ARTMAPP #14, Frühjahr 2017

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M Ä R Z – J U N I 2 0 17 E U R 6 , 9 0 D /A

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DAS KUNSTM AGA ZIN FÜR ENTDECKER

Die Kunst-App im App Store und bei Google Play mobil.artmapp.net

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Paul Klee. Gruppe aus einem Ballett. 1923. Feder und Aquarell, oben und unten mit ergänzenden Randstreifen in Aquarell und Feder, auf Karton. 31,4:22,4 cm, Darstellung Catalogue raisonné 3177. Aus Auktion 2017

AUKTIONEN 15. UND 16. JUNI 2017 Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts Gegenwartskunst Graphik und Handzeichnungen alter Meister Kataloge online und auf Bestellung erhältlich ab Mitte Mai

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Titelmotiv: Pieter Hugo, ZENG MEI HUI ZI, BEIJING, aus der Serie „FLAT NOODLE SOUP TALK”, 2015–2016, c-print © Pieter Hugo, | Priska Pasquer, Köln (siehe Seite 201, Kunstmuseum Wolfsburg)

Editorial 14 2017

IHRE KUNSTREISE NACH BASEL.

Foto Editorial: © Carmen Jäger unten: Thomas Baumgärtel, Foto: Nicole Meyer

Bananenrepublik

Im deutschsprachigen Raum kommt man an Thomas Baumgärtels gesprühten Bananen nicht vorbei: Über 4.000 Einrichtungen, die genaue Zahl weiß er selbst nicht einmal, markierte er seit 1986 mit seiner „Spray-Banane“. Am Anfang meist noch illegal gesprüht und mit Gefängnis bestraft, sind seine in Pochoir-Technik, also mittels Schablonen gesprayten Bananen heute begehrte Auszeichnungen bei Museen, Galerien und Kulturinstitutionen. Thomas Baumgärtel und ich plauderten jüngst auf der art KARLSRUHE … Reiner Brouwer: Thomas, du als studierter Maler (Meisterschüler von Franz Dank in Köln) wirst immer wieder auf die „Spray-Bananen“ reduziert. Wie machst du dich in deinem künstlerischen Schaffen davon frei? Thomas Baumgärtel: Indem ich weitermale wie auch vor dem Bananen-Sprayen auf der Straße und zum Beispiel Ausstellungen bespiele wie Anfang dieses Jahres in meiner Berliner Raab Galerie unter dem Titel „It’s not really about bananas“, wo bewusst meine Malerei ohne Bananen gezeigt wurde. RB: Auf der art KARLSRUHE hast du in einem Künstlergespräch zum Thema „Malerei in politischen Zeiten“ klar Stellung bezogen und scheust nicht davor zurück, auch in deiner Kunst Flagge zu zeigen. TB: Ja, wobei es eher hätte heißen müssen: „Malerei in populistischen Zeiten“. Politisch waren sie schon immer! Nur finde ich falsch, dass sich besonders auch Künstler seit den Anschlägen auf die Herausgeber von „Charlie Hebdo“ so extrem einschüchtern lassen und große Angst haben, zum Beispiel zu Jan Böhmermann Stellung zu beziehen. RB: Hot Spot Saar: In Saarbrücken startet demnächst der „Artwalk“ mit ganzen Hausfassaden als Freiluftgalerie für internationale Street-Art-Künstler; im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte gibt es die 4. „UrbanArt Biennale“. Wirst du dort auch aktiv werden? TB: Ja, ich bin eingeladen worden, für die „UrbanArt Biennale“ zwei Werke einzureichen – an einem der großen Bilder sprühe ich gerade.

Liebe Leser, Ihnen wünsche ich nun viel Spaß im Frühling auf all Ihren Entdeckungstouren mit ARTMAPP.

Die Art Basel gilt unangefochten als bedeutendste Veranstaltung des internationalen Kunstmarktes. Über 300 sorgfältig ausgewählte Galerien zeigen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und machen die Messe zum wichtigsten Museum auf Zeit. Künstler, Kunstsammler und viel Prominenz aus der Kulturszene treffen sich in diesen Tagen in Basel. Basel Tourismus und die Art Basel bieten Ihnen ein exklusives Pauschalarrangement mit Übernachtung und Eintritt zur Messe. Leistungen des Angebots: • Weekendpass für die Art Basel • Übernachtung in der gewählten Hotelkategorie • Mobility Ticket (kostenlose Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs) • Das offizielle Buch «Art Basel | Year 47» Buchen Sie jetzt Ihren Aufenthalt unter www.basel.com/artbasel, info@basel.com oder +41 (0) 268 68 68.

Weitere Highlights Fondation Beyeler, Basel/Riehen: Monet, 22.01. - 28.05.2017 Wolfgang Tillmans, 21.05. - 01.10.2017 Museum Tinguely, Basel: Stephen Cripps. Performance Machines 27.01. - 01.05.2017 Vitra Design Musem, Weil am Rhein (D): Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine 11.02. - 14.05.2017 Kunstmuseum Basel ¡Hola Prado!, 08.04. - 20.08.2017 Chagall, 16.09.2017 - 21.01.2018

Reiner Brouwer Herausgeber

BASEL.COM


R EISEN ZU ANTIK EN STÄTTEN 1.4.– 30.7.17

Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarlandmuseum – Alte Sammlung Saarbrücken, Schlossplatz kulturbesitz.de Karl Friedrich Johann von Müller, Liegender Atlas in Agrigent ( Detail ), 1855, Saarlandmuseum Saarbrücken


GR AND TOUR

Gefรถrdert durch:




Inhalt

6

(auszugsweise)

ARTM APP Frühjahr 2017

Rheinland - Pfalz

16

AR P MUSEU M BAHNHOF ROL A NDSECK Interview mit Direktor Oliver Kornhoff – von Carsten Probst

22

R EALISIER BAR E U TOPIE Thomás Saraceno im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen – von Kim Behm

28

Mecklenburg -Vorpommern

32

PAL ÄST E IM NOR DEN Die mecklenburgischen Residenzschlösser – von Jan-Peter Schröder

35

„BAD DER KU LT U R SCHAFFENDEN “ 125 Jahre Künstlerkolonie Ahrenshoop – von Jan-Peter Schröder

38

DAS ZINGST ER SPEK T RU M Das Umweltfotofestival feiert zehnjähriges Jubiläum – von Marc Peschke

50

R EISEN ZWISCHEN R AU M U ND ZEI T Hiroyuki Masuyama in Greifswald – von Katharina Kowalski

55

RÜGEN Wir sind Insel – von Susanne Burmester

62

MAGIER , ROMA N T IKER , DICKSCHÄDEL Ralf Dörnen, Ballettdirektor am Theater Vorpommern – von Michael Meyer

70

Oliver Kornhoff, Foto: Sabine Walczuch

Ralf Dörnen, Foto: Vincent Leifer

21. Mai – 1. Okt. 2017

www.blickachsen.de

Skulpturen in Bad Homburg und Frankfurt RheinMain In Zusammenarbeit mit dem Museum Liaunig, Neuhaus, Österreich

Stiftung BLICKACHSEN gGmbH

Isabel Grüner, Kunstbeauftragte am Robert- Bosch- Krankenhaus, Stuttgart © RBK

Thüringen & Luther

86

T HÜ R INGER FENST ER ZU R W ELT Gespräch mit Kai-Uwe Schierz und Erik Stephan – von Heidi Stecker

88

GALER IST DER ER ST EN ST U NDE Jörk Rothamel in Erfurt – von Chris Gerbing

92

KU NST FEST W EIMAR „Weimar ist der Zukunft verpf lichtet“ – von Sarah Alberti

98

DIE SIX T INA DES NOR DENS Werner Tübke schuf in Bad Frankenhausen ein monumentales Panorama – von Sarah Alberti

102

LU T HER U ND DIE BILDER „Man kann sie haben oder nicht haben“ – von Katja Behrens

116


präsentiert:

Teresa Diehl © Teresa Diehl und Galerie Anita Beckers

Por trät T ER ESA DIEHL  Arbeiten, die über den Zustand der Welt meditieren – von Anabel Roque Rodríguez

162 Sa. 19–2 Uhr

Kunst & Medizin

146

HIN T ER DEN SPIEGEL N „Mirror Images“. Ausstellung im Kunstmuseum Thun – von Nicole Büsing & Heiko Klaas

148

6. Mai40 2017 Museen in Frankfurt & Offenbach

Ausstellungen. Musik. DJs. Theater. Shuttle-Busse & mehr. Ticket 14,–€ (Vorverkauf & Abendkasse) Vorverkauf in Museen & VVK-Stellen / Hotline: (069) 97460-555 *unterschiedliche Schlusszeiten 24–3 Uhr

SK ALPELL U ND MALER EI Kunst im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart – von Hansjörg Fröhlich

150

T HOMAS BAU MGÄRT EL Zwischen Medizin-Block und „Äskulap-Banane“ – von Bettina Wurche

154

Eine Veranstaltung des Kulturamts Frankfurt am Main zusammen mit k/c/e Marketing3 GmbH

Ausstellungen DER ALLTAG IST SCHÖN! Joana Vasconcelos bespielt die Jakobshallen in Bad Homburg – von Chris Gerbing

168

PHOTO BASEL 2017 Die Spezialitätenmesse für Fotofans – von Alice Henkes

170

ART SALZBU RG Ein frisches Kunstangebot für Salzburg – von Eva Brunnsteiner

172

EGON SCHIELE IN DER ALBERT INA WIEN Auftakt des Gedenkens an seinen 100. Todestag – von Eva Brunnsteiner

174

APPETIZER

179

AMREI’S ARTBLOG

185

TER MINE

186

IMPRESSU M

207

Egon Schiele, 1914, Foto: Anton Josef Trcka © Albertina, Wien

*

nacht-der-museen.de


Im Zeitraum zwischen 28. April und 2. Juli 2017 laden die Museen und Ausstellungshäuser zu einem großen Parcours der aktuellen Kunst im Saarland ein. Das alle vier Jahre stattfindende Kunstfestival bietet neben den Ausstellungen auch Performances, Künstlergespräche, Konzerte, Vorträge und Workshops an. Das gesamte Programm und die aktuellen Termine finden Sie unter www.saarart11.de

28.04. — 02.07. 2017


Grafik: leisundkuckert.de / Foto: GIU, Alexander Kowalski

28. April bis 02. Juli 2017 AW Lehrwerkstatt Matzenberg 171 66115 Saarbrücken-Burbach saarart11.de

30. April bis 27. August 2017 Stadtgalerie Saarbrücken Sankt-Johanner-Markt 24 66111 Saarbrücken stadtgalerie.de

04. Mai bis 02. Juli 2017 Städtische Galerie Neunkirchen Marienstraße 2 66538 Neunkirchen staedtische-galerie-neunkirchen.de

28. April bis 03. Juni 2017 Saarländische Galerie – Europäisches Kunstforum e.V. Charlottenstraße 3 10969 Berlin saarlaendische-galerie.eu

01. Mai bis 21. Mai 2017 Pingusson-Gebäude Hohenzollernstraße 60 66117 Saarbrücken saarart11.de

05. Mai bis 02. Juli 2017 Museum Schloss Fellenberg Torstraße 45a 66663 Merzig museum-schloss-fellenberg.de

30. April bis 18. Juni 2017 Saarländisches Künstlerhaus Saarbrücken e.V. Karlstraße 1 66111 Saarbrücken kuenstlerhaus-saar.de

01. Mai bis 05. November 2017 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Rathausstraße 75-79 66333 Völklingen voelklinger-huette.org

06. Mai bis 25. Juni 2017 Museum St. Wendel Wilhelmstraße 11 66606 St. Wendel museum-wnd.de

30. April bis 02. Juli 2017 Schlosskirche Am Schlossberg 6 66119 Saarbrücken saarlandmuseum.de

03. Mai bis 02. Juli 2017 Museum Haus Ludwig Kaiser-Wilhelm-Straße 2 66740 Saarlouis museum-haus-ludwig@saarlouis.de

12. Mai bis 02. Juli 2017 an den Wochenenden Ehemalige Sendehalle „Europe 1“ Ittersdorfer Straße 66802 Überherrn-Berus saarart11.de

30. April bis 25. Juni 2017 KuBa – Kulturzentrum am EuroBahnhof e.V. Europaallee 25 66113 Saarbrücken kuba-sb.de

03. Mai bis 02. Juli 2017 Forschungszentrum für Künstlernachlässe am Institut für aktuelle Kunst im Saarland Choisyring 10 66740 Saarlouis institut-aktuelle-kunst.de




DREI MUSEEN FÜR NEUGIERIGE KÖPFE LANDESMUSEUM KOBLENZ

LANDESMUSEUM MAINZ

RHEINISCHES LANDESMUSEUM TRIER

Kulturgeschichte der Technik und der Wirtschaftsgeschichte in Rheinland-Pfalz

Schätze von den Anfängen der Kultur bis zur Kunst der Gegenwart

Welt der Römer und archäologische Fundstücke auf Weltniveau

K ul tu rh ig hl ig

ht 20 17

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m Mainz g Landesmuseu Sonderausstellun

Wir machen Geschichte lebendig.

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Pietro Longhi zugeschr., Il Ridotto, 1750 Arp Museum Bahnhof Rolandseck/Sammlung Rau für UNICEF · Foto: Horst Bernhard

Bühnenreif 2. Akt Arnulf Rainer, Ulrich Wildgruber, 1997/98, (Detail) © Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität zu Köln ·Foto: Christina Vollmert

Bühnenreif 1. Akt

(1900–2016)

bis 23. April 2017

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Terrasse Bahnhof Rolandseck, Blick auf den Rhein und das Siebengebirge, Foto: Š Arp Museum


RHEIN L AND PFAL Z


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Howard Kanovitz, „Death in Treme“, 1972, Acr yl auf Leinwand und Holz, 7-teilig, Privatsammlung, Courtesy: Hauser & Wirth, Foto: © Lepkowski Studios GmbH, Berlin

Ausgestellt ab 26. März 2017 im Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Koblenz

Short cuts Rheinland-Pfalz VON JULIA PHILIPPI

Durch den Zusammenschluss ehemals getrennter Regionen vor 70 Jahren entstand Rheinland-Pfalz, das sich zu Recht „Kulturland“ nennt. Denn: Kunst und Kultur nehmen hier eine herausragende Stellung ein. Das Land ist reich an Geschichte, wie die Landesausstellung im Landesmuseum Mainz zeigen wird, und verfügt über ein großes kulturelles Erbe. Die Römer, deutsche Könige und Kaiser, Erzbischöfe und Kurfürsten hinterließen bedeutende Bauten und eine Vielzahl archäologischer Relikte. Vier UNESCO-Welterbestätten (der Dom zu Speyer, die römischen Monumente mit Dom und Liebfrauenkirche in Trier, die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal und der rheinland-pfälzer Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes) genießen größte ­nationale und internationale Aufmerksamkeit. Die Kultur im Allgemeinen und die bil­ dende Kunst im Besonderen werden aber nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch in den ländlichen Regionen gefördert. Es werden zahlreiche Stipendien vergeben (unter anderem vom Künstlerhaus Schloss Balmoral oder Edenkoben), aber auch viele Kunstpreise ausgeschrieben, die nach Künstler­p ersönlichkeiten benannt und regional vergeben werden (unter anderem der Emy-Roeder-P reis in Lud­ wigshafen, der Hans-P urrmann-P reis in Speyer, der Albert-Haueisen-Preis des Landkreises Germersheim).

Die Lebendigkeit der ländlichen Regionen zeigt sich auch ­a nhand der Galerienlandschaft. Denn neben Standorten in der Landeshauptstadt Mainz zeigen über das ganze Land ­verteilt private Galerien Gegenwartskunst und genießen überregionales Renommee (unter anderem Galerie Ruppert in Birkweiler, Galerie Zulauf in Freinsheim, Galerie Josef ­Nisters in Speyer, UpArt in Neustadt an der Weinstraße, ­G alerie Contemporanea in Oberbillig, Galerie Wack in ­K aiserslautern, die Werkhallen // Obermann // Burkhard in Remagen). Ähnlich vielfältig ist die Kunstvereinslandschaft. Einige sind in städtischer Hand wie der Kunstverein Ludwigshafen oder die Städtische Galerie Villa Streccius in Landau, die beiden größten des Landes, oder wurden aus Künstlervereinigungen oder Produzentengalerien heraus gegründet wie beispielsweise der Kunstverein Trier Junge Kunst. Eine Rundreise durch dieses Bundesland lohnt in jedem Fall, insbesondere auch, da es neben den im Folgenden aufgeführten Museen tatsächlich noch viel mehr Sammlungen und Ausstellungsorte in zum Teil historischen Gebäuden zu besuchen und zu entdecken gilt (unter anderem das Museum Heylshof in Worms, die Villa Ludwigshöhe in Edenkoben mit Exponaten zu Max Slevogt und den Wittelsbachern oder das ganz neue Hugo-Ball-Kabinett im Forum Alte Post in Pirmasens).


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L U DW I G M U S E U M I M D E U T S C H H E R R E N H AU S

K I RC H H E I M B O L A N D E N

KO B L E N Z B a ro c k t h e a t e r s t ü c k „ A G R I P P I N A“ n e u i n s z e n i e r t , 26. März bis 28. Mai 2017

1 1 . M ä r z ( P r e m i e r e) u n d

„ H o w a rd K a n o v i t z . V i s i b l e D i f f e r e n c e“

23 . Mär z in Kirchhe imbolande n,

Das Barocktheaterstück „AGRIPPINA“ von Daniel Casper von Lohenstein (Erstdruck Breslau 1665) wurde im Rahmen eines integrativen Theaterprojekts mit Schülern und syrischen Flüchtlingen in einer Neuinszenierung von Regisseur Hansgünther Heyme erarbeitet. Die Ausstattung übernahm der Bühnenbildner und Künstler Gerd Friedrich. Das Theaterstück behandelt mit der Geschichte um Agrippina und ihren Sohn Nero einen antiken Stoff aus römischer Zeit. Die Geschichte prägen Sittenverfall und Willkürherrschaft – und damit hat sie nach über 350 Jahren nichts von ihrer brennenden Aktualität eingebüßt. Das von der Gesellschaft für Kultur und Soziales, Donnersberg e. V., getragene Projekt wurde von Lydia Thorn Wickert initiiert und steht an der Schnittstelle zwischen der Auseinandersetzung mit dem barocken Erbe der Stadt Kirchheimbolanden und der aktuellen gesellschaft­ lichen wie humanitären Verantwortung.

www. ludwig mu seum . org www. thor nconcept. eu

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — R H E I N L A N D - P FA L Z

23 . Apr il im Ar p Mu seum B ahnhof Roland seck, R emagen

Das Ludwig Museum wurde 1992 im Deutschherrenhaus eröffnet, das am Zusammenf luss von Rhein und Mosel liegt und dem „Deutschen Eck“ in Koblenz einst seinen Namen gab. Der Fokus der Sammlung und die Ausstellungsaktivitäten des Hauses konzentrierten sich von Anfang an auf die französische Kunst nach 1945 und nehmen damit eine besondere Position in der deutschen Museumslandschaft ein. Die Ausstellung „Visible Difference“ ist nach 1980 die erste museale Einzelausstellung des US-amerikanischen Malers Howard Kanovitz (1929–2009), dessen Beobachtungen und Werke bedeutsam sind und in unmittelbarem Zusammenhang zur Kunstwelt sowie zu dem sich rasch entfaltenden Kunstmarkt stehen. Diese Aspekte werden vertieft und seine Wirk- und Schaffensphasen in Deutschland und Frankreich beleuchtet. Zum Teil sind Arbeiten aus dem Nachlass (New York) zum ersten Mal in Deutschland zu sehen.


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K U NS T K A BI N E T T T I E F E N T H A L 1 4 . Mai bis 25 . Juni 2017 R o b e r t S c h a d – „ S TA H L Z E I T “

Mit der Ausstellung des renommierten Bildhauers Robert Schad wird das neu gegründete KunstKabinett von Wolfgang Thomeczek, erbaut 2016 zwischen Kirche und Pfarrhaus, im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2017 offiziell eröffnet. Vernissage: 1 4 . Mai 2017, 11 Uhr. Während der ­Vernissage im Pfarrhof Uraufführung des Komponisten ­Volker Heyn mit Klängen der Schwerindustrie und den Stahlglocken der Tiefenthaler Kirche. Die Komposition ist dem Werk und der Ausstellung von Robert Schad in Tiefen­ thal gewidmet. Es erscheinen eine Studio-CD und ein Katalog, 11. Juni 2017, 11 Uhr. Matinee: Der Vibraphonist Claus Kisselbach verbindet Werke von Claude Debussy und Johann Sebastian Bach mit avantgardistischen Klängen. „Tag der ­A rchitektur“, 25. Juni 2017, 11 Uhr, Aufführung von Markus Walder, Solopauker des Pfalztheaters Kaiserslautern, und zwei seiner Schüler: Open-Air-Konzert mit zeitgenössischen Kompositionen auf Stahlelementen. Robert Schad, © KunstKabinett Tiefenthal

w w w . k u n s t k a b i n e t t- t i e f e n t h a l . d e

S TA D T M U S E U M S I M E O N S T I F T T R I E R 2 . Apr il bis 2 2 . Ok tober 2017 „ P e t e r K r i s a m . M a l e r z w i s c h e n d e n Z e i t e n“ „ S h i b o r i . M o d e a u s j a p a n i s c h e n S t o f f e n“

In der ältesten Stadt Deutschlands bietet das Stadtmuseum ­Simeonstift in einem romanischen Stiftsgebäude nahe dem UNESCO-Weltkulturerbe Porta Nigra eine Sammlung zur Stadt- und Regionalgeschichte Triers, die von der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert reicht. Neben einer umfassenden Mode- und Textilsammlung beherbergt das Museum einzigartige Kollektionen ostasiatischer Kleinplastiken und koptischer Stoffe aus dem 3. bis 9. Jahrhundert. Außerdem finden Sonder­ausstellungen statt, in denen Trierer Künstler vorgestellt werden oder sich historischen und zeitgenössischen Themen widmen, die in Bezug zur Stadt stehen. Im Jahr 2018 wird etwa eine Ausstellung Karl Marx in „Leben.Werk. Zeit.“ beleuchten. Innenhof des Stadtmuseums Simeonstift Trier, mit Blick auf Porta Nigra, Foto: Tomas Riehle

w w w . m u s e u m - t r i e r. d e


21 L A N DE SM USEU M M A I N Z bis 9. Apr il 2017 „ C h r i s t o p h M . L o o s – S t a b a t M a t e r (a d l i b i t u m)“ 2 1. Mai bis 29 . Ok tober 2017 „vorZ E I T E N – A rchäolog i sche Schät z e an R he in und Mosel “ Landesausstellung R heinland-Pfal z 2017

Die kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung des Landesmuseums Mainz, eines der ältesten Museen Deutschlands, erstreckt sich von den Anfängen der Kultur bis zur Kunst der Gegenwart. Im Rahmen einer Sonderausstellung hat der Künstler und Kunsttheoretiker Christoph M. Loos, einer der renommiertesten Vertreter zeitgenössischer Druckgrafik, die ortsspezifische Installation „Stabat Mater (ad libitum)“ eigens für den Raum der Graphischen Sammlung des Hauses kon­ zipiert. Ideengebend für das Ensemble aus großformatigen Holzschnitten, Zeichnungen und einer Audioinstallation war das gleichnamige mittelalterliche Gedicht, das von dem Mainzer Komponisten Peter Cornelius (182 4–1874) vertont wurde. Charakteristisch für Loos’ Arbeiten sind zum einen die sehr sinnliche und zugleich konzeptuelle Auffassung ­s einer Holzschnitte sowie die konsequente methodische ­Herangehensweise, Druck und Druckstock aus einem Baumstamm mittels Abschälung entstehen zu lassen. Mit der außergewöhnlichen Sonderausstellung ­„vorZEITEN – ­A rchäologische Schätze an Rhein und Mosel“ feiert Rheinland-Pfalz seinen 70. Geburtstag, das ebenso ­lange ­Bestehen seiner renommierten Landesarchäologie und außerdem 800.000 Jahre Menschheitsgeschichte. Der ­Reichtum an hier gefundenen und geretteten Artefakten wie „f liegenden Mäuse“, „tanzenden Frauen“ und „tierischem ­Tafelsilber“ macht Rheinland-Pfalz so einzigartig. Bedeu­ tende Funde und Bodendenkmäler lassen 400 Millionen Jahre Natur- und ­Kulturgeschichte erlebbar werden.

Christoph M. Loos, Foto: © Landesmuseum Mainz

www. landesmuseum-main z . de

K Ü N S T L E R H AU S S C H L O S S B A L M O R A L , B A D E M S bis 23 . Apr il 2017 „ M a d e i n B a l m o ra l “

Das Künstlerhaus Schloss Balmoral, Stift ung R heinland-Pfalz für Kultur, unterstützt internationale bildende Künstlerinnen und Künstler durch die Vergabe von An­ wesenheitsstipendien. Das Künstlerhaus ist ein Ort der Begegnung, der künstlerischen Produktion und der theoretischen Reflexion. Seit 2013 werden die Stipendien jeweils für eine künstlerische Gattung oder ein Thema ausgeschrieben. Durch dieses bundesweit einmalige Angebot soll eine noch stärkere gegenseitige kreative Befruchtung unter den an­ wesenden Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht werden. Zusätzlich wird ein Anwesenheitsstipendium an eine Kuratorin oder einen Kurator vergeben. Foto: © Künstlerhaus Schloss Balmoral

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W i l l i a m E n g e l e n , D a g m a ra G e n d a , C h r i s t i a n P i l z


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Oliver Kornhoff vor „Arp“, Foto: Herbert Piel © Arp Museum


23 Inter view mit Oliver Kornhof f, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen

Hotspot mit Aussichten

ARTMAPP: Herr Kornhoff, zum zehnjährigen Geburtstag sind viele Superlative über das Arp Museum Bahnhof Rolandseck im Umlauf: Das größte und bestbesuchte Kunstmuseum in ­R heinland-Pfalz, das schönste in Deutschland sowieso – denken Sie da manchmal noch an die Schwierigkeiten der Anfangsjahre zurück, als das Haus wegen vermuteter gefälschter Plastiken von Hans Arp in der Kritik stand? Oliver Kornhoff: Dass man innehält, zurückschaut auf das ­E rlebte, auf das Geleistete, aber gleichzeitig auch nach vorn, das gehört zu solch einem Geburtstag dazu. Die großen Baustellen, die Klaus Gallwitz als Gründungsdirektor des Arp Museums zu bearbeiten hatte, gab es 2009 zwar noch, als ich das Direktorenamt übernahm. Aber Gallwitz veranstaltete noch das Symposion zu den posthumen Güssen von Hans Arp. Damit gelang es uns dann, diese ganze Diskussion um das Haus aus der Skandal- und Schmuddelecke herauszu­ holen. Immerhin hat sich bestätigt, dass die Vorwürfe völlig aus der Luft gegriffen waren! Im Gegenteil stellte sich heraus, dass wir sogar mehr Güsse, die noch zu Arps Lebzeiten gegossen worden waren, in unserem Bestand haben, als wir selbst vermutet hatten! Wir können mit Fug und Recht sagen, dass wir heute über den transparentesten Arp-Bestand der Welt verfügen. Wir kamen aus einer Negativbilanz – einer völlig unberechtigten – und haben jetzt mit dem zehnjährigen ­Ju­biläum Anlass, stolz zu sein auf das, was das ganze Team seither geleistet hat!

ARTMAPP: Eigentlich reicht die illustre ­Vorgeschichte Ihres Hauses ja noch viel weiter zurück als 2007 … OK: Die beginnt natürlich schon mit dem Bahnhof Rolandseck selbst, der seit den 1850er-Jahren ein Kunst- und Kulturort ist. Hier stiegen die vermögenden Industriellen aus Köln, Bonn oder Düsseldorf aus dem Zug, um dann an der Wiege der Rheinromantik auf Schiff oder Kutsche umzusteigen. Rolandseck war Endbahnhof, erbaut im italienischen Renaissancestil, und verstand sich mehr als Empfangs- denn als Durchgangsort. Clara Schumann saß genau da am Piano, wo heute unser Museumscafé ist! Franz Liszt hat hier in der Nähe auf der Insel Urlaub gemacht, namhafte Literaten kehrten ein, die Gebrüder Grimm zum Beispiel, Guillaume Apollinaire schrieb Gedichte. Später traf Kaiser Wilhelm II. hier die Queen Victoria. ARTMAPP: Damals gab es vor Ort aber noch keine bildenden Künstler? OK: Die kamen erst in den 1960er-Jahren. Der Bahnhof ­R olandseck hatte damals seine verkehrstechnische Be­ deutung weitgehend verloren und sollte abgerissen werden. Das war die Glanzstunde von Johannes Wasmuth, dem Bonner Kulturleidenschaftler und Kunsthändler, der seinerzeit wie ein Hausbesetzer den Bahnhof okkupierte und dann Künstler aus der Region einlud, hier zu leben und zu arbeiten. Darunter waren einige Namen, die heute weltberühmt sind: der dadaistische Filmpionier Hans Richter, Günther Uecker, die Künstlergruppe ZERO, die hier ihr großes ZERO-Fest feierte. Hans Arp selbst war übrigens nie hier, aber seine zweite Frau Marguerite Arp-Hagenbach sorgte mit Wasmuth dafür, dass bereits damals Arp-Skulpturen hier gezeigt wurden. Da gab es auch schon den Traum von einem Arp-Museum an diesem Ort. Für dessen Erfüllung gelang es schließlich, das Land Rheinland-Pfalz mit ins Boot zu holen.

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — R H E I N L A N D - P FA L Z

Der Maler Karl Otto Götz (* 1914) nannte das Arp Museum Bahnhof Rolandseck einmal das einzige Museum in Rheinland-Pfalz von internationalem Rang. Dazu hat nicht nur der 2007 eingeweihte Neubau hoch über dem Rheinufer durch den US-amerikanischen Architekten Richard Meier beigetragen, sondern auch das überaus vielfältige Programm des Drei-Sparten-Hauses, das neben der modernen und Gegenwartskunst auch Musik und Literatur umfasst. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums, das in diesem Jahr groß gefeiert wird, sprach Carsten Probst für ARTMAPP mit Museumsdirektor Oliver Kornhoff über sein in vielerlei Hinsicht einzigartiges Haus und dessen bewegte Geschichte.


24 ARTMAPP: Die örtliche Nähe zur damaligen ­Bundeshauptstadt Bonn hat die Entwicklung ­dieses Hauses doch auch nicht unwesentlich ­beeinflusst …? OK: Die bundesrepublikanische Geschichte ist ganz eng mit diesem Kunstort verbunden! Wenn wir diesen Bahnhof erhalten, dann haben wir immer eine Hand am Portal der Bundeshauptstadt, das mag Helmut Kohl als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident gedacht haben. Man konnte so Gastgeber sein für bundeshauptstädtisches Geschehen, das hier natürlich immer ein bisschen informeller möglich war als auf dem offiziellen Bonner Parkett! Zu den Mythen von Rolandseck gehört, dass sich der ägyptische und der israelische Botschafter hier zum ersten Mal die Hand gegeben hätten, was offiziell in Bonn ja nicht möglich gewesen wäre. Bis man sich schließlich aber auch in Bonn für ein Museum in Re­ magen begeistern und Richard Meier als Architekten dafür finden konnte, dauerte es dann noch bis in die 1980er-Jahre. Die Eröffnung war dann schließlich erst 2007, da war Bonn schon nicht mehr Hauptstadt. Aber immerhin kam Bundeskanzlerin Angela Merkel aus Berlin angereist. ARTMAPP: Sie haben zu Anfang Gegenwartskünstler wie Jonathan Meese oder Anselm Kiefer gezeigt, zuletzt den brasilianischen Installationskünstler Ernesto Neto. Im Jubiläumsjahr wird Henry Moore mit einer großen Schau gewürdigt. Sie sprechen oft davon, das Haus international stärker aufstellen zu wollen. Wird aus dem ­beschaulichen Rolandseck ein internationaler Hotspot?

OK: Das sind wir ja in Teilen schon geworden! Wenn ich nach Norden gucke, da sind ja so an die zehn Flaggschiffe der deutschen Museumslandschaft versammelt, in Köln, Bonn, Düsseldorf … – Um an die heranzukommen, geht es ja für ein junges Museum, das wir noch sind, fast gar nicht anders. Aber wir haben auch einiges anzubieten! Unseren Bestand an ­Werken von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp werden wir natürlich weiterhin in wechselnden Sammlungspräsentationen zeigen, dazu beherbergen wir die angesehene Sammlung Rau für UNICEF. Als weitere Besonderheit sind bei uns stets alle Ausstellungen durch ein Jahresthema vereint. Unser ­P ublikum kann so künstlerische Entwicklungen und kuratorische Gedankengänge von den alten Meistern der Sammlung Rau, über Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp bis zur Kunst der Gegenwart anhand eines Leitmotivs verfolgen. Hinzu kommt dieser Blick! Von hier oben, vom Neubau aus, auf Siebengebirge und Rhein – deshalb sind schon die Touristen im 19. Jahrhundert hergekommen, und deshalb kommen sie noch heute. Die Strahlkraft, die sich aus all dem ergibt, können wir in der internationalen Zusammenarbeit mit anderen Häusern noch weiter erhöhen, schon im Jubiläumsjahr 2017 mit der großen Henry-Moore-Ausstellung! Unsere Hauptaufgabe – die schwierigste, aber auch die schönste – ist es, ein Museum zu bleiben – und kein Mausoleum zu werden. Das ist unser Credo, und mit diesem Anspruch bin ich hier angetreten. ARTMAPP: Oliver Kornhoff, vielen Dank für das Gespräch! www. ar pmu seum . org

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Oliver Kornhoff studierte Kunstgeschichte, Geschichte, ­Klassische Archäologie und Völkerkunde in seiner ­G eburtsstadt Köln, bevor er in Freiburg im Breisgau über die Skulpturen der „Brücke“-Künstler Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner promovierte. Im Januar 2009 wechselte er von der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen ins ­Direktorenamt des Arp Museums Bahnhof Rolandseck, 2013 übernahm er zusätzlich die Leitung des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems.


links: Gesamtansicht Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Foto: Viola Bender oben: Innenansicht Arp Museum, Foto: Ulrich Pfeuffer © Arp Museum


links: WERKHALLEN in Remagen

unten: Christiane Obermann und A xel Burkhard

Fotos: WERKHALLEN

WERKHALLEN // OBER M ANN // BURKHARD

Contemporary Remagen Im Juni 2013 war es endlich soweit, Christiane Obermann und Axel Burkhard konnten die WERKHALLEN in Remagen eröffnen. Davor hatten sie schon drei Jahre lang die Rheingalerie Bonn betrieben, hatten erfolgreich Kunst vermittelt, Ausstellungen eingerichtet, Künstler gefördert, junge wie arrivierte, bekannte und weniger bekannte. Dann fanden sie, einige Kilometer den Rhein hinunter, mit den leerstehenden Indust r iehallen in Remagen-­ Oberwinter den perfekten Ort: Denn hier, in der ehemaligen Ankerwicklerei, gab es endlich Platz genug für gleichermaßen großzügige wie großformatige Ausstellungen, für weitläufige Präsentationen ganzer Serien oder auch allerart sonstiger Events. Umfassende Einzelausstellungen von Fotografie, Skulptur und Malerei können seitdem zeitgleich stattfinden mit der permanenten Groupshow, die das gesamte Galerieprogramm präsentiert. Und so findet man sich wieder in einem luftigen Parcours, der den einzelnen Arbeiten viel Raum lässt; oder man taucht ein in eine der kleinen, intimen Studioausstellungen, die zu konzentriertem Innehalten und längerem Verweilen einladen. Ulrich Erbens konkrete Farbmalereien etwa treten in einen ausführlichen Dialog mit den papiernen Farbtafeln von Günther Förg; Jochen Heins lebensgroße dunkle Figurenbilder begegnen nachdenklichen schwarz-weißen Fotoporträts von Konrad Rufus Müller oder grob behauenen Figuren von Markus Lüpertz. Die f ließenden Umrisse in Martin Streits unscharfen Fotografien von gehenden Personen kon­trastieren mit Thomas Röthels scharfkantigen konkreten Stahlskulpturen, deren Silhouetten sich im Außenraum ebenfalls auf ihre Umgebung einlassen und an der Landschaft kratzen. Daniel Josefsohn blickt auf Pferde oder Maskierte und rekurriert in all seinem Tun auf die Kunst-, vor allem die Fotografiegeschichte. Eine vorsichtige Zartheit im Umgang mit ihren Materialien hingegen verbindet den Bildhauer Abraham David Christian und den Maler Julian Khol über Gattungsgrenzen hinweg. Überhaupt, beim Umherstreifen in den W ER K­ HALLEN wird der Besucher ein ums andere Mal Zeuge interessanter Paarungen und angeregter Bilderdialoge, kann dem leisen Geplauder und den heißblütigen Debatten

lauschen, die sich zwischen den Werken, den verschiedenen Medien und Genres oder den Generationen entspinnen. Anscheinend haben Obermann und Burkhard ins Schwarze getroffen, denn die WERKHALLEN sind über ihr Renommee als kommerzielle Galerie hinaus inzwischen ein beliebter Veranstaltungsort. Unter dem Motto „Rent a Gallery“ finden hier Konzerte, Vorträge, Dinner, Firmenevents, Modeschauen oder Fotoshootings statt. Bis zum 20. Mai ist nun als ein besonderes Highlight Bryan Adams in den WERKHALLEN zu Gast. Als Musiker und Komponist ist der kanadische Rocksänger weltberühmt, die Bühnen der Welt und das Rampenlicht sind sein Zuhause. Umso spannender, Bryan Adams jetzt auch als Akteur hinter der Kamera zu entdecken und zu sehen, wie er seinerseits ­berühmte Personen und Persönlichkeiten in Szene respektive ins Bild setzte. Sean Penn, Amy Winehouse, Mick Jagger, Queen Elizabeth II. … oder auch verwundete Soldaten. K ATJA BEH REN S

www. werkhallen. net


Br yan Adams, „Ben Kingsley“, London, 2011

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Tomás Saraceno, „Museo Aero Solar“ in Prato, Italien, 2009, Foto: Janis Elko, © Museo Aero Solar, 2009


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Thomás Saraceno in Ludwigshafen am Rhein

Realisierbare Utopie

KIM BEHM

bis 30. Apr il 2017 „ To m á s S a ra c e n o – A e ro s o l a r J o u r n e y s“ W ilhelm-Hack-Mu se um Ludwigshafe n am R he in www. wilhelmhack. museum

Foto: © Wilhelm- Hack- Museum

Die Entstehung des Wilhelm-Hack-Museums gründet sich auf die großzügige Schenkung des Kölner Kaufmanns ­Wilhelm Hack (1899-1985) im Jahr 1971, die zusammen mit den Sammlungen der Stadt Ludwigshafen seit 1979 in dem eigens errichteten Museumsbau mit der markanten ­Außenwandgestaltung von Joan Miró präsentiert wird.

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Das Werk des 1973 in Argentinien geborenen Tomás Sara­ ceno könnte man als fort laufende Forschungsarbeit beschreiben, in der Kunst, Architektur, Natur- und Ingenieurwissenschaften miteinander verschmelzen. Saraceno hat Kunst und Architektur studiert und lebt mittlerweile in Berlin. Seine fliegenden Objekte, interaktiven Installationen und Projekte in Gemeinschaftsarbeit werfen Fragen nach ökologischen Problemen oder der drohenden Unbewohnbarkeit der Erde auf und verweisen auf nachhaltigere Lebensformen als möglichem Ausweg. Sie sind Visionen eines anderen Lebens, denn Saraceno ist davon überzeugt, dass Kunst die Welt verändern kann. Seine Botschaft lautet: „Do it together“ statt „do it yourself “. Einfachheit, Kreativität und Gemeinschaft sind die Schlagworte, die daran erinnern, dass wir in einer Symbiose mit der Erde und all ihren Lebewesen existieren und nur gemeinsam überleben können. Die Ausstellung „ Aerosolar Journeys“ im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen am Rhein zeigt die angewandte Ökologie seines Aerocene-Projektes, Sara­cenos „realisierbarer Utopie“ eines Zeitalters der Luft. Die Idee ist denkbar einfach: Skulpturen, die nur durch die Kraft der Thermik fliegen. Sie werden bei Tag durch Sonnenwärme, bei Nacht durch die Infrarotstrahlung der Erde in der Luft ­g ehalten und folgen auf ihrer Reise um den Planeten den ­Luft­strömungen – absolut emissionsfrei. Saraceno versteht sie als Vorschläge für Mobilität und Leben in einer zukünftigen Welt. Auch „Museo Aero Solar“, eine fliegende Skulptur aus ­g ebrauchten Plastiktüten, die am Anfang der Aerocene-­ Forschung steht, ist in Ludwigshafen als riesige begehbare „Kathedrale der Nachhaltigkeit“ zu sehen. Sie ist ein kollek­ tives, aus der jeweiligen Gemeinschaft heraus entstandenes Werk, das seit 2007 an verschiedenen Orten der Welt ­w eitergebaut wurde und sich in Größe, Form und Farbe ­beständig verändert hat. Während der Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum entsteht ein neues „Museo Aero Solar“, für das die Besucher gebrauchte Plastiktüten sammeln und auch selbst an dieser neuen Skulptur mitarbeiten können. Im Anschluss wird die Ausstellung dann im Haus Konstruktiv in Zürich gezeigt (1. Juni bis 3. September 2017).



Blick in die Galerie Alte & Neue Meister Schwerin, Foto: Michael Setzpfandt © Staatliches Museum Schwerin

Galerie Alte & Neue Meister Schwerin A LT E M E I S T E R

ZEI TGE NOSSE N

Die mecklenburgischen Herzöge liebten die Kunst und kauften sie dort, wo sie zu ihren Lebzeiten boomte: in ­H olland und Flandern. Prägend für die Sammlung Alter Meister ist daher eine kostbare Kollektion holländischer und flämischer Werke aus dem sogenannten „Goldenen Zeitalter“. Werke be­r ühmter Meister wie Jan Brueghel d. Ä., Ludolf ­B ackhuysen, Frans van Mieris d. Ä., Frans Hals, Peter Paul ­Rubens und C ­ arel Fabritius gestatten vielfältige Einblicke in das Leben im 17. Jahrhundert und zeugen von der hohen ­Malkultur dieser Zeit.

Auftakt des Rundgangs durch die Moderne sind Werke deutscher Impressionisten, die mit zeitgleich entstandenen Arbeiten von Konzeptkünstlern konfrontiert werden. In der DDR-Zeit wurde einer der umfangreichsten Bestände ­f igür­licher Malerei begründet, mit Werken von u.a. Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Clemens Gröszer. In ihrer Geschlossenheit einmalig ist die Schweriner Sammlung ­M arcel Duchamp, die nahezu alle Phasen und Aspekte des Künstlers veranschaulicht . Seit 2013 bereichert eine ­Werksammlung des in Mecklenburg geborenen Künstlers Günther Uecker die zeitgenössische Kollektion. www. museum-schwer in. de

Ludolf Backhuysen, „Bewegte See mit Schiffen in Enkhuzien“, um 1680,

Von oder durch Marcel Duchamp oder Rrose Sélav y,

Foto: Elke Walford

„Die Schachtel im Koffer“, 1941/1966, 41,5 x 38,58 x 9,9 cm

© Staatliches Museum Schwerin

© Succession Marcel Duchamp/ VG Bild- Kunst, Bonn 2017


w w w . a u f- n a c h - m v . d e

Ulrich Müther, Musikpavillon (in Zusammenarbeit mit Dietmar Kuntzsch und Otto Patzelt), Sassnitz, 1987, aus dem Buch „Schalenbauten in Mecklenburg-Vorpommern“, 2008, von Rahel Lämmler und Michael Wagner, Foto: Dominic Ott, Zürich, @ niggli Verlag, Salenstein


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Nein! Falsch! „Meck-Pomm“ ist nicht der Name einer norddeutschen Frittenbude. Es ist die selbstironische Abkürzung für den längsten Ländernamen Deutschlands. 1945 hatte die sowjetische Militärverwaltung willkürlich Landesteile ­z usammengelegt. Später wurde „Vorpommern“ sogar aus dem Namen getilgt. Nach der Wende sollten beide wieder zu ihrem Recht kommen – und so geschah es. In dem Flächenland an der Ostsee ist kulturell viel los, doch stets muss eine Weg­strecke zurückgelegt werden. Wenn der sanierte Ost­ f lügel von Schloss Ludwigslust wiedereröffnet wird, dann sind R ­ üganer schon mal zwei Stunden unterwegs, um dabei

zu sein. Schloss Kummerow liegt tatsächlich im Nirgendwo und ist dennoch zu einem beliebten Ausflugsziel für Freunde der ­anspruchsvollen Fotografie geworden. Jede Ausstellungseröffnung und jedes Konzert erinnern an ein Klassentreffen. Mit ihrer auf­gekratzten Atmosphäre begeistern die Veran­ staltungen auch Reisende aus anderen Ecken Deutschlands. Meck-Pomm? MV tut gut! Genauso ist es. SUSANNE BURMESTER


Schloss Schwerin, Foto: Thomas Grundner, Landesmarketing Mecklenburg-Vorpommern

Märchenschloss und Kunstgenuss Mecklenburg Vorpommern ist bekannt für seine weiten Landschaften, langen Ostseestrände und vielfältigen Kunst- und Kulturangebote. Wie keine zweite Region in Europa ist das Land zwischen Elbe und Oder auch durch eine einzigartige Schlösserlandschaft geprägt. Ob verspielte Herrenhäuser in unberührter Landschaft, riesige Schlösser oder romantische Gärten und Parkanlagen – die Vielfalt der mehr als 1.000 bis heute erhaltenen Ensembles ist atemberaubend. Vor allem die großen, ehemals fürstlichen Anwesen mit ihren faszinierenden Architekturen und prachtvollen Parks, den spannenden Kunstausstellungen und unterhaltsamen Kulturveranstaltungen verwandeln einen Besuch im „Land zum Leben“ zu etwas ganz Besonderem.

Im Herzen des Landes steht ein wahres Märchenschloss: ­ alerisch gelegen auf einer Insel in einem der größten Seen M Deutschlands thront das Schweriner Schloss. Schloss Schwerin besitzt als Herrschaftssitz eine bis ins 10. Jahrhundert zurückreichende Geschichte. Vor über 150 Jahren – mitten in der romantischen Epoche – entstand aus dem bestehenden Renaissancebau die Ausbildung der monumentalen Residenz mit märchenhaften Türmen, vergoldeten Spitzen und einem verspielten Schlossgarten. Ein Gang durch die Bel- und Festetage gleicht einem Streifzug durch die höfische Geschichte. Die Porträts aller Herzöge vom 14. bis zum 18. Jahrhundert führen die lange Herrschaftstradition der mecklenburgischen Fürsten­ dynastie in der Ahnengalerie eindrucksvoll vor Augen. Verschwenderisch reich ausgestattet beeindruckt der Thron­ saal als wichtigster Ort staatspolitischer Repräsentation und ­Höhepunkt der Prunkappartements. Speise-, Tee- und Blumenzimmer bieten das erlesene Ambiente für ausgewählte Kunstwerke vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Schloss Schwerin weckt Lust auf mehr: In der Galerie Alte & Neue Meister in Schwerin und den Landesschlössern warten höchster Kunstgenuss und einzigartige Schlosserlebnisse. Mehr Infor mat ionen unter : www. museum-schwer in. de w w w . m v - s c h l o e s s e r. d e

Thronsaal, Foto: Lothar Steiner, Landesmarketing Mecklenburg-Vorpommern


35 Die mecklenburgischen Residenzschlösser Schwerin, Ludwigslust und Güstrow

Paläste im Norden VON JAN-PETER SCHRÖDER

Mecklenburg im Nordosten Deutschlands ist nicht nur reich an reizvollen kleineren Adelssitzen und Herrenhäusern ­inmitten grüner Wälder und Felder. Weil es anno dazumal mehrfach unter hochgestellten Erben aufgeteilt wurde, prunkt das ehemalige Großherzogtum auch mit einer Reihe prächtiger Residenzschlösser verschiedener Stilepochen. ­J edes einzelne von ihnen lohnt einen Abstecher, wenn nicht sogar eine eigene Reise. In neuerer Zeit gehören die einst großherzoglichen Prachtbauten zum Schweriner ­Mu­seum, das 1882 im Auftrag von Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin eröffnet worden war und heute als Staatliches Museum Schwerin/Ludwigslust/Güstrow – Kunst­sammlungen, Schlösser und Gärten firmiert. Neben dem klassizistischen Museumsbau am Alten Garten in Schwerin mit seinen hochkarätigen Sammlungen Alter und Neuer Meister von Rembrandt und Rubens, Brueghel und ­F abritius über Oudry, Picasso und Duchamp bis hin zu Barlach und Uecker bespielt die Landeseinrichtung also auch die größten und schönsten Schlösser des Landes.

