G RU SS AN DIE SONNE
03/2013
NK O S T ES LO
36
ZWEI LINKS, ZWEI RECHTS, NICHTS FALLENLASSEN. 38
ANGEKOMMEN
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IN DER WEIBLICHKEIT
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OHNE POPCORN
ER STROMT SO DAHIN. 22 MIT STROM. UNTER STROM. GEGEN DEN STROM.
BESWINGT INS ABSEITS 34
Die Liebe zur Musik
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ist greifbar.
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Sie besteht aus
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Polyvinylchlorid.
BESTER RAT IST BILLIG. BEI UNS SOGAR UMSONST. 26
RAD GEGEN RAD, SCHLÄGER GEGEN SCHLÄGER, MANN GEGEN MANN.
Aromen von frischem Tabak. Und Süßholz. Rassig. Oder fruchtig mit schwarzer Johannisbeere? Eine der besten Kaffeeröstereien Europas. Gibt es hier – neben der Dorfkapelle. 18
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Visionen – atmosphären der Veränderung 25.5. bis 8.9.2013
Wir sind doch nicht bei der Hitparade. Wir pfeifen auf die Nummerierung. Das hier, das ist unsere neue Ausgabe, das aktuelle Blatt. Alles andere: Geschichte. Wenn auch eine schรถne. Aber gut und schรถn? Ist irgendwie ein bisschen beliebig, oder? Und nicht das, was uns antreibt. Das hier? Das sind wir.
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WAS SUCHEN WIR EIGENTLICH? EINEN MANN, DER NACH EINER FRAU AUSSIEHT? ODER EINE FRAU MIT MÄNNLICHEN ZÜGEN? Wir, der Micha und ich, stehen in der Bahnhofshalle von
scher voran. Kein Wunder, dass sie heute locker auf den
Osnabrück und wissen nicht so recht, auf wen wir denn
hohen Schühchen läuft, 1,90m erreicht sie damit locker,
so unseren Blick werfen sollen. Verabredet sind wir mit
vor allem aber verleihen sie ihr innere Größe. Wer will
Elina, 21 Jahre alt, vor neun Monaten geschlechtlich noch
dir etwas, wenn du aussiehst wie eine Frau, du dich be-
Eduard und komplett männlich, jetzt, Ende Februar, Elina,
nimmst wie eine Frau? Jede Geste von Elina ist so, als sei
so weit wie medizinisch möglich weiblich.
sie stundenlang einstudiert, auf Weiblichkeit getrimmt,
Als wir sie dann erblicken, haben wir nur Elina gefunden.
abgeguckt und verinnerlicht. Dabei muss sie ja eigentlich
Die Beine dünn, sehr dünn, die Figur mit 1,81m sehr groß
nichts mehr abschauen, ist sie doch medizinisch, recht-
und doch für eine Frau wohlproportioniert. Wir schlen-
lich das, was eine Frau ausmacht. Sie rückt ein wenig nä-
dern ein paar Meter durch Kälte, der Gang, jede Geste
her ran im Café, jeder muss am Ende dann doch nicht am
weiblich. Ja sicher, diesen skeptischen Blick, den kenne
Nachbartisch mithören, wenn sie erzählt, wie das so ist,
sie, so schauten sie alle an, die ihre Geschichte kennen
mit der OP, dem Leben, dem Sex. Aber erzählen tut sie es
würden. Und das sind nicht wenige, trägt sie doch, wie
dann doch. Wie sie erst den Namen ändern ließ und dafür
man so sagt, ihr Herz auf der Zunge. Oder besser noch
schon zwei Gutachten mitbringen musste, sich seelisch
zwischen den geschwungenen, geschminkten Lippen.
entblättern musste, damit aus Eduard Elina werden konn-
Rein ins nächste Café, haben Sie Chai-Latte? Nein? Dann
te. Elina deshalb, weil der erste Buchstabe dann doch
nen normalen Cappuccino, man kann halt nicht alles er-
zeigen sollte, dass ein kleines Bisschen von Eduard doch
warten von einer Welt, die manches Mal nicht bereit zu
übrig geblieben ist. Dabei war schon Eduard kein ganzer
sein scheint für eine wie Elina. 21 Jahre ist sie gerade
Kerl, also von innen gesehen. In den Stimmbruch ist er
mal alt, in sich aber trug sie den Wunsch, vom Mann zur
nie gekommen, Bartwuchs war Fehlanzeige und auch die
Frau zu werden schon mit fünf Jahren. Zwei Jahre spä-
Beine blieben ungewöhnlich dünn, die Hände feingliedrig.
ter dann das, was sie ihren ersten Hilfeschrei nennt.Im
Auch der Hormontest zeigte: Hier wächst jemand heran,
Zeltlager verwandelte sie sich, performte einen Song der
der irgendwie sexuell zwischen Baum und Borke hockt.
No Angels. Schminke, Frauenklamotten, vor allem aber
Ihre Eltern, ihre Geschwister dachten damals, dass sich
pures Wohlfühlen in einer Maskerade, die dann eben doch
Eduard wohl zu Männern hinziehen lassen würde. Eine
mehr ist als nur eine kleine Verwandlung. Später ist sie
Transsexuelle aber? „Hat selbst ihre Phantasie überfor-
in den heimischen Keller runtergestiegen, hat sich dünne
dert“, sagt Elina und kann heute darüber lachen. Nach
Kunststoffrohre und Holzquader mit Kreppband unter die
ihrem Coming out brauchte sie dann erst einmal die An-
nackten Füße geklebt und so das erste Mal auf Highheels,
onymität, die Abgeschiedenheit, das Alleinsein mit sich.
wenn auch selbstgemacht, gestanden. Erst hat es ordent-
Wer in Osnabrück lebt, für den ist Bielefeld zwar nicht
lich gewackelt, dann ging es vorsichtig, dann immer for-
die große weite Welt, zum Abtauchen aber reicht die
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ALS ER DIE
BÄCKEREI BETRAT
WUSSTE SIE BESCHEID. ER WÜRDE
ES WIEDER TUN.
WIE SCHON GESTERN. Tief in seine Augen blickend
reichte sie ihm das geschnittene Brot. Ab sofort können Sie scheibenweise wählen: Aus 1, 2, 3, 4, 5, 6 ... ganz vielen Lieblingssorten. Jeden Tag haben wir
die frischen Stangenbrote in großer Auswahl für Sie da. Ob am Stück oder geschnitten - gerne auch im bunten Mix.
Stadt allemal. Also auf nach Bielefeld, auf in ein
empfinden werde“, sagt Elina und wirkt rund-
Leben ohne die Ausbildung zur Friseurin, ohne
um zufrieden und das Resultat kann sich sehen
fragende Blicke, ohne zu Antworten gedrängt zu
lassen. Es gebe auch schon einen Mann, gut, ein
werden, die sie eigentlich nicht geben will.
Freund sei er vielleicht noch nicht, aber es sei im
Was dann folgt ist das Vorbereiten auf etwas,
Entstehen, könne etwas werden. Ob es irgend-
auf das man sich eigentlich gar nicht vorbereiten
wann mal einen Zeitpunkt in ihrem Leben gege-
kann. „Oder wie soll man wissen, wie sich das
ben habe, an dem sie sich wie ein Mann gefühlt
anfühlt, wenn da zwischen den Beinen plötzlich
habe, wollen wir noch wissen. Nein, eigentlich
nicht nichts, sondern etwas ganz anderes, ganz
nicht, so die schnelle Antwort. Als kleines Kind
Wunderbares ist“, sagt Elina, legt die Hände mit
ist sie geritten, gerne hätte sie auch Ballett ge-
den rosa lackierten Fingernägeln um die Cappuc-
tanzt. Ein Mädchen habe sie mal geküsst, aber
cino-Tasse und schaut neugierig zwischen ihren
gut angefühlt habe sich das irgendwie nicht. So
Zuhörern hin und her. Was dann kommt, lässt nur
wie das ganze Leben nicht, alles sei irgendwie
noch staunen. Nach Krefeld in eine Spezialklinik
unpassend im wahrsten Sinne des Wortes ge-
ist sie gefahren, hat sich von einer Spezialistin
wesen.
umoperieren lassen und aus dem hormonell
Nach der Operation ist sie kurz zurück nach Bie-
entstandenen Brustumfang (Körbchengröße A)
lefeld, dann wieder nach Osnabrück gezogen.
dann doch besser B machen lassen, man solle ja
Die Lehre ist beendet, die Arbeit als Friseurin
sehen, wer da vor einem im unnachahmlichen
ruft, der Wunsch, als Model arbeiten zu können,
Stil hertrippelt. Dabei solle man sich das nicht
längst nicht ausgeträumt. Auf der Modenschau
so vorstellen, als sei sofort alles ganz wunderbar.
der FH für Gestaltung ist sie im Sommer schon
„Als der Verband zum ersten Mal abgenommen
über den Catwalk gelaufen. Hat die hohen Schu-
wurde, als alles geschwollen und blau war, da
he so voreinandergesetzt, als wäre sie nie auf
musste ich mich erst an den Anblick gewöhnen.
etwas anderem gelaufen. ///
Aber ich war angekommen, da war ich mir zu diesem Zeitpunkt schon sehr sicher“, wusste
Sie interessiert das Thema. Sie wollen mehr erfahren?
Elina schon damals. Und der Sex? Werde immer
Dann nehmen Sie doch einfach Kontakt zu Elina auf.
besser. Auch wenn „ich wohl nie wie eine Frau
Einfach bei uns melden und wir geben die Kontaktdaten gerne weiter.
