ARTMAPP #07, Winter 2014/15

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N O V   2 0 1 4   —   F E B   2 0 15 E U R 6 , 9 0 D /A

S F R 9, 9 0

W W W . A R T M A P P. N E T

M AGA ZIN FÜR KUNST ARCHITEKTUR DESIGN MODE FOTOGR AFIE

G R ATIS IM APP STORE B E I G O O G L E P L AY UND UNTER M O B I L . A R T M A P P. N E T

DARMSTADT BERN ROSETTA IS CALLING

BACON FREUD HOCKNEY IN MÜNSTER

BRÜGER DAIM HAACK KLOSSNER RÖHM SEO STAUCH BERLIN BURGDORF GRAZ KOBLENZ SAARBRÜCKEN SINGEN THUN


Die Kunstankäufe des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2012 · 2013 · 2014 Broder Burow Bernd Engler Marc Grümmert Joachim John Lisa Jürß Tim Kellner Bernd Kommnick Stefan Kratz Rolf Kuhrt Karl Lemke Felix Müller Linda Perthen Hans Pölkow Gudrun Poetzsch Susanne Rast Sonja Rolfs

Janet Zeugner: Mann im Museum, 2011, chemopicturale Fotografik

Grit Sauerborn Wilfried Schröder Helmut Senf Wolfgang Tietze Wanja Tolko Ruzica Zajec Janet Zeugner

Land in Sicht Ausstellung auf Schloss Güstrow 25. Oktober 2014 – 4. Januar 2015 Franz-Parr-Platz 1 · 18273 Güstrow www.schloss-guestrow.de Geöffnet Di–So 11–17 Uhr 24. 12.: geschlossen 25. 12.: 12–17 Uhr 31. 12.: 11–16 Uhr 01. 01. 2015: 12–17 Uhr

Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur


Titelmotiv: Annegret Soltau, „Selbst“, 12, 1975, Fotoübernähung, 39 x 39,5 cm VG Bild-Kunst, Bonn 2014 siehe S. 135

Editorial 07 2014/15

Foto Editorial: © Carmen Jäger

Rosetta meets Rubberducky

Wer sich nach Bern aufmacht, um auf den Spuren von Paul Klee, Robert ­Walser oder ­Meret Oppenheim zu wandeln, kommt an der mittelalterlichen Altstadt nicht vorbei. ­Dieses faszinierende Bauensemble ist bereits seit 1983 auf der Liste der ­UNESCO-Weltkulturgüter und ich hatte dieses Jahr das Glück, durch die längste überdachte Einkaufspromenade ­Europas, die „Lauben“, zu flanieren. Es war gut zu beobachten, dass diese historische Altstadt den Menschen als Wohn- und Arbeitsraum dient und nicht zu einem Museum oder zur bloßen Kulisse degradiert ist. Viele schöne Läden, Cafés und Restaurants gibt es zu entdecken und man bleibt von jeglicher Art weltumspannender ­„ Ketten“ verschont. Es ist einfach nur toll, den Blick – ohne eine störende Antenne oder ­Satellitenschüssel – über die Dächer der Altstadt schweifen zu lassen und sich in den verwinkelten Seitengassen mit ­ihren von Dachkammern gesäumten Hinterhöfen zu verirren.

Wolfgang Mattheuer, Jahrhundertschritt, 1987

Signale der Unruhe. Eine deutsche Begegnung bis März 2015

Mit einer vergleichbar intakten Altstadt kann Darmstadt nicht glänzen. Der Grund dafür liegt in der sogenannten Brandnacht: Am 11. September 1944 kam der Krieg auch nach Darmstadt und innerhalb von nur 30 Minuten wurde die gesamte Innenstadt zerbombt. Man besann sich erst 1976 der teilweisen Rekonstruktion des heutigen Wahrzeichens von Darmstadt, des Ensembles auf der Mathildenhöhe. So war die Freude groß, als am 12. Juni dieses Jahres die Kultusministerkonferenz beschlossen hatte, die Künstlerkolonie Darmstadt auf die offizielle Vorschlagsliste für künftige UNESCO-Welterbestätten zu setzen. Zwischen 1899 und 1914 hatten die Künstler Peter Behrens, Rudolf Bosselt, Paul Bürck, Hans Christiansen, Ludwig Habich, ­Patriz Huber und Joseph Maria Olbrich die Möglichkeit, auf der Mathildenhöhe eigene Häuser zu bauen. Die Mathildenhöhe gilt heute als das kunsthistorisch bedeutendste Jugendstilensemble in Deutschland. Das ESOC in Darmstadt, das Satellitenkontrollzentrum der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, steht im weltweiten Scheinwerferlicht. Denn dies ist das Jahr, in dem wir auf einem Kometen landen! Der Satellit „Rosetta“ ist nach zehnjähriger Flugzeit bei seinem Zielobjekt „67P/Churyumov–Gerasimenko“ angekommen – ein großer und ein kleinerer Brocken, der in Fachkreisen auch liebevoll „Rubberducky“ (Gummiente) genannt wird. Am 12. November 2014 konnte man die Landung der Sonde „Philae“ auf dem Kometen sehen, und am 17./18. Januar 2015 sehen wir uns am Galerienwochenende in Bern! Viel Spaß bei der Entdeckungsreise mit ARTMAPP wünscht Ihnen Ihr

Reiner Brouwer Herausgeber

Rainer Fetting – Mauerstücke bis Januar 2015

Öffnungszeiten Di–So 10–17 Uhr

Kunstmuseum Ahrenshoop Weg zum Hohen Ufer 36 18347 Ostseebad Ahrenshoop T +49 (0) 38220 6679-0 www.kunstmuseum-ahrenshoop.de


Olav Christopher

Jens 14. November 2014–22. Februar 2015 Saarlandmuseum, moderne galerie www.saarlandmuseum.de

Olav Christopher Jenssen, Protagonist No. 5 (Detail), 2008-09 Š VG Bild-Kunst, Bonn 2014


ssen


Tale of Tales, Bientôt l’été (Detail), 2012 © Tale of Tales / Auriea Harvey & Michaël Samyn

Ausstellung, VerAnstAltungen und MetAbolisches büro zur repArAtur Von Wirklichkeit www.schwindelderwirklichkeit.de #sdw_adk.de

17.9.–14.12.2014 Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin, Tel. (030) 200 57-2000 www.adk.de, akademiederkuenste, S Bellevue, U Hansaplatz, Bus 106


Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1 // 89073 Ulm www.kunsthalle-weishaupt.de

© 2014 Liam Gillick

50 Jahre Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt 23.11.2014 – 12.07.2015

Leben mit Kunst Teil 2


Inhalt

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(auszugsweise)

ARTM APP Winter 2014/15

Joseph Beuys, „Stuhl mit Fett“, 1963, „Block Beuys“, Raum 3 © VG Bild- Kunst, Bonn 2014 Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Carola Ertle Ketterer und Günther Ketterer Foto: Dominique Uldr y

Darmstadt

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DIE VISION DER KÜ NSTLERKOLONIE Die Mathildenhöhe will UNESCO-Welterbe werden von Christoph Schütte

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DIE GANZE WELT U N TER EINEM DACH Das Hessische Landesmuseum Darmstadt erstrahlt in neuem Glanz von Christoph Schütte

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WISSENSCHAF TSSTADT DAR MSTADT – ROSET TA IS CALLING von Bettina Wurche

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VER A RÖHM – LICHT, ZEIT U ND R AU M von Lida von Mengden

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SCHÖNES SÜ DHESSEN Ausf lugsrouten empfohlen von Sibylle Maxheimer

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Bern

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KU NST MUSEU M BER N & ZEN TRU M PAU L KLEE Wenn der Hodler mit dem Klee von Konrad Tobler

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ROBERT WALSERS MIKROGR AMME von Reto Sorg

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MERET OPPENHEIM – BER NS WICHTIGSTE KU NSTFR AU von Daniel Spanke

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IN TERVIEW MIT BER NHARD BISCHOFF von Janine Schmutz

98

VIDEOKU NST.CH – FR AN TICEK KLOSSNER . CAROL A ERTLE KET TERER & GÜ N THER KET TERER von Sebastian Baden

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HOTELPORTR ÄT Hotel Schweizerhof Bern

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Por träts AN NEGRET SOLTAU von Klaus-D. Pohl

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SEO von Beate Kolodziej

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Bern: UNESCO -Weltkulturerbe, Luftbild, Altstadt und Aarschleife, © Bern Tourismus


Berliner Fotoherbst: Manfred Hamm in der galerie georg nothelfer, Berlin, „Rainer Fetting an der Mauer“, 1989,

Kein Hef t verpassen

Farbabzug Kodak, 100 x 100 cm © galerie georg nothelfer

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Münster DAS MUSEU M DER HÖFE Der Neubau des LWL-Museums: Fünf Jahre Warten haben sich gelohnt! von Heiko Klaas & Nicole Büsing

148

Neu - Ulm GALERIE IM VENET-HAUS Werner Schneiders Sammlung zeitgenössischer Kunst von Josefine Hertwig

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Singen ERSTAU NLICHES SINGEN in der Nähe von Bodensee und Schweizer Grenze – von Simone Kraft

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Ausstellungen SCHWINDEL DER WIRKLICHKEIT in der Akademie der Künste Berlin – von Stefanie Bringezu

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WALL & WARS – SEX & EMOTION Revisionen und Ref lexionen im Berliner Fotoherbst – von Cora Waschke

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DIE ÄSTHETIK DES SCHRECKENS „Damage Control“ im Kunsthaus Graz – von Irmgard Rieger

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MALEREI IN R AU M U ND ZEIT Olav Christopher Jenssen im Saarlandmuseum Saarbrücken von Sabine Graf

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QUADR ATISCH, PR AK TISCH – KU NST! Das MUSEUM RITTER in Waldenbuch – von Simone Kraft

196

Termine

171

Sie erhalten 3 Ausgaben

Books

203

Impressum

215

für 20 EUR/Jahr (D) por tofrei nach Hause ­g eliefer t. Senden Sie Ihre Bestellung an:

Porträt SEO, September 2013 Foto: Florian Kolmer

abo@ar tmapp.net


Stefan Moses, Meret Oppenheim (Ausschnitt), Bern 1982, © Stefan Moses Barbara Klemm, Joseph Beuys (Ausschnitt), Darmstadt, 1970, © Barbara Klemm

BarBara Klemm / Stefan moSeS

24. oktober 2014 bis 18. Januar 2015 mKm museum Küppersmühle, Duisburg www.museum-kueppersmuehle.de Das MKM freut sich über die Unterstützung von


Uecker 07. Februar — 10. Mai 2015

DĂźsseldorf www.kunstsammlung.de

Unternehmenspartner:

Medienpartner:



Helmut Newton, Sigourney Weaver, Los Angeles 1983 © Helmut Newton Estate

HELMUT NEWTON FOUNDATION PRESENTS

HELMUT NEWTON

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uhe ie Karlsr r le a G e st h Städtisc Neue Kun r ü f m u se ZKM | Mu e 19 aß r t s Lorenz rlsruhe a 76135 K / -4444 33-4401 1 ) 1 2 7 0 lerie.de T( ische-ga t d e a t .s www amt e, Kultur h u r ls r a Stadt K


Bacon, Freud, Hockney und andere. Malerei in London 1950 – 80 8. 11. 2014 – 22. 2. 2015




DARMSTADT W I S SE NSC H A F T S U N D K U LT U R S TA D T I M AU F BRUC H

METZ


Komet „67P/Chur yumov–Gerasimenko“ unten: ESOC Raumfahrtkontrollzentrum © ESA



Gespräch mit Jochen Par tsch

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Darmstadt – Stadt der Moderne D e r D a r m s t ä d t e r O b e r b ü r g e r m e i s t e r ü b e r s e i n e P l ä n e a l s K u l t u rd e z e r n e n t u n d d a r ü b e r, w a s K u l t u r m i t Ve r k e h r z u t u n h a t .

Porträt Jochen Partsch, Foto: Stadt Darmstadt

Jochen Partsch: Kultur spielte und spielt in Darmstadt schon immer eine besondere Rolle. Aber wir wollen ihr im Sinne unserer Koalitionsvereinbarung nun tatsächlich eine neue Gewichtung geben, und dazu zählt auch die Berufung eines Kulturreferenten. Kultur ist für Darmstadt identitätsstiftend, sie hat gerade hier eine besondere, zukunftsweisende Traditi­ on. Wir können mit Fug und Recht sagen, Darmstadt ist die Stadt der Moderne. Ich denke da natürlich vor allem an den Auf bruch in die Moderne des 20. Jahrhunderts, der hier um 1900 mit dem Bau der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe seinen Anfang nahm, was uns übrigens gerade auf die Kandi­ datenliste für das UNESCO-Weltkulturerbe brachte. Zum anderen erinnere ich an die Darmstädter Gespräche, Adornos Kranichsteiner Vorlesungen und die Gründung des Internati­ onalen Musikinstituts gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Wohl auch, um sich von dem Image der braunen Hochburg ab­ zusetzen, die Darmstadt während der Nazidiktatur gewesen war, suchte die Stadtgesellschaft und die Politik nach dem ver­ schütteten kulturellen Erbe, um daran mit etwas Neuem anzuknüpfen. Diese beiden Auf brüche – um 1900 und nach 1945 – waren kulturelle Projekte, die alles einschlossen: Le­ bensstile, Architektur, Musik, Kunst, Design, Literatur – und sie wurden weit über Deutschlands Grenzen hinaus wahrge­ nommen. Davon zehren wir noch heute, und daran knüpfen wir auch immer wieder an, wenn wir hier den Weg ebnen für Neues und Experimentelles in allen Sparten der Künste, aber auch in den Hochschulen und den Institutionen von For­ schung und Wissenschaft in unserer Stadt. ARTMAPP: Also Kunst und Kultur als Mittel, um Darmstadt bekannter und attraktiver für Bürger und Unternehmen zu machen, als Werkzeuge des Standortmarketings?

ARTMAPP: Und Sie wollen mit Ihrer Politik die Kultur in Darmstadt stärken? Wie soll das gehen? JP: Das sind die zentralen Fragen, mit denen wir uns in den Gremien und im Stadtparlament auseinandersetzen: Wel­ chen Stellenwert können und müssen wir der Kultur geben? Wie kann sich Kultur entfalten und weiterentwickeln? Wel­ che Rolle spielt dabei die Politik? Darf sie überhaupt eine Rolle spielen? Negative Beispiele sind bekanntlich der Missbrauch der Kultur unter den Nationalsozialisten oder unter den Kom­ munisten. Jedes totalitäre Regime schafft die Kultur entweder ab oder missbraucht sie. Demokratische Politik hingegen sorgt für ihre Rahmenbedingungen, dafür, dass sich Kultur frei entfalten kann, unabhängig von ihren Inhalten, und sich die Urbanität und Lebensqualität der Stadt erhöht. Also müs­ sen wir ihr Gehör verschaffen, ihr Räume geben und für eine angemessene finanzielle Unterstützung sorgen. So haben wir dieses Jahr zum Beispiel 200.000 Euro für die dringend not­ wendige Sanierung der Kunsthalle zur Verfügung gestellt. Diese städtische Zusage ist erst die Voraussetzung dafür, dass sich private Spender an der Sanierung beteiligen. Außerdem sichern wir durch unser Förderprogramm unter anderem die Existenz zahlreicher Kulturvereine und ein lebendiges Pro­ gramm der hiesigen, breit aufgestellten freien Theaterszene. Und dann investieren wir schließlich zehn Millionen Euro in eine hochmoderne, energetische Sanierung der Ausstellungs­ hallen auf der Mathildenhöhe. Dort haben wir zudem den Verbleib der Akademie für Sprachen und Dichtung gesichert und einen neuen Verkehrswegeplan verabschiedet. ARTMAPP: Was haben denn Fahrradwege, Park­ verbote und Einbahnstraßen mit Kultur zu tun?

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ARTMAPP: Herr Partsch, ist diese personelle Ver­ stärkung ein Zeichen für einen Auf bruch?

JP: Kultur ist für mich viel mehr als eine abgeleitete Funktion von Standort-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Dieser Aspekt hat hier natürlich auch sein Gewicht, aber eher als sekundäres Motiv unserer Kulturpolitik. Kultur hat doch vor allem einen eigenen Wert. Sie steht für Freiheit, Toleranz und Vielfalt, sie ist als gutes und schlechtes Gewissen ein Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Verfassung. Kurzum: Sie ist die Seele unse­ rer Stadt.

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In Darmstadt ist Kultur Chefsache! Oberbürgermeister ­Jochen Partsch (GRÜNE) ist hier auch Kulturdezernent und zudem Vorsitzender des Kulturausschusses des Kulturfonds Frankfurt RheinMain*. ARTMAPP sprach mit dem Rathaus­ chef, der in diesem Jahr die acht Jahre vakante Stelle des Kulturreferenten mit Ludger Hünnekens wieder besetzt hat.


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JP: Da gibt es vor Ort tatsächlich eindeutige, ganz konkrete Zusammenhänge. Wir wollen zum Beispiel den Ver­ kehrsf luss steuern und für bessere Parkmöglichkeiten für Reisebusse sorgen. Auf der Mathildenhöhe sind zudem die Gehwege mit originalen Mosaiken aus der Jugendstilzeit gepf lastert, die unter Denkmalschutz stehen. Dort wurde aber beidseitig geparkt, und durch das Rangieren, vor allem der neuen Geländewagen für die Stadt, werden die Pflaster­ steine verschoben, Feuchtigkeit dringt ein und es gibt Frostschäden im Winter. Die Mosaike brechen dann auf und müssen aufwendig saniert werden. Das können wir durch eine neue Verkehrsplanung verhindern. ARTMAPP: Wenn eine Stadt die Kultur stärken will, wird oft ein Museum saniert oder ganz neu errichtet. In Darmstadt gibt es ein privates Ehepaar, das ein Museum stiften will, um dessen Standort jedoch heftig gestritten wurde. Hat sich die Stadt mit den Stiftern geeinigt?

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JP: Die Museumsstifter wollten zunächst ihr privates ­ unstmuseum inmitten des denkmalgeschützten Jugend­ K stilensembles auf der Mathildenhöhe errichten. Doch nachdem es dagegen massiven Bürgerprotest gab, hat das Stadtparlament die zuvor getroffene Vereinbarung mit dem Stifterehepaar wieder aufgehoben. Zugleich haben wir uns auf städtischer Seite intensiv darum bemüht, eine Alternative für den Standort dieses zukünftigen, bedeutenden privaten ­Museums zu finden, das ja eine große kulturelle Bereicherung für uns bedeutet. Die Planungen hierfür, bei denen das Land Hessen ebenfalls mit eingebunden ist, dauern noch an, aber ich bin zuversichtlich, dass wir im Sinne einer erfolgreichen Public-private-Partnership eine gute Lösung für alle Seiten finden werden. ARTMAPP: Die städtische Kunstsammlung soll 15.000 Werke umfassen, ein Teil davon ist im ­Jugendstilmuseum auf der Mathildenhöhe aus­ gestellt, andere Werke sind über die Stadt verteilt zu sehen, darunter auch im Rathaus. Der Großteil jedoch ist eingelagert. Gibt es konkrete Pläne, die Kunstsammlung zukünftig zu zeigen? JP: Die erste große Ausstellung direkt nach der Sanierung auf der Mathildenhöhe im Herbst 2016 wird der Städtischen Kunstsammlung gewidmet sein. Dann haben wir dort ­endlich wieder den angemessenen Rahmen, um unsere Spit­ zenwerke aus dem 19. bis 21. Jahrhundert der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dennoch wird dieser Platz für unsere Samm­ lung insgesamt nicht ausreichen, weshalb wir derzeit bei unseren stadtplanerischen Überlegungen zur Neugestaltung des Osthangs der Mathildenhöhe auch einen möglichen Neu­ bau, etwa in Form eines Schaulagers, mit einfließen lassen.

ARTMAPP: Darmstadt sieht sich auch als Stadt der Künste und verleiht deshalb seit 1955 einen ­Kunstpreis, den Wilhelm-Loth-Preis. Zunächst geschah dies jährlich, seit 2007 nun nur noch alle zwei Jahre, das letzte Mal 2009. Mit diesem ­Kunstpreis v ­ erbunden war stets ein Preisgeld von zuletzt 12.000 Euro sowie eine Ausstellung mit Katalog. Der Preis wurde nun schon seit fünf Jahren nicht verliehen. Lassen Sie den Kunstpreis langsam sterben? JP: Nein, ganz sicher nicht. Im Gegenteil, der Kunstpreis der Wissenschaftsstadt Darmstadt wird einen Relaunch erfahren. Auch das zählt zu unserem Auf bruch in Sachen Kultur, dass wir dieses Jahr in Zusammenarbeit mit einer privaten Stiftung wieder einen Kunstpreisträger gekürt haben und damit eine lange Tradition fortsetzen. Ich denke, die Entscheidung für Gregor Schneider spricht für sich; die Preisverleihung findet am 9. Dezember statt. Dieser von uns hoch g­ eschätzte Künst­ ler wird im nächsten Jahr auf der Mathildenhöhe ein Projekt realisieren, auf das wir sehr gespannt sein können. Über den künftigen Rhythmus dieses wichtigen Preises, aber auch ­a nderer bedeutender Kunstpreise unserer Stadt, die trotz knapper Kassen natürlich alle nicht zur Disposition stehen, verständigen wir uns gerade. Dabei reichen sich bei uns in be­ währter Weise die öffentliche und private Seite die Hand – ein Szenario, das Fortbestand und Prosperität der Kultur unserer Stadt garantiert. ARTMAPP: Herr Partsch, vielen Dank für das Gespräch! Das Interview für ARTMAPP führte Claudia Buchenauer.

* K U LT U R F O N D S F R A N K F U R T R H E I N M A I N

Jochen Partsch ist Vorsitzender des Kulturausschusses des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der 2007 gegründet wurde und in seiner Art bundesweit einzigartig ist. Im Sinne eines Matching Fund wird jeder von den kommunalen G ­ esellschaftern beigetragene Euro durch das Land Hessen verdoppelt; Gesellschafter sind neben dem Land die Städte Darmstadt, Frankfurt, Hanau und Wiesbaden sowie die Kreise Main-­Taunus und Hochtaunus. Durch dieses besondere Beispiel interkommunaler Zusammenarbeit konnte der Kulturfonds Frankfurt RheinMain bislang rund 35 Millionen Euro ­Fördermittel bereitstellen. Das Förderspektrum des Kulturfonds ist breit, ­vorausgesetzt wird jedoch, dass die Kulturprojekte die Strahlkraft der Rhein-Main-Region erhöhen oder zur ­Verbesserung der regionalen Zusammenarbeit beitragen. In Darmstadt förderte der Kulturfonds Frankfurt RheinMain 2014 beispielsweise die 47. „Internationalen Ferienkurse für Neue Musik“, das „Osthang Project“ der ­Mathildenhöhe im R ­ ahmen des Architektursommers RheinMain und die Karl-der-Große-Ausstellung im ­Hessischen Landesmuseum. w w w . k u l t u r f o n d s -f r m . d e


FEIGENBAUMPUNKT

CHEMIE — DIE WICHTIGSTE UNBEKANNTE EINE VERANSTALTUNGSREIHE FÜR KENNER UND KENNENLERNER 18. September 2014 — Juli 2015 Was haben ein Chemie-Nobelpreisträger aus den USA, ein Klassik-Konzert und ein Schüler-Ideenwettbewerb gemeinsam? Alle drei sind Elemente der Veranstaltungsreihe „DA stimmt die Chemie“. Sie bietet von September 2014 bis Juli 2015 ein facettenreiches Programm rund um das Thema Chemie. Chemie ist unser ständiger Begleiter – und doch eine große Unbekannte. Welchen Beitrag leistet Chemie zur klimaneutralen Stadt? Was ist Green Chemistry? Und welche neuesten Forschungsergebnisse werden zukünftig unser Leben verändern? In Diskussionen, Vorträgen oder bei Freiluftexperimenten werden Fragen beantwortet, Zusammenhänge erklärt und die Neugier wird geweckt. Hinter dem Programm steckt eine gute Verbindung: Die Wissenschaftsstadt Darmstadt, die Technische Universität Darmstadt und das Chemie- und Pharmaunternehmen Merck wollen einem breiten Publikum Chemie vorstellen – als innovative Wissenschaft, als zukunftsweisende Industriebranche und damit als eine wichtige Säule der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Und sie wollen begeistern: Durch außergewöhnliche Erlebnisse, Wissen zum Staunen, Spaß und Unterhaltung. Dabei muss es nicht nur rein wissenschaftlich zugehen: Beim Science-Slam, bei Stadtführungen auf den Spuren der Chemie, bei Kindervorlesungen, Konzerten oder feuerwerksartigen Experimentalvorlesungen unter freiem Himmel wird Chemie in Darmstadt fast ein ganzes Jahr lang mit allen Sinnen erfahrbar.

Weitere Höhepunkte: 24.01.2015, 19.30 Uhr, Centralstation, Im Carree SCIENCE SLAM Wissenschaft — spannend, verständlich, witzig 27.01.2015, 17 Uhr, TU Darmstadt, Fachbereich Chemie, Kekulé-Hörsaal, Alarich Weiss-Straße 6,Gebäude L2|03 NOBELPREISTRÄGER PROF. DR. ROALD HOFFMANN GDCh-Kolloquium an der TU Darmstadt 09.03.2015, 19 Uhr, Centralstation, Im Carree Wissenschaftstag spezial: STADT DER ZUKUNFT — BEITRAG DER CHEMIE AUF DEM WEG ZUR KLIMANEUTRALEN STADT Podiumsdiskussion

Und noch viel, viel mehr auf: WWW.DASTIMMTDIECHEMIE.DE



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Christoph Schüt te

Darmstädter Aufbruch Mathildenhöhe Darmstadt: Russische Kapelle, Hochzeitsturm, Museum Künstlerkolonie

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Es ist eine erstaunliche Entwicklung, die diese Stadt genommen hat: Von der grauen Maus zu einer weit über die südhessische Umgebung hinaus strahlenden Kulturinsel in einer der dichtesten, vielseitigsten und mithin in einem Wort, einer der wahrlich beglückendsten Kultur- und ­Museumslandschaften weltweit, dem Rhein-Main-Gebiet. Dabei hat sich an der breiten Basis auf den ersten Blick kaum etwas geändert in den vergangenen zehn Jahren. Hat in Darmstadt nicht nur wie eh und je die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, das weltweit renommier­ te Darmstädter Jazzinstitut oder die Akademie für Tonkunst ihren Sitz. Hier wird Jahr für Jahr der Georg-Büchner-Preis verliehen, trifft sich seit Jahrzehnten schon die Ton-Avantgarde zu den „Internationalen Ferienkursen für Neue Musik“, gibt es ein Staatstheater, einen der zeitge­ nössischen Kunst verpflichteten Kunstverein und die Darmstädter Tage der Fotografie. Das frisch sanierte Landesmuseum lockt mit einer Samm­ lung, die von der Antike bis zur Kunst der Gegenwart reicht. Und keineswegs zuletzt ist die Darmstädter Mathildenhöhe zu nennen, die nicht nur das Erbe der Künstlerkolonie, den Hochzeitsturm und ein Aus­ stellungsgebäude, sondern auch die städtische Kunstsammlung beherbergt und womöglich bald schon zum Weltkulturerbe der UNES­ CO zählen wird. Gerade die bildenden Künste treiben seit einer W ­ eile neue, macht­ voll aus dem Schatten ins Licht sich streckende Blüten. Stadt und Land haben dafür viel Geld in die Hand genommen: 80 Millionen Euro hat die Grundsanierung des Landesmuseums gekostet, und auch das von Joseph Maria Olbrich entworfene Ausstellungs­gebäude auf der Mathildenhöhe wird derzeit für rund zehn Millionen Euro saniert. Gleich gegenüber des ­L andesmuseums soll nach dem Willen von Gisa und Hans-Joachim San­ der überdies das Museum für die Sammlung Sander seinen Platz finden. Allein, die Juwelen der Darmstädter Kunstlandschaft brauchen wie überall eine Fassung, soll heißen, eine Basis und ein Fundament. Je­ manden wie Claus K. N ­ etuschil zum Beispiel, der sich als Galerist um die ­Gegenwartskunst genauso kümmert wie als Leiter des Kunstarchivs um die Darmstädter Künstler seit dem ­späten 17. Jahrhundert. Auch hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken.

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Foto: Achim Mende


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Die Darmstädter M athildenhöhe will UNESCO -Welterbe werden

Die Vision der Künstlerkolonie

Ralf Beil bei der Eröffnung der Ausstellung „Dem Licht entgegen“ Foto: Marcus Kaufhold, 2014

Mehr Optimismus war lange nicht in Darmstadt. Wenigstens nicht in Sachen Kultur. Und spätestens 2019, da sind sich alle einig, soll es wirklich so weit sein. „Ich sehe da überhaupt ­keine Wolke am Himmel“, sagt etwa der scheidende Direktor des Instituts Mathildenhöhe, Ralf Beil, über die Aussichten des Jugendstil-Gesamtkunstwerks Mathildenhöhe auf die Anerkennung als Weltkulturerbe der UNESCO. Schließlich sei hier ganz ohne jeden ­Zweifel alles vorhanden, was es für eine erfolgreiche B ­ ewerbung brauche. „Das geistige Erbe ist da, das materielle Erbe ist da. Und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn das nichts wird.“ Und in der Tat, es tut sich was auf Darmstadts höchster innerstädtischer Erhebung. Das gilt nicht nur für die umfang­ reichen Sanierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre. Ob die bereits 1897, übrigens von einem Großvater Sir Peter Usti­ novs, entworfene Russische Kapelle, Albin ­Müllers herrliches

Lilienbecken oder Bernhard Hoetgers gewaltige, den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen ins Bild setzende Reliefs im Pla­t anenhain: Der „Musenhügel“, als den Ralf Beil die Mathildenhöhe bei seinem Amtsantritt 2006 charak­terisierte, erstrahlt nach den umfangreichen Restau­rierungsarbeiten der letzten Jahre in neuem Glanz. Gleich neben Joseph Maria Olbrichs „Hochzeitsturm“ – der, nebenbei bemerkt, keineswegs deshalb so heißt, weil dort heute eine Außenstelle des Standesamts ihren Sitz hat, ­sondern weil er ein Vermählungsgeschenk der Stadt an den Stifter der Künstlerkolonie Mathilden­höhe, Großherzog Ernst ­L udwig von Hessen-Darmstadt, sein sollte –, gleich ­neben ­b esagtem, auch Fünffingerturm genanntem Darm­ städter Wahrzeichen also wird gerade das ebenfalls von Olbrich 1908 errichtete Ausstellungsgebäude für zehn Mil­ lionen Euro saniert.


Farblithografie, 72 x 52 cm, Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt, Inv.- Nr. 1585/2 DG, Foto: Gregor Schuster

CHRISTOPH SCHÜTTE

bis 1. Februar 2015 Hans Christiansen Die Retrospektive Museum Künstlerkolonie, Mathildenhöhe Darmstadt www.mathildenhöhe.eu 19. Februar bis 2 4. Mai 2015 Hans Christiansen. Die Retrospektive. Bröhan-Museum, Berlin www.broehan-museum.de 18. Juni bis 20. September 2015 Hans Christiansen im Museum Villa Stuck, München www.villastuck.de

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Hans Christiansen, Künstlerkolonie -Ausstellung, Darmstadt 1901,

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Die beauftragten Architekten Schneider + Schu­macher sind nicht nur eine prominente, sondern vor allem eine kluge Wahl. Ist das Büro bisher, neben spektakulären Entwürfen wie der unterirdischen Erweiterung des Frankfurter Städel Museums, doch auch mit einer ganzen Reihe respektvoller denkmalgerechter Sanierungs­maßnahmen bekannt gewor­ den. Das Erbe aber, von dem Ralf Beil spricht, umfasst mehr als nur die Museums­bauten, mehr auch als den schon um 1830 angelegten Platanenhain oder den Hochzeitsturm und die heute als Ausstellungsräume genutzten Bildhauerateliers. Das Erbe, das sind auch die sieben von einstmals acht – das Haus Christiansen fehlt – erhaltenen oder aber nach verheerenden Kriegsschäden teils verändert wieder aufge­ bauten Künstlerhäuser. In ihnen sollten die 1899 von Ernst Ludwig auf die Mathildenhöhe berufenen Künstler wie ­Olbrich und Peter Behrens, Rudolf Bosselt oder Hans Chris­ tiansen nicht nur wohnen. Gleichsam als Musterhäuser des Jugendstils standen sie für eine neue, nach dem Gesamt­ kunstwerk strebende Zeit. „Was nutzen drei, fünf, zehn schöne Häuser“, so hatte es Olbrich programmatisch auf den Punkt gebracht, „wenn darin die Sessel nicht schön sind oder die Teller nicht schön sind?“ Sollte heißen, ob Kunst oder Gestaltung, Malerei oder Architektur, Schmuck, Textilkunst oder Möbel, alles, so ­Olbrich, sollte „von demselben Geist beherrscht“ werden. Den wieder zu erwecken und für die Gegenwart nachhaltig zu revitalisieren, ist nach einigen ein wenig selbstgenügsam an­ mutenden Dornröschenjahren erst Ralf Beil gelungen. „Mathilda is calling“, so der Titel der Schau, mit der er sich 2006 als neuer Leiter des Instituts Mathildenhöhe vor­ stellte, durfte man denn auch insofern programmatisch verstehen, als sie „ein Laboratorium der Erinnerung“ sein wollte, „das Kunst, Kultur, Design und Kulturgeschichte ­gleichermaßen reflektiert und in Bewegung setzt“, wie es Beil seinerzeit formulierte. Und genau das macht mittlerweile das Profil des Ausstellungsorts Mathildenhöhe aus. Denn selbst­ redend wird hier das Erbe der einstigen Reformbewegung nicht nur bezüglich der Architektur und der Außenanlagen, sondern auch in der ständigen Sammlung und den Wechsel­ ausstellungen im Museum Künstlerkolonie auf bereitet und gepflegt. In Olbrichs Ausstellungsgebäude wiederum hat heute vornehmlich die zeitgenössische Kunst ihren Ort – und bleibt gerade damit dem Genius loci treu. „Das Schöne ist ja“, so Beil mit Bezug auf das von den Lebensreformern propagierte

Konzept des Gesamtkunstwerks, „man kann hier alles ma­ chen. Man kann sich mit Musik beschäftigen, mit Architektur oder Literatur.“ Und all das hat Beil, der nun ans Kunstmuse­ um Wolfsburg geht, mit seinem Ausstellungsprogramm der vergangenen Jahre auch gemacht. Ob „A House Full of Music“, die große Büchner-Schau oder das „Gesamtkunstwerk Expressionismus“, „Mathilda is calling“, Karlheinz Stockhausens „Stimmung für sechs ­Vokalisten“ oder unlängst erst „Der Stachel des Skorpions“, die Mathildenhöhe hat sich mit einer ganzen Reihe so sorg­ fältig wie spektakulär inszenierter, immer überraschender Themenausstellungen auch international wieder einen klang­ vollen Namen gemacht. Doch trotz der Vielfalt der Themen, Medien, Ausdrucksformen, beliebig kann man das Programm der vergangenen acht Jahre keinesfalls nennen. Vielmehr hatten es Beil vor allem solche Positionen an­ getan, die zum Konzept Gesamtkunstwerk womöglich auch nach mehr als 100 Jahren noch etwas Überraschendes und in die Zukunft Weisendes beizutragen haben. Freilich, aus ­heutiger, entschieden unserer Zeit verpflichteter Sicht. Aber ein Ort künstlerischer Gegenwart, so Beil, sei die Künstler­ kolonie um 1900 schließlich auch schon gewesen. Und genau das ist die Mathildenhöhe bis heute geblieben.


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Das letz te seiner Ar t: Das Hessische Landesmuseum Darmstadt erstrahlt in neuem Glanz

Die ganze Welt unter einem Dach Beinahe konnte man sie hören. Die tiefen Seufzer der Er­ leichterung bei der feierlichen Eröffnung im September 201 4. Sieben lange Jahre war das Hessische Landesmuseum Darmstadt zwecks Grundsanierung geschlossen. Aber das Warten hat sich allemal gelohnt. Zwei Wochen, glaubt man Museumsdirektor Theo Jülich, 14 ganze Tage also, würde man wohl gut und gerne brauchen, um sich alle 13 Sammlungs­ bereiche des 1906 eröffneten Hauses zu erschließen.

Doch schon ein erster kurzer Rundgang, sagen wir, durchs Erdgeschoss und durch die Sammlungen der Antike, etwa am Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegrabenen Bad Vilbeler ­B odenmosaik vorbei, bis hin zu den Korkmodellen des 18. Jahrhunderts, die jenseits ihres je eigenen Zaubers auch für die verstärkte Antikenrezeption des ­Barocks stehen – schon ein erster kurzer Blick also in die Schatzkammern dieses wohl letzten Museums seiner Art genügt, und es kann keinen


Peale’s Mastodon Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Vor zehn Jahren gelangte als Schenkung des Genfer Kunst­ sammlers Simon Spierer überdies der „Wald der Skulpturen“ mit Arbeiten von Max Ernst und Henry M ­ oore, Louise ­Bourgeois und Barbara Hepworth, Julio González’ „Daphné“ und Constantin Brâncu ș is „L’Oiseau dans l’espace“ ins ­L andesmuseum. Auch hier findet der Betrachter vor lauter Glück kaum mehr heraus. Am Ende aber müssen alle Wege durchs Museum ihr Ziel doch in der Kunst der Gegenwart, bei ­G erhard Richters „102 4 Farben“ etwa, bei Blinky Palermo, Imi Knoebel und Franz Erhard Walther finden. Und natur­ gemäß bei Joseph Beuys. Um wohl keine Werkgruppe wird Darmstadt in der ganzen Welt derart beneidet wie um den 1970 von Beuys selbst eingerichteten „Block Beuys“ mit seiner auf sieben ­R äume sich erstreckenden Installation von Objekten und Skulpturen, etwa den 1963 entstandenen „Stuhl mit Fett“ oder der „Szene aus der Hirschjagd“, den Filzobjekten und Zeichnungen. Dass das Museum im Zuge der Sanierung auf die ursprüngliche Jutebespannung verzichtet hat und den „Block Beuys“ nun vor strahlend weißen Wänden präsentiert, hatte freilich schon im Vorfeld eine heftige Kontroverse aus­ gelöst. Jetzt hat das Landesmuseum mit der Neupräsentation gegen alle Einwände Fakten geschaffen. Hingehen muss man trotzdem. – Unbedingt. Mehrfach. Und am besten gleich!

bis 14. Dezember 2014 „Stille Musik.“ Anselm Feuerbachs „Iphigenien“ 4. November 2014 bis 25. Januar 2015 Karl der Große www.hlmd.de

Ausschnitt der Biodiversitätswand, Themenbereich „Wandel der Vielfalt“, mehr als 800 Präparate zeigen eine Momentaufnahme der existierenden Arten Fotos: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

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CHRISTOPH SCHÜTTE

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Zweifel geben: Besser wäre es, man bliebe noch ein wenig län­ ger hier. Selbst eine Jahreskarte reichte womöglich nicht aus. Denn im Grunde bräuchte man allein schon ein paar Tage, um auch nur das von dem Darmstädter Architekten Alfred Messel für die großherzoglichen, ins Museum einge­ brachten Sammlungen errichtete Gebäude angemessen zu würdigen. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und da­ nach mit zum Teil minderwertigen M ­ aterialien wieder aufgebaut, war die Schönheit der A ­ rchitektur dieses 1906 er­ öffneten Universalmuseums in den Jahren vor der Schließung vielerorts überformt und verbaut. Jetzt aber, im Zuge der grundlegenden Sanierung, hat man, wie es Jülich treffend for­ muliert, „dieses bedeutende Baudenkmal wiedergewonnen“. Fenster und zugemauerte Nischen wurden neu ­e ntdeckt und wieder geöffnet, abgehängte Decken zu­ rückgewonnen und Innenhöfe wieder zugänglich g­ emacht. Vor allem aber hat man Blickachsen und Raumfluchten wie­ der sicht- und erfahrbar gemacht. Und schon diese der Architektur zu dankende Inszenierung ist schlicht und ein­ fach ein Erlebnis. Darüber hinaus hat man im Museum die schon von Messel entwickelte Idee der „Erlebnisräume“ für die moderne Präsentation wieder aufgegriffen. „Wir haben Messel nicht kopiert“, erläutert Jülich das Konzept der Raumfolgen; vielmehr „haben wir die Grund­ idee ins 21. Jahrhundert transponiert“. Ob die romanischen Skulpturen, die oberrheinischen, aus der Ritterstiftskirche St. Peter in Wimpfen stammenden Fenster des 13. Jahrhunderts oder die mittelalterliche Waffenkammer: Die Atmosphäre der als spätgotische Halle oder kirchliche Schatzkammer in­ szenierten Räume ist a­ llein schon einen Besuch in Darmstadt wert. „Dieses Museum“, so der Direktor, „ermöglicht es, sich auf die Welt in all ihren Erscheinungsformen einzulassen.“ Und in der Tat, wer einmal durch die naturhistorischen Sammlungen gegangen, staunend all die Präparate der zoolo­ gischen Abteilung, die Mineraliensammlung oder die Fossilien aus der Grube Messel in Augenschein genommen hat; wer mit offenem Mund vor den zehn wundersamen, herr­ lich restaurierten und den Lebenswelten dieser Erde – Asien etwa, Australien, den Alpen oder der Polarregion – gewidme­ ten 100 Jahre alten Dioramen gestanden hat und sich gar nicht trennen mochte; und wer schließlich gotische Fenster, den im 15. Jahrhundert entstandenen Taufstein oder das Darmstädter Turmreliquiar betrachtet hat oder mitten im Chiavenna-Zim­ mer stand, der ist schier überwältigt von Vielfalt und Qualität der Exponate und ihrer ungeheuren Pracht. Dabei hat der Besucher die großartigen Kunstsamm­ lungen bei diesem ersten Rundgang bislang noch völlig ausgespart. Die Gemäldegalerie der Alten Meister etwa, mit dem um 1420 entstandenen Siefersheimer Altar, mit Stephan Lochners „Darbringung im Tempel“ und die mit Lucas Cranach d. Ä. und Hans Baldung Grien gleichfalls glänzend vertretene Malerei der Renaissance; die herausragende, mit rund 50.000 Exponaten bis in die G ­ egenwart reichende Gra­ phische Sammlung, in deren wechselnden Präsentationen man sich angesichts herr­licher Blätter des 15., 16., 17. und 18. Jahrhunderts ganz unbescheiden stets nur eines wünscht: Unbedingt mehr davon.


Jetzt im Buchhandel und im Stadtfoyer der Wissenschaftstadt Darmstadt, Luisenplatz 5 erhältlich!

Gestaltung www.polynox.de Foto Thomas Hahn

Das Darmstädter Bürgerbuch

Fünfzig Momente einer Stadt

Ein Buch des Magistrats der Wissenschaftsstadt Darmstadt Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung

Erschienen im Justus von Liebig Verlag, Darmstadt


12. Oktober 2014 bis 27. März 2015

Von Eugen Bracht bis Pierre Kröger Ein Darmstädter Bilderschatz von 1900 bis 2000 HEAG-Schenkung an das Kunst Archiv Darmstadt e.V.

Kunst Archiv Darmstadt e.V. Kasinostraße 3, 64293 Darmstadt, Telefon 06151-291619 E-Mail: info@kunstarchivdarmstadt.de, www.kunstarchivdarmstadt.de Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, 10-13 Uhr, Do 10-18 Uhr

Ernst Vogel, Lampionsfest der Kinder, Öl/Hartfaser, um 1955

Ausstellung zum 30. Geburtstag des Kunst Archiv Darmstadt e.V.



Der Darmstädter Galerist Claus K. Netuschil

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Brennen für die Kunst © Foto: Sigrid Awizio

„Im Grunde können Sie mit einer solchen Sammlung ganze Tage zubringen.“ Allein, für derlei private Leidenschaften hat Netuschil im Grunde keine Zeit, widmet er sich neben der ­Galeriearbeit sowie der eigenen Sammlung doch mit zumin­ dest gleichem, freilich gänzlich ehrenamtlichem Engagement der Kunstgeschichte seiner Heimat. Er brenne, so der Galerist, nun mal stets an zwei Seiten. Doch immer, ist man geneigt hinzuzufügen, für die Kunst. Mit einer Handvoll Gleichgesinnter hat er vor 30 Jahren das mittlerweile im hiesigen John-F.-Kennedy-Haus ­beheimatete Kunst Archiv Darmstadt gegründet. Als Doku­ mentationsstelle bildender Kunst im Raum Darmstadt beherbergt es nicht nur Briefwechsel, Grafiken und Plakate, sondern auch ganze Werkgruppen von Künstlern wie ­W ilhelm Loth oder Fritz Schwarzbeck, einen Großteil des Nachlasses von Esteban Fekete oder das Karl-Thylmann-­ Archiv. Und mit der mittlerweile dritten Auf lage von „Kunstszene A bis Z“, dem „Verzeichnis bildender Künstler in und um Darmstadt“, schreibt es die Darmstädter Kunstge­ schichte längst auch bis in die Gegenwart fort. So schließt sich auch hier wieder ein Kreis. Manches aber ist über die Jahrzehnte auch deprimie­ rend gleich geblieben in Darmstadt. Als Claus K. Netuschil mit 6.000 Mark seine Galerie eröffnete, war er allein auf ­weiter Flur. Seither hat sich mancher mit mal mehr, mal weni­ ger Profil, Ideen und Fortune im Kunsthandel vor Ort versucht und ist entweder gescheitert, mit seiner Galerie in eine andere Stadt gezogen oder er hat ganz einfach aufgegeben. Jetzt ist Netuschil der letzte. Aber ans Auf hören denkt er nicht, dreht sich doch in seinem Leben alles um die Kunst. „Und wenn man das 40 Jahre mit fortgesetztem Engagement und großer Freude macht, dann entwickelt man auch eine ge­ wisse Hartnäckigkeit.“

bis 1 4 . November 201 4 M e n s c h e n b i l d u n d Wa n d g e s t a l t u n g E r n s t Vo g e l (1 8 9 4 – 1 9 7 0) – M a l e r e i H e r m a n n To m a d a (1 9 0 7 – 1 9 9 0) – S k u l p t u r e n 2 3 . N o v e m b e r 2 0 1 4 b i s 1 7. J a n u a r 2 0 1 5 Monumental im Kleinen. Zeitgenössische Kleinplast ik www. galer ie-net uschil. net

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CHRISTOPH SCHÜT TE

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Vielleicht geht es überhaupt nur so. Heute ebenso wie vor fast 40 Jahren. Schließlich, so Claus K. Netuschil, könne man den Beruf Galerist ja ohnehin nicht lernen. Noch ­k eine 25 Jahre war er 1976 alt, hatte in Darmstadt eine ­kauf­männische Lehre und in Berlin ein Studium der Kunstge­ schichte abgeschlossen, da kam sie, die Gelegenheit. Und er zögerte nicht, sie zu ergreifen. Schließlich gab es in seiner Heimatstadt so gut wie nichts. Keine Galerien jedenfalls, kaum P ublikum, nur ­wenige Sammler und überhaupt, erinnert sich Netuschil an seine ­A nfangsjahre als Kunsthändler, hörte die Darm­ städter ­K unstgeschichte damals mit dem Jugendstil ganz einfach auf. Seither aber hat er höchst selbst an dem einen oder anderen weiteren K apitel mitgeschrieben. Mit 6.000 Mark renovierte er seinerzeit einen kleinen Laden in der Saalbaustraße und fing einfach an. Im Nachhinein mag man nichts­destotrotz schon die erste Ausstellung durchaus pro­ grammatisch nennen. Nicht nur insofern, als sie mit Karl Thylmann (1888– 1916) dessen Doppelbegabung als Dichter und Grafiker vorstellte, sondern auch, weil sie an einen damals weitgehend in Vergessenheit geratenen, nach seiner Verwundung in der Hölle von Verdun früh verstorbenen Darmstädter Künstler erinnerte. Beides charakterisiert Netuschils Engagement bis heute. Ist das Programm der Galerie auch längst vornehmlich der Kunst der Gegenwart verpflichtet, Netuschil richtet sei­ nen Künstlern wie Gerd Winter und Matthias Will, E. R. Nele und Thomas Duttenhoefer, Klaus Fußmann und Sigrid ­Nienstedt, Christopher Lehmpfuhl und Friedemann Gries­ haber (um nur wenige Namen von fast 400 Künstlern zu nennen) bevorzugt Soloshows oder dialogisch angelegte Aus­ stellungen aus, dazu pro Jahr vielleicht noch eine thematische oder einem bestimmten Medium gewidmete Gruppenschau. „Ich versuche, das wie eine Choreografie zu gestalten“, charak­ terisiert er die Planung seines Programms. Der Darmstädter Kunstgeschichte aber ist er ebenso verbunden geblieben wie dem Gedanken der lustvollen Verschränkung der Künste. „Für mich gehört das zusam­ men“, sagt Netuschil. Immer schon und immer noch. Und in der Tat, hier schließt sich mancher Kreis im Engagement des Galeristen. Entsprechend gestaltet er denn auch das um­ fangreiche Vermittlungsprogramm, das seine Ausstellungen regelmäßig mit Lesungen, Musik und Ateliergesprächen er­ gänzt und erweitert. Gleich über der Galerie hat derweil seine Kollektion zur Dokumentation des Darmstädter Expressionismus i­ hren Platz gefunden, dessen Kunst und Literatur er mit ebenso gro­ ßer Begeisterung sammelt wie die Grafik des Manierismus.


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Anita und Günter Beckers: die Galeristin und der Sammler

Die Paketlösung Kunst & Ehe

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Anita und Günter Beckers, Foto: Horst Dieter Bürkle

Karl Ströher, Fabrikant von Haarpf legemitteln und in den 1950er- und 1960er-Jahren unersättlicher Kunstsammler, hat es vorgemacht: wie man bei der Kunst einsteigt ins 19. Jahrhundert, um durch die Epochen zu marschieren, bis man anlangt beim absolut Aktuellen. Dass der „Block Beuys“ das Hessische Landesmuseum Darmstadt zu einem Pilger­z entrum hat werden lassen, verdankt sich letztlich Ströher, der ihn 1967 erworben hat. Auch das Sammlerund Gale­r is­ten­ehepaar Beckers ging am Anfang mit älteren Kunstwerken erst einmal auf Nummer sicher. Dass ihnen diese Position jedoch bald zu konservativ war, daran wird das Beispiel des „Block Beuys“ nicht ganz unschuldig gewesen sein. Alles, w ­ orüber man Anita und Günter Beckers heute ­d efiniert, fußt auf e­ inem erweiterten Kunstbegriff. Be­ ginnend mit dem Abend 1975 – es waren die ersten Wochen ihrer Beziehung – in Jacky Rohleders Kunstinitiative, heute längst ferne Legende, als Annegret Soltau dort eine ihrer Ver­ schnürungsaktionen durchführte. Doch halt! Nicht zu leichtfertig sollte man hier vom Sammler- und Galeristenehepaar reden und dabei alles in ei­ nen Topf werfen. Zeitliche Prioritäten ebenso wie inhaltliche Schwerpunktsetzungen fordern ein genaueres Hinschauen. Es war Günter Beckers, im Brotberuf ein hochgeachteter Kar­ diologe, der, was die Kunst betrifft, als erster den Fuß in der Tür hatte. Ganz buchstäblich in der Tür des Hessischen Lan­ desmuseums, wohin er sich nach den Klinikdiensten

mehrmals pro Woche zurückzuziehen pflegte, am Anfang vor die mittelalterlichen Tafelbilder, die ihm „Ausgleich“ und „Ruhepol“ boten. Wie bei vielen Angehörigen der bundesre­ publikanischen Bildungsgenerationen waren ihm die kulturellen Interessen nicht in die Wiege gelegt; er hatte je­ doch das Glück, bereits in der Schule ein paar gute Lehrer zu treffen, darunter den Maler Karl Heidelbach, dessen künstle­ rische Eigenleistung er erst später richtig begriff. Eher kulturfern ist auch Anita Beckers aufgewachsen, deren Erst­ beruf der einer Lehrerin wurde. Als sie Günter Beckers kennenlernte, war ihr schnell klar: „Ich musste mich ent­ scheiden: Ihn gab’s nur im Paket mit der Kunst.“ Im Dreiergespräch wird deutlich, dass sich die wei­ tere Entwicklung im Wechseltakt vollzog, wo mal der eine, mal der andere den entscheidenden Schritt ins Neuland wagte. Mitte der 1980er-Jahre kam für den bislang eher am Be­währten orientierten Sammler Beckers ein Punkt, „wo ich gemerkt habe, dass das einfach nicht so aufregend ist wie die zeit­genössische Kunst“. Seither folgt er der Devise Gegenden-Trend-Kaufen. Weswegen es bei ihm weder einen Richter zu sehen gibt noch eine fest abgrenzbare Richtung. Ja, er behauptet, er habe die besten Erfahrungen gemacht mit den Arbeiten, die ihn auf Anhieb am wenigsten anspra­ chen. „Was geblieben ist, sind die Dinge, an denen wir uns immer gerieben haben“, bestätigt auch Anita Beckers. Sie be­ gann 1990, nachdem sie die Beamtenstelle an den Nagel


gehängt hatte, ihr zweites Leben mit der Gründung einer ­ dition, in der sie – noch im selben Jahr auf der Art Basel ange­ E nommen – Multiples und Mappenwerke von Urs Lüthi, Jürgen Klauke, Felix Droese, Thomas Huber, Alba d’Urbano, Wim Delvoy und anderen verlegte. Es folgte die Anmietung von Galerie­r äumen an wechselnden Locations, zunächst in Darmstadt. Spätestens seit dem Wechsel nach Frankfurt am Main 1998 fungiert Anita Beckers mit ihrer Galerie als „die“ ­Adresse für Performance- und Videokunst – samt allem, was fließend dazwischenliegt –, als welche sie heute bekannt ist. Und das wohlgemerkt – über Messen, Kongresse, Vorträge, Kuratorenjobs, Publikationen, die Internetplattform „Blink Video“ und sonstige Joint Ventures – weltweit. Mehrfach be­ reits wurde ihr Einsatz mit Medienkunstpreisen belohnt. Erst kürzlich hat sie Büroräume im kulturell angesag­ ten Frankfurter Ostend bezogen. Die Suche nach neuen Galerieräumen läuft noch – wobei sie darauf achtet, dass ihr immer die Möglichkeit bleibt, Werke im elektronischen und konventionellen Medium parallel zeigen zu können. Der Dia­ log, die Wechselwirkung zwischen beiden Feldern reizt sie. Ist

ihr Mann eigentlich ihr bester Kunde? Sie verneint, eher be­ fremdet von der Vorstellung als bedauernd. Obwohl es schon Überlappungszonen der sonst arbeits­teiligen Aktivitäten gab: Wiederholt hat Anita Beckers etwa den holländischen Foto­ grafen und Regisseur Anton Corbijn gezeigt. Günter Beckers wiederum besitzt eine exquisite ­Kollektion von Corbijn-Auf­ nahmen, die vor zwei Jahren in der Städtischen Galerie Delmenhorst vorgestellt wurden. ­A nsonsten weist er jede PR-Maschinerie, die seine Sammlung gezielt publik ma­ chen könnte, weit von sich – immerhin hält er nach wie vor noch einmal pro Woche Präsenz in seiner ehemaligen Pra­ xis im Kar­d iologie-Zentrum in Darmstadt. Nein, was immer das Beckers-Paar aus der Kunst bezieht, es lässt sich offenbar nicht trennen von ihrem Leben insgesamt, von ih­ rem persönlichen E ­ ntwicklungsweg. Beide betonen, was für ein „großes ­G eschenk “ darin liege, „dass wir uns so auch im fort­g eschrittenen Alter viel Neugierde und tägli­ chen Gesprächsstoff bewahren konnten“. Wenn sie etwas ­bedauern, dann nicht den Lauf der Kunst, sondern den ihrer Vermarktung, der jungen Künstlern nicht mehr genug Zeit gewähre zum Reifen. „Die Künstler dagegen, die in den 1970ern auf kamen“ – ausdrücklich nochmals ein Verweis auf Annegret Soltau – „ernten erst jetzt die Erfolge, die sie damals schon verdient hätten.“ ROLAND HELD

www. galer ie-beckers. de www. blink video. de

NIKOLAUS HEISS Schwarz-Weiß-Fotos Darmstadt

Ernst-Ludwig-Haus, Museum Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe, 2012 · www.nikolausheiss.de

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Neues vom Ex- Galeristen A xel Thieme

Zur Malerei zurück

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„ I c h t rä u m e n o c h f a s t j e d e N a c h t v o n d e r G a l e r i e“ ,

verrät Axel Thieme. Um dann, etwas ernüchternd, hinzuzu­ fügen: „Dass ich etwa auf der Suche nach neuen Räumen bin. Oder wie ich kalkuliere, ob die Verkäufe auch ja die laufenden Kosten ­decken ...“ Unweigerlich mit gemischten Gefühlen blickt er auf seine galeristische Lauf bahn zurück. Einerseits auf die Lust am Gestalten sowohl des Programms wie jeder einzelnen Ausstellung. Die damit verbundene Hochspan­ nung war „Freude pur“. Schließlich die Genugtuung, über den Erfolg auf den Kunstmessen in Köln, Frankfurt und Zü­ rich auch am Standort Darmstadt ernst genommen zu werden. Künstler wie István Laurer, Norbert Wolf, Ottmar Hörl, Gise­ la Kleinlein, Ralph Fleck, Werner Pokorny, Camill Leberer mit durchzusetzen und sich ein Profil „links“ vom Mainstream aufzubauen. Aber es bleibt auch ein großes Andererseits: ­Kollegenneid und Verteilungskämpfe auf einem Markt, wo man eben nicht das täglich Brot feilhält, sondern ein Luxusgut. Schlimmer noch, das ständige Wechselbad aus Hoffnung und Enttäuschung, mithilfe von wechselnden Galeriepartnern und -sponsoren zwar, doch finanziell nie dauerhaft auf der si­ cheren Seite. Als er sich dann mit zwei Künstlern überwarf, die als Umsatzgaranten fungiert hatten, gab Thieme 2003 ­zermürbt auf. Möglicherweise war dies die letzte Chance, aus dem Schatten des Galeristen Axel Thieme wieder den Maler Axel Thieme hervortreten zu lassen. „Es war ja irgendwann einmal die Malerei, die mich aus meinem Bankjob aussteigen ließ“, erinnert er sich heute. Mit ein paar Kommilitonen, die er von der Städel-Abendschule und aus dem Kunstgeschichtsstudi­ um kannte, hatte er schon 1981 die Galerie Parterre in einem vormaligen Metzgerladen in Darmstadt-Eberstadt gegründet. Eine Produzentengalerie. Nach ein paar Jahren jedoch war es Thieme, allein vom ursprünglichen Kollektiv übrig geblieben, den es drängte, sich klar zu entscheiden für das eine oder das andere. Mit dem bekannten Resultat. Binnen Kurzem firmier­ te die Galerie unter seinem Namen. Pinsel und Farbe hat er dann für anderthalb Jahrzehnte nicht mehr angerührt. Für die Darmstädter Kunstszene waren die 1980er und 90er die „gol­ denen Jahre“: nicht weniger als 25 Anlaufpunkte in Stadt und Umland, wo regelmäßig Kunst zu sehen war. Gewiss, Seite an Seite mit den Profi-Galerien blühte manches Kellergewächs, über das manch eine gut situierte Bildungsbürgerin Ambition und Selbstverwirklichung signalisierte; dazu kamen diverse kommunale und vom Landkreis getragene Ausstellungsstät­ ten. Doch wozu sich beklagen, solange die Qualität diskutabel bleibt? Schließlich will auch die Kunstkritik von etwas leben. Mit zeitweise sechs Galerien und Editionen war Darmstadt auf der 1989 vom Stapel gelaufenen Art Frankfurt ungeheuer präsent. Es versteht sich, dass die Galerie Thieme von Anfang

an mit dabei war. Und bemerkenswerterweise vollzog sich ­anfangs des neuen Milleniums ihr Untergang parallel zu dem der Kunstmesse, als wäre da eine geheime Schicksalsverknüp­ fung am Walten. Zu der Zeit freilich hatte Axel Thieme sich zu Farbe und Pinsel zurückzutasten begonnen. Nun ließe sich lange diskutieren, was an einem malen­ den Gale­r isten so viel anrüchiger sein soll als – sagen wir – an einem Regisseur, der gelegentlich selbst auf der Bühne steht, oder an einem Schriftsteller, der zusätzlich einen Verlag führt. Fakt ist jedoch: Das Kunst-Fachpublikum wird die Serio­ sität entweder des Galeriebetriebs oder der Malerei infrage ziehen. Ein Manko, mit dem der Maler Thieme bis heute zu kämpfen hat. Galeristen haben kein Problem damit, ein, zwei T ­ hieme-Bilder aufzunehmen in eine Accrochage, und erst recht kein Problem, sie zu verkaufen. Doch wenn es um eine Einzel­ausstellung geht, winken sie bislang ab. Wer Thiemes Weg zurück zur Eigenkreativität aus der Nähe verfolgt hat, dem ist das mit der zweiten Karriere ­ohnehin sekundär. Er weiß, dass sich hier einer per Münch­ hausen-Akt am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Bitterkeit und des Selbstzweifels gezogen hat. Das Wort „Autotherapie“ wäre nicht unangebracht. Überhaupt hatten nur wenige eine ­A hnung von der stillen, stetigen Tätigkeit, an der Thieme, zu­ nächst in einem abgezweigten Zimmer seiner Wohnung, saß. „Als ich das erste Mal nach all der Zeit einen Kreis malen woll­ te, war der total zittrig. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich wieder reingefunden hatte.“ Heraus kam eine ganz andere Malerei als die der 1980er-Jahre: akribisch, zeitauf­ wendig, mit vielen Lasuren und Lichtern und einer Manie zum nochmaligen Überarbeiten dessen, was jeder außer Thieme längst für fertig befinden würde. Thematisch gibt es auch Meerstücke mit anrollenden Wogen und Blumen­ bilder. Zum Zustand von Abgetauchtsein in den Jahren nach dem Aus der Galerie passen freilich am besten die ­u nter dem ­S erientitel „Submarine G ­ ärten“ zusammenge­ fassten, leicht surrealen Werke mit i­ hren korallen- und schwammartigen Gebilden im Kontrast von Vielgestalt und Gleichmäßigkeit, natürlichem und ­künst­lichem Kolorit, Schärfe- und Unschärfezonen. Meeresbiologische TV-Doku­ mentationen als Anregung? Nein, eher als Bestätigung im Nachhinein. Über das meditativ-geduldige Entwickeln von Detailstrukturen entsteht sukzessive, fast automatisch, das Bild. Axel Thieme: „Wie’s zum Endergebnis kommt, ist für mich selbst immer eine Überraschung.“ ROLAND HELD

w w w . a x e l - t h i e m e - d a r m s t a d t . d e / b i o g ra p h i e


35 Portr채t A xel Thieme, Foto: Ute Doering


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M ar tin Brügers Installation „Der Drit te Aufbruch“

Mathilda is Calling

Fotos: Martin Brüger, © VG Bild- Kunst, Bonn 2014


„ Ach, we nn ich doch noch zehn Jahre in Dar m stadt ble ibe n könnte!

