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Als wir uns für das Thema dieser 52 8 Ausgabe entschieden, konnten wir nicht ahnen, wie tagesaktuell es werden würde. An sich ist ein ja etwas Positives. Nichts ist langweiliger, als sich in immer gleichen Bahnen fortzubewegen. Dachten wir, als wir noch nicht ahnten, dass das Wort auch eine ganz andere Bedeutung für uns, für die IWKH erhalten sollte. So finden Sie auf den folgenden Seiten nicht nur Unternehmen, die erfolgreich den ganz ei genen absolvierten. Sondern auch ganz persönliche Worte zu einem , den wir uns so in den kühnsten Albträumen nicht ausmalen konnten. Wie konnte es so weit kommen? Und vor allem, wie geht es jetzt weiter? All das sind Fragen, die jeden Unternehmer bewegen, der den nahen sieht. Bei aller Angst und Verbitterung – wegducken gilt nicht. Im Zorn nur zurückblicken, bringt kein Vorwärtskommen. Wer alles gewollt und ungewollt, bewusst und unbewusst, solch einen miterlebt hat, erfahren Sie auf den kommenden Seiten. Dass wir uns alle gerade selber im befinden, wissen Sie genauso gut wie ich. Machen wir das Beste draus. Viel Freude bei der Lektüre. Ihr Tobias Heyer

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MEIST TUT ES JA GUT, DIE DINGE AUS DER ENTFERNUNG UND NÜCHTERN, FAST EMOTIONSLOS ZU BETRACHTEN. DIESE ZEILEN HIER ENTSTEHEN 9.000 KILOMETER ENTFERNT IN HONGKONG. Und sind doch ganz nah am Kreis, an der IWKH, an einer Institution, die nun auseinander zu brechen droht. Es lässt sich lange darüber diskutieren, wie es dazu kommen konnte. Wie einzelne Politiker, deren Triebfeder bis heute unergründlich bleibt, auf solche Ideen kommen. Und es dann noch schaffen, Mehrhei-

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ten hinter sich zu scharen. Es lässt sich abendelang den Kopf schütteln über so wenig Augenmaß, über so viel Kurzsichtigkeit. Es lässt die Halsschlagader platzen beim Gedanken daran, was alles zerstört wird, nur um die fixe Idee voranzutreiben, dass es noch besser, noch effektiver wird.

BRINGEN? Tut das alles nichts. Man steht ohnmächtig da und schaut auf ein Schlachtfeld voller Verlierer. Wer will ernsthaft das Amt des Wirtschaftsförderers übernehmen, der an jeder Unternehmertür so herzlich empfangen wird wie die Anhänger fragwürdiger Glaubensgemeinschaften? Am Ende werden sich die einen für den erbosten Austritt aus der IWKH entscheiden, andere dann doch gute Miene zum bösen Spiel machen. Es muss ja irgendwie weitergehen.

APROPOS WEITERGEHEN. Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir zusammenhalten, dass wir wachsen, dass wir eins sind. Braucht es dazu die, die jetzt alles auf den Kopf stellen? Brauchen wir wirklich die Nabelschnur zu einer Politik, die uns nicht nur ein Bein stellt, sondern gleich den ganzen

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WAS SPRICHT EIGENTLICH DAGEGEN?

Boden unter den Füßen wegzureißen scheint? Ach was. Wir haben doch uns. Wenn die vergangenen Wochen etwas gezeigt haben, dann, dass wir alle gleich ticken. Dass wir uns einig sind. Genau das sollte doch so bleiben. Sich noch verstärken.

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JA.

WIR BRAUCHEN DEN HEISSEN DRAHT INS KREISHAUS,

um auch weiter bei Anträgen optimal betreut und begleitet zu werden. Aber sonst? Was soll denn der neue Wirtschaftsförderer besser machen? Was soll er uns bieten? Oder geht es am Ende gar nicht um uns? Geht es eher darum, andere zu uns zu holen? Auch hier: die IWKH war immer offen für Unternehmen jenseits der Kreisgrenze. Das soll sich bitte nicht ändern. Änderungsbedarf? Fehlanzeige.

Vielleicht sollten wir, die mehr als 500 Unternehmen, die sich wohlfühlen in der IWKH, uns fragen, was wir wollen. Wie wir uns die Zukunft vorstellen. Vereinigt wollen wir bleiben, das Dach gerne wechseln. Warum denken wir nicht jetzt über unsere Stärken nach? Sicher, auch wir haben überlegt, all das hier einzustellen, uns nicht mehr für die gute Sache Ausgabe für Ausgabe in unbezahlte Arbeit zu stürzen. Aber jetzt einknicken? Gerade jetzt Lebe­wohl sagen? Auch keine gute Lösung.

WIR WERDEN ES DOCH WOHL HINBEKOMMEN, UNS ALS VEREINIGUNG SELBER ZU ERHALTEN. Existenzgründern als Mentoren zur Seite zu stehen, unsere Erfahrungen zu teilen, uns auszutauschen. Wir werden aus halben Stellen doch wohl vollwertige Aufgabenfelder schaffen können – und wenn es erst nach der Pensionierung ist. Wir lassen uns doch nicht von einer Hand voll falsch Denkender auseinanderreißen. Also, her mit einer Versammlung, die ausschließlich nach vorne schaut. Her mit den Ideen, die sich mit der Zukunft beschäftigen, die wieder Inhalte schaffen, nicht nur Ärger und Unverständnis. Es gibt schon genug Ausschüsse, die sich um sich selber drehen, die nur ihrer selbst Willen zu existieren scheinen.

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WIRD ZEIT, DASS WIR UNS TREFFEN. In kleinen Gruppen, im Ganzen. Dass wir nach vorne schauen, die mitnehmen, die uns gestärkt haben. Und uns lossagen von denen, die, man muss das so sagen, ahnungslos sind. Und das wohl auch bleiben werden. Ganz objektiv, aus der Entfernung betrachtet.

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SPENGEMANN

LANDWEHR

ORGAKETT

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Jetzt im Winter grillt doch kein

Stirn an Stirn. Stehen die beiden

Wieso hält eigentlich der Aufkleber

Mensch. Dachten wir auch.

auch schon mal.

auf einer feucht-kühlen Bierflasche?

Aber die Zeiten ändern sich auch hier.

Aber das gehöre eben dazu,

Gute Frage. Hier gibts die Antwort.

Silvestergrillen ist im Kommen.

wenn Vater und Sohn ein Unternehmen führen.

SULO

FEBRÜ

ALFRED KELSNER

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Sieht ja simpel aus, so eine Mülltonne.

Ein L als Tisch, ein Sessel als

Der Mann hat eine lange Vergan-

Aber eben nur auf den ersten Blick.

Sitzgelegenheit und fertig ist das

genheit, auch wenn sich seine Arbeit

Denn die eine hat geräuscharme

perfekte Büro. Das war einmal.

eigentlich um die Zukunft dreht.

Räder, die andere einen Biofi lter.

Und ist heute anders.

Wie visualisiere ich Perry Rhodan?

Am Ende haben sie alle etwas gemein.

Bei Febrü.

Er weiß es.

Sie kommen von Sulo.

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ARNOLD ANDRÉ

MASERATI GHIBLI

PETER LACKE

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Wo darf man eigentlich noch

Er wildert. Auf der Autobahn,

Es sind turbulente Zeiten,

nach Herzenslust rauchen?

auf der Piste, die sonst von BMW,

die Andreas Peter gerade an der

In Lissabon nicht.

Audi und Mercedes bevölkert wird.

Spitze der IWKH erlebt.

Aber darüber reden.

Es geht auch anders.

Dabei leitet er noch ein

Na bitte.

Individueller.

internationales Unternehmen.

BUGATTI

VORSCHAU

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Der Mann hat eigentlich alles erreicht.

Wir werfen gerne einen Blick in die

Könnte sich nun ganz der Familie,

Zukunft. Auch wenn wir uns selber

den Pferden widmen.

immer wieder überraschen mit dem,

Wenn es nicht so spannend wäre.

was im neuen Heft steht. Den aktuellen, wenn auch nicht fi nalen Stand, lesen Sie hier.

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FRISCH 8

FLEISCH Alles andere kommt nicht in die Wurst.

