NOIR - Ausgabe 8: JMT 2008

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Sonderausgabe Oktober 2008 www.noirmag.de

Revoluzzer

Helden

Diktatoren

Junge Menschen machen den Mund auf

Kritische Artikel mit dem Leben bezahlen

Wladimir Putins PR-Ratgeber f端r Machts端chtige


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~ Editorial ~

24 STUNDEN WACH

Fortschrittlich: Die Statusleiste begleitet das Noir-Redaktionsteam durch die Nacht

JMTBW Sonderausgabe

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it dem Losplärren des Radios um 6 Uhr beginnt der Countdown. 24 Stunden ab jetzt. Halt: 25 Stunden. Die Zeitumstellung ist heute auf unserer Seite. Trotzdem ist der Plan hardcore: In 25 Stunden muss die Mail mit der Druckdatei der Noir-Sonderausgabe zu den Jugendmedientagen Baden-Württemberg 2008 im Copy-Shop sein. Bis dahin ist schlafen tabu. 20:13 Uhr: Eine Aktionspackung mit 72 Überraschungseiern findet ihren Weg in die Layout-Zentrale. Die erste Figur, die wir aus den zwei Schokoladenhälften holen, ist ein orangenes Vieh, das nur auf seinen Füßen stehen bleibt, wenn man kräftig pustet. Simons Statusleiste steht bei zehn Prozent. 02:28 Uhr: Sören kommt vorbei und gibt vor, eine tolle Nachricht für uns zu haben. Was er dann sagt, ist allerdings sehr ernüchternd. Dass die Zeit umgestellt wurde, wissen wir schon. Außerdem hat alles zwei Seiten, auch die Zeitumstellung: Während alle anderen länger schlafen, wird unsere Nachtschicht noch länger. 03:51 Uhr: Simon updatet die Statusleiste auf 80 Prozent. 07:22 Uhr: Druckschluss. Da sich die Druckdatei aufgrund ihrer Größe nicht per Mail verschicken lässt, fährt Miriam mit der Straßenbahn in die Karlrsuher Innenstadt zu einem netten Copyshop-Inhaber, der seinen Sonntagvormittag für uns vor dem Kopierer verbringt. Danke! Guten Morgen Karlsruhe.Wir gehen schlafen. Eure Noir-24-Stunden-Redaktion

Fotos: Fabian Sommer (groß); Tobias Fischer (rechts)

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Kleine private Revolution?

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Schnellkurs Geschichte

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Russlandkarte

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Komplizierte Wahrheit

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Weg zur Pressefreiheit?

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Freiheit und Menschenrechte

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Russische Gesellschaft

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Jugendmedientage in Bildern

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Medien auf Sparflamme

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Langstreckenflüge

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Zu weit gefahren

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Gesucht: Pressefreiheit

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Rezension "Rubljovka"

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Russlands Wirtschaft

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PR-Ratgeber

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Junge Revoluzzer

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Teilnehmer im Fokus

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Editorial Impressum

N o i r – S o n d e r a u s g a be JMTBW

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Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

BEREIT FÜR EINE KLEINE, PRIVATE

REVOLUTION?

Kann man uns eine Revolution wirklich noch zutrauen? Oder überfordert uns schon der Gedanke an eine Auflehnung gegen die Normen?

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ine Revolution ist eine schnelle, radikale, politische Veränderung“, so sagt es unser bester Freund aus der Welt des Internet: Wikipedia. Doch wie radikal muss eine Revolution sein? Gilt es schon als Revolution, wenn ein Kind sich aus lauter Trotz gegenüber der elterlichen Obrigkeit zweimal den Hintern tätowieren lässt? „Hey Chris, kommste mit zur Revolution?“ Früher benutzte man das Wort „Revolution“, um die Umdrehung der Himmelskörper mit einem Wort beschreiben zu können. Heute versteht man unter Revolution, wenn 2000 besoffene Punks auf die Straße kotzen und mit Bierflaschen auf die Polizisten einprügeln, um uns zu überzeugen, dass Anarchie die Lösung aller Probleme darstellt. Ob sich die Semantik

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des Wortes zum Besseren gewandt hat, ist doch sehr zu bezweifeln. Auch ein kleiner Rückblick auf schon vergangene Revolutionen motiviert den Leser nicht wirklich, selbst an einer teilzunehmen. Denn ein Blick auf beispielsweise die französische Revolution zeigt: Ohne ein gewisses Maß an Gewalt ist kein Blumentopf zu gewinnen. Und ob man sich darauf wirklich einlassen soll, ist fragwürdig. Obwohl man zugegebenermaßen doch zwischendrin schon mal wieder Lust hätte, nicht nur ein paar Adeligen den Kopf abzuschlagen.

„Rewoludsion? Ja wie jetzt?“ „Revolution – weniger wollten wir nicht“, sangen die Ärzte für all ihre Kassenpatienten. Wie wäre es, den Begriff auf verschiedene Bereiche auszuweiten? Ist es schon Revolution, wenn Sat1 seinen Slogan ändert und somit seine treuen Zuschauer vor den Kopf stößt? Oder wenn die Internet-Verwaltung ICANN in Zukunft alle Domain-Endungen frei wählbar macht? In einer Zeit, in der die Scheiß-EgalEinstellung in unseren Köpfen regiert, sollte man schon fast froh sein, wenn die allgemeine Bevölkerung, oder geben wir es ruhig zu, die relevante Zielgruppe der 14bis 49-jährigen, den Unterschied zwischen „Revolution“ und „Waschmaschine mit Kickstarter“ kennt. H e n r i k e W. L e d i g

Foto: Annkathrin Barkenings


Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

DAS GRÖSSTE LAND DER WELT „Russland kann man nicht verstehen, man muss es mit dem Herzen sehen.“ Mit diesem treffenden Zitat beschreibt ein Russe sein Heimatland und bittet, Russland nicht aufgrund seiner Vorgeschichte zu verurteilen

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eit Mai 2008 hat Russland einen neuen Präsidenten namens Dmitri Medwedew. In seiner Antrittsrede betonte er, die Bürgerrechte und wirtschaftliche Entwicklung Russlands fördern zu wollen und bekannte sich öffentlich zu Demokratie und Pressefreiheit. Ob diesem Bekenntnis wirklich ein Sinneswandel folgen wird, steht leider noch in den Sternen. Zur Zeit entwickelt sich Russlands Wirtschaft wegen der steigenden Rohstoffpreise rasant. Auch für Deutschland spielt Russland zunehmend eine bedeutende Rolle, schließlich kommt ein großer Teil unserer Energieressourcen, vor allem Erdgas aus Russland. Trotzdem verhält sich Deutschland bei politischen Konflikten weiterhin eher pro-amerikanisch als pro-russisch. Russischer Wodka und Matroschkas sind wohl die gängigsten Klischees, die Deutsche von Russland haben. Doch die

wenigsten wissen, dass das bekannte Spiel Tetris ebenfalls von einem Russen erfunden wurde. Ein typisch russisches Essen ist die „Borschtsch“, eine rote Gemüsesuppe mit Fleisch oder Pelmeni, kleinen mit Fleisch gefüllten Teigtaschen. Russisch gehört zu den ostslawischen Sprachen und wird aufgrund der vielen Muttersprachler als Weltsprache bezeichnet. Wer im Winter nach Russland fährt, sollte sich warm anziehen, denn mit Tiefsttemperaturen bis zu –50°C ist es dort um einiges kälter als in Deutschland. Auch die Größendimensionen unterscheiden sich sehr von den europäischen Ländern. So ist es in Russland durchaus nichts Ungewöhnliches, wenn ein Besuch beim Nachbarn mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Besonders in ländlichen Regionen ist die Besiedlung oft sehr spärlich.