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I c h w ü rd e d i e S t a d t t o t a l a u f d e n K o p f s t e l l e n . I c h w ü rd e d i e G e i s t e r a u s i h r e m H a l b s c h l a f wecke n und we nigste n s Spure n des St rebe n s nach de m Schöne n, d e m Wa h r e n z u r ü c k l a s s e n .“

Insgesamt zehn Künstlerinnen und Künstler waren 2006 vom Kurator der Ausstellung, Ralf Beil, eingeladen ­worden, hierfür Projekte zu entwickeln, die sich explizit mit dem Ort der 1899 durch den hessischen Großherzog Ernst Ludwig ins Leben gerufenen Künstlerkolonie beschäftigten. Während sich einige Künstler mit dem architektonischen Ensemble oder der Kunstsammlung auseinandersetzten, nahm Martin Brüger die einstige Vision der Künstlerkolonie zum Anlass, die gegenwärtige Situation des Musenhügels infrage zu ­stellen und einen gewagten Blick in die Zukunft zu werfen. Freute sich Joseph Maria Olbrich, der führende Kopf der Künstlergruppe sowie Architekt von Hochzeitsturm und Ausstellungsgebäude, 1899 über ein „freies Feld“, auf dem er seine Ideen von der Durchdringung von Kunst und Leben im Sinne eines Gesamtkunstwerks erproben konnte – „Das habe ich mir immer gewünscht! Den freien Rasen, das blumige Feld, ein Land wo nur vom Hören-Sagen das große Wehen ­einer neuen Kunst gekannt war“ (zit. nach: „Deutsche Kunst und Dekoration“, April bis September 1900, S. 366) –, mo­ nierte Brüger 2006, dass der Hügel nun vollgestellt mit Altem sei und keinen Raum mehr für neue, innovative Kunst und Architektur biete. Mit dem physisch verbauten Feld sei auch der geistige Raum für kreatives Denken und Diskutieren über zeitgenössische Themen verloren gegangen. Seine Forderung lautete also: „Reißt die Mathildenhöhe ab und macht Platz für neue aktuelle Ideen! Es ist Zeit für einen dritten Aufbruch.“ Der zweite Auf bruch, das sogenannte Meisterbau­ tenprojekt der 1950er-Jahre, entstand vor dem Hintergrund des Wiederauf baus wichtiger im Zweiten Weltkrieg ­z erstörter Kommunalbauten. In Anlehnung an die Grün­ dung der Künstlerkolonie durch den Großherzog rief die Stadt Darmstadt 1951 elf bekannte, damals weg­weisende ­A rchitekten au f, f ü r je ei n kom mu n a le s G ebäude Meisterbau­entwürfe zu liefern. Nur fünf der elf Entwürfe wurden jedoch realisiert.

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Im Juni 2014 wurde es groß verkündet: Die Künstlerkolonie Darmstadt steht nun auf der offiziellen Vorschlagsliste für das UNESCO-Weltkulturerbe. Die tatsächliche Aufnahme der Mathildenhöhe als Welterbestätte käme einem Ritterschlag gleich, bescheinigt diese doch von höchster politischer Ebene „Einzigartigkeit“ und „Authentizität (historische Echtheit)“. Und doch stünde die mit der Auszeichnung verbundene „Konservierung“ der einstigen Vision ihres Gründers, dem hessischen Großherzog Ernst Ludwig, irgendwie auch diame­ tral entgegen. Bereits 2006 hat der Darmstädter Künstler Martin Brüger (*1965) eindrücklich mit seinem Werk „Der Dritte Auf bruch“ (2006) auf diese Diskrepanz hingewiesen. Nur selten hat ein Kunstwerk auf der Darmstädter ­M athildenhöhe f ür so viel Furore gesorgt . Das Aus­ stellungsbüro des Instituts Mathildenhöhe, das Amt für Denkmalpf lege sowie das Büro des Oberbürgermeisters kämpften mit Anrufen entsetzter Bürger und Besucher. In den Medien las man von „Abriss-Schock“ und „Horror­ vision“. Im Besucherbuch der Installation wurde vom „g rößten Fehler unserer Zeit“, von „ Dummheit und ­I gnoranz“ gesprochen, aber auch von „loslassen, frei sein, f liegen lernen […]“. Anlass zur Kontroverse gaben ein schlichter Baucon­ tainer und ein Schild, welches den Abriss des einzigartigen architektonischen Jugendstilensembles für das Jahr 2008 ­a nkündigte. Im Inneren des Containers befanden sich ein ­A rchitekturmodell der einstigen Künstlerkolonie, fünf ­I nformationstafeln, das bereits erwähnte Besucherbuch ­sowie ein roter Backstein, der optisch stark den markanten Ziegeln des 1908 erbauten Hochzeitsturms ähnelte und ­s ymbolhaft als „erster Stein“ für das gesamte Abrissvor­ haben st and . Das ­u nübersehbar vor der ehrwürdigen Russischen ­K apelle platzierte Bauschild proklamierte in ­k larer T ­ ypo­g rafie: „Abriss und Entsorgung des gesamten ­A reals zwischen Dieburger Straße, Fiedlerweg, Landgraf-­ Georg-Straße und Pützer­straße“ – einzig die Krankenhäuser und das Seniorenheim sollten verschont bleiben. Neben dem Bauherrn (Europäische Union) nannte es zugleich die am Ab­ riss beteiligten Firmen (Mahlzahn AG, Karlsruhe oder e.u.r.o. entreprise de démo­lition, B-Liège). Nur wer den Text bis zu Ende las, entdeckte den Hinweis darauf, dass es sich um ein Projekt im Rahmen der Ausstellung „Mathilda is calling. ­Erinnerung als Zukunft“ handelte.

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J O S E P H M A R I A O L B R I C H (18 6 7–19 0 8 )


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In den 1980er-Jahren folgte dann eine Rückbesinnung auf den kulturellen Wert der Mathildenhöhe als Gesamtkunstwerk des Jugendstils, welche seither zahlreiche Umbauten und Re­ novierungsmaßnahmen nach sich zog, die alle gänzlich der Wiederherstellung des ursprünglichen Gesamtkonzepts der Künstler um Joseph Maria Olbrich, Peter Behrens und Hans Christiansen verpf lichtet waren. Seit 1970 hat die Stadt Darmstadt für die Sanierung der Mathildenhöhe mehr als 15 Millionen Euro aufgebracht – nicht zuletzt um „die Be­ deutung und das kulturelle Erbe […] stärker touristisch vermarkten“ zu können. Die Signifikanz des historischen Orts wird in Form von mitunter peniblen Objektrekonstruk­ tionen zu bewahren versucht. „Die Mathildenhöhe“, so Brüger, „hat sich zu einem nach denkmalschützerischen ­K riterien peinlichst genau rekonstruierten Freilichtmuseum entwickelt, ein Kleinod der Stadt, in dem man versucht, ein einmalig gelungenes stadtplanerisches und architektonisches Gesamtwerk auf ewig zu konservieren.“ Die Vision der Künstlerkolonie, das freie Feld für innovative Ideen, fiel hier­ bei „einer Amnesie zum Opfer“. Der künstlerisch intendierte angekündigte Abriss der historischen Gebäude war nur der erste Schritt zum dritten Aufbruch – die notwendige Voraussetzung, um zu einer eben­ so unverstellten Ausgangssituation zu gelangen, wie sie um 1900 für die Künstler der Künstlerkolonie bestanden hatte. Der durch den Abriss entstehende neue Freiraum sollte dann das eigentliche Anliegen des dritten Auf bruchs, die Neuge­ staltung der Mathildenhöhe im Jahre 2010, ermöglichen. Auf den Infotafeln im Baucontainer wurde auf einen Wettbewerb mit international besetzter Jury mit „geistigen Größen aus verschiedenen Wissensgebieten“ verwiesen, welcher „eine neue Ära kultureller Gegenwärtigkeit“ einleiten solle. Wie bereits zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert forderte auch Brüger 2006, das Vergangene zu überwinden und die Mathildenhöhe wieder zu einem Ort „der Avantgarde, der In­ novation und des Wandels“ zu machen. Obgleich ein utopischer Akt, so basierte die of­ fenkundig proklamierte Forderung Brügers auf realen Beobachtungen und Bedingungen, die er mit seiner Instal­ lation infrage und offen zur Diskussion stellte. ­Welcher Form bedarf es, die Visionen einer historischen Zeit spürbar zu ­erhalten? Können die Gebäude und museal präsentierten

Objekte von Olbrich und Behrens den Ideen­gehalt ihrer Zeit noch transportieren? Oder sind sie nichts weiter als leere ­Hüllen? Wie kann und muss heute das freie Feld aussehen, damit hier zukunftsweisendes Kunstschaffen möglich ist? Verhindert gar der retrospektiv orientierte Blick der Denkmal­ pflege die Sicht nach vorne? Diesen Fragen wurde seinerzeit am letzten Tag der Ausstellung im Rahmen einer Podiums­ diskussion nachgegangen. Auch wenn der von Martin Brüger im Rahmen des dritten Auf bruchs vorgeschlagene Abriss und Wettbewerb für eine Neugestaltung der Mathildenhöhe in dieser Form wohl niemals in die Tat umgesetzt werden wird, so hat die Forderung nach diesem doch den „Dornröschenschlaf “, dem die Mathildenhöhe verfallen war, schlagartig beendet. ­Obgleich es auch einige Stimmen gab, die sich mit dem Ab­ riss­p rojekt durchaus hätten anfreunden können – „Die Mathildenhöhe ist so wenig Gewinn wie Verlust. […] Also weg damit!“ –, lösten doch die Verlustängste bei den meisten Darmstädtern und Besuchern geradezu eine Mathilden­höheEuphorie aus, die sich in Protestaktionen sowie erzürnten und unbeherrschten Besucherbucheinträgen manifestierte. Die Ausstellung „Mathilda is calling“ endete am 8. Ok­ tober 2006 mit einer letzten unerwarteten Begegnung: So stieß der diensthabende Techniker beim Verschließen der Ausstellungsgebäude auf einen Streifenwagen und zwei ­Polizeibeamte, die etwas unbeholfen an der bereits verschlos­ senen Türe des Containers rüttelten. Auf die Nachfrage des Technikers antworteten sie verlegen, sie hätten einen anony­ men Hinweis erhalten, dass die Mathildenhöhe am nächsten Tag abgerissen werden solle … SONJA FESSEL

S PA M C o n t e m p o ra r y , D ü s s e l d o r f 10. Apr il bis 16. Mai 2015 G a l e r i e h a n f w e i h n a c h t , F ra n k f u r t a m M a i n 29. Mai bis 11. Juli 2015 w w w . m a r t i n - b r u e g e r. d e


Klangkunst trifft

Industriekultur

im ehemaligen Haus für Industriekultur Feurio! Eine elektroakustische Klangskulptur von Denise Ritter „Feurio!“ ist eine Klangskulptur aus Aufnahmen, die in der Abteilung Schriftguss, Satz und Druckverfahren des Hessischen Landesmuseum Darmstadt gemacht wurden. Sie nimmt nicht nur Bezug auf das Druckhandwerk an sich, sondern auch auf die Bedeutung von gedruckten Inhalten und des Lesens im Laufe der Jahrhunderte bis heute. Bücherverbrennungen gab es zu allen Zeiten, so ist die Arbeit u. a. eine Anspielung auf den Roman „Fahrenheit 451”, in dem Bücher als Ursache für nicht systemkonformes Denken und Handeln angesehen und daher verbrannt werden. Dauerinstallation | Eröffnung: 18. Dezember 2014 | 18.00 Uhr Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Abteilung Schriftguss, Satz und Druckverfahren (ehemals Haus für Industriekultur) Kirschenallee 88, 64293 Darmstadt, www.hlmd.de

In Kooperation mit


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Julia Reichelt

Aktuelle Kunst in Darmstadt „Wir geben der jungen Kunstszene ein Gesicht“, erklären ­Johannes Gonné und Julia Krämer vom Künstlerkollektiv „Earlstreet“ selbstbewusst. Und inzwischen wollen sogar alt­ eingesessene Künstlervereinigungen wie der Bund Bildender Künstler Darmstadt mit ihnen zusammenarbeiten, weil jenen wiederum die Nachwuchsgeneration fehlt. Die Darmstädter Sezession, bereits 1919 von Künstlern wie Max Beckmann, Ludwig Meidner und Bernhard Hoetger gegründet, hat dieses Problem nicht. Sie holt sich ja auch mit ihrem alle zwei Jahre ausgelobten Hauptpreis und einem Förderpreis gerade jün­ gere Künstler in ihren Verein. Das ist das Besondere der Darmstädter Sezession, sagt Geschäftsführerin Daniela Ginten: Durch die Jahresausstellung der etwa 100 Mitglieder gelingt es zunehmend, Künstler zu entdecken, die – wie etwa Michael Sailstorfer oder Maria Anwander – im Anschluss an den gewonnen Preis eine steile Karriere hinlegen. Nur sind die meist überregional verortet – meist in Berlin, wo gut ein Drit­ tel inzwischen ansässig ist.

Doch die junge Darmstädter Künstlerszene ist stark im Kom­ men, sie ist vielfältig und überraschend. Als sich die zehn Künstlerinnen und Künstler von „Earlstreet“ im August 2009 zusammenfanden, entwickelten sie aus dem Problem, Gelder für Ausstellungen zu bekommen, ein in Darmstadt einzig­ artiges Konzept: Das der „Raumzwischennutzung“. Nicht vermietete Räumlichkeiten wurden ihnen von der Stadt zum künstlerischen „Housekeeping“ angeboten, um Lesungen, Konzerte und vor allem Ausstellungen stattfinden zu lassen. Ehrenamtlich und innovativ. Obwohl in der Pallaswiesen­ straße 25 inzwischen eine feste künstlerische Spielstätte installiert ist, finden weiterhin Aktionen an ungewöhnlichen Orten statt. Die letzte und bislang spektakulärste in einem in den 19 60er-Jahren erbauten Atombunker unter dem ­K arolinenplatz. An der eintägigen Pop-up-Aktion „Urst­ schauaufpopgalerie Nr. 2“ am 10. August 201 4 waren „Earlstreet“ ebenso beteiligt wie die Installationskünstle­ rin karwath+todisko und die Performerin Mila Burghardt.

Kunsthalle Darmstadt: „Radenko Milak, 365“

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Die Kunsthalle Darmstadt eröffnet mit der Ausstellung „­ R a d e n ko M i l a k , 3 6 5 “ d a s P r o g r a m m d e s n e u e n ­K unst­h allen-Direktors León K rempel. Die Folge von 365 Schwarz-Weiß-Aquarellen entstand in Tag- und

Radenko Milak,

Nachtarbeit über das Jahr 2013. Jedes Blatt bezieht sich auf ein „planetarisches Ereignis“ (Radenko Milak). Krieg und Frieden, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik, Raumfahrt und Naturkatastrophen umreißen die Inhalte. Europa, die beiden Amerikas, Afrika und Asien und immer wieder der Balkan bilden den räumlichen, die letzten 500 Jahre den zeit­ lichen Rahmen eines begehbaren Geschichtskalenders, der die Kunsthalle Darmstadt komplett auskleiden wird. Der 1980 in Travnik, im ehemaligen Jugoslawien, ­geborene Künstler lebt und arbeitet in Banja Luka, BosnienHerzego­w ina. Nach seiner Ausbildung an Akademien in Banja Luka und Belgrad beteiligte er sich er unter anderem in Paris, München und Wien an Gruppenausstellungen. Die ge­ plante Schau ist sein erster institutioneller Einzelauftritt. Malerei, Zeichnung, Aquarell und neuerdings auch Animati­ on sind die bevorzugten Ausdrucksmittel von Radenko Milak. Sein Material findet er in Printmedien und im Internet. Es sind sowohl stillstehende als auch stillgestellte Bewegtbilder von historischen oder zeitlich nahen Ereignissen, die er mit den Mitteln des Realismus und der Abstraktion, bisweilen auch des Surrealismus aufgreift. 18. November 201 4 bis 1. März 2015

„20. März 1916: Albert Einstein präsentiert seine Relativitättheorie“,

R adenko Milak, 365

Aquarell

www. k unsthalle-dar mstadt. de


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Mila Burghardt Klar setzt sie sich mit ihrer Körperlichkeit in Szene, ist sich wie ihre Performancekolleginnen Elke Krystufek oder Marina Ab­ ramović ihrer Schönheit bewusst. Ihr Portfolio nennt sich denn auch „Video. Performance. Und ich“. Doch das Span­ nende der inzwischen sechs entwickelten Performances von Mila Burghardt ist, dass sie sich selbst genauso auch verball­ hornt und keine Scheu davor hat, zu den Klängen eines Minikeyboards im Schlagerstil zu singen oder durch hoch­ virtuos entwickelte Videos die eigene Person ironisch infrage zu stellen. Groteske, surreale Einfälle hat sie in diesen Videos. Bei „Wir müssen reden“ ist es ein monumentaler großer Mund, der mit einer raumgreifenden Zunge nach ihr schnappt, später wird sie in einem Meer von Zungen zu schwimmen versuchen. „Wenn dann richtig“ ist 2013 zum Büchner-Jahr entstanden. Im Video fliegen erst Hände wie kleine Vögel auf sie zu, dann greifen die stilisierten Gliedmaßen auf der Lein­ wand nach ihr auf der Bühne und werden schließlich zu Spaghetti. Frei nach einem Ausspruch Georg Büchners: Es solle Makkaroni regnen. In Darmstadt hat Mila Burghardt einen guten Stand. Sie ist aktuell die einzige Künstlerin, die Videoperformances macht. Aber sie arbeitet auch mit Collagen: Diese stehen in di­ rektem Bezug zu den Schlüsselszenen ihrer Performances und dienen ihr als Test, ob der Raum funktioniert und stimmig ist. Und dieses Ausprobieren lohnt. Burghardt erschafft durch ge­ konnte Lichtinszenierung und Soundcollagen ungewohnte

Blickwinkel. „Wenn ich performe, gebe ich meist alles preis“, und wenn die Szene es braucht, auch nackt. „Ich liefere mich sowieso aus“, erzählt die junge Frau, die 2012 nach Darmstadt gekommen ist und seit April ein Graduiertenstipendium der Bauhaus-Universität Weimar gewonnen hat. Im Nebenraum des labyrinthischen Bunkers machte sie während der Pop-up-Aktion die Absurdität zur Perfor­ mance, dass dieser Schutzraum für nur 2.000 Menschen geplant war, obwohl im Umkreis circa 60.000 wohnten. ­Monoton zählte sie immer wieder 30 ab, führte mit Kreide eine Strichliste an der Wand. Je länger man ihr beim ­Auf­z ählen zusah, umso beklemmender wurde das Gesche­ hen – denn es wurde spürbar, wie wenig Menschen im Umkreis des Bunkers überhaupt einen Platz bekommen hät­ ten. Wie karwath+todisko geht Mila Burghardt in den Raum, nutzt ihn jedoch für eine konkretere Aussage, zeigt gesell­ schaftliche Zusammenhänge auf – und kritisiert sie. „Welchen Preis müssen wir Frauen zahlen, um alles zu schaffen, mit ­einem Lächeln, und das auch noch kostenlos“, zitiert sie die britische Autorin Laurie Penny in ihrer Performance „Schei­ tern ist k ­ eine Option“ (2012): „Schneller, bitte. Mehr, bitte. Alles, b ­ itte. Und hoch, bitte. Ganz hoch, allein, bitte. Aber zu­ sammen, bitte. Mit Garten und Kind, bitte. Aber berühmt, bitte. Und schön, bitte. Und Erfolg, bitte. Jetzt, bitte. Danke.“ w w w . m i l a b u r g h a rd t . d e

Mila Burghardt, „Wir müssen reden“, Videoperformance, 2012


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karwath+todisko

Zu bedrohlichem Sound schwebten die goldschimmernden Objekte von karwath+todisko in einer der ehemaligen Schutzkammern des Atomschutzbunkers am Karolinenplatz. Ein junger Mann schnitt ruhig und konzentriert an den ­sinkenden Objekten Folie ab, dann schwebten sie wieder ­empor. Räumliche Wahrnehmung fasziniert die Bühnen­ bildnerin Inna Wöllert, deren freie Rauminstallationen unter dem N ­ amen karwath+todisko entstehen. Sie experimentiert mit verschiedenen Raumsituationen: Sei es im Bunker, wo durch die niedrige Deckenhöhe und den Betonbau schon ein an sich beklemmender Raum vorherrscht, oder während des Sommerfestes im Kunst Archiv Darmstadt, wo sich die frei durch die Räume schwebenden Objekte „GOLDEN#2“ auch gegen ein Durchgangspublikum behaupten konnten. Die Vorliebe zu folienartigen Materialien spielt in ihren neueren Arbeiten eine große Rolle, etwa die Magnetbänder analoger Videotapes oder das Glänzende, Feine des Materials der ­Rettungsfolie, das sie für ihre schwebenden Objekte „GOL­ DEN“ verwendete. „Was muss ich ändern, damit etwas Seltsames ent­ steht?“, fragt sie sich beim Konzipieren. Was sich dann entwickelt, lässt sich anschließend schwer in Worte fassen, ist atmosphärisch unglaublich dicht. Verlangt nach Stille und Konzentration. karwath+todisko ist aber auch eine große Erzählerin von G ­ eschichten, die etwas Unheimliches, Beklemmendes haben. Ihre erste große Rauminstallation „pandora/box“ (2002), war inspiriert von der Hauptdarstellerin Melanie ­Daniels in Alfred Hitchcocks Film „Die Vögel“ (1963). Die Be­ sucher mussten durch ein labyrinthisches Raumgeflecht mit engen Gängen und Türen, die sich laut hinter ihnen schlossen, hindurch, wurden zu Entdeckern von etwas Schrecklichem. Ihre Videoarbeit „missed“ (2006) ist als Abschlussarbeit ihrer Meisterschülerzeit bei Roland Schimmelpfennig in der ­Weißensee Kunsthochschule Berlin entstanden. Filmstills aus Hitchcocks „Vertigo“ (1958) verfremdete sie, indem sie eine andere Frau in die Bilder hineincollagierte, die offenkun­ dig vermisst – oder gar schon tot ist. „She’s dead, isn’t she?“, ist als Untertitel über einem der Bilder zu lesen. Etwas Rätsel­ haftes zu evozieren, auch indem sie Dinge verhüllt, findet sich auch in ihrer Collagenserie „Lost pictures“, die 2013 in der „Earlstreet“ ausgestellt waren. Den Zufallsfund eines Fotos, das eine im Halbdunkel sitzende Frau zeigt, verfremdete ­karwath+todisko, indem sie vom Motiv nur so viel wegnahm, dass noch ein vermeintlicher Wiedererkennungswert beste­ hen blieb. Frei inspiriert von Leonardo da Vincis Ausspruch: „Nicht enthüllen, wenn dir die Freiheit lieb ist.“ www. todisko. blogspot. de


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„GOLDEN#1“, © kar wath+todisko


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30 Jahre Kunst Archiv Darmstadt Wenn an einem Ort in Darmstadt etwas über lokale Künst­ lerinnen und Künstler zu finden ist, dann im Kunst Archiv Darmstadt. Knapp 200 Namen umfasst das im letzten Jahr in dritter Auf lage herausgegebene Nachschlagewerk „Kunst­s zene Darmstadt A–Z“. Insgesamt sind allerdings 2 .500 Künstlernamen im Kunst Archiv Darmstadt ein­ getragen – vom 17. Jahrhundert bis heute. In den engen Räumlichkeiten des John-F.-Kennedy-Hauses wird aber ­daneben nicht nur der Nachlass von über 12 Künstlern verwal­ tet und findet sich Platz für eine umfangreiche Bibliothek, sondern es kommen immer noch weitere Schenkungen hinzu – zum Glück haben sich neue Depoträume aufgetan. Aus der letzten großen Schenkung wird nun die Jubi­ läumsausstellung bestückt: Vor fast genau 30 Jahren, am 10. Oktober 1984, ist das „Archiv Darmstädter Künstler“ un­ ter anderem von Claus K. Netuschil und anderen engagierten Darmstädter Kunstfreunden gegründet worden. Inzwischen ist ihr Kreis auf über 500 Mitglieder angewachsen, es finden viele Veranstaltungen wie Atelierbesuche und sogar Reisen

Matthias Will, „Raumspirale“, Edelstahl, 2014, H 35 cm Foto: Galerie Netuschil Darmstadt

statt. Zum diesjährigen Sommerfest waren die Performerin Mila Burghardt und die Installationskünstlerin karwath+ ­todisko zu Gast; am 15. November ist ein Atelierbesuch bei den jungen Künstlerinnen geplant. Im Kunst Archiv Darmstadt wird nicht nur archiviert und dokumentiert, sondern auch Pionierarbeit geleistet: Mit der im letzten Jahr gezeigten Ausstellung „Der weibliche Blick – Vergessene und verschollene Künstlerinnen in Darmstadt 1880–1930“ wurde so manche Künstlerin nach langer Zeit wiederentdeckt und ausgestellt, zudem ist ein opulenter ­K atalog entstanden. Auch jetzt wieder, zum 30-jährigen Jubiläum, steht ein ambitioniertes Ausstellungsprojekt an. Schöpfend aus der großen Sammlung von über 100 Gemälden der HEAG-­ Sammlung, die das Kunst Archiv Darmstadt ­g eschenkt


bekam, wurden 35 Bilder ausgewählt, die exem­plarisch eine „Darmstädter Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts“ a­ bbilden. Von der Malerei der Jahrhundertwende über Expressionismus, Neue Sachlichkeit bis hin zu einem Blumenstillleben des zeit­ genössischen Darmstädter Künstlers Pierre Kröger aus dem Jahr 1998 werden alle wichtigen Stiltendenzen gestreift. b i s 2 7. M ä r z 2 0 1 5 Vo n E u g e n B ra c h t b i s P i e r r e K rö g e r – Dar mstädter Bilderschatz von 1900 bis 2000 Kun st A rchiv Dar m stadt www. k un starchivdar m stadt . de

DA R M S TÄ D T E R TAG E D E R F O T O G R A F I E

Im sogenannten Schauraum des Kennedy-Hauses haben die inzwischen als Biennale stattfindenden Darmstädter Tage der Fotografie noch bis Ende des Jahres eine Ausstellungsfläche. Parallel zu Veranstaltungen wie Lesungen oder Konzerten können spannende fotografische Künstlerinnen und Künstler entdeckt werden. Die mittlerweile international renommier­ ten Fototage finden das nächste Mal, wie immer über die ganze Stadt verteilt, im April 2016 wieder statt.

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In den Darmstädter Stadtwald lockt wiederum der „Wald­ kunstpfad“, der zwar von den offiziellen Veranstaltungen her dieses Jahr zu Ende gegangen ist und erst wieder 2016 neu ­e ntstehen wird. Ein offizielles Ausstellungsende für die ­präsentierten 40 Kunstwerke von Künstlerinnen und Künst­ lern aus vier Kontinenten gibt es jedoch nicht. Sie sind nach wie vor permanent, kostenlos und für alle frei zugänglich im Wald um die Darmstädter Ludwigshöhe, den Goethefelsen und Goetheteich zu besichtigen. Kuratiert von Ute Ritschel, die im Jahr 2002 gemeinsam mit dem Forstamt und einem be­ freundeten Künstler auf die Idee kam, Kunst in den Wald zu bringen. Das fasziniert sie noch heute: die einmalige Verbin­ dung von Kunst und gewachsener Natur. Und die Möglichkeit, dadurch Kunst zu vermitteln, die für alle Altersgruppen ge­ eignet und öffentlich zugänglich ist – und so auch Menschen erreicht, die vielleicht nie in ein Museum gehen würden. Im Mai dieses Jahres wurde Ute Ritschel für ihre künstlerische Tätigkeit und ihre Verdienste in der Stadt Darmstadt mit der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung ausgezeichnet. 201 4 .waldk unst. com

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Das IMD in Darmstadt Kreativität bef lügeln, neue Ideen weitertragen: Seiner ­ axime folgend realisiert und initiiert das IMD neben den M ­I nternationalen Ferienkursen eine Reihe unterschiedlicher Veranstaltungsformate in der Metropolregion. Das IMD mit seinen vielfältigen Aufgabenbereichen wie den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik – 2016 feiert das IMD das 70-jährige Jubiläum der Ferienkurse –, dem Archiv, der Bibliothek und seiner zentralen Bedeutung im Neue-Musik-Netzwerk nutzt diese Kräfte, um für die Region spezifische Projekte zu entwickeln – gemeinsam mit lokalen Veranstaltern, Ensembles und Orchestern, mit Komponisten, Hochschulen, Initiativen und dem Hessischen Rundfunk als Medienpartner. Sie alle verbindet seit Langem eine enge ­Zusammenarbeit mit dem IMD. Sie alle setzen mit Urauffüh­ rungen und spektakulären Projekten weit über die Grenzen der Rhein-Main-Region hinaus Impulse für die zeitgenössi­ sche Musik. Veranstaltungskooperationen machen dies in gebündelter Form deutlich und erlebbar: künstlerische Bei­ spiele eines vitalen Prozesses der ständigen, innovativen Selbstveränderung in der Metropolregion. Die Plattform eröffnete im September 2009 mit ­ROTOR – Festival der Gegenwartsmusik in Frankfurt am Main. Fortgesetzt und weiterentwickelt wurde diese Idee 2011 mit der Biennale für Moderne Musik „cresc…“, die fortan die Kräfte der Neue-Musik-Institutionen der Rhein-Main-­ Region zusammenführt.

Die Künstlerin Mar y Bauermeister (2. von links) mit Komponisten bei den Darmstädter Internationalen Ferienkursen für Neue Musik 1962, rechts daneben ihr damaliger Lebensgefährte Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez Foto: Pit Ludwig, © Archiv IMD

Anlässlich des 100. Geburtstages von John Cage wurden 2012 gleich zwei Großprojekte umgesetzt: Zusammen mit dem In­ stitut Mathildenhöhe entstand die Ausstellung „A House Full of Music“. Für das Projekt „Cage 100 – Künstlerische Interven­ tionen am Hauptbahnhof Darmstadt“ kooperierte das IMD mit dem Darmstädter Architektursommer, der Hochschule Darmstadt und der Centralstation. Das „Osthang Project“ auf der Mathildenhöhe Darmstadt hat 201 4 die erfolgreiche ­Kooperation mit dem Architektursommer fortgesetzt. www. inter nat ionales-musik inst it ut. de


69. Frühjahrstagung des INMM in Darmstadt 8. 11. April ’15

Aktuelle Infos: www.neue-musik.org & beim Institut

Institut für Neue Musik und Musikerziehung Olbrichweg 15 64287 Darmstadt T 06151/ 46667 F 06151/ 46647 info@neue-musik.org

Überblendungen. Neue Musik mit Film Carola Bauckholt / CAMP collaborative arts and music project / Ensemble ascolta / Ensemble Aventure / Clemens Gadenstätter / Matthias Handschick / Jörn Peter Hiekel / Susanne Köszeghy / Daniel Kötter / Johannes Kreidler/ Bernhard Lang / Dieter Mersch / Rainer Nonnenmann/ Edgar Reitz / Wolfgang Rüdiger / Marion Saxer / Cornelius Schwehr / Hannes Seidl / Simon Steen-Andersen / Verena Wüsthoff u.v.a. Mit

Konzerte / Workshops / Vorträge / Spotlights / Diskussionen Kurse für Kinder / Jugendliche / Studierende

JUBILÄUMSAUSSTELLUNG DARMSTADT – STENDAL

KULTURINSTITUT ATELIERHAUS VAHLE DARMSTADT GEDÄCHTNISHAUS UND GALERIE C.KLEIN www.atelierhaus-vahle.de


HANS SIEVERDING ZEICHNUNGEN

o. T. 12.3.2014 Acryl/LW 180 x 200 cm

22.11. – 20.12.2014

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KUNST DER GEGENWART

23. November 2014 bis 17. Januar 2015 Geschlossen vom 21.12.2014 bis 5.1.2015

MONUMENTAL IM KLEINEN Zeitgenössische Kleinplastik

DICHTER BILDRAUM KONZENTRIERT Kleine malerische Originale

25. Januar bis 7. März 2015

KLAUS HACK Holzskulpturen und Zeichnungen

GALERIE NETUSCHIL Schleiermacherstr. 8, 64283 Darmstadt Tel. 06151-24939 info@galerie-netuschil.net www.galerie-netuschil.net Di–Fr 14.30–19  Uhr, Sa 10–14 Uhr

Klaus Hack, Babel, Lindenholz weiß gefasst, H 142 cm (Foto: Bernd Borchardt)

Neue Arbeiten


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Horst Haack

„Chrono­g raphie Terrestre“ Horst Haack, „Chronographie Terrestre hoch 3 (Work in Progress)“, Foto: Wolfgang Lukowski, 2014

Arbeit anklingt, verschiedene Sprachen, nämlich Deutsch, Französisch und Englisch. Bildquellen sind Fotos aus ­Zei­t ungen und Illustrierten, eigene Aufnahmen, Kunstbände, medizinische Lehrbücher und Comics. Nach diesen Quellen zeichnet, aquarelliert und collagiert Haack, oder er bedient sich der Technik des „Transfer drawings“, bei der unter ­Verwendung von Aceton als chemischem Lösungsmittel ­einmalig Reproduktionen aus Printmedien auf einen ­anderen Bildträger abgerieben werden. Die meist hand­geschriebenen Texte kommentieren nicht die Bilder, die Bilder illustrieren nicht die Texte. Vielmehr entsteht ein ­d rittes, zwitter­ haftes Medium, das unterschiedlichste Bedeutungsebenen umfasst. Horst Haacks „Chronographie Terrestre (Work in Progress)“ ist eine poetische, intime, autobiografische Chronik unserer Gegenwart.

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Die Kunst von Horst Haack fordert den Betrachter als Leser und den Leser als Betrachter. Denn Bild und Text, Text und Bild sind in seinen Arbeiten engstens miteinander verwoben. 1940 in Neubrandenburg geboren, lebt und arbeitet Haack ­a bwechselnd in Paris und Darmstadt, wo ihm 2001 der ­renommierte Wilhelm-Loth-Preis verliehen wurde. In Paris begann Horst Haack 1981 sein Hauptwerk: die „Chrono­ graphie Terrestre (Work in Progress)“. Dabei handelt es sich um einen Tagebuchzyklus auf Papier, aus Bildern und Texten, der bis heute fortgeschrieben wird. „Chronographie Terrestre“ ist eine Wortneuschöpfung, die man ungefähr mit „irdische Zeitschreibung“ übersetzen kann – „(Work in Progress)“ ­verweist auf deren Unabgeschlossenheit. In diesem Zyklus verschmelzen eigene Texte, Aphorismen und Gedanken des Künstlers mit Texten und Bildern, die er verschiedenen ­Quellen entnimmt. Dabei mischt er, wie schon im Titel seiner

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nachfolgende Doppelseite: „Chronographie Terrestre 2008 (Work in Progress)“, Foto: Udo Grabow


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Dasselbe Prinzip liegt auch dem umfangreichen Werkzyklus „Apokalypse“ zugrunde, den Horst Haack 1999 auf Anregung des legendären Kurators Harald Szeemann für d ­ essen Zürcher Ausstellung „Weltuntergang & Prinzip Hoffnung“ fertigstell­ te. In dem in Mischtechnik auf Papier gefertigten Bildzyklus kombinierte der Künstler den vollständigen Text der ­Johannes-Offenbarung aus dem Neuen Testament mit Bil­ dern unterschiedlichster Herkunft zu ­einem monumen­t alen Text-Bild-Gewebe. Der Zyklus besteht aus 150 Einzelblättern, von denen jeweils 30 zu einer Tafel z­ usammengefasst sind. Bei fünf nebeneinander präsentierten Tafeln ergibt sich ein Ge­ samtmaß von 225 mal 270 Zenti­metern. Haack verwendete sowohl für den Text, der als Schriftsatz direkt der Bibel ent­ nommen wurde und daher „wie gedruckt“ erscheint, als auch für die Bilder die erwähnte Technik des „Transfer drawings“. Dabei wurden die Bilder j­ edoch nie 1:1 übertragen, sondern mit Tusche, Gouache, S ­ tiften und anderen Mitteln weiter be­ arbeitet. Es sind ü ­ berwiegend Motive von Krieg und Hunger, Tod und ­Verzweiflung, zu deren Auswahl sich Haack von der Lektüre des Textes inspirieren ließ. Gerade durch die Bildwel­ ten der zeitgenössischen Massenmedien erfährt der biblische Text eine schockierende Aktualisierung. Horst Haacks Bilderzyklus zur „Apokalypse“ ist nun vom 22. November 2014 bis 15. Februar 2015 in der umfang­ reichen Ausstellung „Apocalypse Now! – Visionen von

Schrecken und Hoffnung in der Kunst vom Mittelalter bis heute“ im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zu sehen. Die Ausstellung umfasst Exponate vom Mittelalter bis zur Gegen­ wart, von Künstlern wie Martin Schongauer und Albrecht Dürer, Wassily Kandinsky und Max Beckmann. In erster ­L inie werden Papierarbeiten gezeigt, wobei neben den klassi­ schen zeichnerischen und druckgrafischen Techniken auch Storyboards und Comics vertreten sind. Die Bandbreite der Exponate macht deutlich, dass sich Künstler zu allen Zeiten von der Apokalypse des Johannes inspirieren ließen. Mit dem Ausstellungstitel „Apocalypse Now!“ wird zudem auf Francis Ford Coppolas gleichnamigen Film aus dem Jahr 1979 an­ gespielt, der ein filmisches Symbol für die Schrecken des Krieges geworden ist. Auch wenn im biblischen Text Trost und H ­ offnung ebenso angelegt sind wie das Grauen, konzen­ trieren sich die Künstler meist auf die Darstellung von Schreckens­v isionen, die eine ganz besondere Faszination ­auszuüben scheinen. Vor allem im 20. Jahrhundert ist die Apokalypse durch die zeithistorischen Ereignisse zu einem Synonym für Tod und Zerstörung geworden. So bietet das ak­ tuelle Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren den Anlass, ein bedeutendes kulturgeschichtliches Thema in einer faszinierenden Ausstellung zu beleuchten. CHRISTOPH ZUSCHL AG


Mu seum P fal zgaler ie Kaiserslauter n www. mpk. de www. horsthaack. com

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2 2 . November 201 4 bis 15 . Febr uar 2015 Apocalypse Now! – Vi sione n von Schrecke n und Hof f nung in de r Kun st vom Mit telalte r bi s he ute

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Wissenschaf tsstadt Darmstadt

Rosetta is calling „W i s s e n s c h a f t s s t a d t D a r m s t a d t “ s t e h t a m O r t s e i n g a n g – die Stadt ist Standor t f ür über 20 wissenschaf tliche Inst it ute. U n d m i t g l e i c h z w e i R a u m f a h r t z e n t r e n i s t s i e H e s s e n s To r z u m We l t a l l !

ESOC (European Space Operations Centre) ist das Satelli­ tenkontrollzentrum der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA – von hier aus werden alle unbemannten Missionen ge­ plant und dirigiert: Die ESA-Satelliten liefern überwiegend Daten – für die Klimaforschung auf der Erde, für hochpräzise Navigation im All oder für Astrophysik in fremden Galaxien. Aus dem ESOC wird ebenfalls ein weltweites Netz von ESA-Bodenstationen ferngesteuert. 2014 steht das ESOC im Scheinwerferlicht, denn die ESA feiert ihr 50-jähriges Jubiläum. Und: 2014 ist das Jahr, in dem wir auf einem Kometen landen! Der Satellit „Rosetta“ ist nach zehnjähriger Flugzeit bei seinem Zielobjekt „67P/Tschurjumow-Gerasimenko“ ange­ kommen. Solche Kometen sind „Zeitkapseln“ – sie enthalten uralte Bestandteile aus der Entstehungszeit unseres Sonnen­ systems. Mit der Untersuchung von Gas, Staub, dem Auf bau des Kerns und der chemischen Verbindungen wird die

„Rosetta“-Mission grundlegende Fragen beantworten: Wie sind unsere Planeten entstanden? Haben die Kometen einst das Wasser auf die Erde gebracht? Oder vielleicht sogar die Entstehung des Lebens auf der Erde beeinflusst? „Rosetta“ ist weltweit die erste Mission, die einen ­Kometen in nächster Nähe umkreist, ihn auf seinem Flug um die Sonne begleitet und ein Landegerät auf seiner Oberfläche absetzt. Am 12. November 2014 soll die Sonde „Philae“ auf dem Kometen landen. Die Suche nach einem geeigneten Platz dafür war wegen der ungewöhnlichen Form des dahinrasen­ den Himmelskörpers sehr schwierig: Ein großer und ein kleinerer Brocken sind über einen kurzen „Hals“ miteinander verbunden. Deshalb wird er in Fachkreisen auch liebevoll „Rubberducky“ (Gummiente) genannt. Die internationale Forschergemeinschaft vergleicht die europäische Kometen­ mission sogar mit der Mondlandung!

Rosetta erreicht den Kometen Foto: Spacecraft: ESA/ATG medialab; Kometenbild: ESA/Rosetta/NAVCAM


BETTINA WURCHE

www. esa. int

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In der Bundeskunsthalle in Bonn ist gerade eine wunderbare Raumfahrtausstellung, auch mit Kunstobjekten und archäo­ logischen Artefakten. „Outer Space. Faszination Welt­raum“ bis 22. Februar 2015

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Grundlagenforschung basierend entwickeln hier Forscher aus der ganzen Welt immer wieder neue Anwendungen für ­M edizin und Technik. Besonders bekannt sind etwa die ­Tumortherapie mit Ionenstrahlen und die Entdeckung von sechs neuen Elementen. Eines davon ist „Darmstadtium“ (Ds) mit der Ordnungsnummer 110 im Periodensystem; nach ihm ist auch das 2007 eröffnete Wissenschafts- und Kongress­zentrum der Stadt benannt. Mehrere Darmstädter Forschungsinstitute beschäf­ tigen sich auch mit IT-Technologie – von der Datensicherheit bis zur grafische Datenverarbeitung; darunter sind drei Fraunhofer-Institute. Oft kommt es auch zu interdiszipli­ nären Projekten zwischen diesen Hightech-Schmieden und regionalen Museen. So hat das Fraunhofer-Institut für digitale Datenverarbeitung 3-D-Scans einiger Skulpturen des Liebig­ hauses in Frankfurt am Main angefertigt. Eine 3-D-Kopie ist ein wertvolles Exponat zur Visualisierung von Kulturgut und gleichzeitig quasi ein reales Back-up für den Fall des Zerfalls oder der Zerstörung des Originals Das Hessische Landesmuseum Darmstadt – ein Bau des A ­ rchitekten Adolf Messel (1853–1909) und eines der ­letzten Universalmuseen Deutschlands – hat nach einer umfang­r eichen Sanierung seine Pforten wieder für die ­Ö ffentlichkeit geöffnet. Die international bedeutsamen ­Ausstellungen s­ tehen im Spannungsfeld vom „Block Beuys“ bis zur ­U NESCO-Welterbestätte Grube Messel, von der Bio­ diversität bis zum Jugendstil. Und noch viel mehr. Dazu kommen weitere Forschungsinstitute mit ver­ schiedenen Schwerpunkten. Einen Überblick bietet die Seite: www.darmstadt.de/standort/wissenschaft/ wissenschaft­liche-einrichtungen/index.htm. Außerdem ist Darmstadt der Standort einer expan­ dierenden Hochschule, der T U, mit ihren assoziierten Instituten und mehrerer Industrieunternehmen mit großen Forschungsabteilungen wie Merck, Envonik Industries AG und die Software AG. Zu Evonik gehören die ehemaligen Röhm-Werke – dort wurde schon 1933 das Plexiglas ent­ wickelt. Merck ist ein international bedeutendes Pharma-, Chemie- und Life-Science-Unternehmen. Dessen pharma­ zeutische Produkte sind in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass Merck auch innovative Farbpigmente produziert. Das Paradebeispiel sind Perlglanz­ pigmente: Winzige Farbpartikel fangen Lichtreflexe ein und erzeugen so außergewöhnliche Glanz- und Farbeffekte bei Kosmetika, Lacken und Druckerzeugnissen – einem bekann­ ten Speiseeis verleihen sie sogar eine goldene Hülle. Darmstadt hat also eine ganze Menge Wissenschaft zu bieten – viele Institutionen können bei Führungen oder im Rahmen einer jährlich stattfindenden „Langen Nacht“ ­besichtigt werden.

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EUMETSAT (European Organisation for the Exploi­t ation of Meteorological Satellites) ist das zweite Raumfahrt­zentrum in Darmstadt – eine staatliche Organi­sation mit 30 europä­ ischen Mitgliedsstaaten und einem Kooperations­s taat. EUMETSAT betreibt meteorologische ­S atelliten. Deren Ar­ beit ist weniger spektakulär als die ESA-Missionen, aber aus unserem täglichen Leben nicht ­wegzudenken – ihre Wetter­ bilder sind täglich in den Nachrichten zu sehen. Das globale Netz aus vier „Meteosat“- und zwei „Metop“-­Satelliten liefert täglich und zuverlässig Daten für die Wettervorhersage, Klimaforschung, Ozeanografie und Um­ weltüberwachung. Die „Meteosat“-Flotte schwebt dabei auf geostationären Bahnen in 36.000 Kilometern Höhe, die ­beiden „Metops“ ziehen in 800 Kilometern Höhe über den Nord- und Südpol. Alle Daten laufen in Darmstadt zusam­ men – diese Zentrale versorgt ganz Europa mit Wetter- und Klimadaten! Der Meeresbeobachtungssatellit „Jason“ misst zusätzlich noch die Meeresströmungen und Veränderungen des Meeresspiegels, was von großer Bedeutung für die Doku­ mentation des Klimawandels ist. Mit dieser modernen Technik liefert EUMETSAT heute Daten, die die Basis für ­u nseren Alltag und die globale Wirtschaft sind – für Trans­ portwesen, Energie- und Agrarwirtschaft, Bauwesen und viele andere Anwendungen. Und auch für unsere ganz per­ sönliche Freizeitplanung. Die Darmstädter Gesellschaft für Schwerionen­ forschung (GSI) betreibt – wie das bekanntere CERN in der Schweiz – eine große Beschleunigeranlage für Schwer­ionen. Ihr Forschungsbereich: Der Auf bau der uns umgebenden ­Materie. Ionen werden zu Strahlen gebündelt, stark beschleu­ nigt und auf Materialproben „geschossen“. Auf dieser


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Institut für Neue Technische Form (INTEF)

Erstes deutsches Designinstitut „ G u t e s D e s i g n i s t e t w a s , d a s u n s L e b e n s f r e u d e b r i n g t u n d u n s m i t u n s e r e r U m w e l t i d e n t i f i z i e r t .“ MICHAEL SCHNEIDER

Als erstes Designinstitut in Deutschland wurde das Institut für Neue Technische Form (INTEF) 1952 gegründet. Zu dieser Zeit nannten sich die Designer noch Entwerfer, Formgeber oder Gestalter, denn der Begriff Design wurde erst Ende der 1960er-Jahre bekannt und erfährt seitdem eine unglaubliche Multiplikation. – Ist heute alles Design? Das INTEF ist ein Haus mit einer freien Philosophie: Es stellt Fragen, ref lektiert, vermittelt und begründet. Es ist Schnittstelle von angewandter und freier Kunst, fördert inno­ vative Leistungen und experimentelle Schritte. Nicht der etablierte Kanon wird hier gezeigt, vielmehr wird Design in einen Zusammenhang zu Kunst, Architektur, Wissenschaft und Technik, Gesellschaft und Umweltgestaltung gestellt. So, wie sich Design als eine Disziplin ständig weiterentwickelt, gibt es Ausstellungen über Hüte, Grafik, Tapeten, Form und Farbe, über Verpackungen oder Rollstühle. Die Ausstellung „Design for disabled“ ging um die ganze Welt. Das INTEF versteht sich als kulturelles Netzwerk, ­g eprägt von der Persönlichkeit seines Geschäftsführers ­Michael Schneider und dessen Gabe zur Kommunikation mit Gesprächspartnern aus den unterschiedlichsten Bereichen.

Darüber hinaus besitzt das INTEF eine einzigartige Samm­ lung deutscher Designprodukte, die Michael Schneider zusammengetragen hat. Mehr als 30.000 Objekte umfasst dieser Fundus, darunter Modelle, Prototypen, Unikate und Erzeugnisse der Alltagskultur sowie unbeachtete Dinge wie Einwegbestecke. So ist das Lieblingsstück des Sammlers etwa der Senflöffel von Wilhelm Wagenfeld aus Kunststoff – eine echte Rarität, da er nur selten auf ­b ewahrt wurde. Es ist schwer zu verstehen, dass es bis heute noch immer keine Möglichkeit gibt, diese beein­d ruckende Sammlung dauer­ haft öffentlich zu präsentieren. In Teilen wurde sie bereits international – in T ­ okio, Osaka, Moskau, London und ande­ ren Städten – gezeigt. Design ist nie nur das Entwerfen von Gegenständen, sondern immer auch Verantwortung und ästhetische Erzie­ hung am Menschen, verstanden als Aufgabe zur Gestaltung unserer Lebenswelt. Eine gute Form zu erkennen, das Hand­ werk und die Ressourcen zu würdigen und zu achten und unsere Wahrnehmung dafür zu schärfen, ist eine der vor­ nehmlichsten Aufgaben des INTEF. Darmstadt hätte durchaus deutsche Designhauptstadt werden können: Die Designgeschichte begann vor Ort mit der Gründung der Künstlerkolonie Mathildenhöhe 1899. Seitdem gehen von hier stilprägende Impulse für das Verständnis und

Institut für Neue Technische Form Foto: INTEF-ARCHIV


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Der TP1 von Dieter Rams kann als erster Walkman bezeichnet werden. Er ist ein Portable mit Radio und Plattenspieler, ent worfen 1959

Gefragt nach dessen Zukunft in unserer nahezu i­ n­f lationär durchgestalteten Welt, antwortet Michael Schneider: „In ­Zukunft muss sich das Design zurücknehmen, es muss gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit sorgfältiger durchdacht ­werden. Wir sind am Ende der Fülle eines rie­sigen Blumen­ straußes von Designvarianten, die x-beliebig reproduziert werden, angelangt.“ Ein Statement für G ­ estaltung, die auf Langlebigkeit, Authentizität und auf Gültigkeit setzt. ­M ichael Schneider sagt: „Ich wünsche mir, dass in Zukunft nicht mehr so viel Unsinniges millionenfach ­produziert wird, sondern sich die Menschen wieder mehr an ihre individuellen kreativen Kräfte erinnern. In Darmstadts Stadtmitte am ­F riedensplatz, in der Diagonalen zwischen kurzwei­l igem Shoppingglück und dem gerade wiedereröffneten Landes­ museum, kann man in den Ausstellungen des I­ NTEF einen spannungsvollen Dialog zwischen Kunst und Kommerz erfahren. R ITA L ATO CH A

www. hessendesig n. de www. f bg. h- da . de

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die Entwicklung von Gestaltung aus. In der Nachfolge der ­ radition dieser Künstlerkolonie wurde nach dem Zweiten T Weltkrieg die Werkkunstschule gegründet, ebenso die inter­ nationalen Ferienkurse für Neue Musik, die Darmstädter Gespräche (etwa zum Thema „Mensch und Technik“), 1953 der Rat für Formgebung als Bundesinstitution für den Infor­ mationsaustausch zwischen Wirtschaft und Design. 1960 wurde das Bauhaus-Archiv in Darmstadt durch die initial­ zündende wissenschaftliche Bauhaus-Forschung von Hans Maria Wingler gegründet. Mit Unterstützung von Walter Gropius wurde damals das materielle und geistige Erbe des Bauhauses zusammengetragen. Später wurde die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Werkbundes in Darmstadt angesiedelt, ab 1990 zog das ­Design Zentrum Hessen in das Alfred-Messel-Haus. Diese Institution arbeitet bis heute als landesweites Kompetenzzen­ trum für hessische Designer und Unternehmen, es vernetzt Design mit Wissenschaft und Forschung. Durch die ebenfalls auf der Mathildenhöhe angesiedelte Hochschule für Gestal­ tung, die sich neben der Ausbildung mit Zukunftsfragen der Gestaltung befasst, und dem Institut Mathildenhöhe, das sich dagegen mit den Anfängen des Designs (Peter Behrens) be­ schäftigt, ergibt sich ein optimaler Synergieeffekt. Diese Auswahl mag genügen, um das Potenzial Darmstadts in ­Sachen Design aufzuzeigen.