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l. Labe l y Vi n hder l e , wä f t e a l h e n Bi range dem f , e e g ende t n s t a s a l a s nP n. P alle pitä arte wie a ür in , l w K T a r i r e e m e t b i on tre an d sind nlt sch Mits och h n n Wi r ä l , Bu e s z e d e r i g t e e e eh pi eb sch n im S sein So st Piet . u f r a u e r latte a F P r m i t e t m w ng tezi . Sta rend es e Me War a x is d r e de d j p m i n t t z u e z r s e t je Fr h na wei es hier r auf n Za n a e rein e t w l g n z a i e i r e d l de ch Un ic us ämli uch. er e n d Fo a b t n a n s i u Ist te te arte Plat alle. ie w r n D e ä . t m api rum . en im ks . K g c a tsch o e S r i . t l P s e t Po ag Lab so. S o c kt r h t c s Po r ni h ga c i l t gen
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, machen e Platte in e ir b b e r nd w a elbst s „Wenn s h c u a zen wir dann sit ler!“ phauttenspie ert zu Kny vorm Pla d von Gisb
m Lie nen ist. s mit eine e erschie Los ging e itän Platt p a K r e erst b nicht ü e hat das sen, das r Problem e h ic tl ch Vinyl-Lat. Wegen re es reinen in Noch nich e e e Id r die gibt lappt. Abe , seitdem später gek Ma i 2 0 0 9 im r a w s a ründern: eboren. D den drei G bels war g ch a n t n enan sie n Platte, b ihre Bank es Kapitä Oder wie . n e ch n n und Tanja ch und Tä tschmann Karl, Piets ie P n ia st hri ämGeweke, C n kostet n kennt: Karl szubringe u ra e tt la ierabend, en. Eine P nderen Fe a Schramm r e d o n ine nst nur den e ch wenn so lich nicht ld. Und au e G e g n ta nnert, ge uch eine S ründer eri g sondern a n e m ir F lle . traditione em Kredit wenig an ch mit ein is ss la k z d sie gan startet sin
en und tten press la P ie d n ma die drei. Wo d wie man n lässt un e ck ru d r mt? Lernt die Cove den bekom ä L 30 Jahre ie . d n in o n ch Musik dan an sich s macht. ung aus, kennt m ß rü g e n man es B n e ie w d , t n ll a m ersten fä m d en mt seit de o da s im w , rn Entsprech e ja b t ü iß b e u we sgriff, Den Vertri zustößt, „D Ein Glück äter einals Karl da Records. sp s o a rg a tw C e eie Release einfach g “ Tanne, d ie haben e und D si d t. Bier steht. g n si sa eßlich il sie Pietsch ieso. Schli sollen. We s wie trifft, sow s machen iratet. Da a e d rh e e si v b n o fragt, iben. Wie it 10 Jahre uch vertre mmena sa Pietsch se ja u f Z e ie n d o rum komdie CDs v lleicht, wa a dran zu erklärt vie tlich ist, d eicht liegt n ll e ie ig V e . s rt e ie r n schwe ehört. ut funktio g. Karl t später g arbeit so g en sie ers eitsteilun b rb a h A , r fangs n e e d m ch an e man an hält den es aber au werk hatt ch ss ts re ie P P f: , m e e h Mit d be Ablau es Grafisc . Der gro b, und ck e macht all ri lü G rt e l V ie v und ssung nicht so it Bands ie Testpre g Kontakt m ken, auf d chhaltun u ic B h sc m n. u in h k ch Musi u hinhöre mmert si ganz gena n Tanne kü n a d d n n. arten u es noch iche Frage , muss all Mit w und rechtl n haben? ser stören e ck g a n i n fa K e n g Wen en. Bei dre i also an acht werd m n Release Wie die dre e g te e rs e rn o m zu die mal von v d Logo. Bis so heißen is Namen un nf Kutter, edauert. B fü g r n h te Ja tte, rs in la e der pitän P n noch e en bei Ka von der g hat es dan g n u in h rn ic o tl n M eröffen in neues ing Golde die V aben sie e i h re d m e e zu Mourn d ll it a e .S std ef. Weil war das so ch der Te chen Ban önnen na er Band k d schwedis e d n si u il e rk W en. o geben. Presswe Band lieb irekt ihr G ben. d a h s n n Musik der e te b is e e m Spegeschri pressung ine Mail ommt von waren. er Cover k einfach e rt d te ck is e ru g D e r b ncover. Auch de die sofort nur Platte n inem e e i ch e Und weil a b m rg u Die Hamb tsch zialisten. an sich in , fügt Pie chen und erbeutel“ Also hat m g ro u sp sa e b b u s lle nd Sta etroffen, a l Ar- „U Konzert g . t. Wie vie ch a m e end hinzu g Arbeit r lach e d r e in e sich an die te noch k ird? Wuss beit das w
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el? . e ne R eg n gefällt Die gold was alle r, u st die n . d teborg Fa t wir ON aus Gö Gemach hwevon SONS
nd sc Debut-EP n Bands si Zuletzt die ffentlichte rö e v keiner 7 1 r o r bishe a war n ch d t, k e ir Hälfte de d ten t es nicht er Gitarris Land lieg en. Einer d b e disch. Am rg e ch k einfa . Die Musi as hat sich f gespielt e n o v d der drei. „D n t erst der Liveba agt.“ Es is ON hat in ir sie gefr w von SONS n e b a n h also erschiene nnig gut, auf Vinyl ch li ß ist wahnsi e li Platas aussch ldern auf Release, d den Bielefe i das vierte e b ss s a d t so, ibt. Mit CD ist es meis s auf CD g it re e b ist. Sonst rs oande ns im n späteste t, was es w s sieht ma a te erschein D . , so t h r nic tzt Pietsch s hier abe tten schä la P 0 0 hat man e .0 2 em r: Auf 1 ird trotzd ngszimme Eine CD w t. Behandlu m im n e in de e pitän Platt zwei Wän re. Die Ka e d n was hier so e b t man e ganz einen. Ein m, da mach em Mediu bald ersch in e f u a s and on. Alle B Compilati ahme. sn l eine Au schon ma
ef . Labelch enberuf r im Neb ie h n el nämlich a b a L m m ist an mit de
ival latte-Fest Kapitän P e d ra e g t m , da n n o nich Wenn als 13 im Foru 0 2 r e b m e nende m 2. Nov m Woche ist, wie a d Tanne a n u ch ts rl, Pie merieren sitzen Ka r und num e m im z e n den n im Wart en, drücke zusamme in die Hüll e si n e ck n, ste e los. Vom die Platte schicken si d n u f u ra guter pel fest d e Freunde Labelstem bel an all a -L ck ro Post Nicht-nur/ Musik. //
nm s-minus ienen kan Geld verd so bei plu ir w d n si e auch ittlerweil ht es uns nicht. „M darum ge r e b „A . sich eine t Pietsch null“, sag zu. Wenn in h ig il e gen , fügt Karl dann brin gar nicht“ ufen will, a rk e v t h gar nic Die Musik Platte so dem raus. tz o tr d n a . Was ste der B ein Hobby sie die näch Es ist halt . in se it u ch g n. Plus-m muss einfa rücklehne u z ch si e läuft t, dass si Marketing nicht heiß rden. Das e w n e lt es a ill geh ndise gibt nus null w n Mercha e h sc is b . Handbook, ein er Auflage über Face itiert. 600 m li d on si inyls anderes C und die V 100? Ein n te rs e ie ks. Für rt. Und d te Gimmic nummerie r beigeleg e d o l y an in es V n, muss m ver, farbig bekomme u z ie d gibt es, ler. Um nnenten die Samm 0, 25 Abo 2 . n i. e ll e rbest ack der dre schon vo n Geschm te u g n e d leichen uen auf r mit der g die vertra tte, imme la P e d je n me Die bekom Nummer.
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„Können w ir
nicht eine Platte verl osen?“ fra gt in die Rund e, bevor w ir aurech Kein Veto der beiden en. anderen. A lso wird es macht. We r uns sagen gekann, aus w die Band S elchem La nd ONSON ko mmt, hat d ie Chance eine EP de auf r Schwede n. Noch ein Norwegen kleiner Tip ist falsch. p: Ihr wollt d ie Platte? Schickt un s Eure Antw über www ort .facebook .com/hoch fuenfmag azin Tanne noch
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FÜNF KINOS GIBT ES IN BIELEFELD. ZWEI GROSSE, ZWEI KLEINE, EIN GUTES.
