#11
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S Ü DT I R O L
TA K E #11
#IDMFILMFUNDING
M A G A Z I N E F O R F I L M P R O F E S S I O N A LS 2 0 2 0
DOSSIER
Films for Future Ideen und Initiativen für eine grünere Filmbranche
IM FOKUS
A KT U E L L
Elena Goatellis My Upside Down World / Regisseur Andrea De Sica über Filmemachen und Familie
Covid-19 und die Folgen: die Coronakrise aus Sicht der Filmbranche – und wie es jetzt weitergehen kann
A magazine by
Issue – Year
IDM FILM FUND & COMMISSION
#11 2 0 2 0 1
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Panalight Südtirol
Viale Druso, 313/b · 39100 Bolzano (Bz) MOB. +39 366.9509059 · TEL. +39 0471 539862 panalightsudtirol@panalight.it
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VORWORT
LIEBE FILMSCHAFFENDE,
vor wenigen Monaten haben wir ein Jahrzehnt Südtiroler Filmförderung gefeiert. Sie erinnern sich an die Zahlen aus zehn Jahren Förderarbeit: 265 finanzierte Projekte; über 3.770 Drehtage; 70 Millionen Euro Territorialeffekt, also Wertschöpfung für Südtirol. Auch im schwierigen Jahr 2020 konnte IDM Südtirol eine Reihe von Projekten fördern, darunter einige von lokalen Produktionsfirmen. Neben der Filmförderung hat IDM Film Fund & Commission eine weitere wichtige Aufgabe: die Standortarbeit, also das Unterstützen der lokalen Filmbranche. Dieses Ziel verfolgen wir auch durch ein breit gefächertes Weiterbildungsangebot – für Filmschaffende, die sich spezialisieren oder auf leitende Funktionen in ihren Departments vorbereiten, aber auch für den Nachwuchs, etwa mit Workshops für Schülerinnen und Schüler. 475 Menschen nutzten in den vergangenen zehn Jahren solche Weiterbildungsangebote. Dass diese Arbeit einen lebendigen Produktionsstandort fördert, zeigen auch die vielen lokalen Filmschaffenden, die in diesem TAKE Erwähnung finden. Regisseurinnen und Regisseure wie Hannes Lang, Nancy Camaldo, Elena Goatelli und Ronny Trocker; Produzenten wie Moritz Bonatti; die Kostümbildnerin Katharina Forcher, die Schauspielerin
Penelope Frego oder der Location Scout und Aufnahmeleiter Daniel Defranceschi; aber auch Helene Christanell, Leiterin des Bolzano Film Festival Bozen, oder die Mitarbeiterinnen der Förderung: Sie alle sind der Filmstandort. Eine weitere große Stärke des Standorts Südtirol ist seine einzigartige Landschaft – umso zeitgemäßer ist das Dossier „Grünes Drehen“ in dieser Ausgabe. IDM hat die Nachhaltigkeit zum Leitprinzip erklärt; dazu gehört auch, die Bedürfnisse von Filmproduktionen in Einklang zu bringen mit dem Schutz der sensiblen alpinen Natur. Dieser Verantwortung wollen wir auch in den kommenden Monaten und Jahren gerecht werden. Begleiten Sie uns dabei!
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Welcome
Ihre Vera Leonardelli D I R E C T O R B U S I N E S S D E V E LO P M E N T I D M S Ü DT I R O L
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IMPRESSUM
I N H A LT
MAGAZINE FOR FILM P R O F E S S I O N A LS # 1 1 2020
PUBLISHER IDM Südtirol Film Fund & Commission Südtiroler Straße 60 39100 Bozen T +39 0471 094 274 film@idm-suedtirol.com film.idm-suedtirol.com Facebook: idmfilmfunding Instagram: idmfilmfunding
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EXECUTIVE EDITOR Birgit Oberkofler
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MANAGING EDITORS Alessia De Paoli, Barbara Weithaler CONCEPT Ex Libris www.exlibris.bz.it EDITOR-IN-CHIEF Florian Krautkrämer EDITOR, PUBLISHING MANAGER Valeria Dejaco/Ex Libris EDITORIAL DESIGN Nina Ullrich www.designnomadin.com ART DIRECTION Philipp Aukenthaler www.hypemylimbus.com TRANSLATIONS & PROOFREADING Ex Libris (Claudia Amor, Valeria Dejaco, Cassandra Han, Federica Romanini, Helene Dorner, Milena Macaluso, Charlotte Marston) PHOTOS If not credited otherwise: IDM
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O N LO C AT I O N
Drei
Perspektiven auf Südtirol
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NEWS Shot in South Tyrol / FINAL TOUCH #5 / Top 5 / 3 Fragen an … / Weiterbildung / Die Zahl der Ausgabe / Rising Star / New Faces
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Die Coronakrise aus Sicht der Filmbranche: Hilfsmaßnahmen / Laura Delli Colli & Francesco Rutelli im Gespräch / The Red House: ein Protokoll
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PRODUCTION #1: NON MI U CC I D E R E Interview:
ILLUSTRATIONS Oscar Diodoro (34–41), freund grafic design (57)
Regisseur Andrea De Sica über Jugend, Filmemachen und Familie NICK VIVARELLI
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PRODUCTION #2: MY UPSIDE DOWN WORLD
Elena Goatellis filmisches Porträt über eine Kletterweltmeisterin GIULIA BIANCONI
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LO C A L TA L E N T S Aus Liebe zum Detail: Kostümbildnerin Katharina Forcher
MARIANNA KASTLUNGER
A KT U E L L : CO V I D - 1 9
COVER ILLUSTRATION Oscar Diodoro
PRINTER Dialog GmbH A.-Amonn-Straße 29 39042 Brixen www.dialog.bz
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DOSSIER
Films for Future: Nachhaltigkeit in der Filmbranche / Interview: Philip Gassmann, Experte für grünes Drehen FLORIAN KRAUTKRÄMER
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SETBESUCH Location Scout, Aufnahmeleiter und Produktionsleiter Daniel Defranceschi MARIANNA KASTLUNGER
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PRODUZENTEN-TALK
Ursula Wolschlager über Frauennetzwerke im Produktionsbereich SKADI LOIST
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S P OT L I G H T
Moritz Bonatti A B S PA N N
Piera Detassis beantwortet den TAKE-Fragebogen / Coming soon: TAKE #12
E D I TO R I A L
IDM
TAKE #11
Film Fund & Commission
als wir uns im Februar auf der Berlinale getroffen und gemeinsam 10 Jahre Südtiroler Filmförderung gefeiert haben, konnte sich niemand ausmalen, wie die folgenden Monate aussehen würden. Die Covid-19-Krise hat unsere Gesellschaft und folglich die Wirtschaft stark beeinträchtigt, auch unsere Branche wurde nicht verschont. Zwar konnte ein Großteil der für die erste Jahreshälfte anberaumten Dreharbeiten in Südtirol – unter größten Anstrengungen aller Beteiligten – in den Sommermonaten stattfinden. Dennoch bleibt die Krise eine große Herausforderung für die Filmbranche, die nur mittels guter Vernetzung über nationale Grenzen hinweg gemeinsam bewältigt werden kann. Mit welchen Maßnahmen verschiedene Filmländer die wirtschaftlichen Folgen des Virus bekämpfen, wie zwei führende Köpfe der Filmindustrie Italiens die Lage im besonders stark getroffenen Land einschätzen und welche unglaubliche Geschichte eine Dokumentarfilmcrew aufgrund der Pandemie erlebt hat, lesen Sie ab S. 18. Das TAKE-Dossier behandelt in diesem Heft die Nachhaltigkeit in der Filmbranche – ein grundlegendes
Thema, selbst wenn unsere Aufmerksamkeit derzeit anderswo liegt. Ideen und Initiativen für eine grünere Filmbranche in Südtirol und darüber hinaus entdecken Sie ab S. 34. Zwei sehr unterschiedliche, aber ähnlich eigensinnige Protagonisten dieser Ausgabe sind Angelika Rainer, die Südtiroler Kletterweltmeisterin, die von Regisseurin Elena Goatelli für die Doku My Upside Down World ein Jahr lang begleitet wurde (S. 42), und der Regisseur Andrea De Sica, der im Interview ab S. 28 über sein neues Projekt und seine berühmte Kinofamilie spricht. Diese TAKE-Ausgabe präsentiert sich wie schon das letzte Heft im neuen Design und ist auf Deutsch, Italienisch und Englisch verfügbar. Und: Erstmals erscheint TAKE auch im September, als zweite Ausgabe des Jahres und rechtzeitig zu den Filmfestivals in Venedig und Rom und dem Filmmarkt MIA. Dass die beiden bedeutenden Festivals dieses Jahr trotz allem stattfinden, stimmt mich zuversichtlich. Ich freue mich, Sie auch persönlich wieder dort zu treffen. Herzlich, Ihre Birgit Oberkofler H E A D F I L M F U N D & CO M M I S S I O N
KONTAKTE IDM Südtirol Film Fund & Commission BIRGIT OBERKOFLER Head Film Fund & Commission T +39 0471 094 277 birgit.oberkofler@idm-suedtirol.com RENATE RANZI Coordinator Film Location T +39 0471 094 252 renate.ranzi@idm-suedtirol.com
TA K E #11
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
EVA PERWANGER Film Funding T +39 0471 094 282 eva.perwanger@idm-suedtirol.com BEATRIX DALSASS Film Funding T +39 0471 094 272 beatrix.dalsass@idm-suedtirol.com ALESSIA DE PAOLI PR & Film Location T +39 0471 094 266 alessia.depaoli@idm-suedtirol.com BARBARA WEITHALER PR & Film Location T +39 0471 094 254 barbara.weithaler@idm-suedtirol.com
„Die Krise kann nur mittels guter Vernetzung bewältigt werden“, so Birgit Oberkofler.
SOPHY PIZZININI Film Location T +39 0471 094 279 sophy.pizzinini@idm-suedtirol.com LUISA GIULIANI Film Commission T +39 0471 094 294 luisa.giuliani@idm-suedtirol.com
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O N LO C AT I O N
IDM TION LO C A TO U RE S # 9 PL AC BER O CTO 2020
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LO C AT I O N TO U R
AREA
PLACES #9
Ultental
LO C AT I O N
Anna M. Wenter
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Villa Hartungen, St. Nikolaus
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O N LO C AT I O N
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FILM
D I R E C TO R
Sprite Sisters (2020)
Sven Unterwaldt Jr.
LO C AT I O N
florian mohn / www.cinealp.com
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Stadttheater „Giacomo Puccini“, Meran
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O N LO C AT I O N
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FILM
D I R E C TO R
Siberia (2020)
Abel Ferrara
LO C AT I O N
Talia Cooperativa
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Bunker H, Bozen
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NEWS
S H OT I N S O U T H T Y R O L
F I L M CO M M I S S I O N
Hidden Away (2020)
FINAL TOUCH #5
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Elio Germano spielte sich auf der Berlinale 2020 mit seiner Rolle im Biopic Hidden Away (Volevo nascondermi) zum Silbernen Bären. Er gibt den italienischen Künstler Antonio Ligabue, der zeitlebens mit physischen und psychischen Leiden kämpfte. Ligabue stand stets am Rande der Gesellschaft, zu der er – wenn überhaupt – nur durch seine Kunst Zugang erhielt. Schon als Kind war er als Waise ein Außenseiter. Als Kulissen für einige Szenen aus der Jugend des Künstlers im frühen 20. Jahrhundert dienten Regisseur Giorgio Diritti auch Südtiroler Drehorte: das Renaissanceschloss Fahlburg in Prissian und das Volkskundemuseum in Dietenheim.
C. De Luigi
Verstecktes Genie
F I N A L TO U C H # 5
Kill your darlings!
M. Tessaro
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Verleihung der FINAL-TOUCHPreise beim 33. Bolzano Film Festival Bozen (01); FINAL TOUCH #4 Experten Birgit Oberkofler, Sergio Fant, Marzia Mete, Catia Rossi, Nikolaj Nikitin, Florian Geiser (02, v. l.)
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Muss die Lieblingsszene aus der Doku wirklich raus? Ja – wenn sie dramaturgisch nicht funktioniert. Ehrliches Feedback kann wehtun, vor allem nach monatelanger Arbeit an einem Filmprojekt, das sich nun endlich in der Endphase befindet. Dabei lässt sich gerade im Feinschliff viel verbessern: an der Dramaturgie feilen, die richtigen Handgriffe in Postproduktion und Schnitt setzen, eine ungenügende Finanzierung ergänzen, den Vertrieb planen. Mit dem Programm FINAL TOUCH bieten IDM und das Bolzano Film Festival Bozen (BFFB) jungen Filmemacherinnen und Filmemachern die Chance, ihre Projekte für einen erfolgreichen Filmstart zu perfektionieren. Die Ausgabe 2020 hätte im April im Rahmen des 34. Festivals stattfinden sollen, nun wird FINAL TOUCH #5 im Herbst nachgeholt – während des BFFB-Alternativfestivals „Intermezzo“ (► S. 14). Am Sitz der Cine Chromatix Italy in Meran erhalten vier ausgewählte Projektteams am 19. und 20. November zu ihren Spiel- und Dokumentarfilmen intensives Feedback von einem Expertenteam: Nina Kusturica (Schnitt), Nikolaj Nikitin und Christine Dollhofer (Festivals), Gaetano Maiorino (True Colours, Vertrieb), Florian Geiser (Cine Chromatix Italy, Postproduktion) und Birgit Oberkofler (IDM Film Fund & Commission, Förderung). Die Teams können Preise in Form von Serviceleistungen für ihre Projekte gewinnen: den von Cine Chromatix Italy ausgelobten Post Production Prize und den True Colours International Distribution Prize. Im diesjährigen Projektmix: drei Dokumentarfilme – Days of Destiny von Regisseur Emanuele Marini (Produktion: Atacama Film), El Toro von Sebastiano Luca Insinga (Jump Cut), Südtirols hoher Norden von Jochen Hemmleb (Albolina Film) – sowie der Spielfilm Erhart von Jan Březina (Xova Film) aus dem Festival-Gastland Tschechien.
NEWS
TO P 5
Historische Filme #shotinsouthtyrol TO P 5
Fünf Blicke zurück
FILM
Lou Andreas-Salomé (2016) Cordula Kablitz-Post PRODUKTION Avanti Media Fiction (DE), KGP Kranzelbinder Gabriele Production (AT), Tempest Film (DE) LOCATIONS Kaltern, Durnholz, Ritten, Penser Joch, St. Pauls, Eppan HANDLUNG Biografisches Drama über die Autorin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé, die im 19. Jh. gegen alle Widrigkeiten ihren eigenen Weg ging.
Wild Bunch
REGIE
FILM
Maikäfer flieg (2016) Mirjam Unger PRODUKTION KGP Kranzelbinder Gabriele Production (AT) LOCATIONS Tscherms (Schloss Baslan), Innichen, Ritten, Gasteig bei Ratschings HANDLUNG Nach Kriegsende 1945 kommt die neunjährige Christine mit ihrer Familie, ausgebombt und mittellos, in einer noblen Nazi-Villa unter.
