was ich bis dahin gemacht hatte, verworfen und versucht mir eine andere Art und Weise des Fotografierens anzueignen, indem ich auf eine 35mm Kamera zurückgriff. Ich begann meinen Arbeiten meine eigene Handschrift zu geben und veränderte mein Portfolio komplett. Als ich 20 war zeigte ich meine Bilder einem bekannten Creative Director in New York City, der bei The Fader arbeitete. Er gab mir meinen ersten Auftrag für das Magazin: Ich sollte den Reggaekünstler Collie Buddz in Queens fotografieren. The Fader brachte mich mit News Week und anderen Publikationen in Kontakt, die mir eine Chance gaben als ich noch sehr jung war. Seitdem habe ich einfach versucht einen Gig nach dem anderen zu bekommen um immer mehr zu der Community dazuzugehören. Viele deiner Fotografien zeigen Hip Hop-Künstler. Haben dich Publikationen wie The Fader in diese Richtung geschubst oder war es deine eigene Entscheidung?

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Beides trifft zu. Ich bin ein großer Rap-, Jazz- und ReggaeFan und Musiker zu fotografieren macht sehr viel Spaß, weil es oft Leute mit Stil und einer einzigartigen Sicht auf die Welt sind. Musikjournalismus ist einer der wenigen Orte in der redaktionellen Welt, wo man immer noch kreativ sein und eine eigene Stimme haben darf. Ich wollte immer wegen meines Stils und meiner Ästhetik engagiert werden und nicht einfach als Maschine, die auf den Auslöser drückt. Musiker zu fotografieren erlaubt mehr kreative Freiheit.

Es gibt viele wiederkehrende Posen im Hip Hop. In welchem Umfang inszenieren sich deine Motive selbst? Wie viel Kontrolle hast du über die Richtung, in die die Fotografie geht, wo doch deine Motive wahrscheinlich ziemlich starke Persönlichkeiten sind?

Rapper sind gewöhnlich sehr selbstbewusst und sehr selbstbestimmt, wenn es darum geht wie sie sich der Welt zeigen und wie sie portraitiert werden möchten. Das ist eine große Herausforderung. Meine Ästhetik und das Interesse meiner Arbeit ist es, Bilder zu machen, die sich so organisch und real wie möglich anfühlen, obwohl sie kontrolliert sind. Ich möchte, dass die Leute meine Bilder ansehen und sich wirklich mit meiner Materie verbunden fühlen, egal ob es sich nun um eine Person oder irgendwas anderes handelt. Ich nehme mir die Zeit zu erklären, was ich von den Leuten haben möchte. Für die Bilder von A$AP Rocky habe ich viel Zeit mit ihm verbracht, bis er sich vor der Kamera richtig wohl fühlte. Du hast A$AP Rocky auf Film festgehalten, bevor er völlig explodierte und bevor die Öffentlichkeit ein Image von ihm konstruierte. Wie war das?

Ich hatte das Glück A$AP zu fotografieren, bevor er den Plattenvertrag unterschrieb. Als ich die Fotos schoss, hatte das eine große Bedeutung für ihn, es war noch eine große Sache in einem Magazin zu sein. Es ist schwer andere Aufnahmen zu finden, die denen ähneln, die ich von ihm machte. Er ist nun eine völlig andere Person. Er hat Millionen von Dollar und wird von jedem fotografiert. Ich finde deine Fotos haben, was das Licht und die Inszenierung betrifft, eine Kinoästhetik. Ist das beabsichtigt?

Ich mag es wenn sie eine cinematische Qualität haben. Ich mag es wirklich bei den Grundlagen zu bleiben und etwas mit den einfachsten Elementen der Fotografie schön zu machen. Ich arbeite mit der Lichtqualität, meinen Motive und den Momenten, die passieren, wenn du die Kamera auf ein Gesicht hältst. Ich mag es Szenen zu entwerfen und die Leute an Plätze zu bringen an denen nicht nur die technischen Elemente der Fotografie funktionieren, sondern wo auch die Szene und die Umgebung etwas zum Foto beitragen. So arbeite ich in einer ganz einfachen Weise, ich konzentriere mich total auf die Motive, ihren Ausdruck und wie sie sich halten. Das ist es am Ende, was ein Produkt schafft, welches eine Geschichte erzählt und hoffentlich das Subjekt in einer möglichst natürlichen und ehrlichen Weise trifft. –


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Ch-Check It Out


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»Ich mag es Szenen zu entwerfen und die Leute an Plätze zu bringen an denen nicht nur die technischen Elemente der Fotografie funktionieren, sondern wo auch die Szene und die Umgebung etwas zum Foto beitragen.«

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Ch-Check It Out hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

– Paul – Snowden –

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Fo t o: M a l t e S e i d e l Tex t: G r a s h i n a G a b e l m a n n


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»Eines Nachmittags, war ich in einem Club und beobachtete, dass alle ziemlich gesichtslos daherkamen – das war diese WASTED GERMAN YOUTH. Sechs Jahre später er begann ich mit den handbedruckten andbedruckten T-Shirts.« T-Shirts

»Ich habe mich abermals als Positive Paul rebranded – er ist so da es nervig ist.« Das was hier wie ein Witz klingt, ist positiv, dass eigentlichh eine clevere Marketingstrategie, soviel ist sicher. Der 42-jährige Grafikdesigner Paul Snowden ist eine Art Markenmogul, der die Kunst beherrscht, einprägsame Designs zu erschaffen, die sowohl diskret sind und einem dennoch durchdringend ins Auge fallen. Auch wenn man mit halb geschlossenen Augen herumläuft, wird einem seine Arbeit nicht entgehen: das Neondesign von Kreuzberg's »Angry Chicken«-Restaurant, WASTED GERMAN YOUTH-T-Shirts, über 200 Albumcover und der Berlinale Key Visual aus dem Jahre 2009 sowie verschiedene NikeKampagnen. Die von ihm ausgewählte Schriftart, Futura Extra Bold Condensed, ist einfach und seine Botschaften sind immer frech und auf den Punkt.

