NOIR - Ausgabe 11: Unterwegs

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Ausgabe 11 (Juli '09) www.noirmag.de

Unterwegs Zwischen Fernweh und Rastlosigkeit

Lifestyle

Reportage

Querbeet

Erntefrisch: Bio-Gem端se auf Fahrradtour

Vor Ort: Noir bei den Piusbr端dern

Fleischlos: Grillalternativen f端r Vegetarier


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~ Editorial ~

SCHIFF AHOI!

Ohne Schuhe durchs Leben: Vom Barfußlaufen handelt der Text auf Seite 09

Inhalt – Noir 11

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rachend schlagen die Wellen gegen den Bug. Der Sturm bauscht die Segel auf. Seit zwei Monaten ist die „Santa Maria“ unterwegs. Endlich entdeckt Christoph Kolumbus die ersten Zeichen: Vogelschwärme, die zur Schlafenszeit das Land aufsuchen, frisches Gras und schließlich einen Ast mit roten Früchten im Wasser. „Land in Sicht“ heißt es am Morgen des 12. Oktober 1492. Die Schiffsmannschaft jubelt. Kolumbus glaubt, er habe Indien erreicht, dabei ist er auf den Bahamas angekommen. Kolumbus ist der bekannteste Seefahrer aller Zeiten, unterwegs zu sein war sein Lebensinhalt. Doch welche Bedeutung hat das Unterwegssein für uns? Wir reisen, pendeln, pilgern und übersehen dabei den tieferen Sinn: Unser ganzes Leben gleicht einer Reise. Behutsam werden wir im Hafen der Kindheit zu Wasser gelassen. Irgendwann bauscht der jugendliche Sturm unsere Segel auf und treibt uns aufs weite Meer, die Wellen der Liebe schlagen gegen den Bug, manchmal verlieren wir unser Ziel aus den Augen. Aber es gibt Zeichen, die uns den richtigen Kurs weisen, die uns bestärken als Kapitän unseres Schiffes. Manchen ergeht es am Ende wie Kolumbus; sie glauben ihr Ziel zu kennen und erreichen doch ein völlig anderes. Unser stolzes Schiff wurde vor zwei Jahren auf dem Namen NOIR getauft. Längst bläst die Begeisterung in unsere Segel und die Schiffsmannschaft arbeitet mit vollem Eifer. Gemeinsam liegen noch viele Abenteuer vor uns. Wir sind gespannt, wohin die Reise geht. Ahoi!

Fotos: Svea A. P. Werner / jugendfotos.de (groß); Yannik Markworth / jugendfotos.de (ob. li.)

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Lifestyle. Gemüse auf Rädern

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Kultur. Lesestoff

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Thema. Unterwegs

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Thema. Interview

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Thema. Ohne Schuhe

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Thema. Reisefieber

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Reportage. Piusbrüder

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Reise. Satellitengesteuert

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Sport. Teure Kicker

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Intern. Wer hinter Noir steckt

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Wissen. Termitengespräche

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Interview. Journalistenglück

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Politik. Ohne Demokratie?

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Politik. Wahlbeteiligung

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Querbeet. Party ohne Gäste

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Editorial Impressum

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L ifestyle ~ K ult ur ~ Ti te lth e ma ~ Po r tr ät ~ Reportage ~ Reise ~ S p o rt ~ N o i r- I n t e rn ~ W i s s e n ~ Polit ik ~ Querbeet

DIE GEMÜSERADLERIN Zwischen Vorlesung und Seminar braust Lisa Keller mit ihrem Fahrrad und einem viermal so großen Fahrradanhänger mit 29 roten Kisten drauf durch Freiburgs Wohnviertel

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ordseefisch würde ich nicht mit meinem Rad herumkarren, aber das Gemüse von nebenan bringe ich mit großer Freude zu den Kunden“, erläutert die 23-jährige Studentin ihren Job, den sie so sehr liebt. Seit knapp zwei Jahren fährt sie einmal die Woche für „Gemüse im Abo“ mit ihrem Rad und dem Anhänger herum. „Ich bin immer an der frischen Luft, treffe nette Leute, und die meisten Kunden freuen sich, wenn sie mich anradeln sehen“, erzählt sie mit strahlenden Augen, während sie zwei Dutzend volle Kisten auf ihren Anhänger lädt. Das Gemüse kommt aus den Gärten des „Klosterhofes“, einer Biolandgärtnerei vor den Toren Freiburgs. Seit 13 Jahren beliefert „Gemüse im Abo“ Kunden aus der

»frische Bioprodukte aus der Region« Region bis hoch in den Schwarzwald mit den Produkten des Klosterhofs und darf sich wohl als erster Fahrradgemüsekurier in einer deutschen Großstadt bezeichnen. Auch in anderen Städten, etwa in Hamburg, gibt es Gemüsekisten mit frischen

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Bio-Produkten, die in Haushalte geliefert werden. Doch die „Gemüseradler“ in der Fahrradstadt im Süden der Republik sind etwas Besonderes. Als Lisa die erste volle Kiste vor einer Haustür abstellt und dafür die leere von letzter Woche auf ihren Anhänger nimmt, meint sie: „Oft komme ich mir vor wie eine Mischung aus Osterhase und Weihnachtsmann.“ Das wird spätestens beim zweiten Kunden klar, der mit seinen beiden Kindern gerade nach Hause kommt, als Lisa Gemüse und Obst bringt. Während die Kinder voller Neugier in die Kiste schauen und sich wie bei der Bescherung über Erdbeeren und Kirschen freuen, schwärmt der Vater über das Abonnement: „Uns gefällt, dass es immer mal wieder variiert, saisonal bestimmt ist und man frische Bioprodukte aus der Region bekommt“, erklärt Tomio Gerloff die Vorteile des Gemüsebringdienstes. Und berichtet weiter vollen Lobes: „Die Marmelade ist der größte Hit – die bestellen wir immer in Mengen.“ Die Kunden können aus einem vielfältigen Sortiment des Gemüseabos wählen. Es gibt die Familienkiste, die Singlekiste oder etwa die Mutter-Kind-Kiste. Dazu bringt Lisa je

nach Sonderwünschen der Abonnementen eine zur Jahreszeit passende Obsttüte, Marmelade, Eier, Brot oder auch Apfelsaft direkt vor die Haustür der Kunden. Für viele Familien ist es einfach bequemer, sich mit frischen Nahrungsmitteln beliefern zu lassen, als immer auf den Markt zu gehen. So auch für die berufstätige Ulrike Schmidt und ihre Familie. Neben der hochwertigen Qualität sieht sie einen weiteren Vorteil des Bringdienstes: „Oft sind in der Kiste Gemüsesorten, die ich kaum kenne, wie etwa Mangold oder Schwarzwurzel. So kommt auch mal was ganz Anderes auf den Tisch.“ Plötzlich breitet sich in der schwülen Mittagshitze ein Kompost-Gestank aus. Lisa beliefert in einer Straße gerade drei Stammkunden, bei denen die braune Biotonne von der Müllabfuhr geleert wird. Wie gut, dass die Gemüsefrau, wie Lisa oft liebevoll von Kindern genannt wird, gerade frische Ware ins Haus liefert. Fa b i a n V ö g t l e


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EINFACH ANDERS Fünf Schüler aus dem Großraum Heidelberg sind anders: Eine A-Capella Band, die auf dem Schulhof gegründet wurde

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as erste eigene Konzert ging mit 15 beziehungsweise 16 Jahren über die Bühne – vor brechend vollem Haus mit 400 begeisterten Zuhörern. Einen besseren Start in die Musikkarriere kann es eigentlich nicht geben. Aber wer sind diese Jungs, die in solch einem Alter schon so erfolgreich sind und dafür sorgen, dass man sich immer wieder ertappt, wie man ihre Lieder nachsingt oder pfeift? Das sind fünf Schüler aus Heidelberg, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber die eines miteinander verbindet: die Begeisterung für Musik! Alles begann auf dem Pausenhof des Elisabeth-von-ThaddenGymnasiums: Johannes Berning, Gabriel Fürst, Johannes Jäck und Moritz Nautscher trafen sich immer wieder in den Pausen, um

gemeinsam zu singen. Als eines Tages einer der vier das Album der Kölner Wise Guys mitbrachte, waren die anderen sofort Feuer und Flamme. Da wurde gar nicht lange diskutiert, sondern einfach mal nachgesungen. Nach den ersten Versuchen gingen sie ihren Mitschülern etwas auf die Nerven, aber dies änderte mit dem ersten Auftritt an der Schule im Jahr 2006. Einer fehlte noch zum A-Cappella-Glück: Ein Bass musste her, um den Stücken Fundament und Struktur zu geben. Fündig wurde man am Nachbars-Gymnasium: Dort geht Utaemon Toyota zur Schule, ein Freund von Johannes Berning aus Kindertagen. Und der Junge aus Japan hat, was den anderen fehlt: einen tiefen, klaren Bass. Nun ist „anders“ komplett, und der weitere

Weg der Band verspricht alles außer Langeweile: „Wir fünf sind alle anders, jeder hat seine Eigenheiten“, betont Gabriel: „Zwischen uns herrscht eine produktive Spannung, weil wir ein gemeinsames Ziel haben – aber verschiedene Ideen, es zu erreichen.“ Das Repertoire der Gruppe entwickelt sich im Laufe der Zeit hin zu einem vielfältigen Mix aus eigenen Songs und Cover-Versionen von bekannten, aber auch weniger bekannten Interpreten. Der Lohn: Die Kölner Vorbilder zeichneten anders im März 2009 mit dem Wise-Guys-AfterglowAward aus – als Sieger in einem riesigen Teilnehmerfeld! Irina Bernhardt Weitere Infos unter www.anders-acappella.de

Lesenswert

Urlaubstagebuch und Kriminalroman „Eeey, die verfressene Kuh ist wieder da!“ Maria stört es nicht, dass Cousine Tsugumi sie auf diese Art begrüßt. Unverschämte Sprüche und gemeine Scherze sind bei der 18-jährigen Tsugumi an der Tagesordnung. Es kann vorkommen, dass sie einen Schuljungen im Garten der Nachbarn vergräbt. Doch hinter so viel Temperament steckt eine traurige Wahrheit: Tsugumi ist todkrank. Maria kennt Tsugumi und deren Schwester Yoko seit ihrer Kindheit. Alle drei wohnten zusammen in einem kleinen Dorf am Meer in der Pension von Yamamotos Onkel und Tante. Doch vieles hat sich in Marias Leben geändert: Ihre Eltern haben geheiratet und nun wohnt sie mit ihnen im hektischen Tokio. Das Studium beansprucht ihre gesamte Zeit. Nun soll das Gasthaus Yamamoto für immer schließen. Ein großes Hotel wird demnächst in dem kleinen Dorf eröffnen und viele Urlauber abwerben. Diesen Sommer kann Maria ihre Kindheit ein letztes Mal wieder erleben. Tsugumi hat sich geändert. Sie ist verliebt in Kyoichi, der neu im Ort ist. Als sein Hund entführt wird, steckt Tsugumi ihre gesamte Energie in einen brutalen Racheplan, der sie an ihre Grenzen bringt. Alle befürchten, dass das Ende dieses

Sommers auch das Ende Tsugumis Leben sein wird. Banana Yoshimoto erzählt eine Geschichte von Zusammenhalt, Freundschaft und Sehnsucht. Sie balanciert gekonnt mit verschiedenen Stimmungen: mal melancholisch, mal heiter, mal tiefgründig. Besonders schön sind die vielschichtigen Personen. Interessant ist, dass die Ich-Erzählerin Maria nur die Figur der Tsugumi ausführlich (aber nicht aufdringlich) beschreibt. Vielleicht, weil – wie Yoshimoto im Nachwort schreibt – Tsugumi das Abbild der Autorin selbst ist. Die anderen Personen stellt Maria nur am Rande vor. Durch die geschickten subtilen Andeutungen bekommt der Leser trotzdem das Gefühl, die Personen näher zu kennen. Die Autorin beschreibt immer wieder die Meerlandschaft. Die Beschreibungen bleiben kurz und stören die Handlung nicht. Sie sind willkommene Ruhepausen in den turbulenten Abenteuern der verrückten Tsugumi. Wer Japan liebt, erfährt viel über das Leben dort. Tsugumi ist ein Urlaubstagebuch und ein Kriminalroman, der leicht und sanft über die Augen seiner Leser gleitet. Die abwechslungsreiche Geschichte begeistert Liebhaber verschiedener Genres. Der Roman der japanischen Kultauto-

rin ist leicht wie eine Sommerbrise, jedoch an keiner Stelle kitschig. Eine Urlaubslektüre, die in keiner Reisetasche fehlen darf. Silke Brüggemann

(Yoshimoto, Banana: Tsugumi. Zürich: Diogenes Verlag, 1996)

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VON VÖLKERWANDERUNGEN, SELBSTFINDUNGSTRIPS UND DER KUNST DES REISENS Seit der Geschichte der Menschheit sind die Menschen unterwegs: aus der Not heraus, aus beruflichen Gründen, für die große Liebe oder das einmalige Abenteuer. Was heute normal erscheint, war früher eine lebensgefährliche Herausforderung. Doch mit dem Reiseboom droht auch eine Vielzahl von Problemen