SCHNELLKURS GESCHICHTE

Die bekannteste Sehenswürdigkeit Russlands ist der Kreml im Herzen Moskaus. „Kreml“ heißt übersetzt Festungsstadt und ist der Regierungssitz des russischen Präsidenten. In Moskau befindet sich auch die Isaaks-Kathedrale. Sie zählt mit einer Höhe von fast 102 Metern zu den höchsten Kuppelbauten der Welt. 1858 wurde sie zum Gedenken an den Sieg über Napoleon im Jahre 1812 errichtet. Seit 988 ist das Christentum Staatsreligion in Russland. Es gibt jedoch auch viele Anhänger der Schamanen, des Buddhismus und des Islams. Diese sind je nach Region unterschiedlich stark vertreten. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Religionen und Mentalitäten, fällt es schwer von einem universellen russischen Charakter zu sprechen. Allgemein gelten Russen jedoch als sehr gastfreundlich und großzügig. Sina Grieb

A u t o r e n : C o r i n n a V e t t e r, C o r d e l i a M e r s i

Historischer Überblick von der Jahrhundertwende bis heute

1917 Oktoberrevolution

1914–1918 Erster Weltkrieg

1924 Tod Lenins

1939 Hitler-StalinPakt

1941 Überfall Deutschlands auf Russland Beginn des Kalten Krieges

1939 – 1945 Zweiter Weltkrieg 1933 Machtergreifung Hitlers

Zarenreich TIMELINE Illustration: Luca Leicht / Reproduktion: Tobias Fischer

1953 Tod Stalins

1985 Gorbatschow wird Generalsekretär Glasnost, Perestroika 1962 Kubakrise

1950–1953 Koreakrieg

1949 Gründung der BRD und der DDR

1991 Auflösung der UdSSR

1965 – 1975 Vietnamkrieg 1961 Bau der Berliner Mauer

Kommunismus

1989 Fall der Berliner Mauer

2000 Putin wird Präsident Russlands

„Demokratie“ N o i r – S o n d e r a u s g a b e J M TBW 2008

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Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

РОССИЯ В 120 СЕКУНДОВ Uralgebirge St. Petersburg Im Jahr 1703 wurde die Stadt unter dem Namen Sankt Petersburg gegründet, jedoch nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Petrograd umgetauft. Nach Lenins Tod 1924 hieß die Stadt Leningrad, bevor sie 1991 erneut den Namen St. Petersburg erhielt. Zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert war St. Petersburg die Hauptstadt Russlands. Heutzutage ist die Stadt mit 4,6 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Russlands.

Das Uralgebirge entstand vor ungefähr 250 bis 300 Millionen Jahren. Es ist bis zu 1895 Meter hoch und erstreckt sich, vom Polarmeer im Norden bis zur kasachischen Grenze im Süden, über eine Länge von 2100 Kilometern. Zudem bildet es einen Teil der asiatisch-europäischen Grenze. Außerdem weißt das Ural ein großes Erzreichtum auf, unter anderem Eisen, Platin und Malachit.

Moskau Die 1147 gegründete Stadt ist seit 1918 Hauptstadt Russlands und beherbergt heute mehr als zehn Millionen Einwohner und ist damit die größte Stadt Europas. Der Kreml und der Rote Platz bilden den Kern der russischen Metropole, die zentraler Angelpunkt sowohl in politischer, wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht ist.

Georgien – Kaukasuskrieg Wolgograd Am 8. August 2008 eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen den nach Unabhängigkeit strebenden Republiken Südossetien und Abchasien und dem ehemaligen Sowjetstaat Georgien zum Kaukasus-Krieg. Zahlreiche Kritik wurde an Russlands militärischem Einschreiten in den Konflikt geäußert. Seit 8. Oktober 2008 sind, auch nach georgischen Angaben, alle russischen Truppen abgezogen.

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Wolgograd (früher Stalingrad) wurde 1598 gegründet und hat heute circa eine Million Einwohner. Vom 13. September 1942 bis zum 2. Februar 1943 fand die Schlacht von Stalingrad zwischen Russland und Deutschland statt, die über 700.000 Todesopfer forderte. Die Niederlage der Deutschen in Stalingrad markierte die Wende im Verlauf des Zweiten Weltkrieges.


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Russland in 120 Sekunden Te x t e : C o r i n n a V e t t e r, B e n j a m i n L e i s e r, S i m o n S u s n b e t h , M a r e n O c h s L a y o u t : C o n s t a n t i n S o n n t a g (L a y o u t- W o r k s h o p), To b i a s F i s c h e r (N o i r)

Sibirien Die riesige Region Sibirien (hellerer Teil der Karte) nimmt ungefähr zwei Drittel des russischen Territoriums ein. In den extremen klimatischen Bedingungen der Region (zwischen -72 Grad Celcius im Winter und +40 Grad Celcius im Sommer) leben fast 23 Millionen Menschen. Zur Zeit der Sowjetunion wurden politische Gefangene und andere Straftäter in Arbeitslager nach Sibirien, in sogenannte Gulags, verbannt, wo circa 39 Millionen Menschen starben.

Baikalsee Die „Perle Sibiriens“ wird der tiefste Süßwassersee der Erde von seinen Anwohnern genannt. Für Tausende von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ist er Heimat; die ihn umgebende Region wurde für diese Vielfalt längst mit dem Titel des UNESCO-Weltkulturerbes geehrt. Gefährdet ist er nun durch die Folgen industrieller Verschmutzung.

Transsibirische Eisenbahn Mit 9297 Kilometern Länge und mehr als 80 Stationen ist sie die längste durchgehende Eisenbahnverbindung der Welt und zugleich Hauptverkehrsachse Russlands. Die Strecke von Moskau bis nach Wladiwostok am Pazifik wurde in den Jahren 1891 bis 1916 zur Erschließung Sibiriens und des chinesischen Marktes erbaut.

