2017 JAHRES PROGRAMM 2017
Haus der Kulturen der Welt
DAS YORCK-KINOABO
12 kinos • 350 filme im jahr YORCK.DE
jahreskarte
Foto: XXX
Im richtigen Kino bist Du nie im falschen Film
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elche Utopien und Erfahrungen der Vergangenheit lassen sich für das Heute fruchtbar machen? Wie setzte sich das Nationalstaatensystem als Weltordnung durch? Welche Freiräume gibt es für Musik, kann sie noch widerständig sein? Wie könnten die Schulen der Zukunft aussehen? Angesichts der neuen Unordnung der Welt zielt das HKW darauf, Hintergründe zu erschließen und so das politische Vorstellungsvermögen und die ästhetische Urteilskraft zu aktivieren. Frisch renovierte Räume bieten 2017 neue Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit der Gegenwart – z. B. in der Diskursveranstaltung Die Jetztzeit der Monster, der Ausstellung 2 oder 3 Tiger oder dem Musikfestival Free! Music.
INHALT 4 UTOPISCHE REALITÄTEN 5 TRANSMEDIALE 6 DIE JETZTZEIT DER MONSTER 7 2 ODER 3 TIGER 8 FREE! MUSIC & NO! MUSIC 9 SCHOOLS OF TOMORROW 10 INTERNATIONALER LITERATURPREIS 2017 11 WASSERMUSIK X 12 ART WITHOUT DEATH: RUSSIAN COSMISM 13 AFTER THE WILDLY IMPROBABLE 14 KONGRESS FÜR KULTURELLE FREIHEIT 15 1948: ENTFESSELUNG DER TECHNOSPHÄRE IMPRESSUM Redaktion: Bernd Scherer (V.i.S.d.P.), Silvia Fehrmann, Elisabeth Wellershaus, Laida Hadel Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin
Layout & Produktion: GCM GoCityMedia GmbH, Paul-Lincke-Ufer 42-43, 10999 Berlin Artdirector: Oliver Mezger
Druck: Möller Druck und Verlag GmbH Foto Titel und Rücktitel: Lonneke van der Palen – Souvenir Umschlaggestaltung: NODE Berlin Oslo
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UTOPISCHE REALITÄTEN
Vor den Schreckensszenarien global vernetzter populistischer Kräfte wächst die Sehnsucht nach Gegenbewegungen. Ob historische Vorbilder dabei hilfreich sein könnten, fragt das Festival Utopische Realitäten – 100 Jahre Gegenwart mit Alexandra Kollontai in Performances, Theaterproduktionen, Installationen, Gesprächen und einem performativen Konzert. Inspiration ist die Feministin Alexandra Kollontai: Vor hundert Jahren trat sie in Erscheinung mit teils visionären Forderungen – beeinflusst durch die Russischen Revolutionen von 1917 – z. B. nach dem Recht auf Abtreibung oder der Abschaffung der Ehe. Zwischen HKW und HAU, zwischen Realität und Utopie suchen Marina Davydova & Vera Martynov, Mariano Pensotti, Simone Aughterlony & Jen Rosenblit, Jonas Staal, Lina Majdalanie, Vlatka Horvat u. a. nach Antworten. 4
Foto: bezphoto.net
Kooperation mit dem HAU Hebbel am Ufer 12. bis 22. Januar
EVER ELUSIVE
Foto: Ramin Bahrani – Plastic Bag, 2009 © Gigantic Pictures
30 years of transmediale 2. Februar bis 5. März Im Februar gibt’s gleich doppelt Grund zum Feiern: Mit dem 30. Jubiläum der transmediale öffnet das HKW wieder seine Türen! Schon seit drei Jahrzehnten setzen sich die New Media-Visionäre mit Medienkulturen auseinander. Bei der diesjährigen Ausgabe ever elusive soll deren Rolle neu verhandelt werden, ebenso wie das schwer fassbare Machtverhältnis zwischen Mensch und Maschine. Den künstlerischen Rahmen liefert die Sonderausstellung alien matter im HKW mit Arbeiten von Johannes Paul Raether, Pinar Yoldas oder Sascha Pohflepp. Doch der Weg führt auch raus aus dem HKW und an unterschiedlichste Verhandlungsorte in der Stadt. Damit kommt Bewegung in eine Debatte, die sich den sprunghaften Entwicklungen unserer Zeit anpassen muss. 5
