Die Seele jenseits der Grenzen

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Die Seele jenseits der Grenzen von Horacio Marcelo Valera Nürnberg, 05.06.2022 „Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit. Und die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seinen Gütern sein Eigen sei, sondern alle Dinge waren ihnen gemeinsam.“ (Apostelgeschichte 4:31-32) Anstelle des Ausdrucks die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele konnte Lukas was anderes schreiben sowie, dass sie nah beieinander waren und die gleichen Ideen hatten, oder dass sie ein starkes Zugehörigkeitsgefühl teilten, oder dass sie einen sehr starken und funktionellen eingetragenen Verein bildeten, Ironie beiseite… Aber er beschrieb, was er vor Augen hatte. Sie waren ein Herz, vom Heiligen Geist so angetrieben und motiviert. Aber auch die Seele von jedem war dabei in so einer Art, dass sie als eine eigene Seele aussah. Es konnte nur möglich sein, weil jeder im Einzelnen eine freie und lebendige Seele hatte. Das Problem mit vielen Christen ist, dass sie lesen, sie sehnen sich nach dem was sie gelesen haben, sie interpretieren aber das total falsch und versuchen durch religiöse Wege dieselbe Erfahrung zu haben und schließlich leben sie in einer atemberaubenden Frustration. Woher kommen die Konflikte und die Verleugnung der Seele, in denen viele Gläubige gefangen sind? Ist es nicht ein echter Widerspruch, wenn wir die Dogmen, die ihr Leben unter solchem Druck halten, mit den Wahrheiten vergleichen, die die Heilige Schrift über die Seele verkündet? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Sie leben von einem religiösen Bewusstsein durchdrungen. Sie sprechen von der Gnade, ohne sie zu kennen, sie verkünden die Freiheit, ohne sie in vollem Umfang zu leben, sie behaupten oft, wiedergeboren zu sein, ohne das neue Leben, das Christus denen, die ihm nachfolgen, zu schenken behauptet, auch wirklich zu leben. Heute fragen sich viele in der Gemeinde, was die Zukunft der Gemeinschaft der Heiligen ist. Werfen wir also einen Blick auf die wirklichen Wurzeln der Gemeinschaft der Christen am Anfang. Denn die Zukunft der Gemeinde ist einfach eine drastische Rückkehr zur Vergangenheit. „Die Menge der Gläubigen war ein Herz und einer Seele“ Der Satz ist keine bloße Metapher, sondern eine Beschreibung einer Realität, die sich im Alltag der ersten Jünger widerspiegelt. 1


Die Erfahrung der Bekehrung zum neuen Glauben war eine einschneidende, dramatische und lebensverändernde Erfahrung für diejenigen, die sich für die Nachfolge Jesu Christi entschieden. Christ zu sein war nicht nur ein religiöser Akt, bei dem man, nachdem man bei einer Veranstaltung die Hand gehoben und ein Übergabegebet mit den Worten eines diensthabenden Predigers gesprochen hatte, ein neues Geschöpf und ein Mitglied des Leibes Christi wurde. Ein Nachfolger Christi zu sein, bedeutete in vielen Fällen, dass ein grausamer und sicherer Tod in den Fängen wilder Tiere oder als menschliche Fackeln im römischen Zirkus bevorstand. Das Bewusstsein dieser extremen Konfrontation veranlasste die ersten Jünger, alle Versuche eines oberflächlichen und unbestimmten Lebens aufzugeben. Es ging nicht darum, wöchentliche Treffen zu besuchen und bei Veranstaltungen schön zu singen, sondern zu wissen, dass sie nicht mehr für sich selbst lebten. Wenn sie lebten, lebten sie für den Herrn, und wenn sie starben, starben sie für ihn. Diese bewusste Realität vor der Nase zu haben, führte dazu, dass sie wach, aufmerksam und mit großen Augen die Zeit einlösten. Sie hatten keine Zeit zu verlieren, und deshalb brauchten sie Gewissheit, Überzeugung und Mut in ihrem Leben, Elemente, die nur vorhanden sind, wenn jemand ganz vom Heiligen Geist geleitet wird. In der Tat ist die gesamte Apostelgeschichte ein treues Zeugnis für das Wirken und den Einbruch des Heiligen Geistes inmitten des Gemeinschaftslebens der ersten Gläubigen. Es ist der Heilige Geist, der das Werk des Vaters in unserem Leben tut und uns sein Herz offenbart. Er ist derjenige, der uns an die Wahrheiten erinnert, die dem Wort Gottes entspringen, und sie ins Leben ruft, damit sie keine schöne, unerreichbare Theorie sind, sondern eine reale und kraftvolle tägliche Erfahrung. Im ersten Kapitel seines Briefes an die Epheser lüftet der Apostel Paulus den Schleier, der uns Gottes wahre Bestimmung für die Menschheit, für sein Volk und für die Berufenen offenbart. Inmitten gewaltiger Wahrheiten macht er uns den Willen des Vaters bekannt. „Er hat uns das Geheimnis seines Willens bekannt gemacht, entsprechend dem Ratschluss, den er nach seinem Wohlgefallen gefasst hat in ihm, zur Ausführung in der Fülle der Zeiten[b]: alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist — in ihm, in welchem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit dienten, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben.“ (Epheser 1:9-12) „Alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was in Himmel als auch was auf Erden ist“ bedeutet nichts anderes, als seinen ursprünglichen Plan für alle Dinge wiederherzustellen, nachdem die Sünde so viel Verwirrung und Tod in die Welt gebracht hat. 2