Naja, ganz so drastisch darf man es vielleicht nicht ausdrücken, aber ein wenig ist es dann doch so. Zumindest ist das eine, das gute ganz anders als all die anderen. 63 Plätze verbergen sich hinter der Backsteinmauer, keine Popcornmaschine lässt hier Klebrig-Süßes aus Maiskörnern aufploppen, Sitzplatzreservierungen,
Spätvorstellungen, alles Fehlanzeige. Das, was früher unter dem Namen Lichtwerk lief, ist heute das Werk einer kleinen Cineastengruppe, die sich, ganz demokratisch, einfach zusammensetzt und dann diskutiert. Bespricht, was denn unter ein Thema zu fassen sei, was man alles zeigen könne, was es noch auf 35 Millimeter, meinetwegen auch auf 16 Millimeter, aber bitte nicht auf DVD gibt. Augenblicke lautet das Thema im März. Aber was sich dahinter verbirgt, wie sich Filme finden lassen, die dem eigenen Anspruch genügen, nicht anderswo schon rauf und runter gespielt werden, ist alles andere als einfach. Gesucht werden Filme aus den letzten Jahren, die irgendwie untergegangen sind, und das zu Unrecht. Natürlich wissen sie hier, dass sich die Plätze auch einfacher füllen ließen. Einfach eine Aliens-Nacht einläuten und schon drängten sich die Kenner vor der schweren Tür, würden versuchen, als erste einige der wenigen Plätze zu ergattern. Aber leicht machen können es sich ruhig die anderen, so einfach soll es dann noch nicht sein, Programm für ein Programmkino zu machen, das den ansprechen will, der Vertrauen hat. Es sind immer eine Menge Stammgäste, die herkommen. Die gar nicht so sehr auf die Filmerläuterung schauen, sondern eher das sind, was man wohl Abo-Kunden nennen darf. Sie kommen eh her, jeden Freitag, immer um 20 Uhr und lassen sich überraschen. Stammgäste also, die längst wissen, dass ein guter Film nun mal nicht in drei Sätzen zu erklären ist. Und die Qualität eines Kinoabends sich nicht am Bekanntschaftsgrad der Schauspieler ablesen lässt.
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Dabei wird es immer schwerer, Verleiher zu finden, die überhaupt noch 35-Millimeter-Filme anbieten. Und dann noch zu einem akzeptablen Preis auf die Reise nach Bielefeld schicken. Denn Geld verdienen, also so richtig, lässt sich mit diesen Filmen, mit den wenigen Sitzplätzen nur sehr eingeschränkt. Dabei schreiben sie hier eine wenn auch kleine schwarze Zahl, können sich also auch einmal leisten, Filme zu bestellen, die vielleicht keine Kassenschlager werden, die im Verleih doch ein wenig teurer sind. Und doch zeigen: Kino ist mehr als Blockbuster. Kein Wunder also, dass sie die großformatigen Rollen, die hier angeliefert werden, nicht als Ware, sondern als echte Schätzchen bezeichnen. Behutsam wird mit ihnen umgegangen, vorsichtig werden sie eingefädelt in die monströs wirkenden Vorführmaschinen, die in die Jahre und doch nicht aus der Mode gekommen sind. Denn während der Laie sich im Technik-Supermarkt für 3D-Technik und Blu-Ray begeistern lässt, sitzen hier noch die, die wissen, dass ein gutes Korn zum Film dazugehört, dass es ruhig zu Beginn und beim Abspann ein wenig ruckeln darf – Atmosphäre ist dann doch alles und auch mit
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ausgefeiltester Technik nur selten zu erreichen.
Unabhängigkeit ist, was die Macher hier charak-
Man wäre gerne mal dabei, wenn die, die ent-
terisiert. Gegenüber der Filmindustrie, gegenüber
scheiden, zusammensitzen und entscheiden.
denen, die cineastisches Einerlei zum Blockbuster
Früher ging vieles via Internet, heute aber tref-
erklären. Okay, auf den ersten Blick wirkt all das
fen sie sich auch gerne hier im Kino und diskutie-
ein wenig linkslastig und alternativ. Aber ist das
ren. Schreiben auf und streichen weg, nehmen
nicht immer noch besser als kommerziell und wind-
auf und lehnen ab. Es sei halt ein demokratischer
schnittig?
Prozess, einer, der durch seine Intensität erklärt,
Wie lange es die 35-Millimeter-Filme und die Rech-
dass die Anzahl derer, die hier mitmachen kön-
te an ihnen noch geben wird, ist ungewiss. Und
nen, nicht unendlich ist. Zwölf gilt als Obergren-
ganz tief in sich drin denken sie vielleicht schon
ze, mehr sind nicht verkraftbar, am Ende wäre
drüber nach, dass irgendwann auch sie eine DVD,
keine wirkliche Meinungsbildung mehr möglich,
eine Blu-Ray in den Schlitz schieben werden. Zu
bestünde das Programm letztlich nur aus Kom-
ertragen ist dieser Zustand erst einmal nicht. Nicht
promissen. Dann doch lieber in kleiner Runde
mal in Gedanken. Und wer weiß, vielleicht gibt es
diskutieren, vorstellen, abwägen, abnicken.
ja dann doch noch mehrere, für die das Rattern
Wenn dann noch der Regisseur, so wie gerade
des Vorführgerätes, das Auf- und Abspulen mit
Peter Sempel herkommt und den Film selber vor-
dazugehört.
stellt, dann stehen die Macher des Off-Kinos daneben und wissen, dass sie alles richtig gemacht haben. Dass guter Geschmack dann eben doch nicht immer einsam macht. Und es lohnt, sich einzusetzen für etwas, dass sie immer noch ein Hobby nennen. Eines, das sich eben nicht über Erlebniswelt und Popcorneimergröße beschreiben lässt. Sondern einfach über den Film.
ZU EINEM KINOERLEBNIS, DAS FRÜHER SELBST VERSTÄNDLICH WAR. UND HEUTE AUSSER GEWÖHNLICH IST. UND GUT.
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NIE MEHR ZU SPÄT
Deine Freu
ndin schreit sich auf dein die Seele au er Mailbox s dem Leib, weil sie mal wieder von dir sitzen ge lassen wurd e? Auf dem Bürgeramt erlöschen di e Lichter, so bald du auch Nähe komm nur in die st? Und der Busfahrer le mäßig sein gt regelbösartigstes Lächeln auf, die Tür vor w enn er deiner Nase schließt? D u Problem. Dei hast ein ne Mitmensc hen hassen Zuspätkom dich. Für de men. Aber es in ständige s gibt eine Lö geholfen. A sung. Eine U ber nein, di h r. Ja , di e hat bisher au ese Uhr ist an ch nicht ders. Ein Ta Botschaft: ttoo. Ohne U You are late ! Damit du au hrzeit, nur m it einer ch Noch schne ja nicht auf ll einen Kaff die Idee kom ee? Nein. Du m st , zu trödeln. hast Wichtig zu werden. eres zu tun www.tatt . Es wird Ze ly.com • ca it, geliebt . 1 5$
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ut genug er nicht g d il B e in e ran, Wenn d h genug d u nicht na d t rs a och zu w , sind f. Zwar n che r Fotogra e ß ro g in futuristis sagte e Tipp noch p o T l passt r se e Fotorege , in der die die golden , re einer Zeit ä w dget-Mak n se Low-Bu rei gewese e ie n d d in p n U ss . beliebige Zukunft ufs Auge des andere ie Faust a je d f u ie a w r ch u ie h noch ndern a aber auch also auch Iphone so lefon nun ur auf das e n T t s h a ic d d n d and wir s Armban ro-Linse nd. Und da m Gummib a e b d it rm A M . m e n inse zu Smartpho ore ie Makro-L .com/st era. Und d m a -K hotojojo ro k .p w w zur Ma w Und gut! . Verrückt! zur Linse
WO S T O K Wenn ma n
bedenkt, dass viele wertzeit v dieser Sze on wenig neb rausen e en Jahren ine Halbhaben, gib Seit 1973. t‘s Wostok Entwickelt schon ew vom Mosk ig. auer Staat koholisch sinstitut fü e Getränk e, Bierbra r n ic h talukunst un mie der La d Weinbau ndwirtsch der Akade aft. Als so wjetische Coca-Cola Alternativ , unter de e zur m Namen Baikal. 20 Kräuterlim 08 wurde o wieder zu die m Le b e n e den Name rweckt. M an musste n und ein paar Zuta ten ändern mungsau , der Stim fheller Joh anniskrau t musste ra wenn ma us. Aber, n uns fra gt: das Ze ug macht glücklich trotzdem . Und we nn die N örgler be es schme haupten, cke im Ab gang nach Erkältung dann halt sbad, en wir da gegen. Es schmeckt ganz Zeit die nach Erkä ltungsbad . Nach me leckerem gaErkältung sbad. Und davon hät wir am lie ten bsten ein e ganze W anne voll .
Hintereinander kann jeder. Also wenn die Rollen quasi in Reihe geschaltet sind und es darauf ankommt, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Kilometer hinter sich zu bringen. Was das bringt? Dicke Oberschenkel und eine Neupositionierung der Augen, denn die sitzen, flotte Fahrt vorausgesetzt,
DISCO QUAD
irgendwann nicht mehr vorne, sondern seitlich am Kopf. Es geht aber auch sehr viel ruhiger, beschaulicher, eleganter. Auch auf vier Rollen, dafür aber zwei rechts, zwei links, Stopper ganz vorne und Gemütlich-
keit im Sinn. Riecht alles irgendwie nach Retro, sicher. Und längst ist nicht alles gut, was früher gut war. Das hier aber ist besser. Als das,was gestern war. Und heute.
