Strom Basis 4/2016

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Das Magazin Ihres Energieversorgers

BAS.16310

No 4/2016

Die neue Arbeit. Die Digitalisierung. Und «Nina». Den Quartieren gehört die Zukunft

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Energieeffizienter Weihnachtsbaum

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Ticketbestellung

Leserkonzert im KKL Luzern –A m Sonntag, 22. Januar 2017, um 11.00 Uhr (Aufführungsdauer inkl. Pause: 3 Stunden) – I m Konzertsaal des KKL Luzern (direkt beim Luzerner Hauptbahnhof) –2 0 Prozent Rabatt auf das Bahnticket mit RailAway (am SBB-Schalter gegen Vorweisen des Konzerttickets) – Inklusive ausführlichen Programmhefts –N ach Eingang der Bestellung erhalten Sie eine Rechnung. Die Bearbeitungs­ gebühr und die Versandkosten betragen 10 Franken. Die Gebühr wird pro Bestellung nur einmal erhoben.

«Strom»-Leserangebot: «Amadeus» live im KKL Luzern

Die Stimme Gottes Mit «Amadeus» gelang dem Regisseur Miloš Forman 1984 ein Welterfolg – erzählt wird die dramatische Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozart aus Sicht seines Bewunderers und Rivalen Antonio Salieri. Das Stück beginnt 1823: Kurz bevor sich Antonio Salieri umbringen will, bittet er um Vergebung für den Mord an Mozart. Ein Schnitt durch die Kehle bringt jedoch nicht die herbeigesehnte Erlösung – Salieri wird in eine Irrenanstalt eingeliefert. Dort erzählt er einem Priester seine Geschichte, wie sein Leben als Hofkomponist in Wien aus den Fugen geriet, als das «göttliche» Musik­ genie

Mozart am Hof aufmarschierte. Es ist eine Geschichte zwischen Bewunderung, Feindschaft, Intrige und Eifersucht, die für Mozart im Alter von nur 35 Jahren mit dem Tod endete. Seien Sie bei der Live-Aufführung von «Amadeus» im Konzertsaal des KKL in Luzern dabei: Es erwartet Sie höchster Musik- und Filmgenuss. Während der Film auf Grossleinwand über der Konzertbühne gezeigt wird, präsentieren das 21st Century Symphony Orchestra und der 21st Century Chorus Auszüge aus Meisterwerken wie der «Zauberflöte» und dem «Requiem».

Achtung, die Platzzahl ist limitiert! Anmelden können Sie sich direkt mit unten stehendem Talon oder im Internet (platzgenaue Buchung im Saalplan möglich).

strom-leserangebot.ch

ANMELDETALON

Ja, ich bin bei «Amadeus – live» dabei! Name: Vorname: Strasse/Nr.: PLZ/Ort: Telefon: E-Mail: Datum: Unterschrift:

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Anzahl Tickets

Spezialpreis «Strom»

Offizieller Ticketpreis

Kat. I*

CHF 125.–

CHF 150.–

Kat. I

CHF 100.–

CHF 125.–

Kat. II

CHF  80.–

CHF 100.–

Kat. III

CHF  60.–

CHF  80.–

Kat. IV

CHF  45.–

CHF  60.–

Kat. V

CHF  30.–

CHF  40.–

*  Mit Garantie die besten Plätze im Saal (im Parkett, Reihen 11–20, und im 1./ 2. Balkon, Reihen 1–2).

Talon einsenden an: 21st Century Concerts, «Strom»-Leserkonzert, Hirschengraben 15, 6003 Luzern

Foto: 21st Century Symphony Orchestra / Priska Ketterer

Am Sonntag, 22. Januar 2017, 11.00 Uhr im Konzertsaal des KKL Luzern


Inhaltsverzeichnis No 4/2016

8  2 Leserangebot Musik- und Filmvergnügen in einem: «Amadeus» live im KKL Luzern  4 Faktencheck Schweizer im Fokus: ­Solarbagger entwickelt, ­Effizienzvorschriften erlassen  6 Spotlights Kühlschrank ohne Strom, Strommast mit Aussicht  8 Digitalisierung Marketingfrau ­Angela ­Zellweger arbeitet, wo sie gerade ist: zu Hause, von unterwegs oder in ­«Coworking Spaces» 12 Infografik Solarstromanlagen ­wieder­verwerten

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14 Klimaerwärmung Energieeffiziente Schneekanonen 16 Landflucht Leben im Quartier, arbeiten in der Stadt? Über Anonymität und Zugehörigkeit einer neuen Generation 18 Strooohm! Wie durch Verdunstung Roboter angetrieben werden 19 Feiertage Ideen für ein ökologisches Weihnachtsfest

Titelbild: Raffael Waldner Index: Raffael Waldner, Daniel Winkler, Zermatt Bergbahnen AG

20 Lichtkünstler Klaus Grünberg komponiert Bühnenbilder aus Licht

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22 Preisrätsel Fünftägiger Hotelaufenthalt im Engadin zu gewinnen 23 Galerie Energie Bunte Lichtinstallationen in Lausanne

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Faktencheck

SOLARBAGGER

Der Schweizer Bauunternehmer Markus Affen­tranger initiierte den weltweit ­ersten 16-Tonnen-Solarbagger mit Elek­ troantrieb. Dazu arbeitete er mit der ETH, der Interstaatlichen Hochschule für Technik Buchs und dem Baumaschinenhersteller Huppenkothen zusammen. Der E-Bagger emittiert im Betrieb keine Schadstoffe und verfügt mit 75 bis 167 Kilowatt (kW) über eine erheblich ­höhere Leistung als vergleichbare Dieselbagger mit knapp 70 kW. Bei der Energie benötigt der Bagger statt 150 000 Kilowattstunden pro Jahr nur 30 000. Die Batteriekapazität beträgt 190 Kilowattstunden und ermöglicht einen 9-Stunden-Einsatz. Im Vergleich zu einem Dieselbagger emittiert der E-Bagger ­jährlich 40 Tonnen Kohlendioxid weniger und spart rund 20 000 Franken ­Treibstoffkosten pro Jahr.

38%

«Europameisterin» im Erdölverbrauch fürs Heizen ist – die Schweiz. 38 Prozent des Energieverbrauchs decken die Haushalte hierzulande mit diesem fossilen Energieträger. In den europäischen Haushalten ist es im Schnitt gerade einmal ein Drittel davon.

Die Frage

?