„In welchem wir auch ein Erbteil erlangt haben“ bedeutet, dass unser Leben in keiner Weise dieser Wiederherstellung aller Dinge entgeht. Im Gegenteil, wie ein bekanntes Sprichwort in der spanischen Sprachraum besagt, beginnt Nächstenliebe, richtig verstanden, zu Hause. Das Werk der ganzen Wiederherstellung des Universums fängt mit uns an. Die Sünde führt in das von Gott unter Segen und Schönheit geschaffene Universum ein neues und schädliches Konzept ein, das Fluch, Verderben und Verfall bringt: den Tod. Alles, was Gott schafft, lebt, dehnt sich aus, wächst. Der Tod ist eine Verkürzung des Lebens. In der Tat kommt niemand lebend aus diesem Leben heraus. Der folgende Ausdruck ist interessant und für das vorliegende Thema durchaus relevant: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben!“ (Hezekiel 18:20). Der Prophet hätte auch "der Mensch, der sündigt" oder "das Wesen, das sündigt" schreiben können, aber stattdessen hörte er genau das, was ihm das Herz Gottes offenbarte: "Die Seele, welche sündigt, die soll sterben". Ich werde keine eingehende Studie über die Seele, ihr Wesen, ihren Ursprung machen. Wir alle wissen mehr oder weniger, was die Seele ist, aber wenn wir wirklich wüssten, was die Seele ist, würden wir sie nicht leugnen oder als böse bezeichnen, wie wir es tun. Aber wie ich schon sagte, ist es nicht mein Ziel dieser Überlegungen, die Seele zu definieren oder sie weiter zu untersuchen. Meine Absicht ist es, Licht in die Lügen zu bringen, die viele Gläubige fälschlicherweise glauben und die ihre Beziehung zu ihrer Seele verschlechtern, weshalb sie ein langweiliges, geschmackloses und verschwommenes Leben führen. „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben!“ Wenn wir uns diesen Satz genau ansehen, erkennen wir, dass der gegenwärtige Zustand unserer Seele nicht darauf zurückzuführen ist, dass sie böse ist, sondern dass sie aufgrund der Sünde gestorben ist. Welche Auswirkungen hat die Sünde im Leben? Tod. Was ist die Bedeutung des Todes? Das griechische Wort für Tod ist Θάνατος (Thánatos). Etymologisch gesehen hat es mit dem Konzept der Verdünnung oder Trennung zu tun, da die drei Komponenten unseres Lebens in diesem Moment getrennt werden: Körper, Seele und Geist. Diese Konsequenz ergibt sich aus der ersten Trennung, die die Sünde in unser Leben gebracht hat, nämlich die Trennung von Gott. Ein geistiger Tod. Die Trennung von Gott durch Sünde und Ungehorsam war das Ergebnis eines Staatsstreichs, einen Putsch, den unsere Seele über uns gebracht hat, nachdem wir von der Versuchung verführt worden waren. Versuchung ist ein verlogener Prozess, der uns verführt und uns dazu bringt, an der Person Gottes, seinem Wesen und Charakter und seinen Plänen für unser Leben zu zweifeln. Wenn sie in den Menschen Wurzeln schlägt, führt das zu Sünde und Rebellion und damit zur Trennung von Gott. So spiegelt sich dieser geistige Tod in unserem physischen Leben wider und setzt sich fort, macht unser 3


