1UP N°14 DE (09.2017)

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ICF BASEL ISSUE N°14 – SEP 2017


»IT’S ALL ABOUT YOU...« In den letzten Wochen und Monaten haben wir dieses Lied immer und immer wieder gemeinsam gesungen, nicht nur in Basel, Baselland und Lörrach, sondern im ganzen ICF Movement war dieser Song während der #Jesus Serie präsent. Jesus! Ja, um ihn soll sich alles drehen, er soll im Zentrum von meinem Leben, im Zentrum von uns als Kirche stehen. Wenn ich auf den Mann Jesus schaue, so wie die vier Evangelien ihn schildern, faszinieren mich vor allem drei Aspekte:

1.

Jesus ist, wenn er auftritt, ganz und gar präsent. An ihm kommt man nicht einfach vorbei. Wenn er spricht, kann man darüber nicht einschlafen. Seine Worte rütteln wach, trösten, heilen! Stets begegnet er dabei den Menschen auf Augenhöhe.

2.

Jesus ist innerlich frei: frei von dem Streben, sein Ego in den Mittelpunkt zu stellen. Geld, Macht, Positionen und Ruhm spielen bei ihm einfach keine Rolle. Er ist irgendwie erfrischend frei, das zu sagen, was gerade dran ist.

3.

Jesus strahlt etwas Ursprüngliches und Klares aus. Er ist verwurzelt in Gott, man kann auch sagen, er ruht in Gott. Er lässt sich nicht in die Enge treiben und auch nicht einschüchtern.

Wenn ich an unsere Zukunft als ICF Basel, Baselland & Lörrach denke, dann wünsche ich mir, dass diese starke Präsenz, diese grosse innerliche Freiheit und diese frische Klarheit von uns ausgeht und hoffentlich noch viele Menschen in unserer Region neugierig macht auf denjenigen, um den sich alles dreht: Jesus! Ja, als gesamte Kirche lasst uns alles daran setzen, dass dieser Jesus mit seiner Liebe und Hoffnung bei uns im Zentrum steht. Ich bin gespannt was wir dabei erleben werden. Das neue 1UP, das welches ihr in den Händen haltet, ist wieder ein bunter Mix aus unserem gemeinsamen Unterwegssein. Viel Spass beim Lesen.

RALF DÖRPFELD Senior Pastor ICF Basel, verheiratet Glatze Schuhgrösse 42 Mountainbike



KIRCHE AM S O N N TA G UND UNTER DER WOCHE Fotos: Christian Wolf

Aufmunternd und erwartungsvoll klingt Popmusik durch den abgedunkelten Raum. Gerade so laut, dass man sich angenehm unterhalten kann, ohne sich belauscht zu fühlen. Kaffeeduft mischt sich mit Kinderstimmen aus entfernten Räumen. Menschen begrüssen sich lebhaft schwatzend, während andere ruhig dasitzend nach vorne blicken. Einige sind beschäftigt und konzentriert. Ein Countdown flimmert über Bildschirme, die Musik wird von einem pulsierenden Soundtrack abgelöst, der Raum versinkt in Dunkelheit und die Stimmen verstummen langsam, aber schneller sprechend, um die Pointe noch zu deponieren. Das Zucken der LED auf dem Mischpult zeigt, dass Musiker nach ihren Instrumenten greifen. Mit einem Finale endet der Countdown, geht über in kräftige Akkorde, die Begrüssung, den ersten Song und in das Leuchten der Scheinwerfer, damit jedem klar wird: Sie ist wieder da und will gehört werden: Die Gemeinschaft, die sich ICF Baselland nennt und Kirche neu erlebbar macht. Eine Botschaft einer gerechteren, friedlicheren und freieren Welt im Namen von Jesus am letzten Tag der Woche - um Kraft, Ermutigung und Kreativität für die nächste zu tanken. Das geschieht nicht nur in der Celebration-Hall. Es fängt bereits im “Foyer” an, wo auf einer mit Stahlstaub aus der Werkstatt nebenan überzogenen Lounge die jungen Wilden ihr Herz für Gott öffnen. Über Baby World, Milky Way bis zum Kids Planet haben alle ihren Weg, wie sie Kirche erleben. ICF Baselland: laut, frech... und wer auch immer über die Schwelle tritt, ist willkommen. Das erleben wir z.B. in der herzlichen und familiären Atmosphäre beim gemeinsamen Mittagessen, aber nicht nur: Kirche geht im selben Groove weiter in die Woche, in Smallgroups, Fitness, Bandprobe, Pilates, Männerabend im

Cheesmeyer, wenn im CH unter der Woche geputzt, verschönert, vorbereitet oder umgebaut wird, damit Kirche wieder neu wird. Das Ganze vereint sich dann wieder am Sonntag um Gott zu ehren und zu danken, dass er jeden Tag mit uns ist. Was Kirche ausmacht, sieht man gerade auch, wo fromme Überschriften fehlen: Am Arbeitsplatz, im Zug, am FCB Match, im Urlaub, beim Hilfseinsatz außerhalb unserer Komfortzone, in der Schule, im Restaurant, in unserer Steuererklärung, im Straßenverkehr, überall dort, wo sich unser Alltag abspielt. Dort, wo Menschen einander begegnen, wie sie nun einmal sind. Wow! So viel läuft? Da bekomme ich vom Lesen schon ein Burnout. Nein - nicht nötig. Alles freiwillig.

Gott im Gottesdienst – Gottesdienst im Alltag – that’s it.


JÜRG STAUFFER 39, verheiratet, Bereichsleiter Technik im ICF BL, Ausbildner für Chemielaboranten in einem internationalen Pharmakonzern, hat mehr Hobbies als zur Verfügung stehende Zeit und wohnt in Anwil


DEUTSCHKURSERLEBNISSE Als ich an meinem ersten Praktikumstag durch die Tür der Actionhalle kam, um im Deutschkurs mitzuhelfen, war ich nicht vorbereitet auf das, was ich dort vorfand. Die Vielfalt und die Anzahl der dort anwesenden Personen hat mich völlig überrascht, genauso wie die Herzlichkeit mit der ich in Empfang genommen wurde. Seit meinem Start ins Vorpraktikum bei Séline Grossenbacher und Andy Bäumler konnte ich vieles von unseren Deutschschülern lernen; seien dies ein paar Begrüssungsworte in Kurdisch oder das Wissen darüber, wie unsere Schüler die Flucht aus ihrem Heimatland erlebt haben. Seit Anfang Jahr haben wir nun als Teil des Deutschkurses eine Konversationsstunde eingeführt. Wir behandeln dort alltägliche Themen, wie beispielsweise Wohnsituation und Einkaufen in der Schweiz oder unsere Feiertage und Gewohnheiten. Auch über einfachere Dinge wie Begrüssung oder Gesundheit sprechen wir und lernen spielerisch neue Wörter. Diese neue Art und Weise, die deutsche Sprache zu lernen, fand grossen Anklang bei den Schülern. Zu sehen, dass die Schüler mit einem neu gefundenen Interesse Deutsch lernen und zu sprechen versuchen, macht mir grosse Freude. Es zeigt mir den Wert dieser Stunde und ermutigt mich immer wieder, neue Unterrichtsansätze oder Konversationen zu erfinden und einzuführen.

Immer wieder neu wurde ich auch überrascht von der Herzlichkeit und Offenheit unserer Deutschschüler. Trotz verschiedener Religionen und Kulturen wird einander geholfen und erklärt, wird mit Freude eine neue Person begrüsst und aufgenommen. Wie gross die Grosszügigkeit ist, die man einander entgegenbringt, konnte ich erleben, als ich bei einer Frau aus dem Deutschkurs eingeladen wurde. Sie zeigte mir ihr spärlich eingerichtetes Zimmer in der Asylunterkunft und teilte mit mir eine Mahlzeit, obwohl sie kaum genug für sich selbst hatte. Mit Stolz machte sie Kaffee mit einer Kanne, die sie aus ihrem Land mitgebracht hatte und versuchte, sich mit mir so gut wie möglich zu unterhalten. Anschliessend wurde ich sogar von ihr zur Tramhaltestelle begleitet, damit ich auch sicher den Weg nach Hause finde. Dieser Deutschkurs ist für mich etwas, was ich in diesem Rahmen noch nie erlebt habe. Ich denke, er ist in seiner Form einzigartig.