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nnig umschlungen steht ein Paar am Bahnsteig, ein paar Meter weiter rennen sich zwei Freundinnen kreischend entgegen. Gegenüber verabschiedet sich ein junges Mädchen von ihrer Familie. Es ist Freitagnachmittag am Stuttgarter Hauptbahnhof. Die Szene ist nichts Außergewöhnliches. Jeder kennt solche Momente und hat sie selbst schon des öfteren erlebt. Jeden Tag kommen überall auf der Welt Menschen an einem Ziel an, verlassen einen Ort oder befinden sich auf einer Reise. In Zeiten der Globalisierung, in denen die Welt zusammenwächst und auch weite Entfernungen verhältnismäßig einfach zu bewältigen sind, steht das Unterwegssein auf der Tagesordnung. Reisen ist aber keine Entdeckung des modernen Zeitalters. So betont Professor Max Matter vom Institut für Volkskunde in Freiburg: „Wanderung und Migration sind überzeitlich. Das hat es schon immer gegeben.“ Ein Beispiel dafür sind die Wanderungen ganzer Völker zwischen der Antike und dem Mittelalter. So machten sich germanische Stämme zwischen dem zweiten und sechsten Jahrhundert nach Christus auf den Weg, um neue Gebiete zu gewinnen. Veränderte Klimabedingungen waren ausschlaggebend

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für diese Völkerwanderungen von Nordund Mitteleuropa aus in den Süden und Westen. Große Schwierigkeiten bereiten den Germanen der Limes und die anderen Grenzen des römischen Imperiums. Doch die germanischen Stämme konnten große Teile des Römischen Reiches erobern und trugen schließlich maßgeblich zu dessen Untergang bei, so dass sich neue Staaten herausbildeten. Damit prägte die Völkerwanderung der Germanen nachhaltig die gesellschaftliche, politische und kulturelle Struktur im Mittelalter.

Reichtum dank Kolumbus und da Gama Unterwegs waren auch zahlreiche Seefahrer, Abenteurer und Entdecker in den darauf folgenden Jahrhunderten. Weltweit bekannt dafür sind Marco Polo, Vasco da Gama oder Christoph Kolumbus. Marco Polo reiste nach China, da Gama entdeckte den Seeweg nach Indien. Und Kolumbus stieß per Zufall auf Amerika, als er über den westlichen Seeweg Indien erreichen

wollte, den damals wichtigen Handelspartner für Gewürze und Tee. Aus Sicht von Professor Matter haben diese Entdeckungen eine immense Bedeutung: „Die Europäer sind durch Schätze der anderen reich geworden. Dies hat die Entwicklung enorm vorangetrieben.“ Ein weiterer Grund, warum Menschen unterwegs waren und sind, lässt sich auch heute noch in anderen Teilen der Erde finden: Kriege waren fortwährend Auslöser dafür, dass Menschen ihrer Heimat den Rücken kehrten und sich auf den Weg in unbekannte Gefilde machten: ob als Soldaten oder als Flüchtlinge aus Angst um das eigene Leben. So waren auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg Scharen von Deutschen als Soldaten in Europa, aber auch auf anderen Kontinenten unterwegs. Einer von ihnen ist Kurt Zahn. Der heute 87-Jährige hat im Zweiten Weltkrieg als Soldat in zahlreichen Ländern Station gemacht. Im Frühsommer

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Fo to : Pu bl ic Do m ai n (b y NA SA ); Ill us tr at io

n: Ja n Za is er

19 41 w u r d e d e r gebürtige Schwarzwälder zu Übungen nach Mühlhausen in Thüringen versetzt. Von dort ging es schließlich mit der Eisenbahn nach Neapel. „Dort sind wir erst einmal sechs Monate geblieben“, erzählt Zahn. Als Soldaten lebten sie zunächst in Zelten in einem Lager und später in einer alten Kaserne. Anschließend wurden sie nach Nordafrika verlegt: „Von Sizilien aus sind wir drei Stunden in einer sehr kleinen Maschine nur 50 Meter über dem Meer geflogen, damit uns niemand entdecken konnte“, berichtet er. Nach einiger Zeit in Nordafrika, in der Zahn

unter anderem als Funker regelmäßig 24 Stunden am Stück in einem kleinen Deckungsloch direkt an der Front verbringen musste, geriet er 1943 in Gefangenschaft der Amerikaner. In einem leeren Transportschiff wurden er und seine Mitgefangenen dann auf den amerikanischen Kontinent gebracht. „400 Mann lagen gemeinsam in einer winzigen Luke“, erzählt er. „Die Hygienezustände waren eine Katastrophe.“ Die Reise dauerte drei Wochen. Bis Ende 1945 musste Zahn als Kriegsgefangener in den USA bleiben, anschließend wurden seine Kameraden und er zurück nach Europa transportiert. „Mit uns wurde dabei eine Testfahrt mit einem kleinen Schiff durchgeführt, das noch nie so eine lange Distanz zurück gelegt hatte“, berichtet er. „Wir sind schließlich in einen ungeheuren Sturm geraten und mussten wieder ein Stück der bereits gefahrenen Strecke zurückkehren.“ Als sie endlich in Frankreich gelandet waren, sei er auf die Erde gefallen, habe den Boden geküsst und sich geschworen, nie wieder solch eine Seefahrt mitzumachen.

Pilgerhype und Selbstfindungstrips Kurt Zahn hat auf eine heute unvorstellbar harte Weise viel von der Welt gesehen. Wir, Kinder des späten 20. Jahrhunderts, die in

Europa in Wohlstand und Sicherheit aufwachsen, sind meist freiwillig und aus Neugierde und Erlebnisdrang unterwegs. Die Möglichkeiten und Angebote auf Reisen zu gehen, haben sich in den letzten Jahrzehnten von Grund auf gewandelt und weiterentwickelt. Billigflieger, Hochgeschwindigkeitszüge und Unmengen von Privatautos machen Urlaub für beinahe jedermann möglich und erschwinglich. Einfach so unterwegs zu sein, ist heute angesagt wie nie zuvor – ob im Wellnessurlaub vom Alltagsstress zu entspannen oder am Strand in der Sonne zu brutzeln. Besonders angesagt sind auch sogenannte Selbstfindungstrips, bei denen es darum geht, sich auf sich selbst zu besinnen und auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dies soll zum Beispiel beim Pilgern auf dem Jakobsweg zwischen Bordeaux in Frankreich und dem spanischen Santiago de Compostela funktionieren. Das Pilgern hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Hype entwickelt, der dazu geführt hat, dass das Thema inzwischen sogar in zahlreichen Filmen wie „Pilgern auf Französisch“ von Coline Serrau erzählt wird. Wer es weniger ruhig mag, kann in einem Aktivurlaub an seine Grenzen gehen, bei den verschiedensten Kulturtrips unzählige Sehenswürdigkeiten bewundern oder sich von einmaligen Naturwundern inspirieren lassen. Auch Kindern und Jugendlichen bietet sich die Möglichkeit, ohne ihre Eltern schon früh die Welt kennen zu lernen: Zeltlager, Mottofreizeiten oder Jugendreisen gibt es mittlerweile von den verschiedensten Anbietern und zu den unterschiedlichsten Zielen. Auch für den kleinen Geldbeutel gibt es heute eine Vielzahl von Angeboten:

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Jugendherbergen, Hostels, das gute alte Zelt oder neue Trends wie Couchsurfing erfreuen sich vor allem bei jungen Erwachsenen großer Beliebtheit. Doch neben dem Reisen, in denen der Massentourismus im Vordergrund steht, ziehen auch immer mehr Menschen Touren und Auslandsaufenthalte vor, bei denen es um das Land an sich und seine Geschichte, Kultur und Traditionen geht. Abseits von Attraktionen und Sehenswürdigkeiten, die jeden Tag von Menschenmassen aufgesucht werden, entstehen so Möglichkeiten, Land und Leute kennenzulernen, wie sie wirklich sind. Besonders für junge Menschen bieten sich in diesem Feld zahlreiche Möglichkeiten: Schüleraustausch, Auslandssemester, Work and Travel, Ferienjobs, Praktika oder eine Zeit als Au-pair. „Angesichts der Globalisierung hat ein längerer Auslandsaufenthalt eine große Wertigkeit. Man vertieft seine Fremdsprachenkenntnisse, entwickelt ein interkulturelles Verständnis, beweist, dass man auf eigenen Füßen stehen kann und fähig ist, sich Geld und Zeit sinnvoll einzuteilen. Außerdem zeigt man damit, dass man offen ist für Neues und respektvoll mit anderen Weltanschauungen, Kulturen und Arbeitsweisen umgehen kann“, verdeutlicht Tanja Kuntz, Leiterin der Marketingabteilung des Reiseunternehmens „Travelplus Group“ die positiven Aspekte eines solchen Aufenthaltes und ergänzt: „All das ist sehr gefragt im heutigen Berufsleben“.

Ökologisch sinnvoll reisen? Die Tourismusbranche expandiert scheinbar ins Unendliche. Das schafft auf der einen Seite viele Arbeitsplätze, bringt aber auch eine Vielzahl von Problemen mit sich: Flugzeuge verursachen Unmengen von Emissionen, Lebensräume von Tieren und Pflanzen fallen Hotel- und Straßenneubauten zum Opfer und Einheimische leiden

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oft unter dem rücksichtslosen Touristenansturm. Darum rückt nachhaltiger Tourismus immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Das „Forum Umwelt und Entwicklung“ legte schon vor zehn Jahren fest: „Nachhaltiger Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen.“ Das bedeute im Idealfall, dass Reisen nur noch „ethisch und sozial gerecht, kulturell angepasst und ökologisch tragfähig“ sein sollen, trotzdem jedoch wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig. Karlheinz Wöhler, Professor für Tourismuswissenschaften an der Uni Lüneburg, betont, dass das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele im Tourismus in erster Linie vom technischen Fortschritt abhänge und ergänzt: „Der Tourismus kann nur so umweltfreundlich und nachhaltig sein, wie es Gesellschaft und Wirtschaft gerade sind.“

Flüchtlingsströme aus armen Ländern Nicht jeder, der sich auf einen längeren Weg macht, tut dies freiwillig. Ernstere Gründe bringen Menschen ebenfalls dazu, aus reiner Notwendigkeit unterwegs zu sein. Sowohl politische als auch wirtschaftliche, soziale oder familiäre Motive lassen vielen Menschen keine andere Wahl, als in ein anderes Land flüchten. Bis heute gibt es unzählige Flüchtlinge und Migranten, die sich mit der Hoffnung auf ein besseres Leben aus Entwicklungsländern, schlechter gestellten Staaten oder Konfliktgebieten auf den Weg in andere Länder, häufig Industriestaaten wie Amerika oder den europäischen Kontinent, machen. Weltweit bekannte Beispiele sind

die Flüchtlingsströme von Mexiko in die USA oder von Afrika aus über das Mittelmeer und die Straße von Gibraltar nach Portugal, Spanien und Italien. Auch nach Deutschland zieht es viele Menschen. Nach einer Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge leben heute rund 7.246.500 Angehörige anderer Staaten in Deutschland. Davon kommt rund ein Viertel aus der Türkei, weitere 7,8 Prozent aus Italien und ebenfalls zahlreiche Personen aus osteuropäischen Staaten wie Polen oder Kroatien. Auch für den Beruf sind heute viele Menschen unterwegs: Sie nehmen Arbeitsstellen an, die fern von ihrem Wohnort liegen, um die eigene Existenz zu sichern. Wer nicht bereit ist, umzuziehen, dem bleibt häufig keine andere Möglichkeit als zu pendeln. Bei geringeren Entfernungen funktioniert dies an einem Tag: morgens hin zum Arbeitsort, abends zurück nach Hause. Bei größeren Entfernungen klappt dies jedoch kaum. Die Folge ist, dass der Berufstätige wochentags am Arbeitsort und nur am Wochenende bei seiner Familie leben kann. In manchen Berufssparten ist es eine Voraussetzung, ständig unterwegs zu sein: Ob als Pilot, Schaffner, Stewardess, Kapitän oder auch als Diplomat oder Journalist. Ständig an andere Orte zu fahren oder sich auf Reisen zu befinden gehört zum Arbeitsalltag wie für andere die Arbeit am eigenen Schreibtisch. Das kann viel Spaß machen, den Horizont erweitern und den eigenen Beruf abwechslungsreich gestalten. Doch beizeiten kann es auch überfordern und belasten, mehr Zeit im Flugzeug oder Zug

Illustration: Jan Zaiser


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zu verbringen als daheim. So hat der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte erst vor kurzem in einer Pressemitteilung betont, dass in den letzten Jahren Erkrankungen wie Depressionen und Burn-out erheblich zugenommen und die Ausmaße einer neuen „Volkskrankheit“ angenommen haben. Auslöser dafür könne unter anderem der Druck sein, dem sich Berufstätige ausgesetzt fühlen, ständig unterwegs und überall präsent zu sein.

