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Atomenergie: Grünes Label für Atomkraft?

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Internationales

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Atomenergie mit grünem Label?

Gegen die zivil-militärische Nutzung von Atomenergie!

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Der zehnte Jahrestag der Katastrophe von Fukushima bestimmte die ersten Monate von 2021. Am 27. Februar veranstaltete die IPPNW das Symposium „Zehn Jahre Leben mit Fukushima“. Gemeinsam mit führenden Wissenschaftler*innen stellte die IPPNW einem internationalen Publikum den Stand der Forschung zu den Folgen der Katastrophe vor. Die Ergebnisse finden Sie hier: www.fukushima-

disaster.de

Gleichzeitig prägte die Kampagne „Tokyo 2020 – The Radioactive Olympics“ die Anti-Atom-Arbeit, die im September mit den Paralympics endete. Am 24. März übergaben wir unsere Petition mit über 10.000 Unterschriften zur Absage der Baseball- und Softballspiele in Fukushima-City und des Fackellaufs in den verstrahlten Gebieten an die japanische Botschaft. Trotz Pandemie konnten wir die bis heute dramatische Situation der Betroffenen in Fukushima einer internationalen Öffentlichkeit sichtbar machen.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Aufklärungsarbeit zu Atomkraft als angebliche Klimaretterin. Großen Raum nahm die Arbeit gegen die EU-Taxonomie ein. Die Taxonomie soll auf EU-Ebene als Nachhaltigkeitslabel eingesetzt werden. Die EU-Kommission kann mit diesem Instrument private und öffentliche Investitionen lenken. Wie und wo Green New Deals getätigt werden, wird dadurch beeinflusst. Auch Atomkraft und Erdgas sollen als nachhaltig eingestuft werden! Seit April mischt sich die IPPNW im Bündnis mit Organisationen wie „ausgestrahlt“, BUND, NaturFreunde und Fridays For Future in die Debatte um den Begriff Nachhaltigkeit ein. Gemeinsam gelang es politischen Druck zu erzeugen, so dass die EU-Kommission ihre Entscheidung immer weiter verschieben musste. Der sogenannte „delegierte Rechtsakt“ wurde in der Silvesternacht veröffentlicht und sorgte für enormen Widerstand. Noch immer ist unklar, wann die Taxonomie-Entscheidung im Laufe dieses Jahres fällt. Die Chancen, dass sie im EU-Parlament abgelehnt wird, stehen nicht schlecht.

Größter Treiber für eine Verankerung der Atomkraft in der EU-Taxonomie ist Frankreich, allen voran Präsident Macron. Frankreich versucht die Modernisierung maroder AKW und geplante AKW-Neubauten durch systematische Lobbyarbeit voranzubringen. Dahinter steht vor allem das militärische Interesse am Atomwaffenprogramm. Vor französischen Atomarbeitern erklärte Präsident Macron in Le Creusot 2020 ganz offen: „Ohne zivile Atomenergie gibt es keine militärische Nutzung der Technologie – und ohne die militärische Nutzung gibt es auch keine zivile Atomenergie.“ Ähnlichen Lobbybemühungen gab es auf der Klimakonferenz in Glasgow, auf der die IPPNW erstmals vertreten war. Bezahlte Demonstrant*innen von EDF und URENCO machten dort aggressive Werbung für Atomkraft. Um für den vollständigen Atomausstieg in Deutschland einzutreten, verstärkte die IPPNW Ende des Jahres die Zusammenarbeit mit den lokalen Initiativen in Lingen und Gronau und mit dem Träger des Alternativen Nobelpreises, Vladimir Slivyak.

Zum Jahreswechsel kam Deutschland dem Atomausstieg ein ganzes Stück näher: Weitere drei AKWs gingen vom Netz. Jetzt müssen noch die letzten drei AKW in Deutschland abgeschaltet werden. Hinzu kommen Garching, Lingen und Gronau – und der europaweite Atomausstieg. Es gibt genug zu tun.

Online-Symposium: 10 Jahre Leben mit Fukushima

IPPNW-Anzeige: Jahrestag von Fukushima

Kampagne Radioactive Olympics Kein Spiele in verstrahlten Gebieten!

Foto: Wolfgang Rüter Tschernobyltag: Protest am AKW Neckarwestheim

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juni

Ein Webinar von ICAN in Zusammenarbeit mit den Mayors For Peace und der Landeshauptstadt Hannover ist ein erstes Highlight in diesem Jahr. Der IPPNW-Vorstandsvorsitzende Dr. Alex Rosen referiert zum Thema Der Sprengstoff für die Bombe – Atomkraft als Wegbereiter-Technologie für Atomwaffen und erörtert die untrennbare Verbindung zwischen ziviler und militärischer Nutzung von Atomenergie.

Am 11. März jährt sich der dreifache Super-GAU von Fukushima zum zehnten Mal. Die IPPNW organisiert dazu das Symposium 10 Jahre Leben mit Fukushima. Renommierte Wissenschaftler*innen stellen ihre Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen des mehrfachen Supergaus auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit vor.

Zum Jahrestag der Katastrophe wird dank 2.584 Unterstützer*innen die Fukushima-Anzeige in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Mit Blick auf die olympischen Spiele in Japan fordert die IPPNW Solidarität mit der betroffenen Bevölkerung sowie einen vollständigen Atomausstieg in Deutschland – inklusive der Anlagen in Lingen und Gronau!