Bücherregal in der Lounge der Lehenmatthalle Hast Du interessante gebrauchte Bücher, die sich in einem intakten Zustand befinden und die Du gerne weitergeben möchtest? Oder stöberst Du selbst gerne nach neuem Lesestoff? Dann ist unser Bücherregal in der Lounge genau das Richtige für Dich! Gut erhaltene Bücher dürfen mitgebracht und eingestellt werden. Findest Du ein Buch, dass Du gerne mitnehmen möchtest, kannst Du einen freiwilligen Betrag in das „Kässeli“ werfen. Der Erlös des Bücherregals geht direkt an die Lernmittel des Deutschkurses. Somit ist es nicht nur schön, wenn man ein tolles Buch gefunden hat, man kann sich auch zusätzlich daran erfreuen, dass der freiwillige Beitrag für einen guten Zweck eingesetzt wird.

MILENA SCHÄLI 22, wohnt in Birsfelden und machte bis Ende August 2017 ein Praktikum im ICF im Bereich Soziale Initiativen.


BOUTIQUE-FLOHMARKT Z U G U N S T E N S O Z I A L E R I N I T I AT I V E N In der neu eingerichteten Boutique-Ecke in der Lehenmatthalle Basel findest Du ab sofort gut erhaltene Kleider, Schuhe und Accessoires. Wenn Dir ein Teil gefällt, darfst Du es gerne mitnehmen. Es gibt keine festgelegten Preise. Bitte bezahle in die bereitstehende Kasse, was Du für fair erachtest und Du Dir aufgrund Deiner finanziellen Verhältnisse leisten kannst. Mit Deinem Kauf unterstützt Du die sozialen Initiativen im ICF Basel.

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Mit Deinem Kauf unterstützt Du folgende soziale Initiativen im ICF Basel:

DEUTSCHKURS FÜR ASYLSUCHENDE I N D E R L E H E N M AT T H A L L E

LERNHILFE FÜR SCHÜLER IM L E H E N M AT T Q U A R T I E R

Von Montag bis Freitag geben ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Deutsch- und Konversationskurse in unterschiedlichen Sprachniveaus für asylsuchende Menschen. Die Kurse tragen dazu bei, den Asylsuchenden eine Tagesstruktur zu geben und helfen ihnen, mit anderen in Kontakt zu treten und sich zu verständigen. Der Erlös aus dem Verkauf der Kleider kommt hauptsächlich den Lehrmitteln zugute, aber auch die Infrastruktur der Schulungsräume und gemeinsame sportliche Aktivitäten werden unterstützt.

Lehrkräfte aus der Regional Basel erteilen kostenlos und ehrenamtlich Nachhilfe an Schüler im Lehenmattquartier. Der Erlös aus dem Verkauf der Kleider kommt der Verpflegung und Infrastruktur in den Schulungsräumen zugute.

Kleider, die über einen längeren Zeitraum nicht am Flohmarkt verkauft wurden, werden den Asylsuchenden angeboten und an soziale Initiativen im Raum Basel und Basel-Landschaft weitergegeben.


UNSER TRAUM Wir träumen von einer Kirche, in der Jesus Christus im Zentrum steht. Er entfacht in ihr eine unvergleichliche Leidenschaft, die sich in lebensverändernden Predigten, kraftvollem Worship und überfließender Kreativität entfaltet. In dieser Kirche feiern und genießen wir die Beziehung zu unserem himmlischen Vater voller Enthusiasmus und lernen ihn in all seinen Facetten immer tiefer kennen. Wir wünschen uns eine Kirche, die offen ist für jeden. Egal, woher Menschen kommen und was ihre Geschichte ist: hier findet jeder ein Zuhause. Diese Kirche ist eine Familie, die von bedingungsloser Liebe, Zusammenhalt und dienender Leiterschaft geprägt wird. Die Nöte der Gesellschaft bewegen sie zu barmherzigem Handeln. Sie ist bekannt für ihre Großzügigkeit, schaut hin und nicht weg. Wir sehnen uns danach, die Kraft Gottes zu erleben. Im Wissen, dass für Gott alles möglich ist, erwarten wir das Wirken des Heiligen Geistes und erleben seine Wunder. Unsere Leidenschaft gilt einer Kirche, die für Gott das Beste gibt, die Sprache unserer Zeit spricht und sich als Teil der Antwort versteht. In der Kirche, von der wir träumen, kommen viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus und werden ihm immer ähnlicher. Während diese Kirche ständig wächst, wird sie gleichzeitig durch kleine Gruppen immer persönlicher und hat so positiven Einfluss auf unsere Familien, Freunde und die Gesellschaft. Möge Gott diesen Traum durch uns alle verwirklichen.

nach Apostelgeschichte 2, 42 - 47 [Die Bibel]


I N T E R N AT I O N A L E BEZIEHUNGEN ICF Lörrach ist eines von etlichen ICF Startups, die zurzeit wie Pilze aus dem Boden schiessen. Das spezielle am ICF Lörrach: es ist UNSER Startup – und dadurch sprengt es Grenzen. Wir gründen als Schweizer Kirche eine Location in Deutschland. Das klingt jetzt so einfach, doch der Lörracher unterscheidet sich merklich vom Basler – und auch vom Baselbieter: nachdem er Gedanken hin und her abgewogen hat, bildet er sich sorgfältig eine Meinung. Innerhalb dieses Vorgangs ist Emotion oder gar Euphorie fehl am Platz – ein leichtes Zucken mit dem kleinen Finger darf sein – dann ist aber auch gut. Danach wird diese analytisch konstruierte Haltung sicher und bestimmt kommuniziert. Dieser Austausch darf gerne auch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen, was dazu führt, dass die Zeit nach dem Zelebrieren zum Selbstläufer wird. Dadurch entsteht in der Community Time eine sehr gesellige Atmosphäre, eine Willkommen-Zuhause-Kultur, wenn man so will... Was bisher geschah: Im Februar 2016 haben wir mit einer Worship Night unser Vorhaben gestartet. Danach fanden monatlich Vision Nights statt, in denen sich die Lörracher mit unserer Vision identifizieren konnten. Remember: zuhören – abwägen – Meinung bilden – austauschen! Im Januar dieses Jahres haben wir ICF@Home ins Leben gerufen. Ein Format, in dem wir uns jeden Sonntag treffen können. Wir

kommen in einer grossen Wohnung zusammen, verbringen Zeit mit Gott, essen und bereiten uns auf das nächste Highlight vor. Denn einmal im Monat findet in der Lörracher Notlösung eine Unplugged Celebration statt. Wir legen uns ins Zeug, um einen Club, in dem noch bis in die frühen Morgenstunden getanzt wurde, in eine Kirche zu verwandeln, in der die Menschen Gott begegnen können. Für alle, die mehr wollen – was der Deutsche grundsätzlich will – gibt es Smallgroups. Fünf an der Zahl. Und es werden bald mehr sein – denn in diesen Smallgroups werden Herzen nachhaltig verändert – und genau das wollen wir! Coming soon: Wir steuern mit Vollgas auf das GRAND OPENING zu. Jede Unplugged Celebration wird umfangreicher, packender, tiefer. In der Hoffnung, dass wir kurzfristig eine Location finden, die unseren kirchlich-eventistischen Bedürfnissen noch besser entspricht, planen wir auf den Sommer hin, jede zweite Woche eine Unplugged Celebration durchzuführen. Haben wir das Grand Opening hinter uns und können dann jede Woche eine Celebration durchführen, legen wir voller Freude den Mantel des Startups ab und grüssen als offizielle ICF Location.

Gebete und Besuche sind jederzeit willkommen und erwünscht.

Grand Opening ICF Lörrach Datum: 15. Oktober 2017 Zeit: 17:00 Uhr Ort: Notlösung (Marie-Curie- Strasse 4, 79539 Lörrach)

DANIEL LIPP 30, Vater zweier Startups, Mann einer deutschholländischen Frau, Musikliebhaber

ICF@Home



WER SCHNELLER L E B T, IST FRÜHER FERTIG Wer kennt sie nicht, diese Tage ohne Pause, ohne innere Ruhezeiten, an denen man von einem Termin zum nächsten hetzt, nur um am Abend wahrzunehmen, wie viel Arbeit trotzdem noch liegengeblieben ist, ganz zu schweigen von dem schlechten Gewissen, wieder keine Zeit für die Familie gehabt zu haben.