Snowden's bierbezogene Arbeit hörte nicht mit »Wasted German Beer« auf: in diesem Jahr brachte Beck's ihr Art-Label-Projekt zum ersten Mal nach Deutschland und neben anderen Künstlern engagierten sie auch Snowden und Boys Noize, um am Design des Bierlabels mitzuwirken, welches ein pures Snowden-Design ist: Er hat »Boys Noize Techno Beer« in seiner charakteristischen klobigen Schriftart auf seine charakterisitschen gekippten Quader geschrieben und auf einem gelben zungerausstreckenden Smiley plaziert. »Ich habe mit Boys Noize seit dem Beginn seiner Karriere zusammengearbeitet, aber gerade haben wir damit aufgehört. Ich denke es war das ›SiebenJahresDing‹, Beck's war ein guter Abschluss«, erklärt Snowden. Es scheint, als ob Snowden gerade überhaupt ein schwierige Phase mit dem Musikgeschäft hat: »Für ein Plattenlabel zu arbeiten ist eine undankbare Arbeit. Es wird einfach nicht gewürdigt. Es interessiert keinen. Es kauft eh keiner mehr Platten. Früher war es ein langer Prozess, wo man die Fotos aufgenommen, den Film entwickelt, danach in den Druck gegeben hat – jetzt geht es leider nur noch darum winzigkleine JPEGs für iTunes zu machen.« Aber dann sind da die Musiklabel and die konkrete Musik: »Musik ist die höchste Form der Kunst, also kann man niemals ›Nein› zu guten Leuten sagen, die tolle Musik machen.« Mal sehen wie die Musiker von seinem Brandingzauber profitieren, wenn sein eigenes Rebranding von »Paul dem Grafikdesigner« zu »Paul the Ad guy« vollendet ist. –

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Seine Heimat Neuseeland verließ Snowden 1987 in Richtung Deutschland, weil dort eine Austauschstudentin lebte, in die er sich verliebt hatte. Anfang der Nuller Jahre schloss er sich der Internet-Start-up-Wanderung nach Berlin an, die »niemals aufhörte«. Doch was Berlin an Geschäftsmöglichkeiten fehlte, machte es mit Raves wieder wett. »Eines nachmittags, war ich in einem Club und beobachtete, dass alle ziemlich gesichtslos daher daherkamen – es war diese ›wasted german youth‹. Sechs Jahre später begann ich mit den handbedruckten T-Shirts.«Das einfache Design und der originelle Slogan, wobei »wasted« sowohl betrunken als auch benutzt bedeutet, fand guten Anklang, was Snowden damit erklärt, dass er»die richtige Idee zur richtigen Zeit mit der richtigen Ästhetik und ein bisschen Glück hatte.« Seit dem ist aus einem Underground-Sortiment an Stickern und T-Shirts ein etabliertes Label geworden, mit Vertriebsstellen, die von Lyon bis Seoul reichen, eine Bio-Bier, die WASTED GERMAN BEER heißt, einer Reihe »Rave Tut GUT« Charitypartys von Kopenhagen bis Hamburg und einem Berliner Späti – der Späti ist der perfekte Beweis für Snowden's Branding-Leidenschaft.

»Es war ein Experiment, etwas Unbestimmtes zu einer Marke zu machen, indem man WASTED GERMAN YOUTH eine Markenpräsenz gab.« Das Ergebnis ist eine geringfügige ästhetische Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes des Spätis; er trägt nun das Schild »Lola's WASTED GERMAN BEER Super Späti«. Wichtiger ist, dass er sich in einen Hangout-Treff verwandelte, was ihn von den Standardshops abhebt, die man nur betritt um eine Packung Zigaretten auf dem Weg zur Party zu holen. Jetzt steigt hier die Party.


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– Ko n x – om – Pax –

Tex t: S e b a s t i a n H i n z


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Es geht ihm um Details, die eine Stimmung erzeugen, ein unbestimmtes Wohlgefallen, das nicht näher erläutert werden kann. Es ist einfach da.

gen zu übertragen versuche.« Für »Viper« von Martyn ist z.B. ein Video entstanden, dass die Ästhetik der Warp-Reihe »Artificial Intelligence« aus den frühen Neunzigern wiederbelebt und mit den Innovationen eines Alexander Rutterford verbindet. Ansonsten findet man Schädel, Maschinen, Pflanzen, Krebse, Zähne, Satelliten, Autowracks in seiner Arbeit, mitunter mit der Hand gezeichnet, meistens am Computer animiert, geschult an Künstlern wie H.R. Giger oder Syd Meads, von Künstlern also, die unsere Vorstellungen von dem, was wir Science Fiction nennen, in den 1970er und 1980er Jahren geprägt haben.

