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VOR WORT Ein Loch also. Mitten durch. Durch Magazin, Bild, Auf über den nicht nur geographisch gesetzten Text und Vorwort. Verrückt. Sagt der Drucker. Tellerrand. Hier, in Hamburg, zeigt einer, wie man Und meint: Sonst noch Wünsche? Ohne dass er

denen zu Durchblick verhilft, die sich von Berufs

all diese erfüllen möchte.

wegen eigentlich nur auf ihre eigenen Augenpaare

Aber wer durchblicken will, braucht mehr als einen Einblick. Der will intensiv hin-, am Ende mög-

verlassen. Heft Nummer zwei ist immer das schwerste. Sagt man so. Und

lichst viel durchschauen. So

wohl auch Gefahr laufend,

soll es Ihnen bei der Lektü-

eine Fortsetzung, gar eine

re dieses Magazins ergehen.

Kopie von Ausgabe №1 zu

In der Dicke noch einmal

werden. Würde sich das Lob

gewachsen, auch wenn wir

wiederholen, für das unsere

wissen, dass Masse und Klas-

Erstausgabe sorgte, wären

se häufig in umgekehrtem Verhältnis zueinander stehen. Das Gewicht aber dürfte – dank der Lochstanze – am Ende das gleiche sein. Tauchen Sie also ein in das Magazin, in den

wir gar nicht unzufrieden. So groß war das positive Echo. Aber nach hinten schauen? Ist nicht unser Ding. Also weiter durch, weiter nach vorn blicken. Damit Sie noch mehr über die wissen,

Wirtschaftskreis Herford. Den wir mit dieser Aus- die sie kennen oder zu kennen glauben. Und die gabe erstmals verlassen. Es geht auf gen Norden. kennen lernen, die sie noch gar nicht kannten

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4 GROSS REINEMACHEN 13 KEINE HALBEN SACHEN 17 EINLEUCHTEND 25 SCHMÜCKEND 28 ANGEKOMMEN: DER LANDRAT 30 BLIND SEHEN 34 FAKTEN FAKTEN FAKTEN 36 KÜCHE MIT AUSSICHT 42 UNTERWEGS 48 GRÜNE KARTE 52 AUF GROSSER FAHRT 60 ALTER EINBLICK 63 DIE SITZUNG 67 VERSTECKTER SIEGER 70 HOCHPROZENTIG 72 VORGESCHAUT 74 IMPRESSUM


Schön. Sauber. Und endlich wieder die Sonne, das Licht, die Blicke reinlassend. So soll es sein. Aber jetzt können die, die drin sind, kaum noch rausschauen. Und die, die gerne drin wären, in der Wärme, im Wasser, die die gerne eine Runde im Becken drehten, nicht reinschauen.

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Montagmorgen, 22 Grad draußen, gefühlte 40 Grad und 100-prozentige Luftfeuchtigkeit drinnen. Bülent Polat und Daniel Morgenstern stehen draußen. Vor dem Freizeitbad, vor dem Ishara in Bielefeld und bauen ihr Werkzeug auf. VW Bulli mitsamt Anhänger sind etwas abseits geparkt, Schläuche schnappen in Steckverbindungen, Flitscher tauchen in schäumendes Wasser ein, Flüssiges aus roten Wasserspritzbehältern verteilt sich auf fluffigen Wischerschwämmen.


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Es ist Großreinemachtag im Ishara. Nicht innen drin, nicht in den Umkleidekabinen, nicht am Beckenrand. Da sind die Kollegen von Bülent und Daniel längst gewesen, jeden Tag, jeden Morgen ab 5 Uhr. Hier draußen fahren die Reinigungsspezialisten aus Enger dagegen nur zwei, drei Mal im Jahr vor. Das RWS Logo – Abkürzung für Reinigung, Wartung und Service – leuchtet weiß auf blauen T-Shirts, die Hände tunken längst in Spülmittel und die Reinigung der Glasfronten kann beginnen. Früher, da sind wir bei solchen Objekten mit dem Staiger-Wagen vorgefahren. Oder haben gleich ein Gerüst aufgebaut. Heute geht all das schneller, billiger und kräfteschonender. Erklärt RWS-Verkaufsleiter

Ulf

Dreier unten am Ishara-Eingang stehend. Zwei Stunden später gilt zumindest letztes Argument nicht mehr uneingeschränkt, aber dazu später. Erst einmal wird aus einem kleinen, gelben Stab ein Langer gemacht. Dann ein Längerer, ein sehr, sehr Langer ganz am Ende. Teleskopartig zieht sich der Stab auseinander, lässt den Arbeitsradius von Gebäudereiniger Bülent Polat auf bis zu 22 Meter anwachsen. Ganz oben drauf eine weiche Bürste mit Wasseranschluss, unten den Schlauch angeschlossen und die Reinigung kann beginnen. Wie eine Angel bahnt sich die Stangen-Bürsten-Kombination den Weg nach oben, nach ganz oben gar. Was- les vorab raus filtern. Osmose nennt sich das, was ser plätschert, Bürsten schruppen und schnell

nun zum Einsatz kommt. Und dafür sorgt, dass

erscheinen die ersten Fenstersegmente wieder

das Wasser, was in gut 15 Metern Höhe über die

strahlend, durchscheinend. Kein Wischen, kein

Ishara-Front perlt, eben keinen bleibenden Ein-

Streifenwegputzen? Nicht notwendig. Erklärt Ulf

druck hinterlässt.

Dreier und guckt in Richtung Bulli-Anhänger. In dem versteckt sich das Anti-Streifen-Geheimnis.

Es ist das Wissen um solch physikalische und chemische Reaktionen, das den Beruf des Gebäu-

Jede Hausfrau kennt das Dilemma: Erst gut ein- dereinigers ausmachen. Und wohl gleichzeitig geseift, dann abgezogen. Keine Streifen zu sehen, auch dafür sorgt, dass sich nur wenige für diesen zehn Minuten warten, dann jede Menge Streifen

entscheiden. Vermutet der RWS-Verkaufsleiter.

in Sicht. Alles eine Frage der Wasserbestandteile. Das Team bewegt sich immer irgendwo zwischen Des Kalks, der Inhaltsstoffe, die sich förmlich auf

pH-Wert Null und 14, beide Extreme mit einge-

der Glasoberfläche festkrallen und dann wieder

schlossen. Wenn du da nicht genau weißt, welches

sichtbar sind, wenn sie von der Sonnen ange- Mittel du für welche Verschmutzung, für welches strahlt werden. Erklärt Ulf Dreier und man ahnt, Material einsetzt, handelst du dir schnell Ärger wie des Rätsels Lösung erreicht wird. Einfach al- ein. Weiß Ulf Dreier. Und meint nicht (nur) seinen,


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Frankfurt. Auch da ist RWS tätig, gleich mit einer eigenen Niederlassung vertreten und tagtäglich mit einer besonderen Aufgabe betreut. In dem Gebäude, dessen Produktionsstätten es hier zu reinigen gibt, wird hergestellt, gekocht und gebrüht, was Stunden später schon abhebt, in die entlegensten Ecken der Welt gebracht, meist aber vorab schon verzehrt wird. Hier residiert Lufthansa, besser die Catering-Gesellschaft der Kranich-Fluglinie, kurz LSG Skyfood. Förderbänder, breit wie Garangentore, soweit das Auge reicht. Und auch hier das gleiche Spiel wie im Freizeitbad: tagtägliches Reinigen gewünscht und erforderlich. Hier gehen die Anforderungen noch weiter, muss gar keimfrei gereinigt werden. Und auch hier bewegen sich die Reinigungsspezialisten irgendwo zwischen Base und Lauge. Mal basiert der Reiniger auf einer sauren Lösung, um Kalk und Rost zu entfernen, dann wieder arbeitet er alkalisch, um Körperfette zu beseitigen. Daniel Morgenstern wischt der­­weil auf Augenhöhe weiter. Der Schwamm flitzt über Glas, dann schwingt der Flitscher hinterher. Streifen? Auch hier Mangelware. Auch wenn Daniel Morgenstern nicht die Hilfe der Osmose in Anspruch nimmt, sondern ganz normales Wasser in seinen Eimer fließen lässt. Dann müsste man doch eigentlich Streifen, irgendwelche Rückstände sondern den des Kunden. Der wartet mit immer

sehen. Aber nichts. Im doppelten Wortsinn spie-

neuen Herausforderungen auf. Blut, Rotwein?

gelblank. Alles eine Frage des Schwungs. Verrät

Keine echte Probleme für den, der seine dreijäh- der Gebäudereiniger. Der wischt und fängt das rige Ausbildung zum Gebäudereiniger absolvierte,

so weggewischte Wasser gleich wieder auf. Alles

der vielleicht gar den Meister hinten dran häng- mit einem Werkzeug, alles in einer Bewegung. Ein te. Aber eine in die Jahre gekommene Brücke, auf

Handwerksberuf, wie schon erwähnt.

dem Weg zum Inhaber-Büro sich vielleicht nicht

Bülent Polat reibt sich nebenan den Nacken.

in, aber auf den Weg legend? Wenn Du da zu viel

Hat das gelbe Teleskopsystem just aus der Hand

Wasser nimmst, hast du verloren. Dann wellt es

gelegt und massiert nun, was eben noch die zwan-

sich. Dann vergrößert es sich. Und das vielleicht

zig Kilo immer schön schwungvoll noch oben

für immer. Sagt Ulf Dreier und man merkt, das

wuchtete und dann wieder langsam herab ließ.

diese Vorstellung eine ist, die er sich eigentlich

So viel zu Argument Nummer drei von oben, zum

gar nicht vorstellen möchte.

kräfteschonenden Arbeiten.

Dann doch lieber an exotisch klingenden Or-

Es gab allerdings schon Zeiten, da gab es nur

ten reinigen, ohne auf exotische Reinigungsmate- sehr wenig zu wuchten. Und damit auch viel zu rialien zu stoßen. So wie in Alzey, in der Nähe von

selten die Notwendigkeit der Zwischendurchmas-


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sage. Als die Wirtschaftskrise

drei Tage brauchen, um die

startete, lahmte das Engera-

Rückstände von Wind und

ner Unternehmen als eines

Wetter draußen und von

der ersten. Darauf kannst

Waffeleis und Chlorwasser

du als erstes verzichten,

drinnen verschwinden zu

glaubten viele. Erzählt Ulf

lassen. Wortlos arbeiten sie

Dreier. Warum nicht die ei-

sich von Fensterfront zu Fens-

genen Mitarbeiter selber putzen

terfront vor, einseifen, wischen,

lassen, haben ja sonst nicht viel

drüberputzen, fertig. Das alles für

zu tun, so die Taktik vieler Unternehmensführungen. Daneben wurde das Putzen der

einen Mindeststundenlohn von 8,10 Euro für ungelernte, und 12,33 Euro für gelerne

Fassade, das Reinigen der Büros einfach reduziert,

Kräfte, gerade ausgehandelt. Eine betriebliche

manches Mal auch ganz eingestellt.

Altersvorsorge komplettiert das Tarifpaket, eine

Aber die Krise ist überwunden und damit

sehr gute Sache, wie Ulf Dreier findet. Finden tut

auch die Durststrecke in dem 700-Mitarbeiter

er deshalb aber nicht mehr Berufsinteressierte.

Betrieb. Zahlreiche Krankenhäuser, weitere Be-

Vielleicht liegt es wirklich an der Chemie, die

triebe aus der Gesundheitsbranche gehören längst

nicht nur zwischen den Kollegen, sondern auch

zum Portfolio eines Reinigungs-Unternehmens,

im Wischeimer stimmen müsse. Vielleicht ist es

das trotz oder gerade wegen seiner Größe den

viel eher der Umstand, dass heute alle ins Büro

Weg hin zur Spezialisierung sucht. Privatgebäu-

wollen. Und niemand an die Luft.

dereinigung? Steht nur ganz, ganz selten auf der

Die ist an diesem Montagmittag eine klare. So

To-do-Liste der meist zu zweit startenden Reini-

wie die Scheibe, von der sich Daniel Morgenstern

gungsgruppen. Bauabschlussreinigungen? Sollen

gerade abwendet. Blick zurück, sich spiegeln im

außerhalb von OWL und Mosbach auch lieber die

eben noch verschmutzten, jetzt frisch gereinigten

machen, die nichts anders machen. Wenn dein

Glas? Keine Zeit. Und Kontrolle nicht notwendig.

Bauchladen zu groß ist, verlieren gleich zwei den

Alkoholreiniger und geübter Handbewegung sei

Überblick: Du und dein Kunde. Sagt Ulf Dreier.

Dank.