O. Oppitz
REGIE
FILM
Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit (2015) Wolfgang Murnberger PRODUKTION Roxy Film (DE), EPO Film (AT) LOCATIONS Bozen, Gröden, Mühlbach, Brixen, Meran, Würzjoch HANDLUNG Südtirol 1924. Bergsteiger und Schauspieler Luis Trenker lernt die junge Leni Riefenstahl kennen. Aus Attraktion wird rasch Rivalität.
C. Hartmann
REGIE
FILM
Anita B. (2014) Roberto Faenza PRODUKTION Jean Vigo Italia (IT) LOCATIONS Bozen und Umgebung HANDLUNG Ungarn 1945. Die 16-jährige Anita hat das KZ überlebt. Doch das „normale“ Leben stellt die junge Frau vor neue Herausforderungen.
Jean Vigo Italia
REGIE
FILM
Max & Hélène (2014) Giacomo Battiato PRODUKTION 11 Marzo Film (IT) LOCATIONS Bozen, Prösels, Oberbozen, Brixen, Margreid, Missian, Meran, Franzensfeste HANDLUNG Nach dem Roman von Simon Wiesenthal. Der Jude Max Sereni verfolgt 1960 den Kriegsverbrecher, der seine Frau Hélène umgebracht hat.
F. Vagliati
REGIE
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NEWS
3 FRAGEN AN ...
F I L M LO C AT I O N
Helene Christanell
MOV!E IT!
M. Tessaro
Helene Christanell, Leiterin des Bolzano Film Festival Bozen
A. Cerrato
3 FRAGEN AN …
Das Programm stand, die Vorbereitungen waren in der Endphase – dann kam der Lockdown. Für November plant Helene Christanell mit ihrem Team eine viertägige Veranstaltung: kein Ersatztermin für das Festival im April, sondern ein „Intermezzo“, so der Name.
1.
Was haben Sie im November vor? Anfangs hatten wir sehr optimistisch einen Ausweichtermin im Juni geplant, den wir absagen mussten. Der neue Termin im Herbst ist nicht das Bolzano Film Festival Bozen, er trägt einen anderen Namen: Intermezzo. Von 17. bis 20. November zeigen wir einen Auszug aus dem Programm, vor allem Filme mit Südtirolbezug. Wir vergeben auch den Spezialpreis Dolomiten UNESCO und den Golden Walther Award, spielen unabhängige lokale Produktionen und veranstalten das Branchenangebot FINAL TOUCH #5. Es ist nicht das Festival, aber wir werden Gäste nach Bozen holen. Festivals leben von der Begegnung zwischen Publikum und Filmemachern. Wo das nicht möglich ist, weichen wir auf eine Hybridform aus: Den Film zeigen wir im Kino, Regisseure usw. holen wir auf digitale Weise zu uns.
HC
2.
Wie gravierend sind die wirtschaftlichen Auswirkungen? Es ist schwierig: Ausgaben hätten sich auch mit einer kompletten Absage des Festivals nicht verhindern lassen. Jetzt zeigen wir einen Teil der Filme – auch um Rechenschaft über unsere Tätigkeit ablegen zu können und uns für Förderungen zu qualifizieren. Die Finanzierung, die wir aufgestellt hatten, müssen wir jetzt prüfen. Parallel müssen wir fürs kommende Jahr vorsorgen.
HC
3.
Was sind Ihre Pläne für April 2021?
HC Es kann sein, dass wir einige Highlights von diesem Jahr
– es wäre ein äußerst interessantes Programm gewesen – nächstes Jahr aufgreifen. Unser Gastland, die Tschechische Republik, wird 2021 übernommen. Daneben gibt es natürlich auch Neues. Wir wollen erstarkt zurückkommen. HELENE CHRISTANELL ist Festivalleiterin des Bolzano Film Festival Bozen, das seit 34 Jahren in Südtirols Landeshauptstadt stattfindet.
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BILDUNG BEWEGT
Weiterbildung ist die beste Standortarbeit: Nach diesem Leitsatz vereint IDM unter dem Label MOV!E IT! eine Reihe aktueller Bildungsinitiativen. Für aktive Filmschaffende gibt es Mentorings in verschiedenen Departments, von Produktion und Regie über Kamera, Ton und Szenenbild bis hin zu Maske und Kostümbild. Dazu kommen Experten-Webinare mit Insiderwissen z. B. zur Budgetkalkulation oder zum Castingprozess, ein Jour fixe zum Thema „Kurzfilme auf Festivals präsentieren“ und ein Onlineworkshop zur Filmuntertitelung. Auch Nachwuchstalente werden gefördert: MOV!E IT! Young umfasst Angebote wie einen Workshop, in dem Schülerinnen und Schüler im Unterricht unter Anleitung eines Südtiroler Filmproduzenten einen Kurzfilm zu einem sozialen Thema drehen, sowie drei Schulworkshops zum Thema „Videodreh mit dem Smartphone“. Und im September startet an der Filmschule ZeLIG – mit IDM als Partner – eine neunmonatige Ausbildung für Assistenzberufe im Produktionsdepartment. Sie richtet sich an junge, aktuell nicht berufstätige Menschen, die sich im Film eine berufliche Zukunft aufbauen möchten. Infos & Anmeldung: film.idm-suedtirol.com
NEWS
DIE ZAHL DER AUSGABE
R I S I N G S TA R
475
Riafn (2019)
DIE ZAHL DER AUSGABE
475 … Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in den zehn Jahren seit Gründung der Südtiroler Filmförderung das Weiterbildungsangebot am Standort genutzt. Für Filmschaffende gibt es Workshops und Seminare unter MOV!E IT! Professional; MOV!E IT! Scholarship ermöglicht Berufseinsteigern die Ausbildung an renommierten Bildungsinstituten. Unter MOV!E IT! Mentoring profitieren junge Südtiroler Filmschaffende von der Expertise erfahrener Branchenprofis, die sie über längere Zeiträume begleiten. In den RACCONTI Script Labs wird an Film- oder Serienstoffen gearbeitet und bei FINAL TOUCH erhalten Filmemacher intensives Expertenfeedback zu ihren Projekten in der Endphase. Unter dem Label MOV!E IT! Young lernen Jugendliche in Schulworkshops und Sommerprogrammen den Film als mögliches Berufsfeld kennen.
475 R I S I N G S TA R
Petrolio Film
Der Ruf der Berge
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Für die ungewöhnliche Doku Riafn mehrfach ausgezeichnet: Regisseur Hannes Lang (o.)
Für seinen Film Riafn hat der Südtiroler Regisseur Hannes Lang, 39, beim Full Frame Documentary Film Festival in North Carolina im Frühjahr 2020 den „Franklin Humanities Institute Award“ gewonnen. Der Preis zeichnet Kurzdokumentarfilme für besonders innovative filmische Leistungen aus. Die Jury begründete die Entscheidung mit der „bewegenden und präzisen“ Synthese von Bild und Ton, mit der Lang und sein Kameramann Jakob Stark die Grenzen zwischen dokumentarischer Realität und Kunst verwischen. Ohne Dialoge erkundet der 30-minütige Film traditionelle Lieder, unterschiedliche Hirtenrufe und Naturklänge aus Südtirol, dem Piemont, den französischen und Schweizer Alpen und verwebt diese zu einem Klangteppich der Berge und ihrer Bewohner. Der von IDM geförderte Film hat seit seiner Premiere bei Visions du Réel 2019 in Nyon eine Reihe weiterer Preise auf internationalen Festivals gewonnen, vom Trento Film Festival (Silberner Enzian) über die Kurzfilmtage Oberhausen bis hin zum Rhode Island International Film Festival (beste Kamera). Riafn ist eine Produktion der Petrolio Film aus Köln, die Hannes Lang gemeinsam mit Carmen Losmann und Mareike Wegener leitet.
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NEWS
N E W FA C E S
Anika Kasoiz
Penelope Frego
Zwischen zwei Sprachwelten: Penelope Frego aus Bozen arbeitet vor allem in Deutschland – und träumt von einer italienischen Hauptrolle.
N E W FA C E S
Penelope Frego Als Penelope Frego sieben Jahre alt war, beschloss sie, Eiskunstläuferin zu werden. Voller Ehrgeiz trainierte sie täglich und nahm fast zehn Jahre lang an Wettkämpfen teil. Heute widmet sich die 28-Jährige mit derselben Ambition ihrer Schauspielkarriere, die vor acht Jahren am Theater begann. Es folgte die Ausbildung an der Kölner Schauspielschule „Der Keller“ – kein einfaches Unterfangen für die gebürtige Boznerin, die italienischsprachig aufwuchs. „Davor sprach ich nicht so gut Deutsch wie heute. Das war etwas, das ich mir hart erarbeiten musste und auch wollte“, erzählt sie rückblickend. Wo nahm sie bloß die Disziplin dafür her? „Die habe ich sicher im Eiskunstlauf erlernt. Der Sport hat mir auch für die Körperbeherrschung sehr geholfen.“ Ihren ersten Coup landete sie gleich nach der Ausbildung: mit der Serie Wishlist, die 2018 zweimal für den deutschen Grimme-Preis nominiert wurde. „Ich konnte Kontakte knüpfen, fühlte mich wertgeschätzt und wurde selbstbewusster. So bekam ich kleinere Parts in immer größeren Projekten“, sagt Frego – zuletzt etwa in der deutschen Spielfilmproduktion Sprite Sisters – Vier zauberhafte Schwestern, die auch in Südtirol gedreht wurde. Die Richtung stimmt also. Frego spielt gern komödiantische Rollen, weil ihr witzige, überspitzte Figuren liegen, wie sie sagt. Natürlich fühle sie sich aber auch in ernsteren Rollen wohl: „Ich bin Schauspielerin, das ist ja mein Job“, stellt sie klar. Jetzt hätte sie Lust auf ein italienisches Großprojekt: „Ich habe viel Erfahrung an deutschen Sets. Eine Hauptrolle in meiner Muttersprache wäre aber der Hammer. Ich fühle mich einfach in beiden Welten wohl.“
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FILMOGRAPHY 2020: SOKO Köln TV Series 2020: Vite in Fuga TV Series 2020: Dunkelstadt TV Series 2020: Sprite Sisters – Vier zauberhafte Schwestern Feature Film 2019: Klassentreffen – Die Hochzeit Feature Film 2019: Einstein TV Series 2019: Heldt TV Series 2018: Head Full of Honey Feature Film 2018: Wishlist/WISHLIST 2.0 Web Series
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film production / location service / logistics / scenography
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www.cinealp.com
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Nach dem Sturm Covid-19 und die Folgen: die Coronakrise aus Sicht der Filmbranche – und wie es jetzt weitergehen kann
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BASIS/Samuel Holzner
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TA TAKKEE#11 #11
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Autokinos und Onlinefestivals waren für die Branche ein Tropfen auf den heißen Stein. Im Bild: Autokino im Kulturzentrum BASIS in der ehemaligen Kaserne von Schlanders in Südtirol.
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Die Coronakrise aus Sicht der Filmbranche
Der Shutdown und die Folgen Hilfsmaßnahmen in Deutschland, Österreich und Italien einmal mit einer Pandemie zu kämpfen: der Spanischen Grippe. Vielen schien dies für den noch jungen Wirtschaftszweig das Ende zu bedeuten, doch die Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Ein Jahrhundert danach war die Branche auf Produktions- wie Distributionsseite so geschäftig wie nie zuvor – bis zur Vollbremsung durch Covid-19. Welche Auswirkungen hat nun „unsere“ Pandemie auf die Filmwirtschaft und wie steuert die Branche dagegen? Wie überall hat das Coronavirus auch in der Filmbranche bestehende Gräben vertieft und Spannungen verstärkt. Während die Virus-Schutzmaßnahmen ab März überall das temporäre Aus für Kinos und Produktionen bedeuteten, konnten Streamingdienste ihren Umsatz um bis zu 150 Prozent steigern. (Zum Verhältnis von Filmbranche und Streamingdiensten siehe auch das Dossier aus TAKE #10.)
Getty Images/R. Vennenbernd
This shut-down has given everybody—producer and exhibitor—an opportunity to sit down and take a good, long think. The last year has been a strenuous one in the history of the motion picture industry. The producers have been working day and night putting out all sorts of pictures – short reelers, big features and serials; and everybody has been plunging along at break-neck speed trying to make the best of the situation. We haven’t had a chance to analyze things. Our noses have been too close to the grindstone. […] Now we have had the opportunity thrust upon us to sit up and take notice of where we are headed. Diese Worte könnten aus dem Jahr 2020 stammen – doch sie sind vom 23. November 1918. Der Betreiber des Criterion Theater in Atlanta, W. C. Patterson, appellierte damit im Branchenblatt Motion Picture News an seine Kollegen. Denn vor gut hundert Jahren hatte das Kino schon
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Hilfsmaßnahmen in Deutschland, Österreich und Italien
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In Österreich gewähren das Wirtschafts- und das Kulturministerium einen „Comeback-Zuschuss“ für Film- und TV-Produktionen, um die Weiterarbeit an unterbrochenen Projekten zu ermöglichen und den Start neuer Produktionen anzukurbeln. Der Fonds umfasst 25 Millionen Euro. Eine weitere Million Euro Hilfsbudget erhielt das Österreichische Filminstitut zur Förderung von Drehbuch- und Projektentwicklung. Italien wurde in Europa als erstes Land und mit am stärksten von Covid-19 getroffen – kein Wunder, dass die Auswirkungen in der italienischen Filmbranche ernst sind. Mit zwei Dekreten im März und Juli stellte die Regierung insgesamt 245 Millionen Euro für Notfallmaßnahmen in der Film- und Unterhaltungsbranche zur Verfügung. Ein Großteil davon fließt in das nationale Filmförderprogramm bzw. den Tax Credit. Die Kinobetreiber sind im Notfallfonds ebenfalls inkludiert, auch hier durch einmalige Zuschüsse von 10.000 Euro pro Kino. Ein wichtiges positives Signal für die italienische, aber auch die internationale Filmwirtschaft war nach langer Ungewissheit die Entscheidung, dass das Filmfestival von Venedig im September stattfindet. Natürlich mit Sicherheitsauflagen – doch auf einen ihrer wichtigsten Treffpunkte muss die Branche auch im seltsamen Jahr 2020 nicht verzichten.
Die Filmproduktion ist – wenn auch mit Schutzmaßnahmen – wieder angelaufen; nun bekämpfen Europas Filmländer die finanziellen Folgen des Shutdowns.
