Fachbeitrag für das Internet der LK NÖ und als Beratungsunterlage für Berater und Landwirte, 9.10.2012
Wichtige Wiesenunkräuter die man im Herbst bekämpft oder
Futterwiesen mittels Unkrautbekämpfung im Herbst verbessern Autor: Dipl.-Ing. Johann HUMER
Milch und Fleisch lassen sich langfristig und kostengünstig nur mit energiereichen Futtergräsern produzieren. Hohe Anteile wertvoller Zuchtgräser garantieren ertragreiche Futterwiesen mit bester Qualität. Schlechte Erträge und Qualitäten resultieren hauptsächlich aus hohen Anteilen unerwünschter Kräuter und nicht sachgerechter Düngung. Der Herbst sollte genutzt werden, weil da die meisten Problemunkräuter gut bekämpft werden können. Der Beitrag behandelt die Aspekte zur Verbesserung von Futterqualität und –ertrag von Wiesen durch die Bekämpfung problematischer Unkräuter durch die Ausnutzung der Herbstmonate.
Giersch und Ampfer Klassische Unkräuter vieler Futterwiesen in NÖ
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Zunehmende Einbußen bei Futterertrag und Tierleistungen durch übermäßige Kräuteranteile In der Praxis kann zusehends festgestellt werden, dass die Ursache für ertragsarme Wiesen ein zu hoher Unkrautanteil ist. Die häufigsten Fettwiesenkräuter sind in Niederösterreich Ampfer, Löwenzahn, Geißfuß, Wiesenkerbel, Bärenklau, Wolfsmilch, Hauhechel, Farne und Giftpflanzen wie Hahnenfußarten, Herbstzeitlose, Germer und Kreuzkrautarten. Die Hauptursache ist fehlende klassische Unkrautbekämpfung. Dazu kommt meistens noch eine mangelnde sachgerechte Düngung mit Phosphor und Stickstoff. Konsequenzen der vernachlässigten Bewirtschaftung sind Qualitäts- wie Ertragseinbußen bei Futterwiesen. Auch der Mangel wertvoller Zuchtgräser in Wiesen und der sinkende Nährstoffrückflüsse infolge verminderten Tierbesatzes sind die Ursachen des Leistungsabfalles. Zunehmend treten Fälle auf, bei denen problematische Kräuter oder Giftpflanzen so hohe Anteile erreicht haben, dass das Futter völlig unbrauchbar ist. Der Erhalt des Kulturlandes ist damit gefährdet. Die abnehmende Produktivität der Wiesen führt zudem in gewissen Lagen bereits zum Befall mit den Engerlingslarven des Maikäfers. Dabei begünstigt ein geringerer Futterwuchs die Bodenerwärmung für die Eiablage des Schädlings. Aus eigener Beobachtung sollten daher für hohe Tierleistungen in Futterwiesen höchstens einen Kräuteranteil von 10 % haben. Der Anteil wertvoller Zuchtgräser soll dagegen zumindest 80% betragen. Nachteile zu hoher Kräuteranteile 1. Viele Unkräuter sind von Natur aus ertragsschwach. 2. Für ertragreiche Futterwiesen sollten immer nur Edelgräser, die auf hohe Ertragsleistung selektiert sind, gesät werden. 3. Kulturgräser sind nicht nur leistungsfähiger als Kräuter sondern auch besser erntbar und konservierbar und haben weniger Bröckelverluste. 4. Unkräuter verursachen bei der Ernte wie im Barren hohe Bröckelverluste, weil dabei ihre meist strukturarmen Blätter leicht zerbröseln. 5. Unkräuter haben meist härtere, wasser- und rohfaserreichere Stängel und verursachen im Heu leicht Schimmelnester und in Silagen Hohlräume mit schlechter Vergärung. Auf den Futtertisch gelangen zuletzt oft nur mehr die minderwertigen rohfaserreichen Stängel mit geringem Energiegehalt. Auch feinblättrige Ungräser wie die Gemeine Rispe unterliegen diesen hohen Bröckelverlusten. 6. Futter in höher alpinen Lagen in Österreich zeigte in Untersuchungen viel weniger Energie (MJ NEL/kg) als das Futter von Tallagen. Ursache sind die höheren Kräuteranteile. Kräuter sind energiearmes Futter, dafür aber aromareicher, teils aber in Silagen auch von stinkendem Geruch. 7. Je mehr Pflanzenarten eine Wiese aufweist, also eine hohe Biodiversität hat, umso geringer ist der Ertrag, weil der Ertrag ertragreicher Gräser mit der Zunahme ertragsschwacher Kräuter verdünnt wird. Untersuchungen von Dietl und Lehmann, 2004 sowie Hutter, Briemle, Finke: Wiesen, Weiden, Biotope 1993 belegen das eindeutig.