Chambord lässt grüßen! Der herrschaftliche Bau im Stil des romantischen Historismus würde an der Loire nicht aus dem Rahmen fallen und lässt sein französisches Vorbild klar ­erkennen. Das vieltürmige, sorgfältig restaurierte Herzogsschloss auf einer Insel am Südende des Schweriner Sees entstand Mitte des 19. Jahrhunderts durch Um- und Neubau einer älteren Schlossanlage unter Leitung von Georg Adolf Demmler und Friedrich August Stüler. Unter den Grund­ mauern befinden sich Reste einer slawischen Stammesburg. Der Westflügel des fürstlichen Schlosses wurde 1947/48 für das Mecklenburger Landesparlament umgebaut. Heute gilt der Palast als schönster Landtag Deutschlands. Der Plenarsaal des Parlaments wird gerade modernisiert. Feudale Pracht ­bietet dem Besucher bis heute das Schlossmuseum. Besichtigt ­w erden können auf zwei Etagen die Wohn- und Gesellschaftsräume des Großherzogs und seiner Gemahlin einschließlich einer Ahnengalerie aller Mecklenburger Herzöge. Ausgestattet sind die Prunkgemächer mit ausgewählten Skulpturen und Gemälden vom 17. bis zum 19. Jahrhundert und Mobiliar aus der Zeit des Historismus. Zu sehen sind auch ­historische Waffen, kostbare Porzellane und fürstliches Tafelsilber. Besonders prachtvoll ist der imposante Thronsaal.

Zu sehen im Schloss Güstrow: Lucas Cranach d. J., „Judith mit dem Haupt des Holofernes“, nach 1537, Foto: Elke Walford, © Staatliches Museum Schwerin

20. Mai bis 2 4 . September 2017 „ C ra n a c h s L u t h e r ! We r k e d e r M a l e r f a m i l i e C ra n a c h “ S c h l o s s G ü s t ro w

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SCHLOSS SCHW ER IN


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S C H L O S S L U DW I G S L U S T

Offenkundig von Versailles inspiriertes Kleinod spätbarocker Baukunst und des aufkommenden Klassizismus. Der in den Jahren 1772 bis 1776 anstelle eines älteren Jagdschlosses er­ baute Palast diente den Herzögen Friedrich und Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin als Hauptresidenz. Der erst ­kürzlich nach umfassender Restaurierung wiederöffnete Ostflügel mit Goldenem Saal, Audienzzimmer der Herzöge, Bildergalerie, Privatgemächern und Gäste­apparte­ments ­beherbergt kunsthandwerkliche Objekte des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die herzogliche Uhrensammlung, zahl­ reiche Gemälde von Hofmalern sowie die erst vor wenigen Jahren r­ estaurierten großformatigen Menagerie-­Bilder von Jean-Baptiste Oudry. Nach der Abdankung des Mecklenburger Großherzogs Friedrich Franz IV. war Schloss Ludwigslust ab 1920 wieder Wohnsitz der herzoglichen Familie. Bewohnt war es bis 1945, wobei ein Teil des Westflügels bereits seit 1920 als Museum genutzt wurde. Das Schloss ­bildet den Mittelpunkt einer spätbarocken Stadtanlage zusammen mit der ehemaligen Hof kirche und einem von Peter Joseph Lenné entworfenen englischen Landschaftspark.

oben: Schloss Ludwigslust / unten: Kaskaden gegenüber dem Schloss, Fotos: Lothar Steiner, © Staatliches Museum Schwerin


37 U N D N I C H T Z U V E RG E S S E N : B A R L AC H !

Güstrow lohnt einen Besuch aber auch und vor allem wegen Ernst Barlach. Der bedeutende norddeutsche Dramatiker, Bildhauer und Zeichner (1870–1938) lebte und arbeitete ab 1910 in der Stadt, die ihn 100 Jahre später posthum zum ­E hrenbürger machte und sich heute „Barlachstadt“ nennt. In Güstrow schuf Barlach seine wichtigsten Werke, hier litt er in seinen letzten Lebensjahren aber auch unter den Anfeindungen der Nazis, die seine Kunst als „entartet“ diffamierten und seine expressiven Ehrenmale für die Gefallenen des ­E rsten Weltkriegs überall entfernen ließen. Nach Barlachs Tod verblieb sein umfangreicher Nachlass in seinem Atelierhaus, wichtige Plastiken waren schon ab 1953 in der Güstrower ­Gertrudenkapelle zu sehen. Seit 1994 kümmert sich nun die Ernst Barlach Stiftung Güstrow um Aufarbeitung und ­P räsentation seines Werkes. Sie errichtete neben dem ­einstigen Atelierhaus des Künstlers am Heidberg mit dem Ausstellungsforum-­Graphikkabinett den ersten Museumsneubau der neuen Bundesländer. Im Güstrower Dom hängt seit 1953 wieder der berühmte „Schwebende“ – als Drittguss. Das O ­ riginal des Güstrower Ehrenmals war 1937 entfernt und ­später eingeschmolzen worden. w w w . e r n s t- b a r l a c h - s t i f t u n g . d e

Italienische Renaissance mitten im Land der Backstein­ gotik! Herzog Ulrich zu Mecklenburg beauftragte den aus Ober­italien stammenden Baumeister Franz Parr mit der ­Errichtung eines repräsentativen Neubaus in seiner Residenzstadt Güstrow, nachdem ein Feuer 1557 die mittelalterliche Vor­g ängeranlage größtenteils zerstört hatte. 1565 war der Rohbau fertig, vollendet wurde der Palast von dem Nieder­ länder ­Philipp Brandin. Die Ausstattung der Innenräume inklusive prächtiger Stuckdecken stammt weitgehend aus dem 16. Jahrhundert. Die unteren Gewölbe beherbergen eine der bedeutendsten Mittelaltersammlungen Norddeutschlands. In den früheren Tafel-, Wohn- und Empfangsräumen glänzen Gemälde, Skulpturen und Mobiliar der Renaissance und des Barocks. Zu den Spitzenexponaten zählen Werke von Lucas Cranach dem Älteren sowie dem Jüngeren, Maerten de Vos und Tintoretto. Im Wirtschaftsgebäude aus dem 19. Jahrhundert werden in Wechselausstellungen Positionen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts präsentiert. Auf Schloss Güstrow residierte während des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1628 und 1630 der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein mit seinem Hofstaat. Schloss Güstrow, Foto: Michael Setzpfandt © Staatliches Museum Schwerin

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S C H L O S S G Ü S T R OW


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125 Jahre Künstlerkolonie Ahrenshoop

„Bad der Kulturschaffenden“ JOHANNES R. BECHER

Holger Stark, „Seilschaft“, Installation im Innen- und Außenbereich des Kunstmuseums Ahrenshoop, von September 2016 bis März 2017, Holz, 344 x 2020 x 140 cm, 2016/17, Foto: © Agentur wolkenbank kunst+räume


39 Künstlerkolonie wird mit einem umfangreichen ­P rogramm gefeiert. Die Kommune, ein Museum, Kunsthäuser und eine Reihe privater Galerien bieten das ganze Jahr über ­i nteressante Ausstellungen und Veranstaltungen.

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

Wer heute nach Ahrenshoop reist, kommt wegen der Kunst oder stößt zumindest ­a llenthalben darauf – zwischen ­Nationalpark und Traumstrand, ­Touristenquartieren und ­S uperior-Hotels, ­R äucherf isch und Küstensouvenirs. ­B e sonder s i n d ie sem Ja h r, den n d a s ­J ubi l äu m der


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„ E i n O r t w i e g e m a l t .“ – M i t d i e s e m We r b e s p r u c h w e n d e t s i c h d a s O s t s e e b a d ­A h r e n s h o o p g l e i c h e r m a ß e n a n K u n s t f r e u n d e w i e p o t e n z i e l l e F e r i e n g ä s t e .

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Noch viel malerischer war es hier aber, als der Künstler Paul Müller-Kaempff im Spätsommer 1889 bei einer Wanderung mit seinem Kollegen Oskar Frenzel entlang des Hohen Ufers auf ein einsames Fischerdorf stieß, dessen Anblick ihn nicht mehr loslassen sollte. Fasziniert von Licht, Landschaft und Leuten zwischen Bodden und Meer, gefiel ihm Ahrenshoop so sehr, dass er sich drei Jahre später, gefolgt von einigen anderen Kolleginnen und Kollegen, dort niederließ, um fernab der großen Städte unter freiem Himmel zu malen. Anna Gerresheim, Friedrich Wachenhusen, Elisabeth von Eicken, Friedrich Grebe gehörten dazu. So entstand vor 125 Jahren eine Künstlerkolonie in der Tradition des französischen Barbizon, deren Attraktivität und Ausstrahlung noch immer nachwirkt. Im Mittelpunkt steht dabei das erst 2013 eröffnete Kunstmuseum Ahrenshoop, auf das die Gemeinde zu Recht stolz ist. Äußeres und Inneres, der Bau und die präsentierten Schauen, zeigen eindrucksvoll, dass bürgerschaftliches Engagement auch in kleinen Orten zu großartigen Ergebnissen führen kann. Ein Traum Ahrenshooper Kunstfreunde war so ein Museum schon seit langer Zeit gewesen, in den Nullerjahren wurde diese Vision dann immer greifbarer, weil sich viele Bürger, Künstler, Wissenschaftler, Sammler, Spender und Mäzene aus nah und fern zusammentaten, einen Förderverein und eine Stiftung gründeten, beharrlich Gelder auftrieben und schon Jahre im Voraus begannen, eine hochkarätige Sammlung aufzubauen. Als Spiritus Rector brachte sich der Berliner Kunstsammler und ehemalige IBM-Manager Guenter Roese mit Energie, Know-how und ungebremstem Idealismus ein. Als das Museum vor vier Jahren endlich eingeweiht wurde, staunten die Gäste über ein Ensemble goldglänzender Gebäude, die schon durch ihre gleißende Metallhülle deutlich machten, dass hier ein Juwel entstanden war. Kubaturen und Dachformen der miteinander verbundenen, modernsten musealen Anforderungen entsprechenden Ausstellungshäuser freilich waren so geplant, dass sie zu den alten Ahrenshooper Fischerkaten passen würden. Nun, da der erste Glanz von umbrafarbener Patina überzogen ist, zeigen

sie fast die gleiche Tönung wie die Schilfrohrdächer links und rechts des Weges zum Hohen Ufer, der gleich vor der Tür ­beginnt. So geerdet kann höchster Anspruch durchaus sein. Dem entspricht auch die Sammlung des Hauses: Sie schlägt einen Bogen von der Gr ünder­g enerat ion der ­K ünstlerkolonie über die klassische Moderne, die gegenständliche Kunst der 1920er- bis 1940er-Jahre bis hin zu Positionen der Kunst in der DDR. Dazu kommen zeitge­ nössische Arbeiten, die erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstanden. Die künstlerische Leiterin des Hauses, Katrin Arrieta, die die Sammlung seit über zehn Jahren mit aufgebaut hat, zeigt zum Jubiläum denn auch eine mehrteilige Ausstellung. „Viele kommen ja, um die alten Meister zu sehen, also die Gründer der Künstlerkolonie“, sagt sie, „aber mir geht es darum, die sogenannten Alten als etwas Frisches zu zeigen. Die wollten ja raus mit ihrer Kunst – aus der Stadt, aus den Konventionen. Deswegen heißt die Schau ‚Licht, Luft, Freiheit‘. Das möchte ich gern vermitteln. Und dann geht es um die klassische Moderne, bei der wir sonst immer den großen Bogen bis nach Hiddensee schlagen. Diesmal konzentrieren wir uns aber auf Ahrenshoop und zeigen beispielhaft Künstler, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hierhergekommen sind, um zu arbeiten, darunter Alfred Partikel, Gerhard Marcks, Bruno Gimpel, Hans Emil Oberländer. Im dritten Teil, in dem es um die zeitgenössische Kunst geht, präsentieren wir Michael Morgner, der wie so viele andere Künstler während der DDR-Zeit hier gearbeitet hat. Morgners Zeichnungen, die er bis Mitte der 1990er-Jahre jeden Sommer in Ahrenshoop schuf, sind substanziell für sein ganzes Werk und spiegeln sein existenzielles Erleben an der Ostsee. Und in der Mitte steht der Rostocker Maler Egon Tschirch mit einem erst kürzlich wiederentdeckten expressiven Gemäldezyklus zum Hohelied Salomos aus dem Jahr 1923.“ (siehe Seite 44) Eröffnet wird diese Trias der Schauen im Kunst­ museum zum Auftakt der Festwoche vom 25 . März bis 2. April 2017, mit der Ahrenshoop ins Jubiläumsjahr startet. Im Kunstkaten, in der Galerie Alte Schule und in der Strandhalle wird daneben das dreiteilige Ausstellungs­ projekt „Elbhang & Weststrand“ Einblicke in den regen Kunsttransfer zwischen Dresden und Ahrenshoop während der DDR-Zeit geben. Das historische Dornenhaus und die neuzeitliche Galerie ­Peters-Barenbrock präsentieren Bilder von Künstlern, die in Ahrenshoop wirkten oder ihre Heimat haben. Das Künstlerhaus Lukas, einst von Müller-Kaempf als Malschule gegründet, zeigt Arbeiten heutiger Stipendiaten und das Neue Kunsthaus beleuchtet mit einer zeitgenössischen Schau „Das rätselhafte Verschwinden des Alfred Partikel“. Dazu gibt es allerorten Literatur, Theater, Musik und Tanz, einen bebil­derten Kunstpfad und zwei überlebensgroße Figuren, die der bekannte Hallenser Künstler Moritz Götze geschaffen hat. Sein Paul Müller-Kaempf auf dem Bakelberg weist den Weg wieder nach Ahrenshoop. ­Damit ebenjenen auch ­möglichst viele Besucher von weit her finden, hat die Kurverwaltung ein detailliertes Programmheft zum Jubiläum ins Internet gestellt.

Paul Müller- Kaempff mit Malschülerinnen, Ahrenshoop, Foto: Kunstmuseum Ahrenshoop

JAN-PETER SCHRÖDER


Kunst verstehen und genießen

Das Ostseebad Ahrenshoop feier t ab M ärz das 125 - jährige Bestehen seiner Künstlerkolonie

Vom 25. März bis in den Oktober 2017 hinein geben zahlreiche Ausstellungen und Kunstprojekte einen Einblick in das ­k ul­t urelle Erbe eines Ortes, der mit der Gründung seiner Künstlerkolonie im Jahre 1892 von einem abgeschiedenen ­F ischerdorf zu einem lebendigen Künstler- und Badeort aufblühte. Der neu errichtete Kunstpfad schlängelt sich entlang zehn beliebter Ortsmotive. Die ausgewählten Standorte lassen den Betrachter Ahrenshoop mit den Augen der damaligen Maler sehen. Einige der auf den zehn Kunststelen abgebildeten Gemälde sind im Original in der Sammlungsausstellung des Kunstmuseums Ahrenshoop zu finden. Wem die eigenständige Wanderung nicht genügend Inspiration liefert, der kann sich den Radtouren entlang des Kunstpfades, die während der Festwoche am 25. und 29. März sowie am 2. April jeweils um 15 Uhr am Kunstmuseum starten, anschließen. Am Schifferberg fällt dem Radler oder Spaziergänger die fünf Meter hohe Malerin vom Pop-Art-Künstler Moritz Götze ins Auge. Als moderne Interpretation des Malweibes grüßt sie die Gäste, die aus Richtung Born nach Ahrenshoop kommen. Am gegenüberliegenden Ortseingang, am Bakelberg in Niehagen, kann der aufmerksame Betrachter als Gegenstück die ebenso hohe Wegmarke mit dem Antlitz des Begründers der Künstlerkolonie, Paul Müller-Kaempff, entdecken. Auf einen Spaziergang zur Kunst entführt der Inhaber des Romantik Hotels Namenlos & Fischerwiege, Roland ­F ischer, Kunstinteressierte am 28. März ab 16 Uhr. Die Tour führt in verschiedene Kunsthäuser des Ortes wie das urwüchsige Dornenhaus, den Kunstkaten und das Dünenhaus, in denen die Spaziergänger das eine oder andere künstlerische und lukullische Schmankerl erwartet. In der Fischerwiege klingt der Streifzug durch die Kunst dann kulinarisch aus.

Aussichtsplattform mit Blick auf die Grimmelei © Kur ver waltung Ahrenshoop, voigt & kranz, Prerow

Keine Feier ohne Musik: Deshalb hat der Künstlerort zum Jubi­l äum einen über die Zeit nahezu vergessenen Kulturschatz, das vom Musikwissenschaftler Oswald Körte 1908 komponierte „Lied von Ahrenshoop“, durch den ortsan­ sässigen Pianisten und Komponisten Lutz Gerlach wieder zu neuem Leben erwecken lassen. Zum Auftakt der Jubiläumswoche wird das neu arrangierte Werk zu Gehör gebracht. Neben dem „Lied von Ahrenshoop“ erfährt auch das ­v aterländische Schauspiel „Die Ahrenshooper“ von Axel ­Delmar aus dem Jahre 1893 eine Renaissance. Ahrenshooper und Bewohner der Region geben bei der Wiederaufführung des preußisch-patriotischen Bühnenwerkes in einer eigenen kritischen Bearbeitung am 30. März im Hotel „Fischerwiege“ den Helden des Kampfes gegen die Besetzung Mecklenburgs durch Napoleon Gesicht und Stimme. Auch die 18. „Lange Nacht der Kunst“ am 19. August steht ganz im Zeichen des ­Jubiläums. Über 20 Galerien, Keramiker und Veranstaltungshäuser öffnen ihre Türen und laden mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und Tanzperformances zu Kunstgenuss in einer lauschigen Sommernacht ein. Zum Ausklang können Nachtschwärmer unterm Sternenzelt über die Tanzf läche schweben. Auch die immer beliebter werdenden „Ahrenshooper Filmnächte“, die vom 6. bis 9. September junges deutsches Kino und geballte Filmprominenz in den Ort holen, stehen im Zeichen des Jubiläums. Neben sechs Filmen des Wertungsprogrammes sind im Hotel „The Grand“ zusätzlich zwei Filme ehemaliger Stipendiaten des Künstlerhauses Lukas im ­B ereich Drehbuch vertreten. Diese dokumentieren das ak­ tuelle Schaffen von Künstlern im lebendigen Künstlerort. Eine V ­ ielzahl weiterer Veranstaltungen des Jubiläumsjahres finden Sie unter: www.ostseebad-ahrenshoop.de.


42 Inter view mit Gerlinde Creutzburg

125 Jahre Künstlerhaus Lukas Das Ostseebad Ahrenshoop feiert 2017 das 125-jährige ­Gründungsjubiläum seiner Künstlerkolonie. Vom 25. März bis in den Oktober hinein setzen sich eine Vielzahl von Ausstellungen und Kunstprojekten mit dem kulturellen Erbe des Ortes auseinander, der mit der Gründung seiner Künstler­ kolonie im Jahre 1892 von einem abgeschiedenen Fischerdorf zu einem lebendigen Künstler- und Badeort wurde. Aus ­d iesem Anlass traf ARTMAPP Gerlinde Creutzburg, die ­Leiterin der internationalen Stipendiatenstätte Künstlerhaus Lukas, zum Gespräch. ARTMAPP: Frau Creutzburg, lassen Sie uns mit einer persönlichen Frage beginnen: Was hat Sie als Künstlerin 1994 nach Ahrenshoop verschlagen – und wie haben Sie es an diesem Ort so lange ausgehalten? Gerlinde Creutzburg: Ich wollte zeitgenössische Kunst ­präsentieren, auch meine eigene, und begann mit einer Pro­ duzentengalerie. Daraus erwuchs das Neue Kunsthaus und später kam das Künstlerhaus Lukas als internationale Arbeitsstätte hinzu. – Wie man sowas aushält? Mit viel Freude gegen alle finanziellen Widerstände und damit, dass man nicht nach dem einfachen Lohn fragt. Geistigen und emotionalen Reichtum genießen, ernten.

Gerlinde Creutzburg, Direktorin des Künsterhauses Lukas, Foto: Künstlerhaus

ARTMAPP: Es ist kein Geheimnis, dass es die zeitgenössische Kunst an touristischen Orten immer schwer hat, besonders, wenn ein starkes Erbe auf die Gegenwart einwirkt wie hier in Ahrenshoop. Wo sehen Sie als Kuratorin und Leiterin des Künstlerhauses Ihren Gestaltungsspielraum? GC: Meine Möglichkeiten bestehen darin, Gestaltungsspielräume für zeitgenössische Kunst zu schaffen und zu erhalten. Das versuchen wir in Themenausstellungen oder zu den ­Tagen der offenen Tür regelmäßig dem touristischen Publikum zu vermitteln. Ich sehe das Touristische als Chance und weniger als Nachteil. Dennoch ist es manchmal schwierig ­angesichts der Tatsache, dass viele Menschen eher zurück als nach vorn blicken. Künstlerhaus Lukas, © voigt & kranz, Prerow


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Paul Müller- Kaempff, „Blick auf Ahrenshoop“, 1890, Privatbesitz

GC: Alfred Partikel war durch die Kriegswirren am Ende des Zweiten Weltkrieges ja eher zufällig in Ahrenshoop, wie auch so manche Kunstschaffende von heute durch die Stipendienaufenthalte im Künstlerhaus Lukas. Er musste vor Verfolgung fliehen, heute „flieht“ man zur ruhigen und konzentrierten Arbeit hierher. Alle entdecken und genießen die Landschaft und arbeiten dennoch an den Themen der Zeit. ARTMAPP: Wie werden die diesjährigen ­Stipendiaten auf das Jubiläumsjahr reagieren? GC: Die diesjährigen Stipendiaten werden genießen, wo­ ran andere bereits im letzten Jahr gearbeitet haben. Wir hatten e­ igens zur Vorbereitung des Jubiläumsjahres Sti­ pendien v ­ ergeben. Mit 13 Projekten bzw. Kooperationen, in denen der Blick von heute mittels der zeitgenössischen Kunst ­präsentiert wird, sind wir am reichen, auf die lange Geschichte A ­ hrenshoops bezogenen Programm des Jubi­ läumsjahres beteiligt.

ARTMAPP: Was hat der Maler Paul ­Müller-Kaempff (1861–1941) mit dem Künstlerhaus Lukas zu tun? GC: Paul Müller-Kaempff gehörte mit dem Bau des Künstlerhauses Lukas zu den Gründern der einstigen Künstlerkolonie. Er war damit Vordenker seiner Zeit. Heute sind es besonders die Autoren, bildenden Künstler, Komponisten oder Tanzperformer, die im Künstlerhaus Lukas arbeiten, die maßgeblich die künstlerische Zukunft des Ortes gestalten und ihn nicht nur als historischen Ausstellungsort erleben. ARTMAPP: Gerlinde Creutzburg, vielen Dank für das Gespräch! Das Interview für ARTMAPP führte Susanne Burmester.

www. k uenstlerhaus-lukas. de

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ARTMAPP: Gemeinsam mit dem Neuen Kunsthaus Ahrenshoop haben Sie die Ausstellung „Das seltsame Verschwinden des Alfred Partikel“ vorbereitet. Warum ist der 1888 in Ostpreußen geboren Maler für Ahrenshoop heute noch interessant?


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Egon Tschirch, aus dem Zyklus „Das Hohelied Salomos“, 1923, Gouache auf Papier, Privatbesitz


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Egon Tschirch (1889–1948) im Kunstmuseum Ahrenshoop

Das Hohelied in Farbe D a s K u n s t m u s e u m A h r e n s h o o p z e i g t E g o n Ts c h i r c h s v e r g e s s e n e n

Sonnenstrahlen und wogende Wellen aus Rot und Gelb und Blau. Mann und Weib. Nackte Leiber eng umschlungen, ­verzückt emporgereckte Arme in gleißendem Licht. Bild auf Bild, überf lutet in immer neuen Strudeln von einem Malstrom pulsierender Energie. Leicht zu verstehen, was wir hier sehen: eine Apotheose der sinnlichen Liebe. Ein Bilderreigen voll u ­ ngestümer künstlerischer Kraft. Und weiter? Die Gemälde sind signiert: „Egon Tschirch, 1923“. Allerdings waren sie über 90 Jahre lang ­versteckt, verschwunden, vergessen. Auch ihr sinnstiftender Titel fand sich daher jetzt erst nach einigen Recherchen ­w ieder: „Das Hohelied Salomos“. So nannte der seinerzeit ­erfolgreichste der jungen Mecklenburger Maler selbst die erste Ausstellung dieser 19 expressiven Temperaarbeiten, die am Ostersonntag 1923 im Rostocker Museum für einiges Auf­ sehen sorgte. Nach jahrelanger Beschäftigung mit dem ach so menschlichen Bibelthema hatte er mehr als 50 Hohelied-­ Bilder gemalt und gut anderthalb Dutzend für besagte Schau ausgewählt. Schon im Folgejahr wurde sie auch im Landesmuseum Schwerin gefeiert. In diesem Frühling nun zeigt das Ku nst museu m A h renshoop den w iederentdeck ten Tschirch-Zyklus. Eine kleine Sensation, die sich treff lich ­einfügt in die Feierlichkeiten zum 125. Jubiläum der norddeutschen Künstlerkolonie. Dass diese Arbeiten überhaupt wieder an die Ostsee kamen und komplett zusammengeführt werden konnten, ist einer fast unglaublichen Reihe von Zufällen zu verdanken. So stieß der Rostocker Arzt Ulf Kringel bei der Suche nach einer schönen Stadtansicht von Tschirch im Internet unerwartet auf eine bereits fünf Jahre alte Annonce, in der zwei von dessen Liebesgemälden abgebildet waren. Unter einem Kürzel wollte jemand wissen, was es damit wohl auf sich habe. Es ­gelang Kringel schließlich, die in Leverkusen ansässige Familie noch ausfindig zu machen, die etwas über ein Konvolut herausfinden wollte, das 2008 beinahe entsorgt worden wäre – nachdem es über mehrere Generationen in einem Berliner Keller unweit des Kurfürstendamms versteckt gewesen war. Die Erben der Nachfahren eines Kollegen von Tschirch hatten

es nicht übers Herz gebracht, die freizügig-erotischen Kartons ihnen gänzlich unbekannter Herkunft wegzuwerfen. Sie rahmten einige für die eigenen Wohnräume, wickelten die anderen wieder ein und stellten zwei davon ins Netz. Lange ohne Resonanz – bis der Arzt aus Rostock bei ihnen anrief. Neugierig geworden, suchte er die Familie auf und schaffte es mit viel Enthusiasmus, Überzeugungskraft und der Versicherung, nicht aus kommerziellem Interesse zu handeln, einen Großteil der Bilder privat zu erwerben. Er wollte sie für seine Heimatstadt sichern und holte sie nach Rostock. Auf Anraten eines Freundes zeigte er sie schließlich Katrin Arrieta, der ­Kuratorin des Kunstmuseums Ahrenshoop, und die war – jetzt schon nicht mehr zuf ällig – so begeistert von der Trouvaille, dass sie nicht lange zögerte, Tschirchs „Hohelied“ in die Ahrenshooper Jubiläumsschau aufzunehmen. „Ich konnte die Entdeckerfreude teilen“, erinnert sich Arrieta, „und war spontan darauf aus, diesen Zyklus ­möglichst bald an die Öffentlichkeit zu bringen. Ich sah in ­d iesen Bildern Parallelen zu dem großartigen grafischen ­Bibelzyklus des Berliner Künstlers Willy Jaeckel, der ab Mitte der 1920er-Jahre auf Hiddensee gemalt hat. Überdies war Tschirch selbst in Ahrenshoop präsent, er gehörte zum ­F reundeskreis des hier ansässigen Hinstorff-Verlegers Peter E. Erichson und seiner Lebensgefährtin Line Ristow. Ich freue mich, dass wir in der Ausstellung sogar ein Bildnis Line ­R istows von Tschirchs Hand zeigen können – in den gleichen Farben! Noch interessanter aber ist die inhaltliche Klammer, die Tschirch mit den Ahrenshooper Künstlern verbindet: die Darstellung von Menschen in Wind und Wetter und dem Licht am Meer. Und die Klammer zwischen der klassischen Moderne in der zweiten Generation der Künstlerkolonie bis hin zur Gegenwart, die in unserer Jubiläumsschau durch den 1942 geborenen Künstler Michael Morgner vertreten wird. Dessen Paare in der freien Landschaft am Meer seit der Mitte der 1970er-Jahre verkörpern einen existenziellen Zusam­ menschluss, bei dem das Sinnliche als treibende Naturkraft interpretiert wird – wie bei Tschirch ja auch. Was für eine spannende Analogie – zwei Generationen später!“

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Bilderzyklu s zu den Liebesgedichten Salomos


Egon Tschirch © Kulturhistorisches Museum Rostock

Wer hätte gedacht, dass Egon Tschirch es noch einmal in einen das Schweriner Museum angekauft. Schon 192 2 . Seine so illustren Kontext schaffen würde? Im Nordosten bekannt ­A r­beiten hingen dort neben denen von Lovis Corinth.“ Die war der 1948 verstorbene Künstler über viele Jahre vor allem Kunstwissenschaftlerin, die auch über „entartete“ Kunst durch seine soliden, gut komponierten Landschaften, ­gearbeitet hat, vermutet, dass der Künstler seinen expressiven ­Stadtbilder und Blumenstillleben, die seit jeher gern über Hohelied-Zyklus mit Absicht zur Auf bewahrung wegge­ ­bürgerliche Rostocker Sofas gehängt werden. Kaum eine geben hat – wie auch im Schweriner Museum einige seiner ­A ntiquitätenauktion ohne einen schönen Tschirch. Nur Bilder vorsorglich in der Studiensammlung versteckt worden ­E xperten oder interessierte Liebhaber der regionalen Kunst- sind. Von den Nazis wurde Tschirch jedenfalls nicht als „entgeschichte wissen, dass der Künstler als junger Mann auf der artet“ diffamiert. Suche nach der eigenen Bildsprache so expressiv und lei­ Verändert die Wiederentdeckung des Hohelied-­ denschaftlich unterwegs war. Beispiele dafür sind etwa die Zyklus heute die Sicht auf Tschirch? „Grundsätzlich nicht“, Gemälde „Warnowfischer“ (1923, Kunsthalle Rostock) oder meint Heidrun Lorenzen. „Wir kennen ja viele expressio­ „Boote mit Fischern“ (1922, Kulturhistorisches Museum nistische Werke von ihm, aber dieser Fund ist natürlich eine Rostock). schöne Ergänzung.“ „Ganz erstaunlich“ findet denn auch die Tschirch-­ 1923 fielen die Kritiken allerdings viel euphorischer aus. Kennerin Heidrun Lorenzen die Wiederentdeckung der „Die Zeitlosigkeit dieses Menschenpaares, der Ewigkeitszug Hohelied-Bilder. „Ich wusste, dass es sie gegeben hat – aus dieser Gestalten soll uns anstrahlen: nicht mehr sind die Verse ­a lten Zeitungsartikeln. Aber es gab keine Spuren aus dieser des Gedichtes ein illustratives Problem, sondern ihr Klang ist Zeit, auch keine Abbildungen“, sagt die ehemalige Leiterin des wie eine ewige Melodie, die mitschwingt, ist wie eine orchestRostocker Museums, die gerade an einer Monografie über den rale Begleitmusik zu einem Thema von ewigem Gehalt“, sagte Künstler schreibt. „Tschirch gehörte zur zweiten Generation etwa der Rostocker Wissenschaftler Hugo Knappik bei der der Expressionisten – das war in Mecklenburg eine Selten- Vernissage der Ausstellung am Ostersonntag. Zur Beschreiheit“, erklärt sie. „Noch vor dem Rostocker Museum hat ihn bung der Bilder zitierte derselbe in der „Mecklenburgischen


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Egon Tschirch, „Porträt Line Ristow“ (Lebensgefährtin von Peter Erichson, die am Schifferberg 10 in Ahrenshoop gelebt hat), 1921, Gouache auf Karton, 74,5 x 60 cm, Privatbesitz

individuell zu schaffen, eine Rücksicht auf das Publikum, auch materiellen Gewinn kennt er nicht. So sind z. B. die ­K artons zum Hohen Lied durchaus nicht verkäuf lich. Wir glauben nicht, daß eine Galerie, geschweige denn ein Privatmann auf den Gedanken kommen wird, sie in seinen Besitz zu bringen. Aber hiermit rechnet Tschirch auch gar nicht, er schafft aus idealen Gründen und nicht aus Geschäftsinte­ resse.“ Und die Zeitung „Mecklenburger Warte“ hatte schon ein Jahr zuvor gefragt: „Wo ist der Kunstfreund, der die Mittel dazu hergibt, daß dieses hohe Lied von dem Streben eines ­heimischen Künstlers für unsere Vaterstadt erhalten bleibt?“ Zumindest diese Frage ist jetzt wohl beantwortet. Auch wenn Egon Tschirchs „Das Hohelied Salomos“ vorerst in ­A hrenshoop gezeigt wird. Egon Tschirch, „Boote mit Fischern“, 1922,

JAN-PETER SCHRÖDER

Tempera auf Pappe, Inv.- Nr. M 962 © Kulturhistorisches Museum Rostock

25 . März bis 9. Juli 2017 E g o n Ts c h i r c h (1 8 8 9 – 1 9 4 8 ) „ D a s H o h e l i e d S a l o m o s“ www. k un st mu se um- ahre n shoop. de

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Tageszeitung“ zwei Wochen später Richard Dehmel: „Zwei Menschen sehn sich eins mit allem Licht. Zwei Menschen schreiten weiter lichtumblitzt. Strahlend blicken zwei Menschen der Sonne zu. Zwei Menschen umschlingt ein Strahlenband. Zwei Menschen sehn den Himmel durch die Erde.“ Anlässlich der Ausstellung 192 4 in der Landeshauptstadt notierte der Schweriner Museumsdirektor Heinrich Reifferscheid, Tschirch habe „an sich die höchsten und darum schwierigsten Anforderungen gestellt und eine Jubelhymne geschaffen von Licht, Farbe und körperlicher Bewegtheit“. In den „Mecklenburger Nachrichten“ hieß es am 2. März 1924, „daß der Künstler in der glücklichen Lage ist, vollkommen


Darßer Ort

Dar ßer Or t, 2016, Foto: Joachim R udolph / Hotel Meerlust, Zingst


Wie die Zipfelmüt ze eines Gar ten zwerges lieg t der Dar ßer Or t in der Ostsee. We r d e r K ü s t e n l i n i e f o l g t , b e f i n d e t s i c h h i e r a u f h a l b e r S t r e c k e z w i s c h e n d e n S e e b ä d e r n A h r e n s h o o p u n d P r e ro w . D i e s c h m a l e L a n d z u n g e i s t s e i t m e h r a l s 3 0 0 J a h r e n i n B e w e g u n g . N a c h w i l d e r P i ra t e n s i t t e t rä g t d e r We s t w i n d d e n S a n d a u f d e r H a l b i n s e l F i s c h l a n d a b , u m i h n h i e r a l s N e h r u n g w i e d e r a n z u l a g e r n . S e i n e D ü n e n l a n d s c h a f t s t e h t u n t e r N a t u rs c h u t z – d a r u m k o m m t m a n n u r z u F u ß d o r t h i n , m i t d e m R a d o d e r m i t d e r P f e rd e k u t s c h e . I m N A T U R E U M l e r n t m a n e t w a s ü b e r d i e K ü s t e n d y n a m i k u n d d e n N a t u r ra u m a m D a r ß e r O r t , u n t e r a n d e r e m b e i m B e s u c h d e s M e e r w a s s e ra q u a r i u m s . SUSANNE BURMESTER

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www. nat ure um- darss. de


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Fotofestival an der Seebrücke Zingst, Foto: Oliver Nieschulz

Das Umwelt fotofestival „horizonte zingst“ feier t zehnjähriges Jubiläum

Das Zingster Spektrum Auf nach Zingst! Bereits zum zehnten Mal findet vom 20. Mai bis 5. Juni 2017 das Umweltfotofestival „horizonte zingst“ statt, das sich zu einem der großen deutschen Fotoevents ­entwickelt hat. Wir stellen das Festival im Ostseeheilbad Zingst vor – Marc Peschke sprach für ARTMAPP mit dessen Gründungskurator Klaus Tiedge.

Die Faszination des Festivals mag etwas mit dem Ort zu tun haben: das Ostseeheilbad Zingst, inmitten einer fantas­ tischen Landschaft zwischen Bodden und Meer gelegen, mit seinem 15 Kilometer langen Strand, seinem Boddenhafen und seinen vielen Ausstellungsorten. Eines davon ist das Max Hünten Haus, das Zentrum der „Erlebniswelt Fotografie Zingst“, in dem das ganze Jahr über ausgewählte Produkte verschiedener Kamerahersteller präsentiert werden, wo ­F otoschulungen stattfinden und eine Fotobibliothek, ein ­Fotoprintstudio sowie die Leica-Galerie untergebracht sind.


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Klaus Tiedge, © Steve Thornton

Klaus Tiedge: Nicht immer ist weniger mehr. Das Ostsee­ heilbad Zingst ist ein sehr erfolgreicher, populärer Urlaubsort mit 335.000 Gästeanreisen und 1,82 Millionen Übernach­ tungen im Jahr 2016. Da es kaum eine logischere Verbindung als R ­ eisen und Fotografieren gibt, sind die Rahmenbedingungen für ein Festival wie das unsrige geradezu ideal. Dazu kommt selbstverständlich die absolut großartige Motivwelt der w ­ underschönen Natur. So erklärt sich auch der Titel der Veranstaltung. Denn wer heute Natur sagt, muss sich auch zum Engagement für die Umwelt bekennen.

ARTMAPP: Leitmotiv in diesem Jahr ist die ­Vermüllung der Ozeane mit Plastik. Was werden die Besucher zu sehen b ­ ekommen? Schöne Bilder – grausige Bilder? KT: Es kann nicht unsere Aufgabe sein, unser Publikum zu schockieren. Die Mischung macht’s. Wir zeigen grandiose Natur, wecken damit die Liebe und das Bewusstsein, diese zu bewahren. Zugleich machen kritische Fotografien auf ihre ­Bedrohung aufmerksam. Unser zentrales Motto in diesem Jahr heißt „S.O.S. SAVE OUR SEAS“. Der Plastikmüll in den Meeren und an den Stränden geht alle etwas an. Jede Plastiktüte, die wir mit unseren Aktionen verhindern können, ist ein Gewinn für die Umwelt. „Mensch ist Meer“ heißt beispielsweise eine Aktion mit Studierenden von Hochschulen, begleitet von profilierten Professionals. Parallel gibt es aber auch tolle Mitmachaktionen mit eher populärer Ausrichtung.

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ARTMAPP: Im Jahr 2008 wurden die „horizonte zingst“ gegründet. Immerhin 7.000 Besucher ­k amen schon im ersten Jahr! Im Jahr 2016 hatte das Festival dann über 40.000 Gäste. Besteht da nicht die Gefahr, dass mit der Größe auch etwas verloren geht?


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ARTMAPP: Wer wird in diesem Jahr Schirmherr des Festivals sein? KT: Wir haben 2017 die große Freude, dass ein international bedeutender Fotograf, der in vieler Hinsicht als Vorbild gelten kann, nämlich Walter Schels, der die „Erlebniswelt Fotografie Zingst“ seit Jahren begleitet, die Schirmherrschaft übernommen hat. ARTMAPP: Weiterhin ist die Naturfotografie – oder die Darstellung von Natur in Beziehung zum Menschen – ein Schwerpunkt in Zingst. Wie interpretieren Sie den Begriff der „Naturfotografie“? KT: Wie ich schon eingangs erwähnt habe. Wer Natur sagt, muss auch ein Bekenntnis zum Umweltschutz abgeben. Das Umweltfotofestival „horizonte zingst“ ist eben mehr als ein Naturfotoevent. Wir sind programmatisch ausgerichtet, aber nie dogmatisch eingeengt. Die Artenvielfalt ist unsere Sache, aber gleichzeitig auch die Vielfalt fotografischer Phäno­ mene. Von der ambitionierten Hobbyfotografie über die grandios-­professionelle Naturdarstellung bis hin zur künst­ lerischen Fotografie mit höchstem Anspruch. Wir nennen es das „Zingster Spektrum“. ARTMAPP: Wie kann man den „Geist“ von Zingst beschreiben?

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KT: Der Geist von Zingst heißt Integration. Wir suchen das Verbindende in allen Aktivitäten: sehenswerte Ausstellungen, motivierende und informierende Workshops, begeisternde Vorträge und unterhaltsame Festivalatmosphäre mit Party­ stimmung am Strand mit XXL-Großprojektionen, die wir „Bilderflut“ nennen.

ARTMAPP: Immer wieder ist es auch die ­Gefährdung der Natur, ihre Bedrohung, die in Ausstellungen thematisiert wird. Umweltschutz, auch das ist ein Schwerpunkt in Zingst. Was hat die Macher bewogen, sich programmatisch diesem Thema zu widmen? KT: Weil wir unseren wachsenden Erfolg nicht zuletzt ­deshalb erzielen, weil wir authentisch sind. Wir sind inspirierender Schauplatz, motivierender Spielplatz und nicht zuletzt auch ein ehrlicher Marktplatz. ARTMAPP: Was wünschen Sie sich für die ­Zukunft? Wie soll sich Zingst weiterentwickeln? KT: Zingst muss so lebendig bleiben wie die Fotografie. Wir sind immer aufgeschlossen gegenüber neuen Impulsen. ­Stillstand gibt es nicht. Wir haben 2017 wunderbare Neuerun­ gen wie den Olympus Fotokunstpfad, einen sich dynamisch entwickelnden Fotomarkt und tragfähige Me­d ien­partner­ schaften mit großer Reichweite – Online­medien inklusive. Ich wünsche mir vor allem, dass wir immer mehr Menschen die Freude an der Fotografie und dem besseren Bild vermitteln können. ARTMAPP: Klaus Tiedge, vielen Dank für das Gespräch! www. zingst. de

Max Hünten Haus, Zingst © Peter Prast


Wellnesshotel MEERLUST Genießen mit allen Sinnen

Herzlich willkommen in unserem kleinen, familiengeführten Haus direkt am Zingster Ostsee-Deich! Unsere exzellente frische Küche mit regionalen Spezialitäten, Schwimmbad (Salzwasser) mit Innen- und ganzjährig beheiztem Außenpool, Sauna, Floating-Becken, Fitnessraum und ein großzügiges Beauty-Spa freuen sich auf Sie!

Die Horizonte Zingst gehören zu den hoch angesehenen Fotofestivals. In der Zeit findet sich in Zingst alles was Rang und Namen oder einfach nur Interesse an der Fotografie hat. Profis und Amateure, nahezu die gesamte Industrie mit vollem Programm – von Kamera über Drucker, Zubehör bis zur EDV. Rund 50 Ausstellungen, Seminare und Workshops bieten sowohl dem Berufs- Fotografen wie auch dem interessierten Anfänger ein weites Feld.

Horizonte Zingst – 20. Mai bis 5. Juni 2017

4 × Superior Wellnesshotel MEERLUST Seestraße 72 18374 Ostseeheilbad Zingst Tel: 03 82 32 885 0 Fax: 03 82 32 885 99 info@hotelmeerlust.de www.hotelmeerlust.de

„Horizonte Special“: • 7 Übernachtungen in unserer MEERLUSTVerwöhnpension inklusive Frühstücksbuffet und 5-Gänge-Menü am Abend • Ein Gutschein über EUR 25 für Ihre Wunschbehandlung in unserem Beauty-SPA • Teilnahme an unserem umfangreichen Programm zum Himmelfahrts- oder Pfingstfeiertag mit Strand-Fackelwanderung am Abend, Mittags-Barbecue auf unserer Terrasse und einer gemeinsamen Radtour rund um Zingst. Einzelzimmer ab EUR 1.225,00 Doppelzimmer ab EUR 805,00 pro Person


Das Kunst- und Kulturfestival der Regiopolregion Rostock

26. Mai – 18. Juni 2017 gefördert aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern

www.regio-polis.de


Hiroyuki M asuyama in Greifswald

Reisen zwischen Raum und Zeit

Zum e rste n Mal koope r ie re n gle ich vie r Au sstellungsor te in Gre ifswald : D i e A r b e i t e n v o n H i ro y u k i M a s u y a m a w e rd e n i m C a s p a r- D a v i d - F r i e d r i c h -Z e n t r u m ,

Der japanische Künstler Hiroyuki Masuyama begibt sich in der Geburtsstadt Caspar David Friedrichs (1774–184) auf eine Zeitreise in die Romantik. Unter dem Titel „Zeitenwanderer“ sind rund 60 Werke, darunter Fotocollagen nach verschollenen oder zerstörten Werken Friedrichs sowie fo­tografische Arbeiten nach Gemälden des englischen Landschaftsmalers William Turner (1775–1851) und Skulpturen zu sehen. Raum und Zeit stehen im Fokus der Kunst von Hiro­ yuki Masuyama. Er verdichtet diese komplexen Konstrukte in methodischer Kleinarbeit zu sinnlichen Kompositionen, die mit der Wahrnehmung des Betrachters spielen: Die Welt kann in einem Wimpernschlag umrundet werden – auf einer Wiese blühen Frühlings-, Sommer- und Herbstblumen neben

schneebedecktem Gras – die Werke bekannter Vertreter der Kunstgeschichte formieren sich neu in der temporalen Wirklichkeit ihrer Orte. Als gute Methode, um dies zu realisieren, nennt der Künstler das Reisen … ganz im Sinne der Bedeutungsvielfalt des Wortes. 1968 in Tsukuba in Japan geboren, studierte Masu­ yama von 1987 bis 1993 Malerei und Wandmalerei an der Hoch­s chule für bildende Künste und Musik in Tokio. Als DAAD-Stipendiat kam er 1995 an die Kunstakademie Düsseldorf und wechselte 1999 für ein Studium der Medienkunst an die Kunsthochschule für Medien Köln. So bediente sich ­M asuyama in seinen frühen Kompositionen sowohl der ­Fotografie als auch der Videokunst.

Hiroyuki Masuyama, „C. D. Friedrich, Wiesen bei Greifswald, 1820/22“, 2016, Fotocollage, LED - Leuchtkasten, 35 x 48,9 x 4 cm, Foto: H. Masuyama, © H. Masuyama, Courtesy: Galerie Rothamel

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in de r G ale r ie Hube r t Schwar z , de r G ale r ie S T P sowie im Pomme rsche n L andes mu se um ge z e ig t .