Also lieber da bleiben, wo man sich richtig gut auskennt. In der ohnehin anspruchsvollen Gesundheitsbranche etwa. Oder bei all denen, die industriell produzieren. Die Sonne knallt mittlerweile auf die dunkle Glasfassade in Bielefelder Bahnhofsnähe, aber Streifen? Immer noch Fehlanzeige. Die beiden Gebäudereiniger werden zwei, vielleicht auch

Die, die drinnen schwimmen, schauen. Jetzt wieder raus. Und die, die draußen vorbei laufen, schauen auch wieder. Blicken rein. Blicken durch



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DER HALBE HERFORDER

Tut das noch weh? Oder hat das überhaupt weh getan? Drei Jahre ist das her, da ging Herforder Pils an Warsteiner. Ging Karl Fordemann von Herforder Pils in Richtung Süden. Aber nicht so ganz. Von Herforder weg, ja. Denn das ging ja nicht, Herforder verkaufen und bei Warsteiner als Geschäftsführer weitermachen. Erzählt der Mann in den Birkenstock-Sandalen an einem Donnerstagmittag, die Hitze hat sich ver-, angenehme Kühle ist aufgezogen. Zwei Jahre hat er noch beraten, die Warsteiner, die irgendwie ein Stück auch zu Herfordern geworden seien. Wenn Fordemann erzählt, von der Verkaufs-Verkündung, wie Herr Cramer, der Warsteiner-Inhaber, der Herforder Belegschaft gegenüber getreten ist, dann bewegt das noch heute. Waren ja auch bewegende Momente, damals.


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Unterhält man sich mit dem, der zwischen Herford und

Dem, was Fordemann das Hamsterrad nennt. Dem alltägli-

Bayern pendelt, dann fällt häufig das Wort wir. Wir im Kreis.

chen Unternehmerwahnsinn also. Wobei Wahnsinn genau

Wir bei Herforder. Wir damals, wir heute. Wir heute, das

so, in seiner Brutalität, in seiner Auswirkung gemeint sei.

sind vor allem er und seine Frau. Sie gebürtige Bayerin und

Gegründet wurde die Idee dieses fünftägigen Seminars,

damit wohl der Auslöser für ein zweites Zuhause im Süden,

dieses Tief-in-sich-Schauens, von einem, der mit anschaute,

die Alpen, die gemeinsame Bergwandertour immer in er- wie ein anderer gemobbt, aus dem Unternehmen gedrängt wanderbarer, intensiv erlebbarer Nähe. Vor allem aber ist

werden sollte. Wenn das geht, dann muss auch der andere

da dieses kleine Ein-Mann-Eine-Mitarbeiterin-

Weg funktionieren. Muss man Menschen so stär-

Unternehmen, aber das ist eine etwas längere

ken können, dass sie gegen solche Strategien

Geschichte.

immun sind, dachte sich der Unterneh-

Und die geht so: Fordemann war

mensgründer, der 86-jährig die Akade-

wohl einer der ersten in der Brauerei-

mie an Fordemann übergab.

branche, der sich für die Zertifizierung

Der hatte längst den ersten und wei-

des Unternehmens einsetzte, der Mit-

tere Kurse belegt, legte wie die anderen

arbeitergespräche (ein)führte, der über

Kursteilnehmer die Uhr ab, ärgerte sich

den Tellerrand eines doch wohl eher

nicht über nicht vorhandenen Fernse-

konservativen Industriezweiges schau-

her und Telefone und fand – es hört sich

te. Psychologie interessierte ihn schon im-

pathetisch an, aber es war so, sagt Forde-

mer. Halt das, was im Menschen passiert. Sagt

mann – zu sich selbst. Heute ist er irgendetwas

Fordemann und schaut mit diesen mit buschigen Brauen überdachten Augen, die intensiv ins Visier nehmen,

dazwischen, zwischen Trainer und Teilnehmer, berichtet selber aus einem langen Unternehmerleben und

die eindringlich, nie aufdringlich werden. Ein Freund er- lässt zu, das andere mit ihm darüber sprechen. litt eine Lebenskrise, mehr erzählt Fordemann nicht. Aber

Antworten geben? Entscheidungen für andere treffen?

man ahnt, dass es um Existenzielles, um auch für ihn schwer

Nein, darum geht es hier nicht. Eher um Hinweise, um das,

Bewegendes gehen musste. Der Freund besuchte, was For- was die Werbung schon beim erstbesten Shampoo verspricht demann heute als geschäftsführender Gesellschafter leitet:

und in diesen Kursen gehalten wird. Es geht um Balance, um

Die Hohenbrunner Akademie. Die bietet einen Kurs an, der

innere Bewegung. Und deren Entschleunigung.

sich Block nennt und einfach hilft. Dem, dem Zeit und Tempo

Wer kann über so etwas besser erzählen als der, der die

beruflich wie privat zu entgleiten drohen. Mobbing, Burn- Sechs-Tage-Woche lebte, der täglich von Sitzung zu EntOut, all das Themen, die hier existent sind. Aber vielleicht

scheidung hetzte, der sich in einer Branche sah, die auf

hört sich das auch zu dramatisch an, geht es nicht vorrangig

herrliche Zeiten zurück und auf stürmische voraus blickte.

um den, der schon körperliche Schmerzen spürt, der medizi- Heute macht er nicht den Eindruck, als hätten ihn auch diese nische Hilfe benötigt. Sondern um den, der entkommen will.

Perspektiven, die unternehmerischen Stürme aus der Bahn

Den Blick für eigene Stärken, Grenzen, Bedürfnisse, Werte öffnen. Will Karl Fordemann. Mit seiner Hohenbrunner Akademie. In viereinhalb Tagen. Sein Blick sagt: Das klappt. Und die Teilnehmer kommen wieder. Weil bei den meisten viel verschlossen, sehr viel zu öffnen ist.


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werfen können. Das Bier wird auf den Tisch gestellt, Weizen, Herforder natürlich, ein kleiner Schluck, dann wieder dieser intensive Blick, dieses Erzählmir-was-Dich-bewegt. Bewegen tut sich Karl Fordemann immer wieder. Mal zwischen Bayern und Herford hin und her. Dann nach Innsbruck. Wo er erst staunt, der Zuhörer. Dann erst begreift er es als logische Folge Fordemanns Lebensgeschichte, dass er sich derzeit mit seiner Frau zum Logotherapeuten ausbilden lässt. Nein, nichts mit Sprache. Sondern mit dem menschlichen Inneren. Ein Therapeut also, der anderen in Krisen hilft, sie wieder aufbauen kann. Ob er diesen Beruf in einem Jahr, wenn die dreijährige Ausbildung abgeschlossen ist, ausüben wolle? Vielleicht. Ob es Angebote aus der Wirtschaft, vielleicht gar aus der Brauereibranche gegeben habe? Nicht wirklich. Ob er sich vorstellen könne, auf den Chefsessel eines großen Unternehmens zurück zu kehren? Längeres Schweigen. Dann aber: Ich habe mein kleines Unternehmen, ein wundervolles Konzept, nur meine Assistentin und ich, das reicht. Sagt einer, der sich immer noch als Herforder, gut, vielleicht nur noch als halber Herforder sieht. Und weh tun? Tut nichts, gar nichts

Ist das der Ruhestand? Manchmal habe ich das Gefühl, ich bewege mich heute mehr als früher. Allerdings ruhiger.


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LICHT LOCKT LEUTE

Sieht eigentlich edel, irgendwie nos- dem auseinanderzusetzen, was Logos talgisch, vielleicht auch wertiger aus. und Schriftzüge zum (Durch-)leuchten Okay, in PKW-Scheinwerfern ist die LED-Technik derzeit bereits von der

bringt. Der Kunde will heute intensiv be-

Ober- auf dem Weg in die Mittelklasse. raten werden. Verrät Achim Mailänder. Aber so eine schön geschwungene Ne- Und spektakulär hört sich das ja erst onröhre? Sieht doch besser aus. In der

einmal nicht an, verspricht jeder heu-

Färbung sehr klar, in der Form stilsi- te. Aber: Beratung bedeutet hier nicht cher. Und darauf sollte es ja ankommen, nur den Service à la Klamottenfiliale bei dem, was Außenwerbung genannt

bei der Frage passt oder passt nicht.

wird. Und nicht nur die Werbung drau- Oder passt mit Augenzudrücken. Beßen, sondern vor allem das äußere Er- ratung sieht hier so aus: Logo entgegen scheinungsbild meint. Also weiterhin

nehmen, technische Umsetzung pla-

auf die gute alte Edelgas-Röhre setzen?

nen, Modell bauen. In den Kofferraum

Macht (fast) kein Mensch, kein Unter- packen, damit zum Kunden fahren. nehmen mehr. Sagt Achim Mailänder. Aufbauen, anschließen, präsentieren. Der ist Geschäftsführer bei – sagen wir

Was dann kommt, hätte damals, als

so –, früher Bertelmann Neon, jetzt nur

die Neon, vielleicht auch später bei

noch Bertelmann. Und dieses Weg­ der Leuchtstoffröhre niemand gewagt lassen in der Firmierung sollte neu- zu überprüfen. Stimmt die Farbe auf gierig genug machen, um sich mal mit

der HKS-Skala, eventuell auch der


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NOSTALGIE Eine Leuchtreklame, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Oder besser: Die kaum noch jemand ordert. Wenn aber das Stadttheater in Herford mit Licht und Schwung auf sich aufmerksam machen will, dann ist die Leuchtstoffrรถhre immer noch erste Wahl.


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Pantone-Wert, zwischen Corporate Identity und

Lichtabfall zum Rand hin, keine Schattenecken.

Leuchtwerbung, überein? Also genau, haargenau

Also wird streng selektiert und bleibt am Ende nur

soga? Stimmt die Farbtemperatur? Und wird der

noch eine Hand voll, die weiterverarbeitet wird.

Kunde das Logo so wahrnehmen, dass er nicht

Diese Verarbeitung findet dann in Deutschland

erschrickt? Und doch von ihm geleitet wird, rein ins Geschäft, hin zum Unternehmen, zum Produkt.

statt – wenn denn unten rechts, da, wo häufig der erste Fast-schon-Kunden-Blick hingeht, nicht die

Was nach einer solchen Prä-

kleinste, sondern die passende

sentation manches Mal folgt?

Zahl auf der Rechnung stehen

Die Nachbesserung. Und das

soll. Und diese Rechnung ist

ist kein Zeichen für produk-

eine, die über einen langen

tionstechnische Nachlässig-

Zeitraum aufgemacht wer-

keit. Sondern für Perfektio-

den sollte. Wenn es um Weiß

nismus. Auf beiden Seiten, versteht sich. Denn der eine will, dass das Weiß irgendwie nicht so kalt-bläulich, sondern vielleicht doch eher gelblich-warm rüber kommt. Der andere

geht, benötigt LED-Licht nur ein Viertel der Energiemenge, die mit Leuchtstofftechnik verbraucht wurde. Und die Leuchtdauer erhöht sich auf bis zu 50.000 Betriebsstunden,

kann das regeln. Allerdings: Das Feld der Neon- während die gängigen Röhren schon ab 10.000 röhre ist dann längst verlassen. Rein also in die

ausgetauscht werden muss. Wobei das gerade bei

LED-Welt. Die liegt vor allem in Asien, denn jede

alten Neonwerbeanlagen so eine Sache ist, wann

LED, ganz gleich ob aus dem Baumarkt kommend

man denn eigentlich einzelne Buchstaben aus-

und den Weihnachtsbaum erhellend, oder vorne

tauschen sollte. Erst wenn der erste Buchstabe

im Porsche die langsamere Konkurrenz von der

nur noch kurz flackert, infaktgleich ein letztes

linken Autobahnspur blendend; alle beide sind in

Zucken, dann Dunkelheit? Die Farbe der Röhre

Asien produziert worden. Also die winzige LED, wird sich veränderen, das ist pure und damit unnicht das, was aus ihr eine qualitativ hochwerti- vermeidbare Physik. Und damit verschiebt sich ge Außenwerbung macht. Denn wie beschrieben:

die Außendarstellung, wird aus einem neuen,

Weiß ist nicht gleich Weiß. Und wer eine weiße

einem modernen Auftritt einer, der in die Jahre

Fläche ausleuchten möchte, der will keine unan- gekommen ist. Auch wenn sich das Unternehmen sehnlichen Farbtemperaturunterschiede, keinen

für taufrisch hält.