Lohnt es sich, das Licht für kurze Zeit auszuschalten? Betrieb ohne Nutzen ist grundsätzlich zu vermeiden. Dies gilt auch für das Licht. Qualitativ hochstehende Leuchtmittel sind schaltfest, sodass sie durch häufiges Ein- und Ausschalten nicht leiden. Und dass ein Leuchtmittel beim Einschalten viel mehr Strom verbraucht, ist ein Ammenmärchen und hat schon früher nicht gestimmt. Wollen Sie auch etwas wissen zu einem Energiethema? Senden Sie Ihre Frage an: frage@strom-zeitschrift.ch

Subventionen auch für fossile Energien Subventionierung von Kohle durch die G7-Staaten (2007–2015) Kanada

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Italien

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Vereinigtes Königreich

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Frankreich USA

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Deutschland

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Japan

2 1 0

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Erneuerbare Energieträger werden subventioniert, das ist bekannt. Gemäss der Internationalen Energie-Agentur erhalten fossile Energieträger aber weit mehr finanzielle Unterstützung: Im Jahr 2014 wurden weltweit 493 Milliarden Dollar ausgegeben, um fossile Energieträger zu verbilligen. Das ist über viermal mehr als für erneuerbare Energien. Auch die besonders umweltschädliche Kohle wird subventioniert. Gemäss einem Report vom Mai 2016 von sechs Umweltorganisationen – darunter der WWF und der Natural Resources Defense Council – haben allein die G7-Staaten von 2007 bis 2015 mindestens 42 Milliarden Dollar an Kohlesubventionen ausgegeben. 72 Prozent davon gingen direkt an Kohlekraftwerke. Ob der Rückgang, der seit 2013 zu beobachten ist (vgl. Diagramm oben), anhält, bleibt abzuwarten.

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Fast die Hälfte des in der Europäischen Union verbrauchten Palmöls ist «Biodiesel». Das zeigt eine Studie der Umweltorganisation «Transport & Environment». Von 2010 bis 2014 hat sich in der EU die Beimengung von Palmöl zu Biodiesel auf 3,2 Millionen Tonnen versiebenfacht. Doch für den Anbau von Palmölpflanzen werden Regenwälder gerodet und damit das über Jahrhunderte gespeicherte Kohlendioxid freigesetzt. Deshalb ist Palmöl als Biodiesel klimaschädlich. In der Schweiz müssen Biotreibstoffe vom Anbau der Rohstoffe bis zu ihrem Verbrauch mindestens 40 Prozent weniger Treib­ hausgasemissionen er­ zeugen als fossiles Benzin.

Foto: getty / Martin Hospach

Milliarden USD

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BIODIESEL IST KLIMASCHÄDLICH


Den Stromfressern wird das Lachen vergehen Der Bundesrat hat neue Effizienz­ vorschriften für Elektrogeräte, Heizungen und Wassererwärmer erlassen. Zudem verbesserte er die Käuferinformation bezüglich des Energieverbrauchs von Personen­ wagen. Die Änderungen traten mehrheitlich am 1. August 2016 in Kraft. Unter anderem wurde die Effizienzklasse für Haushalt­ kaffeemaschinen geändert: Beste Effizienzklasse ist jetzt A+++ und nicht mehr A.

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Spotlights

Schweizer Solarpreis für Plusenergiehaus von 1765 Es ist über 250 Jahre alt, und dennoch gehört das Doppeleinfamilienhaus von Christian und Elisabeth Anliker wohl zu den i­ nnovativsten Bauten der Schweiz. Das ehemalige Glaserhaus wurde 2015 zu einem Plusenergiebau saniert und erzeugt seither – unter ­anderem dank der dachintegrierten Photovoltaik­ anlage – viermal mehr Energie, als es effektiv verbraucht. Eine enorme Leistung, fand die Solar-Agentur Schweiz und zeichnete es mit dem Schweizer Solarpreis 2016 aus. solaragentur.ch

DEN BUS NICHT GEHÖRT

Wenn die Kinder aus dem Zürcher Quartier Altstetten künftig nicht rechtzeitig zum Unterricht erscheinen, könnte dies am neuen Elektrobus liegen, der dort getestet wird und in weiteren Quartieren folgen soll. Der mit einer 500-Kilogramm-Batterie ausgestattete Bus ist so leise, dass man ihn nicht mehr von Weitem hört und auch dann noch erwischen würde, wenn er bereits in Sichtweite ist. Dafür aber können sich die Anwohner – besonders nachts – über geringeren Lärm und über ­weniger Schadstoffe freuen. Wie die Verkehrsbetriebe Zürich setzt auch Postauto auf Batterie statt Tank und prüft Elektrobusse zweier Anbieter unter anderem im Berner Mittelland. Ob sich diese bewähren, hängt vor allem von der Lebensdauer der Batterie und deren Reichweite ab. Einen vollen Tag muss diese durchhalten, bis sie über Nacht wieder ans Netz darf.

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Picknick auf dem Strommast Eine besondere Idee zur Verwendung alter Gitterstrommasten entwickelten Architekten für den Nationalpark Norra Djurgården in Stockholm. Dort sollen Besucher in Zukunft die herrliche Aussicht auf die Stadt am Wasser von oben geniessen können. Die Strommasten, deren Entsorgung zu teuer war und die deshalb umgenutzt werden sollen, werden zu Aussichts- und Picknicktürmen umfunktioniert. Så kul!


«Durch eine Flatrate wird Strom für alles attraktiv. Energieeffizienz braucht andere Anreize als den Preis.» Frank Krysiak, Professor für Umweltökonomie und Forschungsdekan an der Universität Basel In einer Rede am 4. Berner Cleantech-Treff

Fotos: Solar-Agentur, Anders Berensson Architects, Coolar, Schröder + Schömbs PR, Glice

Ein Kühlschrank ohne Strom Weltweit leben mehr als 1,4 Milliarden Menschen ohne Elektrizität und damit auch ohne Kühlschrank. Sie können nicht nur ihre Lebensmittel nicht kühlen, auch lebensrettende Medikamente können ­kaputtgehen – besonders in Entwicklungsländern ein grosses Pro­ blem. Die Lösung: ein Kühlschrank ohne Strom. Diese Idee ent­ wickelte Julia Römer, Wirtschaftsingenieurin für technische Chemie und Verfahrenstechnik an der TU Berlin, und gründete das Start-up Coolar. Mithilfe von Adsorption wird Wärme in Kälte umgewandelt. Destilliertes Wasser verdunstet im Inneren des Kühlschranks im ­Unterdruck. Dabei entsteht Verdunstungskälte, wie man sie auf nasser Haut empfindet. Der Wasserdampf wird von Silikagel – wie wir es von den weissen Tütchen in Kleiderverpackungen kennen – aufgenommen. Mit Warmwasser, erzeugt durch Solarthermie oder Ab­ wärme, wird das vollgesogene Silikagel dann getrocknet. So kommt Coolar ohne schädliche Kältemittel aus und braucht weder Batterie noch Strom. Julia Römer steht mit Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen in ständigem Austausch, welche Anforderungen ein Kühlschrank in Entwicklungsländern erfüllen müsste. D ­ erzeit ­werden erste Feldversuche vorbereitet. Sind sie erfolgreich, beginnt die Serienproduktion. coolar.co

Zwei helle Köpfe …

Viktor Meier und Toni Vera Das muss doch gehen, dachte sich der ­baskische Eishockeyspieler und Halbprofi Toni Vera: eine Eisbahn unter der Sonne Spaniens – das ganze Jahr bespielbar. ­Inspiriert von seiner Idee, begann der Ingenieur- und Sportwissenschaftler, mit ­Eisfeldern aus Kunststoff zu experimentieren. Als der Luzerner Viktor Meier eine BBC-Dokumentation über Vera sah, griff er ohne zu zögern zum Telefon und rief den Hockeyspieler an. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und schlossen sich zusammen. Meier kündigte seinen gut bezahlten Job bei einem Schweizer Konzern und gründete mit Vera zusammen die Firma Glice.

… und ihre Idee

Eishockey im Sommer Eine perfekte Eisbahn – ganz ohne Eis: Mit der richtigen Mischung und ­Ver­arbeitung von Polymeren, Silikon und Additiven entwickelten die beiden Jung­ unternehmer synthetisches Eis, das sich fast so anfühlt wie richtiges. Ein Erfolgs­ rezept, denn mittlerweile hat die Firma ­Glice mit Hauptsitz in Luzern rund 200 Kunststoff-Eisbahnen in 60 Ländern verkauft. Neben klassischen Eishockey­ nationen wie Russland oder Kanada stehen die Glice-Kunsteisbahnen auch in exo­ tischen Ländern wie Saudi-Arabien, Katar, China oder Chile (siehe Bild). glicerink.com

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Arbeiten, ungebunden an Ort und Zeit. Marketingfrau Angela Zellweger hat ihre zwei letzten Arbeitsplätze digitalisiert. Als fiktive Figur «Nina» besucht und interviewt sie heute Unternehmen und Start-ups.

Fotos: Raffael Waldner

Angela 4.0

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Angela Zellweger in ihrer Wohnung, in der sie arbeitet und Kunden empfängt – davon zeugen die vielen bunten Post-itZettelchen an Tür, Wand, Tisch.

Friede allen Eintretenden, gute Gesundheit all jenen, die das Haus verlassen: So steht es sinngemäss in Lateinisch über dem Türbogen der Nummer 11 in der Altstadt von Solothurn geschrieben. Der Lift rumpelt nach oben, am Gemäuer vorbei, die Wohnungstür öffnet sich laut, der Blick geht zur Zwischenetage, wo nackte Füsse erscheinen. Angela Zellweger, 31, lacht, und es ist frisch, die Körperspannung verrät den Sport, der Teint die Natur. Sie nickt, sie ist kein Nerd. Kein Pizza­ gesicht. Sie ist glücklich. «Noch nie so wie heute!» Sie führt den Besucher an ihren Arbeitsplatz in der guten Stube dieser digitalisierten Zeit, in der Post-it-Zettel, gelb, zerkritzelt, zerknittert, an der Wand kleben, an der Tür, überall. Der Boden knarrt, als sie den Kaffee bringt, am schweren, langen Holztisch vorbei, wo oft Freunde und Kollegen sitzen und schwatzen. Sie gleicht ihrem digitalen Alter Ego, der Start-up-Reporterin Nina, hat sogar eine ähnliche Brille. Nina besucht Unternehmen und Start-ups, stellt sie dann auf hellonina.ch vor, gibt Tipps und weist auf Events der Szene hin. Sie sei wie der ­Samichlaus, lacht sie. Fiktiv, aber doch präsent. Digital und doch greifbar. Ohne die Digitalisierung wäre Angela nur ­Angela. Mit einem Job bei einem grossen Unternehmen. Mit täglichen Pendelfahrten zum Schreibtisch, dem Altar des präsenzorientierten Managements. Doch die Zeiten ändern sie. Jetzt hat sie ihre zwei letzten Arbeitsstellen sozusagen digitalisiert und auf ihrem Notebook mit dem Apfelzeichen nach Hause mitgenommen.

Digitalisierung erfasst uns Hello Digivetia: Die Schweiz wandelt sich zu einem digitalen Land, in dem Arbeits­ prozesse zunehmend von Smartphones,

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Sensoren und Software gesteuert werden. Von dieser Entwicklung wird kaum eine Branche verschont bleiben. Getroffen hat es längst die Bankschalter, die durch Bancomaten ersetzt werden, digital gesteuerte Geld­roboter. Die Grossverteiler machen Versuche, das Kassenpersonal vom Warenband abzuziehen, dafür die Kunden die Scanningarbeit machen zu lassen. Die T ­ axifahrer hat Uber am ­Wickel, die ­Musiker Apple und Spotify, die Fabrikanten sehen langsam die Konturen der «Industrie 4.0», mit ihren Robotern, 3-D-Druckern und der digitalen Verkettung von Produktionsprozessen. Die Elektrizitätswirtschaft befindet sich am Anfang einer Transformation hin zu Dienstleistung, die Versorger werden zu Betreibern eines intelligenten Stromnetzes, während Kunden ihren Strom dank Solartechnik zunehmend selbst produzieren, der Strom bei den Versorgern nur noch weniger als die Hälfte des Umsatzes ausmachen wird. Die Sonne strahlt gratis. «Es wird für Kleinkunden eine Flat­ rate geben», sagt Frank Krysiak, Professor an der Universität Basel und Leiter des Swiss Competence Center for Energy Research. Die kennen die Telekom­ anbieter für Sprache und Daten längst.