Jeder von uns hat innere Strukturen und Bilder, die er – oft unbewusst – nutzt, um das alltägliche Leben zu verstehen, zu ordnen und „in den Griff zu kriegen“. Ich sehe die verschiedenen Bereiche wie drei Schalen eines Brunnens vor mir. Die Schale mit der höchsten Priorität ist natürlicherweise die der Aufgaben, der Arbeit und der Anforderungen – die Schale A. Die zweite, eher untergeordnete Schale, ist die der Beziehungen – unsere Familie, die Freunde, das Team. Den Bereich, der unser soziales Leben ausmacht, nenne ich Schale B. Und dann gibt es noch die kleine Schale S. Das ist die Schale unserer Gottesbeziehung, der Stille oder des Stoßgebets, man könnte auch sagen, die Schale des Seins.

unser Glaube und unsere Gesundheit. Wir sind zwar häufig noch hochmotiviert und versuchen mit großer Anstrengung, Gutes zu tun, aber wir sind nicht mehr an die Kraftquelle angeschlossen, von der das Eigentliche kommt. Wir leben aus eigenen, spärlichen Quellen. Deshalb ist es unsere Aufgabe, unserem Leben ein Maß zu geben, eine Ordnung, die es heiligt und lebendig hält. Was wir brauchen, ist eine Umkehr – im wahrsten Sinne des Wortes.

S

S A

UMKEHR

A B S

B

B

A

S

AUSTROCKNUNG Das einzige, das normalerweise von allein wächst, sind Arbeit und Anforderungen. Wir übernehmen zunehmend Verantwortung im Beruf, in der Familie, engagieren uns im Verein oder in der Gemeinde … Die Schale A kann unglaubliche Ausmaße annehmen – ohne dass wir uns dessen recht bewusst werden bzw. es erscheint uns normal. Doch da Zeit und Kraft begrenzt sind, bedeutet das in der Regel, dass das Wachstum der Schale A zu Lasten der zweiten und erst recht der dritten Schale geht, die völlig anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Denn Beziehungen wachsen, im Gegensatz zur Menge der Arbeit, nicht von selbst. Sie brauchen Kraft und Aufmerksamkeit, Stillehalten und Zeithaben. Dies gilt auch für unsere Beziehung zu Gott. Wie oft beschränkt sich diese nur noch darauf, dass wir morgens schnell die Tageslosung überfliegen und ein Stoßgebet zum Himmel schicken. Sicher hört und erhört Gott Stoßgebete, aber das Problem ist, dass das Wasser nicht mehr fließt. Folge: Die Beziehungen zu Menschen und zu Gott trocknen aus. Selbst wenn noch Wasser ankommt, fragt man sich, ob es das lebendige, gesunde Wasser ist, das Jesus uns zugesagt hat, oder eher eine ungenießbare Brühe. Man kann lange so leben, aber mit der Zeit wird es schwer und freudlos. Auf Dauer zerbrechen unsere Beziehungen daran, auch

DIE ERSTE SCHALE: JESUS, MEIN FREUND Die bisher dritte Schale wird nun zur ersten und wichtigsten, selbst wenn sie quantitativ die kleinste bleibt. Sie ist der Ort der Stille, des Gebetes; die Zeit, in der ich von Gott empfange, was ich für mein Sein, meine Beziehungen, meinen Dienst brauche. „Jeden Morgen dürfen wir unsere Hände wie eine leere Schale Gott hinhalten“, beschreibt es Dag Hammarskjöld, ehemaliger UNOGeneralsekretär. Ein Empfangender werden – das klingt einfach und ist doch so schwer. Wir können das Wesentliche nicht aus uns selbst schaffen, wir können es uns nur schenken lassen, jeden Tag neu. Die Grundvoraussetzung für alles Tun ist, immer wieder mit leeren Händen, in Armut und Bedürftigkeit bei Christus zu landen. Darin liegt unser Reichtum und unsere Freiheit: wir gehören nicht der Arbeit, nicht unseren Dienstherren, keinem anderen Menschen – wir gehören Gott. Unsere Zeit steht in seinen Händen. Es geht um eine Beziehung, nicht um eine fromme Pflichtübung.

Jesus selbst erwartet mich, um eine Zeit lang mit mir zusammenzusein, nur wir zwei. Nicht, was er von mir will, ist dabei wichtig, sondern was er für mich will. Ob ich dabei immer etwas Besonderes spüre, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass ich da bin – äußerlich und innerlich anwesend, gegenwärtig.

B

A


Das ist eine bewusste Entscheidung und wird umfochten bleiben. Deshalb ist es ratsam, dieser Zeit einen festen Platz im Tagesablauf zu geben, am besten morgens, bevor das Telefon das erste Mal klingelt. Mach ein Ritual, eine feste Gewohnheit daraus, damit du nicht jeden Tag neu entscheiden musst, ob es jetzt passt oder nicht. DIE ZWEITE SCHALE: MEINE BEZIEHUNGEN Für unsere Beziehungen ist es entscheidend, dass das Wasser, das in sie hineintropft, aus einer gutgenährten S-Schale kommt. Unsere Ehepartner und Kinder und auch unsere Arbeitskollegen werden es deutlich wahrnehmen. Gott hat eine große Verheißung über unsere menschlichen Beziehungen ausgesprochen, denn Gott selbst ist Gemeinschaft: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wir sind geschaffen zu seinem Ebenbild und finden unsere Erfüllung und Bestimmung, wo wir in Gemeinschaft mit Schwestern und Brüdern leben.

Wann immer eine Beziehung – in aller menschlichen Unvollkommenheit – zusammenhält, leuchtet etwas vom Wesen Gottes auf.

Doch wenn wir es mit dem alten Leistungssystem versuchen, führt das auf Dauer in ein Leben der Knechtschaft, auch wenn man noch so überzeugt ist, mit Jesus unterwegs zu sein. Denn dann sagt uns die Arbeit, wer wir sind. Und unter deren unerbittlichen Augen genügen wir niemals, so sehr wir uns auch anstrengen. Das Angebot ist, uns von Gott sagen zu lassen, wer wir sind. Das ist die Einladung in die Kindschaft: als seine Tochter, sein Sohn darf ich meinen Platz in dieser Welt einnehmen und in seiner Kraft das tun, wozu Er mich gesandt hat und „Erfolge“ ihm überlassen.

Deshalb lasst uns durchlässig werden für sein Lebenswasser. Es bleibt ein Unterwegssein, ein Immer-neu-Anfangen; Gott mutet uns zu, in diesem Spannungsfeld zu wachsen. Ich bin gewiss, dass die Menschen uns die Freiheit abspüren, die aus einem Leben kommt, das den Brunnen „auf die Füße gestellt hat“. Sie werden wahrnehmen, dass wir die Freiheit haben, Menschen wichtiger zu nehmen als Dinge und unser Herz unbekümmert an diese Welt zu verschenken, weil es in Gott festgemacht ist.

Wo immer es eine geistliche Gemeinschaft trotz Konflikten miteinander aushält, wird etwas vom Wesen Gottes sichtbar. Das hat eine große Strahlkraft für diese Welt und ist deshalb auch sehr umkämpft, denn der Widersacher will eines nicht: dass die Welt etwas von Gott erkennt. Und so wird gelingende Gemeinschaft, in der etwas von der himmlischen Dreieinigkeit aufblitzt, geradezu ein Kampfinstrument Gottes gegen die Mächte der Hoffnungslosigkeit in dieser Welt. So wie die Stille einen klar definierten Raum in der Zeit braucht, so braucht es auch klare Zeiten, um unsere Beziehungen zu pflegen, zuallererst in der Ehe und der Familie, mit unseren Freunden, aber auch in den Teams. Die Erfahrung hat gezeigt: wenn ich keine Beziehungszeiten reserviere, bleibt keine Zeit dafür übrig. Beziehungen brauchen klare Prioritäten und verlässliche Verabredungen, um die Zeiten miteinander wirklich zu haben und dieser Schale Bedeutung zu geben. DIE DRITTE SCHALE: MEINE (ARBEITS-)WELT Das lebendige Wasser Gottes fließt von Ihm her in unsere Beziehungen – vom Einzelnen in die Gemeinschaft – und von dort in die Welt, in die dritte Schale. Da soll es hin, dafür ist es da. Nehmt die dritte Schale ernst, die Schale der Aufgaben, der Arbeit. Sie gehört dazu, ist sogar – quantitativ gesehen – die größte Schale. Das ist auch in Ordnung so. Gott will, dass wir Salz sind und hineinwirken in die Welt, dass wir nicht zuhause im frommen Zirkel hockenbleiben und uns um uns selbst drehen, sondern Frucht bringen, von der andere leben können.