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Hiroyuki Masuyama, „Universe“, 2016, Öl auf 672 Leinwänden, je 24 x 18 cm, Foto: H. Masuyama, © H. Masuyama, Courtesy: Galerie Rothamel

Die Erforschung der Simultanität ließ den Künstler 2002 zu seiner ersten großen Reise auf brechen: Für die Serie „Flight“ bestieg er ein Flugzeug, f log um die Erde und machte alle 20 Sekunden ein Foto. Als Resultat entstand eine Pano­r amaansicht der Welt auf über 27 Metern Länge. Hunderte verschiedener Orte werden für den Betrachter ­zeitgleich wahrnehmbar. Die Kunsthalle Emden zeigte die Werke, die sich in LED-Leuchtkästen präsentieren, 2013 in ­einer eigenen Halle als Rundgang um die Welt in der Welt. Im Abschreiten des Raumes ließ sich für den Betrachter anhand der illuminierten Fotografien die Erdumrundung des Künstlers auf ganz persönliche Art und Weise nachvollziehen. Aus der Luft nahm Masuyama auch sein nächstes Sujet ins Visier: Berge. Er setzte dann Fragmente einer Vielzahl von Aufnahmen zu neuen Gebirgsformationen zusammen, was eine neue Art konstruierter Gleichzeitigkeit in seinen Leuchtkästen wahr werden ließ. Zudem erforschte Masuyama auf diese Weise die Möglichkeiten digitaler Fotografie in der Spannung von Kunst und Wirklichkeit, eindrucksvoll zu ­beobachten im Werk „Matterhorn“, das 2006 im Rahmen von „In den Alpen“ zu sehen war, einer Ausstellung des Kunst­ hauses Zürich. Um seinen künstlerischen Spielraum zu erweitern, ging der Künstler in der Folge noch einen Schritt weiter: Die Verdichtung von Raum und Zeit erlangt in der Beschäftigung mit Werken der Kunstgeschichte eine kulturelle und auch malerische Komponente. Masuyama, der Reisende des

21. Jahrhunderts, folgte den historischen Routen und Motiven der Romantiker Caspar David Friedrich und Joseph Mallord William Turner. Zugleich suchte er nach Plätzen von ähn­ licher Ausdruckskraft. Durch die nunmehr gefestigte Vorgehensweise der Zusammenfügung von Fragmenten ­entstandener Fotografien bildete er die Gemälde der Meister nach, formte in malerischer Wirkung Orte, die intertemporär sind. „Faszinierend an Masuyamas Schaffen ist für mich die Ver­bindung seiner traditionellen Motivauswahl und Vorgehensweise mit der modernen Technik“, schreibt Katharina Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein im Kunstmagazin „art“ über das Werk „Das Eismeer 1823–24“ aus dem Jahr 2007 in der Sammlung der Hamburger Kunsthalle. Reisen als Me­ thode des Entdeckens verbindet die Romantiker mit dem Zeitgenossen ebenso wie die Arbeitsweise, Fragmente der ­Realität im künstlerischen Prozess zur eigenen Version der Wirklichkeit zusammenzustellen: Masuyama nutzt Foto­ grafien, Friedrich und Turner arbeiteten nach Skizzen. Zur Ausdruckskraft der malerischen Fotokunst tragen besonders auch die LED-Leuchtkästen bei, in denen die Werke präsentiert werden. Das für die romantische Malerei so wichtige Licht lässt die zeitgenössischen Kompositionen zusätzlich im Glanz des 21. Jahrhunderts erstrahlen. Eindrücklich ist dies bei der Betrachtung der Arbeit „Greifswalder Hafen 1820“ in der Sammlung des Städel Museums in Frankfurt am Main zu erleben.


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Sternkarten übertragen worden waren. In der Ausstellung „Himmelwärts“ präsentierte das Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg, 2015 weitere Arbeiten mit diesem Kontext: Ein Gebilde aus Fiberglas und Holz zeigte die Milchstraße, ein gigantischer Leuchtkasten umfasste eine Sonne, die sich in Resin und Acrylfarben entflammte. K AT H A R I N A KO WA L S K I

„ H i ro y u k i M a s u y a m a . Z e i t e n w a n d e r e r“ I n K o o p e ra t i o n m i t d e r G a l e r i e R o t h a m e l bis 11. März 2017 Galer ie Huber t Schwarz sowie Galer ie S T P b i s 1 7. A p r i l C a s p a r- D a v i d - F r i e d r i c h -Z e n t r u m s o w i e Pomme rsches L andes mu se um

Hiroyuki Masuyama, „Joseph Mallord William Turner: Venice by Moonlight, 1840“, 2010, Fotocollage, LED - Leuchtkasten, 22 x 31,9 x 4 cm, Foto: H. Masuyama, © H. Masuyama, Courtesy: Galerie Rothamel

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

Eine interessante Spielart seiner konstruierenden Methode entwickelte Masuyama 2012 bei einem Besuch des italie­ nischen Cava de’ Tirreni. In den Werken der entstandenen Serie zeigt ein Digitaldruck mehrere sich überlagernde Aufnahmen der alten Künstlerstadt. Die Idee des „tempus fugit“, die im Œuvre des Japaners anklingt, veranlasste den Künstler 2011 dazu, sich in die Welt der Stillleben zu begeben. In der für ihn nunmehr charakteristischen Art und Weise ließ er ­zunächst die Blumenmalereien altniederländischer Meister wie Daniel Seghers (1590–1661) neu erblühen, bevor er sich ­Werken Albrecht Dürers (1471–1528) und Leonardo da Vincis (1452–1519) zuwandte. Nach der Beschäftigung mit Orten auf der ganzen Welt, mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft w ­ agte sich Masuyama bereits 2009 in ein neues Abenteuer: Die Annäherung an das Außerirdische wurde zunächst auf recht bodenständige und minutiöse Weise zelebriert: Der Künstler fertigte eine Kugel aus Kirschholz, gespickt mit Löchern, die beim Betreten des Gebildes als Sterne und Sternbilder ­erkenntlich werden, die in monatelanger Arbeit exakt von



LED - Leuchtkasten, 59 x 84,5 x 4 cm, Foto: H. Masuyama, © H. Masuyama, Courtesy: Galerie Rothamel

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

Hiroyuki Masuyama, „C. D. Friedrich, Landschaft auf Rügen mit Regenbogen, 1830“, 2016, Fotocollage,


az_23stadtwismar_K_FRITSCH_88x125_L02.pdf

Carsten Nicolai MK Kaehne Wolfram Adalber t Schef fler 24. 2. – 9. 4.

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21.02.17

KATHARINA FRITSCH Eröffnung: 19. April 2017, 17 Uhr Ausstellungsdauer: 20. April bis 10. Mai 2017 täglich geöffnet: 9 bis 17 Uhr Eintritt frei

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KUNSTRAUM St. Georgen St.-Georgen-Kirchhof 23966 Wismar

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Heike Kati Barath Gabriele Basch Andrea Damp Franziska Hünig Jörg Baier Jukka Korkeila 13. 4. – 11. 6. Galerie Hartwich Ostseebad Sellin Rügen

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Katharina Fritsch, „Oktopus“, 2010, 21 x 45 x 60 cm, Polyester, Farbe, Foto: Ivo Faber 2011, © Katharina Fritsch und VG Bild-Kunst 2016

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14. Mai - 3. September 2017 Pommersches Landesmuseum, Greifswald 9. Oktober 2017 - 28. Januar 2018 Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf www.luthers-norden.de

MAXIM KANTOR Das neue Bestiarium

4. Februar bis 7. Mai 2017

Kunsthalle Emden

Info +49 (0) 49 21 97 50-50 kunsthalle@kunsthalle-emden.de www.kunsthalle-emden.de Hinter dem Rahmen 13, D-26721 Emden ร ffnungszeiten Di - Fr 10 - 17 Uhr, Sa, So/Feiertage 11 - 17 Uhr Jeder 1. Di/Monat 10 - 21 Uhr (Langer Kunstabend) Ostern und 1. Mai geรถffnet Die Kunsthalle wird gefรถrdert von

Kulturpartner


62 w w w.wirsindinsel.de

Rügen

Schmachter See Lounge, Foto: Gemeinde Ostseebad Binz

SU PE R GE SCH M E I DIGE R SOU N D A M S C H M AC H T E R S E E

DE R E IGE NSI N N DE R POK E N

Gar nicht alltägliche Möbel aus Paletten bauen die kreativen Menschen von „Sitzmoment“ auf der kleinen Insel Ummanz, die Rügen im Westen vorgelagert ist. Gemeinsam mit den handgemachten Soundsystemen des Rügener Bastelkollektivs „Inselklang“ und lokalen Musikakteuren sorgen sie für die coole Atmosphäre der „Schmachter See Lounge“. Sie ­f indet ab 2 4. Mai 2017 alle 14 Tage jeweils am Mittwoch im Ostseebad Binz statt. Erstmalig findet im Sommer 2017 der KulturSommer Binz statt. Auf dem Programm stehen Veranstaltungen an verschiedenen Orten im Ostseebad, wie die Piersessions auf der Seebrücke.

Wenn ein „Ureinwohner“ die Halbinsel Mönchgut verlassen wollte, hieß es noch in den 1990er-Jahren: „Wat, ji führn na Rügen hen?“ Die Mönche von Eldena hatten seit 1252 das ­Sagen auf der landschaftlich reizvollen Halbinsel im Südosten Rügens. Sie sorgten auch dafür, dass viele Traditionen hier ­erhalten sind. Die Mönchguter Museen berichten an diversen Standorten davon, wie die „Poken“ ihren Eigensinn bewahren konnten und wie sie gelebt und gearbeitet haben. Ganz der Tradition verpf lichtet ist auch die Mönchguter Trachtengruppe. „Schüddel de Büx“ ist ein bekannter Paartanz, in dem die Männer in der traditionellen Fischertracht ihre weiten ­Leinenhosen kräftig von links nach rechts schütteln.


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Nachtansicht der Galerie Hart wich, Foto: Christoffer Munch Andersen, Kopenhagen

I N S E L - B R AU E R E I „ Da s R einheitsgebot ist uns egal, w i r e x p e r i m e n t i e r e n l i e b e r m i t n a t ü r l i c h e n Z u t a t e n .“

Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass Tradition und Moderne zusammengedacht werden. Doch auf Rügen funk­t ioniert das auf erstaunlich entspannte Art. Bestes Beispiel ist die „Insel-Brauerei“ mit ihren handgemachten Bieren. Als das Unternehmen mit Sudhaus, Hefebank und Flaschenlager 2015 im Westen der Insel eröffnet wurde, wollte Markus Berberich bis zu eine Million Flaschen jährlich abfüllen. Doch der B ­ raumeister hatte nicht mit dem internationalen Erfolg dieses Trends gerechnet. Gleich acht seiner mit kreidehaltigem W ­ asser der Insel Rügen gebrauten Craft-Biere wurden 2016 im Rahmen des „World Beer Award“ in London mit Gold­medaillen ausgezeichnet. Daher musste er die Kapazität auf 4,5 Millionen Flaschen im Jahr erhöhen. Die traditionell in der Flasche gereiften Inselbiere werden nicht nur online und in ganz Europa, sondern auch nach Kanada und China verkauft. Das „Baltic Dubble“ etwa hat 8,5 Volumenprozent Alkohol und eignet sich ausgezeichnet als Digestif und Begleiter zu würzigem Käse. Das natursaure Bier „Meerjungfrau“ ist ­d agegen fruchtig prickelnd und perfekt für festliche Empfänge.

GA L E R I E H A RT W ICH I N D E R A LT E N F E U E RW E H R , OST SEEBA D SEL L I N

Den Jahresauftakt bildet eine Schau zu Poesie und Dramatik der Zeichen und Strukturen von Carsten Nicolai, Wolfram Adalbert Scheff ler und MK Kaehne mit Zeichnungen im ­k lassischen Sinne, gestisch, abstrakt und präzis, auch foto­ realistisch, analog oder digital, sowie einer Film- und Sound-Arbeit von Nicolai zu Wasser, Strömung und Welle, gleich einem Fenster in die Welt der Meere und der nichtlinearen Dynamik. Ab Ostern zeigen unter dem Titel „Don’t forget to put flowers in your hair“ Gabriele Basch, Heike Kati Barath u. a. raumgreifende Scherenschnitte, Malerei auf ­L einwand und Papier, mäandernde f lorale Installationen, Landschaftsref lektionen mit spukenden Wassergeistern, ­ästhetisch, dekorativ und verstörend zugleich. www. galer ie-har t wich. de

Frank Lucas, der soeben in München gekürte Deutsche Biersommelier- Meister, Foto: Christian Rödel

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

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64 U L R ICH M Ü T H E R Z u m z e h n t e n To d e s t a g d e s M e i s t e r s d e r S c h a l e n b a u t e n w e rd e n R ü g e n e r B a u t e n s a n i e r t

Das Buch vermittelt einen fundierten Einblick in die euphorisch-fortschrittsgläubige DDR-Baukultur der 1960er- und 1970er-Jahre. Erstmals sind hier sämtliche Schalenbauten von Ulrich Müther in Mecklenburg-­Vorpommern in einer Pub­l ikation versammelt. Diese Meisterwerke werden anhand von Fotos, Plänen, Texten und Projektinformationen vorgestellt. Übersichtskarten und Adressangaben erleichtern den Besuch vor Ort.

Mit seinen „Rügener Jungs“ reiste der Bauingenieur Ulrich Müther (1934–2007) zu DDR-Zeiten nach Tripolis, Helsinki und Wolfsburg. Ein Vortrag des spanisch-mexikanischen ­A rchitekten und Bauingenieurs Félix Candela Outeriño (1910 –1997), ein Pionier des Betonschalenbaus, hatte den ­gebürtigen Binzer inspiriert, seine Diplomarbeit über die sogenannte Hyparschale zu schreiben. Die doppelt gekrümmten Betonschalentragwerke wurden schließlich sein Markenzeichen und machten ihn zu einem Mitglied der internationalen Baumoderne. Der frühere Rettungsturm am Binzer Strand liegt wie ein Ufo direkt an der Ostsee. Im Sommer stehen verliebte Paare Schlange, um sich hier trauen zu lassen. So wie Müther andernorts Modelle aus Segeltuch errichtete, benutzte er einst eine Windelunterlage aus Gummi und Ostseesand, um die optimale Form für dieses Bauwerk zu finden. In der DDR waren Materialien kostbar und Arbeitskräfte billig – aus diesem Grund wurden seine Bauten zu einem wichtigen ­E xportartikel des sozialistischen Staates und fanden im Westen nur wenige Nachahmer. Nun finanziert die Wüstenrot Stiftung die Sanierung des Rettungsturmes in Binz. Zehn Jahre nach dem Tod seines Architekten wird auch das Insel­ paradies in Baabe zur Saison wiedereröffnet. Der Bau aus dem Jahr 1966 gehört zu den sogenannten Gesellschaftsbauten. Ein­heimische erinnern sich noch an legendäre Feste in den 1980er-Jahren. Die Hochschule Wismar betreut inzwischen das Archiv Ulrich Müthers und bringt 2017 eine Broschüre zu seinen Bauten in Magdeburg heraus. Außerdem startet dort im März ein Forschungsprojekt über „DDR-Sonderbauten“, das sich unter anderem mit Müther beschäftigen wird.

niggli, 1 20 Seiten, 80 Abbildungen,

www. ostseebad-bin z . de

U L R I C H M Ü T H E R S C H A L E N B AU T E N I N M E C K L E N B U RG -VO R P O M M E R N R a h e l L ä m m l e r, M i c h a e l Wa g n e r

1 3 , 5 x 1 7 c m , K l a p p e n b ro s c h u r, E U R 2 5 , 0 0 , I S B N 9 7 8 - 3 -7 2 1 2 - 0 6 6 2 - 3 , D e u t s c h

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

K L AU S WA LT E R Z U U L R I C H M Ü T H E R

Klaus Walter, „HYBRID #6“, 2017,

Die visionäre Strahlkraft der Bauten Ulrich Müthers fas­ ziniert auch den langjährigen Rüganer und jetzt in Berlin lebenden K laus Walter, Rostocker Kunst preist räger 2015/16, aktuell mit einer Architektur-Intervention in der Schweiz präsent (www.felix-project.ch). Klaus Walter ­untersucht in fast ­k lassisch anmutenden Architekturansichten Bauten der ­ehemaligen DDR, die heute oft leerstehend von vergangener Zukunftsgewissheit künden, deren Geste überlebt scheint. Aber in der Diskussion um Abriss oder Denkmalschutz flammt regelmäßig auch der Lagerkampf um die „andere M ­ oderne“ auf. Es geht um einen neuen ästhe­ tischen Blick aus zeitlicher Distanz. Eine Affinität zur zunehmend histo­r ischen Ostarchitektur hat sicher auch ­e inen biografischen Bezug, der Künstler wurde 1964 in Glauchau geboren. Das Thema aber ist das parallele Fortleben der Moderne in Ost und West.

Zeichnung auf Inkjet- Print, Mixed Media, 27,6 x 41,1 cm, Courtesy: Galerie Hart wich

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C I RC U S E I N S – A K T U E L L E K U N S T, P U T B U S 1 2 . März bis 6. Mai 2017 S a ra P f ro m m e r „ D a s D i n g i m L i c h t . V i d e o , F o t o g ra f i e , K ü n s t l e r b u c h “ Sara Pfrommer, „Buoys“, 2013, HD -Video, Ton, 16:9, 14:20 Min., Courtesy: Susanne Burmester Galerie, © VG Bild- Kunst, Bonn 2017

K U NS T U N D K L A SSIZ ISM US I N P U T BUS

Was den Rügener Ostseebädern die Bäder­a rchitektur, ist in der fürstlichen Residenzstadt Putbus der Klassizismus. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus ­einem Guss erbaut, ­gehört die weiße Stadt mit prächtigen R ­ osen vor jedem Haus zu den begehrten Ausflugszielen auf Rügen. Gleich mehrere Galerien reagieren auf den inzwischen mancherorts morbiden Charme mit zeitgenössischer Kunst und beleben leere ­G ebäude mit spannenden Kunstevents. ­„CIRCUS EINS“ ­b egeistert etwa im Kronprinzenpalais die ­B esucher mit künstlerischen Positionen aus ganz Deutschland und dem Ausland. Im S ­ ommer wird zusätzlich ein teilsaniertes Haus an dem deutschlandweit einzigartigen Rondellplatz bespielt.

Langsam führt Sara Pfrommer (* 1980) einen Lichtkreis an ­einem Papierobjekt entlang, das an der Wand befestigt ist. Er wandert durch Berge und Täler, verschwindet, um nur kurz danach wieder aufzutauchen. Dabei wechselt der Eindruck zwischen räumlicher und flacher Erscheinung; erzählt wird eine geheimnisvolle Geschichte von Anwesenheit und Abwesenheit. Diese und andere Videoarbeiten sowie Fotografien zeigt die Künstlerin ab 12. März im „CIRCUS EINS“ in Putbus. Einen Schwerpunkt bilden dabei Werke, die in den vergangenen Jahren auf Achill Island (Irland) entstanden sind. In Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Göppingen erscheint ­außerdem ein Katalog, der im Rahmen der Ausstellung vorgestellt wird. Sara Pfrommer hat an der Hochschule für Bildende Künste Dresden studiert und war Meisterschülerin von Monika Brandmeier. Sie hat unter anderem Gaststudien an der Aalto University – School of Arts, Design and Architecture in Helsinki und an der Academy of Fine Arts ebenfalls in Helsinki bei Eija-Liisa Ahtila absolviert. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. www. c irc u s- e in s . de

Galerie „CIRCUS EINS“ in Putbus, Foto: Christian Thiele/TZR


12.3. - 5.6.2017

THOMAS WREDE MODELL LANDSCHAFT FOTOGRAFIE

MUSEUM SINCLAIR-HAUS Bad Homburg v.d. Höhe | Löwengasse 15 www.museum-sinclair-haus.de

Real Landscapes, Nach der Flut, 2012 © Thomas Wrede, VG-Bildkunst, Bonn 2017



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Neue Arbeiten von Thorsten Zwinger

Die weißen Bilder D e r G r e i f s w a l d e r M a l e r T h o r s t e n Z w i n g e r ( * 1 9 6 2 ) l i e ß s e i n e a k t u e l l e n We r k e a m M e e r, n e b e n d e n b e r ü h m t e n N e b e l w i e s e n von Caspar David Fr iedr ich, entstehen. S e i n e a b s t ra k t e n G e m ä l d e w e rd e n d o m i n i e r t v o n d e r F a r b e We i ß , über die sich farbige Linien und ver narbte R isse ziehen. Die Ober f lächen der We r k e s i n d g l a t t , g l ä n z e n d , d i s t a n z i e r t u n d s c h e i n b a r a b w e i s e n d .

links: Torsten Zwinger, Foto: Galerie Tammen & Partner

Arbeiten von links nach rechts: Torsten Zwinger, „W 21 A 56 21, No 1 (Suite L 26)“, „W 21 A 56 22, No 2 (Suite L 26)“, „W 21 A 56 23, No 3 (Suite L 26)“, „W 21 A 56 24, No 4 (Suite L 26)“, „W 21 A 56 20, No 5 (Suite L 26)“, 2016, Öl auf Leinwand, je 30 x 24 cm, Courtesy: Galerie Tammen & Partner


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verunsichern, indem Tiefe und Tiefe miteinander verschmelzen. Trotzdem geht es Zwinger weder mehr um Metaphysik noch um Transzendenz wie bei den Vorgängern. Auch diese Parameter sind aufgegeben. Er baut seine Bilder stattdessen so auf, als wollte er die abgetane Gattung selbst einbalsamieren: kein Abbild, das a­ to­misiert wäre wie bei Monet, keine vom Gegenstand erlöste Reinheit wie in der Farbfeldmalerei von Rothko, nicht einmal mehr das angestammte Öl kommt zur Anwendung. Stattdessen das Vorzeigen erkalteter Chemikalien im ­Voll­g lanz des Lacks. Das Schöne als Schmerz, das Hässliche als Körper des Schmerzes: Feine Graustufe, honigfarbene Gründung, sonniges Streifenfeld in milchig edeltrübem Bildgelee. Das ist Malerei in Aspik. Jedes Bild feiert die Leiche und will sie doch nicht begraben.“ M I CH A EL FREI TAG

Direktor der Lyonel- Feininger- Galerie, Museum für grafische Künste, Quedlinburg (ausführlicher Text unter: w w w.nk23.de)

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„Am besten schaltet man seine Erkenntnisapparate aus, wenn man vor diese Bilder tritt. Sie zeigen nichts, sie stellen nichts dar, sie geben nichts wieder, sie bilden nichts ab. Auf ihnen bleibt alles unaufgerufen, was in unsere Gene ­eingedrungen ist, um Bilder zu verstehen. Wir finden nichts, wenn wir etwas suchen, weil wir es suchen. Nirgendwo Referenzen an Früheres, keine Statements zu den Stellungskriegen der Moderne, auch nicht zu deren Ausbleiben in der Gegenwartskunst. Keine Themen, keine Erzählung, keine Allegorien. Selbst die Titel sind phonetisch gesteuerte Parallelaktionen zur Aussage­ verweigerung der Bilder und haben keinen Bezug zu dem, was man sieht. Die Bilder sind Deklarationen eines selbstlosen Daseins – kein Einzelaspekt, ­keine Teillösung, kein Ahnen hilft dabei, sie lesbar zu machen […] […] Deshalb hat Zwinger in den letzten Jahren aus seiner Bildwelt alles aus­geräumt, was an große Kunst erinnern könnte […] […] Genau hier setzt Zwinger, der Zweif ler, noch einmal an. Seine ­weißen Bilder geben in unendlich feinen Abstufungen glanzvolle Reprä­ sentationsreihen, deren Ausdehnung die Statik des sie tragenden Raums


70 Ralf Dörnen, Direktor des Ballet ts am Theater Vorpommern

Magier, Romantiker, Dickschädel Schon wieder eine starke Frau. Eine zerrissene Frau. Ralf Dörnen (56) hat am 4 . Februar „Rebecca“, den Roman von Daphne du Maurier aus dem Jahr 1938, den Alfred Hitchcock 1940 verfilmt hat, auf der Bühne des Theaters Vorpommern in Stralsund als Ballett adaptiert. Bei Dörnen heißt das Stück „Rebeccas Schatten“, wobei der Plural im Deutschen nicht gleich erkennbar ist, auf der Bühne indes bedrohlich deutlich wird. Dörnen interessiert sich weniger für den Thrill als für die psychologische Ebene, die Innenwelten seiner Figuren. Typisch für den Direktor des Balletts am Theater Vorpommern. Seit 19 Jahren inszeniert Dörnen in Greifswald, Stralsund und Putbus auf Rügen. Und er ist neben seiner langjährigen Solistin, der Tänzerin Barbara Buck (40), die er nun zwei Jahre nach ihrem Karriereende für die Rolle der b ­ ösen Haushälterin Mrs. Danvers in „Rebeccas Schatten“ wieder aktivierte, wohl der einzige echte Star in der Region. Dörnen nennt Buck seine Muse. Mit ihr hat er die Weltliteratur nach starken Frauen durchkämmt: Ihr schrieb er die Klara in „Coppélia“, die Fischerin in „Undine“, die Klara-Marie im

„Nussknacker“ auf den Leib. Sie gab seiner „Medea“ eine seltsame Tiefe, seiner Blanche DuBois in „Endstation Sehnsucht“ eine traurige Verlorenheit, seiner „Carmen“ die bekannt ­feurige Leidenschaft und seiner Frida Kahlo in „Frida – Viva la Vida“ eine verstörende Zerrissenheit. Diese Inszenierung 2004 sehen Fans des Balletts Vorpommern noch immer als ­einen der Höhepunkte von Dörnens Engagement an. Doch da waren mehr. Billy Wilders „Sunset Boulevard“, Euridike, Cinderella, Dornröschen, Gloria, Mutter Teresa. 2015 „Rosen“ mit Musik von Edith Piaf bis Seal, 2016 sein „Casanova“, der über die Geschichte der Liebschaften ­hinausgeht. Über seinen „Le sacre du printemps“ schrieb „Die Zeit“ 2008: „Strawinskys Sacre mag 1913 das Theater in seinen Grundfesten erschüttert haben. Ausgerechnet nach Greifswald muss man fahren, um seine Nachbeben zu spüren.“ 30 abendfüllende Ballette plus ebenso viele Einakter hat der gebürtige Leverkusener in Vorpommern seit 1998 inszeniert. Seine Tanzausbildung absolvierte Ralf Dörnen 1979 am Institut für Bühnentanz in Köln. Aus Konsequenz. Sein Turnlehrer

Ralf Dörnen, Foto: Vincent Leifer


hatte ihm flapsig geraten, er solle zum Ballett gehen, wenn er wie die Mädchen Musik zum Training wünsche. 1980 meldete sich John Neumeier vom Hamburg Ballett. Bis 1997 bleibt Dörnen an der Elbe, seit 1986 als Solist. In seinen Ballettaufführungen gelingt es ihm immer wieder, großartige Bilder auf die Bühne zu bringen, Menschen in eine Form von Bewegung zu versetzen, die niemand erwartet, und altbekannte Geschichten neu zu erzählen. Und Dörnen startet fast immer bei der Musik. Im Jahr 2000 gastiert er mit „Ich spinne mich in eine Puppe ein“ über Caspar David Friedrich auf der „Expo“ in ­H annover. 2005 erhält er die Rubenow-Medaille der Hansestadt Greifswald. Sein Vater, ein Ingenieur, der anfangs von der ­Ballettkarriere des Sohns nicht eben begeistert gewesen sei, wäre fast geplatzt vor Stolz, erinnert er sich. 2014 inszeniert er mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern „In Love – ­Serenade – Carmen“ – eines der Highlights jener Saison. 2016 erhält Dörnen den Landeskulturpreis. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) würdigt ihn so: „Ralf Dörnen steht für Tanz auf höchstem Niveau, mutige Inszenierungen und die Übernahme von Verantwortung für Greifswald und Vorpommern.“ Dörnen nimmt diesen Ball

gern an und fordert den Ministerpräsidenten auf, von seiner radikalen Fusionspolitik bei den Theatern abzukehren: „Ich empfinde diesen Preis als Aufruf an die Verantwortlichen im Land, den Tanz nicht weiter abzubauen.“ Die von Schwerin geforderte Theaterstrukturreform bezeichnet Dörnen als „Blödsinn“ und warnt SPD-Politiker davor, in schönen ­Sonntagsreden die Bedeutung von Kultur zu loben, sie aber permanent und immer weiter zu beschneiden. Ralf Dörnen zur Politik Sellerings: „Das ist der falsche Weg. Niemand ­f indet diese Reform richtig. Wir müssen die Entwicklung stoppen. Wir gehen in die falsche R ichtung. Für die ­Förderung von Randgebieten sind in ländlichen Förderprogrammen Millionen da, weil die Regionen sich abgehängt fühlen und AfD gewählt wird. Und an anderer Stelle wird abgebaut. Das ist Blödsinn.“ Ralf Dörnen – Magier, Romantiker, Dickschädel, ein musikalisches Trüffelschwein und Muscheltaucher auf der Suche nach starken Bildern. MICHAEL MEYER

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A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

„Rebeccas Schatten“ von Ralf Dörnen, Ballettpremiere am Theater Vorpommern, Stralsund, Februar 2017, Foto: Vincent Leifer


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Hanseatische Backsteingotik & Braukunst in M ecklenburg -Vorpommern

Gebrannte GrĂśĂ&#x;e, gebraute Wucht


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St. Marienkirche, Rostock, Foto: Nordlicht © Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde

Backsteingotik in der UNESCO -Welterbestadt Stralsund, Foto: Ulf Böttcher © Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

links: Achtmal Gold beim World Beer Award für die Insel- Brauerei, Rambin auf Rügen, Foto: Christian Rödel

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

Wer Hanse sagt, muss auch Bier sagen. Braukunst hat in Mecklenburg-Vorpommern, zumal entlang der Ostsee­ küste, eine ebenso lange Tradition wie die hanseatische Backsteingotik. In den Städten des mittelalterlichen norddeutschen Handelsbundes wuchsen seit dem 13. Jahrhundert nicht nur die monumentalen Backsteinkirchen in den ­H immel – auch et­l iche Hopfengärten, die Hunderte kleine Braustätten in den Bürgerhäusern mit dem Bierrohstoff versorgten. In Stralsund, Greifswald, Rostock, Wismar. Bier von hier wurde per Schiff nach Skandinavien exportiert, bis hin nach Belgien, England, Portugal gar. Es trug maßgeblich bei zum stolz zur Schau gestellten Reichtum der Hansestädte. Um 1580 sollen allein die Bierexporte von Rostock aus etwa 48 Prozent der Schiffs­lasten der gesamten Hanse ausgemacht haben. 1617 existierten in Rostock 248 Brauereien. Eine erneute Renaissance erlebte die Braukultur im ostdeutschen Norden nach der Wiedervereinigung. Sie dauert bis dato an – auch wenn man hierzulande weiter am liebsten Pils trinkt –, weil inzwischen etliche kleine Gasthaus- und Handwerksbrauereien entstanden sind, die mit ihren gebrauten Spezialitäten (neudeutsch: Craft Beer) punkten. Wer also die alten Hansestädte in Mecklenburg-Vorpommern besucht, kann traditionelle Brau- und Baukultur sinnvoll und sinnlich miteinander verbinden. Beginnen wir in Mecklenburg, in Wismar, seit 2002 UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte wegen seiner liebevoll ­restaurierten denkmalgeschützten Altstadt. Die beherbergte einst Dutzende Brauereien. Davon erhaltenen geblieben ist ­lediglich das 1452 gegründete „Brauhaus am Lohberg“ nahe dem Alten Hafen. Hier wird seit 1995 wieder nach alter Tradition gebraut, etwa echte hanseatische „Mumme“ – ungefiltert, süffig, nach gut 560-jährigem Rezept. Außerdem gibt’s ­„ Roten Erik“ und „Wismarer Weizen“. Zuschauen beim ­Brauen darf man auch, stehen doch die kupfernen Braukessel mitten im dreistöckigen Gasthaus. Die Einkehr lohnt, wenn man kopfsteinpflastermüde geworden ist, weil man zuvor die diversen historischen architektonischen Sehenswürdigkeiten aus mehreren Epochen besichtigt hat, mitsamt den Backsteinbasiliken St. Nikolai mit ihrem 37 Meter (!) hohen Mittelschiff oder St. Georgen. Letztere, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, ist heute Kulturkirche. Auf dem Weg gen Vorpommern sollte man in Rostock ­Station machen. Die gewaltige Backsteinkirche St. Marien am Neuen Markt beherbergt nämlich nicht nur eine k ­ reuz­förmige Basilika, sondern eine meisterhafte astrono­mische Uhr von 1472 – die älteste noch funktionierende des Mittelalters. High Noon in der Hansestadt: Täglich Punkt 12 Uhr ist dort der A ­ postelgang zu beobachten. Schräg gegenüber dem Gotteshaus: das Rathaus mit seinen sieben spät­gotischen Backsteintürmchen. Stärken kann man sich gleich unten im Ratskeller oder in etlichen anderen Lokalen oder Restaurants. Besonders: „Die Kogge“ am Stadthafen im restaurierten Giebelhaus mit uraltem Interieur und frischem Rostocker Pils.


74 B R AU K U N S T I N M E C K L E N B U RG -VO R P O M M E R N F Ü R E N T DECK E R U N D GE N I E SSE R „ G a s t h o f z u r L i n d e“ , M i d d e l h a g e n a u f R ü g e n , ä l t e s t e r B ra u g a s t h o f d e r I n s e l , von Zisterzienser mönchen um 1 460 gegr ündet „ R ü g e n e r I n s e l - B ra u e r e i “ , R a m b i n a u f R ü g e n „ B a c k - u n d B ra u s c h e u n e R u m p e l s t i l z“ , K r u m m e n h a g e n b e i S t ra l s u n d „ S t ö r t e b e k e r B ra u m a n u f a k t u r“ , S t ra l s u n d

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

„V i e l a n k e r B ra u h a u s“ , V i e l a n k

In Vorpommern zieht Stralsunds Zentrum in den Bann, das ebenfalls seit 2002 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Das prachtvolle backsteingotische Rathaus, die Kirchen St. Marien, St. Nikolai und St. Jakobi – gebrannte Größe. Daneben zeugen restaurierte schmucke Bürgerhäuser von der Blütezeit der Hansestadt. Am Stadtrand lohnt in jedem Fall der Besuch der Störtebeker Braumanufaktur. Die Fabrik der ältesten Brauerei Vorpommerns (1827) ist zur Kulturbrauerei umgebaut worden. Daneben steht die moderne Brauerei. Stralsunds Brauer brachten das erste Bio-Bier von MV auf den Markt; 2008 ­waren es bereits vier Bio-Sorten, wofür die Sundstädter ihre Rohstoffe großenteils bei Bauern in der Region kaufen. Jüngst hat Störtebeker die neue Hamburger Elbphilharmonie geentert: Dort betreibt man gemeinsam mit Hamburgs East Group mehrere Restaurants. 20 Biere und Brauspezialitäten werden angeboten. Übrigens: Stralsunder Roggen-Weizen hat in seiner Kategorie beim World Beer Award 2016 Platz eins geholt. Wer Craft Beer, also charakterstarke Edelbiere, mag, muss die Rügener Insel-Brauerei in Rambin besuchen. Hier erwartet den Genusstrinker ein Craft-Training der Sinne. Braumeister Markus Berberich (47), gebürtiger Saarländer und seit 20 Jahren auf der Insel lebend, hat die kleine, feine Brau­ stätte 2015 eröffnet. Mit seinem Team hat er der Kreativität freien Lauf gelassen, probiert, Traditionelles mit Neuem ­v erbunden. Der Erfolg ist überwältigend, ist gebraute, ­geschmackliche Wucht. Verkauft wird inzwischen lastwagenweise bis ins tiefe Süddeutschland. Wegen der boomenden Nachfrage musste die Braukapazität erweitert werden. Die Biersorten reichen von IPA (India Pale Ales) über Stout bis hin zum Champagnerbier. Das Geheimnis? Berberich: „Wir ­brauen seltene Biere, sämtlich in Flaschengärung, mit N ­ aturdoldenhopfen und offener Gärung.“ Der Erfolg gibt ­ihnen Recht: 2016 erhielten die Biere der Insel-Brauer achtmal Gold beim World Beer Award – Deutschlands erfolgreichste Brauerei. So lag Berberichs „Übersee-Hopfen“ in der Kate­ gorie „Weltbestes IPA“ vorn! Plattdeutsch „Hoppen un Molt“ heißt das Produkt der gleichnamigen, jüngsten und wohl kleinsten Braustätte im Land. Sie steht in Warnemünde und erzeugte 2016 gerade mal 2.100 Liter Gerstensaft. Betrieben wird sie vom früheren ­L ektor und jetzigen Craft-Beer-Brauer Henry Gidom. „Hopfen und Malz“ sind also an der Ostseeküste von MV keinesfalls verloren. J Ü RG EN SCH U LT Z

„ Stolperhof “, Stolpe auf Usedom „ U s e d o m e r B ra u h a u s“ , Seebad Her ingsdor f auf Usedom „Wa s s e r s c h l o s s M e l l e n t h i n“ , M e l l e n t h i n a u f U s e d o m „ F o r s t h a u s b ra u e r e i Tro t z e n b u r g“ , a m R o s t o c k e r Z o o „ H a n s e a t i s c h e B ra u e r e i R o s t o c k “ , das Bier der „ Hanse Sail“ „ B ra u e r e i H o p p e n u n M o l t “ , Wa r n e m ü n d e b e i R o s t o c k „ D a r g u n e r B ra u e r e i “ , D a r g u n , u n w e i t d e r a l t e n K l o s t e r- u n d S c h l o s s r u i n e n , g rö ß t e B ra u e r e i i n M e c k l e n b u r g - Vo r p o m m e r n „ B a r t h e r B ra u e r e i “ , B a r t h „ B ra u h a u s M ü r i t z“ , Wa r e n ( M ü r i t z) „ E i c k B rä u – G i e v i t z e r B ra u m a n u f a k t u r“ , P e e n e h a g e n / G ro ß G i e v i t z „ H a n d w e r k s b ra u e r e i H e n n i g s“ , L e e z e n , unweit des Schwer iner Sees „ M e c k l e n b u r g i s c h e B ra u e r e i L ü b z“ , L ü b z , z w e i t g rö ß t e B ra u e r e i i n M e c k l e n b u r g - Vo r p o m m e r n „ K ü h l u n g s b o r n e r B ra u h a u s“ , K ü h l u n g s b o r n „ M a r l o w e r B ra u e r e i “ , M a r l o w „W i r t s h a u s Wa l l e n s t e i n k e l l e r“ , N e u b ra n d e n b u r g B ra u h a u s „ Z u m k a i s e r l i c h e n P o s t a m t “ , P a r c h i m „ B ra u h a u s & S t a d t k r u g“ , U e c k e r m ü n d e „ B ra u h a u s a m L o h b e r g“ , W i s m a r


KULTUR trifft BEGEISTERUNG. HIER IM LAND ZUM LEBEN.

Willkommen in Mecklenburg-Vorpommern, Land zum Leben. Wo das Team um Toni Berndt die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern hinter den Kulissen orchestriert. Ob auf großen oder kleinen Bühnen – Erfolg ist bei uns das Zusammenspiel vieler. Erfahren Sie mehr über gelebte Kultur und Konzerte von Weltklasse:

www.mecklenburg-vorpommern.de

Entdecken Sie uns auf facebook.com/mvtutgut

In Zusammenarbeit mit der Konzertkirche Neubrandenburg und


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Die Nacht der nordischen Guts - und Herrenhäuser

Mittsommer-Remise

Robert Uhde, Initiator des Netz werks Mitsommer- Remise, mit Tochter Mara und seiner Verlobten Isabel, Foto: Sphinx ET

Die Kulturlandschaft von Mecklenburg und Vorpommern wird seit Jahrhunderten durch zahlreiche Herren- und ­Gutshäuser, Schlösser und Gärten geprägt. Da viele der denkmalgeschützten Anwesen und Parkanlagen in der Zeit der DDR dem Verfall preisgegeben wurden, erlebten sie nach der politischen Wende eine regelrechte Wiedergeburt und ­erstrahlen nun in neuem Glanz. Die Nutzungen sind viel­ fältig und reichen von privat betriebenen Landhäusern,

Sindy Butz (USA/D), „Ich wünschte, Steine könnten sprechen“, 5 Frauen, 4 Performances (D, USA, NL), Schloss Plüschow, 2014, Foto: Udo Rathke

Hotels, Wellnessoasen bis zu öffentlich genutzten Kultureinrichtungen, Galerien und internationalen Künstlerhäusern. Vor zehn Jahren ist auf Initiative von Robert Uhde (selbst ­E igentümer vom Herrenhaus Vogelsang in Lalendorf ) ein ­lebendiges Netzwerk entstanden, das sich zur Aufgabe stellte, gemeinsam und einmal im Jahr ein bundeslandweites kul­ turelles Event zu veranstalten. Klassische Klänge vor einer imposanten Schloss­ kulisse, z­ eitgenössische bildende Kunst in alten Gemäuern, Per­formanceprogramm mit internationalen Gästen, Abendsonne bei Spaziergängen durch malerische Park­a nlagen, Gespräche mit Gutshausbesitzern bei einem Glas Wein am Lagerfeuer, Begeisterung bei Führungen in historischem ­A mbiente – mit solchen romantischen und magischen ­P rog rammhöhepunkten begeistert jede Auf lage der „Mittsommer-Remise – Die Nacht der nordischen Guts- und Herrenhäuser“ Kulturschwärmer aus ganz Deutschland. Und so werden am 24. und 25. Juni auch in diesem Jahr wieder an die einhundert Guts- und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern den Sommer herrschaftlich begrüßen. Dazu öffnen sie ihre Pforten, Türen und Tore für Besucher, die in die Kulturgeschichte der teilnehmenden Anwesen, Schlösser und Parks eintauchen möchten.


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Sie erhalten jeweils interessante Einblicke hinter die Kulissen und werden in die reiche Kulturgeschichte der ­teilnehmenden Häuser entführt. Der frühe Beginn in den Nachmittags­ stunden des Samstags ermöglicht es den Gästen, ihren Kulturausf lug in die Mecklenburgische Landschaft bei ­S onnenschein und mit frischem Gebäck ausgestattet zu ­starten und bis in die späte Abenddämmerung dieses Fest zu Ehren der Sommersonnenwende inmitten so historischer wie malerischer Umgebungen zu erleben. Besonders spannend ist auch die Verknüpfung von zeitgenössischer Kunst mit historischer Architektur, zum Beispiel im mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow. Dort wird ein junges Schauspielensemble aus Berlin ein Theaterstück unter dem Titel „GEISTER – Shakespeares Zwischenwelt“ in einer experimentellen Form präsentieren. Am Sonntag können Interessierte die Reise im Vorpommer’schen fortsetzen und zum Beispiel im Rahmen von Führungen über die Schlossinseln wandeln, kleinen Teezeremonien mit Erläuterungen zur japanischen Teekultur beiwohnen oder bei einem „flanierenden Konzert“ durch den Park eines Herrenhauses schlendern. Beliebt bei so manchem Partnerhaus sind in den Abendstunden Lichtinstallationen oder Nachtkonzerte.

Das Netzwerk ist in den letzten zehn Jahren mächtig gewachsen. 2017 werden zusätzlich neue Regionen prä­sentiert: „Im Vorpommer’schen gibt es wunderbare ausdrucksstarke Partnerhäuser deren Zahl wir von sechs ­a ktiven in 2016 auf mindestens 30 im Jahre 2017 erhöhen wollen. So ist der Entwicklungsschwerpunkt Vorpommern tragendes Element bei der Berücksichtigung zusätzlicher Maßnahmen und Mittel. Hieraus ergibt sich ein Gesamt­produkt mit hoher Attraktion als Wochenend-Package mit einer starken überregionalen Ausstrahlung auf einem völlig neuen Qualitätsniveau. Angedacht ist unter anderem das sommerliche Kulturfestival unter dem Projekttitel ­‚ Baltic Manor‘ mithilfe von EU-Förderungen in die Nachbarländer an der Ostsee auszudehnen und somit weiterhin grenzüberschreitend für Wachstum und neue kraftvolle Impulse zu sorgen“, so Robert Uhde. MIRO ZAHRA

2 4 . und 25 . Juni 2017 „ M i t t s o m m e r- R e m i s e – D i e N a c h t d e r n o rd i s c h e n G u t s - u n d H e r r e n h ä u s e r“ w w w . m i t t s o m m e r- r e m i s e . d e

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

Schlafzimmer im Gutshaus Rensow, Mecklenburg, Foto: Christina Ahlefeld- Laur vig, Knut Splett- Henning


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Short cuts Mecklenburg-Vorpommern VON SUSANNE BURMESTER & MICHAEL MEYER

K U N S T S A M M L U N G N E U B R A N D E N B U RG 9 . M ä r z b i s 7. M a i 2 0 1 7 „ Bezauber nd schön – F l o ra l e s a u s d e m B e s t a n d d e r K u n s t s a m m l u n g“ 18. Mai bis 3. September 2017 „Unbeschre iblich sur real – M e r e t O p p e n h e i m u n d i h r e We g g e f ä h r t e n“

Foto: © Kunstsammlung Neubrandenburg

FOTOGR A F ISCHE SA M MLU NG S C H L O S S K U M M E R OW

Fünf Jahre lang hat Torsten Kunert das spätbarocke Schloss Kummerow bei Demmin wieder hergerichtet. Zu Pfingsten 2016 wurde es mit einer Teilpräsentation seiner umfang­ reichen Sammlung eröffnet. Deren Schwerpunkt liegt auf Fotografie nach 1945. Arno Fischer, Harald Hauswald und ­Sibylle Bergemann sind ebenso vertreten wie Andreas Gursky, Clemens Krauss, Nobuyoshi Araki und Bjørn Melhus. Perfekt präsentiert in einem Ambiente, das die Spuren der ­Geschichte wahrt, ist dieser Kunstort ein Höhepunkt der Kulturlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern.

Die 1982 neu gegründete Kunstsammlung Neubrandenburg besitzt heute über 7.000 Kunstwerke der Grafik, Malerei und Plastik, darunter einzigartige Bestände von Theo Balden, ­F alko Behrendt, Dieter Goltzsche, Michael Morgner, Ernst Schroeder, Werner Stötzer, Claus Weidensdorfer oder ­Michael Wirkner. In der Bestandsausstellung „Der glückliche Griff “ sind wichtige Exponate der Malerei und der Bild­ hauerei zu sehen. Im Kabinett „Städtische Kunstsammlung 1890 –1945“ erfährt der Besucher von der Geschichte des ­Vorgängermuseums und 2006 wiederentdeckten Fragmenten. Die Sonderausstellungen zeigen meist zeitgenössische Kunst in ihren vielfältigen Ausdrucksformen von regionalen wie von national und international bedeutenden Künstlern. ­Außerdem werden regelmäßig Kunstströmungen der Vergangenheit vorgestellt. w w w . k u n s t s a m m l u n g - n e u b ra n d e n b u r g . d e

w w w . s c h l o s s - k u m m e ro w . d e R EGIOPOL R EGION ROS TOCK 26. Mai bis 18. Juni 2017 A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

r e g i o : p o l i s . D a s K u n s t- u n d K u l t u r f e s t i v a l „ B i l d e n d e K u n s t v o r d e r H a u s t ü r“

Bereits zum vierten Mal bietet das dezentrale Festival ­„ regio:polis“ für Kunst- und Kulturschaffende eine Plattform, die kreative Vielf ältigkeit in der Regiopolregion Rostock zu präsentieren. Im Fokus steht in diesem Jahr ­„ Bildende Kunst vor der Haustür“: Architektur, Bildhauerei, Foto­g rafie, Grafik, Kunstgewerbe/-handwerk und Malerei. Von Rostock über Bad Doberan und Güstrow bis nach ­R ibnitz-Damgarten und Teterow – rund 50 Programm­ punkte laden zum Entdecken ein. Fotografische Sammlung – Schloss Kummerow, Foto: © Thomas Wesely, Berlin

www. reg io -poli s. de


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Sakrale Kunst im Refektorium, Foto: Brigitte Reichel, Kulturhistorisches Museum Rostock

K U LT U R H I S T O R I S C H E S M U S E U M R O S T O C K – K L O S T E R Z U M H E I L I G E N K R E U Z

Rostock zeigt sein hanseatisches Erbe an Kunst- und Kulturgeschichte in herausragenden Werken norddeutscher Backsteingotik. Ein besonderes Kleinod ehrwürdiger ­Mauern ist das Kloster zum Heiligen Kreuz. Der Legende nach eine Stiftung der dänischen Königin Margarete aus dem Jahr 1270 bietet das Kloster heute dem Kultur­h istorischen Museum Rostock eine sehenswerte Heimstatt. Das Museum präsentiert neben mittelalterlicher Sakralkunst n ­ iederländische Kunst aus vier Jahrhunderten. Numis­m atische Exponate ­erinnern an das Privileg des Münzrechts der Hansestadt. Von vergangener Alltags- und Festkultur der Mittel- und Oberschicht künden außerdem kunst­handwerkliche Schaustücke.