Nina erwacht zum Leben Auch bei Angela Zellwegers früheren Arbeitgebern machte man sich Gedanken über die Folgen der Digitalisierung. Der eine, ein Hersteller von Hygienepapier, kann seine Kunden fast nur noch über Social Media ansprechen, der andere, ein Anbieter von Treuhanddienstleistungen, fürchtet neue Konkurrenz aus dem Netz. «Disruption» und «Null  Grenzkosten» sind die Begriffe, die eng mit den Folgen der Digitalisierung verknüpft sind. «Für mich sind es Chancen», sagt Angela Zellweger, die ihre längst ergriffen hat. Bei ihrem letzten Arbeitgeber wurden verschiedene digitale Figuren entwickelt, darunter die Nina, um «eine Brücke zwischen On- und Offline zu bauen», sagt Angela Zellweger, oder im Fachjargon: um die Kundenschnittstelle nicht zu verlieren. Denn die Digitalisierung erlaubt es irgendeiner Firma, sich zwischen Kunden und Unternehmen zu drängen. «Disruption» meint die Zerstörung althergebrachter Geschäftsmodelle und Kundenbeziehungen. Ein anderer Effekt

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der Digitalisierung wird derzeit heiss diskutiert: die «Null-Grenzkosten-Gesellschaft». Darum geht es: Fixkosten definieren die Produktmengen, die es zu verkaufen gilt, um nicht in die roten Zahlen zu geraten. Grenzkosten sind die Aus­ lagen, die es zur Erhöhung der Produktion braucht. Für viele Produkte sind sie

Gut zu wissen

durch die Digitalisierung beinahe bei null. So kostet es praktisch nichts, digitalisierte Musik zu verbreiten. Somit spielt es betriebswirtschaftlich keine Rolle mehr, wie viele Fans den neuesten Bieber-Song hören. Es braucht nicht einmal mehr ­ Bargeld und Banken: Digitalgeld gibt es bereits in verschiedensten «Prägungen».

!

Mehr über Digitalisierung der Arbeit Villageoffice: villageoffice.ch Coworking Switzerland: coworking.ch Work Smart Initiative: work-smart-initiative.ch

Ist Angela ­Zellweger nicht zu Hause, ­arbeitet sie von unterwegs in «Coworking Spaces».


«Arbeiten 4.0»: Die Genossenschaft «Village­ office» will Arbeits­plätze zurück in die Dörfer bringen.

Experten sehen durch die Digitalisierung eine neue Wirtschaft im Entstehen: Der amerikanische Starökonom Jeremy ­Rifkin spricht von Collaborative Commons (von einer Wirtschaft des Teilens), der Schweizer Autor Philipp Löpfe in seinem neuesten Buch von der Geburt einer neuen Tauschgesellschaft auf einem h ­öheren Niveau als vor der Geldwirtschaft.

Das neue smarte (Arbeits-)Leben Zurück zur Realität. Jener Angela Zellwegers. Sie arbeitet nicht nur zu Hause, sondern unterwegs in «Coworking Spaces». Diese werden noch mit Geld bezahlt, belegt, wenn man sie braucht. Der Arbeitsplatz wird geteilt. «Arbeiten 4.0» nennt sich das in Anlehnung an die «Industrie 4.0». Die Genossenschaft «Villageoffice» will solche Büros in der Wirtschaft und in den Gemeinden verankern, eine Alternative zu Home Offices anbieten, um die Pendlerströme zu verringern, die Unternehmen flexibler, Mitarbeitende produktiver zu machen. Angela Zellweger zählt zu den Partnern der ersten Stunde. Nur zu logisch. «Ich bin da hineingerutscht», sagt sie, die ursprünglich mit OnlineMarketing nichts zu tun hatte, jedoch begeisterte Facebook-Nutzerin war. Sie erkannte in der Innovationsgruppe ihres Arbeitgebers ihre Chance, nicht länger stumpfes Pendeln ertragen zu müssen, sondern den Arbeitstag kreativ zu leben.

Sie gründete ein Unternehmen, fasste den Auftrag, Nina zum Leben zu erwecken, übernahm die Social-Media-Aktivitäten ihres ehemaligen Arbeitgebers und hat nun die erste Mitarbeiterin. Am Küchentisch hat’s noch Platz, die Anforderungen sind hoch: immer auf dem Sprung, stets greifbar, virtuell berührbar. Auch Angela Zellweger hat es schwerer als Unternehmensgründer in klassischer Manier: Sie muss Geld verdienen, mit der digitalen Assistentin Nina, und gleichzeitig offen bleiben für neue Modelle, transparent arbeiten, gut zuhören, aufmerksam sein und rasch reagieren: «Der Weg entsteht beim Gehen!» Was sie meint: In der digitalisierten Wirtschaft probieren Unternehmen vieles aus und verwerfen es wieder, wenn es nicht klappt. Businessmodelle entstehen im Einklang mit den Kunden. Es macht sie glücklich. Gemütlichkeit am Schreibtisch, geregelte Zeiten, irgendwelche Teilaufgaben, ohne das grosse Ganze, so möchte sie nie mehr arbeiten. Präsenz gibt’s bei ihr gedanklich. Kreativ. Und als Aufkleber. «Nina was here!», den hinterlässt sie den interviewten Unternehmern. Sie ist analog und digital zugleich. Sie pflegt bewusst ihre Offlinezeiten, mit Yoga oder Joggen, ist aber auch des Nachts um drei bereit, einen drohenden Shitstorm abzuwenden. Die SingleFrau («Welcher Mann hält meinen Lifestyle aus?») richtet ihre Arbeitszeit nach den Bedürfnissen ihrer User aus.

Die Zukunft ist hybrid Ihr Weg wird immer breiter, der Grund fester, die Klickzahlen steigen. Vor dem Eintreten in die Digitalisierung müsse niemand Angst haben, sagt sie, es sei eine Chance für jeden Einzelnen, aber auch für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Sich anpassen reiche nicht, die Digitalisierung müsse konsequent in die Arbeitsprozesse integriert werden. Die Zukunft ist beides. Dafür stehen sie und Nina. Bewusster offline. Agil online. «Die Stimmung ist ansteckend», sagt sie, meint nicht nur diejenige am Küchentisch schräg gegenüber ihrem Arbeitstischchen. Die neue Arbeit der vierten Generation erfüllt sie sichtlich. Sie checkt ihre Mails, nimmt das Smartphone in die Hand, prüft Instagram, fühlt sich kreativer und produktiver, schiesst zum Abschied ein Foto des Besuchers, das umgehend auf Instagram landet und auf hellonina.ch. Er verlässt sie. Verstaut Papier und Bleistift. Und erkennt, die Inschrift an ihrem Haus stimmt: Angela Zellweger hat ihren Frieden im neuen System der Arbeit gefunden.  Text: Bruno Habegger