Fernbeziehungen und Patchworkfamilien Auch soziale und familiäre Gründe, die Menschen dazu bringen, unterwegs zu sein, haben im letzten Jahrhundert stark zugenommen. Durch die gestiegene Mobilität werden Fernbeziehungen häufiger und einfacher zu führen als früher. Auch gerade in Zeiten, in denen das klassische Familienbild aufgebrochen ist und es immer mehr Patchwork-Familien gibt, machen sich viele Kinder und Jugendliche regelmäßig auf, um den anderen Elternteil zu besuchen. So leben auch erwachsene Kinder oft fern des eigentlichen Heimatortes. Hat früher noch häufig die gesamte Großfamilie im selben Dorf gelebt, werden diese Fälle heute immer seltener. Das zeigt sich in

Foto: privat

der Familie von Heike Ullrich: Von ihren vier Geschwistern leben mittlerweile drei im Ausland, der vierte am anderen Ende Deutschlands. Ihr Mann stammt aus dem Orient, ihre Cousinen und Vetter hat es von Australien über die USA nach Spanien oder Nordafrika in alle Teile der Welt verschlagen. „Die meisten sind wegen der Arbeit oder ihrem Lebenspartner aus dem Ausland weggezogen“, erzählt Ullrich. Für ein gemeinsames Treffen müssen sie um den halben Erdball fliegen. Doch vor einigen Jahren haben sie es geschafft: Bei einem Familientreffen in Deutschland kam es zu einem großen Wiedersehen. Die Menschen waren, sind und werden wohl immer unterwegs sein. Ob es nun in unserer Natur liegt, uns eine gewisse Neugier angeboren ist, oder ob uns andere existenzielle Gründe dazu zwingen: Kaum einer wird sein gesamtes Leben an einem Ort verbringen. In einer Zeit, in der wir so mobil sind wie nie zuvor, sollten wir die Chance ergreifen, die Welt zu erkunden, Sprachen zu lernen oder Bekannte und Freunde an anderen Orten zu besuchen. Wie sagte schon der Philosoph Dr. Carl Fröhlich: „Unterwegs zu sein ist des Menschen eigentlicher Beruf.“ Susan Djahangard

Wir als Entwicklungshelfer? Jan Spreitzenbarth fragt sich, wem ProjektTourismus eigentlich nützt

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ür sozialen Ausgleich, für eine bessere Umwelt und für das Verständnis der Kulturen. Ob über das neue Freiwilligen-Programm „Weltwärts“, einem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) oder auf eigene Faust: Immer mehr deutsche Jugendliche gehen mit gutem Gewissen in sogenannte Entwicklungsländer. Sie haben den hehren Anspruch, ein kleines bisschen die Welt zu verbessern. Projekt-Tourismus heißt das Stichwort. Aber wem nützt das eigentlich? „Am meisten dir selbst“, meint die 19-jährige Lisa Bendiek, die in Tansania ein FÖJ absolviert. „Geh nicht nach Afrika, um zu helfen oder zu lehren!“ Afrikanische Intellektuelle wie der kenianische Wirtschaftsexperte James Shikwati fordern sogar ein sofortiges Einstellen jeglicher Hilfsprojekte. Denn sie führten nur immer tiefer in die Abhängigkeit. Pauschalreisen, Backpacking oder private Unterkünfte, die Auswahl ist groß. Reisen ist wirklich billig geworden, egal ob mit dem Auto, mit dem Bus oder in der Luft. Doch Achtung! Mit unserer Kaufkraft, mit unserem Reisedrang und unseren Billigurlauben können wir viel Schaden anrichten – ganz unbewusst und ungewollt. Der Kolonialismus sollte für alle ein warnendes Beispiel sein: Ohne das Land und die Kultur zu verstehen, kamen die Europäer, versuchten mit ihrer Waffengewalt ihre Kultur, Sprache und Regierungsform den Einheimischen aufzuzwingen. Wir waren es, die große Teile der ursprünglichen Kulturen verdrängt haben. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg brachten viele Länder die Kraft auf, die europäischen Eindringlinge aus ihrem Land zu vertreiben. Heute jedoch schlagen wir zurück: mit großen Hilfsprojekten, Entwicklungs- und Spendengeldern und vor allem mit vollen Urlaubskassen. In Thailand traf ich allen Ernstes einen korpulenten, deutschen Mann, der gerade aus einem „Massagesalon“ kam in dem Gefühl, ein kleiner Entwicklungshelfer zu sein. Versteht mich nicht falsch! Interkulturelles Verständnis, Fremdsprachenkenntnisse und Auslandserfahrungen tragen zur persönlichen Weiterentwicklung bei und werden in einer globalisierten Welt gefordert. Auch ich bin ausgerückt, die Welt zu verändern. Leider muss ich gestehen: Richtig helfen und etwas bewegen konnte ich dabei nicht.

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» FREMDE KULTUREN SORGEN FÜR EINEN TAPETENWECHSEL «

Ein Interview über Reisetrends, Migration und das Problem von Balkonien-Urlaub. Ekaterina Eimer befragte PROFESSOR MATTER vom Institut für Volkskunde der Uni Freiburg

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eisen, unterwegs sein oder emigrieren ist heute so angesagt wie nie zuvor. Wo würden Sie den Beginn dieser Entwicklung ansetzen? Wanderung und Migration sind überzeitlich. Das hat es schon immer gegeben. Zunächst ging es um Gold, Gewürze und wirtschaftliches Potenzial – Reisen und Erobern hat sich rentiert. Später kamen Ursachen wie Umsiedlung, Vertreibung, Armut und Klimakatastrophen hinzu. Bevölkerungsdruck und Entbehrungszustände führen immer dazu, dass Menschen auswandern in dem Glauben, anderswo ein besseres Leben vorzufinden. Welche Bedeutung hatten die Entdeckungen von da Gama und Kolumbus? Eine immense. Die Europäer sind durch Schätze der anderen reich geworden, was die Entwicklung Europas enorm vorangetrieben hat. Die Bauern haben davon allerdings bis ins 19. Jahrhundert nichts mitgekriegt. Reichtum hat Tourismus gefördert. Können Sie die Ent wicklung kurz beschreiben? Im 18. Jahrhundert gehörte es sich für reiche Männer als Abschluss ihrer Ausbildung eine Bildungsreise zu absolvieren. Im späten 19. Jahrhundert entstanden dann die ersten Einrichtungen in England, ähnlich den heutigen Reisebüros, die Pauschalreisen an wohlhabende Bürgerliche vermittelten. Massentourismus ist als eine Folge des Wirtschaftswunders in den 50er Jahren zu sehen. Er ging einher mit günstigeren

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Reisemöglichkeiten und Urlaubsanspruch der Arbeiter, der sich im 20. Jahrhundert formierte. Welche Bedeutung schreiben Sie dem Tourismus in unserer Kultur zu? Urlaub bedeutet „raus aus dem Alltag“. Deswegen fällt es uns auch so schwer, Urlaub zu Hause zu machen, wo der Alltag immer präsent bleibt. Fliegt man hingegen in ein anderes Land, um dort mit Landsleuten im Hotel zu wohnen und gemeinsam Fremdes zu erkunden, so fühlt sich jeder Kilometer nach doppeltem Abstand an. Ist es möglich, als Tourist die Kultur eines Landes authentisch zu erleben? Eher nein. Tourismus ist ein Geschäft und wird auch so organisiert. Jeder hat zwar das Gefühl, ein besonderer Tourist zu sein, der anders ist als die anderen. Solange man allerdings im Vier-Sterne-Hotel wohnt, während der Durchschnitt einen Lebensstandard von null Sternen hat, bleibt man ein Rädchen der Tourismusindustrie und wird dementsprechend von den Einheimischen behandelt. Backpacker-Reisen sind mittlerweile ähnlich gut organisiert mit vorgegeben Routen und Unterkünften. Wie erklären Sie die Diskrepanz zwischen dem Interesse am Fremden während eines Urlaubs und der Skepsis gegenüber Fremden im eigenen Land? Fremde Kulturen im Urlaub sorgen für einen „Tapetenwechsel“, während Fremde im Alltag Ängste auslösen. Sie leben nach anderen Regeln und pflegen andere

Sitten, welche die eigenen in Frage stellen könnten. Deutschland ist ein Migrationsland. Wie würden Sie das Zusammenleben hier charakterisieren? Zunächst muss man unterscheiden zwischen den Migranten, die bereits integriert sind und jenen, die noch integriert werden müssen. Sprachkurse sind wichtig. Allerdings ist Integration ein beidseitiger Prozess: Die Gesellschaft muss die Kultur verstehen, das Potenzial erkennen und sich neu formieren. Politiker und Schulen haben das lange Zeit versäumt, was zu den bekannten Problemen geführt hat. Wie viele Migranten kommen heute nach Deutschland? Wir verzeichnen eine Negativbilanz. Das Zuwanderungsgesetz erlaubt faktisch nur Familiennachzug und Asyl. Über die Arbeit zu immigrieren, ist aufgrund der hohen Anforderungen kaum möglich. Welche Tendenzen zeichnen sich für die Zukunft ab? Tourismus wird in Anbetracht der Umweltprobleme zwar teurer, aber wegen des steigenden Wohlstands in den Schwellenländern wohl weiter zunehmen. Migrationsentwicklungen sind abhängig von der Gerechtigkeit in der Welt. Menschen verlassen nicht einfach so ihre vertraute Heimat. Werden die kriegerischen Konflikte gelöst, Wohlstand und Lebensqualität angeglichen, dann wird auch die Migration zurückgehen.


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UNTERWEGS MIT ALLEN SINNEN Der Sommer ist da. Die Sonne lädt dazu ein, nach und nach unsere Hüllen fallen zu lassen. Manche Menschen verzichten auf ein ganz besonderes Kleidungsstück: die Schuhe

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ila Mnatwa ist eine begeisterte BarfußLäuferin. Seit fünf Jahren erkundet die im Kreis Stuttgart wohnende Frau bereits regelmäßig mit nackten Fußsohlen die Umgebung. Etwas Herrlicheres als den Boden direkt zu spüren und durch den Tastsinn etwas über seine Beschaffenheit zu erfahren, gibt es ihrer Meinung nach kaum: „Wenn ich meine Schuhe ausziehe, fühle ich mich, als würde zu meinen bisherigen Sinnen ein weiterer hinzukommen.“ Ob Kies, Gras und Sand, all diese alltäglichen Dinge erlebe Sila plötzlich viel intensiver. „In diesen Momenten zählt nur das Hier und Jetzt. Alles andere erscheint nebensächlich.“ Doch die Meinung der blondhaarigen Frau scheint nicht jeder zu teilen. „Viele Leute schauen mich schräg an, wenn ich ohne Schuhe durch die Stadt laufe.“ Gespräche hätten ihr gezeigt, dass Barfußlaufen oft als eklig oder unhygienisch verpönt ist. Verstehen will Sila diese Vorurteile aber nur teilweise. Sie wasche ihre Füße schließlich nach jedem ihrer Spaziergänge. Gerade jetzt im Sommer nimmt die Anzahl

Foto: MMchen / photocase.com

der „bare-feet-walker“ an Stränden und Liegewiesen sprunghaft zu. Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen: Barfußlaufen ist vom Aussterben bedroht. Immer mehr Leute begeistern sich für die große modische Schuhauswahl. Dame und Herr zwängen sich in schicke, aber stickige Plastik-Schwitzschuhe. Dass Barfußlaufen wahrscheinlich oftmals gesunder wäre, als auf diese Art Accessoires zurückzugreifen, scheint uninteressant. Vergleichbar mit einer Fußreflexmassage werden beim Barfußlaufen anregende Akupunkturpunkte berührt, die Körper und Seele in Schwung bringen. Doch wer will das schon wissen? Wer schön sein will, dessen Füße müssen leiden. Spätestens, wenn es um mikroskopisch kleine Bakterien oder böse Pilze geht, wird allerdings deutlich, dass Schuhe auch ihre Vorteile haben: An den Fußsohlen siedeln sie sich an, am Liebsten bei Verletzungen. Die verletzten Stellen bieten Besiedlungsräume für eine Vielzahl von Krankheitserregern, von denen auch Sila nicht verschont blieb. Erst zu spät bemerkte sie, dass ihre ganzen Füße mit merkwürdigen

Eindellungen und schwarzen Pünktchen übersäht waren. Ironischerweise habe ihre Mutter bis zu diesem Zeitpunkt jahrelang mit derselben Hautkrankheit gekämpft. „Meine Mutter dachte immer, dass es sich dabei um die sogenannten Hühneraugen handelt“, erinnert sich Sila. Der Hautarzt hätte die „Hühneraugen“ jedoch schließlich als Stechwarzen enttarnt. Kein Wunder also, dass die Anwendung von Hühneraugenpflastern bis dahin erfolglos blieb. Sila erzählt, dass bei ihr bisher weder Vereisen noch verschiedenste Ätzmittel zum gewünschten Erfolg geführt hätten. Zurzeit erhoffe sie sich von einer natürlichen und giftigen Pflanze namens Scharbockskraut die ersehnte Heilung. Barfußlaufen wird als „Allheilmittel“ bezeichnet. Um nicht dessen Nebenwirkungen zu verfallen, sollten dabei immer Pflaster und Desinfektionsmittel griffbereit gehalten werden. Laufen ohne Schuhe und Verletzungen vertragen sich offensichtlich nicht besonders. Alice Watmann

