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HEIZEN GROßKRAFTWERKE

Zu groß, zu teuer, zu unwirtschaftlich ? Dr Ruth Brökeland – CARMEN e.V Deutschland

Folgend einer Studie, die sich mit Biomasseheizwerken in Deutschland befasst, fördert Bayern nur noch rentabele Projekte. ie Wärmeversorgung mit Biomasseheizwerken ist technisch machbar und ökologisch sinnvoll. Holzhackgut steht in ausreichenden Mengen als Brennstoff zur Verfügung, der logistische Aufwand ist überschaubar. Für die Kunden der Heizwerke ist die Nah- oder Fernwärmeversorgung eine bequeme und zuverlässige Alternative zu einer herkömmlichen Zentralheizung. Besorgniserregend erscheint allerdings die mangelnde Wirtschaftlichkeit mehrerer Anlagen.

sation, Ökonomie und Ökologie untersucht. Ziel dieser Evaluierung war es, anhand verschiedener Pilotund Demonstrationsanlagen beispielhaft eine möglichst umfassende Erhebung von Daten und Informationen durchzuführen und möglichst vielfältige Erkenntnisse und Kennzahlen abzuleiten, die im Hinblick auf die Planung und Realisierung weiterer Biomasseheizwerke sowie für d i e Opti m i e r u ng vorha nd e ne r A nla g e n von B e d e u tu ng se i n könnten.

ITEBE

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FEEDBACK VON 12 HEIZWERKEN

EINE ZU FÖRDERNDE ERNEUERBARE ENERGIE

Dies sind die Ergebnisse einer Studie, die nun veröffentlicht wurde. 12 Biomasseheizwerke unterschiedlicher Größenordnung in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Thüringen wurden von C.A.R.M.E.N. e.V., der bayerischen Koordinierungsstelle für nachwachsende Rohstoffe, hinsichtlich Technik, Organi-

Denn grundsätzlich gilt : Biomasse ist gespeicherte Sonnenenergie. Als nachwachsender Rohstoff bietet die thermische Verwertung von Biomasse im Vergleich zur Verbrennung fossiler Energieträger den Vorteil, nahezu CO2-neutral zu sein. Aus regionalpolitischer Sicht ist zudem besonders interessant, dass der Rohstoff Bio-

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m a sse a u s d e r Re g i on stammt, wodurch sich die Transportwege verringern und die für die Wärmebereitstellung aufgewendeten Mittel in der Region verbleiben können. Und nicht zuletzt ist die Biomasse auch eine erneuerbare Energie, die punktgenau abgerufen werden kann, wenn sie gebraucht wird. Gute Gründe also, um eine verstärkte energetische Nutzung der Biomasse zu forcieren. Entsprechend zahlreich sind die Pilot- und Demonstrationsanlagen der energetischen Biomassenutzung, die in Deutschland in den 1990er Jahren realisiert worden sind. Allein in Bayern wurden seit 1990 ü be r 300 M i lli onen D M an Zuschüssen für Bioenergieprojekte vergeben. Unter anderem wurden mit diesen Geldern mehr als 80 Biomasseheizwerke sowie einige Heizkraftwerke und BHKW gefördert. Nach wie vor sehen Experten vor allem im Wärmemarkt ein sehr großes Potenzial für einen verstärkten Einsatz der Biomasse.

EIN GLEICHGEWICHT ZWISCHEN BRENNSTOFFPREIS UND INVESTITIONSKOSTEN Die Wärmeversorgung durch ein Biomasseheizwerk ist keine allzu große Innovation. Das typische Biomasseheizwerk ist nichts anderes als die Kombination einer herkömmlichen Holzfeuerungsanlage mit einem herkömmlichen Nah- oder Fernwärmenetz. Lediglich diese Kombination und ggf. die Anpassung der Holzverbrennungstechnologie an sehr unterschiedliche Biomassebrennstoffe, wie Halmgüter mit besonders niedrigem Aschesschmelzpunkt, sowie die damit verbundene Brennstofflogistik ist das


eigentlich Neuartige. Dennoch konnten im Rahmen der Evaluierung bei mehreren Anlagen Planungs- und Konstruktionsfehler festgestellt werden , die in Verbindung mit Versäumnisse bei der Qualitätssicherung einen relativ hohen Nachbesserungsaufwand, eine manchmal überraschend geringe energetische Effizienz von Wärmeerzeugung und -verteilung sowie wirtschaftliche Defizite verursacht haben. Darüber hinaus ergibt sich bei einer Nah- oder Fernwärmeversorgung die grundsätzliche Problematik, dass nur eine sehr kostengünstige Wärmequelle die hohen Kosten der Wärmeverteilung kompensieren kann und zu wettbewerbsfähigen Abnahmepreisen führt. Je aufwändiger die Netze sind, desto kostengünstiger muss also die Wärmequelle sein. Der Umkehrschluss wiederum ist, dass lediglich ein kompaktes Wärmenetz bei hoher Wärmebedarfsdichte unter Umständen eine etwas teurere Wärmequelle rechtfertigen kann. Wärme aus einem Biomasseheizwerk jedoch ist mit einem vergleichsweise hohen technischen und organisatorischen Aufwand verbunden und daher keinesfalls besonders kostengünstig.