Auf Publikumsseite hingegen wird vorerst das Couchkino vorherrschen. In Italien öffneten die Kinosäle Mitte Juni wieder, allerdings mit begrenzter Personenanzahl, Sicherheitsabstand sowie Mund-Nasen-Schutz auf dem Weg zum Sitzplatz – weshalb die Kinobetreiber für den Sommer mit einer Auslastung von 10 bis 20 Prozent rechneten. Auch in manchen Regionen in Deutschland kann man seit Juni wieder ins Kino gehen, doch die Säle sind leer, teilweise ist mehr Personal als Publikum anwesend. S C H W I E R I G E L A G E F Ü R S E L B S T S TÄ N D I G E
Die zwischenzeitlich aufgekommenen Autokinos und Online-Festivals mögen für das interessierte Publikum eine willkommene Abwechslung sein, für die Branche waren sie kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch wenn die zusätzlichen Förderungen schnell kamen, einen großen Teil der Branche erreichen sie kaum. Vor allem für Selbstständige ist es schwer, von Zuschüssen zu profitieren, da diese vor allem Betriebsausgaben abzufedern helfen oder an Projekte gekoppelt sind. Sollte die Situation anhalten, muss wahrscheinlich über eine von den Förderungen unabhängige Lösung nachgedacht werden, um Verdienstausfälle zumindest ein Stück weit aufzufangen. Und: Geld ist zwar wichtig, aber in der Branche auch nicht alles. Es ist schwierig, Produktionen wieder aufzunehmen und wieder in einen Flow zu kommen. Nicht umsonst veröffentlichte die Zeitschrift der American Society of Cinematographers in der Juniausgabe Vorschläge, um auch zu Hause in Übung zu bleiben: etwa indem man berühmte Einstellungen aus The Wizard of Oz oder E. T. the Extra-Terrestrial mit bescheidenen Mitteln im Wohnzimmer nachstellt. Einen etwas positiveren Ausblick hatte W. C. Patterson, der Kinobetreiber aus Atlanta, in der Grippepandemie 1918: Of course, the shut-down means loss of money to all of us, but it also means a gain in countless ways. Here is a chance to find out if we are on the right track. Have we gotten the most out of our opportunities? Have we given our patrons the sort of entertainment to which they are entitled and for which T#11 they are willing to spend their money?
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Interessensverbände des deutschen Films wie AG Dok, Bundesverband Regie oder Hauptverband Cinephilie sprechen von einer Wettbewerbsverzerrung und fordern eine Solidaritätsabgabe der Streamingdienste und des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Dabei hat es in Deutschland schon früh erste Hilfsprogramme gegeben. Noch im März haben die Intendanzen der ARD-Rundfunkanstalten und die ARD Degeto zugesagt, bei Produktionen Coronabedingte Mehrkosten anteilig zu übernehmen. Auch Filmförderungen folgten. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) lobte einen einmaligen Sonderpreis für Programmkinos aus: bis zu 10.000 Euro pro Leinwand, einmalig ausgezahlt. Außerdem wurden vereinfachte Zuschüsse für Investitionen ermöglicht. Das im Juni beschlossene Programm „Neustart Kultur“ sieht 40 Millionen Euro vor, um die Kinos für die neuen Schutzmaßnahmen umzurüsten.
▶ Covid-Schutzmaßnahmen und Regeln am Set in Südtirol und Italien: film.idm-suedtirol.com/de/covid-19
ALLE MASSNAHMEN der europäischen Filmförderungen (EFAD – European Film Agencies) gegen die Folgen der Covid-Krise, laufend aktualisiert
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Die Coronakrise aus Sicht der Filmbranche
„Nichts wird so sein, wie es vorher war.“ Italiens Filmbranche stellt sich der Pandemie Laura Delli Colli und Francesco Rutelli im Gespräch „Tun alles, damit sich die Lage wieder erholt“: Branchengrößen Delli Colli und Rutelli beim Gespräch in den Büros des FilmDachverbandes ANICA in Rom
Ein Kinojahr im Stillstand läuft langsam wieder an. Nach mehreren krisengeschüttelten Monaten blickt die Branche in die Zukunft – mit unvermeidlichem Optimismus und dem Ziel, eine schwere Zeit hinter sich zu lassen, die auch die italienische Filmindustrie auf eine harte Probe gestellt hat. Covid-19 hat Unternehmen wie Arbeitnehmer hart getroffen: Filmemacher, Autoren und Produzenten, Vertrieb und Kinobetreiber, bis hin zu den so unverzichtbaren Filmfestivals. Die Wunden sind noch deutlich sichtbar, und es wird länger als einen Sommer dauern, bis sie verheilt sind. Eines hat sich aber gezeigt: Die Filmwelt hält in der Krise zusammen wie noch nie, wenn auch im Bewusstsein, dass nichts wieder so sein wird, wie es vorher war. Als die Coronakrise begann, waren die Kinos endlich wieder voll gewesen, italienische Filme hatten in Berlin zwei Bären abgeräumt – für Volevo nascondermi und Favolacce – und etwa 70 neue Produktionen standen kurz vor Drehbeginn. Dann drückte die Krise den Reset-Knopf. Inzwischen entspannt sich zumindest in Europa die Situation wieder ein wenig, aber die Fragen bleiben: Wie müssen sich Produktion, Distribution und Rezeption an die neue Situation anpassen? Wie werden Kreative und das Publikum mit den Veränderungen umgehen? Sicher ist jedenfalls die große Bedeutung der Filmbranche – wegen ihrer Wertschöpfung, aber auch wegen ihres unschätzbaren Werts für die italienische Kulturlandschaft.
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Wie also soll man den kommenden Monaten begegnen, welche Wege führen aus der Krise? Ideen und Standpunkte dazu gibt es viele. Das zeigt auch das folgende Gespräch mit zwei führenden Köpfen der italienischen Filmbranche: Francesco Rutelli steht dem Dachverband der italienischen Filmindustrie ANICA als Präsident vor; Laura Delli Colli leitet die Stiftung Cinema per Roma, die mitten in den Vorbereitungen für das im Oktober stattfindende Filmfest Rom steckt, sowie den Verband der italienischen Filmkritiker, der mit der Verleihung der „Nastri d’Argento“ die erste große Branchenveranstaltung nach Corona abgehalten hat. Für TAKE haben sich die beiden in Rom getroffen, um ihre Einschätzung zu den brennendsten Fragen zu teilen. Covid-19 hat uns monatelang in einen Ausnahmezustand versetzt, dessen Wunden auch in der Filmbranche noch nicht verheilt sind. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation und die Stimmung in der italienischen Filmwelt? LAURA DELLI COLLI Diese Pandemie hat seit Anfang des Jahres einen verheerenden Zuschauerschwund verursacht. So etwas hat die Branche noch nie erlebt. Dabei ist gerade der Film, wie Francesco Rutelli oft unterstreicht, gesellschaftlich grundlegend: als Unterhaltung, aber auch als Kultur – in einer populären, zugänglichen Form. Welche gravierenden Auswirkungen diese Krise verursachen kann,
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FRANCESCO RUTELLI Ich stimme Ihnen völlig zu. Die Krise hat mittlerweile alle erreicht und die Begeisterung vom Anfang dieses Jahres, das so gut begonnen hatte, völlig zunichtegemacht. Noch im Januar hatten wir einen Zuwachs von vier Millionen Zuschauern im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet – und nun haben wir in wenigen Monaten 25 Millionen verloren. Wir tun alles, damit sich die Lage wieder erholt, allerdings haben wir es mit einer globalen Krise zu tun. Das bedeutet in Zukunft einen noch härteren Wettbewerb, in dem der italienische Film seine starke Position nicht verlieren darf. Nicht nur im Hinblick auf unser internationales Renommee, sondern vor allem als starker Wirtschaftsfaktor – und als wichtiger Arbeitgeber.
Kinoliebhaber haben das gezeigt, indem sie Filme auf alternativen Wegen konsumiert haben. Aus unserer Perspektive ist aber auch klar, dass der Film ein Business ist, ein Industriezweig, in den Investitionen fließen müssen. Die Produktionskette umfasst viele mittlere und kleine Betriebe, von der Projektentwicklung und Produktion über Marketing und Vertrieb bis hin zur Projektion. Jeder dieser Bereiche steht nun vor spezifischen Herausforderungen. LDC In der Produktion hat sich die Lage bereits entspannt, wenn auch mit den nötigen Einschränkungen: An den Sets wird viel getestet, um Infektionen frühzeitig zu erkennen, Crewmitglieder tragen Mund-Nasen-Schutz und es gibt detaillierte Hygienekonzepte. Aber auf Publikumsseite haben die Ereignisse der letzten Monate unsere Gewohnheiten verändert, ob beim Filmkonsum oder bei Veranstaltungen, beispielsweise Festivals. Cannes wurde abgesagt, Venedig findet wie andere große Festivals weltweit in einer hybriden Form statt. Gleichzeitig hat uns das Virus sozusagen dazu gezwungen, uns mit neuen Technologien anzufreunden, und zwar in unfassbar schneller Zeit.
Wie lang werden die Auswirkungen zu spüren sein? Kehrt das Publikum dem Kinosaal nun endgültig den Rücken zu? FR Kino ist Kreativität in Reinkultur. Wer es wirklich liebt und seinen wahren Wert kennt, vermisst es – echte
Kommen wir zu den notwendigen Maßnahmen, um die Folgen der Krise in der Filmbranche einzudämmen. Was hat hier Priorität? LDC Ich bin keine Politikerin, aber ich glaube, wichtig ist es, von den Institutionen zugesicherte Entschädigungen und
zeigen die Eckdaten der italienischen Filmindustrie: Gut 2.000 Unternehmen beschäftigen direkt oder in Zulieferbranchen insgesamt 250.000 Menschen; die Branche erwirtschaftet normalerweise einen Umsatz von vier Milliarden Euro, mit durchschnittlich über fünf Prozent Wachstum in den vergangenen sechs Jahren.
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Riccardo Ghilardi
Laura Delli Colli und Francesco Rutelli im Gespräch
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Laura Delli Colli & Francesco Rutelli im Gespräch
Nachbarschaftstreffpunkt sein, der unabhängig bleibt, aber auch im Dienst der Gesellschaft arbeitet.
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LAURA DELLI COLLI ist Journalistin sowie Autorin zahlreicher Bücher zum Kino und seinen Protagonisten. Seit 2003 ist sie Präsidentin des italienischen Filmkritikerverbandes SNGCI, der jedes Jahr den Preis „Nastro d’Argento“ (das Silberne Band) an italienische Filme, Schauspieler, Autoren und Filmschaffende verleiht. Seit 2019 ist sie zudem Präsidentin der Stiftung Cinema per Roma, die das Filmfest Rom veranstaltet.
Die Wissenschaft warnt, dass uns weitere Pandemien bevorstehen. Ist die Filmbranche in Zukunft besser dagegen gewappnet? LDC Wir verfügen seit den Ereignissen der letzten Monate über Analysen und Krisenpläne auf staatlicher wie regionaler Ebene. Dadurch sind die Gesundheit und der Schutz des Einzelnen mittlerweile auch in der Filmbranche zentral. Es bleibt zu hoffen, dass so etwas nicht wieder passiert. Wenn doch, trifft es uns zumindest nicht mehr unvorbereitet. Wir müssen jetzt die Zeit gut nutzen, indem wir neue Produktionsmöglichkeiten eröffnen und finanzielle Schwierigkeiten der Produzenten durch ein stärkeres Augenmerk auf Koproduktionen und internationale Märkte ausgleichen. Der Kulturminister arbeitet gerade an einer Novellierung des Tax Credit, die auf mehreren Ebenen greifen soll: Unterstützung für Produktionsfirmen, Starthilfe für Filmsets, Abfederung der Mehrkosten für Pflichtversicherungen der Produktionen. Wir sind heute insgesamt umsichtiger und besser gerüstet gegen Risiken. Schon Ennio Flaiano erklärte das Kino einst für tot, aber T#11 bisher ist es immer noch wiederauferstanden …
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soziale Abfederungsmaßnahmen zu verlängern, vor allem die von Kulturminister Dario Franceschini vorgeschlagenen Unterstützungen für Betriebe und Beschäftigte im Unterhaltungsbereich. Ich denke, dass auch Fonds für die Renovierung und technische Aufrüstung von Kinosälen nötig sind. Aber zu diesem Thema weiß Herr Rutelli mehr. Sie haben völlig recht, die Regierung muss die Lage weiter genau beobachten und wie bisher dort eingreifen, wo es am dringendsten nötig ist. Nur durch direkte Zuschüsse wird eine Transformation des gesamten Systems gefördert und so verhindert, dass der Produktionsbereich austrocknet. Mehr als die Hälfte der Kinosäle läuft Gefahr, bald schließen zu müssen. Das Kino muss sich daher in einen multifunktionalen Ort verwandeln, wo man außer dem neuesten Film des Lieblingsregisseurs auch mal ein Auswärtsspiel der Heimmannschaft verfolgen, eine Theaterpremiere der Mailänder Scala erleben oder einem Konzert von Vasco Rossi beiwohnen kann, wenn das Olympiastadion mal wieder ausverkauft ist … Jedes Kino soll ein
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FRANCESCO RUTELLI war 1993–2001 Bürgermeister von Rom, 2006–2008 stellvertretender Premierminister Italiens sowie Kulturminister. Er ist Mitbegründer verschiedener Umwelt- und Kulturorganisationen. Seit 2016 ist er Vorsitzender der Associazione nazionale industrie cinematografiche audiovisive e multimediali (ANICA), des größten Branchenverbands Italiens, der Produktion, Vertrieb und Filmtechnik unter einem Dach vereint.
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Die Coronakrise aus Sicht der Filmbranche
„Das Virus veränderte die Realität vor laufender Kamera.“ The Red House: ein Protokoll
„Wir haben uns am 24. Februar auf den Weg nach Grönland gemacht, kurz bevor der Covid-19-Notstand in Europa ausbrach. Niemand ahnte, was kommen würde, am Flughafen in Italien war außer ein paar Schutzmasken nichts zu bemerken. Nach einer zweitägigen Reise über Kopenhagen und Reykjavik mit drei Flügen und einem Hubschraubertrip erreichten wir den abgelegenen Drehort, das Dorf Tasiilaq. Für die Vorproduktion waren nur der Regisseur Francesco Catarinolo und ich angereist. Schon nach wenigen Tagen machten sich die Folgen der Nachrichten bemerkbar, die aus Italien kamen – unser Heimatland war zum Hotspot der Pandemie geworden. Die Bevölkerung, eine recht isolierte Gemeinschaft mit relativ niedrigem Bildungsniveau, reagierte gelinde gesagt negativ. Wir hatten bereits erste Vorgespräche geführt, etwa mit dem Leiter einer Schule, einem Sozialarbeiter und anderen Institutionen, als in lokalen Facebookgruppen ohne unser Wissen gefälschte Nachrichten zu kursieren begannen: Die italienischen Filmemacher seien mit dem Coronavirus infiziert, sie lägen krank im Bett. Die Schulkinder wollten nicht mehr mit uns sprechen. Sie waren überzeugt, dass wir das Virus hatten, als sie uns in der Pause am Schulhof sahen, zogen sie sich ihre Pullover über den Mund. Die Lehrer waren noch verängstigter und die Dorfbewohner mieden uns. PA N I K M A C H E A U F FA C E B O O K
Das alles beunruhigte uns sehr. Der Film war seit vier Jahren in Entwicklung, unsere Produktionsfirma hatte hohe Kosten getragen: Anreise, Hubschrauberflüge, Motorschlittenfahrten, Unterkünfte. Letztere sind in der Gegend dünn gesät, es gibt wenig Tourismus. Eines von nur zwei Hotels dort ist das Red House unseres Protagonisten Robert Peroni. Um uns zu helfen, stellte einer von Roberts Mitarbeitern auf Facebook klar, dass die Posts über uns falsch waren. So konnten wir mit der Arbeit beginnen, als unsere restlichen Crewmitglieder endlich ankamen. Leider kam mit ihnen ein neues Problem: eine Gruppe von etwa 25 deutschen Touristen. Sie waren zwar alle gesund, aber niemand konnte sicher sein, dass sie nicht symptomfreie Träger des Virus waren – und die Gerüchte auf Facebook gingen wieder
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Gianluca De Angelis, Produzent
THE RED HOUSE ist ein Dokumentarfilm über den ehemaligen Alpinisten und Entdecker Robert Peroni aus Bozen, der in den 1990er-Jahren in die abgelegene Region Ammassalik in Grönland zog. Sein Red House im Dorf Tasiilaq ist ein kleines Touristenhotel – aber auch ein Treffpunkt für die lokale Inuit-Gemeinschaft: Seit der Handel mit Robbenfellen verboten wurde, leidet die Volksgruppe der Ivi an hoher Arbeitslosigkeit, einhergehend mit Alkoholmissbrauch und Suiziden. Robert, der seinerseits an einer schweren Krankheit leidet, hat diesem Volk sein Leben gewidmet. Der Film von Regisseur Francesco Catarinolo ist eine Koproduktion der Studios Tekla aus Turin und Vidicom Media aus Hamburg. IDM hat die Produktionsvorbereitung mit 18.000 und die Produktion mit 60.000 Euro gefördert.
