2 minute read

Tagesausflug

88 89 Runde Tropfen nicht nur im Gesicht Süßlich schwere Geräusche ziehen an den Haaren grelle Düfte lassen den Mantel schwer werden. Licht.

Es rauschen keine Blätter. Gänge Ich habe noch kein Fahrrad kleine Rollen fahren sehen. überwinden klackernd Fugen

Advertisement

Weiße Linien, die sich kreuzen sagen heisere Versprechung ab und an glänzen laute Farben schwarze Flächen. Verheißung.

Es ist ein grauer Tag. Schon beim Gang die Wendeln der Treppe hinunter sind ihre Beine schwer, die Hand liegt schlaf auf dem Geländer. Jeder Schritt ein dumpfes Geräusch auf dem Holz der Stufen. Langsam geht sie im Kreis, dreht sich um sich selbst und kommt plötzlich unten an. Ganz benommen ist sie noch vom trägen Kreiseln. Mühevoll, das ist es, denkt sie. Da ist nichts als Mühe. Müdigkeit.

Die Winterluft ist (draußen) nicht so frisch, wie sie sein sollte. Kein Wind weht. Es gibt keine Blätter, die rauschen könnten. Wohin soll er führen, ihr Weg? Die Straße entlang. Erstmal nur die Straße entlang. Sie müsste etwas kaufen. Zahnpasta vielleicht.

Sie hätte gerne richtiges Wetter. Wind, der an Mänteln zerrt, der Wangen rötet, der rauschend und tosend Gedanken wegwirbelt. Fang an zu schweben, denkt sie.

Die Tatsachen halten sie. Nicht übermütig werden, sagen sie. Weitergehen. Bleib bloß nicht stehen, hier, mitten auf der Straße. Hör bloß auf. Hör auf.

Ob sie bald ankommt?

Langsam biegt sie auf den Platz ein, nimmt eine weitschweifige Kurve, kreiselt schon wieder, bleibt endlich stehen. Türen öfnen sich, als hätte sie ein Zauberwort gesprochen. Sie bewegt sich nicht. Türen gehen wieder zu. Kein Zauber.

Als sie den Windfang betritt, schlägt ihr ein warmer Wind entgegen, weht ihr die Haare um den Kopf. Kurz ist sie entzückt, sie könnte ewig stehen bleiben. Nicht draußen und nicht drinnen. Ein Zustand, der doch keiner ist, ein ewiges Dazwischen. Die zweite Tür öfnet sich, und so geht sie, vom Wind getrieben, in den Raum hinein. Die Türen schließen sich hinter ihr. Es riecht süßlich spitz, ein Kribbeln breitet sich in ihrer Nase aus. Die Augen jucken. Sie

ist umgeben von einem dumpfen Piepen. Das gibt den Takt vor, denkt sie. Den Takt für das Knistern der Plastikverpackungen und für das Rattern und rollen der Einkaufswagen auf den Fliesen. Mal energisch, mal zögerlich. Links von ihr wird eine Frage gestellt, die Antwort kommt von rechts.

Sie verlässt den Gang. Grelle Farben verheißen ihr die sonderbarsten Dinge. Lieber nicht, denkt sie, lieber nicht. Ob sie wohl bald die Zahnpasta findet? Sie hat jetzt einen Einkaufswagen. Der gibt ihr Sicherheit, an dem kann sie sich festhalten. Langsam nimmt sie Fahrt auf, rattert und rollt jetzt auch durch die Gänge. Die Fugen erinnern an Gleise, die gleichmäßigen Abstände, sie geben den Weg vor.

Das Piepen wird lauter, schwillt an, kommt näher und stülpt sich schließlich über ihren Kopf.

Es fällt ihr schwer, den Einkaufswagen stehen zu lassen. Ein wenig schwankt sie, sucht Halt. Nur weil die Füße so schwer sind, denkt sie. Nur deshalb fall ich nicht um. Vom Wind begleitet, stolpert sie nach draußen. Es hat angefangen zu regnen. Dicke, runde Tropfen ziehen an ihren Haaren, lassen den Mantel schwer werden. Wenigstens etwas, denkt sie.

This article is from: