In Kooperation mit
Ballettklassiker & zeitgenössische Choreographien im KINO INTERNATIONAL Mitte CINEMA PARIS Charlottenburg
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CRYSTAL PITE Donnerstag 7. Februar 2013 20 Uhr, Kino International EKMAN, EYAL & BEHAR LEÓN & LIGHTFOOT INGER Donnerstag 30. Mai 2013 20 Uhr, Kino International
Das Haus der Kulturen der Welt zeigt sich im neuen Gewand. Das Logo greift die Architektur der Kongresshalle in ihrer Kombination aus einem soliden Fundament und den dynamischen Formen auf, das Erscheinungsbild rückt die Dinge in einen neuen Fokus. Perspektivenverschiebungen bestimmen 2013 auch das Programm: Angesichts der globalen Umbrüche haben die gängigen Aufteilungen zwischen Nord und Süd, zwischen Kunst und Wissenschaft keinen Bestand mehr. Gemeinsam mit Künstlern und Wissenschaftlern entwickelt das HKW in Ausstellungen, Diskussionen, Film- und Musikfestivals neuartige Formen der Wissensproduktion und lädt ein zu dem Abenteuer, die Welt neu zu lesen.
LA BAYADÈRE Sonntag 27. Januar 2013 16 Uhr, Kino International und Cinema Paris DON QUICHOTTE Sonntag 24. Februar 2013 11 Uhr, Cinema Paris und Sonntag 03. März 2013 11 Uhr, Kino International
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IMPRESSUM Redaktion: Bernd M. Scherer
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DAS ANTHROPOZÄN-PROJEKT DAS ANTHROPOZÄN-PROJEKT. EINE ERÖFFNUNG TRANSMEDIALE UNMENSCHLICHE MUSIK FORMER WEST THE WHOLE EARTH KOREAN CINEMA TODAY WASSERMUSIK ÉPOCA DE OURO BÖSE MUSIK IM DIALOG MIT EDWARD SAID AFTER THE YEAR ZERO
(V.i.S.d.P.), Silvia Fehrmann, Franziska Wegener, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-DullesAllee 10, 10557 Berlin Layout & Produktion: Raufeld Medien GmbH, Paul-Lincke-Ufer 42/43, 10999 Berlin Grafik: Carolin Kastner Druck: Frank Druck GmbH & Co. KG Titel & Rücktitel: NODE Berlin Oslo
DAS ANTHROPOZÄNPROJEKT 2013–2014
DAS ANTHROPOZÄN-PROJEKT. EINE ERÖFFNUNG 10.–13.1.
Illustration: Benedikt Rugar
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Dass der Mensch die Natur formt, ist zunächst einmal keine bahnbrechende Nachricht. Neu allerdings ist, dass diese menschliche Einflussnahme Ausmaße erreicht hat, die Geologen veranlassen, von einem neuen erdgeschichtlichen Zeitalter zu sprechen. Das Anthropozän – das Zeitalter des Menschen – argumentieren sie, werde auch in ferner Zukunft noch als Erdschicht nachweisbar sein. Wenn der Mensch eine Naturgewalt ist, die den Planeten nachhaltig verändert, was bedeutet das für unser Welt- und Menschenbild? Mit den Mitteln der Kunst und der Wissenschaft und in verschiedensten Veranstaltungsformaten lotet DAS ANTHROPOZÄN-PROJEKT 2013 und 2014 Fragestellungen aus, die die Hypothese vom Menschenzeitalter aufwirft.
Fotos: Luke Stephenson
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Gleich zum Auftakt im Januar haben sich illustre Gäste angesagt, das komplexe Terrain des »Menschenzeitalters« aus vielfältigen Blickrichtungen zu sondieren. Darunter der Geologe Jan Zalasiewicz, der in seinem Buch »Die Erde nach uns« (2009) einen Blick 100 Millionen Jahre in die Zukunft wagt. Außerdem der Architekt Rem Koolhaas, der konstatiert: »Nature is over«. Oder der Klimawissenschaftler Will Steffen, der mit der Frage antritt: »Where on Earth are we going?« Rings um eine »metabolische« Installation von raumlaborberlin werfen rund 50 namhafte Künstler und Wissenschaftler Fragen nach der Natur des Anthropozäns auf: Ist das Anthropozän ein Weltuntergangsszenario? Ist es gerecht? Ist es überhaupt neu?
TRANSMEDIALE BWPWAP 29.1.– 3.2.
Foto: Jakob Hoff
Foto: Anselm Adams
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»Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.« Generationen von Schulkindern merkten sich durch die Anfangsbuchstaben dieses Satzes die Planeten unseres Sonnensystems. Bis im August 2006 die Internationale Astronomische Union Pluto seinen Planetenstatus aberkannte. Gleichsam über Nacht geriet eine bis dato felsenfeste Gewissheit ins Wanken. BWPWAP – Back When Pluto Was A Planet – lautet das Thema der 26. TRANSMEDIALE, die die plutonische Klassifizierungskrise zum Ausgangspunkt nimmt, um über die Auswirkungen neuer Technologien und neuen Wissens auf unser kulturelles Selbstverständnis nachzudenken. Wie verorten wir uns in einer Welt, in der der State of the Art schon morgen nicht mehr zeitgemäß ist? Das Festival soll unter anderem ausloten, welche Möglichkeiten solche Krisensituationen für künstlerische Interventionen und Reflexion bieten.