Illustration: wikimedia.org / User: Lokal_Profil; Reproduktion: Tobias Fischer

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“Die Wahrheit ist kompliziert”

Gemeinsam mit Elke Schäfter von der Organisation "Reporter ohne Grenzen" diskutiere Dmitri Tultschinski auf dem Podium über die Pressefreiheit in Russland. Danach nahm er sich Zeit für ein Interview mit Silke Steinbrenner und Franziska Stotz

Wie erklären Sie sich die aus Ihrer Sicht negative Berichterstattung der westlichen Medien über Russland? Wir sind ja nicht die einzige Agentur. Es gibt ja, was weiß ich, zigtausend Medien in Deutschland. Wir werden also nie das Bild dominieren. Grundsätzlich ist es so, dass Berichterstattung schlecht ist, wenn sie nur in eine Richtung zielt. Wenn man hierzulande von Mordfällen hört, von Anna Politkowskaja, einer kritischen Journalistin, dann ist das ja kein verzerrtes Bild, sondern Fakt. Schließlich ist sie wirklich tot, und sie war auch wirklich kritisch gegenüber dem Staat. Das ist richtig. Nur ist die Wahrheit sehr kompliziert. Sie hat kritisch berichtet. Die Kritik richtete sich gegen den Staat. Der Staat hat einen Geheimdienst auf sie angesetzt. So, das ist die Diskussion. Aber dann stellte sich heraus, dass sie auch über andere Missstände, beispielsweise den Tschetschenienkrieg berichtet hat und das hat den Betroffenen gar nicht gut gefallen. Die haben vielleicht gesagt „Die Frau gehört in den Sarg“. Dann haben sie wohl für wenig Geld Leute gefunden, die das gemacht haben. Ich behauptete das natürlich nicht, aber es ist durchaus möglich, dass es so geschehen ist. Es muss mit Putin nicht viel zu tun haben, das können irgendwel-

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che Kriminelle sein. Sie hat ja nicht nur gegen Putin, der für sie den Staat verkörperte, gewettert, sondern es gab auch für viele andere Personen und Strukturen Gründe, unzufrieden mit ihr zu sein. Das ist also nun nur eine Möglichkeit, die ich Ihnen nenne, um Ihnen diesen Fall zu erklären. Gibt es Ihrer Meinung nach überhaupt Missstände in Russland? Ich glaube, das sind einfach Fakten. Ich habe keinen Grund, die 30 Todesfälle von Journalisten seit 1991 in Russland zu leugnen. Es gibt viele Defizite in den Ermittlungen, in der Justiz, in verschiedenen gesellschaftlichen Dingen. Wir sind eine noch sehr junge Demokratie. Niemand hat ernsthaft behauptet, dass wir schon ein tolles Level erreicht haben. Es gibt viele Strukturen, in denen dieses alte Denken noch besteht. Es fehlt einfach häufig die Möglichkeit, neue Denkweisen ins Praktische umzusetzen. Gibt es Unterschiede zwischen Ihrer Berichterstattung aus Russland und der deutscher Nachrichtenagenturen? Ja, es gibt Unterschiede. Wir versuchen, auf alle Fragen eine Antwort und Informationen zu verschiedenen Themen zu geben. Das wollen wir so vielseitig wie möglich

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Dmitri Tultschinski Dmitri Tultschinski wurde 1952 in Moskau geboren und studierte bis 1974 an einem Fremdspracheninstitut Deutsch und Englisch. Er arbeitete einige Jahre bei der Nachrichtenagentur RIA Nowosti und zog im Jahre 2000 aus beruflichen Gründen nach Deutschland. Hier arbeitet er heute als Sonderkorrespondent für das deutsche Büro der RIA Nowosti. Außerdem organisiert er Bildungsreisen für Journalisten.

machen. Die Berichterstattung unserer deutschen Kollegen über Russland ist dagegen sehr einseitig. Man hört von der Ostsee-Pipeline, Gazprom und von schlechter Politik – vor allem Außenpolitik. Andere Themen werden kaum beachtet. Glauben Sie nicht, dass man als kritischer Journalist auch auf die Missstände aufmerksam machen sollte, anstatt sein Augenmerk auf die Welt der Reichen und Schönen in Moskau zu legen? Ich habe ja nicht gesagt, dass man darüber nicht berichten soll. Natürlich, Sie können berichten, worüber Sie wollen. Ich möchte das hier auch nicht unterdrücken.

Foto: Alexander Schmitz


Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

Aber kann das auch ein Journalist in Russland? Natürlich. Wenn Sie russische Zeitungen lesen, erkennen Sie da sehr viele kritische Stimmen. Das kann man sich hierzulande gar nicht vorstellen, dass es das in Russland gibt. Ich wurde gefragt, ob Putin Angst vor Zeitungen habe, die auch kritisch berichten und sie deshalb verbieten wolle. Das ist so ein Beispiel. Wenn irgendetwas verboten wird, war es gleich Putin höchstpersönlich. Das ist aber eben nicht so. Ist es so, dass die russiche Bevölkerung bewusst dumm gehalten wird und dass Putin glaubt, sie dadurch glücklicher machen zu können? Pressefreiheit ist nur eine Sache des Lebens. Es gibt Dinge, die für die Bevölkerung viel wichtiger sind als die Überlegung ob wir eine freie Presse haben oder nicht. Putin hat seit Jahren viel Verantwortung. Er war natürlich kein Wundertäter, der alles bewirken kann, und er war auch nicht allein. Aber schließlich hat das Land unter ihm ein erhebliches, ansehnliches Wirtschaftswachstum erreicht. Das sind nicht nur Worte, sondern das wirkt sich ja auch auf den Lebensstandart der Bevölkerung aus, beispielsweise durch Renten, sicheren Arbeitsplätze, Gehälter. Und auch das ist die Realität, nicht nur, dass bei uns Journalisten umgekommen sind. Gibt es einen Fortschritt, den man wirklich spüren kann? Man sollte nicht glauben, dass Russland ein Land ist, das verkauft und verraten ist. Dinge, die vor zwanzig, dreißig Jahren noch unvorstellbar waren, sind jetzt möglich. Man kann über viele Dinge berichten, zu denen man früher noch gar nicht gekommen wäre, heute ist alles viel zugänglicher. Erst vor kurzem war ich bei einem Diavortrag anwesend, wo ein Journalist über die Moskauer Unterwelt berichtet hat. Das wäre früher unmöglich gewesen. Was ist Ihr Appell an die Jugendlichen, auch in Deutschland? Ich kann nur raten, möglichst viele Kontakte herzustellen und in Verbindung zu kommen mit Schülerzeitungen und Jugendzentren. Je mehr Kontakte wir zwischen den beiden Ländern haben, umso besser wird das gegenseitige Verständnis.