Bilder, entstanden in den Künstlerkolonien Ahrenshoop und Schwaan, feiern den Aufbruch der künstlerischen Moderne in die Freilichtmalerei. Ein einzigartiges Zeugnis stellen die Werke aus dem Nachlass des Kunst­h ändlers Bernhard A. ­Böhmer dar: 1937 sind sie mit der Aktion „Entartete Kunst“ diffamiert und aus den Museen entfernt worden. Wer den Klosterhof im Herzen der Hansestadt betritt, wird den Reichtum kunst- und kulturgeschichtlicher ­Sachzeugen hinter den Klostermauern kaum erahnen. Ihn zu entdecken ist umso lohnenswerter! w w w . k u l t u r h i s t o r i s c h e s - m u s e u m - ro s t o c k . d e

Das neue Kulturportal.

Kunst zu finden, ist keine Kunst.


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Foto: © Kulturhaus Mestlin

SCH L OS S BRÖL L I N – I N T E R N AT I O N A L A R T R E S E A RC H L O C AT I O N MESTLIN –

Tanz, Theater, Performanceprojekte, Jugendarbeit, Kunst – in der deutsch-polnischen Grenzregion in Fahrenwalde, südlich Im Herzen der mecklenburgischen Provinz, zwischen von Pasewalk, nördlich von Berlin und 40 Kilo­meter westlich Rostock und der Mecklenburgischen Seenplatte, liegt ein von Stettin, feiert ein internationales Kulturprojekt in histori­ä ußerst eigentümliches soziokulturelles Kleinod. Das schem Gemäuer seinen 25. Geburtstag. Schloss Bröllin wurde „Denkmal Kultur Mestlin“ wird seit 2008 von einem Verein 1992 von Anwohnern, Künstlern und kreativen Köpfen als betrieben, der über gezieltes Kulturengagement den Verfall Verein und „internationales Produktionszentrum“ für Kultur des ehemaligen sozialistischen Musterdorfs der DDR stoppen in einer 800 Jahre alten denkmalgeschützten G ­ utsanlage auf will. Mestlin wurde 1957 ausgewählt und als einziges von 180 53.000 Quadratmetern gegründet. 2017 feiert der Verein bis projektierten sozialistischen Musterdörfern aus­gebaut. Nach Oktober das Jubiläum. Im Januar startete das Projekt „Zirkus der Wende folgte der Exodus, dann begann der Verfall. Der macht stark“ das Programm. Es folgen Hip-Hop-Projekte, ­Verein versuchte mit der Landeskunstschau 2015, der Aus- deutsch-polnische Theater-Workshops, Kunstplenairs für stellung „Das Kulturwunder im Osten Deutschlands“ 2016 ­Jugendliche oder die Performance „Rootless“ mit jungen und Aufführungen wie dem „Grundton D“-Konzert 2013 ­Gästen aus dem Baltikum, Ungarn und ganz Deutschland. mit dem Alliage Quintett (Echo-Preisträger) das denkmal- Von Mai bis Oktober stellt sich das Langzeitprojekt „Kunst­ geschützte Ensemble um Kulturhaus, ehe­m alige Schule, Acker“ ­w ieder öffentlich vor. Bis Oktober laufen ebenso das Turnhalle und Landambulatorium in der 1.200-Seelen-­ deutsch-polnische Theaterprojekt mit dem Teatr Brama aus Gemeinde zu erhalten. dem polnischen Goleniów, das internationale Filmprojekt „beSmart“, die Projekte „Celebration!“ mit Tanztheater­ w w w . d e n k m a l - k u l t u r- m e s t l i n . d e ensembles aus Barcelona und Jelenia Góra, Polen, und das Projekt „Choreographische Dörfer“. Bis zum Geburtstag wird außerdem eine Doku „25 Jahre Schloss Bröllin“ gedreht. SOZI A L IST ISCHES M UST ER DOR F

w w w . b ro e l l i n . d e

K U N S T R AU M S T. G E O RG E N , W I S M A R 19. Apr il bis 10. Mai 2017 A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — M E C K - P O M M

Kathar ina Fr itsch

Seit nunmehr vier Jahren finden die Kunstausstellungen in der St.-Georgen-Kirche unter dem Namen „KUNSTRAUM St. Georgen“ statt. In 2017 werden Werke von Katharina Fritsch sowie Timm Ulrichs zusammen mit Ursula Neugebauer die spätgotische Backsteinkathedrale mit Leben füllen. Charakteristisch für Katharina Fritsch sind ihre ­e infarbigen, lebens- bis übergroßen stilisierten Plastiken von Mensch und Tier. Für ihre Ausstellung in Wismar vom 19. April bis 10. Mai 2017 wird die bildende Künstlerin ­eigens einen Oktopus anfertigen. Foto: © Hansestadt Wismar

w w w . w i s m a r. d e




Konzept und Gestaltung: chezweitz GmbH, Berlin: Edgar Kandratian unter Verwendung von: »Belvedere Torso 2011« © Sandra Kontos

In Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Gefördert von Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens Kunststiftung und Alexander von Humboldt-Stiftung

klassik-stiftung.de/winckelmann

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14.02.17 14:17


ROGER BALLEN

Crying Boy 2012

Altercation, 2012

Asylum of the bird, 2014

Metamorphosis, 2006

Ballenesque – a Retrospective

Fotografien und Videos

6. Mai – 13. August 2017 · KUNSTSAMMLUNG JENA www.kunstsammlung.jena.de KUNSTSAMMLUNG. Städtische Museen Jena. JenaKultur

13. Mai – 13. August 2017

WOLFGANG MATTHEUER

Nach der Party,1967

Kain I, 1963

Hinter den sieben Bergen/Zeitungsleser, 1969

Zum 90. Geburtstag · Sammlung Peter Mathar

KUNSTSAMMLUNG JENA Markt 7, T: 03641 49 82 50 Di, Mi, Fr 10 – 17 Uhr Do 15 – 22 Uhr Sa, So 11 – 18 Uhr


Cranach vor und nach der Reformation Abbildung: Werkstatt Lucas Cranach d. Ă„ .: Madonna mit Kirschen, 1505/06 Ă–l auf Lindenholz, 39,5 x 2 ,5 cm, Privatbesitz

Leihgaben aus Privatbesitz

25. 3. 17 ab

Anger 18 99084 Erfurt www. kunstmuseen. erfurt.de

Angermuseum Erfurt


THÜ RIN GEN

Foto: Christian Häcker, © JenaKultur


Thüringen ist enorm reich an kunst - und kulturgeschichtlichem Erbe. Dieses konzentrier t sich in dem Flächenland nicht allein auf die prosperierende Stadtket te Er fur t – Weimar – Jena.


Erfurter DomStufen- Festspiele 2011, „Die Zauberflöte“, Dom St. Marien und Severikirche, © Lutz Edelhoff / Theater Erfurt

Gespräch mit Kai - Uwe Schierz und Erik Stephan

Thüringer Fenster zur Welt Die Landeshauptstadt Er f ur t glän zt mit einem ungewöhnlich ü p p i g e n B e s t a n d a n m i t t e l a l t e r l i c h e n K i r c h e n , K l ö s t e r n u n d P ro f a n b a u t e n , währe nd die Kult ur de r wir t schaf tlich e r folg re iche n Unive rsität sstadt Je na s t a r k v o n i h r e r B ü r g e r s c h a f t g e p rä g t i s t .


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ARTMAPP: Kai-Uwe Schierz, Erik Stephan – was sind aus Ihrer beider Perspektiven die Besonder­heiten der Kunstlandschaft Thüringens und im Speziellen Erfurts und Jenas? Kai-Uwe Schierz: Thüringen ist, was die Moderne in Deutschland betrifft, ein interessantes Land, aber eher klein. Zeitgenossenschaft hat es hier nicht leicht. Kommerzielle ­Galerien, die sich Zeitgenössischem widmen, kann man an ­einer Hand aufzählen. Auch die Kunstvereinsarbeit erweist sich als schwieriges Terrain. Es gibt keinen sich selbst tragenden Kunstbetrieb, auch wenn wir die Bauhaus-Universität Weimar in den Rang einer Kunsthochschule erheben wollen und es klug war, die Kunstausbildung mit einem kontextuellen Ansatz zu verbinden, wodurch die zeitgenössische Kunst ­sicher befördert wird. Ich leite in Erfurt mehrere Kunsthäuser, das Angermuseum als städtischen Nukleus, und die Galerie Waidspeicher. Diese ist jedoch nicht für alles geeignet. ­Desgleichen das Schlossmuseum Molsdorf, das in der Trägerschaft der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten liegt. Als vakantes Objekt muss ich das Forum Konkrete Kunst bezeichnen. Initiativen etablierten es Anfang der 1990er-Jahre in der stark beschädigten Peterskirche. In der Aufbruchsstimmung wurde Kunst geliehen, ohne dass konservatorische Bedingungen gegeben waren. Seit Herbst 2016 ist es geschlossen und wir befinden uns in der Diskussion, nötig ist eine tragende Lösung. Prononciert zeitgenössisch agiert die Kunsthalle Erfurt. Ende Februar 2017 wird sie wiedereröffnet. Die ­Auftaktausstellung mit Sebastião Salgado setzt auf Schmerzpunkte; später zeigen wir die tschechische Malerin Alice Nikitinová. Wir halten die Flagge hoch. Denn wenn wir mit Kunst umgehen, landen wir bei den wichtigen Lebensfragen: Es geht immer ums Eingemachte.

Kai- Uwe Schierz, Direktor der Kunstmuseen der Stadt Erfurt, Foto: Urban

Erik Stephan: Jena ist halb so groß wie Erfurt, aber ganz anders aufgestellt, nämlich global – durch die Wissenschaft und die meist im Mittelständischen verankerte Industrie, die nicht nur Geld in die Stadt bringt, sondern auch einen hohen Bildungsstandard und Internationalität. Die Kunstsammlungen im Stadtmuseum haben drei Schwerpunkte: die klassische Moderne, Werke aus der DDR und Kunst der Gegenwart. Daraus ergibt sich das Ausstellungsprogramm: Im Sommer 2017 werden wir mit einer Botho-Graef-Ehrung den Kreis zu den Anfängen schließen – Botho Graef war Initiator des 1903 gegründeten Kunstvereins Jena. Künstlerinnen wie Louise Bourgeois und Sally Mann greifen auf, was aktuell verhandelt wird. Wir präsentieren auch Videokunst. Die Ausstellungen bilden ein Fenster zur Welt. Aber selbst bei Bourgeois und Mann ist der Zuspruch relativ gering, obwohl die Kosten fast die der klassischen Moderne erreichen. Rückblickend formen sich Idealvorstellungen. Als 1912 August Macke und Cuno Amiet in Jena ausstellten, zählte man 800 Besucher in dieser über viele Jahre am besten besuchten Ausstellung.

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T H U E R I N G E N

Professor Dr. Kai-Uwe Schierz ist Direktor der Kunstmuseen der Stadt Erfurt und leitet damit das Angermuseum in der Erfurter Waage, dem ehemaligen kurmainzischen Packhof, das Schloss Molsdorf, die Kunsthalle Erfurt im Haus zum Roten Ochsen samt Galerie Waidspeicher und das Forum Konkrete Kunst. Erik Stephan ist Kurator der Kunstsammlung Jena. Für ARTMAPP traf Heidi Stecker beide zum Gespräch.


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Lutherdenkmal am Anger, Erfurt Š Erfurt Tourismus und Marketing GmbH


91 KUS: Die damaligen Museumsdirektoren in Erfurt und deren Ausstellungen oder Förderer wie Alfred Hess gelten heute als Meilensteine der Stadtgeschichte. Aber diese Ausstellungen waren marginal. Kontinuität heißt auch, dass man es in der ­jeweiligen Gegenwart oft zunächst nicht leicht hat. Heute kommen viele Kunstinteressierte aus München, Düsseldorf und wundern sich, weil ihnen hier alles klein erscheint. ­Welche Picasso-Besitzer sind zu Leihgaben nach Erfurt bereit? Sie wollen am Namedropping teilhaben. Der Kunstbetrieb ­beruht auf Imagetransfer und Unterstützung durch Sponsoring. Große Institutionen konkurrieren mit Moskau, nicht mit Erfurt. Wir haben andere Bedingungen und finden an­ dere Wege, denn falsche Ansprüche machen unglücklich. Erfolge werden sukzessive ausgebaut. Aber: Ihr müsst auch neugierig sein. ARTMAPP: Wie stellt sich das Netzwerk ­Thüringen dar? ES: Der Museumsverband wird vom Land gefördert. Dort versammeln sich viele, man kennt und trifft sich, bildet ein Bewusstsein für die Herausforderungen und Probleme. Eine strukturelle Förderhilfe vom Land unterstützt mit Stipendien und Projektbeihilfen. Künstler bilden sich in der Region gut ab. Aber um eine Arbeit in Erfurt und dann woanders im Land zu zeigen, sind die Entfernungen zu kurz. Kooperationen werden eher mit anderen Bundesländern realisiert. Es lohnt sich für alle, wenn eine Ausstellung wandert. Und das ist mit Künstlern einfacher, die nicht diesen Nimbus der klassischen Moderne haben.

KUS: Bei Ausstellungen mit Partnern außerhalb Thüringens teilen sich die Institutionen Kosten, Produktion, Publikation, so etwa im Herbst, der sich Helmuth Macke im expressio­n istischen Umfeld widmen wird. Bündelungspunkte wie das Henry-van-de-Velde-Jahr 2013 führen zu guten Synergie­effekten in Thüringen. Das Konzept muss vom Raum leben und davon, dass man Kunst konkret erleben kann. Wir stehen zum Face-to-Face-Erleben. Brigitte Reimann sprach von „Ankunft im Alltag“. Erfurts Einwohnerzahl steigt, allerdings wird das Kulturpublikum, das Förderver­ eine trägt, immer älter. ES: Bürgerschaftliche Initiativen, zum Beispiel in Gera, leisten gute Arbeit. Junge nutzen zwar die Angebote, verbinden dies aber nicht mit einer Vereinsmitgliedschaft. Eine Frage für die Kunstsammlung Jena ist die nach den Möglichkeiten der eigenen Präsenz. Die Gegenwart national ist auch eine internationale. Die Sponsoren sollten sich nicht auf den Sport konzentrieren, sondern auch die Kunst im Auge behalten. ARTMAPP: Kai-Uwe Schierz, Erik Stephan, vielen Dank für das Gespräch!

Erik Stephan

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T H U E R I N G E N

© Kunstsammlung Jena


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Wieland Payer, „Gipfel“, 2015, Pastell und Kohle auf MDF, Ø 120 cm


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Jörk Rothamel in Er fur t

Galerist der ersten Stunde Mit seiner 1996 in Erfurt eröffneten Galerie war Jörk 1960er-Jahren als interessanter Kunststandort. Hier wirkte ­ ot­hamel einst so etwas wie ein „Galerist der ersten Stunde“. R eine aktive, politisch emanzipierte und von staatlichen Sein Engagement führte schließlich dazu, dass sich in der ­Stellen unabhängig agierende Künstlergemeinschaft: Die Landeshauptstadt, aber auch darüber hinaus eine lebendi­ge „Erfurter Ateliergemeinschaft“ (1963–1974), der neben dem Kunstszene etablieren konnte, zu deren Aufschwung er Grafiker Rudolf Franke auch die Künstler Alfred T. Mörstedt, ­zusätzlich mit einer temporären Galerie­-Dependance in Jena Waldo Dörsch, Helmut Senf und der passio­n ierte Kunstbeitrug. Vor 1989 war ein privates galeristisches Engagement sammler Bernd Gröber angehörten. Insofern war 1989 für für zeitgenössische Kunst durch die strenge Reglementierung Rothamel, der Kunstgeschichte studiert und über den der sozialistischen Kulturpolitik außerordentlich erschwert. ­b arocken Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter Der Kunsthandel war quasi ein staatliches Monopol; Off-­ promo­v iert hat, auch ein beruflicher Befreiungsschlag und spaces wie die Galerien EP in Berlin, Eigen+Art in Leipzig und die Möglichkeit zu bis dahin nicht für möglich gehaltener Oben in Chemnitz standen unter argwöhnischer Beobach- Selbstverwirklichung. Die Wende ebnete ihm den Weg aus tung. Dennoch profilierte sich Erfurt bereits in den frühen der Theorie in die Praxis des Kunsthandels. Lag der Schwerpunkt der Galerie anfangs auf mittel­ deutschen Künstlern – mit Moritz Götze und Hans-Christian Schink ist er beispielsweise seit den allerersten Anfängen verbunden und befreundet –, so hat Rothamel in den 20 Jahren ihres Bestehens auch den Blick über die Landesgrenzen schweifen lassen, stets auf der Suche nach Einzigartigem. 2005 eröffnete er in der Frankfurter Fahrgasse, nur wenige

Galerist Jörk Rothamel in der Jörg Ernerts-Ausstellung 2015, Foto: Alexander Volkmann A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T H U E R I N G E N

© Thüringer Allgemeine


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Foto: © Galerie Rothamel, Kleine Arche 1a, Erfurt

Meter vom „Tortenstück“ des Mu­seums für Moderne Kunst entfernt, eine Niederlassung. Zum 20-jährigen Jubiläum ­beschenkte er sich mit einem neu erbauten Schaudepot am ­E rfurter Standsitz. Zugleich beteiligte sich Rot­hamel an den damals in Köln, Frankfurt am Main und Karlsruhe bestehenden bzw. neu gegründeten Kunstmessen. Seit 1 4 Jahren präsentiert Rothamel auf der art KARLSRUHE sein Programm nicht nur an seinem Stand, 2007 folgte zusätzlich ein eigener Skulpturenplatz, auf dem er parallel dreidimensionale Positionen zeigt. Ein Umstand, der, so ist er überzeugt, ­„ Po­sitionen durchzusetzen hilft“. Als Beispiele führt er Axel Anklam und Dana Meyer an: „Ohne die große Präsenz auf der Messe wäre dies nicht möglich gewesen und es erfasst mich mit Stolz, Künstler auf diese Weise aufgebaut zu haben.“

Rothamels Galerieprogramm umfasst Positionen, die vor ­a l­lem eine Gemeinsamkeit aufweisen: Sie müssen ihn faszinieren, die Qualität muss stimmen und sie müssen ein­zigartig sein. Dana Meyer beispielsweise fertigt geschmiedete Stahl­ skulpturen von äußerster Dynamik und Expressivität, und Nguyen Xuan Huy, ein vietnamesischer Maler, steht für eine solitäre malerische Virtuosität bei großem Themenspektrum. Er repräsentiert gleichzeitig die Ausrichtung der Galerie, die seit ihren Anfängen eine breite Palette figurativer Positionen von der Fotografie über Malerei und Zeichnung bis hin zur Skulptur vertritt. Auch Hiroyuki Masuyamas LED-Light­ boxen, die auf der Idee einer Zeitreise basieren und durchaus raumfüllende Dimensionen annehmen können, gleichzeitig aber kunsthistorische Zitate in die Gegenwart katapultieren, zeugen von höchstem künst­lerischem ­Können. „Es ist diese Mischung aus Realität und Fiktion, die auf fotografische Perfektion trifft“, die Rothamel bis heute b ­ egeistert. Masuyama konfrontiert in seinen Arbeiten William Turner und Caspar David Friedrich mit den technischen Möglichkeiten der ­G egenwart. Dadurch e­ rhalten sie trotz i­ hrer scheinbaren ­Entrücktheit einen unbedingten Zeitbezug. Der Künstler verwendet dazu den Fotoapparat, recherchierte ­insbesondere in den ersten Jahren akribisch die unterschied­lichen Orte, die Friedrich zu seinen Kompositionen inspirierten. Diese ­rekonstruierte er – mit mehreren Hun­derten Fotografien je Bild. Durch ihre Überlappung entsteht eine Unschärfe, die bei ­nahem Herantreten noch zunimmt. Ein impressionistischer Effekt, der bei Fotografien irritiert, aber etwas von der ­A rbeitsweise des Künstlers verrät und so den Zeitsprung ins 19. Jahrhundert, in die Romantik, voll­z ieht. Zeitreisen der ­etwas anderen Art sind Masuyamas „im Flug“ entstandene Fotografien: Alle 20 Sekunden fotogra­f ierte er aus dem ­F enster und hielt diverse Flugreisen auf diese Weise im Zeitraffer fest. Aus einer insgesamt 42-­stündigen Weltreise und mehreren Tausend Fotos entstand dann ein 27 Meter ­langes, hoch ver­dichtetes Panoramabild.


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Insbesondere der Erfurter Künstler Wieland Payer (* 1981) liegt dem Galeristen Jörk Rothamel am Herzen. Es ist eine ­jener künstlerischen Positionen, die faszinieren, weil sie nicht eindeutig zu benennen sind, Gegebenheiten hinterfragen und höchste Perfektion aufweisen. Denn Payer zeichnet Landschaften mit Pastellkreide – eine der Lasurmalerei vergleichbare Technik, die sich aber durch das Aufreiben der Pigmente deutlich von ihr unterscheidet. Landschaften in Pastell waren im Regelfall Studien, auf deren Basis die Maler früher Historiengemälde komponierten. Wieland Payer durchbricht lustvoll dieses geltende Diktum und führt die Unmittel­barkeit vor, die sich aus der Größe seiner Arbeiten und der Weichheit des Farbauftrags ergibt. Der Betrachter wird förmlich in diese Überlagerungen hineingezogen,

indem P ­ ayer oft auf den Horizont zugunsten einer fast intimen Nähe verzichtet. Dabei sind seine Pastellzeichnungen eben keine romantisch überhöhten Ideallandschaften, keine den ­Reisehorizont des Betrachters abfragenden Veduten und auch keine topografisch realistischen Darstellungen. ­Sondern es sind Zeichnungen, die mit kunsthistorischen ­Vorbildern spielen und diese in einem derart unrealistisch-­romantischen Setting verorten, als wollten sie darauf hinweisen, dass sie nicht Realität, sondern maximal deren Abbild sind. Die ­p ersönlichen Vorstellungen von Landschaft werden vor ­solchen Kunstwerken besonders relevant. Verständlich, dass Jörk R ­ othamel einem solchen Ausnahmekünstler eine ­g rößere Beachtung wünscht. CHRIS GERBING

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A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T H U E R I N G E N

Wieland Payer im Angermuseum Erfurt, Foto: Dirk Urban, Courtesy: Galerie Rothamel


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„Weimar ist der Zukunf t verpflichtet!“

Kunstfest Weimar D a s K u n s t f e s t We i m a r i s t T h ü r i n g e n s g rö ß t e s F e s t i v a l f ür zeitgenössische Künste – und hat dennoch keine Finan zier ungssicherheit!

Christian Holtzhauer, künstlerischer Leiter des Kunstfests Weimar

Dries Verhoeven, „Ceci n‘est pas“, Kunstfest Weimar 2015

Alle Fotos: Candy Welz

Goethe und Schiller schauen in die Ferne, vor ihnen, auf dem Theaterplatz in Weimar, wuseln Touristen mit Einkaufstüten durch die Innenstadt, vorbei an den Schaufenstern diverser Drogerie- und Fast-Food-Ketten. Mittendrin, auf dem Weg zur zentralen Bushaltestelle, ein Glaskasten. Darin: Eine hochschwangere Jugendliche, ein Mann mit Maschinengewehr, eine extrem geschminkte Kleinwüchsige. Die Arbeit „Ceci n’est pas“ von Dries Verhoeven sorgte 2015 im Rahmen des Kunstfests Weimar für Aufregung. Täglich ab 14 Uhr stand eine neue Irritation im Weg, konfrontierte der Künstler mit Personen, die man im öffentlichen Raum nicht sehen will bzw. schlicht nicht gewohnt ist, zu sehen. „Wir haben es geschafft, sehr viele Menschen vor Ort für das Festival zu interessieren und sich auf Dinge einzu­ lassen, die sie bis dahin noch nicht kannten“, erklärt Christian Holtzhauer, künstlerischer Leiter des Kunstfests Weimar. Er lädt internationale Künstler und Projekte ein, die gut zu ­Weimar passen. Und er versucht, mit den jungen Kreativen vor Ort neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Jedes Jahr im Sommer sind für 17 Tage internationale Tanz- und Theatergastspiele, Musik, Literatur und Kunst in Weimar vereint, darunter zahlreiche Neuproduktionen und deutsche ­E rst­aufführungen. 2017 wird der 100. Jahrestag der Oktoberrevolution im Fokus stehen und das Festival wird fragen:


Eröffnung des Kunstfests 2014

Welche Spuren hat der Kommunismus in Weimar hinter­ lassen? Viel wurde hier etwa zu DDR-Zeiten gebaut, ist jedoch heute nicht mehr auf den ersten Blick zuzuordnen. Studie­rende der Bauhaus-Universität Weimar führen darüber Gespräche mit Bewohnern und Architekten, die dann zu ­Audiospuren verarbeitet und für die Besucher vor Ort hörbar werden. Kunst im öffentlichen Raum zu verankern, das ist für Holtzhauer eine sehr bewusste Entscheidung: Zum einen sei dieser durch die vielschichtige Vergangenheit der Stadt ex­ trem aufgeladen. Zum anderen erreiche Kunst die Betrachter so, etwa im Falle des belebten Glaskastens in der Fußgängerzone, ganz unmittelbar – auch ohne Eintrittskarte. Nach dem Festival ist vor dem Festival. Auch für die Ausgaben 2018 und 2019 wird schon geplant – und das, ­obwohl die finanzielle Zukunft ungewiss ist. 650.000 Euro erhält das Kunstfest bisher vom Freistaat Thüringen; hinzukommen Drittmittel sowie 250.000 Euro von der Stadt Weimar. Das Geld vom Land ist jedoch an das der Stadt gekoppelt. Und die hat noch keine Finanzierungszusage für die kommenden Jahre gemacht. Dass die Stadt ausgerechnet 2019,

wenn in Weimar das Bauhaus-Jubiläum gefeiert wird, auf das renommierteste und größte Kunstfestival Thüringens verzichten will, das international agiert und noch dazu über Saalmieten und Hotelübernachtungen indirekte Einnahmen generiert, ist schwer vorstellbar. Bereits 1990 ist das Kunstfest ins Leben gerufen worden, noch vor der Wiedervereinigung, begründet mit der wichtigen Rolle, die die Stadt für die gesamtdeutsche Kultur und Identität spielt. Weimar – ein Ort, der sich vor allem über seine von Goethe und Schiller geprägte Vergangenheit definiert. „Weimar hat eine Verpf lichtung, nicht nur der Vergangenheit, sondern auch der Zukunft gegenüber“, so Festivaldirektor Holtzhauer. „Von hier sind immer intellektuelle Impulse ausgegangen und die Stadt muss sich bemühen, dass das auch so bleibt.“ SARAH ALBERTI

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vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar


Zum 10 0 - jährigen Bauhaus -Jubiläum 2019 eröf fnet in Weimar ein neues Museum

Das Bauhaus kommt aus Weimar! links: Perspektive Foyer, Ent wurf von Heike Hanada mit Benedict Tonon

rechts: Terrasse, Ent wurf von Heike Hanada

Fotos: © Klassik Stiftung Weimar

Die Wohnhäuser von Goethe und Schiller, die Anna Amalia Bibliothek, Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm – gut 25 Museen, Schlösser und Gärten gehören zur Klassik ­Stiftung Weimar. Trotz der Klassik im Namen – auch das Bauhaus hat seinen Platz in der Stiftung. Denn hier in Weimar ­w urde sie einst gegründet, die bedeutendste Hochschule für Gestaltung – im Jahr 1919. Walter Gropius berief damals ­i nternationale Avantgardekünstler wie Lyonel Feininger, Wassily Kan­dinsky und Paul Klee nach Thüringen. Bis 1925 wurde hier fachübergreifend und im Team gearbeitet, um eine radikal neue, funktionale Lebenswelt zu schaffen – von ­H äusern bis zu Lampen, Möbeln und Geschirr. Nach einem ersten poli­t ischen Rechtsruck muss das Bauhaus 1925 nach Dessau umziehen. Ikonische Objekte wie die Tischlampe von Wilhelm Wagenfeld oder die Kinderwiege in den Grundfarben Blau, Rot und Gelb, aber auch Spielzeug und Geschirr stehen heute im Weimarer Bauhaus-Museum. Seit 1995 ist es provisorisch in der Kunsthalle am Theaterplatz untergebracht, vis-à-vis des Sockels von Goethe und Schiller. Doch für die rund 13.000 Stücke, die die Sammlung insgesamt umfasst, bietet der Raum keinen Platz. Ende 2018, pünktlich noch vor dem 100. Bauhaus-Jubiläum im darauffolgenden Jahr, wird ein ­neues Museum eröffnen – wie auch an den Bauhaus-Stand­ orten Dessau und Berlin.


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erstreben?“ Neben der thematischen Dauerausstellung sind wechselnde Präsentationen geplant, zudem ein Schaulager und Werkstatträume, in denen auch praktische Workshops für Erwachsene angeboten werden. Zusätzlich wird sich auch ein Museumscafé zum angrenzenden Park hin öffnen und das neue lebendige Zentrum zwischen Innenstadt und Bahnhof beleben. SARAH ALBERTI

b i s 2 7. M a i 2 0 1 7 „ ‚We i m a r. M o d e l l s t a d t d e r M o d e r n e ? ‘ – Ambivalenzen des Städtebaus im 20. Jahrhunder t“ A u s s t e l l u n g i m S e i t e n ra u m d e s B a u h a u s - M u s e u m s , We i m a r www. kla ssik-st if t ung. de w w w . b a u h a u s m u s e u m w e i m a r. d e

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T H Ü R I N G E N

536 Teilnehmer zählte der weltweite Architekturwettbewerb, in dem sich Heike Hanada durchsetzen konnte. Im Oktober 2016 wurde der Grundstein für den von ihr entworfenen ­m inimalistischen Kubus gelegt: Auf einem steinernen ­S ockel erhebt sich ein gläserner Block, die Fassade ist von schmalen, opak satinierten Glasstreifen geprägt. Geleitet von der Frage: „Wie wollen wir zusammenleben?“, wird das Museum auf 2.250 Quadratmetern auch das 19. Jahrhundert einbeziehen und will vor dem Hintergrund der nachhaltigen Ideen des Bauhauses ebenso zu einer Diskussion mit Blick auf die ­Gegenwart beitragen. Schon jetzt sind dafür sogenannte B ­ auhaus Agenten unterwegs, die mit Schülern Workshops entwickeln und durchführen und gleichzeitig intensiv an der Konzeption der neuen Dauerausstellung mitarbeiten. Auch in der Ausstellung selbst werden Bereiche von Schülern entwickelt. Bestenfalls wird das neue Museum so zeitgenössische Antworten liefern, auf die schon 192 4 von Walter Gropius ­formulierten Fragen: „Wie werden wir wohnen, wie werden wir siedeln, welche Formen des Gemeinwesens wollen wir


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Werner Tübke schuf in Bad Frankenhausen ein monumentales Panorama

Die Sixtina des Nordens

Werner Tübke, Panoramabild „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“, Detail


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Oft habe sich Werner Tübke geärgert, dass er beim Malen an den Rand gekommen sei: „Jetzt kann ich mich mal so richtig ausmalen.“ Sein Kommentar ist weit untertrieben für das, was Tübke (1929–2004) in Bad Frankenhausen geleistet hat – auf 1.722 Quadratmetern bannte er „Die Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“. So hoch wie ein vierstöckiges Haus, so lang wie eine mittlere Straße. 1,1 Tonnen wiegt das

größte Ölgemälde Deutschlands, auf dem sich 3.000 Figuren tummeln – darunter Martin Luther und Thomas Müntzer, beide gleich in mehrfacher Ausführung. Die motivische Fülle überwältigt, ist visuell kaum zu erfassen. Nach dem 450. Reformationsjubiläum im Jahr 1967 konzentrierte sich die DDR-Führung mit Blick auf das ­B auernkriegsgedenkjahr 1975 auf den Theologen Thomas


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Werner Tübke, Panoramabild mit dem Titel „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“, 1983–1987 Die Leinwand (und damit das Bild selbst) ist 123 Meter lang und 14 Meter hoch, © VG Bild- Kunst, Bonn 2017

Müntzer als Revolutionär. Auf Staatsseite entstand die Idee, auf einem Berg bei Bad Frankenhausen, dem Ort der letzten Entscheidungsschlacht im mitteldeutschen Bauernkrieg von 1525, ein Panoramarundbild zu errichten. Am 15. Mai 1525 ­waren um die 6.000 Bauern und Bürger auf diesen Hügel gezogen, angeführt von dem Prediger Müntzer. Ein Regenbogen soll ihm der Überlieferung nach als Fingerzeig Gottes erschienen sein, der zum Kampf rief, den schließlich aber die fürstlichen Truppen für sich entschieden. Werner Tübke wurde mit diesem größten Kunstprojekt der DDR beauftragt, stellte jedoch von Beginn an klar: „Es wird nicht pädagogisch als Illustration von Geschichte konzipiert.“ Tübkes Ziel war vielmehr die I­ nterpretation einer ganzen Epoche: von den

Ursachen der Reformation über die Krise der katholischen Kirche bis hin zum Bauernkrieg und dem Jüngsten Gericht. So zeigt das P ­ anorama simultan verschiedenste Handlungsverläufe, eine Szene greift in die andere. Tübke visualisierte den Umbruch: Müntzer, auch im Bild von einem Regenbogen überspannt, wird zentral hervorgehoben, während Albrecht Dürer, Martin Luther und Lucas Cranach mit Erasmus von Rotterdam und Johannes Gutenberg als Zitate ihrer berühmten Porträts um einen Brunnen stehen. Tübke, der 1973 zum Rektor der Hochschule für G ­ rafik und Buchkunst Leipzig gewählt worden war, ließ sich für das Monumentalbild sogar von seinem Amt entbinden. Zwölf Jahre beschäftigte ihn diese Mammutaufgabe: Von 1979 bis

Porträt Werner Tübke 1997, Foto: Hansjörg Hörseljau


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Nach der Wiedervereinigung stand kurz die Schließung des Hauses zur Debatte – heute zeigt es neben dem Rundbild ­einen Dokumentarfilm zu seiner Entstehung und verfügt über eine eigene Kunstsammlung, unter anderem mit Schwerpunkt auf der Bauernkriegsthematik. Außerdem verfügt das Haus über die größte Sammlung von Werken Werner Tübkes, die sich in öffentlichem Besitz befindet und immer wieder in Sonderausstellungen präsentiert wird. SARAH ALBERTI

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Foto: © Panorama Museum, Bad Frankenhausen

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1981 malte er an einer 1:10-Fassung, die dann auf die in der ­Sowjetunion gefertigte Leinwand übertragen wurde. Erst im Oktober 1987 sollte Tübke sie final signieren. „Der Meister war tief erschöpft, soviel spürte man, sehr erholungsbedürftig, aber glücklich wohl auch“, schrieb damals Golo Mann. Eine Gruppe junger Maler, aber auch Restauratoren und Theatermaler unterstützen Tübke bei der Arbeit, einer von ihnen verewigte sich wie Tübke mit einem Selbstbildnis. Zwei ­Wochen vor den Montagsdemonstrationen eröffnete das ­Panorama zum 500. Geburtstag von Müntzer im Herbst 1989 – eine Besucherumfrage aus dieser Zeit belegt, dass das Pub­l ikum das Monumentalbild vor dem Hintergrund der Umbrüche im eigenen Land als Gegenwartsbild verstand.


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Susann Maria Hempel, Filmstill aus „Der große Gammel“, 2013, 8 Min.

Susann M aria Hempel

Tristesse trifft Erinnerung Su sann Mar ia He mpel i st gege nwär t ig die e r folg re ich ste Kurzf ilme mache r in De ut schland s und lebt bewusst im G ­ egenstand der f ilmischen Auseinandersetzung: i h r e r t­ h ü r i n g i s c h e n H e i m a t s t a d t G r e i z .

Schimmelsporen tanzen in Gelatine, Fleckensalz frisst sich in Fotos, auf der Leinwand wird mit Rohrreiniger experimentiert – der Film „Der große Gammel“ (2013) von Susann Maria Hempel verarbeitet den Abriss des Theaters der thüringischen Stadt Greiz. Die Idee: Dem Film sollte passieren, was dem Theater passiert ist. Solange noch elektrisches Licht vorhanden war, tanzt der Schimmel fröhlich über die Fotos von Bühne und Garderobenräumen. Doch so, wie das Theater am Ende abgerissen wurde, ist auch der Film nach acht Minuten unkenntlich. „Ich habe die Zerstörung der Architektur auf das Medium übertragen, sprich im wahrsten Sinne des Wortes die Möglichkeit zur Beobachtung genommen“, erläutert Hempel. Sie hat sich für unser Gespräch extra in den Zug

gesetzt – mit Händen und Füßen könne sie besser reden als am Telefon. Ihre Kindheit hat sie in diesem Theater in Greiz verbracht. 1983 in der Deutschen Demokratischen Republik geboren, wurde dieser Ort für sie wegweisend. Mit 16 brach sie die Schule ab und ging nach Weimar, um Schauspielerin zu werden. Dank der Begabtenklausel begann sie dann an der dortigen Bauhaus-Universität ein Studium der Mediengestaltung und landete eher zufällig beim Experimentalfilm. Für ihren Diplomfilm ging sie zurück nach Greiz, zog gegenüber ihrem Elternhaus in eine alte Villa. Die war noch gefüllt mit Möbeln, Fotos und persönlichen Dingen der Vormieter – Wochen vergehen, bis sie in die Schränke schaut: „Das war ein einziger Erinnerungsschockzustand. Die ganze


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SARAH ALBERTI

Susann Maria Hempel, Filmstill aus „Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen“, 2014, 18 Min.

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Dingwelt meiner Kindheit, wie mumifiziert.“ Das gegenwärtige Dasein in Resten der Vergangenheit zieht sich seither wie ein roter Faden durch ihre Filme, die bisher alle in Greiz entstanden sind und mit ihrer melancholisch-grauen Ästhetik Hempels Wahrnehmung aufgreifen: „Die Gegenwart der Stadt kann unheimlich destruktiv und depressiv sein, es gibt viel Leere. Es scheint bisweilen, als hätte sich der Ort in seinem Nachher eingerichtet.“ Eine Stadt im Nachher – auch weil die Bewohner den Ort und ihr Leben oft selbst so behandeln würden: wertlos, unnütz oder übrig – so, als sei hier alles längst vorbei. Und Wiederbelebung scheint nicht in Aussicht. Auch ihr letzter Film thematisiert das Nachher. Das Nachher eines Mannes, der an allen Ecken und Enden seines Lebens verstümmelt ist. Auch er kommt aus Greiz. Jahrelang hat sich Hempel mit ihm getroffen, am Küchentisch zugehört und mitgeschnitten, wenn er erzählt hat: Von seiner Zeit im Zuchthaus, in dem er 1989 sein Gedächtnis verlor. Schon der Titel des daraus entstandenen Films erzeugt Unwohlsein: „Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen“. 18 Minuten lang wird der ­Zuschauer mit dem Eigenleben einer Theaterkulisse konfrontiert: Lichtschalter kippen vor und zurück, Füße ohne Körper bewegen sich geführt von unsichtbarer Hand an Schnüren. Parallel entrollen sich Textbänder, die wiederholen, was aus dem Off gesprochen wird, dem Gesagten umso mehr Wucht verleihend: „Es ist ein Leben wie allein sein. Bloß die Einsamkeit wird nach Jahren so werden, dass ich manchmal sag’: Ich will nicht mehr.“ Hempel visualisiert das Gesagte, etwa mit Puppenstubenfiguren, die misshandelt werden. Gerade diese Abstraktion ist es, die tief bewegt. Susann Maria Hempel hat viel gelernt von diesem Mann: Etwa, dass man trotz Verzweiflung und Vereinsamung überleben kann. Und welche Aufmerksamkeit und auch Dankbarkeit ein Mensch trotz negativer Erfahrungen dem

Leben entgegenzubringen fähig ist. Wirklich sichtbar werden kann diese Komplexität für sie nur durch den künstlerischen Film – ein Dokumentarfilm hätte vom Kern dieser Geschichte abgelenkt, ihren Protagonisten aufgrund seiner Kleidung oder seines Dialekts womöglich in Schubladen gesteckt. Statt­ dessen bekommt der Zuschauer durch Hempels Bildsprache die Chance, einem Menschen beim Denken, ja beim Fühlen zuzuhören. Er darf mit am Küchentisch sitzen, ohne im ­voyeuristischen Sinne eine Grenze zu überschreiten. Dafür wurde Hempel vielfach ausgezeichnet: beim Filmfest Dresden, den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, beim Internationalen Kurz Film Festival Hamburg sowie mit dem Deutschen Kurzfilmpreis. Trotz des Erfolgs ist die Experimentalfilmerin in Greiz geblieben. Hier wohnt sie inzwischen in einer Altbau­ wohnung am Waldrand mit Rehen vor dem Fenster. Und ja, auch wenn es klischeehaft klingen mag: Sie brauche die Einsamkeit, um kreativ arbeiten zu können. Sie hatte ernsthaft überlegt, weiterzuziehen. Aber dann wäre sie auch eine von denen, die gehen, weil sie es können. So setzt sich Hempel ­i hrem Gegenstand weiterhin aus: Auch ihr nächster Film spielt in Greiz, auch er fragt nach dem Danach. Eine Selbstmordparty hat sie dafür veranstaltet, hat Greizer eingeladen, Arbeitslose und Erwerbsunfähige, die sich schon einmal umbringen wollten. Vor der Kamera feierten sie drei Tage lang, als wären es die letzten. Jeder Tag begann mit einem gemein­ samen Essen, dann wurden die Begräbnismusik ausgewählt und vorab verfasste Abschiedsbriefe verlesen. Manche haben das nicht geschafft und auch das wird im Film thematisiert. Die Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation ist hier nur noch schwer zu ziehen. Auch weil Susann Maria Hempel selbst mitfeiert – vor und hinter der Kamera.


Die Leuchtenburg setz t auf emotionale Wissensvermit tlung

Porzellan meets Mittelalter

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Porzellankirche, Foto: © Porzellanwelten Leuchtenburg

Zwischen Jena und Weimar hat es die Leuchtenburg auf ein braunes Autobahnschild geschafft – ein Ausweis ihrer Einmaligkeit im Bundesland Thüringen. Vor zehn Jahren wurde die „Stiftung Leuchtenburg“ gegründet, die den Erhalt der 400 Meter über dem Tal gelegenen mittelalterlichen Burg ­e rmöglichte. Die meisten Besucher sind überrascht von ­d iesem Ort: „Mittelalter meets Porzellan“ lautet das Motto der Burg. Stifter Sven-Erik Hitzer verfolgt eine klare Vision: die Leuchtenburg als Mittelpunkt der thüringischen Porzel­ lanstraße. Das „weiße Gold“ soll hier nicht im Sinne einer Kaffeekannen-Schau präsentiert, sondern mit allen Sinnen erlebbar werden. Innovative Ausstellungsideen erläutern die Geschichte des Porzellans, ein Ofen macht seine Herstellung begreif bar. Deutlich setzt die Leuchtenburg dabei auf Emo­ tionalität: Besucher können etwa persönliche Wünsche auf Porzellan schreiben und diese von einem 20 Meter langen Skywalk hinunter ins Tal werfen. Das soll der Erfüllung ­n achhelfen. Ein Café und Restaurant ermöglichen darüber ­hinaus kulinarischen Genuss – Blick bis hin zum Thüringer Wald und anschließendes Sonnenbad in einem der Liege­ stühle inklusive.

Seit Oktober 2016 hat auch die Spiritualität Einzug gehalten: Die ehemalige Gefängniskapelle fungierte lange als Aus­ stellungsraum zur Burggeschichte. Kanonen und Waffen sind nun wieder dem Sakralen gewichen: 30 Porzellanlamellen ­bilden mit fünf Metern Höhe einen Raum im Raum, ihre Rückseiten sind verspiegelt, sodass jede Bewegung neue Blickachsen erzeugt. Zwei weiße Kreuze prägen den ökumenisch geweihten Raum, dessen minimalistische Ausstattung Gottesdiensten, Konzerten und Hochzeiten einen Rahmen bietet. Der Entwurf stammt von Daniel-Libeskind-Schüler Michael J. Brown; umgesetzt hat ihn Stifter Hitzer in Eigen­ regie. Zu DDR-Zeiten studierte er Spielzeugdesign an der Burg Giebichenstein in Halle an der Saale – die Leuchtenburg ist nun sein Ort realisierter Ideen. Eine Gondel, die die Be­ sucher teils unteririsch, teils am Hang des Berges entlang vom Parkplatz hinauf zur Burg führen soll, ist sein nächstes Ziel. Schon jetzt lohnt sich die Autobahnabfahrt für Porzellan­ liebhaber – auch, weil unweit der Leuchtenburg im Ort Kahla der Werksverkauf der gleichnamigen Porzellanfabrik lockt. SARAH ALBERTI

www. le uchte nburg. de


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Abgusssammlung, Lindenau- Museum Altenburg, Foto: Jürgen M. Pietsch

Lindenau - Museum Altenburg

„Kulturraum Schlosspark“ Das ­L indenau-Museum im thüringischen A ltenburg, ­zwischen Leipzig und Chemnitz gelegen, gehört zu den 23 national bedeutsamsten Kultureinrichtungen Ostdeutschlands. Das Museum beherbergt eine der weltweit kostbarsten ­S pe­z ialsammlungen italienischer Tafelbilder des 13. bis 16. Jahrhunderts. Roland Krischke, Jahrgang 1967, steht nun seit dem 1. November 2016 an der Spitze des Mu­seums, das in einem Neorenaissance-Gebäude am Fuße des Schlossparks untergebracht ist. Krischke, der Romanistik, Slawistik und Philosophie studierte, ist in Thüringen kein Unbekannter: Sechs Jahre war er zuvor Direktor Kommunikation und ­Bildung der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha. Auch in Altenburg sind kommunikative Fähigkeiten gefragt – seit Jahren wurde unter seiner Vorgängerin Julia Nauhaus über einen möglichen Erweiterungsbau des Museums diskutiert. Krischke hat sich nun für eine Alternative ausgesprochen: Der nur sieben Minuten Fußweg vom Museum entfernte Marstall soll stattdessen zum Depot ausgebaut werden, inklusive Schaudepot. Auch die umfassende Grafiksammlung – 50.000 Blatt – soll hier untergebracht und in Ausstellungsräumen öffentlich zugänglich werden. „Insgesamt schaffen wir so Ausstellungsfläche sowie moderne und zeitgemäße Depotflächen“, so Krischke. „Natürlich müssen wir die Bilder dann bei Ausstellungswechseln hin- und herfahren. Aber das ist inzwischen an vielen Orten Standard.“ Im Haupthaus werden nur Museumspädagogik und das Studio Bildende Kunst verbleiben, die restlichen Büros ziehen mit in den Marstall und schaffen Platz für Kunst und Besucher. Final entschieden wird über das Vorhaben im Sommer. Ziel sei zudem langfristig und gemeinsam mit dem angrenzenden Schloss, einen „Kulturraum Schlosspark“ zu

schaffen und in diesem möglichst viele Einrichtungen zu beleben, um eine überregionale Attrak­t ivität zu schaffen: „Ein Museumsbesuch sollte immer ein Gesamterlebnis sein, da kann man sich nicht allein auf das ­Ästhetentum verlassen,“ so der neue Museumschef. Konkret heißt das: den Park mit einer entsprechenden Infrastruktur aufzuwerten, etwa ein Café oder Restaurant zu integrieren. Krischke ist Optimist: „Dann ist unser Haus nicht nur für die benachbarten Leipziger interessant, sondern auch für Besucher aus Dresden, Hamburg und München.“ SARAH ALBERTI

www. lindenau-museum. de

Roland Krischke, Foto: Lutz Ebhardt


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Short cuts Thüringen ERFU RT A NGER M USEU M 23 . Apr il bis 18 . Juni 2017 „ L u t h e r. D e r A u f t ra g Mar t in Luther und die R efor mat ion in Er f ur t“

Im Jahr 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, organisierte E ­ dwin Redslob im Städtischen Museum Erfurt (heute Anger­ museum) eine Sonderausstellung zu Luther und der Reformation in Erfurt. Auch 1983 war Erfurt neben Berlin ein wichtiger Ort der staatlichen Luther-Ehrung. Im Haus Zum Roten Ochsen wurde die Ausstellung „Erfurt. Luther-Dialoge“ gezeigt. Anknüpfend an diese historischen Ereignisse widmet sich das Angermuseum zu Beginn des ­Jahres 2017 den Wandlungen des Gedenkens an Luther und die Reformation vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

9. Juli bis 3. September 2017 „ H a ra l d R e i n e r G ra t z : L u t h e r s S t e i n i n S c h m a l k a l d e n u n d a n d e r e M e r k w ü rd i g k e i t e n d e r d e u t s c h e n G e s c h i c h t e“ © Haus Schulenburg, Gera

GER A

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H AU S S C H U L E N B U RG

Das Haus Schulenburg in Gera ist ein Höhepunkt im Schaffen des Malers, Architketen und Designers Henry van de Velde. Der gesamte Haus- und Gartenkomplex steht unter Denkmalschutz. Haupthaus, Nebengebäude, Innenhof, Terrassen und die Bepflanzung sind in der Zeit von 1997 bis 2013 originalgetreu restauriert und wiederhergestellt worden. Die Innenräume haben ihre ursprünglichen Wandverkleidungen (Holz, Stoff, Stuck, Tapeten) und Farbgebungen zurückerhalten und sind zum Teil mit den Originalmöbeln ausgestattet, die van de Velde exklusiv für das Haus Schulenburg entworfen hatte. Für die Rettung und Rekonstruktion des Hauses Schulenburg erhielten Rita und Volker Kielstein 2012 den Thüringer Denkmalschutzpreis. Seit Februar 2014 ist Haus Schulenburg als Van de Velde-Museum in den Museumsverband Thüringen e. V. aufgenommen. Das Ambiente von Haus Schulenburg bietet einen besonderen Rahmen für Trauungen, Konzerte, Tagungen, Lesungen und Festlichkeiten und Open-Air-Veranstaltungen. Regelmäßig finden neben der ständigen Präsentation auch Wechselausstellungen statt.