Notiz

Digitale CH-Offensive Die Schweiz will bei der Digitalisierung führend sein. Das will der Bundesrat. Das will die Industrie. «Digital Switzerland» heisst die neue, ursprünglich in Z ­ ürich entstandene Standortinitiative. Ziel ist, die Schweiz als attraktiven ­Standort für digitale Start-ups, Unter­ nehmen und Talente zu positionieren sowie Firmen bei der digitalen Transfor­ mation zu unterstützen. Im kommenden Jahr soll die Digitalisierung auch von ­Lausanne aus (über die École Polytechnique Fédérale de Lausanne, EPFL) ­vorangetrieben werden. Im Tessin wird zudem eine Zusammenarbeit mit dem T ­ icino Fashion Valley geprüft. digitalswitzerland.com

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Infografik

Der Kreislauf der Solarmodule Das Recycling von Photovoltaikmodulen ist wichtig, weil pro pro­duzierte Kilowattstunde viel Glas und Metall verbaut wird. Da der Photovoltaik(PV-)Boom erst einige Jahre alt ist, gibt es noch nicht viele PV-­Anlagen, die schon ausgedient haben und rezykliert werden ­können. Es ist aber mit einem raschen Anstieg zu rechnen.

Nutzung Eine Solaranlage liefert während ihrer ­Lebenszeit von rund 25–30 Jahren etwa zwölfmal so viel Energie, wie zu ihrer ­Herstellung aufgewendet werden musste. Die Energie zu ihrer ­Herstellung (graue Energie) ist also bereits nach 2–3 Jahren zurückgewonnen.

Defekte PV-Module

70 t = 0,05 % gesammelte PV-Anlagen 2015

des gesammelten Elektroschrotts

Die direkte Wiederverwendung von Teilen einer PV-Anlage ist nicht ­möglich, da diese nicht normiert sind.

25–30 Jahre Lebensdauer

Recyclinggebühr

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Gesetzliche Situation Es gibt zurzeit (Oktober 2016) in der Schweiz keine ge­setzliche Ver­pflichtung, PV-Module zu rezyklieren. Das Bundesamt für Umwelt arbeitet jedoch seit Jahren an der Revision der entsprechenden Verordnung, in der es aber nicht nur um PVModule geht, sondern generell um Elektroschrott («Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Ge­räte»). Die vorgesehene Pflicht für ein PV-Recycling ist nicht der Grund für die Verzögerung der Revision.

Infografik: Pia Bublies

Die Erhebung einer obligatorischen vor­gezogenen Re­cyclinggebühr (vRG), die beim Kauf einer PV-Anlage bezahlt werden muss, ist in der Schweiz vor­gesehen, aber noch nicht beschlossen. Auf f­ reiwilliger Basis existiert aber eine vRG, die von zahl­ reichen Herstellern und Importeuren a­ nge­wendet wird. Damit wird die ­Finanzierung des ­Recyclings ­gesichert. 2016 betrug die vRG auf PV-­Module und -Kom­ponenten 4 Rappen pro Kilogramm.


Sammelstelle ngesichts der noch geringen jährlichen Mengen A aus­gedienter PV-Module gibt es in der Schweiz kein R ­ ecyclingwerk, sondern nur ein Sammelsystem (seit Anfang 2015). Die nächstgelegene Sammelstelle kann unter erecycling.ch/recycle ­ gefunden werden.

Recyclingwerk PV-Module sind kein Gefahrenabfall

ie eingesammelten PV-Module werden unzerlegt D in deutsche Recyclingwerke im grenznahen Ausland ­transportiert.

5 %

entsorgt

Zielsetzung

95 %

Die Stoffkreisläufe sind zu schliessen, um die natürlichen Ressourcen zu schonen.

rezykliert

Wiederverwertung

Produktion PV-Module bestehen primär aus Glas, Metallen und Kunststoffen.

Glas Metalle Kunststoffe (thermische Verwertung)

Aufbau eines PV-Moduls Glasscheibe Kunststoffschicht Solarzelle Kunststoffschicht Elektrischer Anschluss

Kein Halbleiterrecycling PV-Module haben nur einen sehr kleinen Anteil an Halbleitermetallen (0,1–0,2%). Deshalb lohnt sich deren Recycling nicht. Zudem ist die Gewinnung von Halbleitermetallen aus gebrauchten PV-­ Modulen energetisch ähnlich aufwendig wie die Neuproduktion.

Alurahmen

Bestandteile in Prozenten

80–95 % Glas

10–20 % Aluminium, Kupfer, Kunststoff

0,1–0,2 % Halbleitermetall (z. B. Silizium) 13


WIE ENTSTEHT KÜNSTLICHER SCHNEE? Zuerst werden Wasser und Druckluft durch Düsen gepresst; beim Austritt aus diesen sogenannten Nukleator­ düsen entspannt sich das Luft-WasserGemisch, kühlt sich dadurch ab und bildet Eiskeime. Diese werden dann mit zerstäubtem Wasser in ­Kontakt gebracht. So entstehen in kalter Luft innerhalb von etwa zehn S ­ ekunden Eiskügelchen. Nukleatordüse Einkeimung Eiskeim

Wasser Eis

Wasserdüse Boden

sparungen möglich. Denn weniger Wasser bedeutete auch weniger Kunstschnee.

Fast die Hälfte der Schweizer Pisten wird heute künstlich beschneit. Dies braucht vor allem viel Wasser, aber auch Energie. Doch die die Systeme für die künstliche Beschneiung werden immer effizienter.

Energiegeladener Schnee Im Sommer geht es ans Meer zum Baden, im Winter in die Alpen zum Skifahren – für viele Schweizerinnen und Schweizer gar keine Frage. Doch ausreichend Schnee im Winter ist auch in den Bergen inzwischen alles andere als selbstverständlich. Wegen der Klimaerwärmung schneit es weniger, und die Gletscher schmelzen. Daher werden heute fast 50 Prozent der Skipisten in der Schweiz künstlich beschneit. Ohne diese Massnahme blieben die Wintertouristen aus. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass die künstliche Beschneiung viel Energie benötigt. Bei einer beschneiten Pisten­fläche von rund 11 450 Hek­ taren und e­inem geschätzten Energieverbrauch von 17 500 Kilowattstunden

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(kWh) pro ­Hektare und Winter ergibt das einen Bedarf von rund 200 Mio. Kilowattstunden – dies entspricht der Versorgung von gut 57 000 Durchschnittshaushalten (bei 3500 kWh pro Haushalt und Jahr). Auch der Wasserbedarf ist enorm. Zwar gibt es offiziell keine aktuellen Zahlen. Im Winter 2013/2014 wurden laut dem Umweltverband Mountain Wilderness in der Schweiz jedoch 6 bis 14 Mio. Kubik­ meter Wasser für künstlichen Schnee verwendet; dies kommt dem jährlichen Wasserverbrauch der Stadt Bern gleich. Die Systeme zur künstlichen Beschneiung werden allerdings immer effizienter, was zumindest den Energiebedarf senkt. Beim Wasser hingegen sind keine grossen Ein-

Bis zu 80 Prozent Energie gegenüber herkömmlichen Schneekanonen sparen die Schneilanzen, welche die Luzerner Firma Bächler zusammen mit dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung entwickelt hat. Diese Schneilanzen werden mittlerweile auf der ganzen Welt verkauft. Doch auch in den heimischen Bergen kommen sie zum Einsatz, unter anderem in einem der grössten Wintersportorte der Schweiz: in Zermatt. Zwar handelt es sich hier um eines der höchstgelegenen Skigebiete der Schweiz, allerdings in einer der trockensten Gegenden des Landes, sodass es manchmal wenig natürlichen Schnee gibt. Folglich werden denn auch sämtliche Pisten, ausser ein paar sehr hoch gelegene Gletschergebiete, künstlich beschneit. Pro Saison brauchen die Schneilanzen und Schneekanonen rund ums Matterhorn fast 5 Mio. Kilowattstunden Strom. Die Tendenz allerdings ist sinkend: «Wir ersetzen ältere Anlagen durch neue, energieeffizientere Schneilanzen oder statten sie mit energiesparenden Köpfen aus», erzählt Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen AG. Auch eine Weiterentwicklung der Schneilanzen von B ­ ächler testet Zermatt derzeit: Diese werden durch Wasserdruck betrieben und funktionieren sogar ganz ohne Strom – sofern das Wasser nicht in die Höhe gepumpt werden muss, um den Druck zu erzeugen.  Text: Sarah Hadorn

Foto: Zermatt Bergbahnen AG

Beispiel Zermatt


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Die Energieversorgung wird immer dezentraler. Unser Leben auch – sofern die (virtuelle) Verbindung zur Welt gesichert ist. Im Spagat zwischen Unabhängigkeit und Zugehörigkeit sitzt so eine ganze Generation: zwischen Job in der Grossstadt und ­Heimwerken auf dem Lande. Hat das Zukunft? Experten sagen Ja.

ENERGY HUB: ENERGIE TEILEN IM QUARTIER Die Energieversorgung erlebt eine Dezentralisierung – dem trägt das eidgenössische Forschungsinstitut Empa Rechnung und testet derzeit in seinem Haus der Zukunft NEST den Energy Hub. Dieser besteht aus Komponenten, die Energie erzeugen, speichern, umwandeln und wieder abgeben können. Die Wohneinheiten sind wie ein Quartier an unterschiedliche Strom-, Wärme- und Gasnetze angeschlossen, die Energieflüsse in beide Richtungen zulassen. So kann zum Beispiel die Wärme in einer Einheit, in der es zu warm ist, dorthin geleitet werden, wo es zu kalt ist. Ebenfalls am Energy Hub angeschlossen ist ein weiteres Projekt der Empa: Move. Hier geht es darum, herauszufinden, wie überschüssige Energie für die Mobilität eingesetzt und wieder zurückgegeben werden kann.

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Die Menschen von heute: Sie häkeln, sie stricken, sie backen, und sie züchten Wildkräuter auf dem Balkon. Fastfood ist out, Bio Trumpf, «selbstgemacht» das Wort der Stunde. Unabhängigkeit und Umweltbewusstsein sind Werte, welche dahinterstecken. Werte, die auch die Energieversorgung beeinflussen. So entsteht immer mehr Energie dezentral, zum Beispiel mithilfe von Sonnenlicht auf privaten Hausdächern. Treiber dafür sind natürlich auch die geplante Abkehr von der Kernenergie und die damit verbundene Förderung erneuerbarer Energien. Jedenfalls hat sich die Zahl der Solaranlagen in der Schweiz in den letzten fünf Jahren fast verzehnfacht. Und in der Branche werden neue, kreative Modelle entwickelt, wie die «selbstgemachte» Energie geteilt werden könnte. Wie man sie zum Beispiel unter Nachbarn austauschen könnte wie Eier oder Mehl – dies ein Modell des eidgenössischen Forschungsinstituts Empa, das derzeit den Energy Hub testet, im Quartier der Zukunft (siehe Kasten). Damit ist das Institut am Puls der Zeit; das Quartier gewinnt an Bedeutung. Denn es ist nicht nur Unabhängigkeit, nach der die Leute zunehmend streben. «Gleichzeitig haben die Menschen das Bedürfnis nach Nähe und Zugehörigkeit», sagt der Zürcher Sozialgeograf Philipp Klaus. Zugehörigkeit im Kleinen, zu einem Quartier, das nicht bloss Schlafstadt ist, sondern auch eine dezentrale Versorgung bietet: eigene Läden, Restaurants, Veranstaltungen.

Generation «New H» «Der Diskurs über dezentrale A ­ ngebote ist wiederbelebt worden, nachdem er

l­ange Zeit vernachlässigt worden war», fährt Philipp Klaus fort. Er nennt die Stadt Schlieren bei Zürich als Beispiel, bei dem die Auseinandersetzung mit dem Thema bereits Früchte getragen hat. In der Tat ist Schlieren weit mehr als ein Aussenquartier, wo man vergleichsweise günstig wohnen kann. Die beiden relativ neuen Stadtteile «amRietpark» und «Schlieren West» beispielsweise verfügen über eigene Läden, Restaurants und Kinderkrippen – «Schlieren West» sogar bald über eine eigene Schule. Wer nicht will, muss das Quartier nicht mehr verlassen. Etwas, was «Strom»-Redaktorin Katharina Rilling ­natürlich trotzdem tut. Dennoch schätzt die frischgebackene Rietparkerin «ihr» Quartier: «Lebensmittel kaufe ich nicht mehr in der Stadt ein, ich habe hier alles, was ich brauche», liefert sie einen Grund dafür. Auch Yoga und Fitness kann die 33-Jährige sozusagen vor der Haustür betreiben. Wovon sie allerdings längerfristig träumt: «Ein Häuschen in der Natur wäre schon schön …» Damit ist unsere Redaktorin nicht alleine. Mit ihr träumt eine ganze G ­ eneration ­moderner, urbaner Menschen: Man kann sie «New-H-Bewegung» nennen. Sie schuldet ihren Namen einer Handvoll New Yorker Hipstern, die von Manhattan in ein Örtchen am Hudson River in einen gut organisierten suburbanen Lebensraum – abseits der Metropole – geflüchtet sind. «Der Lebensentwurf der Bewegung basiert auf einer grossen Naturnähe, ­einem hohen Grad an Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und Energie und einer starken virtuellen Nabelschnur, die den Anschluss an die Welt sichert», sagt

Foto: Daniel Winkler

Weltbürger im Quartierverein


Thomas Sauter-­ Servaes, Mobilitätsforscher und Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (siehe Kasten unten).