GASTBEITRAG: DR. DOMINIK KLENK ist Verlagsleiter bei Fontis, einer christlichen Contentschmiede in Basel, die auch Bücher macht. Der gelernte Journalist war früher Handballprofi, Consultant und Leiter der Kommunität „Offensive Junger Christen“. Zuletzt schrieb er den Bestseller „YOUBE. Evangelischer Jugendkatechismus.“


BUCHEMPFEHLUNG Viola ist ein funktionierender und effizienter Workaholic. Doch an den Feierabenden steht sie am Fenster ihrer Loft-Wohnung und bügelt sich ins gedankliche Nichts. Weg von den Jahren zuhause. Weg von der Zeit mit Yannick, den sie geliebt hat, so mutig sie konnte. Plötzlich fällt ihre Mutter ins Koma – und Viola wird damit konfrontiert, dass die eigenen Eltern älter werden. „was es ist“ trifft den Nerv einer Generation und versöhnt den Leser mit der eigenen Geschichte. Julia Willmann: „was es ist“, Fontis Verlag 240 Seiten, in Leinen gebunden, ISBN: 978-3-03848-106-5, Bestellnr.: 204106

leben wie ein brunnen täglich neu meine hände ausstrecken wie eine schale empfangen von dem der alles gibt mich erinnern dass ich das wesentliche nicht in mir selber trage den durst meiner sehnsucht ihm hinhalten den staub auf meiner seele durch ihn abwaschen die leere in mir von ihm füllen lassen und überfließen dankbar empfangen was mir durch die gefährten zufließt geduldig ertragen was wellen macht leidenschaftlich entwickeln was zusammenströmt und überfließen beherzt austeilen was wir empfangen haben den durst der feldwege nicht fürchten dem geist des herrn bahn bereiten die frucht der ernte erwarten und staunen (Dominik Klenk)



Hallo Du. Dies ist ein Experiment, und ich hab grad noch keine Ahnung, ob da was draus wird. Auf jeden Fall wirds sehr persönlich, daher die Anrede am Anfang. Ein Experiment ist ein Versuch, den man arrangiert, um

Zuerst hab ich mir gedacht, damit geh ich jetzt um wie

herauszubekommen, ob etwas klappt. Und ich will heraus-

ein Grosser: ich kann ja jetzt ohne nicht mehr leben, also

finden, ob es möglich ist, kritisch über Gott zu schreiben.

gestalte ich mein Leben damit so gut es geht. Tja, das war

Klar geht das, aber ich will ja nicht einfach in Nietzsches

bullshit. Das ging, solange ich mit wenig Medikamenten

Gott-ist-tot-Geschrei einstimmen, das geht mir nämlich auf

wenig gewackelt hab. Jetzt hab ich schon jeden Tag so eine

den Wecker, das ist mir zu flach, das hab ich nicht gemeint.

kleine pharmazeutische Zwischenmahlzeit im Gegenwert

Ich will nicht aus der selbstgewählten Gottesferne üble

von zig Franken und wackel mehr denn je. Es macht mir nix

Lieder über ihn absingen. Ich will aber etwas über ihn her-

aus, ein wenig zu zittern. Andere pupsen ohne Selbstkont-

ausfinden, was in meinem Leben heftig ins Wanken geraten

rolle, da ist mir dieses Schicksal lieber. Was mir echt was

ist. Und zwar will ich wissen, ob unser Gott so kraft- und

ausmacht, ist die Progression der Krankheit: vorgestern

liebevoll ist, wie er behauptet. Oder wie wir behaupten –

gesund, gestern leichter Tremor linkshändig, heute mittel-

möglicherweise ist das ein Unterschied, auf den es später

starker Tremor linke Extremitäten, und ausgeschöpft sind

noch ankommt.

die Schätze noch lange nicht: der Tremor kann sich ausbreiten, Bewegungsverlangsamung bis hin zur Bewegungs-

Und wie komm ich dahin, dass ausgerechnet diese basale

starre, Muskelsteifheit und Instabilität der Körperhaltung

Zuversicht, dieses urigste Vertrauen in Gott so gelitten

kommen auch irgendwann dazu; Depression und Demenz

hat? Allem voraus will ich dazu sagen, dass ich es mir nicht

gehören nicht automatisch dazu, aber ein Optionsschein

ausgesucht habe...

dafür ist dabei. Keiner weiss, wann was kommt; kein Verlauf ist wie der andere. Was ich weiss: Parkinson ist eine richtige

Ich habe vor etwa einem Jahr die Diagnose Parkinson

Arschloch-Diagnose. Du weisst, dein Leben geht zur Sau, du

bekommen. Vielleicht hast du mich ja schon mal zittern

weisst nur nicht wann und wie. Du weisst, dieses Jahr sitz

sehen, wenn nicht, dann wirst du es noch, denn Parkinson

ich noch auf diesem Stuhl und tattere wie Omma – nächstes

ist progressiv.

Jahr auch noch? Oder hat mein Stuhl da schon Räder? Das


Essen fällt dir von der Gabel, das Portemonnaie aus der

Ich stelle die Existenz Gottes nicht in Frage. Ich stelle die

Hand, und jeder siehts.

Erlösung durch den Tod Jesu nicht in Frage. Seine Liebe hab ich auch auf eine schwer wegzudiskutierende Art erlebt.

Als mir der Charakter dieser Diagnose klar wurde, wollt

Aber jetzt wirds schon schwierig: Wie „gut“ ist Gott? Wie

ich damit zu Gott. Und irgendwie wollt ich doch nicht. Ich

souverän? Warum hat er mich nicht geschützt vor diesem

glaube nicht, dass Gott uns in Watte packt und vor allem

Horror? Ich hätte dezidierte Ideen, was er mit dem Parkin-

bewahrt. Aber bisher hat sich meine Glaubenserfahrung auf

son hätte anfangen können, statt zuzulassen, dass er mich

Tiefschläge beschränkt, von denen man sich erholen kann.

befällt. Er sagt ja selbst: wer weiss, Gutes zu tun, und tut

Solches Zeug, wo man weiss, man wird wieder leben können.

es nicht, dem ist es Sünde. Als Kind hab ich gelernt: schlag

Und ich war der Meinung, das geht okay so; das gehört zu

deiner kleinen Schwester nicht auf die Fresse, dann musst

einem Leben als reifer Mensch dazu. Vielleicht war mein

du sie nachher nicht trösten. Heisst das jetzt, Gott sün-

Glaube ein falscher, aber irgendwie war ich mir sicher, dass

digt? Es gäbe hier Gutes zu tun, Gott, falls es dir noch nicht

Gott mich vor einem langsamen Vergammeln bewahren

aufgefallen ist...

wird. Vor sinnlosem, Jahre dauernden, stetig unlustiger werdendem Diminuendo.

Eins wird klar: die Güte Gottes, seine Liebe, sein Verständnis von gutem Charakter, Souveränität und Bewahrung, all das

Versteh mich richtig, ich hab mir das nicht rausgesucht. Ich

entspricht nicht unbedingt unseren Definitionen. Das mag

wollte, Diagnose oder nicht, mir, Gott, dir und allen zeigen,

manchem eine ausreichende Antwort sein, für mich ist es

dass man damit leben kann. Und dass ich es gut mache.

unbefriedigend. Es macht mich fertig. Es regt mich auf.

Dass nichts mich von meinem Gott trennen kann. Louder then i'll sing your praise... genau das wollte ich. Und jetzt

Du merkst das Gleiche wie ich: diese Richtung führt uns

gehts nicht. Ich bin wütend und, wie mir ein guter Freund

nicht weiter. So oder so, falls sich Gott nicht – warum auch

rückmeldet, bitter. Nicht, dass ich Gott nicht mehr liebe –

immer – zur Heilung entschliesst, werd ich damit leben

dann wär die Sache einfach. Dann würd ich meine Sachen

müssen. Vielleicht auch damit, dass ich weder Verstehen

packen und gehen. Weil ich Gott liebe, weil er mir so viel

noch Verständnis dafür aufbringe, dass Gott mir – aktiv oder

bedeutet, fühl ich mich betrogen, angeschissen, verarscht.

passiv – so eine Scheisse angedeihen lässt.