Illustration: Simon Staib

RUSSLAND AUF DEM WEG ZUR PRESSEFREIHEIT? In den letzten acht Jahren wurden in Russland 20 Journalisten getötet. Die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit ist in dem größten Land der Erde ein grundlegendes Problem

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mitri Tultschinski ist Sonderkorrespondent für die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti in Berlin. Besonders bedauerlich findet er es, dass Russland durch einseitige Berichterstattung in der westlichen Welt meist als ein Land der Bedrohung und Gefahr angesehen werde. Dadurch werde oft der Eindruck vermittelt, Russlands Medien würden alle vom Staat kontrolliert und seien somit nicht unabhängig. Tultschinski betont, dass allerdings kein Organ vorhanden sei, welches den Medien Anweisungen gibt. Dennoch sei die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit ein grundlegendes Problem, das es zu lösen gilt. Tultschinski selbst sieht es deshalb als Hauptaufgabe der RIA „nicht nur ein gutes, sondern ein möglichst facettenreiches Bild von Russland zu verbreiten“. Angriffe auf die Pressefreiheit hat auch die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ im Visier und stellt anhand von 49 Kriterien jährlich Ranglisten auf, welche sich mit der internationalen Pressefreiheit beschäftigen. Russland erreichte lediglich Platz 141. Ziel dieser Auswertung ist es, auf Verstöße gegen die Pressefreiheit aufmerksam zu machen und sich gegen Gewaltübergriffe auf Journalisten, Zensur und Einschrän-

kung der Medienfreiheit aufzulehnen. Dabei geht es jedoch weder um eine Verurteilung bestimmter Länder, noch um die Auswertung der Medien, stellt Bundesgeschäftsführerin Elke Schäfter klar. „Für Reporter ohne Grenzen geht es um die Bedingungen der Berichterstattung“. Der Kampf um die öffentliche Meinung sei groß und Kritik am politischen System habe oft unangenehme Konsequenzen; Nichtveröffentlichung gehöre noch zu den harmlosen Folgen. Schließungen von Medien, Drohungen, bis hin zu Mord an kritischen und unabhängigen Journalisten seien nichts Ungewöhnliches. „In Russland ist wenig politischer Wille vorhanden und man arbeitet auch nicht daran die Presse- und Meinungsfreiheit im Staat zu verankern“, stellt Schäfter fest. „Aller Anfang ist schwer, aber Russland ist auf einem guten Weg“, meint Tultschinski. Seit dem Zerfall der Sowjetunion habe sich die Situation der Journalisten in Russland deutlich verbessert. Auch Schäfter blickt optimistisch in die Zukunft und setzt neue Hoffnung in Putins Nachfolger Medwedew, der bereits weitreichende Veränderungen diesbezüglich angekündigt habe. Vielleicht erfüllt sich dann auch Tultschinskis Wunsch nach mehr Unabhängigkeit der Presse vom Staat. I s a b e l S a a l , D a n i j e l a V i d a k o v i c

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Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

EINSATZ FÜR FREIHEIT UND MENSCHRECHTE Ein Journalist in Russland hat bestechlich oder hart im Nehmen zu sein. Kritische Berichterstattung wird unterdrückt. Da bleibt kaum eine Wahl: Entweder man kuscht oder hält den Kopf hin

Enge Fesseln legt der Kreml dem Journalismus im Land an: Die „gelenkte Demokratie“ fühlt sich bedroht durch kritische Geister

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chtundfünfzig gewaltsame Übergriffe auf Journalisten und Redaktionsräume gab es bis Oktober 2006 in Russland, neun unnatürliche Todesfälle. Immerhin hat sich die Zahl leicht verringert: 2001 waren es 17 Todesfälle. Man sollte dem Kreml und damit der Regierung Russlands nie kritisch gegenüber stehen. Das lernt am besten schon jedes Kleinkind in Russland. Wer dies nicht befolgt, dem passiert das Gleiche wie kritischen Journalisten und Menschenrechtlern: Sie werden von der Regierung bedroht und ihre Berichterstattung zensiert. Eine „gelenkte Demokratie“ nennt man das in Russland. Ein noch immer aktuelles Beispiel ist die Journalistin, Autorin und Menschenrechtlerin Anna Politkowskaja. Sie arbeitete für die Nowaja Gaseta, eine Zeitung, die über Entführung, Folter und Todesfälle in Russland berichtet. Ihr Beruf war ihr Leben: „Ich bin überzeugt von dem, was ich

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tue. Damit bin ich im Einklang mit mir selbst.“ Am 7. Oktober 2006 wurde sie erschossen in ihrem Wohnhaus aufgefunden. Wer hinter dem Mord steht, ist bis heute unklar. Politkowskaja hatte viele Feinde. Das Leben der damals 48-jährigen bestand aus Angst; Angst jeden Tag aus vdem Haus

„Ich bin überzeugt von dem, was ich tue.“ Die Philosophie der Anna Politkowskaja

zu treten und zu wissen, dass sie beschattet und verfolgt wird. „Wenn man den Journalistenberuf wählt, muss man sich auch mit dem Risiko abfinden.“, waren ihre Worte.

Doch sie ließ sich nichts vorschreiben, sich nicht beeinflussen. Stattdessen blieb sie beharrlich: „Wenn ich nicht mehr schreibe, haben meine Feinde ihr Ziel erreicht“. Bei ihrer Berichterstattung hatte die Journalistin ein klares Bild vor Augen: „Ich möchte in einer Welt leben, in der jedes Individuum geachtet ist.“ Für den Kreml ist es keine große Herausforderung, seine Gegner verstummen zu lassen: Die Regierung verhängt hohe Geldstrafen, verhaftet unbegründet und bedroht die Familien ihrer Widersacher. Sie lässt entführen, vergiften, foltern und töten. Über all dies schrieb Anna Stepanowna Politkowskaja. Solche Todesfälle sind für uns hier in Deutschland unfassbar, in Russland aber fast schon Normalität. Anna Politkowskaja war eine von vielen, die sich für die Freiheit und Menschenrechte Russlands einsetzte und dafür mit ihrem Leben büßen musste. Gundi Woll

Foto: entstanden im Workshop „Fotografie Anfänger“


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PЕДАКТОРАМИ, CТРОИТЕЛЕЙ И БЕЗДОМНЫХ * Neureiche, Bettelarme und Intellektuelle – Philipp Ruiz Liard zeichnet das Bild der russischen Gesellschaft, die in Extreme gespaltet ist. Seine Protagonisten sind fiktiv, doch die Situation ist bittere Realität

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aria Kosloffs Handy klingelt. „Hallo?“ – „Nein, ich bin noch nicht ganz fertig. Es gab Probleme mit der Recherche. Aber heute abend ist der Artikel bei dir.“ – „Ja, versprochen. Auf Wiederhören...“

Russland ist kein reiches Land. „Das Land hat keine Zukunft, wenn das so weiter geht“, meint Iwan Semenov. Er arbeitet als Bauarbeiter und verdient 8.000 Rubel im Monat, das sind umgerechnet 230

sich hauptsächlich die Reichen einkleiden, sitzt Daniil Rarassow. Er ist obdachlos. „Ich wurde schon auf der Straße geboren, auch meine Mutter hatte kein Dach über dem Kopf.“ Alles, was er braucht hat Da-

Der luxeriöse Lebensstil der neureichen Russen steht im krassen Kontrast zum Großteil der russischen Bevölkerung, die immer noch in sehr ärmlichen Genervt klappt Maria ihr Mobiltelefon zu niil in einer Plastiktüte: Habseligkeiten, Verhältnissen lebt.

und widmet sich wieder ihrem Notebook, auf dem sie einen Artikel schreibt. Ihr Job ist hart, „aber das ist nun mal so“, sagt sie. Maria arbeitet als Redakteurin bei einer russischen Tageszeitung. Leute wie Maria haben es in Russland nicht leicht. Journalisten werden verklagt, verhaftet, bedroht und ermordet; seit 1990 gab es 220 Tote. Maria Kosloff gilt als sehr kritisch gegenüber der russischen Politik und ist auch unter ihren Kollegen nicht sehr beliebt. Doch bei den Lesern der Zeitung kommt sie gut an – weil sie deren Meinung vertritt.