Theorie, Forschung, Kunst 23. bis 25. März Die Weltmächte einigten sich 1919 bei der Pariser Friedenskonferenz auf das Nationalstaatensystem. Knapp hundert Jahre später scheint eine Welt ohne Nationalstaaten undenkbar. Grenzen, Pässe und nationale Gepflogenheiten definieren, wie wir uns bewegen und wer wir sind – und, fast entscheidender: wer wir nicht sind. Doch wie sähe eine Alternative aus? Und wie verändert Migration als politische und soziale Bewegung diese Ordnung? Bei Die Jetztzeit der Monster öffnen Philosophen, Aktivisten, Schriftsteller und Künstler Möglichkeitsräume, um Zukunft neu und politische Strukturen radikal anders zu denken: in, zwischen und über Nationalstaaten hinweg. Mit Kudzanai Chiurai, Susan George, Marcus Rediker u.v.m. . 6
Foto: Kudzanai Chiurai, Revelations IX, 2011. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
DIE JETZTZEIT DER MONSTER WHAT COMES AFTER NATIONS?
Bild: Japanese Tiger Devouring Asia, East Asia Image Collection, Richard Mammana Japanese Empire Postcard Collection, Lafayette College. http://digital.lafayette.edu/collections/eastasia/mammana-postcards/rm0028
2 ODER 3 TIGER Ausstellung & Diskursprogramm 20. April bis 3. Juli Gespenstischer Wiedergänger, majestätische Grenzfigur zwischen Vergangenheit und Gegenwart, dem Realen und dem Darüber hinaus: Bei 2 oder 3 Tiger stehen die vom Aussterben bedrohte Raubkatze und ihre Metaphorik im Mittelpunkt. Die Gruppenausstellung beleuchtet kulturelle Dimensionen der Moderne in Ostasien. Die Geschichte der Moderne versteht sie als Kolonialgeschichte, die sich in den Modernisierungsideologien der Tigerstaaten fortsetzt und Kulturen, Leben und Identitäten tiefgreifend verändert. Bei den künstlerischen Arbeiten von Ho Tzu Nyen, IM HeungSoon, Jane Jin Kaisen u. a. erscheint die Figur des Tigers als Medium, das den Zugang zu alternativen Imaginationen von Moderne und ihrem Anderen ermöglicht. 7
FREE! MUSIC & NO! MUSIC
Notensysteme, Zeitgeist, Genre: Wie frei ist heute eigentlich die Musik? Müssen wir sie noch immer aus bestimmten Zwängen befreien? Oder ist es mittlerweile eher die Musik, die uns befreit? In Zeiten, in denen Künstler entscheidenden gesellschaftlichen Einfluss nehmen, stellt sich die Frage, welchen Anteil auch die Musik an den weltweiten Umbrüchen unserer Tage hat. Wie sehr ist der digitale Markt an diesem Einfluss beteiligt, und unter welchen Bedingungen wird Musik heute immer verfügbarer? Diesen Fragen widmen sich im April bei Free! Music u. a. die DDR-Untergrundlegenden Ornament & Verbrechen, der Jazzmusiker Louis Moholo-Moholo und der Rap-Poet Baloji. Vertieft wird die Auseinandersetzung im November beim Festival No! Music – das dahin führt, wo keine(r) Musik mehr spielt. 8
Foto: Baloji © Promo
Musikfestivals 6. bis 9. April & 9. bis 12. November
Foto: Girls’ Day 2016 im Rahmen der HKW-Ausstellung „Nervöse Systeme“ © Stephanie Pilick