Ich liebe ihn, aber zur Zeit mag ich ihn nicht besonders. Nochmal zur Erinnerung: das ist ein Experiment. Wenn

Was bleibt, ist Trost. Und Hand aufs Herz, ich war ja bisher

deine Lösung jetzt ist, dass der Axel Demut lernen muss, an

ehrlich, da will ich jetzt nicht lügen: dazu bin ich nicht

Heilung glauben oder Gott nicht in Frage stellen darf, dann

bereit. Keinen Bock, mich trösten zu lassen von einem, der

bitte ich dich, nicht weiterzulesen. Du würdest deine Zeit

mich mit dem gleichen Aufwand heilen könnte oder von

verschwenden.

vornherein bewahren hätte können. So nah will ich den grad


nicht haben. Im Gegenteil: ich will, dass er spürt, was er mir

gerichtet, don't you worry, lieber Christ. Nein, ich bin mit-

angetan hat mit seiner indifferenten Haltung gegenüber

tendrin, und diese Spannung müssen wir aushalten können:

meinem Leben. Ich tu ihm weh (wie genau ich das mache,

es ist nicht alles prima, wenn wir mit Gott gehen. Und wenn

darüber schweige ich. Du musst ja nicht alles wissen...).

bei dir auch nicht immer alles prima ist, dann lass dir klar-

Zumindest entzieh ich ihm meine Anerkennung.

werden, dass das normal ist. Gott hat seine Christen nicht vollkaskoversichert. Aber er kann damit umgehen, wenn wir

Kindisch, sagst du? Ja, das ist mir jetzt dermassen wurscht.

nicht damit umgehen können.

Es mag ja sein, dass meine ganze Krise daran liegt, dass ich kindisch reagier. Aber das ist doch bei allen Krisen so; auch bei deiner letzten. Was mich dann am Leben hält? Was es noch Positives gibt? Was ich nicht mit meinem Zynismus zerschnetzle? Menschen hab ich, die mir nah kommen dürfen: meine Frau, ein paar Freunde... die dürfen mich trösten. Und

Nachtrag:

mit denen werde ich das Leben feiern, das grad möglich ist.

Inzwischen sind wir uns wieder etwas grüner, Gott und ich. Ich war mit ihm wandern und hab ihn dabei nicht

Und wie will ich meine Beziehung mit Gott wieder erträglich

geschont. Er mich auch nicht. Ich will jetzt nicht davon

machen? Will ich ja gar nicht. Kann ich auch nicht. Wenn

berichten; viel lieber lass ich dich noch eine Weile in mei-

ich eins gelernt hab bisher, dann das: wenn wir unsere

ner Krise drin. Denn ohne diese Krisen wachsen wir nicht.

Gottesnähe verlassen, dann können wir das nicht mehr zu-

Ohne Gott in Frage zu stellen bleibt uns nur, die Antwor-

rechtschustern. Das muss er machen, und darin hab ich ihn

ten anderer zu übernehmen. Deswegen lohnt sich meine

als zuverlässig erlebt. Eines Tages werd ich ihm einen Tag

Krise. Deine auch. Jede. Auch die ganz schlimmen.

opfern. Ich werd mich mit seiner Liebe zu mir und meiner narzisstischen Kränkung rumschlagen. Und am Ende werd ich feststellen: Lieber ein Leben mit Parkinson und meinem Gott als eins ohne beide. Aber da bin ich noch nicht; das sind auf Erfahrung basierende Vermutungen, und die können den Kampf mit ihm verkürzen, aber sie machen ihn nicht überflüssig.

Experiment gelungen? Für mich schon. Ich wollte mal von einer aktuellen Krise berichten, nicht von einer vergangenen und die Lösung gleich mitliefern, Halleluja, Gott hats

AXEL BRANDHORST 43, verheiratet mit Marietta, Vater einer bezaubernd pubertären Tochter. Therapeutischer Mitarbeiter in einer stationären Suchtmitteltherapie und nebenberuflicher Coach, Berater und Supervisor.


Lesetipp !

H E A RT B E AT Gott kämpft um jedes einzelne Herz!

EINE KLEINE GESCHICHTE DES MUTES Vor einigen Jahren wurde ich eingeladen, an einem Weihnachtsfest einige Lieder zu singen. Als weiterer Beitrag stand an jenem Abend ein Interview mit René Portmann auf dem Programm, einem Streetworker in Sissach. Er erzählte aus seinem Leben, wie er Gott auf drastische Weise kennenlernte und wie sich sein Leben danach veränderte.

Die Geschichte liess mich nicht los und mir kam der Gedanke, dass es eine Biographie über diese aussergewöhnliche Lebensgeschichte geben sollte. Also recherchierte ich ein wenig und rief kurzerhand bei René Portmann an. Als das Klingelzeichen ertönte, überkam mich Unsicherheit. Was, wenn er meine Idee lächerlich fand? Wie kam ich überhaupt auf die Idee, ein Buch über ihn schreiben zu können? Kurz überlegte ich, wieder aufzulegen.

Ich lauschte gespannt, wie er bereits als Kind in die Kriminalität abrutschte und sich im Laufe der Jahre immer schneller und tiefer in der Welt der Gesetzlosen verstrickte.

„Portmann?“, meldete sich eine Stimme. Okay, los geht’s, dachte ich: „Guten Tag, Sie kennen mich nicht, aber ich habe Ihr Interview gehört, finde Ihre Geschichte sehr spannend und bin überzeugt, dass sie aufgeschrieben werden muss. Und ich würde das gerne mit Ihnen machen. Sind Sie interessiert?“ Kurze Pause. Einige Sekunden später die Antwort:

Er machte sich einen Namen und gewann Respekt durch seine Unbeugsamkeit. Kam durch die Auto-Mafia zu Geld und musste vor der Justiz ins Ausland flüchten, wo er sich mit seinem Reichtum unter Palmen vorerst zur Ruhe setzte. Um eines Tages, dem Tode nah, Gott zu erleben, was seinem Leben eine ganz neue Richtung gab. Das alles fand ich so spannend, dass ich nach dem Interview das Gehörte nicht gleich wieder vergass, sondern noch lange darüber nachsann.

„Das ist unglaublich. Genau das hat Gott mir aufs Herz gelegt!“ Noch in derselben Woche trafen wir uns zu einer ersten Besprechung. Dabei stellte sich heraus, dass Gott ihm schon vor Jahren


ALEJANDRA MARTINEZ-JORDAN 36 Jahre jung, Peter Pan Komplex, Migrationsbetreuerin, Saumässig mutig, Verwegen, Lebensfroh

gesagt hatte, er solle ein Buch über sein Leben schreiben. Als René erwiderte, dass er gar nicht schreiben könne, antwortete Gott, er würde ihm eine Frau zur Seite stellen, die ihm dabei helfen solle. Seit Januar 2017 ist das Buch „Ich habe dich nie vergessen“ nun im Handel erhältlich. Innerhalb weniger Wochen wurde es so populär, dass René von einem Termin zum nächsten eilt, um diverse Lesungen und Interviewtermine wahrzunehmen. Seine Geschichte zeigt: Ganz gleich, woher man kommt und was man getan hat:

Gott kämpft um jedes einzelne Herz. Mit dieser kleinen Geschichte des Mutes möchte ich gleichzeitig dazu ermuntern, keine Angst zu haben, einen ersten Schritt zu tun, wenn Gott einem etwas aufs Herz legt. Manchmal können wir uns gar nicht vorstellen, wie kreativ Gott sein kann, wenn es um uns Menschen geht. Auf überraschende Weise kann er jeden von uns für seinen Plan gebrauchen, auch wenn wir selbst nicht an uns glauben; es reicht, dass Gott das tut. René arbeitet heute als Streetworker in der mobilen Jugendarbeit für das Jugendsozialwerk Blaues Kreuz BL in Sissach und Region.

Seine Aufgabe ist es, Vertrauen zu jungen Männern und Frauen aufzubauen und mit ihnen ein Stück ihres Weges zu gehen, ihnen ein Vorbild zu sein, sie zu stärken und Gottes Liebe in ihnen zu pflanzen.