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The Red House: ein Protokoll
Der Doku-Dreh über Robert Peroni und sein Red House in Grönland (01, 02) fand ein jähes Ende; Produzent De Angelis (l.) versuchte alles, um seine Crew (03) trotz Lockdown nach Hause zu holen.
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los. Ich kann das Misstrauen der Bewohner aber verstehen. Sie leben so isoliert, dass ihr Immunsystem schwächer ist, und im Laufe der Jahre haben Fremde oft Krankheiten eingeschleppt. Außerdem gibt es dort kein richtiges Krankenhaus, also auch keine Intensivstation und keine Covid-19-Tests. Angesichts der eskalierenden Situation in aller Welt wurden die Schulen geschlossen, dort konnten wir also nicht weiterarbeiten. Die letzten Dreharbeiten haben wir im Hotel durchgeführt, im Red House. Die Geschichte des „roten Hauses“ endete vor unseren Augen: Robert musste schließen, weil natürlich alle zukünftigen Gäste ihre Buchungen stornierten. Auch wenn das Virus Grönland kaum erreicht hat, erleidet das Land also trotzdem die Auswirkungen der Pandemie: Isolation, Lockdown, wirtschaftliche Folgen. Ein neues in einer langen Liste von Übeln, die der Westen den Inuit gebracht hat. In unserem Film planten wir genau diese Probleme aufzugreifen, die auf die Kolonialisierung durch den Westen zurückzuführen sind, wie das Verbot der Robbenjagd. Nun wurde auch das Coronavirus zu einem Teil der Handlung – weil es vor laufender Kamera die Realität verändert hat, die wir abbilden wollten. GESTRANDET IN GRÖNLAND
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Nach Drehschluss wartete das nächste Problem: die Rückkehr nach Italien. Die Panik war komplett, es war der 15. März, Italien steckte mitten in der Krise. Ich schaffte es gerade noch nach Hause, wenn auch mit großen Schwierigkeiten, weil Grönland alle Flüge gestrichen hatte. Doch der Rest der Crew war mit dem Regisseur noch in Tasiilaq geblieben und es gelang uns nicht, sie zurückholen. Sie arbeiteten weiter – völlig isoliert, unter den misstrauischen Blicken der Bevölkerung und mit der Angst, über Monate in Grönland festzuhängen. Wir intervenierten beim italienischen Botschafter in Dänemark, platzierten zwei Artikel in großen italienischen Tageszeitungen, riefen den völlig überlasteten Krisenstab des italienischen Außenministeriums an und baten über einen Turiner Parlamentarier sogar den Außenminister persönlich um Hilfe. Währenddessen versuchte ich, telefonisch mit der Covid-Einsatzzentrale in Grönland zu kommunizieren, wo aber niemand Englisch sprach ... Ich weiß nicht, ob es letztendlich die Botschaft, der Krisenstab, der Außenminister oder die sehr bemühte Mitarbeiterin der grönländischen Covid-Zentrale war, aber die Crew schaffte es über viele Umwege in einer fünftägigen Reise nach Hause. Jetzt können wir die Arbeit am Film endlich abschließen. Eigentlich wollten wir mit dem Protagonisten noch in Bozen drehen, wohin er jedes Jahr zurückkehrt, aber angesichts der Lage bleibt er natürlich in Tasiilaq. Trotzdem bin ich mit dem Endergebnis zufrieden, weil unser Film eine neue Facette dazugewonnen hat. Das ist schließlich das Beste an der Arbeit des Dokumentarfilmers: dass der Film sich an die Realität anpassen muss. Nur das Dokumentargenre schafft es, in einem historischen Augenblick präsent zu sein und ihn so spontan einzufangen.“ Gianluca De Angelis, Produzent von The Red House
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Non mi uccidere (2021)
Andrea De Sica
Die dunkle Ader des Andrea De Sica Der Regisseur, der seinen zweiten Spielfilm Non mi uccidere in Südtirol dreht, sprach mit TAKE über Jugend, Familie und den Genrefilm als Autorenkino
Interview
NICK VIVARELLI Fotos
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Andrea De Sicas Weg ist ungewöhnlich in der italienischen Filmlandschaft: Hineingeboren in eine große Filmdynastie, ist der Regisseur stark geprägt vom Autorenkino – und stilistisch doch im Genrefilm zuhause. Ich treffe ihn im römischen Viertel Monteverde Vecchio, wo wir beide leben, um über seine Arbeit und sein aktuelles Projekt zu sprechen: den Horror-Fantasy-Film Non mi uccidere (Don’t Kill Me), eine Coming-of-age-Geschichte „mit romantischem Einschlag“, wie er sagt. Die Hauptrolle in der Produktion der Warner Bros. Entertainment Italia und der römischen Vivo film spielt Alice Pagani, die für De Sica bereits in der Netflix-Serie Baby vor der Kamera stand. Der Film erzählt von Liebe und Tod, von einem Neubeginn und vom Erwachsenwerden. Für den Regisseur ist es eine Rückkehr nach Südtirol nach seinem Debütfilm I figli della notte (Children of the Night), den er ebenfalls mit Unterstützung von IDM Film Fund & Commission gedreht hatte.
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Zentrales Thema in De Sicas Filmen ist das Erwachsenwerden. „Ich gehöre zu einer Generation von Italienern, die in einer turbulenten Zeit aufgewachsen sind.“
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Non mi uccidere (2021)
Andrea De Sica
„Dass ich meinen Debütfilm erst mit 35 gedreht habe, hat auch mit meiner Familie zu tun: Ich fühlte mich verpflichtet, perfekt vorbereitet zu sein.“ Andrea De Sica beim Treffen mit TAKE in seiner Wohnung in Rom.
ANDREA DE SICA wurde 1981 in Rom geboren. Nach einem Philosophie- schloss er ein Regiestudium am Centro Sperimentale di Cinematografia ab und arbeitete an der Regie der Animationsserie Mia and me mit, bevor er 2013 seinen ersten Dokumentarfilm Città dell’uomo drehte. Für sein in Südtirol gedrehtes Spielfilmdebüt I figli della notte (2016) erhielt er den Preis „Nastro d’Argento“ als bester Nachwuchsregisseur. Es folgte die Netflix-Serie Baby (2018) über zwei minderjährige Callgirls in Rom, die in den ersten vier Wochen von über 10 Millionen Abonnenten weltweit gesehen wurde. 2020 dreht er den zweiten Spielfilm Non mi uccidere, der sich ebenfalls an ein junges Publikum richtet. De Sica entstammt einer italienischen Filmdynastie (sein Großvater war Vittorio De Sica, sein Onkel der Regisseur und Schauspieler Christian De Sica). Er lebt in Rom.
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Nachdem du dich in anderen Produktionen hochgearbeitet hattest, hast du deinen Debütfilm I figli della notte mit 35 gedreht – einen Film, der von dir und deiner Lebensrealität auszugehen scheint. Zugleich ist er sehr publikumstauglich, vor allem für Zuseher deiner Generation. Wie entstand die Idee dazu? ANDREA DE SICA Ich hatte mir in Ruhe überlegt, wie mein ideales Debüt aussehen könnte. Ein Film, der an einem in sich geschlossenen Ort spielt, schien mir am geeignetsten für Pitches bei Produzenten: Damit konnte ich meine Fähigkeiten mit einem kleineren Budget unter Beweis stellen, was in meiner Situation wichtig war. Zu dem Zeitpunkt hatten es Erstlingswerke gerade schwer, und ich hatte schon einen ziemlichen Produzentenreigen hinter mir, bei dem ich nie übers Vorzimmer hinausgekommen war. Ich hatte damals zwei Projekte im Kopf: I figli della notte und Non mi uccidere. 2012 habe ich einen selbst produzierten Kurzfilm gedreht, der zugleich eine erste Sequenz aus Non mi uccidere war. Ich zeigte ihn vielen Produzenten, darunter Gregorio Paonessa von Vivo film. Der sah ihn und beschloss, mit mir einen ersten Langfilm zu drehen.
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Warner Bros. Entertainment Italia & Vivo film
Und woher kam die Inspiration für die Handlung? Ich war fasziniert vom Konzept „Internatsschule“ – eine Erfahrung, die ich zwar selbst nicht gemacht habe, aber aus den Erzählungen meiner Cousins kenne. Man denkt ja, Internate seien eine völlig antiquierte Idee, etwas, das nicht im echten Leben existiert, sondern nur in den „Verwirrungen des Zöglings Törleß“. Aber in ganz Italien gibt es eine Art Parallelgesellschaft: Die wichtigsten Industriellenfamilien des Landes und Leute aus gutem Hause schicken ihre Sprößlinge auf diese Internate, die völlige Diskretion garantieren – auch ein bisschen, um die Hitzköpfe wegzusperren. Diese Art von behütetem Aufwachsen hat mich sofort inspiriert. ADS
Schulen für gut betuchte Jugendliche scheinen sich wie ein roter Faden durch deine Werke zu ziehen: die Schule in der Kinder-Animationsserie Mia and Me, deiner ersten Fernsehproduktion; die Internatsschule aus I figli della notte, vielleicht die filmisch ausdrucksstärkste; und zuletzt das römische Gymnasium in Baby. ADS Die Schule als Motiv war vor allem in I figli della notte eine der Hauptdarstellerinnen – auch deshalb war die Locationsuche in Südtirol damals so intensiv, sie lief fast wie ein Casting ab. Das gewählte Motiv, das Grand Hotel Toblach, aber auch die Wälder und Berge haben dem Film seine besondere Tonalität verliehen. Auch wenn es Ähnlichkeiten zu Baby gibt, hatte ich beim ersten Film aber eine andere Motivation: Ich habe mich bewusst dafür entschieden, an einem abgeschiedenen Ort in Südtirol zu drehen. Ich wollte mich zurückziehen, weit weg von Rom, von meinen Eltern und Verwandten völlig in meiner Arbeit aufgehen – wie ein Mönch. Baby hingegen symbolisiert meine Rückkehr nach Rom: eine Serie über meine Schuljahre, in meiner Geburtsstadt. Und: I figli della notte beruht auf meiner Leidenschaft fürs Kino, auf der filmischen Erziehung, die ich durch meine Eltern erfahren hatte [Filmkomponist Manuel De Sica und Produzentin Tilde Corsi, Anm. d. Red.]. Baby habe ich hingegen frei Schnauze gedreht, ich wollte instinktiver arbeiten, unvermittelter. Das passt zum Medium Fernsehen. Jetzt hoffe ich mich mit Non mi uccidere wieder weiterzuentwickeln. Erzähl uns von deinem neuen Projekt. Die gleichnamige Romanvorlage entdeckte ich mit 25 während des Filmstudiums. Ich verliebte mich sofort in die Geschichte dieser jungen Person, die der Liebe wegen sogar den Tod besiegt – und dann feststellen muss, dass sie ein ganz anderer Mensch ist, als sie dachte. Es ist wieder eine Coming-of-age-Geschichte, aber diesmal ist sie sehr dark. ADS
Ich habe durchaus eine dunkle Ader und erkenne mich wieder in dieser spannungsgeladenen Gothic-Atmosphäre. Diesmal wollte ich sie ganz zu Ende erzählen, mit einem hundertprozentigen Genrefilm. Trotz Genre bist du aber auch im Autorenkino beheimatet. ADS Genau. Auch die Franzosen, etwa Jacques Audiard, sind ganz klar Autorenfilmer – aber sie haben einen interessanten Zugang zum Genre, zum Film als Spektakel. Das hört sich vielleicht widersprüchlich an. Ihre Filme sind natürlich kein Wohlfühlkino, und doch merkt man ihnen die Liebe zum Publikum an. Oder Hitchcock! Während des Lockdowns habe ich Donald Spotos 800-Seiten-Wälzer über Hitchcock gelesen und dazu alle Filme angesehen: Auch da findet sich die sehr persönliche Handschrift des Autorenfilms – aber eben verpackt in publikumstaugliche Filme. Und dieser Zugang inspiriert dich? Ja, damit kann ich mich identifizieren. Denk nur an Ladri di Biciclette und Sciuscià [Filme seines Großvaters Vittorio De Sica, Anm. d. Red.]: Die sind für die damalige Zeit avantgardistisch geschrieben und gedreht – auch aufgrund des Bilds, das sie von Italien zeichneten –, sind aber trotzdem zugänglich. Autorenkino ist ja oft recht unzugänglich, die beiden Filme aber treten in einen Dialog mit dem breiten Publikum. Das ist auch meine Philosophie, und ich hoffe, ich kann sie mit Non mi uccidere verwirklichen, wenn auch in einem völlig anderen Genre. Mir ist bei Projekten immer wichtig, dass ihnen eine originelle Idee zugrunde liegt. Und dann versuche ich die Kernaussage herauszuarbeiten: In diesem Fall ist es eine junge Person, die ADS
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A. De Sica, G. Romoli, Grams collective
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NON MI UCCIDERE von Andrea De Sica ist ein Horrorfilm, der auf dem gleichnamigen Bestsellerroman von Chiara Palazzolo basiert. Das Drehbuch schrieb De Sica zusammen mit dem Schriftsteller und Produzenten Gianni Romoli und dem Autorenkollektiv Grams, mit dem er bereits für Baby zusammenarbeitete: Antonio Le Fosse, Giacomo Mazzariol, Marco Raspanti, Romulo Emmanuel Salvador und Eleonora Trucchi. Non mi uccidere ist eine Produktion der Warner Bros. Entertainment Italia und der Vivo film aus Rom und wird von Warner Bros. Pictures vertrieben. Die Dreharbeiten fanden im August an mehreren Locations in Südtirol statt. IDM Film Fund gewährte eine Produktionsförderung von 450.000 Euro.