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Zurück zur LED. Die heute in der Lichtwer- regnet, also so richtig, also schüttet, dann wird bung immer häufiger eingesetzt wird. Nicht al- er schnell merken, dass es noch einen weiteren lein aufgrund der langen Lebensdauer und der

Unterschied gibt, der sich anfangs auf schon er-

Wartungsfreundlichkeit. Längst auch nicht mehr

wähnte Zahl unten rechts auf dem Kostenvor-

nur versteckt in Strings oder LEDSchläuchen. Sondern die auch in immer dünner und schmaler

anschlag ausgewirkt hat. Es gibt LEDs, die sollen wasserdicht sein. Und solche, die es wirklich sind. Bei

werdenden Buchstaben in-

denen Minusgrade von 40 und

tegriert oder vergossen ist.

Höchsttemperaturen von 85

Wer glaubt, mit der Auswahl

nichts ausmachen. Haben

der richtigen LED sei es ge-

Sie nicht, solche Kälte, sol-

tan, der irrt leider. Denn

che Hitze? Mal das Thermo-

es kommt nicht nur auf das

meter an die Gebäudewand,

Licht, sondern auch auf das an, was durchleuchtet wird. Acrylgläser, die das Licht brechen, computergeschnittene Hochleistungsfolien

an

das

vielleicht

dunkle

Logo gehalten, wenn die Sonne brennt? Na bitte. Alles eine Frage des Was-will-ich-mir-leisten und des

und Spezial–Digitaldrucke, die kräftige Farben

Was-will-ich-bezahlen. Wenn es schlecht, weil

gewährleisten, all das sind Komponenten, deren

billig lief, kommt die letzte dieser Fragen gleich

Wert man später „buchstäblich“ sieht. Der Kunde ist anspruchsvoll geworden. Weiß

zwei Mal in den unternehmerischen Taschenrechner. Bei der Anschaffung und dem späteren

Achim Mailänder. Und hat sich darauf eingestellt. Abbau. Denn die Entsorgung – bei der LED auch Dass häufig ein kleines Modell nicht nur einmal, sehr viel günstiger als beim quecksilberhaltigen sondern auch mal mehrfach gebaut werden muss, Leucht-Stoff – ist nur selten Bestandteil des Anehe es in die Umsetzung in, den 1:1 Maßstab geht. gebots. Bei Bertelmann wird das berücksichtigt. Der eine, der kleine Kunde, lässt sich gerne

Was aufgebaut wird, wird wieder abgebaut, mit-

beraten, hält seine Visitenkarte neben seine zu- genommen, vorschriftsmäßig entsorgt. Das war künftige Lichtwerbung und reibt sich verwundert

bei der guten alten Leuchtstoffröhre nicht anders.

das Kinn. Der Marketingfachmann schaut viel ge- Aber die war eben nur gut und alt. Und ist heute nauer hin und wägt ab, kommt mit Farbproben und HSK-Keil zur Endabnahme. Wenn es dabei

nur noch letzteres


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EINLEUCHTEND Ein Unternehmen, das sich intensiv mit LED-Technik und deren Einbau im K端chen- und M旦belsegment befasst, wirbt nat端rlich auch mit selbiger f端r sich. Hinter Glas, versteht sich. In dem sich die Stromzufuhr fotogen spiegelt.


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PASST GENAU Nicht anfassen. Nur ganz leicht ber端hren. Vor allem aber: Anschauen. Und nicht am Gewicht, nur an der Farbe, der Reinheit erfreuen.


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EDEL STEINE Die Vorstellung ist ja eine ganz andere. Schwere Schatulle,

nach Charakter einstuft, greift zur Pinzette und nimmt den winzigen Diamanten auf. Ein Viertelkaräter dreht sich da im Gegenlicht, winzig, einige hundert Euro wert. Und doch ist an diesem kleinen Stein gut zu erkennen,

schwarzer Samt, darin dann, fein säuberlich in kleine Qua­ was den Reiz des Diamanten ausmacht. Da ist dieser Glanz, drate gefasst, die blinkenden Edelsteine. In Postion gescho- diese Reflexion, die dem Stein das Wort Edel hinzufügt. Sagt ben, auf der Spitze stehend, auf Pinzette oder Baumwoll- Erhard Nolte. Den Reiz, den Diamanten zu tragen, ihn zu handschuh wartend, je nach Größe und Wertigkeit.

Schmuck zu verarbeiten. Und bei manchem auch, in ihm

Hier auf Gut Böckel sieht das ganz anders aus. Ein

eine lohnende Geldanlage zu sehen. Aber da winkt Erhard

schmuckloser Holzkasten, darin viele kleine Papiere, wie

Nolte gleich ab. Meist endet so etwas in Enttäuschungen. Ist

Briefe von Kinderhand zusammen gefaltet. Doch die Falt- sich der Schmuck-Designer sicher. Denn die Preise ziehen, technik, die ist eine professionelle, eine, die Erhard Nol- entgegen dem Goldpreis, nur schleppend an. Und wer gar in te schon während seines Studiums erlernte. Und die auch

einen Ring investiert, der in der Summe zwar viel Gewicht

heute noch gilt. Unter Fachleuten. Damit nicht beim Zu- und damit Karat aufbringt, sich dieses aber in viele kleine sammenfalten verloren geht, was innen in den Papierum- Diamanten aufteilt, der wird tief durchschlucken, wenn der schlägen neugierigen Blicken meist verborgen bleibt. Einmal,

Diamantenhändler zum Taschenrechner greift. Dann doch

zweimal, noch einmal aufgefaltet, aufgeklappt, dann blinkt

lieber den Halbkaräter, den Einkaräter wählen. Weißlich

es, blitzt es plötzlich. Erhard Nolte, vielfach ausgezeichne- in der Farbe, ohne Einschlüsse, auch wenn das Mikroskop ter Goldschmied, Schmuckdesigner, vor allem einer, der

mit zehnfacher Verdopplung genau hinsieht. Ob das für den

Edelsteine nicht nur nach Gewicht und Reinheit, sondern

Laien auch erkennbar sei? Die Einschlüsse, die Qualität?


26 Sicherlich nicht. Da ist sich Erhard Nolte sicher. Der traut

Ring, Anhänger, Kunstwerk? Noch nicht entschieden. Erst

sich selber gerade noch eine grobe Klassifizierung zu. Der

einmal auf sich wirken, das Licht durch den Edelstein fallen

Laie aber wird, zeigt man ihm einen kleinen und einen

lassen. So eine Entscheidung muss reifen. Irgendwann ergibt

großen Edelstein, sofort dem Größeren den höheren Wert

sich ganz von allein, für welche Schmuckform sich der Stein

zuordnen. Und viel zu häufig daneben liegen.

anbietet. Und fraglich ist auch, ob der Kunde, der spätere

Da kümmert sich der Rödinghauser doch lieber um an- Käufer, der oder besser die, die den Stein tragen wird, sich dere Edelstein-Exoten. So wie diesen grünen Turmalin. Aus

allein für den Edelstein, für seine Herkunft, seinen Wert in-

Afghanistan stammend, nicht rein, mit Einschlüssen, aber

teressiert. Oder doch eher für das Schmuckstück im ganzen.

groß, irgendwie ungeschliffen, irgendwie noch roh wirkend.

Es gibt beide Fälle. Erklärt Erhard Nolte. Den Kunden,

Auch er versteckt sich in der Holzschachtel, in einem Falt- dem Karat und Wert wichtig sind. Und den, der sich erst papier. Ans Licht, vor die Glühbirne gehalten, offenbart er

einmal am Design, dann am Material erfreut. Für Erhard

erst seinen leuchtenden, seinen urbanen Charakter. Und der

Nolte stellt sich diese Frage nicht. Lieber einen Backstein

ist einer, der in die heutige Welt der Edelsteine gar nicht

um den Hals als eine Imitation. So hat er das mit den Edel-

mehr so recht passen mag. Denn heute wird nachbehandelt

steinen schon immer gehalten. Nimmt den Turmalin in die

und bestrahlt, gibt es auf Messen Steine, die Nolte während

Hand, in die andere das Papiertäschen, faltet und streicht

seines Gemmologie-Studiums noch gar nicht kennenlernte. die Ecken glatt, wiegt das kleine Paket in den Händen und Vieles ist heute zu perfekt, zu schön gemacht. Ist sich Er- legt es zurück in die Holzschachtel. Die Zeit ist noch nicht hard Nolte sicher. Dazu kommen Phantasienamen, die die

reif. Für diesen Edelstein, für das, was aus ihm werden wird.

Abstammung, die chemische Struktur verschleiern sollen. Aber sie wird kommen. Und dann kommt ans Tageslicht, was Dann doch lieber ein Stein mit Charakter. Was aus ihm wird?

jetzt noch im Verborgenen funkelt.


28

Einer, der sofort alle Weichen neu stellt, ist er nicht. Auch keiner, der die Entscheidungen seiner Vorgänger rückgängig zu machen versucht. Die werden sich schon etwas dabei gedacht haben. Aus ihrer Sichtweise heraus. Da ist sich Landrat Christian Manz sicher. Ein knappes Jahr ist er jetzt hier im Kreishaus. Viele kannte er, eingewöhnen musste er sich nicht. Aber umschauen tut er sich immer noch.


29 Weichen gestellt? Man tut gut daran, Strukturen

Signale, je nachdem, wer sich äußert. Auch das

noch gründlicher kennenzulernen. Eine Kreis- hat etwas mit meinem Traum zu tun. Wenn wir verwaltung ist schließlich kein kleiner Bereich.

mehr Geld für Bildung geben, steigt die Quali-

Wenn man jetzt von außen kommt und sagt, jetzt

tät nicht automatisch. Das hat viel mehr mit der

muss alles anders werden, dann geht das nicht. Einstellung zu tun. Mit der Einstellung der Lehrer, Die Legitimation hat man gar nicht. Ich schaue

der Familien, der Unternehmer. Aber auch mit der

mich erst einmal in Ruhe um. Und gehe dann erst

Einstellung junger Menschen, die Azubis werden

andere Wege, wenn es notwendig ist.

wollen.

Steckenpferd gefunden? Sicher. Es gibt immer

Ein Rat? Mach eine Ausbildung. Reichere dein

emotionale Ausrichtungen. Eine ist die Förderung

Wissen mit dem Besuch einer Fachhochschule,

der wirtschaftliche Entwicklung. Da müssen wir

der Universität an. Heute selbstständig zu sein?

gut bleiben, vielleicht noch besser werden. Denn

Das ist etwas wunderbares. Da wäre ich als jun-

alles, was wir uns zukünftig leisten wollen, ist

ger Mensch der totale Optimist. Ich bewundere

von den Gemeinden, und damit wieder von der

zum Beispiel die, die schon wissen, dass sie den

wirtschaftlichen Entwicklung abhängig.

elterlichen Betrieb übernehmen. Was ist das für

Was spricht für den Kreis? Neben den norma- eine tolle Chance? Wenn man Mut und Vertrauen len Standortfaktoren hat sich die Belastung von

in die Zukunft hat und bereit ist, mehr zu leisten.

Unternehmen wohltuend entwickelt. Wir hatten

Widufixlauf? Zwei Dinge kommen da zusammen.

Zeiten, wo die Unternehmen zu Recht gesagt ha- Einmal wieder der Netzwerkgedanken, der steht ben, der Kreis Herford ist zu teuer. Das ist bes- da über allem. Alle sehen sich da miteinander verser geworden. Aber wir haben noch mehr, um das uns andere benei-

bunden. Und dann ist da die wichtige Ausbildungsplatzschaffung. Bes-

den. Unschätzbar ist der Netz-

ser kann es doch gar nicht sein,

werkgedanke im Kreis, also die

wenn da alle für das Ziel an

Wirtschaiftsinitiative

einem Strang ziehen.

(IWKA)geworden. Die hat

Privat? Es ist vom zeitli-

etwas geleistet, was nicht

chen Engagement her eine

nur materiell zu fassen ist.

andere Hausnummer, weil

Alle haben gelernt zu denken

der Adressatenkreis ein grö-

wie der andere Partner. Das

ßerer geworden ist. Ich sage

war ein ganz schwieriger Prozess. Anfangs wusste man einfach zu wenig voneinander. Jetzt sprechen wir miteinander.

das nicht mit einer Leidenslinie. Das wusste ich. Ich kann mich nicht für eine Funktion bewerben und mitten drin sagen, dass mir das alles zu viel ist. Ich habe

Ein Traum? Für mich ist ein Traum, Wirtschafts- meine Entscheidung, für das Amt des Landrates politik noch enger mit Gesellschaftspolitik zuver- zu kandidieren, mit diesem Wissen getroffen. Und knüpfen. Wir sind ja ein Kreis, der jung ist. Das ist

sie nicht bereut.

ja ein unwahrscheinlicher Vorteil. Das bedeutet, Andere bereuen. Man kann nie in die Person reindass man jungen Menschen eine Perspektive ge- schauen. Das machen ja auch die aktuelle Ereigben muss, im Kreis zu bleiben. Aber wir müssen

nisse in Duisburg deutlich. Da ist die öffentliche,

uns von der Vorstellung verabschieden, poli­ die mediale Bewertung so in die Persönlichkeit tische Ziele immer mit Geld zu realisieren sind.

eingehend, dass der Betroffene daraus eine Kon-

Geld werden wir zukünftig nicht haben. Da ist

sequenz zieht. Da muss sich jeder selber fragen,

Ideenreichtum gefragt. Wenn wir den haben und

was er für Konsequenzen zieht. Ich will jedenfalls

umsetzen – das wäre traumhaft.

mit voller Kraft weitermachen. Weil es einfach

Rare Plätze oder schlechte Azubis? Es ist wohl ein

eine sehr sehr schöne Zeit hier war und ist.