Natur und Zeit Die Bedürfnisse dahinter wiederum: Unabhängigkeit, aber auch Zugehörigkeit. Dazu die Sehnsucht nach erdender Natur und mehr Zeit, die heute viele als Luxusgut empfinden. Langsame Handarbeit als Ausgleich in einer schnellen, globalisierten Welt voller Push-Nachrichten, zur «Entschleunigung» – auch deshalb wird gebacken, auch deshalb wird gestrickt. Nur: Ist es denn überhaupt realistisch, nur noch virtuell mit der Welt verbunden zu sein? «Das kommt auf den Arbeitgeber und die Branche an», sagt Philipp Klaus. Und was, wenn die Arbeitgeber stattdessen ebenfalls aufs Land ziehen und wir unseren Lebensstil einfach dort fortführen? Wie erholsam ist es dann auf dem Lande noch?  Text: Sarah Hadorn

Gut zu wissen

!

Pendeln mit fahrerlosen Autos

«Strom»-Redaktorin Katharina Rilling fand den Ausgleich: wohnen im Quartier, arbeiten in der Stadt.

Dass dereinst mehr Menschen auf dem Land leben, wo sie sich mit Lebensmitteln und Energie selber versorgen, hält Mobilitätsforscher Thomas SauterServaes für sehr wahrscheinlich. Unter anderem, weil das Pendeln einfacher werde und der spannende Job in der Stadt auf diese Weise erhalten bleibe: «Ich rechne damit, dass in weniger als fünf Jahren autonom fahrende Autos bei uns Einzug halten.» Im fahrerlosen Auto pendeln und gleichzeitig arbeiten oder sich erholen? «Wenn wir bedenken, wie schnell sich Smartphones und Tablets entwickelt haben: durchaus!»

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Strooohm!

Verdunstung treibt an Eine LED-Lampe. Ein Spielzeugauto. Angetrieben durch die Verdunstung, laut Forscher Ozgur Sahin «die fundamentale Naturkraft». Kennen wir vom Schwitzen. Dem jungen Physiker von der Universität Columbia ist es mithilfe des Heubakteriums gelungen, einen künstlichen Antrieb zu bauen. Einen Muskel sozusagen. Mit Bakteriensporen auf einer Folie, die je nach Luftfeuchtigkeit grösser werden oder wieder schrumpfen. Dereinst sollen Roboter, Sensoren und andere Geräte damit angetrieben werden, in Umgebungen, wo kein Strom hinkommt. Dafür viel verdunstet.

Illustration: Stephan Schmitz

extremebio.org

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Unser Stromverbrauch steigt während der Feiertage deutlich an: S. A. F. E., die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz, rechnet mit 100 Mio. Kilowattstunden. Das entspricht dem Verbrauch von 25000 durch­ schnittlichen Vierpersonenhaushalten in einem Jahr. Umso wichtiger ist es, den Energieverbrauch auch während der Festzeit im Blick zu behalten.

Energieeffizienz rund um den Christbaum  Text: Janine Radlingmayr

Weihnachtsstern Zum Träumen Energiesparender leuchten nur echte Kerzen: Die Luminara Dream Candle in Gold ist eine sichere und saubere LED-Kerze aus Paraffin. Ihre künstliche Flamme stellt sich auf Wunsch nach fünf Stunden automatisch ab.

Ob am Fenster oder in der Stube: Dieser LED-Metallstern in Kupfer taucht Ihr Zuhause in goldenes Licht. Dank seiner ­modernen Lichttechnik hilft er, den Stromverbrauch zu reduzieren und die Beleuchtungsqualität zu verbessern. LED-Stern – 39.90 Franken – manor.ch

Luminara Dream Candle – 31.10 Franken – galaxus.ch

Strahlendes Engelshaar

Fotos: galaxus.ch, manor.ch, globus.ch, swisscom.ch, logitech.com, foobot.io

Gesteuerte Wärme Während der Festtage ist man viel unterwegs, möchte es aber trotzdem warm haben, sobald man zu Hause ist. Die Tado-App auf dem Smartphone der Bewohner erkennt, wann der Letzte das Haus verlässt, und dreht die Heizung automatisch herunter. Macht sich der erste Bewohner auf den Heimweg, wird das Zuhause auf die gewünschte Temperatur vorgewärmt. Dieses Gadget hilft, mit intelligenter Heizungs­steuerung bis zu 30 Prozent Heizenergie zu sparen. Tado-Thermostat – 199 Franken – swisscom.ch

Duftalarm Foobot ist eine kleine Box, die nicht nur die ­Temperatur und die Luftfeuchtigkeit misst, sondern auch die Luftqualität. Ist diese in Ordnung, leuchtet Foobot blau, sonst rot. Bei Blaulicht in der Stube kann man nach dem Fondue darauf verzichten, das Fenster zu öffnen – und spart so Heizkosten.

Was für ein schöner Goldton! Kein Wunder, trägt diese LED-Kette für drinnen und draussen den schönen Namen Engelshaar. Ihr warmes Licht schafft eine gemütliche Stimmung. Erhältlich in drei verschiedenen Längen, kann man sie auch wunderbar in Gefässen leuchten lassen. LED Angel Hair – 79.90 Franken – globus.ch

Smarter Geschenktipp Die Logitech-Tastatur K810 hat einen Bewegungssensor, der Hände erkennt und die Tastenbeleuchtung einschaltet, sobald Sie sich der Tastatur nähern. Somit wird Energie gespart, wenn die Tastatur nicht verwendet wird. Auch sparsam: Die Beleuchtung passt sich automatisch den Lichtverhältnissen an. Logitech K810 – 139 Franken – logitech.com

­Foobot – 220 Franken – foobot.io

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Ein Stück, das zum Nachdenken anregt: Lichtkünstler Klaus Grünberg entwarf das Bühnenbild für die Inszenierung der Oper «De Materie» auf der Ruhrtriennale 2014.