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Non mi uccidere (2021)
Andrea De Sica
sinnbildlich ihre kindliche Unschuld verliert. Sie wird plötzlich in die furchteinflößende Welt der Erwachsenen katapultiert und entdeckt dabei auch die Gewaltbereitschaft in sich selbst. Sprechen wir über deine Familie – du entstammst einer italienischen Kinodynastie. Wie erlebst du dieses Erbe? ADS Dass ich meinen ersten Film erst mit 35 gedreht habe, hat sicher auch damit zu tun. Ich fühlte mich fast verpflichtet, perfekt vorbereitet an meinen ersten Set als Regisseur zu kommen, und habe mich deshalb vorher lange hochgearbeitet. Das gibt mir jetzt Sicherheit und Gelassenheit. Hätte ich früher begonnen, wäre ich sicher ängstlicher und gehemmter gewesen. Jetzt bin ich im richtigen Alter, um das, was ich tue, auch zu genießen. Und ich bin glücklich darüber, mich mit I figli della notte von Anfang an auch vom Erbe meiner Familie gelöst zu haben. Ich bin eben ich, Punkt. Hast du dich während des Lockdowns manchmal gefragt, ob ein Projekt wie Non mi uccidere noch Sinn ergibt – angesichts des Horrors, der in diesen Monaten in der Realität um uns herum herrschte? ADS Natürlich habe ich mich das gefragt. Die Antwort ist, so glaube ich: ja. Meine Filme sind schließlich immer Parallelwelten mit starker Symbolkraft. Sie behandeln nie das Konkrete, das zum Überleben Notwendige, den Gang zum Kiosk oder zum Supermarkt … Und ich glaube auch, dass die zentralen Themen des Mediums Film sich nie ändern. Aber ich gehöre zu einer Generation von Italienern, die in einer turbulenten Zeit aufgewachsen sind: die Berlusconi-Jahre; die Wirtschaftskrise von 2008; die niedrigsten Gehälter seit 20 Jahren. Wir waren endlich dabei, uns zu erholen – und dann kam das Virus! Aber das Gute an Leuten in meinem Alter ist, dass wir noch genügend Kraft in uns haben. Wir sind die Generation des Wiederaufbaus, T #11 des Neubeginns. „Ich wollte meine dunkle Ader mit einem hundertprozentigen Genrefilm zu Ende erzählen“: De Sica über sein neues Projekt Non mi uccidere.
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A. De Sica, G. Romoli, A. Le Fosse, G. Mazzariol, M. Raspanti, R. E. Salvador, E. Trucchi
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NATURE IS OUR FILMSET CONTACT US: SCHNALSTAL.IT/SENALES.IT CREDIT & © : PATRICK STEGER - VIDEOMETRIXS.COM
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Nachhaltige Filmproduktion
Nicht erst seit den Fridays for Future hat die Filmindustrie erkannt, dass auch wir in der Verantwortung stehen – wie können Filmsets umweltfreundlicher und wir als Branche grüner werden? Nachhaltige Filmproduktion Text
F LO R I A N K R A U T K R Ä M E R Illustrationen
OSCAR DIODORO
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
als wir 2019 dieses Dossier planten, waren wir sicher, mit dem grünen Drehen und der nachhaltigen Filmproduktion nicht nur eines unserer Herzensthemen zu behandeln, sondern mit einem Beitrag zum Energiesparen und Umweltschutz auch mitten in die aktuelle Debatte zu stoßen, die ja zudem die Filmbranche seit einigen Jahren bewegt. Auch wenn uns in diesem und im nächsten Jahr eher das Thema Coronavirus und die damit verbundenen Unterbrechungen und Einschränkungen beschäftigen dürften, bleiben die Ini-
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tiativen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen in der Filmproduktion aktuell. Im Folgenden stellen wir mehrere Initiativen und Menschen vor, die sich für ein Umdenken einsetzen. Mit Covid-19 im Blick ist dieses Dossier aber nicht nur eine Bestandsaufnahme geworden, sondern auch ein Plädoyer dafür, mit der Rückkehr zur Normalität auch an dem bereits Erreichten wieder anzuknüpfen. Florian Krautkrämer Chefredakteur TAKE #11
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Nachhaltige Filmproduktion
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GRÜNES DREHEN
Nachhaltige Filmproduktion
Neue Technologien, papierloses Produktionsbüro, regionales Catering: Grünes Drehen lässt Kreativität zu und fordert sie heraus.
Films for Future. Ideen und Initiativen für eine grünere Filmbranche Noch vor wenigen Jahren hätte man beim Schlagwort „nachhaltiger Filmdreh“ an einen Dokumentarfilm zum Thema Umweltschutz gedacht. Oder an Solarstrom und CO2-Kompensation durch Bäumepflanzen. Inzwischen gibt es aber zahlreiche konkrete Maßnahmen, durch die sich Filme ressourcenschonender produzieren lassen – und vor allem hat ein Bewusstseinswandel in der Branche stattgefunden. Es gibt Studien, die etwa nachweisen, dass die Filmindustrie in Los Angeles 2016 die Industrie mit dem höchsten Ausstoß an CO2 war. Die Filmindustrie hat längst erkannt, dass sie ein relevanter Verursacher von globalen Erwärmungseffekten ist – und in der Branche wird der Wunsch immer stärker, hier generell umzudenken. Dank der Fridays for Future und der Popularität von Greta Thunberg ist das Thema so aktuell wie nie. Nicht mehr nur Spezialistinnen und Spezialisten tauschen sich über Verbrauch und Einsparpotenzial aus, plötzlich diskutiert man, wie viel CO2 eine Stunde Netflix-Streamen verursacht. Auch wenn die Angaben dazu weit auseinandergehen: Das Entscheidende ist, dass selbst Alltägliches in Relation zum Umweltschutz gesetzt wird. Und wie immer sind es die Zahlen, die vergleichbar machen: Die
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Filmwissenschaftlerin Laura Marks hat vorgerechnet, dass das Streaming der Netflix-Serie Tiger King an zehn Tagen allein in den USA so viel Energie verbrauchte wie Ruanda 2016. Was die Produktionsseite betrifft, ist es hingegen schwierig, ohne detaillierte Kenntnis des jeweiligen (Post-) Produktionsablaufs den CO2-Fußabdruck einer Filmproduktion sowie genaue Einsparungen zu berechnen, wie der aktuelle „Green Report“ der Cineregio allein anhand des Konzepts „papierloses Büro“ vorrechnet. I T ’ S N OT E A S Y B E I N G G R E E N
Um klarer aufzuzeigen, wie Inhalte produziert werden und wie klimaneutral die Technik ist, die sie sichtbar macht, gibt es in Europa seit über zehn Jahren Initiativen für umweltfreundlichere Produktionsbedingungen in der Filmindustrie. Eine der ersten Maßnahmen war ein spezieller CO2-Rechner, mit dem Film- und Fernsehproduktionen ihren ökologischen Fußabdruck messen konnten, um anschließend zu überlegen, wie man ihn wirkungsvoll reduzieren kann. Solche Initiativen haben auch regionale Förderungen aufgegriffen. In Deutschland hat die Medien- und
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Nachhaltige Filmproduktion
„Man muss auf nichts verzichten!“ Der Südtiroler Regisseur R O N N Y T R O C K E R hat für seinen zweiten Spielfilm Zorro die Kriterien für nachhaltige Filmproduktionen eingehalten und ist von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein dafür mit dem grünen Filmpass ausgezeichnet worden.
Welche Rolle hatte der Green Consultant? Der war von Anfang an eingebunden und auch schon bei der Planungsphase präsent. Da ist er auch am wichtigsten. Er hat die Departments einzeln kontaktiert und mit ihnen Maßnahmen erarbeitet. RT
Filmgesellschaft Baden-Württemberg, die sich dem Thema seit ein paar Jahren stark verpflichtet fühlt, einen eigenen CO2-Rechner entwickelt und im Rahmen des Projekts „Green Shooting“ auf ihre Website gestellt. Seit 2020 müssen alle Antragstellenden den CO2-Fußabdruck ihrer Produktion mit einreichen, und zwar auch nach Abschluss der Postproduktion. Maria Dehmelt, die das Projekt bei der MFG leitet, verspricht sich von dieser Maßnahme weitere Daten, mit denen der Verbrauch und das Einsparungspotenzial systematisch analysiert werden können. Dehmelt hat ihre Abschlussarbeit bereits zum Thema des grünen Drehens geschrieben und verfolgt das Projekt, seit sie 2015 bei der MFG angefangen hat. Neben Aufklärungsarbeit und Unterstützung ist eine der wichtigsten Aufgaben dabei, dass Produzentinnen und Produzenten das Thema Nachhaltigkeit nicht als eine Beschränkung erfahren. „Grünes Drehen lässt Kreativität zu und fordert sie heraus!“ sagt Dehmelt. Neben umfangreichem Informationsmaterial und angebotenen Workshops ist eines der Hauptinstrumente dabei die Figur des Green Consultant: eine Person, die schon bei der Drehvorbereitung in die Produktion eingebunden wird und alle Departments dabei berät, effektiv
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Warum haben Sie sich beim Dreh von Zorro den Kriterien für grünes Drehen verpflichtet? RONNY TROCKER Meiner Produzentin Susanne Mann war das ein Anliegen. Wenn einem, wie uns, auch im Privatleben der Umweltschutz wichtig ist, kann man davor im Berufsleben ja nicht plötzlich die Augen verschließen.
Was waren die auffälligsten Veränderungen am Set? Das papierlose Büro. Kaum gedruckte Drehbücher und Dispos, da hat man erst gemerkt, wie viel Papier das früher immer war! Beim Catering gab es kein Einweggeschirr und einen vegetarischen Tag in der Woche, das fand ich beides sehr gut. RT
Was nehmen Sie aus dieser Erfahrung mit? Man muss auf nichts verzichten! Es gab wirklich keinerlei Einschränkungen; nichts, was wir vorhatten, mussten wir aufgrund der Auflagen ändern. Ich glaube, dadurch setzt sich das Thema dann auch bei den anderen Crew-Mitgliedern fort, beruflich wie auch im Privaten.
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Wird die nächste Produktion auch wieder grün? Einiges, wie das papierlose Büro, werden wir sicher wieder übernehmen. Und auch ohne Zertifikat sind wir sensibilisiert und wissen, was gut ist und funktioniert. Aber das Formalisierte des grünen Filmpasses ist doch auch sinnvoll, weil man einen detaillierten Abschlussbericht erhält und damit schwarz auf weiß sieht, was man erreicht hat. RT
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Nachhaltige Filmproduktion
Energie einzusparen. Mit spezifischem Praxiswissen sorgen Green Consultants dafür, mit schon im Vorfeld spezifisch auf die Produktion zugeschnittenen Maßnahmen das Bekenntnis zum grünen Drehen aufrechtzuerhalten. Die MFG unterstützt geförderte Produktionen für die Anstellung solcher Green Consultants mit bis zu 5.000 Euro. DIE MASSNAHMEN DER REGIONALFÖRDERUNGEN
Für die Nachhaltigkeitsinitiative des Arbeitskreises „Green Shooting“, der 2017 ebenfalls von der MFG gegründet wurde und inzwischen verschiedene Förderungen, Produktionsfirmen und Sender vereint, ist eine solche Beratung sogar verpflichtend. Um auf die damit einhergehende zukünftige Nachfrage nach solchen Expertinnen und Experten reagieren zu können, hat die MFG in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Medien in Stuttgart eine zertifizierte Weiterbildung zum Green Consultant entwickelt, die 2020 starten soll. Auch in Italien sind es vor allem Regionalförderungen, die sich beim grünen Drehen mit eigenen Initiativen hervortun. Die Film Commissions des Trentino und Sardiniens haben beispielsweise jeweils ein „Green-Protokoll“ verabschiedet: Filmproduktionen, die nachhaltig arbeiten, werden zertifiziert und können dadurch in fünf Kategorien Zusatzpunkte in der Bewertung von eingereichten Projekten erzielen: effiziente Energiequellen, nachhaltige Mobilität, umweltfreundliche Materialien, regionale Lebensmittel
sowie korrekte Mülltrennung. Eine innovative Kombination aus Nachhaltigkeit und Kostenreduzierung ist das Programm „Edison Green Movie“, mit dem die Energiegesellschaft Edison bereits seit 2011 „grüne“ Sets beratend unterstützt. Es besteht aus einfach umzusetzenden Richtlinien, die sich in den Produktionsablauf integrieren und diesen – so die Initiatoren – bei richtiger Anwendung effizienter machen, was finanzielle Einsparungen bedeutet. Seit 2016 kooperiert man dafür mit der Film Commission der Region Piemont; in Zukunft will man die Initiative auch auf andere italienische Regionen ausweiten. Nachhaltigkeit hat auch für die Südtiroler Filmförderung höchste Priorität: Auch IDM bietet Workshops zum Green Consultant an. Philip Gassmann, der TV-Sender, Filmproduktionen und Filmförderungen bei der Umstellung zum grünen Drehen berät (siehe Interview), hat erst im Mai 2020 für IDM einen mehrtägigen Kurs dazu abgehalten – wegen der Corona-Einschränkungen per Webinar. Vielleicht waren die zahlreichen Produktionsunterbrechungen auch der Grund, dass so viele Filmschaffende das Angebot genutzt haben. Jonathan Rinn, der in Südtirol als Oberbeleuchter und Kameramann arbeitet, hatte sich dafür angemeldet, da ihn das Thema auch privat beschäftigt. Der Workshop sei für ihn vor allem hilfreich gewesen, um Produktionen von Verbesserungen in seinem Bereich überzeugen zu können. An dem Workshop nahmen Filmschaffende aus den
Green Consultants und verbindliche Zertifizierungen kommunizieren auch über die Branche hinaus das Engagement der Filmschaffenden für eine grünere Zukunft.
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DOSSIER
GRÜNES DREHEN
Nachhaltige Filmproduktion
DER WEG IST NOCH WEIT
Gute Grundlagen also, um weiter voranzuschreiten. Denn zurücklehnen kann man sich bei dem Thema nicht. Darum ist ein wichtiger nächster Schritt, tatsächlich verbindliche Zertifizierungen einzuführen, die auch über die Branche hinaus das Engagement und die Einhaltung von Standards kommunizieren. Mit dem Grünen Filmpass der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gibt es bereits seit einigen Jahren ein solches Siegel (siehe dazu das Interview mit Ronny Trocker) und auch die FFA entwickelt ein entsprechendes Zertifikat. Bis sich das aber über nationale Grenzen hinweg zu einer europäischen Auszeichnung entwickeln kann, ist es noch ein weiter Weg – auch weil der Stand in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich ist. Nach wie vor kann man in Großbritannien auf die größte Erfahrung beim Thema grünes Drehen blicken. Dank des vom British Film Institute (BFI) entwickelten Standards und des seit 2011 arbeitenden Industrie-Konsortiums albert, das Sender und Studios vereint, gibt es eine große Menge an Daten. Daten, die wichtig sind, um Unterschiede, Einsparmöglichkeiten und Entwicklungen verstehen zu können. Im restlichen Europa sind es vor allem die regionalen Filmförderungen, die das Thema vorantreiben – und das teilweise auch schneller können. Gerade bei diesem wichtigen Thema zeigt sich somit auch, dass Filmförderungen längst nicht mehr nur dazu da sind, Produktionen finanziell zu ermöglichen, sondern dass sie aufgrund ihrer zentralen Stellung auch wichtige gesellschaftliche Aufträge haben: etwa Strukturen zu schaffen und Standards zu setzen, damit wir auch morgen noch gut und T#11 verantwortungsvoll Filme produzieren können.