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Dass uns aus Glasgow diktiert wird, wie die Musik zu klingen hat, zu der wir uns auf dem Tanzflur bewegen, ist keine Neuigkeit mehr. Gerade die Musiker aus dem Umfeld von LuckyMe haben mit ihrem eklektischen Stilmix die Türen weit aufgerissen und eine bunte Schar neugieriger Schaulustiger um Eintritt gebeten. So lassen Hudson Mohawke, Rustie, Mike Slott und wie sie alle heißen schon mal vergessen, dass LuckyMe nicht als Plattenlabel oder als Partyreihe, sondern einst als Kunstkollektiv von Studenten der Glasgow School of Art initiiert worden ist. Weiß man das, verwundert es dann auch nicht mehr, dass aus diesen Reihen heraus nämlich längst auch die visuelle Seite einer auf Bass beruhenden Musik bestimmt wird. Einer von diesen Bestimmern ist Tom Scholefield. Der 26-jährige hat nicht nur mit seinen 2DAnimationen für LuckyMe, sondern auch durch seine Arbeiten für Plattenlabels wie R&S Records, Brainfeeder, Warp, Planet μ, DFA und Universal Everything der aktuellen elektronischen Musik ein Aussehen verschafft. Unter dem Künstlernamen Konxom-Pax hat Scholefield der Clubmusik ihre Farbigkeit zurückgegeben. Das war zuletzt bei der visuellen Konzeption von Lone's »Galaxy Garden« zu sehen, und zuvor bereits in kunterbunten Videos für Hudson Mohawke, Martyn oder Kuedo. »Ihre Musik ist für mich hell und synthetisch, was ich auf meine Visualisierun-

Nun macht Konx-om-Pax auch Musik. Sein Debüt führt in eine Welt nach dem Clubzeitalter, menschenleer aber doch ästhetisiert. »Regional Surrealism« heißt das Album, ein Titel, der keine wirkliche Bedeutung hat, an dem Scholefield einfach der Klang gefiel. Der Schotte ist halt ganz und gar aufs Ästhetische bedacht. Nach bestimmten Elementen seiner Kunst befragt, bekommt man stets Sätze wie »that really stuck with me«, »I like how it sounds« oder »I just like the look of it« zu hören. Mit großem Interesse streift Konx-om-Pax musikalisch und gestalterisch durch die Formen und Designs der letzten 40 Jahre und adaptiert sie in seinen Arbeiten. Es geht ihm dabei um Details, die eine Stimmung erzeugen, ein unbestimmtes Wohlgefallen, das nicht näher erläutert werden kann. Es ist einfach da. Was in seinen visuellen Arbeiten dann überspitzt als konkrete Farbe, bestimmte Form oder als Zitat gezeigt wird, findet in seiner Musik einen feinsinnigeren Ausdruck. »Ich habe ein eher sanftes, erdfarbenes Bild von meiner Musik, ich sehe viele abgerundete, verschwommene Kanten. Es gibt auch schnittige Sounds darin, aber sie sind nicht so offensichtlich.« Durch diese Unschärfe wird hier viel angedeutet und gleichzeitig offen gelassen; die Bilder und die Referenzen liegen verborgen, erst allmählich schälen sich Landschaften, Farben, Geschichten heraus. Die Fantasie wird angetriggert. Mit »something that sticks in your brain«, umschreibt er diesen Zustand, der außerdem seinen Wunsch offenbart, etwas zu erschaffen, musikalisch und graphisch, das man nicht mehr vergisst. Genau darin könnte sich auch seine Zugehörigkeit zu der Glasgower Clique um Hudson Mohawke und Rustie kennzeichnen, die sich beim Hören von »Regional Surealism« zunächst vielleicht nicht offenbart. Einen zweiten Aspekt spricht Scholefield selbst an: »Ich denke, wir mögen alle gerne Melodien, die sich auf die gleichen Einflüsse beziehen, nur präsentieren wir sie sehr unterschiedlich.« So besehen ist Konx-om-Pax und seine Kunst ein nur logisches und zugleich eminent wichtiges Teil in einem größeren Puzzle. Das zeigt junge Menschen aus Glasgow, die auch 2012 den Zeitgeist prägen. –


Wenn er gefragt wird, was er in seine Arbeit einfließen lässt, antwortet Mike King ohne zu zögern mit »alles was ich je sah, roch, hörte, schmeckte oder berührte«. Der 52-jährige Designer aus Portland, Oregon, ist seit über zwanzig Jahren in der Grafikdesignwelt aktiv. Er kreierte Cover-Artworks, Konzertposter und Flyer für Musiker wie Iggy Pop, Arcade Fire und Band of Horses. Mit den aktuellen Klienten ist er immer noch im Rennen - darunter Unesco, La Gaite Lyrique, Pink Martini/Emi Japan, Stumptown Coffee und Ben Harper. Sein Stil, der von Tattooillustrationen über minimale Zeichnungen bis zu lauter digitaler Kunst reicht, ist so mannigfaltig wie die Quellen seiner Inspiration, zu denen das klassische Design der 1950er und 1960er Jahre gehört, Comicünstler wie Will Eisner und Wally Wood, Pulpillustrationskünstler wie Virgil Finlay und Richard Powers und viktorianische Kunst. Hier nimmt er uns mit zurück in die Siebziger, wo alles begann und die Sex Pistols sein Leben veränderten.

