Am Puls | Mai 2022 - Auf dem Weg zur Klimaneutralen Wohnimmobilie

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AKTUELLE MARKTEINSCHÄTZUNG

Um die Treibhausgas-Emissionen in Österreich bis 2030 um 55 % (gegenüber 1990) zu reduzieren, werden für Immobilieneigen­ tümerinnen und -eigentümer umfangreiche Investitionen zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie erforderlich sein.

AUF DEM WEG ZUR KLIMA­ NEUTRALEN WOHNIMMOBILIE Die EU hat völkerrechtlich verbindliche Zusagen zur Treibhausgasminderung gemacht. Deutschland ist gegenüber der EU verpflichtet, seinen Beitrag dazu zu liefern. Bislang hat die Politik vor allem die Ziele festgelegt, konkrete Maßnahmen stehen jedoch oft noch aus. Wer sich heute ein Haus kauft, weiß also bis jetzt daher häufig nicht, ob es in der Zukunft ESG-konform sein wird. Klar ist: Auf viele Immobilieneigen­tümerinnen und -eigen­ tümer werden umfangreiche Investitionen zukommen. Verpflichtung der Politik zur Treibhausgasneutralität Das EU-Klimaschutzgesetz gibt eine Reduktion der Emission an Treibhausgasen bis 2030 um 55 % gegenüber dem Jahr 1990 und Treibhausgasneutralität bis 2050 vor. Im Jahr 2020 war der Sektor „Gebäude“ der einzige, der sein Sektorziel hinsichtlich der Emissionsmenge verfehlte, nämlich mit 120 statt 118 Mio Tonnen CO2-Äquivalenten. Für das Jahr 2021 zitiert das Bundeswirtschaftsministerium eine Schätzung von Agora Energiewende, der zufolge das Emissionsziel von 113 Mio Tonnen um 12 Mio Tonnen überschritten wurde. Es ist daher davon auszugehen, dass im Laufe dieses Jahres erneut ein Sofortprogramm aufgelegt werden muss, um 06

nachzusteuern. Der Anteil des Gebäudesektors am Endenergieverbrauch ist von großer Bedeutung. Damit ist klar: Gebäude spielen eine wichtige Rolle bei der Energie­ wende und stehen deshalb stark im Fokus der Politik. Die neuen Leitplanken in der EU Mit ihrem Entwurf für eine neue Gebäuderichtlinie vom 15. Dezember 2021 setzt die EU-Kommission neue Maßstäbe hinsichtlich der Verbindlichkeit und Konkretisierung der Vorgaben. Der Fokus liegt weniger als bislang auf Neubauten, vielmehr betont die EU die große Bedeutung von Gebäudesanierungen. Wesentliches Element dieses Paradigmenwechsels ist die Einführung verbindlicher Mindeststandards für alle Gebäude – und damit insbesondere für ältere Gebäude. Zudem soll künftig neben den laufenden Emissionen auch der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes verstärkt in den Blick genommen und auf seine energetische Effizienz sowie seinen Ressourcenverbrauch geprüft werden. Die EU zielt – für den Anfang – auf die „tief hängenden Früchte“, d.h. diejenigen Gebäude, die vermutlich das größte Verbesserungspotenzial besitzen. So soll bis 2030 kein privates Wohngebäude mehr in die Energie­


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