Text und Foto: Tobias Heyer Layout: Florian Jorzick

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9 Vorbei die Zeiten, in denen nur von Anfang Mai bis Ende September gegrillt wurde. Immer mehr Menschen verbrennen sich in der Silvesternacht die Finger nicht nur an Explosivem, sondern auch am Grill. Überspitzt gesagt. Silvestergrillen ist in. Was vor allem Andreas und Michael Böke freut. Die beiden sind Inhaber der Fleischerei Spengemann Vertriebs GmbH & Co. KG, wenn man es denn so juristisch genau nehmen möchte. Vor allem aber sind es zwei, die mit Kittel und Haube in der Produktion stehen und sich daran erfreuen können, wenn Tonne um Tonne Fleisch im silbrig glänzenden Cutter zu Bratwurst verarbeitet wird. Für ihre Wurst sind sie bekannt, zehn Sorten haben sie im Programm. Jede schmeckt anders. Und doch wieder gleich, wenn sie auf

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Kohle- oder Gasgrill gelegt wird. Sie kennen die Diskussion, was denn nun besser, gesünder, schneller sei. Auf den Geschmack aber habe die Art des Grillens keine Auswirkungen. Viel wichtiger sei es, dass ihre Bratwurst Rindfleisch enthalte, schön mager sei. Es gibt die Wurst vakuumverpackt oder lose, vor allem aber frisch. So wie alles, was hier verarbeitet wird. Dabei sind die Zeiten längst vorbei, in denen hier in Kirchlengern noch ganze Tiere zerlegt wurden. Zu hoch die Hürden, die gesetzt wurden, zu ineffektiv, wenn man sich hier mit den ganz Großen der Branche messen wollte. Vor ein paar Jahren gab es noch sechs Schlachterei- und Zerlegebetriebe in Ostwestfalen. Heute ist noch einer übrig geblieben.

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Auch bei den Fleischereien herrscht das große Sterben, gut die Hälfte hat das GeschlossenSchild für immer an die Eingangstür gehängt. Auch bei den Böke-Brüdern hat es einen Umbruch gegeben, um mithalten zu können. Der elterliche Betrieb, die Fleischerei Böke in Herford, war die Basis, ehe 2006 Spengemann übernommen wurde. Aber zwei Produktionsstandorte machte mehr Arbeit als Gewinn, so wurde es wirtschaftlich notwendig, beide Betriebe zusammenzulegen, auch wenn die Marken bestehen blieben. Heute kommen die frischen Fleischstücke direkt vom Großlieferanten, der 21.000 Schweine schlachtet. Am Tag. Unternehmerischer Selbstmord sei es, da mitgehen zu wollen. Da sei es viel wichtiger, sich auf das zu konzentrieren, was man am besten könne, sagt Michael Böke. Und das ist immer noch Wurst. Ganz gleich, ob die später auf den Grill oder direkt aufs Brötchen gelegt wird. Wichtig sei die Frische der Zutaten, das Einhalten der vielen EU-Regeln, die immer wieder neu aufgestellt werden. Barcodes zieren jede rote Wanne, keine Charge, die nicht zurückverfolgbar, deren Qualität nicht lückenlos belegt ist. All das wünscht der Kunde. Aber bezahlen, tief in die Tasche greifen, will er nicht. So ist auch die letzte Spengemann-Filiale längst geschlossen, hat sich der Marktplatz in die Großmärkte verschoben. Hier herrschen Kampfpreise, hier muss beides stimmen. Qualität und Preis.

Um beides zu erreichen, haben die BökeBrüder in den vergangenen Jahren mehr als vier Millionen Euro investiert. Es sieht fast schon klinisch rein in den gefliesten Räumen aus, in denen insgesamt rund 70 Mitarbeiter arbeiten. Silberne Edelstahlhaken werden in Rippenfleisch gestochen und an Stangen aufgehängt, es wird geräuchert und gekühlt, zerkleinert und verpackt. Die Rezepturen bleiben natürlich das Betriebsgeheimnis, immer wieder abgestimmt auf die neuesten Bestimmungen, die den Geschmack nicht verändern sollen und doch einiges auf den Kopf stellen. Es ist immer noch die klassische Grillsaison, die für Hochzeiten im Betrieb sorgt, auch wenn sich die Zeit, in der immer noch vor allem Männer am Grill stehen, immer weiter ausdehnt. Wie in der Getränkeindustrie, wo auch ein Bier, ein Alster schon lange nicht mehr ausreichen, hat sich der Spengemann-Bauchladen auch immer erweitert. Zöpfe und Bärentatzen sind im Kommen, die Bratwurst wird heute gerne auch mit eingearbeitetem Käse gegessen. Man muss das mögen. Sagt Michael Böke und meint das genau so. Die Geschmäcker werden immer verschiedener. Bei Michael Böke ging der Bruder noch in die Lehre, ein echter Familienbetrieb also, bei dem sich die beiden die Geschäftsleitung aufgeteilt haben. Gradmesser für das, was gerade gefragt ist, ist immer noch der eigene Laden in Stift Quernheim.

Am Ende entscheidet der Kunde, was er will. Und bekommt.

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Wo bleibt da noch Zeit für das, was wirklich wichtig ist?

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13 In den vergangenen sechs Jahren wurden hier nur Zuwächse realisiert, der nächste Umbau ist schon geplant, Fleischeinkauf soll zum Erlebnis, nicht zum Discounterlebnis werden. Dabei hat gerade wieder ein Großkunde angerufen, hat nachgefragt, welcher Preis denn möglich sei, um mit der Wurst wirksam in die Werbung gehen zu können. Kampfpreise. Sagt Michael Böke, als er über das wirtschaftliche Dahinter nachdenkt. Und weiß doch, dass er auch die mitgehen muss. Es sei manches Mal die komplett falsche Richtung, in die die gesamte Branche ­r enne. Aber es

sei die Richtung des Kunden, das dürfe man nie vergessen. In den letzten acht Jahren ist der Preis der Bratwurst real nur um 5–7 Cent gestiegen. Das sage doch alles. Hier diktiert der, der an der Fleischtheke den Blick über die Preisschilder, nicht über die Ware schweifen lässt. Sie haben sich bei Spengemann gut darauf eingestellt, sind froh, dass ihre Bratwurst immer noch für wässrige Münder sorgt. Aber ob das so immer weiter geht? Ob nicht doch ein Umbruch erforderlich ist? Das fragen sich auch die Brüder Böke. Und wissen die Antwort eigentlich schon.

Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Gegrillt wird immer. Auch Silvester.

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FAMILIEN­ BANDE Text und Foto: Tobias Heyer | Layout: Florian Jorzick

Auf den ersten Blick könnten die beiden kaum unterschiedlicher sein. Wer sich aber mit Horst und Lars Landwehr vom gleichnamigen Elektrotechnik-Unternehmen unterhält, der erfährt, dass sie doch sehr vieles verbindet.

Herr Landwehr, war es immer Ihr Wunsch, dass Ihr Sohn einmal Ihr Unternehmen übernimmt? Horst Landwehr: Ach, wissen Sie, an so etwas denkt man nicht, wenn man sein Unternehmen gründet. Das war 1972, da hatte ich noch gar keine Kinder. Aber froh war ich natürlich schon, als ich einen Sohn bekam, als ich wusste, dass es zumindest die Möglichkeit gibt, einen Nachfolger aus der Familie zu finden. Die Elektrotechnik-Branche ist männlich geprägt, das ist nun einmal so. Ob aber mein Herr Sohn wirklich in meine Fußstapfen treten wollte, war mir natürlich lange nicht klar. Lars Landwehr: Dabei habe ich schon mit 12 Jahren die ersten vier Wochen auf einer Baustelle mitgearbeitet. Also war der Weg eigentlich schon vorgezeichnet. Horst Landwehr: Aber man konnte sich bei dem Lümmel ja nicht sicher sein (lacht). Dabei hatte er schon mit 23 Jahren seinen Diplom-Ingenieur gemacht, gleichzeitig hatte er in Heidelberg eine Stelle gefunden, bei der er mir fast stiften gegangen wäre. Da musste ich schon aufpassen, dass er sich immer noch vorstellen konnte, zurück nach Bünde zu kommen. Am Ende hat es dann die Liebe gerichtet (lacht). Lars Landwehr: Ach, das war doch nur ein Reinschnuppern in einen anderen Betrieb. Wir hatten ja bereits damals, da war ich erst 22 Jahre alt, aus dem Unternehmen eine GmbH gemacht, in der ich als

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­ eschäftsführer angestellt war. Das war G Bindung genug. Irgendwie hat mein Vater das ganz schön schlau angestellt. Bei dem großen Heidelberger Unternehmen, bei dem ich damals angestellt war, hatte ich immer einen Rammbock vor mir, da wurden Entscheidungen so lange vertagt, bis sie nicht mehr getroffen werden mussten. Ich wollte aber etwas anderes, wollte selber entscheiden und gestalten. Und diesen Entscheidungsspielraum habe ich hier in Bünde schnell gefunden.

Das heißt, Sie sind zurück nach Bünde gekommen und gleich voll eingestiegen? Lars Landwehr: Das war eigentlich der Plan, aber da machte mir die Bundeswehr einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich war ich fest davon ausgegangen, dass die mich bei dem Alter – und ich hatte gerade geheiratet – nicht mehr brauchen würden. Aber mit der Einschätzung lag ich komplett falsch. Allerdings konnte ich es so einrichten, dass ich abends immer nach Hause und in der Firma arbeiten konnte. Das war die Zeit, als die Digitalisierung in unserer Branche einsetzte, das war meine Stärke, da konnte ich auch abends gut weiterhelfen. Vielleicht war es gar nicht verkehrt, dass ich so langsam in die Firma hineingewachsen bin. Am Ende war es dann so, dass ich älter als mein ältester Vorgesetzter in der Truppe war und da in der Kaserne plötzlich ausgediente LandwehrComputer standen, weil die immer noch besser liefen als das, was die Bundeswehr im Bestand hatte.

