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Alte Ansicht des Gutshofes in der Reichenau.
Innsbruck, Stadt der Bauernhöfe Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts prägten Bauernhöfe das Stadtbild von Innsbruck. Dieses gewohnte und alltägliche Bild hat sich aber in den letzten Jahrzehnten massiv gewandelt. von Michael Svehla
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n unserer Alltagshektik vergessen wir oft ganz, dass Innsbruck abseits vieler anderer Reize und Vorzüge auch eine Stadt der Bauernhöfe ist. Bei manchen Stadtspaziergängen trifft man stellenweise noch unverhofft auf einige solcher landwirtschaftlicher Einrichtungen, wenn auch immer seltener. Während nach dem Zweiten Weltkrieg in Innsbruck noch fast 600 Bauernhöfe aller Größen existierten, hat diese Zahl in den letzten 70 Jahren rapide abgenommen. Heute zählt das städtische Amt für Gesundheit, Markt- und Veterinärwesen nur mehr an die 70 Bauernhöfe im gesamten Stadtgebiet. Die meisten davon, rund 60 Prozent, befinden sich in Arzl und Hötting. Eigentlich keine Überraschung,
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denn sowohl die großteils erhaltene dörfliche Struktur als auch das viel langsamere Voranschreiten neuer Wohnbauten haben dort dafür gesorgt, dass die Bauernhöfe nicht so schnell verdrängt wurden. Aber auch in den anderen Stadtteilen findet sich noch die eine oder andere Bäuerin bzw. der eine oder andere Bauer: So gibt es jeweils in Pradl, Saggen, Wilten, Igls und auf der Hungerburg einen Bauernhof, in Kranebitten und Mentlberg/Sieglanger sind es zwei Höfe, in Mühlau drei, in Amras und Vill stehen noch sieben bzw. acht Bauernhöfe. Das Verschwinden vieler der einst prachtvollen Gebäude mit ihren umliegenden Wiesen und Äckern hat seine Gründe im starken und stetig fortschreitenden städ-
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tischen Hunger nach Wohnungen vor allem seit den 1960er-Jahren, im Weiteren in der Notwendigkeit bzw. im Wunsch der nachfolgenden Generationen, einen anderen Beruf zu erlernen, und schließlich im heutigen Zwang, eine bestimmte Betriebsgröße zu erreichen, um wirtschaftlich überleben zu können. In Innsbruck gibt es darüber hinaus noch eine Besonderheit: Mit dem Beginn des Autobahnbaus und der zugehörigen Anschlüsse ab Mitte der 1960er-Jahre sowie dem Ausbau des Straßennetzes verlor hauptsächlich der Stadtteil Amras nicht nur eine beträchtliche Anzahl seiner Bauernhöfe, sondern vor allem deren Bauern einen Großteil ihrer Felder.