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Foto: INTEF-ARCHIV



Zeitgenössische Architektur in Darmstadt

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Von Wienern und chemischen Elementen

links: Aufblick Tiefgaragenaufgang rechts: Tiefgaragenaufgang LRO – Lederer + Ragnarsdóttir + Oei: Platzgestaltung Staatstheater Darmstadt

entfernt. Der multifunktionale Eventkomplex bietet Raum für Tagungen, Messen, Kultur- und Konzertveranstaltun­ gen auf rund 18.000 Quadratmetern. Der extravagante Bau besteht aus vier schräg ineinander verschobenen Gebäude­ teilen, viel Glas und spitz zulaufende Fassaden prägen sein Erscheinungsbild nach ­außen. Ein Glastrichter, die „Calla“, schraubt sich als Licht­kegel vom Dach bis in die Tiefgarage. Die während der Bauarbeiten entdeckten Teile eines Wehrturms und der mittelalterlichen Stadtmauer wurden ebenfalls in den Neubau integriert und bilden nun einen spannenden Kontrast zur insgesamt futuristischen Archi­ tektur des Gebäudes. Der u ngewöhn liche Na me ist übr igens keine ­Wortspielerei, sondern eine Referenz an die Stadt als Wissen­s chaftsstandort: Das Darmstadtium (Ds) ist ein künstlich erzeugtes chemisches Element, das 1994 von der Gesellschaft für Schwerionenforschung erstmals her­gestellt wurde. 2003 wurde es offiziell unter dieser Bezeichnung ­a kzeptiert – und machte Darmstadt zur einzigen deutschen Stadt, nach der ein chemisches Element benannt ist.

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Wer hätte das gedacht!? Ausgerechnet die Wiener haben das architektonische Gesicht Darmstadts nachhaltig geprägt. Die Mathildenhöhe wurde um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert vor allem von Joseph Maria Olbrich architek­ tonisch gestaltet. Hochzeitsturm, Ausstellungsbauten, diverse – auch experimentelle – Künstlerhäuser, das Areal der hiesigen Künstlerkolonie bot der Kreativität des Wiener ­A rchitekten beste Bedingungen. Dass die Mathildenhöhe auch nach wie vor das Po­ tenzial zum kreativen Experimentierfeld hat, zeigte sich im Architektursommer 201 4, als im Rahmen des „Osthang ­P rojects“ eine temporäre Künstlerkolonie auf dem Gelände entstand, die Festivalcampus, Denkwerkstatt und inter­ disziplinäre Summer School mit internationalen Gästen zugleich war. Zurück zu den Österreichern: Gute 100 Jahre später hat mit Talik Chalabi wieder ein Architekt aus Wien ein maß­g ebliches Stückchen Stadtgesicht gestaltet. Gemein­ sam mit dem lokalen Architekten Paul Schröder realisierte Chalabi das 2007 eröffnete „darmstadtium“ direkt im Zen­ trum der Wissenschaftsst adt , gleich gegenüber dem Stadtschloss und nur ein paar Schritte von der Innenstadt

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Fotos: Roland Halbe 2010


SCHLOSSMUSEUM

DARMSTADT

Es war der 1937 verstorbene letzte Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, der in den ehemaligen Repräsentations- und Wohnräumen des Darmstädter Altschlosses das 1924 eröffnete Schlossmuseum einrichtete. Die in Räumlichkeiten des Glocken- und Kirchenbaus versammelten vornehmlich dem alten Schlossinventar entstammenden Kunstschätze ermöglichen einen Einblick in die herrschaftliche Wohn- und Lebenskultur von vier Jahrhunderten. Daneben werden die Geschichte der fürstlichen Residenz und des Hauses HessenDarmstadt sowie dessen Verbindungen zu anderen europäischen Dynastien dokumentiert. Das Museum ist freitags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Schlossführungen werden im 90-Minutentakt angeboten. Weitere Infos unter www.schlossmuseum-darmstadt.de.

Schlossmuseum Darmstadt | Residenzschloss | 64283 Darmstadt | 06151-24035 | info@schlossmuseum-darmstadt.de

34 Museen in Frankfurt und Umgebung in 2 Tagen Gültig und erhältlich in folgenden Museen: Altana Kulturstiftung im Sinclair-Haus Archäologisches Museum Bibelhaus am Museumsufer – Erlebnismuseum Caricatura Museum Frankfurt Deutsches Architekturmuseum Deutsches Filmmuseum Deutsches Ledermuseum Dommuseum Eintracht Frankfurt Museum Fotografie Forum Frankfurt Frankfurter Kunstverein Geldmuseum der Deutschen Bundesbank*

34 MUSEEN 2 TAGE 18 EURO

Goethe-Haus / Goethe-Museum

Museum Angewandte Kunst

Haus der Stadtgeschichte

Museum für Kommunikation

Hindemith-Kabinett im Kuhhirtenturm

Museum für Moderne Kunst

Historisches Museum Frankfurt/ Kronberger Haus Ikonen-Museum Institut für Stadtgeschichte Karmeliterkloster

Museum Giersch Museum Judengasse Portikus* Schirn Kunsthalle Frankfurt Senckenberg Naturmuseum

Jüdisches Museum

Städel Museum

Kindermuseum Klingspor Museum

Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse*

Liebieghaus – Skulpturensammlung

Weltkulturen Museum

Struwwelpeter-Museum

Einzelticket: 18 € · Familienticket: 28 €** · ermäßigtes Ticket: 10 €

Weitere Informationen: Kulturamt Frankfurt am Main Brückenstraße 3–7 60594 Frankfurt Tel. (069) 212-3 01 41 Fax (069) 212-3 78 59 e-mail: info.amt41@stadt-frankfurt.de

www.museumsufer-frankfurt.de

* Eintritt generell kostenlos ** Gültig für 2 Erwachsene und alle eigenen Kinder oder Enkelkinder unter 18 Jahren


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Und noch etwas ist ausgezeichnet am Darmstädter Kon­ Plänen des Nürnberger Architektenbüros Bär, Stadelmann, gresszentrum: Als erstes mit dem Nachhaltigkeitspreis Stöcker Architekten BDA haben sie das Zeug, zur „neue Mitte“ zertifiziertes Kongresszentrum wird es nahezu vollständig der Stadt zu werden, wie eine gerade erschienene Publikation mit erneuerbaren Energien – mit Erdwärme, Solarenergie verspricht – die allen ans Herz gelegt sei, die umfassende Ein­ und Biomasse, mit Ökostrom sowieso – versorgt. Regen­ blicke in die Entstehung der Gebäude gewinnen möchten. wasser wird auf bereitet in die Toilettenspülungen gespeist, Übrigens – noch ein weiterer Wiener hat Spuren in während die Reste der Holzbiomasse, die verheizt wird, in Darmstadt hinterlassen: Die Wohnanlage „Waldspirale“ „darmstadtium“-Bleistifte verwandelt werden. wurde 2000 nach Plänen von Friedensreich Hundertwasser Ganz frisch erhalten hat das „darmstadtium“ übrigens fertiggestellt – mit typisch bunt gestreifter Fassade und Zwie­ gerade den ersten INCON Digital Infrastructure Award 2014 beltürmen, unregelmäßig angeordneten Fenstern und für seine digitale Infrastruktur. Durch eine Kooperation mit „Baummietern“: aus den Fenstern wachsenden Bäumen. der TU Darmstadt ist im Haus Hochleistungsinternet mög­ lich, bis zu 3.000 Besucher können gleichzeitig mit ihren SIMONE KRAFT Endgeräten online surfen, ungebremst. Nur 15 Minuten Fußweg entfernt lässt sich noch eine weitere zeitgenössische Baubesonderheit entdecken – das ART MAPP LESETIPP: Hessische Staatstheater am Georg-Büchner-Platz, das von 2002 bis 2006 nach Plänen von LRO – Lederer + Ragnarsdóttir Neue Mitte(n): Die Bibliotheksneubauten der Technischen + Oei eindrucksvoll saniert wurde. Der moderne Vorgänger­ Universität Darmstadt, Justus von Liebig Verlag, bau von Rolf Prange, seit 1972 Zuhause des Vierspartenhauses Darmstadt 2014 und einer der größten Theaterbauten der Nachkriegsjahre, Die Festschrift zeichnet die Entstehung der Gebäude stand ganz im Zeichen seiner Zeit: Wichtig war damals die nach, beginnend bei den Wettbewerben bis hin zu den verkehrstechnische Erschließung – so gab es eine mehr­ ­Um­zügen. Die Architekten kommen ebenso zu Wort wie der spurige Zufahrt in die Tiefgarage und Parkplätze in der Kanzler der Universität und der leitende Direktor der Außenanlage –, weniger im Fokus stand dagegen die Integra­ ­Bibliothek. Die Publikation spiegelt als umfangreiche tion in den Stadtraum. Dem Stuttgarter Büro gelang es nun, ­Dokumentation nicht nur die Entstehung der Neubauten, dies mit wenigen bewusst eingesetzten architektonischen sondern ordnet die Universitäts- und Landesbibliothek sowohl Eingriffen zu ändern und das „Drive-in-Theater“ zur Stadt ­geschichtlich als auch organisatorisch ein. hin zu öffnen. 2010 haben die Architekten darüber hinaus auch die Freif läche vor dem Theater – die Georg-Büchner-­ www. ulb. t u-dar mstadt. de Anlage – zu einem Park umgestaltet, die den Kulturbau noch deutlicher in den Stadtraum hinein erschließt. Wer sich noch weitere Neubauten ansehen möchte, www. dar mstadt ium. de sollte auch einen Abstecher auf den Campus Stadtmitte der w w w . o s t h a n g - p ro j e c t . o r g Technischen Universität machen. Dort wurden vor nicht w w w . s t a a t s t h e a t e r- d a r m s t a d t . d e ­einmal zwei Jahren zwei Bibliotheksneubauten eröffnet, die w w w . d a r m s t a d t . d e /d a r m s t a d t- e r l e b e n / die Bücherbestände zentral zusammenführen. Gebaut nach s e h e n s w u e rd i g k e i t e n / w a l d s p i ra l e

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Überreste der historischen Stadtmauer, links daneben das Hessische Staatsarchiv, Foto: darmstadtium / juergenmai.com


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Vera Röhm

Licht, Zeit und Raum

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Vera Röhm, „Licht-Strahl- Eiche“, 2009–2012

Im Zentrum des Schaffens von Vera Röhm (*1943 in Lands­ berg), die zu den wichtigen konzeptuell arbeitenden Künstlerinnen in Deutschland zählt, stehen Vorstellungen, die sie ihrer Beschäftigung mit Geometrie, Astronomie und Astrophysik verdankt. Wie ein Leitfaden zieht sich durch ihr Werk die Auseinandersetzung mit kosmischen ­Phänomenen, die sie am Beispiel von Licht und Schatten un­ tersucht. A ­ nhand der selbstverständlich scheinenden und doch so unge­wöhnlichen Qualitäten des Lichts und seines Gegenspielers, des Schattens, materiell und immateriell, ver­ handelt die Künstlerin Fragestellungen wie das Umschlagen von Dreidimensionalität in Zweidimensionalität, die Bedeu­ tung des Lichts als kosmische Größe und davon abgeleitet die ­T hemen von Raum und Zeit und deren Bedeutung für die Existenz des Menschen. Obwohl Röhms Formsprache minimalistisch-kon­ struktiv ist, steht am Ausgangspunkt ihrer Ideenfindung die Beobachtung, ein fast wissenschaftlich zu nennender Blick, und die Sensibilität für die Erscheinungen der Natur. Unter der Vielzahl der Kunstwerke und Aktionen, die Vera Röhm in und für Darmstadt geschaffen hat, stellen drei Projekte ein­ drucksvolle Belege für dieses Vorgehen dar: die Serie der „Ergänzungen“ – deren Stelen-Ensemble 1981 auf dem Ober­ feld in Darmstadt in unterschiedlichen Konstellationen installiert wurde –, der „Spiegelbaum“, der seit 2010 auf dem Waldkunstpfad im Darmstädter Wald ein überraschendes Vexierspiel mit den umstehenden Bäumen entwickelt, und die „Licht-Strahl-Eiche“ (2009–2012), die in den Garten­ anlagen des Hessischen Landesmuseums aufgestellt wird. Gemeinsam ist allen diesen Werken eine besondere Nähe von Kunst und Natur. Es sind „Lichtfänger“ im eigentlichen ­Sinne – so der Titel „Lightcapture“ einer frühen Intervention 1975 in der UNESCO-Welterbestätte Grube Messel –, da sie durch eingefügtes Plexiglas oder Spiegel mit dem Licht ­i nter­a gieren und so auf Licht als natürliches und zugleich künstlerisches Medium verweisen. Der bipolare Charakter der Werke, Licht und Dunkel, Transparenz und Dichte, Materie und Im­m aterialität, natürlich und künstlich, prägt daher das Erscheinungsbild ganz wesentlich. Die Stelen der „Ergänzungen“ haben in ihrer klaren Form einer idealen Senkrechten nichts Baumhaftes mehr an sich. Dennoch wurde die Künstlerin durch eine vom Wind gebrochene Fichte zu diesen Arbeiten inspiriert. Fasziniert von der hier sichtbar gewordenen Naturkraft, ließ die Künst­ lerin die Bruchstelle zerborstener Vierkanthölzer mit Plexiglas ausgießen und den Stab ergänzen. Die expressiven Zeichen der Zerstörung, im transparenten Material fixiert, entwickeln nun geradezu impressionistisch wirkende Licht­ reflexe. Obwohl die Stelen in streng geometrischen Figuren installiert wurden, strahlten sie im Umfeld der Wiesen und Bäume eine überraschende Leichtigkeit und Poesie aus. Der

Bronze, Plexiglas, H 970 cm, D ca. 65 cm Foto: Wolfgang Lukowski, © Archiv Vera Röhm, Sammlung Hessisches Landesmuseum Darmstadt, VG Bild- Kunst, Bonn 2014

Choreograf Gerhard Bohner (*1936 in Karlsruhe) war vom theatralischen und zugleich architektonischen Charakter die­ ser Stelen so beeindruckt, dass es zu einer Zusammenarbeit kam, aus der das Ballett „Im (Goldenen) Schnitt I“ (1989) her­ vorging, eine gelungene Einheit von bildender Kunst und modernem Tanz. Das bis heute weltweit erfolgreiche Stück wurde unter anderem in Japan, China, Australien, sogar im Centre Pompidou in Paris aufgeführt und 1997 auch im Staats­ theater Darmstadt. Dem Lichtthema in Röhms Œuvre korrespondiert die intensive Auseinandersetzung mit der paradoxen Erschei­ nung des Schattens. In einer Reihe von Versuchsanordnungen verfolgte sie die Veränderungen der Formen der Schatten am Beispiel geometrischer Körper im Tages- und sogar Jahres­ verlauf. Die Licht-Schatten-Spuren von „Würfelmodulen mit Einschnitten“ konnte man in der beeindruckenden Inszenie­ rung sogenannter „Schattenlabyrinthe“ nachvollziehen. In Darmstadt waren diese von einer minimalistischen Ästhe­ tik geprägten „Schattenlabyrinth“-Installationen bisher zweimal zu sehen: 1998 in der großen Ausstellung auf der Mathildenhöhe und 2012 anlässlich des Events „Cage 100“ als multimediale Installation mit John Cages Komposition ­„Organ 2 /ASLSP“ auf dem Europaplatz am Hauptbahnhof – ein weiterer Beleg für die alle Medien einschließenden Interessen der Künstlerin. Vera Röhms Werk, das in großangelegten Installatio­ nen Licht, Zeit und Raum überzeugend ref lektiert, wurde durch eine Vielzahl von internationalen Ausstellungen, ­P reisen – unter anderen der Wilhelm-Loth-Preis 1997 und der Johann-Heinrich-Merck-Preis 2003 – sowie erfolgreichen Wettbewerbs­aufträgen etc. gewürdigt; zahlreiche Werke ­befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. LIDA VON MENGDEN

bis 29. November 201 4 We i ß i n s p i r i e r t – G r u p p e n a u s s t e l l u n g g a l e r i e l i n d e h o l l i n g e r, L a d e n b u r g w w w . g a l e r i e l i n d e h o l l i n g e r. d e 5 . bis 8. März 2015 art K A R LSRUHE Cour tesy märz galer ie mannheim w w w . v e ra ro e h m . c o m




Vera Röhm, „Installation Oberfeld“, 1981, großes Quadrat, Installation mit 81 Ergänzungen, Fichtenholz, Plexiglas, je 315 x 11 x 11 cm, Abstand der Ergänzungen: jeweils 3 m, insgesamt 576 m 2 Foto: Günter Claus, © Archiv Vera Röhm, VG Bild- Kunst, Bonn 2014


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Zwei Ausflugsrouten – empfohlen von Sibylle M axheimer

Schönes Südhessen In der näheren Umgebung von Darmstadt finden sich beliebte Naherholungsgebiete wie der Odenwald, die Bergstraße und das Ried, aber auch sehenswerte Parks, Schlossensembles und Einzelvillen. Die Grube Messel ist, engagierter Naturfreunde sei Dank, heute eine Fossilienlagerstätte von internationalem Rang: Sie wurde 1995 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Mit dem Kloster Lorsch bietet Südhessen zudem nicht nur ein weiteres Weltkulturerbe, sondern auch wegen eines einzig­ artigen erhaltenen Arzneibuchs aus dem 8. Jahrhundert ein UNESCO-Weltdokumentenerbe.

Wir möchten Ihnen zwei Routen empfehlen, um die nähere Umgebung kennenzulernen. Darüberhinaus sollte man ­u nbedingt das Europareservat Kühkopf-Knoblochsaue im Kreis Groß-Gerau besuchen – das größte Naturschutz­gebiet in H ­ essen, ein verlandeter Altarm des Rheins und nur etwa 30 Kilometer westlich von Darmstadt entfernt gelegen.

w w w . k u e h k o p f. h e s s e n . d e

I . VO N D E R M AT H I L D E N H Ö H E B I S I N S D E U T S C H E G O L D S C H M I E D E H AU S H A N AU

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Foto: Nikolaus Heiss

M AT H I L D E N H Ö H E

Hochzeitsturm, Russische Kapelle, Peter-Behrens- und Ernst-Ludwig-Haus – ein Rundgang über die Mathildenhöhe, Darmstadts Musenhügel und Stadtkrone, ist ein wahrer ­Augenschmaus. Dieses einzigartige Freilichtensemble, das Großherzog Ernst Ludwig 1899 als Künstlerkolonie begrün­ dete, bietet neben dem 48 Meter hohen Wahrzeichen Darmstadts, dem von Joseph Maria Olbrich 1908 errichteten Hochzeitsturm, das ebenfalls von Olbrich erbaute Aus­ stellungsgebäude mit Terrassen und Pergolen. Die hier st at t f indenden wechselnden Ku nst schauen f inden

inter­n ationale Beachtung wie auch der im Ernst-LudwigHaus gezeigte repräsentative Querschnitt durch das Schaffen der Künstlerkolonie. Im 1830 angelegten Platanenhain gibt es zahlreiche Skulpturen von Bernhard Hoetger, des Weiteren den Schwanentempel, das Albin-Müller-Becken, schmiede­ eiserne Torbögen und verzierte Brunnen, imposante Hauseingänge, Schriftbilder und Mosaike zu entdecken. ­Besonders eindrucksvoll ist die mit goldenen Zwiebeltürmen und Ornamenten gestaltete Russische Kapelle des Peters­ burger Hofarchitekten L. N. Benois. www. mathildenhoehe. eu


ROSE N HÖH E

Foto: © Förder verein Park Rosenhöhe e. V.

Hinter der Mathildenhöhe schließt sich die 1810 von Groß­ herzogin Wilhelmine von Baden in Auftrag gegebene Rosenhöhe an. Der renommierte Gartenbaudirektor aus Schwetzingen, Johann Michael Zeyher, zeichnet für diesen wunderschönen Landschaftspark mit teils exotischen ­B äumen, Gartenhäusern und malerischen Fernblicken ver­ antwortlich. Das Löwentor mit Plastiken und Bronzetoren von Bernhard Hoetger markiert das imposante Entree. Tee­ haus und altes Mausoleum, in dem der marmorne Sarkophag des Bildhauers Christian Daniel Rauch für die im Alter von fünf Jahren verstorbene Prinzessin Elisabeth beeindruckt, sind Bauwerke des Architekten Georg Moller. Die Gräber der Familienmitglieder des letzten Großherzogs finden sich unter freiem Himmel. Am höchsten Punkt liegt das Herzstück, das Rosarium mit Rosendom, unzähligen Rosensorten, Rabatten, Iris-Stauden und Seerosenteichen, welches Großherzog Ernst Ludwig Anfang des letzten Jahrhunderts anlegen ließ. w w w . p a r k - ro s e n h o e h e . i n f o

OBE R F E L D

Über die Rosenhöhe gelangt man vorbei an Streuobstwiesen und Schrebergärten zum Oberfeld und genießt den herrlich offenen Blick über weitläufige Wiesen und Felder. Hier hört man Gänse schnattern, Hühner gackern und Kühe muhen. Reiter, Jogger, Walker und Spaziergänger nehmen das Ober­ feld täglich in Beschlag und freuen sich an der stadtnahen Natur. Der landwirtschaftliche, biologisch-dynamische Be­ trieb, das Hofgut Oberfeld, lockt wegen seiner Tiere und regionaler Produkte Jung und Alt an die Erbacher Straße. Von hier laden Rundgänge zur Lichtwiese und zum Vivarium oder in Richtung Oberwaldhaus und Steinbrücker Teich ein. www. init iat ive-ober feld. de

J AG D S C H L O S S K R A N I C H S T E I N MI T M USEU M U N D HO T E L

Das Schloss wurde Ende des 16. Jahrhunderts als Renais­ sancebau angelegt und ist bis heute ein äußerst beliebtes Ausflugsziel, nicht zuletzt wegen des romantischen Schloss­ teichs und des Waldes drumherum. Unter den Landgrafen Ernst Ludwig und Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, die beide leidenschaftliche Jäger waren, erlebte Kranichstein sei­ ne Glanzzeit. Ab 1840 diente das Schloss dem Großherzog als Sommerresidenz. Da es im Barock umgestaltet wurde, gilt es als einer der wenigen barocken Jägerhöfe in Deutschland. Das hier untergebrachte Jagdmuseum umfasst neben vollständig eingerichteten Räumen zahlreiche Trophäen und Jagdausrüs­ tungsgegenstände wie Waffen, darunter eine einzigartige Windbüchsensammlung. Sehenswert ist außerdem die nur wenigen bekannte Schlosskapelle, die noch aus der Entste­ hungszeit stammt. Dank des Hotelrestaurants lässt sich das Anwesen auch für schöne Feste nutzen. m u s e u m . j a g d s c h l o s s - k ra n i c h s t e i n . d e w w w . h o t e l - j a g d s c h l o s s - k ra n i c h s t e i n . d e

Hotel Jagdschloss Kranichstein, Restaurant Kavalliersbau, Terrasse Fotos: © Hotel Jadschloss Kranichstein

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Design: www.formalin.de 09/2013 – Icons designed by Marc Ribera (Cello), Diego Naive (Accordian), Rohan Gupta (Cruise Ship), Proletkult Graphik (Globe) and Shankar Narayan (Tabla), all from The Noun Project

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B I OV E R S U M – Z E U G H AU S J AG D S C H L O S S K R A N I C H S T E I N

Wo früher der ganze Tross für die fürstliche Parforcejagd – ­Jäger, Pferde und Hunde – aufgenommen wurde, im 112 Meter langen und 1690 errichteten Zeughaus, hat die Stiftung ­H essischer Jägerhof vor einigen Jahren das Bioversum ­e ingerichtet. Hierbei handelt es sich um ein modernes ­„ Mitmach-Museum“, das vor allem Kinder und Jugendliche mit vielfältigen Exponaten einlädt, über ihre Umwelt, über ­E rnährung, Nachhaltigkeit sowie Wald- und Wiesenland­ schaften mitsamt der dazugehörigen Tier- und Pflanzenwelt nachzudenken. Ziel ist es, dem Nachwuchs die elementaren biolog ischen, ökolog ischen und k ult urellen Zusa m­ menhänge zu vermitteln. Zusammen mit Biologen und Museumspädagogen erkunden Kinder und Jugendliche die Umgebung und nehmen im gut ausgestatteten Besucher­ labor ihre Fundstücke unter die Lupe. Römisches Speisezimmer

w w w . b i o v e r s u m - k ra n i c h s t e i n . d e

Foto: © Museum Schloss Fechenbach

M U S E U M S C H L O S S F E C H E N B AC H , U N E S C O -W E LT E R B E G R U B E M E S S E L

D I E B U RG

Messel wurde durch die im Ölschiefertagebau geborgenen Fossilien zu einer Fossilienlagerstätte von Weltrang. Zu den bekanntesten Funden zählen die frühen pferdeartigen Säuge­ tiere der Spezies Propalaeotherium und Eurohippus, von denen bislang über 70 Individuen ausgegraben wurden. Wei­ tere bedeutende Funde sind ein früher Primat, „Ida“, sowie ein Kranichvogel. Engagierten, renitenten Naturfreunden ist es zu verdanken, dass die Grube Messel heute ihr Dasein nicht als Mülldeponie fristet, sondern 1995 zum UNESCO-Welt­ naturerbe ernannt wurde. Das Land Hessen kaufte das Areal 1991 für mehr als 30 Millionen Mark und übertrug den Betrieb der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, die zu wissenschaftlichen Zwecken Ölschiefer abbaut. Es gibt ein Besucherzentrum sowie eine Aussichtsplattform.

Seit 1951 ist Schloss Fechenbach Sitz des Kreis- und Stadtmu­ seums Dieburg. Das ursprünglich 1717 auf Fundamenten aus der Renaissance errichtete barocke Ulner-Schloss ging 1841 in den Besitz der Freiherren von Fechenbach über. Die Samm­ lung mit Artefakten aus dem einst römischen Dieburg beinhaltet neben Alltagsgegenständen und Kultgeschirr auch Grabbeigaben und Götterskulpturen. Zu besichtigen sind zu­ dem beeindruckende frühe Wandmalereien, die aus dem ältesten Dieburger Fachwerkhaus stammen, eine komplette Blaufärberwerkstatt mit zahlreichen Modeln sowie ein ­Kolonialwarenladen. Nachvollziehen lässt sich auch die Ge­ schichte des heimischen Töpferhandwerks von der Römerzeit über das Mittelalter mit seinen überregional bedeutenden Werkstätten bis hin zur Neuzeit.

www. g r ube-messel. de

w w w . m u s e u m - s c h l o s s -f e c h e n b a c h . d e

Foto: © Goldschmiedehaus

www. g fg-hanau . de

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Inmitten der Hanauer Altstadt gelegen diente dieser his­ torisch bedeutendende Bau früher als Rathaus. Heute zählt das Deutsche Goldschmiedehaus zu den wichtigsten Aus­ stellungszentren der Gold- und Silberschmiedekunst in Deutschland, die Themen der Ausstellungen reichen von ­R etrospektiven international erfolgreicher Schmuck- und Gerätegestalter bis hin zu thematischen Präsentationen. Zum Programm gehören auch Ausstellungen mit Arbeiten unterschiedlicher Künstlergruppen und wichtiger Aus­ bildungsstätten. Ebenfalls in der Brüder-Grimm-Stadt beheimatet ist die Galerie und Ateliergemeinschaft „Made in Hanau“, die im Rhein-Main-Gebiet eine der ersten ­Adressen für Avantgardeschmuck ist.

W I N T E R 2 014 /15 — D A R M S TA D T

D E U T S C H E S G O L D S C H M I E D E H AU S H A N AU


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I I . VO M M Ü H LTA L B I S Z U M K L O S T E R L O R S C H

H O F G U T D I P P E L S H O F, T R A I S A / M Ü H LTA L

D I E WAC K E R FA B R I K , M Ü H LTA L

Musiksaal „Blauer Saal“, Foto: © Hofgut Dippelshof

Dank einer sensiblen Um- und Neugestaltung sind die Back­ steingebäude im Industriestil der Gründerjahre gut erhalten und können von Kreativen wie Fotografen, Malern, Architek­ ten oder Grafikern genutzt werden. Früher wurden in der Firma Wacker und Doerr Zubehör für Elektroinstallationen aus Hartgummi, später aus Bakelit und zuletzt Spritzgusszu­ behörteile für die Autoelektronik hergestellt, bis der Betrieb 1994 eingestellt wurde. Kurze Zeit später schon begann man mit der Sanierung und Umgestaltung der Fabrikanlage in das Kultur-, Wohn- und Gewerbezentrum „Wacker Fabrik“. Das historische Erscheinungsbild wurde, so gut es ging, zur Freu­ de all derjenigen erhalten, die heute dort leben und arbeiten, aber auch der zahlreichen Gäste, die ein und aus gehen und sehr gerne das dortige Restaurant besuchen. www. wackerk unst. de

Der Dippelshof in Traisa wurde schon Anfang des 14. Jahr­ hunderts erwähnt, wurde aber im Dreißigjährigen Krieg komplett zerstört. 1710 wurde er wiedererrichtet und schon früh zum beliebten Ausf lugsort: Auch in der Lokalposse „Datterich“ von Ernst Elias Niebergall von 1841 findet der Dipppelshof Erwähnung. Ab 1911 entstanden nach Plänen von Edmund Körner, einem Mitglied der Darmstädter Künstler­ kolonie, ein Musiksaal („Blauer Saal“), ein Herrenzimmer sowie ein Damen- und Gästezimmer. Auch Bernhard Hoetger und Johann Vincenz Cissarz, zwei weitere Mitglieder der Darmstädter Künstlerkolonie, waren an der Innenausstat­ tung beteiligt. Nach aufwendiger Sanierung präsentiert sich der Dippelshof nun in Topzustand und wird als gehobener Hotel-Restaurant-Betrieb gerne besucht. Beeindruckend sind Wandgemälde, Reliefplastiken, Marmorintarsien und Rund­ nischen im „Blauen Saal“, der wie auch das Damen- und Herrenzimmer die Spätzeit des Darmstädter Jugendstils repräsentiert. w w w . d i p p e l s h o f. d e

Schloss Heiligenberg, Jugenheim, Foto: Nikolaus Heiss

Foto: © Wacker Fabrik, Gastatelier

S C H L O S S H E I L I G E N B E RG , B E RG S T R A S S E

Weithin sichtbar macht das Goldene Kreuz auf Schloss ­Heiligenberg aufmerksam, das eines der schönsten Ensembles entlang der Bergstraße ist. Seit jeher zieht diese schöne ­P arklandschaft mit Wiesen, verschiedenen Gebäuden, exo­ tischem Baumbestand, Blumenbeeten, Brunnen, Teich, Klosterruine und Mausoleum die Menschen in ihren Bann. Die berühmt-berüchtigte Kreuzwiese war immer schon ein beliebter Jugendtreff und im hinteren Teil ist einer der ­v erwunschensten Bolzplätze der Region zu finden. Die ­ehemalige Gutsanlage von 1815 erwarb Großherzogin Wilhel­ mine von Baden, die sie von Georg Moller zu einem Schloss ausbauen ließ. Ihre Nachkommen, Prinz Alexander und ­dessen Gattin, Fürstin Julia von Battenberg (Mountbatten), machten diesen einzigartigen Ort hoch über Jugenheim später zum Mittelpunkt des Hochadels. Nach der Monarchie zogen Fachschulen und Institutionen ein. Die Besucher schätzen die schönen Waldwege, den herrlichen Ausblick auf die Rhein­ ebene und erfreuen sich der Ausstellungen und Konzerte im Gartensaal. Gerne kommen sie in Annettes Café, um frisch­ gebackenen Kuchen mit heißer Schokolade zu genießen. www. schloss-he ilige nbe rg. de


S TA AT S PA R K F Ü R S T E N L AG E R

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B E N S H E I M -AU E R B AC H

Museum Stangenberg Merck, Foto: D. Walther

M U S E U M S TA N G E N B E RG M E RC K J U G E N H E I M , B E RG S T R A S S E

Das sogenannte „Haus auf der Höhe“ stammt von 1860 und wurde 1904 vom berühmten Architekten Georg Metzendorf erweitert. Traumhaft sind nicht nur die instandgehaltene ­V illa, sondern auch die exponierte Lage und der schmucke Park. Seit 2010 existiert hier das private Museum Stangenberg Merck, das sich auf drei Etagen um das künstlerische Werk der Malerin Heidy Stangenberg-Merck, die hier aufgewachsen ist, und die Arbeiten ihrer Mutter, Marietta Merck, kümmert. Im angegliederten „Artificium“ können Kunstwerke im Origi­ nal oder als Reproduktion auch erstanden werden. Zweimal im Jahr werden Sonderausstellungen ­präsentiert. Im Artificium sind dies Exponate befreundeter Künstler, die auch erworben werden können. Aktuell sind hier Skulpt uren des Münchener Bildhauers Michael ­R einhardt zu sehen. Im Museum gibt es aus dem sehr ­u mfangreichen Werk von Heidy Stangenberg-Merck eine meist themenorientierte Sonderausstellung mit Bildern aus dem angegliederten ­A rchiv. Die aktuelle Ausstellung „Por­ traits“ wurde im ­Oktober eröffnet.

Das Fürstenlager in Auerbach beeindruckt wegen seines über 40 Hektar großen Landschaftsparks mit den unterschied­ lichsten Ausblicken. Diese erzeugen ständig wechselnde Stimmungen. Dieser englische Garten ist in eine hügelige Landschaft eingebettet und in seiner ursprünglichen Ge­ staltung weitgehend in Originalform erhalten. Zahlreiche Hofgebäude wie Meierei, Wache, Kavaliers- oder Prinzen­ bau stehen wie in einem kleinen Dörfchen beisammen und lassen Spaziergänger von früher träumen. Seit über zwei Jahr­z ehnten bieten die rührigen Mitglieder des Vereins Kunstfreunde Bergstraße im Damenbau regelmäßig Aus­ stellungen re­nommierter Künstler und beleben damit das 1790 als Sommerresidenz der Landgrafen und Großherzöge von H ­ essen-Darmstadt erbaute Fürstenlager. Von den ver­ schiedenen Bergkämmen aus kann man das Auerbacher sowie das Schönberger Schloss erkennen wie auch die nahe gelegene Starkenburg. Von hier aus gelangt man auch zum ­legendären Felsenmeer bei Reichenbach/Beedenkirchen. Das imposante Herrenhaus, mittendrin im Fürstenlager, beher­ bergt ein H ­ otel mit angeschlossenem Restaurant-Café, welches im Sommer auf die schöne Terrasse mit Naturblick rundherum lockt. w w w . s c h l o e s s e r- h e s s e n . d e w w w . k u n s t f r e u n d e - b e r g s t ra s s e . d e

www. museum-jugenheim. de

Als Benediktinerabtei war das Kloster Lorsch 764 gegründet worden und bis ins hohe Mittelalter hinein ein bedeutsames Macht-, Geistes- und Kulturzentrum. Wichtige überlieferte Zeugnisse sind unter anderem die karolingische Torhalle des Klosters, die auch als Königshalle bekannt ist. Kloster Lorsch, mit Abtei und Altenmünster, ist seit 1991 Weltkulturerbe der ­U NESCO. Das sogenannte Lorscher Arzneibuch aus dem 8. Jahrhundert wurde außerdem 2013 zum UNESCO-Welt­ dokumentenerbe in Deutschland erklärt. Ausstellungsbereich, Museum Stangenberg Merck, Foto: D. Walther

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K LOST ER LOR SCH

W I N T E R 2 014 /15 — D A R M S TA D T

Königshalle, Foto: © Kloster Lorsch


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S e b a s t i a n Ko c h ( „ S p e e r u n d E r “ ) d a s

Auf der Bastion

gelegenen TU oder die Menschen aus der

B e l l e v u e, w o h i n e s i h n i m m e r w i e d e r

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z i e h t. A u c h i m p o s a n t e A u s s t e l l u n g e n g i b t

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e s a n d e r S t i r nw a n d z u b e w u n d e r n.

Der Schlossgar ten ist ein wunderschön

wechselnden Mit tagsgerichten zu Tisch

auf der exponier ten Bastion im Herzen

u n d s o r g t f ü r s e l b s t g e b a c ke n e Ku c h e n.

d e r S t a d t l a u s c h i g - v e r s t e c k t e r B i e r g a r t e n.


SHO PS

Ru n d h e r u m s i n d d i e G ä s t e v o n k n o r r i g e n

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Hainbuchen umgeben und genießen oberhalb des neu angelegten Schlossgra b e n s e i n Tä s s c h e n Ka f f e e o d e r e i n k ü h l e s

artig

B i e r c h e n. B e i g u t e m We t t e r i s t d i e s e r

Fr i e d e n s p l a t z 6

G a r t e n a b 11 U h r g e ö f f n e t, j e d e n Fr e i t a g

w w w.a r t i g.b i z

l o c k t z u d e m a b 19 U h r d a s S o n n e n d e c k und Hintergrundmusik, um gemeinsam

Hin t e r d e r g ro ß e n Fe ns t e rs c h eib e s t e h e n

d e n S o n n e n u n t e r g a n g z u e r l e b e n.

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Grohe

T is c h, S e s s e l o d e r H o c ke r ü b e r a us g e -

Ra m s t ä d t e r S t r a ß e 3

f a l l e n e Tex t ilie n u n d Ta f e l f re u d e n bis

w w w.b r a u e r e i - g ro h e.d e

hin z u S pie g e l n, Ta s c h e n, S c hmu c k o d e r

O b G ro h e H e l l, P i l s, M ä r z e n, B o c k b i e r,

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We i z e n o d e r Fa s s b r a u s e – a l s D a r m s t ä d -

s t ö b e r n. Ein we nig A r t s t e c k t im m e r d rin!

K l eins ku l p t u re n. I m „a r t ig“ l ä s s t e s sic h Foto: artig

t e r Tr a d i t i o n s b r a u e r e i l o c k t G ro h e s e i t 1838 i n s e i n e W i r t s s t u b e. H e u t e l e i t e t Wo l f g a n g Ko e h l e r d a s U n t e r n e h m e n u n d

e i g e n a r t m o d e d esi g n

m i t M o d e, A c c e s s o i r e s u n d D e ko r a t i v e m

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W I N T E R 2 014 /15 — D A R M S TA D T

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Frühlingserwachen in Bern Sie ist Tradition und sie wird heiss geliebt: die Museumsnacht in Bern! Am 20. März 2015 wird in der Schweizer Hauptstadt der Frühlingsanfang von tausenden von Kulturbegeisterten mit dieser Nacht gefeiert. 40 in buntes Licht getauchte Kulturhäuser öffnen ihre Türen bis in die frühen Morgenstunden. Das Programm bietet für alle etwas: Einblicke in die aktuellen Ausstellungen, Darbietungen verschiedenster Künstler, Konzerte, Führungen und vieles mehr. Vergnügen, Animation und kulinarische Leckerbissen so weit das Auge reicht. Das fahrende Museum mit seinen 100 Oldtimern bringt den Charme von gestern mit in die Museumsnacht. Einmal eine Fahrt durch das UNESCO Kulturerbe Altstadt Bern in einem Rolls-Royce, Hispano-Suiza, Jaguar, oder im fürstlichen Buick erleben? Oder im offenen Bugatti den Fahrtwind im Haar spüren? Das vollständige Programm 2015 gibt es ab Mitte Dezember 2014 unter www.museumsnacht-bern.ch

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BERN



Bernisches Historisches Museum, Kubus / Titan, Anbau der :mlzd Architekten, Biel, Š Bern Tourismus


Konrad Tobler

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„Akademie Bern“

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Man schrieb das Jahr 1968. Damals wurde Bern mit einem Schlag inter­national als Kunststadt wahrgenommen: Christo verpackte als erste Gebäudeverhüllung überhaupt die hiesige Kunsthalle, jene Institution, die in Insiderkreisen bereits seit den 1950er-Jahren als exquisiter Ort des Experiments und der Avantgarde galt. Denn in diesem Haus verkehrten Größen wie Marc Chagall, Fernand Léger, Le Corbusier, Alberto G ­ iacometti oder Sam Francis, um nur ­einige zu nennen. Bei vielen dieser Verbindungen spielte der Kunsthändler und Auktionator Eberhard W. Kornfeld eine wichtige Rolle; das Haus des nun 91-Jährigen gehört bis heute zu den international renommiertesten. Es war der A ­ usstellungsmacher Harald Szeemann, der mit seinem einmaligen und eigenwilligen Programm diesen Ruf ausbaute – bis hin zur legen­ dären Ausstellung „When Attitudes Become Form“ von 1969, die heute in kaum einem kunsthistorischen Buch fehlt und die im Rahmen der letzten Biennale von Venedig in ihrer Rekonstruktion noch einmal für Furore sorgte. Bern als Kunststadt: Das war so nicht vorgezeichnet, denn seit der R ­ eformation hatte die bildende Kunst – anders etwa als in Basel – in der malerischen Aarestadt keinen besonders hohen Stellenwert. Immerhin aber war die Stadt die Heimat des großen spätmittelalterlichen Malers, Schriftstellers und späteren Reformationspolitikers Niklaus Manuel; Ferdinand Hodler wuchs in der Schweizer Bundesstadt ebenso auf wie Karl Stauffer-Bern, Paul Klee oder der Art-brut-Künstler Adolf Wölfli. Und weil Bern nie eine bedeutende und pulsieren­ de Industrie- oder Handelsstadt, sondern eine eher gemächliche Beamtenstadt war, waren auch Sammlerpersönlichkeiten eher selten, abgesehen einmal beispielsweise vom Kaufmann und Sozialdemokraten Hermann Rupf, einer der ersten, der in Paris direkt in den Ateliers von Picasso und Braque kubistische Gemälde kaufte. Die Hermann und Margrit Rupf-Stiftung gehört heute zu den bedeutendsten Beständen des Kunst­museums Bern. Der allgemeine künstlerische Aufbruch der 1960er-Jahre ging dennoch an Bern nicht spurlos vorbei. Eine vielfältige, lebendige Kunstszene entstand, die von Künstlern wie Bern­ hard Luginbühl, Daniel Spoerri, Franz Gertsch, Markus Raetz oder Jean-Frédéric Schnyder geprägt wurde. Toni Gerber, der Lehrer, Galerist und Sammler, holte schon früh Leute wie Sigmar Polke und James Lee Byars nach Bern. Es herrschte ein reger Austausch, den der Foto­ graf Balthasar Burkhard einmal pointiert als „meine Akademie“ bezeichnet hat. Diese Lebendigkeit ist geblieben, auch in der Kunstszene. Bern kann und soll sich mit Zürich oder Basel von der Größe her sicher nicht messen, von der Gegenwärtigkeit her aber schon. Dafür steht nach wie vor die Kunsthalle, davon zeugt das vielfältige Zentrum für Kulturproduktion – PROGR gleich neben dem Kunstmuseum, dafür steht die Hochschule der Künste Bern HKB, dafür stehen einige wenige, jedoch sorgfältig ausgerichtete Galerien. So ist Bern eine Kunststadt, in der sich vom spätmittel­alterlichen Münster über Hodler und Klee ein weiter Bogen schlagen lässt bis heute, bis zur sehr aktiven Abteilung für Gegen­ wartskunst im Kunstmuseum Bern und zur internationalen Sommerakademie im Zentrum Paul Klee.


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Kunstmuseum Bern & Zentrum Paul Klee

Wenn der Hodler mit dem Klee Mit de m Kun st mu seum B e r n und de m Z e nt r um Paul Klee hat die Stadt B e r n zwei ­b e d e u t e n d e , i n t e r n a t i o n a l a u s s t ra h l e n d e K u n s t m u s e e n . D i e G e s c h i c h t e d e r b e i d e n b i s h e r unabhäng igen Häu ser ist eng ineinander ver f lochten . Da s häng t selbst verständlich mit d e m We r k v o n P a u l K l e e z u s a m m e n . S p ä t e s t e n s 2 0 1 6 s o l l e n d i e b e i d e n I n s t i t u t i o n e n n u n d u r c h e i n e H o l d i n g - S t i f t u n g a u c h i n s t i t u t i o n e l l v e r b u n d e n w e rd e n .

Ferdinand Hodler, „Der Tag“, 1899–1900 Öl auf Leinwand, 160 x 352 cm

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© Kunstmuseum Bern, Staat Bern

Die Adressen sprechen für sich: Hodlerstraße 8–12 für das Kunstmuseum Bern (KMB), Monument im Fruchtland 3 für das Zentrum Paul Klee (ZPK). Die eine Anschrift ehrt den großen Schweizer Maler Ferdinand Hodler (1853–1918), die andere verweist auf ein Werk von Paul Klee (1879–1940), der in Bern aufwuchs und als „entarteter“ Künstler Ende 1933 aus Deutschland in die Hauptstadt der Schweiz, seine Heimat­ stadt, ins Exil ging. Zufälligerweise wurde hier das KMB 1879, eben im Geburtsjahr von Klee, eröffnet, und zufälligerweise betreibt das K M B im PROGR – Zentrum für Kultur­ produktion genau in jenem Schulhaus ein „Fenster zur Gegenwartskunst“, in dem Klee seine Gymnasialjahre ab­ solvierte. Ursprünglich war Mitte der 1990er-Jahre sogar vorgesehen, das damals angedachte Klee-Museum in diesem dem KMB gegenüberliegenden Gebäude einzurichten. Doch der Reihe nach: Bereits 1809 wurde in Bern die Staatliche Kunstsammlung gegründet, die an die Höhere Zeichnungsschule angegliedert war und in erster Linie Gipsabgüsse antiker Skulpturen umfasste. Vier Jahre später begann die neue Bernische Kunstgesellschaft mit dem Auf­ bau einer Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen. Dank

eines großen Legats war es dann möglich, in den 1870er-­ Jahren das noch heute bestehende, historistische Gebäude des KMB zu errichten. Ein erster Erweiterungsbau erfolgte in den 1930er-Jahren, 1983 wurde an derselben Stelle ein zweiter, vom bekannten Architektenteam Atelier 5 entworfener ­A nnex eingeweiht, sodass heute 3 .500 Quadratmeter ­Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Spätestens ab 2018 sollen durch eine neuerliche Umstrukturierung und einen Umbau innerhalb des bestehenden Komplexes weitere 600 Quadratmeter gewonnen werden. Die Sammlung des KMB wuchs stetig – und wächst. Ein wichtiger Meilenstein war kurz nach der Museumseröff­ nung 1880 das Legat des Ingres-Schülers Adolf von Stürler, der in Italien eine kleine, aber feine Sammlung mit Gemälden italienischer Meister des Quattrocento angelegt hatte, zu der auch eine Maestà von Duccio gehört. Der Sammlungsbogen des Hauses spannt sich heute von hier aus bis in die unmittel­ bare Gegenwart, wobei Werkgruppen von Niklaus Manuel, Albert Anker, Karl Stauffer-Bern, Ferdinand Hodler und ­Meret Oppenheim ebenso zu den Schwerpunkten gehören wie die kubistischen Gemälde von Pablo Picasso und Georges


Yves Netzhammer „Die Subjektivierung der Wiederholung. Projekt B“, 2007, Raumobjekt mit Spiegelwänden, Projektionskörper, Bodenrelief, Deckenbemalung, 3 Filme (PAL/DVD), 12- Kanal-Ton- Installation, ca. 900 x 900 x 466 cm (Grundriss Raumobjekt) © Kunstmuseum Bern, Sammlung Stiftung GegenwART, Dr. h.c. Hansjörg Wyss Foto: Dominique Uldr y


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Kunstmuseum Bern, Fassade von oben

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© KMB

­ raque, die sich in den Beständen der privaten Hermann und B Margrit Rupf-Stiftung befinden, einer von vielen dem KMB angegliederten privaten Stiftungen. Insgesamt zählt die Sammlung des KMB heute über 3.000 Gemälde und Skulp­ turen sowie rund 48.000 Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Videos und Filme. Noch offen ist im Moment, ob der Aufsehen erregende Nachlass des Münchner Sammlers Cornelius Gurlitt angenommen wird, den dieser über­ raschenderweise dem Haus vermacht hat; entsprechende Abklärungen zum Raubkunstverdacht sind im Gange. Die reichen und vielfältigen Bestände ermöglichen es dem K MB nicht nur, ständig wechselnde Sammlungs­ präsenta­t ionen zu zeigen, sondern durch das R ­ enommee des Hauses und den Leihverkehr immer wieder auch hochkarätige Wechsel­ausstellungen einzurichten, die Anker oder Hodler, Klassikern der Moderne, Meret Oppenheim oder pointiert der Gegenwartskunst gewidmet sind: So war 2009 das Werk von Tracey Emin zu sehen, 2013/14 eine Retrospektive von Ger­ maine Richier, im Sommer 2014 im Museum selbst und im Berner Münster Bill Viola; aktuell laufen die Ausstellungen „Die Farbe und ich. Augusto Giacometti“ (bis 8. Februar 2015) und „Bethan Huws: Reading Duchamp, Research Notes 2007–2014“ (bis 1. Februar 2015).

Bis 2005, dem Eröffnungsjahr des ZPK, gehörte auch Paul Klees Werk zum Kernbestand des K MB. Die einstige Klee-Stiftung war bis dahin als Forschungsinstitut dem Haus angegliedert. Diese Stiftung war 1947 von engagierten Berner Sammlern gegründet worden, um den Nachlass des 1940 ­verstorbenen Schweizer Künstlers, der – wie seine Frau – ­a llerdings die deutsche Staatsbürgerschaft besaß, vor dem Zugriff der Alliierten zu schützen. Während langer Jahre war nach 1952 dann Klees Sohn Felix prägender Präsident der ­Stiftung. Sieben Jahre nach seinem Tod unterbreitete 1997 sei­ ne Witwe Livia Klee-Meyer, Tochter des Bauhaus-Direktors und Architekten Hannes Meyer, ein Schenkungsangebot an die Stadt: Sie vermache 700 Werke von Klee mit der Ver­ pf lichtung der öffentlichen Hand, ein Klee-Museum zu errichten; 1998 f­ olgte das Versprechen von Alexander Klee, Sohn von Felix, weitere rund 850 Werke dauerhaft zu leihen und w ­ ichtige ­Bestände aus dem Familienarchiv zu schenken. Durch ­z u­s ätzliche Leihgaben aus Privatsammlungen kam so die weltweit größte Sammlung von Werken dieses Künstlers von Weltrang zusammen: 4.000 Gemälde, Aqua­ relle und Zeichnungen eines Œuvres, das insgesamt rund 10.000 Nummern umfasst, von Paul Klee zeit seines Lebens akribisch aufgelistet. Doch wo sollte das neue Klee-Museum seinen Stand­ ort bekommen? Städtebauliche und kulturpolitische Debatten wogten hin und her – bis eine weitere Schenkung den Ausschlag gab. Der weltweit für die Entwicklung von künstlichen Hüftgelenken bekannte Chirurg Maurice ­Edmond Müller und seine Frau Martha Müller-Lüthi übereig­ neten der öffentlichen Hand eine Parzelle im Osten Berns und boten an, den Bau eines Zentrums für Paul Klee zu finanzie­ ren – Architekt sollte niemand anderes sein als Renzo Piano. Böse Zungen sprachen damals in Anlehnung an Friedrich


Dürrenmatt vom „Besuch der alten Dame“ und von einer Nachahmung der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel, für die Piano verantwortlich zeichnet. Die Politiker hingegen sprangen gerne auf und übernahmen Müllers Idee eines viel­ fältigen interdisziplinären Zentrums mit Konzertsaal und einem Kreativitätszentrum „für Kinder von vier bis neunzig Jahren“. Der 125 Millionen Franken teure Stahl-Glas-Bau mit seinen charakteristischen drei Wellen wurde schließlich zu Sommerbeginn 2005 eröffnet. In Architekturkreisen bleibt er umstritten und es wird nach wie vor gefragt, ob der Bau mit seiner großen Ausstellungshalle für das vor allem kleinfor­ matige Werk von Paul Klee geeignet sei. Das Hauptproblem des ZPK war von allem Anfang an jedoch die chronische Unterfinanzierung – trotz Auf­sehen ­erregender, sorgfältig kuratierter Ausstellungen wie „Lost ­P aradise. Der Blick des Engels“ (2008) oder „Satire – Ironie – Groteske“ (2013). Nicht zuletzt wegen der angespannten Finanzlage forderten Politiker aller Couleurs eine Fusio­ nierung des ZPK mit dem KMB. Wieder folgten Debatten und Vorstöße, Kommissionen und zweijährige Analysen. Schließlich fand man einen Kompromiss: Da das KMB das ZPK finanziell nicht mittragen will und kann und da die ­j eweilige Identität der beiden Häuser durch eine regel­ rechte Fusion gef ährdet wäre, einigte man sich auf die Bildung einer Stiftung, die die bisherigen Teilstiftungen ­e rsetzt – eine Art Holding. Die Häuser und die beiden ­Direktoren bleiben unabhängig, verstärkte Synergien gibt es im Bereich der Ausstellungs­programme, des Leih­verkehrs, der Konservierung/Restaurierung, der Kommunikation und der Verwaltung. Die beiden Adressen bleiben also wie bisher: Hodler­ straße 8–12 und Monument im Fruchtland 3. KO NR AD TO BLER

Paul Klee, „polyphon gefasstes Weiss“, 1930, 140, Feder und Aquarell auf Papier auf Karton, 33,3 x 24,5 cm, Zentrum Paul Klee, Bern

K U NS T M USE U M BE R N bis 8. Febr uar 2015 Die Farbe und ich. Aug usto Giacomet t i bis 26. Apr il 2015 Im Hie r und Je t z t! Schwe i ze r Kun st de r le t z te n 30 Jahre au s der Sammlung Kunst Heute bis 1. Febr uar 2015 B e than Huws: R eading Duchamp, R esearch Notes 2007 – 201 4 www. k unst museumber n. ch

Z E N T R U M PAU L K L E E – Z P K bis 11. Januar 2015 Antony Gor mley. E x pansion Field bis 1. Febr uar 2015 Paul Klee. Sonde rkla sse – unve rkäuf lich www. zpk. org

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Hotel Schweizerhof Bern

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Wohnen und dinieren mit Paul Klee

Berns einzigartiges Stadtbild wurde von der UNESCO als Welterbe ausgezeichnet und beherbergt einige der be­ deutendsten Museen und Galerien der Schweiz. Dem trägt das legendäre Fünfsternehotel Schweizerhof Bern Rechnung und ist eine einzigartige Partnerschaft mit dem weltweit ­be­deutenden Zentrum Paul Klee eingegangen. Wichtiger Bestandteil der Zusammenarbeit ist die Raumgestaltung des Hotels mit sorgfältig reproduzierten Klee-Werken aus der Sammlung des Zentrum Paul Klee in den Gäste­zimmern und Suiten, auf der Bel Etage und in der Lobby-Lounge-Bar. Da­r über hinaus werden zwischen dem 16. Februar und dem 1. März 2015 in Jack ’s Brasserie erst­ malig vom Künstler-Koch inspirierte Kochrezepte in die Speise­k arte integriert. In dieser Zeit erhalten die Gäste bei Bestellung der Paul-Klee-Gerichte zudem freien Eintritt ins ­renommierte Museum. Klee hatte das Kochen bei französischen und italieni­ schen Köchen gelernt, schon als Jugendlicher, als er die Ferien in ­einem Hotel am Thunersee verbrachte, das von seinen

­ anten geführt wurde. Der Künstler liebte abwechslungs­ T reiches und manchmal auch aufwendiges Essen, dann wieder einfaches wie Risotto oder Gerstotto. Später, mit seiner Fami­ lie in ­München, diente die Küche gleichzeitig als Atelier. Dort zeichnete und radierte er, mischte Farben, stellte die Ätz­ becken hin und – kochte leidenschaftlich für seine Familie und für Freunde. Rezepte und Menüs notierte er in seinen ­Taschenkalendern, so akkurat, wie er auch sein Werkver­ zeich­n is führte. Dabei blieb er beim Kochen ganz Künstler: Statt einer Kochkelle ­benutzte er, so wird überliefert, zum Rühren einen sauberen Pinsel. So wird in Bern mit viel Einsatz ein weiteres Kapitel der Kunstgeschichte geschrieben: gemalt oder gekocht … J O RD I H OYER

Fotos: Hotel Schweizerhof Bern

Paul-Klee -Spezialitäte nwoche n i m H o t e l S c h w e i z e r h o f, B e r n 16. Febr uar bis 1. März 2015


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Tradition und Moderne Das Hotel Schweizerhof Bern war das erste Luxushotel Berns – über 150 Jahre alt sind die Wurzeln dieses legen­dären Hauses, in welchem Weltstars, Bundesräte oder berühmte Forscher zu Gast waren. 22 Jahre vor der Geburt Paul Klees wurde das ­Hotel 1857 als Hotel Fetzer gegründet. Nach einer langen und wechselvollen Geschichte kehrte nach zweijähriger Um­ bauphase im Frühling 2011 mit der Wiedereröffnung eine Legende zurück. Für das neue Inte­rior Design, die Verbindung eines zeitgenössischen Luxushotels mit seiner glamourösen Vergangenheit, gewann die Designerin Maria Vafiadis mit ­i hrer Agentur „MKV Design“ aus London im Rahmen der ­International Hotel Awards 2012 unter europäischen Häusern den Preis des schönsten Interior Designs. Das Haus bietet 99 stilvolle Zimmer und Suiten, die 800 m² große Bel Etage mit elf Sälen und Räumlichkeiten ­i nklusive dem legendären Ballsaal „Salon Trianon“ für ­A n­lässe jeglicher Art sowie der 500 m² große luxuriöse THE SPA (an 365 Tagen im Jahr geöffnet). Kulinarisch werden die Gäste in der mit 14 Gault-Millau-Punkten ausgezeichneten

Jack’s Brasserie verwöhnt. In der Lobby-Loun­ge-Bar serviert der Fugu-lizenzierte Sushi-Chef Hironori Takahashi köst­ liche Sashimi- und Sushi-Kreationen. Zur kälteren Jahreszeit ist die edle Cigar Lounge ein wahrer Geheimtipp, während in den wärmeren Monaten die Sky Terrace ein einzigartiges 360-Grad-Panorama bietet. Das Hotel Schweizerhof Bern ist Mitglied der Vereinigungen „The Leading Hotels of the ­World” und „Swiss Deluxe Hotels“.

