Unmenschliche Musik 21 . – 24 . 2 . 2013 Kompositionen von Maschinen, Tieren und Zufällen
»Ich war zutiefst erschüttert«, beschreibt der Wissenschaftler und Komponist Douglas R. Hofstadter (»Gödel, Escher, Bach«) seine Reaktion beim ersten Hören einer Mazurka im Stile seines Lieblingskomponisten Chopin, die die »Software Experiments in Musical Intelligence« (Emmy) des kalifornischen Musikprofessors David Cope komponiert hatte. »Das Stück war neu, es war unverkennbar Chopin-artig und es war emotional gehaltvoll. Wie konnte emotionale Musik von einem Programm produziert werden, das nie eine Note gehört, nie gelebt, nie irgendwelche Emotionen erfahren hat?« Fragen wie diese stehen im Zentrum der unmenschlichen musik. Was können Menschen, das Maschinen nicht irgendwann auch können? Sind zufällige Klänge womöglich ebenso interessant wie hart erarbeitete Werke humaner Komponisten? Singen Tiere schöner als Menschen? Und wie stellen wir uns die Musik von Aliens vor? unmenschliche musik ist Bestandteil des anthropozän-projekts am HKW und möchte versuchen, auf den zentralen Akteur des neuen Erdzeitalters quasi einen Blick von außen zu werfen. Am Beispiel der Musik, der vermeintlich intimsten und direktesten Form menschlicher Kommunikation, soll seine Schaffenskraft thematisiert werden, soll gefragt werden, was gemacht ist und was gefunden, was der Mensch kann und was nicht, wo er beginnt und wo er aufhört. unmenschliche musik ist das erste von drei Minifestivals, die im Rahmen des anthropozän-projekts am HKW stattfinden. Im Oktober folgt böse musik, im Frühjahr 2014 schließlich doofe musik. Detlef Diederichsen und Holger Schulze
“I was truly shaken.” This is how scientist and composer Douglas R. Hofstadter (Gödel, Escher, Bach) described his reaction when hearing for the first time a mazurka in the style of his favorite composer Chopin that had been written entirely by “Experiments in Musical Intelligence” (Emmy), software programmed by Californian music professor David Cope. “It was new, it was unmistakably Chopin-like in spirit, and it was not emotionally empty. How could emotional music be coming out of a program that had never heard a note, never lived a moment of life, never had any emotions whatsoever?” Questions like these are central to the event unmenschliche musik. Can people do things that machines cannot do? Are randomly created sounds just as interesting as the work of a human composer created with laborious effort? Do animals sing better than human beings? How do we imagine music made by aliens? unmenschliche musik (Inhuman Music) is part of the anthropocene project at HKW, and seeks to direct attention from the outside as it were onto the central figure of this new age in time. Using the example of music, supposedly the most intimate and direct form of human communication, human creativity will be explored, asking wherein does it consist, what is found and what is created, where humanity ends and begins. unmenschliche musik is the first of three mini-festivals taking place at HKW: böse musik (Evil Music) will follow this October, and in the spring of 2014 the event doofe musik (Stupid Music) will be held. Detlef Diederichsen and Holger Schulze
Donnerstag 21.2. ERÖffnUnG Moderation: Björn Gottstein Eintritt frei, außer Konzert »Kammerensemble neue Musik spielt David Cope«: 10€ /8€ 19h Roboterkonzert KOljA KUGlER, SIR ElTOn jUnK UnD AfREAKIn BASSplAyER Während der kleinere dieser beiden Roboter den E-Bass bedient, erzeugt Sir Elton Junk, eine mit seltsamem Humor ausgestattete Mischung aus Zentaur und Einkaufswagen, Klang »aus sich heraus« – ganz ohne Brille und Piano. Die musizierenden Druckluftroboter sind Kreaturen von Kolja Kugler, der sich bereits in der Kooperation mit Mutoid Waste Company und Alien Pulse Agency auf Installationen aus Industrieschrott und mobile Skulpturen spezialisierte. Recycling rockt.