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Es ist schon zu
m Ritual gewor den. Nach dem ungesunden, al jedem Mittages so eisen treten gege n uns, den Schr dieser Zeilen un eiber d den Grafikdes igner, der ITler und der Vertrie am 60er Jahrebler Kickertisch an . Und was habe n sie nicht scho zetert und lam n geentiert. Dass ja das Licht, das da durch die Tür fa heute irgendw ie ein überrasc lle, hendes und da mit irritierende Der Untergrund s sei. sei zu wellig, de r Wind, der durc h unsere Agentu fegt ein einseitig r er, sprich den Ba ll ins eigene To r blasender. Au auf die Schwer ch gängigkeit ihre r Kickerstange haben sie imm wieder verwiese er n. Viel, viel, also sehr viel, also un als unsere vier gerecht viel schl Stangen liefen echter die. Wir haben genickt, Mitleid bestellt und nu ge habt, das Spray n für Waffengl eichheit gesorg t. Und gewinne weiter. Aber ih n doch immer nen wird scho n was Neues ei nfallen. Muss mal die Kickerfi man sich ja nu guren anschaue r n, die haben be i unserem Gege krumme Beine. nüber ja ganz Kicker Spray Speed-Spray Wiz zard, 40 0 ml • ca . 11€ gentlich nach
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Ja sicher, Lego ist was für Kinder. Und Jugendliche vielleicht, aber Erwachsene setzen sich eigentlich nur – dann aber wutentbrannt – mit den kleinen Steinen auseinander, wenn sie nächtens mit nacktem Fuß auf einen solchen ge-
treten sind. Es geht aber auch schmerzfrei und sogar lustvoll. Wer immer mal wieder bei autoscout24 schaut, ob da nicht doch ein Lebensmüder seinen T1 gegen einen überschaubaren Stapel Geld eintauschen will, der stellt schnell fest: So viele Lebensmüde gibt es dann doch nicht. Am Ende wird es dann die Lego-Variante des Samba-Busses werden, gute zwei Kilo schwer die Packung, kein Spielzeug, kein Bastelspaß, sondern eine Erwachsenenbeschäftigung zum Feierabend. Kurz noch zurück zu der Lebensmüdigkeit: Pete Townshend, Gitarrist von The Who, stand neulich– kein Spaß – vor den VW-Toren in Wolfsburg und tauschte seinen fliederfarbenen Bulli T1 gegen ein aktuelles Modell, sprich einen T5 um. Da kann mal man sehen, was Drogenkonsum in frühen Jahren so Unheilvolles Jahrzehnte später anrichten kann. www.shop.lego.com • ca. 100 €
LUKAS KOLBE HATTE KEINE LUST MEHR AUF SCHLECHTEN KAFFEE. 18 von 48
Zu diesem Zeitpunkt war er ein Bielefelder In-
Neben Lukas läuft, arbeitet, brummt heute
formatikstudent. Einer, der sich irgendwann
den dann von mir haben wollen“, lautet sei-
das Herzstück des kleinen und irgendwie
ne schlichte wie ebenso ideelle Philosophie.
fragte, was das eigentlich genau sei, das ihn
urigen Ladens in Porta Westfalica. Die Röst-
Und dafür bezieht er die Kaffeebohnen gleich
nachts wachhält und: ob das nicht auch lecker
maschine, lange gesucht und letztendlich in
von fünf Importeuren, nicht wie eine Vielzahl
geht? Es geht. Heute ist er einer der zwei Ge-
Israel gefunden, ist eine ganz besondere, sagt
von Röstereien, die meistens einen einzigen
schäftsführer von sonntagmorgen.com, einer
er. Von Lukas mit einem besonders sensib-
Importeur haben. „Wir wählen jede Sorte sehr
kleinen Kaffeerösterei in Porta Westfalica.
len Thermometer ausgestattet, ist diese per
sorgfältig aus, nicht nur, um die besten Boh-
Und vor allem ist er ein Genießer. Und einer,
USB-Kabel an einen Laptop angeschlossen.
nen zu finden, sondern auch, um zurückzu-
der das Rösten wissenschaftlich sieht.
Denn der Informatiker, der steckt auch heute
verfolgen, wo der Rohkaffee herkommt, wie
Begonnen hat er mit dem Kaffeerösten zu
noch in ihm, lässt Lukas Röstkurven mit dem
die Arbeitsbedingungen in dem Anbaugebiet
Hause in der Pfanne auf dem Herd. Er arbei-
Laptop aufzeichnen, den er vor jedem Röst-
sind. Eine Sorte beziehen wir sogar direkt
tete mehrere Jahre für den Coffee Store in Bie-
vorgang an die Maschine anschließt. „Letzt-
vom Kaffeefarmer aus Kolumbien“, erklärt
lefeld, wurde auf Schulungen nach Mannheim
endlich ist das Rösten ein technischer Prozess,
der 30-Jährige. Der Vorteil ist hier der direkte
geschickt und lernte, als Barista zu arbeiten.
den man wissenschaftlich erfassen kann“, ist
Handel – der komplette Erlös seines Verkaufs
„Seitdem ich anfing, mich intensiver mit Kaffee
der überzeugt. Den ständigen Willen zur Op-
bleibt in der Familie, anstatt sich auf Impor-
zu beschäftigen, hatte ich den Traum von der
timierung für einen noch besseren, exzellen-
teur, Exporteur und Mittelsmänner aufzutei-
eigenen Rösterei“, erzählt er.
teren Kaffee, den brauche man natürlich auch.
len. Das bedeutet dann, eine für den Farmer
Die langjährige Zusammenarbeit mit Till
Und den hat er. Sein Geheimnis? Das gebe es
bessere Wertschöpfungskette.
Achinger und seinem Online-Startup-Unter-
eigentlich gar nicht. „Ja, gut, etwas Gefühl und
Sobald der Kaffee aus der Röstmaschine
nehmen sonntagmorgen.com ermöglichte es
Erfahrung braucht man schon, aber vor allem
kommt, muss er in das amtlich verplombte
beiden letztendlich gemeinsam mit einem
den Willen und das Interesse zur Optimierung
Zollbuch eingetragen werden.
dritten Gesellschafter, dem Doktorand der
– und viel Zeit“, sagt Lukas. „Ich suche einfach
Denn in Deutschland sind auf jedem Kilo ger-
Informatik René Tünnermann, diesen Traum
den besten Kaffee, den ich kriegen kann und
östetem Kaffee 2,19 Euro Steuer. „Momen-
in die Tat umzusetzen.
versuche diesen so zu rösten, dass andere
tan rösten wir rund 5 Tonnen Rohkaffee im
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NEBENJOB? LEBENSRETTER! Plasma spenden heißt Leben retten. Das sind große Worte, aber sie treffen zu. Allein in Deutschland werden rund 16.000 chronisch kranke Menschen mit Medikamenten aus menschlichem Plasma behandelt. Und gemeinsam können wir ihnen helfen. Doch wer braucht eigentlich Plasmapräpara-
Da bei der Plasmaspende – im Gegensatz zur
te? Vor allem Menschen mit Blutgerinnungs-
Vollblutspende – nur der flüssige Blutbestand-
störungen (der so genannten Bluterkrankheit)
teil entnommen wird, kann der Körper des Spen-
sind darauf angewiesen. Aber auch Menschen
ders das gespendete Volumen innerhalb kürzes-
mit einer geschwächten Immunabwehr benö-
ter Zeit wieder aufbauen. Deswegen kann viel
tigen regelmäßig Plasma, da ihr Körper ohne
häufiger Plasma als Blut gespendet werden: bis
Unterstützung von außen keine Infektionen
zu 45-mal pro Jahr. Vor, während und nach der
abwehren kann. Erst durch Plasmapräparate
Spende werden die Spender vom freundlichen
ist es ihnen möglich, ein relativ normales Le-
Ärzteteam und speziell ausgebildetem medizini-
ben zu führen. Doch selbst für Leute, die keine
schen Personal rundum kompetent betreut. Also,
schwere Krankheit haben, können diese spezi-
werden auch Sie zum Lebensretter!
ellen Medikamente lebenswichtig sein: So hilft
Die Spender von CSL Plasma erhalten für ihr
beispielsweise ein Wundkleber, der aus Plasma
Engagement eine Aufwandsentschädigung,
gewonnen wird, starke Blutungen zu stillen und
die sich an dem unmittelbaren Aufwand je nach
das Gewebe wieder zu verschließen.
Spendeart orientiert
Plasma
spenden
können
alle
gesunden
Menschen zwischen 18 und 59 Jahren bei CSL Plasma am Niederwall 1–3 in Bielefeld (Telefon: 0521/967270).
(§ 10 Satz 2 Transfusionsgesetz).
Jahr“, sagt er zufrieden und: „damit
Kaffee aber bei sonntagmorgen.com
gehören wir aber zu den Kleinen in
dann schon längst verpackt und
Deutschland.“
nach ganz Deutschland verschickt
In den Sechzigern gab es insgesamt
wurde, kann sich Lukas nur auf sei-
rund 3.000 Röstereien in Deutsch-
ne Röstkurve verlassen: „Mit dieser
land, mit der zunehmenden Indus-
kann ich aber die Komponenten
trialisierung der Kaffeeröstereien
Temperatur und Zeit so genau mes-
Ende der Siebziger, im Melitta-Zeit-
sen, dass ich ein sehr konstantes und
alter sind die fast alle verschwunden.
zuverlässiges Ergebnis erhalte.“ Das
Aber nicht alle Riesen wären schlecht
Aroma, der Geschmack der meisten
für die Kaffeekultur in Deutschland,
Kaffeesorten ist nur innerhalb von
ist sich Lukas sicher. Heute gibt es
vier Wochen ideal, daher soll der
wieder 500 bis 600 kleinere Röster-
Kaffee so schnell wie möglich beim
eien im Land. „Dank Starbucks sind
Kunden sein“, erklärt Lukas stolz,
die Leute überhaupt erst wieder be-
während er neben der Röstmaschine
reit, für Kaffee Geld auszugeben“, ist
im Ladengeschäft steht, das gleich
er sich sicher. Das sei der Beginn der
neben der St. Laurentius-Kapelle
dritten Kaffeewelle gewesen, auf der
vor einem Jahr eröffnet wurde. An
sie heute schwimmen.