UNMENSCHLICHE MUSIK Kompositionen von Maschinen, Tieren und Zufällen 21.–24.2.
Ausgerechnet eine Kreativblockade gab die Initialzündung für David Copes ambitioniertes Experiment. Nicht in der Lage, eine Auftragsarbeit zu komponieren, begann er 1980 eine Software zu entwickeln, die aus dem Œuvre eines Musikers neue Stücke generieren sollte. Mittlerweile entstanden so posthume Werke etwa von Bach, Mozart und Mahler. Das Kammerensemble Neue Musik bringt die »wohlprogrammierten Komponisten« im Rahmen des Festivals UNMENSCHLICHE MUSIK auf die Bühne. Weitere Facetten nicht ganz menschlicher musikalischer Schöpfungen lassen sich bei einer Klingonenoper, Tierkonzerten, Gletschermusik, Roboterfußball und Gameshows entdecken. Und die Ska-Punk-Legende Jerry Dammers inszeniert mit seinem 30-köpfigen Spatial A.K.A Orchestra eine Hommage an den nach eigenen Angaben vom Saturn stammenden Musiker Sun Ra.
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THE WHOLE EARTH Kalifornien und das Verschwinden des Außen Ausstellung 26.4.–1.7. Konferenz 21.– 22.6.
Geografie verändert sich, wenn sich Macht verschiebt. Der ehemalige Westen tat lange so, als ginge ihn der Fall der Mauer nichts an, als würde nur im Osten und im Süden der Welt alles anders. Gegen diese Selbstgewissheit setzten Künstler wie Christoph Schlingensief oder Theoretiker wie Boris Groys bereits kurz nach dem Mauerfall an. Das Projekt FORMER WEST geht der Frage nach, wie die zeitgenössischen Künste auf das Scharnierjahr 1989 und die daran anschließenden Veränderungen reagiert haben. Dafür verknüpft es Werke von Künstlern wie Tania Bruguera, Július Koller, Aernout Mik, Nástio Mosquito, Christoph Schlingensief und dem Künstlerkollektiv Chto Delat/What is to be done? mit Ausblicken von Theoretikern wie Boris Groys, Ranjit Hoskoté, Irit Rogoff und Boris Buden: globale Geschichte(n) auf dem Prüfstand der Gegenwart.
Foto: NASA
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Foto: Johann Klinger / Christoph Schlingensief: Ausländer raus
FORMER WEST Dokumente, Konstellationen und Ausblicke 18.– 24.3.
Steve Jobs bezeichnete ihn als analogen Vorläufer von Google: Der »Whole Earth Catalog« erschien erstmals 1968, ins Leben gerufen von Stewart Brand, dem späteren Erfinder des Personal Computer. Auf dem Titel prangte eines der ersten Bilder des »blauen Planeten«. Ein Sammelsurium nützlicher Utensilien für die Zukunft sollte es werden, das eine Allianz schaffte zwischen Hippies und Kybernetikern, zwischen Natur-Romantikern und Technologie-Verehrern, zwischen Psychedelia und Computerkultur. Sie alle einte die Sorge um das »System Erde«. Diesen Gegenkulturen im Kalifornien der 1960erJahre gehen die Kuratoren Anselm Franke und Diedrich Diederichsen auf die Spur. Wie kommt es, dass politische Konfliktlinien neutralisiert wurden? Welcher Weg führt von Ökologie und Kybernetik zum System- und Selbstmanagement der Netzwerkgesellschaft?
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KOREAN CINEMA TODAY Filmfestival 2.–12.5.
WASSERMUSIK: Der neue Pazifik Open-Air-Festival 18.7.–10.8.
Foto: Jakob Hoff
Superlative sind unvermeidbar, wenn es um koreanisches Kino geht. Das Busan International Film Festival ist Asiens größtes Filmfestival. Eine koreanische Welle schwappt über die Welt und selbst Hollywood lässt sich von koreanischen Produktionen inspirieren. Jüngst gewann Regisseur Kim Ki-duk mit »Pietà« den Goldenen Löwen von Venedig. Der ungeheure Reichtum der koreanischen Filmlandschaft lässt sich im Mai bei KOREAN CINEMA TODAY entdecken: stilsichere Genrefilme, meisterhafte Schauspieler, betörende Geschichten. Zu erleben sind auch restaurierte Klassiker, Kinderfilme sowie Gespräche mit Regisseuren und Programmmachern. Sie alle bieten Einblicke in die südkoreanische Gesellschaft.