19.15h Gerätekonzert I – Uraufführung TAMER fAHRI ÖzGÖnEnC: »ClUSTER 100. BOHRMASCHInEn-InSTAllATIOn«
Illustration: Tamer Fahri Özgönenc
Komponist und Klanggestalter Özgönenc durchbohrt die Grenze zwischen Musik und Geräusch: 1o0 steht für ein Orchester aus eben dieser Anzahl identischer Heimwerkermaschinen, aufgeteilt in vier auf jeweils einen Ton gestimmte Gruppen. Die Installation ist Klangbildinteraktiv: Die Bewegungen der Rezipienten im Raum sorgen für akustische Interferenzen, auf die das Zusammenspiel der Bohrercluster reagiert.
Tamer Fahri Özgönenc: »Cluster 100«
Foto: TechUnited
Ralf Hoyer: »Mid Size Robo Soccer Music«
19.30h Gerätekonzert II – Uraufführung AlExAnDER HACKE: »lOCKSTEp« Hier generiert sich vollautomatisch die Seelenlosigkeit der Chart-Buster. Per Software werden in Alexander Hackes Installation handgespielte, polyrhythmische oder frei improvisierte, mal primitive, mal komplexe musikalische Momentaufnahmen dem »totalitären Raster« der modernen Hit-Produktion unterworfen: alles auf Vierviertel-Takt bei 120 Schlägen pro Minute, alles in C-Dur. Totalitäre Raster attackiert Hacke mit den Einstürzenden Neubauten ja schon seit 1980 – hier legt er sie schonungslos bloß.
19.45h Gerätekonzert III – Uraufführung AnDREW pEKlER: »pREpAID pIAnO« Der Berliner Musiker Andrew Pekler schließt John Cages »Prepared Piano« mit moderner Mobiltelefonie kurz. Die Installation ist nicht nur medial auf der Höhe der Zeit, sie lädt die Besucher auch zum Mitspielen ein: Am Piano ist eine Anzahl von Prepaid-Handys positioniert, die nach Anruf vibrieren und das Instrument zum Klingen bringen. Auch die Konzertbedingungen entsprechen spätkapitalistischem Konsumzeitgeist: Die Klänge dauern, so lang das Guthaben reicht.
20h Mobile Klanginstallation – Uraufführung RAlf HOyER: »MID SIzE ROBO SOCCER MUSIC« (TechUnited vs. Carpe noctem) »Mid Size Robots«, die ansonsten in der weltweiten Roboter-Fußball-Liga gegeneinander antreten, setzen eine Auseinandersetzung mit der von Neurowissenschaftlern erträumten Vermenschlichung von ServiceMaschinen in Gang. Umfunktioniert zu Musikinstrumenten, erzeugen sie beim Spielen eine durch Faktoren wie Bewegung, Position oder Abstand zum Gegner definierte Matrix musikalischer Informationen. Nebeneffekt des Fußballspiels oder gemeinsames »Werk« der auf Teamwork programmierten Spiel-Maschinen?
20.30h Künstlergespräch DAVID COpE IM GESpRäCH MIT HOlGER SCHUlzE UnD DETlEf DIEDERICHSEn 21h Konzert KAMMEREnSEMBlE nEUE MUSIK SpIElT DAVID COpE: »DER WOHlpROGRAMMIERTE KOMpOnIST. nEUE WERKE VOn BACH, MOzART, MAHlER« Lässt sich persönlicher Stil Software-simulieren? Es war ausgerechnet eine Kreativblockade, die die Initialzündung für die Programme des Komponisten und Wissenschaftlers David Cope abgab, die musikalische Œuvres analysieren und daraus neue Stücke schaffen. Was Mozart selbst spielerisch andeutete – die aleatorische Rekombinierbarkeit musikalischer Zellen zum vom »Werk« nicht mehr zu unterscheidenden Musikstück – scheint sich in der Kompositionssoft ware »Emmy« (»Experiments in Musical Intelligence«) zu erfüllen. Sie errechnet Werke im Stil von Chopin, Mozart oder Bach, die selbst Douglas R. Hofstadter (Autor von »Gödel, Escher, Bach«) beeindruckten. Mittlerweile hat Cope mit »Emily Howell« gar eine neue, autonome Komponistenpersönlichkeit per Software geschaffen. Das Kammerensemble Neue Musik startet den Versuch, den von einer kreativen K.I. entworfenen neuen Werken alter Meister den menschlichen Faktor einzuhauchen.
