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s war einmal eine neugierige blaue Maus. Sie wohnte in einem kleinen Loch, fast nur einer Vertiefung, in einer Wiese. Eines Tages las sie ein wunderbares Buch mit Bildern von herrlichen Landschaften, seltsamen Wohnungen und unbekannten Tieren. Sie war so hingerissen, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte. Eines Morgens sagte sie zu sich selbst: "Eins steht fest, wenn ich das alles in Wirklichkeit sehen will, muss ich auf Reisen gehen. Also gut, dann verreise ich eben!" Sie faltete ihre Bettdecke zusammen, verabschiedete sich von den Blumen und Schme笳各rlingen und machte sich auf den Weg. Hier ist ihre Reisegeschichte.
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nce upon a time there was a very inquisitive blue mouse. She lived in a small nest that was no more than a hollow hidden in the meadow. One day she read a fascinating book. In it she learned about wonderful landscapes, unusual houses and strange animals. She was so impressed by it that she kept thinking about it. One morning she got up and said to herself: "If I want to see all of these wonderful things, I'll have to go out into the world. I've made up my mind. I'm leaving!" e folded her blanket, looked for one last time at the flowers above her little nest and waved goodbye to the butterflies. "Goodbye my friends! I am going to go away on a journey. I want to see for myself what the world and its people are like." Hereツエs the story of her journey.
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elassen und zufrieden wandert die blaue Maus immer weiter und bewundert alles. Da sieht sie plötzlich auf der Straße ein Haus auf Rädern.
T
he li◊le mouse continues on her way, peacefully, in silence. Eyes opened wide, she admires the view. Suddenly there in the road, a house with wheels!
Entschuldigung, wer wohnt denn hier? Zwei Purzelbäume, eine Verbeugung, da sitzt mit breitem Grinsen ein Affe vor ihr! "Guten Tag, schöne Wanderin! Ich heiße Zazou und wohne in dem Zirkuswagen.", erklärt er ihr stolz. "Ich bin auf Schatzsuche. In jeder Stadt, im ganzen Land!" "Auf Schatzsuche?", die kleine Maus staunt ihn an. "Ja, genau! Die Schätze, die ich finde, sind von unermesslichem Wert, aber man kann sie nicht verkaufen, allerdings auch nicht verlieren. Die Schätze, die ich sammle, sind nämlich Lachen und Lächeln. Komm doch mit, dann kannst du es selber sehen!" Abends ertönt ein Trommelwirbel und die Vorstellung beginnt. Die kleine Maus lacht aus vollem Hals und auch die Kinder lachen schallend, und manchmal müssen auch die Eltern lachen.
Excuse me, who lives here? Two twirls, a curtsey, pulling three funny faces. In front of her, a monkey! “Good day, pretty traveller! I am called Zazou and it is I who camp in the circus caravan.” he told her with pride. “From town to town right across the country I look out for treasures!” The li◊le mouse looked at him wide eyed with astonishment: “Treasures!?” “Yes, invaluable treasures. Never for sale. Never lost. You see I collect laughs and smiles. Come with us, li◊le mouse, and you will see!” That evening, after a drum roll the show begins. The li◊le mouse giggles, sometimes laughs out loud, accompanied by the sparkling laughter of children. And sometimes the parents have to laugh too.
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A
ie kleine Maus schaut sich alle Vorstellungen an und lacht die ganze Zeit. Danach will sie ein bisschen in der Stadt spazieren gehen, aber es sind solche Menschenmassen auf den Gehsteigen, dass sie kaum vorwärts kommt.
fter a◊ending all the performances without missing a laugh, the li◊le mouse went for a short walk in the town. What a surprise! There are so many people on the pavements that it is difficult to get by.
Und überall sind Häuser, dicht aneinander gedrängt und noch höher als Bäume!
And all around her there are houses. Houses so close to each other, houses that are higher than the trees.