zwei Tagen die Woche können seit-
Und zu Recht. Das CHAPTER ONE,
dem Kaffeeliebhaber sich hier auch
ein Berliner Kaffeeladen, der in der
vor Ort beraten lassen. Sieben Tage
Welt der Barista hohe Anerkennung
die Woche dient es als Lager, als Ba-
erfährt, hat vor Kurzem den Kaffee
sis von sonntagmorgen.com. Dort
von sonntagmorgen.com unter den
wird beraten, geröstet, gemischt,
»Besten Kaffeeröstereien Europas«
verpackt und verschickt. Und wenn
in sein Sortiment aufgenommen.
der Kaffee beim Kaffeetrinker ange-
Für den sympathischen 30-Jährigen
kommen ist? „Dann ist erlaubt, was
ein großer Erfolg. Schaue er zu den
schmeckt“, sagt er lachend und fügt
Machern von CHAPTER ONE doch
hinzu: „uns ist aber wichtig, dass wir
ziemlich auf. Eine Religion mache
unsere Kunden richtig beraten.“ So
man bei sonntagmorgen aber nicht
empfehle sonntagmorgen.com dem
aus dem Kaffeetrinken, ginge es doch
Postboten, der morgens schnell ein
einfach nur um guten Kaffee, betont
Tasse Kaffee trinken möchte, be-
Lukas immer wieder, der während
stimmt keine zeitaufwendige Art
des zwanzigminütigen Röstvorgangs
der Zubereitung. Hier soll jeder das
bestimmt zehn Mal mit einer kleinen
bekommen, wonach Lukas damals
Schippe die Bohnen ganz nah an sei-
als Informatikstudent gesucht hat.
ne Nase hält, um das Aroma intensiv
Guten Kaffee. Und auch heute macht
zu riechen. Den Geschmack, den kön-
er das nicht nur fürs Geschäft, son-
ne man aber erst drei, vier Tage nach
dern weiterhin genauso genussvoll
dem Röstvorgang beurteilen. Da der
einfach nur für sich. ///
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So wird es sich also anfühlen. Nicht nur in Zukunft, nicht nur in 20, 30 Jahren, wenn die Energiewende wirklich durchgeboxt ist, niemand mehr Angst davor hat, dass der Motor mit Ökostrom, nicht mit fossilen Brennstoffen angetrieben wird. Die automobile Zukunft? Ist jetzt erreicht. Wer vor dem neuen Renault Twizy steht, der ahnt: Das hier, das ist zwar sehr klein. In der Auswirkung aber sehr, sehr groß. Also eingestiegen in ein Fahrzeug, das irgendwie nach Golf-Caddy, irgendwie nach Motorrad aussieht. Und sich fast auch so anfühlt. Der Twizy brummt nicht, er schüttelt sich nicht beim Anlassen, er macht schlicht: nichts. Was auch
doch die Batterie immer wieder auf, wenn der
es. Noch weitaus interessanter ist der Twizy
gefährlich werden kann, denn Tiere, Kinder,
Twizy rollt, ohne dass das Gaspedal getreten
aber für den, der über die Energiewende nicht
Senioren sind es gewohnt, dass lärmt, was für
wird. Bis zu 120 Kilometer Reichweite sind so
nur nachdenkt, sondern sie jetzt schon prak-
Gefahr im Straßenverkehr sorgt. Also haben
möglich – und das nicht nur alleine, sondern
tizieren möchte. In dreieinhalb Stunden ist die
die Ingenieure bei Renault eine kleine Fines-
auch zu zweit. Ein Blick in den Innenraum zeigt:
Batterie, die es zusätzlich zum Kaufpreis zu
se eingebaut. Ein Dreh an einem Schalter, und
von außen klein, von innen riesig, der Eindruck
mieten gilt, aufgeladen. Und dann geht es los,
schon piept der Twizy leicht hektisch, leicht
täuscht nicht. Zwei Personen, und ja, wirklich,
mit null Emissionen, mit einem komplett rei-
aufgeregt. Und scheucht damit die auf, die
auch zwei Erwachsene finden hier Platz auf Sit-
nen ökologischen Gewissen. Sorgt dann noch
(noch) nicht verstanden haben, dass hier ein
zen, die natürlich abwasch- und abtrockenbar
die PV-Anlage auf dem Dach, auf dem Carport,
Gefährt unterwegs ist, das schnell und doch
sind. Denn der Twizy läuft offiziell, also rein
an der Ladestation dafür, dass nur Ökostrom in
kaum hörbar unterwegs ist. So schnell, dass
versicherungstechnisch als Quad und besitzt
die Batterie gelangt, ist erreicht, was eben mit
der Twizy wieselflink durch den Stadtverkehr
damit zwar in einer Ausführung eine Tür, Fens-
diesem kleinen Wagen beginnen wird: die Ener-
flitzt. So schnell auch, dass auf der Landstra-
ter aber suchen Fahrer und Beifahrer vergeb-
giewende. Dass die auch noch frech aussieht,
ße mit 85 Stundenkilometern nicht gekrochen,
lich. Regnet es, dann sorgt der Fahrtwind da-
sehr viel Fahrspaß vermittelt und Fahren wie-
sondern mitgeschwommen wird. Das Terrain
für, dass die Tropfen draußen bleiben. Stürmt
der zum Erlebnis macht, ist zweitrangig. Und
aber, die ökologische Nische quasi, ist sicher
es, dann pfeift es ganz ordentlich im kleinen
doch nicht unwichtig. Ab 8.000 € beginnt der
die Stadt, sind die kleinen Straßen; immer wie-
Renault, der noch so viel vor sich hat. Er wird
Fahrspaß mit einem Gefährt, das noch unge-
der anfahren, stehen, immer wieder schnell
zuerst die erobern, die auf Aufmerksamkeit
wöhnlich ausschaut und bald schon vor allem
beschleunigen, dann wieder runterbremsen,
aus sind. Selten gab es ein Auto, hinter dem so
die Großstädte bevölkern wird. Businessmen-
das ist, was ihm gefällt. Was ein normales
hinterhergeschaut, dem spontan zugewunken
schen werden dann auf den kunstlederbepols-
Auto mit hohem Spritverbrauch quittiert, be-
wurde. Danach kommen die, die es puristisch
terten Sitzen sitzen, Freaks damit mobil den
kommt dem Twizy ganz wunderbar. Denn er
mögen. Ein Vorwärts-, ein Rückwärtsgang,
Feierabend feiern. Und: Es wird sich lange noch
verbraucht am wenigsten Strom, wenn er so
kein Ruckeln, kein Schalten, einfach wie beim
ganz anders anfühlen. Und irgendwann ganz
durch den Stadtverkehr fahren kann, lädt sich
Aufsitzrasenmäher Fuß aufs Pedal und los geht
normal sein. ///
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...ab Anfang März in der Rathausstr. 1 | 33602 Bielefeld (gegenüber von Juwelier Böckelmann) Phone: 0521-96874114 | info@juwelier-boeckelmann.de
WORK LAMP Natürlich gibt es so etwas Ähnliches auch im nächsten Baumarkt. Aber – eben nur etwas Ähnliches, nicht genau das Gleiche. Wobei man sich von dem Namen nicht in die Irre führen lassen sollte, Work Lamp, das heißt ja nicht, dass man damit den gerade im Rohbau befindlichen Anbau erhellen sollte. So eine Lampe gehört irgendwo an exponierte Stelle, dahin, wo der Blick fällt. Spätestens dann fällt dem Betrachter das klassische skandinavische Design auf, merkt er,
OSTERFEUER
dass hier die Glühbirne in einem, nun, goldenen Käfig sitzt. Das muss beim Menschen nicht immer von
KÖNNEN WIR KEINE FÜR UNSERE KUNDEN
Vorteil sein, hier aber passt es ganz wunderbar.
ABBRENNEN. Aber mit unseren Lichtprojekten für jede Menge Glanz in den Augen unserer Kunden sorgen.
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BENTLEY CONTINENTAL GT V8 Was ist das denn wohl für ein
verwirkt, auf den Unterschied
beknackter
180.000€
zwischen Pferde- und Rindfleisch
teuer, eine weitere Variante der
zu pochen. Und wer mit automo-
Spezies des ökologischen Schwei-
bilen Schandflecken durch die
nehundes, schnell, laut, durstig,
Gegend tuckert, der sollte beim
nichtsnutzig. Wir würden diesen
Thema Eleganz auf vier Rädern
Attributen nickend zustimmen,
schön die Beine still halten. Das
hätten wir nicht neulich in ei-
hier, das ist eine andere Liga.
nem gesessen. Und wissen Sie
Sicher, es geht teurer (auch im
was? Vergessen Sie doch mal Ihr
Volkswagenkonzern), schneller
eh viel zu aufgeblähtes Gewissen.
(selbst bei den Jungs von VW) und
Wer Lasagne portioniert aus der
alltagstauglicher. Schicker aber?
Tieühltruhe kauft, der hat un-
Gehts nimmer. Innen wie außen.
serer Meinung nach eh sein Recht
Unter der Haube und im Herzen.
Tipp?
ZEIT WO R I N TEN
Da machen die Schweizer seit Jahr und Tag Uhren, aber auf die Idee sind sie nicht gekommen. Keine Ziffern, keine Zeiger, dafür ganze Sätze. Und wer hat‘s erfunden? Die
Schwaben. Die können ja schließlich alles. Außer hochdeutsch. Aber das merkt man der Uhr gar nicht an: „Es
ist halb zwölf“, verraten die LEDs. Das Design ist preisgekrönt, aber die farbigen Cover sind Geschmacksache. Von
Black Ice Tea über Dark Chocolate bis Cherry Cake ist alles dabei. Und für die Puristen gibt‘s gebürsteten Edelstahl.