irdisches Ende zu einer Tatsache und trennt an einem bestimmten Punkt unseren Körper von unserer Seele und dem Geist, den wir haben. Wenn wir sterben, werden wir mit der wahren Realität unseres Lebens konfrontiert. Das menschliche Elend endet, und unser Körper, der uns nicht gehört, endet als Beute, als sterbliches Überbleibsel, das schnell verfällt und verdirbt. Unser Geist, der auch nicht uns gehört, kehrt zu Gott zurück, der ihn uns bei unserer Zeugung als Lebensatem geliehen hat. Was bleibt dann noch übrig? Was ist aus unserem Leben geworden? Alles, was wir noch haben, mein lieber Freund und meine liebe Freundin, ist unsere Seele. Wir sind ein lebendiger Geist in einem Körper, der sich durch eine Seele ausdrückt. Und diese Seele als Vermittler ist wie ein Stempel auf einer Münze, sie ist das, was unser Leben Identität verleiht, was es einzigartig, wertvoll, unwiederholbar macht. Auch wenn es Körper gibt, die ästhetisch fast identisch sind, so ist es doch nicht der Körper, der einen vollständig definiert. Dein Körper kann verändert werden, du kannst einen Unfall haben und Teile davon verlieren, aber er ist nicht das, was dich wirklich ausmacht. Es ist einfach ein Transportmittel, ein sehr wichtiges Transportmittel, denn ohne es wäre dein Geist und deine Seele nicht in der Lage, sich auszudrücken oder mit anderen zu interagieren. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns um sie kümmern und uns gesund und sauber halten. In der Bibel, genauer gesagt in einem der letzten Abschnitte des Buches Prediger, wird dieser Prozess des Todes auf sehr poetische Weise beschrieben: „wenn man sich auch vor jeder Anhöhe fürchtet und Schrecknisse auf dem Weg sieht; wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich mühsam fortschleppt und die Kaper versagt — denn der Mensch geht in sein ewiges Haus, und die Trauernden gehen auf der Gasse umher —; ehe die silberne Schnur zerreißt und die goldene Schale zerspringt und der Krug an der Quelle zerbricht und das Schöpfrad zerbrochen in den Brunnen stürzt und der Staub wieder zur Erde zurückkehrt, wie er gewesen ist, und der Geist zurückkehrt zu Gott, der ihn gegeben hat.“ (Prediger 12:5-7) Wenn wir also in diesem Prozess der Trennung sterben, zerfällt unser lebloser Körper und wir kehren zu Staub zurück, wenn unser Körper uns nicht mehr als Mieter hat, wenn unser Geist, die treibende Kraft unseres Lebens, zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat uns, Wie wichtig ist eigentlich unsere Seele?

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Unsere Seele ist alles, was wir haben. Es ist unser wahres Kapital. Und doch leben die meisten Christen damit, sie zu leugnen, sie zu kasteien und sie zu dunklen Kerkern zu verurteilen, wo sie auf ihren Tod wartet. Ich habe unzählige Male von der Kanzel oder in Gesprächen unter Christen gehört: „Wir reifen Christen sollen geistliche Wesen sein und ihr reagiert seelisch, nicht geistlich. Das zeigt deine Unreife. Wenn Sie sich von Ihrer Seele leiten lassen, liegen Sie falsch. Die Seele muss abgetötet werden, um nicht in Sünde zu fallen. Die Seele muss sterben.“ Die Seele ist schon tot. „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben“. Ich kenne aber jemanden der auch erklärte: „denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lukas 19:10).