Zu Martin Luthers Leben gibt es wohl ebenso viele his­torische Daten wie legendäre Erzählungen, die bis ins 20. Jahrhundert hinein untrennbar mit seiner Biografie verbunden wurden. Diesem Gewirr aus Geschichte und Legenden hat sich der in Schmalkalden lebende und arbeitende Künstler Harald Reiner Gratz (* 1962) zugewandt. Er spinnt die Fäden der ­L egenden weiter und verknüpft sie in Gemälden und Zeichnungen mit seinen ganz persönlichen Visionen zur deutschen Geistesgeschichte. 

 www. er f ur t. de

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Harald Reiner Gratz, „Der Schwur“, 2016, Öl auf Leinwand, 170 x 170 cm, Foto: Ines Ulbrich, Schmalkalden


Wassily Kandinsky: We W iĂ&#x; i er Kl Kla lang (Detail), 1908, Privatsammlung

Klassike k r der Moderne ke

Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky 23. 1.– 28. 5. 2017


Guda Koster (Amsterdam) Skulpturen - Fotografie secret life | 2014 | 50 x 75 cm | photoprint

3. MÄRZ bis 15. APRIL

Karsten Kusch (Berlin) Zeichnungen - Malerei Atelier mit Portrait | 2015 | 170 x 195 cm | Öl auf Leinwand

D-10969 Berlin • Hedemannstr. 14

Tel: +49 (0)30 225 027 910

mobil: +49 (0)175 206 19 42

info @ galerie-tammen-partner.de

www.galerie-tammen-partner.de


Hiroyuki Masuyama

ZEITENWANDERER Fotografie, Malerei und Installationen Galerie Rothamel Erfurt 29. April bis 17. Juni 2017

Kleine Arche 1A, 99084 Erfurt, Germany, +49 361 562 33 96 Fahrgasse 17, 60311 Frankfurt a. M., Germany, +49 69 21 97 66 91 galerie@rothamel.de, www.rothamel.de mobil +49 177 599 84 45

Abbildung: Hiroyuki Masuyama, Nach Caspar David Friedrich, „Greifswalder Hafen, 1820“, 2009, LED Light Box, Auflage 5, 94 x 74 x 4 cm




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„ M an kann sie haben oder nicht haben“

LUTHER und die Bilder Vo n 1 5 2 1 b i s 1 5 2 2 h i e l t s i c h d e r R e f o r m a t o r M a r t i n L u t h e r a l s „ J u n k e r J ö r g“ a u f d e r Wa r t b u r g v e r s t e c k t u n d ü b e r s e t z t e w ä h r e n d d i e s e r Z e i t d a s N e u e Te s t a m e n t d e r B i b e l i n n u r e l f Wo c h e n i n s D e u t s c h e .


Unsere Sprache, unsere Moralvorstellungen, unser Ar­ beits­e thos, ebenso Kirchenmusik und bildende Kunst … Martin Luthers Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 und die Ideen der Reformation haben die Welt verändert, daran ­b esteht kein Zweifel (auch wenn es im 16. Jahrhundert ja ­e igentlich mehrere Reformationen mit durchaus unterschiedlicher Gewichtung gegeben hat, etwa die frühen reformatorischen Bewegungen der Waldenser, John Wyclifs oder Jan Hus’, Thomas Müntzers, Huldrych Zwinglis und ­Johannes Calvins).

Der Wittenberger Reformator, der in diesem Jahr so um­ fassend gefeiert wird, mag Vorläufer und Mitstreiter g­ ehabt haben – hierzulande und 2017 ist fraglos er die Hauptperson. Das wird nicht nur an den unzähligen kulturhistorischen Ausstellungen, Vorträgen und Veranstaltungen deutlich, ­s ondern eben auch an den Ausstellungen zur Kunst, der Luther – entgegen der landläufigen Meinung – durchaus etwas abgewinnen konnte: „Die Bilder sind weder das eine noch das andere, sie sind weder gut noch böse, man kann sie haben oder nicht haben.“ Obzwar Kritiker des lateinischen Gottes­ dienstes hatte er zugleich das Potenzial sowohl der Musik als auch der Bilder erkannt, den Menschen und ihrer Lebens­ wirklichkeit näherzukommen und seine eigene Botschaft zu transportieren. So waren also die lutherischen Reformen tatsächlich weniger bilderstürmerisch als oft gedacht, denn Luther wollte Bilder ja nicht grundsätzlich verbannen oder gar vernichten, vielmehr versuchte er, dem Missbrauch und ihrer Über­ höhung entgegenzuwirken. Anders als in der katholischen Kirche nämlich sollten Bilder nicht mehr Idol und Fetisch sein, Luther wollte dem Betrachter stattdessen die Freiheit des ­eigenen Urteils (zurück)geben. Der eigene Blick, der eigene Verstand und das eigene Verständnis sollten fortan über das Bild und seine Wirkmacht entscheiden. Kunst wurde folglich aus ihrer Bindung an die Kirche befreit, kam ins Museum und damit in einen nun erweiterten Bedeutungsraum. Manche ­sehen an dieser Stelle den Beginn der Moderne. Auf der technischen Seite hatte das Plattendruck­ verfahren den Buch- und Bilderdr uck seit Mitte des 15 . Jahrhunderts nachhaltig revolutioniert. Bekannter­ maßen machte das Bild seither so manche Wandlungen durch und wurde bald als Massenmedium und Propaganda­ instrument erkannt, kam im Laufe der Zeit freilich immer wieder auch ungut zum Einsatz. Im Zuge der frühen Globalisierung der Handelsbeziehungen und -routen reisten inzwischen nicht nur Waren, sondern ebenso Ideen und ­Bilder um den Globus – in Gestalt von Büchern, Denkschriften, Plakaten oder neuen Karten. Seither haben sich die reformerischen Gedanken und Konzepte nicht nur in Kirche, Gesellschaft und Politik nie­dergeschlagen, sondern bis heute in Kunst und Kultur ihre Spuren hinterlassen. Zugleich hat jede Epoche der deutschen Geschichte ihr ganz eigenes Lutherbild geprägt, auch das lässt sich bei näherer Betrachtung unschwer feststellen. Wie sich wiederum diesen Bildern politische, gesellschaftliche oder kulturelle Entwicklungen eingeschrieben haben und wie die verschiedenen Epochen ihre Sicht auf den Reformator artikuliert haben, das alles sind in diesem Jubiläumsjahr die Themen rund um ­Martin Luther. K ATJA BEH REN S

Die Lutherstube auf der Wartburg, Foto: Wartburg-Stiftung, Eisenach

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Short cuts Luther VO N K ATJA BEH REN S

E I S E N AC H WA R T B U RG 4 . Mai bis 5 . November 2017 „ L u t h e r u n d d i e D e u t s c h e n“

In Eisenach wurden die Grundlagen einer einheitlichen ­deutschen Schriftsprache gelegt – als Luther nämlich nach ­seinem Auftritt vor dem Wormser Reichtag hier Zuf lucht fand und hinter den dicken Mauern der Wartburg das Neue Testament der Bibel ins Deutsche übertrug. Ein guter Grund, mit einer umfangreichen Schau im Jubiläumsjahr an den ­b erühmtesten und „deutschesten“ Bewohner der ehr­ würdigen Mauern zu erinnern. Neben vielerlei kunst- und kulturhistorischen E ­ xponaten laden Medienstationen ein, die damalige Zeit i­ nteraktiv nachzuerleben. Außerdem gibt die Ausstellung G ­ elegenheit, die kultur- und geistesgeschicht­ lichen Folgen der neuen Lehren und ihre politische Instrumentalisierung zu erforschen. w w w . 3 x h a m m e r. d e

L U T H E R S TA D T W I T T E N B E RG S T I F T U N G L U T H E RG E D E N K S TÄT T E N I N S AC H S E N -A N H A LT 13. Mai bis 5 . November 2017

Die Nationale Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“, im Augusteum/ Wittenberg, folgt mit „95 Schätzen“ außergewöhnlichen Exponaten der Spur des jungen Mönches Luder, der zum Weltveränderer Luther wurde. ­Welche äußeren und inneren Umstände führten ihn zur ­Reformation? „95 Menschen“ vom 16. bis zum 21. Jahrhundert schildern, welchen ihrer persönlichen Lebensbereiche Luther maßgeblich beeinf lusst hat. Unabhängig von Glaubens­ richtung oder Weltanschauung beziehen sich Menschen aus aller Welt bis heute auf Luthers Erbe. Sie alle wurden von ihm ­i nspiriert, provoziert, berührt oder abgestoßen – nur kalt ­gelassen hat er sie nicht. w w w . 3 x h a m m e r. d e

Blick auf die Wartburg und den Thüringer Wald, Foto: Wartburg-Stiftung, Eisenach

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„ L u t h e r ! 9 5 S c h ä t z e – 9 5 M e n s c h e n“


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S C H W E R I N / G Ü S T R OW S C H L O S S G Ü S T R OW 20. Mai bis 2 4 . September 2017 „ C ra n a c h s L u t h e r ! We r k e d e r M a l e r f a m i l i e C ra n a c h “

Peter Heymans, „Croy-Teppich“, um 1554, Leihgabe Universität Greifswald, Pommersches Landesmuseum

Vater und Sohn, Lucas Cranach der Ältere sowie der Jüngere, haben mit ihrer Kunst, mit Gemälden und auch Grafiken, die Reformation von Beginn an begleitet. Unser Lutherbild ist bis heute maßgeblich geprägt durch die Werke dieser Wittenberger Malerdynastie. Als Söhne, Schüler und Mitarbeiter wurden Cranach der Jüngere und sein älterer Bruder Hans gewissermaßen mit dem Pinsel in der Hand groß. Doch nach dem frühen Tod des Bruders 1537 war es schließlich Lucas der Jüngere, der die Wittenberger Werkstatt übernahm und das fortführte, was sein Vater als moderner Malerunternehmer so erfolgreich begonnen und zur Meisterschaft gebracht hatte. – Und so wurde auch Lucas Cranach der Jüngere Teil des „Epochenumbruchs auf dem Weg zur Moderne“.

G R E I F S WA L D POM M E R SCHE S L A N DE SM USEU M

www. museum-schwer in. de

1 4 . Mai bis 3. September 2017 „ L u t h e r s N o rd e n“

Luther ist selbst gar nicht so weit herumgekommen, wie man annehmen würde – gleichwohl dieser Umstand seine Ideen nicht daran hinderte, auch andernorts Fuß zu fassen. Also feiert jetzt auch der Norden die Reformation, denn fast alle Gebiete um die Ostsee hatten sich alsbald der neuen Bewegung angeschlossen. In der Ausstellung des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald erfahren die Besucher allerhand über relevante Personen und die Wege, die sie zurücklegten, die Entscheidungen, die sie trafen, um den neuen Glauben zu verbreiten und zu festigen, und sie lernen etwas über die einschneidenden politischen und sozialen Veränderungen, die damit einhergingen. Die Reise führt nach Dänemark, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Pommern. Kunstwerke und Schulbücher geben dabei gleichermaßen Auskunft über die Zeit des großen Umbruchs.

Lucas Cranach d. Ä., „Maria mit dem sie umhalsenden Kinde“, nach 1537, Öl auf Holz, Detail, Foto: E. Walford, © Staatliches Museum Schwerin

www. pommersches-landesmuseum. de N Ü R N B E RG G E R M A N I S C H E S N AT I O N A L M U S E U M 13. Juli bis 1 2 . November 2017 „ L u t h e r, K o l u m b u s u n d d i e F o l g e n“

Die alten Weltbilder waren brüchig geworden seit im 16. Jahrhundert geog raf ische und w issenschaft liche ­N euentdeckungen das bisherige Denken auf den Kopf ­stellten – die Eroberung der Neuen Welt durch Kolumbus, Kopernikus’ Erkenntnis, dass die Erde sich um die Sonne dreht, und eben die von Luther angestoßene Reformation. Diese Epoche war eine Wendezeit, die nun in Nürnberg anhand von gut 250 Exponaten anschaulich und facettenreich nachzuerleben ist. Und am Ende steht die Frage: Inwieweit sind Luther und Kolumbus tatsächlich verantwortlich für die fundamentalen Umbrüche? www. g nm. de | welt imwandel. g nm. de


121 A AC H E N C E N T R E C H A R L E M AG N E – N E U E S S TA D T M U S E U M A AC H E N S OW I E C O U V E N - M U S E U M U N D I N T E R N AT I O N A L E S Z E I T U N G S M U S E U M 3. Juni bis 3. September 2017 „ D a s R i n g e n u m d e n r e c h t e n G l a u b e n“

Gilbert & George vor der St. Matthäus- Kirche, Berlin, Foto: Daniel Biskup

W I T T E N B E RG / B E R L I N / K A S S E L 1 9 . M a i b i s 1 7. S e p t e m b e r 2 0 1 7 „ L u t h e r u n d d i e A v a n t g a rd e . Z e i t g e n ö s s i s c h e K u n s t “ W I T T E N B E RG , A LT E S G E FÄ N G N I S

Das ehema lige Gef ä ng nis in Wit tenberg ist Haupt­ ausstellungsort von „Luther und die Avantgarde“ zum Reformationsjubiläum 2017. Rund 60 internationale Künstlerinnen und Künstler untersuchen, welche Impulse und Gedanken von der Reformation ausgingen und wie sie bis heute weiterwirken, wie und worin sie Menschen und deren Leben beeinflussen, welche Reflexe die Kunst erhellt. Offenbar kann Religion auch heute noch Menschen wie Künstler bewegen.

Im Maas-Rhein-Gebiet nahm die Reformation einen ganz ­besonderen, den „dritten Weg“. Denn im Unterschied zu den meisten anderen Regionen kam es hier zu einem relativ ­f riedlichen Miteinander von Katholiken, Lutheranern und Reformierten. Den drei großen christlichen Konfessionen ­gelang es tatsächlich, ihr Zusammenleben ohne erbitterte Glaubenskämpfe auszuhandeln. „Das Ringen um den rechten Glauben“ heißt nun das Verbundprojekt dreier Aachener Museen, die sich zum Re­ formationsjubiläum zusammengeschlossen haben, um diesem einzigartigen und erfolgreichen Bemühen um reli­ giöse T ­ oleranz nachzugehen. Einem Thema also, das bis heute nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren hat. Im Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum ­A achen wird die Hauptausstellung gezeigt, in der es um die Kirchenreformen und deren Folgen in Aachen geht. Das ­I nternationale Zeitungsmuseum (IZM) widmet sich der ­weltweiten Resonanz und Bewertung der Reformation in der Presse seit dem 19. Jahrhundert, während das Couven-­ Museum das Auf blühen der Sakralkunst in der Phase der G egen refor m at ion u nd k at hol i sc hen R efor m at ion untersucht. w w w . ro u t e - c h a r l e m a g n e . e u

Das polarisierende britische Künstlerduo Gilbert & George zeigt hier eine Auswahl von Fotoarbeiten ihrer Serie ­„ Sündenbock“. Die Künstler wurden eingeladen, so heißt es, weil man überzeugt sei, „dass es zu den friedensstiftenden Aufgaben der Kirche gehört, gefährliche Feinbilder zu be­ nennen, abzubauen und zur Versöhnung beizutragen, ohne die Wirklichkeit schönzureden“. K A S S E L , K A R L S K I RC H E

„Zweitens [!] Schreib - Buch dero zu Aachen von den Jungengesellen Bruderschaft

In der Karlskirche in Kassel, der dritten Dependance der ­g roßen Schau, werden sich die indische Künstlerin Shilpa Gupta (* 1976) und ihr deutscher Kollege Thomas Kilpper (* 1956) mit einer skulpturalen Installation bzw. Fotocollagen dem Thema „Luther und die Avantgarde“ widmen.

der Glor würdigsten Jungfrawen und gottes Gebärerinen Mariae unter dem Titel ihrer Purification oder Reinigung, an welchem tagh die löbliche gemelte Bruderschafft erst ist recht angefangen wie zu sehen A° 1623 den 2ten Februar y“, Einträge 1676 –19. Jh.

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© Bischöfliches Diözesanarchiv Aachen, HS 334

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BE R L I N DEU T SCHE S HIS TOR ISCHE S M USEU M I M M A R T I N - G R O P I U S - B AU 1 2 . Apr il bis 5 . November 2017 „ D e r L u t h e r e f f e k t . 5 0 0 J a h r e P ro t e s t a n t i s m u s i n d e r We l t “

Morning Glor y in der Lutheran Kariakoo Church in Daressalam, Juni 2016 © Deutsches Historisches Museum / Karsten Hein

DÜSSEL DOR F M U S E U M K U N S T PA L A S T 8 . Apr il bis 30. Juli 2017 „ C R A N AC H . M e i s t e r – M a r k e – M o d e r n e“

Die große Werkschau des Malers und Lutherfreundes Lucas Cranach des Älteren (um 1472–1553) ist wohl einer der Kunsthöhepunkte des Reformationsjahrs 2017. Im Museum Kunstpalast nimmt man dabei die Gesamtheit von Cranachs Schaffens in den Blick und beleuchtet seinen herausragenden Einfluss bis zur Kunst der Gegenwart. Neben allegorischen Gemälden und zahlreichen Altarwerken waren es vor allem Porträts seiner Dienstherren und deren jeweiliger Entourage ebenso wie mythologisch verbrämte Aktdarstellungen, die ihn bekannt machten. Und seine Lutherbildnisse! Es war Cranach mustergültig gelungen, sich an die neuen Zeiten anzupassen, seine Werkstatt blühte und die Bildproduktion nahm stetig zu. Will man es modern sagen: Er war wohl einer der ersten Kunstunternehmer der alten Welt.

Welche Spuren hinterließ die Reformation in der Welt? Die Ausstellung zum „Luthereffekt“ des Deutschen Historischen Museums untersucht „die Vielfalt und Wirkungsgeschichte, aber auch die Konfliktpotenziale des Protestantismus in der Welt“ – in Schweden etwa, in den USA, in Südkorea oder in Tansania. Es geht um die Aneignung und Umformung der evangelischen Lehre, um die Wirkung auf das Leben von Menschen weltweit, um die kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Dynamiken der Reformation. Die große Schau im Martin-Gropius-Bau untersucht anhand von rund 500 originalen Objekten, Kunstwerken ebenso wie Alltagsgegenständen die internationale Wirkung Luthers und wirft einen Blick auf den calvinistischen Protestantismus ebenso wie auf die katholische Gegenreformation, die Anglikanische Kirche oder die Täufer. w w w . 3 x h a m m e r. d e www. dhm. de

Z W I C K AU K U N S T S A M M L U N G E N Z W I C K AU – MA X PECHST EIN MUSEU M S OW I E P R I E S T E R H ÄU S E R , ­ R AT S S C H U L B I B L I O T H E K U N D S TA D TA RC H I V Z W I C K AU 18. Febr uar bis 28. Mai 2017

www. smk p. de

„ E r n e u e r u n g & E i g e n s i n n . Z w i c k a u s We g d u r c h d i e

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — L U T H E R

R e f o r m a t i o n“

Der humanistisch gesonnene Rat der Stadt Zwickau war den Reformideen Luthers von Beginn an überaus gewogen, man pf legte gar persönliche Kontakte nach Wittenberg. In Zwickau hatte sich die Reformation denn auch sehr bald ­vollständig durchgesetzt. Archivalien, bibliophile Schriften und Drucke, Kunstwerke und weitere Objekte künden heute von dieser wichtigen Epoche, berichten vom Wirken Martin Luthers und seiner Mitstreiter, aber auch von T ­ homas ­Müntzers sozialreformerischen und radikal­demokratischen Bestrebungen, dem Zerwürfnis der beiden Kontrahenten im Bauernkrieg sowie von Luthers unrühm­licher Rolle dabei und beim Tode Müntzers. Lucas Cranach d. Ä., „Christus und die Ehebrecherin“, 1532, Malerei auf Lindenholz, Detail, Szépm űvészeti Múzeum / Museum of Fine Arts, Budapest, 2016, Foto: Dénes Józsa

www. k unstsammlungen-zwickau . de


Stefan Wewerka CELLA 1984 (Foto © Lothar Schnepf )

KO LU MB A

»Me in a no-time state« Über das Individuum | Kunstmuseum des Erzbistums Köln | bis 14. August 2017 | www.kolumba.de

SUERMONDT-LUDWIG-MUSEUM AACHEN Wilhelmstr. 18 | D-52070 Aachen

DI–So 10–17 Uhr Montag geschlossen

www.suermondt-ludwig-museum.de


© Stefan Müller

HELMUT NEWTON FOUNDATION / BERLIN BIS 14. MAI 2017 ALICE SPRINGS / THE MEP SHOW HELMUT NEWTON / YELLOW PRESS MART ENGELEN / PORTRAITS MUSÉE DE LA PHOTOGRAPHIE CHARLES NÈGRE / NIZZA BIS 28. MAI 2017 HELMUT NEWTON / ICÔNES PAN PALAZZO ARTI NAPOLI / NEAPEL BIS 18. JUNI 2017 HELMUT NEWTON WHITE WOMEN / SLEEPLESS NIGHTS / BIG NUDES HELMUT NEWTON FOUNDATION MUSEUM FÜR FOTOGRAFIE JEBENSSTRASSE 2, 10623 BERLIN Di, Mi, Fr, Sa, So 11-19, Do 11-20 Uhr www.helmutnewton.com


Architekt einer sozialen Moderne Architect of Social Modernism 1883– 1959

Otto Ba ning 31.3. – 18.6.2017 Gestaltung: Heimann + Schwantes

Eine Ausstellung der Akademie der Künste und der Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe, dem Institut Mathildenhöhe Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt.

Die Akademie der Künste wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

o. li.: Porträt Otto Bartning, um 1930, o. re.: Stahlkirche, Köln 1928 Foto: beide Otto-Bartning-Archiv TU Darmstadt; u. li.: Frauenklinik, Darmstadt 1954, Foto: Artur Pfau, © Christof Pfau; u. r.: Baustelle Deutscher Reichspavillon, Mailand 1926, Foto: Atlantik Photos & Co.

Gefördert von:

Medienpartner:


Vom Ende aller Sonntagsreden

Offenbachs Weg zur Kreativstadt

Offen gestanden kann man es beinahe nicht mehr hören. All die seit gut und gerne 20 Jahren gehaltenen Sonntagsreden von der „Kreativstadt Offenbach“, die sich, nach Jahren des strukturellen Niedergangs, wie Phönix aus der Asche, aus den Ruinen des Industriestandorts, erhöbe. Von den Künstlern und Designern, Galerien und freien Räumen, die sich in Werkstätten, Hinterhöfen und aufgegebenen Fabriken ansiedelten. Denn im Grunde ist die Kunst- und Kulturszene der

Stadt am Main in all den Jahren ziemlich überschaubar geblieben. Mit einer ernst zu nehmenden Galerie, dem Offenbacher Künstlerbund und drei durchaus zu Unrecht noch immer als ein wenig verschlafen wahrgenommenen Museen. Trotz der Hochschule für Gestaltung (HfG), ohne deren Präsenz, ohne deren Engagement auch für die Clubkultur, ohne deren Studenten und Absolventen diese „Kreativstadt Offenbach“ ohnehin nichts wäre als eine schöne Illusion.


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Installation „Makoko“ zur Luminale 2014 am Hafen Offenbach, Foto: OPG GmbH

Jetzt aber kommt tatsächlich spürbar Bewegung in die urbane Sache. Das hat entscheidend mit der Bebauung des Hafen­ areals zu tun, was nicht nur dringend benötigten Wohnraum für die Rhein-Main-Region bedeutet. Auch die als Kunsthochschule des Landes Hessen firmierende, aus ­allen Nähten platzende HfG mit ihren mehr als 700 Kunst- und Designstudenten wird in ein paar Jahren in einen Neubau am Hafen ziehen. Der Architekturwettbewerb wird gerade vorbereitet.

Die Kunst aber ist ohnehin schon da. Mit dem „Universum“ des Künstlerduos Grösch/Metzger etwa, das das Gelände schon einmal markierte, als hier noch Brachen, Schrott- und Kohlehändler das Terrain beherrschten. Oder mit dem blauen Hafenkran, der derzeit vom international bekannten Künstlerduo Winter/Hörbelt aufgemöbelt wird. Und mit der Kressmannhalle ein paar Schritte weiter haben die unter dem Label „YRD.Works“ agierenden HfG-Absolventen Yacin Boudalfa, Ruben Fischer und David Bausch jenen Kunstort geschaffen, den ein solches Viertel braucht. Doch auch andern­orts tut sich etwas in der einstigen „Leder­stadt“, selbst dort, wo man es nicht unbedingt erwartet: etwa beim Deutschen Wetterdienst, der nicht nur sein neues Gebäude mit Kunst im Garten sowie am Bau von Thomas B ­ ayrle und Rebecca Horn veredelt hat. Seit der Eröffnung lädt die Behörde jährlich einen Künstler ein, die Räume zu bespielen, und sie kauft in aller R ­ egel auch die eine oder andere Arbeit für die eigene Sammlung an. Ein paar Hundert Meter weiter Richtung Innenstadt haben derweil vor zwei Jahren die „Zollamtstudios“ ­er­öffnet. Und auch wenn rundherum schon das „Luisenhofquartier“ aus dem Boden wächst und keinen Zweifel lässt, dass das Gebäude eines Tages weichen muss, die rund 50 Ateliers überdies kaum mehr sind, als ein Tropfen auf den heißen Stein: Sie sind auch ein Zeichen an die umworbenen Kreativen, dass sie in Offenbach willkommen sind. Gleich gegenüber, im Deutschen Ledermuseum, hat derweil eine Sammlung ihren Ort, die weltweit nirgends ­ihresgleichen hat. Und hier wie in den anderen Ausstellungshäusern zeigt sich womöglich noch deutlicher, dass sich Offenbach im Auf bruch befindet. Was seltsam klingen mag bei einem Haus, das dieser Tage seinen 100. Geburtstag feiert. Auch Inez Florschütz, die seit zwei Jahren amtierende Leiterin, kann das Museum nicht über Nacht ins 21. Jahrhundert führen. Doch wer das von Hugo Eberhardt als Lehrmittelsammlung der Technischen Lehranstalten – aus der schließlich die HfG hervorgehen sollte – gegründete Museum noch von früher kennt, kann schon sehen, wie sich die Präsentation entwickelt. Während die verwinkelte Architektur und die zahllosen Schauvitrinen sich über Jahrzehnte ausnahmen wie ein

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — O F F E N B A C H

© GroeschMetzger


JULIAN SCHNABEL PA L I M P S E S T. G R A P H I K G A N Z G R O S S . DA S G R A P H I S C H E W E R K VO N 1 9 8 3 B I S 2 0 1 7

25.3.–11.6.2017

KUNSTHALLE JESUITENKIRCHE

P FA F F E N G A S S E 26 | A S C H A F F E N B U R G WWW.MUSEEN-ASCHAFFENBURG.DE


129 Eingangsbereich der HfG Offenbach, Foto: ???

feiert. Vor einigen Jahren von HfG-Studenten neu gestaltet, findet sich zwar in der Präsentation von der Steinaxt bis zur Keramikschale, von der Teekanne bis zur Puppenstube sowie Offenbacher Fayencen so ziemlich alles, was zu einem solchen Haus gehört. Dies aber auf eine konzentrierte, exemplarische Weise aufbereitet, wie man es in einem Heimatmuseum nicht unbedingt erwartet. Kurzum: Nach gut und gerne 20 Jahren will es scheinen, als sei die Rede von der „Kreativstadt Offenbach“ tatsächlich keine Phrase. CHRISTOPH SCHÜT TE

www. of fenbach . de Inez Florschütz, Direktorin Deutsches Ledermuseum, Foto: Jessica Schäfer

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — O F F E N B A C H

Modell der ähnlich planlos zusammengewürfelten Offenbacher Innenstadt, setzt Florschütz nun auf Konzentration. Was perspektivisch nicht nur die Einrichtung eines Schaudepots einschließt, sondern ebenso die schon greifende Favorisierung von Themenausstellungen, bei denen einzelne Objekte statt der schieren Masse an Exponaten in den Fokus rücken. „Es geht auch darum, einen Markenkern heraus­ zuarbeiten“, so Florschütz, der im leicht verwirrenden, der Sammlungsgeschichte geschuldeten Nebeneinander von Schuhmuseum, angewandter Kunst und ethnologischer Sammlung erst einmal schwer auszumachen sei. Dass sie für die aktuelle Jubiläumsausstellung „Linking Leather“ mit den Designern der HfG zusammenarbeitet, ist nicht nur ein Fingerzeig für die Zukunft, es führt zugleich ganz beiläufig zu den Anfängen als Lehrmittelsammlung zurück. Überhaupt haben die Studenten der Hochschule fast überall die Finger im Spiel, wo es um Kunst und Kultur geht. Das gilt für das gleichfalls seltsam unterschätzte Klingspor Museum im Büsingpalais, das mit seinen Wechselausstellungen zur Schrift- und Buchkunst auch jungen Offenbacher Illustratoren und Gestaltern ein Forum bietet, sowie für das Haus der Stadtgeschichte gleich gegenüber, dessen heimat­ geschichtlicher Zweig 2017 ebenfalls seinen 100. Geburtstag


POSITIONEN ZWISCHEN OPULENZ UND ASKESE AUSSTELLUNG, 19. MAI — 25. JUNI 2017 SYMPOSIUM, 23. + 24. JUNI 2017 DESIGNWOCHE, 11. JULI — 16. JULI 2017 LUXUS.HS-PFORZHEIM.DE

EIN PROJEKT VON Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim, Kunstverein Pforzheim, Kulturamt der Stadt Pforzheim und Emma-Kreativzentrum Pforzheim UNTERSTÜTZT VON


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„ M etall – es ist nicht alles Gold, was glänz t“

Modern Pforzheim

Xaver Sedelmeier, „Tonnegold“, Foto: Simone Schneider

rechts: Manfred Mohr, „Konkreter Text“, 1968, Kunstsammlung der Stadt Pforzheim, Foto: Winfried Reinhardt

Die Stadt Pforzheim feiert ihr 250. Jubiläum als Standort der Edelmetallverarbeitung. Neben Veranstaltungen zum historischen und industriellen Aspekt der Schmuckherstellung sind im Jahr 2017 mehrere Ausstellungen mit Positionen zeitgenössischer Kunst zu sehen. Gleich zwei davon im Frühjahr. Unter dem Titel „Metall – es ist nicht alles Gold, was glänzt“ werden ab April Skulpturen von fünf bedeutenden deutschen Künstlern an verschiedenen Orten im Zentrum der „Goldstadt“ Pforzheim zu sehen sein. Der Berliner Künstler Axel Anklam (* 1971) ist für Skulpturen bekannt, die das Verhältnis von Form und ­Ma­terial in einem überraschenden Wechselspiel aushandeln. Massiver Edelstahl mutet bei Anklam oft fast fragil an – etwa, wenn er eine lichtdurchlässige, gitterartige Struktur ­a nnimmt. Wie Schlieren in der Luft umtanzen sich in seiner Werkreihe „Boreaden“ einzelne Stahlbahnen und überführen so die Schwere des Metalls in eine federleicht anmutende Dynamik. Diese Fähigkeit, aus tonnenschwerer Materie f­ iligrane Werke zu schaffen, nimmt bei ihm nicht wunder: Anklam ist gelernter Kunstschmied.

Für den Bildhauer Stefan Faas (* 1963) aus Keltern bei ­P forzheim ist Edelstahl zunächst eine Metapher für das An­ organische, also für den Gegenpart des Lebendigen und ­damit auch des Menschlichen. Faas ist fasziniert vom Übergang, der Umformung des einen ins andere. Seine jüngste Werkreihe „Anthropomir“ steht beispielhaft hierfür: Aus den kubischen Grundformen seiner Arbeiten schälen sich mit Dauer der ­Betrachtung menschliche Züge, Gesichter im Profil etwa. Ein Übriges bewirken die metallenen, ref lektierenden Ober­ flächen des polierten Werkstoffes, die gespiegelten ­Körper der Betrachter erscheinen in die Skulpturen mit eingeschrieben. Kommunizieren möchten auch die Skulpturen des Stuttgarter Künstlers Xaver Sedelmeier (* 1959). Von ihm wird in Pforzheim „Tonnegold“ zu sehen sein, eine handelsübliche, aber komplett metallisierte Mülltonne. Sedelmeier versieht alltägliche Gegenstände wie Leitern, Wellbleche oder Sägeblätter mit einem edlen Metall- oder Farbauftrag. Die simplen Dinge erfahren eine Umwertung, erhalten eine Aura des Unantastbaren und einen Wert jenseits ihrer Nützlichkeit – eine zweite Natur. Die golden schimmernde Mülltonne wird in Pforzheim sicherlich für Gesprächsstoff sorgen. Auf der Webseite www.tonnegold.de können Passanten in einem Blog ihre Gedanken und Reaktionen festhalten. Zwei weitere Positionen zur Pforzheimer Skulpturenveranstaltung werden der Stahlbildhauer HEX (* 1964) aus Rudertshausen und der Baden-Badener Künstler Karl ­Manfred Rennertz (* 1952) beisteuern. Die Kunsthistorikerin Regina M. Fischer verfolgt mit „Metall – es ist nicht alles Gold, was glänzt“ den belebenden Ansatz, die Kunst zu den Menschen zu bringen; Kunst soll Teil des Alltags, der täglichen Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen werden und so einen ­öffentlichen Diskurs über die Schönheit, den Sinn und die ­Bedeutung der Skulpturen ermöglichen. Eine weitere von Fischer kuratorisch begleitete Ausstellung zeigt das Werk des gebürtigen Pforzheimers Manfred Mohr (* 1938). Der international bedeutende Künstler gilt als Pionier der Digitalkunst. Ursprünglich vom Informel im Stil des deutschen Künstlers K. R. H. Sonderborg (1923–2008) kommend, machte sich Mohr in den 1960er-Jahren Gedanken zu einer rationalen Form von Kunst, mittels der er seine Ideen präziser und vor allem reproduzierbar ausdrücken könnte. Ihn störte, dass eine konkrete gestalterische Idee oft viele Ver­ suche auf Leinwand brauchte, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis vorlag. Als Jazzmusiker hatte Mohr Kontakt zur ­Musikerszene seines damaligen Wohnorts Paris. Dort lernte er 1967 den französischen Musiker Pierre Barbaud (1911–1990) kennen, der seine „Automatischen Kompositionen“ seit 1960 am Computer entwarf. Diese Begegnung und die Schriften des deutschen Philosophen Max Bense (1910 –1990) be­ stärkten Mohr in seinem Vorhaben, eine rationale Kunst zu


verwirklichen. Er erlernte die Programmiersprache Fortran und „schrieb“ die ersten Bilder. Im französischen National­ institut für Meteorologie bekam er die Möglichkeit, während der Nachtstunden seine selbstgeschriebenen ­P rogramme in den Computer einzuspeisen und am großformatigen Plotter auszudrucken. 197 1 folgte Mohrs Ausstellung „Une Es­ thétique Programmée“ im Musée d’Art moderne de la Ville de Paris. Es ist die erste museale Einzel­a usstellung in der ­ausschließlich computergenerierte und vollautomatisch ­gezeichnete Bilder präsentiert werden. Mit seinen Arbeiten an einer festgefügten Struktur, dem Würfel, präzisierte Mohr im weiteren Verlauf der 1970er-Jahre seine Formensprache und erweiterte so seine Palette ästhetischer Ausdrucksmöglichkeiten immens. Nach seinem Umzug 1981 nach New York entstanden verblüffend ruhige, organisch ­anmutende Bilder, die auf mehrdimensionalen Raumkon­zepten basieren, so­ genannten Hyperwürfeln, und Ergebnis hochkomplexer Rechenprozesse sind. Waren bisher alle B ­ ilder und Grafiken Manfred Mohrs gemäß dem binären Code der Programme schwarz-weiß, kam ab dem Jahr 2000 urplötzlich Farbe ins

Spiel. Laut dem Digitalkünstler war dies nötig, um die sehr hohe und unverständliche Komplexität der Hyperwürfel ­zumindest visuell etwas verständlicher zu machen. Mit ihren etwa 75 Exponaten gibt die Ausstellung „Manfred Mohr – Vom Rhythmus zum Algorithmus“ in der Pforzheim Galerie Einblicke in alle Schaffensperioden des Künstlers. Hier e­ rfährt der Besucher die Evolution, die ­T imeline der com­putergenerierten Kunst, für die Manfred Mohrs Werk so exemplarisch steht. HANSJÖRG FRÖHLICH

2 1. Apr il bis 29 . Ok tober 2017 „ Metall – es ist nicht alles Gold, was glän zt“ Sk ulpt ure n in de r P forzhe ime r Inne n stadt 9. Apr il bis 2 . Juli 2017 „ M a n f r e d M o h r – Vo m R h y t h m u s z u m A l g o r i t h m u s“ P forzheim Galer ie www. pforzheim . de

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Pforzheim – Stadt voller ­g länzender Überraschungen

„Blick auf die Enz“, Foto: Tilo Keller, © Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim

Pforzheim feiert in 2017 sein Jubiläum „250 Jahre Goldstadt“. 1767 erteilte Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach das Privileg, in Pforzheim eine Taschenuhr- und Silberwaren­ manufaktur zu errichten und legte damit den Grundstein, der Pforzheim zu einem bekannten Schmuck- und Uhren­ zentrum werden ließ. Die Stadt begeht dieses Jubiläum mit einzigartigen Ausstellungen und spektakulären Liveacts, mit Design und Schmuckkunst, Tagungen und Kongressen, mit viel Musik und Theater. Die einstige badische Residenzstadt trägt bis heute ­verdienterweise den Namen „Goldstadt“. An zahlreichen ­Orten kann dies noch immer hautnah erlebt werden – lassen Sie sich überraschen: Das Schmuckmuseum Pforzheim ist das weltweit ­einzige Museum seiner Art. Rund 2.000 Exponate zeigen Schmuckkunst aus fünf Jahrtausenden und lassen die ­Geschichte des Schmucks lebendig werden. Hier erwarten Sie Kostbarkeiten von der Antike über die Renaissance bis hin zum Jugendstil sowie eine einzigartige Kollektion ­moderner Schmuckkunst ab 1960. Anlässlich des Jubi­läums zeigt die Doppelausstellung „Must-haves – Schmuck großer Juweliere“ und „Must-sees – Schmuck in der Kunst“ vom 21. Mai bis zum 10. September nicht nur Stücke großer Marken wie Tiffany oder Cartier, sondern auch einzigartige Preziosen, die zu ­f aszinierenden Beispielen der Goldschmiedekunst zählen – im Zusammenspiel mit Gemälden und Skulp­t uren der Zeit. Pünktlich zum Jubiläum öffnet auch das Technische Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie nach knapp einjähriger Umgestaltungspause wieder seine Pforten – mit neuen Themen, Bezügen zur Gegenwart, neuen Informationsangeboten und zeitgemäßer Ausstellungs­ gestaltung. Gezeigt wird die Technik der Schmuck- und

Uhrenindustrie in ihrem historischen Kontext. Dabei geht es nicht nur um die Prozesse der Herstellung, sondern auch um Menschen und Arbeitsbedingungen, Ideen und Entwicklungen in der Industrie, aber auch in der Stadt Pforzheim. Viele der historischen Maschinen werden vorgeführt. Die Schmuckwelten, Europas größtes Schmuck- und Uhrenhaus, bieten ein ganz besonderes Shoppingerlebnis. In den verschiedenen Bereichen der Einkaufswelt finden Sie mit Schmuck direkt aus der Goldstadt Pforzheim sowie inter­n ationalen Fashion- und Luxusprodukten eine einzigartige Auswahl mit über 150 Schmuck- und Uhrenmarken in allen Preislagen. Darüber hinaus ist die Stadt Pforzheim Ausgangspunkt zahlreicher Rad- und Wanderwege durch den Schwarzwald und damit idealer Startort für einen Ausflug in die Natur. Aber auch ein ausgeprägtes kulturelles Leben mit einem vielfältigen urbanen Angebot prägt die Stadt. Neben den zahlreichen Museen, Kirchen und historischen Stätten verspricht ein Besuch im Gasometer Pforzheim spannende Stunden. Mit einer aufwendigen Generalsanierung wurde der 1912 erbaute Gaskessel zu neuem Leben erweckt. Heute ­verbindet sich in dem 40 Meter hohen Industriedenkmal die faszinierende Technik mit einem spekt akulären, ­w eltweit größten 360°-Panorama des Künstlers Yadegar Asisi, das sich mit 3.500 Quadratmetern im Inneren befindet und von einer 15 Meter hohen Besucherplattform aus hautnah e­ rlebt werden kann. Mehr zu den tour ist ischen Angeboten der Goldstadt P ­ forzhe im e r fahre n Sie unte r : www. pforzheim . de/tour ismus.


Die Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim

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„Luxus!?“ Die Ausstellung „Luxus!?“ zeigt eindrücklich, dass die Konzepte dessen, was wir unter Luxus verstehen, durchaus Moden unterworfen sind, dass es gerade im High-End-­ Bereich meist nicht mehr darum geht, den Luxus offen zur Schau zu stellen, sondern Distinktion eher über de­z ente ­L eerstellen oder den Pelz im Armee-Parka zu pf legen. Vom Kinderzimmer, in dem der Besucher selbst die Playmobil-­ Luxusvilla bespielen und den Lego-Porsche zusammenbauen darf, über die Präsentation von „klassischen“ Luxusgegenständen bis hin zum Luxus der Leere thematisiert diese Schau ein großes Spektrum an Möglichkeiten. Dabei werden auch die Strategien der Inszenierung von Luxus durch das Material und seine Veredelung, ein hochwertiges Erscheinungsbild und die Verbindung mit Designpreisen aufgezeigt, wobei bei Luxusobjekten im Regelfall mehr als eine Strategie zum ­Tragen kommt. Gleichzeitig versucht sich die Ausstellung an einem Weltrekord: Über 500 Prozessschritte soll die Rube-­ Goldberg-Maschine aufweisen, die innerhalb von drei Monaten aufgebaut wird und deren einziges Ziel eine 15-minü­t ige Nonsens-Kettenreaktion ist. Sie folgt damit der Sombart’schen Definition von Luxus, nach der jeder Aufwand, der über das Notwendige hinausgeht, Luxus sei. Dies wird in einem der Räume treffend visualisiert, indem die ­Besucher ihn im Verlauf der Ausstellungslaufzeit mit Echtgoldplättchen selbst vergolden werden. Gleichzeitig ist die Umwertung dessen, was wir landläufig mit Luxus assoziieren, ein Thema. Denn in einer reizüberfluteten, hektischen Zeit kann selbst die Stille oder der leere Raum zum Luxusgut ­werden. Mit Kunstwerken wird dem landläufigen Luxuskonzept ebenso der Spiegel vorgehalten wie in den begleitenden Veranstaltungen, zu denen eine Teezeremonie und die gemeinsame Gestaltung eines Mandalas aus Sand zu­sammen mit einem buddhistischen Mönch gehören werden. CHRIS GERBING

E rö f f n u n g : 1 8 . M a i 2 0 1 7 „ LUXUS!?“ A l f o n s - K e r n -Tu r m , P f o r z h e i m Symposium: 23 . /2 4 . Juni 2017 Fak ultät f ür Gestalt ung der Hochschule P forzheim d e s i g n p f. h s - p f o r z h e i m . d e E i n P ro j e k t v o n F a k u l t ä t f ü r G e s t a l t u n g , K u n s t v e r e i n P f o r z h e i m , K u l t u ra m t d e r S t a d t P f o r z h e i m und E M M A – Kreat ivze nt r um P forzhe im

Früh übt sich … Luxuskonsum beginnt im Kinderzimmer, Foto: Harald Koch, Petra Jaschke

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — P F O R Z H E I M

„Diamonds Are a Girl’s Best Friends“ hauchte Marilyn Monroe 1953. Dabei sind Diamanten seit jeher Ausdruck von Luxus und ein entsprechend teures Gut. Allerdings: Was bedeutet heute Luxus? Meint er wirklich den Mehrkaräter (das „Bling-Bling“, so Thomas Hensel, mit Bettina Schönfelder Macher der Ausstellung), den Sportflitzer, gar die Jacht? Im Design- und Schmuckbereich geht es insbesondere darum, über Limitierung, Veredelung, Raffinierung Wünsche aufzubauen und zu bedienen, den Besitzer und Träger eines Stückes zu schmücken, ihn mit dem jeweiligen Produkt aus der Menge der dauerverfügbaren Waren herauszuheben. In gesättigten Märkten ist aber auch danach zu fragen, wofür Luxus eigentlich steht, denn selbst am oberen Ende der Einkommensskala ist der Bedarf irgendwann gedeckt. Und nicht zuletzt können ebenso immaterielle Güter wie Ruhe und Zeit Luxus sein.


R O B E R T S C H A D , Zeichnung, 2012. VG Bild-Kunst, Bonn 2016.

Skulpturen aus der Sammlung 08/04 –18/06/2017

Städtische Galerie Karlsruhe Lorenzstraße 27 76135 Karlsruhe www.staedtische-galerie.de

www.kunstmuseum-ravensburg.de

Thomas Röthel Stahlskulpturen 26.03.-18.06.17

LEIDENSCHAFT PASSION Im Fokus: Pierre Soulages ab 19.02.2017

Öffnungszeiten : Mi – Fr 13 – 17 Uhr : Sa – So 11 – 17 Uhr

Städtische Galerie im Schloss Isny in Kooperation mit den BEGE Galerien Ulm www.isny.de

Museumsweg 1 : 78166 Donaueschingen : museum-art-plus.com

Pierre Soulages I Foto: Bouchon/figarophoto/laif © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Kunst in Isny


BEGE Galerien Thomas Röthel Stahlskulpturen

Städtische Galerie Schloss Isny 26. März – 18. Juni 2017 Andrea + Nikolaus Kernbach schichtweise 10. März – 16. April 2017 Miriam Prantl Eightfolds 28. April – 5. Juni 2017 Martin C. Herbst Positions 30. Juni – 29. Juli 2017 Art BODENSEE 21. Juli – 23. Juli 2017 Angela M. Flaig + Josef Bücheler Duett 18. August – 23. September 2017 Markus Lüpertz Arkadien 5. Oktober – 17. November 2017 Robert Schad + Sati Zech PingPong 24. Novemer 2017 – 20. Januar 2018 BEGE Galerien Ulm 89073 Ulm Tel +49 (0) 179 . 483 41 88 www.bege-galerien.de

Galerie am Saumarkt Fischergasse 34 , 89073 Ulm Tel +49 (0) 731 . 934 074 11 und +49 (0) 731 . 6 33 49 Mo und Di nach Vereinbarung, Mi bis Fr 11 – 13 und 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 15 Uhr


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Ein Spaziergang durch den Ausstellungsraum Stadt

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — S A A R B R Ü C K E N

„Artwalk“ Saarbrücken


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Die Straße als grenzenloses Freiluftmuseum mit Hausfassaden als Ausstellungsstücken – vermutlich ist das der Traum eines jeden Kunstliebhabers! Wo es das gibt? In London? Paris? New York? Wer zeigt sich so mutig, visionär und vor allem revolutionär, dass er gleich eine ganze Stadt einer jungen Künstleravantgarde überlässt, deren Vertreter vor noch nicht allzu langer Zeit als „Vandalen“ bezeichnet wurden? – Es ist Saarbrücken, die Landeshauptstadt des Saarlandes, die das Potenzial von Street-Art als kulturelle Bereicherung und Sehenswürdigkeit mit internationaler Strahlkraft erkannt hat.