Entschuldigung, wer wohnt denn hier? Ein Spatz hat ihre Frage gehört und kommt hüpfend näher. "Menschen aus der ganzen Welt wohnen in diesen Wolkenkratzern,", zwitschert er. "Warum kratzen denn die Häuser die Wolken? Kriegen die denn Kratzer? Da wäre ich nie drauf gekommen!" Die kleine Maus muss lachen. Hier gibt es so viele Sehenswürdigkeiten: Museum, Bibliothek, Flohmarkt, chinesisches Viertel, dass ihr vom vielen Hin- und Herrennen ganz schwindlig wird.
Excuse me, who lives here? A li◊le sparrow, the only one who had heard, hopped up to her: “All over the world people live in these skyscrapers,” it chirped. “These houses are so called skyscrapers!” The li◊le mouse started to laugh. She had never imagined that the sky needed scraping! All day she runs from place to place: museum, library, flea market, Chinese Quarter. There is so much to do and see here that it makes her dizzy!
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ie kommt um eine Ecke, und plötzlich ist da kein einziges Haus mehr, nur ein breiter blauer Streifen, ein Glitzern bis zum Horizont. Es ist das Meer. Das Reich von Wasser, Salz und Wind. Die kleine Maus sieht zum Leuchtturm draußen im Meer und fragt: Entschuldigung, wer wohnt denn dort? "Früher", antwortet ihr eine Möwe," wohnte dort ein Leuchtturmwärter, der musste aufpassen, dass nachts das Leuchtfeuer nicht ausging, wegen der Schiffe." "Ach, ich habe gedacht, vielleicht ist es dein Haus, es ist ja so hoch wie ein Nest!" "Ach i wo!", lacht die Möwe, "Ich habe doch kein Haus! Ich bin frei, ich fliege, wo und wohin ich will, setze mich auf die Steine und hole mir mein Fu◊er aus dem Meer." Ein Flügelschlag, und schon schwebt sie über dem Meer. Die kleine Maus schaut ihr nachdenklich nach. Ach, könnte ich nur auch dort draußen sein! Aber ich kann ja weder fliegen noch schwimmen. Ein Seehund hört den Seufzer der kleinen Maus. „Geh einfach zum Hafen und springe auf ein Schiff!“, rät er ihr. Das lässt sie sich nicht zweimal sagen; bald ist sie an Bord eines Segelschiffs. "Auch ein seltsames Haus,", denkt sie, "Halb Fisch, halb Vogel!"
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urning a corner in a street there are no more buildings. Only a wide band of blue, sparkling right to the horizon. It is the sea. The world of water, salt and wind. The li◊le mouse looks at the lighthouse in the distance and asks: Excuse me, who lives here? “Once, a keeper lived in the lighthouse and looked out for the ships” a seagull tells her. “Oh, I thought it was your house. High up there like a nest!” “Oh, no!“ shouted the gull, laughing. “I don’t have a house. I am free! I fly in the air, I land on the rocks and feed in the sea. I can go wherever I wish.” And then with a beat of his wings he glides effortlessly above the waves. The little mouse watches, wistfully. “How can I visit this world?” sighed the li◊le mouse, “I can neither fly nor swim.” “Go to the harbour and board a boat.” advised the li◊le seal. A few minutes later and she is on the deck of a sailing boat rocked by the waves. “Half fish, half bird, this is a very strange house!”
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ie versuchte ihnen auch zu erklären, dass man alles mit dem Herzen betrachten sollte, weil dadurch das Leben viel reicher wird. Als die Gäste spät in der Nacht nachhause gehen, begleitet die kleine Maus sie nach draußen und sieht ihnen nach. Sie kriechen, trippeln oder fliegen, jeder nach seiner Art. Alle Lebewesen sind so verschieden und anrührend, genau wie ihre Wohnungen. Sie hat so eine schöne Reise gemacht, und dann hat sie – dank dem gelben Mäuserich – auch noch das Glück gehabt, ihre Erlebnisse mit anderen teilen zu können. Der große gelbe Mäuserich kommt nun aus dem Mausloch heraus; er hat inzwischen das Geschirr gespült und die Küche aufgeräumt. Er bedankt sich bei der blauen Maus. „Vielen Dank für den schönen Abend. Das war wirklich etwas Besonderes.“ “Dir vielen Dank, schöner gelber Mäuserich. Dir vielen Dank!”, antwortet sie. Er winkt ihr zum Abschied und trippelt davon. Der kleinen blauen Maus wird schwer ums Herz. Sie hört, wie es laut und fest in ihrer Brust schlägt, dann rennt sie dem gelben Mäuserich hinterher und fragt ihn: Entschuldigung, würdest du vielleicht gerne hier bei mir wohnen?