Grün drehen in Südtirol Die Maßnahmen der Südtiroler Filmförderung (IDM) für nachhaltige Filmproduktion „Die landschaftliche Attraktivität Südtirols ist ein wichtiger Faktor, der viele Produktionen hierher zieht. Und der Grund dafür, dass unsere Locations so begehrt sind, liegt auch in der authentischen und unberührten Natur, die man hier noch vielerorts vorfindet. Diese zu erhalten und sie trotzdem über Film- und Fernsehproduktionen einem großen Publikum zugänglich zu machen, ist auch unsere Verantwortung als Film Fund & Commission. Deshalb setzt sich IDM seit zwei Jahren verstärkt für nachhaltige Filmproduktionen ein. Neben unserer Mitgliedschaft im Netzwerk Green Regio setzen wir stark auf Weiterbildung: Wir bieten regelmäßig Workshops zum Thema Green Shooting und Ausbildungen zum Green Consultant an. Eine weitere wichtige Maßnahme ist das Erarbeiten und Umsetzen eines Kriterienkatalogs. Künftig sollen Produktionen bei Antragstellung einen Nachhaltigkeitsplan einreichen. Zusammen mit Filmschaffenden aus der Region erarbeiten wir umfangreiches Informationsmaterial, das das grüne Drehen erleichtern soll. Ziel ist eine externe Zertifizierung der in Südtirol stattfindenden Filmproduktionen.“
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unterschiedlichsten Gewerken teil, die sich anschließend zu spezifischen Arbeitsgruppen zusammengeschlossen haben, um das Thema speziell für ihren Bereich voranzutreiben, Merkblätter zu erstellen und Praxiswissen zu sammeln. Auch Kathy Leonelli aus Bozen ist nun Mitglied solch einer Arbeitsgruppe: „Als Location Manager muss ich vor, während und nach dem Dreh besonders Rücksicht auf die Umwelt nehmen“, kommentiert sie. Leonelli nutzte den Kurs ebenfalls vor allem in Hinblick auf die eigene berufliche Weiterbildung. Dabei ist es von Vorteil, dass diese Workshops dezidiert departmentübergreifend konzipiert werden. Denn nur die eigene Motivation – verknüpft mit vertiefter Kenntnis der verschiedenen Zusammenhänge – kann in einem so komplexen Ablauf wie einer Filmproduktion tatsächlich zu sinnvollen Einsparungen führen.
Birgit Oberkofler Head Film Fund & Commission
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DOSSIER
GRÜNES DREHEN
Interview mit Philip Gassmann
„Mir geht’s ums Verbessern, nicht ums Reduzieren“ Philip Gassmann, Experte für grünes Drehen, im Interview Philip Gassmann ist Regisseur und Producer sowie seit einigen Jahren internationaler Spezialist für grünes Drehen. Er berät Produktionen, TV-Sender, Förderungen und die Politik bei der Umstellung auf nachhaltige Produktionen. Für die Südtiroler Filmförderung (IDM) hat er ebenfalls bereits zwei Weiterbildungen zum „Green Consultant“ angeboten. Herr Gassmann, wie wird man zum international gefragten Experten für nachhaltiges Drehen? PHILIP GASSMANN Umweltschutz hat mich schon als Schüler stark interessiert. Nach meinem Studium in Paris und anfänglicher Arbeit beim Fernsehen ist mir schnell aufgefallen, was für ein Umweltproblem wir in dieser Sparte haben. Die Initialzündung erfolgte dann vor gut zehn Jahren bei einem Treffen mit Christiane Dopp von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, die damals schon den grünen Drehpass initiiert hat. Ich habe bei ihr dann für verschiedene Gewerke Vorträge gehalten und das dann nach und nach ausgebaut. Wie war die Reaktion der Filmbranche darauf? Eine Nachfrage gab es von Anfang an, aber in den letzten zwei Jahren ist das Interesse schon massiv gewachsen. Meine mehrtägigen Kurse sind alle ausgebucht. Das hängt natürlich auch mit der Bewegung der Fridays for Future zusammen und damit, dass das Thema mehr Leute bewegt. Aber auch unabhängig davon muss man sagen, dass die Branche gerade jetzt mehr als bereit ist. Zu den
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Veranstaltungen der German Film Commissions „Keen to be green“, die als Webinare stattfanden, haben sich teilweise über 100 Leute pro einzelnem Gewerk angemeldet! Gibt es auch Vorbehalte, dass etwa alles viel komplizierter wird? PG Ein neues Überdenken der Abläufe bietet ja auch die Chance, dass man sich wirklich alles noch mal gründlich anschaut, auch die Prozesse, die sich über die Jahre eingeschliffen haben. Dann merkt man, dass das auch ein enorm kreativer Prozess ist, der auch noch Spaß macht. Wir beobachten auch, dass mit den Maßnahmen die Teams plötzlich wieder viel mehr kommunizieren. Man merkt, die Leute entwickeln selbst Ideen und werden damit auch gehört, sodass sie sich auch wieder mehr mit ihrem Job identifizieren können. Wie geht man damit um, dass man speziell beim Film immer auch auf existierende Strukturen angewiesen ist, die sich vielleicht nicht so schnell ändern – zum Beispiel, dass Rentals möglicherweise eben nicht den energiesparenden Generator im Angebot haben? PG Ich empfehle da, immer weiter nachzufragen, auch wenn man schon mal Absagen erhalten hat. Schreibt das standardmäßig in die Anfragen mit rein, bei Hotelbuchungen oder Technikausleihen! Wir konnten da schon feststellen, dass alleine diese Nachfragen tatsächlich auch zu Veränderungen führen. Das Thema permanent zu kommunizieren und somit auch Anreize zu schaffen und Wissen zu teilen,
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GRÜNES DREHEN
Interview mit Philip Gassmann
„Gerade jetzt ist die Branche mehr als bereit für die Umstellung auf nachhaltige Produktionen“, sagt Philip Gassmann.
Und wie sieht es mit einer Strukturförderung aus, etwa um Rentals zu motivieren, sparsamere Technologie anzuschaffen? PG Die Technik gibt es ja, die Nachfrage ist da und gerade jetzt könnte man da mit einer gezielten Förderung nachhaltig etwas bewegen. Im Ausland kommen schon ganz andere Anlagen zum Einsatz, die hier noch keiner gesehen hat, Solargeneratoren, die sich nach der Sonne ausrichten beispielsweise. Jason Batemans Film Bad Words von 2013 ist übrigens schon komplett mit Solarstrom gedreht worden. Was wären denn nächste Schritte? Wichtig wäre, genauer zu analysieren, wo Potenziale und Herausforderungen liegen. Dafür sind vor allem Daten wichtig, um auch mal zu hinterfragen, ob die Größe oder der Aufwand einer bestimmten Produktion wirklich gerechtfertigt ist. Kann man das unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit nicht auch anders machen? Wie bekommt man das auf ein vernünftiges Maß, ohne dabei auf Kreativität zu verzichten? Mir geht’s ums Verbessern, nicht ums T # 11 Reduzieren.
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das ist wirklich das Herz des Ganzen. Hier ist dann auch der CO2-Rechner ein wichtiges Instrument – also dass man Effekte sehen und vergleichen kann. Es ist etwas ganz anderes, wenn ich sagen kann, dass der Studiostrom jetzt so viel CO2 verbraucht wie 47 Flüge.
ZUM WEITERLESEN GREEN FILM SHOOTING Plattform
für die nachhaltige Medienbranche, gibt das jährlich erscheinende gleichnamige Magazin heraus
GREEN REGIO
Arbeitsgruppe von Cineregio, dem Netzwerk der regionalen Filmförderungen in Europa, gibt u. a. den Green Report 2020 heraus LAURA MARKS: STREAMING VIDEO , a
link between pandemic and climate crisis
www.philipgassmann.de
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FILM
My Upside Down World (2020)
My Upside
Down
World
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ALBOLINA FILM
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Jonathan White
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PRODUCTION
Elena Goatelli
Albolina Film
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Regisseurin Elena Goatelli hat sich mit Eiskletter-Weltmeisterin Angelika Rainer auf Reisen begeben. Und erzählt eine Geschichte über Durchhaltevermögen, Perfektion und Entschlossenheit
Perspektivenwechsel: Rainer beim Durchklettern der „Tomorrow’s World“-Route in den Dolomiten. „Sportlerinnen wie Angelika pulverisieren sämtliche Frauenklischees“, sagt Regisseurin Elena Goatelli.
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PRODUCTION #2
FILM
My Upside Down World (2020)
Filmisches Porträt eines Ausnahmetalents: Angelika Rainer auf der unter Kletterprofis legendären Insel Kalymnos in Griechenland
Zwanzig Jahre lang war Angelika Rainer eine der bekanntesten Profi-Eiskletterinnen der Welt, drei Mal holte die Südtirolerin den Weltmeistertitel. Dann überraschte sie die Sportwelt im Alter von 32 Jahren mit der Ankündigung, den Wettkampfsport aufzugeben und sich einer neuen Herausforderung zu stellen: um die Welt reisen, schwierige Routen als erste Frau klettern oder neue eröffnen, andere mutige Frauen treffen – und das Ganze als Doku verfilmen. Im Dokumentarfilm My Upside Down World, produziert von Roberto Cavallini der Albolina Film aus Bozen und realisiert mit Unterstützung der Südtiroler Filmförderung IDM, erzählt Regisseurin Elena Goatelli von einem Wendepunkt in der Karriere der Sportlerin. Bei ihren Klettertouren betrachtet Angelika Rainer die Welt an Steigeisen und Eispickeln hängend häufig verkehrt herum – ein Perspektivenwechsel, den sie auch außerhalb ihrer Karriere fortsetzt. Das filmische Porträt begleitet die persönliche Entwicklung der 1986 in Meran geborenen Kletterin während einer Reise, die fast ein Jahr dauert und sie an die unterschiedlichsten Orte der Welt führt: von den Berglandschaften der Dolomiten über die karge griechische Insel Kalymnos mit ihren glühenden Felsklippen bis zu den Gletschern Islands. E I N E U N I V E R S E L L E E R Z Ä H LU N G
Elena Goatelli lernte Angelika Rainer vor fünf Jahren kennen, als sie mitten in den Vorbereitungen für einen Dokumentarfilm über den britischen Alpinisten Tom Ballard steckte. Kurze Zeit später erfuhr sie aus einem Zeitungsartikel über die Sportlerin, dass Angelika eine Reise in den Iran plante, um dort Frauen das Klettern beizubringen. „In diesem Moment hatte ich die Idee zum Film“, erzählt die 45-jährige Regisseurin, die in Bozen geboren ist und im Trentino lebt. „Es gelang uns leider nicht, rechtzeitig mit den Dreharbeiten zu starten, um sie in den Iran zu begleiten. Doch wir planten dann gemeinsam ein Jahr voller Reisen und Projekte, mit denen sich Angelika selbst vor große Herausforderungen stellte.“ Wie Rainer liegt auch Elena Goatelli die Liebe zur Natur und zu den Bergen im Blut. Auch deshalb beschloss sie, nach mehreren Jahren in Madrid wieder nach Italien zurückzukehren, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Angel Esteban, ebenfalls Regisseur. Goatelli, die, wie sie sagt, „schon immer eine große Bewunderin von mutigen Frauen“ war, hatte Lust, ihren ersten sehr weiblich geprägten Film zu drehen (auch wenn sie sich in der Vergangenheit schon einmal einem Frauenthema, der Endometriose, gewidmet hat). „Alle meine Freundinnen begegnen dem Leben mit Kraft und großem Mut“, erklärt sie. „Aber Sportlerinnen im Wettkampfbetrieb pulverisieren sämtliche frauenbezogenen Klischees, etwa dass wir um jeden Preis elegant und hübsch aussehen müssen. Sie gehen das Leben anders an und setzen sich über Konventionen hinweg.“ Die Regisseurin hat sich dem Universum von Angelika Rainer angenähert, um aus erster Hand mitzuerleben, wie eine Extremsportlerin ihren Beruf jenseits von Leitungsdruck interpretiert. „Ich wollte herausfinden, was jemanden antreibt, einen Sport wie das Klettern immer weiter zu perfektionieren und sich immer neue Ziele zu setzen. Wie man
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PRODUCTION
Elena Goatelli
Albolina Film
Die Dreharbeiten in Island: „Wir haben Angelikas Vorbereitungen begleitet und ihre Unsicherheiten miterlebt“, sagt Regisseurin Goatelli.
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PRODUCTION #2
FILM
My Upside Down World (2020)
Regisseurin Elena Goatelli
ELENA GOATELLI, geboren 1975 in Bozen, studierte Sprachen und Literaturwissenschaft an der Universität Ca’ Foscari in Venedig und lebt heute im Trentino. Sie arbeitete in der Abteilung Dokumentarfilm bei Canal+ in Spanien, bevor sie 2012 die TV-Dokumentation Endometriosis, la punta del iceberg für den spanischen öffentlichen Sender TVE drehte, den ersten Film zum Thema Endometriose. Nach dem Dokumentarfilm One Minute for Conductors (2013), den sie gemeinsam mit Angel Esteban drehte und der am International Documentary Film Festival in Amsterdam (IDFA) gezeigt wurde, realisierte sie 2015, ebenfalls mit Esteban, den Langfilm TOM über den britischen Alpinisten Tom Ballard und gewann damit mehrere internationale Filmpreise. 2017 folgte der Dokumentarfilm Malditos. Ihr neuer Film My Upside Down World, eine Produktion der Albolina Film aus Bozen, erhielt von IDM Film Fund & Commission eine Produktionsförderung in Höhe von 110.000 Euro.