Sandro Figueroa, „Sen2“, je 10 x 5 m, Madrid 2016


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Mit den Graffitis der 1970er-Jahre hat Street-Art nicht mehr viel gemeinsam. Diese Form der Straßenkunst tritt erwach­ sener auf, reflektierter, anspruchsvoller – sozusagen als die kleine „intellektuelle Stiefschwester“ des Graffiti. Street-Art ist in der etablierten Kunstszene angekommen, hat ihren Weg in die Galerien und Museen genauso wie in renommierte Auktionshäuser und auf Kunstmessen gefunden. Bereits im Jahr 2008 bespielten international bekannte Street-ArtKünstler die Fassaden der Tate Modern in London. 2011 folgte das Museum of Contemporary Art in Los Angeles mit „Art in the Streets“, der ersten größeren Ausstellung zu Graffiti und Street-Art in einem US-amerikanischen Museum. Sotherby’s und Artcurial erzielen durch den Verkauf von Street-Art-­ Werken inzwischen Preise, die sich denen der alten Meister sukzessiv annähern. Und selbst von den Messen, etwa der Art Basel oder der FIAC in Paris, ist die „Kunst der Straße“ in­ zwischen nicht mehr wegzudenken.

Von der Straße ins Museum und jetzt – nach einem Prozess von fast zehn Jahren – als sogenannte „Freiluftgalerie“ wieder zurück „auf die Straße“? Für Patrick Jungfleisch, Initiator und unter seinem Pseudonym Reso selbst teilnehmender Künstler am Saarbrücker „Artwalk“, eine logische Konsequenz: Er möchte Street-Art nun wieder in ihrer ursprünglichen Form an ihrem originären Ort zeigen: der Straße. Denn kommt Kunst in Museen und Galerien meist äußerst elitär daher und schließt eine große Masse an Menschen oft von vornherein aus, so zeigt sie sich auf der Straße demokratisch. Genau hier setzt das Konzept des „Artwalks“, der im Frühjahr dieses Jahres startet, an: Die Innenstadt, das Herz Saarbrückens, wird zur Galerie ohne Grenzen. Jeder Passant kann zum Zuschauer und Besucher werden, den Ent­stehungsprozess der Werke Stück für Stück, Tag für Tag mitverfolgen. Über einen Zeitraum von sechs Monaten ist aktuell die Bespielung von 15 Wänden geplant – mit Luft nach oben. Wie der Name „Artwalk“ („Kunstspaziergang“) bereits verrät, ist das Ziel aber nicht nur langfristig eine Freiluft­g alerie mit international bekannten Street-Artists in der Saarbrücker Innenstadt zu errichten, sämt­l iche Wände sollen auch in Form eines „Parcours“ miteinander verbunden werden. Die teilnehmenden Künstler kommen aus der ganzen Welt: Sydney, New York, Moskau, Turin, London, Paris, ­Berlin … Künstler aus dem Saarland wie Reso oder Cone The Weird, die ebenfalls einen hohen Bekanntheitsgrad in der


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Alexey Luka, Wandbild, 2013, 400 x 500 cm, Sprühfarbe, Moskvich Cultural Center, Moskau, Russland,

Szene genießen, machen die Verbindung zwischen interna­ tionaler und regionaler Kunst perfekt. Anhand der lokalen Künstler, die am „Artwalk“ mitwirken, wird offensichtlich, dass die Urban Art – wie Street-Art oft auch bezeichnet wird – Mit dem saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur, für das Saarland kein künstlerisches Neuland ist. Bereits seit insbesondere mit Kultusminister Ulrich Commerçon, hat der 2002 existiert hier, am Ufer der Saar, eine 450 Meter lange und „Artwalk“ einen Veranstalter und Förderer gefunden, für den insgesamt 1.800 Quadratmeter große Wand, an die Graffiti- die Freiheit der Kunst von größter Bedeutung ist. Commerçon künstler legal sprayen und ständig wechselnde Wandbilder ist bekannt dafür, dass er stets darauf bedacht ist, Künstle­ malen dürfen. 2012 wurde die „Kunst von der Straße“ mit rinnen und Künstlern Freiräume zu ermöglichen bzw. diese ­e iner ersten Gruppenausstellung internationaler Street-­ auszuweiten, und mit Vorliebe Projekte unterstützt, die nicht Artists in der hiesigen Stadtgalerie gewürdigt – nicht zu gerade dem aktuellen „Mainstream“ entsprechen. Was vergessen die UrbanArt Biennale im benachbarten Völk­ ­könnte hier also besser passen als – im wahrsten Sinne des lingen, welche seit 2011 regelmäßig stattfindet und weltweit Wortes – ein Freiluftmuseum? Kooperiert wird außerdem mit als größte Werkschau von Street-Art und Graffitikunst gilt. den saarländischen Galerien Zimmerling & Jungfleisch und Neuheisel. Beide sind unter anderem auf Urban Art spezia­ lisiert und stehen dem Ministerium mit Expertise und kuratorischem Engagement zur Seite. Alexey Luka, ein 33-jähriger Urban-Art-Künstler aus Moskau steht bereits in den Startlöchern. Er wird die erste Wandfläche gestalten und mit Vorbildern wie den russischen Malern Kasimir Malewitsch und El Lissitzky hält so nicht nur Pixel Pancho, ca. 7 x 8 m, Street-Art, sondern auch ein Hauch Konstruktivismus und Ecke 10 Av. / W22St – Manhattan, NY, 2016, Suprematismus Einzug ins Herz Saarbrückens. – Ganz so, wie Foto: Patrick Jungfleisch in einem „traditionellen“ Museum. Nur ohne Grenzen. Denn das Fotografieren und Anfassen der Ausstellungswerke ist hier ausnahmsweise erlaubt. NINA REINHARDT

www. ar t walk. saarland

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — S A A R B R Ü C K E N

Foto: Alexey Luka


28. April bis 2. Juli 2017: Aktuelle Kunst im Saarland

Die „Saarart11“ GIU/Alexander Kowalski

Ob Musik, Film oder bildende Kunst – gemessen an der ­E inwohnerzahl finden trotz der Überschaubarkeit des ­S aarlandes erstaunlich viele hochkarätige kulturelle Ver­ anstaltungen, Festivals – und auch Ausstellungen statt. Zu diesen Ereig­nissen gehört auch die Landeskunstausstellung, seit 2013 mit dem Titel „Saarart“ bezeichnet. Das alle vier bis fünf Jahre stattfindende Projekt, an dem sich sämtliche ­Ausstellungshäuser beteiligen, präsentiert exemplarisch wichtige künstlerische Positionen der Region. Die bevorstehende ­L andeskunstausstellung ist nunmehr der elfte Versuch, eine Antwort zu finden auf die Frage, was nun genau die relevante aktuelle Kunst im Saarland kennzeichnet. Eine Landeskunstausstellung soll die Vielfalt der hiesigen künstlerischen Positionen widerspiegeln. Berücksichtigt wurden nicht nur Künstlerinnen und Künstler, die zurzeit im Saarland leben und arbeiten, sondern auch jene, deren Bio­ grafien einen Bezug zum Saarland aufweisen. Zugleich war es meine Aufgabe als Kuratorin, an jedem der zwölf Standorte eine in sich schlüssige Ausstellung zu konzipieren. Nach ­d iesen Kriterien ist die Auswahl der Künstler und Projekte ­zustande gekommen. Anschließend sind die in dieser Ausgabe der „Saarart“ vertretenen 92 Kunstschaffenden gezielt zur Teilnahme eingeladen worden. „Verteilt“ wurden ihre Werke auf die Häuser in Merzig, Neunkirchen, St. Wendel und Völklingen, in Saarlouis nicht nur auf das Museum Haus Ludwig, sondern auch auf das neue Forschungszentrum für Künstlernachlässe, in Saarbrücken auf die Stadtgalerie, das Saarländische Künstlerhaus und das KuBa – Kulturzentrum am EuroBahnhof. Durch

die diesjährige Beteiligung der Saarländischen Galerie in ­ erlin öffnet sich darüber hinaus ein Schaufenster außerhalb B des Saarlandes. Die Besonderheit der aktuellen Landeskunstaus­ stellung ist ohnehin die Einbindung außergewöhnlicher Spielstätten, angefangen bei einer früheren Lehrwerkstatt auf dem Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerkes der Bahn in Saarbrücken-Burbach bis hin zum Erdgeschoss des ehemaligen Ministeriums für Bildung und Kultur (im sogenannten Pingusson-Bau, benannt nach seinem Architekten) und der spätgotischen Schlosskirche in Saarbrücken. Schließlich wird auch die ehemalige Sendehalle des französischen ­S enders „Europe 1“ in Überherrn/Felsberg bespielt. Durch die Einbeziehung all dieser facettenreichen Orte wird der „Verlust“ der Modernen Galerie des Saarlandmuseums a­ us­geglichen, die wegen Umbaumaßnahmen für die Landeskunstausstellung nicht rechtzeitig zur Verfügung steht. Die große Halle in Saarbrücken-Burbach bietet die ­einmalige Chance, dort die saarländische Kunst als Gesamtheit zu erfahren: Malerei, Bildhauerkunst, Neue Medien, Comic, Urban Art, Klang- und Lichtkunst werden dort auf ca. 1. 400 Quadratmetern präsentiert – begleitet von Perfor­ mances und anderen Veranstaltungen. Die zeitgenössische Kunst ist o ­ ftmals ortsbezogen und so entwickeln einige Künstlerinnen und Künstler ihre Beiträge speziell für einen bestimmten Ausstellungsort oder für eine Situation im ­öffentlichen Raum. Es liegen uns spannende Projektideen aus dem Bereich der Klangkunst sowie audiovisueller Werke vor. Diese „Uraufführungen“ sind von großer Bedeutung für eine


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Cornelieke Lager waard, Kuratorin der „Saarart11“

Die „Saarart11“ beginnt nach den Osterferien und endet kurz vor den Sommerferien 2017. Die Eröffnungen finden zwischen dem 28. April und 6. Mai statt; enden werden die einzelnen Schauen zwischen dem 25. Juni und 2. Juli. Die ­zentrale Ausstellung in Saarbrücken nutzt dabei die maxi­ male Laufzeit von neun Wochen. CO R N E L I E K E L AG E R WA A R D

Die Kuratorin der „Saarart11“, Cornelieke Lager waard, hat über 90 Künstler zur Teilnahme eingeladen, in deren Lebensläufen ein Bezug zum Saarland besteht.

K8/Henrik Elburn

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Werkschau aktuellster künstlerischer Ausdrucksformen. Es geht um den Prozess, die Struktur und den Kontext. Die Kunst widmet sich zunehmend Aufgaben aus vielen gesellschaftlich r­ elevanten Bereichen, zum Beispiel aus Forschung oder B ­ ildung. Doch das heißt nicht, dass die traditionellen Medien an ­Bedeutung verlieren –beide „Gegenentwürfe“ der Kunst schließen einander nicht aus, sondern zeigen jeweils ihre ­eigene Perspektive auf die Welt. Das großzügige Raumangebot der Halle bedeutet nicht nur, dass wir dort vieles zeigen können, sondern auch, dass über die gesamte Dauer der Landeskunstausstellung ein ­permanenter Werkraum eingerichtet werden kann, in dem (nicht nur) Kinder unter der Anleitung von Künstlern arbeiten können. Unabhängig davon ist die Kunstvermittlung ein wichtiges Thema der „Saarart11“. Gekoppelt an die Website www.saarart11.de wird eine spezielle App entwickelt, mit der man „unterwegs“ zusätzliche Informationen abrufen kann. Ein intensives Begleitprogramm soll dafür Sorge tragen, dass sich die „Botschaft“ der Landeskunstausstellung auf vielen Ebenen vermittelt. Dies beinhaltet – abgesehen von den Workshops – Veranstaltungen mit Musik, Theater und Spiel sowie Künstlergespräche oder Führungen. Den Schulen soll es außerdem möglichst leicht gemacht werden, die Aus­ stellungen zu besuchen. Ein „Kunstbus“ holt die Schüler ab und bringt sie später wieder zur Schule zurück. Diese An­ gebote beziehen sich auf alle Ausstellungsorte. Selbstverständlich stehen sämtliche Veranstaltungen allen interessierten Menschen offen. Zusätzlich sind einige Angebote speziell für Menschen mit Behinderung entwickelt worden. So möchten wir die Idee der gesellschaftlichen ­Teilhabe auch in diesem Bereich umsetzen und ermöglichen, dass die Landeskunstausstellung für alle Interessenten zugänglich ist.


WALTER NAGL „one moment in time“ 28.02.17 - 2 3. 04 .1 7

VAN

RAY

„guess what!?“ 09.05.17 - 02.07.17

www.galerie-im-venet-haus.de Bahnhofstr. 41 / 89231 Neu-Ulm


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Josef Albers / Donald Baechler / Jean-Michel Basquiat / Max Bill / Anthony Caro / John Chamberlain / Barry Flanagan / Dan Flavin / Lucio Fontana / Günter Fruhtrunk / Karl Gerstner / Liam Gillick / Gotthard Graubner / Peter Halley / Keith Haring / Ellsworth Kelly / Yves Klein / Imi Knoebel / Willem de Kooning / Roy Lichtenstein / Richard Paul Lohse / Robert Longo / Morris Louis / Heinz Mack / John McCracken / François Morellet / Kenneth Noland / C. O. Paeffgen / A. R. Penck / Otto Piene / Robert Rauschenberg / Bridget Riley / Mark Rothko / Frank Stella / Günther Uecker / Andy Warhol / Tom Wesselmann / Victor Vasarely / Friedrich Vordemberge-Gildewart

ab 09.04.2017 Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1 / 89073 Ulm / Telefon: 0731 161 43 60 www.kunsthalle-weishaupt.de / Di bis So 11 – 17 Uhr / Do 11 – 20 Uhr


Charlie Todd and Improv Ever y where, „Menschlicher Spiegel“, 2008, Standbild, Video, Farbe, Ton, 2:11 Min.

Ausstellung „MIRROR IMAGES – Spiegelbilder in Kunst und Medizin“, 11. Februar bis 30. April 2017, Kunstmuseum Thun

In unserer Strecke „Kunst und Medizin“ nähern wir uns dem Themenkomplex ­physischer und psychischer Krankheit, Wahrnehmung und Kunst aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Thomas Baumgärtel malte und verarbeitete etwa in empathischen Bildern s­ eine Erlebnisse als Zivildienstleistender und als Student der Psychologie in Krankenhäusern. Das ­Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart unterstützt mit künstlerischen Arbeiten und ­ästhetischen Raumgestaltungen gezielt und positiv den Genesungsprozess. Der Fokus liegt dabei klar auf den Bedürfnissen der Patienten.


BETTINA WURCHE

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Die Ausstellung „MIRROR IMAGES“ in Thun lädt ein zur Erkundung facettenreicher ­ useinandersetzungen mit dem Thema „Spiegel“ aus künstlerischer, neurowissenschaftliA cher und medizinhistorischer Sicht. Manche Werke stellen historische Begebenheiten aus dem ­Bereich der Medizin vor, andere animieren die Betrachter zu interaktiven Experimenten mit ihrer Eigenwahrnehmung.


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Hinter den Spiegeln

Adib Fricke, „Mein Gehirn“, 2014, 3- D - Modell, 12,5 x 17 x 13 cm, © VG Bild- Kunst, Bonn 2017


149 D a s K u n s t m u s e u m T h u n z e i g t „ M I R R O R I M A G E S “ , e i n e t ra n s d i s z i p l i n ä r e u n d v i e l f a c h zum Staune n und Mit mache n anrege nde Au sstellung, die sich de m Phänome n „ Spiegel “

Attribut der Selbsterkenntnis und der Eitelkeit, aber auch ­M edium des Aberglaubens und des Abwehrzaubers: Der ­Spiegel ist ein durchaus ambivalentes Symbol. Im Märchen und im Orakel bringt er stets die Wahrheit an den Tag. Im ­Mythos und in der Dichtung vermittelt er den Blick auf und hinter die D ­ inge: ob Narziss in seiner grenzenlosen Selbst­ verliebtheit oder Alice, die in eine Wunderwelt hinter den Spiegeln entschwindet. Als Spiegel ist jede ref lektierende Oberf läche anzu­ sehen, die glatt genug ist, ein stimmiges Abbild von dem zu erzeugen, der in sie hineinschaut. Doch bereits in dem ­M oment, wo man dieses betrachtet, beginnt die Sache ­kompliziert zu werden. Das gespiegelte Ich erscheint seitenverkehrt – hebt man beispielsweise die rechte Hand, so hebt das Spiegelbild die linke. Fest steht also: Der Spiegel bringt Phänomene hervor, die es wert sind, sich eingehender mit ­ihnen zu beschäftigen. Genau das geschieht jet zt in der Ausstellung ­„ MIRROR IMAGES“ im schweizerischen Kunstmuseum Thun. In der breit gefächerten Schau geht es um Spiegelbilder in der Kunst, der Medizin, den Neurowissenschaften und der Technikgeschichte. Kuratiert hat die sehenswerte, transdisziplinäre Präsentation die in Berlin lebende italienische Kunsthistorikerin Alessandra Pace, die sich seit Jahren intensiv mit den Feldern Kunst und Medizin auseinandersetzt. Die Schau war zuvor schon mit großem Erfolg in der Charité und in der Schering Stiftung in Berlin zu sehen. Alessandra Pace definiert den Spiegel folgendermaßen: „Spiegel erweitern unseren Wirklichkeitssinn, indem sie es uns ermöglichen, unseren eigenen Körper zu betrachten; ­i nsofern sind sie Symbol einer Trennung und Vereinigung zwischen Subjekt und Objekt, dem Physischen und dem ­V irtuellen. Auch nach 8.000 Jahren hat dieser schlichte Alltagsgegenstand daher nichts von seinem symbolischen Reiz verloren [...].“ Ob künstlerische Arbeit, wissenschaftliches Ex­ periment oder kurioses Objekt – allen Exponaten der Schau ist gemeinsam, dass sie sich damit auseinandersetzen, wie wir unseren Körper im Raum wahrnehmen und zu welchen ­S innestäuschungen und durchaus auch produktiven Fehl­ einschät zungen es dabei kommen kann. Zu den über 20 teilnehmenden Künstlern gehören so bekannte Namen wie Vito Acconci, William Anastasi, John Baldessari, Annika E ­ riksson, Dan Graham, Bjørn Melhus, Michelangelo Pisto­letto und Charlie Todd. Der US-amerikanische Konzeptkünstler Dan Graham etwa ist mit der Arbeit „Opposing mirrors and video monitors on time delay“ (1974/1993) vertreten. Sie besteht aus Spiegeln, Kameras und Monitoren. Diese künstlerische Versuchs­ anordnung ermöglicht es, sich selbst, aber auch andere Ausstellungsbesucher zu beobachten, während man gleichzeitig auch von diesen betrachtet wird. Zudem enthält sie eine Zeitverzögerungskomponente, die die eigenen Körperbewegungen erst mit einer Verzögerung von fünf Sekunden wiedergibt. Beim Betrachter stellt sich dadurch ein extrem

irritierendes Gefühl ein. Hoch philosophisch kommt eine Arbeit des italienischen Künstlers Michelangelo Pistoletto daher. Aus sechs quadratischen Spiegeln, Schnur und Holz hat Pistoletto einen Kubus geformt, in welchem sich, könnten wir ihn betreten, ein Gefühl von Unendlichkeit einstellen würde. Da der Betrachter jedoch nur die äußere, nicht verspiegelte Hülle des Objekts ansehen kann, ist er gezwungen, sich diese unendliche Abfolge von Reflexionen vor seinem geistigen Auge vorzustellen. Doch wie bereits erwähnt, ist in dieser Schau nicht nur Kunst zu sehen: Dass Spiegel in manchen Fällen auch eine lebensrettende Funktion übernehmen können, zeigt eine Fotografie aus dem Jahr 1961. Darauf zu sehen ist Leonid Iwanowitsch Rogosow, ein russischer Chirurg und Teilnehmer der sechsten sowjetischen Antarktisexpedition. Als er, Tausende Kilometer vom nächsten Krankenhaus entfernt, an sich selbst eine Blinddarmentzündung diagnostizierte, war er gezwungen, sich das Organ selbst zu entfernen, um zu überleben. Dabei – das zeigt diese wahrhaft unter die Haut gehende Aufnahme – half ihm ein Spiegel. Auch etliche Objekte aus der Medizingeschichte werden gezeigt: zum Beispiel ein Augenspiegel, mit dessen Hilfe es erstmals möglich war, direkt hinter ein Organ des menschlichen Körpers zu blicken und so etwa den Augenhintergrund zu untersuchen. Ein Stirnreflektor wiederum, ein Hohlspiegel, den der Arzt um die Stirn gebunden trug, diente lange Zeit zur schattenfreien Ausleuchtung des Untersuchungsfeldes. Eine verblüffend einfache neurowissenschaftliche Versuchsanordnung aus den späten 1990er-Jahren wiederum zeigt, wie leicht sich unsere Sinne verwirren lassen. Der Ausstellungsbesucher wird zum Probanden, indem er seine Hand auf eine Tischplatte legt, auf der sich eine kleine Trennwand befindet, hinter der eine lebensgroße Gummihand liegt. Streicht nun ein anderer mit einem Pinsel über die echt wirkende Attrappe, so stellt sich beim Probanden nach kurzer Zeit das irritierende Gefühl ein, diese Berührung tatsächlich am eigenen Körper zu spüren – die künstliche Hand wird also unwillkürlich in den Wahrnehmungsapparat integriert. Die Ausstellung „MIRROR IMAGES“ findet nun in Thun zwar in einem Kunstmuseum statt, doch aufgrund ihrer spannenden Thematik, die wohl jedem Tag für Tag im Alltag begegnet, dürfte sie auch für ein breiteres Publikum von Interesse sein. Gerade in Zeiten, wo das Smartphone bisweilen den Spiegel ersetzt hat und das Selfie für viele zum Instrument der permanenten Selbstvergewisserung geworden ist, macht es Sinn, sich mit der trügerischen Realität eines verdoppelten Selbst einmal intensiver auseinanderzusetzen. NICOLE BÜSIN G & HEIKO KL A AS

11. Febr uar bis 30. Apr il 2017 „ M I R R O R I M A G E S – S p i e g e l b i l d e r i n K u n s t u n d M e d i z i n“ Kunst museum Thun, Schweiz www. k unst museumthun. ch

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a u s k ü n s t l e r i s c h e r, n e u ro w i s s e n s c h a f t l i c h e r u n d m e d i z i n h i s t o r i s c h e r S i c h t n ä h e r t .


Anna Ingerfurth, „Handlungsorte“, 2011, Acr yl und Aluminium auf Dispersion, 270 x 7.000 cm, Flur wand zum Bewegungsbad, Detail, Klinik für Geriatrische Rehabilitation des Robert- Bosch- Krankenhauses, Stuttgart, Foto: Marc Gilardone, Rutesheim © RBK

EMMA- Kreativzentrum, Sommerfest auf der Dachterrasse, Foto: Winfried Reinhardt


Kunst im Rober t - Bosch - Krankenhaus in Stut tgar t

Skalpell und Malerei D i e Ve r b i n d u n g v o n K u n s t u n d M e d i z i n r e i c h t s e h r w e i t i n d e r Z i v i l i sat ion sgeschichte z ur ück . Schon im sech ste n vorchr i stliche n J a h r h u n d e r t w u rd e n K ra n k e i m H o s p i t a l v o n E p i d a u ro s n i c h t n u r m i t B l u t e g e l n u n d S k a l p e l l e n t ra k t i e r t , n e i n , a u c h T h e a t e r s p i e l u n d

Professor Michael Throm, Dekan der Fakultät für Gestaltung, Foto: Harald Koch

ARTM APP  FRÜH H JJ A AH H RR 22001177 — — KPUF N OS R TZ H&E M I ME D I Z I N

M a l e r e i s t a n d e n a u f Ä s k u l a p s T h e ra p i e p l a n .


152 Die Überzeugung, künstlerische Tätigkeiten oder auch nur das Betrachten von Kunstwerken würden die Genesung von Kranken und den Aufschub beginnender Malaisen ermög­ lichen, ist ein alter, aber immer noch perfekt sitzender Hut. Doch mit Beginn des Zeitalters der Aufklärung im 18. Jahrhundert verschwand diese duale Praxis dann annährend gänzlich aus den Praxen und Hospitälern, vertrieben vom neu entstandenen Glauben der Menschen an die Möglichkeiten von „wissenschaftlicher“ Medizin, Pharmazie und Chirurgie, begünstigt durch eine arg einseitige Fokussierung auf den stoff lichen Körper als den zu kurierenden Bereich des ­Menschen. Erst mit dem Auf kommen der Psychologie, der ganzheitlichen Analyse und einem ebensolchen Verständnis des Patienten (und der Krankheit) zog Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Kunst wieder in die Krankenzimmer und Hospitalflure ein. Schaut man auf die Landkarte der deutschen Krankenhauslandschaft, findet sich bezüglich der Einbeziehung von Kunst ins Heilungskonzept ein hell leuchtender Punkt in Stuttgart: Das dortige Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) hat eine umfassende Kunstsammlung, bestückt annähernd alle Patientenzimmer, Aufenthaltsräume, Flure, Foyers sowie ­C afeterien mit Kunst und beschäftigt seit knapp 20 Jahren eine hauseigene Kunstbeauftragte. Isabel Grüner betreibt das Projekt „Kunst im Kran­ kenhaus“ seit 15 Jahren. In Zusammenarbeit mit einer Kommission und dem Krankenhausdirektorium wählt die Kunsthistorikerin geeignete Künstler aus, die mit ihren ­A rbeiten dem Konzept des RBK und dem Ansinnen seines philant hropischen St ift ungsg r ünders Robert Bosch

Wolfgang Flad, „Lalande 21185“, Fotos: Marc Gilardone, Rutesheim

Die Gestaltung von 2013 erstreckt sich über z wei Stockwerke und gibt den Wartebereichen von vier Chefärzten eine gestalterische Klammer. © RBK

(1861–1942) gerecht werden. „Die ursprüngliche Motivation war nicht primär der Auf bau einer Sammlung, sondern ­v ielmehr das Anliegen, den Patienten durch die Auseinan­ dersetzung mit Kunst den Aufenthalt im Krankenhaus zu erleichtern und so positiv zu ihrem Genesungsprozess ­bei­zutragen.“ Seit 2003 konnten die fest installierten Kunstam-Bau-Arbeiten von bisher 36 Künstlern, viele davon Absolventen der ­örtlichen Kunstakademie, bereits in die ­Planung der Modernisierung und Erweiterung des Hauptgebäudes einbezogen werden. Bei der Auswahl und Ausführung der Arbeiten stehen die besonderen Bedürfnisse der Patienten, ihre sensibilisierte Wahrnehmung von Licht- und Farbreizen, ja sogar ihre Blickrichtung im Fokus. Wer etwa nach einer ­ambulanten Operation im Aufwachraum aus der Narkose zurückkehrt, schaut direkt auf die Deckenmalerei „Rha­barber“ (2008) des Stuttgarter Künstlers Uwe Schäfer (* 1965). In pastellenen abgetönten Farben tummeln sich dort f lorale Muster und großf lächige lindgrüne Ozeane, die den ­u n­b emalten Rest der Raumdecke wie fiktive Kontinente ­erscheinen lassen. Gibt es also so etwas wie „Krankenhauskunst“? „Nein“, erwidert Grüner, „doch es gibt bestimmte Ausschluss­ kriterien. Ausschließlich schwarz-weiße oder rot-schwarze Arbeiten haben auf die Verfassung der Genesenden beispielsweise eine ungünstige Wirkung. Auch hat sich gezeigt, dass abstrahiert-organische Formen von Vorteil sind, wohl auch, weil sie die funktionale Architektur von Krankenhäusern ­auflockern.“ Kongenial nachzuvollziehen ist dieser Effekt anhand der Arbeit Axel Anklams (* 1971). Filigran und lebendig, dem Klinikalltag scheinbar entbunden, wirkt die mehrteilige


Luftinstallation „Boreaden“ (2015) des Berliner Künstlers im Foyer des 2014 eingeweihten Atrium-Gebäudes. In dem mehrere Etagen hohen Lichthof interagieren 17 hauchdünne, fast transparent scheinende Edelstahlbahnen mit der Luftsäule dieses Passagenraums. Patienten wie Mitarbeiter werden angesichts der schwerelosen Erhabenheit dieses Werks wohl intuitiv stehen bleiben, durchatmen, und für einen Moment ihrem Alltag wie der Zeit enthoben sein. Ist es also ein eher beiläufiger, subtiler Beitrag, den die Kunst zum Heilungsprozess beisteuert? „Sie mag atmosphärisch wirken, indem sie eine angenehme, positive Stimmung, ein förderndes Raumklima schafft. Doch oft sendet sie auch sehr bewusst wahrgenommene Signale, etwa wenn Patienten nach der Rückkehr von einer Untersuchung ‚ihre‘ Station durch die spezifische Gestaltung wiedererkennen und so ein Gefühl von Heimat entsteht. Darüber hinaus sind bei einigen Arbeiten Patienten selbst aktiv beteiligt gewesen.“ Solch eine interaktive Vorgehensweise verfolgt der Hamburger Künstler Rupprecht Matthies (* 1959). Für sechs großflächige Wände im Haupthaus hat er Patienten und Mitarbeiter der angrenzenden Stationen gebeten, Worte für „Leben und Heilung“ zu finden. Aus über 700 Begriffen fügte er dann ausgewählte

­ okabeln in der Handschrift des jeweiligen Wortgebers zu V wandfüllenden „Wortbildern“ zusammen. Auch für die Künstler ist eine Präsenz ihrer Werke im RBK von besonderem Reiz. Wo sonst kommen an einem Ort Menschen unterschiedlichster Bildungsgrade und sozialer Herkunft zusammen, wo sonst haben Kunstschaffende ein Publikum, das teilweise über Wochen (Patienten) und Jahre (Mitarbeiter), Tag für Tag an den Kunstwerken entlanggeht, mit ihnen lebt, wohnt, arbeitet und gesundet? Sehr viele ­Patienten sind von der Kunst im Heilprozess angetan, das geht auch aus zahlreichen positiven Statements in der Feedback-Box des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses hervor. Der Schlange am Stab des Äskulap, bis heute das ­Symbol der Heilkunst und der Ärzteschaft, ist es also bereits eingeschrieben: Heilen ist ein Vorgang, der Körper und Geist, Leib und Seele in Einklang bringt. Dazu braucht es wie zu ­Zeiten Äskulaps Theater und Blutegel, Skalpell und Malerei. HANSJÖRG FRÖHLICH

www. rbk. de

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Zwischen M edizin - Block und „ Äskulap - Banane“

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Thomas Baumgärtel T h o m a s B a u m g ä r t e l s M a r k e n z e i c h e n i s t d i e g e s p ra y t e B a n a n e – g e ra d e f e i e r t e e r s e i n 3 0 - j ä h r i g e s J u b i l ä u m a l s B a n a n e n s p ra y e r. We n i g e r b e k a n n t d a g e g e n i s t s e i n e e n g e Ve r b i n d u n g z u r M e d i z i n .

links: Thomas Baumgärtel bei der Arbeit am Wandbild „Bundesbananenadler“ am Heiz werk des LESK ANPark, Köln- Dellbrück, 2016

ARTMAPP: Wie kamen Sie auf die Idee, PVC als Malmaterial einzusetzen?

ARTMAPP: Herr Baumgärtel, Ihr Frühwerk begann mit einem Block an Arbeiten im medizinisch-psychologischen Themenbereich. Dieser wiederum besteht aus zwei recht unterschiedlichen Serien: den großformatigen, farbig und plastisch ausgearbeiteten „Kunst-Köpfen“ und den kleineren Blättern in Collage-Beiz-Mischtechnik. Wie kam es dazu? Thomas Baumgärtel: Das hat einen familiären Hintergrund, mein Vater hätte es gern gesehen, wenn ich Medizin studiert hätte. Als Zivildienstleistender im katholischen Krankenhaus in Rheinberg war ich sogar im OP dabei, habe für die Chi­ rurgen die Verpackungen aufgerissen und das Röntgengerät bedient, etwa, wenn ein Knochenbruch gerichtet wurde. Ich musste dann schauen, die Strahlenbelastung gering zu halten und das Röntgengerät immer nur genau dann, wenn die Chirurgen es brauchten, anzustellen. Im Krankenhaus sieht man Menschen sterben und hört ihre Schmerzen. Ich musste Amputate in blauen Plastiksäcken aus dem OP tragen und auch mal eine Leiche im Aluminiumsarg in den Kühlraum bringen. Das verursacht schon ein seltsames Gefühl, das schüttelt man nicht einfach so ab … Ein Erlebnis aus dieser Zeit ist mir besonders nahegegangen: Wir hatten eine Schwester Oberin, eine sehr engagierte OP-Schwester. Sie hat ohne Bleischürze gearbeitet, erkrankte schließlich an Leukämie und starb daran. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Die Zeit im medizinischen Bereich hat meine spätere künstlerische figürliche Arbeit stark geprägt. Man musste das wollen, das genaue Hinschauen, wo ist Licht, wo ist Schatten? Vor ­a llem in den Medizin-Köpfen habe ich Erlebnisse aus dem OP verarbeitet.

TB: Die Köpfe sind ja stark biografisch beeinflusst: Mein Vater hat in einem PVC-Werk gearbeitet. Das flüssige PVC in der ­F abrik hat mich dann so fasziniert, dass ich mit Weichmachern und Pigmenten experimentierte und den f lüssigen Kunststoff dann in meinem ersten großen Projekt vermalt habe. A ­ nschließend durfte ich dann in der Fabrik meine erste Ausstellung machen, der Chef meines Vaters hat sogar eines der Bilder gekauft! Heute bin ich froh, dass ich zu der Zeit schon eine Atemmaske getragen habe, die Giftigkeit des Materials wurde damals ja erst so allmählich in der Öffentlichkeit bekannt. Zu meiner Zivildienstzeit fiel bei mir die Entscheidung, statt Medizin freie Kunst zu studieren, und ich habe mich einfach für zwei Studiengänge beworben: Kunst und Psychologie. Und bin für beide angenommen worden. Im Rahmen des Psychologiestudiums konnte ich dann Kunstpsychologie als Schwerpunkt belegen, das passte gut. ARTMAPP: In dieser Zeit ist dann der zweite Teil des medizinischen Blocks entstanden. Diese ­spätere Reihe „Blätter aus der Psychiatrie“ ist ­vollkommen anders als die „Kunst-Köpfe“ … TB: … es sind kleinformatige Blätter in Mischtechnik aus ­Collage, Beize, Tinte und Bleistift auf Papier. ARTMAPP: Jedes Blatt besteht aus dem gemalten Motiv, einer handschriftlichen Bezeichnung und einem Collageanteil. Die Collagentexte – „zentral dämpfend“ oder „bringt Schlaf löst die Angst“ – ­beschäftigen sich mit der Ruhigstellung und ­Verwahrung der Patienten. Die handschriftlichen Bilduntertitel wiederholen diese Texte – „Früher wurden sie vergast“ oder „Sie hauen uns mit ­Tabletten voll“. Die Menschenfiguren sind entblößt, oft abgemagert, immer reduziert dargestellt. Die Blätter haben außerdem noch den Abriss­ streifen, das unterstreicht das Spontane.

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ARTMAPP-Autorin Bettina Wurche hat den Künstler in seinem Atelier in einer Industriehalle in Köln besucht – außen historischer roter Backstein, innen aktuelle Gemälde und Malutensilien von der Farbtube bis zur Spraydosen-Batterie. Bei Tee aus einer bananengelben Kanne erzählt er über sein Frühwerk, den bisher unbekannten Medizin-Block.


156 TB: Diese Blätter sind in der Zeit eines psychiatrischen Praktikums zu Beginn des Psychologiestudiums entstanden, unter der Einwirkung des Praktikums und vor dem Hintergrund der Vorlesungen. Das ist Kritik an der Reduzierung der Menschen auf ihr physisches oder psychisches Gebrechen – die Patienten sind oft nur noch eine Nummer gewesen. Sie wurden geröntgt und operiert oder mit Tabletten ruhiggestellt. Aber man half ihnen oft nicht wirklich. Ich habe mich danach dann eine Zeit lang auf die Kunsttherapie konzentriert. In der Kunsttherapie geht es darum, andere Menschen dazu zu bringen, sich künstlerisch auszudrücken und dann ihre Werke zu analysieren. Dabei findet man viel über jemanden heraus. Aber eigentlich wollte ich ja nicht andere Leute zum Malen bringen, sondern selber malen! Kunsttherapeut war für mich also nicht das Richtige. Irgendwann muss man sich entscheiden. Gerade wenn man Kunst machen will, sollte man das aus vollem Herzen machen! Ich habe mich voll für die Malerei entschieden und habe es niemals bereut. Ich male einfach gern.

ARTMAPP: Und wie sind Sie nun auf die Banane gekommen? TB: Mein Bananen-Erweckungs-Erlebnis hatte ich schon als Zivi im Krankenhaus. Ein Kruzifix war von der Wand gefallen und der Jesus aus Porzellan war zerbrochen. Ich hatte dann die Idee, eine Bananenschale wie einen Gekreuzigten auf dem Kruzifix zu drapieren. Während des Studiums habe ich die Bananenidee dann immer wieder aufgegriffen. Vor 30 Jahren habe ich dann die Banane als Symbol der Auszeichnung ­entwickelt. Der Vorgang des Bananensprayens ist ja weit mehr als die Abbildung einer Frucht an expliziter Stelle. Ich spraye so eine Banane nicht wahllos, sondern weise damit immer auf besondere Orte hin, später eben nur noch auf ­b esondere Kunst­orte. Interessant war und ist, die Reaktion

Thomas Baumgärtel, „Kopf Nr. 4“, 1986, Mischtechnik auf Leinwand, 158 x 150 cm, Alle abgebildeten Arbeiten © VG Bild- Kunst, Bonn 2017


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Neue Edition von THOMAS BAUMGÄRTEL

„ U S A P E “, 2 0 1 7 4 0 x 8 0 c m , 1 3 0 g /q m B l u e B a c k P a p e r, F i n e A r t- P r i n t m i t E P S O N - u l t ra c h ro m - p ro -T i n t e n , Auf lage 999 , numme r ie r t und sig nie r t zum P re i s von 99 , 00 EU R , e rhältlich im Pop A r t Shop Pe te r Kle mm , www. popar t shop. de

ARTMAPP: Thomas Baumgärtel, vielen Dank für das Gespräch!

E rö f f n u n g : 2 4 . M ä r z 2 0 1 7 Au sstellung des medi zinischen Block s M a l t e s e r K ra n k e n h a u s S t . H i l d e g a rd i s , K ö l n E rö f f n u n g : 3 1 . M ä r z 2 0 1 7 „ B u i l d i n g B r i d g e s“ Galer ie 30works, Köln w w w . b a n a n e n s p ra y e r. d e

Übrigens: Thomas Baumgärtel setzt die hintersinnige Frucht auch gern für die Auseinandersetzung mit aktuellen ­politischen Geschehnissen ein. So hatte er auf die Angriffe auf den Satiriker Jan Böhmermann mit einem Erdoğan-­ Bananen-Gemälde reagiert. Aktuelle Arbeiten lehnen an der Wand des Ateliers: Donald Trump mit Banane, im ­bewährten Mix aus freier Malerei und Sprayfarbe. Beide politisch ­auf­geladenen Gemälde haben schon für Aufruhr gesorgt. Ende Januar 2017 hat Twitter Thomas Baumgärtel die ­Verwendung des Bananen-Trump untersagt: ­„ Bananen-Gate“ nennen es die Medien. Teilnahme an der 4. URBAN ART BIENNALE Völklingen 9. April bis 5. November 2017

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — K U N S T & M E D I Z I N

der Menschen zu beobachten. Die Verleihung einer Spray­ banane führt zu sehr unterschiedlichen Reaktionen bei Galeristen und anderen Personen des Kunstbereichs. Die meisten freuen sich, schließlich ist es eine Aktion, die sie nichts kostet und sie auszeichnet. Ein Kölner Galerist allerdings regte sich furchtbar darüber auf und wollte mich sogar verklagen. Ich würde ja immer die ­g leiche Banane sprühen, das sei austauschbar. Überhaupt sei seine Galerie zu gut und bräuchte diese Auszeichnung nicht. Das Auf­ sprühen der B ­ anane erfolgt aber keinesfalls wahllos, s­ ondern nach einem spezifischen Muster, wie bei einem Versuchs­ auf bau in einer psychologischen ­Studie. Eigentlich ist es nur ein bisschen ­Farbe, aber fast immer kommt es unmittelbar zu ­einer un­reflektierten, oft hoch emotionalen Reaktion. D ­ abei kann man sehr viel über einen Menschen und den j­ eweiligen Kunst­ort erfahren. Das ist wie ein Rorschach-Test … es ­f as­z iniert mich. Dann habe ich die Banane mit medizi­ nischen Themen v ­ erbunden, etwa bei der „Äskulap-“ oder der „Magen-­B anane“. Außerdem ist diese Frucht, nicht ­z uletzt auch als Symbol­f rucht der deutschen Einheit, ­po­l itisch aufgeladen!


158 Medizinhistorisches Museum der CharitĂŠ, Berlin, Foto: Thomas Bruns, Berlin


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Short cuts Kunst & Medizin VON BET TINA WURCHE

BE R L I N E R M E DI Z I N HIS T OR ISCH E S M USE U M DE R CH A R I T É

Die Berliner Charité zeigt in einer umfassende Daueraus­ stellung 300 Jahre Medizingeschichte: Schwerpunkte sind die berühmte Präparatesammlung, die auf Rudolf Virchow (1821–1902) zurückgeht, die Präsentation historischer Krankensäle sowie ein Anatomisches Theater. Mit der deutschen Medizin im Nationalsozialismus werden auch dunkle Bereiche thematisiert. Neben der medizinhistorischen Ausstellung präsentiert die Charité in Kooperation mit der Schering ­Stiftung darüber hinaus regelmäßig Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern zur Förderung des Dialogs im Grenzbereich von Kunst und Wissenschaft.

Thomas Baumgärtel, „Äskulap - Banane“, Stencil

www. bmm-char ite. de

W I L H E L M - FA B RY- M U S E U M , H I L D E N SA M M LU NG PR I N Z HOR N, U N I V E R S I TÄT S K L I N I K U M H E I D E L B E RG bi s 30. Juli 201 7 – Alf red Kubin

Die Sammlung Prinzhorn ist ein Museum für Kunst von ­Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Ausnahme­ erfahrungen. Ihr historischer Bestand aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zählt über 6.000 Werke und geht zurück auf den Arzt und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn (1886–1933). Dazu kommen über 14.000 Werke des neuen Bestands. Diese einzigartige Sammlung ist dem Universitätsklinikum angegliedert und zeigt pro Jahr drei bis vier Sonderausstellungen. Das Haus versteht sich als Museum, wissenschaftliche Einrichtung sowie Ort des Dialogs und möchte so aktiv zur Inklusion psychisch erkrankter Menschen beitragen.

Das Wilhelm-Fabry-Museum verbindet mit der Medizinund Industriegeschichte zwei sehr unterschiedliche Themenbereiche. Wilhelm Fabry (1560–1634), der in Hilden geborene Wundarzt und Namensgeber des Museums, verfasste einst 20 medizinische Werke, betrieb anato­m ische Studien und war einer der Begründer der modernen Chirurgie. Das Museum zeigt Erstausgaben von Fabrys Schriften, dazu Porträtgrafiken und historische Opera­tionsinstrumente. Daneben gibt es Wechselausstellungen zur Kunst-, Medizin-, Lokal- und Regionalgeschichte. N ­ euestes Highlight des ­W ilhelm-Fabry-Museums ist eine „Äskulap-Banane“ von Thomas Baumgärtel (mehr dazu im Interview mit ihm). w w w . w i l h e l m -f a b r y - m u s e u m . d e

www. pr in zhor n. ukl-hd. de JOSEPHI N U M – SA M MLU NGE N

D E U T S C H E S H YG I E N E - M U S E U M , D R E S D E N

bis 4 . März 2017 „ R e i n e r R i e d l e r. W I L L – T h e L i f e s a v i n g M a c h i n e s“

bis 5 . Juni 2017

Die Ausstellung nähert sich dem sehr menschlichen Gefühl der Scham aus verschiedenen Blickwinkeln: medizinisch, historisch, ethnologisch. Im Zentrum steht ein tabuisiertes Thema, von dem die meisten Menschen lieber schnell ab­ rücken, als genau hinzusehen. Die Auseinandersetzung damit, was individuell oder im Kollektiv als beschämend, schamhaft oder schamlos gilt, erfolgt interdisziplinär und ­i ntermedial und damit zwischen Wissenschaft und Kunst.

Das Josephinum der Medizinischen Universität Wien besitzt und zeigt eine bedeutende Sammlung mit Wachsmodellen sowie Abbildungen, Büchern und Handschriften aus dem gesamten Themenspektrum der Medizinhistorie. Aktuell ist die Sonderausstellung „Reiner Riedler. WILL – The Lifesaving Machines“ zu sehen. Riedler porträtierte in Fotografien die ­eigentümlichen Maschinen und Apparaturen der heutigen Medizin sowie Lehrmodelle, Prothesen und Roboter. Aus ­i hrem Kontext gerissen wirken die diversen lebensverlängernden und hilfreichen Apparate wie skulpturale Objekte.

www. dhmd. de

www. josephinum . ac. at

„ S c h a m . 1 0 0 G r ü n d e , ro t z u w e rd e n“

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — K U N S T & M E D I Z I N

D E R M E D I Z I N I S C H E N U N I V E R S I TÄT W I E N


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Elementar- und Wetterphänomene in Werken der Sammlung Würth Kunsthalle Würth Schwäbisch Hall 30. September 2016 – 18. Juni 2017 Täglich 10 – 18 Uhr Eintritt frei

www.kunst.wuerth.com

Otto von Thoren, Seebad in Trouville, vor 1889, Sammlung Würth, Inv. 10566

Alle Aktivitäten der Kunsthalle Würth sind Projekte der Adolf Würth GmbH & Co. KG.

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Arbeiten, die über den Zustand der Welt meditieren

Teresa Diehl

Teresa Diehl © Teresa Diehl und Galerie Anita Beckers

Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig gezwungen sind, Entscheidungen zu treffen und Dinge einzuordnen. Die politischen Krisenherde verschieben sich und die einzige Konstante ist die aufgeregte Berichterstattung – der Wille, keine Schlagzeile zu verpassen. Die Künstlerin Teresa Diehl wurde 1961 im Libanon ­g eboren, zog aber schon früh mit ihrer Familie nach Caracas, Venezuela. Von dort führten sie ihre künstlerischen Wege in die USA nach Miami und San Francisco. In einem ge­meinsamen Gespräch beschreibt sie ihre Arbeiten mit ­einem wirkungsstarken Bild: „Meine Arbeiten sind 56 Jahre an ­verschiedenen Schichten.“ Die Aussage mutet wie ein ­L ebensmotto an und bekräftigt, dass Erfahrungen uns alle formen. Ihre Eltern legten Wert auf libanesische Tradi­ tionen und den Familiensinn, später wirkten künstlerische Tra­d itionen auf ihren Werdegang ein, der sich durch viele Umzüge weiter veränderte. Kunst ist für sie eine persönliche Er­fahrung, die stets auf dem Erfahrungsschatz des Einzelnen fußt. Sie kann versuchen, Bilder und Erinnerungen aus dem kollektiven Bewusstsein zu finden, um so bestimmte ­E mo­t ionen ­aus­z ulösen, zu stimulieren, aber es ist doch der Besucher, der die Bereitschaft mitbringen muss, sich auf die Arbeiten einzulassen.