Fotos: rubljovka.de

Euro. Damit verdient er weniger als der russische Durchschnitt. Der 47-jährige, der eine sechsköpfige Familie ernähren muss, ist nicht zufrieden mit der Situation in Russland: „Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Das darf nicht sein!“ Die Ulitsa Mokhovaya ist eine Straße vor dem Kreml. Vor einem Geschäft, in dem

ein Paar Schuhe, T-Shirts, zwei Pullover, alles alt, oft zerrissen und fleckig. „Mehr habe ich nicht.“, sagt Daniil und fügt hinzu: „Nachts schlafe ich auf den Lüftungsschächten der Moskauer Metro. Dort ist es immer schön warm.“ Aus dem Geschäft, vor dem Daniil sitzt, kommt eine Frau mit einem neuen Zobelpelzmantel. „Vielen Dank, die 25.000 Dollar für den Mantel haben sich gelohnt!“, ruft sie der Verkäuferin hinterher und läuft an Daniil vorbei, der ihr traurig hinterher schaut. * Von Zeitungsredakteuren, Bauarbeitern und Obdachlosen.

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Ergebnisse Foto-Workshops „G r u n d l a g e n“ u n d „ Fo r t g e s c h r i t t e n e “

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Impressionen der Jugendmedientage Baden-W체r ttemberg 20 08 in der Europ채ischen Schule Karlsruhe


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AUF

SPARFLAMME

Es geht auch anders als bei uns in Deutschland. Wie es aussieht, wenn die Medien nicht die fünfte Säule der Demokratie sind

Russlands Medienzirkus Russische Medien haben nur wenig Möglichkeiten, sich dem staatlichen Einfluss zu entziehen – auf Sparflamme kocht die kritische Berichterstattung

In Russland hat der Staat immer großen Einfluss auf die Medien gehabt. Das hat sich auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht geändert.

"Facettenreiche Berichterstattung statt Schönfärberei" Neben der privaten Gazprom Media gehört WGTRK, die Allrussische Staatliche Fernseh- und Radiogesellschaft, zu den einflussreichsten Spielern auf dem russischen Medienmarkt. Zu den über ein Dutzend Tochtergesellschaften gehört die Nachrichtenagentur RIA Novosti. Sie sieht sich in ihrem Redaktionsstatut als „überparteilichen“ Berichterstatter. Kritiker werfen dem Sender vor, nur das negative Image von Russland in der Berichterstattung durch besonders positive Darstellungen aufzupolieren. „Wir machen keine Schönfärberei, sondern wollen eine facettenreichere Berichterstattung wie in den deutschen Medien“, sagt der Leiter des deutschen Büros von RIA Novosti, Dmitri Tultschinski, der seit 30 Jahren bei der Nachrichtenagentur arbeitet. Beispielsweise Putin sei nicht pressefeindlich, sondern stelle sich regelmäßig und ausführlich den Fragen der Journalisten. Die Frage, warum eine Zeitung, die über Scheidungsgerüchte des Präsidenten schrieb, danach dichtmachen musste, lässt Tultschinski unbeantwortet im Raum stehen. N at a li e M a c k , M a r i e - C h r is t i n e S c h e f f o l d

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tell dir vor, Siemens kauft den Fernsehsender ProSieben, die Süddeutsche Zeitung und die Radiosender vom SWR. Und plötzlich wird ein Skandal beim Siemens Konzern aufgedeckt. Was soll ProSieben darüber berichten? Und die Süddeutsche Zeitung? Das Radio? Was bei uns als undenkbar gilt, ist in Russland Wirklichkeit. Dort besitzt der größte russische Konzern Gazprom TVSender, Zeitungen, Verlage, Kinos und eine Produktionsfirma für Fernsehfilme und Serien.

Einflussnahme der Unternehmen auf Meinungsbildung Aufkauf der Medienlandschaft

Der Mutterkonzern Gazprom ist der weltgrößte Erdgasproduzent mit einen Umsatz von rund 90 Milliarden Dollar und allein im letzten Quartal 10 Mrd.

Dollar Gewinn. Seit 1999 kauft die Tochter Gazprom-Media weite Teile der Medienlandschaft auf und wurde so zum größten privaten Medienkonzern Russlands. So kann das Unternehmen direkt auf die Informationsquellen des Landes einwirken. Und weil der Staat über 50 Prozent an Gazprom besitzt, hat auch er indirekte Einflussmöglichkeiten. In Russland wurden Medien schon immer vom Staat kontrolliert: In der Sowjetunion waren sie komplett verstaatlicht. Anfang der 90er Jahre entwickelten sich Medien mehr und mehr zu freien Meinungsforen. Unter den Präsidenten Jelzin (1991– 1999) und Putin (1999–2008) wurden fast alle Medien von staatlichen Unternehmen oder Oligarchen übernommen – Unternehmern, die bei der Privatisierung der Staatswirtschaft steinreich wurden und über blendende Kontakte zur Regierung verfügen. Unter dem jetzigen Präsidenten Medwedew dürfte die Berichterstattung nicht kritischer werden: als ehemaliger Aufsichtsratschef hat er noch immer enge Kontakte zu Gazprom und anderen Unternehmen. N o ra K o s t , K a t h a r i n a G r o ß

Fotos: Simon Schricker / jugendfotos.de (rechts); photocase.com/User: bobot (links)


Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

WINTERSPIELE IM SOMMERPARADIES Im Miami Russlands wird binnen fünf Jahren ein Skizirkus aus dem Boden gestampft

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almen, Party und Promis - alles an einem Platz. Spontan werden diese Eigenschaften einem Ort in der Südsee oder am Mittelmeer zugeordnet. Doch dieser Schein trügt. Es handelt sich um Sotschi, einen russischen Badeort an der Küste des Schwarzen Meeres. An der russischen Riviera liegt das Urlaubsdomizil von Ministerpräsident Wladimir Putin und der russischen High Society. Doch Sotschi ist nicht nur ein Badeort, es liegt auch im Nationalpark Westkaukasus, der zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. Eben dieser Ort wurde im vergangenen Jahr vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Austragungstätte der Olympischen Winterspiele auserkoren. Kurz zuvor ist der russische Erdgaskonzern Gazprom beim IOC als Sponsor eingestie-

gen. Sotschis stärkstes Argument gegenüber den Mitkonkurrenten Salzburg und Pyeongchang waren, so Putin, „die große Unterstützung aus dem Volk und die Zimmeranzahl“. Außerdem bietet Sotschi mit 12 Milliarden US-Dollar das größte finanzielle Budget aller Bewerber. Acht Luxushotels, inklusive Golf- und Spa-Zentren, sind geplant. Doch es gibt auch Bedenken: Umweltschützer beispielsweise räumen ein, dass für die Errichung der Wintersportanlagen, die in den Bergen über dem Ort gebaut werden sollen, in die Lebensräume von 6.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten eingegriffen werden muss. 100 davon stehen auf der roten Liste der vom aussterben bedrohten Tierarten und ein Drittel dieser Arten sind edemisch, das be-

deutet, sie kommen nur in dieser Gegend vor. Alle Bedenken der Umweltschützer wurden laut Putin berücksichtigt. Die Bewohner des zukünftigen Olympiageländes befürchten nicht angemessen entschädigt zu werden. Zu den nötigen Zwangsumsiedlungen der Einwohner gab es weder vom IOC noch von Regierungsseite eine Stellungnahme. Putin gibt sich selbstbewusst: „Ich bin überzeugt, dass der neue Komplex eine echte Konkurrenz für das Ausland wird.“ So bleibt abzuwarten, welchen Weg das Motto dieser Winterspiele „Gateway to the future“ weisen wird.