Andrew Pekler: »Prepaid Piano«
Film: »Deconstructing Dad«
22h Unmenschliche Lounge I DjS CyBInSKI / GAMMEl / KOTTKAMp Als Grenzgängern zwischen Klang, Geräusch, Musik und Dichtung ist den DJs Marcus Gammel und Ingo Kottkamp nichts Unmenschliches fremd. Konkrete Unterstützung bekommen die DR-Kultur-Redakteure für Klangkunst bzw. Features von Hans Cybinski, dem Geräuschemacher, -sammler und -archivar.
THe OPeNING Day February 21 will introduce the sound installations that can be experienced each day of the festival: composer and sound designer Özgönenc drills through the line separating music and sound. einstürzende Neubauten member alexander Hacke attacks the totalitarian pattern of modern hit production. The berlin musician andrew Pekler short-circuits John Cage’s “prepared piano” with modern mobile telephones. Soccer robots transform movement into musical structures, and the mobile sculptures Sir elton Junk and afreakin bassplayer perform. at the concert that evening, a chamber ensemble will perform new music compositions written by software developed by David Cope: “The Well Programmed Composer: New Works by bach, Mozart, and Mahler.”
Freitag 22.2. Eintritt frei, außer Klingonische Oper »u«: 10€/8€ 18h Roboterkonzert Kolja Kugler, Sir Elton Junk und Afreakin Bassplayer siehe 21.2. 19h 18.15h Film »Deconstructing Dad: The Music, Machines and Mystery of Raymond Scott« Wie Mark Mothersbaugh (Devo) sagte: »Er war nicht nur der Frank Zappa seiner Zeit, sondern auch eine Audio-Version von Andy Warhol«. Raymond Scott (1908–1994) sorgte für den Swing in den endlosen Schlachten der Looney Tunes, bevor er zum Pionier der elektronischen Klangsynthese wurde. Der Dokumentarfilm erinnert an den Erfinder der Kompositionsmaschine »Elektronium« und von Instrumenten wie dem Sampler »Karloff« und der Keyboard-TV-Kreuzung »Videola«, an einen der großen unbekannten Komponisten des 20. Jahrhunderts – aus der Perspektive seines einzigen Sohnes. Als Zeitzeugen treten auf: unter vielen anderen der Produzent Hal Willner, Scott-Interpret Don Byron und Oscar-Komponist John Williams (»Jaws«). USA 2012, R: Stan Warnow, 98 min, OF
18.30h Gerätekonzert I Tamer Fahri Özgönenc: »Cluster 100. Bohrmaschinen-Installation« Gerätekonzert II Alexander Hacke: »Lockstep« Gerätekonzert III Andrew Pekler: »Prepaid Piano« siehe 21.2. 19.30h Mobile Klanginstallation Ralf Hoyer: »Mid Size Robo Soccer Music« (TechUnited vs. Carpe Noctem) siehe 21.2. 20h
Foto: Guus Rijven
Szene aus der Oper »u«
20h Klingonische Oper »U« VOn THEATER zEEBElT Diese Musik ist außerirdisch. Und für Fans des von Gene Roddenberry erdachten Star-Trek-Universums wird ein Traum wahr. Erstmals ist auf Erden eine komplette klingonische Oper zu erleben. Die nicht nur von Lieutenant Worf hoch geschätzte Kunstform zieht ihre ästhetische Kraft aus dem gewaltsamen Aufeinanderprallen zweier Mächte. »u« erzählt die Legende von Held Kahless, dem Unvergesslichen, der, von seinem Bruder verraten, in die Unterwelt hinabsteigen und die heilige Nahkampfwaffe Bat’leth erfinden muss, um den Tyrannen Molor zu stürzen. Unter Verwendung original klingonischer Instrumente und gesungen in klingonischer Sprache, feiert die in Zusammenarbeit mit Klingon Terran Research Ensemble und Komponist Eef van Breen realisierte Inszenierung von Floris Schönfeld seit vier Jahren Erfolge bei Trekkies wie bei Freunden experimentellen Musiktheaters.
21.30h Unmenschliche Lounge II DjS CyBInSKI / GAMMEl / KOTTKAMp THe SeCOND Day February 22 features “Deconstructing Dad: The Music, Machines and Mystery of raymond Scott,” a film about “the Frank Zappa of his day, but also a sound version of andy Warhol” (Mark Mothersbaugh, Devo). an evening highlight for Trekkies and friends of experimental musical theater alike: The Klingon opera “u”.