Und wie ist dann der Firmenübergang abgelaufen? Horst Landwehr: Erst einmal habe ich 60 Prozent, Lars 40 Prozent der Anteile gehalten. Wir waren aber beide alleinvertretungsberechtigt. Lars hat als Projektleiter begonnen, hat hier den gesamten Umbruch der Firma miterlebt, die plötzlich 50 Mitarbeiter hatte.

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Wie muss man sich das ­Zusammenarbeiten von Vater und Sohn vorstellen? Ist das ein väterliches Verhältnis, oder eher wie in einer Ehe? Lars und Horst Landwehr: Ach, das kann man schon wie eine Ehe bezeichnen (lachen). Horst Landwehr: Wissen Sie, in jeder Ehe gibt es mal Streit, das ist bei uns beiden nicht anders. Lars Landwehr: Wenn mein Vater in Fahrt kommt, dann setzt man sich am besten einen Helm auf und verkriecht sich unter dem Schreibtisch. Aber das tolle ist, dass wir zehn Minuten später wieder einen Kaffee zusammen trinken und das Ganze in Ruhe besprechen können.

Heißt also, dass die Zusammenarbeit auch heute noch sehr gut klappt? Wie haben Sie sich denn die Aufgaben aufgeteilt? Horst Landwehr: Mein Sohn ist seit dem ersten Januar 2014 alleiniger Gesellschafter. Aber so ganz von der Bildfläche bin ich immer noch nicht verschwunden. Bei mir laufen die finanziellen Fäden zusammen, am Ende manage ich sogar die Finanzen meines Sohnes (lacht). Das operative Geschäft aber habe ich komplett abgegeben. Und das ist auch gut so. Wir haben hier ein hundertprozentiges Vertrauensverhältnis, sind quasi ein Herz und eine Seele.

Das heißt, dass Sie den Entschluss, in den elterlichen Betrieb einzutreten, nie bereut haben? Lars Landwehr: Nein, nie. Wir haben hier alles gemeinsam gemacht, alle Höhen, alle Tiefen gemeinsam mitgenommen. Wir sind uns auch einig darüber, dass unsere Frauen unsere Familien managen – und wir das Unternehmen.

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Heißt das für Sie, dass Sie nicht mehr jeden Tag in der Firma sind? Horst Landwehr: Doch, doch, das lasse ich mir nicht nehmen. Aber morgens um sieben Uhr muss das nicht mehr sein. Am Ende gibt es aber keinen Cent, der hier ausgegeben wird, der nicht von mir freigegeben wird. Dafür ist es wichtig, dass ich hier bin. So lange sie mich hier haben wollen, komme ich auch. Wissen Sie, seit fast 50 Jahren ist das hier mein Leben, meine Arbeit, mein Hobby, alles. Da pfeift man auf das Erreichen des Rentenalters, da ist es viel wichtiger, dass der Laden läuft.

Ist denn schon die dritte Generation in Sicht? Lars Landwehr: Ich habe fünf Kinder, davon zwei Söhne. Die stehen hier so häufig in der Werkstatt, dass der eine oder andere schon behauptet, dass die beiden Batterien fressen, so häufig fragen sie danach. Das technische Verständnis ist also auf jeden Fall da. Aber ob das reicht, um hier später einmal mit einzusteigen, das kann man jetzt nicht sagen. Die Zwillinge sind ja gerade einmal acht ­Jahre alt. Am Ende müssen sie wissen, dass die Selbständigkeit ein harter Job ist. Den können sich viele doch gar nicht richtig vorstellen, das bedeutet einfach mehr, als technisch einen guten Job zu machen. Horst Landwehr: Mir war wichtig, dass mein Junge schnell das Fach-Abi macht, schnell studiert, sich nicht mit irgendwelchen unwichtigen Sachen aufhält. Wissen Sie, ich komme aus einem Unternehmerhaushalt, ich habe mit zwölf Jahren schon die ersten Schlafzimmer verkauft. Entweder man ist so gestrickt – oder eben nicht. Wenn meine Enkel so sind, dann freue ich mich, freuen wir uns, wenn sie hier in die Firma eintreten ­w ollen. Wenn nicht, dann findet sich ein anderer Weg. Auch wenn der vielleicht nicht so schön ist.

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MAN

STELLT SICH

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DAS

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SO EINFACH VOR.

Text und Foto: Tobias Heyer Layout: Florian Jorzick

So beginnen viele Sätze von Manuel Heidbrink, Inhaber der Orgakett GmbH in Spenge. Einfach einen Aufkleber bedrucken, fertig ist das Etikett. Aber es ist ganz anders. Und vor allem: komplizierter. Wer mitspielen will im Konzert der ganz Großen, wer sich eine Nische nicht nur suchen, sondern es sich darin auch bequem machen will, der braucht ein spezielles Wissen. Welcher Kleber hält, wenn das Etikett auf der Bierflasche wochenlang im Kühlschrank steht? Welcher Aufkleber lässt sich nicht so leicht entfernen, wenn er ständig Kondenswasser ausgesetzt ist? Früher, da stand auf so einem Etikett das Wichtigste, kleingedruckt und schwarz-weiß. Heute aber muss alles bunt sein. So richtig bunt. Farbecht. Die Entwicklung in der Etikettenbranche ist eine immer aufwändigere. Das sieht der Neugierige spätestens, wenn er durch das Lager von Orgakett spaziert. Es stapeln sich besondere Papiere, Trägermaterialien, die mal mit Folien, dann mit Spotlack oder per Siebdruck veredelt und bedruckt werden. Die Maschinen rattern in der Orgakett-Halle, tausendfach jagen Etiketten durch die Druckmaschinen und auf große Rollen, ehe es weiter im Galopp zum Kunden geht. Keiner hat mehr Zeit, niemand will warten, sagt Manuel Heidbrink. 20 Mitarbeiter sorgen bei ihm im Unternehmen dafür, dass am Ende auch niemand warten muss. Dass pünktlich geliefert wird, dass man auch dem wachsenden Interesse am Digitaldruck begegnen kann. Coca-Cola machte den Anfang, als plötzlich weltweit zig unterschiedliche Vornamen die Brauseflaschen zierten. Und der Handel wird nachziehen, wird sich wünschen, dass die Etiketten immer noch Massenware bleiben – und doch individualisierbar sind. Auf den Fachmessen gab es vor fünf Jahren nur eine Handvoll Aussteller, die sich mit dieser Technik beschäftigten. Drei Jahre später waren es schon ein gutes Dutzend, ehe jetzt gleich eine ganze Halle freigehalten wurde, um dem Interesse am Digitaldruck gerecht zu werden. Für Manuel Heidbrink bedeutet das erst einmal: investieren. Schnell habe man dabei die Millionenschallgrenze überschritten, gehe es darum, die Maschinen am Laufen zu halten. Dafür verlässt der Ingenieur der Drucktechnik die Produktionshalle fast täglich, kümmert sich um Kundenbetreuung und Akquise.

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Kunden gibt es hier im Umkreis genug, selten nur ist es nötig, in die Ferne zu schweifen. Allein die Tönnies-Gruppe lässt pro Jahr eine Milliarde Etiketten drucken – allerdings nicht bei Orgakett. Hier geben sich eher die kleineren und mittleren Unternehmen die Klinke in die Hand, bestellen Auflagen, die noch gut zu handeln sind. Mal sind es Nassklebeetiketten, die geordert werden, dann sucht die Bier­

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industrie nach selbstklebenden Werbeträgern. Die Pharma- und Kosmetikindustrie sorgt ebenfalls für Umsatz, der Kunden- und Branchenmix stimme, ist sich Manuel Heidbrink sicher. Längst gehe es nicht mehr nur darum, ein optisch sauberes Produkt zu produzieren. Maschinenbau und Logistik seien viel mehr gefragt, um am Markt bestehen zu können. Das tut das Spenger Unternehmen nun schon seit 32 Jahren. Gegründet vom Vater, irgendwie „fast selbstverständlich“ vom Sohn übernommen, der sich gerade vom „Mischmasch aus Wirtschaft und Technik“ faszinieren lässt. Der Vater hatte noch als freier Handelsvertreter gearbeitet, ehe er sich selbstständig machte und nicht mehr technische Etiketten vertreiben, sondern gleich produzieren wollte. Schon damals sei das eigene Produktspektrum ein sehr breites gewesen. Sagt Manuel Heidbrink und ist froh, dass sich das nicht geändert hat. So ist und bleibt er wettbewerbsfähig. Ganz gleich, in welche Richtung die Branche rennt.