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K ÄNGURU-WÜRSTCHEN ZUM FRÜHSTÜCK Weihnachten am weißen Sandstrand, Skorpion-Spieße als Snack und ein Rudel Kängurus mitten auf der Straße: Work und Travel ist nicht nur eine günstige Reisevariante, sondern für viele auch die Erfüllung ihrer Träume, wie für Susanne Rein. Sie reiste sechs Monate lang durch Asien und Australien

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ch wollte schon immer eine große Reise machen und der Zeitpunkt war perfekt“. Die 25-jährige Speditionskauffrau aus Rottenburg am Neckar beschloss, nach ihrer Ausbildung eine Auszeit zu nehmen. Als Naturfreak sollte es aber kein Pauschalurlaub werden, sondern ein Abenteuer mit Arbeitsaufenthalt. Von November 2007 bis März 2008 war Susanne unterwegs. Unterwegs bedeutete: Sechs Monate lang aus einem 22-KiloRucksack leben, mit wenig Geld auskommen und kaum eine Woche am selben Ort leben. Ein halbes Jahr dauerten die Vorbereitungen, um Urlaub-Visas bei den verschiedenen Botschaften zu beantragen, ein Arbeitsvisum für Australien zu erhalten, um sich impfen zu lassen und den ersten Reisepass zu holen. Bevor die Arbeit in Australien losging, machte Susanne ersteinmal Urlaub in Asien. „Das war das komplette Gegenteil zu unserer Kultur“, erzählt sie, während sie ihre wilden braunen Locken aus dem Gesicht streicht. „In Singapur steht die Todesstrafe auf den Besitz von Drogen. Außerdem ist das Rauchen in der Öffentlichkeit verboten und essen und trinken in der U-Bahn wird hart bestraft.“ Von Singapur aus ging es mit dem Zug weiter nach Kuala Lumpur in Malaysia. Die ersten Wochen reiste Susanne zusammen mit einer Freundin as Deutschland. Gemeinsam kauften sie sich einen Gebrauchtwagen. „Der Volvo war fast so alt wie ich.“, erzählt Susanne. „Bei der Probefahrt ist uns auch gar nicht aufgefallen, dass die Bremse kaputt war“. Zum Glück lernten Susanne und ihre Freundin im Supermarkt ein nettes schwules

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Pärchen kennen. Sie halfen ihnen und bauten sogar neue Teile ins Auto, damit sie weiterfahren konnten. „Später hat uns das Pärchen gesagt, dass auf unserem Auto ein Lesben-Aufkleber ist“, lacht Susanne, „das war peinlich“. Von Sydney ging die Reise weiter nach Griffith, 600 Kilometer südwestlich von Sydney. Hier jobbte Susanne auf einer Obstund Gemüsefarm. Die Arbeit war eintönig

und anstrengend. Mittags betrug die Temperatur etwa 30 Grad im Schatten, in den Gewächshäusern sogar bis zu 40 Grad. „In Griffith hab ich zum ersten Mal Kängurus gesehen“, erzählt Susanne von ihrem Lieblingsmoment der Reise. Auch Koalas, Emus und Strauße liefen frei rum. Aborigines hat die Backpackerin auch gesehen, meist in Großstädten, Didgeridoo spielend. „An Weihnachten habe ich einen Sandmann gebaut.“ Statt im Schnee verbrachte Susanne die Feiertage am Strand. An Silvester bewunderte sie das Feuerwerk über Sydney. Ende Januar folgte die letzte Reise: Auf dem Roadtrip fuhr sie von Canberra über den Mungo National Park entlang der Great Ocean Road nach Melbourne. Dann flog sie nach Bangkok, in Thailand, fuhr „Tuk Tuk“, ein Taxi, das einem Golfer-Wagen ähnelt, und besuchte Vientiane, Laos und Hanoi, in Vietnam. Von dort fuhr sie weiter mit dem öffentlichen Bus: „Da lag neben mir ein Ziegenfuß“, erzählt sie. Schließlich kam Susanne in Peking an, wo sie auf der Chinesischen Mauer lief und auf dem Markt zum ersten Mal Seepferdchen- und Skorpion-Spieße sah. Nach dem letzten Stopp in Xian, Südkorea, ging´s zurück nach Deutschland. „Die Reise war stressig“. Morgens aufwachen und nicht wissen, was heute passieren wird, ist anfangs reizvoll aber auf Dauer anstrengend. Susanne findet dennoch: „Das war´s auf jeden Fall wert: „Ich bin in manchen Situationen nicht mehr so ernst und angespannt. Und jetzt kann ich sogar mit Stäbchen essen“.

Die Chinesische Mauer war nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten auf Susannes Weltreise

K a t h a r i n a To m a s z e w s k i


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Erika Klinger (85) fĂźhlt sich im Altersheim pudelwohl.

Lisa BrĂźckner (17) auch.

Ausbildungsplätze in der Altenpege

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IM ZENTRUM DER PIUSBRUDERSCHAFT Wochenlang waren sie in den Schlagzeilen, als Holocaustleugner, katholische Fundamentalisten, Hetzer und Scharfmacher gegen Andersgläubige: die Piusbrüder. Unsere Autoren Sophie Rebmann, Susan Djahangard und Andreas Spengler wagten den Besuch im deutschen Hauptsitz der Bruderschaft in Stuttgart

Gottesdienst der Piusbruderschaft: Der Priester steht dem Altar zugewandt und spricht Latein

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ater Andreas Steiner sah seine Kirche schon in Flammen stehen. Panisch rief er beim SWR-Studio an: „Sie müssen klar machen, dass wir das zurücknehmen, dass es uns leidtut, dass wir das so nicht sagen wollten!“ Einer der führenden Piusbrüder hatte bei einem Interview den islamischen Propheten Mohammed beleidigt. Steiner konnte sich die Reaktionen der islamischen Bevölkerung bereits ausmalen. Doch diesmal hatten die Piusbrüder Glück: Der SWR entschärfte das Zitat. Mit diesem Tag war für den Medienbeauftragten der Piusbruderschaft ein Tiefpunkt erreicht: Furchtbar seien die letzten Wochen und Monate gewesen, wie ein Tsunami war die Medienmeute über die Bruderschaft hereingebrochen. Alle wollten sie Bilder, Interviews, Erklärungen. Doch was war geschehen? Im Januar dieses Jahres hatte Papst Benedikt den Ausschluss von vier Bischöfen der

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Piusbrüder aufgehoben, darunter Bischof Richard Williamson. Der hatte nie einen Hehl aus seinen Überzeugungen gemacht, wie 1989, als er Gläubigen zurief: „Die Juden erfanden den Holocaust, Protestanten bekommen ihre Befehle vom Teufel und der Vatikan hat seine Seele an den Liberalismus verkauft.“ Ein deutscher Papst holt einen Holocaustleugner zurück in den Schoß der Kirche. Damit war der Skandal perfekt und für Pater Steiner begann ein Medienrummel, wie ihn der 37-Jährige noch nicht erlebt hatte. An diesem wolkenlosen Frühjahrstag ist von dem Trubel in Stuttgart-Feuerbach nichts mehr zu spüren. An einer Straßenkreuzung steht das unauffällige Wohngebäude der Bruderschaft. In weichem Gelb ragt der barocke Turm der Kirche St. Maria Himmelfahrt in den blauen Himmel. Wohnhaus und Kirche schirmen einen

kleinen Hinterhof gegen das hektische Verkehrstreiben ab. Knapp 30 Leute sind zum Gottesdienst gekommen. Sie sitzen alleine verteilt in den Bänken. Die hohen Seitenfenster und das karg verzierte Kirchenschiff verstärken das Gefühl der Einsamkeit. Der Altar hingegen glänzt in grünem Marmorstein, umfasst von vier bronzefarbenen Säulen, die mehrere Engelstatuen tragen. Der Priester steht mit dem Rücken zur Gemeinde, die Messe hält er auf Lateinisch: „Dominus vobiscum!“ murmelt er in geistiger Entrücktheit. „Et cum spiritu tuo.“, antwortet die Gemeinde. Neben uns dreht sich ein Mann um, der unsere Schreibblöcke gesehen hat und erklärt, er würde uns nachher gerne ein Interview geben. Er heißt Wolfgang, seine schwarze Jacke ist ausgewaschen und die grau-schwarzen Haare glänzen fettig, Wolfgang riecht stark nach Alkohol.

Foto: Andreas Spengler


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Durch die Bänke geht ein Klappern, die Gottesdienstbesucher holen ihre Rosenkränze hervor und lassen die Perlen durch die Finger gleiten. Manche knien, völlig in sich gekehrt, mit verschlossenen Augen auf dem Boden. Vom Altar her wabert betörender Weihrauchduft. In sturer Monotonie beginnt das Rosenkranzgebet, das aus 50 Wiederholungen von Gebeten besteht: „Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat, Jesus, der für uns gegeißelt worden ist, Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.“ Irgendwann dreht sich Wolfgang um und verdreht die Augen: „Das finde ich etwas überzogen, wollen wir rausgehen?“ Vor der Kirche treffen wir Pater Andreas Steiner. Er schaut etwas unglücklich, als er sieht, dass wir Wolfgang interviewen wollen. Er kenne Wolfgang nicht, aber der sei sicherlich kaum repräsentativ. Doch Steiners Bedenken sind unbegründet: Wolfgang erzählt aus seiner Jugend, wie Mitte der 60er Jahre die lateinische Messe abgeschafft wurde. Damals vollzog die Katholische Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine umfassende Reform, die zu einer Modernisierung und Liberalisierung der Kirche führte. „Ich war obertraurig, dass es die gute alte Messe nicht mehr gab. Diese modernen ‚Hallelujah-Messen‘ wie in Amerika fand ich immer schon ein Graus!“ Als Wolfgang das erste Mal nach vielen Jahren bei einer Messe der Piusbrüder dabei war, flossen ihm Tränen der Rührung: „Es geht doch nicht nur um die lateinische Sprache, es geht darum, die Messe in der würdigen Form zu feiern. Ich habe hier meine katholische Heimat wiedergefunden.“ Als wir ihn nach seiner Familie fragen, senkt er den Kopf. „Frau und Kind“, er dreht die Handfläche nach außen, „Trennung. Sie ist gegangen, obwohl wir verheiratet waren.“ Er wendet sein ausgemergeltes Gesicht in die Sonne.

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Priesterbruderschaft St. Pius X Die Piusbruderschaft wurde 1970 von Marcel Lefebvre gegründet. Weltweit hat sie knapp 500 Priester und zählt nach eigenen Angaben rund 600.000 gläubige Anhänger. Sie wird nicht von der Katholischen Kirche anerkannt, da sie die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnt.

Über Bischof Williamson schimpft Wolfgang: „Das ist doch ein Idiot, der Priester von der Insel.“ Auch Pater Steiner distanziert sich ausdrücklich von den Aussagen des Holocaustleugners. Von der Berichterstattung der Medien sei er sehr enttäuscht, besonders

„Die Juden erfanden den Holocaust“ gemein sei immer der SPIEGEL gewesen: „Denen ging es darum, uns in die rechte fundamentalistische Ecke zu stellen und als Fanatiker abzustempeln.“ Steiner stellt die Piusbrüder gerne als Medienopfer dar, als ewig Unverstandene, als die letzten Bewahrer des aufrichtigen Glaubens. Der junge Pater sitzt im Wohnzimmer der Bruderschaft und strahlt uns mit seinen einladenden Augen an, sein österreichischer Dialekt klingt freundlich und weich. Steiner wurde 1972 in Kaprun geboren. Mit 14 Jahren ging er aus eigener Überzeugung in ein katholisches Internat bei Hamm in Nordrhein-Westfalen und studierte später im Priesterseminar der Bruderschaft in Regensburg. Heute würde er alles wieder genauso machen, sagt er und legt die Hände auf seine schwarze Soutane. Ein kurzer Moment der Stille. Vor dem Fenster dröhnt der Verkehr vorbei. Ein grell-oranges OBI-Schild leuchtet von der anderen Straßenseite herüber. Im Wohnzimmer der Piusbrüder hängen ein einfaches Holzkreuz und schlichte Bilder mit Bibelszenen. Der Kontrast ist offensichtlich: hier die Piusbrüder, dort die moderne säkulare Welt. Wenn die Leute heute überhaupt noch glauben, dann meist nur nach dem „Baukastenprinzip“, klagt Steiner. „Die picken sich das heraus, was ihnen gefällt!“ Die Priester aber seien der Bibel verpflichtet, den reinen Glauben zu verkünden. Wer sich nicht an die Gebote der Heilige Schrift hält, begehe eine Sünde. Ehebruch, vorehelicher Geschlechtsverkehr und Homosexualität sind alles schwere Sünden. „Wenn Homosexualität Veranlagung wäre, hieße das, Gott hätte manche Menschen als Sünder veranlagt. Dann kommt ein Mörder und sagt, das ist veranlagt, und zum Schluss kommt Adolf Hitler und sagt, ich bin eben als Judenvergaser veranlagt.“

