2 minute read

Das unendliche Experiment

10 11 Das unendliche Experiment

Wir sagen ›LiLaWo‹. Fast immer. Nur bei ofziellen Anlässen, in Publikationen oder wenn wir auf Nichteingeweihte trefen, reden wir ausführlicher vom ›Literatur Labor Wolfenbüttel‹. Die Kurzform ›LiLaWo‹ ist über die Jahre Markenzeichen und Qualitätssiegel geworden, wobei der eigenwillige Freiraum beim ›Literatur Labor Wolfenbüttel‹ zwischen ›Literatur‹ und ›Labor‹ gleichsam zeigt, dass hier besondere Experimente laufen.

Advertisement

Zwanzig Jahre war das ›LiLaWo‹ ein Weg, der viele junge Schreiber*innen zum Ziel führte: zu Preisen, einem Schreibstudienplatz, einer Karriere als Autor*in, einem Job im Literaturbetrieb, bei Zeitungen oder Online-Medien zum Beispiel. Und selbst wenn dem ›LiLaWo‹ keine einschlägige Berufung folgte, galt für alle annähernd 240 Stipendiat*innen seit 2001, dass die Fertigkeiten im eigenen Schreiben durch beharrliches Training sprunghaft gestiegen waren und sich der Blick auf gegenwärtige Literatur geschärft hatte.

Das all das gelingen konnte, lag unter anderem daran, dass dieses Labor nicht nur auf eigene Kräfte angewiesen war, sondern von dem profitieren durfte, was zahlreiche Gäste aus dem Literaturbetrieb im weitesten Sinne, aus Verlagen, Agenturen, Hochschulen oder den einschlägigen Literaturstudiengängen in das ›LiLaWo‹ einbrachten.

Vor allem den beiden Laborteams sei herzlich dafür gedankt, dass all die Experimente über die Jahre gelingen und zwanzig Bände Destillate als Publikation wie als Dokumentation der ›LiLaWo‹-Arbeit erscheinen konnten.

Die Anfänge als Laborleiterin machte Katrin Bothe mit Peter Larisch an der Seite, später übernahm Kathrin Lange die Leitung, begleitet von Cornelius Hartz. Und Friederike Kohn verbindet beide Laborteams. Sie ist die Einzige der jeweils leitenden drei, die die gesamte Zeit dabei war: von 2001 bis jetzt. Dank auch an Andrea Ehlert und Linda Anne Engelhardt, die für die Bundesakademie und die Stiftung Niedersachsen die ersten Laborjahre koordinierten.

Waren die frühen ›LiLaWo‹-Jahre geprägt von Impulsen zum Kreativen Schreiben, so standen die Jahre danach stärker unter der Prämisse, Handwerk fürs literarische Schreiben im engeren Sinne zu lernen, darüber hinaus Kritikfähigkeit, was eigene und fremde Arbeiten angeht. Ganz in diesem Sinne waren Monika Rinck als Autorin und Lektor Florian Kessler unsere Gäste des letzten Jahrgangs, die ihre Literaturbetriebserfahrung sowie ihren kritischen Blick auf die Texte in die Tage von Wolfenbüttel einbrachten. Ohne

sie, das Dreierteam Kathrin Lange, Cornelius Hartz und Friederike Kohn sowie die Laborant*innen wären die finalen Destillate nicht zur Welt gekommen.

Kann solch ein Experiment wie das ›LiLaWo‹ jemals enden? Auf den ersten Blick ja, zumal das Programm ›LiLaWo‹ der Stiftung Niedersachsen nach zwanzig Jahren abgeschlossen wird. Aber wer weiß, sagt die Hofnung, vielleicht wohnt jedem Ende doch ein Anfang inne.

Das Schreiben jedenfalls endet nicht, wenn dieses Labor seine Türen schließt. Das wissen wir. Und wir sind froh über all die Experimente, die dort im Geheimen liefen und danach – wenn alles glückte – nicht selten die Öfentlichkeit überraschten. Wir danken allen, die das Labor zu einem schöpferischen Ort, einem Ort der freundschaftlichen Begegnung und des respektvollen Austauschs gemacht haben. Und was auch immer nach dem Labor sein wird –wir vermissen das ›LiLaWo‹ schon jetzt.

This article is from: