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52 8 Das widufix Wirtschaftsmagazin



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Pausen gibt es hier nicht. Oder sollte es nicht geben. Wenn es nach Gerhard Schoon geht, dann bahnt sich die breite weiĂ&#x;e Papierbahn Tag und Nacht, 24 Stunden, sieben Tage die Woche den Weg durch eine Maschine, die mit dem Wort riesig noch viel zu niedlich beschrieben ist.

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Dabei weiß der Geschäftsführer der

Hier aber geht es um Spezialpapiere. Papiertechnologie zu finden und läuft

Mitsubishi HiTec Paper Europe auch, Um solche, die selbst durchschreiben, an der nächsten Ecke gleich vieren dadass all das nur Wunschdenken ist. Zu

ohne dass es wie früher ein besonderes

dünn, zu fragil ist das Material, das

Blatt zwischen Schrift- und Trägerpa- ein schönes Wochenende, die Jugend

hier verarbeitet wird. Eine kleine Bla- pier braucht. Inkjet-Medien rollen

von in die Arme. Ein herzliches Hallo, macht sich auf in den Feierabend, der

se in der Bahn wird auf dem Weg vom

sich hier auf der Rolle, Thermopapiere

Geschäftsführer erreicht die erste

Zellstoff zum Papier schnell zu einer

werden hauchdünn beschichtet, damit

Halle, in der es nach Kartoffeln riecht.

größeren – und damit zum Problem. allein mit Hitze darauf geschrieben

Kartoffel deshalb, weil es nun mal

Platzt die Blase, dann reisst das Papier, werden kann. Es sei ein großes, ein

Stärke braucht, um aus Zellstoff Pa-

die ganze Bahn, steht still, was eigent- riesiges Spektrum, was bei Mitsubishi

pier herzustellen. Die Brille beschlägt,

lich immer weiter laufen soll. Reißt die

HiTec Paper Europe abgedeckt werde. der durch das Aroma angefixte Magen

Bahn, dann schaut Gerhard Schoon

Ein stetig wachsendes. Und dadurch

verlangt nach Bockwurst. Wir stehen

seine Mitarbeiter über den Rand sei- auch eines, das das Risiko ein wenig

vor der ersten Riesenmaschine, Wasser

ner Brille hinweg an und fragt nicht, minimiere, hier das gleiche Schicksal

perlt auf die weiße Bahn, die hier noch

sondern sagt nur: Kriegt ihr hin. Und

zu teilen, dass das schlichte Zeitungs- zerbrechlicher, fast durchsichtig wirkt.

die Angesprochenen nicken, sicher, papier gerade erleidet.

Aber sie läuft. Das ist das wichtigste.

bekommen wir hin. Wie immer.

Läuft sie, dann ist hier kaum jemand

Wer sich mit der Papierindustrie im

Wer die Welt des Herrn Schoon und

seiner Mitarbeiter verstehen möchte, zu sehen. Der Blick verirrt sich viele

Allgemeinen und mit der Fertigung

der setzt sich erst einmal vor einen

in Bielefeld im Speziellen befasst, der

Berg von Zahlen. 150.000 Tonnen Pa- hinter einer Glasscheiben sitzen zwei

merkt, dass das große Ganze eigentlich

pier verlassen das Werk in Bielefeld im

genauso ist wie die dünne Papierbahn, Jahr, 36.000 weitere Tonnen sind es

hundert Meter weiter hinten im Nichts, und schauen weder auf Maschine noch Papierbahn, sondern auf die Bildschir-

die gerade fast lautlos durch dieses rie- im Tochterwerk in Norddeutschland. me, die das viel besser können. Zahsige Papiermaschinenmonster gleitet. Wer ein W auf ein Selbstschreibepa- lenkolonnen flackern auf, Diagramme Es läuft. Aber wie lange, wie sicher, pier mit dem Kugelschreiber schreibt, bewegen sich im grünen Bereich, es wie stabil, das ist eher ungewiss. Da- der bringt ungewusst und unbewusst

ist alles in bester Ordnung. Da bleibt

bei ist Gerhard Schoon froh, dass er

30.000 winzige Farbkapseln zum Zer- für Gerhard Schoon Zeit, ein wenig zu

nicht Papier produziert, das nachts

platzen, die sich dann auf dem darun- plaudern. Von den Märkten, die vor al-

mit Druckerschwärze bedruckt und

ter liegenden Papier zu einem weiteren, lem nach dem Individualdruck gieren.

morgens als Lektüre beim Frühstück

einem zweiten W formieren.

dient. Da brechen die Zahlen gerade ein.

Was Cola mit der Namensbeschriftung

Soweit die Zahlen. Wer das, was auf

seiner Flaschenetiketten vorgemacht

dem weitläufigen Grundstück direkt

hat, wollen immer mehr. Drucken on

an der Autobahn A2 passiert, wirklich

demand, so lautet das Stichwort. Um

verstehen will, der braucht die Zahlen

sich darauf vorzubereiten, um es an-

nur ganz kurz. Dann doch lieber die

bieten zu können, braucht es nicht nur

signalgelbe Warnweste anziehen, die

die perfekte Infrastruktur, die beste

Ohrenstöpsel in die Ohren stöpseln

Ausgangsware. Sondern auch zwei

und los geht’s auf den Rundgang mit

Dinge, die in der Welt irgendwie mit

dem Chef. Der kennt hier alle. Grüßt

vielerlei Maß gemessen werden: Ener-

den Azubi, plaudert mit dem Vor- gie und Umweltschutz. arbeiter, erzählt, dass es schwer sei, weibliche Mitarbeiter im Bereich der

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Wer sich mit Gerhard Schoon über diese Themen unterhält, der wird von einer Realität getroffen, die er so nicht erwartet hat. Hier steht einer, der weiß, dass er viel Energie verbraucht. Sehr viel sogar. Aber was ist daran schlimm? Und vor allem? Was überraschend? Was gar verwerflich? Das ist ein Wertschöpfungsprozess, der nun einmal Energie erfordert. Wer sich Butter aufs Brot schmieren will, der braucht Milch. Wer Papier beschreiben will, der muss wissen, dass dafür Energie notwendig ist. So viel, dass sie gleich ein Kraftwerk in Kooperation mit den Stadtwerken auf dem Werksgelände erbaut haben. Wertschöpfung, sagt Gerhard Schoon, funktioniere halt nicht, wenn wir uns alle gegenseitig die Haare schneiden. Wobei diese nicht nur ihm hochstehen, wenn er an die Wettbewerbsvorteile der anderen Marktbegleiter denkt. In den USA ist die Energie ein gutes Drittel günstiger als hier, in China liegen die Umweltschutzbestimmung ungefähr auf deutschem Mittelalterniveau. Überspitzt formuliert.

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Irgendwann, prophezeit Gerhard

Anders sieht es beim Thema Entschei-

Schoon, gehen und sind alle weg aus

dungen aus. Gerhard Schoon macht

Deutschland. Weil es sich schlicht

nicht den Eindruck, als sei er einer, der

niemand mehr leisten könne, hier zu

Dinge gerne auf die lange Bank schiebt.

produzieren. Wenn der Markt schon

Eine fröhliche Natur ist er, aber auch

ein weltweiter ist, dann ist es die Pro- einer, der im entscheidenden Moment duktionsstätte irgendwann auch, so

eben auch die Entscheidung trifft. In

viel ist sicher.

Japan ist das anders. Da werden erst

Wie international die Mitsubishi

einmal alle Beteiligten ausgiebig be-

HiTec Paper Europe schon jetzt aufge- fragt, miteinbezogen. Das kann dauern. stellt ist, merkt der, der das sich flach

Lange. Fast unerträglich lange. Dann

in die Landschaft duckende Verwal- aber ist die Entscheidung eine äußerst tungsgebäude betritt. Asiaten grüßen

präzise.

herzlich, wenn Internationalität gelebt

Man müsse sich, das gibt Gerhard

wird, dann hier. Längst gehören die

Schoon gerne zu, einfach an dieses

Papiermacher, die seit 1799 bestehen, Sichzeitnehmen gewöhnen. Gelingt zu Mitsubishi, diesem Riesenunter- das, dann seien die Asiaten ganz wunnehmensgeflecht, das in seiner Ge- derbare Geschäftspartner. Und solche, samtheit das größte der Welt ist. Die

die nicht nur auf die blanken Zahlen

Einstellung ist eine, die sie auf beiden

achteten, sondern das mit der sozia-

Seiten gut kennen, in Bielefeld wie in

len Verantwortung in der Praxis deut-

Tokyo. Verlässlichkeit, Zielstrebigkeit, lich ernster nehmen, als es sich hier Pünktlichkeit, das leben sie hier wie

manch einer theoretisch auf die Fah-

da. Und schätzen es vor allem.

nen schreibt. Als der Sturm in diesem Herbst über Norddeutschland hinweg rauschte, klingelte einen Tag später Gerhard Schoons Telefon. Ob alles in Ordnung sei? Ob man an die Mitarbeiter gedacht habe, bereit sei, die Region zu unterstützen, zu stärken, wenn die Schäden schlimm seien, fragt der Präsident von Mitsubishi Paper Mills aus Fernost. Wer den Tsunami erlebt, die Gefahr des Erdbebens am eigenen Leib erlitten hat, der weiß, dass Bevölkerung und Unternehmen zusammenrücken müssen, wenn es darauf ankommt.

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Mitsubishi Paper Mills deshalb, weil

Heute hat er das eine Pferd gegen die

die Mitsubishi HiTec Paper Europe zu

vielen Pferdestärken seiner Motoguzzi

85 Prozent dazu gehört, die weiteren

getauscht, lässt sich über Handy infor-

15 Prozent gehören der Mitsubishi Co- mieren, wenn die Papierbahn gerissen, operation. Es sei ein sicheres Gefühl, die Maschine zum Stillstand gekomdass hier ein wirklicher Riese einge- men ist. Ärgern tue ihn das immer stiegen sei, sagt Gerhard Schoon. Der

noch, gleichzeitig aber weiß er, dass es

ist seit 35 Jahren hier, weiß also, wie

keine Produktion gibt, die nicht auch

wichtig Sicherheit und Beständigkeit

mal durch irgendeinen Fehler, einen

sein können. Ist er doch selbst ein Teil

nicht abzuwendenden Umstand ge-

davon. Maschinenbauer hat er gelernt, stoppt wird. Weh tue es dennoch, der musste nicht lange überlegen, als er

ausfallende Umsatz, diese stete Frage,

die sechs Meter breite Papierbahn, den

wann denn wieder produziert werden

fliegenden Rollenwechsel sah. Wenn es

könne. Am Ende ist Gerhard Schoon ei-

für einen jungen Ingenieur eine Her- ner, der in einem riesigen Konzern anausforderung gibt, dann diese hier. Er

gestellt ist. Und doch mittelständisch

hat sich klassisch hochgearbeitet, erst

denkt. Sagt der 62-Jährige, schaut wie-

die Technik, dann der Vertrieb, dann

der hoch zur Maschine, nickt zuver-

das große Ganze. Auch hier helfen

sichtlich und verabschiedet den Gast

Zahlen: 5 Millionen Euro sind in den

ins Wochenende. Seins liegt wohl noch

vergangenen zwei Jahren investiert

einige Stunden außer Sichtweise.

worden. 750 Mitarbeiter arbeiten an beiden Standorten mit, sorgen dafür, dass aus Zellstoff, hergestellt in Südamerika, Portugal oder Skandinavien, Spezialpapier für den Weltmarkt wird. Um sich da behaupten zu können, sind die Arbeitstage von Gerhard Schoon nicht gerade kurz. Sondern manches Mal alles andere als gerade verlaufend und sehr lang. Es hat Tage gegeben, damals, als er noch ritt, da saß er am Wochenende auf dem Pferderücken in Herford, blickte rüber nach Bielefeld, sah, dass der Schornstein nicht rauchte und wusste: Ausritt und Wochenende sind jetzt gerade zu Ende.

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Wir klingeln nicht, wir läuten. Hinter der Tür ertönen Glocken. Passenderweise. Wir sind bei Udo Klempt-Gießing, Pionier auf der Suche nach dem reinen, unverfälschten Sound und Gründer von Glockenklang, einem Hersteller, der vor allem für seine hochwertigen Basssysteme bekannt ist. Früher war er mit Kraan auf Tour oder hat in Wolperath bei Conny Plank im Studio gearbeitet. Wir besuchen einen Vollblutmusiker. An der einen Wand hängt ein alter E-Bass neben dem anderen, tausende Platten nehmen zwei weitere Wände des Raumes ein. Eigentlich ist er gerade auf Tour. Zufall, dass wir ihn überhaupt in Herford erwischt haben. So hätten wir uns jemanden vorgestellt, der sich seit den 70er Jahren der Musik widmet.

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Missverständnis. „Musik interessiert mich nicht wirklich. Ich komme mehr von der Elektronik“, stellt Udo KlemptGießing klar. „Was mich wirklich interessiert ist der Klang.“ Im Anbau einer denkmalgeschützten Bürgervilla hat er sich Werkstatt und Büro eingerichtet. Die Werkstatt sieht aus wie eine Werkstatt, das Büro ist ein Büro. Keine Bässe an den Wänden, keine Plattensammlung.

Keine Musik. 1988 stand er trotzdem auf der Frankfurter Musikmesse. Mit einer Bassanlage namens Bugatti. Etwa ein Jahr lang hat er mit einem Kollegen daran getüftelt, Grundlagenforschung betrieben, viel ausprobiert. Alles durchgemessen, ja – aber vor allem genau hingehört. Als beide zufrieden waren, sind sie zur Messe gefahren und haben für Gesprächsstoff gesorgt. Wegen des Klangs.

Auch. Ein anderes Thema: der Preis. 17.000 Mark wollten sie für ihre Bugatti haben. „Mehr als zwei- bis dreitausend Mark hat damals keine Bassanlage gekostet. Dementsprechend spöttisch waren die Kommentare.“ Die Fachpresse aber war begeistert. Und das hat sich gelohnt. Verkauft wurde zwar nur ein Exemplar, aber Glockenklang hatte sich einen Namen gemacht.

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Glockenklang. Eigentlich kommt der Name von einem Mischpult, das er gebaut hat. Da saß er mit Conny Plank, dem Produzenten von Kraftwerk, Grönemeyer und vielen, vielen Krautrock-Bands, in dessen Küche. Rauchschwaden lagen in der Luft, sie diskutierten. Conny Plank schlug „Bell Sound“ vor. Udo Klempt-Gießing schlug aus. „Ich wollte lieber etwas deutsches.“ Also haben sie es übersetzt. Ganz einfach. Aus dem Namen des Mischpults ist später der Firmenname geworden. Und der klingt gut in den Ohren von Musikern. Nicht nur in Deutschland.

International. Anhänger des klaren Glockenklang-Sounds gibt es weltweit, vor allem in den USA. Aber auch in englischsprachigen Internetforen scheiden sich die Geister. „100% german quality, no compromise in components“ liest man auf der einen, „too expensive“ auf der anderen Seite. Bei 17.000 Mark ist es zwar nicht geblieben, schon der direkte Nachfolger der Bugatti lag bei um die 5.000 Mark. Aber teuerer als viele andere Hersteller ist Glockenklang dennoch geblieben. „Für die Preise der Massenhersteller könnte ich gar nicht fertigen“, erklärt Udo Klempt-Gießing, „die kosten teilweise weniger als 300 Euro – da kriege ich ja nicht mal die Teile für.“ Es ist die Vorgehensweise, die Glockenklang von manch anderem Hersteller unterscheidet: der Preis ergibt sich aus den Bauteilen, nicht andersherum. Der Qualität wegen.

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Keine Kompromisse. Fast keine zumindest. Der Blue Soul Verstärker ist der erste mit digitaler Endstufe. Lange hat er sich dagegen gesträubt. Warum er trotzdem erstmals auf digitale Technik setzt? Der Trend geht zur Leichtbauweise, der Verstärker wiegt so nur ein Drittel der analogen Version. „Die digitalen Verstärker sind besser geworden. Vor ein paar Jahren hätte ich das nicht gemacht.“ Er holt einen aufgeschraubten Blue Soul. Zeigt uns, welcher Teil jetzt anders ist. Und während er erklärt, was sie fertigen lassen und was sie selbst in Handarbeit zusammenlötet, klingelt sein Handy. Läutet. Ein Glockensound. Wie passend. Er verschwindet kurz, spricht im Nebenraum, kommt wieder. Eines müsse man festhalten, sagt er: „Analog klingt besser.“ Warum? „Weiß ich nicht. Ich höre mir beides an und es klingt besser.“

Lebendiger. Um den Unterschied zu hören, braucht man ein gutes Gehör. Sagen wir. Udo Klempt-Gießing überlegt kurz. Nein. Man brauche Interesse. „Es ist wie beim Fotografen, der sieht einfach, was andere gar nicht interessiert.“ Oft ginge es bei Neuentwicklungen nur um Nuancen, man könne aber auch mit nur einem schlechten Bauteil die ganze Anlage herunterziehen. Als er bei einer Freundin zu Besuch war, hat er in ihrer Abwesenheit die schlechten Lautsprecherkabel ausgetauscht. „Als sie wieder kam und die Musik gehört hat, meinte sie sofort: ,irgendwas ist anders‘.“

Besser. Hören könne das jeder, wenn er denn darauf achte. Die naturgetreue Wiedergabe, möglichst ohne eigene Klangfärbung ist und bleibt das Ziel, anders als vor allem bei Gitarrenverstärkern üblich. Der Bass soll klingen, wie der Bass klingt. Nur lauter. So ein unverfälschter Klang kann aber auch Nachteile haben. „Man hört natürlich jeden Verspieler, jede kleine Unsicherheit. Kleine Fehler werden von anderen Verstärkern eher verziehen, weil der Klang sowieso nicht so exakt ist.“ Für viele war Glockenklang anfangs der Hersteller für klassische Musik oder Jazz. Wer sich die Liste derer ansieht, die sich zum Herforder Sound bekennen, sieht schnell, dass das so nicht geblieben ist. Oliver Riedel, der Bassist von Rammstein steht dort ebenso wie Michael Kemner von Fehlfarben und viele andere Rockmusiker.

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Ohne Endorsement. Also ohne Vertrag, ohne, dass die Musiker die Anlagen umsonst bekämen, wie Udo KlemptGießing betont. „Das kann und will ich mir nicht leisten. Warum sollte ich gerade denen, die genug Geld für unsere Anlagen haben, das Equipment schenken?“ Die Werbewirkung dürfe man natürlich nicht unterschätzen, aber bisher wurde bei Glockenklang jede der wöchentlichen Anfragen dazu abgelehnt. Sowieso: Auf Teufel komm raus, um Kunden kämpfen ist nicht seine Sache. Zwei volle Mitarbeiter, zwei in Teilzeit, es ist ein kleines Team, das in zwei, drei Kilometern Entfernung von der kleinen Entwicklerwerkstatt die Verstärker und Beschallungsanlagen fertigt. Dass Glockenklang so richtig groß wird, war nie, was er wollte. „Ich hätte dann zu wenig Zeit gehabt für das, weswegen ich angefangen habe. Viel zu viel Organisatorisches. Viel zu wenig Zeit für das, was wichtig ist.“

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Freude an der Arbeit.

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WER PORSCHE FÄHRT, FÄHRT ZUM ­GOLFPLATZ, FÄHRT EINE RUNDE MIT DEM CADDY ÜBERS Aber eigentlich ist Porschefahren ganz anders. Also haben wir uns einen Sonntag im Oktober GRÜN UND FÄHRT DANN von der Familie verabschiedet, dem traurig Sohn noch einmal erzählt, MIT DEM 911er WIEDER dreinschauenden dass das nichts wird mit dem Mitfahren, und sind zu Uwe gefahren. Uwe deshalb, weil hier GEN H ­ EIMAT, BEVOR ER das Du schneller wechselt als anderswo. Sind halt Porschefahrer. Uwe auch deshalb, weil AUF DEM KIESRUND VOR er einer der Initiatoren bei einer Interessenist, die sich etwas sperrig 911iG DER GRÜNDERZEITVILLA gemeinschaft OWL nennt und nichts mit dem Bild zu tun hat, das landläufig so auftaucht, wenn man an DAS VEHIKEL PARKT die drei Zahlen und die Wucht dahinter denkt, UND DEM BEDIENSTETEN DEN SCHLÜSSEL ZUWIRFT. FAHREN KANN SO EINFACH UND ALLES ANDERE ALS EINTÖNIG SEIN.

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die da in Zuffenhausen zusammengeschraubt wird. Bei

auf den Kunden schaut. Ein paar Jahre später ist aus dem

Uwe wartet bereits Dirk, vielleicht der Prototyp eines 911er

Soll vom Start ein Haben geworden, ein ganz beträchtli-

Fahrers. Ein Selfmade-­Mensch, einer, der in der Produk- ches sogar. Weitere Firmen sind hinzugekommen, in der tion eines Geschmackstoffherstellers arbeitete und eigent- Garage stehen Firmenwagen und Oldtimer, aber irgendetlich ganz zufrieden war. Dann passiert, was er irgendwo

was fehlt. „Das hier“, sagt Dirk und lässt seine Finger fast

auf der Landstraße zwischen Lemgo und Höxter, quasi ir- zärtlich über das per Handarbeit belederte Armaturenbrett gendwo zwischen zweitem und dritten Gang erzählt. Der

wandern. Jahrelang habe er mit sich selber gehadert, habe

Firmeninhaber starb, die Ehefrau kam mit Geld und Druck

Einladungen zur Probefahrt angenommen und doch die

nicht zurecht, er selber stand vor der Entscheidung ar- Entscheidung verschoben. „Bei uns ist das nun mal so, dass beitslos oder selbstständig. Dann lieber Letzteres, das Er- man nicht zeigen sollte, was man sich leisten kann. Das ist sparte zusammen gekratzt und losgelegt. Wie einer, der

anderswo ganz anders. Hier aber gilt: Halt den Ball flach,

kein morgen kennt. Wie einer, der nicht auf das Konto, nur

halt dich zurück, fahr Golf und freu dich über den Ferrari

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in der Garage.“ Aber ein Porsche gehört auf die Straße und

nung wird manches Mal nicht nur leicht touchiert, sondern

gibt es etwas, das sich besser eignet, um sich selber zu be- kräftig geschüttelt, aber die, die hier fahren, haben meist lohnen? So denkt auch Uwe, stolzer Besitzer eines 993, also eines

eine blendend weiße Weste in Flensburg, ein unglaublich sicheres Auto unter dem Allerwertesten und eine Gesamt-

911ers, der letzte, der noch luftgekühlt wurde. Auch er rollt

kilometerleistung, die sich meist nur in Erdumdrehungen

mit dem PS-starken Firmenwagen zur Arbeit, weiß den

messen lässt. Da ist etwa Gernoth aus Herford, im norma-

Komfort von Limousinen zu schätzen und weiß doch: „Ein

len Leben Arzt, jetzt gerade Porschefahrer, beides aus Lei-

Porsche ist etwas ganz anderes.“ Was das ist, das denn 911er

denschaft. Er fährt auch einen 993. Coupé, sehr schlicht,

zu etwas anderem macht, zeigt sich nicht auf der Autobahn. sehr schön. Seitdem er den Porsche habe, sei er noch gelasSchnell können auch andere. Auch nicht nächtens auf dem Parkplatz bei McDonald’s, lass doch die pickeligen 18-Jäh-

sener geworden. Wer kann, der muss nicht. Vor ihm zeigt Mark, dass auch aus einem 964er Modell

rigen ihre GTIs aufmotzen. Stil und Eleganz sieht anders

des 911, Jahrgang 1990, längst nicht zum alten, sprich lang-

aus. Hört sich anders an. Riecht anders.

samen Eisen gehört. Dabei sei die Endgeschwindigkeit nie

Es geht also auf eine Tour mit denen,

entscheidend, die können andere auch.

die sich den 911er nicht leisten können,

Aber das Röhren hinter einem, der ras-

indem sie ihre tiefschwarze Kreditkar-

sige Antrieb, das Pfeifen durch die Kur-

te durch einen engen Schlitz schieben.

ven? Das gibt es nur im 911. Gerd muss

Hier wurde gespart. Verglichen. Noch

es wissen, der ist von Berufs wegen mit

einmal hingefahren, noch einmal ab-

Schnellfahrern beschäftigt, fährt im

gewogen. Gerd ist so einer, der sucht

Schichtbetrieb A30 und A2 als Auto-

schon lange. Seit mehr als 10 Jahren

bahnpolizist ab und hat nur selten mit

fährt er einen Boxter RS, ist dennoch oder gerade deshalb

Porschefahrern zu tun. „Schnell fahren kannst Du heute

auch hier herzlich willkommen. N ­ atürlich träumt auch

mit jedem Auto. Und verboten schnell damit auch“, sagt er

er vom 911er, steht irgendwo einer bei einem Autohänd- und weiß, dass dieses Hoppla-jetzt-komm-ich nichts ist, ler, war er längst da, hat längst die Werte, den Zustand

was einen Porschefahrer c­ harakterisiert.

abgeschätzt und weiß doch, dass das so einfach nicht ist.