Die problematischen Unkräuter in niederösterreichischen Futterwiesen Hauptsächlich förderte die zu extensive Wiesennutzung mit keiner oder zu geringer Pflanzenernährung mit den Hauptnährstoffen Stickstoff, Phosphor, Kali und Kalk und die mangelnde Unkrautbekämpfung in klassischen Futterwiesen (botanisch Fettwiesen) damit in den letzten Jahren in Niederösterreich die Zunahme folgender problematischer Pflanzenarten.
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Giftige Pflanzenarten Giftige Pflanzenarten als Tierfutter schwächen jeden Tierorganismus. Die Folge ist ein Leistungsverlust. Wenn giftige Pflanzen verfüttert werden, muß klar sein, dass damit die Gesundheit der Tiere geschädigt wird. Die Folgen sind verminderte Tierleistung wie geringeres Lebensalter. Letztlich ist es ein Einkommensverlust.
Giftkräuter Tabelle für Niederösterreich Alle sehr GIFTIG
Wasserkreuzkraut*) , Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose, Weißer Germer *) 2002 -2007 verendeten dadurch in NÖ 2 verendeten Pferden und 10 Rinder
Klappertopf, Wolfsmilch, Hauhechel, Farne, Hahnenfußarten
GIFTIG
Giftpflanzen und ihre Standorte mit zunehmender Tendenz infolge zu geringer Düngung und Bekämpfung Pflanzenart Herbstzeitlose Weißer Germer Jakobs-Kreuzkraut Wasser-Kreuzkraut Hahnenfuß-Arten Alpen-Kreuzkraut Klappertopf Echtes Johanniskraut Zypressenwolfsmilch Adlerfarn
häufiges Vorkommen in NÖ bis in mittlere Lagen, 600 m Alm, Weiden, Berggebiete Alm, Weiden, Raine Stauende Feuchtwiesen Alm, Weiden Alm, Lägerflur (ist düngeabhängig) Bergbebiete Alm, Weiden Alm, Weiden Alm, Extensivwiesen
Tödliche Vergiftungsfälle, die der LK NÖ bekannt wurden JA JA NEIN JA JA JA NEIN NEIN NEIN NEIN
Tabelle: der Giftpflanzen mit zunehmender Tendenz in nö. Extensivwiesen samt bekannter Vergiftungsfällen infolge geringer Bewirtschaftungsintensität infolge Vernachlässigung der Düngung und Unkrautbekämpfung Unkräuter die hohe Futterverluste versachen Alle diese Arten verstellen den wertvolleren Futterpflanzen viel Platz und werden deshalb in den klassischen landwirtschaftlichen Lehrbüchern Platzräuber genannt.