Tex t: G r a s h i n a G a b e l m a n n

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– M ike – King –


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hin entwickelte, dass die Bands ihre Shows nicht mehr selbst organisierten, sondern die Shows von Promotern oder auch von Clubbesitzern veranstaltet wurden. Zuerst machte ich Flyer im Tausch gegen freien Eintritt zu den Konzerten, aber schließlich schaffte ich es, dafür bezahlt zu werden und so wurde ich, obwohl ich es nie richtig geplant habe, ein Grafikdesigner. Als »Musiker« ging ich aber auch bis 1990 nicht in den Ruhestand. Vom Designen, um in Konzerte zu kommen, bis zur Arbeit mit Footlocker und Modest Mouse – welche Schritte lagen dazwischen?

Der Schlüssel, um das alles zu einem Erfolg zu machen, steckte eigentlich die ganze Zeit darin, dass ich dabei blieb Poster zu machen, tagein und tagaus, Jahr für Jahr, und manchmal nahm halt jemand davon Notiz. Die Jobs für Footlocker oder Hyundai sind wenige, vereinzelte. Es sind die Konzertposter die mich am Arbeiten halten. Kannst du den Designprozess hinter einem Poster ​beschreiben?​Wie viel Freiheit hast du dabei?

Entweder habe ich sofort eine Idee oder nicht. Wenn ich nicht wirklich eine Idee habe, dann mache ich zuerst die Typographie. Das gibt mir etwas Zeit herauszufinden, was als nächstes kommt. In welchem Umfang ich die Freiheit habe, hängt vom Klienten ab; idealerweise geben sie wenig Vorgaben, ich entwerfe etwas, das ich liebe, sie bezahlen sofort und ich mache mich an die nächste Sache. Ich versuche Projekte zu vermeiden, die zu übermäßig »art directed« sind, die einen Ausschuss für die Abnahme benötigen, die einfach nur »gut fürs Image« sind oder ohne guten Grund, nicht gut bezahlen. Du hast viele verschiedene Techniken und Stile. Was sind die Vor- und Nachteile? Denkst du, du hast trotzdem einen Du hast damit angefangen, dass du dein Artwork gegen charakteristischen Stil, inmitten all der Vielfalt? Ich mag viele verschiedene Dinge und arbeite gerne mit eifreien Eintritt zu Punkkonzerten getauscht hast. Wie war das genau? ner Vielzahl von Stilen. Wenn ich an einem wiedererkennbaren

Look festhalten würde, würde das vielleicht helfen, aber dann würde ich mich vielleicht langweilen und müsste mich umbringen. Wie hat sich die Beziehung zwischen Musik und Kunst verändert, seit du vor zwei Jahrzehnten angefangen hast?

Früher habe ich mehr Albumcover gemacht und das wurde gut bezahlt, heute mache ich vorwiegend Poster und T-ShirtDesigns. Für welche Musiker würde du im Moment gerne art works machen?

Nicki Minaj, Arcade Fire, John Zorn und Fucked Up.

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Mike King: Reist mit mir zurück in die Siebziger, wenn ihr wissen wollt wie alles begann... Zu dieser Zeit ging ich zur High School, hörte eine Menge Musik (vieles davon war schlecht) und versuchte Comics zu zeichnen, während ich mir wünschte ein Rockstar zu sein. Comics zu zeichnen und Musik zu machen, das waren ziemlich hohe Ziele für jemanden wie mich, mit marginalem Talent im Zeichnen und ohne musikalisches Können. Bis zu einem Abend im Frühling 1977. Ich sah die Sex Pistols im Fernsehen und alles veränderte sich. Bevor das Jahr zu Ende war, machte ich Musik (furchtbar) und anstatt Comics zu zeichnen, lenkte ich meine künstlerische Energie dahin, Flyer für meine und andere Bands zu machen. Es dauerte ein paar Jahre bevor die Musikszene in Portland sich da-


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– To o l s of – Wa r –

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Fo to s: J o e Co n z o Tex t: J e ns Pa c h o l s k y


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HipHop existiert in seiner Philosophie eigentlich nur noch als Erinnerung – kanonisiert und nicht selten verklärt zu Legenden. Der Hang zum Storytelling und die Affinität für rhetorische Superlativen dürfte das unterstützen. Da gibt es die großen Sagen um den New Yorker Blackout 1977, der viele Kids mit neuen Plattenspielern versorgte, weil diese einfach die Elektronikläden plünderten. Illegale Block Partys mit angezapften Laternen. Die zufällige Entdeckung des Scratch durch Grandwizard Theodore. Die vier Elemente. Das Golden Age. In Diskussionen verkommen diese Erinnerungen beinahe zum nostalgischen Kitsch samt Superhelden und Religionsansatz. Doch längst sind die unschuldigen, wilden Zeiten vorbei. Wer interessiert sich heute noch für HipHop per se, ohne Blick auf das Return on Investment?