Im Rahmen der Kampagne Tokyo 2020 – the Radioactive Olympics überreicht die IPPNW der japanischen Botschaft am Tag vor dem Start des olympischen Fackellaufs eine Petition gegen olympische Spiele in radioaktiv verstrahlten Gebieten.

Die japanische Regierung entscheidet, radioaktiv kontaminiertes Kühlwasser aus Fukushima im Ozean zu verklappen. Allerdings wurde die Entscheidung wegen großer nationaler und internationaler Proteste bisher nicht umgesetzt. Die IPPNW kritisiert: Stoffe wie Tritium oder Strontium werden nicht herausgefiltert!

Zum Tschernobyltag warnt die IPPNW erstmals vor den Taxonomie-Plänen der EU-Kommission und ihrem Bestreben Atomenergie und Erdgas als „nachhaltig“ einzustufen. Am AKW Neckarwestheim redet IPPNW-Mitglied Jörg Schmid auf einer Mahnwache für den Atomausstieg.

Mit einem gemeinsamen Aufruf, die Brennelementeproduktion in Lingen zu beenden und den Atomausstieg voranzubringen, nimmt die Zusammenarbeit mit dem Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland, Réseau Sortir du nucléaire (Frankreich) und Ecodefense (Russland) erstmals Form an.

Am 1. Juni veröffentlichen wir mit 80 Initiativen und Verbänden einen gemeinsamen Aufruf gegen den Einstieg der Rosatomtochter TVEL in die Brennelementefabrik Lingen, um die geplante französisch-russische Kooperation in Lingen zu verhindern.

In einem Gespräch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund informiert die IPPNW über die Kampagne Tokyo 2020 – the radioactive Olympics. Als Ergebnis des Austausches werden die IPPNW-Infomaterialien zu den Folgen Fukushimas auf der InfoWebseite für die deutschen Athlet*innen veröffentlicht.

Am 18. Juni veranstaltet die IPPNW eine Foto-Aktion „Kein Öko-Label für Gas und Atom“ in Berlin, zeitgleich mit Bündnispartner*innen in München und Bonn.

Tag der Ozeane: Nein zur Verseuchung des Pazifik!

Foto: Uwe Hiksch Demo in Berlin: Kein Öko-Label für Gas und Atom

War is not green: Die IPPNW auf der COP 26

Foto: aaa-West 45 Jahre Protest: Anti-Atom-Demonstration in Gronau

Juli

September

Oktober

November

Dezember

Zusammen mit über 400 weiteren Organisationen aus Europa unterschreibt die IPPNW das Verbände-Statement „Energiecharta-Vertrag stoppen – Energiewende retten!“, welches die EU-Staaten dazu auffordert, aus dem Energy Charter Treaty auszusteigen. Der Vertrag bremst bisher die Energiewende!

Im Juli starten in Japan die ersten Wettkämpfe der Olympischen Spiele, unter anderem in Fukushima. Die IPPNW übt Kritik.

Zur Bundestagswahl veröffentlicht die IPPNW im Bündnis einen offenen Brief an die Spitzenkandidat*innen aller demokratischen Parteien: „EU-Taxonomie: Nachhaltigkeit ist nur OHNE Atomenergie und Erdgas möglich!“

Anlässlich des Sondergipfels der EU-Energieminister*innen warnt die IPPNW davor, Atomenergie als nachhaltig einstufen: Ein „Kuhhandel“ zwischen den Regierungen Frankreichs, das auf die Aufnahme von Atomenergie pocht, und Deutschlands, das Erdgas als Brücke für die Energiewende sieht, schadet dem Klimaschutz und der Energiewende.

In Hinblick auf die Klimakonferenz in Glasgow (COP) veröffentlicht die internationale IPPNW mit Mitarbeit der deutschen Sektion das Papier „Nuclear power has no place in a healthy, sustainable future“ – Atomenergie hat keinen Platz in einer gesunden und nachhaltigen Zukunft.

Vertreter*innen der deutschen IPPNW sind erstmals auf der UNKlimakonferenz anwesend. In Glasgow tritt die IPPNW im Bündnis mit Don’t Nuke The Climate als Konterpart zur Atom-Lobby auf und unterstreicht: Atomenergie ist keine Klimaretterin! Die großen Demonstrationen nutzt die IPPNW, um auf den CO2Fußabdruck des Militärs aufmerksam zu machen, der mindestens sechs Prozent der weltweiten Emissionen ausmacht und bisher in der Klimaschutzdebatte ausgespart bleibt.

In einem offenen Brief richtetet sich die IPPNW Ende November zusammen mit 129 Organisationen an den zukünftigen Bundeskanzler Olaf Scholz, um die Aufnahme von Atomenergie und Erdgas in die Taxonomie zu verhindern.

Der Widerstand gegen die Urananreicherungsanlage in Gronau feiert seinen 45. Geburtstag – er ist so alt wie die Anlage selbst. Die IPPNW beteiligt sich zusammen mit lokalen Initiativen und dem Träger des Alternativen Nobelpreises, Vladimir Slivyak, an einer Kundgebung an der Uranfabrik.

Mit dem Webinar „Atomenergie als Klimaschutz? Wie sich Mediziner*innen für die Energiewende einsetzen können“ richtet sich die IPPNW an Studierende. Es geht um die Risiken der Atomenergie und die Unvereinbarkeit von Atomenergie und Klimaschutz.

In der Silvesternacht rückt der deutsche Atomausstieg einen Riesenschritt näher: Die Blöcke in Gundremmingen, Grohnde und Brokdorf gehen vom Netz!

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