Mix aus beidem. Wir bekommen unterschiedliche

Ein Stück des Herzens ist in Spenge geblieben. Natürlich. Das lässt sich nicht leugnen. Aber ist es für den Nach­ folger nicht viel besser, wenn er das nicht merkt? Wenn sich der Scheidende nicht einmischt, er streng neutral, zurückhaltend bleibt? Ein Versuch ist es wert. Und heute längst Realität


30

DAS WAS ICH SEHE, IST FÜR MICH NORMALES SEHEN. ICH KENNE ES NICHT ANDERS. FÜR MICH SEHEN SIE VON OBEN BIS UNTEN GLEICH AUS. Sagt und schreibt Fatmir Cana. Der sitzt an einem Freitagmorgen im Hochsommer an der Anmeldung im Bünder Finanzamt und kann kaum Antworten geben, so häufig klingelt das Telefon. Merken, dass ich blind bin, wird von den Bürgern wohl niemand. Sagt der 37-Jährige und lacht.



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Könnten die Anrufer ihn sehen, würden sie sich über seine Hände wundern. Die wandern während jedes Telefonats zwischen ComputerTastatur und Blindenschrift-Maschine hin und her. Auf der Tastatur kennt er jede Position, auswendig gelernt, als er sich vor Jahren im Dürener Berufsförderungswerk zum Telefonisten ausbilden ließ. Die Brailleschrift konnte er da schon längst, üben musste er den Umgang mit der Tastatur, mit der unterstützenden Brailleschrift-Anlage. Heute geht all das automatisch. Telefonnummern eingeben? Kein Problem. Weiterleiten, das Gespräch halten, parken, zurück annehmen? Alles Routine.

auch nicht, dass es finanzielle Unterstützung

Vorne an der Tür klingelt es, Fatmir Cana

gibt. Dass sich schnell herausstelle, dass ein

steht auf, geht wie selbstverständlich durch den

Nichtsehender ein Hochmotivierter sein kann.

Raum, öffnet die erste, die zweite Tür, streckt die

Für mich konnte es nicht besser laufen.

Hand erst ins Nichts, dann zum vorbei zu bringenden Aktenordner und

Dieser Arbeitsplatz hier ist mein ganz persönlicher Glücksfall. Sagt der

kehrt danach zurück an seinen

Mann von der Finanzamt-

Platz.

Anmeldung. Dieses Glück ist

Als ich mich hier bewor-

ihm anzumerken. Wenn er

ben habe, wurde ich gefragt,

arbeitet, wenn er mit dem

ob man mir helfen kön-

weißen Stock, mehr noch

ne. Ob vielleicht jetzt alle

Hand in Hand mit seinen

Stühle nach rechts oder alle

Kindern durch die Stadt

nach links geräumt werden

geht. Nur wenn es regnet

sollten. Erzählt der zweifache Familienvater. Aber das bringt nichts. Ich gehe eh immer in der Mitte, sicher ist sicher. Sagt Fatmir Cana und lacht

oder schneit, dann wird er doch ein wenig ärgerlich. Dann hätte ich gerne ein Auto, würde gerne im Warmen sitzen. Aber das geht ja nun

schon wieder. Viel zu lachen hatte er in seiner

mal nicht. Lässt Fatmir Cana keinen Raum für

Kindheit nicht. Mit vier Jahren kam er in seiner

Enttäuschungen. Zu lange drüber nachdenken

damaligen Heimat, im Kosovo ins Krankenhaus.

dürfe man sowieso nicht. Bringt ja nichts. Sagt

Eine Grippe, nichts besonders. Doch er erhielt die

Fatmir Cana. Dann klingelt schon wieder das

falsche Medikamente gespritzt, erblindete. Heute

Telefon, blind zum Hörer, blind zur Tastatur

sehe ich noch Schatten, hell und dunkel. Erklärt

gegriffen, blind weitergeleitet. Und fast keiner

der Telefonist. Wie sieht es mit Farben aus? Ein

hat,s gemerkt

Achselzucken zur Antwort. Und eine Gegenfrage: Wissen sie, ob sie das gleiche blau wie ihre Frau sehen? Nein. Wieder dieses Lachen. Wenn Menschen, Besucher des Finanzamtes unsicher werden, wenn sie das Schild mit der Aufschrift „Mitarbeiter ist blind – bitte ansprechen“ lesen, dann muss ich auf die zugehen. Ist sich Fatmir Cana sicher. 99 Prozent der so Angesprochenen haben sofort Verständnis, sind vielleicht ein wenig unsicher, meistern die Situation aber gemeinsam. Das müsse doch eigentlich in anderen Betrieben auch möglich sein. Fragt sich Fatmir Cana. Vielleicht wissen viele Unternehmer


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TERMINE

22.09.2010

6. Herforder BauForum; Veranstalter: Energie Impuls OWL e.V. in Kooperation mit der IWKH e.V.;

Beginn: 15.00 Uhr Das 6. Herforder BauForum hat 2010 als Schwerpunktthema Informationstechnologien, und zwar soll die intelligente Erstellung, Planung und der Betrieb von Gebäuden vorangebracht werden. Intelligente Gebäude spielen eine besondere Rolle in Ostwestfalen-Lippe, denn die Region stellt sich national zum Thema „Intelligente Systeme“ in die Poolposition. Die Handwerkskammer OWL will ab 2014 zu einem deutschlandweiten Kompetenzzentrum für technisches Facility-Management werden. An diesen Themen arbeiten neben den namhaften OWL-Unternehmen auch alle Branchen­ netzwerke der Region. Kreishaus Herford, Amtshausstraße 3, 32051 Herford

22.09.2010

Business-AKTIV der UI mit dem Thema „Talentmanagement“

Referentin: Marion Gunkler; Beginn: 19.15 Uhr N.N.

05.10.2010

4. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung;

Beginn: 14.30 Uhr Die Sitzung des Ausschusses KeWi wird sich u. a. mit der Förderung von Existenzgründern beschäftigen, wozu die Existenzgründungsberatung des Kreises Herford und Projekte wie der „Rütteltest“ der Wirtschaftsjunioren OWL gehört. Fa. Frommholz Polstermöbel GmbH & Co. KG,Industriezentrum 14–20, 32139 Spenge

06. 10. 2010

Unternehmerfrühstück, Beginn: 8.30 Uhr, auf dem Obsthof Otte, Heidestraße 42, 32120 Hiddenhausen.

27.10.2010

Business-TREFF der UI mit dem Thema „Teeverkostung“

mit Karola Westerhold vom TREFFPUNKT TEE; Beginn: 19.15 Uhr, N.N.

10. 11.2010

Business-AKTIV der UI mit dem Thema „Erben und Vererben aus steuerrechtlicher Sicht“

Referentinnen: Elisabeth Hoffmann-Gallhoff und Britta Hempelmann; Beginn: 19.15 Uhr, N.N.

16.11.2010

Mitgliederversammlung der IWKH e.V., Beginn: 15.00 Uhr In der Mitgliederversammlung der IWKH wird die Fa. Alligator mit ihren Innovationen (Automati­sierung, Qualitätsmanagement, Schulkooperation) vorgestellt. Außerdem wird sich der Handball-Bundesligaverein TBV Lemgo als Wirtschaftsunternehmen präsentieren, last not least wird das neue Wirtschaftsmagazin 52 8 vorgestellt. Fa. Alligator Farbwerke,Marktstraße 203, 32130 Enger


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GEMEINSAM SPAREN Die Spritpreise steigen – das ist ja fast schon ein alter Hut. Neu

Wer also ein Plätzchen zum Mitfahren nur für einen Teil sei-

hingegen ist eine Möglichkeit, sich gemeinsam gegen diese

ner Wunschstrecke findet, dem wird direkt eine Verknüp-

steigenden Kosten zu stellen und gleichzeitig die Umwelt zu

fung mit dem ÖPNV-Netz errechnet und gezeigt.

schonen. Mitpendler ist das Zauberwort, Mitfahren, Mitspa- Erdacht haben dieses Fahrgemeinschaftsportal der Verren, Mitpendeln. Doch viele würden ja gerne Mitfahren, nur

kehrsverbund Rhein-Ruhr und seine Kooperationspartner,

fehlt das Pendant, fehlt der, der zur gleichen Zeit die gleiche

zu denen auch der Kreis Herford gehört.

Strecke zurücklegen will. Ab sofort kann hier unter www. Nutzer können sich hier natürlich kostenfrei registrieren laskreis-herford.mitpendler.de geholfen werden. Das landes- sen. Sofern Unternehmen das Portal für ihre Mitarbeiterinweite Internetportal hilft nun beim Bilden und Finden von

nen und Mitarbeiter im hauseigenen Intranet oder allgemein

Fahrgemeinschaften und Mitfahrgelegenheiten. Anonym, auf ihrem Internetauftritt zur Verfügung stellen möchten, anmeldepflichtig und damit sicher geht es hier zu. Doch

ist die Verlinkung ebenfalls kostenfrei.

das System des Kreises geht noch weiter. Bundesweit ist es das einzige Fahrgemeinschaftsportal, in welchem neben

Weitere Auskünfte beim Kreis gibt Sonika Mohme,

Fahrgemeinschaften direkt im System auch Verbindungen

Tel. 05221.131323, Mail: s.mohme@kreis-herford.

des Öffentlichen Personennahverkehrs angezeigt werden.

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VORSICHT, GLAS


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Es sieht auf den ersten Blick schrecklich empfindlich aus. Nicht nur was die Kratzempfindlichkeit angeht, es wird schon niemand mit dem Diamantenring drüber fahren. Aber Glas in der Küche, als gläserne Küchenschrankfront? Schwer vorstellbar. Eine Angst, die wohl viele umtreibt, die sich aktuelle Küchenmodelle anschauen. Aber eine Angst, die unbegründet ist. Sagt Jochen Finkemeier, Geschäftsführender Gesellschafter bei Häcker Küchen. Ein paar Wochen noch, dann wird hier der Showraum – ganze 2.000 Quadratmeter groß – dicht gemacht. Alles abgebaut, während im Hintergrund längst die neue, die noch modernere Ausstellung geplant wird. Im September dann die Neueröffnung. Vorhang auf für eine neue Küchengeneration, für neue Designlinien. Kaum etwas wird an die alte, die schnell vergessene Ausstellung erinnern. Gute zwei Monate, und der Rundumblick, der Blick in die Tiefe, ins Detail der Ausstellung ist ein komplett anderer. Ein Herzschlagfinale also? Eines, bei dem bis tief in die Nacht des Vorabends der Messeeröffnung gebohrt und gerichtet wird? Ach nein, alles im Plan, keine Raum für Hektik. Erzählt Jochen Finkemeier. Eine Woche vor Ausstellungsöffnung, vor Beginn der Küchenmeile, steht hier, hängt hier alles am rechten Ort. Dann werden die Mitarbeiter geschult, erfahren die, was sie eine Woche später den Kunden, den Händlern erzählen sollen. Glas wird ein Thema bei dieser Vorbereitung, bei der Kundenpräsentation, der Küchenmeile ein Thema sein. Ein großes sogar. Denn Glas findet sich längst nicht mehr nur in den Einbauschränken als Trinkgefäß. Sondern auch mitten drin, als Schrankboden. Grünlich leuchtende LED durchscheinen da die Glasböden, sorgen für Durchblick im doppelten Wortsinne. Mag der Schrank in noch so schattiger Ecke aufgebaut sein, den Überblick über seinen Inhalt erhält der Reinschauende sofort.


