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Chaotische Illusionen im Hirn des Gegners sind die wirkungsvollste Tarnung

Seit 2018 produziert und vertreibt die süddeutsche Saro GmbH mit GHOSTHOOD und CONCAMO multifunktionale Tarnmaterialien und innovative Tarntechnologien. Hinter beiden Marken steckt Matthias Bürgin, findiger schwäbischer Tüftler und Ex-Fallschirmjäger. Uns hat er erklärt, weshalb «chaotische Illusion» die beste Tarnung ist.

Das Multi-Cover von GHOSTHOOD schützt Soldaten leicht anwendbar, aber effizient und multispektral vor Ausspähung
©Hersteller

Der Russland-Ukraine-Krieg führt schonungslos vor Augen: Aufklärungs- und Angriffsdrohnen dominieren den modernen Kampf. Entsprechend suchen Militärs in aller Welt nach Methoden, um Mann und Maschine effizient und doch leicht anwendbar zu tarnen – gegen visuelles Ausspähen ebenso wie gegen die Detektion mittels technischer Lösungen, namentlich Infrarotkameras, Nachtsichtgeräte und andere spektral arbeitende Werkzeuge.

Matthias Bürgin, Gründer und CEO der in Haigerloch, BadenWürttemberg, domizilierten Saro GmbH, bietet mit GHOSTHOOD sehr wirkungsvolle Tarnlösungen an – für zivile Nutzer wie Tierfotografen und Jäger ebenso wie für behördliche Profis von Polizei, Grenzschutz und Armee.

Vom kindlichen Bastler zum Hightech-Tüftler

«Der aktuelle Konflikt in der Ukraine zeigt zwei Dinge», sagt Bürgin. «Man muss Drohnen besitzen – und sich vor ihnen zu schützen verstehen.» Letzteres bedingt laut Bürgin effiziente Luftüberwachung, wirkungsvolle reaktive Drohnenabwehr und hervorragende, multispektrale Tarnung.

Bereits während seiner aktiven Zeit als Fallschirmjäger beschäftigte er sich intensiv mit der Funktionsweise von Tarnung. «Klassische Flecktarnmuster und Computerprogramme interessierten mich dabei nur wenig», erinnert er sich. «Ich nahm vielmehr die Natur zum Vorbild, analysierte sie akribisch und machte mich schlau, wie visuelles Sehen funktioniert – und wie man Augen und Sehvermögen des Menschen überlisten respektive täuschen kann.»

Ein überfordertes Hirn reagiert mit unterbewusstem Übersehen

Das Resultat seiner von 1992 bis 2017 dauernden Entwicklungsarbeit heisst CONCAMO, ein aus den ersten Silben der Worte «Confusion» und «Camouflage» generiertes Kunstwort. Das Prinzip dahinter ist in seiner Theorie bestechend einfach – und in seiner technischen Realisierung hochkomplex: Basierend auf Erkenntnissen der Wahrnehmungspsychologie «überfordert» das Tarnmuster Confusion Camouflage das Gehirn des Betrachters. Das Resultat: Das Unterbewusstsein erkennt im getarnten Objekt natürliche Formen – und taxiert es daher als dem Hintergrund zugehörig. So wird die Information «Ich erkenne etwas, das dort nicht hingehört» stark verzögert oder bestenfalls überhaupt nicht an das Bewusstsein weitergegeben.

Technisch wird das Tarnmuster Confusion Camouflage mit acht sehr bewusst gewählten Farben auf 25 Ebenen vereinen. So entsteht eine chaotische Illusion, die das menschliche Gehirn nur sehr schwer oder überhaupt nicht verarbeiten kann.

Nicht nur visuell, sondern multispektral getarnt

Dass Bürgins Unternehmen die selbst entwickelten, komplett in Europa produzierten – und dafür überraschend preiswerten – Tarntextilien aber nicht nur mit konventioneller Farbe bedruckt, sondern bis zu acht Infrarot-Farben aufbringt (nach MilSpec/TL), schützt die unter dem Markennamen GHOSTHOOD vertriebenen, mit CONCAMO-Technologie produzierten Tarnsysteme auch vor multispektraler Aufklärung, namentlich UV, NIR, SWIR und FIR. «So ist nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht eine besonders effiziente multispektrale Tarnung garantiert», betont Bürgin.

Marco Dâmaso, Vertriebsleiter Militär von GHOOSTHOOD in der Schweiz sowie Business Development Manager der Saro GmbH für die Schweiz, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien, verweist auf die militärische Erfahrung des Firmengründers. «Matthias Bürgin war selbst Soldat – und kennt daher die Ansprüche der Anwender an ihre Ausrüstung. Und er weiss auch: Im Einsatz kann jedes zusätzliche Gramm an Ausrüstung zur tonnenschweren Last werden.»

Aus diesem Grund sind die Tarnsysteme von GHOSTHOOD neben ihrer hervorragenden multispektralen Tarnwirkung und Robustheit betont leicht, klein packbar und – soweit möglich – multifunktional.