Hotel Schwei zerhof B er n B ahnhof plat z 11, 3001 B er n, Schwei z T + 4 1 (0) 3 1 3 2 6 8 0 8 0 , F + 4 1 (0) 3 1 3 2 6 8 0 8 3 i n f o @ s c h w e i z e r h o f- b e r n . c h w w w . s c h w e i z e r h o f- b e r n . c h


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www.vereinbernergalerien.ch – mail@vereinbernergalerien.ch Janu

Galerienwochenende Samstag/Sonntag 17./18. Januar 2015 11–17 Uhr Podiumsgespräch: Bern – eine Kunststadt! Kunsthalle Bern, Samstag 18 Uhr

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Galerie da Mihi

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René Fehr-Biscioni Holzschnitte 17.1. bis 7.2.2015 Junkerngasse 34 T +41 (0)31 311 31 91 www.artvisionbern.ch

Salomé Bäumlin Rudy Decelière Textile Arbeiten und Installation 16.1. bis 7.3.2015 Bubenbergplatz 15 (1. OG Store Maggs) Tel. 031 332 11 90 www.damihi.com

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Druckatelier/Galerie Tom Blaess Susan Goethel Campbell Daniel Zahner 2.11.2014 bis 18.1.2015 Uferweg 10b T +41 (0)31 079 222 46 61 www.tomblaess.ch

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Henze & Ketterer Menschheitsdämmerung die Künstler der „Brücke“ und die Lebensreform bis 21.2.2015 3114 Wichtrach/Bern T +41 (0)31 781 06 01 www.henze-ketterer.ch

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Berner Museumsnacht

geheim­nisvolle Tropfsteinhöhle beim Bärengraben oder das symbolträchtige Parlamentsgebäude. Zu entdecken gibt es auch das unterirdische Wassersystem in der Berner Altstadt, das seit dem Mittelalter in Betrieb ist, und das ehemalige Kornhaus aus der Barockzeit, das heute eine profilierte Insti­ tution für Fotografie, Architektur und Diskussionen ist. Auch im Robert Walser-Zentrum sind Sie herzlich willkommen; es ist als internationales Kompetenzzentrum dem literarischen Werk Walsers gewidmet, der als fast mittelloser Autor einst lange in Bern gelebt hat und heute weltweit gelesen wird. Das Tief bauamt der Stadt organisiert erstmals auch ­einen spektakulären Fußweg über die Aare, fast bis zur Muse­ umsinsel im Kirchenfeldquartier: Man überquert – nach vorheriger Anmeldung – die Aare unterhalb der Fahrbahn der 1881 bis 1883 erbauten Kirchenfeldbrücke, die mit ihrer Eisen­ konstruktion das Tal auf rund 40 Metern Höhe überspannt. Einmalig dürfte auch ein Besuch im spätgotischen Münster in Erinnerung bleiben, das in der Nacht zu einem mystischen Ort wird. Außerdem findet dort während der Museumsnacht ein internationaler Kirchenmusik-Wettbewerb statt. Es versteht sich von selbst, dass an vielen Orten für ­kulinarische Genüsse gesorgt ist. Ansonsten ruht man sich in einem der zahlreichen Altstadtlokale aus. Und am Ende der langen Nacht wird man feststellen, dass die Zeit gar nicht ­gereicht hat, alles zu sehen. Das ist dann der Moment, wo man unweigerlich beginnt, sich auf die Museumsnacht Bern in 2016 zu freuen. KO NR AD TO BLER

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Historisches Museum Bern, Foto: museen bern

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Fahren Sie in einer der ersten Frühlingsnächte im Oldtimer durch die Stadt Bern – und Sie sind Teil des „Fahrenden Muse­ ums“. Was das ist? Das „Fahrende Museum“ in Bern besteht aus rund 100 Oldtimern. Sie stammen aus der ganzen Schweiz sowie aus den benachbarten Ländern und sind jeweils wäh­ rend der Berner Museumsnacht im Einsatz. Das „Fahrende Museum“ wird auch 2015 am 20. März wieder aktiv sein, pünktlich zur 13. Berner Museumsnacht. Neben einer Oldtimerverbindung zum Zentrum Paul Klee gibt es dann auch ein ganzes Netz von Shuttlebussen, das alle teilnehmenden Institutionen bequem erschließt. Sie ­f ahren etwa vom Bundesplatz zur Kunsthalle, zur Antiken­ sammlung oder zum Kunstmuseum. Oder Sie lassen sich zum Weltpostverein chauffieren, der mit 192 Mitgliedsstaaten seit 1874 seinen Sitz in Bern hat. Überhaupt ist die Museumsnacht die einmalige Gelegenheit, Bern von einer ganz anderen, einer ganz neuen Seite kennenzulernen. Allein schon deswegen, weil farbige Illuminationen viele Gebäude in der Stadt in ei­ nem geheimnisvollen Licht erstrahlen lassen. Und natürlich die Museumsschätze! Alle Berner ­Museen sind bis spät in die Nacht geöffnet und bieten außer­ gewöhnliche P rog ramme und damit unvergessliche Erinnerungen: das Naturhistorische Museum mit seinen ­f aszinierenden, lebensechten Dioramen, das Historische ­Museum mit der beeindruckenden, reichen Burgunderbeute aus den Kriegen gegen Karl den Kühnen, das Heilsarmee-­ Museum und A rchiv, das A lbert-Einstein-Haus, das Einstein-Museum, das Schweizerische Psychiatrie-Museum, das Alpine Museum der Schweiz – und noch viele mehr, die nicht unbedingt in jedem Tourismusprospekt erwähnt ­werden, jedoch unbedingt einen Besuch wert sind. Aber nicht nur die Museen öffnen ihre Tore, auch ­zahlreiche andere Kulturorte sind in dieser Nacht für das Pub­ likum zugänglich. So etwa der weltberühmte Zytgloggeturm oder das Nobelhotel Bellev ue P a lace, ebenfa lls die


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Geret teter Schatz im Rober t Walser-Zentrum in Bern

Robert Walsers Mikrogramme

Porträt Robert Walser (1899/1900 in Biel), rechts: Mikrogramm Š Robert Walser-Stiftung Bern/Keystone


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– Robert Walser, „Mikrogramme“, hrsg. von Lucas Marco Gisi, Reto Sorg und Peter Stocker, Berlin 2011 (Suhrkamp) – „Ohne Achtsamkeit beachte ich alles. Robert Walser und die bildende Kunst. / Paying no attention I notice everything. Robert Walser and the visual arts“, hrsg. von Madeleine Schuppli und Reto Sorg, Sulgen 2014 (Benteli) – Thomas Schütte, „Watercolors. For Robert Walser and Donald Young“, mit einem Vorwort von Reto Sorg, Paris 2014 (Cahiers d’Art / Engl.) – Robert Walser, „Der kleine Tierpark“, hrsg. von Lucas Gisi und Reto Sorg, Berlin 2014 (Insel)

N E U E S M USE U M BI E L

Die Dauerausstellung „Karl und Robert Walser: Maler und Dichter“ beleuchtet insbesondere die Zusammenarbeit des Bieler Brüderpaares: Karl illustrierte verschiedene Bücher von Robert, Robert verfasste Texte zu Werken von Karl. www. nmbiel. ch

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R E T O S O RG S L E S E T I P P S Z U R O B E R T WA L S E R

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Die in winziger Schrift beschriebenen Blätter sind von ­e inzigartiger Schönheit und zählen zu den wertvollsten ­M anuskripten der modernen Literatur. Das Werk Robert Walsers (1878–1956) wird in der ganzen Welt rege diskutiert. Es interessiert vor allem auch bildende Künstler. Die den ein­ zigartigen Originaldokumenten gewidmete Ausstellung im Robert Walser-Zentrum in Bern wurde verlängert und dauert neu bis zum 16. Oktober 2015. Öffentlich bekannt wurden seine „Mikrogramme“ erst nach Robert Walsers Tod, und zwar 1957 durch einen Artikel in der Kulturzeitschrift „Du“, in dem der Schweizer Schriftsteller Carl Seelig die geheimnisvollen Manuskripte vorstellte und auch Abbildungen von ihnen publizierte. Seelig, seit 1944 Walsers Vormund und ab 1957 dessen Nach­ lassverwalter, brachte die Texte in Zusammenhang mit Walsers „Ge­mütskrankheit“ und vertrat die Ansicht, sie seien „nicht entzifferbar“. Nachdem ihm ein Exemplar der besagten „Du“-Aus­ gabe zu Gesicht gekommen war, schrieb der junge Germanist Jochen Greven im Oktober 1958 an Seelig, Walsers Kleinst­ schrift lasse sich sehr wohl entziffern. Zwei Monate später verfügte Seelig testamentarisch, die nachgelassenen Manu­ skripte Walsers seien zu verbrennen. Dass dieser wertvolle Schatz dennoch nicht verloren ging, ist dem Testaments­ vollstrecker Elio Fröhlich zu verdanken, der diesen Wunsch nach Seeligs Unfalltod 1962 nicht ausführte und stattdessen ein Archiv gründete, um Seeligs und Walsers literarische Nachlässe zu sichern. Dementsprechend sind die 526 mikrografisch be­ schriebenen Blätter im Robert Walser-Archiv überliefert, welches heute einen Teil des Robert Walser-Zentrums bildet. Entziffert und transkribiert ergeben die Blätter Tausende von Druckseiten Text; neben Prosastücken, Gedichten und dra­ matischen Szenen enthalten sie auch einen ganzen Roman. Entwickelt und praktiziert hatte Walser sein „Bleistift­system“ zwischen 1924 und 1933 in Bern, bevor er gegen seinen Willen in die Heilanstalt in Herisau verbracht wurde, wo er das Schreiben aufgab. Die mikrografische Methode war dabei durchaus keine vorübergehende Laune Walsers. Soweit bekannt, schrieb er von 1924 bis 1933 alle seine literarischen Texte in der fast un­ lesbar kleinen Schrift – auf ganz unterschiedliche Blätter und Zettel, darunter Formulare, Umschläge, Telegramme, Quit­ tungen und Rechnungen. Mit den winzigen Buchstaben und der Möglichkeit, das so Entworfene später ins Reine zu schreiben, überwand Walser, wie er selber angedeutet hat, eine tief greifende Schreibkrise: „[…] um sich von diesem Schreib­f ederüberdruß zu befreien, fing er an, zu bleistif­ teln, zu zeichnelen, zu gfätterlen. Für mich ließ es sich mit Hülfe des Bleistiftes wieder besser spielen, dichten; es schien mir, die Schriftstellerlust lebe dadurch von neuem auf.“ So 1927 Max Rychner, seinerzeit Redakteur der „Neuen Schweizer Rundschau“. Walsers Mikrografie ist dabei so unorthodox und irri­ tierend, dass Carl Seelig sie zunächst sogar als „Geheimschrift“ bezeichnet hat. Erst Jochen Greven (1932–2012) und Martin Jürgens (*1944), dann Bernhard Echte (*1958) und Werner Morlang (*1949) gelang es nach jahrelanger Arbeit, die

Handschrift zu entziffern. Sie hatten erkannt, dass Walser sich der alten deutschen Schreibschrift bediente, diese jedoch durch extreme Verkleinerung sowie unsystematische Auslas­ sungen und Verschleifungen stark modifiziert hatte. Texte, die er publizieren wollte, musste Walser in nor­ maler Größe und mit Tinte ins Reine schreiben, damit Verleger, Redakteure und Setzer sie lesen konnten. Mit diesem „büreauhaften Abschreibesystem“, so Walser nicht ohne Selbst­i ronie, schlug er die Brücke zwischen seiner Schreib­ welt und der Welt des Feuilletons. Die schlichten Blätter und das ungewohnte Schrift­ bild sind – neben ihrem literarischen Gehalt – von einer großen Schönheit. Sie faszinieren insbesondere bildende Künstler in aller Welt. Walser selber hatte mikrografisch verklausuliert notiert: „Schreiben, Schriftstellern scheint mir vom Zeichnen abzustammen.“ Für die Berner Ausstel­ lung w urde eigens eine spezielle P räsentationsform entwickelt, die von den gezeigten Mikrogrammblättern so­ wohl die Vorder- als auch die Rückseite sichtbar macht und sie so als ästhetische Objekte zur Geltung bringt. Mit seinem mikrografischen „Bleistiftgebiet“ schuf sich Robert Walser eine nur ihm allein zugängliche Welt. Über ihre einzigartige Form hinaus sind die Mikrogramme ­jedoch auch inhaltlich bedeutsam und gehören zu den le­ gendärsten Texten der modernen Literatur, die Walsers internationalen Ruhm als Wegbereiter der literarischen Moderne mitbegründet haben.


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M eret Oppenheim

Berns wichtigste Kunstfrau Es gibt keine „weibliche Kunst“

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MERET OPPENHEIM

Obwohl Meret Oppenheim 1913 in Berlin geboren und 1985 in Basel gestorben ist, nehmen die Berner sie als Künstlerin ihrer Stadt wahr. Von 1945 bis zu ihrem Tod war Meret Oppenheim in Bern präsent, sie lebte und arbeitete hier, und es gibt noch heute viele, die an ihrem Leben und Schaffen teilgehabt haben und die Geschichten davon erzählen können. Meret Oppen­ heim scheint eine außergewöhnliche Frau gewesen zu sein – eigenwillig, charismatisch, inspirierend. Als Frau hatte sie es schwer im Machokreis der Surrealisten von Paris, das „Meretlein“, das man als schöne Muse gern in Anspruch nahm und über dessen Kunst man sich wunderte – einschließlich ihm, Max Ernst, mit dem sie eine Affäre hatte. Sie hat kämp­ fen müssen, um die Künstlerin zu sein, die sie sein wollte. In Bern erzählt man von ihr stets mit einer Mischung aus Stolz und Staunen. Man kann darin noch immer ein deutliches Echo von den Erschütterungen hören, die die Künstlerin bei manchen wohl ausgelöst hat. Dem Kunstmuseum Bern war Meret Oppenheim eng verbunden. 55 Werke hat sie dem Haus als Nachlass vermacht. Insgesamt befinden sich heute 345 Werke Meret Oppenheims in seiner Sammlung – das ­u mfangreichste und wohl auch bedeutendste Konvolut an ­A rbeiten der Künstlerin in musealem Besitz – weltweit. Das Kunstmuseum Bern beherbergt zudem das Archiv Meret ­Oppenheim und stellt damit die Grundlage zur Verfügung, ihr Werk zu erforschen; und das Haus ist immer auch ein ­Zentrum für die Kunst Meret Oppenheims. Die erste Einzel­ ausstellung der Künstlerin fand 1987 im Haus statt. 2006 durfte die berühmte „Pelztasse“ aus dem New Yorker Mu­ seum of Modern Art für ihre erste Retrospektive anreisen und für 2018 plant das Kunstmuseum Bern erneut, ihr eine Schau und ein neues Werkverzeichnis zu widmen. Meret Oppenheim hat Spuren in Bern hinterlassen. Sie hat das Leben mancher Berner verändert, sie hat Bern als Kunst­ort in den 1960er- und 1970er-Jahren mitgeprägt, als die ­A arestadt mit Machern wie Harald Szeemann oder Denkern wie G. J. Lischka als „Klein-San Francisco“ gelten durfte. Ihr Brunnen auf dem Waisenhausplatz ist zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden – und immer noch umstritten. Kühn war ihr Plan, der Parkplatzwüste vor dem ehrwürdigen Burger­ lichen Waisenhaus neben dem Kunstmuseum einen senkrechten Flussgarten entgegenzusetzen. Wasser strömt über zwei S ­ piralen an einer Säule herab, bekrönt von einem Leuchtturmwächter und bepflanzt mit Moosen und Gräsern,

die auf der betonierten Fläche nicht mehr zu finden waren. Parken darf man heute dort nicht mehr. Wirtlicher ist der Platz seitdem dennoch nicht geworden und der Brunnen tut immer noch gut. Im Winter verwandelt er sich in ein bizarres Eiszapfengebilde; im Sommer wächst der Tuffstein, durch das Aarewasser begünstigt, in dem der Kalk der halben Alpen ge­ löst ist. Das gefiel 1983 nicht allen und gefällt manchen auch heute noch nicht. Vor Kurzem erst gab es wieder erbitterten Streit, wie man denn den Brunnen, der Passanten durch ­herabstürzende Brocken gefährden könnte, sanieren solle: ­A lles komplett auf null stellen, als wäre der Brunnen wie neu, ­b ehutsam „die Fingernägel schneiden“ oder ihn als Stück Wildnis in der Stadt gewähren lassen? Noch heute erhitzt der Brunnen Meret Oppenheims die Gemüter: Die einen lieben ihn heiß und innig, andere kalkulieren mit kühlem Kopf und Dritte lehnen ihn vehement ab. Diese Phallusplastik von Berns wichtigster Kunstfrau zeugt noch heute von ihrer Leben­digkeit: Einst hatte sie selbst diese Reaktionen in Bern hervorgerufen. DA N I E L S PA N K E

Foto: Kunstmuseum Bern

Daniel Spanke (*1966) ist seit Oktober 2012 Ausstellungs­ kurator im Bereich der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts im Kunstmuseum Bern. Er war 2006 Kurator für Klassische Moderne am Kunstmuseum Stuttgart sowie 2010 Leiter d ­ es Museums Haus Dix in Stuttgart. www. k unst museumber n. ch


Meret Oppenheim, Brunnen am Waisenhausplatz, 1983 Foto: Kunstmuseum Bern


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Bernhard Bischof f

„Mein Steckenpferd ist die Videokunst.“

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Ferhat Özgür, „WOMEN IN LOVE“, 2013, in Türkisch mit englischen Untertiteln, DVD, 13‘25“ Courtesy Galerie Bernhard Bischoff & Partner


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B e r n h a rd B i s c h o f f i s t n i c h t n u r m i t L e i b u n d S e e l e G a l e r i s t , s o n d e r n s e i t D e z e m b e r 2 0 1 3 a u c h P a r t n e r d e r t ra d i t i o n s r e i c h e n G a l e r i e K o r n f e l d i n B e r n , die dieses Jahr ihr 150 -jähr iges B estehen feier t. Zu diesem Anlass haben wir ihn zu seinem Engagement f ür Kunst und Kult ur i m G ro ß ra u m d e r S c h w e i z e r B u n d e s h a u p t s t a d t b e f ra g t . J a n i n e S c h m u t z b e s u c h t e f ü r A R T M A P P B e r n h a rd B ­ ischof f in B er n.

ARTMAPP: Sie führen seit 2001 eine eigene Gale­ rie, die Galerie Bernhard Bischoff & Partner, seit 2005 in Bern. Was ist Ihnen bei Ihrer Tätigkeit als Galerist besonders wichtig? Bernhard Bischoff: Die Berner Galerienszene ist vergleichs­ weise klein und zählt nur rund 14 Galerien. Mir ist es gelungen, hier eine Art Nische zu besetzen. Worauf ich Wert lege ist vor allem, eine nachhaltige Zusammenarbeit mit den Künst­ lern/-innen – einen gemeinsamen Weg zu gehen, in guten wie in schlechten Zeiten – und die Künstler/-innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. ARTMAPP: Neben Ihren Galerieausstellungen führen Sie auch immer wieder Aktionen im öffent­ lichen Raum, Performances und Symposien durch. Was bieten Ihnen diese Plattformen an zusätz­ lichen Möglichkeiten? BB: Mein Steckenpferd ist im Grunde ja die Videokunst. 1999 habe ich das Berner Videofestival sowie mit Carola Ertle, ­G ünther Ketterer und der Galerie Henze & Ketterer die ­P lattform www.videokunst.ch mitbegründet. Aus deren ­F undus wurden fortan immer wieder Videos an verschie­ densten Standorten u. a. auch im PROGR – Zentrum für Kulturproduktion, Bern, gezeigt. Es scheint mir, als wäre das bewegte Bild für unsere Generation einfacher zugänglich und besser zu erfassen. Andere Projekte, etwa die Ausstellung „The p ­ ictured self “ in einem Koffer, waren auch international unterwegs und sind für mich ein spannendes „Hobby“ neben der Galerietätigkeit. Eine große Herausforderung ist es für mich aber immer wieder auch, zu erschließen, wie man – neben inter­kulturellen Projekten zwischen verschiedenen Orten und Ländern – vor allem auch transkulturelle Projekte innerhalb der eigenen ­G esellschaft ermöglichen und so einem möglichst breiten ­P ublikum Zugang zu Kunst verschaffen kann.

ARTMAPP: Seit 2008 sind Sie in der Städtischen Kunstkommission Bern vertreten, seit 2013 deren Präsident. Was sind hier Ihre Ziele? BB: Der finanzielle Support im Kanton Bern ist insofern ­speziell, da sowohl die Stadt als auch der Kanton Gelder für Kunstprojekte bewilligen, der Kanton Bern aber nur subsidiär, d. h. erst dann, wenn bereits eine erste Finanzierung besteht. Wir bekommen jährlich um die 100 Gesuche und es ist ­selbstverständlich sehr interessant, mitzuentscheiden und mitzusteuern, was neben den großen Häusern an künst­ lerischen Projekten mitfinanziert wird. Bern verfügt über eine vergleichsweise gute Offspace-Szene, die ich sehr ­wichtig und unterstützungswürdig finde und die auch immer wieder von dieser Förderung profitiert. ARTMAPP: Seit Dezember 2013 sind Sie Partner in der traditionsreichen Galerie Kornfeld in Bern. Wie kam es dazu und was ist Ihre persönliche ­Motivation hinter dieser großen Herausforderung? BB: Die Anfrage kam für mich überraschend, aber durchaus willkommen. Es macht großen Spaß, von den erfahrenen Partnern Eberhard W. Kornfeld, Christine E. Stauffer und Jürg Kunz tagtäglich zu lernen und mich zudem in unserem ­jungen Team zu engagieren. Die Künstler, die wir hier heute noch zeigen und verkaufen, etwa Kirchner, Giacometti, Klee, Francis etc., waren auch einmal zeitgenössisch. Die Galerie Kornfeld präsentiert nach wie vor etwa drei Ausstellungen pro Jahr, eine davon die Auktionsausstellung. Die alljährlich im Juni stattfindende Auktion ist jedoch unsere wichtigste Tätigkeit, die 1970 übrigens auch den Zeitpunkt der Art Basel maßgeblich mitbestimmt hat: Ernst Beyeler schlug damals vor, die Messe während der Kornfeld-­Auktion stattfinden zu lassen. Damals hat die Art Basel von uns profitiert, heute ­p rofitieren wir selbstverständlich vom internationalen ­P ublikum, das Mitte Juni in der Schweiz weilt.


Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten RenoiR, Cézanne, Monet, Manet 21. FebRuaR bis 7. Juni 2015 Sammlung OSkar reInhart «am römerhOlz», WInterthur

Pierre-Auguste Renoir Portrait de Victor Chocquet, 1876 Öl auf Leinwand, 46 + 36 cm Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz», Winterthur

Paul Cézanne Portrait de Victor Chocquet, 1876 –77 Öl auf Leinwand, 46 + 36 cm Privatbesitz

Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» · Haldenstrasse 95 · ch-8400 Winterthur Tel. +41 (0)58 466 77 41 · sor@bak.admin.ch · www.roemerholz.ch Mit einem Beitrag der Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung


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ARTMAPP: Die Galerie Kornfeld feierte im Juni 2014 ihr 150-jähriges Bestehen. Gab es spezielle Veranstaltungen zu diesem Anlass? BB: Es wird im Oktober eine Jubiläumsausstellung über den Zeitraum von 1864 bis 2014 mit Werken von Albrecht Dürer, Ernst Ludwig Kirchner, Pablo Picasso und Alberto Giacometti geben. Des Weiteren sind eine umfassende Publikation zum Jubiläum sowie öffentliche Vorträge geplant. Aber insgesamt ist nichts „Überbordendes“ vorgesehen, sondern alles ganz im Sinne des Hauses. ARTMAPP: Was sind wichtige Schritte der Galerie Kornfeld in die Zukunft? BB: Der Kunstmarkt hat sich in den letzten Jahren stark verän­ dert, ist viel dynamischer und internationaler geworden. Dementsprechend groß ist die Konkurrenz anderer Auktions­ häuser. In der Galerie Kornfeld stehen ebenfalls einige Neuerungen an: Ziel ist es, die Galerie unter Hochhaltung un­ serer Werte optimal im 21. Jahrhundert zu positionieren. Daran arbeiten wir als Team jeden Tag gemäß unserem Motto: Kennerschaft und Tradition seit 1864! ARTMAPP: Bernhard Bischoff, vielen Dank für das Gespräch.

G A L E R I E B E R N H A R D B I S C H O F F & PA R T N E R

Das Programm der Galerie Bernhard Bischoff & Partner ­besticht durch eine spannende Mischung unterschiedlicher Spielarten zeitgenössischer Kunst. Malerei, Zeichnungen und Skulptur sind ebenso vertreten wie Installationen, Videokunst, Fotografie oder neue Medien. Pro Jahr finden etwa acht Einzeloder Gruppenausstellungen statt. Die Galerie befindet sich im PROGR – Zentrum für Kulturproduktion im Herzen Berns, in unmittelbarer Nähe zum Kunstmuseum Bern, zur Kunsthalle und zur Stadtgalerie.

bis 2 2 . November 201 4 C o s t a n t i n o C i e r v o , F e r h a t Ö z g ü r : „ N o w a n d H e r e“ 2 7. N o v e m b e r b i s 2 0 . D e z e m b e r 2 0 1 4 R eto Camenisch, Chr ist ian Inder mühle: „ C a t c h i n g M o m e n t s“ 16. Januar bis 2 1. Febr uar 2015 E l s b e t h B ö n i g e r : „ S t r u c t u r e s“ 1 7. / 1 8 . J a n u a r 2 0 1 5 , 1 1 – ­1 7 U h r Ber ner Galer ienwochenende www. ve re inbe r ne rgale r ie n . ch w w w . b e r n h a rd b i s c h o f f. c h

G A L E R I E KO R N F E L D AU K T I O N E N AG

Die Galerie Kornfeld ist eines der bedeutendsten Auktions­ häuser in der Schweiz im Bereich der klassischen Moderne (Gemälde, Zeichnungen, Grafik und Skulpturen) sowie für Grafik und Handzeichnungen alter Meister. Ihre Tätigkeit fokussiert sich auf die einmal jährlich stattfindende mehrtägige Auktionsreihe, bei der die über das Jahr hin ausgewählten Kunstwerke nach sorgfältiger wissenschaftlicher Bearbeitung zur Versteigerung kommen. Daneben hat sich die Galerie auf die Erarbeitung von Publikationen über Kunst, meist Werkverzeichnisse von ­Grafik, spezialisiert.

20. Ok tober bis 8 . November 201 4

11. bis 2 2 . November 201 4 Daniel de Quer vain A u s s t e l l u n g v e r b u n d e n m i t d e r P rä s e n t a t i o n d e s ­W e r k v e r z e i c h n i s s e s d e r D r u c k g ra p h i k , B d . I I I

Bernhard Bischoff im Garten der Galerie Kornfeld

Auk t ionen am 18 . und 19. Juni 2015 www. kor nfeld. ch

Foto: Galerie Kornfeld Auktionen

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Pablo P ica sso, Albe r to Giacome t t i

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Jubiläumsausstellung 186 4 – 201 4 A l b r e c h t D ü r e r, E r n s t L u d w i g K i r c h n e r,


Frantiček Klossner

Kunst eisgekühlt

Bern, die Schweizer Bundeshauptstadt, ist eigentlich mehr für ihre Altstadt als für junge zeitgenössische Kunst bekannt. Doch diese findet man gerade dort, wo Bern am ältesten ist. In der Galerie Béatrice Brunner etwa, am steilen Nydeggstalden, direkt beim Bärengraben. Dort kann man die soeben eröffnete Doppelausstellung von Franti č ek Klossner und Manon ­anschauen. Beide Künstler haben mit ihrer Performance- und Medienkunst Pionierarbeit für die Schweizer Gegenwarts­ kunst geleistet. Klossners neuste Werke gruppieren sich um voluminöse Glasbehälter aus der Serie „Ex vivo – in vitro“, in denen verzerrte Videoporträts wie Flaschengeister ­u m­herschweben. Fotografien seiner Selbstporträts in Eis umrahmen die Installation an den Wänden. ARTMAPP traf den Künstler in seinem Atelier zu einem Gespräch über das künstlerische Image der Stadt Bern vor dem Hinter­ grund des Weltkulturerbes.

Frantiček Klossner, „Stille Reser ven“, 2000 Installation, gefrorene Selbstporträts, Tiefkühlraum, Alarmanlage, Kunstmuseum Bern (2000), Kunsthalle Osnabrück, Reinkingprojekte (2011) Foto: Friso Gentsch, Eye -Work

Das Atelier von Frantiček Klossner liegt zu Füßen des Parla­ ments, am Ufer der Aare und in direkter Nachbarschaft zum Bad „Marzili“, dem Sommer-Hotspot der Berner. Der aus dem Emmental stammende Video- und Per­ formancekünstler lebt seit dem Jahr 2000 hier in seiner Atelierwohnung, nach Stationen in Zürich, Berlin, New York und Rom. „Ich schätze die zentrale Lage in Europa, die Nähe der Bergwelt, das Nebeneinander von Natur und Kultur, die Lebensqualität hier ist sehr hoch. Ich bin ganz körperlich ­abhängig von dieser Gegend.“ Deswegen sog es den Künstler immer wieder aus der Ferne zurück in die Heimat. Noch in den 1980er-Jahren fuhr Klossner durch „die Zone“ der DDR nach Westberlin, er pendelte zwischen dem Studium an der F+F Kunsthochschule in Zürich und dem Kunstschaffen in Deutschland. „Performance war damals ein sehr freies Feld“, erinnert sich der Künstler, „ich bin ganz naiv in die Per­ formance-Geschichte reingeschlittert.“ Eigeninitiative war seinerzeit nötig, um Performances an ein Publikum zu ­bringen, denn Institutionen dafür gab es nicht, obwohl etwa die Berner Kunsthalle seit Harald Szeemann für ihr progres­ sives und auch dahingehend offenes Ausstellungsprogramm ­bekannt war. In Abgrenzung zur „Berner Kleintheater-Szene“ formierte sich um 1987 die Künstlergruppe STOP.P.T. (Stop Performance Theater) um Norbert Klassen. Mit dabei Janet Hauf ler, Manuela Trapp und Franti č ek K lossner. Das ­P rojekt lief viele Jahre erfolgreich und hatte in Bern große Aus­w irkungen auf die Theater- und Performanceszene.


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wurde, kein anderer Ort habe damals diese ideale Video­ infrastruktur – in so v ­ erruchter Weise – geboten. Sämtliche Schweizer ­V ideokünstler waren hier mit Werken vertreten. Pipilotti Rist etwa präsentierte sehr passend ihre Arbeiten „Leibesbrief rot“ und „Leibesbrief blau“. Aufgrund seiner vor allem installativen Arbeit mit Räumen und bewegten Bildern bezeichnet sich Klossner ­gerne als „Intermediakünstler“, der mediale, soziale und in­ trospektive – in den Körper gerichtete Perspektiven – vorführt. Zu den Favoriten in seinem Werk gehört die Serie der gefrore­ nen Selbstbildnisse, die dann als Eisbüsten kopfüber an einer Kette im Ausstellungsraum hängend abschmelzen. Von der seit 1990 stetig gewachsenen Werkserie der „Melting Selves“ hat der Sammler Rik Reinking gleich das ganze Konzept er­ worben. „Rik hat mich aus Bern errettet“, gesteht Klossner schelmisch. Wie bei einem „Arbeitsvertrag“ muss Klossner die Installation nun immer wieder neu einrichten. Das liegt am Kreislauf der Aggregatzustände. Der Künstler muss sich ständig neu in Form bringen – und nimmt es mit Humor: „Ich werde erfrieren in meiner Kunst.“ Jeder, der in sein Atelier kommt, muss denn auch eine mächtige unheimliche Gefrier­ truhe passieren. Darin liegen die „Eisklone“ des Künstlers. Und an der Wand hängen seine Körperfragmente in Gips und Silikon, so als könne sich der Künstler jederzeit multiplizieren. „Ich habe meinen Körper in Reserve“, meint Klossner dazu.

Frantiček Klossner, „Ex vivo – in vitro“, 2014, Videoinstallation, Projektionen auf Wasser volumen in Glasballons Foto: Simon Schmid

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Zusammen mit Boa Baumann, G.J. Lischka und Marianne ­Milani gründeten Klossner und Andreas Fahrni den „Perfor­ manceVideoComputerClipClub“ im mittlerweile legendären „Kreissaal “, der schönsten Bar der Stadt Bern, wo der ­Kulturphilosoph G. J. Lischka während den 1990er-Jahren re­ gelmäßige Philosophieabende moderierte. Die Diskussionen liefen unter dem programmatischen Titel „Gespräche im Kreissaal“ und führten den jungen Berner Künstlern die „Ge­ burt“ des Denkens internationaler Philosophen vor. Und zu später Stunde findet sich die Berner Szene auch heute immer wieder im legendären „Kreissaal“ ein, erzählt Klossner, in „Lischkas Denkraum, wo die schönsten Ideen das Licht der Nacht erblicken“. Von 1985 bis 1997 hat Lischka auch die kunstphilosophischen Gespräche in der Reihe „Um 9. Am Nerv der Zeit “ im Kunstmuseum Bern durchgeführt. Lischka bezeichnet im Rückblick sein Programm als „Selbstläufer“. „Die Philosophen kamen wie selbstverständlich nach Bern, zu mir“, erzählt er in seinem spartanisch eingerichteten Studio. „Es war die Offenheit des Geistes“, die in Bern gepflegt wurde und wird, „wir waren damals wie das Internet vor dem Inter­ net, in ständigem Gedankenaustausch.“ Illustre Gäste wie Peter Weibel, Niklas Luhmann, Jean Baudrillard, Christina von Braun, Vilém Flusser, Valie Export oder Marina Abramo­ vić hielten Vorträge oder wurden interviewt. Das bestätigt auch Frantič ek Klossner, damals Zuhörer und Student bei Lischka an der F+F Kunsthochschule in Zürich und heute Kol­ lege an der Hochschule der Künste Bern (HKB), wo er seit 2006 als Dozent für Performance lehrt. Klossner selbst war überdies Initiator des 1. Video­ kunstfestivals in Bern von 1991 bis 199 6, das in den Pornokabinen des Sexshops „Loveland “ durchgeführt


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105 Frantiček Klossner, „Una forza del passato“, 1998, Performance am Todesort von Pier Paolo Pasolini in Ostia Foto: Gian Paolo Minelli

Sämtliche Arbeiten: © Frantiček Klossner, VG Bild- Kunst, Bonn 2014

schmelzender Eiskörper in der Ausstellung „Existenzielle Bildwelten, Sammlung Reinking“, Museum für moderne Kunst Weserburg Bremen Foto: Frantiček Klossner

1. Dezember 201 4 , 18 .30 Uhr B e r n i s c h e S t i f t u n g f ü r F o t o g ra f i e , F i l m u n d V i d e o F F V Kino Kunst museum B er n – Video Ar t, m i t K a t h l e e n B ü h l e r u n d F ra n t i č e k K l o s s n e r www. k inok unst museum. ch bis 1. Febr uar 2015 M u s e u m f ü r m o d e r n e K u n s t We s e r b u r g B r e m e n G e r m a n y E x isten zielle Bildwelten – Sammlung R eink ing Hamburg www. wese rburg. de w w w . f ra n t i c e k . c h

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Frantiček Klossner, „Melting Selves“, 2014,

SEBASTIAN BADEN

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Obwohl ihm erst der Kontakt zur Sammlung Reinking zur­ zeit einen internationalen Durchbruch beschert, wird Klossner in Bern selbst schon lange von Carola und Günther Ketterer-Ertle unterstützt, die um 1996 begannen, eine Sammlung mit zeitgenössischer Videokunst zusammen­ zustellen und regelmäßig öffentlich zu präsentieren. Im Zentrum von Bern betreiben die Mäzene in Kooperation mit der Galerie Bernhard Bischoff & Partner die Plattform ­v ideokunst.ch. Der Ausstellungsraum befindet sich im alten Progymnasium, dem heutigen PROGR – Zentrum für ­Kulturproduktion, direkt am Waisenhausplatz. In der Black Box, eigentlich ein verdunkeltes ehemaliges Klassenzimmer, werden in regel­m äßigen Abständen junge internationale ­Videokünstler vorgestellt. Für Frantiček Klossner bedeutet die enge Freundschaft zum Sammlerpaar eine enorme Motivation und Anerken­ nung seines Schaffens. Zugleich ist er selbst stolz darauf, durch die vielen gemeinsamen Gespräche über Medienkunst überhaupt den Ansporn zu deren Auf bau der Videokunst­ sammlung gegeben zu haben. Das Engagement der beiden erntet nicht nur großes Lob, was die persönliche Förderung angeht, sondern auch betreffend ihrem Einsatz in der Berner Kulturpolitik. Ohne den Zusammenhalt der bernischen Künstlerinnen und Künstler und den informellen Einsatz des Sammlerpaares wäre das PROGR womöglich nicht als Ate­ lier-, Galerie- und Konferenzhaus erhalten geblieben. Das 2004 nach seiner Renovierung von Kunstschaffenden bezo­ gene alte Schulhaus, das noch die Aura des Gymnasiasten Harald Szeemann verströmt, bietet nun den Raum für eine ganz außergewöhnliche Melange der Kulturproduktion. ­Etablierte Künstler, junge Hochschulabsolventen, die Stadt­ galerie, Studierende des Instituts für Kunstgeschichte der Universität und die Galerie Bernhard Bischoff & Partner ­b espielen mit einem Intensiv-Kulturprogramm-Mix die ­R äume der verwandelten Bildungsinstitution. Für Klossner sind die hier stattfindenden Bewegungen in der kulturellen

Infrastruktur der Stadt Bern ein sehr gutes Zeichen für die Zu­ kunft: „Die aktuelle Ausgangslage ist sehr vielversprechend. Aber die Berner sind tatsächlich oft sehr, sehr langsam. Der UNESCO-Weltkulturerbe-Status hängt der Stadtentwick­ lung wie eine Bleikugel am Fuß oder in den Köpfen.“ Wenn das Stadtmarketing doch endlich die Kultur der Gegenwart entdecken würde, dann wäre nicht bloß der Zeitglockenturm auf den Titelseiten der Tourismuswerbung, sondern auch der von Meret Oppenheim geschaffene Brunnen am Waisen­ hausplatz. „Nur wer nicht an seine aktuelle Kultur glaubt, wirbt mit gesicherten Werten der Vergangenheit.“ Doch es tut sich was: Seit sich die Hochschule der Künste Bern (HKB) mit ihren Fachbereichen in der ganzen Stadt eingerichtet und eta­ bliert hat, sind nicht nur mehr junge Künstler nach Bern gekommen, sondern auch hier geblieben. „Dieses Pflänzchen muss gut gepflegt werden! Die Stadt wäre eigentlich vital und jung, wenn sie nicht immer als alt verkauft würde.“


106 Carola Er tle Ket terer und Günther Ket terer

Videokunst im Handgepäck? videokunst.ch ist eine Plattform und zugleich ein Kompe­ tenzzentrum für zeitgenössische Videokunst. Neben der Webseite mit Informationen rund um den Kauf, die Aus­ stellung und den Erhalt von Videokunst dient vor allem ein „Showroom“ im PROGR – Zentrum für Kulturproduktion und ein „Videofenster“ in Bern als öffentliches Forum und Archiv für das Kunstwerke im bewegten Bild. Initiiert wurde diese Plattform zur Sichtbarmachung des aktuellen Video­ kunstschaffens durch das Berner Sammlerpaar Carola Ertle Ketterer und Günther Ketterer. Da beide für die Kunst viel ­reisen, erreichte Sebastian Baden für ARTMAPP sie unter­ wegs via E-Mail. ARTMAPP: Ein Schwerpunkt Ihrer Sammlung liegt auf Werken zeitgenössischer Künstler/-innen aus der Schweiz – und speziell aus Bern. Woher kommt die Motivation, von wem haben Sie die ersten Videos erworben und wie fördern Sie die Künstler/-innen weiterhin? Carola Ert le Ketterer und Günt her Ketterer: Unsere Motiva­t ion ist die Kunst an sich. 1996 haben wir mit dem Künstler Franti č ek Klossner die Ausstellung „Der dritte Ort. Le troi­sième lieu“ im Centre PasquArt in Biel besucht. Da ist der Funke übergesprungen. Unser erstes Video war dann „Inter Media Kiss“ von Franti č ek Klossner, eine Ar­ beit, die uns auch heute immer noch Freude bereitet. Auch ein Vortrag von Boris Groys im Jahr 2000 an der Universi­ tät Bern mit dem Titel „Das bewegte Bild und der bewegte Betrachter“ hat unser ­I nteresse an der Videokunst nachhal­ tig geprägt. Wir fördern Videokunst, indem wir sie kaufen, zeigen und weitervermitteln.

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ARTMAPP: Wie werden die Künstler/-innen für Ausstellungen im „Showroom“ und für das Archiv von videokunst.ch ausgewählt und welche Verbin­ dung gibt es zu Ihrer Sammlung? CEK + GK: Wir stellen jährlich ein Programm von Video­ arbeiten mit dem Galeristen und Videokunstexperten Bernhard Bischoff zusammen (etwa neun bis zehn Projektio­ nen pro Jahr). Die Arbeiten kommen teilweise aus unserer Sammlung oder direkt von den Künstlern, die sich aktiv an der Plattform videokunst.ch beteiligen. Die Videos stehen im Kontext zur Thematik der Ausstellung in der Galerie Bern­ hard Bischoff & Partner oder passen zu einem aktuellen Thema (Bones, Biennale).

Carola Ertle Ketterer und Günther Ketterer, Foto: Dominique Uldr y

ARTMAPP: Sie präsentieren Ihre Sammlung auch international auf Kunstmessen und in musealen Institutionen. Welche Bedeutung hat dies für Sie und welche Kooperationen stehen künftig auf der Wunschliste?


CEK + GK: Wir konnten die Positionierung von Videokunst stark fördern und einigen Menschen die Angst vor der Hand­ habung der Technik nehmen. Diese sammeln jetzt auch Videokunst. Ein Projekt für Ende 2015 in der Galerie ABTART in Stuttgart ist angedacht und wir wurden von einem Muse­ um in Deutschland angefragt, unsere Sammlung zu zeigen. ARTMAPP: Videokunst hat viele Vorteile – sie ist leicht zu transportieren, sie kann aber auch zu Hau­ se auf dem Laptop angeschaut werden. Haben Sie Ihre Sammlung unterwegs immer dabei? CEK + GK: Nein, noch nicht – das ist aber eine gute Idee!

CEK + GK: Videokunst wird oft noch nicht als gleichwertige Gattung wie Skulptur oder Ölgemälde angesehen, obwohl das Handling mit der Technik extrem einfacher geworden ist. Unsere Sehgewohnheiten werden mit dem bewegten Bild be­ sonders herausgefordert und auf diese Konfrontation muss man sich einlassen können. ARTMAPP: Welche Ratschläge geben Sie Samm­ lern, die sich auch für Videokunst engagieren wollen? CEK + GK: Am wichtigsten sind wohl Neugierde und Mut für die neue Technik! Die digitale Kunst erweitert die künstleri­ schen Möglichkeiten.

ARTMAPP: Wie hat die Digitalisierung die Video­ kunst verändert und warum tut sich der Kunst­ markt immer noch so schwer, Videokunst an etablierte Sammlungen zu vermitteln? www.videok unst. ch

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Florian Dombois

Das „Berner Dotter“

ARTMAPP traf den Künstler Florian Dombois in seinem Ber­ ner PROGR-Atelier zum Interview. An der Hochschule der Künste Bern war Florian Dombois (*1966 in Berlin) der erste, der mit der Gründung des „Y-Instituts“ die „Kunst als For­ schung“ im universitären ­D iskurs etablierte. Seit 2011 ist er Professor an der Zürcher Hochschule der Künste. Der Künst­ ler und promovierte Erdbebenforscher betreut die prozessuale Arbeit vieler Forschergruppen und schafft eigene Werke, zu­ letzt war seine Einzelausstellung „Angeschlagene Moderne“ (2014) im Haus Konstruktiv in Zürich zu sehen. Dombois lebt in Bern und arbeitet in seinem Atelier im dortigen PROGR – Zentrum für Kulturproduktion. Sein Interesse als Künstler richtet sich auf die Umgebung des Menschen, auf Räume, ­A rchitekturen und Tektonik, die er zum Klingen bringt. ARTMAPP: Wie hat sich die Definition von künst­ lerischer Forschung entwickelt und verändert? Florian Dombois: Ich habe den Begriff seinerzeit als eine künstlerische Setzung eingebracht, um die unterschiedlichen Disziplinen innerhalb der Kunsthochschule zusammen­ zubringen, aber auch miteinander zu konfrontieren. Wir nannten das damals die „verschärfte Nachbarschaft“. Es war also zunächst ein hochschulinterner Diskurs hier in Bern, das war Anfang 2003. Wir haben damals kontroverse und damit sehr fruchtbare Diskussionen geführt. Zum Beispiel stand plötzlich die Frage im Raum: Was ist wichtiger, Produktion oder Produzieren, also Resultat oder Prozess? In der For­ schung wird man nach Aufwand bezahlt, im Kunstmarkt anhand des Produktes. Wenn man nun den Forschungs­ begriff in die Kunst einführt, dann taucht die nächste Frage auf: Vielleicht sollten wir ja nach Aufwand bezahlt werden? Und welche Folgen ergeben sich aus dieser Alternative zum Kunstmarkt? Dazu gehörte auch die ganze Debatte um ­„ representational“ und „non-representational art“. Was ­bedeutet Referenzialität für die Kunst, wenn man sie unter die Forschungsbehauptung stellt?

ARTMAPP: Und wie verteidigen Sie diesen Ansatz gegenüber den notorischen Kritikern? FD: 2006 habe ich ein Manifest geschrieben, in dem es heißt: „Kunst als Forschung. Ein Versuch, sich selber eine Anleitung zu schreiben“, oder im Englischen „to draw an instruction for myself “. Wer dies sorgfältig gelesen hat, hat bereits damals gemerkt, meine Behauptung, „Kunst als Forschung“ zu be­ trachten, war vorsätzlich. Auch sieht man das Agitatorische an den Paragrafen und Ausrufezeichen im Text. Es ist eben ein Manifest, eine Geste im Sinne des transzendentalen Scheins. Und dann ergab sich daraus eine riesige Aufmerksamkeits­ welle. Ich musste das Manifest in London, Amsterdam, Zürich, Riga und an vielen anderen Orten vorstellen. Es gab große Aufregung, weil es um etwas ging. ARTMAPP: Hier in Bern wird das JAR (Journal for Artistic Research) herausgegeben. Sie haben selbst bei den ersten Symposien der Society for Artistic Research mitgeholfen, aber jetzt steht Ihr Name nicht mehr im Editorial. Ist es Ihnen zu „hip“ geworden? FD: Michael Schwab und ich haben das Journal, den Verein und die Internetplattform erfunden und zusammen mit sehr vielen Partnern dann 2010 gegründet. An den Hoch­ schulen der Schweiz, aber auch im Ausland wurde die künstlerische Forschung tatsächlich fast immer isoliert be­ trieben. Mir war es damals wichtig, mit der Vernetzung den Vergleich und ­d amit den Diskurs noch einmal anzuheizen. Das Schlagwort wird längst affirmativ benutzt. „Kunst als Forschung“ – das ist nun sogar bei der „documenta“ ange­ kommen. Selbst der Kunstmarkt ist ja inzwischen auf den Diskurs aufgesprungen.


linke Seite: Florian Dombois, „Zugabe“, 2014, Potsdam Foto: Daniela Friebel, Berlin

Florian Dombois, „Angeschlagene Moderne“, 2010, Aktion in Marl Foto: Dirk Specht, Köln

F D: Ich habe da s Glück , zu r ersten G ener at ion der ­P ROGR-Künstler zu gehören, die hier ein Atelier nutzen können. Für mich ist es ein guter Ort, mit viel Betrieb, ziem­ lich urban und trotzdem habe ich meine Ruhe. Dank einer kollektiven Kraftanstrengung wurde das ganze Gebäude 2009 von der Stiftung PROGR gekauft und gehört jetzt quasi uns. Ich habe dazu auch einen Betrag eingezahlt. Der Kunstort Bern hat sich trotzdem leider in den vergangenen zehn Jahren so ziemlich aufgelöst. Viele Galerien und Künstler sind nach Zürich abgewandert. Und vielleicht ist ja Bern für den Kunst­ betrieb der Produktionsort, während in Zürich der Vertrieb sitzt. Peter Weber hat einmal in einem Text für mein Projekt „Nah am Original“ die Metapher vom „Berner Dotter“ ver­ wendet. Also fruchtbar und zähflüssig ... ARTMAPP: Florian Dombois – vielen Dank für das Gespräch! Das Interview für ARTMAPP führte Sebastian Baden. www.f lor iandombois. net

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FD: Vor zwei Jahren habe ich in Potsdam einen Kunst-amBau-Wettbewerb gewonnen. Die Arbeit heißt „Zugabe“ und ist jetzt seit Juli im Innenhof des neu gebauten Stadtschlosses Potsdam, dem Landtag von Brandenburg, installiert. Meine „Zugabe“ besteht aus zwei unterschiedlich verkleinerten Mo­ dellschlössern, die versetzt im Hof platziert sind. Sie bestehen aus je zwei gekreuzten Fassadenscheiben und verwenden eine Formensprache aus dem Modellbau und der Skalierung. Weiterhin nehme ich unter anderem gerade an der Gruppenausstellung „The Allegory of the Cave Painting“ in Extra City in Antwerpen teil. In meinem Beitrag geht es um Tropfsteinhöhlen und um Zeit. Die Arbeit heißt „Spaces Out Of Delay“, sie entwirft eine eigene Höhlenbeschrei­ bung. Ich sehe in den Höhlen den Fußboden schneller fallen als die ­Decke. Das heißt, weil die Decke im Verzug ist, entsteht ein Raum. Oder mit anderen Worten: Unten saugt es und oben tropft es. Die Parallele von hier zu meinen Windtunnel­projekten ist mir selbst auch erst nachträglich klar geworden. Unter anderem besteht sie darin, dass ein guter Windtunnel saugen muss, nicht pusten. Der Wind muss hineingezogen werden.

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DAIM in der „zone contemporaine“

3-D- Graffiti im White Cube Es ist eine regelrechte Farb- und Formenexplosion, die sich als leuchtendes Graffito über beeindruckende 140 Quadratmeter Ausstellungswand erstreckt. Mal scheinen die Schwünge, ­Polyeder oder Pfeile in den Raum hineinzuragen, mal uner­ klärlich hinter der weißen Wand zu verschwinden. Direkt auf diese aufgesprüht, könnte man auch sagen, der in Hamburg lebende Künstler Mirko Reisser (*1971) habe sie signiert. Was zunächst als abstrakte Komposition – durchaus in der Tradition Wassily Kandinskys – erscheint, offenbart sich bei näherer Betrachtung als die Buchstabenfolge „D-A-I-M“ und damit als Reissers „Writer“-Name. Diesen bearbeitet er seit 1989 unermüdlich, bricht ihn auseinander, zieht ihn in die

Länge, verzerrt die Konturen, dehnt oder staucht die Buchsta­ ben, bläst sie auf, lässt sie regelrecht zerbersten. Die Signatur wird zum Werk. Und das stets in Auslotung der Grenzen zwi­ schen Fläche und räumlicher Illusion, zwischen Typografie und Architektur, zwischen Lesbarkeit und Abstraktion. Das Spiel mit der Wahrnehmung, mit perspektivischen Linien und Verzerrungen, welche die optische Illusion der Dreidi­ mensionalität entstehen lassen, ist Reissers unverkennbares Markenzeichen, sein „Style“. Da verwundert es nicht weiter, dass er die Werke des niederländischen Künstlers und Grafi­ kers M. C. Escher zu schätzen weiß.


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Mirko Reisser (DAIM), „DAIMmonomania“, Sprühfarbe und Acr yl auf Wand, 140 m², zone contemporaine, Bern, 2014

Hier lässt sich jedoch noch eine weitere Annäherung zwi­ schen Graffitikunst und Malerei feststellen: Begann Reisser seine Sprayerkarriere auf der Straße, im öffentlichen Raum, so trifft man seine Werke zunehmend in musealen Räumen an, und das nicht nur im Kunstraum, sondern derzeit sogar im Museum für Völkerkunde Hamburg. Während ein Museum jedoch sonst für Malerei als Ort des Schutzes und der Bewah­ rung dient, bleibt dies für die Werke DAIMs aus. Die Arbeit beziehungsweise die Ausstellung „monomania“ in der „zone contemporaine“ ist noch bis zum 10. Januar 2015 zu sehen. Dann folgt der Neuanstrich: in klassischem Weiß. Damit er­ geht es dem Werk hier nicht anders, als es ihm im öffentlichen Raum ergehen würde: Es bleibt ephemer. SONJA FESSEL

bis 10. Januar 2015 „ DA I M – m o n o m a n i a“ z o n e c o n t e m p o ra i n e , N i e d e r w a n g e n b e i B e r n w w w . z o n e c o n t e m p o ra i n e . c h

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Überraschen mag jedoch die Nähe des Arbeitsprozesses des Graffitikünstlers zu dem eines klassischen Malers. Zunächst als Entwurf auf Papier skizziert, dann am Computer ausgear­ beitet, werden grundlegende Linien und Flächen über ein Quadratraster, eine sogenannte Quadrierung, auf die Wand übertragen. Auf dieser erfolgt die Arbeit – der Farbauftrag – dann in Schichten, von hinten nach vorne, mal flächig, mal in präzisen Schwüngen, mal in kräftigen monochromen Tönen oder in zart abgestuften, fast transparenten Nuancen. Stets ­jedoch im Bewusstsein, dass ein einziger falscher Strich – oder Sprüher – das Disegno, die künstlerische Idee, empfindlich verletzen könnte und nur mühsam zu korrigieren wäre. ­Niemals darf die gigantische Gesamtkomposition aus dem Auge verloren werden. – Der sich für die Arbeit „DAIMmono­ mania“ über sechs Tage erstreckende Werkprozess wurde im Kunstraum „zone contemporaine“ in Niederwangen bei Bern mit Kameras festgehalten. Auf Monitoren hat der Betrachter nun die seltene Chance, neben dem Werk selbst auch seine Entstehung zeitlich gerafft von der Übertragung der Ent­ wurfsskizze bis zur Vollendung nachzuvollziehen.

