Alex Ewerth Kyoto
»Die ganze Malerei, und alles, was damit zusammenhängt, ist ja immer nur ein Herumgehen um etwas Unsagbares, dessen Zentrum man nicht betreten kann.« Anselm Kiefer Alex Ewerth scheint sich in ihren Arbeiten an dem großen Anselm Kiefer zu orientieren. In ihrer künstlerischen Arbeit – in ihrem künstlerischen Labor – ist der Ausgangspunkt all ihres Schaffens das Unsichtbare. Ihre Assemblagen, Installationen und Bronzeskulpturen entstehen als Ambivalenz von Ordnung und Chaos. Ihr Arbeitsprozess gleicht dem eines Experiments – Schichten und Materialien werden meisterlich aufgegriffen. Wo liegt der Ursprung, was folgt dem Anderen? Diese Fragen werden den BetrachterInnen zugeworfen. In der ersten Einzelausstellung in der Galerie Holthoff – darüber freuen wir uns sehr – zeigen wir Arbeiten aus drei Werkgruppen. Neben den ›Gazearbeiten‹ und den Arbeiten aus der Werkgruppe ›Musik‹ werden erstmalig Bronzeskulpturen dem Publikum vorgestellt. Überraschend und eindeutig sind diese neuen Skulpturen. Ungewöhnlich drastisch und unmittelbar. Die Arbeiten vermeiden den Kontakt zu den BetrachterInnen – definieren ihren ganz eigenen Raum, ganz ohne Angebot, dort hineinzutreten. Und doch – vielleicht gerade deshalb – sind die Arbeiten von einem hohen Grad an Einfühlung gekennzeichnet. Mich beeindrucken diese Arbeiten sehr! Sie stehen für mich inhaltlich nah an dem Belgier Constantin Meunier, Alberto Giacometti oder der großartigen Käthe Kollwitz. Affekt spielt keine Rolle, in ihren Arbeiten ist ein unbedingter innerer Drang zu spüren. Alles Umher scheint losgelöst, die Figuren werden auf die ganz primären menschlichen Gefühle zurückgeführt, sie werden ins Zentrum gesetzt! Was für ein Geschenk! In ihren Gaze-Arbeiten zelebriert die Künstlerin eine gewisse Distanz und Rätselhaftigkeit. Mit dieser ihr sehr eigenen Technik aus verschiedenen Schichten – teilweise fast vollständig transparent - hat Alex Ewerth ihre ganz persönliche Bildsprache gefunden. Die Verschmelzung dieser Ebenen führt zu einem dreidimensional erlebten Bildraum – eine verschleierte Tiefe spielt mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Es ist spannend und faszinierend Alex Ewerth in ihrem Schaffensprozess zu beobachten. Möge es ihr weiterhin so überraschend und meisterlich gelingen, das Experiment mit der Unsichtbarkeit zu wagen. Wir schauen gerne gespannt zu!
Thomas Holthoff, August 2021
Kirschblüte . 2019 Acrylfarbe, Pigmente, Tinte auf Leinwand; darüber Gaze-Druck des gemalten Bildes zwischen zwei Scheiben Museumsglas 88 × 70 cm
At Dawn . 2021 Acrylfarbe, Pigmente, Fine Liner, Sand, Moos auf Papier; darüber Gazestoff zwischen zwei Scheiben Museumsglas 42 × 57 cm
[nächste Doppelseite] Behind the Fence . 2021 Acrylfarbe, Pigmente, Papiere, Federn, Plastik, Teile von Fischernetzen aus Nylon, Zweige, Moos auf Leinwand; darüber Gazestoff zwischen zwei Scheiben Museumsglas 80 × 75 cm Elsewhere . 2021 Acrylfarbe, Pigmente, Fine Liner, Treibholz, Luftballon, Teile von Fischernetzen aus Nylon, Origami Papiere auf Leinwand; darüber Gazestoff zwischen zwei Scheiben Museumsglas 130 × 100 cm
[vorherige Seite] Kyoto . 2020 Acrylfarbe, Pigmente, Nadeln, Moos, Plastikfiguren, Teile von Fischernetzen aus Nylon auf Leinwand; darüber Gazestoff zwischen zwei Scheiben Museumsglas 65 × 85 cm
Humans IV . 2021 Bronze auf Eschenholz 35 cm Humans V . 2021 Bronze auf Eschenholz 35 cm Humans VI . 2021 Bronze auf Eschenholz 45 cm
Humans I . 2021 Bronze auf Eschenholz 39 cm Humans II . 2021 Bronze auf Eschenholz 41 cm
Klang einer Gitarrensaite . 2006 Tinte auf Papier, gerahmt hinter Museumsglas 51,5 × 66 cm
„Is music perhaps none other but an immense conspiracy of silences?“ John Cage
Alex Ewerth beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Sound-Art und hat ihre eigene minimalistische Ästhetik entwickelt. Ihr geht es um die Übersetzung von akustischen Phänomene wie Musik und Klang in eine visuelle Welt. In Gemeinschaftsprojekten mit Musikern hat sie daran gearbeitet, akustische Phänomene für das Ohr und das Auge gleichermaßen wahrnehmbar zu machen. Dem Betrachter eröffnet sich ein Resonanzraum von Geräusch und Stille als ein Spektrum von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit.