Steiners blaue Augen blitzen. Die katholische Kirche passe sich immer mehr der modernen Welt an. Inzwischen sei sie nur noch ein Marginal, das Lobeshymnen auf andere Religionen anstimme. Im offiziellen Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft steht, Schüler sollen sich auf die Weise mit den „Irrlehren“ von Luther, Kant und Sartre beschäftigen sollten, wie sich Medizinstudenten mit Krankheiten beschäftigen: mit dem Ziel, diese bekämpfen zu können. Als wir Steiner mit dem Zitat konfrontieren, flüchtet er sich in Ausreden und Anschuldigen, will wissen, von wem der Text stammt, als kenne er die Texte seines eigenen Presseorgans nicht. Das sei typisch, dass nur einzelne Zitate herausgerissen werden. Das würden die anderen Medien genauso machen. „Die ARD bringt eine Sendung über uns, die nehmen finstere Musik und dann kommen die Zitate, das ist der Hammer, das ist wie ein Propagandafilm.“ Schließlich sagt er doch seine Meinung: „Was ist daran falsch?“ Seine Stimme klingt härter, aufbrausend fügt er hinzu: „Darf man in Deutschland noch die freie Meinung sagen oder nicht mehr? Die Zeit der Aufklärung war schließlich die erste Strömung, die gesagt hat, viele Religionen führen zum Heil.“ Für Steiner aber gibt es nur schwarz oder

Die Aufklärung bekämpfen weiß: „Das geht rein logisch gar nicht, dafür sind die Religionen einfach zu verschieden. Christus sagt in der Bibel ‚Niemand kommt zum Vater als durch mich!‘“ Die Aussagen Steiners bekommen bald eine politische Färbung: Steiner sieht sich als Globalisierungsgegner. „Die Globalisierung möchte einen Einheitsbrei. Ich finde, jedes Volk hat ein Recht auf seine Kultur.“ Auch die Deutschen sollten stolz sein dürfen, ohne gleich als rechtsradikal zu gelten. Die deutsche Geschichte lasse sich nicht nur auf die Nazizeit reduzieren. Für einen Vortrag über die Gefahren der Globalisierung lud die Piusbruderschaft im Juni 2008 den Buchautor Richard Melisch nach Stuttgart ein. Daraufhin warnte die Polizei: „Wenn Melisch kommt, müssen wir hier mit einem großen Polizeiaufgebot

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die Veranstaltung sichern. Dann werfen die Linken bei Ihnen Fensterscheiben ein!“, erzählt Steiner. Die Piusbrüder wollten kein Polizeiaufgebot und luden Melisch wieder aus. Einen Monat später war Melisch zum wiederholten Male Gastredner bei der NPD. Auch in der Islamisierung sieht Steiner eine Gefahr. Natürlich dürfe man nicht alle Muslime über einen Kamm scheren. Steiner findet es gut, dass Deutschland so viele ausländische Mitbürger aufnehme. „Wichtig ist aber, dass diese Leute die Werte der Christen respektieren, dass sie sagen, ‚hier stand schon immer ein Dom, dann stellen wir kein Minarett dagegen‘. Das wäre ein Zeichen für friedliches Zusammenleben.“ Der Glauben der Piusbrüder zeigt sich als Konstrukt aus einem unerschütterlichen Gottvertrauen, naivem Unwissen, religiösem Übereifer und bewusster Provokation: Jeden Monat gibt die Piusbruderschaft eine Kinderzeitschrift mit dem Titel „Der Kreuzfahrer“ heraus. Steiner gefällt der Name: „Die Kreuzfahrer werden immer als Bösewichte dargestellt. Dabei ging es ihnen

Um der Freiheit Willen! Die Piusbruderschaft reagierte mit massiver Kritik auf den Artikel: Pater Steiner beleidigt die Autoren und verhöhnt die Juden im Dritten Reich.

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ereits vor der Veröffentlichung in der aktuellen Noir sorgte der Artikel von Sophie Rebmann, Susan Djahangrad und Andreas Spengler für große Aufregung. Zur Autorisierung der Interviewaussagen mailten die jungen Autoren Pater Steiner die Arbeitsversion ihres Textes zu. Die Antwort des für Medienarbeit zuständigen Priesters folgte prompt. In seiner Antwortmail findet er im Namen der Piusbruderschaft harte Worte: „Nach der Befragung konnte ich mir ja denken, dass ihre intellektuellen Kapazitäten nicht ausreichen werden, ein adäquates Bild anzufertigen. Aber mit diesem propagandistischen Geschmiere habe ich nicht gerechnet. … Ich hoffe, dass bei solchen Formulierungen jeder sieht, dass hier der Ideologe schreibt, nicht der Reporter: ‚Steiners blaue Augen blitzen.’ Warum schreiben Sie nicht gleich „Steiner fletscht die Zähne, das Wasser rinnt ihm aus dem Mund und morgen wird er sich bei einem Homosexuellen-Aufmarsch in die Luft sprengen.“ Einfach nur peinlich. Schade, um jede Minute, die ich Ihnen leider gewidmet habe. Und ich hatte

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nicht um Rohstoffe oder Bekehrung, die wollten nur ihre Gebetsstätten wiederhaben!“ Steiner leugnet zwar nicht die gnadenlosen Massaker der Kreuzfahrer, stellt sie aber als Opfer der Unterdrückung durch die Muslime dar. Auch wenn Bekehrung heute noch eine zentrale Rolle spiele, dürfe diese niemals mit Zwang oder Gewalt geschehen, bekräftigt er. Fabian Häupl kennt das Problem des Bekehrens. Der 21-Jährige ist einer von sieben Jugendlichen, die jede Woche den Gottesdienst besuchen. Seine Familie ist protestantisch, doch im evangelischen Gottesdienst fehlte ihm etwas. Fabian glaubt, dass Andersgläubige und Atheisten in die Hölle kommen: „Es ist natürlich eine dämliche Erkenntnis, zu bemerken, dass dies auch der eigenen Familie widerfahren wird.“ Deshalb versuche er unterschwellig, seiner Familie den strengen katholischen Glauben schmackhaft zu machen. Bisher aber ohne Erfolg. Fabian beißt seine Zähne aufeinander; Man spürt, wie arg es ihm ist. Inzwischen liegt der Hinterhof im

noch die Hoffnung, das Gespräch würde objektive Berichterstattung fördern. Warum beantragen Sie nicht gleich, dass die Piusbruderschaft im Namen der Gleichschaltung des Denkens einfach aufgehoben wird und man diese fanatischen Hinterwäldler einfach ins Gefängnis steckt. Deutschland wird einfach nicht besser. So wie Ihren Bericht stelle ich mir die ersten Hetzschriften der Nazis gegen die Minderheit der Juden vor. Statt ‚der blitzenden Augen der Juden’ steht halt jetzt ‚die blitzenden Augen des fanatischen Priesters’. Ihr Bericht gehört in die Kategorie: ideologisierende Verhetzung von Minderheiten.“ Die Vorstände der Jugendpresse BW stehen hinter ihren Autoren. „Wir waren von der heftigen Reaktion entsetzt“, sagt Vorstandssprecher Kai Mungenast. Die Kritikpunkte können die jungen Journalisten nicht nachvollziehen. „Für den Artikel haben die Autoren fundiert recherchiert und mit offenen Karten gespielt. Ein Text darf auch mal kritisch ausfallen und die Eindrücke der Jugendlichen wiedergeben.“ Den Beitrag aus dem Blatt zu nehmen oder für die Piusbruderschaft zu ändern, stand für die Redaktion nie zur Frage. Baden-Württembergs hauptberufliche Journalisten äußerten sich auf Steiners Einschüchterung entsetzt. Der Pressesprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Thomas Broch, verweist darauf, dass die Piusbruderschaft auch innerhalb der Kirche in der Kritik steht.

Pater Andreas Steiner

Schatten der Abendsonne. Das Kirchenportal wird von einem gelben Licht bestrahlt. Fabian blickt hinauf und lächelt. Es scheint, als habe er hier seine Erfüllung gefunden. Er ist sich sicher: „Hier ist es, als atme man die Heiligkeit.“ Mitarbeit: Jan Spreitzenbarth

Er schreibt: „Der Beitrag ist ein lebendiges Feature, das als solches eine Mischung zwischen Reportage, Zitaten, Atmo und persönlichen Eindrücken und Bewertungen sein darf. Das gehört zur Gattung und hat nichts mit Ideologie zu tun. Besonders empörend finde ich den Vergleich der Kritiker der Piusbrüder mit den Nationalsozialisten und die eigene Identifikation mit dem Schicksal der Juden im Nationalsozialismus. Die eigene angebliche Opferrolle auf eine Stufe mit den durch die Juden erlittenen Verbrechen in Zusammenhang zu bringen, ist eine unglaubliche Verhöhnung der Opfer der Shoa. Sie steht niemandem zu, am allerwenigsten eine Gruppierung, deren eigenes Verhältnis zum Judentum mehr als ungeklärt ist. Die Piusbruderschaft sieht sich - man kann dies in ihren Publikationen nachlesen - in einem Endkampf gegen den Satan und dessen willfährige Instrumente, in einer Schlacht der Mächte des Lichts gegen die Mächte der Finsternis. Das erklärt die kompromisslos aggressiven Äußerungen, macht sie aber deshalb nicht akzeptabel. Im Gegenteil haben solche Denkmuster in der Geschichte immer schon ein zutiefst totalitäres Denken offenbart.“ Der Journalist und promovierte Theologie appelliert an Autoren, „offen und unerschrocken zu schreiben“. Denn: „Wer in so absoluter Weise die Wahrheit für sich beansprucht, dem muss man um der Freiheit willen widerstehen.“ Alle Reaktionen auf den Noir-Artikel ab August online unter www.flashazine.de

Foto: Andreas Spengler


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SCHNITZELJAGD MIT SATELLITEN Was früher die Schnitzeljagd war, ist heute Geocaching: Die naturverbundene Freizeitbeschäftigung erfreut sich immer größer werdender Beliebtheit

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ir stehen in der Straßburger Innenstadt. Hinter uns der imposante Glasvorbau des Hauptbahnhofes, vor uns die breiten Einkaufsstraßen der Stadt. Wir fragen uns, wozu das kleine gelbgrüne Gerät gut sein soll, das jede der vier Gruppen erhalten hat, in die wir aufgeteilt wurden. Daniel Meyer erklärt es uns. Er ist Event-Guide einer deutschen Freizeitagentur und hat mit uns eine Geocaching-Tour vor. Geocaching ist nichts anderes als eine moderne Schatzsuche. Ein Schatzsucher geht dabei so vor: Im Internet erfährt er durch bestimmte Datenbanken die GeoKoordinaten zu einem geheimen Versteck, dem sogenannten Cache. Die gibt der Sucher in sein GPS-Empfangsgerät ein und lässt sich damit zum Ort des Verstecks führen. Meist findet er hier eine wetterfeste Box vor, in der sich ein Logbuch und andere Kleinigkeiten befinden. Der Besuch wird im Logbuch festgehalten, eine Kleinigkeit durch eine selbst mitgebrachte ausgetauscht und der ganze Cache für den nächsten Suchenden wieder versteckt. Natürlich ist es in der Praxis etwas komplizierter. Die Boxen können recht klein und ziemlich gut versteckt sein. Das Gelände, das durchquert werden muss, variiert je nach Schwierigkeitsgrad: Zwischen dem gut ausgebauten Fußgängerweg einer Großstadtstraße und dem matschigmorastigen Untergrund eines abgelegenen Waldgebietes ist alles möglich. Bisweilen muss sogar Bergsteiger-Ausrüstung oder ein Tauchanzug mitgebracht werden, wogegen manche Verstecke mit dem Fahrrad oder selbst mit dem Auto gut zu erreichen sind. Häufig enthalten die Caches auch die Koordinaten für den nächsten Anlaufpunkt, der meistens nicht in der Datenbank verzeichnet ist. Oft müssen dazu aber erst Rätsel oder Knobelaufgaben gelöst werden, deren Lösungen einzelne Teile der Koordinaten darstellen. Auch die meist von Neulingen wie uns genutzten StadtSchnitzeljagden basieren auf dem Prinzip, dass am Ort der Koordinaten die Lösung