ICH HABE DICH NIE VERGESSEN Träumer, Abenteurer und ein überraschender Schatz René Portmann Hardcover, 144 Seiten, 13,8 x 21,4 cm Bestell-Nr. 588 862, ISBN 978-3-943362-38-1 Edition Wortschatz, Schwarzenfeld Dezember 2016 CHF 19,80

RENÉ PORTMANN Verheiratet, Vater von zwei Kindern und einem Pflegesohn, Streetworker/Mobiler Jugendarbeiter rene-portmann.com


CHRISTLICHES UNTERNEHMERPORTRAIT ein Interview mit Christian Schärer

Hallo Christian, du und deine Familie sind regelmässig am Sonntagvormittag im ICF anzutreffen. Seit wann seid ihr im ICF dabei? Ich war zum ersten Mal 1995 im ICF, dazumal gab es nur ein ICF in Zürich. Meine Frau Manuela ist seit dem ersten ICF Gottesdienst in Basel dabei. Seit 2003 wohne ich in der Region Basel und komme nun hier ins ICF, wo ich übrigens auch meine tolle Frau Manuela kennengelernt habe. Was schätzt du am ICF besonders? Neben den zeitgemässen Gottesdiensten haben wir echte Freundschaften im ICF. Diese sind in der Smallgroup entstanden und bestehen auch ausserhalb von ICF. Seit wir Kinder haben, schätzen wir auch die Kinderarbeit sehr. Das ICF ist für uns ein Stück Himmel auf Erden, wo wir Gott und Gemeinschaft erleben.

in Freienbach im Kanton Schwyz. Das zweite Standbein sind die rund acht Messen pro Jahr, z.B. die MUBA in Basel, wo wir präsent sind. Das dritte Standbein sind Organisationen wie Firmen, Altersheime, Schwimmbäder, Gemeinden oder Schulen, an welche wir verkaufen. Das vierte Standbein ist der Wiederverkauf an andere Möbelhäuser. Ich bin für die beiden letztgenannten Standbeine verantwortlich. Du hast verschiedene Leitungsfunktionen inne. Wie spielt da dein Glaube als Christ eine Rolle – falls überhaupt?

Mein Leben gehört Gott, also gehört auch meine Firma Gott. Insofern hat Gott einen wichtigen Platz auch in meinem Arbeitsalltag.

Dein berufliches Umfeld ist eng verbunden mit der Firma «denova». Erzähl uns mehr dazu! Wie du richtig sagst, arbeite ich bei der Firma denova. Ich bin dort Mitinhaber und Mitglied der Geschäftsleitung. Operativ bin ich als Verkaufsleiter Aussendienst tätig.

Das beginnt damit, dass ich Stille Zeit mache, z.B. auf dem Weg ins Büro. Manchmal bete ich vor Sitzungen. Und je nachdem wie viele andere Christen gerade noch bei uns arbeiten, treffen wir uns auch mal zu einem Frühgebet. Im Frühling gibt es meist einen Kickoff mit neuen Mitarbeitern und ich darf dabei einige Worte an sie richten.

Seit einiger Zeit ist denova ja gut sichtbar vis-à-vis des IKEA in Pratteln. Was genau macht denova? Bei denova verkaufen wir in erster Linie Gartenmöbel, Lounges sowie Sonnenschirme. Gleichzeitig gibt es noch die Firma doviva, welche Innenmöbel wie massgeschreinerte Tische verkauft. Wir haben vier Standbeine: das erste Standbein sind unsere drei Läden – neben Pratteln haben wir noch ein Geschäft in Zürich und eines

Hier weise ich auf biblische Werte wie Wertschätzung, Respekt aber auch Ehrlichkeit und Integrität hin. Das sind Themen, die für die Arbeitsweise und den Geschäftserfolg sehr wichtig sind.


Du hast jetzt vor allem denova-interne Aspekte angesprochen. Bekommen auch eure Kunden von deinem christlichen Hintergrund etwas mit? Ich habe mir seinerzeit ein A4-Blatt gemacht und bewusst überlegt, wie man durch diese Firma am Königreich Gottes bauen kann. Ein Weg ist zum Beispiel, dass es in unseren Läden meist einen Ständer gibt, wo christliche Magazine aufgelegt sind und sich unsere Kunden kostenlos bedienen können.

Wie siehst du dich in Zukunft – bleibst du Unternehmer? Auf alle Fälle. Ich war ja mal zweieinhalb Jahre bei JMEM Jugend mit einer Mission. Das war gut – aber es war «nur» ein Ausbildungsort. Jegliche Ausbildung bringt jedoch nur dann etwas, wenn man sie anschliessend auch in der Praxis anwenden kann. Für mich war und ist klar, dass mich Gott in die Wirtschaft geschickt hat. Dabei wünsche ich dir weiterhin Gottes Segen! Vielen Dank für das Gespräch.

RAPHAEL BRANGER arbeitet als Berater für Datenanalysen und Informationssysteme. Er ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt mit seiner Familie in Rheinfelden.

CHRISTIAN SCHÄRER ist 42 Jahre alt und verheiratet mit Manuela. Zusammen haben sie drei Kinder und leben in Kaiseraugst.


ALPHALIVE "Was?!? Wie ist denn das nur möglich? Das geht doch nicht! Ich meine - wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir genau EUCH treffen?" Mein Mann Philipp und ich sitzen irgendwo in Sri Lanka in einem kleinen Dorf in den Bergen in einem Restaurant. Uns gegenüber sitzt ein junges Ehepaar aus Chile. Der junge Student, Felipe, kann es kaum fassen. Vor ein paar Minuten hat er Philipp nach seinem Beruf gefragt, woraufhin mein Mann erzählte, dass er „Alphalive Schweiz“ leite. Erst vergangenen Herbst hatte Felipe in Australien, wo er mit seiner Frau derzeit wohnt, einen Alphalive besucht. Das hat sein Leben verändert. Er erzählt, dass er katholisch aufgewachsen ist, aber im Alphalive endlich verstanden habe, dass Jesus lebendig in seinem Herzen wirkt und Einfluss hat auf sein Leben und seinen Alltag. Seither brennt in ihm das Feuer, diese neu gefundene Begeisterung für Jesus an seine Mitstudenten weiterzugeben. Die Geschichte von Alphalive begann vor über 40 Jahren in London in der Kirche "Holy Trinity Brompton" (HTB), wo der Anwalt Nicky Gumbel gemeinsam mit seiner Frau Pippa einen Kurs für Menschen aus der Gemeinde anbot. Bald merkte er jedoch, dass immer mehr kirchenferne Menschen zu „Alpha“ kamen, weshalb er ihn auf diese Zielgruppe auszurichten begann. Martin und Rachel Stoessel waren frisch verheiratet, als sie 1998 in der HTB in London zu Besuch waren und Alpha kennenlernten. Sie erlebten, wie der Glaube vom Kopf ins Herz wanderte und lebendig wurde. Beide gaben ihren Beruf auf und begannen vollzeitlich, Alpha unter dem neuen Namen Alphalive durchzuführen und in der Schweiz zu etablieren. 19 Jahre später gibt es in der Schweiz unzählige Gemeinden, die Alphalive anbieten und jährlich rund 4000 Personen, die dort ihre Fragen über den Sinn des Lebens diskutieren. Nicht nur in der Schweiz hat sich Alphalive verbreitet: Weltweit wird er in 169 Ländern in Kirchen, Cafés, Bars, Gefängnissen, Parks, Universitäten, Schulen und in Privathäusern angeboten – an jedem Ort, der geeignet ist, um gemeinsam über die grossen Fragen des Lebens zu diskutieren. Auch im ICF Basel wird seit mehreren Jahren Alphalive durchgeführt, gemeinsam mit der Kirche Spalen. Thomas und Rosalba Fröhlich engagierten sich über mehrere Jahre hinweg mit Herz und Seele in der Leitung des Alphalive. Als ihnen auffiel, dass es bei den Teilnehmern nur wenig 20 bis 35-Jährige gab, beschlossen sie, die Leitung an die jüngere Generation weiterzugeben, um mit dem Angebot junge Menschen besser erreichen zu können. In dieser Zeit besuchte ich als Teilnehmerin einen Alphalive.