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Unkräuter mit besondes hohen Futterverlusten Hohe und sehr hohe Futterverluste verursachen in NÖ diese Kräuter traditionell:
Ampfer, Wiesenkerbel, Wiesenkümmel, Bärenklau, Giersch, Scharfer Hahnenfuß und Löwenzahn
In den letzten Jahren ist bei diesen Arten auch eine zunehmende, über das tolerierbare Ausmaß hinausgehende Tendenz erkennbar:
Spitzwegerich, Wiesenlabkraut, Wiesenpippau, Scharbockskraut, Schafgarbe, Wiesenflockenblume, Gemeine Rispe und Weiche Trespe
Zeigerpflanze Löwenzahn – zeigt Ertragsrückgang von Futterwiesen an Löwenzahn ist der zuverlässlichste Zeiger, wenn in Wiesen die wertvollen Gräser erschöpft sind und damit einen Ertragsrückgang einleiten. Dann ist eine Wiesenverbesserung durch Einsaaten oder Neuanlage notwendig. Häufig verschwinden die wertvollen Gräser 3-4 Jahre nach einer Neuanlage von Wiesen und Feldfutter. Der freie Platz ist immer bestens und leicht sichtbar durch die massenhafte Ausbreitung des gelben Blütenmeeres aus Löwenzahn. Empfohlene Gegenmaßnahme: Einsaat der Lücken mit raschwüchsigen und ertragreichen Arten wie Knaulgras, Glatthafer, Goldhafer, Engl. Raygras und Rotklee.
Spätsommer zur Unkrautbekämpfung nutzen Die Spätsommerapplikation ist bis in den Herbst bei vielen Unkräutern sinnvoll, auch weil der Ernteausfall beim letzten Aufwuchs am geringsten ist. Die nicht übersehbare Schädigung bzw. der Ausfall bestimmter Kräuter und Kleearten bei der Herbizidanwendung fällt im Herbst beim ohnedies geringeren Futterertrag nicht ins Gewicht. Durch die längere Einwirkzeit im Herbst ist die Karenzzeit der Herbizide leicht einzuhalten. Die Tagestemperaturen sollen unter etwa 25 °C liegen, um eventuelle Gräserschädigungen möglichst zu vermeiden. Es sollte nur zur Zeit kräftiger Rosetten oder vor Erscheinen der Blütenstände behandelt werden, weil dann die Wirksamkeit am höchsten ist. Geißfuß, Wiesenkerbel und Wiesenkümmel sind auch mit Herbiziden nur mangelhaft bekämpfbar. Bei allen derart sehr schwer bekämpfbaren Arten oder bei Verboten der Herbizidanwendung verbleibt nur der Umbruch mit intensiv folgender Bodenbearbeitung zur Hemmung des Neuaustriebes von Wurzelresten dieser Arten. Zur Auswahl der Mittel Folgende Unkräuter lassen sich im Herbst durch selektive Herbizide gut bekämpfen:
Gut im Herbst durch Herbizide bekämpfbare Unkräuter Ampfer Bibernelle Distel Kälberkropf Gemeine Rispe Wiesenkerbel
Bärenklau Binsen Giersch Löwenzahn Schafgarbe Wiesenpippau
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Beinwell Brennessel Hahnenfuß Rasenschmiele Spitzwegerich
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Pflanzenschutzmittelliste für Grünland 2012 KLEESCHONEND
NICHT
Harmony SX Hoestar Dicopur 500 fl
KLEESCHONEND Dicopur M Rumexan Banvel M Simplex Starane Roundup
Auf die Einhaltung aller Auflagen und Regelungen (nur zugelassene Mittel je nach Unkraut, Anwendungshinweise, Spritzgeräteprüfung, Mittellagerung, Anwenderbefähigung) ist im Hinblick auf Cross-Compliance und ÖPUL unbedingt zu achten. Die aktuelle Liste aller zulässigen Mittel ist unter www.ages.at abrufbar. Einen sehr guten Überblick über aller zugelassenen Herbizide im Grünland mit Aufwandmenge, Anwendungszeit, Wartezeit und Wirkungseffizienz finden Sie im LK-Web unter: http://www.lknoe.at/ in der Sektion Grünland&Futterbau downloadbar. Nachsaat, die wichtigste Pflegemaßnahme nach der Unkrautbekämpfung Nach jeder Unkrautbekämpfung ist die wichtigste Pflegemaßnahme die Einsaat schnell keimender Gräser um die Lücken zu schließen. Erfolgt keine Einsaat breiten sich in den Lücken erst wieder unerwünschte Arten leicht aus. Bei der punktuellen Ampferbekämpfung eignet sich besonders eine 1:1-Mischung aus Englischem Raygras und Knaulgras. Englisches Raygras, als sehr rasches und wuchskräftiges Gras schließt in den ersten zwei Jahren die Lücken sehr dicht. Das Knaulgras entwickelt sich in den Folgejahren zum dauerhaften Gräserbestand mit besten Ertrags- und Qualitätseigenschaften. Die Nachsaat ist nach der Herbizidbehandlung im Herbst bis Mitte September in Gunstlagen möglich und soll sonst spätestens im folgenden Frühjahr durchgeführt werden. Fazit Milch und Fleisch kann nur mit energiereichen Futtergräsern ohne Unkraut kostensparend produziert werden. Fehlende Unkrautbekämpfung und mangelnde Nährstoffversorgung verursachen zusehends Einbußen bei Futterertrag und Tierleistungen. In Praxisfällen haben problematische Kräuter oder Giftpflanzen Futter völlig unbrauchbar gemacht. Ein Kräuteranteil ist bis 10 % der Futtermasse tolerierbar. Der Anteil guter Futtergräser soll mindesten 80% betragen. Der Herbst sollte für die Bekämpfung der Problemunkräuter genutzt werden. Auf die im Herbst durch Herbizide gut bekämpfbaren Unkräuter, samt Mittelauswahl und auf die erforderliche Nachsaat als wichtige Pflegemaßnahmen nach der Behandlung wird verwiesen.