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© Mirko Reisser (DAIM), Courtesy zone contemporaine, ReinkingProjekte, Foto: „MRpro“


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W I N T E R 2 014 /15 — B E R N

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O o ny va


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Daniel Libeskinds umgesetz te Vision im Westen von Bern

Westside

Fotos: Š Freizeit- und Einkaufszentrum Westside, Bern


­einmaligen Architektur, sondern auch aufgrund der weltbe­ rühmten Liveübertragungen von Opern der Metropolitan Opera of New York. Dabei kommen Opernbegeisterte in ex­ klusiv ausgewählten Kinos weltweit in den Genuss der größten Opern der Zeitgeschichte – in bester Klang- und Bildqualität, direkt aus New York und auf die beeindruckend große Kinoleinwand des „Ciné Pathé Westside“. Neben Opernstücken stehen aber auch Konzerte der Berliner ­P hilharmoniker oder Ballettaufführungen des Bolschoi-­ Theaters auf dem Programm. Natürlich ebenfalls live und in HD-­Qualität. Unter vorgehaltener Hand hat man im West­ side auch schon vernommen, dass diese Übertragungen auf die ­K inoleinwände gar die Originalveranstaltungen in den ­renommierten Kulturhäusern übertreffen. Diese offene, kleine Weltstadt am Rande der Stadt Bern ist in jeder Hinsicht einen Besuch wert und garantiert ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Für Architekturinteres­ sierte bietet Westside zudem geführte Touren durch den Gebäudekomplex an. LUDWIG NEHLS

www. westside. ch

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W I N T E R 2 014 /15 — B E R N

sie den Gebäudekomplex auf schlichte Art mit der umgeben­ den Landschaft; die symbolische Schnittstelle von Stadt zu Land, von West nach Ost, vom Deutschen zum Französi­ schen. Die teilweise spektakulär scharfwinklig geneigten Gebäudewände sind imposant. Die „Atrien“ – riesige ver­ glaste Flächen der ansonsten so massiven Gebäudedecke aus Beton – durchbrechen wie gigantische Gesteinsbrocken das rechtwinklige System der Baukörper des Einkaufs­ center-Komplexes. Sie lassen das Tageslicht ins Innere der verschiedenen, verwinkelten Gebäudeteile dringen und ver­ leihen den schwer anmutenden Betonelementen eine fühlbare Leichtigkeit. Dadurch fällt einem die Orientierung im Westside leicht und es entsteht in diesem riesigen Kon­ strukt zu keiner Zeit ein einengendes oder bedrängendes Gefühl. An diesem eindrücklichen Ort verweilt man stun­ denlang, auch wenn die Einkäufe bereits längst getätigt sind. Verweilt wird im Westside aber auch, weil den Besuchern 12 Restaurants, 11 Kinos, ein Erlebnisbad & Spa, ein Hotel ­sowie eine Altersresidenz geboten werden. Doch nicht nur für Shoppingfreunde, Wellnessgurus, Filmfreaks oder ­G ourmets ist gesorgt. Auch für kulturell Interessierte ist das Libeskind’sche Meisterwerk absolutes Pflichtprogramm bei einem Besuch in Bern. Und dies nicht nur wegen der

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„Gegensät ze ziehen sich an“, so lautet ein bekanntes ­Sprichwort, welches im weiteren Sinne auch auf die archi­ tektonischen Highlights in Bern zutrifft: hier die kleinen Gassen, die historischen A ltst adt häuser, die L auben (Schweizerdeutsch für Arkaden) – insgesamt eine archi­ tektonische Schönheit und große Attraktion, nicht nur für Touristen. Dort ein Kulturzentrum von Stararchitekt Ren­ zo Piano und, im Westen von Bern, ein spektakulärer Bau von Daniel ­L ibeskind: Einkaufzentrum, Wellnessoase, Gastronomie­t empel, Multiplexkino, Hotel, Altersheim, S-Bahn-Station und Eingangstor im Westen zur Stadt Bern. Eine Vision von Daniel Libeskind, in die Realität um­ gesetzt am Rande dieser zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden, historischen Stadt Bern – weltweit einmalig. Weltweit einmalig ist auch der in Bern gesprochene Dia­lekt, das „Bärndütsch“. Mit seinem eigenartigen Klang, der gefühlten Gemütlichkeit und der zögerlichen Betonung. Im Westen von Bern wird der lokale Dialekt jedoch oft mit der französischen Sprache durchmischt. So versteht man Daniel Libeskinds Westside auch als inoffizielles „Tor zur Ro­ mandie“, zur nahen Französisch sprechenden Westschweiz. Straßen und Plätze im neu gebauten Quartier rund ums Westside tragen denn auch Namen von großen Persönlich­ keiten aus der französischen Schweiz. Es gibt zum Beispiel den Gilberte-de-Courgenay-Platz, die Ramuz-Straße, den Tinguely-Weg oder den Le-Corbusier-Platz. Die Sprachgren­ ze zwischen der deutschen und der französischen Schweiz nennt man im Dialekt häufig auch den „Röstigraben“; denn die R ­ östi als traditionelles Gericht der Deutschschweizer ­verlieren westlich dieser Sprachgrenze mehr und mehr an ­Bedeutung. Das Shopping- und Erlebniscenter Westside be­ findet sich ­indessen direkt auf eben diesem „Röstigraben“, ist also gleich ein Tor im doppelten Sinne: das Tor am west­ lichsten Rand der Deutsch sprechenden Stadt Bern, aber auch das Tor am östlichs­ten Rand der Französisch sprechenden Westschweiz. Und selbstverständlich steht in den West­sideRestaurants auch Rösti auf den Speisekarten. Daniel Libeskind beschreibt sein architektonisches Meisterwerk, aber auch diesen für die Schweiz ganz beson­ deren Ort, mit den folgenden Worten: „Dieses nahtlose Nebeneinander von Einkaufszentrum, Altersresidenz, Hotel und Freizeitangeboten in Verbindung mit der Natur, der ­neuen Wohnüberbauung Brünnen und der Bausubstanz der nahen Berner Altstadt ist einmalig. Westside ist ein urbaner Marktplatz und eine stimulierende Erlebnisdestination mit internationalem Flair. Westside ist viel mehr als eine bloße Hülle für ein ­E inkaufszentrum. Es ist ein Raum, um darin zu leben. Hier fühlen sich die Menschen wohl, verbringen eine schöne Zeit. Das war meine Vision. Alltägliche Dinge wie das Einkaufen bekommen dadurch eine ganz neue Qualität und Westside ist eine Destination zum Verweilen.“ Westside ist ein Schmelztiegel der verschiedenen ­Sprachen, Kulturen und Bürger der Schweiz. Durch das ein­ zigartig breite Angebot von Mode-Boutiquen, einem eigenen Altersheim, über ein Erlebnisbad & Spa bis hin zum Fast­ Food-Restaurant versteht es Westside, eine Brücke zwischen den verschiedensten Menschen und deren Bedürfnisse zu schlagen. Daniel Libeskind gelingt es dabei wie niemandem sonst, solch besonderen Gegebenheiten architektonisch ge­ recht zu werden. Allein schon die Fassade der riesigen Baukörper ist ungewohnt. In Robinienholz gefasst, verbindet


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member of RAINFOREST ART FOUNDATION permanently represented by Galerie Wild

The purpose of the RAINFOREST ART FOUNDATION is to encourage awareness, appreciation, and preservation of the Earth’s ecosystems and rainforests through various forms of artistic expression. We are artists and Institutions from around the globe, whose common goal is to make the general public more conscious of the beauty of our rain forests, the role they play in the health of our planet and the need to preserve them. Activities include art exhibitions, poetry readings and other cultural manifestations at participating countries and events. RAINFOREST ART FOUNDATION 36-58 37th Street Long Island City NY 11101 USA 001-347-242-2769

RAINFOREST ART FOUNDATION SB opening Dec.2014 710 Travis Street Shreveport Street Shreveport, LA 71101 USA

GALERIE WILD Int. Contemporary Art Heinrichstr. 215 8005 Zurich, Switzerland www.galerie-wild.ch +41-(0)43-9603484

GALERIE WILD Int. Contemporary Art Kraeherweg 15 78259 Muehlhausen, Germany mail@galerie-wild.ch +49-(0)7733-9485088


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Museum Franz Ger tsch in Burgdor f bei Bern

Das Camouflagemuster der Schönheit

Museum Franz Gertsch, 2013

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Foto: JS

Das Museum Franz Gertsch in Burgdorf zeigt aktuell Holz­ schnitte von Franz Gertsch aus der Sammlung des Hauses und gibt Einblick in die Arbeitsweise eines Künstlers, der sich ­immer wieder neu herausfordert. Der sachliche Titel „In Holz geschnitten – Franz Gertsch. Die Schenkung“ nennt nicht die ganze Wahrheit. Gewiss, diese Schau zeigt Arbeiten, die der Künstler dem 2002 vom Burg­dorfer Sammler Willy Michel gegründeten Museum im Lauf der Jahre geschenkt hat. Doch die Ausstel­ lung, in die auch drei Gemälde integriert sind, zeigt mehr: Sie veranschaulicht, wie sich bei Gertsch Holzschneidekunst und Malerei wechsel­seitig befruchten und weitertreiben – heute wie früher. 1986 wandte Franz Gertsch (*1930) sich von der Ma­ lerei ab. Er hatte seine fotorealistische Malweise, die ihn international bekannt gemacht hatte, zu einer kaum zu über­ bietenden Perfektion gebracht und suchte sich im Holzschnitt eine neue Herausforderung. Gertsch druckte auf robustes ­Japanpapier, auf handgeschöpfte Bögen von maximal 3 mal 4 Metern G ­ röße. Für große Abzüge von Holzschnitten ­v erwendete Gertsch oft mehrere Bögen. Wie bei seinen ­Gemälden projizierte Gertsch das Motiv vorab als Dia auf die Druck­platte. Arbeitet er in seinen frühen Gemälden mit ­dünnen Pinseln und feinen Farbpunkten, einem Verfahren, das an den Pointillismus erinnert, so übertrugt er diese Tech­ nik ­g ewissermaßen auch auf seine Holzschnitte. Gertsch bearbeitet die Druckplatten, indem er die Aussparungen als winzige, f lache Pünktchen herausschneidet. Aus der Nähe ­betrachtet wird dies in dem tradierten, aber kaum mehr von einem ­anderen Künstler des 20. Jahrhunderts genutzten, sehr ­aufwendigen grafischen Verfahren auch auf den Abzügen sichtbar: Die Drucke lösen sich in eine Art Schneegestöber auf. Die aktuelle Burgdorfer Schau beginnt nun mit einem der letzten Gemälde, die Gertsch vor der Wendung zum ­H olzschnitt schuf, dem 1983/84 entstandenen Acrylbild

„Johanna I“. Ausgehend davon zeigt sich, wie Gertsch in der Folge Themen und Techniken variierte: In den darauf folgen­ den frühen Holzschnitten nahm Gertsch das Porträtthema der letzten Gemälde auf und experimentierte mit der Reduk­ tion der F ­ arbigkeit. Für „Natascha IV“ (1987/88) verwendete Gertsch noch drei Druckplatten, je eine für Hintergrundfarbe, Hautton und Motiv. Bei „Dominique“ (1988) druckt er nur­ mehr noch das Motiv, die Gesichtszüge, die klar und doch wie hinter einem sanften Schleier verborgen scheinen. Bei den landschaftlichen Sujets geht Gertsch den ­umgekehrten Weg. Hier sind es die Holzschnitte, die zuerst entstehen. Angeregt von der Umgebung seines Hauses im ländlichen ­R üschegg gestaltete Gertsch ab den späten 1980er-Jahren in Holzdruckserien Motive wie den Flusslauf Schwarzwasser oder den Pestwurz. Seit er vor einigen Jahren zur Malerei z­ urückgekehrt ist, greift er diese mit der Druck­ platte gestalteten Sujets auch mit dem Pinsel auf. Der dunkelbraun gedruckte „Waldweg (Ausblick)“ entstand 2005/06. Vis-à-vis hängt das Gemälde „Waldweg (Campiglia Maritima)“, das Gertsch erst in diesem Jahr fertiggestellt hat. Das Bild nimmt nicht nur ein Thema des Holzschnitts auf, auch Gertschs Malweise hat sich durch die Erfahrungen mit dem Druck verändert. Der mit kleiner Farbpalette gemalte Waldweg löst sich beim Näherkommen zu einer Art Camou­ flagemuster auf. Das Geheimnis des Lebens, dessen Schönheit und Tiefe zu gestalten, war Gertsch immer ein Bedürfnis. Und doch lässt es sich nicht endgültig durchdringen, scheint dieses Bild mitzuteilen. ALICE HENKES

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Franz Gertsch, „Pest wurz (olivgrün)“, 1993 Foto: © Museum Franz Gertsch


Das Künstlerduo Lang / Baumann

Architektonische Ausrufezeichen der Kunst

L/B, „Open #2“, Holz, Lack, 20,5 x 5,5 x 5,4 m Courtesy by Les Eglises, Centre d‘Art Contemporain de la Ville de Chelles, Foto: © L/B


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Porträt L/B, 2011, Boca Juniors, Buenes Aires, Argentinien Foto: © L/B

Hemmschwellen der Besucher abbauen. L/B füllten diese raumgewordene Gesellschaftsutopie mit Luft in silbergrauen Schläuchen, die die architektonischen Formen des Gebäudes nachzeichneten und wie Luftkanäle zwischen der Gegenwart und der Zukunft der Vergangenheit wirkten, zwischen realem Raum und utopischen Gefilden. Fabrice Stroun, scheidender Direktor der Kunsthalle Bern, spricht den Werken von L/B denn auch die Fähigkeit zu, „als durchlässige Membran ­zwischen Fiktion und Realität zu funktionieren“.

Diese Position „zwischen Fiktion und Realität“ ist umso reiz­ voller, als die Werke von L/B an der Oberf läche durchaus diesseitig, pragmatisch, funktional erscheinen. „Durch die saubere Ausführung kommen unsere Arbeiten nicht offen­ sichtlich als Kunst daher“, erklärt Daniel Baumann. Seit 1999 arbeitet das Duo mit zwei Handwerkern aus Fribourg. Mit ih­ rer Hilfe realisieren L/B Rauminterventionen, die sich in luxuriösen Architekturmagazinen finden könnten, würden sie sich nicht einer Nutzung im landläufigen Sinne entziehen. Wie auch jene Treppe mit freischwingenden Stufen, die L/B 2013 in Lyon am Ufer der Saône aufgebaut haben. Was wirkt wie ein Meisterstück moderner Baukunst, endet abrupt im ­offenen Raum. L/B legen Treppen und Wege an, die aus dem realen Raum hinausführen und oft nur in Gedanken begehbar sind. Dabei bleiben die Arbeiten jedoch stets eng mit dem ­jeweiligen räumlichen Kontext verknüpft. An der Fassade des Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain hat das Duo etwa 2014 einen weißen Kubus vor eines der Fens­ GESEL L SCH A F T SU TOPIE N ter montiert. Die Konstruktion wirkt, als sei der Innenraum des Aus­stellungshauses nach außen gestülpt worden. Die Diese Handschrift ist vom Design der fortschrittsoptimis­ gegensätzliche Ästhetik des Innen und Außen (White Cube tischen 1960er- und 1970er-Jahre inspiriert. Sabina Lang und Gründerzeitfassade) ist hier ebenso Thema wie die Stan­ und Daniel Baumann beziehen sich auf eine Vergangenheit, dards der gegenwärtigen Kunstpräsentation, die L/B klug deren Vorstellung von der Zukunft uns bis heute prägt. L/B hinterfragen. L/B meiden die vom Leben bereinigten White interessiert die ästhetische Kühnheit der Architektur jener Cubes. Sie s­ uchen in ihrer Arbeit die Auseinandersetzung mit Zeit, die mit neuen Raumstrukturen eine neue Gesellschaft gestal­teten Räumen, die sie mit ihrer Kunst nicht ausblenden, formen wollte. Wie beispielsweise im Wilhelm-Hack-­ sondern erweitern. Museum in Ludwigshafen am Rhein. 2013 schufen L/B dort eine Instal­lation für das 1979 eröffnete Haus, das nach Plänen ALICE HENKES des Stuttgarter Architektenduos Hagstolz / Kraft gebaut ­w urde. Die betont offene Architektur sollte seinerzeit www. langbaumann. com

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PE R F E K T ION

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Die perfekt ausgearbeiteten Installationen des Künstlerduos Lang / Baumann (L/B) schreiben sich in die reale Umgebung ein, um Wege in gedankliche Räume zu öffnen. Wie ein Kirchturm wirkt die Installation „Up #1“, die seit Ende August den Offspace „sic! – Raum für Kunst / Elephanthouse“ in Luzern schmückt – ein moderner Kirchturm wohlgemerkt. Die Form des Turms ist streng und verspielt zugleich: Glattweiße Kuben bilden eine Art aufra­ gende eckige Schlaufe, eine elaborierte Form, ohne erkennbare Funktion. Markierten Kirchtürme einst weithin sichtbar die Zentren von Dörfern und Städten, so sendet auch dieser Turm von Sabina Lang und Daniel Baumann ein deut­ liches Signal. Er ist ein Ausrufezeichen der Gegenwartskunst, der den kleinen Offspace, den er flankiert, zu erdrücken droht. Doch der statisch bedenkliche Augenschein täuscht: Die Ins­ tallation ist fest im Boden verankert. „Up #1“ vereint in sich außerdem viele Elemente, die für die Arbeiten des Duos Lang / Baumann wesentlich sind: modernistische Ästhetik, ­sorgfältige Ausarbeitung, makellose Oberf lächen und ein Moment der Irritation, das sich aus dem Spiel mit dem räum­ lich und statisch Möglichen und Unmöglichen ergibt. Sabina Lang (*1972) und Daniel Baumann (*1967) bil­ den seit 1990 die Produktionsgemeinschaft L/B. Sie leben in Burgdorf, ihre Arbeiten hingegen finden sich in aller Welt. In ihren Interventionen setzen L/B sich mit architektonischen Elementen der Räume, die sie bespielen, sowie mit ihrer Nut­ zung und Ausstrahlung auseinander. So entstehen installative Arbeiten, die eng auf den jeweiligen Ort eingehen und doch deutlich die Handschrift des Duos tragen.


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George Steinmann

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„Kunst ohne Werk, aber mit Wirkung“ Wenn das inf lationär verwendete Wort „Nachhaltigkeit“ wirklich substanziell umgesetzt ist, dann im Werk des Berner Künstlers George Steinmann. Seine Kunst basiert auf umfas­ senden Naturrecherchen, ist fragil, sinnlich und sinnhaft zugleich. Das zeigen die große Ausstellung im Kunstmuseum Thun ebenso wie eine Kabinettpräsentation in der Galerie Béatrice Brunner in Bern. Ein Gleisstück, einige Meter lang, statt Schotter Anth­ razitkohle, die Schienen scheinen zu glühen: Das ist George Steinmanns Installation „Das fossile Zeitalter“ im Kunstmu­ seum Thun. Wie immer arbeitet Steinmann (*1950 in Bern) zugleich reduktiv und symbolisch. Er verweist mit dem kur­ zen Gleisstück auf die kurze Epoche seit der Industrialisierung und zugleich darauf, wie extensiv in dieser Zeit die Ressour­ cen der Erde verbraucht wurden – ohne Rücksicht auf die Natur und auf die Zukunft. Steinmann ist ein Künstler, der zugleich Philosoph und Forscher ist. Er stellt Fragen, macht ausgedehnte Recherchen und sucht nach ästhetischen Formen, wie diese Fragen darge­ stellt werden können. Dabei ist sein Ansatz universell, und zwar im doppelten Wortsinn: Steinmann sucht einerseits nach Zusammenhängen und baut Netzwerke auf, so koope­ riert er beispielsweise mit dem Max-Planck-Institut und arbeitet mit Architekten, Umweltethikern oder Blues-Musi­ kern zusammen; andererseits ist seine Universalität auch geografisch, indem er Projekte in den Schweizer Alpen eben­ so vorantreibt wie in der sibirischen Tundra, in Kirgisistan oder auf der Ostseeinsel Vilm. Die Ausstellung „Call and Response“ im Kunstmuse­ um Thun stellt alle diese Langzeitprojekte – viele verfolgt Steinmann unermüdlich über lange Jahre hinweg – wie in ei­ ner Versuchsanordnung vor. Man wähnt sich in einem Laboratorium, einem wohlgeordneten, in dem Tische mit Gläsern, Fundstücken, Skizzen, Notizen, Fotografien und Modellen stehen. An den Wänden hängen violett eingefärbte Zeichnungen. Auf ihnen sind Notizen zu erkennen, die aber nicht mehr lesbar sind, gewissermaßen Schichtungen von Gedanken und Texten, die sich um Fragen der Wahrnehmung, der Naturwissenschaft, der Stofflichkeit drehen. Ihre intensi­ ve Farbigkeit erhalten die Blätter dadurch, dass Steinmann dem Papier mit einer Spritze Heidelbeerensaft injizierte – ein altes Heilmittel, das die Sehkraft schärft. All das sind Dokumente des Forschens. Nun aber ist der Künstler Steinmann zwar ein systematischer, aber kein wissenschaftlicher Forscher. Seine Experimente suchen die sinnliche Präsenz, auch von Dingen, die nicht sichtbar sind; sie ergründen Zusammenhänge und Wechselwirkungen, die es in ihrer Feinstofflichkeit erst einmal wahrzunehmen gilt.

Steinmann zielt dabei mit seinem Werk auf Respekt den Din­ gen, der Natur und den Menschen gegenüber, auf den Dialog zwischen den Menschen und auf eine Nachhaltigkeit, die sich nicht in der gängigen Worthülse erschöpft. So verbindet er Kunst und Ethik. Steinmann hinterfragt dabei den abgeschlossenen Werkcharakter der Kunst und legt das Gewicht auf die Prozes­ se, die er in Gang setzt. Zwar können sich diese materialisieren, wie dies etwa in der bereits im Architekturmodell vorhande­ nen dialektischen Denk- und Arbeitszelle „Mittendrin am Rande“ auf der ökologisch und kunsthistorisch bedeutenden Insel Vilm oder im armen bernischen Bergdorf Saxeten der Fall ist. Aber typisch für Steinmann ist eher ein Werktitel wie „Kunst ohne Werk, aber mit Wirkung“ (2010–2013). Dabei ging es um ein Kunst-und-Bau-Projekt für eine Abwasseran­ lage bei Bern. Steinmann setzte dort das Wasser als Feinstoff ein, indem sämtliche Baumaterialien mit Quellwasser aus dem Unterengadin gewässert, imprägniert oder „informiert“ wurden. Weiterer Teil der Installation sind Quellsubstanzen, also Mineralien, die der Künstler während 25 Jahren aus dem Wasser im Engadin herausdestillierte. Das ergibt zugleich in­ tensive Pigmente, die Steinmann für seine Malerei verwendet. Dritter Teil der Intervention war ein Wasserbeirat, der sich über zwei Jahre hinweg mit Fragen und Problemen des Was­ sers beschäftigte, also jener Ressource, die Leben erst möglich macht. Und die genau deswegen auch eminenten politischen Zündstoff birgt. Wie ernsthaft Steinmann seine „Kunst-Recherchen“ betreibt und wie sehr diese Ernsthaftigkeit gewürdigt wird, zeigt sich an der Tatsache, dass dem Künstler 2011 für sein über die einzelnen Disziplinen hinausgehendes, vernetzendes Denken, Forschen und Arbeiten der Ehrendoktortitel der phi­ losophisch-historischen Fakultät der Universität Bern verliehen wurde. KO NR AD TO BLER

bis 23. November 201 4 Call and R esponse Kunst museum Thun www. k unst museumthun. ch bis 2 2 . November Index of the Hidden G a l e r i e B é a t r i c e B r u n n e r, B e r n w w w . b e a t r i c e b r u n n e r. c h www. george-steinmann . ch


George Steinmann, „Das fossile Zeitalter (The Fossile Age)“, 1983/89, Gleis, Anthrazitkohle, leuchtorange Farbe, Größe variabel, Ausstellungsansicht Kunstmuseum Thun, 2014 Courtesy der Künstler, Foto: Dominique Uldr y © 2014, Pro Litteris, Zürich


Andreas Grunert Die Beständigkeit des Fragmentarischen 6. November 2014 – 30. Januar 2015


Konrad Tobler im Gespräch mit Dominik Stauch

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„Don‘t let me down“ Dominik Stauch, „Don‘t let me down“, 2006, DVD, 4:20 Min., Loop, Konzept und Performance: Dominik Stauch, Regie, Kamera und Schnitt: Peter Eberhard

Dominik Stauch: Wenn man sich mit Malerei beschäftigt, taucht automatisch die Frage auf, was in diesem Medium ­vorher passiert ist. Ich beschäftigte mich mit den Tendenzen der Minimal Art, dann mit der geometrischen Kunst und stu­ dierte, welche Systeme hier eine Rolle spielen. Aus dieser Beschäftigung ergibt sich dann auch die Erkenntnis, welche Strömungen, Theorien und Ideen miteinander verknüpft sind. Klar wird dann auch, dass vieles seinen Höhepunkt ­bereits lange hinter sich hat. Lese ich beispielsweise De-­StijlSchriften, geht das für mich heute nicht mehr auf. Mit neuen Medien lässt sich diesen Ideen jedoch neues Leben ein­ hauchen. Hier setze ich an und entdecke immer neue Abhängigkeiten und Verknüpfungen – über die Grenzen der verschiedenen Künste hinaus. Mondrians „Broadway Boogie Woogie“ (1942/43) spricht bereits im Titel vom Einfluss der Musik auf die Malerei. Das interessiert mich natürlich auch deshalb, weil Musik für mich selbst eine wichtige Inspira­ tionsquelle und ein immer wiederkehrender Bezugspunkt ist. Der Rückbezug ist für mich so kein Stillstand, sondern der Ansporn, bereits gestellte Fragen weiterzutreiben. ARTMAPP: Formal überlassen Sie sich teilweise den Regeln des Würfelns, mental setzen Sie stark auch auf die Regeln der Assoziationen.

ARTMAPP: … und Sie spielen sozusagen „Roll over Beethoven“, allerdings mit viel Achtung? DS: Das ergibt sich manchmal von selbst. Als ich die Foto­ grafie von Picasso mit dem großen Hut und dem Revolver sah, dachte ich: Das ist Rock’n’Roll. Und wenn ich dann noch ­s eine kubistischen Bilder mit den Gitarren sehe, dann ist plötzlich ein Zusammenhang da, den ich so vorher noch nicht gesehen habe, den ich aber immer wieder suche. Die Pi­c assoGitarren sind ja so verschachtelt ineinander und zergliedert, dass sich die Assoziation zu den während Rockkonzerten zer­ schlagenen Gitarren fast automatisch aufdrängt. Oder von Kurt Cobain, dem leidenden, verzweifelten Rockstar und sei­ nem Mythos, komme ich ohne Schwierigkeiten zum Mythos Van Gogh und zu dessen Elend. Vielleicht dient die Auseinan­ dersetzung mit solchen Phänomenen ganz einfach auch immer wieder der Selbstpositionierung und der Überprüfung des eigenen Lebensentwurfs. ARTMAPP: Ihre Arbeit ist – und das zieht sich wie ein roter Faden seit Langem durch – formal streng und kontrolliert. Dennoch schimmert wie auch in diesem Gespräch immer wieder Biografisches durch. Das ergibt eine Spannung, eben weil diese Werke nie direkt autobiografisch wirken. Das zeigt sich im Video, in dem Sie selbst das

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ARTMAPP: Ihre Arbeit ist von verschiedenen Traditionen genährt, von Konstruktivismus, De Stijl, aber auch von William Burroughs und dem Rock’n’Roll. Wie sind diese doch sehr divergieren­ den Stränge im Verlauf der Jahre gewachsen und zusammengekommen?

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Dominik Stauchs künstlerisches Schaffen ist multimedial und vielschichtig. Sein besonderes Interesse gilt der Verknüp­ fung musikalischer, literarischer und kunstgeschichtlicher Quellen. Dominik Stauch lebt und arbeitet in Thun.

DS: Ist etwas gegeben und gesetzt, haben alle eine andere ­Perspektive und andere Vorkenntnisse. Das fasziniert mich. Meine Eltern hörten Bach und Beethoven, bewunderten ­Matisse und Picasso. Ich hörte schon früh Johnny Cash, bevor ich bei Bob Dylan landete. So verschieden das sein mag, der ­k reative Prozess, auch der Leidensweg der einzelnen, ist so verschieden nicht. Aber eben, dass sie so verschieden bewertet werden, zeigt deutlich den subjektiven Teil in jedem Urteil. Dass der Rock’n’Roll in meinem Werk eine wichtige Rolle spielt, hat mit meiner Erinnerung, meiner Erfahrung, kurz: mit meiner subjektiven Entwicklung zu tun …


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„Roof-Top-Concert“, den Abschied der Beatles, nachspielen. Sie erzählen hier und auch sonst viel – und verweigern zugleich die offensichtliche Erzählung. DS: Mir ist dieses Geheimnis wichtig. Mich interessieren Din­ ge mehr, die ich nicht verstehe. Der erwähnte kurze Film ist in der Tat erzählerischer, als das sonst bei mir der Fall ist. Dieser Film entstand folgendermaßen: Als ich das erste Mal auf das Dach meines Ateliers in Thun kam, dachte ich: Das sieht ja aus wie bei den Beatles, da müsste man mit einer Künstlerband ­einen Film drehen. Dieser Gedanke ging mir dann während eines Jahres in meinem Kopf herum. Als ich hörte, dass ein Geländer installiert werden soll, damit die Künstler während ihrer Feste nicht herunterfallen, da musste diese Szene ­gedreht werden – weil es dafür eben kein Geländer haben darf. Wir drehten das Ganze dann in kürzester Zeit. Und dann merkte ich, dass dieser Moment auch für mich selbst stimmte. Es war ein Moment, da sich durch die bevorstehende Geburt meines Sohnes vieles veränderte und ich mich fragte, wie es weitergehen werde. Zudem hatte ich eben meine erste große Einzelausstellung im Mueum Liner beendet und war etwas in einem Loch. In diesem Moment zu singen „Don’t let me down“ – das war eben das Richtige. Und es kommt ein ­weiteres biografisches Element hinzu: Ich bin in England ­a ufgewachsen und spielte als kleiner K nopf mit der

Kehrichtschaufel Gitarre und sang dazu „She loves me, yeah, yeah, yeah“, wie meine Eltern erzählen. Die Songs der Beatles, das war die erste laute Musik, die ich hörte und die mir unbe­ wusst sicher auch gefiel. Solche Bezüge spielen sicher immer wieder eine Rolle, denn ich will bei meinen Arbeiten ein per­ sönliches Bedürfnis empfinden, ich will sie nicht einfach konzipieren und produzieren. Es langweilt mich, wenn ich Arbeiten mache, bei denen ich das Gefühl habe, sie hätten nichts mit mir zu tun. ARTMAPP: Schauen wir uns die „Cowboy“-Serie an. Da ist zuerst das formale Element des Hutes. Aber Hut und Hut, das genügt Ihnen nicht. Der Hut muss auch in einer bestimmten Weise aufgesetzt sein? DS: Es war nicht einfach, aus der Fülle des Materials eine Ein­ heit zu komponieren. Das Bildmaterial zu suchen, das war einfach. Aber die 16 auszuwählen, das dauerte lange. Ich kom­ binierte auf dem Bildschirm immer wieder neu, schied dieses oder jenes Bild aus, ersetzte es durch andere nach dem Krite­ rium der Wichtigkeit. ARTMAPP: Meinen Sie die Wichtigkeit der ­abgebildeten Person oder die formale Wichtigund Richtigkeit?


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Gegenteil von hässlich ist – das wäre schön. Aber dann ist es gleich auch klar: Auch das Hässliche kann seine Schönheit ha­ ben. ­P rin­zipien sind nie rein. Wenn sie für das Gute eingesetzt werden, sind sie schön, wenn sie für das Schlechte gebraucht werden, wird es fundamentalistisch oder gar terroristisch. Da­zwischen müssen wir uns orientieren. Das hat im Grunde genommen nicht viel mit Kunst zu tun, sondern ist Teil der Gesellschaft, der Geschichte, der Politik.

ARTMAPP: Liebe und Hass: Sie spielen oft mit solchen Gegensatzpaaren, die Sie kombinieren. Bestimmen psychologische Überlegungen Ihre Wahl?

AU S S T E L L U N G S B E T E I L I G U N G E N 5 . November bis 2 1. Dezember 201 4 R o u n d A b o u t . V i d e o k u n s t i m G e s p rä c h St if t ung akk u Emmen

DS: Meist habe ich den Eindruck, ich würde sie nicht selbst auswählen. Sie sind einfach da. Das ist wie bei John Lennons „Don’t let me down“. Er singt von seiner größten Liebe, und der Refrain ist: „Lass mich nicht im Stich“. Die Liebe kann also nicht so wunderbar und perfekt sein, dass ihr nicht auch ihr Ende eingeschrieben wäre. Ich denke, das ganze Leben ist von solchen Gegensätzen geprägt. Alles ist dualistisch. Zum Teil jedoch suche und konstruiere ich die Wörterpaare auch und mache Listen. Ich frage mich zum Beispiel, was das

www. akk u-emmen. ch 28. November 201 4 bis 28. Febr uar 2015 K ü n s t l e r b ü c h e r d e r G ra p h i s c h e n S a m m l u n g Schwei zer ische Nat ionalbibliothek B er n www. nb. admin. ch www. stau . ch

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DS: Es ist immer eine Kombination von beidem. Es hat ­durchaus auch den Reiz der Überraschung, ganz so wie im ­Büchergestell, das Sie vorhin erwähnten. So hat es eine Figur wie Walt Disney in der „Cowboy“-Reihe, eine Figur, die eine problematische Person war, weil Disney während der Mc­ Carthy-Zeit seine Mitarbeiter bespitzelte und anzeigte, wenn sie als links galten. Umgekehrt aber steht Disney für eine un­ geheure Kreativität – und für mich war er in meiner Kindheit prägend. Er ist einer der Vorläufer der Pop-Art. Dass ich ihn ausgewählt habe, das ist eine Mischung aus Liebe und Hass.

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Dominik Stauch, „Show Down“, 2008, Siebdruck auf Chromolux, je 82 x 66 cm, Foto: Christian Helmle


130 Or t der „Cantonale Berne Jura“ – des interkantonalen Ausstellungsprojektes

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Kunstmuseum Thun Wenn sich das Jahr zu Ende neigt, ist es Zeit für die „Cantonale Berne Jura“. Diese steht im Zeichen interkantonaler Zusam­ menarbeit und will das zeitgenössische und professionelle Kunstschaffen der beiden beteiligten Schweizer Kantone ver­ stärkt fördern und präsentieren. Auf Initiative der beiden Direktorinnen Helen Hirsch (Kunstmuseum Thun) und Fanni Fetzer (seinerzeit Kunst­ haus Langenthal) lancierten vor fünf Jahren Kunsthäuser und Museen aus den Kantonen Bern und Jura erstmals die ­ge­meinsame Weihnachtsausstellung „Can­tonale Berne Jura“. Verteilt auf die verschiedenen Institutionen bietet dieses ­F ormat ­s either den Künstlerinnen und Künstlern eine ­w ich­t ige und breite Plattform und präsentiert dem Pub­ lik um die Vielfa lt des ber nischen und jurassischen Kunstschaffens. Das Feld der beteiligten Institutionen hat sich über die J­ ahre e­ rweitert – heuer können die Kunstschaf­ fenden im ­Kunsthaus Interlaken, im Kunstmuseum Thun, in der Kunsthalle und der Stadt­g alerie in Bern, im Kunsthaus Langenthal, im Centre PasquArt in Biel, im Musée juras­sien des Arts in ­Moutier, im Kultur­zentrum La Nef in Le Noirmont und im EAC – ­E space d’Art Contemporain (les halles) in ­Porrentruy ausstellen. Die „­ Cantonale Berne Jura“ bietet den Künstlerinnen und Künstlern über die teilnehmenden Häuser verteilt eine enorme Ausstellungs­f läche mit ganz unterschiedlich g­ eprägten Räumen: moderne White Cubes wie der „Salle Poma“ im Centre PasquArt in Biel stehen ­h istorischen ­g e­g enüber, ­d eren ­u rsprüngliche Funk­t ion teilweise noch sichtba r ist – w ie b ­ eispielsweise im ­Kunstmuseum Thun, e­ inem ehe­m aligen Grand Hotel, im L a Nef in einer alten K ­ irche in Le Noirmont oder im ­K unsthaus Langenthal, einem ehema­l igen K auf- und ­H andelshaus. Die präsentierten Werke treten so mit ver­ schiedenartigen ­A rchitekturen in Z ­ wiesprache und jede Ausstellung erhält ihren eignen Charakter. Ob Malerei, Plastik, Installation, Fotografie, Video, ­d igitale Arbeiten, Netz- und Computerkunst oder Perfor­ mance – teilnahmeberechtigt sind alle professionellen Kunstschaffenden, die in den Kantonen Bern oder Jura ihren Wohnsitz oder Arbeitsort haben oder zur jeweiligen Kunst­ szene gehören. Es gibt also weder ein Alterslimit noch Gattungsvorgaben als Ausschlusskriterien. Es werden sowohl junge Positionen präsentiert, die etwa noch im Kunststudium sind, als auch gestandene Kunstschaffende, die auf eine lang­ jährige Praxis zurückblicken. Dies ermöglicht jedes Jahr aufs Neue spannende Gegenüberstellungen und neue Perspekti­ ven auf die einzelnen Arbeiten.


131 Die Fachjurys der einzelnen Institutionen bestimmen alljähr­ lich aus den eingereichten Dossiers jeweils eine Auswahl. 201 4 wird die „Cantonale Berne Jura“ unter anderem im Kunstmuseum Thun erstmals thematisch kuratiert, um den einzelnen Ausstellungen auch inhaltlich einen eigenen Schwerpunkt zu verleihen. Dem Publikum vermittelt die „Cantonale Berne Jura“ auch dieses Jahr einen umfassenden Einblick in die Vielfalt des künstlerischen Schaffens beider Kantone. Es lassen sich Künstlerinnen und Künstler als auch Orte entdecken, und das erhältliche Kombiticket lädt dazu ein, auch diejenigen Institutionen zu besuchen, die vom eigenen Ausgangsort etwas weiter entfernt liegen.

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Seit September 2014 ist das Thun-Panorama wieder eröffnet! Im Schadaupark ist mit dem Thun-Panorama das weltweit älteste erhaltene Rundbild (38 x 7,5 Meter lang) beheimatet. Von Marquard Wocher zwischen 1809 und 1814 gemalt und 2014 umfassend r­ estauriert, zeigt es auf 285 Quadrat­metern eindrücklich und detailliert das einstige Alltagsleben und die Umgebung der Stadt.

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Körper- und Lebensleidenschaf t

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Annegret Soltau

„Ich wartend“, 1–9, 1977, Fotoradierung, je 24 x 30,5 cm

Ausdruck einer weiblichen Persönlichkeit sind. Die Künstle­ rin im Rückblick: „Aber für mich war das damals der Schock, dass ich nur Frauen darstellte. Ich wollte nicht nur Frauen dar­ stellen, ich wollte vielleicht auch mich darstellen, aber ich bin eben eine Frau, doch ich bin auch ein Mensch; […] Für mich war wichtig: Das ist der Mensch, so empfindet der Mensch. Ich wollte psychische Zustände des Menschen darstellen und dann hieß es: die Frauen. Da kam ich erst darauf: Ja, ich bin eine Frau, ich bin Künstlerin.“ Es ist wie ein Erwachen, es ist auch die Zeit des ­E r­w achens: 1975 erscheint Verena Stephans Kultbuch ­„ Häutungen“; Marina Abramović liefert ihren Körper Galerie­ besuchern aus; Valie Export provoziert Passanten mit vorgetäuschter Schwangerschaft; Cindy Sherman experi­ mentiert mit ihren ersten fotografischen Verkleidungen – auf der Suche nach ihrer Identität. Erst jetzt beginnt auch Anne­ gret Soltau sich mit der Situation der Frau zu beschäftigen und ihre Stellung in der Kunstgeschichte zu reflektieren. Erst jetzt beginnt sie, sich selbst zum Thema zu wählen, den Blick auf die in Linien eingeschlossene, gleichsam versponnene Frau zu richten, die sie in den Radierungen dargestellt hat, mithin auf sich selbst. Zur gleichen Zeit entdeckt sie die Fotografie. Sie bearbeitet ausschließlich Fotos von sich selbst, zerkratzt ­jedoch – nahezu verzweifelt – ihr Abbild wieder mit der ­R adiernadel, bis es sich im Schwarz auf löst. In dieser Zeit ­entsteht mit dem bezeichnenden Titel „Selbst“ auch die erste Fotoübernähung. Es folgen die Verschnürungsaktionen mit ihrem Körper, dokumentiert zudem durch Videoaufnahmen – ein Auf bruch, der zu diesem Zeitpunkt nicht nur zutiefst

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Wenn ich mit Menschen spreche, die Arbeiten von Anne­ gret Soltau gesehen haben, stoße ich häuf ig nicht auf zu­r ück­h alten­de, sondern in der Regel auf eher entschiede­ ne Standpunkte zu diesem Werk. Dies allein ist, denke ich, schon außergewöhnlich in einer Kunstszene, in der vieles kommentiert wird, ohne dass immer deutlich würde, wel­ che konkrete Position zu der Kunst eingenommen wird, welche unmittelbar sinnliche Berührung gespürt wurde, ja, welche Bedeutung das Werk gar für die eigene Wahrneh­ mung des in ihm angesprochenen Themas hat. Bin ich wirklich zum Nachdenken gebracht? Sehe ich plötzlich et­ was in einem anderen Licht? Fühle ich mich verunsichert oder hat man mich gar verletzt? Was bleibt? Schon in ihren ersten Versuchen, sich der künstle­ rischen Arbeit zu nähern, in den 1960er-Jahren, noch gar nicht berührt von allem, was an Herausforderungen noch an sie herantreten würde, begründet Annegret Soltau ihren Ent­ schluss, in Hamburg das Kunststudium aufzunehmen, nicht damit, einen anerkennenswerten Beruf haben zu wollen, son­ dern – ich zitiere – „weil ich es einfach für mich gebrauche, nur für meine eigene Persönlichkeit“. Obwohl schon Anfang der 1970er-Jahre in ihren Radierungen jene formalen und thema­ tischen Merkmale auftauchen, die den ganzen Werkverlauf kennzeichnen werden – nämlich fadenähnliche Linien, Frag­ mentierung, Verletzung, collagenhafte Formenbildung von Frauenköpfen und Frauenkörpern –, wird ihr erst um 1974 he­ rum durch eine Ausstellungsrezension mit dem Titel „Annegret Soltaus Frauen“ – also durch die Wirkung des Blicks von außen – schlagartig bewusst, dass diese Bilder auch

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Foto: Archiv Soltau


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„permanente Demonstration am 19.1.1976“, 50 x 60 cm

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Foto: Heide Kratz


„DER LINIE L ANG“, 2012, Schwarz wald- Baar Klinikum Villingen-Schwenningen Vierkantstahl Corten, Bodenform ca. 9 x 12 x 9,5 m / Stab auf dem Dach 41 m lang

Foto: Olaf Bergmann


„generativ – mit Mutter, Tochter und Großmutter“, 110, 1994/2005, Fotovernähung, 232 x 381 cm Foto: Heinz Hefele

persönlich begründet, sondern eben auch künstlerisch konse­ quent und damals – das darf man sagen – einmalig ist. Die konventionelle Radierung, obwohl als körperliche Aktion grundlegend, wird von Medien und Aktionsformen abgelöst, welche die im Prinzip offene Struktur der Linie nicht nur in das Prozessuale, Zeitliche einbinden, sondern auch in eine sinnliche Unmittelbarkeit führen, deren Eindrücklichkeit noch heute – nach über 30 Jahren Abstand – bei der Betrach­ tung dieser frühen Arbeiten nach wie vor spürbar ist. Diese Unmittelbarkeit verbindet sich in den Fotover­ nähungen mit einer Authentizität, die zeigt, wie stark Annegret Soltau nun ihre künstlerische Arbeit auch als Aus­ druck ihrer eigenen Persönlichkeit versteht. Sind die Radierungen im Ganzen noch sehr formalistisch und in der Porträtauffassung gar typisierend, so tritt uns jetzt die Künst­ lerin nicht nur als konkrete Person vor Augen, sondern – was formal orientierte Künstler irritieren mag – auch in ihrer gan­ zen Alltäglichkeit, in der Normalität des Körpers, im Beliebigen der Kleidung, im Beiläufigen des Äußeren. Nichts an dem wirkt formal kalkuliert. Es scheint alles so alltäglich, wie es ist, aber das, was zu sein scheint, ist im Grunde schon nicht mehr. Das Bild der Künstlerin ist aufgerissen, aufgelöst in Fragmente, einer Sprengung gleich. Ihre Normalität ist eine dünne Schale, die zerbricht, weil sie einer Prüfung nicht

standhält. Annegret Soltau verbindet zwar wieder, doch diese neuen Verbindungen, die schwarzen Fäden, zeugen nur in den ersten Arbeiten dieser Art von Sorgfalt, danach werden sie ­zunehmend schnell gezogen, belegen ein energisches, wenn nicht gar aggressiv anmutendes Vorgehen. Auch wenn sie wieder zusammenfügen, was auseinandergerissen wurde, die Energie des künstlerischen Vorgehens ist so spürbar, dass für den Betrachter nur Unruhe bleibt, auf den Rückseiten der ­Vernähungen zusätzlich und künstlerisch gleichwertig ­d okumentiert im Wirrwarr der gleichsam informellen Fadenstrukturen. Diese Wahrhaftigkeit in der Darstellung wiederholt sich auf einer anderen Ebene in den Videoarbeiten und den Foto­t ableaus, die sich zwischen 1977 und 1983, als ihre beiden Kinder geboren wurden, um das Thema Schwangerschaft drehen. Für diese Bloßstellungen des inneren Kampfes mit ­i hren Schwangerschaften, zwischen Kinderwunsch und Mutterängsten, für die selbstbewussten Darbietungen ihres schwangeren Körpers, aber auch dessen Infragestellung – für Zerstörung und Auslöschung findet sich nichts Vergleich­ bares in der damaligen Kunstszene. Natürlich sind hier Tabus gebrochen und Idealvorstellungen in nichts aufgelöst worden. Das gesellschaftliche Frauen- und Mutterbild war infrage ­gestellt, das der Männer, aber auch das mancher Frau. Heiße


Sämtliche Arbeiten: © Annegret Soltau, VG Bild- Kunst, Bonn 2014

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„transgenerativ – Mutter mit Sohn“, 3, 2004, Fotovernähung, 60 x 35,5 cm, Foto: Heinz Hefele

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Diskussionen in den 1970er- und 1980er-Jahren. Heute ­hehren Aura Empörung auslöste, entsetzen sich nun mancher scheint sich das alles – zumindest oberflächlich – beruhigt zu Mann und manche Frau über die Präsentation des Nor­ haben, auch wenn es immer wieder frische Angriffe gibt. Im malsten: des Lebensprozesses, der Vergänglichkeit, des Rückblick gesehen, erscheinen mir diese Werke Soltaus ein­ körperlichen Verfalls. fach als ein ehrlicher, zutiefst menschlicher Umgang mit sich Müssen wir das sehen? Ja, wir müssen das sehen, weil selbst, mit der eigenen schmerzhaften Spaltung, öffentlich es wahrhaftig ist. Wahrhaftig für uns, die wir herausgefordert und damit auch zum Objekt gemacht. Sicherlich – was sonst, sind, von dem, was zunächst keine Identifikationsmög­ als sich öffentlich machen, kann der Künstler oder die lichkeit zu geben scheint, was uns verunsichert oder gar ­Künstlerin. Annegret Soltau bleibt nichts anderes zu tun. Ein­ verletzen mag, worin Fragmente der eigenen Wirklichkeit zu kapselung nach innen und Schrei nach außen, Zerstörung des sehen sind. Fragmente sind das Mindeste und das Ehrlichste, Ganzen und Auf bau aus Trümmern, das Trennen der ­Körper was wir finden können. Und wahrhaftig für die Künstlerin, und Verschmelzen mit den anderen. „Ich würde sagen, ich die gleichsam stellvertretend für uns mit diesen Fragmenten ­benutze mich einfach“, fasst die Künstlerin einmal lapidar im um die Ganzheit ihrer Persönlichkeit kämpft, diese Ganzheit, Blick auf ihr Werk zusammen. Am Ende sei es ihr nicht die immer wieder deutlich als Vision aufscheint, doch ­w ichtig, ob sie das sei oder nicht. Es gehe einfach um den ­zerbrechlich und fragil bleibt. Annegret Soltaus Kunst könnte ­Menschen. Annegret Soltau – die Frau, Annegret Soltau – der ohne diesen Kampf, ohne die Körper- und Lebensleidenschaft Mensch, der Prozesse durchlebt, denen alle unterworfen sind: und schließlich ohne das Frau-Sein als Mensch-Sein nicht Trennung und Verbindung, Abstoßung und Symbiose, existieren. Ich bin sicher, jeder, der die Werke der Künstlerin Schmerz und Heilung? sieht, erkennt oder ahnt zumindest diesen Kampf. Ob man In den Videoarbeiten und Fototableaus bezieht ihn – auch für sich – akzeptiert oder nicht, ist die Frage. ­A nnegret Soltau schließlich auch ihre Kinder direkt mit ein, A ­ nnegret Soltau fordert keine Antwort, aber die Unausweich­ erkämpft sich eine Position ihnen gegenüber, prüft ihre eigene lichkeit dieser Frage, die lässt sie uns deutlich spüren. physische und seelische Präsenz. Die 1975 begonnenen ­Selbstporträts in Fotoübernähungen entwickeln sich dann in K L AUS - D. P O H L den späten 1980er-Jahren zu collagierten Mutter-Kinder-­ Porträts mit dem suspekten Titel „Mutter-Glück“. Collagen mit T ­ ierfragmenten, die sogenannten „GRIMAS“, erweitern schließlich das Selbstbildnis – teilweise mit den Kindern 20. September 201 4 bis 11. Januar 2015 ­v ernäht – ins noch Ursprünglichere, Unberechenbarere, WOMA N Triebhaftere oder auch ins Groteske, Dadaistisch-Absurde. T h e F e m i n i s t A v a n t- G a rd e f ro m t h e 1 9 7 0 s . In gleichsam furioser Schaffenskraft ist der Werk­ Wo r k s f ro m t h e S A M M L U N G V E R B U N D , V i e n n a zyklus „Generativ“ entstanden, der zu einer schonungslosen www. mjellbykonst mu seum . se künstlerischen Darstellung der Lebensaltersstufen wird. Das Zusammenstehen der Generationen – so ideal es in der Vor­ 13. März bis 31. Mai 2015 stellung erscheint – bedeutet weiterhin Riss, Kampf und Hamburger Kunsthalle Konflikt, aber auch Verschmelzung, Symbiose und Verwand­ w w w . h a m b u r g e r- k u n s t h a l l e . d e lung. Ähnlich wie in den 1970er-Jahren die Entblößung der Entstehung des Lebens, der Schwangerschaft, von ihrer w w w . a n n e g r e t- s o l t a u . d e




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„Kalte Landschaften“, Installationsansicht Galerie Michael Schultz, Berlin, 2014 Courtesy Galerie Michael Schultz, Berlin, Foto: Eric Tschernow


Vom Daz wischenstehen

Seo Soo-Kyoung „ D a s G ö t t l i c h e i s t ü b e ra l l : i m We l t a l l , i m P a p i e r s c h n i p s e l , im Klang, im Hundeblick. In Korea ware n urspr ünglich Auf klär ung und Erleucht ung gleichbedeutend. I n D e u t s c h l a n d h e r r s c h t d a s Wo r t . I c h s t e h e d a z w i s c h e n .“

Dieses Zitat findet sich auf der Webseite der in Berlin leben­ den koreanischen Künstlerin SEO, bebildert mit Ansichten ihrer Ausstellung „Personal Cosmos“ im Palazzo Bembo im Rahmen der 54. Venedig-Biennale 2011. Möchte man sich der Kunst von SEO (bürgerlicher Name Seo Soo-Kyoung) nähern, ist die Formulierung vom Dazwischenstehen ein wichtiger Leitfaden. Geboren 1977 in Gwangju/Südkorea, besuchte SEO dort das Kunstgymnasium und studierte an der Chosun ­Universität Tuschemalerei. 2000 schloss sie mit der Aus­ zeichnung als beste Studentin ihres Jahrgangs ab. Es folgte ein weiteres Studium an der Universität der Künste in Berlin. SEO kam in die Klasse von Georg Baselitz, dessen Meisterschülerin sie von 2003 bis 2004 war. Baselitz ermunterte sie, ihre Aus­ bildung und ihre Wurzeln in Korea bewusst in ihr Werk einfließen zu lassen und nicht nur einer europäischen Malerei nachzueifern. In der Verbindung asiatischer mit europäischer Kunsttraditionen und Kunstauffassungen schuf SEO in den letzten Jahren eine für sie charakteristische und eigenständige Bildwelt. Wichtig ist dabei auch immer der Herstellungs­ prozess. Die Künstlerin arbeitet mit der Technik der Collage und b ­ edeckt zumeist großformatige Leinwände mit einer Vielzahl von Papierschnipseln unterschiedlicher Farben, die sich zu e­ iner Bildkomposition fügen. Sie nutzt Hanji-Reispapier, ein in Korea sehr gebräuchliches Papier, das für Verpackungen und Tapeten benutzt wird, aber auch in der Volkskunst eine große Rolle spielt. SEO lässt ihre ­P apiere speziell in Korea per Hand schöpfen. Die bunt ­g ef ärbten oder bedruckten Blätter werden dann in die ­entsprechende Größe gerupft und auf eine mit einer Zeich­ nung vorbereitete Leinwand geklebt. Schicht um Schicht baut SEO so ihre „Gemälde“ auf. Man könnte fast d ­ avon sprechen, dass sie mit Papier malt. Und als Malerin sieht sich SEO auch. Ihre Palette besteht jedoch nicht aus an­gerührten Farben, sondern aus Papieren in über 800 unterschiedlichen Tönungen. Mit ihnen modelliert sie alle Nuancen eines Bildes und schafft so farbintensive Szenerien. Vielen Arbeiten lassen sich zu Werkgruppen zu­sam­ menfassen: „Reisfeld“ (2006), „Seerosen“ (2006–2007), „Unikat“ (2010) oder „Personal Cosmos“ (2011) sind Beispiele

Porträt SEO, September 2013, Foto: Florian Kolmer

dafür. Meist entstehen gegenständliche Szenerien, es finden sich aber auch abstrakte Kompositionen: Die Bilder der ­Reihen „Unikat“ und „Personal Cosmos“ etwa zeigen kreis­ förmige Gebilde, aus deren Mitte sich jeweils die Farbe voller Energie entwickelt bzw. spiralförmig aus ihr herausbricht. Man denkt an strahlende Lichtquellen oder – kosmisch – an Sterne und Galaxien: Es ist der Kosmos von SEO. Zentral im Werk von SEO ist außerdem die Darstel­ lung der Natur. Sie schafft Gebirgs- und Flusslandschaften. Menschen arbeiten in Reisfeldern, schwimmen im Wasser, fahren mit Booten über Flüsse und Seen oder sitzen am Ufer des Meeres und blicken auf den weiten Horizont. SEO model­ liert ihre ­eigenen farbintensiven Landschaften: „Ich finde die Wirklichkeit nicht, ich erfinde sie. Ich male die Welt also nicht ab, sondern füge sie aus zerrissenem Reispapier zusammen.“ Auf zeitgenössische Weise verknüpft sie dabei die Traditionen ­asiatischer und europäischer Landschaftsmalerei miteinander. Sie bezieht sich beispielsweise auf Ikonen wie Caspar David Friedrich und Claude Monet, unterwirft sie jedoch einer kul­ turellen Umstrukturierung.


Max Frintrop, paintings on paper, October 2014

68 projects Person, Place or Thing Works on Paper By Over 50 Artists Including Frederic Amat, Pau Atela, Christopher Beckman, Amy Bessone, Gaby Collins-Fernandez, Joanne Greenbaum, Keith Haring, Mitja Konic, Luciana Levinton, Brooke Werhane Maples, Mira O‘Brien, Christian Pilz, Richard Prince ...

15 November 2014 - 10 January 2015 Fasanenstraße 68 | 10719 Berlin Tue – Sat, 11 am– 6 pm | www.68projects.com


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„Air Liquide“, 2013, Acr yl, Papiercollage auf Leinwand, 140 x 190 cm Courtesy Galerie Michael Schultz, Berlin

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23. November 201 4 bis 18. Januar 2015 SEO – Da s G e f ühl in me ine m Inne re n www. ludwig mu seum . org www. ar tseo. de www. schult zberlin. com

W I N T E R 2 014 /15 — K Ü N S T L E R

Traditionen. Doch kommt der Sound in der Installation nicht von den Glocken im Raum. Sie werden verhüllt und bleiben stumm. Die angespielten Töne der Glocken stammen von je­ nen, die in den menschenleeren Tälern im Sperrgebiet ­z wischen Nord- und Südkorea erklingen, geschlagen von Mönchen, die von Bergen hinab auf das von der Grenze zer­ schnittene Land schauen. Somit symbolisieren diese Glocken auch das auseinandergerissene Wir der koreanischen Gesell­ schaft. Das Wir, das im asiatischen Denken eine viel stärker Rolle spielt als im Ich-bezogenen Europa, wo nur noch durch den Schlag einer Glocke zur Gemeinschaft aufgerufen wird. Die Künstlerin beschwört also einerseits die Unterschiede zwischen Ost und West und andererseits die Teilung ihrer Heimat. Sie nimmt die Rolle der Vermittlerin, man möchte fast sagen, einer Grenzgängerin zwischen den Kulturen ein und schlägt zugleich konsequent einen neuen Weg in ihrer künstlerischen Arbeit ein. Man darf gespannt sein, wie sich das „Gefühl im Inneren“ auf den Besucher überträgt.