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he also tries to explain to them how she learned from everyone and each place how much we are enriched by life when felt with the heart. Later in the night, one by one the guests go back to their own homes. The little mouse goes outside and watches them leave. Margot the snail slithers away while some flew and others scampered. They were all individuals. Like all their homes that she had found. So different and so moving. She says to herself that she has been so lucky.... to be able to share what she has seen. thanks to the yellow mouse, to be able to share what she had seen. It is then that the large yellow mouse, having washed up... and tidied the kitchen, leaves the little nest. With his bundle at his feet he says thank you to the little blue mouse: “Thank you for a wonderful evening. It was special.” “Thank you, handsome yellow mouse. Thank you!” she answers. The large yellow mouse slips on his coat, waves and takes a few steps. The little blue mouse feels her heart miss a beat. For a few minutes she listens to it pounding in her chest. Then she runs behind the large yellow mouse and asks him: Excuse me, would you like to live here with me?
Die Schweizer Autorin
Stéfanie Joho
ist Architektin, Yoga-Lehrerin und Mutter von drei Kindern und lebt in der Schweiz. Sie war mit ihrer Familie auf einem Segelschiff und bereiste die Weltmeere, als ihre Patentante ihr die Bilder der blauen Maus auf Abenteuerreise zeigte. Mit Begeisterung, Einfühlsamkeit und kindlichem Humor schrieb sie die Geschichte zu den Bildern, während sie selbst ihren Horizont erweiterte.
The Swiss writer
Stéfanie Joho
is an architect, yoga-teacher and mother of three children. She was living on a sailing boat and undertaking a world tour with her family, when her godmother showed her the pictures of the blue mouse’s adventurous journey. With great enthusiasm, empathy and childlike humour she wrote the story to the pictures, while broadening her own horizon.
Die Schweizer Textilkünstlerin
Anita Leutwiler
war bereits Kindergärtnerin, Lehrerin, Dozentin, Mutter und Oma und lebte überall. Inzwischen ist sie am liebsten Textil-Illustratorin und lebt in Deutschland. Die Inspiration für ihre Arbeiten findet Anita Leutwiler auf Reisen, bei Menschen, Tieren und in der Natur. Während eines längeren USA-Aufenthaltes entdeckte sie ihre Leidenschaft für textile und stoffliche Gestaltung und erzählt seitdem ihre spannenden Geschichten mit Nadel und Faden. Dies ist die zweite Veröffentlichung ihrer Bildgeschichten in einem Kinderbuch.
The Swiss Fiberartist
Anita Leutwiler
has been a kindergarden- and craftsteacher, lecturer as well as a mother and grandmother and has lived everywhere. Meanwhile she most prefers being a textile-illustrator and lives in Germany. She is inspired in her work by her love for travelling, people, animal and nature. During her stay in the USA she discovered her passion for textile- and fabric design and since then revels in telling her thrilling stories with needle and thread. This is the second publication of her picture stories in a children’s book.
Danke, liebe Stéphanie, dass du meine zweite textile Mausgeschichte mit so humorvollen Gedanken und Worten zum Leben erweckt hast! Besonderen Dank auch an Ingeborg und Alex für ihre einfühlsame Übersetzung und David für die tollen Fotos von meinen Textbildern. Meinem Mann Heinz sei für seine ermunternde Unterstützung und Kompetenz als Lektor sehr gedankt. Anita
Thanks, dear Stéphanie, for having given life to my second mousestory with the help of the most amusing thoughts and words. Special Thanks go to Ingeborg and Alex for their sensitive translation and to David for the great photos of my textile pictures. Spezial thanks to my husband Heinz for his encouraging support and his kompetent help as Lektor. Anita