Fehlt eigentlich nur noch ein Holz-Cover. In Gedenken an die letzte Uhren-Innovation aus Baden-Württemberg: Die
gute alte Kuckucksuhr. www.clocktwo.com
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ES GIBT DIESE SPORTARTEN, DA STEHST DU DANEBEN, SCHAUST ZU UND DENKST DIR, HER MIT DEM SCHLÄGER, MIT DEM BALL, DEM SCHUH, DA SPIEL ICH DOCH GERNE MIT. UND ES GIBT BIKEPOLO.
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Wenn sechs Verrückte wie verrückt durch die Turnhalle jagen, auf Rädern, die keinen Rücktritt kennen, das Gesicht geschützt, die Hosen kurz, in der Hand einen Mix aus Nordic-Walking-Stock und Kunststoffrohr, dann will man gerne hinschauen. Aber auf keinen Fall mitspielen. Bikepolo nennt es sich, wenn die signalrote Kugel durch die Halle flitzt und zwischen den bei-
touchiert wird. Das Unglaublichste aber ist, dass
den roten Stangen einschlägt. Wenn die Regeln
all das nicht dazu führt, dass hier der Nase lang
klar sind: Schläger gegen Schläger, Rad gegen
auf die Fresse gegangen wird. Dass nur selten
Rad, Mann gegen Mann ist erlaubt, alles andere
erst das Rad, dann der Fahrer auf den harten
nicht. Wobei da ja gar nicht mehr so viel bleibt,
Hallenboden fallen, sondern hier am Ende doch
was verboten ist. Das hier ist ein Kontaktsport,
noch an der Bremse gerissen wird, das Kriegen
einer, bei dem man schon mal Schulter an Schul-
der Kurve möglich ist.
ter dahinrast, bei dem in die Pedale getreten, am
Mitgebracht hat das Bikepolo Daniel Adriaans
Lenker gerissen, und eben auch mal der Gegner
nach Bielefeld. Auf einem Fahrradkuriertreff war der vor vielen Jahren, hat sich erstaunt angeschaut, was die Jungs da so mit Rad und Schläger anstellten. Und wusste sofort: Das will ich auch. Am Ende hat er den David und den Felix, den Georg, Udo und Basti gefunden, die erst in ein Rad investierten und dann mit den ersten Fahrübungen begannen. Wenn sie so erzählen, dass es sehr, also wirklich sehr viel Training
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benötige, um so zu spielen, wie sie jetzt spielen, dann ahnt der Laie, dass es das doch gegeben haben muss, das Auf-die-Fresse-Gehen. Und gar nicht mal so selten. Dass sie ineinander gerasselt sind, sich Pedalen in Speichen verhakten, Schläger als Bremsen funktionierten, Ellbogen blau und Schienbeine rot und rau wurden. Heute aber ist das Schorf von gestern, heute
ist allein der Schweiß, der nicht nur tropfenweise
spielen sie im TSVE Bielefeld ganz offiziell, haben
auf den Fußboden geplatscht ist. Sonst aber ist
Hallenzeiten zugewiesen bekommen und ern-
nichts mehr zu erkennen von einem Kampf auf
ten doch immer noch die erstaunten Blicke der
zwei Räder, bei dem es – wie so häufig – dann
Volleyballer, die nach ihnen in die Halle gehen
doch sehr viel fairer als bei manch einem Fuß-
und zusehen, wie die Räder mit den weißen Rei-
ballspiel zugeht.
fen an den Umkleidekabinen vorbeigeschoben
Fünfter der Deutschen Meisterschaften sind sie
werden. Weiße Räder deshalb, weil das Antre-
im vergangenen Jahr geworden, als nächste Geg-
ten und Abbremsen auf dem hellen Hallenboden
ner der Spielzeit warten Hannover und Müns-
keinen bleibenden Eindruck hinterlassen sollte.
ter, der Hotspot aber, da, wo Bikepolo nicht nur
Natürlich hat es etwas gedauert, ehe ein Hal-
gespielt, sondern gelebt wird, ist London. Den
lenwart davon überzeugt war, dass hier wirk-
Jungs aus Bielefeld reicht es aber schon, wenn
lich nichts zu Bruch geht, dass die Räder nicht
die Outdoor-Saison wieder eröffnet ist, wenn
an den Hallenwänden kratzen, sich Pedale nicht in den Hallenboden bohren. Was am Ende bleibt,
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ANDERE MUTTERN HABEN AUCH SCHÖNE SCHRAUBEN. ABER NUR UNSERE EIGNEN SICH AUCH FÜR LANGFRISTIGE VERBINDUNGEN.
es raus aus der stickigen Hallenluft, raus an die frische Luft geht. Früher haben sie noch an den Meierteichen gespielt, heute warten sie darauf, dass ein eigener Bikepoloplatz fertiggestellt ist. Und das gar nicht mehr so lange und so, dass sie sich selber verwundert die Augen reiben
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mussten, als erst der Sportbund, dann die Stadt nickte, als sie sich um einen solchen Platz bemühten. „Wir brauchen einen Spielplatz”, haben sie vorgetragen und sich gewünscht. Auch wenn das, was sie da machen, alles andere als wie ein Spielplatz aussieht. Asphalt ist ihr bevorzugter Untergrund, Knie- und Schienbeinschoner zeigen, dass die Körperstellen, die dann doch zu häufig Bekanntschaft mit dem Asphalt gemacht haben, besser doch geschützt werden.
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Wenn die fünf so erzählen, nach Atem ringend in einer Spielpause, dann schwärmen sie vor allem von der Gemeinschaft, die die Bikepolo spieler eint. Egal auf welchem Turnier du spielst, ob im In- oder im Ausland, Gedanken über eine Übernachtungsmöglichkeit musst du dir nicht machen, dafür sorgen schon die, die das Turnier ausrichten. Und wenn sie dir nur einen Matratzenplatz in der eigenen Küche freihalten. Und genau das die Community ausmache. Wer etwas tiefer eintaucht in die Geschichte,
Wenn es jetzt endlich Frühling wird, ziehen
der entdeckt Erstaunliches. Dass Bikepolo 1908
David und Felix, Georg, Udo, Basti und Daniel
wenn auch nur testweise olympisch war und die
von der Halle raus auf den neuen Platz am Wie-
Fahrradkuriere aus Seattle sich eigentlich einer
senbach. Dann werden sie etwas stärker in den
ziemlich alten Sportart bedient haben. Sie haben
Fokus gerückt, werden noch mehr Neugierige
sie bloß vom Rasen auf den Asphalt gebracht. Ob
zuschauen und am Ende, wenn sie dann viel-
die Bikepolospieler schon damals so wie heute an
leicht doch mal wagemutig auf ein solches Rad
Stoppelbart und Tattoo zu erkennen waren, ist
ohne Gangschaltung, mit ruppiger Bremse und
nicht wirklich überliefert, ein bunt gemischter
Stummellenker gestiegen sind, merken, dass es
Haufen wird es wohl schon in den frühen Jahren
nur zweierlei gibt:
des Bikepolosports gewesen sein. Auch Spielerinnen gibt es, sogar hier in Bielefeld, aber als die Mitspielerin schwanger wurde, war es vorbei mit dem gemischten Training. Und ganz ehrlich, schwanger und Bikepolo, das geht nun wirklich nicht zusammen.
ENTWEDER DER VIRUS PACKT DICH. ODER DU LÄSST ES GANZ. DAZWISCHEN GIBT'S NICHTS. SO EINFACH IST BIKEPOLO.
hoch5-magazin.com/go/bp
Wrong time , wrong place . 34 von 48
LP-Hüllen hat er schon immer
Acht Jahre ist das jetzt her, und der ehemalige Herforder, jetzt
geliebt. Am meisten die aus den
Bielefelder ist hängengeblieben. Arbeitet jetzt als Grafiker, im-
50er, den 60er Jahren, da wo die
mer frei, immer den Look der 50er und 60er Jahre verfolgend.
Musik noch irgendwie rein, die
„Ich fühle mich einfach der Zeit verbunden“, sagt der 45-Jährige,
graphische Gestaltung irgend-
der dann doch irgendwie zu spät geboren wurde. Und sich das
wie noch klarer war, also das,
nicht anmerken lässt. Dass er so tanzt, wie man damals getanzt
was heute das CD-Cover ziert.
hat und das gerne auch noch heute tut, verwundert nicht. Dass
Irgendwann hat Sven Uhrmann
er es so gut kann, dass er nicht nur Kurse gab, sondern auch
dann angefangen, selber solche
in Til Schweigers Film „barfuss“ mittanzte, dann doch. Swing-
Cover zu gestalten, einfach so, als
tanz-Workshops hat er ins Leben gerufen, alles hervorgerufen
gelernter Musikalienhändler, als
durch das frühe Stöbern durch die elterliche Plattensammlung.