Da verbindet viel mehr die Leidenschaft für das Suchen

„Am Ende musst Du so verrückt darauf sein, dass Du nicht

nach neuen Teilen. Hält der Tross, wird neugierig unter die

mehr schlafen kannst. Dann ist es der Richtige. Alles an- Heckmotorhaube der anderen gelugt, wird gefachsimpelt, ders macht nicht glücklich.“ Glücklicher macht da schon

diskutiert, ob es wirklich Allrad, wirklich die Leistungs-

die Fahrt im 911er-Trupp durch das Weserbergland. Da, wo

steigerung sein muss. Oder am Ende ein ganz normaler

die Landstraßen zwischen den Ortschaften noch schön

Carrera nicht doch ein ganz wunderbarer Porsche ist. Tur-

breit und wunderbar lang sind. Da, wo die Landschaft eine

bo Benno mag das ein wenig anders sehen, zu schlapp war

ganz wunderbare ist, gerade dann, wenn sie an den Schei- das Turbo-G-Modell untenherum, also musste erst etwas ben nur so vorbeiflitzt. Sicher, es wird schnell gefahren bei

geschraubt werden, ehe nun auch das Turboloch ausbleibt

solchen Ausfahrten. Und ja doch, die Straßenverkehrsord- und der Porsche in allen Drehzahlbereichen ist, was die

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Legende, die sich um ihn spinnt, erwarten lässt. Wie viel Kraft so ein 911er auf die Straße bringt, zeigt sich ein paar rutschig-nasse Kurven weiter. Der Fuß einen Hauch zu lange auf dem Gaspedal, entgegenkommend die gefährliche Mischung aus Laub und Feuchtigkeit und plötzlich steht Holgers Carrera im Grün. Erst mal den Schrecken aus der Lunge pusten, dann packen alle mit an, der Porsche rollt zurück auf die Fahrbahn und weiter geht es in Richtung Heimat.

VIELLEICHT KOMMEN kilometerzähler. Ein letztes Mal die Lichthupe, ein SIE MIT EINEM FIAT, Winken aus dem Cabrio, dann zerfällt der Konvoi in seine Einzelteile. Ganz zu Ende ist die Ausfahrt aber VIELLEICHT MIT EINEM noch nicht. Jeden vierten Donnerstag im Monat treffen sich die, die nicht aussehen wie Porschefahrer im GOLF. DER 911er? Runkelkrug zum Stammtisch. IST EIN HERRLICHES ALLTAGSAUTO. UND DOCH IRGENDWIE, WIE DER OSTWEST­ FALE SO SAGT, NUR FÜR GUT

Am Ende stehen 250 mal flotte, dann gemütliche, vor

allem aber genussvolle Kilometer auf dem Tages-

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ANALOG?

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DIGITAL?

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AM BESTEN MACHEN WIR BEIDES. Analog von der Anzeige über den Flyer bis zum Kundenmagazin. Digital von der App über Imagefilme bis zur Website. Immer Fullservice. Von der Idee über die Umsetzung bis zur Veröffentlichung. So sind wir.

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Mr. Lim ist ein höflicher Mensch. Reicht uns seine Visitenkarte, gut behütet, fast zärtlich übergeben mit beiden Händen und zieht nur ganz leicht die Augenbraue hoch, als wir sie un­ gesehen in unserer Kladde verschwinden lassen und unser viereckiges Pendant auf den Tisch knallen. Hallo Asien, hier sind wir. Trampel­ tieriger hätten wir uns kaum verhalten können; nähmen wir jetzt noch Mr. Lim in den Arm, würden wir hier in Singapur Gefahr laufen, sofort des Landes verwiesen zu werden. Wenn es gut laufen würde.

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Aber wie gesagt, Mr. Lim kann verzei-

beigen Sperrholzwand. Dahinter, ver-

Gefängnisaufenthalt reicht. Aber ist es

hen, er setzt sich zu uns und erzählt

rät er, wird gerade das aufgebaut, was

nicht mit Sportwagen so wie mit jun-

dann doch. Wie das so ist, mit den

eben noch auf der Küchenmeile als

gen Galoppern? Wollen die nicht auch

deutschen Küchen und der asiatischen

Neuigkeit vorgestellt wurde. Natürlich

erst gebändigt, dann losgejagt werden?

Küche. Mr. Lim kennt sich aus, ihm ge-

reise Mr. Lim auch nach Ostwestfalen,

So hoch die Sportwagendichte in Sin-

hört mit dem Küchenstudio „Kitchen

besucht seine Lieferanten, die er typisch

gapur ist, so hoch ist auch das Verlan-

Culture“ wohl einer der bedeutends-

asiatisch natürlich Partner nennt. Hier

gen nach luxuriösen Küchenmodellen.

ten Showrooms in ganz Asien. Im Thye

in Singapur erwarte der Kunde das Un-

Dabei – das sagt Mr. Lim bestimmt und

Hong Centre gelegen, tut sich hier dem

erwartete, hier will er überrascht wer-

fast hastig – dürfe man auf keinen Fall

eine Welt auf, der weiß, was Made in

den, eine Küche finden, die noch größer,

glauben, dass es sich hier um Status-

Germany bedeutet. Es sei auch heute

noch pompöser, noch ausladender ist.

symbole handele. Also ausschließlich.

noch, da ist sich Mr. Lim sicher, immer

Die eher kleinen, überschaubaren Mo- Also solche, in denen gar nicht gekocht

noch das Qualitätssiegel Nummer eins.

delle, die in Deutschland häufig nicht

werde. So etwas gebe es im vorderen

Und was heiße schon heute noch, das

nur in Studenten- und Singlewohnun-

Orient, im mittleren Osten. Da, wo

gehe so weiter, die Zukunft gehöre der

gen eingebaut werden, finden sich hier

oben die Prunkküche steht, die gerade

deutschen Küche, hier in Singapur. Zwei

gar nicht. Hier darf es gerne etwas mehr

einmal zur Espressozubereitung taugt.

Marken vereinen sie hier unter einem

sein. Viel mehr. Wer die Hauptstraßen

Und unten weiter, ein Stockwerk tiefer,

Dach, Poggenpohl und Häcker-Küchen.

in Singapur mit dem Toyota Crown Taxi

von unsichtbarem Personal das Mahl

Das nicht, um die Konkurrenz der bei-

hinunter fährt, der sieht, was hier zählt.

zubereitet wird, das dann oben bitte

den untereinander zu schüren, ganz

Lamborghinis bahnen sich hier irre be-

nicht die Küche schmutzig machen soll.

im Gegenteil, es sei viel mehr ein sich

schleunigend und ebenso wieder ab-

In Asien ist das anders. Wie anders zeigt

gegenseitiges Ergänzen, ein Abrunden

bremsend den Weg durch einen Stadt-

sich an diesem Nachmittag. Da berei-

des Portfolios nach oben wie nach unten.

staat, in dem schon das Erreichen der

ten fleißige, zarte Hände den gleich

Wer Mr. Lim durch seinen Showroom

Höchstgeschwindigkeit eines Mercedes

startenden Kochkurs vor, werden fri-

folgt, der steht irgendwann vor einer

Transporters für einen mittelfristigen

sche Lebensmittel in die ausladenden

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Kühlschränke geladen, röchelt sich die Espressomaschine warm, um dem Ansturm gleich gerecht werden zu können. Vor allem europäische Lebensmittel werden gewaschen und parat gelegt, Messer gewetzt, wird noch einmal über das Induktionsfeld gewischt, das längst den traditionellen Wok verdrängt hat. Sicher, es gibt ihn noch. Auch bei Kitchen Culture, ein paar Meter weiter in der beeindruckenden Technikausstellung, finden sich noch die Utensilien, die die unzähligen Garküchen hier tagtäglich zu Tausenden verwenden. Heute Abend aber wird nahezu ausschließlich europäisch gekocht, mit asiatischem Einschlag, sicher, aber am Ende schmeckt es dann doch nicht so wie mittags, als die Mitarbeitenden von Kitchen Culture den Showroom zuschließen und uns mitnehmen in ihre Mittagspause. Es geht – gut gegen die Hitze mit Sonnenschirmen gewappnet – zu Fuß ein paar Straßenecken weiter, dahin, wo die Frage eben schon direkt führte:

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Europäisch oder urban? Wir haben uns

an dem wir uns festhalten, das Geflü-

Paprikas gewürfelt, während wir uns

heute schon genug Schlusssprünge in

gel, das wir in Zeitlupe in unseren Mund

vorne Lebewohl sagen. Vielleicht sehen

diverse Fettteiche geleistet, also ent-

schieben. Ob es nicht schmecke, wollen

wir uns mal in Ostwestfalen. Wenn er

scheiden sie und also okay, dann urban.

unsere Gegenüber wissen. Doch, doch.

kommt, dann würde er sich melden. Er

Ist es nicht eh so, dass man erst Land

Lüge ich. Jetzt endlich einmal höflich

hat ja unsere Visitenkarte. Sagt er, ent-

und Leute so richtig kennenlernt, wenn

sein, jetzt irgendwie die Zeit, das Essen,

flieht dem Showroom und steigt in sei-

man sich durch die Tradition eines Lan-

die Reise hinter uns bringen.

nen rassigen italienischen Sportwagen.

des gegessen hat? In Singapur findet sich

Als wir aufstehen, sind die Platten und

Bloß weg hier.

diese immer noch an jeder Ecke. Drau-

Teller, die vor uns stehen, nahezu kom-

Bevor wir zum Flughafen fahren,

ßen hängen Enten, die wie mit Honig

plett aufgegessen. Bis auf die, die direkt

machen wir noch einen Stopp in einem

lackiert zu sein scheinen. So glänzen

vor uns stehen. Die sind nahezu komplett

Neubaugebiet. Hochhäuser werden hier

sie im knisternden Neonlicht. Wir set-

unangetastet. Es geht mit schlechtem

in wenigen Augenblicken hochgezogen,

zen uns, auf der Speisekarte ist nichts,

Gewissen zurück zum Showroom. Ein

erst der Rohbau, dann die Küche, dann

was sich dank blumigster Sprache ir-

Rundgang noch, Mr. Lim ist wieder da,

der Rest. Auch hier: Küchen aus Ost-

gendwie einem Lebensmittel zuordnen

lobt die Verarbeitung, dieses puristische

westfalen. Hundert, tausend Mal das

lässt. Also bitte den Tisch vollmachen,

Design, das sich nicht nur in deutschen

gleiche Modell, in Container angelie-

jeder isst alles, aufgetischt, zugegriffen.