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Eine Einzelausstellung im Ludwig Museum im Deutsch­ herrenhaus Koblenz, die im November 201 4 eröff­n ete, präsentiert die neuesten Arbeiten der koreanischen Künst­ lerin, in denen sie sich erneut mit dem Thema Landschaft auseinandersetzt. Im Mittelpunkt stehen jedoch nicht die be­ kannten farbigen Papiercollagen. Vielmehr hat man gänzlich darauf verzichtet. Einen Schwerpunkt bildet dagegen die Werkreihe „Kalte Landschaften“ aus dem Jahr 2014: Wand­ skulpturen aus Aluminium, bestehend aus schimmernden Metallelementen, die sich filigran verästeln. Dominiert bei den Papiercollagen die Farbe, so steht nun die Linie im Vorder­ grund. Die Wirkung ähnelt der eines Scherenschnitts. Kein Kleber, sondern Nieten halten nun die einzelnen Elemente zusammen, die sich zwar flächig, aber auf mehreren Ebenen hintereinander ausbreiten. „Schwarzwald“, „Hängende ­Gärten“, „Geruch von Meer“ oder „Klostergarten“ sind die ­Titel einzelner Arbeiten. Sie machen klar, dass es sich um Er­ innerungen an bestimmte Landschafts- und Natur­momente handelt, vermeintlich noch mit einem positiven Klang. Doch gemeinsam werden sie zu den „Kalten Landschaften“, die mit ihrer Materialität auf unnatürliche, von Menschen zerstörte Natur verweisen. Die lebensbejahende Botschaft, die SEOs farbenfrohe Bilder zu vermitteln scheinen, verkehrt sich ­eindeutig ins Negative. Neben den Wandskulpturen wird eine weitere Arbeit erstmals in Koblenz gezeigt: eine raumgreifende Installation. SEO hat vier große Metallglocken entworfen und in Korea herstellen lassen. Wieder geht es ihr dabei um die unter­ schiedlichen Gesellschafts- und Wertesysteme, zwischen denen sie sich bewegt: Die Glocken und ihr Klang verkörpern die Erinnerung an ihr Heimatland mit seinen buddhistischen


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Kulturpartner des Museum Kurhaus Kleve

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Salomon Jacobsz van Ruysdael, Flusslandschaft bei Arnheim, 1642, © Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Foto: Jörg P. Anders


Münster: Fünf Jahre War ten haben sich gelohnt!

Das Museum der Höfe

Altbau und Spitze des LWL- Museums, Foto: Christian Richters


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Der gelungene Neubau des L ­ W L-Museums f ür Kun st und Kult ur in Mün ste r i st fe r t ig. M i t 7. 5 0 0 Q u a d ra t m e t e r n A u s s t e l l u n g s f l ä c h e i s t d a s H a u s

Wänden präsentiert. In Zusammenarbeit mit dem auf Museums­konzeptionen spezialisierten S ­ tuttgarter Büro Space 4 wurde das Farb-, Medien- und Informationskon­ zept entwickelt. Für die Grafik zeichnet das ebenfalls in Stuttgart ansässige Büro L2M3 verant­wortlich. „Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Museumsleuten und Archi­ tekten ist ein stimmiger, kon­s equent moderner Bau entstanden, der ganz klar die Formensprache des Büros Staab Architekten trägt, aber p ­ rimär dem Profil der Sammlung dient. Deckenhöhen, Wandfarben und Klimabedingungen wurden genau abgestimmt. Ich freue mich, hier Räume zu ha­ ben, die auf die Anforderungen der Sammlung eingehen, aber dennoch F ­ lexibilität lassen“, so Hermann Arnhold. Die rund 300.000 Positionen umfassende Sammlung des Hauses reicht vom Mittelalter bis heute. Schwerpunkte bilden neben mittelalterlicher Kunst und Alten Meistern der Expressionismus, die Brücke, die Neue Sachlichkeit, die US-amerikanische Nachkriegsmoderne mit Stars wie Ells­ worth Kelly, Frank Stella oder Kenneth Noland, aber auch die Gruppe ZERO und die französischen Nouveaux Réalistes. Das LWL-Museum führt in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Münster seit 197 7 die „Skulptur Projekte Münster“ durch und besitzt daher viele damit verbundene Arbeiten, Projektskizzen und unrealisierte Entwürfe. Im zweiten ­Geschoss heißt es dann, Bühne frei für die Kunst des 20. Jahr­ hunderts und der Gegenwart. Hier öffnet sich die ­A rchitektur zu mehreren großen White Cubes. Mit Auftragsarbeiten und Neuerwerbungen von Thomas Ruff, Omer Fast oder Annette Kelm positioniert sich das Haus weit vorne im aktuellen Kunstgeschehen. Die Schweizer Videokünstlerin Pipilotti Rist hat für den Patio sogar eine neue, ortsspezifische Video­ arbeit mit dem Titel „Münsteranerin“ produziert, die jeweils nach Einbruch der Dunkelheit zu sehen ist.

oben: Museumsdirektor Hermann Arnhold Foto: Elisabeth Deiters- Keul

links: Volker Staab im Neubau des LWL- Museums Foto: LWL / Elisabeth Deiters- Keul

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„Das ist kein Bau, der uns einfach nur fertig übergeben wurde“, sagt Hermann Arnhold, seit zehn Jahren Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster. „Wir haben in der Planungsphase sehr intensiv mit den Architekten ­zusammengearbeitet.“ Rund 11.000 Quadratmeter Gesamt­ fläche umfasst der jetzt nach fünfjähriger Bauzeit eröffnete, elegante Neubau des LWL-Museums direkt am Domplatz im Herzen der Stadt. Allein die Ausstellungsräume werden da­ mit um 1.800 Quadratmeter auf jetzt 7.500 Quadratmeter erweitert. Der Berliner Architekt Volker Staab spricht von ei­ ner „Architektur der Höfe“. Er ersann für den Neubau eine Abfolge von vier unterschiedlich gewidmeten Raumkonzep­ ten – Vorhof am Domplatz, zentraler Foyerraum, Patio und Vorplatz an der Rückseite. Durch die Foyersituation im Erdge­ schoss entsteht ein offenes, vom Tageslicht durchströmtes Haus mit Bibliothek, Buchhandlung, Vortragssaal und Res­ taurant. „Wir wollten bewusst die Barrieren herunternehmen und den hermetischen, etwas abgeschlossenen Ort hier durchbrechen“, so Hermann Arnhold. Fürs Publikum geöffnet wurde das runderneuerte ­M useum am 19. September 201 4 . Bereits im Foyer mit ­s einer 1 4 Meter hohen Tageslichtdecke wird der Besucher nun mit dem jeweiligen „Kunstwerk des Monats“ auf die Sammlungspräsentation eingestimmt. Eine großzügige Treppe aus schwarzer, geräucherter Eiche führt hinauf in den ersten Stock. „Sie finden hier eine hohe Kohärenz, was die Mate­r ialität angeht“, so Hermann Arnhold. Dazu passt die regionaltypische Fassade aus Sandstein, die perfekt mit dem romanischen Dom vis-à-vis harmoniert. Im ersten Stock beginnt dann der Rundgang durch ­insgesamt 51 Sammlungsräume in Neu- und Altbau. Es gibt mehrere Wege durch das Haus, viele Ruhezonen, Durch­ blicke und auch ganz kunstfreie Räume mit großen Fenstern zur Stadt für Pausen und Ref lexionen. Die Münsteraner scheuen auch nicht vor ochsenblutroten oder knallgelben Wänden ­z urück. In einem von Tageslicht durchf luteten, spitz zu­l aufenden Raum mit Blick auf den Dom etwa wer­ den ­m ittelalterliche Passionsfiguren vor i­ ntensiv roten

W I N T E R 2 014 /15 — M Ü N S T E R

j e t z t s o g a r ­g rö ß e r a l s d a s E s s e n e r F o l k w a n g M u s e u m .


Foyer des LWL- Museums, Foto: Hanna Neander

In einem weiteren, 920 Quadratmeter großen Bereich ist Platz für Wechselausstellungen. Hier wird ab 8. November 201 4 die große Eröffnungsschau „Das nackte Leben“ mit rund 120 Gemälden aus dem Umfeld der „School of Lon­ don“ mit Arbeiten von David Hockney, Francis Bacon, Lucian Freud und anderen präsentiert (bis 22. Februar 2015). Die Ausstellung zeigt die künstlerische Auseinandersetzung der Briten mit ihrer ebenso prekären wie aufregenden Lebens­ situation zwischen 1950 und 1980 in teils realistischen, teils abstrahierten Porträts, Aktdarstellungen, Interieurs und Stadtansichten. Allen 16 Künstlern der Schau gemeinsam ist jedoch die tiefe Verwurzelung ihrer Kunst in ihrer jeweiligen Biografie. Lucian Freud sagte dazu: „Alles ist autobiografisch, und alles ist ein Porträt, selbst wenn es ein Stuhl ist.“ Ganz ge­ wiss ein Highlight im deutschen Ausstellungsherbst 2014! Doch Hermann Arnhold stellt klar: „Das Haus definiert sich nicht nur über die großen Blockbuster.“ Auch der ZERO- und Lichtkunstpionier Otto Piene (1928–2014) war kurz vor seinem Tod noch einmal persönlich vor Ort, um seine bei den Münsteranern beliebte, aus 635 Lichtkugeln bestehenden Arbeit „Silberne Frequenz“ von 1970 für die Fassade des Neubaus mittels LED-Technik und moderner Programmierung ganz neu zu konzipieren. Die neue Version besteht jetzt aus 410 Edelstahlkugeln. Das LWL-Museum ist nach dem Umbau größer als das Museum Folkwang in Essen. Mit seiner Sammlung, seiner ­A rchitektur und seinem Programm reiht es sich von nun an selbstbewusst in die erste Liga der großen Kunsthäuser der Bundesrepublik Deutschland ein.

LW L – M u s e u m f ü r K u n s t u n d K u l t u r, M ü n s t e r D i – S o 1 0 – 1 8 U h r, j e d e n 2 . F r i m M o n a t 1 0 – 2 2 U h r 8. November 201 4 bis 2 2 . Febr uar 2015 Da s nack te L ebe n . B acon, F re ud, Hock ne y und ande re. Male re i in London 1950 – 8 0 w w w . l w l - m u s e u m - k u n s t- k u l t u r. d e


S C H L O S S C A P P E N B E RG

Wer sich länger in der kulturgeschichtlich reichen Region rund um Münster auf halten möchte, dem seien noch zwei ­Dependancen des LWL-Museums als Ausflugstipps ans Herz gelegt: Rund 50 Kilometer nördlich von Münster, am Rande der Stadt Rheine, liegt das Kloster Bentlage, ein beliebtes ­A usf lugsziel besonders für Radfahrer. Im ehemaligen ­K reuzherrenkloster von 1437 an den Ufern der Ems kann man Kunstschätze aus der Klosterzeit und die im deutschsprachi­ gen Raum einmaligen spätmittelalterlichen Reliquiengärten entdecken. Bereits seit 1996 ist das Kloster Bentlage Außen­ stelle des LW L-Museums f ür Kunst und Kult ur. Im renovierten Ostflügel präsentiert sich die „Westfälische Gale­ rie“: Rund 80 Gemälde und einige Skulpturen geben einen kompakten Überblick über die künstlerische Produktion in Westfalen. Und das ist keineswegs nur Heimatmalerei: Vom späteren Gründungsmitglied der Künstlerkolonie Worps­ wede, Otto Modersohn, über die Expressionisten Wilhelm Morgner und August Macke, den Hauptvertreter des Informel, Emil Schumacher, bis zum 1933 in die USA emigrierten, ­abstrakten Maler und bedeutenden Kunsttheoretiker Josef Albers reicht hier das Spektrum.

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W I N T E R 2 014 /15 — M Ü N S T E R

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Wer noch mehr Kunst tanken will, sollte sich in den äußersten Süden des Münsterlands begeben. Hier liegt am Ortsrand des 28.000-Einwohner-Städtchens Schwelm das Schloss ­C appenberg, ein ehemaliges Barockkloster, das 1816 vom preußischen Staatsreformer Karl Freiherr vom und zum Stein als Altersruhesitz erworben wurde. Ihm ist im West­ f lügel des Schlosses eine Dauerausstellung gewidmet. Seit Beginn der 1980er-Jahre finden im Mittelflügel des Schlosses aber auch Wechselausstellungen zur Kunst statt. Max Pech­ stein, August Macke oder Alexej von Jawlensky zählten hier bereits zu den Publikumsmagneten.


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Werner Schneiders Sammlung zeitgenössischer Kunst

Galerie im Venet-Haus

Werner Schneider, Verena Schneider, Terence Carr Fotos: Neu- Ulmer Kunst GmbH rechte Seite: Bernar Venet, „ARC“, 50,3 °, Venet- Haus

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W I N T E R 2 014 /15 — N E U - U L M

© VG Bild- Kunst, Bonn 2014

Die Galerie im Venet-Haus schafft mit einem umfang­ reichen Ansatz ihr eigenes Profil – sie gibt Neu-Ulm einen öffent­l ichen Raum für zeitgenössische Kunst. Die 2007 eröffnete Galerie des Kunstsammlers ­Werner Schneider steht seit Herbst 2013 unter der Leitung der Marketingexpertin Verena Schneider; in Fragen des ­Kuratierens wird sie von dem Künstler Terence Carr unter­ stützt. Das Galerie­gebäude besteht aus einem White Cube, der durch ein gläsernes Foyer mit einem alten Bastionstrakt von Backsteinmauern verbunden ist . Dies ergibt eine ­Ausstellungsfläche von 180 Quadratmetern. Die architekto­ nischen Besonder­heiten bieten die Möglichkeiten sowohl Bilder als auch Skulpturen in einer individuell abgestimmten Umgebung zu präsentieren. Anfang dieses Jahres ent­f alteten etwa die Skulpturen des Hamburger Künstlers Benjamin Schubert – dekonstruierte Leuchtreklamen, neu zusam­ mengesetzt zu Objekten aus Buchstaben und Neonlicht – im Kontrast der Räume ihre Wirkung. Im März konnten dann Gemälde von Marina Sailer im weißen Kubus in baro­ cker Farbenpracht erstrahlen. Dieser Spielraum bietet die Voraussetzung für die offe­ ne Herangehensweise der Galeristen: Die Auswahl der Künstler soll nicht durch Konzepte beeinträchtigt werden. Vielmehr sind persönlicher Geschmack und Sympathie das Auswahlkriterium. „ Das Erlebnis von Kunst w ird deut licher und ­s chöner in der Begegnung miteinander. Deshalb wollen wir ­k unstinteressierte Menschen – egal ob jung oder

alt – zusammenbringen, um im direkten Kontakt mit unse­ ren Künstlern den Austausch zwischen ,Schöpfer‘ und ,Betrachter‘ lebendig zu erfahren. Wir tragen nämlich da­ durch nicht nur zu unserem eigenen Galeriekonzept bei, sondern bereichern auch die regionale Kulturszene“, so Vere­ na Schneider. Dementsprechend wurde der jungen Malerin Donata Benker, eine Neuentdeckung der Galerie, eine Plattform geboten. Benkers Landschaftsimpressionen sind seit dem 21. Oktober 2014 im Venet-Haus zu sehen – zuvor hat die Galerie bereits mit einer Hommage an den 2013 ver­ storbenen Maler und Bildhauer Hans Matthäus Bachmayer Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Galerie ist in einen größeren Komplex eingebettet. Sie befindet sich auf dem gleichen Gelände wie der Hauptsitz der Rechtsanwalts- und Steuerberatungskanzlei Schneider, Geiwitz & Partner, die Werner Schneiders Sammlung zeitge­ nössischer Kunst beherbergt. Rund 1.650 Kunstwerke sind vom Eingangsbereich bis in die einzelnen Büros verteilt, ­v ertreten sind unter anderem Günther Uecker, Shimon ­Okshteyn und Chris Nägele. Das größte Stück der Sammlung befindet sich nur zu einem Teil im Gebäude: eine Skulptur von Bernar Venet, ein 37 Meter hoher Bogen aus korrodierendem Stahl. Sie fußt im verglasten Treppenhaus des Haupteingangs, durchbricht jedoch nach wenigen Metern die Glasfront und erstreckt sich dann, der Fassade an der Straßenseite vorgela­ gert, bis über das Flachdach des Baus. Ein Gegengewicht zu diesem monumentalen Werk bildet eine weitere Großplastik, die auf der anderen Seite des Areals aufgestellt ist: Tony Craggs „Chain of Events“ bestehend aus zwei Strängen, die sich in organischen Formen umeinanderwinden, um sich dann in 7,5 Metern Höhe zu vereinen. Mit einer 2009 ins Leben gerufenen Stiftung unter­ nimmt Werner Schneider nicht nur den Versuch, den Erhalt der Sammlung zu gewährleisten, sondern er unterstützt gleichzeitig auch andere Institutionen wie das Ulmer Muse­ um. Ständige Führungen machen die Werke im Venet-Haus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. In Kooperation mit der Galerie soll in den nächsten zwei Jahren ein Skulpturenpark entstehen, der sich über das ganze Gelände erstrecken wird. Geplant ist, einigen be­ reits im Innenhof aufgestellten Arbeiten weitere Stücke hinzu­z ufügen, um für zukünftige Ausstellungen eine zu­ sätzliche Präsentationsf läche unter freiem Himmel zu schaffen. Mit diesem Ausblick möchte Terence Carr die ­Galerie auch in Zukunft betreuen: „Die Galerie ist entstan­ den aus einer großen Liebe zur Kunst, und in diesem Sinne führen wir sie weiter.“ JOSEFINE HERTWIG


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In der Nähe von Bodensee und Schweizer Grenze

Erstaunliches Singen

So tritt auch das im November 2013 eröffnete MAC – Museum Art & Cars auf, das ein wenig „Bilbao“ in den Hegau bringt: Eine wellenförmige Bauskulptur – gestiftet und realisiert vom Singen? Singen! – Im Herzen des Hegau gelegen, eine Stadt ­U nternehmerehepaar Maier, um die Südwestdeutsche in der Nähe von Bodensee und Schweizer Grenze, die auf ­Kunstsammlung zu beherbergen –, die sich an den Fuß des dem Kulturradar der meisten nicht sonderlich weit vorn Hohentwiels schmiegt und der Silhouette der prägnanten rangieren dürfte. Maggi wird hier produziert, Aluminium Burg einen Gegenpol hinzufügt. Inspiriert von den vorge­ ist wichtig. Also eine Industriestadt? Keineswegs! Denn wie fundenen Formen vor Ort ist es dem Architekten Daniel so oft gibt es gerade in den eher unbeachteten Flecken viel zu Binder gelungen, den historischen Bau zu zitieren, ohne ihn entdecken – die mittelalterliche Festungsruine Hohentwiel zu kopieren. Mit Gegenüberstellungen will man künftig auch natürlich, auf der jährlich eines der ältesten Freiluftfestivals in in den Ausstellungen des MAC versuchen, Perspektiven zu Süd­deutschland stattfindet. Aber auch die Kunst ist in Singen erweitern – so soll der Autofan Zugang zur Kunst finden, der erstaunlich aufgestellt. Kunstliebhaber Mobilität und Technik entdecken und sie alle So wird ein ambitioniertes Kunst-im-öffentlichen-­ an die Architektur herangeführt werden. Raum-Programm gepf legt, dessen Wurzeln bis in die Nur einen Steinwurf vom MAC entfernt ist der jüngste 1950er-Jahre zurückreichen, als man Otto Dix, der seit den Zuwachs in Sachen Kunst in Singen zu finden. Hierher hat die 1930er-Jahren im Hegau lebte, einlud, Räume im hiesigen Galerie Vayhinger nach über 30 Jahren Engagement in Radolf­ Rathaus auszumalen. Dass die Region für viele moderne zell ihren Sitz verlegt. Das Galeristenpaar, dessen Name weit Künstler zum Exilraum wurde, hat Spuren hinterlassen. Ih­ über die regionale Kunstszene hinausstrahlt, hat sich nicht nen kann man etwa im Kunstmuseum nachspüren. nur um die Förderung der jungen Kunst, sondern auch durch Dessen Sammlung widmet sich der Kunst im Boden­ seine Arbeit für die Galerienszene verdient gemacht. In den seeraum seit 1900. Man zeigt Landschaften ebenso wie die neuen Räumen wollen sie nun ihr besonderes Verständnis klassisch gewordene Moderne des 20. Jahrhunderts. Vor allem von der Kunstvermittlung noch intensiver umsetzen – keine aber widmet sich das Kunstmuseum Singen unter Christoph distanzierte Präsentation im White Cube, sondern buchstäb­ Bauer der zeitgenössischen Kunst im Südwesten. „Heute ist liches Leben in und mit Kunst. Warum gerade in Singen? – „In man nicht mehr regional im Sinne von ortsgebunden“, so Bau­ Singen herrscht eine besondere Kulturoffenheit – vonseiten er. „Regional bedeutet heute, Schnittstellen zu haben mit dem der Stadt ebenso wie von den Bewohnern“, so die Galeristin. Hegau, weil man hier geboren ist, weil man einen Lebensab­ „Singen hat ein beachtliches Potenzial, das nicht zuletzt aus schnitt hier verbringt, weil man thematisch immer wieder der großen kulturellen Vielfalt hier entsteht. Eine spannende hierher kommt. Um die künstlerische Qualität unserer Stadt!“ Sammlung zu garantieren, richten wir unseren Blick überre­ gional aus.“ SIMONE KRAFT Foto: © MAC – Museum Art & Cars


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ARTMAPP: Wir sitzen in den Räumen, Helena Vayhinger, die Sie und Ihr Mann in Singen neu bezogen haben. Warum gerade Singen? Helena Vayhinger: Singen ist eine sehr spannende Stadt mit großem kulturellen Potenzial und einer aufgeschlossenen Verwaltung, die versteht, dass Kultur auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Sie lässt ohne großes Gegenargumen­ tieren auch Experimentelles zu – etwa schon im Jahr 2000 das internationale Kunstprojekt „Hier Da Und Dort“ zur Landes­ gartenschau, das wir mit initiieren durften und das heute noch weit über die Grenzen bekannt ist. Viele Installationen von Künstlern wie Joseph Kosuth, Ilja Kabakov, Stephan Bal­ kenhol oder Pipilotti Rist sind nach wie vor präsent. Mit dem Revival dieses Projekts eröffnen wir übrigens zum 1. Novem­ ber unsere neuen Galerieräume – eine Hommage an unseren neuen Standort! ARTMAPP: Christoph Bauer, das Kunstmuseum Singen gibt es seit 1990. Gerade haben Sie Ihr Haus im Herbst nach einer langen Umbauphase neu eröffnet – was hat sich verändert? Christoph Bauer: Einiges! Wir präsentieren uns im Grunde völlig neu – die Räume wurden vergrößert und umstruktu­ riert. Wo früher viele Unterteilungen waren, ist jetzt ein großzügiger Raum entstanden, der mit mobilen Wänden ge­ gliedert werden kann. Außerdem haben wir ein ganzes Geschoss hinzugewonnen. Dadurch können wir unsere Aus­ stellungen auch stärker thematisch fokussieren: Während im Erdgeschoss in Zukunft hauptsächlich Arbeiten aus unserer Sammlung zu sehen sein werden, bleibt der erste Stock Wech­ selausstellungen mit zeitgenössischen Künstlern vorbehalten. Wir haben lange überlegt und geplant, auch viele Künstler um ihren Input zu der Neustrukturierung gebeten. Jetzt arbeiten wir buchstäblich in ganz „neuen alten“ Räumen. ARTMAPP: Auch Sie, Hermann Maier, standen vor nicht allzu langer Zeit noch auf der Baustelle. Kurz gefragt – wie baut man ein Museum?

ARTMAPP: Das MAC verfolgt ein ungewöhnliches kuratorisches Konzept. Wie befruchtet sich die Präsentation von Kunst und Automobilen gegenseitig? HM: Wir wollen festgesetzte Grenzen überwinden und auto­ mobile Raritäten in einen Dialog zur Kunst setzen. Ein Vorhaben, das äußerst kontrovers diskutiert wurde und für die nötige Aufregung sorgte. Die hat sich nun jedoch gelegt; unser Konzept ist ein voller Erfolg und eröffnet den Besu­ chern einige neue Perspektiven. ARTMAPP: Auch in Ihrer Galerie, Helena Vayinger, haben Sie schon immer etwas unkonventioneller gearbeitet ... HV: In der Tat. Wir bündeln unter einem Leitbegriff rund 15 Ausstellungen innerhalb von drei Jahren. Diese Idee werden wir auch künftig beibehalten, nur haben wir jetzt ganz be­ wusst die Räumlichkeiten verändert – weg vom White Cube, hin zu einem intimeren Rahmen. Ich denke, die klassische Galerie hat sich überholt, denken Sie allein an die Auswirkun­ gen des Internets! Daher ist es wichtig, Räume für individuelle Begegnungen anzubieten, die ein ganz anderes Leben und Er­ leben von Kunst ermöglichen. Es wird bei uns auch wieder klassische Salons geben – Diskussionsabende mit Künstlern bei einem guten, einfachen Essen, bei denen diskutiert, gestritten, sich unterhalten wird.

W I N T E R 2 014 /15 — S I N G E N

In Singen tut sich was: Das etablierte Kunstmuseum Singen wurde in eineinhalb Jahren komplett umgebaut, das MAC – Museum Art & Cars nach über zehn Jahren Planungs- und Bauzeit im Winter 2013 eröffnet und die neuen Räume der Ga­ lerie Vayhinger werden in diesem November eingeweiht. Für ARTMAPP hat Simone Kraft mit Christoph Bauer, Leiter des Kunstmuseums Singen, Hermann Maier, Stifter des MAC, und der Galeristin Helena Vayhinger über ihre Baustellen in Singen gesprochen – und natürlich über Kunst.

Hermann Maier: Nachdem vor 14 Jahren die Idee eines Muse­ ums für die Südwestdeutsche Kunststiftung geboren war, begann eine sehr kreative Zeit für uns. Über fünf Jahre lang wurden unterschiedlichste Entwürfe zusammengetragen, von raumschiff-ähnlichen Zylindern und Pyramiden bis hin zur klassischen Bauhausarchitektur. Sie alle fügten sich je­ doch nicht in die Landschaft um den Hohentwiel ein. Daher begannen wir noch einmal von vorn – beseelt von der Theorie Senecas: Kunst ist Nachahmung der Natur. So wurde der Bau zum skulpturalen Kunstwerk, das die umliegende Natur ­modern interpretiert – ein Baudenkmal, über das die Frank­ furter Allgemeine schrieb: „Mit seinem neuen Wahrzeichen wird Singen in den nächsten Monaten einen ähnlichen ­Popularitätsschub wie Bilbao verzeichnen, das dank seines spektakulären Guggenheim-Museums von Gehry von der grauen Industriemaus zum Touristenmagneten aufstieg [...]“
 Die geschwungenen Formen wurden von Fachleu­ ten als nicht umsetzbar betrachtet. Daher beschlossen wir letztendlich, ein eigenes Bauunternehmen zu gründen, um das Gebäude verwirklichen zu können. Wir haben lange getüftelt und geforscht, um unsere Vorstellungen realisieren zu ­können – so haben wir etwa einen neuen Mauerziegel ­e nt­w ickelt, der auf natürliche Weise ein ausgeglichenes Raumklima e­ rzeugt, ganz ohne Technik.

ARTM APP

BL E I BT A L L E S A N DE R S : B AU - U N D S C H AU S T E L L E S I N G E N


160 ARTMAPP: Das Kunstmuseum Singen, Christoph Bauer, dagegen arbeitet klassisch? CB: Nicht ausschließlich. Für die Sammlung haben wir uns bewusst für eine klassische Ausstellungspraxis entschie­ den. Wir beleuchten – ohne Effekte – die ganze Wand und hängen in Reihe. Die Werke stehen für sich. Mit temporär einge­z ogenen Wänden schaffen wir thematische Zonen für unsere Sammlungsschwerpunkte rund um die Moder­ ne am Bo­densee von 1900 bis heute. Die Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst präsentieren wir in enger Abstim­ mung mit den Künstlern: Videos, Fotografien, Gemälde, Bildhauerei, Installationen werden jeweils ganz individuell raum- und kontextbezogen aufgebaut. ARTMAPP: Singen wird nun sicher in der Reise­ planung vieler weiter nach vorn rücken. Haben Sie Tipps für Erstbesucher? CB: Für Kulturfans bietet sich einiges! Otto Dix’ Wandbilder im Rathaus sind ein Muss und die „SkulpTour“ durch den öf­ fentlichen Raum. Dann ein Besuch auf der Höri im Dix-Haus, Wandern auf dem Kunstpfad, natürlich die Burg Hohentwiel und die Vulkanlandschaft des Hegaus ...

HV: Ich schließe mich Christoph voll und ganz an. Es ist be­ achtlich, was Singen an Kultur bietet. Es gibt zudem einen weit über die Region hinausragenden Jazzclub mit internatio­ nalen Musikern. Aber Singen ist auch eine schöne Stadt zum Shoppen! Wir haben hier zudem einen der bekanntesten ­K äsehändler Deutschlands, Wolfram Schreier, der leiden­ schaftlich und völlig unprätentiös einen perfekten Job macht. Und abends ist Nikos Lifestyle Bar ein Muss – dort kreiert der Europameister im Shaken aufregende Cocktails! HM: Was die wenigsten wissen: Der Hohentwiel ist auch Deutschlands höchstgelegener Weinberg. Beate und Georg Vollmayer ernten und keltern dort mehrfach ausgezeichnete Weine. ARTMAPP: Herzlichen Dank für die Einblicke in Ihre Stadt!

ARTM APP

W I N T E R 2 014 /15 — S I N G E N

Fotos: © Kunstmuseum Singen

bis 15 . März 2015

bis 18. Januar 2015

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MARC PESCHKE

kreisen immer dichter und schneller um einen imaginä r e n P u n k t. N i e m u s s d i e s e M u s i k z u En d e g e d a c h t w e r d e n, i m G e g e n t e i l: S i e

S ound -­ Ar chit ek t ur To Rococo Rot

darf als Skizze auch gerne s t e h e n b l e i b e n. D i e M u s i k v o n To Ro c o c o Ro t i s t m a l ko n t e m p l a t i v, d a n n t e c h n o i d, d a n n w i e d e r s p h ä r i s c h. O f t ko m m t s i e m i t w e n i g e n Klängen und Geräuschen aus und näher t sich gerne

D i e N ä h e d e r 19 95 g e g r ü n d e -

unbemerkt von hinten durch

t e n B a n d To Ro c o c o Ro t z u r

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G e b r ü d e r n Ro n a l d u n d Ro b e r t

e i n e m H a u s i n Kö l n - Eh r e n f e l d

Lippok sowie Stefan Schnei-

e i n g a n z e s A l b u m: d e m

d e r, ke i n e – u n d d a s i s t d a s

s o g e n a n n t e n „ Kö l n e r B r e t t “

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Ta b o r i s S a t z, e r w ä r e e i n

A r c h i t e k t e n, w e r ke l n m i t i h r e r

E x p e r i m e n t. D i e Ru h e, a u s d e r

„ g e f ä h r l i c h e r, n a c k t e r

e l e k t ro n i s c h e n M u s i k n i c h t n u r

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s o n d e r n s i n d w a h r e Ko n s t r u k-

t o - ro c o c o - ro t

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To Ro c o c o Ro t, „ I n s t r u m e n t “

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d o c h i m m e r f o r d e r n d: M a n

Fo t o: J e n s O e l l e r m a n

2012 h a t t e e r i h r s e i n A r c h i v

v e r s i n k t d a r i n. D i e M u s i k

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P ro b e n -, Sz e n e n - u n d

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l e r G e r t Vo s s, En s e m b l e m i t -

T h e a t e r f o t o g r a f e n, Ro l l e n b ü -

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B ü h n e“, d a s v o n d e r D r a m a -

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I n t e l l e k t u e l l e n, d e r Ly rike r,

g a b u n g d e s A n t o n C o r b ij n:

Fi l m s – e r t h e m a t i s i e r t d i e

d e n Ro m a n cie r, d e n Ku l t u r­

Z u m Fi l m s t a r t s e i n e s n e u e n

Te r ro r a n s c h l ä g e v o m

k rit ike r u n d Re gis s e u r,

We r k s „ A M o s t Wa n t e d

11. S e p t e m b e r 20 01 u n d d i e

d e n Zeic hn e r u n d M a l e r

M a n“ – d e r v o r l e t z t e Fi l m m i t

H a m b u r g e r Te r ro r z e l l e – ko n -

d e m i m F­ e b r u a r v e r s t o r b e n e n

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Philip Seymour Hof fman – ist

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n u n w i e d e r e i n Fo t o b u c h d e r

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D r e h a r b e i t e n e r s c h i e n e n.

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Ko m m e n t a r e n u n d Z e i c h n u n -

M o s t Wa n t e d M a n“ v i s u a l i -

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Geschichte des Thrillers nach

Fo t o g r a f e r h i e l t i n d i e s e m

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M a n“, © S c h i r m e r/M o s e l

„ E s g i b t e i n Ro m v o r u n d e i n

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„ L o o k i n g a t A M o s t Wa n t e d


166

D i e A u s s t e l l u n g „ J e f f Wa l l – Ta b l e a u x P i c t u r e s P h o t o ­ g r a p h s 19 96 –2013“ i s t b i s

Kunst im ­ö f f ent lichen Raum KU B Billbo ards von Jef f Wall in Br e g enz

M i k h a i l Ro g i n s k y,

z u m 11. J a n u a r 2015 z u s e h e n u n d i n Ko o p e r a t i o n m i t d e m S t e d e l ij k M u s e u m i n A m s t e rdam und dem Louisiana Museum of Modern Ar t in H u m l e b æ k e n t s t a n d e n. Präsentier t werden et wa 40 Arbeiten aus den letzten z wei D e ka d e n. D i e A u s s t e l l u n g i n Bregenz ist die erste umfassende Präsentation von We r ke n J e f f Wa l l s i n Österreich nach über zehn J a h r e n.

„ D o o r “, 196 5

Ro g i n s k y En t w i c k l u n g i s t

© M i k h a i l Ro g i n s k y,

i n t e r e s s a n t. Z u B e g i n n

AC S L o n d o n 2014

orientier te er sich in seiner

Pa r a l l e l z u r g ro ß e n J e f f -Wa l l -

Arbeit an den realistischen

S c h a u i m Ku n s t h a u s B r e g e n z

Darstellungen auf sowjeti-

werden sechs KUB Billboards

s c h e n P l a ka t e n u n d w u r d e

an der Bregenzer Seestraße

b a l d a l s Po p - A r t Kü n s t l e r

v o n d e m ka n a d i s c h e n

e i n g e o r d n e t. S c h o n b e v o r e r

Fo t o k ü n s t l e r b e s p i e l t. Z u

A u s s t e l l u n g s a n s i c h t,

1978 n a c h Pa r i s e m i g r i e r t e,

sehen sind Details aus auch in

Ku n s t h a u s B r e g e n z

widmete er sich der

der Ausstellung präsentier ten

Fo t o: M a r k u s Tr e t t e r

­D a r s t e l l u n g e i n f a c h e r

A r b e i t e n, d i e f ü r d i e We r b e t a -

© J e f f Wa l l u n d Ku n s t h a u s

A l l t a g s g e g e n s t ä n d e.

feln auf drei mal drei Meter

Bregenz

14. Int er ­ na t ionale Ar chit ek t ur -­ Biennale ­V enedig 2014 Werk schau M ikhail ­R o ginsk y

v e r g rö ß e r t w u r d e n. D i e a u s g e s t e l l t e n 120 Gemälde waren ein Höhe p u n k t d e r A r c h i t e k t u r- B i e n n a l e – ergänz t durch ein Video ­ p o r t r ä t v o n Va d i m Z a k h a ro v, einem Bewunderer und Fr e u n d, d e r i m l e t z t e n J a h r d e n Ru s s i s c h e n Pa v i l l o n d e r Biennale eindrucksvoll b e s p i e l t e. A u s g a n g s p u n k t

M i k h a i l Ro g i n s k y i s t e i n e

der Schau ist die berühmte

En t d e c k u n g! A u f d e r

„ Ro t e T ü r “ d e s Kü n s t l e r s a u s

v e n ez i a n i s c h e n A r c h i t e k t u r-

d e m J a h r 196 5.

b i e n n a l e (u n t e r d e m T h e m a

E s l o h n t, d i e s e n b e i n a h e

„ Fu n d a m e n t a l s“ v o n Re m

vergessenen Exilkünstlers

Ko o l h a a s k u r a t i e r t u n d b i s

ke n n e n z u l e r n e n, d e r s e i n e r

z u m 23. N o v e m b e r z u

H e i m a t u n d Ve r g a n g e n h e i t

b e s u c h e n) w a r i m „C e n t ro

i n s e i n e n We r ke n i m m e r

S t u d i s u l l e A r t i d e l l a Ru s s i a“

v e r b u n d e n b l i e b.

b i s z u m 28. S e p t e m b e r e i n e v o n d e r M i k h a i l - Ro g i n s k y -­

w w w.l a b i e n n a l e.o r g /i t

S t i f t u n g i n i t ii e r t e We r k s c h a u

w w w.f o n d a z i o n e c a f o s c a r i.i t

z u s e h e n, d i e d e n 1931 i n M o s ka u g e b o r e n e n u n d 20 0 4 i n Pa r i s v e r s t o r b e n e n Kü n s t l e r u m f a s s e n d v o r s t e l l t e.

w w w.k u n s t h a u s - b r e g e n z.a t


167 M u s e u m B o ij m a n s Va n B e u n i n g e n ( b i s 18. J a n u a r 2015) i n t e r e s s a n t, w e i l s i e En t w ü r f e d e r n e u e s t e n M o d e d e s i g n e r- G e n e r a t i o n

Kul t urst ad t Rot terdam

v o r s t e l l t, d i e m i t i h r e r A r b e i t im Grenzbereich von Mode u n d Ku n s t s i e d e l n. We i t e r e Themen der Ausstellung sind N a c h h a l t i g ke i t, Te c h n o l o g i e und die gesellschaf tliche

Ro t t e r d a m h a t – s p ä t e s t e n s

B e d e u t u n g v o n K l e i d u n g.

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Präsentier t werden Kleidungs -

Ku l t u r h a u p t s t a d t Eu ro p a s i m

s t ü c ke, V i d e o s u n d I n s t a l l a t i o -

J a h r 20 01 – e i n e n b e s o n d e r s

n e n. Ei n Sy m p o s i u m, m e h r e r e

g u t e n Ru f a l s Ku n s t s t a d t. Ei n e

Wo r k s h o p s u n d L e s u n g e n

Re i s e i n d i e z w e i t g rö ß t e

b i l d e n d a s B e i p ro g r a m m.

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w w w.k u n s t h a l.n l

Ausstellungen werden für

w w w.b o ij m a n s .n l

g e s p a n n t e A u f m e r k s a m ke i t s o r g e n. N e b e n d e r S c h a u Ku n s t Ra u m Fo r m,

Vu l ka n e n i n s Fr e i e s t ü r m e n.

„ D e s i g n i n g 0 07“ i n d e r v o n

darunter: Dietrich Mateschitz

Re m Ko o l h a a s e n t w o r f e n e n

und Jos Pirkner

Ku n s t h a l Ro t t e r d a m ( b i s 8.

Fo t o s: Pe t e r Ri g a u d/Re d B u l l

Fe b r u a r 2015) i s t v o r a l l e m

„T h e Fu t u r e o f Fa s h i o n i s

C o n t e n t Po o l

die Ausstellung „Die Zukunf t

n o w “, Fo t o: J o u ke B o s .

der Mode ist Jetz t“ im

Die Bullen von Fuschl Jos Pirkners Unternehmenszentrale für Red Bull

D a s We r k s o l l n a c h A n g a b e n v o n Re d B u l l m i t s e i n e n i n s g e s a m t 24 M e t e r n L ä n g e d i e g rö ß t e B ro n z e s k u l p t u r d e r N e uz e i t i n Eu ro p a s e i n. D i e B u l l e n w u r d e n a u s 57 To n n e n L e h m g e f o r m t. D a s m o n u m e n t a l e We r k d e s 8 6 - j ä h r i g e n Kü n s t l e r s w i r d n u n a u c h i n e i n e m B u c h v o r g e s t e l l t, d a s den Titel „Die Bullen von Fu s c h l“ t r ä g t. P i r k n e r h a t weitere bedeutende figurative

v e r s c h i e d e n e g ro ß e B r u n n e n -

Re d B u l l i n Fu s c h l a m S e e i m

a n l a g e n. G e g o s s e n w u r d e n

ö s t e r r e i c h i s c h e n S a l z ka m m e r-

d i e „ B u l l e n v o n Fu s c h l“ v o n

g u t e rö f f n e t, d i e d u r c h d e n

der Berliner Gießerei Noack.

O s t t i ro l e r Kü n s t l e r J o s P i r k n e r g e s t a l t e t w u r d e. S e i n E n t w u r f entbehr t nicht einer guten Po r t i o n D r a m a t i k : D e r Ke r n d e r G e b ä u d e a n l a g e a u s G l a s, B a s a l t, G r a n i t, M e t a l l u n d B r o n z e w i r d v o n 14 B u l l e n b e s t i m m t, d i e a u s z w e i

w w w.j o s - p i r k n e r.a t

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Grab Julien Greens und

Unternehmenszentrale von

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We r ke g e s c h a f f e n, e t w a d a s Im Oktober wurde die neue


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Ausstellungen im SchloĂ&#x; Schreibersches Haus C.D. Rauch-Geburtshaus Kaulbach-Haus

Christian Daniel

Rauch

Museum

Bad Arolsen

www.museum-bad-arolsen.de

Seite 1


169

Mit der ARTMAPP App zur Kunst und in die schönsten Hotels

Foto: © B2 Boutique Hotel + Spa Zürich

B2 B o u t i q u e H o t e l + S p a H ü r l i m a n n -A r e a l Zü ri c h B r a n d s c h e n ke s t r a ß e 152 w w w.b2b o u t i q u e h o t e l s .c o m Das urb ane B outique H ot el mit indus ­ t riell em Charak t er, ist geprä gt von d er lokal en (Brauerei)G eschicht e. H erz st ück gratis im App Store, bei Google Play und unter mobil.artmapp.net

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25H o u rs H o t e l Zü ri c h Wes t P f i n g s t w e i d s t r a ß e 10 2 w w w.25 h o u r s - h o t e l s .c o m/z u e r i c h „ M eine Auf gab e f ür das Zürcher 25hours H ot el ist das kompl exest e Innenarchit ek t urprojek t in meinen 20 J ahren als D esigner”, sa gt Alf re do H äb erli üb er seine erst e G esamt gest alt ung eines H ot els. Sternekoch Jens Jakob, Katja und Gerhard Leidinger Foto: Domicil Leidinger

G et reu d em 25hours - M ot to, „kennst du eins, kennst du keins“, set z t sich das H ot el int ensiv mit seinem St andor t auseinand er. In gewohnt er M anier spielt d er G est alt er zud em mit kre ativen Dopp eld eutigkeit en:

Foto: © Hotel Schweizerhof Bern

Domicil LEIDINGER, S a a r b r ü c ke n

hometown“ ist das H aus mit künst l erischen

M a i n z e r S t r a ß e 10

und grafischen Int er ventionen gespick t,

w w w.d o m i c i l - l e i d i n g e r.d e

die d en G ast hinaus f ühren in die

B a h n h o f s t r a ß e 11

H eimst adt d es H ot els jenseit s von B anken,

w w w. s c hw e i z e r h o f - b e r n.c h

H o t e l S c hwe i z e r h o f B e r n

Pet er Ustinov, S ophia Loren, Liz Ta y lor –

neuen Par t ner im H ot el Leidinger. S eit

­le gendäre N amen, exorbit ant e Fest e und

diesem S ommer ergänz t d er St erneko ch

eine eindrucksvoll e G eschicht e:

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Das H ot el S chweizerhof B ern war das

N oir“, das gast ronomische Konzept mit

erst e Luxushot el B erns – üb er 150 J ahre alt

seiner Feinschme cker- Küche. Er üb ernimmt

sind die Wurzeln dieses l e gendären

damit die gesamt e G ast ronomie eines

H auses, in wel chem Welt st ars, Bund esrät e

H auses, das von Katja und G erd Leidinger

o d er b erühmt e Forscher zu G ast waren.

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2011 w urd e das Fünf st erne - Sup erior- H ot el

Symbiose aus B aro ck und M o d erne

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W I N T E R 2 014 /15 — H O T E L S

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Sie hab en sich nicht gesucht, sie hab en

Unt er d em Arb eit s­tit el „t he smil e of my


170

A u s A m r e i ’s A r t b l o g Amrei Heyne (*1971) ist Galeristin in Stuttgart und berichtet sehr persönlich vom Suchen und Finden der Kunst.

Amrei‘s Soloshow von Alvar Beyer auf der „Positions“

Als herbstliche Auguststürme im Süden Deutschlands ihre Hochzeit feierten, verließ ich die Stadt. Tbilisi – ein Traum erfüllte sich; keiner von der Liste, die ich nicht führe! Sonnig, heiß, wild, aufregend anders! – Tbilisi glänzt mit ehrwürdiger Architektur, auch Alexei W. Schtschussew baute hier, interessanter Topografie, fantastischem Essen, gastfreundlichen und wundervollen Menschen. Auf der Reise durch den kleinen Kaukasus lernte ich von Land und Leben und Politik! Das kann keine App! Für die Neugestaltung der Georgien verbliebenen subtropischen Ferien­b astion am Schwarzen Meer, Batumi, fehlen mir die Worte. Zum Glück gibt es Oasen wie den botanischen Garten am „Grünen Kap“. Der Stuttgarter Architekt und Künstler Jürgen Mayer H. schuf die spektakulärste Kulisse für einen Tag am Meer – in Sarpi –, der hippste Bordercheckpoint aller Zeiten führt zur Türkei. Wow! Mit einem fulminanten Start in den Kunstherbst punktete die BerlinArtWeek mit Openings im Hansaviertel, in Galerien, Projekträumen, Museen, mit den Messen „abc“ und „Positions“. Ich sage voller Stolz: Ja, ich war dabei. Mit einer Soloshow von Alvar Beyer – im aufregenden Kaufhaus Jandorf (Ex-Haus-der-Mode) superheftig fitgestylt von Leise Design/Knut Völzke. „Positions“-Gründer Galerist Kristian Jarmuschek und Team vollbrachten Heldenhaftes aufs Herzlichste! Danke! Sehen und gesehen werden? Im Hamburger Bahnhof ließ die Eröffnung der Ausstellung von Mariana Castillo Deball „Parergon“ (Preis der Nationalgalerie für Junge Kunst) selbiges vermuten. Besucher inszenierten sich und wurden Teil des Ganzen. Nichts weniger als eine Oper zum Sehen, Staunen und Hören wird von der Künstlerin geboten. – Die Stille genießend, gönnte ich mir, die neuesten Arbeiten, die „Dailies“, des verehrten Thomas Demand bei Sprüth Magers anzusehen. Tun Sie es mir gleich! „Everything began in Stuttgart“ prangt auf der Webseite von Max Hetzler. Das ist 40 Jahre her! Nun weltberühmte Künstler und Kuratoren gingen in der

Mariana Castillo Deball im Hamburger Bahnhof

„Tanzlabor“, Stuttgart

Freiheitsplatz, Tbilisi

Sarpi am Schwarzen Meer

Fotos: Amrei Heyne

Schwabstraße 2 ein und aus. Auch der Fotograf Werner Pawlok hatte einige Jahre sein Studio genau da. In der Frankfurter DZ Bank waren jüngst Pawloks Blumenpolaroids in der Ausstellung „Blütezeit“ neben Arbeiten von Araki, Calles, Schulze Eldowy, Rheims u. a. zu sehen. Aktuell lohnt sich ein Besuch der „Tischdecke“ wegen, einem Art-Open-Space-Projekt von Daniel Geiger und Mark Bohle. Ich besuchte die „Jean Kats – wir warens nicht“-Eröffnung und fand die Wahrheit hinterm Disclaimer. Alarm! ART AL ARM 15! Fast 1.000 Leute strömten zur Jubiläumssause ins Kunstmuseum Stuttgart, einige mehr besuchten die Galerien der Stadt an diesem Galerienrundgangswochenende. Der Berliner Felix Müller zeigte neben großformatigen Gemälden neueste Arbeiten seiner Serie „Raster“ bei mir. Gehen Sie tanzen! Im „Tanzlabor“ zauberten Douglas Lee, Louis Stiens und Katarzyna Kozielska. Letztere gibt Skulpturen der US-amerikanischen Künstlerin Janet Echelman eine Bühne – im Stuttgarter Ballett. Wohin am Wochenende? Auf ins Schloss! „Stromaufwärts“ – 50 Positionen, 10 Museen, 1 Ausstellung. Das ist der Slogan, und das nenn‘ ich auf den Punkt gebracht. Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen lädt bis Dezember ein, junge Positionen der Ruhrkunst­s zene zu feiern; unter ihnen ist der lässige Holger Kurt Jäger! Wie gern wär ich nach Amsterdam gereist; doch die „Unseen“ blieb unseen, leider – ich hoffe auf München: Avedon im Museum Brandhorst, Canaletto in der Alten Pinakothek, Anri Sala und Baselitz im Haus der Kunst. Oder London oder Leipzig oder gar Miami? Jede Stadt hat die Kunstszene, die sie verdient. Es gibt nichts Gutes – außer man tut es? Seien Sie klug, fassen Sie jetzt Vorsätze, setzen Sie Trends – Januar kann jeder. Auf zu Neuem! Ich hoffe sehr! Georgia on my mind … Machen Sie doch, was Sie wollen!