SCHOOLS OF TOMORROW Konferenz und Schulexperimente 4. bis 6. Mai Wie muss es dieser Tage in Kinderköpfen aussehen, wenn schon die Erwachsenen rotieren? Viele Schulen scheinen ratlos, wie sie den Anforderungen des rasanten globalen Alltags begegnen sollen. In Zeiten hastiger Schulreformen erinnert das Projekt Schools of Tomorrow daran, was Reformpädagogen schon Anfang des 20. Jahrhunderts forderten: Schulen müssen zu Orten werden, in denen Gesellschaft vorgedacht und mitgestaltet wird, zu Laboren der Demokratie. Also: Wie geschieht Lernen heute? Wie muss Schule auf die digitale Revolution reagieren? Und wie würden junge Menschen selbst das Lernen organisieren? Bei einer Konferenz entwickeln Lehrer, Künstler, Eltern und Schüler gemeinsam Versuchsanordnungen für eine Schule der Zukunft. 9
9. INTERNATIONALER LITERATURPREIS
Der Übersetzer Harry Rowohlt hat einmal gesagt, an schlechten Tagen schlage er selbst Wörter wie „und“ oder „auch“ nach. Unter anderem ist es diese Präzision, die den Rhythmus und Klang eines Werks in neue Sprachen überträgt. Ebenso wichtig aber ist die Fähigkeit, sich ganz bewusst von den Erzählwelten anderer einnehmen zu lassen. Das HKW verleiht auch in diesem Jahr gemeinsam mit der Stiftung Elementarteilchen den Internationalen Literaturpreis für übersetzte Gegenwartsliteratur an ein Duo aus Autor und Übersetzer. Damit steht die Zusammenarbeit im Fokus, die ein gelungenes Original in eine ebenso gelungene deutschsprachige Übersetzung überträgt. Feiern Sie mit, wenn in Lesungen, Gesprächen und anderen erkundungsfreudigen Formaten die literarischen Prozesse des Schreibens und Übersetzens ausgezeichnet werden. 10
Foto: Internationaler Literaturpreis 2016 © Katy Otto
Fest der Shortlist & Preisverleihung 6. Juli
WASSERMUSIK X
Foto: Wassermusik 2013 © Jakob Hoff
Festival 21. Juli bis 13. August Die Welt kommt an die Spree, und zwar zuverlässig jeden Sommer. Seit 2008 lockt die Wassermusik zum Feiern auf die HKW-Dachterrasse. Denn wer bleibt bei Calypso, Mambo-Punk oder Cumbia schon auf den Sitzen? Unter anderem ging es in den vergangenen Jahren um die symbolische Kraft des Atlantiks, die Poesie der Karibik und die musikalischen Wanderbewegungen zwischen Afrika, Asien, Europa und den Amerikas. Anlässlich des runden Festivalgeburtstags genehmigt sich HKW-Musikkurator Detlef Diederichsen einen weitläufigen Blick zurück: Die Highlights der letzten zehn Jahre bekommen eine exklusive Zugabe und Künstler, die ihren Aufritt in der Vergangenheit absagen mussten, erhalten eine zweite Chance. Also: mitmachen und mit Oumou Sangaré, Ondatrópica, Bixiga 70, The Pyramids u.v.m. in den Sommer tanzen. 11
Ausstellung & Konferenz 1. September bis 3. Oktober „Je bösartiger der Staat, desto vehementer der Drang nach Heilung.“ So beschreibt der Autor Boris Schumatsky die Umstürzler und Utopisten im Russland Leo Tolstois. Einige von ihnen glaubten nicht nur an die Überwindung des Zarenstaates, sondern gar an die des Todes. Die Kosmisten spielten im 19. Jahrhundert mit dem Gedanken des unendlichen Lebens: Ihr oberstes Ziel war die Wiederauferweckung aller Menschen, die jemals auf der Erde gelebt haben. Beflügelt durch einen Geist des Aufbruchs beeinflussten sie Politik, Wissenschaft und Kunst. In einer Architektur, die Assoziationen des Museums als Mausoleum und als Ort einer potentiellen Wiederauferstehung aufgreift, zeigt Art Without Death u. a. Anton Vidokles Filmtrilogie Cosmism (2014–2017) und eine von Boris Groys kuratierte Auswahl historischer Positionen der Russischen Avantgarde. 12