Es geht darum, wer du bist

Jorge Pabon, auch bekannt als Pop Master Fabel, gehört zu den Gestaltern der HipHop-Kultur. In den Siebzigern begann er in der South Bronx als B-Boy mit einer besonderen Vorliebe für Rock Dance. »Obwohl New Yorks Straßen gefährlich waren, fanden wir Wege, das Leben durch HipHop und andere Formen der urbanen Kultur zu feiern«, beschreibt er das damalige Lebensgefühl. 1984 brillierte er in dem ersten kommerziellen HipHop-Film »Beat Street«, später wurde er Vice President der legendären Rock Steady Crew und ist mittlerweile vielgefragter Choreograph und Panel-Gast. Joe Conzo ist ebenfalls seit den frühen Tagen dabei. Im Gegensatz zu Jorge Pabon hat Conzo vor allem beobachtet und als Fotograf die Jugendtage des HipHop maßgeblich dokumentiert. Aufgewachsen in der Bronx, sind seine Fotos der 1970er und 1980er Jahre nicht nur rare Zeugnisse einer pulsierenden, ungebundenen Jugendkultur, sondern auch des Sozialverfalls vieler New Yorker Stadtteile. Den ersten Kontakt mit der aufkeimenden HipHop-Kultur hatte er auf einem der Jams in New York. »Das muss auf der The T Connection 1979 in der North

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Mit Tools Of War aus New York City gibt es seit Mitte der 1990er Jahre eine kleine Institution, die versucht, genau diese Lücke zwischen legendärer Vergangenheit und MainstreamGegenwart zu schließen. Hinter Tools Of War verbirgt sich das Ehepaar Christie Z-Pabon und Jorge Pabon. Sie sehen Tools Of War ganz in der Tradition des HipHop, »in dem es verschiedene Tools gibt, um sich zu behaupten – mit Plattenspieler, Mikro, Graffiti etc.«. Begonnen hatte Tools Of War 1996 als Mailorder. Daraus wurde schnell einer der wichtigsten Newsletter der HipHop-Community weltweit. Dieses Jahr feiern sie das zehnjährige Jubiläum ihrer True School Park Jam Series. Diese kleinen Blockpartys stehen ganz im Geiste der Jams in den 1970er Jah-

ren, weshalb dort auch regelmäßig die Großen der Geschichte hinter den Reglern stehen – von Biz Markie über Jazzy Jay, Grandwizard Theodore bis Grandmaster Flash und Roc Raida (RIP). Dokumentiert werden die Events nicht selten von einem der bekanntesten Fotografen der HipHop-Kultur: Joe Conzo. Wir versuchen eine Bestandsaufnahme.


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»Obwohl New Yorks Straßen gefährlich waren, fanden wir Wege, das Leben durch HipHop und andere Formen der urbanen Kultur zu feiern.«

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Jorge »Fabel« Pabon

Bronx gewesen sein. Ich war an diesem Abend schlicht überwältigt und von diesem Mix aus Drums und Bass mit R&B und Disco total hypnotisiert.« Christie Z-Pabon dagegen kam als reiner Fan zum HipHop. »Da ich im Südwesten von Pennsylvania aufwuchs, hörte ich die Sugar Hill Gang im Radio«, gesteht sie und ergänzt anekdotisch: »Ich bin mit meiner Freundin Ronda in alle HipHop /Dance-Filme gegangen. Nur ›Beat Street‹ lief bei uns nie, so dass ich meinen späteren Ehemann nie in dem Film gesehen habe.« Mittlerweile ist sie die treibende Kraft hinter Tools Of War und organisiert nebenbei im Alleingang die DMC USA Championships, die seit den 1980er Jahren wichtigste Battle-DJ Meisterschaft der USA. Wie schon Rakim einst rappte: »It's not where you're from, it's where you're at.« Christie, Jorge und Joe hatten ihren jeweils eigenen Einstieg. Alle drei sind HipHop.

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Was bedeutet HipHop für euch?

Christie: Ich liebe die HipHop-Kultur, weil jeder daran teilhaben kann – jede Hautfarbe, Rasse, Alter. Ich arbeite selbst innerhalb dieser Kultur und sehe es als großen Faktor meines Lebens. Aber ich betrachte es nicht als Religion oder mehr. Ich mag es, zur HipHop-Community zu gehören – lokal, national und international. Und damit meine ich die True School Heads der Pioniere, Legenden, Macher, Promoter und Enthusiasten. Jorge: HipHop ist etwas besonderes, weil es aus einer Jugendkultur hervorging. Die HipHop-Bewegung der 1970er und frühen 1980er war raw and real! All die Elemente waren viel präsenter. HipHop wurde populär, weil es rebellisch, revolutionär, höchst kompetitiv und selbstbestärkend war. Es war und ist noch immer sehr viel Spaß und aufregend! Joe: HipHop gehörte uns, es gehörte der Jugend der Bronx, und wir haben es an die Welt weitergegeben. Ich hatte eigentlich keine Ahnung, dass das, was ich dort dokumentierte, jemals ein globales Phänomen werden würde. Ich meine, allein zu sehen, wie es sich von den Spielplätzen der Bronx stadtweit ausbreitete, war schon unglaublich. Es war eine unschuldige Zeit junger, farbiger Leute, die mit der Musik ihrer Eltern zu ihrer Umwelt ein Statement abgaben – absolut fantastisch.