Foto: Johannes Schäfer

Diese GPS-Gerät ist sehr minimalistisch gehalten. Manche Handys können sogar Karten abbilden

für ein Rätsel vorliegt, das wiederum die neuen Koordinaten angibt. Diese Geocaches werden von einzelnen Mitgliedern der Gruppe oder wie in unserem Fall von buchbaren Event-Agenturen vorbereitet. Wir verzichteten dabei auch auf die eigentlichen Caches und fanden nur Lösungen und keine Boxen mit Logbüchern vor. Trotzdem zeigte sich bei unserer kleinen Geocachingtour der Reiz der modernen Schnitzeljagd: Immer auf der Suche nach dem nächsten Cache navigierten wir mit einem kleinen GPS-Gerät durch die Straßen Straßburgs. Während manche GPS-Empfänger in der Lage sind ganze Straßenkarten abzubilden und moderne Oberklassenhandys die Positionen sogar auf Google-Karten anzeigen können, besaßen wir nur ein kleines Gerät, das auf einem schwarz-weiß Display die Richtung und Entfernung des nächsten Punktes angezeigt hat. Dadurch gelangten wir auf der Suche nach dem kürzesten Weg in viele kleine Straßen und Gassen und lernten so

Straßburg von allen Seiten kennen. Mittlerweile gehen immer mehr Menschen in ihrer Freizeit auf die Suche nach Caches. Die großen deutschen Geocaching-Netzwerke zählen weit über 20.000 Mitglieder. Dabei ist die Idee gar nicht so neu: Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in England Kästchen versteckt und gesucht, damals zwar mithilfe eines analogen Kompasses und Landschaftsbeschreibungen aber sonst identischen Bedingungen wie heute. Seitdem das satellitengestützte Navigationssystem GPS im Jahr 2000 für die zivile Nutzung freigegeben wurde, haben die digitale Richtungsanzeiger die alte KompassHendrik von Raven nadel ersetzt. und Johannes Schäfer

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Recherchefahrt „Rendez-Vous in Straßburg“ der Jugendstiftung Baden-Württemberg und der Jugendpresse Baden-Württemberg

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TRANSFERWAHNSINN Immer mehr Profifußballer wechseln für viel Geld den Verein. Mit Vereinstreue und sportlicher Perspektive hat das nichts mehr zu tun, findet Lukas Ramsaier

94 Millionen! Diese Summe hat der TopKlub Real Madrid nach übereinstimmenden Medienberichten für den portugiesischen Top-Fußballer Christian Ronaldo von Manchester United gezahlt. Für die einen ist es der Super-Deal, für die anderen reiner Wahnsinn. Die überwiegende Mehrheit unter den Fußballfans sieht die Tradition im Fußball durch die immer höheren Ablösesummen in Gefahr. Auch der größte Fußballnostalgiker muss sich eingestehen: Mit Vereinstreue oder sportlicher Perspektive haben Transfers heute nicht mehr viel zu tun. Es scheint nur noch ums Geld zu gehen. Wo kommt das viele Geld eigentlich her? Der Gewinn der Champions- Leauge bringt etwa 30 Millionen Euro ein. Allerdings planen nur wenige Klubs mit dem Gewinn der Königsklasse. Mittlerweile zählen andere Faktoren: David Beckham, ebenfalls für viel Geld von Real Madrid verpf lichtet, erwirtschafte an seinem ersten Tag eine halbe Million Euro durch Trikotverkäufe. Der asiatische Markt rückt immer mehr in den Fokus der europäischen Spitzenligen. Ein Verein wie Real Madrid erhofft sich durch die Verpflichtung von Topstars wie Ronaldo noch mehr Präsenz auf dem dortigen Markt, was wiederum mehr Einnahmen verspricht. Transfers mit einer sehr hohen Ablösesumme gibt es schon seit langem. Doch vor allem in diesem Jahr wird das Thema Geld im Fußball stark diskutiert. Nicht erst seit dem Ronaldo-Fall horcht die Fußballwelt auf. Auch in Deutschland ist das Thema sehr präsent. Jüngstes Beispiel ist die TSG Hoffenheim, die unter anderem durch das

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Geld von ihrem Investor Milliardär Dietmar Hopp einen kometenhaften Aufstieg von der Oberliga in die Bundesliga in nur wenigen Jahren schaffte. Hier scheiden sich die Geister: Die eine Seite argumentiert, dass mit Hoffenheim endlich mal ein deutscher Verein den Trend der Zeit erkannt hat - bei europäischen Topclubs ist es mittlerweile selbstverständlich, dass Milliardäre den Ton angeben. Fans hingegen sehen darin die endgültige Vernichtung des Fußballs und fordern mehr Rückbesinnung auf Traditionen und Fankultur. Für Aufsehen sorgte auch der teuerste Bundesliga-Transfer aller Zeiten: Mario Gomez wechselte im Juni für 35 Millionen Euro vom Vf B Stuttgart zum FC Bayern München. Im Vergleich zu dem Ronaldo-Deal scheint dies ein Klacks. Trotzdem meldeten sich umgehend einige Fußballprominente zu Wort. UEFA-Präsident Michelle Platini zeigte sich sehr besorgt über die Rekordablöse und selbst Dietmar Hopp äußerte Unverständnis: „Ich gehöre auch zu den Leuten, die mit der Achsel zucken. Ich frage mich: W a s v e r-

spricht sich Real von Ronaldo? Wenn sie glauben, dass sie das Geld refinanzieren können, gehen sie ein sehr, sehr hohes Risiko ein. Dann haben sie an einem sehr großen Rad gedreht!“ Interessant ist abschließend auch der Vergleich was man mit 94 Millionen sonst alles anstellen kann. Das wären zum

Beispiel 465 Jahresgehälter von Angela Merkel. Das Stadion von Real Madrid hat 37 Millionen gekostet – also weniger als die Hälfte der erwarteten Ablöse von Ronaldo.

Illustration: Simon Staib


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k ten an dje o tex ont nf A p h s : ü s r f i nd No e ic In rt, k r nne e n i e a i g d p r a s ei … t eng er b b Fei iern n Jo e i e f i e n e d M en ilie tiv bis out rea Fam ls, k i ) lay a n ene ckt lige eig sco wei g e g n n i n zu e ßu (la sen grü h… Bei h c e i c B a ere ge rw rafi lan e e g i o n t : d. n fo rten wir ns ste rga . e ieb ei u l g d b n n i u m o K A er sich im orn eni lt ol f sch h a n ü Insz , F i u f n n w i o s e … t uf i s iga tze Ber abe : R Ka en d n d s e r s nt we bar am ses ren Eve nie ach n H ling m r o b o N e e e f l v Li re: jed oh ele he stie Nä d w n, t bei n e : r e h Hau n e e in be: täte n g t in d che tivi J t ha üchte gge ans k h o S a j c t F i a l , e : f n m z t i e e unf Fre i ge s g ieß Zuk mal sch lize e e o j s i P d to ich : er für cht was en ne r d h , o e c Plä v t ni t a s p e m u X kt g M rha en) rüc bur übe m B dsünd Ver n h e s c d i eile Da n w n gen g a mit u k (J lan Das ich m Fotos: privat

Impressum Noir ist das junge Magazin der Jugendpresse BadenWürttemberg e.V. Ausgabe 11 – Juli 2009

Herausgeber Jugendpresse Baden-Württemberg e.V. Schlossstr. 23 74372 Sersheim Tel.: 07042 8155-35 Fax: 07042 8155-40

www.jpbw.de buero@jpbw.de

Chefredaktion Miriam Kumpf miriam.kumpf@noirmag.de (V.i.S.d.P., Anschrift wie Herausgeber) Andreas Spengler andreas.spengler@noirmag.de

Layout und Art-Director Tobias Fischer

tobias.fischer@noirmag.de

Layout-Team Sebastian Nikoloff, Simon Staib, Jan Zaiser Tobias Fischer layout@noirmag.de

Titelbilder Paul Fleischer / jugendfotos.de (Titelbild); Christian Wolf / jugendfotos.de (links); Franziska Schulz / jugendfotos.de (mitte); Stratego / photocase.com (rechts)

Redaktion Irina Bernhardt (ib), Silke Brüggemann (sbr), Susan Djahangard (sd), Ekaterina Eimer (ee), Bianca Göpfert (bg), Georgia Hädicke (gh), Anna Piezunka (ap), Lukas Ramsaier (lr), Hendrik von Raven (hvr), Sophie Rebmann (srm), Roland Richtstein (rst), Johannes Schäfer (jsf), Jana Schlegel (jsg), Andreas Spengler (as), Jan Spreitzenbarth (js), Katharina Tomaszewski (kt), Fabian Vögtle(fv), Alice Watmann (aw), Jan Zaiser (jz), Lisa redaktion@noirmag.de Zeller (lz)

Anzeigen, Finanzen, Koordination Sebastian Nikoloff sebastian.nikoloff@noirmag.de

Druck Horn Druck & Verlag GmbH & Co. KG, Bruchsal www.horn-druck.de

Noir kostet als Einzelheft 2,00 Euro, im Abonnement 1,70 Euro pro Ausgabe (8,50 im Jahr, Vorauszahlung, Abo jederzeit kündbar). Bestellung unter der Telefonnummer 07042 8155-35 oder per Mail an abo@noirmag.de. Für Mitglieder der Jugendpresse BW ist das Abonnement im Mitgliedsbeitrag enthalten.

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L ifest yle ~ Kult ur ~ Ti te lth e ma ~ Po r tr ät ~ Reportage ~ Reise ~ S p o rt ~ N o i r- I n t ern ~ W i s s e n ~ Polit ik ~ Querbeet

ABLEBEN VON WORT UND ETIKETTE Reden Termiten? Da Termiten keine schützenden Panzer besitzen, sind sie Feinden hilflos ausgeliefert. Wie schaffen es die Holzwürmer - trotz ihrer biologischen Unterlegenheit - Kolonien aufzubauen und diese zu verteidigen? Termiten teilen sich die Arbeit wie in einem Sozialstaat: Die Arbeiter bauen die Kathedralennester aus und füttern die Wachposten, welche bei einem Angriff die Soldaten alarmieren. Wie die Holzwürmer untereinander kommunizieren, untersucht der Termitenforscher Dr. Manfred Kaib seit mehr als 20 Jahren. Mittels chemischen Substanzen erkennen Wachposten feindliche Insektenarten. Bei einem Angriff sprühen sie Signalstoffe aus oder trommeln gegen die Wand, um Soldaten herbeizurufen. Ohne Kommunikation kein jz Überleben!

Nicht nur Tiere sind vom Aussterben bedroht. Auch Wörter müssen ums Überleben kämpfen. Ihr größter Feind: Anglizismen

Schon lange scheinen die Zeiten vorbei, in denen ein Junggeselle einem Backfisch noch mit einer Einladung ins Lichtspielhaus imponieren wollte. So manchem jungen Herren wurde dabei ganz blümerant, denn zu jener Zeit war es alles

dieser grünes Licht gab war das natürlich knorke. Hoch erhobenen Hauptes schritt man mit der Holden im Arm an den Dreikäsehochs an der Kinokasse vorbei und genoss die anschließende Zweisamkeit in der Dunkelheit.

andere als ein Brimborium, Eindruck bei der Dame der Wahl zu hinterlassen. Damals gab es noch keine Mobiltelefone und mit dem elterlichen streng bewachten Knochen zu telefonieren war schlichtweg zu teuer. Aus diesem Grund fragte man den Augenstern nicht fernmündlich, sondern noch von Angesicht zu Angesicht. Solch ein Stelldichein war ein ganz besonderer Anlass, für den sich Frau so richtig in Schale warf, um möglichst schnieke auszusehen. Vom Schlüpfer über den Kleinod bis hin zum Kopfputz musste alles sitzen. Meist pünktlich stand der Promenadenhengst vor der Tür, um seine Angebetete mit einem Bouquet oder einem anderen Präsent abzuholen. Ohne Bavardage mit den Eltern ging natürlich nichts: Ganz traditionell musste sich der Junggeselle mit dem Vormund unterhalten. Wenn

Pustekuchen! Was für ein Mumpitz! Heute trifft man sich mit der Alten vor der Mattscheibe, um von einer Talkshow in die nächste zu zappen. Dabei vermeidet man jegliche Konversation und bestellt sich gegen Abend ganz unromantisch Fastfood mit dem Handy. Auch verabreden kann sich die Jugend scheinbar nur noch per SMS in ziemlich wortkargem Stil. Das altmodische Tanzlokal wurde inzwischen vom Partytempel verdrängt, wo bis in die frühen Morgenstunden gebechert, gedated und abgedanced wird. Das Cinema wird heute durch das Downloaden von Movies ersetzt und drunter trägt die Frau von heute nur noch einen Hauch von Nichts, auch String genannt. Aber nicht nur die letzten Tage des Schlüpfers sind bereits gezählt, sondern auch die, in denen man noch ein anderes Jana Schlegel Vokabular pflegte.