171

Bergisch Gladbach

Berlin

Topf und Deckel – Kunst und Küche bis 8.3.2015 Kunstmuseum Villa Zanders

SED TANTUM DIC VERBO (JUST SAY THE WORD) Kuratiert von Glenn O’Brien bis 20.12.2014 Galerie Blain|Southern

Die Ausstellung stellt künstlerische, sinnliche und ästhetische Aspekte vom Küchenstillleben bis zum Küchenleben heraus. Sie verbindet den Bereich der Küche mit der Kunst: In der gesamten Kunstgeschichte wird der Blick in die Küche und auf den Teller gepflegt. Dabei wird der Wandel der Küche als Ort der Arbeit, der Kommunikation und der Selbstdarstellung angesprochen. Exemplarisch vermitteln Miniküchen von Designern einen Eindruck davon, wie stark dieser Ort bei Beibehaltung der Grundfunktion auch zu reduzieren ist. Aber auch der Aspekt des Mangels, der leere Teller, wird in die Thematik einbezogen. Die Künstlerliste umfasst Arbeiten von 34 KünstlerInnen und DesignerInnen, vom klassischen Stillleben des 17. Jahrhunderts über einschlägige Grafiken von Picasso und Käthe Kollwitz bis zu den Werken von Zeitgenossen wie Jürgen Klauke, Rosemarie Trockel, Martha Rosler, Karin Kneffel oder Anna und Bernhard Blume. Als Schirmherren für die Ausstellung konnten zwei prominente Bürger Bergisch Gladbachs, Fritz Pleitgen und Nils Henkel, Küchenchef im Restaurant Schloss Lerbach, gewonnen werden. ☞ Kunstmuseum Villa Zanders Di–Sa 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr So und feiertags 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Platz 8, 51465 Bergisch Gladbach T +49 (0) 2202-142356 www.villa-zanders.de

WEST:BERLIN

14.11.2014 28.06.2015

EINE INSEL AUF DER SUCHE NACH FESTLAND

WEST:BERLIN

14.11.2014 28.06.2015

EINE INSEL AUF DER SUCHE NACH FESTLAND

Der amerikanische Schriftsteller und Verleger Glenn O’Brien hat in der Berliner Galerie Blain|Southern mit Werken von 23 Künstlern aus den 1960er-Jahren bis heute (u. a. Jean-Michel Basquiat, Douglas Gordon, Richard Prince, Ed Ruscha, Lawrence Wiener und Christopher Wool) eine prominente Gruppenausstellung zusammengestellt. Seine Sicht auf die (Medien-) Welt und seine kritische, aber nicht wertende Haltung, auf der seine Auswahl basiert, macht dieses Zitat deutlich: „Der Wandel der Medienlandschaft in den vergangenen 50 Jahren hat die Kommunikation revolutioniert. Literarische Linearität und ihre logischen Grundlagen werden ersetzt durch eine multiperspektivische Wahrnehmung und visuelle Collagen. Das geschriebene Wort wird von der mündlichen Rede überschattet. In der Folge entstehen Wortneuschöpfungen in einem piktografischen Rahmen, als ob die Sprache selbst zu einer unbekannten Landschaft geworden ist, die einer Neubewertung und Transformation bedarf.” ☞ Blain|Southern Di–Sa 11–18 Uhr Potsdamer Straße 77–87, 10785 Berlin T +49 (0) 30 6449 31510 www.blainsouthern.com

Jack Pierson, „Sex Change Romance“, 2014,

ephraim-palais poststrasse 16 | 10178 berlin

www.west.berlin

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Foto: Courtesy Cheim & Read, New York

© Patricia Waller, VG Bild-Kunst, Bonn 2014

W I N T E R 2 014 /15 — T E R M I N E

Metal, plastic and wood, 137,2 x 340,4 cm Patricia Waller, „Buf fet“, 1999, Wolle, Watte, Kunststof f, Holz


172

Bern

Bern

Bern

George Steinmann Index of the Hidden bis 22.11.2014 Galerie Béatrice Brunner

„WONDERLAND“ bis 23.12.2014 Galerie Martin Krebs

Manuel Burgener bis 6.12.2014 Krethlow Galerie und Kabinett

Geradezu opulent ist die November/Dezember-­ Ausstellung in der Galerie Martin Krebs: „WONDERL AND“! ... Den großformatigen ornamentalen Bildern von Claude Sandoz werden die fantastischen Arbeiten von M.S. Bastian/Isabelle L. in üppiger Petersburger Hängung gegenübergestellt, zusätzlich belebt durch die beweglichen Eisenfiguren von Jwan Luginbühl und die farbigen Objekte von Ottmar Hörl. ☞ Galerie Martin Krebs Di–Fr 14.30–18.30 Uhr, Sa 10–14 Uhr Münstergasse 43, 3011 Bern T +41 (0) 31 311 73 70 www.martinkrebs.ch

Es sind einfachste Materialien, mit denen der junge Berner Künstler Manuel Burgener (*1978) eine poetische Objekt-Welt aufbaut, immer den Fragen nachgehend, wann etwas etwas ist, was Teil, was Ganzes ist, wie das Gleichgewicht der Dinge zu halten sei, die dem Sog der Schwerkraft ausgesetzt sind. In seinem Wohnatelier in der Fabrik Burgdorf verweist kaum etwas auf eine künstlerische Tätigkeit – einige Holzlatten liegen und stehen herum, ein Bohrer, ein Diaprojektor. Ausgangspunkt der Arbeit ist das Wenige, das Unnütze, das Gebrauchte. Dann fällt der Blick auf eine der hohen Wände. Hier hat Burgener zwei Dachlatten vertikal hingestellt, davor eine Holzplatte, auf der erstarrte Farbe fließt, eine lange Latte greift diagonal in den Raum ein. Dann stellt er den Projektor an – die Linien vervielfachen sich durch die Schatten, dann noch eine große Spiegelscherbe auf den Boden – und wenn man sich bewegt, entstehen neue Konstellationen, Bilder von Linien, Flächen, dunklen Ecken, hellen Geometrien. Da steht also ein Tableau, das trotz der starren Materialien je nach Standpunkt des Betrachters changiert, ein Bild von Bildern. ☞ Krethlow Galerie und Kabinett Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 11–16 Uhr Gerechtigkeitsgasse 72–74, 3011 Bern T +41 (0) 31 312 35 01 www.krethlow.ch

Der Künstler und Musiker George Steinmann, ein Brückenbauer zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft, beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der Wechselwirkung unterschiedlicher Wahrnehmungssysteme. Seine Projekte visualisieren komplexe Zusammenhänge und definieren Kunst als ein „Medium des Erkundens, des Erkennens und des Veränderns der Welt“. Für sein vernetzendes Wirken hat er 2011 den Ehrendoktortitel der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern erhalten. Steinmanns vielschichtiges Schaffen wird weltweit in Museumsausstellungen und im öffentlichen Raum gezeigt, gegenwärtig in einer großen Einzelausstellung im Kunstmuseum Thun. Die Einzelausstellung „Index of the Hidden“ in der Galerie Béatrice Brunner legt den Schwerpunkt auf das fotografische und malerische Werk des in Bern lebenden Künstlers, das von einem Aufbruch ins global verantwortliche Handeln geprägt ist. ☞ Galerie Béatrice Brunner Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr Nydeggstalden 26, 3011 Bern T +41 (0) 31 312 40 12 www.beatricebrunner.ch

M.S. Bastian/Isabelle L. beim Einrichten der Ausstellung „Dschungelbilder“, 2010

George Steinmann, „Mittendrin am Rande“,

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W I N T E R 2 014 /15 — T E R M I N E

S/ W-Foto, Heidelbeersaft

Gallery Catherine Bastide, „Untitled“, 2012, Colorfotogramm, MDF, screw, glas, 186 x 107 x 5 cm


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Dortmund

Düsseldorf

Eb e rdin g e n/N u s s d o r f

Böse Clowns bis 8.3.2015 HMKV im Dortmunder U

JOEL MEYEROWITZ – RETROSPECTIVE bis 11.1.2015 NRW-Forum Düsseldorf

Welten träumen bis 21.12.2014 KUNSTWERK – Sammlung Alison und Peter W. Klein

Schon kleine Kinder haben heute Angst vor Clowns. Die überzeichneten Spaßmacher mit ihren grimassenhaften, undurchdringlichen Masken sind ihnen suspekt – und durchaus auch unheimlich. Die Ausstellung „Böse Clowns“ widmet sich genau dieser beunruhigenden Figur, die in letzter Zeit eine „unheimliche“ Karriere gemacht hat. Böse Clowns tauchen heute in den unterschiedlichsten Kontexten auf: in der Literatur, in Horror- und Hollywoodfilmen, in der (Anti-)Werbung (Ronald McDonald und Parodien), in Fernsehserien (Krusty bei den Simpsons), im politischem Aktivismus, in der Popmusik und in der zeitgenössischen Kunst (Cindy Sherman). Der maskierte Spaßmacher bringt uns zum Lachen – welches uns aber sehr schnell im Halse stecken bleibt: „There’s Nothing Funny About a Clown in the Moonlight“ (Lon Chaney). Als Scharnier zwischen Kunst, Aktivismus und Populärkultur – und quasi als historischer Ausgangspunkt der Ausstellung – dient die Arbeit der kalifornischen Cacophony Society, für die die Figur des „Klowns“ eine zentrale Rolle spielte. Hierbei handelt es sich um bislang in Europa noch nie gezeigtes Material. Die Cacophony Society, auf die das „Burning Man“-Festival zurückgeht, entwickelte Frühformen des Adbustings, der Markenverschmutzung (zu Ronald McDonald), des Flashmobs und der urbanen Explorationen (heute: Parcours), die sich sowohl im politischen Aktivismus der 1990er-Jahre als auch in aktuellen künstlerischen Projekten wiederfinden. ☞ HMKV im Dortmunder U Di/Mi + Sa/So 11–18 Uhr, Do/Fr 11–20 Uhr Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund T +49 (0) 231 49 66 42-0 www.hmkv.de

Erstmals in Deutschland zeigt das NRW-Forum Düsseldorf mit JOEL MEYEROWITZ – RETROSPECTIVE das gesamte künstlerische Spektrum der US-amerikanischen Fotolegende und Mitbegründer der „Street Photography“. Er gilt als Ikone der zeitgenössischen Fotografie und gehört neben William Eggleston und Stephen Shore zu den wichtigsten Vertretern der „New Color Photography“ der 1960er- und 1970er-Jahre. Seine Arbeiten stellte er in über 350 Ausstellungen rund um den Globus aus. Sie sind in allen wichtigen Sammlungen vertreten wie beispielsweise im Museum of Modern Art in New York, der Albertina in Wien oder dem Stedelijk Museum in Amsterdam. Das NRW-Forum Düsseldorf zeigt über 260 Arbeiten aller Werkgruppen aus mehr als 50 Jahren Schaffenszeit und ermöglicht den Besuchern einen fotografischen wie kulturellen Bildvergleich zwischen Europa und den USA. Darüber hinaus werden die 40 originalen ­V intageprints seiner ersten Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York von 1968 erstmals in Deutschland gezeigt. Kuratiert und organisiert wird die Ausstellung von Ralph Goertz, Leiter des IKS – Institut für Kunstdokumentation und Szenografie, in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Düsseldorf und Joel Meyerowitz. ☞ NRW-Forum Düsseldorf Di–So 11–20 Uhr, Fr 11–22 Uhr Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf T +49 (0) 211 89 266 90 www.nrw-forum.de

Wenn man sich beim Aufwachen an einen Traum erinnert, ergeben Bilder und Gefühle oft eine seltsame, rätselhafte Szenerie. Es sind Versatzstücke aus dem eigenen Erleben, die in Träumen ein Eigenleben führen. Erzählt man das Geträumte nach, erscheint die „Story“ meist wirr, weil die im Traum aneinandergereihten Bilder nicht dem Prinzip des Logischen unterliegen. Das Faszinierende am Traum ist, scheinbar Unvereinbares und Unerklärliches zusammendenken zu können. Die in der neuen Ausstellung präsentierten Werke aus der Sammlung Alison und Peter W. Klein stellen Bildwelten vor, die Versatzstücke des Erinnerns in poetischer, teils märchenhafter, teils abgründiger Weise zusammenführen und aus dem Verweigern eines vordergründig offensichtlichen Sinns Sinngewinn erzielen. Gezeigt werden u. a. Arbeiten von Inna Artemova, Lucas Davidson, Franziska Hufnagel, Jörg Mandernach, Charlotte McGowan-­ Griffin, Dominic Rouse, sabina SAKOH, Monika Thiele, Jerry Uelsmann, Maik Wolf und Michael Wutz. ☞ KUNSTWERK Sammlung Alison und Peter W. Klein Mi–Fr, So 11–17 Uhr Siemensstraße 40, 71735 Eberdingen-Nussdorf T +49 (0) 7042 3 76 95 66 www.sammlung-klein.de

Jerry Uelsmann, o. T., 1992, C-Print

Cindy Sherman, „Untitled 422“, Privatsammlung Deutschland, 2004 Courtesy of the Artist, Metro Pictures und Sprüth Magers

Joel Meyerowitz, „Young Dancer“, New York Cit y, 1978


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Hamburg

Hanau

Heilbronn

Automobile Wiedervereinigung 13.11.2014 – 15.3.2015 AUTOMUSEUM PROTOTYP, Hamburg

A Touch of Steel Stahlpreis 2014 25.9.2014 – 25.1.2015 Deutsches Goldschmiedehaus Hanau

Hermann Hesse Mit Feder und Farbe Werke aus dem Nachlass Heiner Hesse bis 11.1.2015 Kunsthalle Vogelmann

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W I N T E R 2 014 /15 — T E R M I N E

Erstmals werden in der Sonderausstellung „GEMEINSAM GEGENEINANDER – Automobilrennsport in BRD und DDR zwischen Kriegsende und Mauerbau“ einige der interessantesten Automobile aus Ost- und Westdeutschland in Kombination präsentiert. Besonders beeindruckend ist neben den PS-Raritäten aus den Jahren 1945 bis 1961 der Blick auf die außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die zu jener Zeit als Konstrukteure oder Fahrer den Rennsport in Deutschland wieder auf Erfolgskurs brachten. Die Erzählungen von Zeitzeugen – teilweise überraschend unpolitisch – eröffnen einen neuen Blick auf die deutsch-deutsche Automobil-Rennsport-Geschichte und ihre Akteure. Außer der aktuellen Sonderausstellung bietet das AUTOMUSEUM PROTOTYP mit seinem erlebnis­ orientierten Konzept unter anderem einen Porsche-356-Fahrsimulator, Dokumentarfilme im Museums­k ino, einen Modell-Windkanal und eine Daueraus­s tellung mit rund 50 handverlesenen Sport- und Rennfahrzeugen. Design- und Auto­m obilfans entdecken hier faszinierende Details an äußerst seltenen Exponaten vom Ur-Porsche (Typ 64 von 1939) bis hin zu dem Jordan F1 191 von Michael Schumacher. ☞ AUTOMUSEUM PROTOTYP Di–So 10–18 Uhr Shanghaiallee 7, 20457 Hamburg/HafenCity T +49 (0) 40 39 99 69 70 www.prototyp-hamburg.de

Seit vielen Jahren fördert das in Düsseldorf ansässige Kolloquium Nordrhein-Westfalen die künstlerische Arbeit mit Stahl/Edelstahl im kleinen Format durch die Ausschreibung eines Wettbewerbs. Es werden Studierende einer Hochschule eingeladen, Arbeiten zu den Themen Schmuck, Gerät oder Kleinplastik aus Stahl oder Edelstahl zu fertigen. Das eher spröde Material fordert die Teilnehmer bei der künstlerischen Gestaltung wie auch bei der entsprechenden Umsetzung besonders heraus. Der „Stahlpreis 2014“ zeigt die Ergebnisse des Wettbewerbs, der in Zusammenarbeit mit dem Gold & Silversmithing Department der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen durchgeführt wurde. Neben den beiden Preisträgern werden weitere Studienarbeiten vorgestellt, darüber hinaus zeigen 27 international etablierte Künstlerinnen und Künstler, wie sie in ihren Werk mit den Herausforderungen des Materials umgehen. Publikation: Nedda El-ASmar, Marc Ribbens, Moniek E. Bucquoye (Hg.), „A Touch of Steel“, Chrome Yellow Books 2014, 126 Seiten, in englischer Sprache, Sonderpreis im Goldschmiedehaus EUR 19 ☞ Deutsches Goldschmiedehaus Hanau Di–So 11–17 Uhr Altstädter Markt 6, 63450 Hanau T +49 (0) 6181 25 65 56 www.goldschmiedehaus.com

Die Ausstellung „Mit Feder und Farbe“ zeigt einen repräsentativen Überblick über das künstlerische Werk Hermann Hesses (1877–1962). Auch aus seinen Zeichnungen und Aquarellen lässt sich eine sensible Wahrnehmung der Natur und die sinnliche Freude am kreativen Schaffen ablesen; Hermann Hesses Bildwelt schlägt somit einen Bogen zu seinen Texten und vervollständigt sein Werk. In den meist farbenfrohen Arbeiten gibt Hermann Hesse zunächst Eindrücke aus seinem Wohnort Bern wieder, aber auch Impressionen seiner Aufenthalte im Tessin finden sich. Ab 1919 ist es vor allem diese südliche Landschaft, die er darstellt. Das Kunstschaffen ist für ihn von existenzieller Bedeutung: Durch das Malen gelingt es Hesse, Schreibkrisen und Selbstzweifel zu überwinden und Freude am Leben zu gewinnen. Daher spricht aus vielen seiner Bilder die Sehnsucht nach Harmonie und Glück. Kooperation: Museum Hermann Hesse, Montagnola ☞ Kunsthalle Vogelmann Di/Mi/Fr 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr Sa/So und feiertags 11–17 Uhr Allee 28, 74072 Heilbronn T +49 (0) 7131 56 44 20 www.museen-heilbronn.de

© Frank M. Orel, Rometsch Porsche „Spyder“

Hermann Hesse, „Verso Arasio“, 1925, Fondazione Hermann Hesse, Montagnola, Depositum Privatsammlung

Elitsa Macheva, „Krone“, Stahl, Aluminium Foto: Johan Blommaert


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Herford

Ludwigsburg

Magdeburg

Der entfesselte Blick Die Brüder Rasch und ihre Impulse für die moderne Architektur bis 1.2.2015 MARTa Herford

Kunst-Comics Künstlerbiografien als Graphic Novels 23.11.2014 – 8.2.2015 Kunstverein Ludwigsburg Im MIK

Daily Memories 16.11.2014 – 1.3.2015 Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen

Die frühen Architekturentwürfe der Brüder Heinz (1902–1996) und Bodo Rasch (1903–1995) sind einzigartig in der Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts. Ihre Entwürfe zu Hängehaus-Konstruktionen und Skizzen zu containerartigen Modulen oder luftgefüllten Gebäudehüllen weisen weit über die Möglichkeiten ihrer Zeit hinaus. Als Vertreter des Neuen Bauens, als Architekturtheoretiker, Publizisten, Werbegrafiker und Möbelgestalter wirkten sie an wichtigen Projekten der Moderne mit. Dazu zählten vor allem die Stuttgarter Weißenhofsiedlung und die Entwicklung des Kragstuhls, besser bekannt als Freischwinger. Mit Leihgaben u. a. aus dem MoMA in New York, dem CCA in Montreal oder dem Deutschen Architekturmuseum Frankfurt setzt die Ausstellung im MARTa Herford das visionäre Werk der beiden Brüder in ein aufschlussreiches Verhältnis zur jüngeren Architekturgeschichte. Fünf zeitgenössische KünstlerInnen zeigen mit raumbezogenen Arbeiten, wie weit diese „Entfesselung des Blicks“ in die Gegenwart reicht. ☞ MARTa Herford Di–So, feiertags 11–18 Uhr Jeden 1. Mi im Monat 11–21 Uhr Goebenstraße 2–10, 32052 Herford T +49 (0) 52 21/99 44 30-26 www.marta-herford.de

Die Graphic Novel ist eine aus den USA übernommene Bezeichnung für Comics, die sich aufgrund ihres thematischen Anspruches und ihrer erzählerischen Komplexität vom normalen Heftcomic unterscheiden. Im Bereich der Graphic Novel entstanden in den letzten Jahren zunehmend eine Reihe von Künstlerbiografien, die einen interessanten zeichnerischen Zugang zum Leben und zur Arbeit eines Künstlers bieten. So hat beispielsweise der Comic-Künstler Steffen Kverneland die grafische Biografie des Künstlers Edvard Munch vorgelegt. Durch die Gegenüberstellung von Munchs Arbeiten mit ausgewählten Zitaten schuf Kverneland sowohl ein liebenswertes und überaus lustiges Porträt dieses großen Malers als auch der ihn umgebenden skandinavischen Boheme. Der Kunstverein präsentiert in der Ausstellung Originale von bekannten Comic-Künstlern wie u. a. von Barbara Stok (NL), Typex Koot (NL), Clément Oubrerie (F), Lars Fiske (N) und Steffen Kverneland (N) über Künstlerbiografien wie zum Beispiel von Vincent van Gogh, Egon Schiele, Pablo Picasso, Kurt Schwitters und Edvard Munch. ☞ Kunstverein Ludwigsburg Im MIK Di–So und feiertags 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr Eberhardstraße 1, 71634 Ludwigsburg T +49 (0) 7141 92 91 96 www.kunstverein-ludwigsburg.de

Im Zeitalter digitaler Datenspeicherung und lichtschneller Kommunikation stellt sich die Frage nach dem Erinnern und Vergessen permanent neu. Dabei gibt es Erinnerung nur in der Gegenwart. Sie ist alltäglich, „daily“, geschieht bewusst oder unbewusst, immer aber subjektiv, persönlich. Die Kunst ist ein wichtiges Element dieser eng vernetzten Strukturen und oft selbst Instrument und Ort für Erinnerungen. In der Ausstellung bildet das jeweils individuelle Erinnern und dessen Verknüpfung mit verschiedenen Konstruktionen, Symbolen und Techniken des Memorierens den Ausgangspunkt. Der Betrachter begibt sich in diesen komplexen Horizont von Bildern und Bedeutungen, der, subtil oder bedrängend, zum Reflexionsraum für die eigenen Erfahrungen werden kann. Künstler: Edgar Arceneaux, Jeremy Deller, Markus Draper, Hans-Peter Feldmann, Ruth Francken, Dieter Froelich, Michael Hofstetter, Sven Johne, Rashid Johnson, Joep van Liefland, Nicholas Nixon, Anahita Razmi, realities:united, Gideon Rubin, Micheal Schirner, Nanaé Suzuki, Yin Xiuzhen ☞ Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Di−Fr 10−17 Uhr, Sa/So 10−18 Uhr Regierungsstraße 4−6, 39104 Magdeburg T +49 (0) 391 56 50 217 www.kunstmuseum-magdeburg.de

Gideon Rubin, „girl in white“, 2009, Öl auf Leinwand, Foto: Gideon Rubin Spillmann Echsle Architekten AG,

Stef fen Kverneland, „Munch“

FREITAG Flagship Store, 2006 Foto: Roger Frei

arthotelroyal the place to be. beim ettlinger tor karlsruhe. www.arthotelroyal.de


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Oberhausen

Pforzheim

Schwäbisch Gmünd

Herlinde Koelbl Das deutsche Wohnzimmer, Spuren der Macht, Haare und andere menschliche Dinge – Fotografien von 1980 bis heute 25.1. – 3.5.2015 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Erhobenen Hauptes Kopfschmuck aus aller Welt 30.11.2014 – 22.2.2015 Schmuckmuseum Pforzheim

Gottfried Weinhold. Zauber des Lichts – Fotografie 23.11.2014 – 1.2.2015 Museum im Prediger

Ob im Schwarzwald oder in China, ob Bollenhut oder Silberschmuck, was die Menschen auf dem Kopf tragen, ist meist mehr als reine Zierde. Oft haben Hauben, Hüte, Totenkränze oder Diademe eine bestimmte Bedeutung. Sie sagen etwas aus über die Stellung innerhalb der Gesellschaft, zeigen, ob die Trägerin verheiratet ist oder noch auf Suche nach dem richtigen Bräutigam. Wie verändert das Tragen von Kopfschmuck eine Person und deren Haltung? Mit diesem Thema beschäftigt sich die Sonderausstellung „Erhobenen Hauptes – Kopfschmuck aus aller Welt“ im Schmuckmuseum Pforzheim, die Objekte vom Hellenismus bis ins 20. Jahrhundert zeigt. Sie stammen aus unterschiedlichen Nationen und Stämmen weltweit, aber auch aus der Nähe. Von der bäuerlichen Krone bis zum glitzernden Diadem zeigt die Ausstellung facettenreich das Erhöhen einer Person durch den jeweiligen Kopfschmuck und thematisiert auch ethnografische Aspekte. Aus kostbaren Materialien gefertigt, farbenfroh und in erstaunlichen Formen präsentiert diese Ausstellung besondere Exponate. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops geht den Veränderungen der Kopfbedeckungen im Laufe der Jahrhunderte nach. ☞ Schmuckmuseum Pforzheim Di–So und feiertags 10–17 Uhr Jahnstraße 42, 75173 Pforzheim T +49 (0) 7231 39 21 26 www.schmuckmuseum.de

Gottfried Weinhold (*1941) fotografiert mit einer Mittelformatkamera. Seine Themen sind Landschaft und Architektur. Aus der intensiven Betrachtung, individuellen Zwiesprache und Auseinandersetzung mit dem Gesehenen gelangt er zu überzeugenden Fotografien, denen Stimmungen wie Ruhe, Weite, Offenheit, aber auch Sehnsucht zugeordnet sind. Seine Bilder leben von gedämpften, fast monochromen Farben. Diese sensible, verhaltene Farbigkeit strahlt Ruhe aus. Ein oft strenger, grafischer Bildaufbau dient als formales Ordnungsprinzip. Licht und Schatten setzten wichtige Akzente. Im Weglassen liegt Weinholds Meisterschaft. Sein „drittes Auge“ sieht das Wesentliche: das Lichthafte im Licht und das Schattige im Schatten. So entstehen malerisch-poetische Fotografien, die in ihrer ästhetischen Kraft eine zeitlose Gültigkeit ausstrahlen. „Die Poesie des Lichts, eingefangen in der Reduktion eines bestimmten Ausschnitts, ist ein nie endendes Faszinosum“, so Gottfried Weinhold. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. ☞ Museum und Galerie im Prediger Di–Fr 14–17 Uhr, Do 14–19 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Johannisplatz 3, 73525 Schwäbisch Gmünd T +49 (0) 7171 603 41 30 www.museum-galerie-fabrik.de

In dieser umfangreichen Überblicksausstellung wird das Werk einer der wichtigsten deutschen Fotografinnen vorgestellt. Bereits mit ihrem ersten Buch „Das deutsche Wohnzimmer“, erschienen 1980, zeigte Herlinde Koelbl ihr tief gehendes Interesse am Menschen und den Dingen und Räumen, die ihn umgeben. Es müsse weiter gehen als unter die Oberfläche. Und das Vordringen in die Tiefen des Menschen ist wohl das Geheimnis ihrer faszinierenden Fotografien. Die Ausstellung vereint Werke aus allen wichtigen Schaffensphasen, so zu den Themen Kinder, USA, Feiern/feine Leute, jüdische Porträts, Sexualität, Beziehungen, Behausungen, Schein und Sein, Schriftsteller, Uniformen sowie ihrer zum Klassiker gewordenen Langzeitstudie „Spuren der Macht“. Noch bis zum 18. Januar 2015 zeigt die ­L UDWIGGALERIE Schloss Oberhausen die Ausstellung „STREICH AUF STREICH – 150 Jahre deutschsprachige Comics seit Max und Moritz“. ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–So 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 412 49 16 www.ludwiggalerie.de

Gott fried Weinhold, „Ohne Titel (Farbige Mauer)“, Farbfotografie, „Schein und Sein, Andrea und Anita“, München, 2007

Digitalprint, 80 x 80 cm

© Herlinde Koelbl

Totenkranz, Gold, griechisch, 4. Jahrhundert vor Chr., Schmuckmuseum Pforzheim, Foto: Rüdiger Flöter


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Schwerin

Schwetzingen

Stuttgart

KUNSTRAUB | RAUBKUNST bis 1.2.2015 Staatliches Museum Schwerin/Ludwigslust/Güstrow, Galerie Alte & Neue Meister, Schwerin

Dietmar Brixy Preisträger des 20. WeldeKunstpreis bis 23.11.2014 Kunstverein Schwetzingen, Palais Hirsch

release und Kunst – Jahresgaben 2014 14.11. – 18.12.2014 EnBW City, Stuttgart

Erbeutet, geraubt, geplündert, gestohlen – hochkarätige Kunstwerke des heutigen Staatlichen Museums Schwerin geben ihre Geheimnisse preis: 1807 wurden 209 Kunstwerke, die hervorragendsten der Großherzoglichen Galerie in Schwerin, durch den Generaldirektor des Louvre ausgewählt und nach Paris abtransportiert. Dort schmückten sie die Sammlung des Musée Napoléon. Im 20. Jahrhundert betrieben die Nationalsozialisten den Kunstraub in nie gekanntem Ausmaß. Auch im Schweriner Landesmuseum wurden Werke der modernen Kunst aus den Ausstellungen und Depots entfernt. Trotz Rückgaben sind bis heute Hunderte „kriegsbedingt vermisster Kunstwerke des Mecklenburgischen Landesmuseums“ zu beklagen und auf lostart.de dokumentiert. Die Ausstellung „KUNSTRAUB | RAUBKUNST“ ist jahrzehntelanger Provenienzforschung gewidmet und macht eine oft detektivische Spurensuche nachvollziehbar. ☞ Staatliches Museum Schwerin/Ludwigslust/Güstrow, Galerie Alte & Neue Meister Di–So 10–17 Uhr, „Rendezvous“ Do 18–20 Uhr Alter Garten 3, 19055 Schwerin T +49 (0) 385 5958 100 www.museum-schwerin.de

Alle fünf Publikumspreise des 20. WeldeKunstpreises gehen 2014 an Künstlerinnen und Künstler aus der Rhein-Neckar-Region. Dies sind der Mannheimer Dietmar Brixy mit einem Ölgemälde aus der Reihe „Discover“, Konstantin Voit aus Mannheim mit seinem Werk „Evolution“, die in Heidelberg lebende Marisa Vola mit ihrem gewebten Kunstwerk „Webthings“, Michael Volkmer aus Neuhofen bei Ludwigshafen mit dem Werk „FUN“ und das Mannheimer Künstlerduo Weimer & Weber mit dem Ölgemälde „Strandgut“. Für die Retrospektive zum 20. Geburtstag des WeldeKunstpreises, die im April und Mai 2014 in der Mannheimer Stadtgalerie zu sehen war, hatten 69 der insgesamt mehr als 80 bisherigen WeldeKunstpreisträger ein aktuelles Werk eingereicht. Die Ausstellung dokumentierte, wie die Kunstpreisträger heute arbeiten. Alle Besucher durften ihrem Favoriten je eine Stimme geben. Die aktuelle Ausstellung, die die fünf Publikums-Preisträger nun jeweils mit fünf Werken zeigt, wurde vom Kunstverein Schwetzingen ausgerichtet. ☞ Kunstverein Schwetzingen, Palais Hirsch Mi–So 14–18 Uhr Am Schlossplatz, 68723 Schwetzingen T +49 (0) 6221 16 03 85 www.kunstverein-schwetzingen.de www.brixy.de

Die Verkaufsausstellung präsentiert Arbeiten von 20 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Günther Förg, Imi Knoebel, Martina Geist, Werner Pokorny, Fritz Schwegler, Bettina Bürkle oder Jan Peter Tripp. Einige der ausgestellten Arbeiten wurden als Edition extra für „release“ geschaffen. Mit dem Verkauf der Kunstwerke finanziert „release“ Stuttgart e. V. einen erheblichen Teil seiner sozialen Tätigkeit in der Drogenberatung. Diese umfasst u. a. die fachliche und medizinische Betreuung der Drogenabhängigen als auch die Aufklärung, insbesondere von Jugendlichen und Schulklassen. Vorbesichtigung 12. und 13.11.2014; Katalog zur Ausstellung unter www.release-drogenberatung.de. ☞ EnBW City Mo–Fr 10–18 Uhr Schelmenwasenstr. 15, 70567 Stuttgart-Fasanenhof T +49 (0) 721 63 12013 www.enbw.com

Imi Knoebel, „o. T.“, 2014,

Unbekannter Meister, „Panorama von Konstantinopel“ (Ausschnitt), 19. Jahrhundert, 145 x 398 cm, Foto: Ernst Lau © Staatliches Museum Schwerin

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Dietmar Brixy, „Discover“, 2014, Öl auf Nessel, 140 x 180 cm

W I N T E R 2 014 /15 — T E R M I N E

Siebdruck, 100 x 70 cm, Auflage: 50 Exemplare


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Wal d enb u ch

Wien

Zingst

Kunst aus dem Südwesten und aus Ungarn bis 19.4.2015 MUSEUM RITTER

„Ich vervielfache mich, um mich zu fühlen.“ (Fernando Pessoa) Über Knotenpunkte, Verbindungslinien, Seilschaften und KomplizInnen bis 6.12.2014 Kunstraum Niederoesterreich

Dierk Maass. INCIDENTº OF‘ LIGHT“ SHADESº OF’ DOLPO“ bis 15.2.2015 Villa Ruh, Zingst

Kunst mit Bezug zum Südwesten Deutschlands steht im Zentrum der neuen Werkauswahl aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter. Präsentiert werden Arbeiten von Künstlern wie Willi Baumeister, Max Bill, Anton Stankowski und vielen weiteren, die dem Südwesten verbunden und hier tätig waren. Nach 1945 entwickelten sich in Südwestdeutschland verschiedene konstruktive Strömungen, die bis heute prägend und richtungsweisend geblieben sind. Die wichtigsten Schauplätze waren die Städte Stuttgart mit der Akademie der Bildenden Künste und Ulm mit der Hochschule für Gestaltung. Parallel zu der Sammlungspräsentation würdigt das MUSEUM RITTER die ungarische Künstlerin Dóra Maurer mit einer umfangreichen Einzelausstellung. Die Schau mit dem Titel „Snapshots“ gibt einen Einblick in das vielfältige Schaffen der international bedeutenden Vertreterin der konkreten Kunst und wichtigen Akteurin der aktuellen ungarischen Kunstszene, deren Arbeiten wie Momentaufnahmen sind. ☞ MUSEUM RITTER Sammlung Marli Hoppe-Ritter Marli Hoppe-Ritter-Stiftung zur Förderung der Kunst Di–So 11–18 Uhr So und Feiertage 15.30 Uhr kostenfreie Führung Alfred-Ritter-Straße 27, 71111 Waldenbuch T +49 (0) 7157 535 11 30 www.museum-ritter.de

Basis für jede Form von künstlerischer Arbeit scheint heute der Austausch mit dem realen oder virtuellen Umfeld geworden zu sein. Künstlerische Arbeit bedeutet Beziehungsarbeit. Die Ausstellung visualisiert das viel diskutierte und abstrakt erscheinende „Netzwerk“ im Kunstfeld durch relevante künstlerische Positionen und ein spezifisch an das Thema angepasstes Setting. Rahmenprogramm: 12.11.2014, 18 Uhr, „After Work Net“ mit der Kuratorin Barbara Rüdiger 20.11.2014, „Netparty“ im Rahmen der VIENNA ART WEEK Kuratorin: Barbara Rüdiger Assistenzkuratorin: Cathrin Mayer Aktuelle Informationen unter www.kunstraum.net und http://netpartyblog.tumblr.com/ ☞ Kunstraum Niederoesterreich Di–Fr 11–19 Uhr, Sa 11–15 Uhr Herrengasse 13, 1014 Wien T +43 (0) 1 9 42 111 www.kunstraum.net

Dierk Maass’ Aufnahmen aus der Serie INCIDENTº OF‘ LIGHT“ sind Vorstellungs- und Augenbilder zugleich. Durch das Spiel mit der Belichtung entfernt sich seine Fotografie von der reinen Kontingenz. Zufall wird zu sinnstiftender Vorhersehung, wie in einem literarischen Stück durch die Wirkkraft eines einzigen Wortes ein ganzer Satz von der beschreibenden Lesbarkeit in bedeutungsvolle Reflexion übergehen kann. Dierk Maass befragt die Bedingungen der fotografischen Wahrnehmung. Überbelichtung wird bei ihm vom optischen Störfall zum visuellen Ereignis, das die Gegenwart und Verortung der Aufnahme zerstreut. Außerdem entführt Dierk Maass den Betrachter mit der Serie SHADESº OF’ DOLPO“ auf eine Reise in die entlegene Dolpo-Region von Nepal. Die großformatigen, sepiagefärbten Porträts und Landschaftsaufnahmen erinnern an vergangene Zeiten und geben gleichzeitig Einblick in eine Welt, die unserer nicht ferner sein könnte. Die karge, schroffe Landschaft widerspiegelt sich in den Gesichtern, denen man sich nur schwerlich entziehen kann. ☞ Galerie Villa Ruh Di–So 10–18 Uhr Strandstraße 11A, Boddenlandschaft, 18374 Zingst T +49 (0) 38232 16 51 10 www.horizonte-zingst.de

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W I N T E R 2 014 /15 — T E R M I N E

© Sergey Nivens/ Shutterstock.com

Winfred Gaul, „Diamond Blues III“, 1967/69 © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Foto aus der Serie SHADESº OF’ DOLPO“ www.dierk-maass-ch.com


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KUNSTHALLE Lange Straße 35 74523 Schwäbisch Hall kunsthalle@wuerth.com www.kunst.wuerth.com

Moderne Zeiten

Die Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin zu Gast in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall 23.5. 2014 –1.5.2015 täglich 10 –18 Uhr

Ernst Ludwig Kirchner Potsdamer Platz, 1914 (Detail) Öl auf Leinwand, 200 x 150 cm Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie. Erworben mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland, der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kultur-Stiftung der Deutschen Bank u. a. Foto: bpk/Jörg P. Anders © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog im Swiridoff Verlag erscheinen. Alle Aktivitäten der Kunsthalle Würth sind Projekte der Adolf Würth GmbH & Co. KG.

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wohlstandstraum / nuclear Family ein Foto-essay von Kermit Berg 2009 – 2011 11.10.2014 – 01.02.2015

märKisches museum | am Köllnischen ParK 5 | 10179 Berlin www.stadtmuseum.de | www.facebook.com/stadtmuseumberlin Im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie Berlin www.mdf-berlin.de


ZeitBrüche

Winfried Muthesius www.museum-am-dom.de

© VG Bild-Kunst, Bonn 2014

4. 11. 2014 – 11.1. 2015


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Akademie der Künste in Berlin

„Schwindel der Wirklichkeit“ Thomas Wrede, „Real Landscapes, Nach der Flut“, 2012, Farbfotografie / Diasec, 140 x 200 cm © VG Bild- Kunst, Bonn 2014

Wer sich schwindelfrei glaubt, kann einen Turm aus Stühlen erklimmen. Medienbrille und Kopf hörer versetzen den Schaulustigen in ein romantisches Panorama von erstaun­ licher Perfektion. Der nun digital reproduzierte Stuhlturm schwankt unterhalb in luftigen Höhen, daran befestigt ein Schreibpult. Ein Grammofon spielt. Man blickt in eine ­neblige Berglandschaft und oberhalb ins reich bestirnte Firmament. Die Sicht nach unten wird jedoch vom Turm selbst versperrt. Statt Überblick nur erhabene Einsamkeit. Diese Installation ist die Ouvertüre zur Schau „Schwindel der Wirklichkeit“. In ihr bündeln sich viele der Fragen, denen die Akademie der Künste in Berlin in ihrer groß angelegten ­Ausstellung nachgehen will: Was macht die Kunst im Medienzeitalter? Kann sie nur Bilder produzieren oder auch dekonstruieren? Simuliert sie oder mag sie gar die Wirk­ lichkeit veränder n? Zu diesem Zweck w urden über 40 Positionen der Medienkunst von den 1960er-Jahren bis heute versammelt. Beiträge der „Generation Internet“ mi­ schen sich mit vergleichsweise historischen Arbeiten von Künstlern wie Nam June Paik, Valie Export und Bruce Nau­ man. Diese P ioniere waren einst mit dem A nspruch

Courtesy Galerie WAGNER + PARTNER, Berlin

angetreten, den Betrachter aus der Reserve zu locken. Vom stillen Rezipienten sollte er sich zum Beobachter, Teilnehmer und sogar Mitgestalter des Werks emanzipieren. Mit dem Web 2.0 eröffnen sich weitere Perspektiven. Der abwechs­ lungsreiche Ausstellungsparcours ermöglicht es dem Besucher in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen und da­ bei stets die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. Einen ganz leichten Zugang bieten zahlreiche ­Spiegelobjekte, die direkt die Lust an der Selbstdarstellung ­a nsprechen. Wirklich ins Bild treten kann man jedoch nicht, was angesichts Michelangelo Pistolettos „Sacra con­ versazione (A nselmo, Zorio, Penone)“ (197 3) schnell deutlich wird. Der auf die Spiegelfläche gedruckte Kreis der Künstler ist her­m etisch geschlossen und der Betrachter bleibt Zaungast des Geschehens.


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nimmt Melhus das Beuys’sche Diktum „Jeder Mensch ein Künstler“ gehörig auf die Schippe. Und doch spielt man gerne mit und möchte sich jetzt unbedingt fotografieren lassen. ­L eider sitzen die anderen Besucher derweil gebannt vor Bild­ schirmen oder Projektionen – die Medienkunst zeigt sich nicht gerade förderlich für Kommunikation.

Christian Falsnaes, „Justified Beliefs“, Performance, 2014 © Christian Falsnaes, Courtesy of PSM, Berlin

S T E FA N I E B R I N G E Z U

A u s s t e l l u n g , Ve ra n s t a l t u n g e n , „ M e t a b o l i s c h e s B ü ro z u r R e p a ra t u r v o n W i r k l i c h k e i t “ Akademie der Künste, B erlin www. adk. de www. schwindelder wirklichkeit. de

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bis 1 4 . Dezember 201 4 „ Schwindel der Wirklichkeit“

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Richtig mitspielen kann er dafür bei den Beiträgen aus dem Genre der Game-Art. Virtuelle Welten gilt es zu erkunden und unversehens ertappt man sich beim genussvollen Ego-Shooting. Plötzliche lautstarke Ausrufe stören die nötige Konzentration. Sie stammen von Besuchern, die gerade an Christian Falsnaes partizipativer Performance „Justified ­Beliefs“ (2014) teilnehmen und per Kopfhörer Handlungsan­ weisungen erhalten. Wer lieber selber Befehle erteilt, geht in den „Situation Room“ (2013). Im räumlichen Nachbau der Fotografie, die Ba­ rack Obama und seinen Stab am 1. Mai 2011 während der Tötung Osama Bin Ladens zeigt, darf man den Platz des obers­ ten Befehlshabers einnehmen. Auf dem Monitor sieht man dann jedoch nicht die Militäraktion, sondern nur sich selbst in der Kulisse. Ob 2-D oder 3-D – man ist gefangen in den Gren­ zen des Bildes. Franz Reimers Arbeit ist dabei auch ein Kommentar zum Format der Closed-circuit-Videoinstalla­ tion, die den Betrachter zum Mitwirkenden ermächtigt. Wirkliche Macht hat letztlich wohl doch nur derjenige, der den Rahmen setzt. Da wünscht man sich, einmal selber Künstler zu sein. Der „Headhunter“ (2014) von Bjørn Melhus macht es möglich. Auf einen lebensgroßen Aufsteller projiziert der Künstler das Abbild seines Körpers. Tritt man dahinter, kann man ihm kurzfristig das eigene Antlitz verleihen. Der Kopf des Künst­ lers baumelt derweil von dessen Hand herab und kaut demonstrativ Kaugummi. Mit dieser Jahrmarktsattraktion

Letztlich ist es Tino Sehgals Performance „This is Exchange“ (2003), die ganz ohne aufwendige Technik wirk­liche Interak­ tionen schafft. Allerdings in Form eines Warentauschs: Ein als Aufsichtspersonal gekleideter Akteur offeriert die Erstat­ tung des halben Eintrittspreises gegen ein Gespräch über Marktwirtschaft. So ein guter Deal macht skeptisch und die Spielregeln des kapitalistischen Systems werden ins Bewusst­ sein gerufen. Außerhalb der Kunstwelt bekleiden wir ja permanent Rollen – als Verkäufer und Käufer von Arbeits­ kraft. Man beginnt zu diskutieren. Der Austausch lässt sich im „Metabolischen Büro zur Re­paratur von Wirklichkeit“ fort­ setzen. Dort werden in Veranstaltungen die eingangs formulierten Fragen aufgenommen und weitere gestellt – und wenn gerade einmal nichts stattfindet, kann man hier einfach mal vom Rollenhopping entspannen.


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Revisionen und Reflexionen im Berliner Fotoherbst

Wall & Wars – Sex & Emotion rechts: Foyer der Helmut Newton Stiftung Berlin, Foto: Stephan Müller Otto Skowranek, Berlin, Jebensstraße 2, Landwehrkasino, Foyer, 1909

Will McBride bei C/O Berlin, „Kinder vor einem Panzer der US Army in der Friedrichstraße“, Oktober 1961 – „Strandbad Wannsee“, 1959

Der Berliner Fotoherbst steht ganz im Zeichen der Geschichte. Rückblicke und Wiederaufnahmen prägen die Ausstellungs­ tätigkeit vieler Museen und Galerien. Im Zuge von Jahrestagen und Wiedereröffnungen besinnt man sich ebenso auf die Ver­ gangenheit des eigenen Hauses wie auf die Berlins, Europas und der ganzen Welt. Die Galerie C/O Berlin eröffnet am 30. Oktober 2014 ihre neuen Räume im geschichtsträchtigen Amerika-Haus mit Werken der Fotoagentur Magnum, der bereits die Eröff­ nungsausstellung im Jahr 2000 gewidmet war. Daneben sind Nachkriegsfotos in der Ausstellung „Will McBride. Ich war verliebt in diese Stadt“ zu sehen. Gemeint ist Berlin, wohin es den jungen US-Amerikaner Will McBride in den 1950er-­ Jahren zog und in der er heute wieder lebt. Will McBride war der erste, dessen Arbeiten 1957 im Amerika-Haus gezeigt wurden. Das Kultur- und Informa­ tionszentrum der USA diente der kulturellen „Umerziehung“

der Deutschen. Angesichts des optimistischen, schwungvol­ len Blicks, den McBrides Fotografien sowohl auf Panzer in der Friedrichstraße als auch auf junge Leute im Strandbad Wann­ see bieten, lässt sich erahnen, warum die Wahl gerade auf ihn fiel, in einer kriegsgebeutelten Stadt. Die Mentalität, die man hat, fotografiert man“, konsta­ tiert der Fotograf Manfred Hamm. Für McBride war Berlin eine „wahnsinnige Stadt“, Hamm erschien sie auch 20 Jahre später noch trist. Seine Fotografien in der Galerie Georg Not­ helfer (15 . November 201 4 bis 10. Januar 2015) zeigen Eindrücke der Berliner Mauer aus den frühen 1970er-Jahren bis 1989. „Ich interessiere mich für das, was verschwindet“, so Hamm. Jedes seiner Bilder erzählt eine ­k leine Anekdote. Sie zeigen den „Wohlstandsmüll“ der Westberliner Enklave, Steinstücke vor der Mauer und einen dahinterliegenden Wachturm (1972), ein gesatteltes reiterloses Pferd im französi­ schen Sektor (1976), den ausgebrannten Martin-Gropius-Bau


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­ ufällen, Alternativen, Missgeschicken und Korrekturen. Z Einblicke in sein Labor zu geben, spricht für eine selbst­ bewusste Einschätzung des eigenen Werks, das keine Mystifizierung zu brauchen scheint. „Magnum und der Willen, jungen Talenten einen Raum zu bieten, gaben im gewissen Sinne den Anstoß dafür, dass C/O Berlin entstand – in einer Vakuumsituation. Es gab einfach keinen Ort für zeitgenössische Fotografie“, so der Hauptkurator Felix Hoffmann. Die Idee eines einzigen Hau­ ses als Deutsches Zentrum für Fotografie wurde verworfen. Heute ist Berlin mit einem Verbund, gebildet aus dem ­Mu­seum für Fotografie, der Helmut Newton Stiftung, der Berlinischen Galerie, C/O Berlin und dem Martin-Gro­piusBau sowie zahlreichen kleineren Ausstellungsorten und Galerien wie die Galerie Kicken dennoch ein Zentrum der ­Fotografie geworden. „Dass dieser Verbund ins Bewusstsein gerät, auch dafür kann so eine Veranstaltung wie der Monat der Fotografie dienen“, bemerkt Ludger Derenthal, Leiter des Museums für Fotografie. Der 6. Europäische Monat der

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im Jahr 1986. In einer inszenierten Fotografie vom „Jungen Wilden“ Rainer Fetting gibt ein Loch in der Mauer den Blick frei auf ­einen Vopo – einen Volkspolizisten der DDR –, der im selben Moment wie der Künstler an seinen Hut greift (1989). Zehn Jahre später suchte Magnum zunächst vergeblich einen Raum für eine Retrospektive aus den eigenen Bestän­ den. Mit der Gründung von C/O Berlin im Jahr 2000, unter anderen durch Stephan Erfurt, der den Magnum-Fotografen René Burri über seine Arbeit bei der FAZ kannte, erhielt die Retrospektive einen Ort in Berlin. Zur Wiedereröffnung im Amerika-Haus werden dem globalen Tätigkeitsraum der ­Magnum-Fotografen entsprechend Fotos historischer Ereig­ nisse aus aller Welt gezeigt. Anhand des sich über 70 Jahre er­streckenden Konvoluts lässt sich zudem die Entwicklung der Reportagefotografie nachvollziehen. Die Kontaktböden ­e rmöglichen dem Betrachter bei diesem Gang durch die ­Geschichte, in sich verändernder Optik auch die Geschichte einer einzelnen Fotografie zu erfahren. Bis zu der einen ­„perfekten“ Aufnahme ist es ein langer Weg, gesäumt von


Ligne brisée évoluant en spirale, Print, Unikat, 50 x 50 cm, 1996

concentrique 1958 — 2012 08. Februar — 25. April 2015 Vernissage: So. 08.02. von 11 — 16 Uhr Vera Molnar. Bilder und Zeichnungen

Blanka Heinecke Beethovenstraße 18 68165 Mannheim T. +49.621.412237 Öffnungszeiten. Mi. – Fr. von 14 — 18 Uhr, Sa. von 12 — 16 Uhr und nach Vereinbarung. www.maerz-galerie-mannheim.de

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Das Landwehrkasino war nach eigener Aussage das letzte, was Helmut Newton wahrnahm, bevor er in Berlin auf der Flucht aus Nazideutschland in den Zug stieg. Insofern schloss sich der Kreis, als die Helmut Newton Stiftung vor zehn Jahren – kurz nach dem Unfalltod Newtons – dort einzog. „Berlin ist seine Heimatstadt“, erklärt der Hauptkurator Matthias H ­ arder den Entschluss Newtons, sein Archiv genau hier anzulegen, und verweist auf ausgestellte Schriftstücke: „Und das alles mache ich für Berlin – und was machen die für mich?“, ha­ derte Newton etwa in einem Brief an den Sammler Heinz Berggruen, der ebenfalls trotz seiner Vertreibung 1996 mit seiner Sammlung nach Berlin zurückkehrte. „Newton lebt durch sein Werk und durch unser Tun weiter“, beant­wortet Harder heute Newtons Frage. Zum Jubiläum entschied die Stiftungspräsidentin June Newton, die Ausstellungen (bis zum 16. November) zu präsentieren, die damals noch in ­Abstimmung mit ihrem Mann auch zur Eröffnung zu sehen waren: „Us and them“, eine Art fotografisches Tagebuch, das Aufnahmen von Helmut und June, alias Alice Springs, von sich und Menschen ihres Lebens zeigt, eines Jetset-Lebens, reich und schön. „Sex and Landscapes“ kombiniert dem­ gegenüber explizite Aktdarstellungen mit unscharfen Landschaften. „Ich mag Romantik bei Landschaften, aber nicht bei Frauen“, bemerkte Newton einmal. Fünf seiner be­ kannten „Big Nudes“ begegnet der Besucher schon im Foyer. Wer aufmerksam ist, kann darin einen Verweis auf die Ge­ schichte des Hauses erkennen. Eine dort angebrachte Fotografie zeigt, wie über dem ausladenden Treppenaufgang ehemals die Bildnisse fünf preußischer Offiziere prangten. An die Stelle männlicher Machtdemonstration setzte Helmut Newton bewusst seine starken, nackten Frauenkörper.

Manfred Hamm in der galerie georg nothelfer, „Rainer Fetting an der Mauer“, 1989, Farbabzug Kodak, 100 x 100 cm, © galerie georg nothelfer

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Fotografie in Berlin (16. Oktober bis 16. November) mit dem Motto „Umbrüche und Utopien. Das andere Europa“ fällt ins 100. Jubiläum des Ersten Weltkriegs. Im Museum der Foto­ grafie ist zu diesem Anlass die Ausstellung „Fotografie im 1. Weltkrieg“ (7. November 2014 bis 22. Februar 2015) zu sehen. Sie umfasst private Erinnerungsfotografien ebenso wie ­P resse- und ­P ropagandamaterial; gezeigt werden Original­ abzüge, Alben, Postkarten und Plakate. „Es geht uns nicht darum, den Krieg zu illustrieren, sondern wir möchten die Geschichte der Fotografie in dieser Zeit vermitteln. Der Erste Weltkrieg war eine Inkubationszeit für die Weiterentwick­ lung dieses Me­diums – auch weil sie Teil der Kriegsführung war“, erläutert Derenthal. Manche Fotografie erfuhr durch mediale und k ­ ontextuelle Verschiebungen einen Bedeu­ tungswandel. In der Bildmon­t age einer französischen Postkartenserie etwa sind deutsche Generäle in Anspielung an die Zerstörung der K ­ athedrale von Reims als „Ungeheuer der Kathedralen“ d ­ argestellt, und m ­ edizinische Fotografien aus einem Lazarett erscheinen nach dem Krieg in einer ­pa ­zifistischen Bildan­t hologie. Diese quellen­orientierte Aus­ stellung ermöglicht es dem Besucher, sich nicht nur ein Bild des Kriegs zu machen, ­sondern er lernt ­zugleich, die Wirkung von Bildern zu re­f lektieren. Neben Leihgaben ist dies der um­ fassenden Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek zu verdanken, die seit dem Jahr 2004 im restaurierten Kaisersaal des ehemaligen Landwehrkasinos am Bahnhof Zoo ausge­ stellt wird. Zum zehnjährigen Jubiläum des Museums wird in der Ausstellung zudem die Geschichte des eigenen Hauses be­ spiegelt: Fotografien aus der Sammlung zeigen den im Ersten Weltkrieg umfunktionierten Kaisersaal als Lazarett.

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3. Oktober 2014 – 18. Januar 2015

Tanya Haurylchyk Siarhei Hudzilin Eugene Kanaplev-Leydik

(vom 22. 12. 2014 bis 1. 1. 2015 geschlossen)

Pavel Kirpikau Alexander Kladov

Di – So / 14 – 18 Uhr

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ifa-Galerie Berlin Linienstraße 139 / 140 10115 Berlin Tel. + 49 30. 28 44 91-40 Fax + 49 30. 28 44 91-42 www.ifa.de

Julia Leydik-Kanapleva Andrei Liankevich Aleksey Naumchik

Im Rahmen des 6. Europäischen Monats der Fotografie Berlin

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Foto: Eugene Kanaplev-Leydik, aus: Fata Morgana, Minsk, 2011/12

Paulina Palynskaya Volga Sasnouskaya Alexander Sayenko Aleksei Shinkarenko Maxim Shumilin Alexandra Soldatova Aleksander Veledzimovich 29.09.14 15:17


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Walker Evans im Martin- Gropius- Bau, Berlin, „Girl in French Quarter“, New Orleans, Februar – März 1935, © Walker Evans Archive, The Metropolitan Museum of Art

aus der Serie „Berlin“, 2012 Courtesy Galerie Wagner + Partner, Berlin

CO R A WA S C H K E

bis 16. November 201 4 6 . E u ro p ä i s c h e r M o n a t d e r F o t o g ra f i e B e r l i n w w w . m d f- b e r l i n . d e

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Er win Olaf bei WAGNER + PARTNER, „Clärchens Ballhaus Mitte – 10th of July“,

mit der Geschichte und ihren Bildern anregt. „Den Va­r ia­ tionsreichtum von Augenblicken kann die Fotografie verdeutlichen und herstellen“, bestätigt die stellvertretende Direktorin des Martin-Gropius-Baus, Susanne Rockweiler. Wer sich durch den Berliner Fotoherbst bewegt, ­b ekommt einen Eindruck davon, wie stark sich Weltge­ schichte und Fotografie durchdringen. Berlin kann sich damit dieser Tage zu Recht auch als Europäisches Zentrum für F ­ otografie begreifen.

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Der reflektierte Umgang mit Geschichte in Form von künstle­ rischen Interventionen findet sich in der von Kulturprojekte veranstalteten zentralen Ausstellung des Monats der Foto­ grafie „Memory Lab. Die Wiederkehr des Sentimentalen. Fotografie konfrontiert Geschichte“ (17. Oktober bis 15. De­ zember 201 4) im Martin-Gropius-Bau wieder. Die hier präsentierten Foto- und Videoarbeiten aktueller Künstler wie Nan Goldin, Andreas Mühe und Erwin Olaf untersuchen das Verhältnis zwischen subjektivem Erleben und „historischer Faktizität“. Im selben Haus sind bis zum 9. November auch Walker Evans’ nüchtern, aber mit künstlerischem Augenmaß aufgenommene Szenen Amerikas von der Wirtschaftskrise im Jahr 1929 bis Mitte der 1970er-Jahre zu sehen. Seine ­do­k umentarischen Fotografien und die emotionsbetonten, empathischen wie appellativen Werke in „Memory Lab“ ­bilden zueinander einen Gegensatz, der zur Reflexion über die unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Umgangs­weisen


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M .S. Bastian & Isabelle L.

„Paradis mystérieux“ Das Bieler Künstlerpaar M.S. Bastian & Isabelle L. hat ­speziell für das NMB Neues Museum Biel einen Zyklus von vier ­g roßformatigen Gemälden geschaffen. Jedes Bild zeigt das „Paradis mystérieux“ in einer anderen Jahreszeit. Das erste Bild, das vorgestellt wird, präsentiert den Herbst. In seinem Bilderfries „Bastokalypse“ von 2010 bot das Künstlerpaar ein Szenario des Schreckens und Grauens mit

ironischen Untertönen und mannigfachen An­spielungen auf bekannte Kunstwerke. Mit dem Jahreszeitenzyklus erschaf­ fen M.S. Bastian & Isabelle L. nun eine poetische Gegenwelt zu dieser Endzeitstimmung. Statt der Apokalypse erwartet uns jetzt das „Paradis mystérieux“. In einem märchenhaften Wald sind, je nach Jahreszeit, unterschiedlichste Bildelemen­ te aus dem ­naturkundlichen Werk der Maler­f amilie Robert


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M.S. Bastian & Isabelle L., „Paradis mystérieux, Herbst“, 2013, 190 x 440 cm, 3-teilig, Acr yl auf Leinwand, © NMB Neues Museum Biel

bis 18. Dezember 2014 / Herbst ab 20. Dezember 2014 / Winter ab 20. März 2015 / Frühling ab 19. Juni 2015 / Sommer NMB Nouveau Musée Bienne / Neues Museum Biel www.nmbienne.ch bis 23. Dezember 2014 Wonderland M. S.Bastian & Isabelle L., Ottmar Hörl, Jwan Luginbühl, Claude Sandoz Galerie Martin Krebs, Bern www.martinkrebs.ch

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Der vierteilige Bilderzyklus „Paradis mystérieux“

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der Sammlung des NMB zu entdecken: Herbstblätter, Pilze, Vögel, Raupen, Falter, Pflanzen. Diese vermischen sich mit Lebewesen aus der Bilderwelt von M.S. Bastian & ­Isabelle L. zu einer neuen Einheit. Eine wichtige Inspiration waren Philippe Roberts Wandbilder im Wartsaal des Bieler Bahnhofs. Auch dort fin­ det sich das Thema des Wandels in der Zeit und zeigt sich ein hintergründiger Kontrast zur Hektik der realen Welt. Nicht nur die Malerdynastie Robert hat im „Paradis mystérieux“ ­Spuren hinterlassen, sondern ebenfalls Henri Rousseaus ma­ gischer Realismus oder verspielte Tiere aus dem Werk Ernst Kreidolfs. Die überdimensionierten Pilze von M.S. Bastian & Isabelle L. könnten direkt aus der Fantasiewelt von Alice im Wunderland entsprungen sein. Ähnlich wie bei M.C. Escher scheinen alle Regeln der Optik in diesem Märchenwald aufge­ hoben zu sein.


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„Damage Control“ im Kunsthaus Graz

Die Ästhetik des Schreckens

Ori Gersht, Standbilder von „Big Bang I“, 2006, Film für LCD - Flachbildschirm, 72,4 x 59,7 cm, Farbe, Ton Dauer: 4:23 Min., Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D. C., Joseph H. Hirshhorn Purchase Fund, 2008 (08.17) © Ori Gersht Fotos: Lee Stalsworth, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D. C.


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Kommt diese Ausstellung zur Un zeit? Täglich f limme r n B ilde r von K r ieg, Z e rstör ung und Schrecke n übe r un se re Bildschir me. Dann auch noch in der Kunst Zerstör ung ansehen? Die wech selvolle B e z iehung z wi sche n de n be ide n Pole n Kun st u n d Z e r s t ö r u n g b e l e u c h t e t d i e A u s s t e l l u n g „ D a m a g e C o n t ro l .

Kommt die Ausstellung ursprünglich aus den USA und rückt daher die amerikanische Perspektive in den Vordergrund, er­ laubt sich das Kunsthaus Graz unter kuratorischem Zugriff von Katrin Bucher Trantow eine lokale Fußnote und einen in­ ternationalen Exkurs. Die Fußnote steuert der steirische Künstler Werner Reiterer bei, der in einer Konzeptarbeit die mögliche Zerstörung des Kunsthauses Graz thematisiert und den Ort der Ausstellung damit auf irritierende Weise spiegelt. Der Exkurs führt ins Bruseum an die Neue Galerie Graz, einen weiteren Spielort des Museumsverbundes Joanneum, nur ein paar Gehminuten entfernt vom Kunsthaus. In der Schau „Body Art and Destruction 1968–1972“ öffnet Kurator Roman Grabner eine Perspektive auf das The­ ma Zerstörung, die in der Hauptschau vernachlässigt wird: Der Körper, eben erst als skulpturales Material entdeckt, wird dekonstruiert und zerstört wie das klassische Material der Kunst. Die Selbstverletzung in der Kunst erscheint dabei als internationales, fast zeitgeistiges Phänomen – entsprechende Arbeiten tauchen zeitgleich in den USA, Australien, Asien und Europa auf, ohne dass die Künstler in Kontakt gestanden hätten. Neben den großen bekannten Namen wie Vito Accon­ ci, Bruce Nauman oder Dennis Oppenheim stieß Grabner auf Vertreter, die in dem Kontext kaum genannt werden. So präsentiert er etwa den deutschen Künstler Franz Erhard Walter als wichtigen Vorläufer der Body-Art, der in ei­ nem Foto aus den 1950er-Jahren Bruce Naumans bekanntes „Selbstporträt als Brunnen“ vorwegnimmt. Oder auch Timm Ulrichs, der sich als Kunstwerk unter einem Glaskubus aus­ stellte. Erwartungsgemäß kommt die speziell österreichische Ausprägung der Body-Art im Wiener Aktionismus mit Gün­ ter Brus oder auch Valie Export hier ausführlich zu Wort. IRMGARD RIEGER

1 4 . November bis 15 . Febr uar 2015 D a m a g e C o n t ro l . A r t a n d D e s t r u c t i o n S i n c e 1 9 5 0 K u n s t h a u s G ra z D a m a g e C o n t ro l . B o d y A r t a n d D e s t r u c t i o n 1 9 6 8 – 1 9 7 2 B r u s e u m , N e u e G a l e r i e G ra z www. mu seum-joanneum . at

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Eine große Publikumsschau mit rund 100 Arbeiten, die vom Hirshhorn Museum Washington organisiert, zuerst dort und dann im Luxemburger Museum MUDAM zu sehen war. Jetzt bespielt die Schau in adaptierter, an die speziellen Raumver­ hältnisse angepasster Form die Bubble in Graz, und – nein, sie kommt nicht zur Unzeit. Denn vielleicht ist es gerade die Zunahme an aktuellen Konflikten, Schrecken und Bedrohungen weltweit, die für das Thema sensibilisieren. Die Schau konfrontiert mit den großen Schockmomenten der jüngeren Geschichte, vom Atombombenabwurf auf Hiroshima bis zum Anschlag auf die Twin Towers. Sie tut das mit Werken, die in Europa zum Teil erstmals zu sehen sind, und sie schlägt das Who’s who der zeitgenössischen Kunst auf, von Ai Weiwei über Bruce Con­ ner, Dara Friedman, Yves Klein und Yoko Ono bis zu Jeff Wall und Andy Warhol. Zerstörung, so der unbehagliche Subtext der Schau, zeichnet eine bestimmende Seite der Menschheitsge­ schichte nach. Und die Kunst kommentiert sarkastisch, klagt an oder ästhetisiert. Fast poetisch wird der Schrecken der Atom­bombe von Andy Warhol in „Red Explosion“ auf­ gelöst, der Atompilz verschwindet im Lauf von 30 immer schwärzer werdenden Wiederholungen im Nichts. Gustav Metzger formulierte seine Kritik am zerstörerischen Sys­ tem 1960 im „Manifest der autodestruktiven Kunst“ und holt die Zerstörung in die Kunst selbst. Christian Marclay nimmt Anleihen beim Rock’n’Roll und verbindet den kathartischen Effekt der Zerstörung mit schmerzender Gesellschaftskritik. In „Guitar Drag“ bindet er eine Fender Stratocaster an einen Geländewagen und rast über Land, die Gitarre kreischt und jault ohrenbetäubend: Ein ­A ugenzwinkern in Richtung des Gitarrenzerstörers Pete Townshend, aber auch eine Erinnerung an den Afro­ amerikaner James Byrd, der auf gleiche Weise, an einen Geländewagen gebunden, ermordet wurde.