Marget Göt z, Sebastian Häusslein, Marc Broens, Jesse Huppenbauer

20.000 KILOMETER FÜR 90 MINUTEN Eiskalte Luft weht ihnen entgegen. Für einen kurzen Augenblick scheint die Müdigkeit aus den starren Gliedern der Flugpassagiere zu weichen. Es sind keine Politiker, keine Manager, die aus dem Flugzeug steigen. Es sind die Fußballer des FK Luch Energija Wladiwostok

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inter ihnen liegen 10.000 Kilometer und neun Stunden Flugzeit durch sieben Zeitzonen. Die 600.000-Einwohnerstadt liegt im äußersten Südosten Russlands, an der Grenze zu Nordkorea, weit entfernt von den restlichen Erstligisten. Für die kürzeste Auswärtsreise müssen die Mannschaft rund 3.700 Kilometer zurücklegen. St. Petersburg ist sogar fast 10.000 Kilometer weit weg. Dort angekommen heißt es für die Spieler von Trainer Sergej Pawlow nun erstmal Füße hochlegen, ihren Jetlag auskurieren, bevor sie sich auf den Weg ins Stadion des aktuellen UEFA-Cup-Gewinners Zenit St. Petersburg machen.

Komplikationen gibt es auch bei Heimspielen, weil der Verband den Fernsehgewohnheiten der Zuschauer im westlichen Russland entgegenkommen möchte. Deshalb finden die Spiele häufig am frühen Morgen statt, sodass sie zum Beispiel in Moskau wie gewohnt am Nachmittag gesehen werden können. Die restlichen 15 Vereine der Premjer Liga würden den Verein aus Wladiwostok am liebsten wieder in die Niederungen der zweiten Liga verbannen, denn auch sie und ihre Fans leiden unter den stundenlangen Flügen. Die langen Ausswärtsreisen werden für Energija nur durch ihren Hauptsponsor ermöglicht, der die durchschnittlich 13.000

Kilometer langen Auswärtsflüge finanziert. Doch fraglich ist, ob sich der ganze Aufwand für ihn überhaupt lohnt, denn der Klub rangiert momentan auf einem Abstiegsplatz. Daran ändert auch das Spiel in Sankt Petersburg nichts. Wladiwostok kassierte eine peinliche 1:8-Klatsche. Mit hängenden Köpfen steigen die frustrierten Spieler wieder ins Flugzeug. Nun geht es wieder quer über ganz Russland: 10.000 Kilometer Richtung Pazifikküste, neun Stunden lang, durch sieben Zeitzonen.

M e r l i n D r e h s e n , Fr e d e r i c k M e r s i , K e r s t i n L ü t z e ra t h , L u k a s R a m s a i e r

N o i r – S o n d e r a u s g a b e J M TBW 2008

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Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

SCHLAFLOS IN K ARLSRUHE Schüler, Jungjournalist und Projektleiter der Jugendmedientage Baden Württemberg 2008 (JMTBW). Mit seinen 19 Jahren leitet Andreas Hensler das zweite Mal den größten Kongress für junge Medienmacher des Landes. Zusammen mit 15 weiteren Jugendlichen organisierte und plante er die JMTBW 2008. Mit Svenja Schneider sprach er über die Hochs und Tiefs des Wochenendes und seine Einstellung zum Thema Pressefreiheit

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ndreas, wie wird man so jung zum Projektleiter einer Veranstaltung wie den Jugendmedientagen BadenWürttemberg? Ich würde sagen, es ist einfach ein interessanter Zufall gewesen (lacht). Ich habe klassisch mit einer Schülerzeitung angefangen und kam dann über die Zeitung politikorange zur Jugendpresse. Dort wurde eine Projektgruppe gesucht, die die JMTBW organisiert. Das war eine freie Aufgabe, wir konnten alles neu gestalten. Deshalb haben wir uns auch nicht an die Vorgängermodelle gehalten und das Projekt neu konzipiert. Die große Herausforderung war, das alles auch selbst aufzubauen. Welche Aufgaben fallen in diesen drei Tagen für dich an? Meine Aufgaben sind vor allem wenig zu schlafen und zu essen. Ein Glück wurde die Flasche erfunden, also kann ich zwischendurch etwas trinken. Man muss einfach schauen, dass der Laden läuft. Ich kontrolliere den Ablauf und versuche alle Probleme zu beheben, die kurzfristig entstehen: Das Essen muss bereitste- hen, die Referenten müssen rechtzeitig kommen und versorgt sein, die Party muss organisiert werden und so weiter. Was war bis jetzt der größte Zwischenfall? Der emotionalste war auf jeden Fall die Posiumsdiskussion. Es sollten eigentlich vier Leute miteinander diskutieren. Ein Referent hatte bereits früher abgesagt. Fünf Minuten nachdem die Diskussion offiziell beginnen sollte bekamen wir außerdem die Absage des außenpolitischen Sprechers der

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SPD. Das war sehr überraschend, besonders für den Moderator. Da war ich natürlich erst einmal frustriert und brauchte ein paar Minuten, um mich wieder zu fassen. In diesem Moment konnte ich natürlich auch nichts mehr daran ändern. Irgendetwas musste aber letztlich daraus gemacht werden und da hat unser Moderator super reagiert. Ansonsten hätte die Posiumsdiskussion nur zehn Minuten gedauert und das funktioniert einfach nicht.

mehr zu verteilen. Aber bei unerwarteten Problemen sind es immer zu wenig Leute.