Sportwagen, sondern auch in deutschen

fert, so gefertigt, dass die hohe Luft-

Frittiere Hähnchen – nein, nicht Beine –

Küchen wiederfinde. Das ist es, was der

feuchtigkeit dem Holz nichts anhaben

sondern Füße landen auf dem Teller vor

betuchte Bürger Singapurs suche, eine

kann. Es ist eine verrückte Welt, hier

uns, blass weiße, wie Quallen leicht in

klare Linie, ein paar versteckte, tech-

in Asien. Die Bevölkerung explodiert.

sich wackelnde Bällchen rollen auf ei-

nische Details, alles made in Germany,

Und die Bau-, die Wohnmöbel-, am

ner Porzellanplatte hin und her. Aus

alles made for Singapur. Mr. Lim verab-

Ende auch die Küchenmöbelindust-

der Suppe schauen uns riesige Augen

schiedet sich, sich verbeugend, Termi-

rie explodiert mit. Sicher, es gibt auch

fettig an, das grüne Kaltgetränk ist un-

ne, man müsse verstehen. Hinten, in der

asiatische Modelle. Aber die will hier

erträglich heiß, am Ende ist es der Reis,

Versuchs-Häcker-Küche, werden gelbe

niemand.

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KEIN HANDY, KEIN FACEBOOK. NICHTS. NUR JEDE MENGE ABENTEUER. 15_528-print-digital_RZ.indd 30

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.

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Wer hierher kommt, der weiß, dass er sich zwei Wochen lang umstellen muss. Und wird. Und will. Hier macht Können das Jugendliche überhaupt

den Abwasch weder Mutter noch

noch. Die Stöpsel aus den Ohren zie­ Maschine, hier werden selber Tasse, hen? Den Blick, die Finger vom Smart­ Teller und Besteck in schwarze Was­ phone lassen? Nicht mitteilen, was

serwanne getaucht. Vorbei die Zeit, mehr ausgehtauglich und taugen doch

sie gerade essen, wen sie gleich tref­ in der der Rhythmus von Schule und

noch, um in ihnen den Tag – und häu­

fen, wann wo was abgeht? Können sie. Computer bestimmt wird – hier zählt

fig auch die Nacht zu verbringen. Die

Zumindest hier im Emsland. Da, wo

das echte Erlebnis, hier ist der Rhyth­ Haare längst vom Gel befreit, der Kopf

der Supermarkt einen halbstündigen

mus einer, der von der Gruppe selber

ist freigepustet, selbst die eigenen vier

Fußmarsch entfernt ist, da, wo sich

vorgegeben wird. Es ist ein weiter, ein

Wände sind für zwei Wochen luft­

das Handynetz in einem Zustand wie

verwinkelter Weg, der sich für den

durchlässig.

Dresden 1944 befi ndet. Aber wer will

auftut, der sich auf ins Zeltlager macht.

Es ist ein Ausstieg auf Zeit. Einer,

auch schon die virtuelle Welt nutzen, Es geht vorbei an Maisfeldern, durch

der süchtig macht. Auch den cools­

wenn die echte gerade viel spannen­ dicht gepflanzte Wälder und dann

ten Jungen, das hippste Mädchen.

der ist. Dabei sind Konzept und An­ rein in eine Idylle, die es heute kaum

Wer hierher fährt, der kommt wieder.

gebot alles andere als neu. Wer heute

noch zu geben scheint. Die T­Shirts

Sagt nicht nur die Statistik, sondern

in das Zeltlager des CVJM fährt, der

sind nach einer Woche längst nicht

auch fast jeder der Teilnehmer. Später,

begegnet vielen Ritualen, die es schon

wenn die Altersgrenze überschritten

vor vielen Jahren und Jahrzehnten gab.

ist, kommt der Wechsel ins Mitarbei­

Aber vielleicht macht ja sogar das den

terlager. Noch später bleibt vor allem

Reiz aus. Denn braucht es wirklich

eins. Die Erinnerung. Die Wehmut.

mehr als einen idyllisch daliegenden

Die eine gibt es auch im digitalen Zeit­

Zeltplatz, die neun besten Freunde im

alter. Meist sogar mehr, als einem lieb

Zelt, Taschenlampe, Taschenmesser

und recht ist. Aber Wehmut? Spürst

und eine gehörige Portion Neugierde?

Du nicht zwischen Bites und Bytes.

Abends wird der Ball über den holpri­ gen Rasenplatz hinweg in gegnerische Netz gekickt, mittags donnern 100 Plastiktassen auf die Holztische, wenn beim Verteilen der Post plötzlich ein Liebesbrief auftaucht.

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f r a d s u m s i m i t p O r « e n D e » b u a r t h c i n t h c i s r o V die Co. KG G m bH & ta e m o ford er In icklu n g Die Her d er En tw it m h ic igt s a lzen . beschä ft d u striew In n o v e D ru ck d u ktion d a nder u nd Pro n u e r ie mit u fen Pa p esprä ch Hä ufig la se. Ein G ie d r e b n ü lse isse ü h vo n H e rze u g n Dr. Ulric r e en g r h fü s nche, d ie Geschä ft iner Bra e n e c n t. ft is Cha verknü p ü ber d ie d u strie in k c u r D mit d er

um übernehmen aktuell sicherlich Auflagen aus der Printbranche. Dabei ist der Digitaldruck an sich auch eine

Wie sehen dann Ihre Kunden aus,

Chance für uns. Der ist gefragt, beim

sind das eher kleine ruckereien,

Thema Individualisierung von Print-

oder die ganz Großen dieser

und Verpackungsprodukten gibt es

Sehr geehrter Herr. Dr. von Hülsen,

Branche?

immer wieder neue Herausforderun-

was genau machen Sie hier

Traditionell liefern wir an die Druck-

gen, die auch wir nutzen wollen und

bei Inometa?

maschinenhersteller, es wird aber

werden.

Dr. Ulrich von Hülsen: Ich bin hier

immer häufiger, dass wir Druckereien

Geschäftsführer für den Bereich

direkt beliefern. Das sind dann aber

Die Medienlandschaft ist sicherlich

Industrie. Die gesamte Fertigung be-

meist eher die Großen der Branche,

im Wandel. Seit wann beobachten

stimmt ja hier am Herforder Standort

die bei uns anfragen.

Sie dieses Umdenken, diese Veränderungen?

den Bereich. Ich bin dabei verantwortlich für den Bereich Produktion

Ist es denn überhaupt zukunfts­

Ich war bis 2003 in einem Joint

und Technologie, mein Kollege Herr

trächtig, die Druckindustrie

Venture bei Heidelberger und Kodak

Henß kümmert sich um Vertrieb

zu beliefern? Die Auflagenzahlen

in den USA beschäftigt – also bei

und Marketing.

fast aller Printprodukte

einem Unternehmen, das wirklich

gehen ja derzeit stark zurück?

über Nacht durch den Aufbruch ins

Es heißt, dass Sie viel für die

Ja, das spielt in unseren Überlegun-

digitale Zeitalter die meisten Arbeit-

Druckindustrie arbeiten?

gen schon eine große Rolle. Insbe-

nehmer verloren hat.

Ein Schwerpunkt ist es sicherlich,

sondere der Akzidenzdruck und der

schließlich beliefern wir viele, die

Zeitungsdruck leiden. Dafür boomt

sich mit den Druckmedien oder mit

dagegen der Verpackungsdruck. Der

der Papierveredelung beschäftigen.

Digitaldruck und das digitale Medi-

Wir bauen Walzen jeglicher Art, also ganz kleine bis zu riesigen, 15 Meter breiten.

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Meine erste Digitalkamera war eine Kodak, wie konnte so ein Riese auf der Strecke bleiben?

Wenn man wieder in ein Unter­

Kodak hatte immer die Nase vorn,

nehmen wechselt, das sich auch

wenn es um das Digitale ging. Sie

intensiv mit Print auseinander­

Was genau fertigen Sie heute?

hatten die besten Highenddrucker,

setzt, denkt man dann, dass

Sind das eher Standardmodelle oder

die besten Fotochips. Das eigentliche

so etwas auch Ihnen hier passieren

doch individuelle Anfertigungen?

Geschäftsmodell war aber ein anderes. kann, dass man wieder riskiert, Hier wurde kilometerweise Film her-

über Nacht mit leeren Händen

Wir fertigen vor allem Kleinserien und Einzelteile. Unsere Kunden

gestellt und beschichtet. Nicht nur für

­dastehen zu können?

haben zwar Maschinenmodelle, in

den Consumerbereich, sondern eben

Gemeinsam mit der Krise 2009 ist die

denen die gleichen Teile verwendet

auch für die Medizintechnik, für die

Druckindustrie drastisch zusammen-

werden. Aber das sind dann meist

vielen Kinostreifen und ihre Kopien.

gebrochen und nie wieder so zurück-

Einzelaufträge, vielleicht mit Los-

Und das war auf einmal vorbei, Ge-

gekommen, dass sie das frühere Ni-

größen mit bis zu zehn Walzen. Mehr

schichte. Diese ganzen Produktions-

veau erreicht hat. Bei den klassischen

sind es nicht, echte Serien können

straßen, die mehrere hundert Meter

Printmedien geht das sicherlich auch

wir also nicht auflegen.

lang sind, waren plötzlich überflüssig,

noch weiter. Wobei man sagen muss,

standen still. Das fängt man mit neu-

dass wir uns mit dem Produzieren in

en Technologien so einfach nicht auf.

Bahnen beschäftigen. Das wird es im-

­produzieren Sie hier in Herford

mer geben. Schauen Sie sich Touch-

diese Kleinserien? Derzeit sind das 250.

Mit wie vielen Mitarbeitern

Sie würden also sagen,

Screens, LEDs oder Solarzellen an. All

dass der Niedergang von Kodak

das hat das Potenzial, irgendwann auf

zwangsläufig war?

der Rolle hergestellt zu werden. Die-

Und ist es für Sie schwer,

So tief stecke ich da nicht drin, aber

ser Bereich der Industrie wird nicht

neue Mitarbeiter zu finden?

ich denke schon, dass es sehr schwer

eingehen, ganz im Gegenteil, da wird

Es ist aktuell schon schwierig, gute Facharbeiter für uns zu finden. Aber

war, da das Ruder noch rumzureißen.

es immer Themen und Chancen geben.

Was blieb übrig? Alles zu schließen?

Also war es nicht riskant, wieder in

ich denke, dass die wirklich schwieri-

Die Firma musste sich drastisch in

eine solche Branche zu wechseln.

gen Zeiten da noch vor uns liegen.

den Produktionskapazitäten verrin-

Eher eine Herausforderung – die ich

Die Region tut aber einiges, investiert

gern – und hat es am Ende ja auch

gerne angenommen habe.

in die Infrastruktur, in die Ausbil-

getan.

dung, um hier gegenzusteuern. Und darum geht es doch: die jungen Leute in der Region halten zu können.

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35 Wenn man so etwas erlebt hat, ist man dann auch später, wenn die Krise vorüber ist, Und damit auch selbst

insgesamt vorsichtiger?

viel unterwegs?

Doch, bei vielen Überlegungen fragt

Wenn Sie selber Zeitung lesen,

Mein Schwerpunkt liegt schon im

man sich: Was kann alles passieren?

zu was greifen Sie?

deutschsprachigen Raum. Wobei wir

Schauen Sie sich die Finanzkrise in

Zur Printvariante oder zum iPad?

natürlich auch Vertriebsstrukturen in

Griechenland an. Da wusste man lan-

Ich lese iPad.

Asien und den USA haben. Das gehört

ge nicht, wohin das führen würde.

heute einfach dazu.

Und fallen damit Ihrer Branche

Also sind Sie eher

in den Rücken?

Wie war für Sie die Krise,

ein vorsichtiger Mensch?

(lacht) Nein, das hat andere Gründe.

war das eine Katastrophe?

Auf der einen Seite ja, aber ich bin

Morgens komme ich nicht dazu, die

Wir hatten über 30 Prozent unseres

auch ein optimistischer Mensch.

Zeitung zu lesen. Abends kann ich

Geschäfts im Tief- und Rollenoffset-

Dabei muss man zusehen, dass der

mir dagegen schon die Zeitung des

Druck zu verzeichnen – diese Zweige

Optimismus einem die Vorsicht nicht

kommenden Tages anschauen – und

sind quasi komplett eingebrochen.

raubt.

ich habe sie immer dabei. Das sind

Von daher waren wir schon überpro-

einfach Vorteile, die man nutzen

portional von der Krise betroffen.

