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Ohne Titel

97 Zehen versinken in Sand. Wind trägt Salzgeruch. Und die Sonne. Die Sonne scheint unbarmherzig. Auf meine ganze Person. Wie ich hier so stehe mit meinem Schokoberliner in der Hand.

Ich beiße mich durch. Durch Teig. Schokolade tropft in den Sand. Ich mag keine. Also Schokolade. Eigentlich. Habe nie verstanden, warum sie für andere Tröster und Gute-Laune-Macher ist. Aber diese viel zu warmen Berliner, die so ganz anders schmecken als zu Hause, die fühlen sich gut an.

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So gut, dass ich immer gleich zwei essen muss. Und dann ist mir schlecht. Aber gut schlecht. Fünf-Jahre-altes-Ich-schlecht. Zehen im Sand und Schokolade um den Mund. Vielleicht auch eine Mischung aus beidem überall. Aber das ist okay.

Und die Sonne scheint unbarmherzig. Immer weiter. Bis meine Haut den gleichen Farbton hat wie die Arztrezepte, die du immer mit nach Hause bringst.

Du würdest wollen, dass ich mich eincreme. Du würdest keinen Berliner essen. Vielleicht einmal an meinem schnuppern und ein bisschen Schokocreme klauen. Du würdest dich beschweren, dass ich immer noch mein T-Shirt trage.

Aber du bist nicht hier. Und wenn du hier wärst, dann würdest du es nicht verstehen. Ich verstehe es ja selbst nicht. Was dieses Gefühl von Sonnenstrahlen, die Mischung aus Sand und Schoko mit mir machen. Ich weine. Fast.

Ich bin nicht fünf Jahre alt. Ich bin an einem anderen Ort. Aber trotzdem. Die Sonne scheint unbarmherzig. In mein Gesicht. Die Schokolade trocknet und bröckelt, als ich lache. Ich lache laut. Verdrücke den letzten Bissen des zweiten Berliners und genieße die Fünf-Jahre-altes-Ich-Übelkeit. Die Sonne, die ist die gleiche wie immer. Meine Haut brennt. Ich schwitze in meinem T-Shirt. Ich bin schokoladenverschmiert. Ich bin. Glücklich.

Fünf-Jahre-altes-Ich-glücklich.

Für einen kurzen Moment. Dann bin ich wieder da. Das erwachsene Ich, das sich Sorgen macht. Nicht über meine rezeptfarbene Haut. Sondern über die Dinge, an die sie mich erinnert. Tabletten. Spritzen. Aufenthalte. Orte, die ich nicht besuchen darf.

Ich stehe ohne dich am Strand. Die Sonne brennt. Auf meiner und deiner Haut. Sie bleibt immer.

Ich bin gleich wieder da. Versprochen.

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