Hätte es für den Vater Sinn gemacht, seinen Sohn in die Welt zu schicken, um für etwas zu sterben, das nicht wertvoll war? Und wenn für Gott den Vater die Seele des Menschen so wertvoll ist, warum ist sie in den Köpfen so vieler Christen kaum weniger als ein Müllhaufen? Wenn sich eine Reaktion der Seele als unreif, schädlich, herausstellt, dann nicht, weil die Seele etwas ist, das sterben muss, sondern weil diese Seele das Erlösungswerk des Kreuzes Christi im tiefsten Ausmaß erfahren und belebt werden muss. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in vielen Begegnungen zwischen Christen Dankbarkeit, Lobpreis, Freude nicht frei fließen oder ein fester Bestandteil ihrer Erfahrungen sind. Die Seele wird weiterhin unterdrückt, auch wenn theoretisch alle notwendigen Wahrheiten bekannt sind, damit sie nicht länger unterdrückt wird. Viele verwechseln die Seele mit dem Fleisch. Aber das ist ein grober Fehler. Das Fleisch ist ein dem Willen Gottes entgegengesetztes Lebenssystem, in dem sich unser eigener Wille durchsetzt. Das Fleisch ist der Staatsstreich der Seele gegen die Autorität Gottes. Aber wenn wir wirklich wiedergeboren sind, sollte das Fleisch keinen Raum in uns haben und ständig gewinnen. Sie ist es, die sterben muss und nicht die Seele. Biblisch betrachtet ist das Fleisch, das sterben muss, nicht die Seele. Das Problem ist, dass viele Christen versuchen das Fleisch in einen Jüngerschaftskurs einzuladen, damit das Fleisch anpassen kann und verbessert wird. Sorry, keine Chance. Andere versuchen das Fleisch auszutreiben, als ob es um ein Dämon handelte. Auch falsche Option. Einziger möglicher Weg für das Fleisch ist zu sterben. Aber das ist definitiv nicht der Weg für die Seele. Wenn jemand was anderes behauptet muss wirklich sich

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bekehren und die Bibel neu lesen, ob er überhaupt die Gute Nachricht des Evangeliums entdecken kann. Im Kontext vom Tode und Auferstehung schrieb Paulus auch etwas sehr Interessantes: “Du Gedankenloser, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt! Und was du säst, das ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa vom Weizen, oder von einer anderen Saat. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie Er es gewollt hat, und zwar jedem Samen seinen besonderen Leib. Nicht alles Fleisch ist von gleicher Art; sondern anders ist das Fleisch der Menschen, anders das Fleisch des Viehs, anders das der Fische, anders das der Vögel. Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber anders ist der Glanz der Himmelskörper, anders der der irdischen; einen anderen Glanz hat die Sonne und einen anderen Glanz der Mond, und einen anderen Glanz haben die Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom anderen im Glanz. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten: Es wird gesät in Verweslichkeit und auferweckt in Unverweslichkeit; es wird gesät in Unehre und wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit und wird auferweckt in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib, und es wird auferweckt ein geistlicher Leib. Es gibt einen natürlichen Leib, und es gibt einen geistlichen Leib. So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einer lebendigen Seele«; der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geist. Aber nicht das Geistliche ist das Erste, sondern das Natürliche, danach [kommt] das Geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch ist der Herr aus dem Himmel. Wie der Irdische beschaffen ist, so sind auch die Irdischen; und wie der Himmlische beschaffen ist, so sind auch die Himmlischen. Und wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.“ (1. Korinther 15:35-49). Gott hat Adam zu einer lebendigen Seele, die durch die Auswirkungen und Konsequenzen der Sünde zu einer toten Seele wurde und der letzte Adam, Jesus, wurde als lebendimachenden Geist gesandt, damit endlich die Seele der Menschen leben kann. Wenn sich die Seele jedoch hartnäckig entscheidet, in ihrer revolutionären und Putschisten-Haltung fortzufahren, dann wird sie weiterhin eingesperrt, verwundet und sterbend sein, weil sie nicht auf dem Thron des Seins sitzend gedacht wurde, sie kann nicht mit der Macht umgehen , weil es sehr, sehr leicht beschädigt wird. Es ist die unerlöste Seele, die das Fleisch hervorbringt, weil das Fleisch ein Leben in der vollen Freiheit des Geistes nachahmen möchte, aber ohne sich der Führung des Geistes zu unterwerfen oder die Bedingungen des Vaters zu akzeptieren, wie es alle Menschen getan haben wurde gedacht, geschaffen und dazu bestimmt, seine Herrlichkeit zu manifestieren, aber nicht jeder möchte dies tun.