Erzeugen nicht auch Roboter, Tiere, Naturvorgänge und Zufallsereignisse strukturierte Klänge? Was bleibt von der heiligsten und intimsten Kunstform Musik, wenn Software Kompositionen kreiert, die man von Werken der großen Meister nicht unterscheiden kann? Zu Einzigartigkeit und Grenzen menschlicher Kreativität. UNMENSCHLICHE MUSIK kuratiert von Detlef Diederichsen, HKW, und Holger Schulze, Professor Sound Studies, Humboldt-Universität zu Berlin Unmenschliche Musik in Kooperation mit Theater Zeebelt, Den Haag, Berliner Gesellschaft für Neue Musik, Humboldt-Universität zu Berlin, Universität Kassel, Universität Eindhoven/TechUnited, Zoo-Aquarium Berlin, Museum für Naturkunde Berlin, Goethe-Institute Almaty und Taschkent, Deutschlandradio Kultur
Mediapartner
Jerry Dammers’ Spatial A.K.A. Orchestra präsentiert von
Haus der Kulturen der Welt gefördert von
John-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin hkw.de
Samstag 23.2. Eintritt frei, außer Konzert Nabukazu Takemura: »Verinnerlichte Fremdkörper«: 10€/8€ 15h Tierkonzert David Rothenberg: »Bird, Whale, Bug — Music from Nature« Gäbe es so etwas wie tierische Verkaufscharts, so würde sie von Vögeln, Walen und Grillen angeführt. David Rothenberg, Autor von »Warum Vögel singen«, hat die lyrischsten Äußerungen der weltweiten Fauna nicht nur dokumentiert und analysiert, er konzertierte auch als Unterwasserklarinettist mit Buckelwalen und jammte mit australischen Leierschwänzen. Hier präsentiert er die erstaunlichsten Begegnungen zwischen den Arten. Musikalische Gäste sind die White-Noise-Musiker von der Gattung der Grillen.
16h Mikro-Symposium »Kreative Kreaturen«
In englischer Sprache
Mit Karl-Heinz Frommolt, Tierstimmenarchiv des Museums für Natur kunde Berlin, Susanne Heiter, Musikwissenschaftlerin und Biologin, UdK Berlin, Thomas Macho, Professor für Kulturgeschichte HU Berlin, David Rothenberg, Klangkünstler und Professor für Philosophie und Musik, New Jersey Institute of Technology Moderation: Holger Schulze, HU Berlin Worin besteht die musikalische oder rein klangästhetische Qualität der Lautungen und Rufe, der Schreie und Geräusche verschiedener Tierarten? Warum wünschen sich Menschen so sehr, dass Tiere auch musizieren und komponieren, und was hören wir, wenn wir Musik in Tierlaute hineinhören – ähnliches, wie wenn wir einen Inselumriss in Wolkenformationen erkennen? Welche biologische und neurologische Grundlage ließe sich tatsächlich finden für ein ästhetisch begründetes Musizieren der Tiere? Und schließlich: Was für eine Welt wäre es, in der Tiere niemals musizierten? Wäre die Musikkultur der Humanoiden dann nur eine Laune der Natur?
18h Roboterkonzert Kolja Kugler, Sir Elton Junk und Afreakin Bassplayer siehe 21.2. 19h
Tierkonzert von David Rothenberg
18.30h Gerätekonzert I TAMER fAHRI ÖzGÖnEnC: »ClUSTER 100. BOHRMASCHInEn-InSTAllATIOn« Gerätekonzert II AlExAnDER HACKE: »lOCKSTEp« Gerätekonzert III AnDREW pEKlER: »pREpAID pIAnO« siehe 21.2. 19h Lecture Performance EBBA DURSTEWITz: »GRAUEnHAfTE EInDRÜCKE, UnDEnKBARE ABGRÜnDE, TEUflISCHES GEHEUl: WAS IST DIE MUSIK DES ERICH zAnn?« Mit seinem Spiel vermag der stumme Cellist aus H. P. Lovecrafts Kurzgeschichte »Die Musik des Erich Zann« die Pforten zu einer fremden, von furchtbarem Klang erfüllten Sphäre aufzustoßen. Von der Erstveröffentlichung 1922 bis heute hat diese nie gehörte Musik Interpreten, Grafiker, Filmer, Hörkünstler, Metal- und Ambientmusiker inspiriert. Die Musikerin (JaKönigJa) und Autorin Ebba Durstewitz, die sich seit ungefähr drei Jahrzehnten ernsthaft Gedanken über Erich Zann macht, verknüpft in ihrem sprung-essayistischen Vortrag die musik- und literaturwissenschaftlichen, philosophischen, psychopathologischen, menschlichen und unmenschlichen Dimensionen des Textes.