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A r t a n d D e s t r u c t i o n S i n c e 1 9 5 0“ i m K u n s t h a u s G ra z .


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Olav Christopher Jenssen in der M odernen Galerie des Saarlandmuseums

Malerei in Raum und Zeit „ I c h h a b e n i e , k e i n e e i n z i g e S e k u n d e l a n g , d a ra n g e d a c h t , d a s s M a l e r e i k e i n e A k t u a l i t ä t hät te. Da s i st ge nau so, wie man rede t, wie man i sst, wie man t r ink t, wie man liebt, wie man tan z t . Wie man alles macht . Die Male re i i st ja e infach da, ge nau so wie alles ande re da i st . We n n m a n m ö c h t e , d a n n i s t s i e d a , w e n n m a n d a s n i c h t m ö c h t e , d a n n g i b t e s v i e l e a n d e r e s c h ö n e S a c h e n . I c h b i n M a l e r, w e i l i c h g e r n e m a l e . D a s i s t s e h r, s e h r e i n f a c h .“ ZI TAT AUS D E M AUS S TEL LU N GSK ATA LO G: O L A V C H R I S T O P H E R J E N S S E N I M G E S P R Ä C H M I T ­R O L A N D M Ö N I G , A U G U S T 2 0 1 4 , L Y A / S C H W E D E N

Mit einer Werkschau des 1954 in Norwegen geborenen Malers Olav Christopher Jenssen gibt der neue Direktor des Saar­ landmuseums, der Kunsthistoriker Roland Mönig, seinen Einstand als Kurator. ARTMAPP sprach mit ihm über die ­a ktuelle Einzelausstellung und seine Pläne für Haus und Sammlung . ARTMAPP: Die erste, seit Ihrem Amtsantritt im vergangenen Dezember ausschließlich von Ihnen kuratierte Ausstellung in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums gebührt dem Maler Olav ­C hristopher Jenssen. Es ist unvermeidlich, darin auch eine Aussage im Hinblick darauf zu sehen, was im Saarlandmuseum unter Ihrer Leitung ­zukünftig zu erwarten ist … Roland Mönig: In den letzten Jahrzehnten ist die Malerei ebenso oft wieder auferstanden, wie sie totgesagt worden ist. Sie hat sich nicht nur behauptet gegen den stetig anschwellen­ den Strom medialer Bilder, der uns überzieht; sie ist sogar noch bedeutender geworden, denn sie steht für eine Authen­ tizität des Machens und eröffnet eine Intensität der Erfahrung, die kein technisches Bild je erreichen kann. Und: Malerei ist seit jeher einer der wesentlichen Schwerpunkte des Saarland­ museums gewesen und wird es auch in Zukunft bleiben. Insofern soll die aktuelle Ausstellung von Olav Christopher Jenssen schon auch ein Zeichen setzen. ARTMAPP: Man kommt dabei nicht umhin, die Malerei Jenssens im Kontext der Sammlung der Modernen Galerie, insbesondere in Bezug auf deren Bestand an deutschem und französischem Infor­ mel zu betrachten, und das nicht nur der großen Formate wegen, die auch Jenssen bevorzugt. Hat das Ihre Entscheidung für ihn beeinflusst? RM: In der Modernen Galerie des Saarlandmuseums bildet die Malerei einen der wichtigsten und eindrucksvollsten Sammlungsschwerpunkte. Dabei denke ich nicht nur an das Informel, also an die Kunst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, sondern auch und insbesondere an die klassische Moderne, an

Impressionismus, Expressionismus und Kubismus, die ­jeweils mit herausragenden Werken der international be­ deutendsten Künstler vertreten sind. Wenn man das Museum aus dieser Kontinuität heraus weiterentwickeln will – und ­genau das ist mein Ziel! –, ist es geradezu zwingend, mit Olav ­Christopher Jenssen eine der spannendsten (und zugleich ent­ spanntesten) Positionen zeitgenössischer Malerei zu zeigen. Mit einer Direktheit und Sinnlichkeit, die einen sofort in den Bann zieht, denkt Jenssen die großen Fragen der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts weiter. ARTMAPP: Die Ausstellung des Gastes meidet wie bereits die Frank Badur gewidmete Vorgänger­ ausstellung den Wechselausstellungspavillon der Modernen Galerie. Jenssens Bilder fanden dagegen Platz in den der Sammlung der Modernen Galerie vorbehaltenen Pavillons. Währenddessen wird zeitgleich der im Besitz des Museums befindliche raumgreifende „Ätna-Zyklus“ von Gerhard ­Hoehme im Wechselausstellungspavillon des Museums gezeigt. Ist diese räumliche Umkehr der Verhältnisse ebenfalls Programm? RM: Nicht die räumliche Umkehr der Verhältnisse ist Pro­ gramm, sondern ein f lexibles Denken über die jeweils unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten und das, was sie künstlerisch ermöglichen. Frank Badur hatte sich für seine Ausstellung ganz ­bewusst beide Etagen des dritten Pavillons ausgesucht, Olav Christopher Jenssen hingegen hat für sein Projekt das kom­ plette Erdgeschoss gewählt. Während also der eine im Gefüge der drei Sammlungspavillons einen Akzent in der Vertikalen setzte, so setzt nun der andere einen Akzent in der Horizonta­ len. Der sogenannte Wechselausstellungs­pavillon ist wieder ganz anders, schon deshalb weil er entschieden weiter und ­höher ist. Nur dort kann eine Instal­lation wie Hoehmes „Ät­ na-Zyklus“ überhaupt gezeigt werden. Der Erweiterungsbau wird hier deutlich Entlastung bringen und uns mit seinem differenzierten Raumprogramm bisher ungeahnte Möglich­ keiten bieten – und eine noch ­g rößere ­F lexibilität in der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern.


RM: Ich hatte schon sehr früh das Gefühl, dass die Architek­ tur der Modernen Galerie der Kunst von Olav Christopher Jenssen in besonderer Weise entgegenkommt. Es war be­ glückend zu sehen, dass der Künstler, als er das Museum zum ersten Mal besuchte, das spontan genauso empfand: Er war sofort fasziniert von den Räumen und hat für die Ausstellung ein ganz spezifisches Konzept entwickelt, das die Architektur miteinbezieht und sie als aktiven Partner in einem offenen ­Dialog versteht.

Dabei ist nicht ganz unwesentlich, dass Jenssen nicht nur mit virtuellen, sondern auch mit realen Räumen arbeitet. Seine Plastiken aus Ton oder Gips treten in Wechselwirkung mit seinen Gemälden, Zeichnungen oder Aquarellen. In der Mo­ dernen Galerie zeigen wir nun neben ganz aktuellen, erst im Sommer entstandenen Bildern auch neue bildhauerische Werke. Gleich zwei Werkgruppen erleben also gerade in der Modernen Galerie ihre Premiere. ARTMAPP: Roland Mönig, vielen Dank für das Gespräch! Das Interview für ARTMAPP führte Sabine Graf. 15 . November bis 2 2 . Febr uar 2015 Olav Chr istopher Jenssen Moder ne Galer ie des Saarlandmuseums Saarbr ücken www. saarlandmuseum. de

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ARTMAPP: Die Malerei von Olav Christopher Jenssen steht nicht nur in Wechselbeziehung zur Sammlung, sondern auch zur Architektur des von Hanns Schönecker errichteten Museumsbaus. Die Architektur ist nicht länger Behältnis für Kunst, sondern wird durch eine von Jenssen erarbeitete Installation zum Resonanzraum, wenn sogar nicht zum Partner. Programm, auch das?

W I N T E R 2 014 /15 — A U S S T E L L U N G E N

Olav Christopher Jenssen in seinem Atelier, Lya, Schweden, Foto: Shuchang Xie


Foto: © MUSEUM RITTER, Stefan Müller

Das MUSEUM RIT TER in Waldenbuch

Quadratisch, praktisch – Kunst! „ Mit der Kunst verhält es sich bei mir wie mit der Schokolade: E s g e h t o h n e s i e , a b e r m i t i h r m a c h t d a s L e b e n d e u t l i c h m e h r F r e u d e .“ MARLI HOPPE-RITTER


197 Wenig überraschend, dass man sich angesichts dieser Kollek­ tion entschlossen hat, noch einen Schritt weiter zu gehen. Seit 2005 beherbergt ein Neubau direkt neben dem Firmengelände in Waldenbuch bei Stuttgart die Kunst. Entworfen von Max Dudler wird auch das Gebäude – natürlich – dominiert von der Quadratform: Auf einem Grundriss von 44 mal 44 Metern er­ hebt sich ein zurückhaltender Kubus aus hellem Kalkstein, der von geometrischen Fenstern und einem großen Durchgang strukturiert wird. Ein besonderes ökologisches Konzept ver­ sorgt ihn mit „grüner“ Energie. Zu sehen sind hier jedes Jahr mehrere Wechselausstel­ lungen mit Arbeiten aus der eigenen Sammlung – aktuell sind dies „Konstruktive Tendenzen im Südwesten“ – sowie Einzel­ausstellungen bedeutender Künstler der konkreten Kunst wie die der ungarischen Künstlerin Dóra Maurer. ­Zudem sollte sich der Kunst- und Schokoladenfan auch den Sommer 2015 schon vormerken: Das zehnjährige Jubiläum des Museums Ritter wird dann gebührend gefeiert werden! In einem Teil des Museums ist übrigens auch ein „SchokoLaden“ eingerichtet. Hier kommt, neben all der hoch­ karätigen Kunst und Architektur, das Schokoquadrat, das hinter allem steht, zu seinen Ehren – in Ausstellung, Shop und eigens eingerichteter Schokowerkstatt für Kinder. SIMONE KRAFT

bis 19. Apr il 2015 K o n s t r u k t i v e Te n d e n z e n i m S ü d w e s t e n Sammlung Marli Hoppe-R it ter bis 19. Apr il 2015 D ó ra M a u r e r. S n a p s h o t s w w w . m u s e u m - r i t t e r. d e

Porträt Marli Hoppe - Ritter, Foto: Tom Oettle, © MUSEUM RITTER

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W I N T E R 2 014 /15 — A U S S T E L L U N G E N

Quadratisch, praktisch, gut – kaum jemand, der den prägnan­ ten Werbeslogan nicht wie aus dem Effeff zitieren könnte. Tatsächlich begleitet er die Ritter-Sport-Schokolade schon seit 1970: Dank ihrer charakteristischen Form passt sie praktisch in die Tasche eines Sportjacketts, wie es noch im Namen an­ klingt. Das Quadrat – ein Markenzeichen der Schokolade und für das Produkt ein voller Erfolg. Aber als Thema einer Kunst­ sammlung? Es funktioniert! Seit rund 15 Jahren sammelt Marli Hoppe-Ritter, Enke­ lin des Firmengründers und gemeinsam mit ihrem Bruder Alfred Theodor Ritter noch heute Mitinhaberin des Unter­ nehmens, Kunst im Quadrat: Von Malewitsch bis Albers – „Homage to a Square“ –, von den Konstruktivisten über De Stijl bis zur Minimal Art. „Mich fasziniert das Quadrat“, so die Sammlerin, „da es sich durch seine zurückhaltende Form auszeichnet – eine Form, die vieles ermöglicht, was Farb­ gebung und Materialien betrifft.“ Tatsächlich haben sich gerade abstrakte Künstler des 20. Jahrhunderts immer wieder mit geometrisch idealen For­ men wie Quadraten, Kreisen oder Dreiecken beschäftigt. Aber auch in zeitgenössischen Positionen fand und findet das Quadrat in unterschiedlichster Weise Eingang – bei Ottmar Hörl, Imi Knoebel oder Timm Ulrichs etwa, um nur einige klangvolle Namen zu nennen. Über die Jahre ist eine Sammlung entstanden, die mitt­ lerweile rund 900 Werke umfasst. Dabei zeichnet sie nicht nur der ungewöhnliche thematische Fokus aus – eher selten widmet sich eine Sammlung dieses Formats ähnlich konzen­ triert formalen und motivischen Themen, gesammelt werden meist Stilrichtungen oder bestimmte künstlerische Medien –, sondern auch dadurch, dass es in der Tat gelungen ist, eine hochkarätige Auswahl zusammenzutragen, die die Geschich­ te der geometrisch-abstrakten Kunst von ihren Anfängen bis heute exemplarisch aufzuzeigen vermag.


R  oger et Jacotte Capron S  kulpturen-Ausstellungen 2014 SüdfRAnkReiCh

Vallauris Valbonne Cannes

deutSChlAnd

Stuttgart, Remshalden   Rechberghausen ebersbach kanalstraße 50 73061 ebersbach/fils  www.harsch-kunst.de www.rogercapron.com


WWW.MARSROT.DESIGN

dreIeckSbezIehuNGeN SINd SpaNNeNd. vor allem IN der kuNSt. KunSTMuSEuM SingEn

MAC - MuSEuM ART & CARS

gAlERiE VAyhingER

ekkehardstraße 10 78224 Singen hohentwiel t + 49 (0) 77 31. 852 71 www.kunstmuseum-singen.de

parkstraße 1 78224 Singen hohentwiel t + 49 (0) 77 31.926 53 74 www.museum-art-cars.com

Schaffhauser Straße 22 78224 Singen hohentwiel t + 49 (0) 77 31.976 16 40 www.galerievayhinger.de


Think Ar t, Think Daler- Rowney!

Inspiring Creativity since 1783 w w w . d a l e r- ro w n e y . c o m M e h r u n t e r : m o b i l . a r t m a p p . n e t /A r t M a g s / C o n t e n t s / 2 3

Hashim Akib, „The Stand“


Als William Turner mit seinem Spätwerk die moderne ­L andschaftsmalerei erfand, war das eine Zäsur in der ­Kunstgeschichte. William Turner wusste, was er tat. Der ­g roße Initiator der modernen Malerei, der so einflussreiche Vorläufer des Impressionismus – er vertraute auf die licht­ beständigen Künstlerfarben seiner Freunde, der Gebrüder Rowney, die den Künstler in London belieferten und für ihn als offizielle Lithografen arbeiteten. Gleichzeitig statteten sie die feine Gesellschaft mit Par­ fum und Perückenpuder aus – jedenfalls so lange, bis König George IV. beschloss, seine eigene Perücke auszurangieren, das Tragen als „unmodisch“ erklärte und den Brüdern damit einen guten Grund lieferte, sich wieder ausschließlich auf die Farbenproduktion zu konzentrieren. Das war vor 231 Jahren.

Mit dem Beginn der Pop-Art in England gab Rowney 1963 als Hersteller der Acrylfarbe „Cryla“ auch hier die Richtung vor, die in den 1960ern und 1970ern etwa von Künstlern wie Peter Blake und Bridget Riley eingesetzt wurde. Nach und nach wurde die Produktpalette um Staffeleien, Papiere, Blöcke und hochwertige Skizzenbüchern oder Pinsel erweitert – oft aus den feinsten Materialien per Hand gefertigt. Tradition und Technologie, das ist bei Daler-Rowney gelebte Geschichte und Gegenwart. „Inspiring creativity ­s ince 1783“ ist hier mehr als ein Marken-Slogan: William Turner wusste, was er tat. MARC PESCHKE

Kreidezeichnung von Rafał Kucharczuk


Das erste Fotobuch­ museum der Welt – Ein Gespräch mit dem Gründer Markus Schaden DAS INTERVIEW FÜR ARTM APP FÜHRTE ENJA JANS

Fotos: The PBM opening, © Daniel Zakharov

ARTMAPP: Lieber Markus, seit 15 Jahren zeigst du erst als Buchhändler, später als Verleger und nun als Ausstellungsmacher, wie Bücher auf verschie­ denste Weise berühren können, intellektuell wie emotional und in der unschlagbaren Kombination aus perfektem Handwerk und überzeugendem Inhalt. Du sagst:„Nicht nur ein, sondern DAS Ausdrucksmittel für die Fotografie ist das ­Fotobuch!“ War das der Anstoß für die Gründung des PhotoBookMuseums? Markus Schaden: Ja, das stimmt. Denn die Mehrheit der künstlerisch ambitionierten Fotografen schätzt das Fotobuch als konzeptionelles, editorisches und haltbares Statement. Darum wollen wir dieses Medium sammeln, archivieren und ­innovativ ausstellen. Außerdem möchten wir es in der Rolle einer frei zugänglichen Austauschplattform nach vorne bringen. ARTMAPP: Wie geht es mit dem Projekt weiter, jetzt, nachdem die Ausstellung in Köln beendet ist? MS: Im Oktober wurde das Museum abgebaut und derzeit planen wir den Onlineauftritt. Dann soll es als mobile Aus­ stellung auf Reisen gehen. Und zwar in Seefracht-Containern, mit denen wir beim Fotofestival in Arles, bei der Fotomesse „Unseen“ in Amsterdam oder beim „Festival Images“ im Schweizer Vevey andocken können. Unser langfristiges Ziel ist aber, mit einem dauerhaften Programm eine permanente

Residenz zu finden. Wir wollen herausragende Bücher aus­ wählen, um sie in Ausstellungen sozusagen zum Leben zu erwecken. Vielleicht kehrt der Besucher wieder zum Buch zu­ rück, vielleicht kauft er es auch, lädt es herunter oder träumt nachts davon. ARTMAPP: Hast Du überhaupt Zeit zu lesen? MS: Eigentlich habe ich nur sehr wenig Zeit, aber für Fotobü­ cher nehme ich sie mir. Mein Gehirn ist eine große Mindmap, also wie eine Karte, in der mich ein Buch zum nächsten führt. Hinter jedem öffnet sich eine Tür und dahinter finden sich wieder neue. Das Fotobuch „What we Bought“ von Robert Adams öffnete mir zum Beispiel eine ganze Galaxie. ARTMAPP: Ich stelle mir gerade vor, wie Du an einem regnerischen Sonntag zu Hause vor Deinem Bücherregal stehst und Dir neue Ordnungs­ systeme überlegst … MS: Oh ja, ich liebe es, die Bücher nach Ländern zu sortieren, denn jedes Land hat sein eigenes Buchdesign und seine eigene Art der Fotografie. Mir ist es wichtig, die Sammlung regelmä­ ßig zu erneuern und mich von einigen Büchern zu trennen. Generell sollten es nicht mehr als ein paar Hundert sein. Aber schau hier (zeigt auf seine Bücherwand), ich bin immer noch begeistert von „New American Color Photography“. In den 1970er- und 80er-Jahren war Stephen Shore maßgebend! Am meisten bedeuten mir die persönlichen Wid­ mungen, etwa die von Anders Petersen in „Café Lehmitz“ (streicht über das Cover). So sehe ich in meinen Büchern mehr meine eigene Geschichte und nicht nur bibliophile Wertgegenstände. ARTMAPP: Danke für das Gespräch, Markus. ARTMAPP wird die Reisen der Buch-Container gerne begleiten und in der App die Standorte verzeichnen! www. thephotobook museum . com


Books KUNST FOTOGR AFIE DESIGN MODE ARCHITEKTUR UND KINDERBÜCHER

203 BENTELI Verlag 168 S. 61 Farbfotos 20 x 30 cm Hardcover EUR 38 Deutsche Ausgabe: ISBN 978-3-7165-1799-4 Englische Ausgabe: ISBN 978-3-7165-1815-1

Ulrich Seidl. Im Keller Hrsg. Claus Philipp und Astrid Wolfig Texte: Herbert Lachmayer, Olaf Möller, Claus Philipp, Franz Schuh und Ute Woltron — Nach der groß angelegten PARADIES-Trilogie kommt im Herbst 2014 Ulrich Seidls jüngster Film-Essay „Im Keller” in die Kinos. Es ist die Rückkehr des Regisseurs zur ­d okumentarischen Form, eine Nachtmeerfahrt durch das ­S outerrain der ­ö ster­reichischen Seelen.

BENTELI Verlag 224 S. 280 S/W-Abb. 25 x 34,5 cm Hardcover EUR 38 ISBN 978-3-7165-1807-6

Schirmer/Mosel Verlag 296 S. 158 Tafeln in Farbe und Duoton 26 x 38,5 cm geb. EUR 78,00 ISBN 978-3-8296-0685-1 Dt., Engl.

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Peter Lindbergh Images of Women II Photographien 2005–2014 — Der in Paris lebende deutsche Weltstar der zeitgenössischen Modefotografie wird am 23. November dieses Jahres 70 Jahre alt. Wir feiern dieses Ereignis mit einem dritten ­g roßen Bildband seiner Fotografien von schönen, starken und ­k reativen Frauen. Schauspielerinnen, Models und Socialites aus vielen Ländern der westlichen Welt versammeln sich vor Lindberghs Kamera zu einem Panoptikum der Frauenfotografie in all ihren Spielarten: Porträt, Mode, Tanz und Akt.

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Joël Tettamanti. Works 2001–2019 Hrsg. Nicolas Bourquin und Sven Ehmann Texte: Gianpaolo Arena, Alan Rapp und Joël Tettamanti — Beteiligen Sie sich an einem weltweit einzigartigen ­Fotobuchprojekt! Ein Buch in drei verschiedenen Ausgaben, die k­ onti­n uierlich erweitert werden und sich individuell ­m itgestalten lassen. Das Medium des Fotobuchs in Zeiten der Digitali­s ierung e ­ rfindet sich neu und verbindet Print-on-Demand mit t­raditioneller Drucktechnik. Sie haben die Möglichkeit, ein ­p ersönliches Lieblingsbild auszuwählen und Ihre individuelle Ausgabe als Special Edition oder Premium Edition mit dem ­e ntsprechenden Bild in Farbe zu bestellen. www.tettamanti.li


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Schirmer/Mosel Verlag 256 S. 166 Farbabb. 25,4 x 33 cm geb. EUR 49,80 ISBN 978-3-8296-0689-9 Englische Originalausgabe mit deutscher Textbeilage

W Fashion Stories Hrsg. Stefano Tonchi Texte: Armand Limnander, Karin Nelson und Tilda Swinton — Dieser Band enthält die elf spektakulärsten Fotostories, die sich Hochkaräter ihres Metiers wie Steven Meisel, Paolo ­Roversi, Steven Klein, Alex Prager oder Tim Walker in den ­letzten Jahren für W ausgedacht haben. Mit Modellen, die ­ihrerseits zu den Ikonen der Film- und Modewelt gehören wie z.B. Tilda Swinton, Kate Moss und Amber Valletta, i­nszenierten sie ihre Visionen, erotischen Fantasien, Träume und Alpträume in fulminanten Bildstrecken.

RealSurreal. Meisterwerke der Avantgarde-Fotografie Das Neue Sehen 1920–1950 Sammlung Siegert Hrsg. Kunstmuseum Wolfsburg — Der großzügige Band zeigt rund 200 Meisterwerke aus der Sammlung Siegert zur Fotografie des „Neuen Sehens“. Anhand seltener Originalabzüge namhafter Künstler wie Wols, August Sander oder Brassaï lässt sich die Vielschichtigkeit der Fotografie zwischen 1920 und 1950 von real bis surreal neu entdecken.

Till Schaap Edition 160 S. 70 großformatige Duoton-Abb. 29,5 x 32 cm Leinenband mit Schutzumschlag EUR 54 ISBN 978-3-03828-027-9

Franz Troxler. Der geheimnisvolle See Mit einem Text von Vera Heuberger — Die neue Bildersammlung erzählt von der Faszination des ­Wassers, von mythenumwobenen Schönheiten der Natur und – mit lächelndem Blick – vom menschlichen Alltag. Überzeugend ist in seinen Augen ein Bild erst dann, wenn sich Inhalt, Form und Aussage im einzig richtigen ­M oment harmonisch zusammenfinden.

Beat Presser AQUA Wasser und Eis — Mit seinem Buch Aqua ist dem international renommierten ­Fotografen Beat Presser eine künstlerische Hommage an das Wasserschloss Schweiz gelungen. Mit seinen behutsam ­komponierten Bildern schafft er einen sinnlichen Zugang zur Seele des Wassers.

Wienand Verlag 259 S. 228 Duoton-Abb., 50 Farb-und 5 S/W-Abb. 24,2 x 31 cm geb. EUR 39,80 ISBN 978-3-86832-233-0

Till Schaap Edition 176 S. 70 großformatige Duoton-Abb. 30 x 24 cm Pappband EUR 46,50 ISBN 978-3-03828-008-8 Engl., Dt.


205

Edition Lammerhuber 296 S. 164 Fotos von 45 Fotografen 24 x 30 cm Hardcover, „French Fold“ Schutzumschlag EUR 49,90 ISBN 978-3-901753-74-9 Dt., Engl.

We the Children 25 Jahre UN-Kinderrechtskonvention 25 Years UN Convention on the Rights of the Child Christiane Breustedt, Kerstin Bücker, Peter-Matthias Gaede, ­J ürgen Heraeus — Die UN-Kinderrechtskonvention wird 25 Jahre alt. WE THE CHILDREN, ein gemeinsames Projekt von UNICEF, GEO und

„Das Recht auf Leben / The right to life (Art. 6)“ © Marcus Bleasdale/VII Photo Agency

Edition Lammerhuber, ist das Buch zum Geburtstag und versteht sich als ein Plädoyer für die fundamentalen Rechte der Kinder. In berührenden und aufrüttelnden Fotoreportagen aus 42 Ländern berichten internationale Spitzenfotografen vom Schicksal der Kinder weltweit.

Nakis Panayotidis Das Unsichtbare sehen Hrsg. Regula Berger und Matthias Frehner In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bern — In der Tradition der Arte povera verwendet der griechische Künstler Nakis Panayotidis verschiedenste alltägliche Materia­ lien wie Stein, Metall und Stoff sowie Glüh- und Neonlampen, die er mit großer Experimentierfreude zu Objekten, Fotoinstallationen oder Bildern zusammenfügt. Die Themen des in Bern lebenden Künstlers sind Licht und Vergänglichkeit, Mythos und Alltäglichkeit, Wirklichkeit und Illusion.

Annegret Soltau: Ich war total suchend. erzählt von Baldur Greiner

Weststadt Verlag 116 S. zahlreiche Abb. Hardcover EUR 19,80 ISBN 978-3-940179-17-3

Annegret Soltau Ich war total suchend Erzählt von Baldur Greiner — Der Bildhauer Baldur Greiner erzählt den Entwicklungsweg seiner Frau, das Aufwachsen in ärmlichen Verhältnissen mit a ­ llen Schwierigkeiten und Erfahrungen, die zum Impuls für i­hren späteren Kunstausdruck werden. Man lernt begreifen, wie Annegret Soltau in ihrem Werk die Empfindungen bändigt, einspannt und vernäht. Die Fäden und Linien werden zu ­L ebensspuren, die das Selbst nicht mehr verhüllen, sondern vollständig offenlegen.

W I N T E R 2 014 /15 — B O O K S

Ausstellung Kunstmuseum Bern, 21.11.2014 bis 15.3.2015

Verlag Scheidegger & Spiess 312 S. 140 Abb. 24 x 24 cm broschiert EUR 48 ISBN 978-3-85881-444-9 Dt., Engl.

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„Nasconditi Arte“, 2013, Koffer, Lampe, Glas, Dampf, 31 x 45 x 32 cm, Sockel, 84 x 52 x 42 cm


Art Fair Context Art Miami mit Galerie Tammen & Partner (Berlin) 2. bis 7.12.2014 Edition Braus 204 S. 172 Farbabb. 26 Klapptafeln 27,5 x 30 cm Hardcover 35 EUR ISBN 978-3-86228-109-1

Discover Brixy Hrsg. Jürgen Krieger Beiträge: Dr. U. Lorenz, Chr. Tannert, Dr. R. Spieler, V. Lehmkuhl, W. Tammen. Interview mit Dr. Melanie Klier — Seinen internationalen Durchbruch erlebte Dietmar Brixy 2013 auf der Art Miami und ist mittlerweile in zahlreichen ­S ammlungen in Deutschland und weltweit vertreten. Kompakt diffizile Schichtenmalerei, seine funktionalisierte ­Technik des Drippings und Farbregens ziehen den Betrachter immer wieder in den Bann und üben eine große Faszination aus. Das Buch erscheint auch zum zehnjährigen Bestehen des Pumpwerkes in Mannheim, in dem der Künstler lebt und für das er zahlreiche Denkmalschutzpreise erhalten hat.

Kosmos Weltentwürfe im Vergleich Hrsg. Musuem Rietberg Zürich — Quer durch Zeit und Raum, von Babylon über Mesoamerika bis nach China, von der ägyptischen Frühzeit bis ins 21. Jahrhundert versammelt dieses Buch faszinierende Einblicke in die Schöpfungsmythen und Kosmologien von 16 verschiedenen Kulturen und Religionen.

Kosmos Weltentwürfe im Vergleich

Museum Rietberg Zürich

Ausstellung Museum Rietberg Zürich, 12.12.2014 bis 31.5.2015

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Scheidegger & Spiess

Verlag Scheidegger & Spiess ca. 144 S., ca. 88 Farbabb., 19 x 26 cm, geb. EUR 29, ISBN 978-3-85881-451-7 ET Dezember 2014

Christoph Merian Verlag 260 S. 77 S/W-Abb. 11 x 18 cm broschiert EUR 15 ISBN 978-3-85616-642-7 Dt., Engl.

Hacking Edition Digital Culture 2 Hrsg. Migros-Kulturprozent, Dominik Landwehr Texte: Raffael Dörig, Hannes Gassert, Verena Kuni, Claus Pias und Felix Stalder — Ein Hack ist eigentlich eine gewitzte Lösung für ein Computerproblem. Hacken steht aber auch für das kreative Aufbrechen einer Technologie und den damit verbundenen Systemen. Das fasziniert auch Künstlerinnen und Künstler, wie Arbeiten von etoy, UEBERMORGEN und der !Mediengruppe Bitnik zeigen.

Die Päpste und ihre Maler Von Raffael bis Tizian Roberto Zapperi — Die Päpste der Renaissance wollten durch die Kunst ihre ­p olitischen Ansprüche der Welt verkünden. Diese Ambitionen gipfelten in den Papstporträts, die wir heute als Meisterwerke bewundern. Roberto Zapperi deckt die verborgenen Motive hinter diesen Bildnissen auf. Zugleich entlarvt er die Künstler, die diese Motive häufig unterliefen und in ihren Bildern die dunklen Seiten der Macht zum Vorschein brachten.

Verlag C.H.Beck 219 S. 38 z. T. Farbabb. Hardcover EUR 24,95 ISBN 978-3-406-66976-7


207 Kettler-Verlag 96 S. Umschlag mit Folien-Prägedruck durchgehend 4-farbig 22 x 26,5 cm Hardcover EUR 19 ISBN 978-3-86206-426-7

Topf und Deckel – Kunst und Küche Hrsg. Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach — Die Ausstellung stellt künstlerische, sinnliche und ästhetische Aspekte vom Küchenstillleben bis zum Küchenleben heraus und umfasst Arbeiten von 34 KünstlerInnen und DesignerInnen, vom klassischen Stillleben des 17. Jahrhunderts über einschlägige Grafiken von Picasso und Käthe Kollwitz bis zu den Werken von Zeitgenossen wie Jürgen Klauke, Rosemarie Trockel und Karin Kneffel. Herausragend gedruckt auf Favini-Papieren, in denen Reststoffe aus Kaffee, Mandeln oder Zitrusfrüchten verarbeitet werden. Ausstellung: Topf und Deckel – Kunst und Küche, bis 8.3.2015 www.villa-zanders.de

Torsten Ruehle, Black coffee, 2009, Öl und Pigmentstift auf Leinwand 60 x 80 cm, Besitz des Künstlers

Random House/Manesse 1.928 S. 12,5 x 20 cm, Leinen EUR 59,95 ISBN 978-3-7175-2364-2

In der prachtvollen Ausstattung mit edlem japanischem Leinen, Goldprägung, Leseband und Schmuckschuber ist dieses Buch ein weltliterarisches Juwel!

Murasaki Shikibu Die Geschichte vom Prinzen Genji Altjapanischer Liebesroman — Psychologie, sprachliche Eleganz, Spannung – und das alles schon vor tausend Jahren! „Die Geschichte vom Prinzen Genji” schwelgt in den Liebesabenteuern des schönen Helden und erzählt in unvergesslichen Szenen vom Leben am kaiserlichen Hof der Heian-Zeit. Geboren in der Hauptstadt des damaligen Reiches, dem heutigen Tokio, wächst Prinz Genji mit einem ausgefeilten höfischen Zeremoniell auf. Insbesondere Musik und Dichtung verleihen scheinbar Alltäglichem den Glanz der Ewigkeit. Tausend Jahre nach Entstehen des „Genji-monogatari” macht der Manesse Verlag die noch immer unübertroffene, einzig vollständige Übersetzung von Oscar Benl wieder lieferbar.

Burkhard Schaeller, Magdalena Gravity Kitchen, 2009, Kochmodul, Metall, pulverbeschichtet, Kochfeld Küppersbusch, Töpfe, Pfannen und Kleinteile Leihgabe des Gestalters: Burkhard Schaeller – Büro für Gestaltung

Bestiarium Zeugnisse ausgestorbener Tierarten Luc Semal — Was geschah mit Mammut, Dodo und Beutelwolf? Letzte ­Z eugnisse von 69 Tierarten, die in den vergangenen 50.000 Jahren verschwunden sind. Großformat und Bebilderung machen das „Bestiarium“ zum idealen Geschenkband. Haupt Verlag 168 S., 150 Farabb., 33,8 x 23 cm, geb, EUR 39,90, ISBN 978-3-258-07873-1

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Residenz Verlag 2 Bände im Schuber je ca. 400 S. 24 x 27 cm Hardcover EUR 49,90 ISBN 978-3-7017-3349-1

1001 GEMÄLDE (2. aktualisierte Neuausgabe) die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist Stephen Farthing — Mit dieser von von 83 Künstlern, Kuratoren, Kunstkritikern und Sammlern zusammengestellten Auswahl erfahren Sie in einem kompakten, übersichtlich geordneten Handbuch alles Wissenswerte über sensationelle Gemälde aller Kunstepochen. Ein Fest für die Augen – unterhaltsam, informativ und überraschend!

Weil Kunst entsteht Wirk(stätt)en in Niederösterreich Hrsg. Land Niederösterreich — Weil Kunst entsteht porträtiert 200 Persönlichkeiten aus Musik, Theater, Tanz, Kabarett, Film, Literatur, Bildender Kunst und ­A rchitektur, die mit ihrem künstlerischen Schaffen in NÖ ­a ngesiedelt sind.

Reclam Verlag 405 S. 300 Abb. 14,8 x 9,6 cm EUR 13,80 ISBN 978-3-15-019170-5

Edition Olms 960 S. 1001 Farbabb. 16 × 21 cm broschiert EUR 29,95 ISBN 978-3-283-01172-7

Klassiker des Produktdesign Petra Eisele — Möbel und Produkte für den Alltag repräsentieren den ­G eschmack und Geist ihrer Entstehungszeit. Anhand 150 ausgewählter Klassiker des Produktdesigns stellt Petra Eisele Positionen der Designgeschichte vor und schlägt dabei den Bogen von der Schinkel’schen Gartenbank in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum aktuellen Hartz–IV Möbel. Alle Objekte werden im Bild gezeigt und ­z usammenfassende Essays l­iefern den zeit- und ­i deengeschichtlichen Zusammenhang.

Der Vatikan Architektur – Kunst – Zeremoniell Hrsg. Roberto Cassanelli — Eindrucksvoll präsentiert der Bildband das Zusammenspiel von barockem Zeremoniell und seine Umsetzung in Architektur und Dekoration. Zugleich gewährt er einen einmaligen Blick auf versteckte Schätze aus Renaissance und Barock. Mit der Neukonzeptionierung des Petersplatzes, der Errichtung von Berninis Kolonnaden, dem Bau der Kuppel, der Ausschmückung der Fassaden wie auch der Neugestaltung der Innenräume des Petersdoms und den prachtvollen Gärten wurde eine einzigartige Kulisse mit unvergleichlichen Kunstschätzen geschaffen.

Belser 352 S. 300 Farbabb. fester Einband mit Schutzumschlag EUR 148 ISBN 978-3-7630-2678-4


Andeutungen über Landschaftsgärtnerei Hermann Pückler-Muskau Text und Abbildungen des Atlas von 1834 — Die Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, das Hauptwerk von Pückler-Muskau, sind ein Klassiker der Landschaftsarchitektur und seit der Erstveröffentlichung 1834 in zahlreichen Ausgaben erschienen. Die 44 Ansichten und 4 Karten aus dem großformatigen Atlas zu den Andeutungen, die das Original begleiteten, sind als zweiter Teil in das Buch integriert und werden in einer zusätzlichen EPUB-Ausgabe in der Originalgröße des Atlas von ca. 51 x 35 cm wiedergegeben.

Birkhäuser Verlag 252 S. 270 Abb. in Farbe 18 x 23 cm geb. EUR 24,27 ISBN 978-3-99043-657-8

WIEN.BLICKE / VIENNA.VIEWS Stadtbild-Fotografien von Reinhard Mandl / The City in Photographs by Reinhard Mandl Hrsg. Berthold Ecker und Reinhard Mandl — Viele kleine Eingriffe verwandeln lebendige Städte kontinuierlich. Reinhard Mandl transformiert solch flüchtige Momente des Wiener Großstadtlebens zu bleibenden fotografischen Erinnerungen. Welche Überraschungen gibt es von der Abbégasse bis zum Baaderwiesenweg, und eröffnen sich beim Gang vom lärmenden Trubel am Calafattiplatz zur Dachauer-Straße ­tatsächlich neue Perspektiven auf Altbekanntes?

Birkhäuser Verlag 176 S., 44 Abb., 4 Karten, 22 x 28 cm, geb., EUR 59,95, ISBN 978-3-03821-533-2 E-Book (PDF) EUR 59,95, ISBN 978-3-03821-317-8 E-Book (EPUB) EUR 59,95, ISBN 978-3-03821-928-6 Print + E-Book EUR 89,95, ISBN 978-3-03821-319-2

Urbane Natur gestalten Entwurfsperspektiven zur Verbindung von Naturschutz und Freiraumnutzung Martin Prominski, Malte Maaß, Linda Funke — Die Integration des Naturschutzes in die Landschaftsgestaltung ist ein wichtiges Thema. Dieses Buch analysiert 19 städtische Parks in Deutschland und gewinnt daraus einen systematischen Katalog gestalterischer Instrumente sowie Entwurfsstrategien. Dokumentiert werden wegweisende Projekte der letzten Jahre durch neu gezeichnete Pläne und eigens erstellte Analysepläne.

Birkhäuser Verlag 216 S. 230 Abb. 24 x 17 cm geb. EUR 59,95 ISBN 978-3-03821-540-0 E-Book (PDF) EUR 59,95 ISBN 978-3-03821-385-7 E-Book (EPUB) EUR 59,95 ISBN 978-3-03821-978-1 Print + E-Book EUR 89,95 ISBN 978-3-03821-387-1

W I N T E R 2 014 /15 — B O O K S

Architekturführer Basel Die Baugeschichte der Stadt und ihrer Umgebung Hrsg. Christoph Merian Stiftung, S AM Schweizerisches Architekturmuseum Text: Dorothee Huber — Basel ist die bedeutendste Architekturstadt der Schweiz. Hier gibt es Bauten von international bekannten Architekturbüros, einige davon haben auch ihren Sitz in Basel. Dieser Band ­d okumentiert die Baugeschichte der Stadt und ihrer Umgebung von der Keltenzeit bis in die jüngste Gegenwart. Lange ver­ griffen, liegt das Standardwerk jetzt wieder vor. Sämtliche ­G ebäude wurden neu fotografiert, die Texte sorgfältig ­ü berarbeitet, alle relevanten Gebäude, die in den letzten 20 Jahren entstanden sind, wurden aufgenommen.

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Christoph Merian Verlag 500 S. ca. 500 meist Farbabb. 12 x 25 cm broschiert EUR 49 ISBN 978-3-85616-613-7

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gta Verlag 512 S. 342 Abb. 19,5 x 28 cm Leinen mit Schutzumschlag EUR 98 ISBN 978-3-85676-325-1

gta Verlag 392 S. 604 Farbabb. 23 x 31 cm Klappenbroschur EUR 76 ISBN 978-3-85676-319-0 Engl., Dt.

Enzyklopädie zum gestalteten Raum Im Spannungsfeld zwischen Stadt und Landschaft Hrsg. Vittorio Magnago Lampugnani, Konstanze Sylva Domhardt, Rainer Schützeichel — Ausgehend von einer ganzheitlichen, synoptischen Sicht untersucht die Publikation die Mechanismen der Gestaltung des eng verwobenen Kulturraums von Stadt und Landschaft aus einer entschieden historischen Perspektive und einem die Planungs-, Geistes- und Kulturwissenschaften verbindenden Blickwinkel.

Allmann Sattler Wappner Architekten Optionen / Options Hrsg. Uta Leconte, Pedro Ferreira — „Architektur wird ein Spiel mit den Elementen der Gesellschaft und übernimmt neue städtische Funktionen.”– so der Fachjournalist Kaye Geipel in seinem einleitenden Essay zu den Arbeiten des Münchner Büros Allmann Sattler Wappner Architekten.

gta Verlag 348 S. 140 Pläne und Fotografien 24 x 32 cm Leinen EUR 65 ISBN 978-3-85676-341-1 Engl.

Asnago Vender and the Construction of Modern Milan Hrsg. Adam Caruso, Helen Thomas — Mario Asnago und Claudio Vender prägten das Erscheinungsbild von Mailand in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit ihrer modernen, qualitätvollen und dabei doch zurückhaltenden ­A rchitektur. In diesem Band werden anhand von Zeichnungen und Fotografien von Hélène Binet sieben ihrer wichtigsten ­B auten dokumentiert.


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MAC – Museum Art & Cars 142 S. durchgehend Farbabb. 16,5 x 24 cm Hardcover EUR 22 ISBN 978-3-9816278-0-0 Zu bestellen unter: museum@museum-art-cars.com

Von der Natur geformt Die Architektur des MAC – Museum Art & Cars Ilse Friedrich und Siegmund Kopitzki Hrsg. von der Südwestdeutschen Kunststiftung Singen 2013 — Kunst stirbt, wenn sie nicht öffentlich zugängig ist! Die Werke der Südwestdeutschen Kunststiftung sollen nicht im Depot ver-

gessen werden, sondern für die Besucher erlebbar sein. Dieses Buch dokumentiert die Entstehung des MAC Museum Art & Cars von der Idee über das Konzept zum Gebäude – mit Texten von Daniel Binder (Architekt) und dem Stifterpaar Gabriela Unbehaun Maier und Hermann Maier.

das neue frankfurt Fotos: Matthias Matzak Texte: DW Dreysse, Konrad Elsässer, Christoph Mohr, Claudia Quiring u. a. — Zwischen 1925 und 1932 machten Architekten wie Ernst May, Martin Elsaesser, Adolf Meyer, Ferdinand Kramer und Mart Stam aus Frankfurt eine Hochburg des „Neuen Bauens“ der Avantgarde. Im Mittelpunkt stand der Wohnungsbau unter so­ zialen Aspekten. Matthias Matzaks Blick auf den Baubestand geht weit über die reine Dokumentation hinaus und erfasst das Wesen dieser einmaligen Architektur- und Designleistungen.

Callwey Verlag 192 S. 250 Farbabb. und Pläne 21,5 x 28 cm geb. mit Schutzumschlag EUR 39,95 ISBN 978-3-7667-2104-4

Random House/ Deutsche Verlags-Anstalt 192 S. 250 Farbabb. 23 x 28 cm geb. mit Schutzumschlag EUR 49,99 ISBN 978-3-421-03926-2

Wohnen in Österreich Vom glamourösen Stadtpalais bis zum modernen Berg-Chalet Jörg Bertram, Alexander Haiden — Ein ehrwürdiges Stadtpalais oder eine Villa am See, ein jahrhundertealter Bergbauernhof oder ein gewagter Architektentraum auf dem flachen Land: Wohnen in Österreich ist so vielseitig wie das Land selbst – und so aufregend wie seine Landschaften und Traditionen. Die Autoren öffnen die Türen zu etwa 20 privaten, schlichten und opulenten, stilbewussten und stylishen Wohnwelten zwischen Wien und Bregenz und ­g ewähren Einblicke, die einem Fremden normalerweise ­v erborgen bleiben.

W I N T E R 2 014 /15 — B O O K S

Bauen für die Zukunft Louis Saul Hrsg. Redaktion DAS HAUS — Zu ihrem 65-jährigen Jubiläum stellte die Zeitschrift DAS HAUS innovative Architekten, Forscher, Designer und ­Energiespezialisten vor und befragt sie u. a. zu den Themen ­k limagerechtes Bauen, innovative Materialien, Innenraumtrends und Mobilität. Interviews und umfangreich bebilderte ­Textbeiträge bieten B ­ auherren und Architekten Tipps und ­k reative Ideen für das Wohnen in der Zukunft.

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Ernst Wasmuth Verlag 368 S. 230 Farbabb. 24 x 30 cm Hardcover EUR 48 ISBN 978-3-8030-0779-7


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Frank Viva ARTMAPP Eine lange Straße lang Mit sechs Meter langem Wandplakat — Frank Viva hat mit seinem radfahrenden ­W irbelwind ein w ­ underbares Kinderbuch und ein fantastisches Designobjekt geschaffen: Zwischen schlichten Farben und auffallenden I­llustrationen folgen wir dem unermüdlichen Sportler bergauf und bergab eine lange Straße lang – und das immer wieder von vorn.

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Diogenes Verlag 40 S. durchgehend Farbabb. 25,3 x 20,3 cm Hardcover, Pappband EUR 24,90 ISBN 978-3-257-01176-0 ET Dezember 2014

Sybil Gräfin Schönfeldt Nordische Sagen und Märchen Von Trollen, Elfen und Eisriesen Illustrationen: Aljoscha Blau — Götter, Riesen, Zwerge, Walküren, Meerjungfrauen, ­Eisdrachen und Trolle – die nordische Sagenwelt ist bevölkert mit schillernden Gestalten. Die Mythen, die sich um Götter­ vater Odin, die magischen Äpfel der Göttin Idun oder die böse Schneekönigin ranken, faszinieren die Menschen seit ­jeher. In diesem Band erzählt Sybil Gräfin Schönfeldt die schönsten Sagen und Märchen nach und erweckt den Zauber und die poetische Kraft eines jahrtausendealten Mythen­ schatzes zum Leben.

Tulipan Verlag ca. 192 S. durchg. Farbabb. Fadenheftung, Halbleinen 21 x 28 cm EUR 26,00 ISBN 978-3-86429-201-9

Tulipan Verlag ca. 36 S. durchgehend Farbabb. Fadenheftung 25 x 23 cm EUR 14,95 ISBN 978-3-86429-196-8

Flieg, Mitzi, flieg! Helga Bansch — Auf dem Bauernhof landet eine echte Wildgans! Die Hofgänse beäugen sie argwöhnisch, nur Mitzi ist Feuer und Flamme. Sie will mit der Wildgans in den Süden ziehen. Aber wie geht das nur mit dem Fliegen? Während ihre Schwestern mit Fressen und Schlafen beschäftigt sind, breitet Mitzi die Flügel aus und fliegt immer wieder – auf den Po. Doch ans Aufgeben denkt sie noch lange nicht …

Aufschlagen und Eintauchen in die Bilderbuchzeitschrift Gecko! Alle zwei M ­ onate gibt es für Kinder von 4 bis 8 Jahren zauberhaft ­illustrierte verrückte und alltägliche G ­ eschichten, Quatschgedichte, ­B ilder- und Sprach­rätsel und ­B asteltipps. E ­ rdacht von g ­ ewitzten und ­b erühmten Autoren und g ­ ezeichnet von ­e rfinderischen Illustra­t oren. ­Werbefrei und mit dem Qualitätssiegel der Stiftung Lesen. Bestellen Sie als ARTMAPP-Leser unter www.gecko-kinderzeitschrift.de ein Einzelexemplar oder e ­ rhalten Sie mit dem A ­ ktionscode „ARTMAPP” bei der B ­ estellung eines j­ederzeit kündbaren J­ahresabos 10 % Rabatt: 6 Ausgaben für nur EUR 33,21 i­nklusive Versandkosten.


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Soundtracking Kunst Silke Vry, Holmer Ehrenhauss — Gemälde und Skulpturen fangen an zu sprechen. Witzige, ­hintergründige, informative Soundtracks machen Kindern – und Erwachsenen – Lust auf mehr Kunst. Mit einem Workshop, der zeigt, wie man selbst soundtracken kann und die ­G edanken und Geräusche der Kunstwerke visualisiert. Beltz & Gelberg 86 S. durchg. Farbabb. 24,2 x 21,6 cm gebunden EUR 16,95 ISBN 978-3-407-75397-7 10–99 Jahre

Die Ton-Angeber Anna Czerwinska-Rydel, Marta Ignerska — Die Oboe gibt den Ton an! Da drängt sich die erste Geige vor. Bis Pauken und Trompeten alle übertönen ... Ein künstlerisches Bilderbuch, in dem sich die Instrumente eines Orchesters vorstellen – außergewöhnlich und expressiv in k­ nalligen Neonfarben gestaltet!

mixtvision Verlag 44 S. durchgängig farbig illustriert 23 x 28 cm Hardcover EUR 14,90 ISBN 978-3-939435-82-2

Reclam Verlag 96 S. durchgehend Farbabb. geb. 21 x 26,5 cm EUR 16,95 ISBN 978-3-15-010963-2 ab 6 Jahren

Hildegard Kretschmer Wie Jona vom Wal verschluckt wurde Berühmte Maler erzählen die Bibel — Hildegard Kretschmer wählt exemplarische Werke berühmter Maler aus und lässt mit ihnen die Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament lebendig werden. Sie erzählt zu jedem Bild nicht nur die Geschichten aus der Bibel in kurzen Texten neu, sondern greift auch Ausschnitte aus der Detailfülle der Gemälde heraus, stellt den Kindern dazu Fragen und gibt ihnen zusätzlich interessante Informationen zum Maler des Bildes. Damit öffnet sie Kindern (und nicht nur ihnen) spielerisch den Blick für Kunst.

W I N T E R 2 014 /15 — B O O K S

aracari verlag 40 S., durchgängig vierfarbig 22,0 x 27,0 cm, Hardcover EUR 16,90 ISBN 978-3-905945-43-0 ET September 2014

Dieter Braun Die Welt der wilden Tiere Im Süden — Ein Tierbuch, wie es bisher noch keines gab: Der renommierte Illustrator und Kinderbuchautor Dieter Braun ist viele Jahre um die Welt gereist, um Tiere aus nächster Nähe zu beobachten und ihr Verhalten zu studieren. Mit seiner scharfen Beobachtungs­g abe und seiner humorvollen Erzählweise hat er nun die Tiere der Südhalbkugel treffsicher in hinreißenden, farbenprächtigen Bildern in S ­ zene gesetzt.

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Lügen Ameisen eigentlich? Ein Bilderbuch zum Weitermalen und Philosophieren Kristina Calvert, Eva Muggenthaler — Wie sieht wohl ein Bild von hinten aus? Muss man das wissen, um es zu verstehen? Können Salz- und Pfefferstreuer glücklich sein? Kann man durch «Teller aufessen» den Regen stoppen? Anhand von einfachen Aufforderungen und Fragestellungen werden Kinder zum Selberdenken, Weiterdenken, ­M iteinanderdenken und Weitermalen angeregt.

Knesebeck 144 S. durchgehend farbig illustriert 24 x 30 cm geb. EUR 29,95 ISBN 978-3-86873-734-9


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Sebastian Baden, Barbara Berger, Stefanie Bringezu,

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20 EUR (D) I 42 EUR (EU und Schweiz)

Claudia Buchenauer, Nicole Büsing & Heiko Klaas,

Michael Lauterjung, app@artmapp.net

Einzelheftversand 10 EUR I 15 EUR (EU und Schweiz)

Dr. Sonja Fessel, Dr. Sabine Graf, Alice Henkes,

Weitere Informationen unter www.artmapp.net

Josefine Hertwig, Amrei Heyne, Dr. Roland Held,

MITARBEITER DIESER AUSGABE

Jordi Hoyer, Seylan Keles, Beate Kolodziej M.A.,

Mark Brouwer, Bettina Götz, Carmen Jäger,

Am 6. März 2015 erscheint die nächste Ausgabe

Dr. des. Simone Kraft, Rita Latocha, Sibylle

Ute Lauterjung

ARTMAPP Frühjahr 2015.

Dr. Klaus-D. Pohl, Julia Reichelt, Irmgard Rieger M.A.,

TEXTREVISION

ISSN 2195-1594

Janine Schmutz lic. phil., Christoph Schütte, Dr. Daniel

Katrin Günther

Spanke, Konrad Tobler, Cora Waschke, Dipl.-Biol.

KUNST – Buch Text Netz, Berlin

www.artmapp.net, mobil.artmapp.net

Bettina Wurche, Prof. Dr. Christoph Zuschlag

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Max­h eimer, Dr. Lida von Mengden, Marc Peschke,

W I N T E R 2 014 /15 — I M P R E S S U M

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30.09.2014 04:32:32


Der Schrein der Entscheidung. Eine große Bibliothek ist zweifellos ein großer Schatz und im besten Fall ein großes Glück. Aber dann und wann kann den Besitzer einer Fülle von Büchern auch das Gefühl beschlei­ chen, seinem Schatz niemals gerecht werden zu können. Denn dieser ist schon rein gewichtsmäßig schwer, und in­ haltlich möglicherweise auch. Welche Bücher sind wirklich so wichtig, daß sie auch auf engstem Raum, zum Beispiel in der Zelle eines Eremiten, nicht entbehrt werden könnten? Genau die gehören in diesen transportablen, gestalterisch und vom Material her klaren und geradlinigen Bücher­ schrein. Sein begrenztes Fassungsvermögen verlangt eine wohldurchdachte Auswahl, und ist er einmal gefüllt, muß für jedes weitere Buch ein anderes weichen. Jederzeit hat man so seinen wahren Bücherschatz im Blick, kann ihn überallhin mitnehmen oder sich zumindest daran freuen, eine Biblio­ thek zu haben, die noch nicht zur Immobilie geworden ist … … Diesen Bücherschrein und über 300 weitere Waren aus klösterlicher Produktion finden Sie in unserem Katalog „Gutes aus Klöstern“, zum Beispiel Weine aus österreichischen Klöstern und Stiften, feine Backwaren aus der Bretagne, Bergkräutertee aus Südtirol und Deftiges aus der Ober­ pfalz, aber auch Körperpflegeprodukte aus der Toskana. Und mehr noch: Als ein kleines Magazin klösterlicher Kultur beleuchtet der Katalog Geschichte und Gegenwart dieser Lebensform. Alles Weitere finden Sie unter www.manufactum.de


DIERK MAASS

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KUNST ZĂœRICH 2014 30. Oktober 2014 bis 2. November 2014 Edition Brouwer (Berlin/D)

ZINGST/D 6. November 2014 bis 15. Februar 2015 Galerie Villa Ruh

ART TORONTO 2014 24. Oktober 2014 bis 27. Oktober 2014 Galerie Anita Beckers (Frankfurt/D)

ART MIAMI 2014 2. Dezember 2014 bis 7. Dezember 2014 Galerie Anita Beckers (Frankfurt/D)


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SHOPPING- UND ERLEBNISCENTER WESTSIDE Architekt Daniel Libeskind

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