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Im Spanischen sagt man, dass eine Person eine bestimmte tesitura (aus dem Italienischen tessitura) das heißt Geisteshaltung zeigt, wenn eine Reihe von Einstellungen und Entscheidungen ihr Leben auf eine bestimmte Art und Weise prägen, die zweifelsohne Folgen aller Art hat, seien sie nun gut oder schlecht für ihr eigenes Leben, aber auch über ihr eigenes hinausgeht eigenes Leben und schafft es, seine Umgebung zu beeinflussen. Die Tessitur (das Knüpfen, das Weben, das Flechten‘) ist im Gesang der Bereich des Stimmumfanges, der für den musikalischen Ausdruck nutzbar ist. Die Tessitur hat einen geringeren Umfang als der physisch mögliche Stimmumfang. Zur Tessitur gehören diejenigen Töne, die der Sänger dauerhaft klangschön und mit dem für eine Partie erforderlichen Timbre in der notwendigen Lautstärke erzeugen kann, ohne dabei physische Schäden zu erleiden. Frage ist: Wie singt deine Seele aus deinem Leben hinaus? Inwieweit prägt diese Situation das Leben anderer in Ihrem Leben? Du ruinierst dein Leben oder deine freie, gesunde und erlöste Seele, nutze die Zeit und breite Flügel in der Kraft des Geistes aus. Eine verwundete Seele erzeugt Ablehnung und Einsamkeit. Du kannst mitten in einer Menschenmenge bei einem angeblich wunderbaren und gesalbten „Gottesdienst“ sein, aber bald merkst du auch, meistens gehen die Leute dorthin, um ihre Batterien aufzuladen und nicht, um die Dankbarkeit und Freude auszudrücken, die sie in sich tragen. Sie leben in einem ewigen Konflikt mit ihren Seelen. Wenn wir das Buch der Psalmen lesen, erkennen wir, dass es ein Buch ist, das vollständig von Gott inspiriert worden ist und von seinem Geist geschrieben wurde, aber auch tief und herrlich ausgedrückt durch die Seele eines Menschen. Ein Mann, von dem Gott selbst kam, um durch einen Propheten zu sagen: „Der HERR hat sich einen Mann nach seinem Herzen ausgesucht…“ (1. Samuel 13:14).

Du kannst sogar mir sagen: -„Aber er war auch ein Mann voller Fehler und Schwächen!“ Ja, es ist wahr, aber authentisch. Und in dieser Authentizität war er sich der entscheidenden Rolle seiner Seele so bewusst, dass er kam, um ihm aus seinem tiefsten Inneren zu befehlen: „Lobe den HERRN, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ (Psalmen 103:1-2). Und David geht weiter und spricht immer wieder zu seiner Seele: „Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen; der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit; der dein Alter mit Gutem sättigt, dass du wieder jung wirst wie ein Adler...“ (Psalmen 103:3-5). Ich kann in diesen Versen keinen zerstörerischen Prozess entdecken, der für die Seele bestimmt ist, sondern das Versprechen einer reinen Wiederherstellung. 7


Etwas Ähnliches erfahren wir in anderen Psalmen, besonders hier: „O Gott, du bist mein Gott; früh suche ich dich! Meine Seele dürstet nach dir; mein Fleisch schmachtet nach dir in einemdürren, lechzenden Land ohne Wasser…“ „Meine Seele wird satt wie von Fett und Mark…“ (Psalmen 63:2 und 6). Die Seele braucht Gott und er ist bereit, sie zu heilen: „Wie der Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir! Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“ (Psalmen 42:2-3). Und die Antwort Jesu ab sofort lautet: „Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke!“ und nicht der geht von mir weg und sterbe… Es ist etwas Kurioses... Wenn ein Glaubensbruder einem anderen begegnet und er mit völliger Transparenz und Aufrichtigkeit beginnt, sein Herz zu öffnen und seine Traurigkeit, seinen Schmerz, seine Schwächen zu offenbaren, kann er das Ziel von zwei Arten von Reaktionen sein. Entweder wird er kurz zugehört bevor der andere Bruder anfängt, auswendig gelernte Verse wie aus einem Maschinengewehr abzufeuern, als kämen sie aus einem pauschalen Vademecum auf alle Situationen anwendbaren, wobei Immer mehr Verse und Predigten entstehen in dem Versuch, mit denen zu argumentieren, und den Bruder zu überreden, der gerade einfach ihren Seelenzustand teilen wollte, oder wird der arme Bruder ab sofort kritisiert, noch angeklagt, noch etikettiert, weil er einfach seinem Seele so viel Raum gibt und die Dinge nicht im Geist betrachtet. Aber wenn David Psalm um Psalm seine Sorgen und Enttäuschungen, sein Versagen und seine Ängste teilt, wenn er plötzlich vor Zuversicht und Freude überfließt und uns ermutigt, uns in die Arme eines mächtigen Gottes voller Güte zu werfen, dann sehen wir keinen Mann, der seine Seele öffnet, und nehmen wir es einfach an als eine Geschichte, die in der Bibel enthalten ist. Die Psalmen sind aber pure Seele vom Feinsten! Hiob befand sich inmitten eines enormen Transformations- und Lernprozesses in seinem Leben, als er sah, wie plötzlich seine Seele von so viel Unterdrückung durch Selbstgerechtigkeit und falschen Vorstellungen von einem Gott befreit wurde, den er selbst anerkennt: „Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und in Asche!“ (Hiob 42:5-6). Was sollte dann Hiob bereuen? Buße tun, warum? Weil er einen solchen Allmächtigen Gott ignoriert hatte und seine arme Seele auf so lächerliche und erfolglose Weise mit seiner eigenen Gerechtigkeit bedecken wollte, wie Adam versuchte, seine Blöße mit Blättern aus dem Garten zu bedecken. Die Seele Hiobs war immer noch gefangen, 8