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Wie aber die Glasböden so konstruieren, dass sie in der Höhe variabel, in ihrer Position verschiebbar sind? Ohne dass ein Kabel irgendwie hinten, hinter den Böden, vielleicht auch hinter dem Schrank neu montiert werden muss? Bei Häcker Küchen ist die Lösung des Problems eine patentierte. Ein Kontaktband läuft ganz hinten, da wo der Blick kaum hinfällt, in der Schrankecke entlang. Und nimmt so, wie es seine Bestimmung ist, Kontakt auf. Mit dem Glasboden und seiner LED-Technik, ganz gleich wo beide gerade positioniert werden. Es muss aber nicht immer eine technische Innovation sein, die Gläsernes ins Kücheninnere holt. Da sind neue Glasfronten, von hinten lackiert, farblich perfekt auf den Schrankkubus abgestimmt. Große, riesige Flächen lassen sich so ganz plan, ganz eben gestalten. Mit Kunststoff, mit Lack bekommst du das so gerade, so flächig, ohne Abschattungen, ohne Farbwechsel – nur

in

Nuancen,

versteht sich – nicht hin. Sagt Jochen Finkemeier und geht weiter von Küche zu Küche. Ein Griff an der grifflosen Schublade, und die fährt nicht nur auf, sondern beginnt gleich zu leuchten. Eine Glasauflage auf der Schubladenzarge bringt auch hier Licht ins Dunkel. Und das immer wieder, sensorgesteuert, sich abschaltend, wenn die Schublade dann doch zu lange und damit energiefressend offen steht. Apropos Energie: Dafür sorgt kein Kabel, sondern ein batteriebetriebener Akku. 2000 Auf-und Zu-Zyklen schafft der spielend. Kaum möglich also, dass es irgendwann so richtig dunkel wird in der Schublade. Der Blick schweift weiter über die neueste Küchengeneration. Die Griffe: Gerne aus Glas genommen, in Metall eingefasst und doch sehr leicht, sich sehr zurücknehmend wirkend. Die Front zwischen Unter- und Oberschrank, hinter der Arbeitsplatte? Glas, glänzend, spiegelnd. Mal milchig, dann wieder glasklar. Oder eben farblich


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abgestimmt, alles scheint da möglich

industrie leiden. Warum sollte es da

zu sein. Glas ist heute in der Küchen-

der Küchenindustrie anders ergehen?

industrie genauso wichtig wie Holz.

Erdacht haben sich den Vormarsch

Stellt Jochen Finkemeier fest. Junge

des Gläsernen natürlich Designer. Die

Familien mag das dennoch anfangs

mal von sich aus auf die Küchenindus-

abschrecken. Eine Küche, bei der sich

trie zukommen oder gefragt werden,

jeder Fingerabdruck auf der gläsernen

ob sie nicht einmal etwas Neues, et-

Front spiegelt? Kein Problem. Wenn die

was ganz Anderes entwerfen könnten.

Küchenfront dahinter eine helle, keine

Aber jedes Jahr etwas Neues, gleich die

tiefschwarze ist. Sagt Jochen Finkemei-

ganze Küche neu erfinden? Sich nicht

er. Und man ahnt, was für eine Küche in

in technischen Finessen verstricken,

seinem Zuhause steht, wo zwei Kinder

sondern etwas erschaffen, das im

im Flegelalter sicherlich nicht mit dem

kommenden Jahr, bei der kommen-

Staubtuch ihre Fingerabdrücke von den

den Küchenmeile nicht schon wieder

Küchenfronten wischen werden. Wer

überholt ist? Gar nicht so einfach. Und

es dagegen schwarz mag, der kommt

doch zwingend notwendig. Anders

um dieses Tuch nicht drum herum.

geht es nicht. Bei jeder Messe musst

Aber auch wer sich für ein schwarzes

du etwas Neues, etwas Überraschen-

Auto entscheidet, der kennt das Proce-

des präsentieren. Ist sich Jochen Fin-

dere. Schönheit muss halt in der Auto-

kemeier sicher.


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Das Überraschende steht schon

Stylisch sich an die Wand schmiegend

jetzt, drei Monate vor Messeeröffnung,

und dennoch den Raum ausfüllend.

in der Ausstellung. Allerdings – wen

Auch hier Glas als Front, mal vor tief-

wundert es – hinter Glas. Allerdings

dunklem Schwarz, dann vor cremigem

milchig, den Blick abschottend. Und

Naturweiß. Eingerahmt wirkt die Kü-

hinter verschlossener Tür, versteht

che, wirken die Elektrogeräte, Kühl-

sich. In Mailand konnten die ersten

schrank, Holz-, auch die Glasfront.

einen neugierigen Blick auf eine Kü-

Und gar nicht mehr an die gute alte

che werfen, die schon auf den ersten

Einbauküche erinnernd. Die Küche

Blick neu, weil anders aussieht. In der

ist zum Möbelstück geworden, ver-

Möbelindustrie gab es das schon. Jetzt

schieb- und mitnehmbar. Dass auch

hält die Modulbauweise auch Einzug

hier bei der Front, bei der materiellen

in die hochwertige, die ganz oben

Gestaltung Glas vorherrscht, über-

angesiedelte Küchenindustrie. Erklärt

rascht nun wirklich nicht mehr. Ist ja

Jochen Finkemeier, der eben die Tür

längst nicht mehr schwer im Kommen,

aufgeschlossen und jetzt den freien

das Glas. Sondern längst angekommen

Blick auf eine großes, quadratisches,

in der Küchenindustrie

in den Ecken abgerundetes Möbelstück frei gibt. Eine ganz neue Linie, eine, in der die Küche in Segmente aufgeteilt ist.


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AUF WIEDERSEHEN

Nen Jäger? Kennen wir nicht. Pferdezüchter? Auch Fehlanzeige. Yachtbesitzer? Das gleiche Spiel. Aber vielleicht ist das sowieso viel zu viel Klischee. Wenn wir mit dem Range Rover Sport direkt vom Autohaus Markötter zur Jagd, auf’s Gestüt, zum Yachthafen steuern würden. Er würde überall ein gutes Bild abgeben, keine Frage. Aber wenn man ehrlich ist – und das sind sie auch bei Markötter –, dann wird dieser schmucke schwarze Kasten da nur ganz selten in seinem langen Autoleben Feldweg, Gebirge, Fluss und Sandkuhle über- bzw. durchfahren. Oder eben Yachten, Pferdeanhänger ziehen, just frisch Geschossenes in die heimische Küche bringen. Wobei man zu so einem Gefährt natürlich nicht Kasten sagen darf; in diesem Fall ist das aber eher ein Kompliment. Denn überbieten sich andere Hersteller damit, ihre neuen Modelle immer wieder in den Windkanal zu fahren, ehe sie noch windschnittiger, noch runder – und damit noch langweiliger geworden sind, sieht der Range Rover Sport genau so aus, wie unser 5-jähriger Sohn ein Auto malt: Leicht ansteigende Motorhaube, schräge Scheibe, glattes Dach, hinten schnell abfallend, zwei Räder drunter, fertig. Ein Auto also, dass beim cw-Wert irgendwo zwischen Telefonzelle und 40-Tonner rangiert. Meint man beim ersten Hinschauen. Aber die Ingenieure bei Range Rover haben ge-


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trickst. Haben ihn dann doch – zumindest sugge- geformtes Multifunktionsmonster für alle Funkriert das der echte cw-Wert – rund gemacht, ohne dass das zu sehen ist. So stellen wir uns moderne Ingenieurskunst vor. Jetzt aber ein-, oder in diesem Fall besser hochgestiegen.

tionen, und schon wird der so gegebene Auftrag erledigt. Ohne Lightshow, ohne Gepiepe. Die Außenspiegel fahren einfach aus. Mehr nicht. Und mehr sollen sie auch nicht.

Denn der Range Rover Sport

Endlich geht es also los,

ist ein Riese. Einer, der sich

wir steuern den 3.0 TDV6

hydraulisch absenken lässt,

HSE runter vom Parkplatz

zum Parken, zum Einsteigen.

und rauf auf die vollgestopfte

Aber wie sieht das denn aus,

Bundesstraße. Und erst jetzt

unten einsteigen, sich dann liftergleich nach oben schrauben und losfahren? Beim Citroen DS hatte das noch Charme, doch der Range Rover Sport will erklommen werden.

wissen wir, warum sich das Hochsteigen am Anfang gelohnt hat. Denn jetzt sitzen, nein thronen wir ganz weit oben. Über allen anderen. Oder, zugegeben, es gibt noch welche, die sitzen

Wer oben angekommen ist, wird sich wun- noch höher. Aber die schauen nur neidisch von dern. Denn unser Range Rover – da wollen wir

ihrem tonnenschweren Arbeitsplatz zu uns he-

den Jungs bei Markötter mal unterstellen, dass

runter, wenn wir Gas geben. Denn was dieser

sie das Seminar „Wie statte ich einen Probewa- Sechszylinder, dieses 245 PS-Kraftpaket da vor gen so aus, dass der Journalist schon beim Ein- uns leistet, erstaunt auch den, der gerne, viel steigen Freude, pure Freude spürt“ mit Bestnoten

und zuweilen auch schnell fährt. Es zieht einfach

absolviert haben – ist auch innen eine Augenweide. an. Und schiebt gleichzeitig. Und brummt ganz Wallnussholz schmiegt sich hier an perforiertes

herrlich, röhrt fast, ohne aufdringlich zu werden.

Premium Leder in der Ausführung Arabica, wie

Dass da – wie bei Land Rover ganz selbstverständ-

wir dem Bestellheft entnehmen. Selbst oben auf

lich – auch der Allradantrieb mithilft, um dieses

dem Armaturenbrett: alles Premium Leder. Der

(An-)Fahrerlebnis fühlbar zu machen, sorgt nicht

Sitz surrt in die für uns passende Position, klei- nur für Freude, sondern auch für Sicherheit. Denn ner Blick in die Außenspiegel, die – eben war der

sollte der Winter so werden wie der vergangene,

Range Rover noch in der Waschstraße, so viel zu

dann gibt es kaum ein Vehikel, in dem wir lieber

Flussdurchquerung und Journalisten-Betüdde- säßen. Die Türen massives Metall, die elektronilungsseminar – eben noch ein- und jetzt automa- schen Sicherheitsfeatures da irgendwo vor uns tisch ausgeklappt sind.

im Motorraum mehr als ausgereift und eben ein

Das passiert, wie auch alles andere Elektroni- Allradsystem, das einerseits auf eine fast beängssche, Digitale, Audiophile, Navigatorische, ganz

tigend lange Land Rover Tradition zurückblicken

herrlich unaufgeregt. Man drückt noch echte

kann und andererseits immer wieder maßvoll

Knöpfe, nicht ein einziges, viel zu ergonomisch

aber innovativ modernisiert wurde.


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Doch jetzt ist es mitten im Sommer, die Hit- kulisse und beides paart sich zu eine Hörgenuss, zewelle hat sich gerade verzogen, Regen ist für morgen angesagt, aber noch lugt die Sonne spät abends ein bisschen hervor. Beste Bedingungen

der durch das Streicheln des Gaspedals noch intensiviert werden kann. Es geht immer weiter, flott, kurvig, wellig. Man kann sich sehr gut vor-

also, um den Range Rover ein

stellen, mit dem Range Rover

wenig auszuführen. Es geht

Sport in den Toscana-Urlaub

ab nach Enger, Besenkamp,

zu brausen, mit ihm au-

zu einem guten Freund,

tomobil sehr gut gekleidet

der eben noch die mageren

den Kunden im Allgäu zu

Maisstände auf eigenem Feld

besuchen. Oder sonntags die

begutachtet hat und jetzt einen prüfenden Blick auf die neu zuerrichtende Lärchen-Terrasse wirft. Die automobile Abwechslung

Familie ein- und im ostfriesischen Nichts zur Kanutour wieder auszuladen. Aber so richtig zu Hause ist der Range Rover Sport genau

kommt also wie gerufen, rüber auf den Beifah- hier. Da, wo die Straße mal vom vor uns fahrenden rersitz, rein mit dem Gast auf die Pole-Position im

Traktor verschmutzt wurde, dann wieder die in

Geländewagen, für den uns dieses neumodische

Falten gelegte Landstraße zum zarten, aber doch

Abkürzungswort SUV irgendwie nicht über die

beherzten Gaspedaldruck einlädt.