Es begeisterte mich, wie trotz der Einfachheit der Treffen eine Tiefgründigkeit möglich war, die die Menschen von Innen heraus veränderte. Ich bot mich für einen nächsten Alphalive als Mitleiterin an. Zeitgleich dachte Rachel Stoessel darüber nach, die Hauptleitung von Alphalive Schweiz abzugeben. An eine jüngere Person, die aus der gleichen Generation kommt, die derzeit nur schwer erreichbar war. Sie wurde in Philipp fündig. So kam es, dass wir nicht nur die Hauptleitung des Alphalive ICF Basel übernahmen, sondern dass Philipp gleichzeitig in Zürich bei Alphalive Schweiz begann und dort die Leitung von Rachel übernahm. Wir sehen uns beide nicht als Evangelisten. Aber wir haben gesehen, wie Menschen durch den Heiligen Geist verändert und von Innen heraus erneuert wurden. Es gibt nichts Schöneres, als so etwas mitzuerleben und Gott zuzuschauen, wie er Menschen begegnet. Bis jetzt habe ich noch keinen Alphalive erlebt, in dem der Heilige Geist nicht persönlich gewirkt und Menschen verändert hat. In meinem Schul- und Arbeitsalltag komme ich immer wieder ins Gespräch mit Gleichaltrigen, die sich viele Fragen über das Leben stellen. Dabei stelle ich meist fest, dass sie die Antworten nicht selten in der geistlichen Welt suchen, im Yoga, in der Meditation oder anderweitig. Junge Menschen haben sehr viel Energie und Leidenschaft für Dinge, von denen sie überzeugt sind. Deshalb liegt der Fokus von Philipp und mir auf unserer Generation, um sie in ihrem Glauben zu festigen, damit sie anderen davon weitererzählen. Wir haben selber unsere Hoffnung und Überzeugung bei Jesus gefunden und können nicht anders, als davon zu erzählen. Alphalive ist aber nicht nur ein Kurs, Alphalive ist eine Kultur! An den Alphalive-Abenden essen wir zusammen, es gibt einen kurzen Input zum Thema und dann ist der Rest des Abends offen für alle Fragen, die sich da in den Herzen bewegen. Die Aufgabe des Teams: Zuhören! Die häufigste Rückmeldung, die Alphalive erhält, lautet ungefähr: „Endlich konnte ich meine Fragen stellen, mir wurde nicht einfach eine Wahrheit oder Antwort an den Kopf geworfen.“ Bei Alphalive möchten wir dem menschlichen Bedürfnis nachkommen, dass Menschen ihre Fragen und ihr Innerstes teilen dürfen. Diese Kultur sollten wir nicht nur an einem Abend in der Woche leben, sondern jeden Tag.


CORINA UND PHILIPP WEGENSTEIN sind seit Juni 2015 verheiratet. In ihrer Freizeit sind sie in einer Felswand, beim Wandern oder beim Rumdßsen mit ihrer Vespa anzutreffen. Philipp ist Leiter von Alphalive Schweiz, Corina ist praxisbegleitend in Ausbildung zur Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin.


THEOLOGIE IM ICF – KEINE Q UA D R AT U R DES KREISES…

MANUEL SCHMID Teaching Pastor im ICF Basel und Haustheologe des ICF Movements

Ich wurde von 1UP gebeten, einen Einblick in meine Aufgaben als Theologe des ICF Movements zu geben. Dazu muss ich die Zeit aber zuerst ein gutes Jahrzehnt zurückdrehen… Die Vorgeschichte… »Ok, Manuel – du kannst im ICF Basel als Pastor arbeiten, obwohl du Theologie studiert hast…« Mit diesen bezeichnenden Worten wurde ich vor 12 Jahren im ICF Basel als Pastor angestellt. Die Gemeindeleitung war also bereit, mir eine Chance zu geben, selbst wenn ich mit meinem Theologiestudium augenscheinlich eine schwere Hypothek mit in den Kirchendienst nahm… Diese Vorsicht oder sogar Ablehnung gegenüber theologischem Nachdenken ist mir dann immer wieder begegnet, auch unter den anderen Pastoren im ICF Movement. Man war offensichtlich noch nicht an Theologen gewöhnt, die eine Leidenschaft für Jesus und seine Kirche mitbringen – und die Bereitschaft, das eigene theologische Nachdenken ganz bewusst für andere Menschen zu gebrauchen. Seither hat sich vieles verändert. Nicht nur im ICF Basel, sondern im ganzen ICF Movement hat sich in den letzten Jahren die Überzeugung durchgesetzt, dass auch Theologen und Theologinnen durchaus etwas Brauchbares zum Leben der Kirche beizutragen haben – ja, dass wir sogar Leute

brauchen, die sich mit der Bibel sowie mit kirchengeschichtlichen, ethischen und gesellschaftlichen Fragen eingehend auseinandergesetzt haben. Die Aufgaben… Vor einem guten Jahr hat die Leitung des ICF Movement mir darum das Angebot gemacht, mich als »Theologiebeauftragten« unseres ganzen internationalen »Gemeindeverbandes« teilzeitlich anzustellen. Die Möglichkeit, eine wachsende, wilde und verrückte Gemeindegründungs-Bewegung wie das ICF theologisch zu prägen, hat mich enorm gereizt, und darum habe ich diese Herausforderung angenommen. Nun bin ich also seit 2016 für »theologische Belange« beim ICF Movement angestellt. Dazu gehört die Beantwortung theologischer Anfragen von Pastoren, Leiterinnen und überhaupt von nachdenklichen Leuten aus den ICF Churches: »Hatte Adam einen Bauchnabel? Wie hat Noah die Dinosaurier auf die Arche gekriegt? War Jesus wirklich Single? Dürfen Christen Blutwurst essen (vgl. Apostelgeschichte 15,20)? Sollten Nachfolger von Jesus den Militärdienst verweigern? Was machen wir mit den


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durch und nehme auch die Gelegenheit wahr, zu den jährlichen internationalen Pastoren-Treffen mit kleinen »Weiterbildungen« beizutragen. Ich bin mir sicher, dass die Bedeutung theologischen Nachdenkens im ICF in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird. In der Gründungsphase von Gemeinden spielen theologische Fragen meistens eine untergeordnete Rolle – da geht es um praktische Überlebensfragen, und alle kennen sich noch gut genug, um ohne grosse Diskussionen die wichtigsten Grundüberzeugungen teilen zu können. Je grösser und etablierter ein Movement (oder ein »Gemeindeverband«) wird, desto weiter gehen aber sowohl praktisch als auch theologisch die Meinungen auseinander – und desto stärker wird das Bedürfnis, die gemeinsame Richtung auch theologisch durchzudenken und festzuhalten. Meine Aufgabe sehe ich hier vor allem darin, zu helfen, nicht auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen und nach einer langen Zeit der »Theologie-Abstinenz« nun alle möglichen Einzelfragen theologisch zementieren zu wollen. Was ein Movement zu einem Movement macht, ist – wie es der Name schon sagt – die Beweglichkeit. Die dürfen wir nicht verlieren. Ich verstehe mich darum gerade nicht als der »Dogmatiker« des ICF Movement, der nach einer chaotischen Anfangszeit nun die Antworten auf alle Fragen in Stein meisselt, sondern eher als derjenige, der qualifiziert zeigen kann, warum und inwiefern Beweglichkeit auch theologisch durchaus eine Tugend sein kann…

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gewalttätigen, vergeltungssüchtigen Beschreibungen Gottes im Alten Testament? Was lässt sich biblisch zu Ehe und Sexualität sagen?« – solche und andere Fragen landen bei mir in der Inbox. Dann bin ich aber auch zuständig für die Ausarbeitung einzelner Predigtreihen, welche im ganzen Movement verwendet werden können. Für dieses Jahr wurde die Oster-Kampagne »#Jesus« von mir vorbereitet: 6 Predigten für die Fastenzeit vor Ostern, fein säuberlich ausgearbeitet, gewissermassen »backfertig« für alle ICF-Pastoren. So können wir als Kirchenbewegung bestimmte inhaltliche Anliegen gesamthaft voranbringen und international mit einer Stimme auftreten. Die Herausforderungen… Was mir ebenfalls am Herzen liegt, ist die theologische Weiterbildung der ICF-Pastoren. ICF ist eine eigentliche Laienbewegung: die meisten Leiter und Leiterinnen in unseren Churches haben keine theologische Ausbildung, sondern sind von anderen Berufsfeldern aus Leidenschaft und Berufung in den Kirchendienst »umgestiegen«. Ich habe höchsten Respekt vor diesen Männern und Frauen und bin tief beeindruckt von ihrer Arbeit und ihrem Durchhaltevermögen – und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass sie ihren Dienst noch viele Jahre tun können. Dazu gehört meiner Überzeugung nach auch die Vertiefung von Kenntnissen im Umgang mit der Bibel und in Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen. Darum führe ich entsprechende Kurse im ICF College in Zürich


INTERVIEW MIT SADNAM SINGH Sadnam, mit Familienname Singh, lebt zusammen mit seiner Frau Kulwider Kaur und den beiden Kindern Manvir, 6 und Harleen Kaur, 4 in Basel. Ursprünglich kommt die Familie aus dem indischen Bundesstaat Punjab, der gleichzeitig das Zentrum des Sikhismus ist. Zusammen betreiben sie den Bollywood Take Away an der Hegenheimerstrasse in Basel. TIMON SOMMERHALDER 24, wohnt zusammen mit seiner Frau Nadja in Birsfelden. Er ist Churchlife Pastor im ICF Basel und Assistent des Geschäftsführers der Evangelischen Stadtmission Basel.