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Bilddokumentation von Wiesen mit Problemunkräutern in NÖ
Ausbreitung der giftigen Herbstzeitlose im Wienerwald und im Waldviertel auf Wiesen ohne Düngung
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Fl채chenhafte Ausbreitung von giftigem Wasserkreuzkraut seit 2003 im Waldviertel infolge D체ngeverzicht
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kg N/ha Düngung Wiesenkreuzkraut Pflanzen/m²
115
63
5
0
3
12
Deutlich erkennbarer Zusammenhang, dass bei keiner oder geringer Düngung Wasserkreuzkraut extrem begünstigt wird
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Häufig sichtbare extreme Ausbreitung von giftigem Weissem Germer auf nö. Almen infolge Verzicht auf Düngung, Pflanzenschutz und geringem Tierbesatz
Löwenzahn als Hauptunkraut in Zuchtgräserbeständen. Das Bild zeigt deutlich, dass auch bei besten Zuchtgräsern, der Löwenzahn in die Gräserbestände eindringt. Nach 3 bis 5 Jahren sind auch Zuchtgräser nach Ablauf ihrer Hochleistungsperiode erschöpft. Genauso ist das bei allen andern Gräsern ähnlich. Wer dauerhaft gute Ertragsleistungen will, muss daher dementsprechend die Wiesen regelmäßig mit neuem leistungsfähigem Saatgut versorgen. Foto von Raygrassortenversuch des LFZ Gumpenstein, eine österreichische Grünlandversuchsanstalt, Seehöhe: ca 700 m, 1000 mm Niederschlag
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Typische Verunkrautungsbilder aus dem niederösterreichischen Voralpenland. Sie zeigen Wiesen wie weit die Verunkrautung gehen kann und von guten Futterwiesen entfernt sind. Statt einem Flächenanteil von 90 % besten Futtergräsern findet man nicht selten Wiesen wo das Unkraut 90 % erreicht.
Löwenzahn, Schafgarbe, Giersch
Kriech. Hahnenfuss, Frauenmantel
Labkraut, Hahnenfuss
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Besonders problematischer Giftpflanzenmix aus Herbstzeitlose, Klappertopf und Hahnenfuss. Wirkt zwar für das menschliche Auge ästhetisch, hat aber keine Futterqualität Schwerbachgegend, 22.5.2012
Stumpfblättiger Ampfer, das klassische Wiesenunkraut sollte laufend bekämpft werden. Der Herbst eignet sich besonders für die Flächenspritzung, da dabei die wenigsten Futterverluste entstehen. Flächenspritzungen haben eine anhaltende Wirkung von 3 bis 5 Jahren, sind also nicht jährlich notwendig. Wichtige Wiesenunkräuter die man im Herbst bekämpft,nSpLe+E, 1612 Wörter, 11078 Zeichen J.HUMER, Wichtige Wiesenunkräuter die man im Herbst bekämpft
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