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Text und Foto: Tobias Heyer Layout: Florian Jorzick

ZUG FÜR ZUG UM ZUG Als Cláudio Claudino zum vereinbarten ­Treffpunkt kommt, sieht er aus, wie man sich einen vorstellt, der in der Tabakbranche zu Hause ist. Dunkler Anzug, perfekte Frisur, groß gewachsen. Fehlt noch, dass er jetzt die Zigarre rausholt, mit dem Feuerzeug schnippt und die Flamme mit der hohlen Hand vor dem Wind schützt.

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Aber eigentlich ist Cláudio Claudino gar kein Raucher. Also, ja doch, sicher, er raucht schon mal eine Zigarre, ein Zigarillo. Aber nur so. Nicht der Gewohnheit, eher des Jobs wegen. Den macht er jetzt schon seit einigen Jahren für Arnold André in Portugal. Sorgt sich um die Marken, um Auftritt und Absatz. Per LKW kommen Zigarillos und Zigarren aus Bünde und Königslutter nach Lissabon, werden hier zu 95 Prozent an den Großhandel verkauft. Die Verpackungen sehen hier genauso zugeklebt aus wie in Deutschland, ständig drohen Regierung und EU damit, die ohnehin strengen Regeln noch zu verschärfen. Ob das am Ende etwas am Absatz ändern wird? Die Verpackung schaust du dir ein, zwei Mal genau an. Dann rauchst du weiter. Sagt Cláudio Claudino und zieht selber an einem Zigarillo der Marke ­Carlos André. Galt Zigarillo rauchen noch vor zehn Jahren als old fashioned, so ist diese Sparte heute der Umsatzbringer. Junge Men-

Er selber spreche aus Erfahrung, Ziga-

schen haben nicht nur in Lissabon

retten rührt er so gut wie nie an, aber

längst erkannt, dass es günstiger ist,

dieses Erlebnis, dieser Genuss, wenn

Zigarillo zu rauchen. Und dass es

er den Cutter ansetze, wenn er das

eben schmeckt. Und cool ist.

Rauchen zelebriere, das sei einfach etwas anderes. Und darum gehe es beim Zigarrenrauchen. Wer sich traditionelle handgerollte Zigarren leiste, der tue das bewusst, wisse um seine Gesundheit, könne einschätzen, wie sich

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Dabei dürfe es wegen ihm

der gemäßigte, erwachsene Umgang

gerne auch eine deutsche

mit dem heißen Rauch auswirke.

Marke sein, die mit dem Konterfei des portugiesischen Seefahrers Vasco da Gama, die eine der Arnold André-Marken bildet. Hier in Lissabon sei das häufig eine sogenannte Celebrationcigar, eine, die man sich anzünde, wenn die Hochzeit, ein Familienfest, der Berufsabschluss anstehe. Dabei sei es immer schwerer, wirklich neue Trends zu setzen, Marken und Produkte am Markt zu platzieren. Unique und different müssten sie sein. Und seien alles andere als einfach zu finden. Die meisten Zigarrenraucher aber folgten hier wie auch in Deutschland ihrer Marke, würden vielleicht mal eine neue Variante, eine Spielart probieren. Sonst aber blieben sie treu. Lange, sehr lange. Bei den Zigarillos sei das anders, da werde häufiger getauscht, sei es chic, Neues auszuprobieren. All das sei eine Chance für Arnold André. Ganz gleich, ob in Deutschland oder in Portugal. Sagt Cláudio Claudino, zieht noch einmal an dem Zigarillo und bläst den Rauch in den blank geputzten, blauen Himmel in Lissabon.

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Die Restriktionen werden zunehmen. So wie der Genuss für die, die Rauchen noch genießen können.

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DER SIBIRISCHE TIGER UNTER DEN MIEZEKÄTZCHEN Text und Foto: Tobias Heyer | Layout: Florian Jorzick

Spätabends stellen wir den Maserati vor unserem Zuhause am Straßenrand direkt unter einer LED-Laterne ab, schließen zu und sehen im Augenwinkel, wie unser Nachbar aus seiner Einfahrt kommt. Der Blick sagt alles. Jetzt dreht er völlig ab. Fährt Maserati. Ein wortloser Gruß, dann ein Kopfschütteln. Es war schon immer etwas Besonderes, Maserati zu fahren. Wobei die Worte besonders und teuer beim Ghibli nicht als Synonym gelten dürfen. Denn der Ghibli vor unserer Tür ist ungefähr so teuer wie der BMW, der da sonst steht. Ehrlich gesagt noch ein bisschen günstiger. Aber es braucht noch ein wenig, bis sich das in den Köpfen durchgesetzt hat. Sagt Alexander S ­ topka, Geschäftsführer im gleichnamigen Bielefelder Autohaus. Wer ein Auto suche, das mit einem und dann noch in der Masse fährt, der liege beim

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Maserati falsch, rät Stopka. Wer aber das Auto dirigieren, beherrschen will, der kommt um so ein exklusives Fahrgefühl wie das, das der G ­ hibli verspricht und gleichzeitig hält, nicht herum. Wobei die Marke Maserati längst nicht mehr so exklusiv ist wie noch vor ein paar Jahren, als Autos nur in homöopathischen Dosen das Werk verließen. Eine Milliarde Investitions-Euros später können die Jungs von Maserati schon im August einen großen Haken hinter das Geschäftsjahr 2014 machen. Ziele und Pflicht erreicht. Was jetzt kommt, ist die Kür. Das liegt natürlich daran, dass der Ghibli in einem Fahrzeugsegment wildert, in dem sonst Audi, BMW und Mercedes Stoßstange an Stoßstange stehen. Ich kann mir jetzt meinen fünften Fünfer in Folge bestellen. Hat ein Neukunde neulich fast vor Langeweile gestöhnt. Vorfreude sieht anders aus. Vorfreude hört sich vor allem anders an. Während in anderen Fabrikaten der Druck der Sporttaste vor allem zu Lasten des Verbrauchs geht, passiert im Ghibli Magisches.

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Erst einmal wird es laut. Also so richtig.

überall ihr Logo hinsetzen. Selbst auf die

Keine Klappen, die sich in den Auspuffgang

Bremse. Wobei man gerade die ungern tritt,

drängen, sondern das Zuschalten eines Re-

berauscht doch der Vortrieb, diese Freude

sonanzkörpers, der den Unterschied zwi-

des Fahrzeuges, nach vorne zu streben.

schen Miezekatze und Sibirischem Tiger

Kommen wir zu dem Punkt, an dem sich

ausmacht. Es faucht. Es röhrt. Es donnert.

früher die Stirn des deutschen Autofahrers

Ganz wunderbar. Dabei sitzen wir in einem

automatisch in Falten warf. Die Qualität.

Diesel. Diesel und Maserati, das muss man

Herrschte bei dieser Art Fahrer früher die

sich mal vorstellen. Konnte man vor Jahren

Vorstellung , dass bei den Ingenieuren bei

auch noch nicht. Funktioniert heute aber

Maserati als Maßwerkzeug vor allem der ei-

spektakulär gut. Sicher, auch hier wer-

gene Daumen herhalten musste, nicken sie

den von offizieller Seite Verbrauchswerte

heute erstaunt und zustimmend, wenn sie

angegeben, die selbst Pinocchio die Scha-

um den Ghibli drumherum gehen und die

mesröte auf die meterlange Nase treiben

Spaltmaße inspizieren. Alles 1a. Also kaum

würden. Wer den Ghibli so fährt, wie er

zu sehen.

gerne gefahren werden möchte, und soll-

Kein Wunder, dass Maserati volle

te, der rechnet mit neun Litern. Plusminus.

drei Jahre Garantie auf den Ghibli gibt.

Sagt Alexander Stopka und man weiß: Der

Ohne Wenn und Aber. Ohne Kilometer-

Mann ist ne ehrliche Haut. Das ist auch der

begrenzung. Ohne auf die Konkurrenz zu

Ghibli, der sich wirklich mit G, nicht mit

schielen, die all das eben nicht bietet. Und

SCH ausspricht. Da wird nichts weichge-

auch beim Preis den Kürzeren zieht. Kon-

spült, da kommt der Begriff Fahrwerk noch

figurieren Sie mal Ihren Traum-Fünfer.

von erfahren, nicht von plattbügeln. Der

Dann wissen Sie, dass die 77.000 €, die

Motor braust und blubbert, kein Mensch

unser Testwagen kostet, viel zu schnell

braucht mehr PS – es sind 275 –, niemand

­erreicht und überschritten sind.

mehr Drehmoment. Es lässt sich herrlich

Und? Fragt Alexander Stopka, als wir

auf der Autobahn zwischen Audi, BMW

den Ghibli auf dem Firmenparkplatz wie-

und Mercedes hin- und herflitzen. Auch

der durchschnaufen lassen. Gut?

in der Stadt: Ein eleganter Begleiter, mit Kraftreserven wie ein Puma, der müde im

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33

Es gibt diese Erfahrungen, die man besser nicht versuchen sollte, mit Worten zu

Zoogehege döst und doch jederzeit zum

beschreiben. Die, die man in einem Mase-

kraftvollen Sprung ansetzen kann. Innen-

rati macht, gehören dazu. Also nicken und

drin, im Ghibli, nicht im Puma, sieht es aus

schweigen wir. Er versteht und kennt das.

wie im schönsten Wohnzimmer. Das Leder

Genießen und Schweigen. Das kennt selbst

ein erlesenes, das Beleuchtungssystem un-

unser Nachbar. Der spätabends, als wir am

aufdringlich vor sich hin glimmend. Die

Fenster stehend gerade das Licht löschen,

Knöpfe aus einem Metallstück gedengelt,

doch noch einmal um den Maserati drum-

das Navigationssystem auch ohne Piloten-

herum schleicht. Sieht verdammt gut aus.

schein bedienbar. Die Jungs in Italien sind

Wird er sich gedacht – und später von einer

so stolz auf ihren Ghibli, dass sie wirklich

Probefahrt geträumt haben.