19.45h Mobile Klanginstallation RAlf HOyER: »MID SIzE ROBO SOCCER MUSIC« (TechUnited vs. Carpe noctem) siehe 21.2. 20h
20.30h Konzert – Uraufführung Nobukazu Takemura: »Verinnerlichte Fremdkörper« Als Sound-Designer von Sonys Roboterhund AIBO – ein Akronym für »Artificial Intelligence roBOt« und homophon mit dem japanischen Wort für Kumpel – entwickelte er gewissermaßen den Klang artifizieller Freundschaft. Der 1968 in Tokyo geborene Allround-Künstler Nobukazu Takemura hat als Produzent und DJ Erfahrungen in so diversen Feldern wie Drum’n’Bass, House, Jazz, Kammermusik und experimenteller Elektronik gesammelt und dabei u. a. mit Tortoise, Yamatsuka Eye, Bang on a Can, Steve Reich und Modeschöpfer Issey Miyake zusammen gearbeitet. Sein erfolgreichstes Musikprojekt »Child’s View« ist der kindlichen Empfindsamkeit gewidmet.
21.30h Quizshow »Erkennen Sie die Melodie?« Moderation: Nicholas Bussmann Nicholas Bussmann, der Komponist, Cellist, Stifter des Prix d’amour und Aktivposten der freien Berliner Musikszene, und seine reizende Assistentin stellen zwei Teams aus Musikern, Musikexperten, Sound designern und Saalkandidaten auf die Probe. Die Fragen kreisen um menschliche oder unmenschliche Urheberschaft von Sounds und Werken: War’s ein Mensch oder eine Maschine? War’s Pinguin, Kurzweil-Synthesizer, Warnsignal eines japanischen Eisenbahn-Übergangs oder in der Erdatmosphäre verglühender Meteor? Spielerischer Einstieg in Themenwelten der unmenschlichen musik und eine Hommage an prädigitale Samstagabend-Unterhaltung zugleich.
22.30h Unmenschliche Lounge III DJs Stella Luncke und Josef Maria Schäfers Tausende von in Berliner Straßen und Parks aufgenommenen Samples, in zufälliger Reihenfolge abgespielt über sieben Klangquellen, setzen sich hier zu einem imaginären akustischen Spaziergang zusammen. Stella Luncke und Josef Maria Schäfers produzieren gemeinsam Hörspiele, Features und akustische Kunst für u. a. Deutschlandradio, RBB, SWR und WDR.
February 23: The Saturday program begins with David Rothenberg’s musical dialog with animals, a subject explored in more depth at the micro-conference “Creative Creatures”: What kind of world would it be if animals never made music? Would the musical culture of humanoids then just be a freak of nature? (Conference held in English). The evening concert “Internalized Foreign Bodies” features the Japanese all-round artist Nobukazu Takemura. He has worked with Tortoise, Yamatsuka Eye, Bang on a Can, Steve Reich, and fashion designer Issey Miyake.
Sonntag 24.2. Eintritt frei, außer Workshop: 8€, Konzert jerry Dammers’ Spatial A.K.A. Orchestra: 18€/15€ 14-18h kids&teens@hkw »WIR BAUEN EIN ROBOTERORCHESTER« Workshop ab 10 Jahre 15h Eiskonzert – Europapremiere lIllEVAn: »GlETSCHERMUSIK« Ein dauerndes Pfeifen und Stampfen, ein Ächzen, Gurgeln, Malmen und Rumpeln – erzeugt im Bauch von uralten Gletschern. Der vom Menschen über die Welt gebrachte Klimawandel verschont auch sie nicht: Allmählich verschwinden die zentralasiatischen Gletscher, aber sie verschwinden keineswegs lautlos. Die Künstler Lillevan (Rechenzentrum) und Artyom Kim haben den kasachischen Tjuksu erklommen, den »coolen Sound« seines Schmelzens eingefangen. Entstanden ist ein wahres Gletscher-Requiem.