Was vom Vibe blieb

Diese Rohheit der Anfangszeit trifft man heute bestenfalls in den Büchern von Jeff Chang und Dan Charnas, welche die Geschichte der HipHop-Kultur in vielen Einzelheiten sezieren. Für Jorge ist die heutige Kultur eine Mischung aus echter Unterstützung und Identitätskrise. »Einige Leute verstehen HipHop und andere begreifen es. Und Einzelne versuchen, die Kultur zu erhalten und innerhalb dieser trotzdem Karriere zu machen.« Dennoch ist HipHop bei vielen längst zum reinen Synonym für Rap geworden. Die anderen Elemente, das B-Boying & B-Girling, Graffiti und DJing sind in diesem Kontext nur vergessene Marketing-Anhängsel. Christie macht an dieser Stelle eine klare Unterscheidung, allein schon, weil sie sich für die grafische und die DJ-Seite des HipHop interessiert. »Ich arbeite in der HipHop-Kultur, nicht in der Rap-Industrie«, stellt sie klar. »Selbst die MCs, mit denen ich arbeite – GrandMaster Caz, Lord Finesse und Biz Markie – sind ebenfalls DJs.« Was muss ein DJ heute eher mitbringen: Skills, Groove oder Arsch in der Hose?

Christie: Alles drei ist absolut essentiell. Du kannst ein großartiger Turntablist sein, aber wenn du nie gebattled hast, wirst du wahrscheinlich nie auf einem DMC USA Battle teilnehmen. Ich bin nicht supertechnisch, aber ich weiß, was gut klingt, was Flavor hat und was den Championsound hat. Wenn du dir die meisten DMC Weltchampions anschaust, hörst du diesen Championsound. Und er ist immer aufregend. Hat sich viel geändert im Vergleich zu früher?

Christie: Die europäischen DJs sind sehr weit entwickelt, was die Scratches angehen. Ich persönlich (nicht DMC) denke aber, dass kein DJ ohne Beat Juggling durchkommen sollte. Eine Sache, die ich nicht mag, ist diese bestimmte Art generischer Electro-/Dance Music, die viele DJs in den DMC World Finals nutzen. Ich wünsche mir, dass die DJs unterscheidbare Musik nutzen, so dass man auch hören kann, wie sie es verändern. Und neue Techniken? Die DJs haben die beiden Haupttechniken [Scratching und Beat Juggling] verfeinert oder neue Pattern entwickelt, aber niemand hat bisher eine dritte Technik hervorgebracht.


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Gibt es ähnliche Veränderungen im B-Boying?

Jorge: Früher ging es beim B-Boying und B-Girling um Flavor und Finesse. Später ging es mehr um die Akrobatik. Die Tänzer fokussierten sich eher auf die einzelnen Bewegungen anstatt auf die [HipHop-] Bewegung. Innerhalb der letzten 15 Jahre hat sich aber eine gute Mischung aus dem Originalrezept, Power Moves und Blow-Ups entwickelt. Was sagt der Beobachter?

Joe: Der Vibe war früher unschuldig und experimentell. Vor allem war es Spaß. Du kannst denselben Vibe auf Tools Of War-Konzerten wiedererleben, während andere Veranstaltungen noch immer kommerzialisiert sind.

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Alive & Kickin'

Tools Of War ist die Antwort auf die Sehnsucht nach einer vergangenen und verlorenen Zeit. Laut Jorge geht es darum »HipHop und die urbane Kultur zu erhalten«. Kultur bedeutet demnach weit mehr als die reine Musik und Party. Es geht nach wie vor um eine Bewegung, welche eine Veränderung einfordert. Und es geht um Kommunikation. »Wir unterstützen durch die Künste viele Initiativen für Frieden, Einheit, Gleichberechtigung und Freiheit. Und wir ermutigen dazu, HipHop als Form der positiven Konfrontation zu nutzen – künstlerische Battles anstelle Disrespekt und Gewalt.« Das Ziel ist ein Miteinander. Seit 2003 organisiert Tools Of War deshalb (legale) Park Jams in verschiedenen New Yorker Gemeinden. Die Jams werden von HipHop-nahen Unternehmen wie Serato und Rane unterstützt,

Merchandise-Stände für sie gibt es aber keine. Der Eintritt ist frei und die Künstler kommen allein wegen der Sache. Hinter den Reglern finden sich Altermeister wie Grandmaster Flash, Afrika Bambaataa und Lord Finesse. Im Cypher treffen legendäre B-Boys wie Crazy Legs und Pop Master Fabel auf den jungen Nachwuchs. Charlie Ahearn, Joe Conzo, Res One und andere Fotografen mischen sich begeistert unter die Menge. Ist das die Rückkehr der alten Energie?

Christie: Zusammen mit unseren legendären Freunden versuchen wir, die Essenz der legendären Park Jams der Siebziger und Achtziger zurückzubringen. Wenn der Park Manager es erlaubt, zapfen wir den Strom aus der Straßenlaterne. Nach dem Aufbau des Soundsystems tauchen meist schon die ersten vertrauten Gesichter auf. Dann fangen die DJs an und die Menge wird größer und größer. GrandMaster Caz hostet. Fabel übernimmt das Mikrofon, wann immer er eine Ansage machen möchte. Um die DJ-Sets versammeln sich die DJ Fans. Meist sind einige B-Boys schon sehr früh da. Die Cypher sind auch die ganze Zeit aktiv und ich habe meist keine Chance zuzuschauen, weil die Menge drumherum so dicht ist. Joe: Das macht Tools Of War so »real«. Es ist wirklich derselbe Vibe wie damals. Die Leute kommen aus der ganzen Welt, um Teil von Tools Of War zu sein! Jorge: Ich fühle mich dabei wie Kind und Veteran des HipHop zugleich. Die HipHop-Kultur ist eben die Quelle der Jugend! –