Sie wirken so, als seien Sie

Wie überlebt man so etwas?

Was tun Sie, wenn Sie

ein Mensch, der viel arbeitet.

muss.

Beschäftigen Sie sich als Unter­

Am Ende ist es einfach: Sparen und

nicht arbeiten?

nehmensgruppe eigentlich nur

reduzieren, ein anderes Mittel gibt es

Warum wirke ich so?

mit dem Thema Druck?

nicht. Wir waren auch gezwungen,

Nein, wir stellen an anderen Stand-

einen Standort in Dänemark zu

orten zum Beispiel Druckbehälter,

schließen.

Antriebswellen oder andere Maschinenkomponenten aus Kohlefaser her. Dabei beschäftigen wir uns unter anderem auch mit dem Thema Solar.

Auch das ist eine notleidende Branche. Das stimmt so ganz nicht. Ich glaube, dass in den Jahren vor 2012 eine Riesenüberkapazität in China aufgebaut wurde. Das führte dazu, dass die Werke nicht ausgelastet wurden. So etwas führt zum Preiskampf, das kann eine ganze Branche ruinieren. Aber jetzt aktuell zieht es wieder an. Und das ist ja gerade das Spannende in der Industrie, dass einfach ein sehr schneller Innovationsschub wieder da ist, dass sich die Parameter, die Perspektiven verändern, dass etwa Solarmodule im Eiltempo immer effektiver werden. Anlagen, die vor fünf Jahren aufgestellt wurden, werden heute schon wieder ersetzt, weil es deutlich leistungsfähigere Module gibt. So etwas ist doch begeisternd.

Ist Ihr Unternehmen weltweit aufgestellt? Ja.

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Sind Sie ein glücklicher Mensch? Woher kommt diese hohe Belastung,

Ja.

die Notwendigkeit, so viel arbeiten Das ist eher so ein Gefühl,

zu müssen?

Und können Sie

unser Tipp: 70 Stunden sind es

Wir haben in diesem Jahr, getriggert

auch mal abschalten?

schon pro Woche.

durch die Schwierigkeiten in der

Das ist leider nicht meine Stärke, da

Ihr Gefühl trügt Sie nicht. Es stimmt,

Solarbranche, einen Turn-Around-

fühle ich mich zu umfänglich ver-

in den intensiven Phasen komme ich

Prozess aufgesetzt, der geht nicht

antwortlich. Wenn es irgendwo nicht

schon auf 70 Stunden. Das darf nicht

spurlos an einem vorüber. Ande-

läuft, dann denken Sie an jeder Ecke:

normal sein, ich habe eine Familie

rerseits macht es natürlich Spaß,

Da muss ich was tun. Da geht noch et-

mit vier Kindern.

im Team Ziele zu erreichen. Da die

was, da ist noch Luft nach oben … So

Balance zu halten, das ist die eigent-

steigt die Anspannung. Jetzt läuft das

Wie findet man dazu

liche Herausforderung.

einen Ausgleich?

Geschäft zwar gut, aber intern haben wir natürlich auch einige Probleme.

Die Familie ist natürlich der wich-

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Die müssen wir beheben. Und das ist

tigste Ausgleich. Ich nehme mir vor,

Dann bin ich noch hier.

eben auch ein Thema, an dem man

Sport zu machen. Ich spiele min-

sofort arbeiten muss. Sie sehen also:

destens einmal die Woche Fußball,

Und in 20 Jahren?

So leicht ist das mit dem Abschalten

versuche, laufen zu gehen. Aber das

Ach wissen Sie, ich bin jetzt 46 Jahre,

nicht. Und mit dem weniger Arbeiten

gelingt mir derzeit deutlich zu selten.

da beschäftige ich mich noch nicht

dann auch nicht.

mit dem Rentenalter. Wenn ich jetzt immer an die Zeit in 20 Jahren denken würde, dann verschwendete ich jetzt mein Leben.

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DIE SUMME ­ SEINER EINZELHEITEN. UND WAS FÜR ­W ELCHE. UND WIE VIEL MEHR.

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Die S­Klasse. Eigentlich könnte der

So wird der Fahrer in Position gehal­

Bericht hier schon enden. Denn gibt

ten, kein hin und her rutschen, alles

es eine automobile Modellbezeich­

ist fokussiert auf den Blick, die Aus­

nung, die mehr verspricht? Und noch

richtung nach vorne. Was da passiert,

mehr hält? Aber wer will sich das

braucht eigentlich gar keinen, nun,

schon entgehen lassen? Eine Aus­

nennen wir es mal Geschmacksver­

fahrt mit einem Auto, das zum Syn­

stärker. Denn alles, was Sie bisher vor

onym der Luxusklasse geworden ist?

sich hatten, bestand aus Zifferblät­

Kein Wunder also, dass Frau Rose

tern und Zeiger, aus Mäusekinos, aus

von Mercedes Bollmeyer nicht eine

blinkenden,

gute Fahrt, sondern gleich eine wun­

elementen. In der Mercedes S­Klasse

flackernden

Anzeige­

dervolle Reise wünscht, als wir die

ist alles anders. Stellen Sie sich vor,

schwere Tür lautlos ins Schloss fallen

Apple hatte jede Menge ipad­Dis­

lassen.

plays – ja doch, die sehr scharfen, die

Willkommen Zuhause. Wobei die

Retina­Displays – erst aneinander

meisten froh wären, wenn sie so ein

und dann ins leergeräumte Cockpit

Zuhause hätten. Das Leder? Unbe­

gesetzt.

Die

Geschwindigkeitsan­

schreiblich weich, dennoch in Form

zeige? Analog ausschauend, digital

bleibend. Der Sitz einer, der mit di­

entstanden. Das Navigationssystem?

cken, aufgeblasenen Backen gegen

So groß wie ein ausgewachsenes

jede Kurve, jede Bewegung anpus­

Laptop­Display. Man staunt. Über so

tet. Irgendwo in diesem Sitz, besser

viel Detailreichtum. Über die Schär­

noch: in diesem Sessel drückt es im­

fe. Vor allem aber über das, was sich

mer an der Ecke, in die man gerade

da als Gesamtbild vor Ihnen aufbaut.

leicht gedrückt zu werden scheint.

Lassen wir denn Blick dennoch wei­ ter schweifen. Über die Lautspre­ cher einer Burmester­Anlage, die Augen und Ohren gleichermaßen schmeichelt.

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Über ein farbiges Innenbeleuchtungssystem, das sich in sieben Stufen farblich verändern lässt. Wer es mag, rast in Rot über die Autobahn und schlendert in beruhigendem Blau über die Autobahn. Wobei – ein Raser ist er nicht. Obwohl er könnte. Wir be-

WIR HABEN MIT DER NEUEN S-KLASSE UNSERE KINDER ZUR ­S CHULE GEBRACHT. HINTEN SITZEND, NEIN LIEGEND. DIE SCHEIBEN PER KNOPFDRUCK VERDUNKELT. JETZT WOLLEN SIE POLITIKER ODER CHEF, HAUPTSACHE S-KLASSE-FAHRER WERDEN.

wegten den S350 L Diesel, 6 Zylinder, 620 nM, 6,8 Sekunden von Null auf

Vortrieb der vier Triebwerke. So un-

die Business-Class verspricht und erst

Hundert, bei 250 hat ein Spielverder-

gefähr ist es auch in der S-Klasse. Im

in der First-Class hält. Beinfreiheit ist

ber die Bremse eingebaut. Trotz die-

Vergleich zu allen Autos, die Sie ken-

hier ein dehnbarer Begriff – und das darf man ruhig wörtlich nehmen. Wer

ser Sportwagenwerte ist die S-Klasse,

nen. Sie bewegen sich in Ihrer ganz

was sie immer schon war. Ein Rei-

eigenen Welt. Tempo 180, entspann-

seinen Sitz nach hinten, den Fahrer

seauto, der Inbegriff der automobilen

tes Reisen, entspanntes Ankommen.

fahren lässt, der kommt entspannt an. Auch in München. In Mailand. In Me-

Sänfte. Wir flogen neulich für einen

Dafür sorgt auch die Belüftungs- und

Tag nach Singapur, hin mit der Boing

Massagefunktion in Fahrer- und Bei-

xiko. Man möchte gleich aufbrechen,

777, zurück mit dem Airbus 380. In

fahrersitz. Was sonst flinke asiati-

wenn man in der S-Klasse erst ein-

dem einen Flieger war es unglaublich

sche Hände erledigen, geschieht jetzt

mal gesessen hat. Wohin? Möglichst

laut. Im anderen unerhört leise. Selbst

auf der Dienstreise. Wobei viele, die

weit weg. Pfeif auf die innereuropä-

beim Abflug – nichts zu hören vom

sich für die S-Klasse entscheiden, es

ische Flüge. Mit der S-Klasse gelingt

sich wohl eher hinten noch beque-

das viel bequemer, luxuriöser. Ist die

mer machen werden. Früher, da war

S-Klasse eben. Unerreicht. Und jetzt

der normale Radstand auch der nor-

noch ein wenig unerreichbarer.

male und die Lang-Version etwas für Staatsoberhäupter und Konzernchefs. Heute ist das anders. Heute ist die L-Version der Standard, wer in Amerika, in Asien auf die S-Klasse setzt, der tut das vor allem, um hinten das zu genießen, was die Lufthansa für

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Eine gute Uhr braucht eine gute Idee. Und eine ganze Menge Fingerspitzengef端hl.

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„Und, läuft sie wieder?“ Rainer Nienaber holt

zurückspringen lassen, nachdem er am Ende

die Uhr aus dem Nebenraum. „Ja, die lief aber

einer Skala angekommen ist. Oder anterogra-

auch vorher schon.“ Kopfschütteln beim Kun-

den Uhren, die den Zeiger einen Teil der Kreis-

den, als wollten gleich ein dutzend Fragezei-

bewegung überspringen lassen, um Details auf

chen abgeworfen werden: „Dann hätte ich sie

dem Ziffernblatt nicht zu verdecken. Und noch

Ihnen ja nicht gebracht. Die lief nicht.“ „Doch,

einige mehr. Vor allem nichts, was wir vorher

sie hat nur die Zeiger nicht mitgenommen.“

schonmal gehört oder gesehen hätten. Ge-

Lachen. Man kennt sich. Und weiß: nicht nur

schweige denn gebraucht. „Brauchen tut das

die Uhren hier sind ein echtes Unikat.

niemand. Das ist wie mit dem Antilopengit-

Eigentlich hat Rainer Nienaber Werkzeug-

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ter am SUV.“ Kurze Pause. Lächeln. „Aber ich

macher gelernt, dann ging es zum Bund, zwei

kriege Sie noch!“ Mit der Dezimaluhr. Rainer

Jahre. Nach einem war aber bereits Schluss,

Nienaber ist weltweit der Einzige der sie fertigt.

wegen eines Unfalls. Nur: der Arbeitsplatz an

Der Tag ist bei diesem Zeitanzeiger aufgeteilt

den er zurückkehren sollte, war noch besetzt.

in 10 Stunden mit jeweils 100 Minuten. Die De-

Er hätte andere Arbeiten übernehmen müssen.

zimalzeit wurde, neben anderen metrischen

Dann wollte er lieber etwas ganz anderes ma-

Einheiten wie Meter oder Kilogramm in der

chen. „Was mit den Händen sollte es schon sein,

französischen Revolution eingeführt, hat sich

Graveur hätte ich mir auch vorstellen können.“

aber im Gegensatz zu diesen nicht durchset-

Aber er hat Uhrmacher gelernt. Zur Freude

zen können. „Ein halbes Jahr habe ich daran

vieler Kunden. Weltweit.

getüftelt. Eine Uhr herzustellen, das geht im-

Ein paar Stationen bei Juwelieren, eine

mer, man probiert einfach so lange herum, bis

Werkstattschließung und eine kurze Phase der

es passt. Aber ich wollte ja wissen, wie genau

Arbeitslosigkeit später hat er sich selbstständig

es geht, weil ich mehrere produzieren wollte.“

gemacht. 1982. Mit einer eigenen Reparatur-

Und musste. Die Nachfrage ist nicht groß, das

werkstatt für Uhren. Und allen Freiheiten, die

wäre zu viel gesagt, aber sie ist da. Selbst wenn

die Selbstständigkeit mit sich bringt. „Ich habe

nicht, Rainer Nienaber bezeichnet die Dezi-

in der Lehre schon gemerkt, dass da eine krea-

maluhren selbst als seine Lieblingsstücke.

tive Energie in mir ist, also habe ich begonnen,

Für solche Uhren bekommt man natürlich

selber Uhren zu fertigen.“ Und als Uhr-Macher,

keine Teile von der Stange. Also fertigt er sie

nicht mehr nur Reparateur, beginnt man am

selbst, seine Ausbildung zum Werkzeugma-

besten groß. Von Wanduhren angefangen, hat

cher ist hilfreich beim Drehen und Fräsen. Wir

er sich langsam herangetastet an die Königs-

gehen aus dem Verkaufsraum nach oben, in die

disziplin. Die Armbanduhr.