Die Werke von Teresa Diehl verweigern sich einer übereilten Meinungsbildung. Im ersten Moment locken die begehbaren Installationen mit einer sehr ästhetischen Erfahrung: Licht, Projektionen und Musik kleiden die Räume aus und sollen alle Sinne ansprechen. Die Künstlerin glaubt daran, dass Kunst eine körperliche Erfahrung ist und dass es darum geht, einen Dialog zwischen ihren Werken und dem Besucher zu er­ zeugen. Ihre Werke brauchen den Betrachter, auch in mehr als übertragenem Sinne, denn in ihren Installationen gibt es ­h äufig Bewegungssensoren, die unterschiedliche Z ­ wecke verfolgen: Sie verändern Musik, schalten Licht an oder aus oder versetzen Dinge in Bewegung. Diehl schafft immersive Räume, Sinneslandschaften, in die der Besucher eintauchen und in denen er im besten Falle für einen Moment den Alltag ausschalten kann. Immer wieder betont Diehl, wie arbeitsintensiv ihre Werke sind: in stundenlanger Arbeit hergestellte Scherenschnitte von Figuren, aufwendiges Spannen von unzähligen Nylonschnüren, auf die projiziert wird, oder das Formen von Figuren aus fragiler Seife. Dieser aufwendige künstlerische Prozess ist wichtig, da er die Ernsthaftigkeit des jeweiligen Sujets unterstreicht, denn neben all der Anmut geht es um ­politische Szenen. Die Werke widersetzen sich dem Umstand, einfach nur schön sein zu wollen, sie legen Zeugnis darüber ab, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, und ­u nterstreichen dies auch in dem künstlerischen Prozess der Entstehung. Denn gerade wenn es um politische Ereignisse geht, ­überschlagen sich die Schlagzeilen und unmittelbare Einschätzungen sind erforderlich. Teresa Diehls Arbeiten sind politisch, entziehen sich aber intelligent dem Versuch, Dinge einordnen zu wollen. Alle Werke spielen mit der Ambivalenz – zwischen Schönheit und Grauen, Schutz und Angst, Schuld und Unschuld, Wissen und Unwissen. Sie scheinen die Welt anhalten zu wollen und in dieser so wichtigen Entschleunigung auf den Augenblick aufmerksam zu machen: Was sehe ich? Wie fühlt es sich an? Was macht das mit mir? Dieser Geisteszustand kommt ­einer Meditation gleich. Neuigkeiten prasseln auf einen ein und man entzieht sich dem Bedürfnis, alles kategorisieren zu müssen, und akzeptiert stattdessen die unbequeme Wahrheit, eigentlich nicht genügend zu wissen. Diesen Sommer zeigt THE VIEW – Contemporary Art Space in Salenstein auf der Schweizer Seite des Bodensees drei Arbeiten von Teresa Diehl. Die ungewöhnlichen Räume der Institution – ein militärischer Unterstand, ein


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Teresa Diehl, „Revolution“, Licht- und Toninstallation

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — P O R T R Ä T

© Teresa Diehl und Galerie Anita Beckers


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Zivilschutz­keller und ein alter Wasserpeicher – passen außerordentlich gut zu den ausgewählten Arbeiten: „Cubo Negro“ ist, wie der Name schon sagt, eine schwarze kubische Installation mit gespannten Nylonfäden, die thematisch-inhaltlich auf den Nahostkonf likt verweist, letztendlich aber für alle Konflikte dieser Art stehen könnte. In der Installation werden Soldatenbilder projiziert und man hört christliche sowie muslimische Klänge. Die Perspektive des Einzelnen wird infrage gestellt respektive hinterfragt: Welche Emotionen werden hervorgerufen und was sagt dies über die eigene Weltsicht aus? Auch hier verhindert die Dualität zwischen Angst und Sicherheit eine simple Antwort. Die Arbeit „Post Revolution“ bezieht sich auf den ara­ bi­s chen Frühling, aber auch hier schafft die Künstlerin Parallelen zu weltweiten Protesten. Geschichte ist nie linear, sondern weist Ähnlichkeiten und historische Verbindungen auf. Gewalt und Angst scheinen dabei wiederkehrende Muster zu bilden. In ihren ausgeschnittenen Figuren gedenkt Theresa Diehl der Toten. Die weißen anonymen Silhouetten wirken wie Schablonen oder Platzhalter für die vielen Individuen, die in der täglichen Berichterstattung nur noch als Zahlen auftauchen. „El Nido“, das Nest, suggeriert über den Titel einen Ort, an dem man aufgehoben und in Sicherheit ist. In der Installation werden auf Nylonschnüre Bilder von fliegenden Vögeln projiziert. Die Arbeit ist voller Anmut, Leichtigkeit und verführt den Betrachter, sich auf den Moment einzulassen. Die Künstlerin erzählt, dass sich in der Vergangenheit Besucher sogar schon in den Raum gelegt haben und dabei wirklich die Zeit vergaßen. Auf die gegenwärtige US-politische Lage ange­ sprochen, wo Teresa Diehl lebt und arbeitet, antwortet sie mit ihrer Verantwortung, die sie in ihrer künstlerischen Arbeit und in ihrer Lehrstelle am Broward College in Fort Lauderdale, Florida, sieht. Kunst ist für sie tagtägliche Auseinandersetzung mit kritischem Denken, ein Medium, Fragen zu stellen und vermeintliche Autoritäten infrage zu stellen. I­ hren Studenten versucht sie zu vermitteln, dass Kunst R ­ echerche bedeutet und der künstlerische Prozess essenziell ist. Es geht ihr nicht um schnelle Ergebnisse, sondern um die ­Bereitschaft, zu beobachten, eigene Wege einzuschlagen und sich kritisch mit (Nachrichten-)Quellen auseinanderzusetzen.

Juni bis September 2017 Te r e s a D i e h l T H E V I E W – C o n t e m p o ra r y A r t S p a c e , Salenstein am Bodensee www. the-view-ch. com

Teresa Diehl, „The Return of Pleasure“, Installationsansicht, 2010, 3- Kanal- Projektion aus Monofil (Angelschnur) mit 3 Schaukeln © Teresa Diehl und Galerie Anita Beckers

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — P O R T R Ä T

ANABEL ROQUE RODRÍGUEZ




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Joana Vasconcelos bespielt die Jakobshallen in Bad Homburg

Der Alltag ist schön!

Joana Vasconcelos, „Piano Dentelle #3“, 2016, Klavier, Schemel, handgefertigte Baumwollhäkelei, Klavier: 100 x 150 x 170 cm, Schemel: 51 x 64 x 36 cm

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A U S S T E L L U N G

© VG Bild- Kunst, Bonn 2017

In der Kurstadt Bad Homburg v. d. Höhe in direkter Nähe zu Frankfurt am Main ist die portugiesische Künstlerin seit den letzten „Blickachsen“ vor zwei Jahren keine Unbekannte mehr: Hier zeigte sie 2015 ein ins Riesige transformiertes Törtchen aus zig quietschbunten Sandförmchen unterhalb des mächtigen Schlossturms, das sinnlich von Gaumen­ freuden erzählte, sowie eine filigran-durchsichtige Teekanne, die wie eine Fata Morgana beim Schlossparkweiher stand. ­Joana Vasconcelos gab damit schon einen Vorgeschmack auf die jetzt folgende Ausstellung, anlässlich der weitere ihrer sinnlichen, oft glitzernden, in jedem Fall den Alltag über­ höhenden Kunstwerke in die Jakobshallen einziehen werden. Im „Blickachsen“-Jahr 2017 ist dies ein weiterer Beitrag des umtriebigen Bad Homburger Galeristen Christian K. Scheffel, international renommierte Künstler in die mondäne Kurstadt zu holen. Und nachdem Vasconcelos vor fünf Jahren spektakulär mit überdimensionierten High Heels, Riesenhummern und Stoffkandelabern das Barockschloss Versailles mit zeitgenössisch-barocker Pracht ausgestattet und 2013 bei der Biennale von Venedig ein Traghetto in einen blauen Fantasieraum verwandelt hat, ist jetzt die Spannung groß, was sie in den Taunus mitbringen wird.

Die Jakobshallen, 172 4 für die aus Frankreich gef lohenen ­Hugenotten als barocke, tonnengewölbte Kirche erbaut und ab 1905 als Turnhalle mit entsprechendem Anbau genutzt, sind seit Ende letzten Jahres zweiter Standort der Bad ­H omburger Galerie Scheffel. Bei der Einweihung meinte Oberbürgermeister Alexander Hetjes, die Jakobshallen könnten auch „in Rom, Mailand, Paris, New York stehen“, und in der Tat denkt die Mittelstadt mit ihren rund 55.000 Ein­ wohnern immer ein wenig größer als gewöhnlich. Das mag geschichtlich begründbar sein, denn hierher kamen im 19. Jahrhundert die gekrönten Häupter Europas und hin­ terließen ihre Spuren im Stadtbild. Das hängt aber auch mit Galerist Scheffel zusammen, der seit über 20 Jahren


Geschichte und Gegenwart durch zeitgenössische Skulpturen verbindet – nur folgerichtig war insofern sein Ausschauhalten nach e­ inem Ort, an dem er Großskulpturen nun auch im ­I nnenraum ­präsentieren kann. Auf der als „Kulturmeile“ ­betitelten D ­ o­rotheenstraße, in direkter Nachbarschaft zur ALTANA Kulturstiftung und dem Schloss sowie den beiden Haupt­k irchen fügt sich der neue G ­ alerieraum hervorragend ins rege Kunstgefüge der Stadt ein. Drei Jahre Umbau und Sanierung hat es gebraucht, bis sich der jetzt lichtdurchflutete Bau mit wieder instand gesetzten g­ roßen Rundbogenfenstern der Ö ­ ffentlichkeit präsentieren konnte. Die Eröffnungsaus­ stellung im vergangenen Sommer zeigte einen Querschnitt jener Künstler, die von der Galerie Scheffel vertreten werden.

Darunter waren auch für Joana Vasconcelos eher kleinfor­ matige Arbeiten, die aber wie die Großformate ihre Liebe zum Detail sinnfällig werden ließen. Jetzt erhält sie also die Möglichkeit, eine ganze Ausstellung im trotzdem beschaulichen Bad Homburg zu bestücken, und ­sicher ist im Vorfeld auf ­jeden Fall eines: Spektakulär wird d ­ iese Schau werden! CHRIS GERBING

E rö f f n u n g : E n d e A p r i l 2 0 1 7 J o a n a Va s c o n c e l o s J a k o b s h a l l e n , K u n s t ra u m d e r G a l e r i e S c h e f f e l www. galer ie-schef fel. de


Die Spezialitätenmesse für Fotofans

Photo Basel 2017 Zahlreiche Trabanten umkreisen die Kunstmesse Art Basel und ihr internationales Publikum. Die Photo Basel setzt ­speziell auf junge internationale Fotografie. Mit Kunstmessen kennt Sven Eisenhut, der Gründer der Photo Basel, sich aus. In Basel aufgewachsen, besuchte er schon als Kind regelmäßig die Art Basel. Als er älter wurde, ­erkundete er mehr und mehr auch die Kunstmessen in an­ deren Städten. Bei einem Besuch der Paris Photo kam ihm dann die zündende Idee: Warum nicht in der Schweiz eine ­Fotomesse gründen? Fotofestivals und -sammlungen gibt es hierzulande viele, eine spezialisierte Messe aber habe bis dato gefehlt, sagt Eisenhut. Nach dem Paris-Erlebnis machte sich der diplomierte Hotelier und Gastronom mit Erfahrung im Eventbereich ­sogleich daran, seine Idee umzusetzen. So entstand die Photo Basel, die 2015 ihre Premiere erlebte und seither immer zeitgleich mit der berühmten Art Basel stattfindet. Ein mutiges Unterfangen, gibt es doch bereits eine ganze Reihe von Ent­ decker- und Spezialmessen, die die Art Basel wie Trabanten umkreisen. Sich in diesem Umfeld zu positionieren sei eine

Herausforderung, gibt auch Sven Eisenhut zu, aber eine, die sich meistern lasse: „Als Spezialitätenmesse sprechen wir ein bestimmtes Publikumssegment an. Die Photo Basel hat ein klares Profil, das schafft Sichtbarkeit.“ Begonnen hat die Photo Basel als Messe-Start-up im Ackermannshof. Im ersten Jahr stellten rund 20 Galerien ­A rbeiten von bekannten und noch weniger bekannten ­Fotoschaffenden im Alter unter 40 Jahren aus. Abgerundet und bereichert wurde die Veranstaltung durch eine Themenschau mit Fotografien rund ums Auto. Mit diesem Programm wollte die Photo Basel vor allem junge Kunstinteressierte ansprechen. Das Publikum, das etwa zur Hälfte aus der Schweiz kommt, wie Messechef Sven Eisenhut schätzt, ist bis heute jung geblieben. Allein die Auswahl der gezeigten Fotokunst wurde inzwischen breiter. Über 30 Galerien nehmen nun in diesem Jahr an der Photo Basel teil. Von Vintage über Klassik bis Contemporary sei alles vertreten, so Eisenhut. Ein wichtiger Schwerpunkt der Messe liegt auf dem Fotoschaffen in der Schweiz. Aber auch international wird viel geboten: Galerien


Stand der Galerie Dix9 Hélène Lacharmoise, Paris,

aus Asien und des USA nehmen teil – vielleicht sogar aus ­ f­r ika, das konnte Sven Eisenhut zum Zeitpunkt des A ­G esprächs noch nicht zusichern. In einem aber war er sich ­gewiss: „Die Photo Basel vermittelt einen guten Überblick über das aktuelle internationale Fotoschaffen.“ Und nicht nur über das Fotoschaffen. Die junge Messe erweitert ihren Blickwinkel und nimmt in diesem Jahr erstmals auch bewegte Bilder auf. Im Sondersektor „Tape“ werden Videoarbeiten zeitgenössischer Künstler gezeigt. Das Wichtigste aber sind für Eisenhut die Fotogalerien. Die Photo Basel ist eine Messe, für die auch der Verkauf im Zentrum steht. Und der läuft gut, obgleich sich das Schweizer Kunstpublikum lange Zeit eher reserviert zeigte, wenn es um den Erwerb von Fotoarbeiten ging. „75 % der Galerien, die bei uns ausstellen, verkaufen gut bis sehr gut“, resümiert Sven ­Eisenhut stolz. Die meisten Aussteller kommen gern wieder. Zum Erfolgskonzept der Photo Basel trägt sicher auch der Ausstellungsort bei. Seit 2016 findet die Messe im Volkshaus Basel statt und damit an einem zentral gelegenen Ort, der alles hat, was es für eine gute Messe braucht, wie Eisenhut betont: ein Restaurant, eine Bar, einen charmanten Biergarten. Und das alles in Spaziergangsnähe zur Art Basel. ALICE HENKES

1 4 . bis 18. Juni 2017 Photo B a sel

Sven Eisenhut, Gründer der Photo Basel

Vo l k s h a u s B a s e l , R e b g a s s e 1 2 – 1 4 , C H - 4 0 5 8 B a s e l

© Photo Basel

www. photo-basel. com

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A U S S T E L L U N G E N

Ausstellungsansicht, Foto: © Photo Basel


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ART Salzburg Contemporar y & Antiques International

Ein frisches Kunstangebot für Salzburg … „ I c h f r e u e m i c h ü b e ra u s , d i e e r s t e M e s s e f ü r ü b e r w i e g e n d z e i t g e n ö s s i s c h e K u n s t a m S t a n d o r t S a l z b u r g p l a t z i e r e n z u d ü r f e n . U m s o m e h r, w e i l e s e i n N o v u m f ü r S a l z b u r g d a r s t e l l t , w o z e i t g e n ö s s i s c h e K u n s t i n d i e s e r F ü l l e n o c h n i e g e z e i g t w u rd e .“ JOHANNA PENZ

Die ART Salzburg Contemporary & Antiques International findet das erste Mal von 22. bis 25. Juni 2017 im Messezentrum Salzburg statt. Eva Brunnsteiner sprach für ARTMAPP mit Johanna Penz, Geschäftsführerin des Veranstalters ART Kunstmesse GmbH. ARTMAPP: Frau Penz, wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine zweite Kunstmesse neben der ART Innsbruck zu starten? Johanna Penz: Das Ganze ist eigentlich Teil einer längeren Kampagne, die schon vor drei Jahren, begonnen hat. Damals hatte ich mir vorgenommen: eine zweite Messe im Jahr, vorerst in Innsbruck, und als langfristige Vision mehrere Messen in anderen Städten und/oder Ländern zu veranstalten. – Die Zeit war reif für eine Expansion.

ARTMAPP: Wieso nun Salzburg? JP: Ja, Salzburg ist eine eigene Geschichte. – Das Messe­zen­ trum Salzburg ist bereits im Vorjahr an mich herangetreten mit dem Wunsch, eine Kunstmesse wie die ART Innsbruck hier vor Ort zu installieren. Und man hat mich überzeugt. Der Zweittermin für die ART Innsbruck 2017 war zwar schon ­publiziert, aber die Gespräche mit Salzburg konnten früher als geplant positiv abgeschlossen werden, ­sodass Innsbruck dann im Jänner 2018 wieder an die Reihe kommt. ARTMAPP: Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wieso findet die Messe nicht während der Festspielzeit im Juli und August statt, wo ja wesentlich kaufkräftigeres Publikum zu erwarten ist? Warum im Juni? – Ist es ein bewusster Kontrapunkt?

Michael W ­ agner, Geschäftsführer Messezentrum Salzburg GmbH, und Johanna Penz, CEO ART Kunstmesse GmbH, Foto: © MZS / Habring

JP: Ja, es ist ein bewusster Kontrapunkt. Ich bin nämlich sehr gerne antizyklisch unterwegs. Wir haben bereits für fünf Jahre eine durchgängige Terminserie fixieren können. Das ist für die Planungssicherheit sehr attraktiv, weil die meisten Galeristen gerne langfristig planen. Ich klinke mich auch bewusst nicht in die Festspielszenerie ein, um nicht in das Terrain der bereits bestehenden Antiquitätenmessen einzudringen. Darüber hinaus bin ich der Meinung, eine Messe gehört auf ein Messegelände, in eine Riesenhalle, auf einer Ebene, da soll man mit den LKWs hineinfahren und Riesenkunstwerke platzieren können. – Das passt hervorragend zur zeitgenössischen Kunst!


Sommer in Salzburg mit Blick auf den Mirabellgarten, © Tourismus Salzburg GmbH

JP: Mein Thema sind Gemälde, Skulpturen, Fotografie, Objekte, Installationen, also das ganze Spektrum, welches die zeitgenössische Kunst und auch ältere Zeiträume bieten. Die Auswahl der Galerien wird für Salzburg etwas stringenter angelegt, um dem anspruchsvollen Publikum gerecht zu werden. Die Akquise ist erst vor kurzem angelaufen. Wir verzeichnen jetzt schon äußerst positive Resonanz. ARTMAPP: Sie wollen auch über den öster­reichischen Tellerrand hinausschauen. Wie international sehen Sie sich? Sehen Sie sich sogar global oder eher europäisch? JP: Auf jeden Fall europäisch! Wir haben ja auch in Innsbruck mit Galerien überwiegend aus dem Ausland angefangen. Das war auch das Grundkonzept – die Szene zu beleben und aufzumischen. Und das wird in Salzburg ähnlich sein. Wir greifen da auf unseren großen internationalen Galerienpool zurück, in dem wir uns jetzt bewegen und den wir animieren wollen, auch nach Salzburg zu kommen. Im Hinblick auf unsere Besucher geht der Blick Richtung Bayern, Richtung Wien und auch Richtung Westen.

ARTMAPP: Gibt es schon Reaktionen von anderen Kunstmesseveranstaltern? JP: Ja, Herr Pelz von der Art Austria hat mir spontan gratuliert. Von weiteren Reaktionen habe ich noch nichts gehört. ARTMAPP: Wenn Sie sich mit anderen ­Kunstmessen vergleichen oder jetzt beginnen, zu vergleichen, wo wollen Sie hin oder wo sehen Sie sich? JP: Ein gutes Beispiel ist für mich die Art Karlsruhe. Natürlich wird die ART Salzburg Contemporary nicht so riesig werden, sondern soll lieber auf der Schiene „klein und fein“ bleiben. ARTMAPP: Frau Penz, vielen Dank für das Gespräch!

2 2 . bis 25 . Juni 2017 1 . A R T S a l z b u r g C o n t e m p o ra r y & A n t i q u e s I n t e r n a t i o n a l Messezent r um Sal zburg

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A U S S T E L L U N G E N

ARTMAPP: Zum Inhalt: Was planen Sie? Wird es in Salzburg ein ähnliches Programm wie auf der ART Innsbruck geben oder worauf können wir uns freuen?


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Egon Schiele, „Aktselbstbildnis, 1910 Š Albertina, Wien


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Alber tina: Auf takt des Gedenkens an seinen 10 0. Todestag

Egon Schiele Besonders das ausstellungsleitende „Selbstbildnis mit ­P fauenweste, stehend“ von 1911 zeigt den spannenden Maler, der auf die Einsamkeit des Menschen einging und sich zeit ­seines kurzen Lebens damit auseinandersetzte. Auch die für Schiele typische Aktmalerei in seinem ganz eigenen expressionistischen Stil und in spezifischer ­Farbigkeit verlor nie den Bezug zur Gegenständlichkeit und zu den Fragen, die ihn beschäftigten. Vielleicht ist es aber gerade dieser leidenschaftliche Versuch des Künstlers, etwas über die Welt und über die existenzielle Befindlichkeit des Menschen mitzuteilen, der noch heute so direkt anspricht und in den Bann zieht. E VA B R U N N S T E I N E R

bis 18. Juni 2017 Egon Schiele Alber tina, Wien www. alber t ina. at

Egon Schiele, 1914, Foto: Anton Josef Trcka © Albertina, Wien

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A U S S T E L L U N G E N

Egon Schiele (1890–1918) wurde nur 28 Jahre alt. Fast 100 Jahre später zeigt die Albertina in Wien nun 180 seiner schönsten Gouachen und Zeichnungen. „Diese bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung, die um bedeutende Leihgaben aus internationalen Sammlungen und Museen ergänzt wird und Schiele als großen Zeichner des 20. Jahrhunderts würdigt“, zeigt sich Museumsdirektor Klaus Albrecht Schröder begeistert. Egon Schiele ist nicht nur Mitbegründer des Expressionismus und neben Gustav Klimt (1862–1918) eine der beiden Schlüsselfiguren der Wiener Jahrhundertwende, er ist vor ­a llem der größte Zeichner des 20. Jahrhunderts. „Der Maler rückt zurück ins 19. Jahrhundert, der Zeichner weist voraus in das 20. Jahrhundert, weist voraus in die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg“, so Schröder. In den rund zehn Jahren seines künstlerischen Schaffens – mehr waren es nicht – hat Egon Schiele 330 Gemälde und über 2.500 Zeichnungen, seine Skizzenbücher nicht mitgerechnet, erarbeitet. Und damit die moderne Kunst maßgeblich beeinflusst. Die Albertina, deren Gründung und Namensgebung auf den Kunstliebhaber und Sammler Herzog Albert von Sachsen-Teschen (1738–1822) zurückgeht, verwahrt eine der bedeutendsten und umfangreichsten Grafiksammlungen der Welt. Sie umfasst rund 50.000 Zeichnungen und Aquarelle sowie etwa 900.000 druckgrafische Arbeiten von der Spätgotik bis zur Gegenwart. Die in dieser Ausstellung von Egon Schiele gezeigten Werke „führen in ein künstlerisches Werk, dessen größtes Thema die existenzielle Einsamkeit des Menschen ist. Der unverwechselbare Stil seiner Aktzeichnungen, Landschaften und Porträts inspiriert die österreichische und internationale Kunst bis heute“, erklärt Schröder. Schiele wird aufgrund der expressiven Qualitäten seiner Arbeiten auf Papier neben Oskar Kokoschka (1886–1980) als der bedeutendste österreichische Expressionist be­zeichnet. Er kannte die Werke der Kubisten wie Pablo Picasso (1881– 1973), der Futuristen, der Expressionisten und der frühen Abstrakten, aber er selbst ging nie den Weg in die Abstraktion. Im Gegensatz zu den deutschen Expressionisten, die den Schwerpunkt auf die Eigenständigkeit der Formen legten und folgerichtig auch zur Abstraktion gelangten, konnte und ­wollte Schiele den Gegenstand nicht verlassen, denn ihm ging es letztlich immer um eine konkrete inhaltliche Aussage, eine Botschaft, die in der Abstraktion verloren gegangen wäre.


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„ M an kann mit ten durch die Altstadt schwimmen!“

Reisetipp Basel ARTMAPP: Ist Basel während der Kunstmesse nicht komplett ausgebucht?

am Rhein in Basel

Christoph Bosshardt Fotos: © Basel Tourismus

Für Kulturreisende hat Basel viel zu bieten. Christoph Bosshardt, Vizedirektor von Basel Tourismus, gibt Tipps, wie man die Stadt am Rheinknie am besten erkunden kann. Das Interview für ARTMAPP führte Alice Henkes. ARTMAPP: Herr Bosshardt, was empfehlen Sie kulturell interessierten Besucherinnen und ­Besuchern, die Basel noch nicht kennen? Christoph Bosshardt: Basel ist vor allem bekannt für seine hochkarätigen Museen wie die Fondation Beyeler (übrigens das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz), das Museum Tinguely, das Kunstmuseum Basel und das Vitra Design ­Museum. Obwohl dieses in Weill am Rhein liegt, also jenseits der Schweizer Grenze, zählt es quasi zu den Basler Museen. Man kann es bequem mit der Tram oder dem Bus erreichen. Daneben bietet Basel viele andere Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel eine sehr gut erhaltene Altstadt. Aber auch zahlreiche Gebäude von international renommierten Architekten. Im Sommer ist auch der Rhein ein Hauptanziehungspunkt: ein Ort zum E ­ ntspannen, zum Flanieren. Und zum Schwimmen! Das Schwimmen im Rhein hat sich in Basel in den letzten ­Jahren zum echten Volkssport entwickelt. Das Besondere: Man kann mitten durch die Altstadt schwimmen. ARTMAPP: Zu den großen Attraktionen Basels gehört auch die Kunstmesse Art Basel. CB: Ein Besuch der Art Basel lohnt sich immer. Sie hat so viel zu bieten, nicht nur für Sammler. Jedes Jahr stellen über 300 Galerien hier aus und verwandeln die Messehallen in ein ­Museum auf Zeit. Zudem gibt es inzwischen etliche Parallelveranstaltungen, weitere kleine Messen, Sonderausstellungen in den Museen und vieles mehr.

CB: Früher war es aussichtslos, während der Art Basel ein ­ otelzimmer zu bekommen. Das ist heute nicht mehr der Fall. H An den ersten beiden Tagen ist die Stadt zwar sehr voll, aber gegen Ende der Messetage gibt es immer Luft. Das Hotel­ angebot in Basel hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren sehr verbessert. Das hat auch die Preise entschärft. Wir von Basel Tourismus offerieren speziell zur Art Basel auch ein attrak­ tives Pauschalangebot: einen Zwei-Tages-Pass für die Art Basel, plus Katalog, plus kostenlose Benutzung ­a ller öffent­ lichen Nahverkehrsmittel, plus Übernachtung. Der Tarif für das Angebot variiert, je nachdem, welche ­Hotelkategorie der Gast wählt. Dieses – wie alle anderen ­Pauschalangebote – sind ganz bequem online buchbar. ARTMAPP: Welche Pauschalangebote bieten Sie noch für Kulturtouristen? CB: Wir haben zum Beispiel ein spezielles Fondation-­ Beyeler-Pauschalangebot im Programm, das immer gebucht werden kann, ganz egal, welche Ausstellung gerade zu sehen ist. Das Arrangement umfasst Übernachtung, Eintritt ins Museum und freie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Auch hier variiert der Preis je nach Hotelkategorie. Das ­Mobility Ticket ist übrigens bei allen Hotelübernachtungen in Basel i­ nklusive. Für Besucherinnen und B ­ esucher, die sich eine intensive Dosis Kunst gönnen ­möchten, haben wir außer­dem das „Art & Design Special“. Es beinhaltet neben Übernachtung und dem Mobility Ticket für 48 Stunden freien Eintritt in das Museum Tinguely, das Kunstmuseum Basel, die Fondation Beyeler und das Vitra D ­ esign Museum. ARTMAPP: Haben Sie noch einen ganz ­persönlichen Tipp für alle, die Basel kennenlernen möchten? CB: Basel hat sehr viel Kunst im öffentlichen Raum. Es gibt von Basel Tourismus eine Broschüre, die einen Stadtrundgang zu all diesen Kunstwerken aufzeigt. Analog dazu gibt es auch eine Broschüre für einen Architekturrundgang durch Basel. ARTMAPP: Herr Bosshardt, vielen Dank für das Gespräch! www. basel. com

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A P P E T I Z E R

oben: Morgenstimmung


180

Appetizer R e i se t ipps z u K un s t und K ult ur von B et t ina Götz und Nina C zayka tour ist @ar t mapp. net

Algund

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Alberto Giacometti im Bündner Kunstmuseum Chur © Chur Tourismus/Andrea Badrutt


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181

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A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A P P E T I Z E R

Gr az

Osnabrück pur erleben – die

M a r c, Wa s s i l y Ka n d i n s k y u n d


182

Starnberger See, Roseninsel © Tourismusverband Starnberger Fünf-Seen- Land

St arnber g Fünf -S e en­W arnemünd e

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Kunst pf ad

Thüring en Thüring enCard

Das landschaf tlich reiz volle

Eg on S chiele

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W i e n e r M o d e r n e, w u r d e i n

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des Buchheim Museums in

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A r r a n g e m e n t s „Wa r n e m ü n d e r

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D e u t s c h e n“, d a s G o e t h e -­

vom Gebur tszimmer am Bahn -

L i e b l i n g s p l ä t z e v o n Ed v a r d

Besichtigung des Klosters

Nationalmuseum und das

h o f f ü h r t e i n T h e m e nw e g a u f

M u n c h, J o a c h i m R i n g e l n a t z

A n d e c h s m i t A n d e c h s e r B i e r-

­B a u h a u s - M u s e u m i n We i m a r,

den Spuren Schieles durch die

u n d U FA - S t a r s v e r g a n g e n e r

p r o b e u n d e i n e Ra d - u n d

d a s Pa n o r a m a M u s e u m i n B a d

S t a d t. N e b e n d e m f r e i e n Ei n -

Zeiten wie Hans Albers und

­W a n d e r ka r t e s i n d B e s t a n d ­

Fr a n ke n h a u s e n, a b e r a u c h

t r i t t i n s Eg o n S c h i e l e M u s e u m,

H a r d y K r ü g e r. D a b e i b e s u -

teile des Arrangements.

Fr e i z e i t e i n r i c h t u n g e n w i e d i e

dessen aktuelle Ausstellung

chen die Gäste kleine Galeri-

Dazu gibt es außerdem einen

S a a l f e l d e r Fe e n g r o t t e n o d e r

s e i n e f r ü h e n G e m ä l d e z e i g t,

e n u n d Kü n s t l e r a t e l i e r s, l e r n e n

Re i s e ­f ü h r e r d e s S t a r n b e r g e r

d i e „To s ka n a T h e r m e“ i n B a d

ist außerdem der Besuch in D I E GA R T E N T U L L N e n t h a l t e n.

bei einem Galamenü mit

Fü n f - S e e n - L a n d e s . P r e i s p r o

S u l z a. D i e „T h ü r i n g e n C a r d“

Ch a m p a g n e r e m p f a n g i m H o t e l

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s c h a u Eu r o p a s m i t ü b e r

3 - u n d 6 - Ta g e - Ka r t e n.

60 Schaugär ten und einem

und verbringen einen Abend i m Kü n s t l e r l o ka l „ D e j a b o“.

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Warnemünder Kunstpfad, Foto: Hotel NEPTUN


183

Worms und S peyer Weimar

Ka t hedr al-

H ot el

kläng e

Ele phant Es ist ein besonderes Erleb n i s, A n t o n B r u c k n e r s M u s i k D a s „ H o t e l E l e p h a n t “, We i -

in den vier rheinland - pfälzi-

m a r, e i n L u x u r y - ­C o l l e c t i o n -

s c h e n Ka t h e d r a l k i r c h e n –

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland- Pfalz

H o t e l, l i e g t i m H e r z e n d e r

M a i n z, S p e y e r, Tr i e r u n d

© Stefan Wildhirt

Stadt und in unmit telbarer

Wo r m s – m i t i h r e r b e e i n d r u -

Nähe zu den wichtigsten

c ke n d e n A r c h i t e k t u r z u h ö r e n.

Ku n s t - u n d Ku l t u r s c h ä t z e n,

2017 f i n d e t d a s P r o j e k t d e r

zu denen das Hotel wegen

Deutschen Staatsphilharmo -

s e i n e r ü b e r 320 - j ä h r i g e n

nie Rheinland - Pfalz unter

Würzbur g

Geschichte auch selbst

G e n e r a l m u s i kd i r e k t o r Ka r l -

g e h ö r t. D i e 9 9 Zi m m e r u n d

H e i n z S t e f f e n s, a l l e S i n f o n i e n

Suiten sowie die öf fentlichen

von Anton Bruckner in den

Rä u m e s i n d d u r c h k l a s s i s c h e

Domen zur Aufführung zu

A r t - ­d é c o - E l e m e n t e u n d d e n

b r i n g e n, s e i n e n A b s c h l u s s .

B a u h a u s - S t i l g e p r ä g t. Ü b e r a l l

Z u m Fi n a l e d e r Re i h e kö n n e n

i m H a u s f i n d e n s i c h We r ke

B r u c k n e r- Fa n s d i e b e i d e n a u f -

r e n o m m i e r t e r Kü n s t l e r w i e

e i n a n d e r f o l g e n d e n Ko n z e r t e

Das schöne Schlosshotel

Ostermontag findet dann die

O t t o D i x , E l v i r a B a c h, G e o r g

i n S p e y e r u n d Wo r m s ko m b i -

h o c h ü b e r Wü r z b u r g v e r e i n t

A u s s t e l l u n g s t a t t, d e r Ei n t r i t t

Ost ern & Kunst

Steinburg wieder viele ­v e r s c h i e d e n e Kü n s t l e r i h r e We r ke r u n d u m d a s T h e m a „O s t e r n“. O s t e r s o n n t a g u n d

B a s e l i t z o d e r Ly o n e l Fe i n i n -

nier t mit Stadt führungen und

b a r o c ke P r a c h t m i t a n m u t i g e r

i s t f r e i. D a s O s t e r a r r a n g e -

g e r. Ei n e S u i t e i s t d e m L i t e r a -

H o t e l ü b e r n a c h t u n g e r l e b e n.

L e i c h t i g ke i t. M i t d e n l i e b e v o l l

m e n t (14 . b i s 17. A p r i l 2017 ):

turnobelpreisträger Thomas

D a s A r r a n g e m e n t „ Ka t h e ­d r a l ­

e i n g e r i c h t e t e n Zi m m e r n,

z wei Übernachtungen im

M a n n g e w i d m e t, d e r d e m

k l ä n g e“ i s t ü b e r d i e To u r i s t -­

e i n e m t r a u m h a f t e n S c hw i m m -

­D o p p e l z i m m e r m i t S c h l e m m e r-

H o t e l m i t s e i n e m Ro m a n

Informationen der Städte zu

und Saunabereich sowie

frühstück, festlichem

b u c h e n: A n r e i s e a m 26.,

e i n e m l u x u r i ö s e n We i n ke l l e r

­5 - G ä n g e - O s t e r m e n ü a m

r a r i s c h e s D e n k m a l s e t z t e.

A b r e i s e a m 28. M a i 2017,

w i r d j e d e r Ku n s t u r l a u b z u m

S a m s t a g a b e n d. O s t e r s o n n t a g

In regelmäßigen Abständen

P r e i s a b 189 EU R p r o Pe r s o n

Genuss. Auch in diesem Jahr

und - montag alljährliche

gibt das Deutsche National ­

i m D o p p e l z i m m e r.

präsentieren während des

­A u s s t e l l u n g & M a r k t „O s t e r n

Ostermarkts auf der

& Ku n s t “.

­„ L o t t e i n We i m a r “ e i n l i t e ­

t h e a t e r We i m a r a m O r t d e s Geschehens eine unterhalt ­

w w w.wo r ms.d e

same Bühnenfassung davon

w w w.s p eye r.d e

w w w.s t e in b u rg.c o m

z u m B e s t e n. Pa s s e n d d a z u kö n n e n B e s u c h e r g l e i c h i m Hotel übernachten und ein h i s t o r i s c h a n g e l e h n t e s ­„ L o t t e

l e n. N ä c h s t e Vo r ­s t e l l u n g e n a m 8. M ä r z s o w i e a m 4 ., 18. u n d 2 7. A p r i l 2017. Hotel Elephant, Weimar,

w w w.hotelelephant weimar.com

Marktansicht, Foto: Hotel Elephant

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A P P E T I Z E R

i n We i m a r “- M e n ü i m r u s t i ka l e n E l e p h a n t e n ke l l e r b e s t e l -



185

A m r e i’s A r t b l o g f ü r E n t d e c k e r Amrei Heyne ist Galeristin (Stuttgart/Leipzig) und berichtet sehr persönlich vom Suchen und Finden der Kunst.

Die Kunst ist nicht dazu da, unsere Wohnungen zu dekorieren! (Joseph Beuys) Was tun? Что делать? Nachschlagen bei Lenin? Bildungsbürger versus Arbeiterklasse? Resignieren oder gestalten? Mögliche Antworten für unser aller Leben in 2017 finden wir dank Andres Veiel bald im Kino: Beuys stellte schon vor 30 Jahren die richtigen Fragen! Ein guter Ort für Antworten ist immer auch das Haus der Kunst: „Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945–1965“ (bis 26.3., München). Was für eine grandiose Weltvorlesung, um das globale Schaffen von Künstlern in acht Kapiteln mit Hannah Arendt, Francis Bacon, Thomas Bayrle, Joseph Beuys, Max Bill, Bruce Conner, Wojciech Fangor, Eva Hesse, Karl Jaspers, Jasper Johns, Roy Lichtenstein, Sigmar Polke, Robert Rauschenberg, Ed Ruscha, Dieter Roth, Willi Sitte, Boris Taslitzky, Hervé Télémaque, Yoko Ono, Wolf Vostell, Andy Warhol …! Ein Sieben-Minuten-Ausstellungsfilm der Kuratoren Ulrich Wilmes, Katy Siegel und Okwui Enwezor informiert auf der Webseite auf das Trefflichste. „Reden ist nicht immer die Lösung“ im ­M artin-­G ropius-Bau (bis 12.3., Berlin) – Omer Fast schaut dem Leben genau zu. Berufe wie Bestatter, Drohnen­p iloten, Pornodarsteller; ihre Umfelder und Familien finden sein Interesse. Alltag und Albtraum brechen Sehgewohnheiten; Loops und ­W iederholungen verwirren und verstärken. Highdefinition in Bild und Ton! „(un)erwartet. Die Kunst des Zufalls“ im Kunst­ museum Stuttgart erschien mir (zu) brav, lehrreich und aufgeräumt. Eva-Marina Froitzheim kuratierte und versammelte ganz Große wie Max Ernst, Vera Molnár, François Morellet, Dieter Hacker … Christian Jankowskis italienische TV-Wahrsager „Telemistica“ behielten recht oder auch nicht „(Manifesta 11)“ – auf jeden Fall ein herrliche Arbeit. Ich bekenne mich als Fan!

Starnberger See

Omer Fast

Ivonne Dippmann

Haus der Kunst

Frank Moll

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — A M R E I ’ S A R T B L O G

Fotos: Amrei Heyne

Zum Winterrundgang in der Leipziger Spinnerei im Januar fand ich mich irgendwann unweit der Pilotenküche im Atelier von Frank Moll wieder, einem jungen Maler, zurzeit studierend bei Gregor Hildebrandt. Interessant! In der GfzK Galerie für zeitgenössische Kunst wurde die Sammlung (1. Teil) „The Present Order“ unter anderem mit Sibylle Bergemann, Walter Dahn, Via Lewandowsky, Alexej Meschtschanow, Anna Meyer, Olaf Nicolai, Sarah Sze, Rosemarie Trockel, Corinne Wasmuht gezeigt. Was für eine (Wiedersehens-)Freude! „Einer flüstert dem anderen ins Ohr“ – Ivonne Dippmann im Gmünder Kunstverein bzw. in der Galerie im Kornhaus (bis 19.3., Schwäbisch Gmünd). Ihre Arbeit beginnt fast immer mit einer Zeichnung, feine Linien werden zur Farbenpracht, zu Skulpturen und Bewegungen – Raumeroberung inklusive! In Berlins Galerie Alte Schule in Adlershof kuratierte Felix Müller „‚Bad Religion‘ – Berliner Positionen zu Zeichnung und Grafik“: mit Larissa Aharoni, Jens Becker, Julia Brodauf, Niki Elbe, Marc Gröszer, Matthias Heidenreich, Felix Müller, Cornelia Renz, Katja Schütt. Mit Zeichenstift und Installation streifen die Künstler den Kanon des Glaubens. An das Gute, an das Böse, an das Dagegensein oder an das Nichtglauben. Eine kleine feine Ausstellung mit starken, wilden, den Sehgewohnheiten trotzenden Arbeiten um weibliche Identität und Sexualität aus der „Safari“-Serie der Berlinerin Niki Elbe zeige ich im Feuerbacher Industriekontext bei Hanselmann & Compagnie (bis 30.4. Stuttgart). Freuen Sie sich auf den Frühling! Auf Sonnenstrahlen, Vogelzwitschern, Tulpen – den Osterspaziergang! Gönnen Sie sich Gutes, hören Sie Musik! Sagen Sie mal Nein! Philosophieren Sie drauflos! Küssen Sie! Wir sehen uns: in Venedig! London? Athen? Kassel? Berlin! Chemnitz? Landshut! Stuttgart? Und bei Instagram! Machen Sie doch, was Sie wollen!