W E M O TO X 10 Y R S H H V. D E O N LY A V A I L A B L E A T H H V. D E

MADE WITH LOVE


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– a N Yt h i n g – Tex t: B j ö r n B i s c h o f f

Sich selbst treu bleiben als ausgegebenes Ziel, dazu ein einfaches Design, näher an dem urbanen Gefühl als viele andere Klamotten, die für sich das Wort »Street Wear« beanspruchen – das ist das Modelabel aNYthing. »Die Shirts sehen aus, wie sie aussehen, weil sie dafür stehen, wer wir sind«, sagt Kiernen Costello. Vor zehn Jahren hat er zusammen mit Aaron Bondaroff aNYthing endgültig und ernsthaft angestoßen. Bondaroff hatte bereits zuvor ein paar Shirts bedruckt, allerdings mehr aus Spaß, während Kiernen als Künstler und Maler in seinem Studio lebte. »Der Grund in das Label einzusteigen, war die Gründung meiner Familie. Ich stiftete Aaron an, die Marke zu starten, die Sache echt und ganzzeitig werden zu lassen.« Mittlerweile arbeiten bis zu acht Leute für aNYthing in New York City. Kiernen ist heute Besitzer des Labels, während Bondaroff den Posten des Creative Directors innehat, allerdings nicht in die Öffentlichkeit treten mag. »Das Label steht dafür, eine kreative Plattform zu sein. Eine Idee war, allen kreativen Leuten, die wir kennen, eine Stimme durch Kollaborationen und Projekte zu geben – ohne einen Filter zwischen ihnen und uns«, sagt Costello. »Die Klamotten sind ein Ausdruck dieser Haltung. Die Designs sind einfach Sachen, die wir selbst gerne tragen. Mehr steckt da nicht hinter.« Gerade in den Caps zeigt sich dieses schlichte, reduzierte Design, das sich auf das Wesentliche konzentriert. Die meisten der Stücke tragen nur eine Farbe, während darüber der Schriftzug aNYthing prangt. »Es ist der perfekte Name für uns. Wir sind ein Ding aus New York, dort geboren und aufgewachsen. Und in unserer Welt, unserer Community geht alles«, so Costello. Bei ein paar Shirts liegt ein Pik-Ass auf der Brusttasche. Als Farben stehen Schwarz, Weiß und Grau zur Auswahl. Bestes Zeug also, um es als Basics unterm Hoodie zu tragen. Doch daneben gibt es noch eine Reihe an Stickern, einen Sampler und Vinyl von aNYthing. »Ich denke, dass die Besonderheit des Label seine

iven Inhalte, Verbindung zur kreativen Community ist; die kreativen die wir produzieren in Form von Zines, Musik sik oder Shirts in Zuer Ansatz soll a auch das Wortsammenarbeit mit Künstlern.« Dieser N York, aber auch um spiel im Namen zeigen – ess geht um New das Gefühl, dass alles zu packen und realisierbar ist. Das ist wetifikaniger der amerikanische Traum, als der Wunsch nach Identifikation mit einer guten Sache. Und obwohl die Arbeiten des Labels mittlerweile auf der ganzen Welt zu haben sind, heben d die Jungs von aNYthing nicht ab. »Viele Berühmtheiten tragen Sachen von uns, aber das ist nicht wichtig für uns. Es ist erfüllender zu sehen, dass sie sehr junge oder alte Leute tragen – jemand, der vielleicht nicht so ›hip‹ ist, aber bei dem man sehen kann, dass ihm das gefällt, was er trägt und dass er sich damit identifiziert.« Tiefstapelei verbirgt sich dahinter nicht, denn Kiernen Costello betont es ehrlich und authentisch. Diese Verbundenheit zu New York und der Straße ist bei aNYthing kein Verkaufsargument, sondern die Philosophie, die das Label erst möglich macht. »Ich denke, es ist unser größter Erfolg, dass wir bei unserer Vision nie einen Kompromiss eingegangen sind.« Mit diesem Ansatz haben die Jungs nur Sachen produziert, an die sie selbst geglaubt haben. »Wir hoffen, dass die Leutee einfach mögen, was kreiere was wir wir machen, aber unser Anspruch bleibt, zu kreieren, Costello und ergänzt: en«, sagt Cos mögen und für das wir einstehen« »Ich denke, das ist es, was die Leute an aNYthing anzieht. Du kannst es nicht imitieren.« Das Label sticht genau durch seine Unaufgeregtheit aus der Masse an Marken heraus, die in allen Ecken der Welt entstehen. Es geht nicht um Trends oder Moden, sondern tatsächlich nur darum, cooles Zeug zuu machen. Manchmal reicht das einfach. Es ist eben einn New York-Ding York-Ding. lich. »Die Leute sollten Und das ist überall auf der Welt verständlich. Letztendlich geht es die Shirts kaufen, weil sie ihnen gefallen.« Letzte doch genau darum, oder? –


Ch-Check It Out

»Es geht um New York, aber auch um das Gefühl, dass alles zu packen und realisierbar ist. Das ist weniger der amerikanische Traum, als der Wunsch nach Identifikation mit einer guten Sache.«