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ROSIGE ZEITEN Text: Tobias Heyer Foto: Carmen Wolf Layout: Florian Jorzick

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Wenn man mit Andreas Peter in ei-

Da ist der Umbruch längst vorbei.

nem Raum sitzt, wird man zum Sta-

Vorbei die Zeiten, in denen die Gar-

tisten. Was gar nicht böse gemeint ist.

tenmöbel lackiert werden mussten.

Der Mann hat einfach ein einnehmen-

Will heute niemand mehr. In der Kü-

des Wesen. Eines, das zum Zuhörer

che gewinnt die Folie an Überhand,

macht. Gerade, wenn man ihn fragt,

werden Kunststoff und Glas lackiert.

wie das kam, dass aus dem über-

Als dieser Umbruch stattfand, so Mit-

schaubaren Unternehmen Peter La-

te der 90er Jahre, da sahen die Zahlen

cke unter seiner Führung ein solches

von Peter Lacke bereits zartrosa aus.

Dickschiff wurde. Wenn man ihm

Es hätte dramatisch enden können,

zuschaut, wie er gestikuliert, erklärt,

das weiß Andreas Peter noch heute.

mit Zahlen jongliert, Emotionen her-

Aber es kam anders. 1997 riss er das

vorruft und gleich wieder abschüttelt.

Ruder herum, um 180 Grad. Das Un-

1978 machten sie noch mit 35 Mitar-

ternehmen stürzte sich auf die Lackie-

beitern 1,7 Millionen Euro. Heute sind

rung von Kunststoff, komplett, aus-

es 70 Millionen Euro mit 400 Mitar-

nahmslos. Es war die einzige Chance,

beitern. Wie war das möglich?

der letzte Strohhalm. Das einzige,

Man muss sich zur Beantwortung die Möbelindustrie anschauen. Frü-

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was sie in dem Bereich konnten, war das Lackieren von Radkappen. Dann

her, da wollte jeder lackiertes Holz.

kam die Anfrage, ob sie das auch im

Im Arbeitszimmer, im Wohnzimmer,

großen Stil könnten, einen Überse-

vor allem in der Küche. Und heute?

econtainer voll liefern, nach Shanghai.

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Andreas Peter machte das, was man

Unternehmen. Doch der ältere Sohn

tig hält. Er setzte alles auf eine Karte,

offenbarte dem Vater, dass er lieber

seinen besten Mann darauf an – und

Professor werden wollte – und heu-

gewann. Autozulieferer in Shanghai?

te auch ist. Enttäuscht? Ach was. Ich

Das hat keiner gemacht. Außer dem,

habe mich so richtig gefreut. Sagt An-

der sich selbst als Abenteurer be-

dreas Peter heute. Sein zweiter Sohn

zeichnet. Der damals noch zögerlicher

sei viel sparsamer als er. Ich glaube, er

war, als er heute ist. Dass dabei nicht

macht es besser als ich, sagt Andreas

alles glatt läuft, kalkuliert er gerne

Peter. Nicht ohne Stolz. Sohn David

mit ein. So wie etwa die Gründung der

hat in Hamburg studiert, kennt sich

Tochtergesellschaft in Malaysia. Oder

aus mit Lack- und Kunststofftechnik

das Lackieren von Rotoren von Wind-

und kann nun auch denen im Unter-

krafträdern. Beides Fehlentscheidun-

nehmen fachlich fundiert gegenüber-

gen, eine gute Million, die in den Sand

treten, die im weißen Kittel arbeiten.

gesetzt wurde. Aber das passiert eben,

Und das sind immerhin rund 40 Pro-

wenn man vorne, ganz vorne mit-

zent der Kollegen.

schwimmen will.

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neration im mehr als 100 Jahre alten

selbst beim Roulette für wagemu-

No risk, no fun, das sagt er nicht

Die Generationennachfolge wird bei Peter Lacke also nicht zum Um-

nur so, das lebt er. Die Leitung des

bruch. Es wird wohl eher ein fließen-

Unternehmens funktioniere so wie

der Übergang, Andreas Peter wird

das Fahren eines Autos. Er drückt auf

sich in der Holding um Strategie und

das Gaspedal, sein kaufmännischer

Finanzen kümmern, während sich

Leiter auf die Bremse. So sei das. Und

der Sohn auf das operative Geschäft

richtig allemal. Wer sich am Ende

stürzt. Man könnte also auf die Idee

durchsetzt, lässt sich erahnen, wenn

kommen, dass sich die Wochenstun-

man sich mit Andreas Peter unterhält.

den jetzt ein wenig reduzieren. Was

Der siezt alle im Unternehmen und ist

er denn dann so macht, wenn sich

doch das, was man ruhig einen Kum-

das Verhältnis zwischen Arbeit und

peltypen nennen dürfe. Einen duzt er

Freizeit wandele? All die Verspre-

natürlich, seinen Sohn. Der sei sehr,

chen endlich einhalten, die er sei-

sehr zielstrebig. Und war eigentlich

ner Frau immer und immer ­gegeben

gar nicht eingeplant als nächste Ge-

habe, sagt Andreas Peter lachend.

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Und im Golfspiel besser werden als

viel zu sagen. Aber irgendwie sei auch

sie. Auch da: ein einnehmendes La-

schon sehr viel gesagt worden. Bricht

chen am Ende des Satzes. Trotz all der

Andreas Peter das Selbstgespräch ab.

Mühen, der Belastung durch das Lei-

Bringt ja nichts. Am Ende muss man

ten eines solch international tätigen

sich mit der Politik trotz all des Grolls

Unternehmens hat Andreas Peter sei-

doch arrangieren. So schwer das fällt.

nen Humor nicht verloren. Es schaut

Und so viel Wut das hinterlässt. Da

schließlich rosig aus. Nicht die Zahlen,

ist es ja einfacher, ein Unternehmen

sondern die Zukunft. Nur bei einem Thema, da versteht er

zu führen, eine Krise zu bewältigen. Wenn du die Fäden selber in der Hand

keinen Spaß. Die Entwicklung in der

hast, wenn dir keiner reinquatscht,

IWKH? Macht ihn stinksauer. Es sei ein

der keine Ahnung hat, ist das immer

Erfolgsmodell, das da gerade grundlos

noch die beste Möglichkeit, Entschei-

zerstört werde. Es gebe dazu noch sehr

dungen zu treffen.

de 17_528-Umbruch_RZ.indd 39

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BloĂ&#x; nicht abheben

Text und Foto: Tobias Heyer Foto: Sascha Bartel Layout: Florian Jorzick

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Christophe Gence, gebürtiger Schweizer, scheint in Ostwestfalen gut angekommen zu sein. Auf die Frage, wie es denn so laufe, mit den Müllbehältern, den Zahlen, dem Unternehmen, antwortet er: Gut. Was für einen Ostwestfalen ja schon fast euphorisch klingt. Hier, bei Christophe Gence, meint es dann auch: Doch, wird sind durchaus zufrieden. Wer mit dem Geschäftsführer der Sulo Umwelttechnik GmbH über das Firmengelände spaziert, der versteht, was er meint. Überall stehen meterhoch Müllbehälter in unterschiedlichsten Farben, mal mit Hamburger, dann Berliner, mit englischen und arabischen Städtenamen versehen. Wobei der Fachmann nicht von Müllbehältern,

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sondern von Zwei- und Vierrädern spricht. Die mit den vier ­R ädern, diese richtig großen Behälter zum Rollen, gehen gerade besonders gut. Werden von Herford aus nicht nur durch Europa, sondern bis nach Australien und Chile verschickt. Dem wachsenden Umweltbewusstsein sei Dank. Denn wenn irgendwo eine Regierung beschließt, dass sich Kosten reduzieren, Ressourcen schonen lassen müssen, dann steht meist Sulo als Umweltsparte der Plastic Omnium Entsorgungstechnik GmbH und damit als Weltmarktführer parat, um Wertstoffe einzusammeln. Das muss heute nicht mehr zwingend in der normalen Mülltonne sein. Es gibt Systeme, bei denen befindet sich der eigentliche Behälter unter der Erde, wird per Funk das Entsorgungsunternehmen darüber informiert, dass der maximale Füllstand erreicht ist und bitte abzuholen sei. Es gibt vierrädrige Behälter, die beim schweren, selbstständig schwingenden Deckel über eine Kindersicherheit verfügen. Schön auch ein bakterielles Filtersystem, das beim Grünabfallbehälter verhindert, dass sich bei Sommerwetter Maden im Müll breitmachen.