Niederlassungsleiter einer Zeit-
In der er, „Gott sei dank“, auf Jazziges stieß, das ihn bis heute
arbeiterfirma. Weggeschickt hat er seine Coverentwürfe – und dann erst einmal zehn Jahre lang
begleitet. Bei der Arbeit, beim Hobby, beim Sammeln von Musikinstrumenten, eigentlich im ganzen Leben.
nichts gehört, gar nichts. Kein Anruf, kein Brief, nicht einmal
Ob denn für einen, der den Swing liebe, Bielefeld nun das richti-
eine Empfangsbestätigung. Dann, zehn Jahre später, plötzlich
ger Pflaster sei, fragen wir ganz am Ende, ganz vorsichtig. Nein.
der Anruf. Ich habe hier ihre Entwürfe liegen, haben Sie Lust,
Lautet die Antwort. Ganz sicher nicht. Aber wer weiß, vielleicht
unseren Katalog zu gestalten? Natürlich hatte Sven Uhrmann
lässt sich ja etwas daran ändern. Vielleicht finden sich ja auch
Lust. Und genauso natürlich hatte er genau null Ahnung, wie er
hier die, die gerne Swing tanzen, die Musik hören wollen. Ist ja
das anstellen sollte. Mit Schere und Prittstift ging ja nicht. Und
nie zu spät, sagt Sven Uhrmann. Wenn man von Bielefeld aus
mit dem Computer konnte er ja nicht. Also Geld zusammenlei-
im Stile der 50er und 60er Jahre entwerfen und gestalten kann,
hen, Computer kaufen, reinspringen ins irgendwie erfrischend
dann sollte man hier eigentlich auch genauso leben können. ///
kalte Wasser. Und drinbleiben, sich wohlfühlen, anfangen, sich freizuschwimmen.
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„Wir sind nicht immer glücklich“, sagt Edyta und strahlt „Das macht den größten Unterschied zu den Yomich an, „aber Yoga ist ein Weg, eine Chance, sich das ei-
ga-Kursen in den Fitnessstudios aus“, erklärt
gene Innere zu stabilisieren.“ Edyta Stateczny-Kade hat im
Edyta, „die Genauigkeit.“ Yogalehrer könne
Mai 2012 Loftyoga eröffnet. Am Adenauerplatz, inmitten
sich schließlich jeder nennen, den Unterschied
eines aufstrebenden Bielefelder Geschäftsviertels wirkt
zu den gut ausgebildeten, den merke man aber
es wie ein ruhender Pol. In unmittelbarer Nähe zum neuen
schnell. Und die Ausbildung eines Yogalehrers,
Architekturkomplex mit dem Namen Cube, zwischen einer
die höre nie auf, entwickle sich immer weiter.
Kinderwunschpraxis, SieMatic und einer Wirtschaftsprü-
Immer wieder tauchen Trends, Fitnesskonzep-
fungsgesellschaft, da hat die 35-Jährige Raum geschaffen,
te auf. Einfach so. Und die meisten verpuffen
für sich – und andere. An kaum einer anderen Kreuzung
irgendwann auch wieder. Einfach so. Yoga aber
in Bielefelds Innenstadt wirkt der Verkehr so verknotet,
ist nicht wie andere Trends so klanglos ver-
strömt er aus so vielen Richtungen zusammen, trifft auf-
schwunden, wie es gekommen ist.
einander, kollidiert.
geblieben.
Im Loftyoga aber ist Ruhe.
Es
beginnt mit dem kraftvollen Sonnengruß. Um mich herum
Yoga ist
„Die Menschen haben gemerkt,
dass es ihnen in unserer schnellen Welt Ruhe und Stabi-
stehen sechs Frauen. Und ein Mann. Wir strecken, wir re-
lität gibt“, sagt Edyta und: „Yoga ist kein Sport!“
cken uns. Ruhige, fließende Bewegungen.
entschlossene Krieger. Ein tiefes, ein lautes Atmen liegt
Edyta, die zuerst in Köln eine Ausbildung zur Krankengym-
in der Luft. Ich schaue mich um. Die Augen sind geschlos-
nastin gemacht hat, dann Power-Yoga für sich entdeckte,
sen. Draußen, vor den großen Fensterscheiben
später noch andere Yoga-Varianten ausprobierte und sich
fließt der Verkehr.
ständig fortbildet, möchte das schaffen, was es in anderen
der Kommunikation. Nicht nur zwischen denen,
Städten wie Köln und Berlin schon lange gibt. Einen Ort,
die hierherkommen. Auch dem Körper und der
Loftyoga ist auch ein Ort
wo jeder etwas Neues kennenlernen kann, wo Neugierige
Seele wieder mehr Beachtung zu schenken, ihnen
Kundalini-, Ashtanga-, Flow-Yoga oder Mama-und Baby-,
zuzuhören könne hier erfahren, gelernt werden.
Kinder- und Teeny-Yoga, Pilates, Meditation, Massagen „Workshops, Seminare, Filmvorführungen, Konund vieles mehr ausprobieren können. Ein offenes Prinzip
zerte, Lesungen sogar Kindergeburtstage bieten
herrsche hier, sowohl bei den Kursen – jeder kann jeder-
wir hier an“, erzählt Edyta, die sich sichtlich freut,
zeit einsteigen – als auch in der Art, wie man an das Yoga
dass sich Loftyoga mehr und mehr mit Leben füllt.
rangeht. „Man kann dem Ganzen sehr spirituell begegnen „Ich selbst habe so tolle Erfahrungen mit Yoga oder auch mehr über das Körperliche – das ist jedem selbst
gemacht – das möchte ich weitergeben“, so
überlassen“, versichert sie, die selbst, wie sie sagt, tief in
die Mutter eines zweijährigen Sohnes, „und
ihrem Herzen aber eine starke Spiritualität spürt.
nun macht es mich sehr glücklich, wenn ich sehe,
Lange innehalten. Die Muskeln zittern. Marie und Edyta
wie unsere Schüler hier aufblühen.“
gehen herum, korrigieren die Positionen, die Körper. Kon-
neunzig Minuten Ashtanga-Yoga werde ich in eine
zentration auf die Körpermitte. Schweißperlen stehen uns
Decke gehüllt. Eine kurze Nackenmassage mit
auf der Stirn, die Wangen sind rot.
wohlriechendem Öl gibt mir den Rest. Ich schla-
Am Ende von
Marie, die von Edyta ausgebildet wurde, schaut wie sie
Am nächsten Morgen nach dem fe kurz ein. Aufwachen denke ich als erstes an Edytas Worte: selbst ganz genau hin ob die Teilnehmer des Ashtanga-Yogas die Asanas, Körperstellungen in Kombination „Yoga ist kein Sport!“. Mein Muskelkater aber sagt mit Pranayama, der Atemkontrolle auch richtig machen.
etwas ganz anderes. ///
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Der
JA, NATÜRLICH IST DA DER WUNSCH, DAVON EINMAL LEBEN ZU KÖNNEN. UND JA DOCH, NATÜRLICH FRAGEN DIE MEISTEN, WAS DAS DENN NUN IST, HOBBY ODER BERUF ODER, WAS ES AM ENDE WOHL AUCH IST, EIN MIX AUS BEIDEM.
Wenn man Julia und Sabrina so besucht, in ihren Wohnungen in der Henriettenstraße, wenn man da so sitzt, in der Küche und den beiden so zuhört, dann geht diese Frage nicht aus dem Kopf. Neben dem Ceranfeld haben die beiden aufgebaut, was sie unter dem Label henriette handgemacht vertreiben. Alles selber hergestellt, versteht sich, alles genäht an der eigenen Nähmaschine, die ein Zimmer weiter gut gegen Staub geschützt auf den nächsten Einsatz wartet. Wer beharrlich genug fragt, der steigt mit der Floristin und der Schulpädagogin ein paar Treppenstufen runter in den Keller, in das, was man Logistikzentrum des Zweifrauunternehmens nennen könnte. Hier liegt fein säuberlich aufgeschichtet, was bald schon in den Versand, zu Menschen geht, die wissen, dass es die guten Dingen nicht nur noch gibt, sondern sie eigentlich immer besser werden. Der Renner der beiden ist die Bielefelder Kaffeeklatsche, schon in diversen Zeitungsblättern vorgestellt und dazu da, den Milch-Tetrapak ein wenig schöner zu machen und die Stimmung beim Blick in den Kühlschrank von Moll nach Dur treiben zu lassen. »Gibt es etwas Schlimmeres als Tetrapaks?« fragen die beiden. Und, och, sicher, da könnten wir uns schon etwas vorstellen. Aber wollen tun wir das nicht und dann doch lieber die fettarme Milch hinter einem blau-gelben Blumenmeervorhang verstecken und beim Trinken an saftige Blumenwiesen und nicht an automatische Euterabsauganlagen denken.