Sind es Expeditionszelte? Oder Flüchtlinge? Das Licht verhüllt die Menschen im Bühnenbild des Lichtdesigners Klaus Grünberg, schattet Geist und Materie, Natur und Wissenschaft aus. Bei der Neuinszenierung der selten gespielten Oper «De Materie» des niederländischen Komponisten Louis Andriessen liessen sich Klaus Grünberg und Regisseur Heiner Goebbels Bilder einfallen, die sich

Bühnenbildner Klaus Grünberg aus Hamburg: klausgruenberg.de

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einbrennen. Sie unterstützen die Komposition, die durch die Lichtstärke Plastizität erhält. So wie beim Ursprungswerk von Andriessen das Wechselspiel zwischen Geist und Materie, Mythologie und Glaube, Natur und Wissenschaft im Zentrum stand, so versuchten auch Grünberg und Goebbels, mit diesen Elementen zu spielen, indem sie etwa eine Schafherde mystisch unter einer Zeppelinwolke inszenierten oder den Chor vor einer Wand fast zum Verschwinden brachten. Die Zelte gleich zu Beginn bilden eine Flucht in den 160 Meter tiefen Bühnenraum. In der Aufführung ging es definitiv um mehr als den einzelnen Menschen und das, was er sehen und kontrollieren kann. Die Inszenierung war die erste szenische Aufführung der Oper, seit sie 1989 zum ersten Mal gezeigt wurde, und tourt heute immer noch.   Text: Bruno Habegger

Fotos: Klaus Grünberg, Max Florian Kühlem

Lichtplastik


Die B端hne ist so tief, dass selbst eine ganze Schafherde darauf Platz findet.

K端nstler Gr端nberg inszeniert das Wechselspiel zwischen Geist und Materie auf der B端hne mit Licht.

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Preisrätsel

Mitmachen und gewinnen! straff, knapp, eng anliegend Süssspeise

GolfverAbscheu, band (Abk.) WiderOrt bei wille Sitten

15

sein (frz.) Fernschreiben schweiz. Rockmusiker † (Steve)

Sommer (französisch) Grautier

Gliederband staatl. Einrichtung

Ort unweit des Murtensees

5

Wirtschaftsorg. (Abk.) Schulsack (Ostschweiz)

mögliche Ursache von Bibeli

14 trostlose Wüstenei

7

Kies, Baumaterial

1

eidgenössisch (Abk.) Hund in Mickymausfilmen

königlich (Abk.)

11 Leerung eines Warentransporters

Schweizer. Depeschenagentur (Abk.)

10

Sauce zum Eintunken Esslöffel (Abk.)

Gewerkschaft (Abk.) Architektenbund

Teilnahmeschluss 16. Dezember 2016

3

13

Gesellschaftsanzug für den Mann

afrikanische Kuhantilope

1. Preis

Film von 1997 über ein Schiffsunglück

Das Lösungswort des letzten Preisrätsels lautete: «Achtsamkeit»

HOTEL ENGADINERHOF VIER NÄCHTE ZU ZWEIT

6

zweiter Heuschnitt

drei Musizierende

Geniessen Sie im Januar oder März 2017 zu zweit fünf Tage im Nostalgiezimmer des Hotels Engadinerhof in Pontresina. Vier Übernachtungen mit Halbpension im Nostalgiezimmer, ganz in Arvenholz gekleidet, mit Nostalgiebad und freistehender Badewanne, im Wert von rund tausend Franken (inkl. öffentlichen Verkehrs). engadinerhof.com

Bündel von Schriften Trugschluss

nein (engl.)

12 9

neun (englisch)

1

2

3

4

5

6

Der Luftwäscher Robert von ­Stadler Form im Wert von 599 Franken befeuchtet und ­reinigt die Luft und sorgt für ein sauberes und angenehmes Raumklima. Er verdunstet bis zu 13,2 Liter Wasser pro Tag und ist damit auch für ­grosse Räume bis 80 m2 ge­ eignet. Robert filtert wir­ kungsvoll Partikel aus der Luft und ist für Allergiker ideal. stadlerform.com/robert

7

Schreiben Sie uns Ihre Meinung: Infel AG, Redaktion «Strom», Postfach, 8021 Zürich redaktion@strom-zeitschrift.ch

8

Anrichteraum

2. Preis

22

Sinus (Abk.)

4

Taufzeugin

2 8

9

1. Preis Ida Schmitter, Dulliken: Küchenmaschine Kitchenaid 2. Preis Ernst Hirsig, Bellmund: Trisa Electronics «Pizza Raclette»

Ihr Feedback freut uns.

Vulkan

Gewürz

Das Lösungswort

TV-Sender (Abk.)

hölzernes KantonsRückenautokz. traggestell TV-Sender

Schweizer Aktienindex (Abk.)

französ. zunächst, unbezuvor stimmter Artikel

Wir gratulieren den Gewinnern: Schlingpflanze im tropischen Regenwald

Üetliberg

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11

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14

15

Impressum   93. Jg. | Erscheint vierteljährlich | Heft 4, November 2016 | ISSN-1421-6698 | Verlag, Konzept und Redaktion: Infel AG; Redaktion: Bruno Habegger, Sarah Hadorn, Alexander Jacobi, Bärbel Jördens, Simona Marty; Art D ­ irector: Peter Kruppa; Layout: Sebastian Mutti | Druck und Distribution: Vogt-Schild Druck AG | ­Anzeigen: Publicitas AG, 058 680 94 48, georg.baumgartner@publicitas.com |

Fotos: zVg

Reiseausrüstung

Drei Möglichkeiten, wie Sie mitmachen können: 1. Rufen Sie an unter Telefon 0901 908 118 (1 Franken pro Anruf) und sagen Sie nach dem Signalton das Lösungs­wort, Name und Adresse. 2. Senden Sie uns eine Postkarte mit der Lösung an Infel AG, «Strom»-Preisrätsel, Postfach, 8099 Zürich. 3. Geben Sie das Lösungswort online ein: strom-preisraetsel.ch


Leuchtende Fahnen erhellen die Nacht: Vom 24. November bis zum 31. Dezember 2016 wird es wieder bunt in Lausanne. Bei der ­fünften ­Auflage des «Festival ­Lausanne Lumières» ­verwandeln Künstler aus dem In- und Ausland die Innenstadt in ein farbenfrohes Lichtspektakel. ­Besucher können die dreizehn Licht­ installationen auf eigene Faust oder im Rahmen einer geführten Tour ­entdecken.  Foto: festivallausannelumieres.ch

Lichtspektakel

Galerie Energie

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Limitierte & nummerierte Sonder-Edition

Vor mehr als 80 Jahren hob sie ab Die „Grand Old Lady“ der Luftfahrt

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