GHOSTHOOD -Tarnsysteme wirken multispektral. Im Bild links eine getarnte und rechts eine nicht getarnte Person.
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Mit Ghost-Hoodies in CONCAMO Green getarnte Soldaten (vier an der Zahl) während einer Übung.
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Tarnung für Personen

Das zeigt sich exemplarisch am für die Personentarnung entwickelten Ghost-Multi-Cover. Dieses dient wahlweise als Ghillie Suit, Tarnponcho oder als 2 x 1 Meter grosses Tarnnetz, das auch Schutz gegen Luftaufklärung bietet.

Als Poncho wird das Multi-Cover einfach über den Kopf gezogen, wobei das spezielle Design der 3D-Elemente ein Einfädeln oder Verhaken zuverlässig verhindert. Dabei bedeckt das Multi-Cover den gesamten Oberkörper (inkl. Daypack) und kann wahlweise mit oder ohne Helm getragen werden – dank weitenverstellbarer Kapuze. Der Augenschlitz des wegklappbaren Gesichtstarns ist mit einem Moskitonetz geschützt. Grosszügige Eingriffe vorne am Halsausschnitt sowie seitlich und unten garantierten jederzeitigen schnellen Zugriff auf die am Körper getragene Ausrüstung. Fixiergummis für die Finger sorgen für gute Tarnung auch der Hände und 50 CFIX-Schlaufen erlauben das Anbringen von Vegetation oder adaptiven Tarnmitteln, womit das Multi-Cover zum Ghillie Suit mutiert. Mittels seiner 14 Aufhängungsschlaufen locker aufgespannt dient das Multi-Cover bei Bedarf auch als Tarnnetz, wobei die Halsöffnung das Durchstecken von Waffe oder optischem Gerät ermöglicht. Zusammengepackt nimmt das Allzweck-Tarnmittel dennoch kaum mehr als 3 Liter Raum ein – und dient dem Soldaten in Ruhepausen als Kissen. Der Preis für so viel Flexibilität und Schutz: deutlich weniger als 500 Euro.

Ergänzend werden im Bereich Personentarnung auch der 395 Gramm leichte, mit rund 200 Euro sehr günstige Ghost-Hoodie (Poncho) und ein Ghost-Ghillie angeboten.

Ein Soldat neben der «Fire Position». Gut zu erkennen ist das geschlossene Netzfenster des Tarnsystems.
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Objekt-Tarnsysteme und Tarnnetze

Im Segment Objekttarnung sticht die «Fire Position» ins Auge, ein mit Netzfenster ausgerüstetes, multispektral schützendes Tarnsystem für grosskalibrige Waffensysteme wie etwa die Panzerabwehr-Lenkwaffen der Deutschen Bundeswehr. Einem grossen Tarnnetz gleich schützt es die Soldaten und deren Gerät gegen Aufklärung. Ausspähen und Anvisieren eines Ziels geschehen bei Netzfenster. Nur zum Feuern muss dieses kurz geöffnet werden (vom Hilfsschützen). Danach wird es sofort wieder geschlossen, die Nachverfolgung des abgefeuerten Wirkkörpers erfolgt dann wieder optimal getarnt.

Zudem bietet GHOSTHOOD Tarnnetze für Radaranlagen, Sniper-Stellungen, Aufklärungseinheiten, dreibeingestützte Systeme und mehr an. Dazu erklärt Marco Dâmaso: «Eine Besonderheit unserer Tarnnetze ist, dass sie beim Tarnen von Objekten nicht einhängen. Sie sind von zwei Mann innert Sekunden durch simples Überwerfen platziert – und können von einer einzigen Person abgezogen und gepackt werden.»

Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, die Tarnungen als besonders leichte Version (Ultralight-Modelle) oder als reversible, also zweiseitig nutzbare Modelle zu erwerben. Bei Letzteren sind die beiden Seiten jeweils unterschiedlich gefärbt (z. B. Grün und Braun oder Urban und Beige ), was die Anwendung vielseitiger und die Beschaffung ökonomischer macht.

Die «Mobile Ghillies» von GHOSTHOOD werden für das jeweilige Fahrzeug, hier ein Land Rover Defender, masskonfektioniert.
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Tarnung für Fahrzeuge

Eine weitere Spezialität von GHOSTHOOD sind massgeschneiderte Tarnsysteme für Fahrzeuge, beispielsweise das leichte Luftlandefahrzeug CARACAL der Deutschen Bundeswehr. Wie bei den Tarnnetzen sind auch die «Mobile Ghillies» als leichte, normale und reversible Varianten erhältlich. Die verwendeten Netze schützen multispektral, sind robust und unterholzresistent konstruiert, können beim Manövrieren am Fahrzeug verbleiben und sind in der Anwendung ebenso einfach und einfädelsicher wie die Tarnnetze.

Mehr Informationen gibt es auf: www.ghosthood.com, www.concamo.com und auf der Enforce Tac 2025 am Stand 654 in Halle 7

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