Lippen kommen will. Er gehört einfach nicht in

Am Ende die Fakten: Er startet bei 55.882,35

diese Kategorie Auto, die die Elbchaussee auf- und

Euro, wie auch immer die Rechner bei Land Rover

abwärts brausen und tiefer gelegt und auf Höchst- auf diese krumme Zahl gekommen sind. Eintipgeschwindigkeit getrimmt den Feldweg gar nicht

pen werden sie diese wohl nie müssen – die Auf-

mehr erklimmen könnten, selbst wenn sie und ihr

preisliste bietet allzu Verlockendes. 193 Kilometer

Fahrer das wollten. Hier also alles anders, der Range Rover Sport

absolviert der Range Rover Sport in dieser Variante per Stunde, 9,2 Liter Diesel gönnt er sich dann

gleitet über das in die Jahre gekommene Kopf- sicherlich nicht mehr, aber wer es zurückhaltend steinpflaster, passiert schwungvoll standesgemä- mag, der trifft diesen Durchschnittswert. ßes Schmiedeeisentor und dann rauf auf die Allee,

Ganz am Ende dann zurück zur Jagd, zum

in der das Licht zebragleich mal hervorschaut, Wassersport. Jagdschein, nein, kommt nicht in dann wieder der Schatten Oberhand gewinnt. Es

Frage. Pferdesport? Auch eher nicht. Aber den Se-

brummt und wummert wieder, Radarfallen auf

gelschein, den könnten wir uns dann doch sehr

Forst- und Landwirtschaftswegen sind Gott sei

gut vorstellen. Und welches Auto würde uns zum

Dank noch Zukunftsmusik und so geht es rasant

ersten Törn bringen?

entlang an Ländereien und Gehöften. Aus dem Harmann-Kardon-Soundsystem klingt Orchestrales, Streicher jubeln zu automobiler Geräusch-

Ganz sicher dieses hier


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PASST IN DIESE KLEINE, FLINKE HAND DIE ROTE KARTE?

Mit ihrem ganzen Ausmaß, ihrem in

ehemaligen Sportplatz von Germania

ihr ruhenden Gewicht? Ab in die Ka- Besenkamp, da wo heute Kaninchen

gänge. Und bereut ihre Entscheidung schnell wieder. Drei Spiele in der Kreis-

bine, zum Duschen, ab auf die Tribüne

Deckung hinter XXL-Löwenzahnblät- liga C. Drei Spiele ohne Techniker, ohne

beim nächsten, vielleicht auch beim

tern suchen. Ein Hexenkessel sei das

Disziplin, ohne die Arbeit, die Leistung

übernächsten Spiel? Wie häufig Sven- gewesen, diese Enge, dieses Stimmen- der Schiedsrichterin zu schätzen. Noch ja Sudhölter den roten Karton gezogen

gewirr, die Emotionen, die hier jeden

so ein Spiel und ich höre auf. Sagte

hat? Achselzucken. Die Zahl liegt nach

Sonntag hochgekocht seien. Erinnert

Svenja Sudhölter all denen, die sie auf

20-jähriger Schiedsrichtertätigkeit im

sich Sven Sudhölter gerne zurück. Da- dem Weg zum Platz, auf dem Weg in die

unauffälligen, im durchschnittlichen

mals, gerade 18 Jahre alt und vom Frau- Kabine begleiteten. Dabei ist sie nie an-

Bereich, da ist sie sicher. Und bindet

enfußball fasziniert, gab es im Verein

erst einmal weiter den orange-grünen

eine kleine Zwickmühle. Eine zwei- Aber mit Sport, mit dem, was sie sich

Blumenstrauß. Heute steht sie nicht am

te Damenmannschaft darf gegründet

Mittelkreis, läuft nicht die weiß gekrei- werden. Wenn sich denn auch eine

gefasst, nie wirklich beleidigt worden. unter dem Schiedsrichterdasein vorstellte, hatte das nichts zu tun.

dete Linie auf und ab. Sondern bindet

Schiedsrichterin findet, die das vorge-

hinter dem Verkaufsthresen stehend

schriebene Kontingent erfüllt. So die

Blumensträuße im Blumenfachgeschäft

Vorgabe des Vorstands. Hörte sich ir- liga. Die Spiele wurden besser, schnel-

Vollmer-Sudhölter. Im Herzen Besen- gendwie spannend an. Fand die junge kamps, einen Steinwurf entfernt vom

Aber es wurde besser. Erst in der Kreisliga B, später dann in der Bezirksler, flüssiger. Wie man da den Überblick

Kickerin, meldet sich, besucht Lehr- behält, an Durchblick gewinnt? Alles


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eine Frage der Linie. Der Laufwege. Der

nicht pfeift, nicht in die Tasche greift. der große blonde Hovawartrüde ist ge-

Einstellung zum Spiel. Erklärt Svenja

Großzügigkeit habe sie immer ausge- rade 2 Jahre und will ordentlich bewegt

Sudhölter. Man müsse den Ball laufen

zeichnet. Wenn die Regeln dies denn

werden. Und sich natürlich auf den,

lassen können. Und die Ansprache su- her gäben. Und das zeichnet sie auch

auf ihren Betrieb konzentrieren. Viele

chen, wenn so gespielt wird, dass die

heute noch aus. Nicht mehr als Schieds- Jahre arbeitet sie hier schon. Erst die

Regel alles andere als Beachtung findet. richterin, damit ist jetzt Schluss. Nach

Ausbildung in einem anderen Betrieb,

Den Klose, den hätte man sich auch zur

20 Jahren, unzähligen fest verplanten

ein beruflicher Wechsel noch, dann zu-

Brust nehmen sollen. Beim ersten, beim

Wochenende, internationalen Spielen

rück in das Familienunternehmen, bei

zweiten Foul im WM-Spiel gegen Ser- in Moskau, Weiss­r ussland, Schweden, dem eigentlich seit eh und je feststand, bien. Aber gleich gelb, dann sofort rot?

der Türkei. Nach dem DFB-Endspiel an

dass Tochter Svenja das mal überneh-

Übertrieben. Ganz sicher. Aufregen

der Berliner Außenlinie, nach dem U18

men werde. Später die Meisterprüfung,

könne sie sich bei solchen Spielen. Bei

EM-Finalspiel in Dänemark.

heute die Auszubildendenbetreuung,

denen sie den Schiedsrichter, das ganze

Irgendwann ist es dann gut. Ir- die Führung der eigenen Mitarbeiter.

Schiedsrichtergespann sehr viel genau- gendwann ist es Zeit für einen Punkt im

Auch da die richtige Mischung, auf

er unter die Lupe nimmt als andere Zu- Lebenslauf. Was sie jetzt anfange, mit

der einen Seite die Großzügigkeit, das

schauer. Mitfiebern gehöre einfach dazu, der Zeit, mit den freien Wochenenden?

Integrieren in Entscheidungen, vor

ein Sich-Erfreuen an dem Spiel, an den

Fotografieren gehen, die Kamera ist

allem die Kritikfähigkeit. Auf der ande-

Situationen, wenn der Schiedsrichter

gerade erst ausgepackt. Laufen gehen, ren Seite der feste Wille, die Gradlinig-


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keit, der Vorsatz, sich nicht verbiegen

steht, die frisch geschnittenen Blüten in

zu lassen. Die Unternehmensnachfol- die Hand nimmt, etwas Grünzeug hinge ist längst geregelt, die Eltern ziehen

zu fügt, das ganze drapiert, mit Draht

sich langsam zurück, die junge Chefin

umbindet, zu einem schicken Strauß

dirigiert schon wie damals auf dem

zusammen fügt. Die rote Karte werden

Platz.

diese Hände nicht mehr zwischen die

Wenn es sein muss, bin ich knall- Finger bekommen. Aber so ganz lässt hart. Als Schiedsrichterin gewesen, sie der Fußball dann doch nicht los. In als Unternehmerin noch heute. Sagt

der Jugendspruchkammer mache ich

Svenja Sudhölter. Und man mag das

weiter. Und als Schiedsrichter-Beob-

bei diesem entwaffnenden Lachen

achterin werde ich wohl auch einge-

kaum glauben. Zickig könne sie auch

teilt. Erzählt die Unternehmerin. Na

werden, wenn sie geärgert werde. Auch

bitte. Alles andere wäre nun wirklich

nicht so recht vorstellbar. Wie sie da so

nicht vorstellbar gewesen


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4:27 Uhr und das Handy klingelt. Und weckt gleichzeitig. Geht los. Sagt Stephan Fenske knapp, Treffpunkt in einer Stunde am Lotsenhaus. Katzenwäsche, Rucksackpacken, losgefahren, angekommen.

An einem Haus, dem die traditionsreiche Geschichte anzusehen ist. Backsteinmauer,

Grünspan-Kupfer-

säule, kirchturmgleiche Messing-Uhr. An exponierter Stelle, genau da, wo es rein geht in den Hamburger Hafen, raus geht auf die Elbe, in Richtung Nordsee, in Richtung Weltmeer. 75 Hafenlotsen arbeiten hier, aufgeteilt in Wochenschichten, aufgeteilt in die, die gerade arbeiten und die, die zu Hause auf Arbeit warten. Einer von ihnen ist Stephan Fenske, zu Hause eigentlich in Ostwestfalen in einem umgebauten Bauernhaus, arbeitend aber im Hamburger Hafen, auf Schiffen, gerne einmal 200 Meter lang, 32 Meter breit und auch schon einmal mit 80.000 Tonnen Soja-Bohnen aus Argentinien beladen. Im Jahr werden hier, in Deutschlands größtem Hafen, 25.000 Schiffe von den Hafenlotsen bewegt.


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Das Hemd blau kariert und bis zum Ellbogen aufgekrempelt, das Funkgerät in lederner Umhängetasche, den Blick auf den Bildschirm gerichtet. So steht Stephan Fenske früh morgens im Lotsenhaus, vor ihm die einsetzende Flut, vor ihm Bildschirme, auf denen die Schiffe zu sehen sind, die gleich am Horizont der Elbe erscheinen werden, in den Hafen einfahrend, dabei Beratung benötigen. Wer länger als 90 Meter und breiter als 13 Meter ist, muss einen Lotsen mitnehmen. Wer die 280 Meter-Marke übertrifft, lässt gleich zwei dieser Berater an Board. Schiff Nummer eins an diesem Donnerstagmorgen ist ein kleines. Ein Tanker, 90 Meter lang, kaminrot gestrichen und auf dem Weg in den Petroleumhafen. Rauf auf die Lotsen-Barkasse,

kleiner,

welliger Spurt zum Tanker, rauf auf die Plattform, von der es beherzt überzusteigen gilt. Ein guter Meter klafft zwischen Lotsenschiff und Tanker, hingucken, weggucken, Mut zusammen nehmen und springen. Stephan Fenske ist längst drüben, schneller Schritt, zielgerichteter Schritt hin zur Brücke. Tür auf, moin, Händeschütteln, Überblick verschaffen, Kurs und Geschwindigkeit korrigieren.

Der Lotse gibt Anweisung, der Kapitän nickt,

Kapitäne sind eigentlich alles andere als der

wiederholt. Und manövriert doch so wie er es für

Schlag Mensch, der gerne Verantwortung abgibt.

besser hält. Aber auch das geht in Ordnung. Letzt-

Der sich nicht nur sprichwörtlich gern das Ruder

endlich behält der Kapitän die Verantwortung für

aus der Hand nehmen lässt. Aber alleine in das

sein Schiff und muss selber abschätzen, in wie

Hafenbeckenlabyrinth fahren? Da, wo die ein- weit er den Empfehlungen des Lotsen während setzende Flut gerade ordentlich schiebt. Wo die

des Manövers folgt.

Schiffe eng an eng liegen, der eine raus, der andere

Eine paar Korrekturen noch, das Manöver

rein will? Also muss der Kapitän loslassen können.

sitzt, der Kapitän der Suelberg ist letztendlich den

Was allerdings nicht allen gleich gut gelingt. Sagt

Empfehlungen gefolgt, noch die Leinen festma-

Fenske und schmunzelt ein wenig in sich hinein. chen, abzeichnen, Händeschütteln, runter vom Es gibt die, die ihn machen lassen. Die sich die

Schiff. Es geht zu Fuß zurück zum Lotsenhaus,

Pfeife in den Mundwinkel und die Hände in die

liegt ja um die Ecke. Wieder der neugierige Blick

Hosentaschen stecken. Soll es doch der da richten, über die Schulter des Wachleiters. Der teilt ein. der Hafenlotse, hat schließlich auch ein Kapitäns- Die, die gleich zu ihrem Schiff fahren. Und die, Patent, ist lange zur See gefahren, kennt sich aus

die geweckt werden, die parat stehen, um in Stun-

im Hamburger Hafen, an jeder Engstelle, an jedem

denfrist hier zu sein. Ein Hafenlotse in Hamburg

Terminal, mit den herrschenden Gezeiten und den

fährt eine Woche, hat dann eine Woche frei, ehe

Strömungen in und vor den Hafenbecken und mit

er wieder fährt. Vier Schiffe muss er pro Schicht,

dem Manövrieren von Schiffen.

genannt Wache, dirigieren. Benötigt er für drei


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Kontakt zum Hafenfunk, zu den Lotsenkollegen. Zu drei schiebenden, drückenden Schleppern. Alles per Funk. Und häufig alles gleichzeitig. Dann die Befehle an den Rudergänger, der Blick auf den Kompass, auf das Radar. Und die Kooperation mit dem Kapitän. Die läuft mal gut. Und manchmal nicht.