Wie lange hast du in der ersten Nacht geschlafen? Ich schaue abends einfach nicht auf die Uhr, das frustriert dann weniger. Schätzungsweise habe ich vier Stunden Schlaf abbekommen. Aber ich bin auch etwas früher aufgestanden, also könnten es auch weniger gewesen sein. Nach ein paar Tassen Kaffee ist die Müdigkeit wieder weg. Meistens es gibt auch gleich etwas zu tun, sodass ich nicht mehr so oft an mein Schlafdefizit denke. Aber ich denke Sonntag Nachmittag kommt die Müdigkeit spätestens zurück. Letztes Jahr bin ich nach den JMTBW mit dem Zug nach Hause gefahren und bin eingeschlafen. Den einen Teil der Strecke musste ich

Thema Pressefreiheit: Wie schätzt du die Situation in Russland ein? Man muss darauf aufmerksam machen. Vor allem finde ich kritisch, dass die Bevölkerung - gerade die Jugend – in der Schule nicht zu diesen Werten erzogen wird, sodass sich nur schwer kritische Geister herausbilden können. Man ist also nicht von Natur aus kritisch. Gerade der Gedanke Politiker kritisch zu bewerten fehlt dort. Natürlich gibt es einige Probleme in Russland, aber man muss sehen, dass der Beruf „Journalist“ dort auch ein ganz anderes Berufsverständnis inne hat. Wenn der Großteil der Gesellschaft eine Meinung akzeptiert ist sie richtig, so ist die allgemeine Stimmung. Der kleinere Teil der Bevölkerung wird dabei aber nicht beachtet. Ich denke,

dann wieder zurück fahren (lacht). Wie viele Helfer sind dieses Wochenende im Einsatz? Etwa 30 bis 35. Aber Helfer kann man eigentlich nie genug haben. Sind es fünf mehr, dann hat man auch fünf Aufgaben

Du warst selbst vor kurzem in Russland. Was hast du dort genau gemacht? Ich war in Petersburg, beim Petersburger Dialog. Parallel lief dazu das deutsch-russische Jugendparlament. Es ging vor allem darum, dass sich die Jugendlichen zu Themen äußern, die sie interessieren und eigene Lösungsansätze dafür entwickeln.

jeder Mensch hat das Recht auf seine Freiheit und seine Rechte. In Russland herrscht eigentlich Pressefreiheit, aber es herrscht auch die Einstellung, die Presse schade dem Land. Ich denke aber, dass die kritische Auseinandersetzung ein Land auch voranbringt. Ich wäre auch beinahe verzweifelt, als der


Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

Professor der Soziologischen Fakultät der St. Petersburger Staatlichen Universität, Alexander Iwanowitsch Kuropjatnik, bei einer anderen Diskussion meinte, er fände es unverständlich, warum in deutschen Medien nur kritisiert wird. Wenn der Leiter eine der

größten journalistischen Fakultäten so eine Meinun hat, was soll dann aus den Journalisten werden? Ich kenne auch einige russische Jugendliche, die kritische Geister sind und so eine Meinung nicht tolerieren. Doch kleine Gruppen können nicht gegen die staatliche Willkür ankommen. es ist Revolution und keiner geht hin.

Wie wichtig ist dieses Thema in Deutschland? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein deutscher Jugendlicher unbedingt mit dem Thema „Pressefreiheit in Russland“ beschäftigen würde, dafür hat man schon genug andere Probleme. Ich persönlich finde dieses Thema sehr wichtig. Die Pressefreiheit in Deutschland wird meiner Meinung nach auch nicht immer so bleiben, auch wegen dem wachsenden Einfluss von Unternehmen auf die Medien. Vor allem aber, da immer weniger investigativer Journalismus konsumiert wird. Wenn man eher dazu neigt nur noch im Internet seine Informationen zu suchen und die nichts mehr kosten, dann kann es auch nicht mehr so qualitativ sein. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir hier 150 junge

Journalisten haben, denen wir vermitteln können, für was Pressefreiheit wichtig ist und warum es sich dafür zu kämpfen lohnt. Denn ohne Pressefreiheit funktioniert unser Land einfach nicht. Wie siehst du die Zukunft der Jugendpresse in Deutschland? Ich finde sie macht eine wichtige Arbeit. Die Jugendlichen nutzen aktiv mehr Medien und gestaltet sie auch, etwa durch den Trend von Blogs und Webtagebüchern. Es ist gut, wenn Jugendliche die Möglichkeit haben sich unter Gleichgesinnten auszutauschen. Auch wenn das ein bisschen pädagogisch klingt finde ich es wichtig Jugendliche zum richtigen Medienumgang zu erziehen. Es geht aber keinesfalls darum, politisch zu erziehen. Es soll vielmehr interessant sein und die Kreativität und das mediale Verständnis von Jugendlichen sollen gefördert werden.

WO BLEIBT DIE PRESSEFREIHEIT? Offiziell ist Russland eine Demokratie, doch die Wirklichkeit sieht häufig anders aus. Die Medien befinden sich mittlerweile beinahe völlig unter ständiger staatlicher Kontrolle

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reizehn Journalisten fanden in der Regierungszeit Putins wegen ihrer Berichterstattung den Tod. Das sind weniger als unter seinem Vorgänger Boris Jelzin. Trotzdem ist Russland hinter dem Irak statistisch das zweitgefährlichste Land für Journalisten. Folter, Gefängnisstrafen und Bedrohung sind Methoden, die angewandt werden, um kritische Journalisten und deren Angehörige einzuschüchtern. Wer sich nicht anpasst, bekommt Ärger mit den Behörden. Bei der Vorstellung ihres Jahresberichts 2008 hat die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) politischen Akteuren in aller Welt „Versagen und Doppelzüngigkeit“ bei der Verteidigung der Meinungsfreiheit vorgeworfen. Insbesondere wenn es um wirtschaftliche Interessen gehe, wie etwa in Russland, stünden Menschenrechte selten im Vordergrund. So standen

bei Demonstrationen das Zusammenschlagen und die Verhaftung von Journalisten auf der Tagesordnung. Viele unabhängige Zeitungen wurden geschlossen und unliebsame Reporter wurden in psychiatrische Anstalten gesteckt. Darüber hinaus wurde auch direkter Druck auf die Berichterstattung der Medien ausgeübt. So herrscht zum Beispiel im TV-Kanal Pervyi Kanal die Anweisung, dass mindestens die Hälfte der Nachrichten „gute Nachrichten“ sein müssen. Laut einer Studie des „Centre for Journalism in Extreme Situations“ berichteten vor der Parlamentswahl im Dezember die drei größten öffentlichen Fernsehsender und die beiden größten privaten TV Stationen in 75% ihrer Nachrichtenprogramme über die Kandidaten der Regierungsparteien. Die Oppositionskandidaten wurden schlichtweg ignoriert.