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DER BLICK GEHT DERZEIT GEN OSTEN

Apropos grün: Die wichtigste Innovation von Sulo ist gar nicht zu erkennen. Also mit dem bloßen Auge. Deshalb haben die Leute bei Sulo gleich die gesamte Palette der Green-made-Behälter aus grünem Kunststoff hergestellt. Sicher ist sicher. Sicher ist aber vor allem, dass diese Müllbehälter die Umwelttechnikbranche revolutionieren werden. Denn sie sind nicht aus Erdöl, sondern aus Zuckerrohr entstanden. Auch das geht. Ist zwar noch etwas teurer, muss Geschäftsführer Christophe Gence einräumen, aber das Interesse sei da, das Thema Nachhaltigkeit werde hier ja gleich doppelt bedient. Wer es noch grüner mag, der lässt als Stadt all seine alten Tonnen von Sulo abholen – und bestellt neue, die

aus Recyclingmaterial hergestellt werden, das aus den alten Behältern gewonnen wurde. Unsere Branche befindet sich im Umbruch. Sagt dann auch Christophe Gence und freut sich darüber. Längst ist ein Behälter nicht mehr ein Behälter. Wer weiß schon, dass die orangen Papierkörbe, die an jedem zweiten Laternenpfahl hängen, auch von Sulo kommen? Wer ahnt, dass in Madrid die Papierkörbe

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aus Aluminium sind, mit integrierten Hundekotbeuteln? Es sei eine innovative Branche, auch wenn das nur wenige glauben könnten, erläutert der Schweizer seinen Gästen. Der arbeitet seit 1989 in dem Konzern, begleitete 2007 die Übernahme von Sulo durch Plastic Omnium und reist heute nicht nur durch Deutschland, sondern vor allem gen Osten, nach Polen, Ungarn und aktuell immer öfter nach Rumänien. Hier unterstützt die Europäische Union das tatkräftige Beschäftigen mit dem Thema Umwelt, wird hier nun auch gesammelt und recycelt, und braucht es dann eben auch Müllbehälter, die dies ermöglichen. Wir sind schon zufrieden, wenn jeder

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Haushalt über drei unterschiedliche Müllbehälter verfügt. Sagt Christophe Gence und lacht. Ganz so viele werden es wohl doch nicht werden. Aber bei rund vier Millionen Zweirädern und rund einer halben Million verkauften Vierrädern ist man im Konzern nicht unzufrieden. Was sich auch auf dem Platz hinter dem Verwaltungsgebäude zeigt, wo sich die Behälter türmen, riesige Laster vorfahren, um die leichte und doch

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DER GRÜNE GEDANKE IST HIER DOPPELT ANGEKOMMEN

voluminöse Fracht einzuladen. Wir liegen hier in Herford perfekt. Nah zur Autobahn, nah zum Meer. Sagt der Sulo-Geschäftsführer und weiß, dass all die Müllbehälterberge schnell abgebaut und ebenso schnell wieder in die Höhe schnellen werden. Schließlich sorgt hier eine der modernsten und größten Spritzgussanlagen Deutschlands für Nachschub. Es soll ja ein gutes Geschäftsjahr werden.

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VON WEGEN KLEINKARIERT Ende August, aus Sommer wird Herbst, aus

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wann stellst du fest, dass in deinem Unter-

Febrü wird das neue Febrü. Direkt am Ein-

nehmen, in den Produktionsabläufen, in der

gang der Firmenzentrale ein gelber Zettel,

Tiefe dessen, was du dem Kunden bietest,

fast flüchtig mit Klebestreifen in die Tür

viel mehr steckt, als du ausnutzt. Und vor al-

geklebt: Der Eingang der Zentrale liegt bau-

lem: als du wirklich in der Kommunikation

stellenbedingt jetzt auf der anderen Seite.

nach außen nutzt.

Die Tür steht offen, also darf ja ein neu-

In Europa ist Febrü irgendwo unter den

gieriger Blick dennoch gestattet sein. Ka-

Top Ten, wenn es um den Bekanntheitsgrad

bel hängen aus der teilweise offenen Decke,

als Büromöbelhersteller geht. Klingt nicht

Handwerker sitzen auf Paletten und genie-

schlecht. Aber nicht schlecht ist irgendwie

ßen das flotte Frühstück, ehe es im Galopp

nicht mehr das, was sie sich in der Herforder

weitergeht mit den Umbauarbeiten. Um-

Firmenzentrale gerne auf die Fahnen schrei-

bruch in einem Unternehmen, das nach ei-

ben wollen. Sie sind doch nicht schlecht. Sie

genen Angaben nicht mehr leise sein will.

sind gut. Sehr sogar. Ihre Produktionstiefe

Sondern laut. Aber so richtig.

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Text und Foto: Tobias Heyer Layout: Florian Jorzick

liegt bei Werten, von denen die Mitbewerber

Einer der bislang eher leisen Töne ist Udo

nur träumen. Nicht nur Holz, auch Metall

Donges. Er kaufte 1996, als Febrü 1.0 in den

wird hier be- und verarbeitet. Bis runter zu

Konkurs ging, mit drei Kollegen und zwei

Stückzahl eins. Während die anderen nach

Gesellschaftern die Firma aus der Konkurs-

immer günstigeren Lieferanten suchen, pro-

masse und startete neu. Verließ sich auf sein

duziert Febrü lieber selber. Alle Fäden in der

gestalterisches und konstruktives Gespür

Hand zu halten, ist nicht nur ein gutes Ge-

und legte als Teil des Quartetts einen Neu-

fühl, erzählt Udo Donges. Sondern auch ein

start hin, der sich sehen lassen konnte. Die

Garant für Schnelligkeit und Qualität. Nur

Insolvenz abgeschüttelt, neue Händler und

muss das eben auch der Händler, der Kunde

Kunden gefunden, Designpreise gewonnen.

wissen. Dass es hier schneller geht. Und vor

Es könnte schlechter laufen. Aber irgend-

allem: besser.

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Kein Wunder, dass es der geschäftsführen-

Arbeitswelt umtreibt. Im Büro geht es ums

de Gesellschafter Udo Donges als optimalen

Wohlfühlen, um Akustik, um den Soul des

Zeitpunkt beschreibt, dass seine drei Mit-

Wohnzimmers. Verlagert in die Welt des

streiter von damals nun in den Ruhestand

Arbeitens. Vorbei die Zeiten, in denen al-

wechseln. Und er viel Freude und Motiva-

les clean sein muss. Weiß, noch ein wenig

tion verspürt, noch einmal richtig, anders,

weißer, ein wenig Betongrau war noch ge-

eben lauter durchzustarten. An seiner Seite

duldet, das war es dann auch schon mit der

nun Christian Stammschroer, aus der Holz-

Gemütlichkeit.

branche kommend. Einer, der begeistern

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Heute ist das anders. Bei Febrü im neuen

kann. Der auf seinem Sitzhocker hin und

Büro. Und natürlich auch im Verkaufspro-

her rutscht, wenn er erzählt, was die beiden

gramm. Das Label Febrü Fashion hat das

aus der Chefetage da gerade aushecken, um-

Duo Donges und Stammschroer gerade ge-

strukturieren. Erst einmal das eigene Ge-

gründet. Im November auf der Hausmesse

bäude – du kannst nicht moderne, elegante

wollen und werden sie vorstellen, wie Ma-

Büromöbel für Chefetagen, für Konzerne,

terialien wie Metall und Bambus, Gras und

für Architekten und Desingbüros konzipie-

exklusive Hölzer eingebunden werden in

ren und verkaufen, wenn du selber in einer

Produkte, die auch als Unikate zu bestel-

Atmosphäre arbeitest, die, salopp formu-

len sind. Dieses uniforme, diese cleane will

liert, eher nach Steuerkanzlei aussieht. Also

niemand mehr. Heute musst du deinen Mit-

alles weggerissen und neu hingestellt. Mit

arbeitern eine Atmosphäre bieten, in der sie

Polstermöbelecken, in denen sich ausge-

gerne arbeiten. In der der Blick seltener gen

streckt, gelacht, abgelenkt werden darf. Mit

Uhr gleitet, vielmehr auf der wohnlich und

Kunstrasen, der vertikal die Wände hoch-

doch eleganten Umgebung kleben bleibt.