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die Spannung aufrechterhalten kann, auch wenn Kampfrichter und Zeitmessung wegfallen“, erzählt Goatelli, die an jedem Drehort des Films auch andere Frauengeschichten aufspürt. Auf diese Weise erfahren wir von den Frauen von Kalymnos, die auf der Insel früher wirtschaftlich und gesellschaftlich das Sagen hatten, weil die Männer immer unterwegs waren, aber auch von Legenden um Feen und Kobolde, die die unberührte Natur Islands bevölkern. Angelika Rainers Geschichte hat auch Roberto Cavallini von Albolina Film auf Anhieb fasziniert. Nach zwölf Jahren im Ausland war er 2016 nach Italien zurückgekehrt, um hier ausschließlich als Filmproduzent, vor allem im Bereich Dokumentarfilm, zu arbeiten. „Wer heute diesen Job machen will, darf vor allem nie aufhören, neugierig zu sein“, verrät der Produzent, der erst dieses Jahr für das renommierte Programm „Emerging Producers“ nominiert und ausgewählt wurde. „Als mir Elena vor etwa zwei Jahren Angelikas Geschichte erzählte, habe ich mich in die Lage der Zuschauer versetzt, um mir besser vorstellen zu können, wer unsere Zielgruppe sein kann. Es gibt ja bereits ein sehr treues Publikum für Bergdokumentationen, aber in diesem Fall wollten wir die Geschichte so erzählen, dass sie ein breiteres Publikum mitreißen kann“, erzählt Cavallini, der mit der Regie von Goatelli und Esteban bereits den Film Malditos produziert hat. My Upside Down World ist somit kein Dokumentarfilm, der sich ausschließlich an Kletterund Bergsportbegeisterte richtet. „Es ist die Geschichte einer Frau, die von Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und Perfektion erzählt“, unterstreicht Cavallini. „Man kann den Film auf vielen unterschiedlichen Ebenen sehen, die relevant sind für unser Leben. Angelikas Geschichte ist eine Geschichte für alle“, ergänzt Goatelli. „Die gemeinsame Reise hat uns zum Nachdenken angespornt, darüber, wie uns das Leben unablässig auf die Probe stellt. Wenn Angelikas Herausforderung darin besteht, immer schwierigere Felswände hochzuklettern, dann besteht meine darin, auf unverfälschte Weise darzustellen, wer diese Frau ist, und zu versuchen, dabei ihre wahre Natur nicht aus den Augen zu verlieren.“ HOMMAGE AN DIE FREIHEIT
Die Dreharbeiten für My Upside Down World begannen im Juni 2019 in Meran, wo Angelika mit ihrem Lebensgefährten Marco Servalli lebt und trainiert. Danach ging es weiter auf die griechische Insel Kalymnos in der südlichen Ägäis, die unter Kletterern als wahres Paradies gilt. Jedes Jahr kehrt Rainer einmal dorthin zurück. Es folgten je eine Woche in Südtirol und im Trentino, in Ceniga und beim Maso Naranch am nördlichen Ufer des Gardasees. Ende 2019 folgte die Filmcrew der Sportlerin nach Eptingen in der Schweiz, wo sie schon seit Langem die Ironman-Route im Drytooling-Stil – also mit Steigeisen und Eispickel auf blankem Fels – erklettern wollte. Zwischen Ende Februar und Anfang März verlagerten sich die Dreharbeiten für eine Woche nach Island, wo ein Schneesturm das Team überraschte und den Drehplan gehörig durcheinanderbrachte. „Das Schöne am Dokumentarfilmen ist, dass du nie genau weißt, was kommt“, sagt Goatelli. „In Island mussten wir improvisieren. Aber was im Film zu sehen ist, ist eben alles echt. Wir haben keine Aufnahmen im Nachhinein hinzugefügt. Wir sind mit Angelika an die Drehorte gefahren, haben ihre Vorbereitungen begleitet und ihre Unsicherheiten miterlebt – mit dem Risiko, nichts von alledem umsetzen zu können, was wir uns
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Elena Goatelli
Albolina Film
vorgenommen hatten. Aber genau das verleiht dem Film seine besondere Energie, seine Kraft und Echtheit.“ Produzent Cavallini war bei allen Reisen dabei. „Ich wollte die Aufnahmen aus nächster Nähe mitverfolgen. Ich bin gerne bei den Projekten vor Ort, die ich mir aussuche“, sagt er. Gerade noch rechtzeitig vor dem Lockdown wegen Covid-19 konnte die Crew von Island nach Italien zurückkehren, die allerletzte Woche der Dreharbeiten in Südtirol musste aber unterbrochen werden. Diese Zwangspause, so unterstreicht die Regisseurin, wird im Film keine Rolle spielen. „Wir haben darüber nachgedacht, ob wir das Thema mit hineinnehmen sollen oder nicht“, erzählt Goatelli. „Aber Angelikas Geschichte ist ja im Grunde zeitlos, eine Hommage an die Freiheit und an die Natur, da wäre es nicht richtig, die Aufmerksamkeit auf diese Krise zu lenken, die wir alle durchlebt haben.“ Die letzten Aufnahmen für My Upside Down World entstanden im Juli in Meran und am Rosskopf bei Sterzing, wo Angelika Rainer als Kind mit ihrer Mutter die ersten Wanderungen unternahm. „So werden Angelikas Erinnerungen für das Publikum lebendig“, ist Cavallini überzeugt. Der Dokumentarfilm endet mit einem Interview mit Angelika Rainer, in dem sie ihre Gedanken und Emotionen zu dieser fast ein Jahr dauernden Reise zusammenfasst. Der Film startet im Frühling 2021 in den Kinos in Italien und wird später auch im TV und voraussichtlich auf anderen Plattformen zu sehen sein. Schon im Herbst soll der Film T # 11 auf diversen Festivals gastieren.
„Wir wollten Angelikas Geschichte so erzählen, dass sie ein breites Publikum mitreißen kann“, sagt Produzent Roberto Cavallini.
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D I R E C TO R
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Gewissenhaftigkeit und Liebe zum Detail: KostĂźmbildnerin Forcher beim Fototermin im Park des Hotel Laurin in Bozen
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LO C A L TA L E N T S
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Katharina Forcher
WINDSTILL Die Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Camaldo aus Bozen erzählt in ihrem ersten Langspielfilm von einer jungen Frau und Mutter, die aus der Routine ausbrechen will und zu ihrer Schwester auf den elterlichen Bauernhof zurückkehrt. Windstill ist eine Produktion der Münchner Elfenholz Film in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk und in Zusammenarbeit mit der HFF München. Gedreht wurde im Sommer 2019 in München und Südtirol, IDM förderte die Produktion mit 140.000 Euro.
Text
Foto
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MICHAEL PEZZEI
Grau oder Schwarz, Leinen oder Baumwolle, Steinnuss- oder Kunststoffknöpfe – was wirkt vor der Kamera besser? Katharina Forcher beschäftigt sich am liebsten mit der großen Wirkung kleiner Details. Die Südtirolerin beeindruckt auf den ersten Blick durch ihre Stilsicherheit: schlicht und doch souverän. Es ist wohl auch diese Begabung, die Forcher – eigentlich gelernte Goldschmiedin – dazu brachte, als Kostümbildnerin in die Filmbranche einzutreten. „Ein Traumberuf“, wie sie sagt. „Die kollektive Arbeit von Kostüm und Regie mit ihren unterschiedlichen Zugängen finde ich sehr spannend.“ Selbst wenn wochenlang Vorbereitetes wieder verworfen wird, weil ein Farbkonzept an der gecasteten Person nicht funktioniert. Das gehöre nun mal dazu. Diese Kompromissfähigkeit und ein pragmatischer Zugang zur Arbeit zeichnen sie aus. „Gerade weil der Job im Kostümbild oft unberechenbar ist, ist er so interessant“, sagt sie. Seit ihrer ersten Set-Erfahrung 2015 als Garderobiere für den Spielfilm Die Einsiedler des Südtiroler Regisseurs Ronny Trocker konnte Forcher in allen Kostümbereichen Erfahrung sammeln. 2019 assistierte sie Tanja Hausner in Philipp Stölzls Literaturverfilmung der Schachnovelle mit Oliver Masucci in der Hauptrolle. „Ich mag es, wenn Schauspielerinnen und Darsteller mit meinen Kostümen in die Rolle schlüpfen“, sagt sie. Wenn sie ihre Hauptkostüme tragen, obwohl sie an dem Tag gar nicht zum Drehen gebraucht werden – einfach um sich in die Figur einzuleben. „Es ist wunderbar, dass ich ihnen eine Haut geben kann, in der sie sich wohlfühlen“, sagt die Wahlwienerin. Der Langspielfilm Windstill (2020) der 1992 geborenen Bozner Regisseurin Nancy Camaldo ist der erste, den Forcher als Kostümbildnerin vollständig gestaltet hat. „Ich hatte schon zuvor bei Kurzfilmen das Kostümbild verantwortet. Zeitaufwand und Vorbereitung sind natürlich anders, aber die Arbeit ist dieselbe: Es braucht Gewissenhaftigkeit“, sagt sie. Und Liebe zu Stoffen, Schnitten und Details. Ihre Lieblingsfigur ist Berta, eine Nebenrolle, gespielt von der Südtirolerin Eva Kuen. „Ich konnte die Rolle lange nicht greifen und wusste nicht, wohin mit ihr. Als Eva vor mir stand, war auf einmal alles klar.“ In Bozen betreibt Forcher gemeinsam mit der Südtirolerin Brigitta Fink, die ebenfalls in Wien lebt, den Fundus „Kostüm Moidele“, mit einem Kleidungsbestand, der das ganze 20. Jahrhundert umfasst. Einige Stücke daraus hat sie als T # 11 große Vintage-Liebhaberin auch selbst schon getragen.
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Elfenholz Film
Für Windstill hat Katharina Forcher erstmals das Kostümbild eines Spielfilms verantwortet. Und dabei ihre Stilsicherheit bewiesen Talenten auf der Spur
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SETBESUCH
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Daniel Defranceschi
Als Location Scout, Aufnahmeleiter und Produktionsleiter betreut er internationale Produktionen in Südtirol – und denkt dabei wie ein Schachspieler Unterwegs mit … Daniel Defranceschi
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M A R I A N N A K A S T LU N G E R
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MICHAEL PEZZEI
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Wenn Daniel Defranceschi als Location Scout durch Südtirol zieht, ist er normalerweise viel allein unterwegs. Heute sucht er nach einem alten Bauernhaus auf einem ländlichen Grundstück – ein Motiv, das in Südtirol nicht allzu schwer zu finden ist. Als er fündig wird, stellt er sich zunächst freundlich dem Eigentümer vor, plaudert eine Weile und erklärt sein Anliegen. Der Landwirt erteilt schnell die Erlaubnis, ein paar Bilder der Wunschlocation zu knipsen – man merkt Defranceschi an, dass er ein Händchen für diesen Job hat. Kein Wunder: Der gebürtige Bozner ist, wie er selbst sagt, sehr gern unter Leuten.
FILM
PRODUCTION
Il Pastore (in production)
good friends Filmproduktion & Satel Film
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„Vor allem mag ich es, mit wirklich allen Beteiligten – von der Regie bis zum Motivgeber, der den Drehort zur Verfügung stellt – auf Augenhöhe zu arbeiten“, sagt Defranceschi. Und arbeiten heißt für ihn: Lösungen finden. „Damit eine Filmproduktion kreative Freiräume ermöglichen kann, steht dahinter hochkomplexe Planungsarbeit – und viel Unvorhergesehenes“, sagt der 38-Jährige. Seit gut zehn Jahren ist er im Geschäft, die Wege hierher waren aber vielfältig: Zunächst absolvierte er in Berlin eine Ausbildung in Postproduktion und VFX, dann zog es ihn nach Rom, für ein Regiestudium an der NUCT (heute Roma Film Academy). 2006 drehte er auf 35 mm seinen eigenen Kurzfilm Nevedimka. Und merkte, dass ihm die organisatorischen Aufgaben besonders liegen: „Es gefällt mir, dass man dabei effizient und schlau sein muss, aber auch extrem kommunikativ“, sagt er. Dieses Talent hat Defranceschi seitdem bei Dutzenden lokalen und internationalen Produktionen in Südtirol eingesetzt – von Olivier Assayas’ Clouds of Sils Maria bis zu Amelie rennt von Tobias Wiemann. Zunächst vor allem als Location Scout tätig, profilierte er sich über die Jahre immer mehr als Aufnahmeleiter und zuletzt als Produktionsleiter. „Letzteres habe ich vor allem der Ammira Film zu verdanken: Ihr Gründer Wolfgang Fliri hat blindes Vertrauen in mich gesetzt“, sagt Defranceschi. „Ich habe seinen Mut sehr geschätzt. Er war ein Macher und hat Großartiges für die hiesige Branche geleistet“, erinnert er sich an den 2018 viel zu früh verstorbenen Produzenten. E I N S TÄ N D I G E R B A L A N C E A KT
Zuletzt organisierte Defranceschi als Produktionsleiter den italienseitigen Winterdreh für Evi Romens Why Not You und scoutete etwa für ein geplantes Südtirol-Special der NDF-Serie Die Bergretter. Als wir ihn treffen, hat er außerdem gerade eine Werbefilmproduktion für eine bekannte Lebensmittelmarke begleitet – am Karerpass am Fuße des imposanten Latemargebirges. Und was steht jetzt an? Als Nächstes schlüpft Defranceschi wieder in die Motivaufnahmeleiter-Rolle: für die Dreharbeiten zum deutschen Krimi Il Pastore in den Weinbaugebieten im Süden Südtirols. Seine Erfahrung als Scout hat dabei für Defranceschi viele Vorteile: „Sofern es das Projekt ermöglicht, suche ich gerne selbst die Drehorte, auch wenn ich als Aufnahmeleiter oder gar als Produktionsleiter tätig bin“, sagt er, „denn daraus ergeben sich nützliche Synergien.“ Bei der Motivsuche knüpft er persönliche Beziehungen und stellt eine Vertrauensbasis für die Produktion her – vor allem im räumlich begrenzten Südtirol, wo man sich beruflich meist mehrmals begegnet, ein enorm wichtiger Faktor.
Sein nächstes Projekt betreut Defranceschi zwar als Motivaufnahmeleiter, er scoutet dafür aber auch selbst – derzeit etwa in Südtirols Weinregion rund um den Kalterer See.
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SETBESUCH
D I E N S T L E I S T E R A U S S Ü DT I R O L
Daniel Defranceschi
Als erfahrener Location Manager empfiehlt er Motive, die auch logistisch machbar sind. Und kennt lokale Gepflogenheiten, etwa, wann und wie es günstig ist, einen Kooperationspartner anzusprechen. Der Scouting am gemeinsame Nenner dabei ist für Penser Joch im Sarntal: Defranceschi – neben dem bestmögliDie Balance zwischen Produktionsbedürfnischen Ergebnis für die Filmproduktion sen und dem Schutz der – vor allem die Nachhaltigkeit: „Mir alpinen Natur ist geht es um den Respekt vor DrehorDefranceschi ein besonderes Anliegen. ten und Eigentum, aber auch um Glaubwürdigkeit in persönlichen Beziehungen mit Ämtern, Motivgebern und anderen Verantwortlichen. Das wird oft unterschätzt – und ist doch ungeheuer wichtig.“ Auch in der zweiten Bedeutung des Begriffs ist ihm Nachhaltigkeit ein großes Anliegen: Südtirols beliebte Bergmotive – ein grundlegendes Asset für den Filmstandort – internationalen Produktionen zugänglich zu machen und gleichzeitig die sensible alpine Natur nicht zu gefährden, sei ein ständiger Balanceakt. Deshalb plädiert Defranceschi für klare Richtlinien, etwa durch Kennzeichnung einiger weniger besonders geschützter Zonen. Im Gespräch mit Defranceschi zeigt sich: Zwischen manchmal konträren Fronten zu vermitteln ist seine Leidenschaft. „Stimmt. Kommunizieren und Lösungen suchen, das liebe ich an meinem Job“, sagt er. Auch dabei hilft ihm seine Erfahrung aus den drei unterschiedlichen Rollen seiner Laufbahn. „Je besser ich die Bedürfnisse aller Beteiligten kenne, desto leichter ist es, früh genug die richtigen Fragen zu stellen, die Züge der anderen zu antizipieren und im Problemfall alternative Szenarien durchzudenken“, erklärt er. Klingt wie Schachspielen. Grinsend zieht Defranceschi sein Smartphone aus der Hosentasche, tippt kurz darauf herum und zeigt am IL PASTORE (in Vorbereitung) Der TV-Zweiteiler nach T # 11 Display – eine Schach-App.
einem Drehbuch von Ben Braeunlich, Grzegorz Muskala und Max Gruber ist eine Koproduktion der good friends Filmproduktion aus Berlin und der Satel Film aus Wien. In dem Krimi mit Schauplatz Südtirol nimmt Kommissar Erlacher Ermittlungen zu Menschenschmuggel auf. Die Spur führt zum Weingut von Matteo Trojer, dem „Winzer des Jahres“. Trojer wird wegen seiner dunklen Vergangenheit von der Mafia erpresst und zum Weinfälschen gezwungen. Als Erlacher verschwindet, übernimmt Staatsanwältin Christina Melauer den Fall – und Trojer gerät zunehmend unter Druck. In Südtirol sollen 21 der insgesamt 42 Drehtage absolviert werden, unter anderem in Bozen und entlang der Südtiroler Weinstraße. IDM fördert die Produktion mit 300.000 Euro.