186

Ahlen

Amberg

Backnang

Helmuth Macke. Im Dialog mit seinen expressionistischen Künstlerfreunden bis 1.5.2017 Kunstmuseum Ahlen

Marion Anna Simon: Der Winterkönig im Schlamm der Kunst 18.5. – 2.7.2017 Stadtmuseum Amberg

Orangerie bei Nacht. Henrik Schrat bis 23.4.2017 Schatten und Wunder. Wolfgang Kessler 6.5. – 2.7.2017 Galerie der Stadt Backnang

Anlässlich des 80. Todestages und 125. Geburtstages von Helmuth Macke (1891–1936) würdigt eine große Werkschau mit rund 120 Kunstwerken – darunter unveröffentlichte Zeitdokumente und museal erstmals gezeigte Arbeiten wie ein für den Sammler Karl Gröppel gestaltetes Interieur – die Bedeutung des Künstlers im Kreis der deutschen Avantgarde. Durch seinen Lehrer Johann Thorn Prikker und sein Umfeld an der Krefelder Kunstgewerbeschule kam er früh mit aktuellen Kunstströmungen in Berührung und war als junger Künstler um 1907/08 sogar „moderner“ als sein berühmter Cousin August Macke. Helmuth Macke bewegte sich im Kreis des Jungen Rheinlandes, stand mit August Macke, Heinrich Nauen, Heinrich Campendonk oder Hans Thuar in engem Kontakt, längere Aufenthalte in Bayern und in Berlin führten aber auch zu einem intensiven Austausch mit den Künstlern der Neuen Künstlervereinigung München und der Künstlergruppe „Die Brücke“, was seine weitere Entwicklung entscheidend prägte. Mit Franz Marc und seiner Frau oder mit Erich Heckel war er eng befreundet. Im Dialog mit ausgesuchten Werken dieser engen Freunde und Kollegen sind Werke aus allen Schaffensphasen zu sehen. ☞ Kunstmuseum Ahlen Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa/So/feiertags 11–18 Uhr Museumsplatz 1, 59227 Ahlen T +49 (0) 23 82 91 83 0 www.kunstmuseum-ahlen.de www.netzwerk-graphische-sammlungen.com

„Die fragile Gestalt Marion Anna Simons fällt auf. Mit eigenwilliger Frisur, androgyn geschnittenem Gesicht, ausdrucksstarken, forschenden Augen, der klug gewählten Kleidung wirkt sie aus dem Rahmen gefallen, Klugheit und Humor sprechen aus den feinen Zügen. Wer ist diese interessante Frau? Sie ist Teil eines künstlerischen Konzeptes, eines Spiels oder einer Performance, sich immer bewegend innerhalb der Kunst. Selbst künstlerisches Mittel, Projektionsfläche aller ikonographischen Bezüge?“ (M. Grammer) Es handelt sich um ein umfangreiches Malerei- und Performanceprojekt, wo Selbstporträts, die den Zeitbezug widerspiegeln, mit historischen Figur­ auffassungen überblendet werden. Als Könige ohne Staat richteten sich Friedrich u. Elisabeth in den Niederlanden ihr künstliches Königreich ein. Simon führt uns durch dieses Reich des luxuriösen Scheins, gleichzeitig „enthüllend“ den Wahnsinn der Macht. Diese multimediale Ausstellung arbeitet mit den Facetten der performativen Travestie und der Groteske. Die Kunstwerke proklamieren das Experiment. ☞ Stadtmuseum Amberg Di–Fr 11–16 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Zeughausstraße 18, 92224 Amberg T +49 (0) 96 21 102 84 www.stadtmuseum-amberg.de www.marionannasimon.de

Mit Scherenschnitten, Tuschezeichnungen und etwa 80 Bildrollen aus schillernden, farblich changierenden Stoffen entführt Schrat (*1968) in eine weltraum­ artige Landschaft – fern jeder zeitlichen und räumlichen Vorstellung. Er verbildlicht Situationen, die sich auf dem fiktiven Planeten Tonder zugetragen haben: Großäugige, an niedliche Tiere erinnernde Geschöpfe, die sofort ins Herz geschlossen werden müssen, bekommen Besuch von vierarmigen Raupen – eine Begegnung, die für Tonder einschneidende Veränderungen mit sich bringt. Dabei spielen Orangerien, deren Früchte stets mit Luxus, Lust, Genuss und Macht in Verbindung gebracht werden, eine zentrale Rolle. Schrat setzt gezielt auf ein Flirren zwischen Vorder- und Abgrund, Realität und Fiktion – kurz: auf eine wahre Orangerie bei Nacht. ☞ Galerie der Stadt Backnang Di–Fr 17–19 Uhr, Sa/So 14–19 Uhr Karfreitag, 1.Mai, geschlossen. Ostersonntag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstsonntag, Pfingstmontag, Fronleichnam geöffnet 14–19 Uhr Petrus-Jacobi-Weg 1, 71522 Backnang T +49 (0)17191 894 477 www.galerie-der-stadt-backnang.de

Helmut Macke, „Wasserkessel mit Rübe“, 1909/10, Öl auf Leinwand, 46 x 64 cm, Privatbesitz

Marion Anna Simon, „Königin im Harnisch“, 2017, Application painting: Eitempera/Öl/Acryl/Holz/Leinwand,

Henrik Schrat, „Harvest – Ernte“, 2016,

200 x 150 cm

Tusche auf Papier, in Stof f gefasst

© VG Bild-Kunst, Bonn 2017

©Henrik Schrat


187

Bad Arolsen

Berlin

Berlin

Dietrich Klinge Im Dialog mit der Klassik Interventionen im Christian Daniel Rauch-Museum Vernissage 26.3.2017 29.3. – 31.12.2017

Otto Bartning (1883–1959). Architekt einer sozialen Moderne 31.3. – 18.6.2017 Akademie der Künste, Hanseatenweg

SCHAUM – Selbstoptimierung bis 2.4.2017 Akademie der Künste, Pariser Platz Die Rostocker Künstlergruppe SCHAUM arbeitet konzeptionell mit Fotografie, Malerei, Grafik, Objekt, Installation und Performance. Dabei entwickelt sie selbstreflexiv kritische Ansätze zu Kunst und Kultur. Mit der Ausstellung „Selbstoptimierung“ in der Passage der Akademie am Pariser Platz geht die Gruppe der Frage nach, warum und wie sich der Fokus des Einzelnen immer mehr auf die eigene Person richtet. SCHAUM recherchiert mit bildästhetischen Mitteln Mechanismen des übertriebenen Strebens nach Individualismus in der heutigen Zeit. SCHAUM zum Konzept der Ausstellung: „Die Selbstoptimierung als Folge der Entpolitisierung spiegelt das Unwohlsein gegenüber einer persön­ lichen Meinung genauso wider wie die aussichtslose Suche nach individueller Glückseligkeit. Im Gegenzug dazu hat das wirtschaftliche Denken Einzug ins Private gehalten und lässt uns unseren Wert und unsere Einzigartigkeit nur mehr spüren, wenn wir unsere mentalen und physischen Möglichkeiten messbar und für jeden sichtbar optimieren. Der Prozess der Selbstoptimierung schließt nahezu alle Bereiche unseres Lebens ein und wird dadurch letztlich politisch.“ ☞ Akademie der Künste Passage, täglich 10–22 Uhr Pariser Platz 4, 10117 Berlin T +49 (0) 30 20057 1000 www.adk.de

Otto Bartning,

Dietrich Klinge, „Daphne II“, Bronze, 2016, Höhe 167 cm, Ex. 5/6

Stahlkirche auf der Pressa in Köln, 1928, Außenansicht,

SCHAUM, „Allegorie 1 (Selbstoptimierung)“, 2016

Foto: Hugo Schmölz, Otto-Bartning-Archiv TU Darmstadt

© SCHAUM

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Die Intervention im Christian Daniel Rauch-Museum gestaltet der Bildhauer Dietrich Klinge. Seine Skulpturen, vor dem Marstall und im Inneren des Museums präsentiert, stehen im Dialog oder Diskurs zu den Skulpturen des Klassizismus. Wie Christian Daniel Rauch arbeitet Klinge mit dem Material Bronze, jedoch mit dem künstlerischen Anspruch eines zeitgenössischen Bildhauers, der seine Grundformen aus grob bearbeiteten Holzstämmen entwickelt. Es entstehen gegenständliche Figuren, die mytholo­g ische oder religiöse Inhalte aufweisen können. Die Prämisse des Gewinns von Erkenntnissen und der Erweiterung ästhetischer Erfahrungen ist auch der Intervention Dietrich Klinges zu eigen, der einer der renommiertesten Bildhauer der Gegenwart ist. „Ich habe eine starke Affinität zu unserem Zeitalter, aber ich denke ebenso an andere Räume, andere Epochen. Das ist nur ein anderer Dialog.“ (Dietrich Klinge) ☞ Christian Daniel Rauch-Museum Mi–Sa 14–17 Uhr, So 11–17 Uhr und nach Vereinbarung Schlossstraße 30, 34454 Bad Arolsen T +49 (0) 5691 625734 www.museum-bad-arolsen.de

Otto Bartning (1883–1959) hat die Baukultur des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Eng verbunden mit den Protagonisten des Neuen Bauens in der Weimarer Republik wie Walter Gropius oder Bruno Taut, vertrat er mit seinen Kultur-, Sozial- und Wohnbauten stets eine an menschlichen Bedürfnissen orientierte soziale Moderne. Sein Entwurf der Sternkirche (1922) und der Stahlkirche (1928), einer innovativen Montagekirche, sind Leitbauten des modernen evangelischen Kirchenbaus. Nach 1945 prägte er durch seine Bauten, Reden und Schriften maßgeblich die Baukultur der jungen Bundesrepublik. Einzigartig ist auch das Notkirchenprogramm, in dem ab 1946 seriell vorgefertigte Typenkirchen in 43 deutschen Städten entstanden. Die Internationale Bauausstellung „Interbau 1957“ in Berlin bildete einen weiteren Höhepunkt seines Schaffens. Eine Ausstellung der Akademie der Künste, Berlin, und der Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe, dem Institut Mathildenhöhe Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt, gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin. ☞ Akademie der Künste Di 11–20 Uhr, Mi–So 11–19 Uhr Hanseatenweg 10, 10557 Berlin T +49 (0) 30 20057 2000 www.adk.de


17

2017

26–29

OCTOBER

23rd International Contemporary Art Fair | ABB Hall 550 | Zurich-Oerlikon Thu 4pm – 10pm | Fri 12pm – 9pm | Sat Sun 11am – 7pm | www.kunstzuerich.ch


Bern

Bietigheim- Bissingen

Bremen

Auktionen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts Gegenwartskunst Graphik und Handzeichnungen alter Meister 15./16.6.2017 Galerie Kornfeld

Meisterwerke der französischen Moderne Malerbücher von Bonnard bis Picasso 8.4. – 2.7.2017 Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen

Annelise Kretschmer. Fotografien 1922 bis 1975 bis 21.5.2017 Museen Böttcherstraße

Künstler wie Pierre Bonnard, Georges Braque, Marc Chagall, Fernand Léger, Henri Matisse, Joan Miró und Pablo Picasso haben auch in den grafischen Künsten Meisterwerke geschaffen. Die Ausstellung widmet sich den Malerbüchern – diese Gattung aufwändig gestalteter Bücher entstand Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich in Frankreich. Die Künstler illustrierten Klassiker von Ovid oder Vergil, setzten sich mit Guillaume Apollinaire oder Charles Baudelaire auseinander und schmückten auch eigene Texte bildnerisch. Viele Künstler pflegten inspirierenden Austausch mit den Schriftstellern. Die Ausstellung bietet einen repräsentativen Überblick über die Entwicklung der „livres d’artistes“ im 20. Jahrhundert mit attraktiven, meist farbigen Lithografien, Radierungen, Holz- und Linolschnitten von 18 namhaften Künstlern der französischen Moderne. So veranschaulichen die präsentierten Künstler- und Malerbücher von 1893 bis 1966 die stilistische Formentwicklung und Vielfalt an künstlerischen Strömungen vom Spätimpressionismus bis zur Abstraktion. ☞ Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen Di/Mi/Fr 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr, Sa/So und feiertags 11–18 Uhr Hauptstraße 60–64, 74321 Bietigheim-Bissingen T +49 (0) 71 42 74 483 www.galerie.bietigheim-bissingen.de

Annelise Kretschmer beginnt ihre Laufbahn als Fotografin in den 1920er-Jahren, während der Zeit der Neuen Sachlichkeit. Auch wenn ihre Arbeiten deutliche Parallelen zu dieser Strömung aufweisen, haben sie doch eine eigenständige und eigenwillige Ästhetik. Als eine der ersten Frauen in Deutschland eröffnet sie ein eigenes Fotostudio und ist auf allen wichtigen Foto-Ausstellungen der Zeit vertreten. Bis ihr Werk in den 1930er-Jahren in Vergessenheit gerät. Sie arbeitet jedoch weiter: Die gebürtige Dortmunderin erschafft bis in die 1970er-Jahre ein einzigartiges Gesamtwerk. Vor allem ihre Porträt-Fotografien beeindrucken durch ihre Unmittelbarkeit. Die Museen Böttcherstraße präsentieren vom 12. Februar bis 21. Mai 2017 rund 80 größtenteils nie ausgestellte Vintage Prints (Originalabzüge) aus allen ­S chaffensphasen der Künstlerin. ☞ Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum Di–So 11–18 Uhr Böttcherstraße 6–10, 28195 Bremen T +49 (0) 421 33882 22 www.museen-boettcherstrasse.de

Die Galerie Kornfeld ist eines der bedeutendsten Auktionshäuser im Bereich der Graphik Alter Meister, Gemälde, Skulpturen und Druckgraphik der Klassischen Moderne, Schweizer Kunst und Gegenwartskunst. Wir beraten als kleines, exklusives Haus unsere Kunden persönlich und individuell. Seit über 150 Jahren arbeiten wir eng mit der Kunstwissenschaft zusammen, sind international bestens vernetzt und leben unser Motto „Kennerschaft und Tradition“ tagtäglich. Neben unserer Kunsthandelstätigkeit publizieren wir kontinuierlich Werkverzeichnisse bedeutender Kunstschaffender. Unsere jährliche Auktionsreihe findet im Juni parallel zur ART Basel statt und sind jeweils im Juni Anziehungspunkt für Sammler, Kuratoren und Kunstfreunde aus der ganzen Welt. Bern liegt im Herzen Europas und ist international hervorragend angebunden. Gerne nehmen wir Einlieferungen für kommende Auktionen entgegen und bieten Unterstützung Sie bei Schätzungen und Verkäufen einzelner Werke oder ganzer Sammlungen. ☞ GALERIE KORNFELD AUKTIONEN AG Laupenstrasse 41, CH-3008 Bern T +41 (0) 31 381 4673 www.kornfeld.ch

Pablo Picasso, „Maisons devant la colline“, 1953 Öl auf Leinwand, 27 x 41 cm, Zervos 276

Annelise Kretschmer: Tatjana und Lux Calvelli-Adorno im Schnee liegend, um 1933 © Christiane von Königslöw

Joan Miró, aus dem Malerbuch „Tristan Tzara“, „Parler seul“, 1948–50, Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, Foto: Rudolf Wakonigg © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

189


Cartoonmuseum Basel

präsentiert — presents

dr. Zep & mr. Titeuf bis 23.4.2017

Christoph Niemann ab 6.5.2017

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Sa, 11. Mär 17 Kirchheimbolanden, 19 Uhr, Stadthalle an der Orangerie So, 19. Feb 17 Mannheim, 11.30 Uhr, Reiß-Engelhorn-Museen Do, 23. Mär 17 Bolanden, 19 Uhr, Weierhof Gymnasium So, 23. Apr 17 Remagen, 14 Uhr, ARP Museum Bahnhof Rolandseck

Ernst Ludwig Kirchner „Totentanz der Mary Wigman“; Courtesy Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach/Bern

Integratives Theaterprojekt mit Schülern und syrischen Flüchtlingen von Daniel Casper von Lohenstein Regie — Hansgünther Heyme

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Theater Osnabrück • Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück Diözesanmuseum Osnabrück • Kunsthalle Osnabrück

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191

Chur

Davos

Dornbirn

Anne Loch Künstliche Paradiese bis 7.5.2017 Bündner Kunstmuseum Chur

„Jetzt soll ich wieder am Theater malen.“ Ernst Ludwig Kirchner und das alpine Theaterschaffen 28.5. – 29.10.2017 Kirchner Museum Davos

Zeitgenössische Vielfalt auf der 17. Art Bodensee in Dornbirn 21.7. – 23.7.2017 Messe Dornbirn

Das Jahr 2017 ist ein bedeutendes Jubiläumsjahr für das Kirchner Museum Davos. Im Januar 1917 kam Ernst Ludwig Kirchner erstmals nach Davos. 2017 feiern wir deshalb 100 Jahre Ernst Ludwig Kirchner in Davos. Darüber hinaus kann das Kirchner Museum Davos 2017 auf sein 25-jähriges Bestehen zurückblicken. Das Museum wurde 1992 von den international bekannten Zürcher Architekten Annette Gigon und Mike Guyer errichtet. Ernst Ludwig Kirchner hat in den Jahren 1920–1937 an insgesamt sieben Theaterproduktionen als Bühnenbildner und Theatermaler mitgewirkt. Die Theaterkulissen bilden im Werk Kirchners eine eigenständige Gruppe. Es handelt sich um Auftragsarbeiten, die durch die Theaterstücke selbst und die Regieanweisungen der Theaterautoren klaren Vorgaben folgten. Hergestellt wurden die Kulissen aus Sackleinen und unter Kirchners Anleitung wurden die Leinwände grundiert und die Farben gemischt. Die Kulissen wurden für neue Nutzungen ­u mgearbeitet bzw. den Erfordernissen der verschiedenen Theaterstücke angepasst. ☞ Kirchner Museum Davos Di–So 11–18 Uhr Promenade 82, CH-7270 Davos Platz T +41 (0) 81 410 63 00 www.kirchnermuseum.ch

Eingebettet in die malerische Landschaft der Bodensee-Region wird die Art Bodensee, vom 21. bis zum 23. Juli erneut zum Treffpunkt für Sammler, Kenner und Neueinsteiger. Gezeigt wird eine sorgsam zusammengestellte Auswahl moderner, neuer und neuester Kunst von rund 60 internationalen Galerien. Daneben präsentieren sich zahlreiche Institutionen und Museen aus der Vier-Länder-Region. 2017 findet die Art Bodensee erstmals in den neuen Messe- und Veranstaltungshallen der renommierten Architekten von Marte.Marte statt. Passend dazu wird eine Sonderschau der Vorarlberger Stararchitekten gezeigt, die 2016 auf der Biennale in Venedig zu sehen war. Ein hochkarätiges Rahmenprogramm mit der VIP-Betreuung, einem Event mit dem international tätigen Vorarlberger Künstler Paul Renner, der exklusiven Collector’s View oder dem „featured artist“ komplettiert das kulturelle Angebot der Sommer-Kunstmesse. ☞ Messe Dornbirn 21.7. – 23.7. 2017, 11–19 Uhr Messeplatz 1, A-6854 Dornbirn/Vorarlberg T +43 (0) 5572 305 0 www.artbodensee.info www.facebook.com/artbodensee

Art Bodensee 2016, Foto: Christian Schramm

Anne Loch (1946–2014), „AL 1403“, 2009 © Nachlass Anne Loch

E.L. Kirchner, Nina Hard auf der Bühne der Zürcher Heilstätte Clavadel, September 1921, Kirchner Museum Davos

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Das Bündner Kunstmuseum widmet der Künstlerin Anne Loch (1946–2014) eine umfassende Retrospektive. Die Ausstellung stellt erstmals das Lebenswerk der deutschen Malerin vor, die sich nach erfolgreichen Jahren aus dem Kunstbetrieb zurückzog und in der Schweiz ihre Wahlheimat fand. Im Stillen schuf sie hier ein Werk, das sich mit der Natur, dem Bild der Landschaft in der Malerei und dem künstlichen Paradies in seiner ganzen zerbrechlichen Schönheit auseinandersetzt. Durch die Wahl ihrer Motive berührt sie bewusst Grenzen des gefällig Schönen und weckt Sehnsüchte. Gleichzeitig stellt sie die pathetischen Formeln mit ihrer Malweise in Frage und schafft so Momente der Desillusionierung. Die Ausstellung ist es eine Entdeckung: Anne Loch hat in vier Jahrzehnten ein immenses Werk geschaffen, ist damit allerdings kaum an die Öffentlichkeit gelangt. Nun wird es erstmals umfassend vorgestellt. ☞ Bündner Kunstmuseum Chur Di–So 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr Bahnhofstrasse 35, CH-7000 Chur T +41 (0) 81 257 28 68 www.buendner-kunstmuseum.ch



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Eberdingen

Frankfur t

Heilbronn

open minded Stiftungspreis Fotokunst bis 11.6.2017

Nacht der Museen Frankfurt und Offenbach 6.5.2017

Skulpturen aus Papier. Von Kurt Schwitters bis Karla Black 19.3. – 2.7.2017 Kunsthalle Vogelmann

Im ersten Halbjahr 2017 setzt die Alison und Peter Klein Stiftung mit der erneuten Vergabe des Stiftungspreises Fotokunst einen eigenen Akzent. Sie präsentiert in der Hängung #16 Werke von dreizehn Künstlerinnen und Künstlern, die in die engere Auswahl der Fachjury gekommen sind. Das Thema des Stiftungspreises „open minded“ – ­o ffen und vorurteilsfrei zu sein im Zugehen auf etwas Neues, Unbekanntes – zielt nicht nur auf die Frage, welche künstlerischen Positionen in der Ausstellung zu erwarten sind. Die gesellschaftspolitische Dimension des Themas, die auf die Wahrnehmung des Fremden gerichtet ist, kommt in den vorgestellten Werken ebenso zum Tragen wie die Reflexion über die Fotografie selbst, die zu einer erneuten Auseinandersetzung mit dem inzwischen alltäglichen Medium auffordert. Präsentiert werden Arbeiten der drei Hauptpreisträger Bernhard Fuchs, Adrian Sauer und Sebastian Stumpf, der Förderpreisträgerin Ann-Kathrin Müller, sowie von Johanna Diehl, Göran Gnaudschun, Pepa Hristova, Inga Kerber, Wataru Murakami, Regine Petersen, Björn Siebert, Ülkü Süngün und Tobias Zielony. ☞ KUNSTWERK Sammlung Klein Mi–Fr/So 11–17 Uhr Siemensstraße 40, 71735 Eberdingen-Nussdorf T +49 (0) 70 42 376 95 66 www.sammlung-klein.de

Am 6. Mai 2017 zeigen rund 50 Museen und Ausstellungshäuser in Frankfurt und Offenbach bei der Nacht der Museen zu ungewöhnlicher Zeit, was in ihnen steckt. Von 19 Uhr bis 2 Uhr früh kann das Publikum auf Entdeckungstour gehen – begleitet von Musik, Lesungen, Performances, Workshops, Videoinstallationen und Partys. Zu ihren jeweiligen Dauer- und Wechselausstellungen setzen die Museen passende Akzente mit Spezialführungen und weiteren Vermittlungsangeboten. Aufgrund des großen Erfolgs zählt die jährliche Kultur- und Partynacht zu den festen Institutionen des Frankfurter Kulturgeschehens. Für den Kulturgenuss ist die Lage der Museen in Frankfurt geradezu ideal: Die meisten Häuser liegen dicht nebeneinander am Frankfurter Museumsufer, so dass der Besuch mehrerer Museen leicht zu Fuß möglich ist. Ein kostenloser Shuttle-Bus bei der Nacht der Museen verbindet zudem alle teilnehmenden Einrichtungen miteinander, so dass auch Orte abseits des Mainufers gut zu erreichen sind. ☞ www.nacht-der-museen.de www.museumsufer-frankfurt.de

Vor allem während der letzten zehn Jahre sind auf Kunstmessen, Biennalen und Ausstellungen immer häufiger Skulpturen aus Papier zu sehen. Es handelt sich dabei nicht um Experimente oder Modelle. Papier hat sich inzwischen als Material für die beständige Skulptur etabliert. Als Skulpturenmuseum fragen wir in dieser Ausstellung deshalb: Seit wann werden Skulpturen aus Papier hergestellt und aus welchen Gründen entscheiden sich Künstler für dieses vergängliche Material? Worin genau liegt dessen besonderes Potenzial? Die Ausstellung möchte keine lineare Entwicklung suggerieren, sondern aufzeigen, dass Papier immer in Umbruchphasen herangezogen wird. Karla Black, Thomas Hirschhorn, Charlotte Posenenske, Robert Rauschenberg, Kurt Schwitters und andere Künstlerinnen und Künstler haben Wesentliches zur Öffnung und Veränderung der Gattung Skulptur beigetragen und liefern überraschende Ergebnisse. ☞ Kunsthalle Vogelmann Di/Mi/Fr–So/feiertags 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr Allee 28, 74072 Heilbronn T +49 (0) 71 31 56 44 20 www.museen-heilbronn.de

Nacht der Museen 2014

Dan Flavin, „Colour Round“, 1992, Sammlung Kienbaum, Foto: Wolfgang Träger © ARS, New York 2017 Teil 1 aus zweiteiliger Arbeit: Adrian Sauer, „30.06.2015“, 2015, C-Print, jeweils 121 x 161 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

© Frank Rumpenhorst


SOMMER KUNSTMESSE DORNBIRN /A

JULI 21 – 23 2017

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Messe Dornbirn Messeplatz 1, A-6854 Dornbirn artbodensee.info, facebook.com/artbodensee

Angewandte Kunst & Design

19. - 21. Mai 2017

Veranstalter

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Messe Karlsruhe

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Karlsruhe

Oberhausen

Pforzheim

23. Karlsruher Künstlermesse 2017 28.4. – 30.4.2017 Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz

LET’S BUY IT! KUNST UND EINKAUF Von Albrecht Dürer über Andy Warhol bis Gerhard Richter bis 14.5.2017 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Großes Publikumsfest zur Wiedereröffnung des Technischen Museums der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie 8./9.4.2017

23.

Kunst und Kaufen, zwei Dinge die eng zusammen­ hängen und doch weit auseinander zu liegen scheinen. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit tritt Albrecht Dürer als einer der ersten Kunst­ unternehmer auf. Die Moden des Kunstmarktes zeigen sich über die Jahrhunderte in Übermalungen oder Umdeutungen von Themen. Die Frage nach Original, Kopie und Fälschung stellt sich immer wieder. Große Spekulationsblasen wie die Tulpomania des 17. Jahrhunderts verbinden Kunst- und Geldmarkt. Das 20. Jahrhundert stellt alle Traditionen auf den Kopf. Marcel Duchamp erklärt Industrieware zur Kunst und die Vertreter der Pop Art nehmen Supermarkt­ produkte in ihre Bilder auf. Und auch das Verhalten von Menschen beim Einkauf wird nicht nur in Rudolf Holtappels Fotoserie Menschen im Warenhaus beobachtet. Wenn Gerhard Richter auf seinem Gemälde Mutter und Tochter Brigitte Bardot mit ihrer Mutter beim Shoppen zu zeigen scheint, verbindet sich hier das Thema des Einkaufens mit dem teuersten Maler des aktuellen Kunstmarktes. Diese breit angelegte Ausstellung beleuchtet erstmals in dieser Form das weite Feld, das Kunst und Einkauf verbindet. ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–So 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 41249 28 www.ludwiggalerie.de

Karlsruher

Nach knapp einjähriger Umgestaltungspause öffnet das Technische Museum der Pforzheimer ­S chmuckund Uhrenindustrie wieder seine Pforten – mit neuen Themen, Bezügen zur Gegenwart, neuen Infor­m ationsangeboten und zeitgemäßer Ausstellungsgestaltung. Es zeigt die Technik der Schmuck- und Uhrenindustrie in ihrem historischen Kontext. Dabei geht es nicht nur um die Techniken der Herstellung, sondern auch um Menschen und Arbeitsbedingungen, Ideen und Entwicklungen in der Industrie und in der Stadt Pforzheim. Viele der historischen Maschinen werden vorgeführt. Weil die Industrie in Pforzheim eine lange Tradition hat und zugleich aktuell ist, liegt ein Fokus darauf, wie die Geschichte in der Gegenwart weiterlebt: Zahlreiche Unternehmen haben ihre besonderen Kompetenzen aus der Schmuck- und Uhrenproduktion weiterentwickelt und sind heute auch in neuen Märkten erfolgreich. ☞ Technischen Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie 8./9.4.2017, 10–17 Uhr Bleichstraße 81, 75172 Pforzheim T +49 (0) 7231 39 2869 www.technisches-museum.de

Außenansicht Technisches Museum, K+J, Pforzheim,

Künstlermesse

Foto: Petra Jaschke

Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz Karl-Friedrich-Straße 17

76133 Karlsruhe | 28. bis 30. April 2017 | Vernissage: Donnerstag, 27. April 2017, 19 Uhr

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, 11 bis 20 Uhr | Eintritt frei | www.karlsruhe.de/kuenstlermesse

Gerhard Richter, „Mutter und Tochter“, 1965, © Gerhard Richter

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Die 1987 ins Leben gerufene Karlsruher Künstler­ messe hat sich in den letzten Jahren als feste Größe in der regionalen Kunstszene etabliert. Der gewachsenen Bedeutung der Verkaufsschau trugen die Veranstalter der Messe, die Stadt Karlsruhe und der Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Karlsruhe e.V., Rechnung: Seit 2013 werden Kunstschaffende aus ganz Baden-Württemberg, aus Rheinland-Pfalz und dem Elsass eingeladen, sich zu bewerben. 2017 stellen 35 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke im Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz auf insgesamt 1.500 Quadratmetern aus. Eine Fachjury wählte aus 148 Bewerbungen 34 Positionen aus, die für unterschiedliche Strömungen der Gegenwartskunst stehen. Vertreten sind die Jahrgänge 1944 bis 1991, zu erleben ist ein vielfältiges, buntes Spektrum aus Malerei, Zeichnung, Collage, Grafik, Druck, Skulptur, Objekt, Fotografie, Video, Installation und der Verbindung verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen. ☞ 23. Karlsruhe Künstlermesse Eröffnung: Do, 27.4.2017, 19 Uhr 28.4. – 30.4.2017, 11–20 Uhr Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz Karl-Friedrich-Straße 17, 76133 Karlsruhe www.karlsruhe.de/kuenstlermesse


S A L Z B U R G c o n t e m p o r a r y

22 – 25 juni 2017 internationale messe für zeitgenössische kunst, klassische moderne & antiquitäten

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www.art-salzburg-contemporary.com


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Riegel

Saarbrücken

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Christo und Jeanne-Claude – zwei Namen, die sofort und untrennbar mit einem unverwechselbaren Werk verknüpft und im kollektiven Kunstgedächtnis einer ganzen Gesellschaft verankert sind! „Enthüllen durch Verbergen“ – mit dieser vielzitierten Formel lässt sich das Werk der beiden Ausnahmekünstler wohl am besten beschreiben. Die Werkschau in der kunsthalle messmer präsentiert anhand von rund 100 Exponaten die künstlerische Entwicklung hin zu technisch immer ausgefeilteren und anspruchsvolleren Projekten. Sie zeigt alle wichtigen Schaffensperioden der Künstler, veranschaulicht und dokumentiert die Arbeitsweise und spannt einen weiten Bogen – beginnend mit den frühen Arbeiten, über die weltbekannten Projekte wie die Surrounded Islands, den Reichstag in Berlin und die Gates in New York bis hin zum jüngsten Großprojekt am Lago d‘Iseo. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen die zahlreichen Unikate aus Privatbesitz, selten gezeigte Werke, die einen Einblick in den Entstehungsprozess der Projekte ermöglichen. Sie werden ergänzt durch Fotografien von Wolfgang Volz, der das Werk des Künstlerpaares seit Jahrzehnten begleitet sowie durch zahlreiche Druckgrafiken. ☞ kunsthalle messmer Di–So 10–17 Uhr Grossherzog-Leopold-Platz 1, 79359 Riegel a. K. T +49 (0) 7642 920 16 20 www.kunsthallemessmer.de

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Samstag 24. Juni 2017 von 15.00 bis 23.00 Uhr Sonntag 25. Juni 2017 von 10.00 bis 17.00 Uhr

NEW NEIGHBOURS PAUL MORRISON | Black Grass – JOST MÜNSTER | Casual Encounter bis 30.4.2017 Stadtgalerie Saarbrücken Aktuelle Malerei aus Großbritannien, in der die Auseinandersetzung mit den Bildwelten der neuen Medien und der Metropole im Fokus steht. Die Gemälde und Objekte Jost Münsters (*1968) sind abstrakt und spielen zugleich mit Referenzen an Architektur und Stadtraum. Vorbeigleitende Häuserzeilen, graue Fassaden, grell-bunte Reklame-Wände, Beleuchtung, Schatten, Spiegelungen, Kulisse – wenn Jost Münster diese Eindrücke der Großstadt auf die Leinwand überträgt, in Farbe und Form übersetzt, dann findet ein Gerinnungsprozess statt, der sich auf der Bildfläche niederschlägt. Der Bilderkosmos Paul Morrisons (*1966) entstammt botanischen Lehrbüchern und Comics. Seine schwarz-weißen Landschaftspanoramen und Gemäldeserien erregten bereits in den 1990er-Jahren internationale Aufmerksamkeit. Die in kühnen Linien angelegten Gärten und Landschaften entfalten sich dabei in raumgreifenden Wandmalereien ebenso wie auf Gemälden, Zeichnungen, Drucken oder im Film. RUSSELL MALTZ | Painted – Stacked – Suspended FRANÇOIS MARTIG | Hypo-Landscapes: Politics of Battlefields 19.5. – 27.8.2017 ☞ Stadtgalerie Saarbrücken Di–Fr 12–18 Uhr, Sa/So und feiertags 11–18 Uhr St. Johanner Markt 24, 66111 Saarbrücken T +49 (0) 681 905 1842 www.stadtgalerie-saarbruecken.de

Mecklenburger Schweiz Kranichland Sternberger Seenplatte weitere Anwesen Peenetal Mecklenburger Seenplatte Christo und Jeanne-Claude, „Surrounded Islands IV“, (Stof f), Originalfoto W. Volz, signiert, © CHRISTO

Mecklenburger Parkland Den Sommer herrschaftlich begrüßen

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Paul Morrison, „Hyazinthe“, 2014, Aluminium bemalt, 400 x 130 x 2,5 cm

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Christo und Jeanne-Claude – Objekte – Zeichnungen – Collagen bis 18.6.2017 kunsthalle messmer

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Salzburg

Schwäbisch Gmünd

ART SALZBURG CONTEMPORARY & ANTIQUES INTERNATIONAL 22. – 25.6.2017 Messezentrum Salzburg

Emil Holzhauer. Amerika – der Traum vom Künstlerleben bis 11.6.2017 Museum im Prediger

Nach mehr als 20 erfolgreichen Jahren findet die legendäre ART Kunstmesse erstmals in der Kunst- und Kulturstadt Salzburg unter dem Label ART Salzburg Contemporary & Antiques International statt. Sie stellt einen unübertrefflichen Anziehungspunkt für anspruchsvolle Kunstfreunde und -sammler aus Nah und Fern dar. Das Programm fokussiert sich dabei primär auf zeitgenössische Kunst, wobei auch klassische Moderne und erlesene Antiquitäten der letzten Jahrhunderte in einem kleinen, feinen Segment gezeigt werden – schwerpunktmäßig Gemälde, Originalgraphik, Papierarbeiten, Editionen, Skulpturen, Fotografie/Neue Medien. Mit der ART Salzburg Contemporary & Antiques International wird erstmals ein neues frisches Kunstangebot nach Salzburg gebracht durch einen guten Mix an internationalen Galerien und Kunsthändlern, sowie herausragenden Sonderschauen, wodurch versierte Sammler ebenso wie Einsteiger unter den Kunstliebhabern angesprochen und begeistert werden. ☞ ART SALZBURG CONTEMPORARY & ANTIQUES INTERNATIONAL Internationale Messe für zeitgenössische Kunst, Klassische Moderne, Pop Art & Antiquitäten Do–Sa 11–19 Uhr, So 11–18 Uhr Am Messezentrum 1, A-5020 Salzburg T +43 (0) 512 567101 www.art-salzburg-contemporary.com

Erstmals erschließt eine Ausstellung einem außeramerikanischen Publikum das künstlerische Werk von Emil Holzhauer und stellt den in Europa bislang wenig bekannten Künstler einer breiten Öffentlichkeit vor. Holzhauer, 1887 in Schwäbisch Gmünd geboren, wanderte mit neunzehn nach Amerika aus: ohne Geld und Englischkenntnisse, dafür ausgestattet mit einer Ziseleur- und Graveurausbildung und getragen von dem festen Ziel, Künstler zu werden. Als er 1986 in Niceville (Florida) stirbt, hatte sich sein Lebenstraum durch eine außergewöhnliche künstlerische Karriere erfüllt: sie umfasste lehrende Tätigkeiten an Colleges, etliche Stipendien, Preise und Auszeichnungen. Die Ausstellung zeigt insgesamt 56 Arbeiten aus allen Schaffensphasen Emil Holzhauers. Das Gros der Werkschau stellen 50 Gemälde und Aquarelle aus dem Besitz des Northwest Florida State College in Niceville, Florida, das Holzhauers künstlerisches Erbe verwaltet. Es erscheint ein reich bebilderter Katalog (dt./engl., 96 Seiten, 20 EUR). ☞ Museum im Prediger Di/Mi/Fr 14–17 Uhr, Do 14–19 Uhr, Sa/So und feiertags sowie Oster- und Pfingstmontag 11–17 Uhr Johannisplatz 3, 73525 Schwäbisch Gmünd T +49 (0) 7171 603 4130 www.museum-galerie-fabrik.de

Emil Holzhauer, „Der Bootsmacher“, 1951, Kaseinfarben, 89,5 x 72,4 cm © Estate Northwest Florida State College Permanent Collection, Niceville, Florida

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

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Seeheim

Ulm

Waib ling en

Peter Stephan: Maler – Seefahrer – Erzähler bis 20.8.2017 Museum Stangenberg Merck

Andrea + Nikolaus Kernbach schichtweise – Skulptur und Zeichnung 10.3. – 16.4.2017 BEGE Galerien Galerie am Saumarkt

Lyonel Feininger. Zwischen den Welten bis 14.5.2017 Galerie Stihl Waiblingen

Peter Stephan, Patenkind des Bauhaus-Gründers Walter Gropius, war bekannt durch seine Radierungen – er hat fast 900 Motive geschaffen. Nicht minder phantasievoll sind die Ölbilder, die der 2014 verstorbene Künstler oft extrem teuer auspreiste, um sich nicht von ihnen trennen zu müssen. Die Ausstellung zeigt rund 50 Ölgemälde aus dem Nachlass des deutschen Malers mit ungarischen Wurzeln, der große Teile des Jahres in Griechenland verbrachte. Die Bilder sind Momentaufnahmen des Lebens und erzählen Geschichten. Ein häufiges Motiv sind Zigeuner, Familien im Wagen, Kinder mit Tanzbären an der Kette. Familien dominieren auch seine griechischen Bilder, Schafzüchter, Bauern, Fischer – und immer wieder Schiffe. Man muss Stephans Bilder gründlich ansehen, dann entdeckt man fein ausgearbeitete Details wie kleine Teekessel, Tässchen oder winzige Geigen in Kinderhänden. Mehr über Leben und Werk im ausstellungs­ begleitenden Buchkatalog (112 S., 25 EUR, ISBN 978-3-936237-37-5, erhältlich im Museum oder beim Orlandus Verlag, info@orlandus.de) ☞ Museum Stangenberg Merck Mi–Fr 15–19 Uhr, Sa/So und feiertags 11–18 Uhr Helene-Christaller-Weg 13, 64342 Seeheim-Jugenheim www.mstm.info

Bruchstücke schneiden, auf einander legen und ausrichten, neu ausbalancieren, Graupappe falten und stapeln, zeichnen. In der Ausstellung schichtweise stellen beide Künstler u. a. Fragen nach Fremdheit, Vertrautheit, Zusammengehörigkeit, Balance und Ruhe, Statik und Dynamik. Sie loten Kräfteverhältnisse aus und untersuchen im Dialog das Zusammenspiel von zwei unterschiedlichen Material- und Formzusammen­ hängen. Schichtweise bezeichnet als Tätigkeit und Haltung sowohl die skulpturale Auseinandersetzung mit schichtig angelegten Materialprinzipien als auch die zeitliche Abfolge des Werkprozesses. ☞ BEGE Galerien Galerie am Saumarkt Mo/Di nach Vereinbarung, Mi–Fr 11–13/14–18 Uhr, Sa 11–15 Uhr Fischergasse 34, 89073 Ulm T +49 (0) 731 633 49 www.bege-galerien.de www.galerie-am-saumarkt.de

Die Ausstellung stellt mit über 90 Arbeiten das gesamte grafische Spektrum dieses bedeutenden Künstlers der Klassischen Moderne vor. Sie gibt einen repräsentativen Einblick in die stilistische Entwicklung von Feiningers Werk. Seine Laufbahn als bildender Künstler beginnt er 1890 als Karikaturist und Comiczeichner für deutsche, amerikanische und französische Zeitschriften und feiert damit große Erfolge. Rund 20 Jahre später – nach Bekanntschaften mit Robert Delaunay und Henri Matisse – entstehen erste Ölbilder. In den Folgejahren beschäftigt sich Feininger zudem mit verschiedenen druckgrafischen Techniken und fertigt neben Lithografien und Radierungen insbesondere zahlreiche Holzschnitte. Zu deren markanten Motiven zählen expressionistische Stadtansichten sowie Darstellungen von Kirchen, Türmen, Zügen und Schiffen, die sich aus kristallin überlagerten Flächen zusammensetzen. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Graphischen Sammlung des Museum Kunstpalast, Düsseldorf. ☞ Galerie Stihl Waiblingen Di/Mi/Fr–So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr Weingärtner Vorstadt 12, 71332 Waiblingen T +49 (0) 7151 50 01 16 86 www.galerie-stihl-waiblingen.de

Lyonel Feininger, „Das Tor“, 1920, Holzschnitt auf geripptem Japan, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: Horst Kolberg © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Andrea Kernbach, „4 Stapel“, Peter Stephan, „Griechischer Hafenbäcker“, undatiert, 97,5 x 77 cm, © Daniela Walther

Nikolaus Kernbach, „schicht weise 40“, 2017


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Wal d enb u ch

Wo lf sb urg

Wo lf sb urg

Rot kommt vor Rot Die Farbe Rot in der Sammlung Marli Hoppe-Ritter 22.5. – 17.9.2017 MUSEUM RITTER

PIETER HUGO BETWEEN THE DEVIL AND THE DEEP BLUE SEA bis 23.7.2017 Kunstmuseum Wolfsburg

BERND LUZ – Legends of Le Mans ab 30.3.2017 Stiftung AutoMuseum Volkswagen

Feuer, Energie, Blut – die Farbe Rot weckt beim Betrachter viele Assoziationen. Mitunter dient sie auch als Träger von symbolischen oder politischen Aussagen. Mit dem Streben der Moderne nach einer autonomen Kunst und einem puristischen Farbideal wurde Rot im frühen 20. Jahrhundert zu einer bevorzugten Farbe der abstrakten Malerei. Anhand von 70 Werken aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter beleuchtet die Ausstellung die unterschiedlichen Aspekte der Farbe Rot und ihre Verwendung in der konkreten Kunst. Rot tritt in dieser Auswahl als monochrome Fläche oder als autonomes Bildelement auf, wobei ihre Leuchtkraft im Nebeneinander mit der Komplementärfarbe Grün deutlich gesteigert werden kann. Karlheinz Adler, Bernard Aubertin, Bob Bonies, Rita Ernst, Rupprecht Geiger, Günther Uecker und viele weitere Künstler sind mit Gemälden und Objekten in der Schau vertreten. Darüber hinaus sind ein Farblicht-Raum von Stefanie Lampert sowie eine Installation des Künstlers Platino zu sehen, die jeweils anlässlich dieser Schau entworfen wurden. ☞ MUSEUM RITTER Sammlung Marli Hoppe-Ritter Di–So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr Alfred-Ritter-Straße 27, 71111 Waldenbuch T +49 (0) 7157 535 11 0 www.museum-ritter.de

Was trennt uns und was verbindet uns? Wie leben Menschen mit den Schatten kultureller Unterdrückung oder politischer Dominanz? Der südafrikanische Fotograf Pieter Hugo, geboren 1976 in Johannesburg, geht diesen Fragen in seinen Porträts, Stillleben und Landschaftsbildern nach. In seiner ersten musealen Ausstellung in Deutschland zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg einen umfassenden Überblick über 15 zwischen 2003 und 2016 entstandene Serien. Aufgewachsen im postkolonialen Südafrika, wo er 1994 das offizielle Ende der Apartheid erlebt, hat Hugo ein feines Gespür für soziale Dissonanzen. Sensibel bewegt er sich durch alle sozialen Schichten, nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in Ländern wie Ruanda, Nigeria, Ghana, Kalifornien oder China. In seinen Fotografien erfasst Pieter Hugo die sichtbaren und unsichtbaren Spuren und Narben gelebter Biografien und erlebter Landesgeschichte. Sein Interesse gilt den Subkulturen einer Gesellschaft, der Kluft zwischen Ideal und Realität. ☞ Kunstmuseum Wolfsburg Di–So 11–18 Uhr Hollerplatz 1, 38440 Wolfsburg T +49 (0) 53 61 26 69 0 www.kunstmuseum-wolfsburg.de

AUS DER SERIE „KIN”, 2006–2013, 2014 c-print © Pieter Hugo, | Priska Pasquer, Köln

Günther Uecker, „Rot kommt vor“, 2009 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Bernd Luz, „Le Mans 1987”

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Pieter Hugo, „WITH MY SON, JAKOB HUGO, NATURES VALLEY,

Nach der erfolgreichen Jubiläumsausstellung „40 Jahre Golf GTI” präsentiert das Museum nun die Pop-Art-Serie „Legends of Le Mans” des renommierten Künstlers Bernd Luz. Die Historie des 24-Stunden-Rennens spannend illustriert und in Szene gesetzt in besonderer „Abstrakt Pop-Technik“. Der Künstler Bernd Luz zeigt mit seinen Pop-Arts nicht nur Kunst, sondern einen Querschnitt durch die Geschichte des wichtigsten Autorennens. Seit seinem Ursprung in den 1920er-Jahren bis heute. Porsche, Jaguar, Mercedes, Alfa, Ford, BMW und andere. Kunst und Information überaus emotional und faszinierend umgesetzt. Zum Künstler Bernd Luz: – Zeitgenössischer internationaler Pop-Art-Künstler – Bilder in Nationalmuseen, Museen und Galerien weltweit – Internationale TV-Auftritte (aktuell auf VOX: „Goodbye Germany“) – Autor von zwei Kunstbüchern (Stadler Verlag, Konstanz) – BMW Art Car und Campagnolo-Art-Bike www.BerndLuz.de ☞ Stiftung AutoMuseum Volkswagen Di–So 10–17 Uhr Dieselstraße 35, 38446 Wolfsburg T +49 (0) 53 61 520 71 www.automuseum.volkswagen.de


Ruth Biller TIMECODES Malerei TTR Technologiepark Tübingen-Reutlingen 04.05. - 28.07.2017

Technologiepark Tübingen-Reutlingen

TTR Technologiepark Tübingen-Reutlingen Gerhard-Kindler-Straße 13 72770 Reutlingen T +49 (0) 7121 909 79 90 Öffnungszeiten Mo–Fr 9–16 Uhr Sa, So, feiertags geschlossen


23. Karlsruher

Künstlermesse

Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz Karl-Friedrich-Straße 17

76133 Karlsruhe | 28. bis 30. April 2017 | Vernissage: Donnerstag, 27. April 2017, 19 Uhr

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, 11 bis 20 Uhr | Eintritt frei | www.karlsruhe.de/kuenstlermesse


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ARTMAPP erscheint im März, Juli und November mit knapp 200 Seiten und in einer Auflage von 30.000 Exemplaren. Das Magazin wird im Zeitschriftenhandel vertrieben und ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz an allen Bahnhöfen und Flughäfen erhältlich. Im Abo erhalten Sie drei Ausgaben des ARTMAPP-Magazins für 20 EUR/Jahr (D) portofrei nach Hause geliefert. Studenten erhalten 30 % Rabatt.

D I E A R T M A P P -A P P

Ob zu Fuß in einer Stadt oder mit dem Auto unterwegs – die App informiert in einem individuell einstellbaren Radius auf dem Smartphone und dem Tablet über mehr als 8.000 Ausstellungsorte im deutschsprachigen Raum. So laufen oder fahren Sie an keinem Museum, an keiner Galerie mehr vorbei! Sie haben die Möglichkeit, Kategorien auszuwählen und nach Museen, Galerien, Auktionshäusern, Buchhandlungen, Kunstmessen oder Empfehlungen zu Hotels, Restaurants und Cafés zu filtern, sich die Ergebnisse in einer Favoritenliste zu ­s peichern oder sie gleich per E-Mail oder Facebook mit ­Freunden zu teilen. im App Store und be i Google Play mobil. ar t mapp. net


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Die Kunst-Navi-App gratis im App Store und bei Google Play m.artmapp.net

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1/16 – Frühjahr 2016

Alle Ausgaben des ARTM APP-Kunstmagazins zum Bestellen

J U L I – O K T O B E R 2 015

gratis im App Store

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2/16 – Sommer 2016

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Die Kunst- Navi-App

Die Kunst-Navi-App und bei Google Play

AUGSBURG BASEL BONN FRANKFURT ROTTWEIL SCHWERIN SOEST THUN

3/16 – Winter 2016/17

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BARTNIG GAIDA MELHUS SCHÃœLKE SCOPIN TINGUELY

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3/15 – Winter 2015/16

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2/15 – Sommer 2015

1/15 – Frühjahr 2015

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3/14 – Winter 2014/15

Bad Homburg RheinMain

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ans Arp | Hanneke Beaumont | Caspar Berger ar | Richard Deacon | Erik Dietman | Laura Ford Camille Henrot | Sean Henry | Kenny Hunter el | Ilya & Emilia Kabakov | Dietrich Klinge zid Oulab | Jaume Plensa | Peter Randall-Page Stefan Rohrer | Shim Moon-Seup | Assan Smati atthäus Thoma | Bernar Venet | Henk Visch

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3/13 – Winter 2013/14

IHR ON/OFF-GUIDE FÃœR KUNST ARCHITEKTUR DESIGN MODE FOTOGRAFIE

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m a r s e i l l e

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ANTWERPEN

26. Mai – 6. Okt. 2013

1/14 – Frühjahr 2014

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WINTER 2012/13

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23.10.12 13:58 aus Artmapp, Herbst / Winter 2012 / 2013, Redaktion / Text Christiane Morsbach, c.morsbach@artmapp.net.

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1/12 – Winter 2012/13


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Christoph Schütte, Jürgen Schultz, Heidi Stecker,

Bethmann Design GmbH & Co. KG

Dipl.-Biol. Bettina Wurche, Miro Zahra

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erscheint im Verlag ARTMAPP GmbH

TEXTREVISION

DRUCK

Geschäftsführerin Silvia Brouwer

Katrin Günther, Berlin

NEEF + STUMME premium printing

Verlag in der Pfizerstraße 11, 70184 Stuttgart

KUNST – Buch, Text, Netz

Schillerstraße 2, 29378 Wittingen

Firmensitz Hamburg

katrin_guenther@gmx.net

IMPRESSUM

ARTMAPP MAGAZIN 14. Ausgabe – 6. Jahrgang

VERTRIEB

HRB 124474 Amtsgericht Hamburg

HERAUSGEBER

MITARBEITER DIESER AUSGABE

DPV Vertriebsservice GmbH

Mark Brouwer, Bettina Götz, Nina Czayka,

Süderstraße 77, 20097 Hamburg

Carmen Jäger, Ute Lauterjung ABO

Reiner Brouwer M +49 (0) 171 170 69 23

DATENBANKVERWALTUNG DER APP

abo@artmapp.net

r.brouwer@artmapp.net

Michael Lauterjung, app@artmapp.net

20 EUR (D) / 42 EUR (EU und Schweiz)

Silvia Brouwer

Einzelheftversand 10 EUR / 15 EUR (EU und Schweiz) ANZEIGENLEITUNG

Weitere Informationen unter www.artmapp.net

AUTOREN DIESER AUSGABE

Silvia Brouwer

Sarah Alberti, Kim Behm, Katja Behrens,

Pfizerstraße 11, 70184 Stuttgart

Am 14. Juli 2017 erscheint die nächste Ausgabe

Mag. MAS Eva Brunnsteiner, Nicole Büsing &

T +49 (0) 711 161 224 15

ARTMAPP Sommer 2017.

Heiko Klaas, Susanne Burmester, Hansjörg Fröhlich,

s.brouwer@artmapp.net ISSN 2195-1594

Dr. Chris Gerbing, Alice Henkes, Amrei Heyne, Cornelieke Lagerwaard, Michael Meyer,

DESIGNKONZEPT

www.artmapp.net, mobil.artmapp.net,

Marc Peschke, Julia Philippi, Carsten Probst,

Design – Chris Steurer, www.csteurer.com

www.facebook.com/ARTMAPP

Der ARTMAPP-Gesamtauflage liegen auf Seite 32 die Broschüre „Kunst- und Kulturkarte“ des Tourismusverbands Mecklenburg-Vorpommern e. V., Rostock, sowie auf der Umschlagrückseite die Städtebroschüre „My Switzerland“ von Schweiz Tourismus, Frankfurt am Main, bei. Sollten diese Beilagen nicht vorhanden sein oder Sie weitere Exemplare wünschen, wenden Sie sich bitte an: mail@artmapp.net.

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 017 — I M P R E S S U M

USt.-IdNr. DE284814593


Spiegelbilder in Kunst und Medizin Vito Acconci, William Anastasi, Christian Andersson, John Baldessari, Attila Csörgö, Marta Dell’Angelo, Dan Graham, Michaelangelo Pistoletto, Markus Raetz, William Utermohlen Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Di–So, 10–17 Uhr / Mi 10–19 Uhr, www.kunstmuseumthun.ch

John Baldessari, Reverse / Repeat Series: Spoons, Peas, Jars, Etc., 2001, Courtesy John Baldessari, Marian Goodman Gallery und Sprüth Magers

MIRROR IMAGES 11.2.– 30.4.2017




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