wächst, sich oben auf Schränken wiederfin-

Bei Febrü haben sie die Nähe, die Koope-

det. Gräser sorgen für eine Atmosphäre, die

ration zur Hochschule in Detmold gesucht,

das widerspiegelt, was derzeit die gesamte

neue Köpfe für neue Ideen, frische Köpfe

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für frisches Design. Sie wollen neu denken,

gewählte Zeitpunkt ist, welch einen Vor-

sich inspirieren lassen, das verlassen, was

schub sie – also jeder der 136 Mitarbeiten-

sie so lange umgeben hat.

den – gerade verspüren. Den Messeauftritt

Es wird Produkte, Designs, Herange-

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im Wert eines Einfamilienhauses auf der

hensweisen geben, die es bislang eben noch

Orgatec haben sie gerade gestrichen, haben

nicht gab. Und dazu ein Marketing, das sich

die Finanzen umgeschichtet, um in Print

an all dem orientiert. Nur nicht daran, wie

und Film zu investieren. Um überraschen

Febrü bislang Händler und Kunden über

zu können. Sicher, das Digitale klopft auch

das informierte, was demnächst an Neu-

an ihre Tür, aber noch ist die Kundschaft

igkeiten zu erwarten war. Wir waren sehr,

eine eher konservative, eine, die noch in

sehr leise. Sagt Udo Donges mit leiser Stim-

aufwändigen

me. Ostwestfälisches Understatement, das

tern möchte. Noch. Denn wer vorwärts,

bis zu einem gewissen Erfolgsgrad führte.

also so richtig vorwärts, gehen will, der

Naturpapierkatalogen

blät-

Aber jetzt wollen sie mehr. Erzählt Chris-

kommt auch um dieses Thema nicht herum.

tian Stammschroer, gestikuliert mit den

Diskutiert wird es schon jetzt, sie wollen

Händen, kann die Worte kaum zügeln, die

nichts verpassen. Vorneweg gehen, nicht

erklären, was alles anders wird, wie gut der

hinterher laufen.

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Man kann sich bei all dem Enthusiasmus, bei

spannend, macht ja gerade viel zu viel Spaß

dem Elan, der bei den beiden Geschäftsfüh-

hier. Es muss ein Gefühl des Augenreibens

rern zu verspüren ist, nicht so wirklich vor-

sein, wenn man sich als der, der schon so

stellen, wie das bisher – fast ist man geneigt

lange dabei ist, hier umschaut. Es muss sich

zu sagen: früher – gewesen ist. Vielleicht

anfühlen wie Febrü 3.0. Das, was sie im Kern

wird der Unterschied, das Ausmaß dieses

ausmacht, behalten. Alles andere über Bord

Umbruchs am besten deutlich, wenn man

werfen.

sich die Büros der beiden anschaut. Ich hin-

Wissen Sie, sagen die beiden ganz am

ke, was die bunten Farben angeht, ein wenig

Ende, als wir schon wieder aus der Ausstel-

hinterher, sagt Udo Donges fast entschuldi-

lungshalle raus sind und auf dem Parkplatz

gend. Bei Christian Stammschroer das ent-

stehen. Wir wundern uns manchmal selber.

gegengesetzte Bild. Die Sitzhocker im Farb-

Über den frischen Wind, den wir gerade von

und Materialmix gefertigt, überall stapeln

allen Seiten verspüren. Über das, was wir

sich die Muster, die bis eben noch undenk-

gerade machen, was wir vorhaben. Aber wir

bar für eine puristisch denkende Branche

sind felsenfest davon überzeugt, dass das

waren. Und bald schon Trends setzen wer-

der richtige Weg ist. Das, was wir bisher ge-

den, da sind sich die beiden sicher.

macht haben, war doch ein wenig, pardon,

Udo Donges ist heute 57 Jahre alt. Kein Gedanke ans Aufhören. Ist ja gerade viel zu

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wie Perlen vor die Säue. Wir können mehr. Und wir können mehr darüber erzählen.

FRISCHER WIND MUSS SICH GENAU SO ANFÜHLEN.

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ANALOGER

DINOSAURIER 51

Gelesen? Hat er in letzter Zeit nur ganz wenige. Selbst wenn er die Titelbilder f端r die B端cher gestaltete. Es ist eher ein sich-in-die-Geschichte-denken, ein paar Passagen lesen, dann Bilder entwickeln. Das kann er ganz wunderbar.

Text und Foto: Tobias Heyer Layout: Florian Jorzick

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52 Ein Leser? Ein Fan gar? Ist Alfred Kelsner nicht.

großer Science-Ficton-Fan betrachtet. Sondern

Sicher, er muss die Bücher schon lesen, für die

einfach nur die Szenerie, die Atmosphäre im All

er die Cover gestaltet. Aber von vorne bis hinten

mag. Es folgte ein Briefwechsel, Einladung und

dann doch nicht, eher so ein wenig in der Mitte,

Auftrag, doch einen Bildband zu illustrieren.

ein wenig am Anfang, am Ende, dann hat er sich

Dabei war Kelsner eigentlich als Plakatmaler

ein Bild gemacht, um ein Bild machen zu kön-

unterwegs, selbstständig und irgendwie fest-

nen. Machen heißt im Falle von Alfred Kelsner

stellend, dass das mit der Plakatmalerei nicht

immer noch malen. Also mit Pinsel und Farbe,

so wirklich erfüllend ist. Zwei Jahre später

nicht mit Maus und Monitor. Er ist einer, der sich

dann der erste Cover-Auftrag. Pochendes Herz

als Dinosaurier bezeichnet, wenn es um Grafik-

und doch ruhige Hand lieferten ein Ergebnis

Design, oder besser: um dessen Umsetzung geht.

ab, das überzeugte. Und eine Perry Rhodan-

Aber besser mal alles von Anfang an. 1979 bekam der Bünder den ersten Perry Rhodan-

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Karriere ins Leben rief, die wohl als einzigartig gelten darf. Unter der vielen Farbe, die er sich

Roman in die Hände. Er blätterte drin herum, er

pötteweise während der Plakatmalerei unter

schaute sich das Cover an und entschied, dem

die schnaufende Nase gehalten hatte, litt sei-

Herausgeber mal drei kleine, eigene Bilder zu

ne Gesundheit. Da kam das Angebot gerade

schicken. Kosmische Landschaften waren da-

recht, sich mit der Illustration der Taschen­

rauf zu sehen, entstanden in Kopf und Fanta-

bücher auseinanderzusetzen. Jahr für Jahr hat

sie, geschaffen von einem, der sich gar nicht als

er 16 Titelbilder erstellt. Es sei „verdammt harte

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53 Bezahlung; eher mangelhaft. Man schlägt sich so durch, sagt der, der gerade das Rentenalter erreicht hat. Und doch weiterarbeiten muss, es war einfach zu wenig da, um ordentlich was auf die hohe Kante zu packen. Unglücklich aber, bereuend gar? All das ist Alfred Kelsner nicht. Konnte er doch sein Hobby, seine Leidenschaft zum Beruf machen. Konnte eintauchen in eine Welt, die sich nur den echten Perry Rhodan-Fans erschließt. Er hat sich erst einmal einlesen müssen, hat sich zig Cover angeschaut, verstanden, dass sich hinter dieser Romanserie mehr verbirgt als Geschichten im All. Er hat die Stirn in Falten gelegt, die Figur

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Arbeit“, die er dabei leiste. Denn es gehe nicht

gedanklich hin- und herbewegt, nach diesem

darum, irgendetwas zu malen. Die Fangemein-

einen Bild gesucht, das die Geschichte wieder-

de sei eine kritische, Redakteure, Lektor, Fans

gibt, sich einfügt in die schier nicht enden wol-

und Verlagschef, alle hockten sie ihm in Na-

lende Reihe der Perry Rhodan-Cover. Und doch

cken, Anregungen und Kritik parat. Auch die

herausstechen sollte.

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54 Irgendwann steht er dann in seinem Atelier in Bünde vor der Leinwand, taucht den Pin-

So richtig stolz? Ist Alfred Kelsner vor allem auf seine Bildbände. All das, was in seiner Fantasie startete, findet sich hier.

sel in Plakafarbe und fängt an.

noch analog tätig ist. Leser und Fans wissen das zu schätzen, schicken bewundernde, aufmunternde Leserbriefe. Und

Alles irgendwie altmodisch klingend, altmo-

blättern schon mal 1.000 € auf den Tisch, um

disch aussehend. Aber weißt du was? Am Ende

ein Original zu erstehen. All das aber eher selten,

entscheidet nicht die Technik. Sondern das Er-

Kelsner wurde zum Vegetarier, zum Nichtrau-

gebnis. Sagt Kelsner, und so schlecht können

cher, zum Kein-Alkohol-Trinker, um sich beides

die Ergebnisse nicht gewesen sein, sonst hätte

leisten zu können. Malerei und das Leben.

er nicht immer weitermalen dürfen. Sonst gäbe

Ein schnelles, ein rasantes Leben ist es

es nicht Sondereditionen und Bildbände, die er

trotz des abenteuerlichen Heldens aus dem

mitgestaltet hat. In der Zeit, als Perry Rhodan

Roman nie geworden. Ganz am Ende unseres

brutal, irgendwie immer kriegerischer wurde,

Besuches eine letzte Frage: Den Wievielten

hat er sich innerlich ein wenig abgewandt, hat

haben wir heute eigentlich? Den 30.? Ach du

noch weniger gelesen, noch friedlicher gezeich-

Schande, dann bin ich schon längst über den

net. Am Ende sind es 600 Titelbilder geworden – Abgabetermin hinweg! Sagt Alfred Kelsner

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und nur zweimal kam ein Titelbild von Verlag mit

und fühlt sich doch nicht gehetzt. Dann wird

der Bitte um einen neuen Ansatz zurück. Längst

es halt ne Nachtschicht. Perry Rhodan kennt

ist er der einzige der Rhodan-Illustratoren, der

schließlich auch keinen Feierabend.