obwohl er ein untadeliger und rechtschaffener Mann war, der Gott fürchtete und das Böse mied. So leben viele Gläubige, vielleicht zu viele, die später in großer Frustration landen, enttäuscht von allem, von Gott und von sich selbst. Wenn Millionen von Menschen so leben und glauben, dass das größte Kapital, das sie haben, ihre Seele, etwas Schlechtes ist, das nur leiden und zerstört werden muss, um ihr Bestes geben zu können, dann findet ein unterdrücktes System einen fruchtbaren Boden, um Manipulation und Kontrolle zu säen. Diese Kerker der Seele haben immer zu einem religiösen Verhalten geführt, das versucht, alles zu rechtfertigen und in Erwartung der Meinung anderer zu leben, anstatt sich zuerst um Gottes Meinung über das eigene Leben zu kümmern. Menschenfurcht in Kombination mit Selbstgefälligkeit. Sie versuchen, es allen recht zu machen, sich irgendwie davon zu überzeugen, dass sie wirklich etwas Gutes zu geben haben. Wenn Christus in dir lebt, dann hat er deine Seele befreit und du hast bereit was Gutes zu teilen. Nun, Gott hat uns genau erschaffen und erlaubt uns, die Gemeinschaft miteinander zu genießen, um das zu teilen, was wir von Ihm erhalten haben, uns gemeinsam zu freuen und zusammen zu wachsen, während wir uns in das perfekte Band der Liebe hineinbilden. Deshalb behaupte ich kontinuierlich: Wichtiger als das Treffen ist die Beziehung. Treffen und Versammlungen zu haben, nur weil wir „unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen“ das bringt absolut nichts in unser Leben. Aber

wenn wir uns bewusst sind, wer wir in Gott sind und Er in uns sein Werk tut, wenn wir den Reichtum sehen können, den Gott in uns und in andere gesät hat, und in Demut und Einfachheit fließen, dann ist die Gemeinschaft der Heiligen eine verwandelnde Erfahrung. Das Treffen und das Zusammensein sind Konsequenz des Lebens in Gemeinschaft. Wir machen aber genau das Gegenteil und wollen wir uns versammeln um Gemeinschaft zu schaffen. Das hilft aber wenn keine Beziehung und Verbindlichkeit, dann entstehen eher Konflikte und Auseinandersetzungen als das Band der Liebe. In Deutschland wird diese Freiheit auch noch durch ein tiefes Gefühl der Unterwerfung unter die etablierte Autorität beschnitten, ohne auch nur in Frage zu stellen, ob die Autorität wirklich von Gott eingesetzt wurde oder ob jemand sie an sich gerissen hat. Die traurige Geschichte des letzten Jahrhunderts ist noch nicht fertig damit, die Lektion zu erteilen. Ich glaube von ganzem Herzen, dass dies der Schlüssel ist, damit Gott Deutschland so gebrauchen kann, wie er es will. Eine Nation, 9