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Wemoto x UXA Capsule − Gant Jacket, 149.95 ¤ | Wemoto − Script Starter Cap, 34.95 ¤ Stüssy − Boom Boxes T-Shirt, 34.95 ¤ | WeSC − Holger Shirt, 79.95 ¤ | LRG − Core Collection TS Jeans, 59.95 ¤

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Fotograf: Michael Binh Theel Haare & Make-Up: Franziska Dominick Styling: Lena Mwinkand‘ Models: Aida & Anton

Here’s A Little Something For Ya

– Off–The– Wa l l


Here’s A Little Something For Ya

Vans − Mohikan Fleece, 84.95 ¤ | adidas − NY Sequin Dress, 109.95 ¤ The North Face − Metropolis Parka, 339.95 ¤ WeSC − SC Snapback Cap, 34.95 ¤ | Wemoto − Fader Zip-Up Hoodie, 79.95 ¤ WeSC − Matte Conga Headphones, 49.95 ¤ | Asics − Gel-Lyte III, 99.95 ¤ LRG − New Mountain Parka, 179.95 ¤ | Acrylick − Gentleman T-Shirt, 29.95 ¤ Obey − Craftwork Duffle Bag, 99.95 ¤ | Ucon Acrobatics – Snuggle Sweatpants 79.95 ¤

Obey − Arched Posse Hoodie, 89.95 ¤ Ucon Acrobatics − Morten Sweater, 69.95 ¤ | Nikita − Baldy Leggings, 39.95 WeSC − Matte Conga Headphones, 49.95 ¤ | Cleptomanicx − Kawumm Hip Bag, 15.95 ¤ 115

Clarks − Desert Boot, 124.95 ¤ | Carhartt − Anchorage Parka, 189.95 ¤ Stüssy − Federal Plaid LS Shirt, 79.95 ¤ | Stüssy − Stock T-Shirt, 34.95 ¤ LRG − Children Of Vision Chino SS Pants, 79.95 ¤ | Acrylick − Icon Snapback Cap, 37.95 ¤


Ben Sherman − LS Blazer, 149.95 ¤ | Acrylick − Soundsation T-Shirt, 29.95 ¤ New Balance − M1500GSW, 139.95 ¤ | Levi's − Sta Prest 508 5Pkt Jeans, 79.95 ¤ Acrylick − First Letters Snapback Cap, 37.95 ¤

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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Here’s A Little Something For Ya

Vans − Alomar Wool, 109.95 ¤ | Mishka − DART Utility Pants, 129.95 ¤ Ucon Acrobatics − Gustav Hooded Jacket, 109.95 ¤ Ucon Acrobatics − Iven Beanie, 34.95 ¤ Obey − The Great One Hoodie, 89.95 ¤

adidas − College Jacket, 99.95 ¤ | Mishka − Boris Skinny-Leg Denim Pants, 109.95 ¤ Stüssy − Stock Berlin T-Shirt, 34.95 ¤ | Asics − Gel Saga, 109.95 ¤ Stüssy − "S" Chenille Starter Snapback Ballcap, 39.95 ¤

Vans − Sk8-Hi Slim Guata Stripe, 84.95 ¤ Ucon Acrobatics − Sharon Beanie, 39.95 ¤ Vans − Benched Bag Leopard, 11.95 ¤ WeSC − Matte Conga Headphones, 49.95 ¤ Cleptomanicx − Bhumi Pants, 59.95 ¤ Cleptomanicx − Delphi Winter H. Women Jacket, 129.95 ¤ Obey − Icon Face T-Shirt, 29.95 ¤


Here’s A Little Something For Ya

adidas − Azurine Low Women, 79.95 ¤ | Cleptomanicx − Biggabetta Women Sweater, 79.95 ¤ | Cleptomanicx − Bigga Betta Knitted Scarf, 39.95 ¤ | Obey − Obey Posse Snapback Cap, 34.95 ¤ | adidas − Trefoil Logo Leggings, 39.95 ¤

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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Ben Sherman − Hove Jacket, 99.95 ¤ | Wemoto − Bent Shirt, 39.95 ¤ | Cleptomanicx − Port Classic Chino Pants, 69.95 ¤ | Gravis − Remington MID, 94.95 ¤

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Foto: LGB5

Here’s A Little Something For Ya

– Like–Forest– Like–Fall


Here’s A Little Something For Ya

Lee 101 − Leather Gloves, 64.95 ¤

adidas − Honey Hook, 79.95 ¤ | Wemoto − Root Women Cardigan, 89.95 ¤ | Carhartt − Fuse Women Shirt, 64.95 ¤

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LRG − Loose Panda Snapback Hat, 29.95 ¤ | Carhartt − Wallet, 14.95 ¤ | Nixon − Time Teller P, 79.95 ¤


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hhv.de Mag Nr. 2 — Herbst/Winter 2012

Onitsuka Tiger − Sunotore, 119.95 ¤

Here’s A Little Something For Ya


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Element − Cornell III Hoodie, 54.95 ¤ | Wemoto − North Beanie, 18.95 ¤ | LRG − Children Of Vision Chino SS Pants, 79.95 ¤

WeSC − Tambourine Seasonal Headphones, 59.95 ¤ | The Hundreds − Shutter Point & Shoot Camera Bag, 44.95 ¤

Here’s A Little Something For Ya

Iriedaily − City Hunter Shopper, 29.95 ¤



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