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Lorem Ipsum
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PRODUZENTIN
Ursula Wolschlager
„Keine Einzelkämpferin mehr zu sein, ist eine der schönsten Erfahrungen der letzten Jahre.“ Ursula Wolschlager im Gespräch
Interview
S K A D I LO I S T
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Sie ist Produzentin, Dramaturgin und Drehbuchautorin: Im Filmgeschäft hat Ursula Wolschlager langjährige Erfahrung. Seit 2008 leitet sie in Wien ihre eigene Produktionsfirma Witcraft und hat große Kinofilme, internationale Koproduktionen, Dokumentarfilme sowie Serien entwickelt, geschrieben und produziert. Sie ist in verschiedenen Jurys und Auswahlgremien aktiv und engagiert sich für Frauennetzwerke in der Filmbranche, etwa im Vorstand von FC Gloria und im Förderprogramm für Produzentinnen ProPro, das sie mitbegründet hat.
außerordentlich einschreiben lassen, aber nur im Fach Produktion – und die Aufnahmeprüfung ist morgen.“ Also habe ich den einzigen Filmemacher, den ich damals kannte, Peter Zach, angerufen und gefragt: Produktion, wäre das etwas für mich? Was soll ich denen sagen? Und er meinte: Naja, du bist sehr handfest und hast jahrelang in Russland gelebt – vielleicht sagst du ihnen, dass du vorhast, für westliche Produktionsfirmen in Russland Projekte zu betreuen? Das klang nach einer guten Idee.
Ursula Wolschlager, als erfolgreiche Produzentin agieren Sie jetzt als Mentorin und Förderin von Frauen im Produktionsbereich. Welche waren die wichtigsten Stationen auf dem Weg zu diesem Punkt in Ihrer Karriere? URSULA WOLSCHLAGER Ich habe eine Zeit lang Filmwissenschaften studiert und hatte die Idee, auch an der Filmakademie in Wien Vorlesungen zu besuchen. Ich rief da an und bekam die Antwort: „Sie können sich
UW
Kam es dann auch dazu? Ja, tatsächlich habe ich danach jahrelang Koproduktionen in Russland betreut, anfangs als Dolmetscherin, dann als Regieassistentin, Produktionsleiterin und dann auch als Produzentin. Eine ganz wesentliche Station in meinem Leben. Eine andere war, auf der Filmakademie zu sein. Dort lernte ich Leute kennen, die für mich sehr wichtig wurden, wie die Regisseurinnen Barbara Albert und Kathrin Resetarits.
P R O D U Z E N T E N -TA L K
PRODUZENTIN
Ursula Wolschlager
Stefanie Freynschlag
Mit dem Serienprojekt Schnee war Wolschlager (im Bild mit Regisseurin Barbara Albert, r.) zum Pitch auf dem Berlinale Co-Production Market 2020 eingeladen.
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Lukas Beck
URSULA WOLSCHLAGER engagiert sich für Frauennetzwerke im Produktionsbereich – und hat dabei auch enge Vertraute und Kolleginnen dazugewonnen.
Die Filmhochschule war also ein wichtiger Einstiegspunkt in ein Karrierenetzwerk? UW Das Produktionsstudium war nicht wahnsinnig ergiebig, aber ich hatte die Gelegenheit, Kurzfilme mit Regisseurinnen und Regisseuren zu produzieren, die und deren Geschichten ich wahnsinnig spannend fand. Die brauchten so jemanden wie mich und ich konnte relativ schnell etwas bewirken. Es waren natürlich Monate und Jahre unbezahlter Arbeit, aber ich möchte keine Minute missen. Anschließend bekam ich die ersten bezahlten Jobs im Produktionsbereich – damals ist man relativ schnell vorwärtsgekommen, wenn man sich geschickt angestellt hat. Wie gründet eine dann ihre eigene Produktionsfirma? Dazwischen lagen viele Jahre. Ich habe viel als Produktionsleiterin und Line-Producerin gearbeitet. 1999 habe ich dann meinen Sohn bekommen und da ging es nicht mehr, drei Monate lang 80 Wochenstunden zu arbeiten und 24/7 auf Standby zu sein. Ich habe mich umorientiert und ein
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P R O D U Z E N T E N -TA L K
PRODUZENTIN
Ursula Wolschlager
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Serienprojekt Schnee: „Ich mag Erzählformen, mit denen man in die Tiefe gehen kann“, sagt Ursula Wolschlager.
neues Geschäftsmodell für mich geschaffen. Zum Glück gab es damals für mich als junge Mutter Unterstützungen, die mir Fortbildungen finanziert haben. So habe ich mich auf den Bereich Entwicklung konzentriert und zu schreiben begonnen. Also vom Organisations- in den kreativeren Bereich. Im Grunde war das ein Einlösen von dem, warum ich ursprünglich zum Film gegangen bin: um mehr in der inhaltlichen Arbeit und am Kern der Kreation dran zu sein. Ich war jahrelang als Development-Producerin bei der Lotus Film angestellt. 2008 habe ich dann meine eigene Firma gegründet, mit Schwerpunkt auf Entwicklung und Produktion.
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Die Firma Witcraft. Konzentrieren Sie sich auf bestimmte Themen, Genres oder Formate? UW Ein Schwerpunkt ist, dass ich von Anfang an sehr viel mit Frauen gearbeitet habe – aus dem schlichten Grund, dass mich deren Geschichten einfach mehr interessieren. Auf der anderen Seite war mir schon immer wichtig, dass auch Geschichten mit gesellschaftspolitisch wichtigen Ansinnen das Potenzial bekommen, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Deshalb habe ich auch Komödien produziert, in den letzten Jahren auch einiges an Serien. Nachdem alle jammern, dass der Kinomarkt überschwemmt sei, bewege ich mich gern dorthin, wo es Erzählformen gibt, mit denen man in die Tiefe gehen kann. Und dann gab es auch einzelne Talente, die mich sehr interessiert haben, wie Marie Kreutzer, deren Debüt Die Vaterlosen wir entwickelt und koproduziert haben.
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SCHNEE ist ein MysteryDrama, das auf sechs Episoden zu je 45 Minuten angelegt ist. Das Serienprojekt von Wolschlagers Firma Witcraft wurde 2020 zum Pitch „Co-Pro Series“ auf dem Berlinale Co-Production Market eingeladen. Das Drehbuch schrieb Michaela Taschek, Regie führen die Filmemacherinnen Barbara Albert (Nordrand) und Sandra Wollner (Das unmögliche Bild). In der Serie geht es um das fiktive Bergdorf Rotten, das lange vom Wintertourismus gelebt hat, nun aber mit dem Klimawandel zu kämpfen hat. Als bei der Schneeschmelze die Leiche einer jungen Frau zum Vorschein kommt, drängen auch Dorfgeheimnisse an die Oberfläche – und die neu in den Ort gezogene Ärztin Lucia Salinger wird in den Fall involviert. IDM förderte die Produktionsvorbereitung mit 50.000 Euro.
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PRODUZENTIN
S P OT L I G H T
Ursula Wolschlager
Moritz Bonatti
Debütfilme sind mir wichtig: Da gibt es jemanden, der oder die eine Stimme hat – und ich möchte dazu beitragen, dass diese Stimme erklingt.
Auch bei der Regisseurin Barbara Albert haben Sie das ganze Portfolio mitbegleitet – vom Kurzfilm über den langen Kinofilm bis hin zur Entwicklung der Serie Schnee. UW Genau, mit Barbara Albert hatte ich einige Kurzfilme gedreht. Als wir Nordrand entwickelten, hatte ich das Gefühl, noch nicht so weit zu sein, eine Produktionsfirma zu gründen und Langfilme zu produzieren. Ich habe mir das damals einfach nicht zugetraut. Auch, weil es in Österreich keine solchen Produzentinnen als Vorbilder gab. Es war nicht einfach, mich zu entschließen und zu sagen: Ich gründe jetzt eine Produktionsfirma. Das scheint heute nicht so anders. Das Produzentinnen-Programm ProPro hat zwar eine ganze Liste mit Mentorinnen, aber gleichzeitig scheint es immer noch notwendig, überhaupt ein solches Programm aufzusetzen. UW Dieses Programm habe ich gemeinsam mit Esther Krausz und Iris Zappe-Heller vom Österreichischen Filminstitut auch deshalb ins Leben gerufen, um Produzentinnen zu unterstützen, damit sie sich auch wirtschaftlich besser aufstellen können. Denn die meisten Produzentinnen sind eher bei unterfinanzierten, teils prekären Projekten angesiedelt. Letztlich lässt sich eine wirtschaftlich nachhaltige Firma nur betreiben, wenn man nicht nur vom geförderten Kinofilm leben muss, sondern auch andere Standbeine hat. Hier ist natürlich das Fernsehen wesentlich. Und der Austausch in Frauennetzwerken spielt dabei eine wichtige Rolle. UW Genau. Für mich selbst hat sich daraus eine wunderbare Zusammenarbeit ergeben: Gabriela Bacher, eine ProProMentorin, die viel international gearbeitet hat, ist zu einer engen Vertrauten und Produktionskollegin geworden. Keine Einzelkämpferin mehr zu sein, ist für mich eine der T #11 schönsten Erfahrungen der letzten Jahre.
MORITZ BONATTI , 33, nimmt am EAVE Producers Workshop 2020 teil. Damit bietet sich dem Südtiroler Nachwuchsproduzenten bei drei Sessions die Gelegenheit, zusammen mit Regisseur und Autor Georg Zeller an der Dokumentation Souvenirs of War zu feilen und sich mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Beim ersten Workshop ging es um Story, Synopsis und Logline sowie Marketing und Finanzierungsstrategien. Nach Erfahrungen als Produktionsassistent und Co-Autor ist Souvenirs of War Bonattis erster Film als Produzent – und der Workshop war dabei eine große Hilfe, wie er sagt: „Es gibt für mich jetzt keine Frage mehr, auf die es keine Antwort gäbe – und Fragen hat man viele beim ersten Projekt ...“ Die nächsten Sessions finden im Oktober und Dezember statt. Bonatti: „Bis dahin wären für unser Projekt, wie auch für die anderen Teams, neue Recherchen und Materialien wichtig.“ Doch Corona kam dazwischen: Die geplante Recherchereise nach Srebrenica zum 25. Jahrestag des Genozids – die Doku spielt in Bosnien und handelt von der Auseinandersetzung der Bevölkerung mit dem Kriegserbe – wurde verschoben. Für den Drehbeginn im Sommer 2021 ist Bonatti aber optimistisch.
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Und daraus sind dann weitere Filme mit denselben Regisseurinnen entstanden? UW Fast immer. Wir haben auch Marie Kreutzers Film Was hat uns bloß so ruiniert produziert und Der Boden unter den Füßen in der Anfangsphase entwickelt. Mit der Regisseurin Nathalie Borgers, mit der ich bereits zwei große Dokumentarfilme produziert habe, entwickle ich gerade ihr Spielfilmdebüt, das in der belgischen Kolonialgeschichte spielt.
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A B S PA N N
FRAGEBOGEN
Piera Detassis FRAGEBOGEN
Piera Detassis beantwortet den TAKE -Filmfragebogen
WELCHEN FILM HABEN SIE ZULETZT GESEHEN?
Im Kino, vor dem Lockdown, Volevo nascondermi von Giorgio Diritti. Das wirkt wie eine Erinnerung aus einem früheren Leben! Seither jeden Tag Filme per Streaming: neue, schöne, bedeutungslose, bahnbrechende. Wie ein fließender Strom und damit nur kurz im Gedächtnis geblieben. WELCHE SERIE HAT SIE AM MEISTEN BEEINDRUCKT?
Normal People, ein gefühlvolles und zugleich grausames Meisterwerk. WELCHER FILM SOLLTE UNBEDINGT NOCH GEDREHT WERDEN?
Jeder einzelne Film, bei dem eine Frau Regie führt, der von Frauen geschrieben und produziert wird, in dem Frauen Hauptrollen F. Cestari
spielen und nicht mehr nur Nebenrolle, Hintergrund, Dekoration oder Beiwerk sind. WOFÜR WERDEN SIE AUF GAR KEINEN FALL MEHR GELD AUSGEBEN?
A. Mignogna
Für das unverschämte Marketing der ganzen Wunderreiniger gegen Viren, gegen Bakterien, gegen alles – zu exorbitanten Preisen. Alkohol, Natron und Essig reichen, wie Oma schon sagte.
PIERA DETASSIS aus Trient, Abschluss in Filmgeschichte und -kritik, Autorin für italienische und internationale Film-Fachzeitschriften und Verfasserin mehrerer Bücher. 1997–2019 Chefredakteurin des monatlichen Filmmagazins Ciak, seit 2019 Editor at large Cinema & Entertainment bei Elle. Künstlerische Leiterin des Filmfestivals „Una notte in Italia“ auf der Insel Tavolara in Sardinien. 2006 Mitgründerin und vier Jahre Leiterin des Filmfestivals Rom; 2015–2018 Vorsitzende der Stiftung Cinema per Roma, die das Festival verantwortet. Seit 2018 Vorsitzende und künstlerische Leiterin der Akademie des italienischen Films, die den wichtigsten italienischen Filmpreis „David di Donatello“ vergibt.
Weniger Plastik, weniger Müll. DAS LETZTE FOTO, DAS SIE AUFGENOMMEN HABEN?
Die Wiedereröffnung des Freiluftkinos auf der Insel Tavolara zum 30. Bestehen des schönsten Festivals der Welt – mit Meerblick und social distancing. Ins Programm hatte ich Volevo nascondermi genommen, als symbolische Geste. Seit Ende des Lockdowns fotografiere ich vor allem Sonnenuntergänge und Gewitter und verbringe den ganzen Tag im Freien: die Rückkehr zur Natur.
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