die ein Schlüssel zum Herzen eines Kontinents ist, der ein Schlüssel zur ganzen Welt ist. Doch innerhalb des Volkes Gottes hissen einige die ihre geistlichen Augen offen haben ihre Fahne der Freiheit mit ihrer Haltung, von niemandem abhängig zu sein oder sich von niemandem belehren zu lassen. Das ist aber keine dauerhafte Freiheit sondern eine Fata Morgana und schüren damit nur eine verrückte Rebellion, in der sie als kapriziöse Kinder im Kindergarten aussehen. Sie ignorieren die wahre Autorität von Gottes Wort und suchen verzweifelt nach Anerkennung in ihren eigenen selbsternannten Diensten. Wieder tut die verwundete Seele ihr Ding... Ein solches System muss aufhören. Ein System, in dem die Beteiligten zwischen Opfer oder Täter hin- und hergerissen sind und dieses sinnlose Spiel ständig weiterspielen. Ein Karussell, dessen Musik vor Jahrhunderten vom Feind gespielt wurde. Ich benutze das Wort Karussell nicht beiläufig, sondern um genau zu beschreiben, worum es in dieser Geschichte geht. Unsere Seele wird in einem System genauso unterhalten wie jemand, der sich zu Musik im Karussell dreht. Das Ziel? Die Zeit zu vertreiben, sich zu entspannen, aber auch ein weiteres Ziel zu erreichen Ziel, nämlich den Ring zu erhalten, den der Besitzer des Karussells vor den Kindern zeigt und schüttelt. Wenn jemand den Ring fangen kann, dann gewinnt er eine weitere Runde, ohne zu bezahlen. Ist das nicht toll? Aber das ist immer noch nur Geschäft für den Karussellbesitzer. Nun, solange jemand dort weiterfährt, selbst wenn es kostenlos fährt, bedeutet dies, dass sich das Karussell weiter dreht und andere anzieht, die bereit sind, dafür zu bezahlen um eine Runde zu gehen und eventuell den Ring zu fangen. Deshalb nutzen viele die Gemeinde Jesu Christi als Plattform, um sich selbst zu verwirklichen, sich als „Jemand“ im Leben zu fühlen, damit ihre Seele, die einerseits „sterben muss, weil sie so pervers und böse ist“, etwas Frieden findet. „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch[b] und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11:28-30). Wieso Jesus? Sollte eher nicht unsere Seele sterben? „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ Stirb! Du hast Nichts an mich! Nein, nein. David hat was anderes geschrieben: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken für die Rettung, die von seinem Angesicht kommt!“ (Psalmen 42:6). 10


Warum die Seele verleugnen und ins Exil schicken, wenn Gott selbst daran interessiert ist, sie zu heilen und in Ihm wieder zu Kräften zu kommen? Wenn die Seele die Erlösung erfährt, wenn sie im Hafen der Freiheit ankommt, ist dieser Hafen ein Hafen, um anzulegen und Kraft zu schöpfen, aber auch ein Hafen, von dem aus man in See sticht, von dem aus man zu tiefen Gewässern navigieren kann. Wenn die Seele fließt und die Freiheit, mit der Christus uns befreit hat genießt, ist dies eine Erfahrung, die bereichert, die Freude verbreitet, und uns aufeinander achtgeben lässt, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken. Wenn die Seele aber weiterhin gefangen bleibt, ist all dies eine zusätzliche Anstrengung, die ebenfalls fruchtlos ist. „So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!“ (Galater 5:1). Da explodiert die Kreativität, Melodien werden geboren, neue Farben werden gemischt, die leeren Seiten eines neuen Buches hören auf zu schlafen, die Szenarien wackeln mit Spielen und Tanzen. Dort werden Ideen geboren und neue Projekte entstehen. Man kann die Gemeinschaft und das Zusammensein auf jeden Fall genießen, ohne defensiv sein zu müssen oder sich fehl am Platz zu fühlen. Sensibilität findet statt und hilft uns auch, den Wert der Menschen um uns herum zu berücksichtigen. Wo Seelen frei und gesund sind fließt alles frisch, spontan, erneuert, flexibel. Annahme und Wertschätzung sind tägliches Brot und alle werden davon ernährt und gestärkt. Dann hört die Seele auf, etwas Böses zu sein, sondern etwas sehr Gutes, das es zu entdecken gilt.

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