Werkstatt und „Denkerei“, wie er sie nennt.

Rainer Nienaber hat sich auf ungewöhnli-

Hier entstehen die außergewöhnlichen Uhren,

che Zeitanzeigen spezialisiert. Und sich damit

hier werden die feinen Teile für ihr Innenleben

einen Namen gemacht. Bei dem kleinen Klien-

gefertigt. Eine ganze Zeit lang ausschließlich

tel, das sich für hochwertige, handgemachte

von Hand, mittlerweile auch mithilfe einer

und vor allem außergewöhnliche Uhren inte-

computergestützten Fräse für die Fertigung

ressiert. Bei echten Liebhabern. Mit retrogra-

über Nacht. Digital hilft analog. Wenn alles

den Uhren zum Beispiel, die den Zeiger wieder

klappt. „Ich bin auch schon mal morgens in die

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Werkstatt gekommen und die Maschine stand. Kaum ein Teil war fertig. Eine Fehlermeldung.“ Es ist auch nicht so, dass er jeden Hebel, jede Feder und alle Räder selber herstellt. Oft verändert er sie auch einfach so wie er sie braucht. Auch die Zifferblätter designt er zwar selber, lässt sie aber von einer Spezialwerkstatt fertigen, inklusive feinster Drucke, Versilberung oder Vergoldung. Was er von Digitaluhren hält, wollen wir von ihm wissen. Wohlwissend, dass das Urteil kein gutes sein wird. Aber das stimmt nur zur Hälfte. „Ich habe selber schon welche hergestellt.“ Allerdings nicht im landläufigen Sinne. Keine Quarzuhr. Mechanisch, mit umspringenden Anzeigescheiben. „Uhrenmacher sind immer ein bisschen retro. Diese Art Uhren war in den Siebzigern die Reaktion der europäischen Uhrenhersteller auf die Digitaluhren aus Fernost.“ Durchgesetzt hatte sich die mechanisch-digitale Uhr nicht. Der Markt hat sich gespalten. Wer keinen so großen Wert auf seine Uhr legt, hat eben eine Quarzuhr. Manchen reiche ja sogar ihr Handy. Die Preise sind natürlich auch nichts für jedermann. Verständlich. In jeder Uhr steckt schließlich eine ganze Menge echter Handarbeit. Dass er dennoch günstiger ist als viele andere Uhrmacher, erklärt sich durch die Vertriebswege. Kein Händler schlägt auf Nienaber Uhren etwas drauf, denn die Uhren gibt es nur bei ihm, persönlich im Laden oder online. Nur in Japan und den USA arbeitet er mit Händlern zusammen. Es sei ja auch eine Vertrauenssache, etwas dann doch nicht ganz günstiges über den großen Teich zu bestellen, das macht nicht jeder. Manch einer zieht die persönliche Beratung vor, selbst wenn der Aufwand denkbar groß ist. „Einmal habe ich eine Mail bekommen: ‚Sind Sie da?‘ Das war ein Amerikaner,

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dessen Flug einen Zwischenstopp in Hannover

das Uhrmacherhandwerk lernen. Eine ruhige

hatte. Der ließ sich dann mit dem Taxi hierhin

Hand müsse man schon mitbringen, der Rest

nach Bünde fahren, hat eine Uhr gekauft, ist ins

kommt durch die Erfahrung. Oder, auch diese

wartende Taxi gestiegen und nach Hannover

Feststellung musste Rainer Nienaber machen,

zurück.“

eben nicht. „Einem Lehrling musste ich nahele-

Viele kennen ihnen auch bereits von seinen

gen, sich um eine andere Ausbildung zu bemü-

Messeauftritten, etwa von der Baselworld, der

hen. Ihm hat einfach das Fingerspitzengefühl

größten Uhrenmesse der Welt. Sie wissen, dass

gefehlt.“ Und das ist elementar. Auch im Um-

sie hier besonderes erwartet. Auch ganz be-

gang mit Kunden. Denn aus Rainer Nienaber ist

sondere Begeisterung für das Handwerk. Gerne

keiner geworden, der nur im stillen Kämmerlein

zeigt er Kunden und anderen Interessierten, was

sitzt und sich neue Uhren ausdenkt, die dann an

hinter seinen Uhren steckt. In seinem Blog oder

Amerikanischen und europäischen Handgelen-

mithilfe von Youtube-Videos. Nicht, dass man

ken landen. Sondern immer noch der für die Uh-

das dann selbst könne, aber natürlich, man kann

renreparatur von nebenan. Zumindest auch.

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IRGENDWANN STANDEN DIE ­BEIDEN OFFIZIELLEN VOR DER TÜR VON KLAUS WOLTER. ANGEKLOPFT ­H ABEN SIE, NATÜRLICH. AUCH WENN ER NIE ABSCHLIESST. ABER DAS KONNTEN SIE JA NICHT AHNEN. VIELLEICHT WISSEN. WEIL ES JA KEIN PROBLEM IST, IN SINGAPUR DIE HAUSTÜR NICHT ZU VERSCHLIESSEN. EINBRECHER? GIBT ES HIER NICHT. VIEL ZU SEHR IST DER STAAT AUF DIE ­S ICHERHEIT BEDACHT. AUF DIE E­ IGENE. UND DIE SEINER BÜRGER. Einer davon ist Klaus Wolter. Geschäftsführer bei Hettich Singapore (SEA) Pte Ltd., verantwortlich für Vertieb und Marketing von Hettich Produkten in dem Teil Südostasiens, der in Vietnam beginnt und in Indonesien endet. Geographisch gesehen. Der bekommt an diesem Morgen also Besuch von zwei Männern, die sich für stehendes Wasser interessieren. Für stehendes Wasser deshalb, weil darin die Larven aufwachsen, die später zu Mücken und noch ein wenig später zu Denguefieberüberträgern werden. Wenn in Singapur ein Ziel ausgegeben wird, dann nicht, um lange darauf hin zu arbeiten. Sondern es sofort zu erreichen. Wieso erst die Krankheit bekämpfen? Oder etwas früher einzugreifen und die Tiere zu töten? Warum ihnen nicht gleich den Lebensraum entziehen, sie so auf Dauer ausrotten? In Singapur wird fortan stehendes Wasser verboten. Der Ort, an dem wir Klaus Wolter treffen, ist die Lobby So einfach ist das. Kein Eimer auf dem Balkon, nicht mal

des Luxushotels, das sich an den Flughafen in Singapur

eine Blumentopfunterschale, in der das Wasser stehen und

anschmiegt. Lauschige Musik, Bier und Erdnüsse stehen

damit Mücken angelockt werden könnten. Nun ist ein Ver- auf dem Tisch, das Licht ist gedämpft, nur entfernt ist das bot nur so gut wie seine Vollstreckung – und deshalb gehen

dumpfe Brummen der riesigen Jets zu hören, die von hier

die beiden Uniformierten hier von Tür zu Tür und schauen

aus in die Welt starten. Seit fünf Jahren ist das hier – also

nach, wie das so steht, mit dem stehenden Wasser.

der Flughafen, nicht die Lobby – Startpunkt für Klaus Wol-

Bei Klaus Wolter haben sie keines gefunden. Glück ge- ter, für erfolgreiche Arbeitstage. Ja, er sei viel unterwegs. habt, könnte man meinen. Aber Glück sieht für den Mann

Sehr viel sogar. Aber ist das ein Nachteil? Für ihn nicht. Als

aus der Möbelbeschlagindustrie eigentlich anders aus. Das

er gefragt wurde, über einen Headhunter, ob er sich das

hier, das Leben, das Arbeiten in Singapur, das sei doch

vorstellen könne, hier neu und vor allem durchzustarten,

schon Glück. Wer könne das schon? An so einem Ort leben?

da habe er keine Sekunde lang überlegen müssen. Koffer

Und arbeiten?

gepackt und weg.

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Was vielleicht daran liegt, dass sein gesamtes Leben eines

kommenden zehn Jahren seine Einwohnerzahl von heu-

ist, das nicht gerade durch Sesshaftigkeit geprägt war. Sei- te 5,3 auf 6,9 Millionen erhöhen. Wie und wo auch immer. ne Eltern leben heute in Südafrika, aufgewachsen ist er als

Fest steht aber: es wird gebaut. Nicht nur sprichwörtlich an

Sohn eines Entwicklungshelfers in vielen Ländern, kennt

jeder Ecke. Und wenn schon gebaut wird, sehr hoch, sehr

es von Kindesbeinen an, die Koffer erst aus-, dann wieder

schnell, dann werden auch Beschläge benötigt. So einfach

einzupacken. Vor der Stelle bei Hettich war er für andert- ist die Rechnung von einem, der einer der Ausländer ist, halb Jahre in Österreich tätig, aber bitte, was ist das Al- die die Regierung hier so gerne sieht. Solche, die diesen penland gegen Singapur? Wolter lässt keinen Zweifel daran, Aufschwung aktiv mitgestalten, die dafür sorgen, dass die dass hier nun sein Lebensmittelpunkt ist. Also fast. Denn er

Reichen hier gleich zwei Küchen bei sich im Appartement

hat auch noch ein zweites, ein deutsches Leben. Aber dazu

stehen haben. Eine zum Vorzeigen, vielleicht noch für den

später.

Absacker nach einem gelungenen Abend. Und eine, in der

Erst einmal bereist er im Wochenrhythmus all die Länder, die derzeit nur so boomen. Singapur will in den

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gekocht wird. Wenn das so ist, dann sollte da auch HettichTechnik drin sein, sagt Klaus Wolter. Und lässt keinen

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Wettbewerber ausmache. Auch der fliege hier natürlich hin und her. So wie Wolter das schon vor vielen Jahren als Key Account Manager gemacht hat; es war also nicht die komplette Fremde, in die er da geflogen sei, als er hier seinen Dienst begonnen hat. Verloren hat er bei all der Reiserei vor allem eins nicht: Die Begeisterung für das Produkt. Wenn man da so mit Klaus Wolter in der Lobby sitzt und Erdnüsse knuspert, dann denkt man unweigerlich daran, dass das hier eigentlich der perfekte Werbeträger für die HettichUnternehmensgruppe ist. Begeistert vom Produkt, begeistert vom Service, vom Einsatzort. Es hätte ihn nicht besser treffen können. Und irgendwie Hettich auch nicht. Denn wer zieht freiwillig und auf Dauer – „ich will hier nicht nur bis zur Rente arbeiten. Sondern auch den Ruhestand genießen“ – in ein Land, in dem das Zigarettenkippenwegschmeißen mit 500 Dollar bestraft wird? In dem Hitze und Luftfeuchtigkeit dafür sorgen, dass das Hemd am Köper klebt? Jetzt, spät abends? Dass es hier keine Kaugummis zu kaufen gibt, ist kein Märchen, viel erzählt und nicht wirklich schlimm. Dass die Lizenz für ein Auto teuerer ist als der Wagen selber? Erstaunt dann schon. Fast noch teurer ist das Wohnen. Wenn der Platz ein sehr begrenzter ist, dann wird Wohnraum begehrt. Und eben auch teuer. Mit dem Essen ist es wie mit den Geschäften. Wenn Du Dich lokal bewegst, bist Du auf der sicheren Seite. Soll Zweifel daran, dass das so ist. Dabei ist es mal die Küchen- heißen: Wenn Du günstig und gut essen gehen willst, dann technik, die ihn durch Asien fliegen lässt, dann wieder sind es Schiebetürbeschläge im Schlafzimmer, die ihn reisen las-

geh dahin, wo der Asiat speist. Neben Singapur, sind Indonesien und Vietnam fuer Het-

sen. Man könnte meinen, dass das doch nicht so schwer sei, tich wichtige Maerkte. Hier sind die Sitten ganz andere, jedafür zu sorgen, dass eine Tür auf und zu geht. Die Sache

des Land hat seine eigenen Ansprüche an den Gast, der auch

aber, da ist sich Wolter sicher, gestaltet sich doch deutlich

noch verkaufen will. Sicher, das Prädikat Made in Germany

schwieriger. Wie gut ist dieses Scharnier gedämpft, am bes- helfe auch hier. Vor allem, wenn es um Technisches geht. ten versteckt es sich unsichtbar in dem Möbelkorpus und