Crescendo . 2020
Polyphonie . 2020
Acrylfarbe und Eierschneider auf Papier, gerahmt hinter Museumsglas 49 × 42 cm
Acrylfarbe und Eierschneider auf Papier, gerahmt hinter Museumsglas 52,5 × 45 cm
Empty spaces . 2020 Acrylfarbe, Plastikteile, Draht, Moos, Erde auf Papier; darüber Gazestoff zwischen zwei Scheiben Museumsglas 51 × 41 cm
Chuāng . 2020 Acrylfarbe, Seidenpapier, Tinte, Fine liner, tape, auf Papier; darüber Gazestoff zwischen zwei Scheiben Museumsglas 51 × 41 cm
[nächste Doppelseite] Butterflies . 2020 Acrylfarbe, Tinte, Pigmente, Stoff, Moos, Holzstöcke, Draht auf Leinwand; darüber bedruckte Gaze zwischen zwei Scheiben Museumsglas 55 × 41,5 cm Strangers . 2021 Acrylfarbe, Mull, Draht, Bildhauerwachs, auf Leinwand; darüber bedruckte Gaze zwischen zwei Scheiben blendfreiem Museumsglas 55 × 41,5 cm
Alexandra Ewerth Akademische Ausbildung 2016 2009 2003 1996 1991
M.A. Intermediale Kunsttherapie, MSH Hamburg B.A. Fine Arts UAL, Central Saint Martins, London Foundation Studies Fine Art, Chelsea College of Art, London M.A. Germanistik, Kunstgeschichte, FU Berlin Foundation Studies Fine Art Wimbledon School of Art, London
Lehrtätigkeit 2016 – 19 Dozentin für Bildende Kunst – Masterstudiengänge, MSH, Hamburg
Ausstellungen
Bin Jip . 2020 Bin Jip. Acrylfarbe, Leinen, Tinte, Seidenpapier, Fineliner, Stücke von getrockneter Wandfarbe, Moos auf Papier; darüber Gazestoff zwischen zwei Scheiben Museumsglas 41 × 51 cm
2021 2020 2018 2017 2016 2015 2014 2012 2011 2011 2010 2009 2008 2007
VOLTA Basel, Galerie Makowski, Berlin
›Kyoto‹, Galerie Holthoff, Hamburg Art Marbella, Van Gogh Art Gallery, Madrid Hamburger Salon / Christie’s & GALERIE HOLTHOFF, Hamburg Atelier Einsichten, GALERIE HOLTHOFF, Hamburg ›Mutter Form‹, Kunsthaus, Hamburg Lange Nacht der Architektur, München ›Ans Licht gebracht‹, Dauerinstallation (Hamburg) Ausstellung ›Crossover‹ ArtGallery, München Ausstellung ›Crossover‹ ArtGallery, München salondergegenwart, Hamburg ›Schönheit‹, Kunsthaus, Hamburg ›Body and Soul‹, RR Gallery St. Peter´s Church, London Aktualität und eigenes Werk, Kunsthaus, Hamburg ›Layers of meaning‹, RR Gallery St. Peter´s Church, London ›Invisible‹, Galerie Cäsar & Koba, Hamburg ›Kurzfristig‹, Galerie Cäsar & Koba, Hamburg ›Uncommon Ground‹, Islington Arts Factory, London ›Landmarks‹, Lethaby Gallery, London
Alexandra Ewerth wird seit 2020 durch die GALERIE HOLTHOFF vertreten.
GALERIE HOLTHOFF
Fischers Allee 70 22763 Hamburg www.galerie-holthoff.de mail@galerie-holthoff.de Tel. +49 (0)40 881 897 16 Mobil +49 (0)170 450 47 94
Impressum Text: Thomas Holthoff Abbildungen: Bernd Opitz (Abb. S. 3, 21, 23, 24 – 26), Axel Stürken (Abb. S. 4, 5, 6, 7, 8, 16 , 17), Ralf Gellert (Abb. S. 10 – 15, 18, 19) Gestaltung: Büro für Belange und Angelegenheiten, Hamburg Druck: RESET ST. PAULI Druckerei GmbH, Hamburg Auflage: 150 Hamburg, August 2021
Mit freundlicher Unterstützung
HAMBURGER SALON by Taylor Wessing and Holthoff-Mokross
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