Bedeutung der Fleischkontrolle und Wildbrethygiene bei der Jagd

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Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

Bedeutung der Fleischkontrolle und Wildbrethygiene bei der Jagd

Roger Stephan Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich www.ils.uzh.ch


Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

Wildbret-Produktion (2010) EU: 135‘745 t   

248‘800 t 

D 68‘500 t S, PL >10‘000 t

Asien: 28‘920 t

v.a. USA

458‘270 t 273‘900 t

56‘980 t 355‘000 t 222‘125 t

58‘120 t 

v.a. Arg.

78‘200 t

≈ 1‘936‘921 t

Food and Agriculture Organization (FAO) of the United Nations, http://faostat.fao.org

21‘261 t


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Situation Schweiz (CH) 

Wildbret-Produktion (FAO, 2010): 2‘175 t1

Wildbret-Konsum: ≈ 0.7 kg pro Kopf und Jahr   20-25% aus heimischer Produktion (v.a. Jagd)

Auf der Jagd erlegtes Wild, 2011:2   Rehwild: 41‘068   Gamswild: 13‘276   Rotwild: 9‘462   Schwarzwild: 4‘263   Steinwild: 1‘005 © Tobias Obwegeser

1) FAO, http://faostat.fao.org

2) BAFU, Eidgenössische Jagdstatistik, http://www.wild.uzh.ch/jagdst


Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

Zielsetzung / Agenda 

Fleischkontrolle   

Wildbrethygiene     

  

Grundsätzliche Regelungen und Vorgehen Beispiele

Das gesunde Tier als Reservoir: Wildwiederkäuer (Rot-, Reh-, Gams-, Steinwild) Wildschweine (Schwarzwild) Mikrobiologischer Status von Schlachttierkörpern: Rot-, Reh- und Gamswild

Aktuelle „Problemkreise“


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Grundsätzliche Punkte 

Gibt der Jäger Wildbret an Dritte (=in Verkehr bringen) ab, so hat er die gesetzlichen Grundlagen einzuhalten

Der Erleger beurteilt die Genusstauglichkeit des Wildkörpers (Begleitetikette, Bescheinigung bei Grossbetrieb: anerkannter Kurs)

Eine amtliche Fleischuntersuchung ist obligatorisch bei auffälligen Veränderungen am Wildkörper und bei Unfallwild

Wildschweine auf Trichinen

Bevollmächtige der Jagdgesellschaften für die Umsetzung verantwortlich


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Grundsätzliche Punkte 

Vorgehen beim erlegten Tier: 

Tier wird umgehend aufgebrochen

Sämtliche Organe kontrollieren

Sichtbare Veränderungen am Wildtierkörper (innen und aussen): nicht weiter bearbeiten oder Fleischkontrolle (dann ganzer Aufbruch)


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Fleischkontrolle Gams, 4 J, Lunge


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Fleischkontrolle

Steinbock, 8J, Lunge


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Fleischkontrolle Reh, Lunge


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Fleischkontrolle Gams, Leber Hirschkuh, Leber


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Fleischkontrolle

Hirsch, 6J, Leber


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Fleischkontrolle

Hirsch, Unterhaut


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Zielsetzung / Agenda 

Fleischkontrolle   

Wildbrethygiene     

  

Grundsätzliche Regelungen und Vorgehen Beispiele

Das gesunde Tier als Reservoir: Wildwiederkäuer (Rot-, Reh-, Gams-, Steinwild) Wildschweine (Schwarzwild) Mikrobiologischer Status von Schlachttierkörpern: Rot-, Reh- und Gamswild

Aktuelle „Problemkreise“


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Foodborne Pathogens bei Wildwiederk채uern, CH Salmonellen1 0% (0/239)

Kotproben von gesunden, erlegten Tieren (2011)

spp.1

Listeria L. monocytogenes: 0% (0/239)

Yersinien1 (n=219)

9.1%, v.a. Yersinia enterocolitica STEC 1 (n=239)

stx+: MAP2 0% (0/198)

32.6%

(Rot-/Reh-/Gams-/Steinwild)

1) Obwegeser et al. 2012, Vet Microbiol 159:149-54

2) Sarno et al. 2013, Schweiz Arch Tierheilkd in press


Institut f端r Lebensmittelsicherheit und -hygiene (2012, 18:279-82)


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Foodborne Pathogens bei Schwarzwild, CH1 Salmonellen 12.4% (19)

Y. enterocolitica 34.6% (53)

Listeria monocytogenes (17.0% (26)

Y. pseudotuberculosis 19.6% (30)

Campylobacter 0% (0)

Tonsillenproben (n=153) von gesunden, erlegten Tieren (2007/8)

Wacheck et al. 2010, Foodborne Pathog Dis 7:307-12

STEC 9.2% (14)


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Zielsetzung / Agenda 

Fleischkontrolle   

Wildbrethygiene     

  

Grundsätzliche Regelungen und Vorgehen Beispiele

Das gesunde Tier als Reservoir: Wildwiederkäuer (Rot-, Reh-, Gams-, Steinwild) Wildschweine (Schwarzwild) Mikrobiologischer Status von Schlachttierkörpern: Rot-, Reh- und Gamswild

Aktuelle „Problemkreise“


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Wild / Wildbret - mikrobieller Status 

Von vielen Faktoren beeinflusst:1   Jagdmethode, Schusslage   Dauer bis Aufbrechen   Technik Aufbrechen (im Felde)   Transport, Zeit bis Kühlung   Enthäuten (aus der Decke schlagen)   Weiterverarbeitung

!