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länger als sieben Stunden, geht es ebenfalls in den

vor uns noch, dann ist er schon entschwunden.

Feierabend. Wie lange der dauert? Komplett un- Eilt rauf zur Reling, rauf zu Arbeitsplatz Nummer gewiss. Es gibt Tage, da wartest du schon bis zu

zwei. Also hinterher, nicht nach oben, nicht nach

20 Stunden. Erzählt Fenske. Und es gibt und gab

unten schauen. Nur klettern.

Zeiten, 2007 etwa, da konnte er nach der Schicht

Oben angekommen asiatisch dreinblicken-

gleich an der Station bleiben. Eine halbe Stunde

de Gesichter, breites Grinsen, sofort bemerkend,

Ruhe, dann war er schon wieder dran. Aber in

dass der raufkletternde Gast da eine Landratte ist.

der Regel ist man zwischen den Einsätzen 10 bis

Wieder schnell durch ein Gewirr an engen, steilen

12 Stunden Zuhause. Dran ist jetzt die CSAV Rio

Treppen, rauf zur Brücke. Hier ein ganz anderer

Lontue, ein Containerschiff, 207 Meter lang, vor

Typ Kapitän. Schweigsam, jede Empfehlung, die

allem aber: sehr, sehr hoch. Zumindest fühlt sich

dann doch wie ein Befehl wirkt, dankbar entge-

das so an, als sich das kleine Lotsenboot an der Rio

gen nehmend und sofort umsetzend. Der tauben-

Lontue anschmiegt. Will heißen: In den Wellen

blaue Frachter vollzieht im engen Parkhafen eine

nussschalengleich hin und her schaukelt, die Ge- extra 360-Grad-Drehung, zwecks Kompensation schwindigkeit hält, die bereit gehaltene Lotsenlei- des Magnetkompasses; hinten hilft ein Schlepper ter anpeilend. Zwei Taue, ein paar Bretter, das soll

durch Fenskes UKW dirigiert mit, den Riesen in

als über die Schiffswand geworfene Lotsenleiter

Position und an die Kaimauer zu drücken.

reichen, um nach oben, auf das Deck des riesigen

Wobei das eigentlich gar kein echter Riese ist.

Schiffes zu gelangen. Erst hochsteigen, wenn bei- Die echten sind heute bis zu 390 Meter lang. Für de Hände festen Halt finden. Sagt der Ostwestfale

sie aber wird es eng im Hamburger Hafen und


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vor allem auf dem Fluss. Zu

nahm er immer gerne einen

flach und eng die Elbe. Zwar

Lotsen an Bord. Sich kompe-

nur an wenigen Stellen, aber ein

tent beraten lassen, von denen,

390-Meter-Schiff braucht Platz.

die sich auskennen. Nicht nur mit

Nach unten genauso wie zu den Seiten. Und Tiefgang, damit sich Länge und verdrängte

dem Terrain, sondern auch mit den Gezeiten und ihren Auswirkungen an jeder Stelle

Masse auch in Gewicht und Containerzahl um- im Hafen. Und mit der Kraft, der Wendigkeit der münzen lassen.

Schlepper, die bei Schiff Nummer drei gleich drei-

Ein Lotsenboot nimmt Stephan Fenske wieder

fach mit anpacken. Einer zieht vorn, einer zerrt

auf, es bleibt gar Zeit zum Erzählen. Vom längst

hinten und Schlepper Nummer drei drückt von

verstorbenen Vater, der ebenfalls zur See gefahren

der Seite.

ist und sich in Osnabrück niederließ. Ich habe mir

Für den Geschmack des ägyptischen Kapitäns

seine Photos von den Schiffen und allen mögli- des 225m-Sojafrachters allerdings viel zu stark chen Häfen als Kind immer wieder angesehen.

und zu schnell. ,Very fast. Ruft der. Very fast! Was

Erzählt der 43-Jährige. Und früh stand fest: Nach

so viel heisst wie: Bitte langsamer Lotse.

der Schule geht‘s ebenfalls zur See. Decksjunge,

Der Kapitän wiederholt lautstark die Ruder-

Matrose, Patent, Wachoffizier, dann, gerade ein- und Maschinenkommandos des Lotsen in seine mal 30-jährig, schon Kapitän. Auf Tankschiffen

Brücke. Und starrt gebannt dahin, wo die Kai-

und Massengutfrachtern um die Welt, später dann

mauer der Sojamühle immer näher kommt. Das

mit einem 325-Meter-Containerriesen, damals

Funkgerät von Stephan Fenske knackt, empfängt

die Nummer sieben auf der weltweiten Größen- und sendet unentwegt, er dirigiert die drei bis zu skala, heute abgeschlagenes Mittelfeld. Früher sechs und oft mehr, dann später vier

6500 PS Schlepper sowie die Festmacher da unten, den Rudergänger und den Maschinentelegraphen

Monate auf See. Und irgendwann die Erkenntnis, hier oben und erklärt beruhigend seine Manöver dass die Reedereien die Schiffe am liebsten fern- dem, für den er Verständnis hat. Für den Kapitän steuern würden. Und die Romantik der Seefahrt

ist das hier purer Stress. Zwei, vielleicht drei Mal

längst nicht mehr das war, was sie immer noch

im Monat manövriert er in einen engen Hafen.

zu versprechen versucht. Dann noch die Liebe

Hier kennt er keinen und nichts. Und will nur

kurz hinter Bielefeld, da kam die Wahl bei den

möglichst sicher längsseits kommen, sicher die

Hamburger Hafenlotsen gerade recht. Als Kapitän

Ladung löschen, dann möglichst schnell weiter.


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Sagt Fenske. Ein Schaden jeglicher Art würde nur enormen Ärger produzieren. Und kann ganz schön ins Geld gehen. Eine kleine Delle, dann bewegt sich der Verantwortliche im fünfstelligen Bereich. Ein Loch

scharfe Kurve, Vollgas, Bremsen, Endstation. Wachende für Stephan Fenske. Und leider an diesem Tag keinen Ozeanriesen, kein Passagierschiff oder gar die Gorch Fock gefahren. Vielleicht klappt es damit das

gar, Reparatur sofort und vor Ort, keine Weiter- nächste Mal, irgendwann in der kommenden reise möglich: Dann wird es schnell sechsstellig.

Nacht, wenn der Anruf vom Wachleiter kommt.

Eine halbe Stunde später geben sich die bei- Und Menschen, die tage-, wochenlang nur Komden schon wieder lachend die Hand, alles super

mandos gegeben haben, plötzlich loslassen, Emp-

gelaufen, das Schiff liegt sicher fest, das Taxi zu

fehlungen und Beratungen annehmen können

Schiff Nummer vier wartet vor sich hin dieselnd

müssen. Einfach ist das nicht. Weiß Stephan

unten am Kai. Und die Anspannung des Kapitäns?

Fenske. Aber nun mal notwendig. So einfach ist das.

Ist längst verflogen, war eigentlich gar nicht da. Anspannung? Bei einem Kapitän? Ach wo, alles bestens. Die ganze Zeit über. Schon klar. Schiff Nummer vier ist die Euro Snow, ein kleineres Containerschiff, 132 Meter lang, ablegend auf dem Weg nach Rotterdam. Hier der nächste Typ Kapitän. Der Routinierte. Fischt sich in Zeitlupe die Zigarette aus der klammen Packung, lässt den Lotsen Hand auf das Ruder, Hand auf den Maschinentelegraphen, das was die Landratte Gashebel nennen würde, legen. Umso besser, sprich umso reibungsloser und schneller geht es. Raus aus der Parklücke, ein kleines Segelboot auf der Elbe passieren lassen, raus in Richtung Westen, raus in Richtung Lotsenhäuschen. Übergabe zum Elbelotsen, wieder der beherzte Schritt auf das Lotsenboot, festhalten,

Dann doch lieber Containerschiffe dirigieren. Das nächste Mal irgendwann in der kommenden Nacht, wenn der Anruf vom Wachleiter kommt. Und Menschen, die tage-, wochenlang nur Kommandos gegeben haben, plötzlich loslassen, Kommandos annehmen können müssen. Leicht ist das nicht. Weiß Stephan Fenske. Aber nun mal notwendig. So einfach ist das


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Mit einem Augenzwinkern stellt Dr. An-

Ausbildungsleiter Hans Riepe führt die Neu-

dreas Hettich seine Firma vor, wohl unnötig, denn selbstverständlich wissen alle Mitglieder

gierigen durch den Betrieb. Und erzählt von dem Dilemma, das nicht nur die Politiker bewegt.

des „Ausschusses für Kreisentwicklung und Wirtschafts- Die Qualität passt nicht. Bei vielen Auszubildenden. Man will förderung“ des Kreises Herford, wofür die Hettich Holding

ja ausbilden. Aber nur den, der sich engagiert, der Perspektive

GmbH & Co. oHG bekannt ist. An diesem Nachmittag aber

will und gleichzeitig mitbringt, der im doppelten Wortsinn

ist das Unternehmen Gastgeber für den Ausschuss, der vor

seine Hausaufgaben gemacht hat. Kooperationen mit Schu-

Beginn der öffentlichen Sitzung die Gelegenheit nutzt, die

len sollen weiter helfen, runde Tische, gemeinsame Runden.

beispielgebende Lehrwerkstatt der Firma zu besuchen. Um

Die Statistik spricht auch hier eine deutliche Sprache: Die

Lehre und Ausbildung, um Angebote und Möglichkeiten geht

Summe der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Kreis

es dann auch im Sitzungsforum.

Herford ist zum letzten Jahr von 4.536 auf 4.041 gesunken.

Rüdiger Meier, Bürgermeister der Gemeinde Kirchlengern, Die Agentur für Arbeit versucht aber durch Last-Minutemacht deutlich, dass zur Schaffung von Ausbildungsstellen

Aktionen den rund 1.800 nicht versorgten Bewerbern noch

auch Faktoren wichtig sind, die man auf den ersten Blick

Ausbildungsplätze zu vermitteln. Lieber den Blick nach vorn

gar nicht damit in Verbindung bringt. Um die Industrie zu

richten? Lieber nicht. Denn 2013 droht ein Fiasko. Durch die

stärken, muss es auch möglich sein, unkompliziert neue Flä- Umstellung auf eine 12-jährige Schulzeit stürzt sich plötzlich chen zu erschließen. Standortvorteile einer Gemeinde, wie

die doppelte Anzahl an Bewerbern auf die gleiche Anzahl

Kino, Bibliothek, Freibad oder Musikschule unterstützen die

freier Stellen. Ausweichen könnten die, die nichts finden. Auf

Industrie dabei, neue Angestellte her, oder gut ausgebildete

die Berufskollegs etwa. Aber ist das eine Lösung? Nicht eher

Fachkräfte zurück zu locken. Ein zustimmendes Nicken von

ein Abstellgleis? Viel Stoff also, der diskutiert werden darf in

Klaus Goeke, Geschäftsführer der Initiative Wirtschafts- der Ausschusssitzung. Und am Ende ein Wort des Gastgebers standort Kreis Herford. Stimmt die Arbeit auf den Fachebenen,

mit Gewicht: Gut ausgebildete Facharbeiter sind wichtiger

kann auch ausgebildet werden. Bestätigt er gern. Wie sehr

als Abiturienten, die die Ausbildung nur als Sprungbrett für

die Arbeit mit den Auszubildenden bei Hettich stimmt, be- ein Studium brauchen. Hier kein Widerspruch. Auch kein legen nackte Zahlen: 100% der Azubis bestehen ihre Prüfung, Diskussionswille. Einigkeit über das Statement, dass die Baalle bekommen im Anschluss einen zwölfmonatigen Vertrag.

sis eines funktionierenden Unternehmens stimmen müsse.

Später dann vielleicht einen unbefristeten.

Mit durchschnittlichen Schülern und guten Facharbeitern, die bleiben


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SCHAU, DURCH

Hauptstraße, Wohngebiet, kleine Straße, eine Hand voll Parkplätze, ein sich ducken­des Industriegebäude. Hinten im Hof eine große Mulde, bis oben hin gefüllt mit gezacktem, gebrochen­ em Glas. Gesplittert und gerissen, wie schmelzendes Eis in der Sonne glitzernd. Es geht halt auch mal was kaputt. Sagt Manuela Gentemann-Westphal. Kein Problem also, einkalkulierter Schwund, wer mit Glas arbeitet, auch nach Jahren, der lässt es auch einmal knacken, so einfach ist das. Einfach scheint hier, bei der Firma Glas Westphal GmbH in Enger einiges zu sein. Wer der Geschäftsführerin in den Betrieb folgt, der trifft dort bald schon den Vater, Firmengründer, auch Geschäftsführer. Nur sieht der gar nicht so aus. Kein Anzug, wohl auch kein Rechen-, kein Bürostuhlmensch. Eher einer, der das Glas noch sich erhitzen, sich biegen sehen will. Vor allem einer, der Spaß daran hat, mit Glas zu experimentieren, Neues zu entdecken. Aber dazu später.