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Dass die beiden nicht alleine sind auf dieser stetig anschwellenden DIY-Handarbeitswelle, wissen sie natürlich. Aber sie schwimmen ja oben, auf der Schaumkrone quasi, und von da ist die Aussicht, die Perspektive doch eine ganz wunderbare. Immer mehr Menschen schauen bei ihnen im virtuellen Shop nach, fahnden nach Körnerkissen, die von Hause aus alles, aber nicht sexy sind. Dann doch lieber ne »jute Tasche«, oder das Kissen »Hanswurst«, eine Garderobe mit Stoezug oder einen genähten Hosenschutz für Radfahrer. All diese Sachen, die nie lebensnotwendig sind und doch das Leben in seiner Not wenden, gibt es nicht nur online, sondern auch in verschiedensten Läden. Mit vollen Taschen sind die beiden da mal vorbeigezogen, haben in Ruhe ausgetauscht, charmant gelächelt, vielleicht auch ein wenig mit den Augenwimpern geklimpert, vor allem aber ihre Geschichte von der Idee über den Mut hin zur Umsetzung erzählt und – schwupps – konnten sie auf ihrer keck betexteten Internetseite einen neuen Shop hinzufügen. Bis heute latschen die beiden einfach los, wie sie es nennen. Und bis heute haben sie noch nie einen Korb bekommen, immer konnten sie etwas oder gleich die ganze Kollektion dalassen und nach einigen Wochen, manchmal auch nach ein paar Tagen schon hören, dass es richtig gut laufe, sprich sich richtig gut verkaufe. Also sitzen sie noch einen Tag länger an Nähmaschine und Rechner, fädeln noch mehr ein, laden noch mehr hoch und sehen zu, wie die Welt nicht nur in den Innentüren der Bielefelder Kühlschränke ein wenig schöner und bunter wird. Zum Schluss die Antwort auf die Frage. Ja, könnten sie sich vorstellen. Das mit dem Wechsel vom Hobby zum Beruf. Aber vorstellen kann man sich ja vieles. Jetzt haben sie das hier erst einmal gemacht. Als Fasthobby. Und Nochnichtganzberuf. Das soll doch wohl als Antwort reichen. Auf eine viel zu häufig gestellte Frage. ///
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WIR SIND HALT NE BAND Es ist an diesem Dienstagabend sehr kalt. Nicht
Die erste Frage ist gleich die langweiligste. Wo-
nur draußen auf dem Parkplatz, sondern auch
her kommt der Name? Die Wurzeln liegen bei
in dem VW Bulli, mit dem Henning, Florian und
einem italienischen Philosophen, aber ist das
Ismail vorgefahren sind. „Das hier, das ist unser
nicht ganz gleich, ist es nicht eben nur ein Name
Tourbus“, sagen die drei und bitten herein in ein
und ist nicht das, was sich dahinter verbirgt sehr
Auto, das auf dem Weg zum Konzert voll bis oben
viel spannender? Hinter dem Namen versteckt
hin ist, jetzt aber auch noch Platz für neugierige
sich das, was die drei elektro-organische Mu-
Fragensteller bietet.
sik nennen, die eben nicht aus dem Computer entstammt, sondern noch mit Instrumenten erzeugt wird, auch wenn sie irgendwie elektronisch klingt. Wir sitzen also auf der Bullirückbank, draußen schneit es weiter, die Scheiben sind längst beschlagen, während vorne zwischen Fahrer- und Beifahrersitz die Teebeutel aus der Thermoskanne gezogen werden. Es wird viel erzählt von den Anfängen, als sie alle drei noch in anderen Bands spielten und sich zusammenfanden. Als ihnen klar wurde, dass sie etwas schaffen wollten, von
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dem andere nur träumen. Erst einmal haben sie einfach drauflosgespielt. Haben mal geschaut, was so dabei rauskommen könnte, haben experimentiert, gejamt. Das tun sie eigentlich heute immer noch, auch wenn ihre Livekonzerte immer häufiger auch einem Plan folgen, die Konzeptlosigkeit, die sie früher charakterisierte, heute immer seltener auf Konzerten stattfindet. Wenn sie ins Forum zum Konzert „Unvernunft“ laden, dann wissen sie, dass sie keine Werbung brauchen, und dass es nicht lange dauern wird, bis
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sie an die Abendkasse das Schild „ausverkauft“ pappen können. Aber das klappt natürlich nicht immer und überall. In Rostock verloren sich mal 20 Zuhörer im weiten Raum, in Leipzig drängten sich dann wieder 800 Begeisterte vor der Bühne. Was aber, da solle man sie nicht falsch verstehen, nichts über die Qualität der Konzerte aussagen würde, die Gleichung kleines Publikum gleich großer Spaß ginge durchaus auf. Was bei diesem Spaß abläuft auf der Bühne, lässt sich leider nur schwer beschreiben. Man muss und sollte es halt gehört haben. Schlagzeugrhythmen liefern sich mit Keyboardklängen ein Wettrennen, Lichtblitze jagen über das Publikum hinweg und irgendwie entsteht so ein Soundteppich, der keinen Start, kein Ende findet. Leute, die das mögen gibt es überall, vor allem in Berlin, in Hamburg und merkwürdigerweise, das erstaunt sie selber, auch in Osnabrück. Als das Kamp schloss, waren sie die letzte Band, die dort auftrat, traurig und doch irgendwie geehrt, weil sie es eben sein durften, die hier einen letzten und vielleicht doch unvergessenen Schlusspunkt setzen durften. Ihr Booking sitzt mittlerweile in Hamburg, ihr Verlag, ihr Studio in Berlin. Zeit aber, um aus der Provinz in die Metropole zu ziehen, sei es noch nicht, fühlten sie sich doch hier, also in Bielefeld sehr wohl und ließe sich mit dem Tourbus doch jede Menge erreichen. Früher, da haben sie noch in einem Kellerraum geprobt, irgendwie immer gehemmt, weil sie dachten, dass die Lautstärke dann doch stören würden. Heute ist das anders, gerade sind sie in Berlin ins Studio gezogen und haben dort ihre neue LP aufgenommen, die es nur als Vinyl, nur als Download, nicht als CD geben wird. Plötzlich gibt es mehr Vocals, mehr englische Texte, weniger Sounds, es wirkt alles komponiert, weniger improvisiert.
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Seit drei Jahren gibt es die drei jetzt, viel passiert sei in der Zeit, vor allem seien sie nicht pleite gegangen, sondern spielten immer noch, mit wachsender Begeisterung vor steigenden Publikumszahlen, in größeren Hallen, dann wieder in engen, intensiven Clubs. Mittlerweile gehen mehr CDs im Ausland als in Deutschland über die Ladentheken, selbst in Australien laufen sie im Radio – es könnte wirklich schlechter laufen. Wie es genau läuft, lässt sich eigentlich nur richtig einschätzen, wenn man den dreien so richtig nah rückt. Wenn man merkt, dass da viel mehr ist als nur das Aneinanderreihen von Fakten und Geschichtsfetzen. Das hier, das sind mal drei, die sich nicht den Floh der großen weiten Musikwelt ins Ohr setzen
Wenn sie so erzählen, dass längst nicht alle von
ließen. Sondern ihm gleich auf den Rücken gesprun-
ihnen Noten lesen können, dass sie nach dem
gen sind. Alles ein wenig ostwestfälisch unterkühlt,
Konzert gemeinsam in die Betten eines Dreibet-
wo andere schon Starallüren bekommen, drücken
thotelzimmers fallen, dass sie das Thema von
sie den Teebeutel mit den Fingern aus und erzäh-
Löwenzahn auf Drum & Bass getrimmt und sie
len von ihren eigentlichen Jobs als Student oder
die Band nicht gegründet, sondern sich einfach
Barkeeper. Davon, dass es oben, also da, wo eine
gefunden hätten, dann weiß der Zuhörer, dass
Band mehr als 200 Zuschauer anlockt, irgendwie
das hier irgendwie was Großartiges ist, ohne
immer enger und schwerer wird. Und verschweigen
großspurig zu sein. Jeder andere hätte seine Mu-
dabei, dass sie sich in dieser Enge eigentlich sehr
sik laufen lassen, hätte erzählt von den Visionen,
wohl fühlen.
der Perspektive, vom Traum. Hätte, sicher wäre
Selber erzählen sie nicht davon, dass ja irgendwann
es so gewesen, ein wenig auf die Kacke gehauen.
die Zeit kommen müsse, in der sie sich entscheiden
Die drei Jungs hier sitzen da, öffnen einfach die
sollten. Musik oder Beruf. Und wieso eigentlich oder
Fenster einen kleinen Schlitz breit, pusten den
wieso nicht und, wenn ein Jobangebot käme, dann
Zigarettenrauch nach draußen und plaudern ein-
müsse es mit der Musik, der Band vereinbar sein,
fach von hier und jetzt, erzählen, dass ihre Ge-
so einfach sei das, so klar. Im Spätsommer schon
schichte halt Geschichte ist und man sich über-
wollen sie wieder ins Studio gehen, intensiv und
raschen lasse. Von dem, was da komme. Auch
spannend werde es da, es soll ja das eigene Meister-
wenn sie selber ihren Teil der Arbeit und alles
werk aufgenommen werden, „auch wenn es Stücke
für das Projekt tun, es sei ja eh nicht zu planen.
gibt, die du eben noch ganz wunderbar fandest und
Und die Speckseite des Musikerlebens eigentlich
die sich einen Monat später ganz grauselig anhören.“
längst erreicht.
Vor allem aber – und das macht die drei so sympa-
Am Ende, als die Fenster komplett beschlagen,
thisch – wissen sie, dass das, was sie da gerade erle-
der Tee ausgetrunken ist, wird es leise im wein-
ben, „irgendwie dann doch der pure Luxus ist.“ Noch
roten Tourbus. Ist ne coole Zeit. Sagt der eine,
würde sich „der Kühlschrank zwar nicht allein von
während die anderen beiden zustimmend nicken.
der Musik füllen lassen, aber viel fehle eben nicht
Manchmal brauchts nur zwei Worte, um einen
mehr. Und wenn du eine Woche Zeit hast, um zwei
komplexen Zustand treffend zu beschreiben.
perfekte Songs im Studio aufzunehmen, dann fühlt
„Wir sind halt ne Band“, sagen sie noch. Und bitte.
sich das so an, wie wir uns das immer erträumt ha-
Was willste mehr? ///
ben. Und sogar nach noch ein bisschen mehr.“
The von duesz, 16. März, Weberei, Gütersloh
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