Abgehoben Ob Urlaub, Geschäftsreise, Shoppingtour in Paris: Das Flugzeug stellt nach dem Pkw das zweit beliebteste Reiseverkehrsmittel dar. Bei durchschnittlich weltweit 27.676 Flügen pro Tag (Stand 2007) wundert es keinen mehr, wenn Fliegen für zahlreiche Menschen schon so gewöhnlich wie Busfahren ist. In Deutschland setzten sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Viertel dieses Jahres 18,7 Millionen Menschen in ein Flugzeug. Davon reist nur etwa ein Drittel geschäftlich, die restlichen zwei Drittel sind Privatreisende. Das schlägt aufs Klima: Laut Germanwatch, einer Nichtregierungsorganisation, die sich auf globale Probleme konzentriert, schädigt ein Urlaubsflug nach Mallorca das Klima mindestens so sehr wie ein Jahr Autofahren. Studien zufolge trägt der globale Flugverkehr zu circa 10 Prozent zum anthropogenen (also vom Menschen verursachten) Klimawandel bei. Ein Lichtblick: Letztes Jahr startete das erste mit Biosprit belz triebene Flugzeug zu einem Testflug.

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Foto: jugendfotos.de/ Petlewoj Witalij (li.ob.); jugendfotos.de/ Tobias Mittmann (li.un.); jugendfotos.de / Pascal Lunz (groß)


L ifest yle ~ K ult u r ~ Ti te lth e ma ~ Po r tr ät ~ Reportage ~ Reise ~ S p o rt ~ N o i r- I n t e rn ~ W i s s e n ~ Polit ik ~ Querbeet

300 Teilnehmer 30 Workshops

JMT-Party Medienwelt-Exkursionen

JMT

planlos planlos motimotiviert. viert. 23.-25. Oktober 2009

Du machst selbst Medien bei deiner Schülerzeitung, einem Radio oder Online-Magazin? Dann bist du bei den Jugendmedientagen 2009 in Mannheim richtig! Mit 300 anderen Teilnehmern machst du in mehr als 30 Workshops selbst Medien. Von den Grundlagen in Print und Fotografie über Podcast bis hin zu Film bieten wir dir spannende Workshops zu den unterschiedlichsten Themen. Du wählst aus dem großen Angebot und nimmst am Ende deine selbst gestalteten Medien mit nach Hause.

„Wir: Generation Egoismus?“ lautet das Thema der Jugendmedientage. Bei der Podiumsdiskussion kannst du deine Meinung zu den Jugendlichen von heute loswerden. Ist sich heutzutage wirklich jeder selbst der Nächste? Triff dich mit 300 anderen jungen Medienmachern, tausche dich aus und lern spannende Leute kennen. JugendpresseMitglieder sind für nur 25 Euro dabei. Melde dich noch heute an unter www.jugendmedientagemannheim.de

Anmeldung:

www.jugendmedientage-mannheim.de N o i r N r. 11 ( J u l i 2 0 0 9)

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L ifest yle ~ K ult ur ~ Ti te lth e ma ~ Po r tr ät ~ Reportage ~ Reise ~ S p o rt ~ N o i r- I n t ern ~ W i s s en ~ Polit ik ~ Querbeet

» GLÜCK SPIELT OFT EINE ROLLE « NOIR-Autorin Susan Djahangard unterhielt sich mit der Journalistin ROMY STRAßENBURG über Frankreich, die Medienbranche und Erfolgsrezepte für junge Journalisten

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rau Straßenburg, wodurch ist Ihr außergewöhnliches Interesse an Frankreich geweckt worden? Schon in der Schule hat es mich gereizt, Dinge zu machen, die sonst keiner konnte. Und bei uns war es nun einmal so, dass Französisch als Schulfach ziemlich verhasst war. Also habe ich mir gedacht: Darauf konzentriere ich mich. So bin ich dabei geblieben und habe die Sprache als Leistungskurs gewählt und anschließend sogar studiert. Schon als Jugendliche habe ich viele Reisen in unser Nachbarland unternommen, bin immer aufmerksam gewesen, habe mich umgeschaut, viel geschrieben und an Wettbewerben teilgenommen. Mein Glück war es, dass es im deutsch-französischen Bereich viele Angebote gibt, von denen man super profitieren kann. Ich würde sagen, dass ich ein richtiges Kind des deutsch-französischen Jugendwerkes bin. Worin unterscheidet sich die Medienarbeit und -landschaft in Frankreich von der in Deutschland? Ein erster Punkt ist sicherlich die Organisation und Aufteilung der Aufgaben. In Deutschland beispielsweise ist die Tagesschausprecherin oft nur eine Sprecherin und keine Journalistin. Das würde es in Frankreich nicht geben. Unterschiedlich ist auch, dass das Netzwerk eine noch größere Rolle spielt als in Deutschland. Um Fuß zu fassen, ist es fast Pflicht, jemanden zu kennen, der wiederum jemanden kennt und so weiter und so fort. Verschieden ist auch, dass es in Frankreich viel, viel mehr Magazine gibt als bei uns in Deutschland, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Das Ziel vieler französischer Jungjournalisten ist es, einmal für solch ein Magazin zu schreiben. Besonders ist außerdem, dass französische Regionalzeitungen mehr Gewicht haben als

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Foto: Johannes Schäfer


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Zur Person

bei uns. Was es in Deutschland nicht gibt, ist das Editorial, eine speziell französische Rubrik, die fälschlicherweise oft als Leitartikel übersetzt wird. Das Editorial ist aber genau genommen der Standpunkt einer Zeitung zu einem bestimmten Thema. Da steht dann exakt: „Le Monde findet, dass …“. Wie schwer ist es, als Ausländerin in Frankreich an Informationen zu gelangen? Einfach ist das wirklich nicht. Wenn man für ein ausländisches Medium tätig ist, das auch in Frankreich einen Namen hat, so liegen einem bei der Recherche keine größeren Steine im Weg. Aber als freier Journalist und dann auch noch als relativ junger Mensch an Informationen zu gelangen, ist oft wirklich ein Problem. Gerade bei der Regionalpresse läuft viel unter der Hand. Spitz ausgedrückt ist es so: Wer die Fußballkarten fürs Wochenende besorgen kann, ist im Vorteil. Wie sieht die gegenseitige Berichterstattung Frankreichs und Deutschlands aus? Generell muss man sagen, dass das Interesse in Frankreich an Deutschland um einiges geringer ist als andersherum. Eine Freundin von mir arbeitet für französische Medien in Deutschland und hat viel mehr Schwierigkeiten, Themen unterzubringen, als ich andersherum. Viele Franzosen denken sich: Was interessiert es uns, was da auf der anderen Seite des Rheins passiert?

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Weitere Informationen Das deutsch-französische Journalistenportral Junds: Blogprojekt Generation 80:

Gibt es neben dem Fernsehsender ARTE noch weitere Kooperationen von französischen und deutschen Medien? Ja, dafür bin ich selbst mit meiner französischen Freundin Eva John ein Beispiel. Gemeinsam haben wir ein Blogprojekt mit dem Namen Generation 80 auf die Beine gestellt und im vergangenen Jahr das Journalismusportal Junds gegründet. Ich weiß auch von einem Kollegen bei einem Wirtschaftsmagazin, bei dem viel zusammengearbeitet wird. Insgesamt gibt es zahlreiche Länderübergreifende Projekte zwischen Deutschland und Frankreich. Wie haben Sie es geschafft, in der Medienbranche allgemein, beziehungsweise in Frankreich speziell Fuß zu fassen? Schade war, dass meine Eltern fast gar nichts mit der Medienbranche zu tun hatten. Dementsprechend konnte ich also nicht von bereits bestehenden Kontakten profitieren. Aber ich habe selbst die Initiative ergriffen und mich bei zahlreichen französischen Regionalzeitungen für ein Praktikum beworben. Da hatte ich dann den Bonus des Exoten: Ich war aus dem Ausland, jung und weiblich. Ein weiterer Vorteil war, dass der Chefredakteur sich gut in meine Lage hinein versetzen konnte und meine Artikel, obwohl ich keine Muttersprachlerin bin, veröffentlicht wurden. Da hatte ich einfach sehr viel Glück. Glück spielt übrigens oft eine Rolle. Denn ein richtiges Geheimrezept gibt es nicht für den Journalismus. Der Vorzug, den ich jetzt habe, ist, dass ich mich auf Jugendmedien konzentriere und somit ein eigenes Spezialgebiet gefunden habe. Hätte ich mich auf klassische Themen wie zum Beispiel Politik gestürzt, für die renommierte Medien sowieso eigene Korrespondenten in Frankreich haben, hätte ich als freie Journalistin keine Chance gehabt. Stattdessen mache ich

Romy Straßenburg ist Anfang der 1980er Jahre in Berlin geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur im Jahr 2000 folgte ein Studium der Fächer Französisch, Soziologie und Neuere und Neueste Geschichte an der Humboldt Universität zu Berlin. Während zahlreicher Praktika, zum Beispiel beim Mitteldeutschen Rundfunk, der französischen Tageszeitung L’Est Républicain oder dem Fernsehsender ARTE, konnte Romy Straßenburg bereits Erfahrungen im journalistischen Bereich sammeln. Für das Blogprojekt » Generation 80 « wurde sie gemeinsam mit ihrer Freundin Eva John mit dem deutsch-französischen Journalistenpreis 2008 ausgezeichnet. Im selben Jahr gründete Romy Straßenburg, ebenfalls mit John, das deutsch-französische Journalistenportal Junds. Heute lebt Romy Straßenburg als freie Journalistin in Paris.

beispielsweise Porträts von jungen Künstlern oder berichte über Trends unter jungen Franzosen. Da habe ich den Vorteil, dass ich mich einfach nur in meinem Freundeskreis umschauen muss, um Kontaktpersonen zu finden. Man muss sich als Journalist auch immer nach der eigenen Glaubwürdigkeit fragen: Warum sollten die Menschen mir glauben, wenn ich zum Beispiel einen politischen Kommentar schreibe? Woher kann ich mir denn das Recht nehmen, zu behaupten, dass ich die politische Landschaft Frankreichs so genau kenne? Was planen Sie für ihre Zukunft? Wollen Sie weiterhin in Frankreich bleiben? Ach Gott, das ist eine schwierige Frage. Da spielen auch private Faktoren mit. Mein Freund ist ebenfalls Journalist, spricht aber kein Wort Deutsch. Was soll er denn in Deutschland?

www.junds.eu www.gen80.eu

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Recherchefahrt „Rendez-Vous in Straßburg“ der Jugendstiftung Baden-Württemberg und der Jugendpresse Baden-Württemberg N o i r N r. 11 ( J u l i 2 0 0 9)

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HABEN WIR EINE WAHL?

Es ist wichtig, das Gefühl zu haben, dass man eine Stimme hat. Ich finde es legitim, dass Ausländer kein Wahlrecht haben. Sie haben ihre Staatsbürgerschaft in einem anderen Land und dürfen dort wählen. Es ist aber schwierig in Einzelfällen abzugrenzen, die Rege-

Fiktive Nachrichten zeigen erschreckende Szenen. Was wäre unser Land ohne die Demokratie? Jugendliche erklären, was Demokratie für sie bedeutet

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lungen sind momentan sehr pauschal. Lina Ali, 21 Jahre, Jura-Studentin

Kontrolle sei immer noch das wichtigste, egal ob beim Reisen, den Strom-, Telefonund Postmonopolen oder der Deutschen Bundesbank. ‚Je mehr Entscheidungen dem Bürger abgenommen werden, desto geordneter ist unser Land’, so der Bundespräsident. Die Studiengebühren sind auf 5.000 Euro erhöht worden. ‚So können die deutschen Unis gleichziehen mit ausländischen Eliteunis’, sagte die Bildungsministerin. Die Studenten wehren sich immer radikaler gegen jährliche Erhöhungen. ‚Bildung für alle!’ schrieen sie letzte Nacht, während das Bildungsministerium in Berlin in Flammen stand. Und nun das Wetter.“ Die obigen Nachrichten sind natürlich frei erfunden. Sie zeigen aber, wie das Leben ohne Demokratie aussehen könnte. In einer Demokratie liegt die Souveränität beim Volk, das in regelmäßigen Abständen seine Demokratie ist die einzige MöglichVertreter wählt. Diese keit, als Bürger seine Meinung zu äußern. Jeder

uten Abend meine Damen und Herren, hier sind die Nachrichten des Tages: In Berlin fand heute eine Demonstration statt. Tausende Menschen verstopften die Hauptstraßen bis zum Bundestag. Sie forderten politische Mitbestimmung. Auf den Plakaten stand: ‚Wer könnte das Volk besser vertreten als es sich selbst?’ Heute startete bei Aldi die Woche der Tropenfrüchte. Tausende Menschen standen bereits in den frühen Morgenstunden Schlange, um innerhalb weniger Minuten die Regale leer zu kaufen. Ausländische Produkte sind selten geworden, seitdem eine staatliche Regelung den Wettbewerb mit dem Ausland verbietet. Die Parteien diskutieren heftig über die Aufhebung des Reiseverbots. Die Politiker fürchten Republikflucht und unerwünschte Ausländer. St aat liche

sind verpflichtet, nach dem Mehrheits- und Rechtstaatsprinzip zu regieren: Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Pluralismus und Gewaltenteilung sind essentiell für eine freie und faire Gesellschaft. Aber was bedeutet es, wenn immer mehr politikverdrossene Deutsche auf das Wählen verzichten wollen? Die Wahlergebnisse sind nicht repräsentativ und die Politik vielleicht gar nicht mehrheitlich. Wer nicht wählt, kann nicht erwarten, dass seine Ideen umgesetzt werden. Hinzu kommt, dass ein großer Teil von Zuwanderern in Deutschland nicht wählen dürfen, obwohl sie ein aktiver Teil der Gesellschaft sind. Während EU-Bürger gleichberechtigt sind und dort wählen, wo sie ihren EU-Wohnsitz haben, bleibt dies Nicht-EU-Migranten verwehrt. Was bedeutet Demokratie für dich? Welchen Wert haben Parteien? Und wie findest du die Wahl-Regelungen für Ausländer? Katharina Tomaszewski und Ekaterina Eimer haben Jugendliche befragt. e e & k t

hat das Recht, sich in einer Partei aufstellen zu lassen und kann sich in die Politik einbringen. Demokratie erlebe