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Wer liebt, der schiebt!


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Erst einmal ins Büro, Glasplatte

kommen. Ein Großer der Branche hat

damit hier geblieben. Erklärt Manuela

auf Holztischplatte versteht sich, Glas

gerade angefragt. Ein paar Kleinteile,

Gentemann-Westphal. Weggeschmis-

an den Wänden, bunt, bemalt, gesand- keine Idee, nur eine Anforderungsskiz- sen wird hier nur ungern. strahlt, ganz schlicht. Wo man denn so

ze geschickt. Alles noch sehr geheim,

Eine kleine, gläserne Erfinder-

hin liefere? Nach South Carolina zum

noch nicht ausgereift. Gereift ist aber

Beispiel, erzählt die Geschäftsführerin

bereits die Idee, wie das klappen könn- Extra, für ausgefeilte Kundenwünsche?

schmiede also? Eine für das besondere

dem Staunenden. Ein Flughafen sollte

te, Wie sich das umsetzen ließe, was der

Davon kann man nicht leben. Stellt die

da eine besondere Hallencharakteris­­ Kunde wünscht ohne zu wissen, wie

Geschäftsführerin, Betriebswirtin, die,

tik bekommen. Buntes Glas, also sol- der Wunsch in Erfüllung gehen könne. die ihr halbes Leben schon in der Glasches mit Zeichnungen, mit Gemälden

Dann also die Frickelarbeit. Pro- firma ihres Vaters verbringt, nüchtern

innen im Sicherheitsglas sollte es schon

bieren, Glas zerbrechen, weiter pro- klar. Also gibt es hier auch etwas für

sein. Eine Kooperation mit einem rich- bieren. Irgendwann ist es dann fertig. den Kunden, der schon bei Bestellung tig Großen der Branche vermittelte und

So wie die bunten Glasfronten für

weiß, was er eigentlich will. Also nicht

in Enger begann, was sie da liebevoll

den amerikanischen Flughafen. Fotos

nur im Ergebnis, sondern auch in der

Frickelarbeit nennen.

gibt es dazu, geschossen in den Staa- Machart. Es geht um die gläserne Fül-

Ganz im Kleinen, auf wenigen Qua­ ten, ausgedruckt in Enger. Wem das

lung von Haustüren, Sicherheitsglas,

drat­­zentimetern wird dann begonnen.

als Beweis nicht ausreicht, der wirft

also Glas, Folie, Glas. Wobei bei der

Meist steht Holger Westphal an einem

einfach einen Blick gen Himmel. Ganz

Auswahl, der Form der innenliegen-

solchen Versuchstisch, grübelt und

hinten, am Hinterausgang der Produk­ den Folie nicht einmal die Grenzen

bastelt, schaut genau hin, dann wie- tionshalle. Da schwebt über denen, die

des guten Geschmacks gesetzt sind.

der nachdenklich an die Decke. Der

an der frischen Luft und doch nicht im

Es gibt buntes, zu buntes, geschnör-

Kunde weiß das zu schätzen. Das gen

Regen stehen wollen, Gläsernes. Bunt

keltes, kühles, schlichtes. Hauptsache

Himmel schauen und dabei auf gute, gebrusht, mit den gleichen Motiven wie

neu, Hauptsache sich vom Nachbarn

auf außergewöhnliche, auf später in

denen in South Carolina. Das waren die

absetzend. Da gibt es eigentlich nichts,

Großserie umsetzbare Gedanken zu

Anfänge. Noch nicht voll ausgereift und

was es nicht gibt. Sagt Manuela Gente-


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mann-Westphal. Und man ahnt, dass

deren Posten beim Hausbau – ein teu-

es bei ihr zu Hause eher schlicht zu

res Stück. Da schaut der Kunde schon

geht. Richtig, sagt sie. Bauernhaus, viel

mal genau hin. Und weil er beim Holz,

Fachwerk, wenig Glas, alles reduziert,

beim das Glas umgebenden Kunststoff

nichts bunt, nichts geschnörkelt. Kein

noch so lange hinschauen kann, ohne

gläserner Blickfang also.

über die Qualität eine Aussage treffen

Dabei wird gerade jetzt, hier in der

zu können, schaut er eben beim Glas

Produktion, also bei den für die Haus- noch genauer, noch intensiver hin. Oder türenindustrie hergestellten Glasfül­ besser: genau durch. lungen besonders genau hingeschaut.

Grund zur Beanstandung gibt es

Auf zwei Ebenen. Einmal bei Glas

bei den Produkten aus Enger nur sel-

Westphal. Das geschnittene Glas noch

ten – weil man eben auch hier genau

einmal vor die Leuchtröhre ge­stellt,

hinschaut, Und weiß, wie man das

prüfender Blick, putzen, wischen,

herstellt. Ein Glas, das dekorativ aus-

noch mal vor’s Licht, noch einmal sieht, sicher, also auch einbruchsicher auf den optischen Prüfstand stellen.

ist und auch dem Auge des Kritischsten

Denn auch der Kunde schaut genau,

standhält.

manches Mal fast zu genau hin. Denn

Gerade allerdings ist ein Produkt zu-

eine Haustür ist – verglichen zu an- rückgekommen. Ein schlechtes Gefühl


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dabei? Ach was, stammt ja gar nicht von

liner Reichtstags, dann scheint die

uns. Sagt Manuela Gentemann-West- Sonne auch hier durch Durchsichtiges phal. In Teilen steht es hinten auf dem

aus dem Kreis Herford. Zuvor kaufte

Hof, blaue Muskelmann-Bilder, einge- sich der Besucher die Eintrittskarte an bunden in milchige Glasatmosphäre. einem gläsernen Häuschen – Sie ahnen, Zehn Jahre alt. Zehn Jahre, in denen

wer hier der Kunstglaser, der Glaspro-

diese Glaskonstruktion in Holland

duzent und Veredler war.

schneckengleich den blickdicht ver-

All das wissen aber wohl nur die

hüllte, der sich gerade – salopp formu- wenigstens. Die nicht, die herkommen, liert – verdrücken musste. Nach zehn

um nach einer ganz einfachen Glasplat-

Jahren in der Öffentlichkeit darf Glas

te zu fragen, für das heimische Haus

schon mal repariert werden, keine Fra- vielleicht, auch wenn hier eigentlich ge. Aber warum gerade in Enger? Ein

nur an Weiterverkäufer verkauft wird.

Lächeln als Antwort sollte ausreichen.

Mit leeren Händen wird hier niemand

Vielleicht aber auch das: Wer durch

nach Hause geschickt, Kunde ist Kunde.

die Museen Dresdens, durch das Dresd- Dass die eher selten aus dem Kreis komner Schloss spaziert, auf den wird das

men, verwundert manchmal schon.

Sonnenlicht durch Glas aus Enger fal­ Sagt Manuela Gentemann-Westphal. len. Geht es rauf in die Höhen des Ber- Aber das kann sich ja ändern


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AUGE NASE GAUMEN Ganz leicht anheben. Dann gegen das Licht halten, die Au- nur atmen, sondern sich das Depot auch am Flaschenboden genschlitze ein wenig verengen. Und dann ganz genau hin- sammeln kann. schauen. Besser noch: Durch den Wein hindurch schauen.

Deutlich wichtiger als der Blick ins Glas ist die Nase dar-

Das muss man gar nicht. Sagt Dietrich Schmidt, Wein- über. Erst die sorgt für den richtigen (Über-)Blick. Und kann kenner, Weinimporteur, Weinhändler aus Ahle und Wein- sich sogar noch Jahrzehnte später an einen, den ganz spelieferant vieler Spitzenrestaurants deutschlandweit. Meist

ziellen, einen nicht nur im Wortsinn unvergesslichen Wein

reicht schon der Blick auf das, was da gerade ins Glas gegos- erinnern. So wie bei Dietrich Schmidt. Den nahm sein Vater sen wird. Und der Kenner weiß zumindest, was da altersmäßig auf ihn zukommt. Bildet sich

schon mit zum Weineinkauf in Frankreich, obwohl die Schulferien noch gar nicht angebrochen

beim Rotwein ein weißlicher, ein klarer

waren.

Rand, dann spricht das für einen hohen

Mit 18, 19, da ist der Gaumen ja noch auf

Säuregehalt. Und damit für einen jun-

Colahöhe, da fehlt die Reife für den gu-

gen Wein. Ist die Färbung dagegen eher

ten Wein. Sagt Dietrich Schmidt heute.

gelblich braun, schweben kleine Teil-

Aber einmal, da bekam er einen Ro-

chen in ihm, dann hat er schon ein paar

ten vorgesetzt, von der Rhone, einen

Jahre auf dem Buckel. Beim Weißwein

großen, einen richtig großen Wein, da

das gleiche Spiel: Geht der Farbton ganz

verschlug es ihm – auch wieder nicht nur

leicht ins Grünliche, ins Kaltgelbe, dann ist der gute Tropfen gerade einmal ein bis drei Jahre alt. Tendiert er dagegen eher zu Gold,

sprichwörtlich gemeint – den Atem. Wenn er heute noch einmal diesen guten Tropfen, zufälligerweise genau in dem Jahr wie der Wein-

dann gehört auch er eher zum älteren Semester. Klar soll- kenner selber geboren, unter die Nase bekäme, er könnte sich te der Blick hindurch sein, trotz alledem. Der Wein, ganz

erinnern. Da ist sich Dietrich Schmidt ganz sicher.

gleich ob rot, weiß, oder rosé, sollte glänzen, eine gewisse

Die Reihenfolge lautet also: Augen – Nase – Gaumen. Wobei

Brillanz bieten. Schwebeteilchen stören dabei nicht. Weder

auch bei letzterem die Kondition, das Durchhaltevermögen

beim Anblick noch beim späteren Genuss. Die Alternative

nicht überschätzt werden sollte. Ganz gleich ob du nur ganz

wäre das viel zu häufige Filtern. Aber damit nimmt man dem

kleine Schlucke nimmst, zwischendurch Weißbrot isst oder

Wein nicht nur die Farbe. Sagt Dietrich Schmidt. Sondern

gar den probierten Tropfen gleich wieder ausspuckst. Weiß

auch die Substanz, den Charakter. Der Satz, das Depot also

Dietrich Schmidt. Fünf, maximal sechs gute Weine vielleicht.

ist kein Anzeichen für schlechte Qualität. Vielmehr sollte

Dann verliert auch der feinste Weinkenner den, Sie ahnen

solch ein Wein ordentlich dekantiert werden. Damit er nicht

es, Durchblick


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VOR


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GESCHAUT Am Ende angekommen? Oder etwa von hinten angefangen zu lesen? Soll es ja geben, solche Von-hinten-Leser. Die meinen, sie w端ssten, wo der Start ist. Und sich von Vorwort und Vorschau nicht den Weg leiten lassen. Solche Querdenker haben wir gerne. Und widmen ihnen gleich eine ganze Ausgabe. Ab Mitte November heisst es also: Alles vergessen. Noch einmal von vorne anfangen zu denken. Und sich und das Heft dabei drehen und wenden. Damit Perspektive und Sichtweise wechseln. Ein Heft 端ber Querdenker. F端r Querdenker. Von Querdenkern


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Sie wären auch gerne drin? Mit Ihrem Unternehmen, Ihrem Produkt, Ihrer Idee. Dann schreiben Sie uns. Wir schreiben auch zurück, versprochen. Nutzen Sie einfach info@hoch5.com und wir bleiben in Kontakt. Nachdrucke sind nach ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung sehr willkommen.

IMPRESSUM Herausgeber: Agentur hoch5 in Kooperation mit Initiative Wirtschaftsstandort Kreis Herford e.V und widufix – aktiv für Unternehmen im Kreis Herford V.i.S.d.P.: Tobias Heyer Wer so ein Magazin macht? Wir. Jedes Bild, jedes Wort stammt von Tobias Heyer. Thomas Klüter schrieb für Seite 63 auf, drückte ab. Ihre behutsamen und behütenden Hände legte Elena Perschin um Texte und Bilder. Und machte so im Layout daraus, was das 52 8 – und wohl auch unsere Agentur hoch 5 – mit ausmacht. Konzept, Redaktion, Art Direction,alle Fotos und Texte: Agentur hoch5, Bünde www.hoch5.com Druck: Kirchner Print.Media GmbH & Co KG, Kirchlengern Auflage: 3.000 Stück Papier: Galaxi Keramik




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