Sadnam, du und deine Frau, ihr kocht nun schon seit einiger Zeit regelmässig für unsere Kirche – und das immer sehr gut! Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass ihr für uns kocht? Andy Bäumler hat ein paar Mal bei uns im Bollywood Take Away an der Hegenheimerstrasse Essen gekauft und fand es sehr gut. Eines Tages fragte er uns, ob wir für das ICF kochen wollen, das könnte für beide Seiten gut sein. Auf diese Weise verdiene ich nun noch etwas dazu und man kann im ICF nach dem Morgengottesdienst zu Mittag essen. Ursprünglich kommt ihr ja von Indien, seit wann seid ihr in der Schweiz? Ich bin schon seit 25 Jahren in der Schweiz, also sehr lange. Meine Frau lebt seit 2005 hier und unsere Kinder sind natürlich hier geboren. Plant ihr, hier zu bleiben? Ja, das möchten wir. Was gefällt euch gut an der Schweiz? An der Schweiz gefällt mir vor allem, dass es hier sehr sicher ist. Dazu ist die Schweiz ein schönes Land. Und was ist eher schwierig für euch? Zum einen hat uns die Sprache etwas Schwierigkeiten bereitet. Auf der anderen Seite ist es nicht einfach, Kontakt zu einheimi-

schen Leuten zu bekommen. Und damit der Take Away läuft, müssen wir viel arbeiten, was die beiden ersten Dinge auch nicht gerade einfacher macht. Aber gerade durch den Catering Service im ICF haben wir verschiedene Leute kennengelernt. Sadnam, für mich und auch sonst viele Leute vom ICF Basel und Baselland ist es immer eine grosse Freude, dich und deine Familie zu sehen. Irgendwie gehört ihr schon zu unserer Gemeinschaft dazu. Du hast mir auch schon gesagt, ihr würdet gerne kommen; wie ist es für dich, unsere Kirche mit Essen zu versorgen und so oft bei uns zu sein? Ja, also grundsätzlich kommen wir, um Geld zu verdienen, aber wir schätzen auch die Gemeinschaft von ICF. Es ist schön, zu sehen, wie die Leute zusammen beten und singen und so zusammenhalten. Das ist wie bei uns im Sikh Tempel. Noch eine letzte Frage: Was erhoffst du dir für dich und deine Familie? Ich hatte leider nicht die Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu machen und deshalb hoffe ich, dass meine Kinder hier eine gute Ausbildung machen können und auch tolle Freunde haben dürfen. Vielen Dank für das Interview, Sadnam. An dieser Stelle möchte ich dir und deiner Familie im Namen unserer ganzen Gemeinschaft danken, dass ihr so oft, so gut und so zuverlässig für uns kocht. Ihr seid immer herzlich willkommen, auch ohne für uns zu kochen!


MEHMET UND BILGI BASARAN Etwa einmal monatlich verwöhnen uns Mehmet und Bilgi im ICF BL mit einem feinen Kebab-Buffet.

MIRJAM ZUMBRUNN 39, verheiratet, Mami von 3 tollen pubertierenden Jungs, im Leitungsteam vom ICF BL, in meiner "Freizeit" als Notariatsmitarbeiterin tätig und wohnhaft in Wittinsburg im schönen Oberbaselbiet .

Mehmet und Bilgi kommen ursprünglich aus der Türkei, leben aber schon seit über 30 Jahren in der Schweiz. Sie haben zwei erwachsene Kinder und ein Enkelkind und wohnen in Wangen bei Olten. Mehmet mag die türkische Küche, aber auch typische Schweizer Gerichte wie Kartoffelstock mit Ragout, Raclette oder Fondue. Schwimmen, Gartenarbeiten und Handwerken gehören zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen. Vor ungefähr einem Jahr hat das Ehepaar Basaran den kleinen Pizza- & Kebab-Laden „Welt Pizza & Kebab“ mit Lieferdienst an der Hauptstrasse 91 in Sissach übernommen. Die Karte umfasst verschiedene Pizzen, Döner, Snacks oder die Spezialität der Basarans – türkische Pide (gefüllte Schiffchen aus Pizzateig).


GEORGE UND LY D I A S Q U A N C E George kommt aus Devon, Südengland, und ist direkt am Meer aufgewachsen. Wasser ist sein Element; Lydia stammt von den Jurahöhen in Arboldswil BL. Die beiden haben vier Kinder und inzwischen bereits acht Grosskinder.

MIRJAM ZUMBRUNN 39, verheiratet, Mami von 3 tollen pubertierenden Jungs, im Leitungsteam vom ICF BL, in meiner "Freizeit" als Notariatsmitarbeiterin tätig und wohnhaft in Wittinsburg im schönen Oberbaselbiet .

Ihre Wege kreuzten sich in einer Bibelschule in Glasgow-Schottland. George war gerade frisch zum Glauben an Jesus gekommen. Lydia war beeindruckt von seinem Glauben und seinen Kochkünsten. Seit mittlerweile 40 Jahren glauben und kochen sie gemeinsam. Nach 30 Jahren im Schreinergewerbe bzw. in der Pflege sind beide inzwischen pensioniert und schätzen diese Zeit sehr. Sie ist ein Geschenk, welche sie aber auch für Gott nutzen wollen. Wenn sie nicht fürs ICF leckere Gerichte kochen, verwöhnen sie mit Hingabe andere hungrige Mäuler, zum Beispiel die Gemeinde Chrischona Fünflibertal, Jugendlager oder Adoniachöre. Mit ihrem Partyservice „George’s Partyservice, Arboldswil“ beliefern sie Feste und Anlässe. Denn Essen ist immer gefragt, das war schon bei Jesus so. „Gebt ihnen zu essen“, war sein Auftrag an die Jünger.

„Wir lieben das ICF. Als wir angefragt wurden, ob wir als Kochteam einsteigen möchten, um etwas Abwechslung in das Menüangebot zu bringen, fiel es uns deshalb nicht schwer, zuzusagen. Es macht uns grosse Freude, für ICF BL zu kochen! Wir können unsere Gaben einsetzen und dürfen so ein ganz klein wenig Teil von eurer tollen Church sein. Dem ICF fühlen wir uns verbunden: Wir gehören zu jener Generation, die ins erste ICF in Zürich reiste, um zu sehen, was da abläuft - es gefiel uns! Heute hat ein Teil unserer Familie bei euch geistliche Heimat gefunden. Wir lieben es, wenn vor allem auch junge Menschen zusammen kommen, um auf Gott zu hören, und wenn im Worship so richtig die Post abgeht. Wir wünschen euch, dass der Schwung der ersten Jahre erhalten bleibt und ihr kreativ und begeistert weiterhin Gottes Auftrag erfüllt. Auch heute noch ist es so: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein... Be blessed!“


AUSMALBILD Illustration: Laura Röthlisberger, machte 2016/17 ein Praktikum im ICF Basel im Bereich Design und NextGen "Liebe, Freiheit und Kreativität ist alles, was du für deine Leinwand fürs Leben brauchst."


IMPRESSUM Redaktion: Ninette Guida, Roman Albertini, Ralf Dörpfeld Grafik: Roman Albertini Lektorat: Ninette Guida ICF Basel Lehenmattstrasse 353 CH-4052 Basel Web: www.icf-basel.ch Kontoverbindung: UBS AG Basel IBAN: CH82 0023 3233 5672 1540T

NINETTE GUIDA 47 Jahre alt, Redaktionsmitglied und Lektorin. Liebt die Natur und Lagerfeuer, Geschichte und Geschichten. Immer auf der Suche nach einer inspirierenden Story für das 1UP.

ROMAN ALBERTINI 32, verheiratet, Grafiker. Arbeitet teilzeit bei ICF Basel und hat ein eigenes Atelier für Grafikdesign. www.visuellefabrik.ch


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