Foto: Doris Hegner
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Nicht erst seit Barack Obama den pazifischen Raum zum neuen Machtzentrum der Welt ausrief, begann eine Neubewertung dieser ausgedehnten Region. Dennoch lässt sich dieser »neue Pazifik« nicht als kulturelles Ganzes verstehen. Den vielfältigen musikalischen Stilen und Traditionen Australiens, Indonesiens, Chinas, Japans, der polynesischen Inseln und der südamerikanischen Westküste widmet sich das diesjährige Sommer-OpenAir-Festival WASSERMUSIK – wie bereits in den vergangenen Jahren an einer der schönsten Locations der Stadt, auf der Dachterrasse des HKW, und eingerahmt von Gesprächen, Dokumentationen und Spielfilmen.
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Als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2013 und Ausrichter der Fußball-WM 2014 steht Brasilien verstärkt im Fokus. Mit dem Themenwochenende ÉPOCA DE OURO lenkt das HKW den Blick auf das »Goldene Zeitalter« der Musik. Gemeint ist die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, als Komponisten wie Heitor VillaLobos und Radamés Gnattali sich abenteuerlustig mit populären brasilianischen Musikformen wie Choro, Samba oder Baiao befassten. So entstand eine Kunstmusik, die die Trennung zwischen E und U, zwischen Ernst und Unterhaltung, nicht kennt. Ihre aktuellen Ausprägungen absorbieren problemlos Anleihen aus Jazz und Pop. Im November folgt dann Première Brasil mit einer Auswahl der besten filmischen Neuproduktionen Brasiliens aus der gleichnamigen Sektion des Rio de Janeiro International Film Festival.
Foto: C. Corleis
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BÖSE MUSIK Oden an Gewalt, Tod und Teufel 24.– 27.10.
Foto: Library of Congress / Rio de Janeiro, Botafogo-Bucht
ÉPOCA DE OURO Brasiliens lebendige Wurzeln 19.– 22.9.
In den 1970er-Jahren spielte die Band Throbbing Gristle bei ihren apokalyptischen Bühnenshows mit Themen wie Okkultismus, Nationalsozialismus und Serienmord. Sie schockierte damit nicht nur das ganze Vereinigte Königreich – bis hin zu einer Eingabe im britischen Parlament. Mit ihrem Auftreten ebnete sie auch ganz nebenbei den Weg für Industrial Music. Die Lieder der Mafia aus Kalabrien hingegen lassen – ist man der alten italienischen Dialekte nicht mächtig – in ihrer Schönheit nichts von den Gewalt verherrlichenden Inhalten der Texte erahnen. Die Thementage BÖSE MUSIK öffnen ein Spektrum jener musikalischen Phänomene, die die finsteren Seiten der menschlichen Natur spiegeln. Untersucht werden unter anderem die Absichten des Menschen am musikalischen Exempel: Was treibt ihn an? Warum findet er Gewalt sexy? Warum bewundert er Gesetzesbrecher?
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IM DIALOG MIT EDWARD SAID Internationales Symposium 31.10.– 2.11.
AFTER THE YEAR ZERO The Universal Resource and the Geographies of Collaboration Ausstellung, Gespräche, Filme, Konferenzen 9.11.2013 – 6.1.2014
Der Orient sei nichts anderes als eine westliche Projektion, die Orientalistik eine Vorurteilsmaschine, eine Handlangerin der westlichen Großmächte. Mit seinem Buch »Orientalismus« begründete EDWARD SAID 1978 die postkolonialen Kulturwissenschaften und machte danach in Princeton, Harvard und Columbia Karriere. Als scharfer Kritiker der arabischen Regime forderte er stets eine säkulare Demokratie. Mit seinem Freund Daniel Barenboim verfolgte er die Vision einer Versöhnung im Nahen Osten. Zehn Jahre nach Saids Tod greifen internationale Denker und Künstler sein politisches und wissenschaftliches Erbe auf: Wie lässt sich sein Denken nach dem Arabischen Frühling weiterführen?
Foto: ddp images / AP
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Kollaboration ist ein mehrdeutiges Wort. Historisch steht es für die Zusammenarbeit mit dem Feind. In der heutigen Netzwerkgesellschaft verschiebt sich die Bedeutung hin zu Kooperation, Partizipation und Teamwork. Im Rahmen des Projektes AFTER THE YEAR ZERO werden die Geografien der Kollaboration über Ausstellungen, Gespräche, Filme und Konferenzen untersucht. Ausschlaggebend ist das Jahr 1945, als der Sieg über die faschistischen Achsenmächte weltweit zu Forderungen nach Freiheit und Unabhängigkeit führte. Ein weiterer Bezugspunkt ist die Konferenz von Bandung, die 1955 in Indonesien Vertreter des globalen Südens im Kampf um Unabhängigkeit vereinte. Der Traum von Selbstbestimmung führte jedoch bald zu neuen Abhängigkeitsverhältnissen. Auch heute stellt sich die Frage: Zusammenarbeit, unter welchen Bedingungen, mit welchem gemeinsamen Horizont?
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