Bassroboter von Kolja Kugler
16h Mikro-Symposium »Sehnsucht nach objektiver Musik« In deutscher Sprache Mit Cornelius Borck, Direktor des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität Lübeck, Ralf Hoyer, Komponist, Klangkünstler und Diplom-Tonmeister (Berlin), Björn Gottstein, Musikwissenschaftler und Journalist, Lillevan, Animations-, Video- und Mediakünstler, Gründer von »Rechenzentrum« Moderation: Holger Schulze, HU Berlin Die poetische und mathematisch-proportionsästhetische Behauptung einer Sphärenmusik, einer Musik des Äthers, der Winde, der Planeten und der Nervensignale ist die wohl beliebteste Projektion menschlicher Kulturen auf Unmenschliches in Religion, Kunst und Wissenschaft. Die Beiträge und Diskussionen erkunden, worin eine musikalische oder rein klangästhetische Qualität der Lautungen von unmenschlichen Klang erzeugern tatsächlich liegen könnte. Inwiefern müssen auditive Äußerun gen des Anorganischen als integraler Teil des Musiklebens und der Klangökologie menschlicher Welt verstanden werden? Wie wandelt sich unsere Sicht auf die Welt, wenn wir Geschehnisse der Natur als musikalische verstehen?
18h Roboterkonzert Kolja Kugler, Sir Elton Junk und Afreakin Bassplayer siehe 21.2. 19h 18.30h Gerätekonzert I Tamer Fahri Özgönenc: »Cluster 100. Bohrmaschinen-Installation« Gerätekonzert II Alexander Hacke: »Lockstep« Gerätekonzert III Andrew Pekler: »Prepaid Piano« siehe 21.2. 19h Gerätekonzert live Andrew Pekler: »Prepaid Piano« (Live Remix) siehe 21.2. 19.30h Mobile Klanginstallation Ralf Hoyer: »Mid Size Robo Soccer Music« (TechUnited vs. Carpe Noctem) siehe 21.2. 20h
Jerry Dammers’ Spatial A.K.A. Orchestra
20h Konzert jERRy DAMMERS’ SpATIAl A.K.A. ORCHESTRA Jerry Dammers, in den 80er-Jahren Gründer der Ska-Punk-Band The Specials und des 2 Tone Labels, bringt sein 24-köpfiges Spatial A.K.A. Orchestra mit. Die Band startete als Hommage an Sun Ra: Dessen Manifest lautete, er sei nach seiner Entführung durch Aliens zurückgesandt worden, der Menschheit die (unmenschliche) Musik vom Saturn zu offenbaren. Neben Sun Ras Songs und verwandten Tunes spielt Dammers’ Orchestra Spaced-out-Versionen seiner eigenen Werke. Durch apokalyptische Mahnungen in »Its after the End of the World« von Sun Ra oder in »Ghost Planet« – einer 21. Jahrhundert-Ausgabe des legendären »Ghost Town«-Songs von Dammers –, werden die Themen des Anthropozäns, des »Menschenzeitalters«, reflektiert. Das Orchestra tritt auf mit Zoe Rahmen, Denys Baptiste, Finn Peters, Nathaniel Facey, Shabaka Hutchings, Anthony Joseph, Francine Luce - Special Guest: Rico Rodriguez!
a FINaL CLIMaX OF THe FeSTIVaL: Jerry Dammers, founder of the 1980s ska-punk band The Specials and the 2 Tone label, brings his 24 piece Spatial a.K.a. Orchestra, which started as a tribute band to the late Sun ra, who claimed that he was abducted by aliens and sent back to teach the human race the (inhuman) music of Saturn. With apocalyptic ecological warnings embodied in such songs as Sun ra’s “It’s after the end of The World” or Dammers’ own “Ghost Planet”—a twenty-first century reworking of his famous “Ghost Town”—the concert will reflect the questions raised by the idea of the anthropocene. With Zoe rahmen, Denys baptiste, Finn Peters, Nathaniel Facey, Shabaka Hutchings, anthony Joseph, Francine Luce, and Special Guest: rico rodriguez!