Nils Jürgens, 20 Jahre, Schüler

ich dadurch, dass ich frei in meinen Möglichkeiten bin, Gleichheit herrscht, wir uns selbst verwirklichen können und in einem Rechtsstaat leben. Ob Ausländer wählen dürfen, sollte davon abhängen, wie lange man in Deutschland lebt. Integration ist wichtig Ich merke, dass ich in einer Demokratie

beim Wahlrecht. Benjamin Klein, 22 Jahre,

lebe, weil wir viel Freiheit und nicht so viele Ver-

Politikwissenschaft-Student

bote in Deutschland haben. Ich wünsche mir, man würde in der Schule mehr über Politik sprechen. Veronika Neumann, 16 Jahre, Schülerin Ich fände es gut, wenn man schon mit 16 Jahren wählen dürfte. 18 Jahre ist zu spät, weil wir früher bereits in der Schule politische Themen behandeln und schon informiert sind. Chantal Busse, 16, Schülerin Demokratie ist grundlegend, eine Alternative gibt es nicht. Ich war aber nicht bei der Wahl.. Kann momentan keiner Partei meine Stimme geben, da ich die alle verfassungswidrig finde. Demokratie merke ich zum Beispiel durch Bürgerentscheide. Christopher Maier, 28, VWL-Student

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Fotos: Katharina Tomaszewski


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DAS INTERNET ALS WAHLHELFER Man hatte gebangt, gezittert und spekuliert. Doch wieder ist die Wahlbeteiligung bei der Europawahl enttäuschend niedrig ausgefallen. Ein oft zitierter Grund: Wahlen und Parteiprogramme seien langweilig und zu schwer zu verstehen. Dass es aber viele interessante und kreativeInformationsangebote gibt, beweist das Internet

43,3 Prozent. Weniger als die Hälfte. Vor allem Politiker stoßen sich an der geringen Wahlbeteiligung, weshalb auch Debatten um eine Wahlpflicht und Forderungen wie 50 Euro Strafe für Nichtwähler laut werden. Doch auch viele Bürger betrübt das Ergebnis der geringen Wahlbeteiligung. Dabei gibt es so viele gute Gründe zu wählen. Denn wählen ist nicht nur eine moralische Pf licht, sondern auch cool, wie es beispielsweise auf der Seite „Wahlschlepper“ heißt. 27 Gründe wurden von Usern der Seite zusammengestellt, um zum Wahlgang zu animieren. Begründungen wie „Nur wer wählt, darf meckern!“ oder „Eine nicht genutzte Stimme, ist eine rechtsradikale Stimme!“ führen deutlich vor Augen, warum Wählen cool und wichtig ist. Die Seite „Wahlschlepper“ ist eine Initiative für mehr Wahlbeteiligung in Deutschland und bietet ein kreatives Angebot an Umfragen, Interviews und Hintergrundinformationen zur Wahl. Doch die Seite versucht auch, das übergroße Angebot im

Illustration: Simon Staib

Internet zu strukturieren. Denn wenn das Internet eines bietet, dann Quantität. Das dabei die Qualität oft auf der Stecke bleibt ist ein bekanntes Problem. So haben die großen Volksparteien SPD und CDU nicht nur einen, sondern gleich mehrere Internetauftritte und verlinken sich über zahlreiche Querverweise mit Social Networks wie Facebook, Titter, Myspace oder Youtube. Frank Walter Steinmeier twittert eben mal, dass es noch fünf Minuten bis zur ersten Prognose der Europawahl sind. Vorher will er noch schnell aufs Klo. Ebenso Angela Merkel, die allen mitteilt, dass ihr neuer Dienstwagen endlich fertig ist. Viele fragen sich, was das noch mit Politik zu tun hat. Die politikverdrossene Jugend erreicht man nur übers Internet, das ist die Meinung der Parteien. Darum versuchen sie, massiv zu werben und überf luten die Jugendlichen mit einem Angebot aus Videoclips, Fotos und Podcasts. Aber welcher Effekt wird dabei erzielt? Die Parteien scheinen diese Frage kaum zu bedenken. Wenn der Browser aufgrund zu vieler Banner streikt und alle zehn Sekunden ein Popup aufblitzt, beginnt die Sehnsucht nach mehr Ordnung.

Doch wo findet man diese Ordnung? Die wichtigste Adresse dabei ist die Seite der Bundeszentrale für Politische Bildung. Mit Tools wie dem Wahl-O-Mat kann man ganz schnell überprüfen, welche Partei zu einem passt. Hierbei werden Fragen zu politischen Themen gestellt und die Antworten mit den Parteiprogrammen verglichen. Am Ende kann man auf einer übersichtlichen Grafik sehen, welche Partei am ehesten zu einem passt. Aber auch Informationen zum Ablauf der Wahl und die neusten Statistiken werden hier übersichtlich dargestellt. Wer diese Art der Darstellung für zu unpersönlich hält, kann immer noch Parteiluft schnuppern. Der digitale Dschungel aus Blogs, Videos und Homepages steht jedem offen und zu entdecken gibt es immer etwas. Denn Politik und Wahlen sind nicht nur ein Ritus, sie können auch Begeisterung wecken. Wenn diese Begeisterung einmal geweckt ist, kann der Gang zur Urne sogar Spaß Roland Richtstein machen!

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Diese Seiten wurden im Rahmen des Projektes Jugend, Medien und Politik „Du hast die Wahl …“ erstellt und vom Landesjugendring Baden-Württemberg und der Landesanstalt für Kommunikation unterstützt.

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GRILLEN FÜR VEGETARIER

Alltäglicher

W G-W a hnsinn

Das Telefon

Pflanzliche Bratwürstchen und cholesterinfreier Tofukäse: Misshandlung der Geschmacksnerven oder köstlicher Fleischersatz?

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ür dieses Grillgut ist kein Tier gestorben: Die Pizzaknackerle und Bratwürsten bestehen hauptsächlich aus Tofu, das heißt aus Sojabohnen, und sind mit Gemüse und Gewürzen angereichert. Die Form in Anlehnung an echte Würstchen und echten Fleischkäse kann allerdings nicht über die gräuliche Farbe der Produkte hinwegtäuschen, so dass sie rein optisch leicht als Fälschung zu identifizieren sind. Täuschend echt war mit 1,50 Euro je 100 Gramm nur der Preis. Beim Öffnen der Verpackung des Tofukäses fällt als aller erstes der penetrante Geruch auf. Ein Hinweis auf der Verpackung empfiehlt, diese vegetarische Köstlichkeit auch kalt zu verzehren. Dagegen sprachen aber sowohl die Optik als auch die eingeschüchterten Geruchszellen in meiner Nase. Ab auf den Grill damit!. Wie es sich für echtes Grillgut gehört, werden sowohl die Würstchen als auch der Tofukäse schön braun, was die optische Komponente deutlich verbessert. Auch der Geruch scheint nach dem Brutzeln neutralisiert zu sein. Die

Konsistenz ist zwar eher weich, aber durchaus wurstähnlich. Obwohl die Geschmacksintensität der Solowürste ein wenig zu wünschen übrig lässt (von wegen pikant und mediterran!), sind sie mit Ketchup und Semmel ganz ansehnlich und lecker. Das gleiche gilt für den Tofukäse, der geschmacklich etwas mehr punkten kann. Fazit: Pro Grilltofu sprechen der passable Geschmack des Endproduktes und die vorgetäuschte Wahrung der Grilltraditionen, die diskriminierten Vegetariern den Zugang zu sommerlichen Gesellschaftsereignissen verschaffen kann. Zudem sind die Produkte alle bio und bieten garantiert umweltfreundlichen Genuss. Auf der Contra-Seite stehen Aussehen, Geruch und Preis. Den klassischen Grillkäse werden diese Sojadelikatessen allerdings nicht vom Markt vertreiben können. An die Fleischesser unter uns: Einen Versuch ist es sicherlich wert, erwartet aber bitte nicht zu viel. Guten Appetit!

Ich komme gerade aus der Dusche, als Jule unser Telefon gegen die Wand wirft und flucht: „Das blöde Dinge ist jetzt total kaputt!“ Technisch gesehen war es allerdings nie heile. Wir haben unser Telefon bei Vertragsabschluss von der Telefongesellschaft bekommen. Es ist so hochwertig, dass man beim Sprechen den Widerhall der eigenen Stimme hört und das Kabel häufiger beim Telefonat aus dem Gerät rutscht. „Es ist einfach tot!“, greint Jule. „Ich habe gestern Praktikumsbewerbungen losgeschickt. Die ersten wollten morgen anrufen!“ Wir schauen beide auf die Uhr: 19.40 Uhr. Der nächste Elektrofachhandel hat noch 20 Minuten offen und wir noch 20 Euro in der Haushaltskasse. Die Entscheidung fällt wortlos, wir fahren hin! „Guten Abend“, sagt Jule, „wir hätten gerne möglichst schnell das billigste Telefon, das Sie haben.“ Der Mann guckt uns verstört an und für einen Moment sehe ich uns mit seinen Augen. Zwei Studentinnen, abgehetzt, rot im Gesicht vom kalten Wind, eine in Adiletten und mit nassen, halb gefrorenen Haaren, die andere im schief geknöpften Wintermantel über dem Jogginganzug. Wir sehen aus als wollten wir mit dem neuen Telefon als erstes die Feuerwehr rufen. Er fängt sich wieder und greift ins Regal: „Das hier, nur 5,60 Euro .“ Wir starren ihn an, dann das Telefon und brechen in hysterisches Gelächter aus. Es ist das gleiche wie das, was Jule vor wenigen Minuten zertrümmert hat.. „Okay“, grinst Jule, „wir hätten dann doch lieber das zweit-billigste.“

Ekaterina Eimer

Georgia Hädicke

Mein erstes Ma l

Mit dem Partyzug nach Paris „Auf geht’s, ab geht’s, neun Stunden wach!“ Mit dieser Einstellung steige ich in den fran„Auf geht’s, ab geht’s, neun Stunden wach!“ Mit zösischer Party-Zug IDNight ein. Es scheint dieser Einstellung steige ich in den französischer Kostümparty zu sein, denn die anderen Party-Zug IDNight ein. Es scheintKrücken Kostümparty tragen ulkige Verkleidungen: oder zu sein, denn die anderen tragenund ulkigealtmodische Verkleidungen: Aktenkoffer, Lesebrillen Regenschirme. Man könnte fast meinen, ich Krücken oder Aktenkoffer, Lesebrillen und altmowäre mitten in einemMan Seniorenausflug gelan-ich dische Regenschirme. könnte fast meinen,

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wäre mitten in einem Seniorenausflug gelandet. Aber

det. das ist unmöglich, ist ein dasAber ist unmöglich, schließlichschließlich ist der IDNight der IDNight ein Zug mit Disko und voller Zug mit Disko und voller junger Partygäste! Drinjunger Partygäste! Drinnen erwartet mich: nen erwartet mich: nichts! Mein Abteil scheint der nichts! Mein Abteil scheint der QuarantäneQuarantänebereich des abgefahrenen Partyzugs bereich des abgefahrenen Partyzugs zu sein. zu bin allein. Ichsein. bin Ich allein. Die Besuchern verDie Disko Disko ististmitmit vier vier Besuchern vergleichsweise gleichsweise voll.mirIch mir und gerammelt gerammelt voll. Ich kaufe einkaufe Sandwich

mache den Abflug – meine Partylaune übrigens auch. Sandwich mache Abflug – meiDieein restlichen neunund Stunden derden Fahrt vegetiere ich ne Partylaune übrigens auch. Die restlichen auf meinem Platz im Halbschlaf vor mich hin neun Stunden der Fahrt vegetiere ich auf Trotzdem empfehle ich jedem den Partyzug, der meinem Platz im Halbschlaf vor mich hin eine billige Reisemöglichkeit fürjedem die Sommerferien Trotzdem empfehle ich den Partysucht. dannbillige ist Hauptreisezeit und das zug, Denn der eine Reisemöglichkeit fürÜberdie Sommerferien sucht. Denn dann ist ein Hauptqueren der Tanzfläche mit Sandwich sicher Ding und das Überqueren derreisezeit Unmöglichkeit. B ider a n cTanzfläche a Göpfert

Foto: MMchen / photocase.com; Illustration: Tobias Fischer


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