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> 03. Januar 2015 Endrundenspiele bei den widufix-Fußball-Hallenkreismeisterschaften Sportpark Enger

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Ganz am Ende des Gesprächs fasst Klaus Brinkmann in die Tasche der modern geschnittenen Weste, fischt sein Smartphone heraus und zeigt uns die Fotos seiner beiden Hunde. Sich mit ihnen zu beschäftigen, das erfreut und entspannt ihn zugleich. Text: Tobias Heyer Foto: Carmen Wolf Layout: Florian Jorzick

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Dabei macht der Chef von bugatti gar keinen angespannten Eindruck, wie er da so im weiträumig geschnittenen Büro sitzt. Auf dem Schreibtisch, im ganzen Raum alles an seinem Platz. So wie in der Firmenstruktur, wo nicht nur die Zusammenarbeit mit Bruder Wolfgang perfekt funktioniert, sondern auch die Weitergabe an die nächste Generation gerade zu glücken scheint. Apropos Glück: Gibt es etwas, das glücklicher macht, als ein Familien-, ein Traditionsunternehmen in die Hände der Folgegeneration zu geben? Gibt es nicht, wenn man das lachende Gesicht von Klaus Brinkmann richtig deutet. Er hat Freude daran, dass sein Sohn Julius sich mit dem Unternehmen identifiziert, sich einarbeitet, Verantwortung übernimmt. Es bereite Freude, wenn er sieht, wie sein Sohn sich interessiert, wie er Stück für Stück Verantwortung übergeben könne. Dabei habe er das nie zur Bedingung gemacht, nie das Ziel Firmenübernahme gesetzt. Umso schöner, dass er erst zur rechten Hand wird, eher er die Geschicke selber in die Hand nehmen wird. Es ist ein sehr entspannter Klaus Brinkmann, den wir treffen. Der von seiner Tochter erzählt, die in Hamburg Mode studierte, die eigentlich nie so richtig vorhatte, nach Herford zurückzukehren. Da kannst du nur ein Angebot

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machen, die Tür öffnen, sie offenstehen lassen. Klaus Brinkmann drängelte nicht, hoffte nicht einmal. Es war gut, dass sie sich die (Mode)Welt anschaute. Dass sie dann doch zurückgekommen ist: umso besser. Jetzt hat sie bei Pikeur erste Erfahrungen sammeln können, ist rübergewechselt in den Bereich Damenoberbekleidung bei bugatti. Wie lange, wie intensiv, wie weit nach vorne, nach oben preschend ist ungewiss. Auch da: entspanntes Abwarten. Dabei solle man das nicht so verstehen, als gehe es um Loslassen, um Abschiednehmen. Geht es um die strategische Ausrichtung des Unternehmens, um Termine, die auch einmal haarig sind, um Einstellung von neuen Mitarbeitern, die Verantwortung übernehmen sollen, dann sitzt Klaus Brinkmann nicht nur mit am Tisch. Dann dirigiert und steuert er. Das war eigentlich schon immer so. Als Klassensprecher zu Schulzeiten, später im Beruf, in der Freizeit immer die Kommunikation suchend. Dass es am Ende die Modebranche geworden ist, lag schlicht an den familiären Wurzeln – es hätte auch etwas anderes werden können. Als er sah, wie für seinen Vater die Sechs-Tage-Woche normal war, wie er auch noch sonntags zur Post ging, um die Post zu holen, da habe er sich schon gefragt, ob er das alles wirklich will. Heute weiß Klaus Brinkmann, dass nicht die Zeit der Arbeit entscheidend ist. Sondern die dazwischen. Du brauchst einfach Regenerationsphasen. Nicht den langen Urlaub – 14 Tage am Stück war er schon seit Jahren nicht mehr weg. Aber eben den Feierabend, der ihn von der Firma direkt zu den Pferden führt. Da musst du dich nicht verstellen, da schaffst du es nicht, dem Tier etwas vorzumachen. Mit Hund und Pferd, da bin ich ich. Es sind diese ruhigen Stunden, aus denen er Kraft zieht. Die auch mal länger werden können, bei denen die Blicke auf die Uhr selten werden. Wenn man Klaus Brinkmann zuhört, wie er vom Reitsport, von den Tieren schwärmt, dann könne man meinen, er hätte auch Reitprofi werden können. Aber da winkt er ab. Wir wüssten schon, dass sein Bruder, nicht er, die Goldmedaille gewonnen habe, fragt er vorsichtig nach. Und ja, er sei erfolgreich und zufrieden mit seinen reiterlichen Erfolgen gewesen. Und sicher, das habe alles zwischendurch sehr professionelle Züge angenommen. Aber es sei immer ein Hobby geblieben. Ein ganz wunderbares noch obendrein. Immer dann, wenn es im Job wichtig und richtig gewesen sei, habe er sich Zeit für dieses Hobby genommen. Noch heute.

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Wie das ist, wenn er nicht das Pferd satteln, sich in den Sattel schwingen kann, lernte er Anfang der 80er-Jahre kennen. Da war er Geschäftsführer in Goslar und hatte den eigenen Pferdebestand auf Null runtergefahren. Die Geschäfte liefen gut, die Karriere ging bergauf und dennoch fehlte etwas. Also hat er wieder angefangen. Mit dem Halten von Pferden, mit dem Reiten. Heute sei das alles normal. Dass er die Firma verlasse und in den Stall fahre. Das allerdings teilt er nicht mit seinem Sohn, mit dem Reiten habe er nichts am Hut. Und auch das: mehr als in Ordnung, jedem so, wie es ihm gefällt. Flexibilität erwartet Klaus Brinkmann auch von seinen Mitarbeitern. Wer fertig ist, wer sein Projekt abgearbeitet hat, der kommt ins Büro von Klaus Brinkmann und fragt, ob es noch was zu tun gebe. Und geht erst dann. Beides sei da. Vertrauen und die Erwartung, dass man sich reinhänge, sich nicht von der Uhr, sondern den Aufgaben leiten lasse. Das sei eine Firmenkultur, die jeder Auszubildende lerne. Und die auch der Neuling mitbringen müsse. Um das herauszufinden, nimmt sich Klaus Brinkmann Zeit. Spricht nicht nur einmal, sondern sucht mehrere Male das Gespräch mit dem, der bei bugatti in eine verantwortungsvolle Position wechseln will.

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Sprechen sei ohnehin wichtig. In der Firma, im Geschäftlichen. Zu Hause sieht das ganz anders aus, seine Frau sagt ihm manches Mal, es würde nicht schaden, wenn er das ein oder andere Wort mehr reden würde. Es sei wohl typisch ostwestfälisch, dass er sich da zurückhalte. Im Unternehmen sei das auch lange so gepflegt worden. Aber man soll ruhig über Erfolge sprechen, nicht direkt in die Offensive gehen, nicht zu euphorisch werden, nicht abheben. Wer am bugatti-Gebäude in Herford vorbeifährt, der hat nicht das Gefühl, dass hier jemand das eigene Licht zu sehr unter den Scheffel stellt. Aber bitte, wenn du deinem Gegenüber sagen willst, dass du in der Welt zu Hause bist, musst du das dann nicht auch nach außen tragen, fragt Klaus Brinkmann fast sich selber. Sie, sein Bruder und er, die Familie, das Unternehmen sei glücklich mit dem Gebäude. Dass es dann auch noch ein Büro aus der Nähe war, das den Wettbewerb gewann: umso besser. Repräsentativ sei das geschwungene Gebäude. Und genau das soll es ja auch sein. Soll stehen für eine Firma, auch für einen Unternehmer, der offen für Neues ist. Gerne nach hinten schaut. Und noch viel lieber nach vorn.

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In die Zukunft gepickt Im Grunde sind wir das ja noch selber. 5 Jahre alt und doch gerade erst schwimmen gelernt. Ein echter ­G rünschnabel also. Könnte man ­meinen, wenn man sich die nackte Zahl a ­ nschaut. Aber ist die wirklich ­ausschlaggebend?

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