EINE MINIMALE WÄRMEBELEGUNG VON 1.5 MWST./M Eine der Empfehlungen, die aus den Ergebnissen der Studie abgeleitet werden können, ist deshalb, dass bei den derzeitigen Rahmenbedingungen nur Projekte realisiert werden sollten, deren Abnehmerstruktur eine hohe Wärmebelegung erwarten läßt ; gefordert werden wenigstens 1,5 MWSt pro Trassenmeter und Jahr. Desweiteren sollte die Gesamtinvestition für das Heizwerk einschließlich Wärmenetz so gering wie möglich sein. Als Faustformel kann hierzu der erzielbare durchschnittliche Wärmepreis mit dem Wert 7,5 multipliziert werden. So würde die maximal sinnvolle Gesamtinvestition bei einem durchschnitt l i c h e n Wärmep reis v o n 100 DM/MWSt bei 750 DM pro MWSt und Jahr liegen - ein gesundes Kostenbewußtsein ist also mehr denn je notwendig. Ein erhebliches Sparpotenzial steckt in den Gebäuden. In der Vergangenheit stand leider allzu oft der „Vorzeigecharakter“ des Bioenergiepro-

jekts im Vordergrund und hat nicht selten zu überzogenen baulichen Lösungen geführt. Bei zukünftigen Projekten wird man sich auf das unbedingt notwendige beschränken müssen : auf die Zwischenlagerung einer nicht allzu großen Brennstoffmenge sowie auf den Schutz der Heiztechnik vor Witterungseinflüssen und unbefugtem Zugriff. Bis zu einer Wärmebedarfsleistung von 500 kW bieten sich beispielsweise auch relativ preiswerte Containerlösungen an.

KEINE FÖRDERUNG FÜR UNWIRTSCHAFTLICHE PROJEKTE Die Empfehlungen der Studie sind mittlerweile in die Förderung von Bioenergieprojekten im Bundesland Bayern eingeflossen. Der Bayerische Landtag hat entsprechende Änderungen beschlossen. Zukünftig sollen nur noch Biomasseheizwerke eine Förderung erhalten, die die Einhaltung strenger Kennwerte erwarten lassen. Dazu gehört auch, dass zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Biomasseheizwerks ein Großteil der prognostizierten Wärmemenge abgenommen werden kann. Die Versorgung eines Neubaugebietes mit schleppender Aufsiedelung hat da allerdings kaum noch eine Chance. Das Projekt „Evaluierung bestehender Pilot- und Demonstrations a n la g en z u r re g e ne r a ti ve nE n erg ieer z eu g u ng a u f B a si s Biomasse in der Bundesrepublik Deutschland“ wurde mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. 5 Eine gekürzte Fassung der Studie kann im Internet unter : www.carmen-ev.de abgerufen werden und ist voraussichtlich ab Mitte Mai 2001 auch als gedrucktes Exemplar bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Telefon 05 41/96 33-0 erhältlich

FLASH SwissPellet Das Schweizer Qualitätssiegel für Holzpellets Am 1. Januar 2001 führte Holzenergie Schweiz, der schweizerische Dachverband der Holzenergiebranche, das freiwillige Qualitätssiegel „SWISSPELLET“ ein. Dieses Gütezeichen erlaubt die schnelle Beseitigung von minderwertigen Brennstoffen vom Markt. Bisher konnte in Fällen von Problemen mangels Qualitätskriterien weder von den Installateuren, den Händlern, den Verteilern und den Konsumenten auf ein Qualitätsstandard Bezug genommen werden. Auch Empfehlungen für die Wahl der Pellets konnten bisher nicht gegeben werden. Dieses neue Gütezeichen erfordert unter anderem : • dass die Pellets nur aus unbehandeltem Holz und ohne Zugabe von synthetischen Klebern hergestellt werden dürfen • einen minimalen Heizwert von 4,8 kWSt/Kg • eine maximale Feuchtigkeit von 12 % • einen maximalen Aschenanteil von 1,5 % • einen begrenzten Staubgehalt von 4% • Aufzählung der folgenden Anzeigen : a) Name oder eingetragenes Warenzeichen des Herstellers b) Kennzeichnung der Holzpellets (Maßkategorie) c) nominales Gewicht d) Informationen über die Lagerbedingungen und Angaben, dass die Pellets nur in geprüften Brennkammern (Kesseln) verbrannt werden dürfen e) wenn notwendig die DINKennzeichnung, wenn es sich um ein Standardprodukt handelt. 5 MS

FÜR WEITERE INFORMATIONEN : FÜR WEITERE INFORMATIONEN : C.A.R.M.E.N. Schulgasse 18 D-94315 STRAUBING Tel : + 49 94 21 960 300 Fax : + 49 94 21 960 333 Email : contact@carmen-ev.de Web : www.carmen-ev.de

Markus Sorg Holzenergie Schweiz Seefeldstr. 5a CH-8 008 Zürich Tel : + 41 1 250 88 11 Fax : +41 1 250 88 22 Email : info@holzenergie.ch Web : www.holzenergie.ch/

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