Ausgenommene, in der Decke belassene Schlachttierkörper

VO (EG) Nr. 852/2004; VO (EG) Nr. 853/2004   

Wird Wildbret in Verkehr gebracht (Verarbeitungsbetriebe): Jäger = Lebensmittel-Unternehmer Verantwortlichkeiten bzgl. Lebensmittelsicherheit, Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit ➯ "kundige Person"

1) Paulsen 2011, In: Game Meat Hygiene in Focus, pp 19-37


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Auf der Jagd erlegte Wildwiederkäuer, CH Gesamtkeimzahl auf Schlachttierkörpern (STK), aufgeschlüsselt nach Tierart:

log10 KbE cm-2

• 6 Kleinschlachtbetriebe, STK in Decke angeliefert • Oberflächenproben (Nass-Trockentupfer) von enthäuteten STK, 4 Stellen gepoolt

Enterobacteriaceae auf STK: Positiv MW* (Betriebe)

Rotwild (n=136)

Rehwild (n=122)

Gamswild (n=70)

Obwegeser et al. 2012, Vet Microbiol 159:149-54

Rotwild

88%

2.3

(0.7 – 3.8)

Rehwild

89%

2.6

(1.1 – 3.6)

Gamswild

90%

2.6

(0.7 – 3.4)

*MW: Mittelwert, log KBE cm-2

Zweifel et al. 2012, Fleischwirtsch 92(8):99-102


Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

log10 KbE cm-2

Enterobacteriaceae auf STK: Positiv MW* (Betriebe) Rotwild

88%

2.3

(0.7 – 3.8)

Rehwild

89%

2.6

(1.1 – 3.6)

Gamswild

90%

2.6

(0.7 – 3.4)

*MW: Mittelwert, log KBE cm-2


Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

Auf der Jagd erlegte Wildwiederkäuer, CH Gesamtkeimzahl auf Schlachttierkörpern (STK), aufgeschlüsselt nach Tierart und Betrieb (A–F):

• 6 Kleinschlachtbetriebe, STK in Decke angeliefert • Oberflächenproben (Nass-Trockentupfer) von enthäuteten STK, 4 Stellen gepoolt

7 6

log10 KbE cm-2

A

5

B 4

C D

3

Enterobacteriaceae auf STK:

E

2

F

1 0 Rotwild Rotwild (n=136)

Rehwild Rehwild (n=122)

Gamswild Gamswild (n=70)

Obwegeser et al. 2012, Vet Microbiol 159:149-54

Positiv MW* (Betriebe) Rotwild

88%

2.3

(0.7 – 3.8)

Rehwild

89%

2.6

(1.1 – 3.6)

Gamswild

90%

2.6

(0.7 – 3.4)

*MW: Mittelwert, log10 KBE cm-2

Zweifel et al. 2012, Fleischwirtsch 92(8):99-102


Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

Zielsetzung / Agenda 

Fleischkontrolle   

Wildbrethygiene     

  

Grundsätzliche Regelungen und Vorgehen Beispiele

Das gesunde Tier als Reservoir: Wildwiederkäuer (Rot-, Reh-, Gams-, Steinwild) Wildschweine (Schwarzwild) Mikrobiologischer Status von Schlachttierkörpern: Rot-, Reh- und Gamswild

Aktuelle „Problemkreise“


Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

Grünlich verfärbte Faszien beim Rotwild 

Grossflächige, grünliche Verfärbungen, sulzig-gallertige Veränderungen ➱ eosinophile Fasziitis

Sarcocystis hjorti (PCR):   Hirsche und Elche in Norwegen (Endwirt: Rotfuchs, arktischer Fuchs)

Sarkosporidienbefall: (HE-Färbung)   Häufig bei Rot-/Rehwild, oft inapparent   Faktoren für Myositis/Fasziitis?   Generalisiert ➱ genussuntauglich (VO (EG) Nr. 854/2004)

Stephan et al. 2012, Schweiz. Arch Tierheilkd 154:539-42


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Tuberkulose 

Mycobacterium tuberculosis complex (MTBC), Bovine Tbc: M. bovis, M. caprae; Wildtier-Reservoire

Europa: (Re-)Emerging in Wildtieren S-Dtl Österreich N-Italien Spanien

Tierart

Prävalenz

Rotwild Rotwild Schwarzwild Schwarzwild

1% (M. caprae) Lokal >40% 3% (M. bovis) >45%

Situation CH:1 Spoligotyping: M. microti (2)

1) Schöning et al. 2013, PLOS ONE

MTBC Nachweis Rotwild (n=269) Schwarzwild (n=165)

Lymphknoten Wildschwein1

PCR+

Kultur+

0 6 (3.6%)

0 3


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Take Home Message 

Fleischkontrolle ist Aufgabe des Erlegers: ist aber eine nicht zu unterschätzende Herausforderung; es braucht Veränderungen, die ich sehen kann (!)

Wildwiederkäuer und Wildschweine können Träger von klassischen und latenten Zoonoseerregern sein; ich habe keine sichtbaren Veränderungen (!)

Wildbrethygiene (=Schlachthygiene) (vom Erlegen über Aufbrechen, Enthäutung) zur Reduktion von Kontaminationen und Verhinderung des Eintrags von Pathogenen in die Lebensmittelkette sind wichtig


Institut f端r Lebensmittelsicherheit und -hygiene

Herzlichen Dank f端r Ihre Aufmerksamkeit!


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