Bild: Anton Vidokle, Immortality and Resurrection For All!, 2016. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
ART WITHOUT DEATH: RUSSIAN COSMISM
Foto: Rabih Mroué, Leap into the Void, 2011. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers
AFTER THE WILDLY IMPROBABLE Performances, Präsentationen, Vorträge 15. bis 16., 22. bis 23. September, 6. bis 7. Oktober Die Bagdadbahn war ein Projekt von monumentalem Umfang: Auf Initiative des osmanischen Sultans Abdul Hamid II. entstand Anfang des 20. Jahrhunderts mit Unterstützung deutscher Ingenieure und Banken eine Bahnstrecke von Istanbul nach Bagdad. Das Ganze kam mit der politischen Neuordnung des Osmanischen Reichs 1920 zum Erliegen. Für After the Wildly Improbable erkundet die Kulturwissenschaftlerin Adania Shibli dieses unvollendete Großprojekt – jenseits gängiger Narrative von Fortschritt oder Orientalismus. Die soziokulturellen Veränderungen im Nahen Osten nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs dienen zwei weiteren Künstlern als Blaupause für die Gegenwart: Der Dramatiker Mohammad Al Attar untersucht die künstliche Staatenbildung Syriens, der Regisseur Rabih Mroué neue Formen, Geschichte zu erzählen. 13
Ausstellung Ab 2. November Als liberale Intellektuelle 1950 den Kongress für kulturelle Freiheit in West-Berlin gründen, ahnen die meisten von ihnen nicht, dass große Teile ihrer Finanzierung eigentlich von der CIA stammen. Gegen totalitäre Strukturen wollen sie kämpfen, sind jedoch längst unterwandert von einem Geheimdienst, der die Kunst als Waffe im Kalten Krieg einsetzt. Pro-westliches Denken anstatt anti-kapitalistische Ideen werden so propagiert, das Ganze erst zwei Jahrzehnte später aufgedeckt. Im Rahmen des vierjährigen HKW-Projekts Kanon-Fragen präsentiert die Ausstellung von Anselm Franke, Nida Ghouse, Paz Guevara und Antonia Majaca auch die weniger bekannten, außereuropäischen Aktivitäten des Kongresses. 14
Foto: Kongress für kulturelle Freiheit, Arthur Koestler, 1950. Framepool AG
KONGRESS FÜR KULTURELLE FREIHEIT
1948: ENTFESSELUNG DER TECHNOSPHÄRE
Foto: Andreas Meichsner
Forschungen, Gespräche & performative Formate 30. November bis 3. Dezember Das Jahr 1948 ist ein geschichtlicher Wendepunkt: die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wird erstmals in Paris verkündet, das Konzept der „Umwelt“, die es zu erhalten gilt, wird erfunden. Die Menschheit steht auf dem Schutthaufen, den zwei Weltkriege hinterlassen haben, und gleichzeitig am Beginn eines atomaren und digitalen Zeitalters. Ein Moment, der unsere Gegenwart noch heute bestimmt. Dieses Jahr beschäftigt sich das HKWForschungsprojekt Technosphere vier Tage lang mit der „großen Beschleunigung“ unserer Erfahrungswelten. Künstler und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen diskutieren, wie die Welt Stück für Stück zum technischen Handlungsraum wurde. Und was genau das für die Zukunft bedeutet. 15
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