Aber Du musst schon ein wenig mehr mitbringen. Dabei

ist doch immer zur Stelle, wenn es gebraucht wird. Lautlos, sind die Voraussetzungen, ist der Markt sehr gut, echte, sicher schließend. Doch, auch ein Scharnier könne schön sein. Und man glaubt das Klaus Wolter sogar. So überzeugt

sprich konjunkturelle Ausreden gibt es eigentlich nicht. Was das eigene Verhalten angehe, gebe es einfache Re-

ist er von dem Produkt. Der Teufel liege halt, wie so oft, im

geln. Man solle einfach schauend durch die Welt gehen, das

Detail. Und das Detail sei es auch, das den Unterschied zum

reiche meist schon, sagt Wolter denen, die ihre Visiten-

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karte auf den Tisch hämmern und die des gegenüber un- und fliegen lieber selber in eine abenteuerliche Stadt wie gesehen in die Hosentasche stecken. So was sieht man hier

Singapur, als ihren Vater am Flughafen in Frankfurt ab-

nicht. Also nicht gerne und am liebsten gar nicht. Wenn

zuholen. Die Relationen verschieben sich halt. Wenn die

sich mein Gegenüber sehr förmlich benimmt, dann mache

Interzum in Köln ist, dann fliegt der 45-Jährige natürlich

ich das auch so. Wenn nicht, dann nicht. So einfach sind

rüber. Um sich vor Ort wieder mit denen zu treffen, die er

die Regeln, die sich Klaus Wolter selber aufgestellt hat. Und

sonst lokal betreut.

mit denen er bestens klarkommt in einer Welt, die aus vie-

Einmal im Jahr aber, fernab vom Beschlagabsatzmarkt

len Regeln zu bestehen scheint. Wer hier in den Bus steigt, und geschäftlichen Überlegungen, hält es Klaus Wolter den erwartet ein riesiges Register von alledem, was hier

nicht in dieser 32-Grad Metropole, in der er seine heutige,

nicht erlaubt ist. So ähnlich könne man sich das auch im

asiatische Ehefrau kennenlernte. Dann geht es rein in den

Geschäftsleben vorstellen. Unübersichtlich sei das aber in

Flieger und ab – man glaubt es nicht, hätte man es nicht

keinem Fall. Und, seinen wir ehrlich, sagt der Hettich-Ge- von ihm persönlich erzählt bekommen – zum Schützenschäftsführer, haben wir nicht auch in Ostwestfalen halb- fest nach Lingen. Hier ist Klaus Wolter Mitglied, seit Jahwegs vernünftige Verhaltensregeln, die es einzuhalten gibt. ren schon, aus vollem Herzen. Unvorstellbar, so ein Fest zu Und die von Geschäftspartnern auch eingehalten werden?

verpassen. Vor Jahren war er gar König, ist alle zwei Mo-

Es gibt also nicht viel, was er vermisst. Von der Hei- nate hin und her gejettet, um den majestätischen Pflichten mat? Wobei man, je länger man sich mit Klaus Wolter

nachkommen zu können. Da schüttelt er selber den Kopf,

unterhält, nicht mehr so genau weiß, wo eigentlich sei- als er das erzählt- über sich. Und die Liebe zur Schützenne Heimat genau liegt. Sicher, einmal im Monat geht er

kultur. Irgendwas muss man sich ja bewahren.

mit anderen Deutschen Golf spielen,

Er will also bleiben. Lange. Wenn

trifft sich zum Skat, um das nicht

es geht, dann ganz bis zum Ende.

auf- sondern eher überleben zu las-

Und von offizieller Seite spricht

sen, was irgendwie dann doch nach

nichts dagegen. Ist doch die Auf-

Deutsch und Tradition, nun, nicht

enthaltsgenehmigung an die Firma,

riecht, sondern duftet. Eintopf und

nicht an den Ausländer gekoppelt. So

Grünkohl kann sich Wolter hier,

lange Wolter hier für ein deutsches

wenn es ihn juckt, selber kochen.

Unternehmen arbeiten kann, ist er

Was fehlt, sind vielleicht die Jah-

hier herzlich willkommen. Ist er

reszeiten. Hier in Singapur gebe es

das nicht, hat er zwei Monate. Dann

ja nur heiß, mal mit, mal ohne Re-

werden wieder zwei Uniformierte

gen. Ist Weihnachten vielleicht ein Thema, etwas, das er

kommen. Die sich dann aber nicht um stehendes Wasser

vermisst? Ach. Es gibt hier jede Menge Hindus, viele Mos- und schlüpfende Insektenlarven. sondern um die Abreise lems. Jeder bringt seinen Feiertag mit und feiert ihn. Da

kümmern. Gebraucht wird hier der, der auch was schafft.

verliere man schnell den Überblick. Und feiere halt mit. So einfach ist das. Sprich: Kann an diesen Tagen keine Geschäfte machen. So

Einfach wird es irgendwann auch für Klaus Wolter, ei-

einfach sei das. Auch mit Weihnachten. Nach Hause, also

nen Pass in Singapur zu beantragen. Gleichzeitig müsste er

nach Deutschland, hätten ihn in den vergangenen Jahren

dann aber seinen jetzigen, den deutschen, abgeben. Das hat

seine beiden Kinder gezogen. Aber die sind längst größer

noch Zeit. Aber die wird kommen. Sicher.

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Auf. Und davon.

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Diese Zeilen hier schreiben wir in Süd­ afrika. Hinten plätschert glasklares Was­ ser über eine Steintreppe in den Naturpool, wir sitzen auf der Terrasse einer Lounge und lassen den knapp 30 Grad warmen Wind über unsere nackten Beine streichen. Und das im Dezember, besser gesagt am 3. Advent. So geht Weihnachten auf der anderen Welthalbkugel. Und lässt vor allem viel Raum, um sich nicht nur som­ merlichen Wind um die verschnupfte Nase wehen zu lassen, sondern die Gedanken zu beflügeln. Was, wenn daheim aus dem WirkönnendenSchneematschnichtmehr­ sehen wieder das wird, was wir Frühling nennen? Und sie hier in Südafrika nur müde belächeln.

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Was, wenn man dann man wirklich die Zeit nutzen würde? Ohne sich auf Online-Hotelportale verlassen, ohne sich nachts den Ehestreit im Hotelzimmer nebenan antun zu müssen. Warum sich nicht für den VW California entscheiden, das Hotelzimmer auf vier Rädern, die Luxusvariante

des irgendwie immer zu engen, klam- gewicht bekannte California stolze

des Zelturlaubs, unabhängig, selbst- men Schlafsacks schaut. Ganz zu

200 Stundenkilometer auf den Tacho

versorgend? VW Rolland, der VW

schweigen vom Sand, der sich wie von

bringt. Dabei ist es natürlich nicht so,

Händler unseres Vertrauens, weiß, wo

Geisterhand im Zelt verstreut hat und

dass man mit einem – ja, was eigent-

unser Nerv pocht, wann wir schwach

nun darauf wartet, sich nah, sehr nah

lich? – rasen sollte. Sondern reisen.

werden. Können wir uns, nun doch

anzuschmiegen.

Ist das ein Wohnmobil? Ein weiterge-

ein wenig in die Jahre gekommen und

Dann doch lieber etwas mehr Lu- dachter Mulitvan? Ein superb ausge-

nicht mehr im besten Rucksackurlau- xus. Etwas mehr Bequemlichkeit.

bauter Transporter? Oder die Luxus-

beralter, nicht mehr so wirklich gut

Genau die bietet der VW California. limousine für Outdoorfreaks? Er ist

vorstellen, wie die Sonne nachts das

Standesgemäß überließ uns also VW

Zelt auf Saunatemperaturen trimmt, Rolland aus Spenge das Prachtstück

wohl eher die Summe aus alledem. Ein Sprinter, ein Langstreckler, ein Nie-

während Stunden später die hartge- dieser Reihe, 150 kW sorgen dafür, nachhausefahrer. Einer, der den Wofrorene Nase aus dem einzigen Loch

dass auch der nicht gerade als Leicht- chenendtrip ebenso galant nimmt wie die Weltumrundung. Und das geht so: Der California fährt sich wie ein Multivan. Also wie ein ganz normales Auto. Nur schöner. Weil man höher sitzt, es im Cockpit das gibt, was man braucht. Und nicht das, was die Autobranche uns glauben macht, brauchen zu müssen. Jeder Knopf noch einer, der gekippt und getippt, nicht gestreichelt oder lange genug angeschaut werden möchte. Hinter jedem Knopf verbirgt sich genau eine Funktion, was dennoch nicht dazu führt, dass es im California-Cockpit so überladen wie in dem des Airbus A380 ausschaut.

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Soll auch heißen: Eingestiegen, losgefahren. Hinten im Kühlfach klirren ganz sacht wahlweise Champagner- oder Fritzcolaflaschen in der Geschmacksrichtung Herbe Zitrone. Ist das Ziel erreicht, fährt per Knopfdruck das Faltdach auf, entfachen die beiden Kochfelderflammen erst eine wohlige Wärme, erwärmen dann optimalerweise beschupptes Selbstgefangenes. Oben im Dachzelt liegt es sich dank eingebautem Lattenrost ganz wunderbar, wer nächtens lieber feste Wände um sich mag, der bleibt

Standheizung und macht sich keine

unten, klappt die Rücksitzbank hin

Gedanken mehr um die serienmäßige

fernung wieder eine Bedeutung, geht

und her und entfaltet so ein Bett, auf

Außentemperaturanzeige. Eins aber

es am besten gen Norden, da, wo es

dem es sich auch ganz wunderbar ein- steht nicht auf der Liste der Dinge, an

erlaubt ist, den Wagen für eine Nacht

schlummern lässt. Wer bei der, sagen

die man noch nie gedacht hat – und

wir mal nicht gerade als Sonderange- die einem nach dem Lesen nicht mehr bot durchgehenden Aufpreisliste wei- aus dem Kopf gehen wollen: Das hier,

erfahren, bekommt der Begriff Ent-

überall

hinzustellen.

Anzuhalten,

auszupacken, einzuschlafen. Jetzt, wo wir hier sitzen, gehen

ter unten immer noch keine wacke- das ist noch Reisen nach purster Art. wir gerade die nächste Geschäftsreise ligen Knie bekommen hat, greift zur

Natürlich kann man in der Business- durch. Es geht nach Sydney. 30 StunClass nach Johannesburg donnern, den, und das Ziel ist erreicht. sich einwickeln in weiche Wolle, den

Wir würden wohl 30 Wochen brau-

Sessel automatisch in die Liegepositi- chen, um mit dem VW California hier on surren lassen und leise vor sich hin

anzukommen. Aber die Eindrücke,

atmend nicht mehr mitbekommen, die wir auf der Reise gesammelt hätwie da gerade knappe 9.000 Kilometer

ten, säßen auch 30 Mal tiefer in uns.

zwischen Start und Ziel gebracht wer- Eingebrannt. Erlebt. Unauslöschlich. den. Mit dem VW California wird eine Strecke noch im wahrsten Wortsinne

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Auf. Und davon.

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Eine Frage der Etiketten 15_528-print-digital_RZ.indd 61

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Wasserflaschen stehen bereits auf dem Tisch, als Thomas Klinger etwas aus der anderen Ecke des Raumes holt. Eine Scooter-CD. Wir lassen uns überraschen. »Man macht sich das gar nicht bewusst, aber überall sind wir umgeben von Etiketten. Im Wesentlichen kann man Schmuck- und Informationsetiketten unterscheiden«, erklärt der Geschäftsführer der SRD Maschinenbau GmbH. An der Flasche zeigt er auf das durchaus schmückende Etikett. »Und hier auf der CD, der Barcode, das ist ein klassisches Informations­ etikett. Das ist in dem extrem breit gefächerten Bereich der Etikettiertechnik unser Hauptbetätigungsfeld.« Das darf man nicht falsch verstehen. Sie stellen hier keine Etiketten her, nein. Hier werden die Maschinen gefertigt, die Etiketten drucken, an die richtige Stelle kleben und so für einen reibungslosen Ablauf in der Logistik sorgen. Unter anderem. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig.

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Angefangen hat alles in der Garage seiner Großmutter, erzählt der Geschäftsführer von SRD. Sein Vater hatte zuvor schon für einen Hersteller von Etikettiermaschinen gearbeitet, sich dann aber selbstständig gemacht. Anfänglich hat er aus Amerika importierte Schleifmaschinen für Spiralbohrer verkauft, später selber hergestellt. Irgendwann ist er dann zurück zu seinen Wurzeln gegangen, zu den Etikettiermaschinen. Und es hat sich gelohnt. 30 Mitarbeiter beschäftigt SRD heute, das Unternehmen läuft gut. „Wir haben starke konstruktive Abteilungen, dementsprechend suchen wir uns auch die Aufträge“. Sonderlösungen sind das Stichwort. Wer sich an die Engeraner wendet, bekommt passgenau das, was er braucht. Von Etikettiermaschinen, die einfach nur fortlaufende Seriennummern auf das Produkt kleben, bis zu solchen, die auf einem RFID-Chip den Inhalt einer ganzen Palette speichern. Wir stehen in der großen Produktionshalle, genauer gesagt in der Vorführ- und Versuchsecke, an dem Ort, an dem die Spezialanfertigungen den Anfang nehmen. Dort fährt ein Maschinenarm um die Palette herum, um die Etiketten auf verschiedene Seiten kleben zu können. An anderer Stelle werden Bierkästen an den Längsseiten beklebt, gedreht und, ja, würden an der Querseite beklebt werden. Aber es wäre nicht die Versuchsecke, wenn schon alles fertig wäre. Thomas Klinger arbeitet seit 1990 im Betrieb. Nicht nur, aber auch, weil man ja durch den V ­ ater

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automatisch ein wenig in das Geschäft hineinwächst, wie er sagt. Nach der 12. Klasse hat er eine Ausbildung im Maschinenbau gemacht, danach überlegt, ein Studium dranzuhängen, sich aber dann doch für den direkten Weg in die Praxis entschieden. Und er hat seinen Platz gefunden. In der Projektierung, dem Vertrieb und der Konzeptentwicklung. „Jeden Tag etwas anderes zu machen, ständig neue Leute kennenzulernen, das gefällt mir.“ Und neue Menschen muss er auch kennenlernen, zwangsläufig. Wer erst einmal eine Etikettiermaschine hat, meldet sich oft jahrelang nicht mehr. Warum auch, solange alles funktioniert. Schicksal, wenn man solide, langlebige Maschinen herstellt. Deshalb müssen ständig neue Kunden akquiriert werden, Werbung ist wichtig in diesem Geschäft. Neben Messeauftritten ist in den letzten Jahren das Web der zentrale Ort dafür geworden, wie Thomas Klinger betont. Früher hat SRD in gedruckten Branchenführern geworben, später in deren Onlineversionen. „Irgendwann haben wir Werbung bei Google ausprobiert. Und seitdem im Monat dreimal höhere Zugriffszahlen auf unsere Website als vorher in einem Jahr.“ Digital schlägt analog, für ihn ganz klar.

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Auch die Drucker in den Etikettiermaschinen, die die Etiketten mit individuellen Informationen versehen, sind digital. Die werden bei SRD zugekauft. „Das Rad ist bereits erfunden, es lohnt sich einfach nicht, eigene Systeme zu entwickeln. Außerdem haben unsere Kunden oft Vorlieben für bestimmte Drucker, oder bestehende EDV-Integrationen. Da ist es gut, alle Hersteller anbieten zu können.“ Vor allem zwei Druckverfahren kommen

»Bei Sonderanfertigungen müssen wir für jede Maschine, die unsere Halle verlässt, einen erheblichen Dokumentationsaufwand betreiben, eine Gefahrenanalyse erstellen, die Maschinenrichtlinie abarbeiten, Dokumentationen und Ersatzteillisten erstellen. Da ist ein Ingenieur schon mal einige Tage mit beschäftigt – Aufwand, der da ist, den man aber oftmals nicht sieht.« nicht die Welt.“ Und man spart sich später auf-

zum Einsatz: Thermodruck und Thermotrans- wändigeres Umrüsten, wenn man doch einmal ferdruck. Beide funktionieren grundsätzlich gleich. Ein Druckkopf mit mikroskopisch klei-

das Druckverfahren ändern möchte. Die Kosten sind sowieso ein Punkt für sich.

nen Heizdrähten überträgt durch punktuelle „Häufig werde ich gefragt: Warum ist das denn Hitzeerzeugung das gewünschte Druckbild auf

so teuer? Das ist auch oft nicht auf den ersten

das Material - ohne einen mechanischen An- Blick zu erkennen, aber bei Sonderanfertigunschlag oder Andruck, wie bei anderen Druck- gen müssen wir für jede Maschine, die unsere verfahren. Der Unterschied? Bei ersterem wird

Halle verlässt, einen erheblichen Dokumenta-

direkt auf temperaturempfindliches Material

tionsaufwand betreiben: eine Gefahrenanalyse

gedruckt, das sich durch die Wärme verfärbt. erstellen, die Maschinenrichtlinie abarbeiten, Bei letzterem wird eine mit Farbe beschichte- Dokumentationen und Ersatzteillisten erstellen. te Folie erhitzt, die Farbe schmilzt und wird

Damit ist ein Ingenieur schon mal einige Tage mit

auf das Material übertragen. Vorteil: Man kann

beschäftigt - Aufwand, der da ist, den man aber

fast jedes Material bedrucken, außerdem ist die

oftmals nicht sieht.“

Druckqualität höher und haltbarer. Der Nach-

Es ist häufig der bürokratische Aufwand, der

teil: Man muss zwei Rollen wechseln statt nur

die Kosten in die Höhe treibt. Der ist den Kunden

einer, Etiketten und Thermotransferfolie. Unter

aber nicht so leicht zu erklären, anders als tech-

Produktionsbedingungen ein erhöhter Aufwand. nische Weiterentwicklungen. Vor allem auf elek„Die meisten unserer Etikettiermaschinen be- tronischer Seite hat sich viel getan in den letz-

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herrschen beide Verfahren. Das kostet zwar ein

ten Jahren. Touchpanels, Fernwartbarkeit und

paar hundert Euro mehr, aber verglichen mit

einfache Softwareupdates gehören längst zum

den Anschaffungskosten von durchschnittlich

Standard. Aber was heißt schon Standard, wenn

15.000 Euro für die gesamte Maschine ist das

jede Maschine eine Spezialanfertigung ist.

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. umen? Tun die meis n trä ten o v . Da

eu mt äu tr Ge

Von den wenigen? Sind wir Da s zwei. Wir gehen auf Weltreise. Einfach auf, davon, weg, weit weg. Fliegen um den Erdball, besuchen die, die mal bei uns gelebt, dann aufgebrochen sind. Die besten Geschichten? Erlebt man während einer langen Reise. Dann, wenn man sich nicht vom Marco Polo Reiseführer leiten lässt, sondern lokale Kontakte nicht erst knüpft, sondern gleich auf diese vertrauen kann. Wir sind also auf Ihre Hilfe angewiesen. Darauf, dass Sie uns die nennen, die für Sie irgendwo auf dem Erdball arbeiten. Die, die ihr HomeOffice viele tausend Kilometer entfernt aufgeschlagen haben, die am anderen Ende der Welt verkaufen oder produzieren, entdecken oder führen. Her mit den Kontaktadressen von denen, die sich vorstellen können, uns ganz kurz aufzunehmen, uns ihr Land, ihren Standort, ihr Leben vorzustellen. Wir sorgen dafür, dass die Reisefachfrau am Ende bei der Zusammenstellung der Reise dann doch nicht verzweifelt, sondern wir uns aufmachen können in die Welt, um die Welt. Begleitet natürlich von einem Webblog, all die Erlebnisse zusammengefasst in unserem kommenden Magazin.

ms r n? Nu etze

die wenigsten.

de

Die Ausgabe „unterwegs“ erscheint im Mai.

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Die Methode, mit der wir all die Geschichten zusammentra-

wurden. Tobias Heyer, Stephan Sand und C ­ armen

gen, die Sie eben gerade gelesen haben, ist eine

Wolf machten sich auf, um die zu besuchen, die

altehrwürdige. Die Kladde mit schwarzem Leder

keine versteckte Anzeigenanfrage witterten, son-

ummantelt, die naturweißen Blätter mittels Tex-

dern frei Auskunft gaben. Florian Jorzick hielt

tilbandbindung zusammengehalten. In der Hand

in der Bünder Agentur, die gerade ihren zweiten

den Kugelschreiber, vor dem Augen die digitale (!)

Standort in Bielefelds Altstadt eröffnete, die gra-

Spiegelreflexkamera, so begab sich bislang Tobias

fischen Fäden zusammen, ehe am Ende Michael

Heyer alleine auf den Weg hin zu noch nicht er-

Stüker dafür sorgte, dass die Printvorlage auch

zählten Geschichten, die irgendwo im Kreisgebiet

den Weg in Appstore und zu Googleplay erfolg-

ein Schattendasein führten.

reich nahm.

Heute, knappe vier Jahre nach dem ersten

Am Ende ist auch diese 15. Ausgabe unseres

52 8 Magazin, hat sich hieran nur wenig geändert.

52 8 Magazins das, was sie von Anfang an war.

Allerdings ist die Produktion längst keine One-

Ein Projekt, das seinen eigenen Regeln folgt. Hier

Man-Show mehr. So, wie die HOCH5 Gruppe, die

geht es um die gute alte Reportage, um das Erzäh-

dieses Magazin produziert und herausgibt, wächst,

len, ohne den Taschenrechner im Blick behalten

ist auch die Anzahl derer, die hierfür aufschreiben

zu müssen. Die Wirtschaftsinitiative des Kreises

und abfragen, aufnehmen und gestalten, organi-

Herford steht nicht nur beratend zur Seite, son-

sieren, abhaken, stetig gestiegen.

dern versorgt auch ihre Mitglieder mit diesen Ma-

Heute kümmert sich Anne Lüneburg um die Termine, findet die, die bislang nicht gefunden

gazinen, die es an keinem Kiosk, lange nicht als Postwurfsendung gibt.

Das hier, das ist und bleibt unser Magazin. Nur jetzt gerade, da ist es Ihres. Wir teilen gerne. Vor allem Freude.

Impressum Herausgeber:

Konzept, Redaktion, Art Direction,

hoch5 Verlags GmbH & Co. KG

alle Fotos und Texte:

Borriesstraße 11 | 32257 Bünde | www.hoch5.com

hoch5 GmbH & Co. KG, Bünde

in Kooperation mit Initiative Wirtschaftsstandort

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Kreis Herford e.V. und widufix – aktiv für Unternehmen im Kreis Herford

Das 52 8 Magazin kann man abonnieren. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.

V.i.S.d.P.: Tobias Heyer

15_528-print-digital_RZ.indd 70

Diese richten Sie am besten an: info@hoch5.com

13.01.14 12:22



*Digital oder analog, das ist hier die Frage.


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