Bei der Aufklärung von Journalistenmorden gab es im letzten Jahr kaum Fortschritte, wie der Bericht zeigt. So wurden beispielsweise im Fall der im Oktober 2006 ermordeten Anna Politkovskaja im August ein Dutzend Verdächtiger präsentiert. In den folgenden Monaten gab es allerdings nur noch eine Reihe sich widersprechender Äußerungen und Dementi der Behörden. Die Aufklärung schritt nur schleppend voran. Die polizeilichen Ermittlungen führen fast immer ins Nichts. Der Staat zeigt sich gleichgültig oder reagiert hilflos. Monate nach dem Mord an Politkowskaja wusste sich ihre Zeitung Nowaja Gaseta nicht anders zu helfen, als mit einer Erklärung den Schutz der Öffentlichkeit zu suchen: »Zwei leitende Mitarbeiter der Redaktion wurden mit dem Tod bedroht.« Einer von ihnen erhielt als Bekräftigung eine SMS mit seiner Adresse. Irina Bernhardt

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Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

VERSAILLES IN MINIATUR Irene Langmanns Film „Rubljovka. Straße zur Glückseligkeit“ begleitet die verschiedensten Menschen in ihrem Alltag. „Ein Kunstwerk“, findet Maren Ochs

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in weißer Luftballon windet sich aufwärts, zwischen den vorbeirauschenden Autos hindurch. Schutzlos wirkt er, hilflos und einsam, in der hektischen Welt der Prestige- und Karrierebewussten, in der Welt der prunkvollen Datschen, des Zobelpelzes und des Quadsports. Untermalt von zarten Klaviertönen oder energischer russischer Popularmusik, begleitet Irene Langemanns facettenreiche Reportage entlang der Rubljovka die verschiedensten Menschen in ihrem Alltag. Ein Schwarzarbeiter, der zwölfjährige Jermolaj, der sich „die richtige Genugtuung“ in seinem Leben wünscht, eine Tochter wohlhabender Eltern, im Erwachsenenalter auf der Suche nach der großen Liebe: Sie alle und einige mehr berichten in Episoden von ihrem Leben. Die Geschichten laden ein zur Reflexion darüber, inwiefern die titelgebende Straße tatsächlich „Straße zur Glückseligkeit“ ist. Keine andere Chaussee Russlands zeigt so eindrucksvoll wie sie den Kontrast zwischen Arm und Reich. Immer weiter wird die einfache Bevölkerung durch eine neue Schicht von Superreichen zurückgedrängt. Immobilienspekulanten, die hierin ihre große Chance sehen, setzen die Häuser der Alteingesessenen in Brand, um sie dann wiederverkaufen zu können. Immer mehr Land wird für Villen erschlossen, Raubbau an der Natur betrieben. Manchmal kämen ihr deshalb die Tränen, sagt eine alte Dame. Sie selbst lebt gemeinsam mit ihren Katzen in einem schmalen Haus; fließend Wasser gibt es dort nicht. Eine Frau schneidet die Rosen in ihrem Garten zurück, im Garten eines „Versailles in Miniatur“, wie sie ihr Zuhause nennt. Sie behauptet, außergewöhnlich reich sei sie nicht. Sie fährt drei Mal im Jahr in den Urlaub. Ihr Haus hat Millionen gekostet. Manchmal muss man sich bei diesem Film fremdschämen für die Arroganz und die Selbstverständlichkeit, mit der das Geld ausgegeben wird. Stolz spricht eine Verkäuferin der russischen Haute Couture von der Bedeutung

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der Mode, einer noch sehr jungen Erscheinung in ihrem Heimatland. „Pelztherapie“ bezeichnet sie es, wenn gestresste Frauen durch einen neuen Mantel auch zu einem neuen Selbstwertgefühl kommen.

„Demokratie ist auch Korruption“ Später wird sie einen Ehemann zitieren, wird erklären, dass Frauen die Motivation des Fortschritts seien. Sie meint damit Frauen, die ihren Mann unterstützen, die ihm vermitteln, wichtig zu sein. Frauen, die sich gerne teure Mäntel schenken lassen. Diese Gegend ist eine Insel im Land. Mit einer „ganz eigenen Mentalität“, so beschreibt es ein Jugendlicher. Doch er fühlt sich wohl, ist seinen Eltern dankbar für die Privilegien. Abhängigkeit scheint zuweilen eine Grundlage der Eltern-KindBeziehung an der Rubljovka.

Und schließlich erzählt „Rubljovka“ auch von der Demokratie in Russland. Nicht alle glauben an sie, nicht alle vertrauen ihr. Demokratie ist auch Freiheit, die ständige Überwachung empfindet man hier nicht nur als Schutz, sondern auch als Bedrohung. Man fürchtet die strengen Strafen der Obrigkeit. Gegen Ende des Films sagt Jermolaj ernst: „Demokratie ist auch Korruption“. Irene Langemann zeichnet ein vielschichtiges Portrait der russischen Gesellschaft im Wandel, wahrt die Distanz und kritisiert, indem sie darstellt. Nahaufnahmen gibt es nicht, auch keine Kommentare. Dies ist das lohnenswerte Dokument einer Zeit der Veränderung. Einige der Szenen mussten mit versteckter Kamera gedreht werden, wenn der russische Geheimdienst, die Wachdienste oder die Verkehrspolizei wieder einmal das Projekt bedrohten. Doch davon lies sich Irene Langmann nicht von ihrer Arbeit abhalten. Geschaffen hat die Regisseurin ein Kunstwerk.

Dreimal im Jahr in den Urlaub und ein millionenschweres Haus: die reiche Seite der Rubljovka

Foto: rubljovka.de


Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

UNGELIEBTER PARTNER

Impressum Noir ist das junge Magazin der Jugendpresse BadenWürttemberg e.V.

Bei aller Kritik an den Zuständen muss Russland vielmehr als Partner betrachtet werden. Ein Kommentar von Daniel Schrödel

Ausgabe 8 – Oktober 2008

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Eine Sonderausgabe im Rahmen der Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

ie Baden-Württembergischen Jugendmedientage richten bei der Diskussion über Russland ihre Perspektive auf den Georgienkonflikt, mangelnde Pressefreiheit und ungerechte Einkommensverteilung. Dass beispielsweise Unternehmen wie Gazprom zu unserem Wohlstand beitragen, bleibt außen vor. Wenn der russische Konzern seine Energielieferung nach Deutschland einstellt, friert die Bundesrepublik und Räder stehen still. Empfindlich reagiert die deutsche Wirtschaft auf hohe Energiepreise. Letztendlich sind wir von

den Energiereserven abhängig. Aber nicht nur das: Wir brauchen das Land mit seinen 142 Millionen Einwohnern als Absatzmarkt. Längst investieren deutsche Firmen ohne Berührungsängste in den russischen Markt. Volkswagen errichtete ein ganzes Werk nahe Moskau. Russland muss vielmehr als Deutschlands Partner betrachtet werden. Das müsste der Jugendmedientag bei aller Kritik an den Zuständen in Rußland viel stärker berücksichtigen, um die Berichterstattung ausgewogener zu gestalten.

Herausgeber Jugendpresse Baden-Württemberg e.V. Schlossstr. 23 74372 Sersheim Tel.: 07042 8155-35 Fax: 07042 8155-40

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Chefredaktion und V.i.S.d.P. Miriam Kumpf miriam.kumpf@noirmag.de (Anschrift wie Herausgeber)

Layout-Team Tobias Fischer (Art-Director), Luca Leicht, Fabian Sommer (Foto-Redaktion), Simon Staib (Koordination), Constantin Sonntag (Workshop-Teilnehmer)

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Fabian Sommer (Titelbild); Workshop „FotoGrundlagen“ (links; mitte); pixelio.de / Cornerstone (rechts)

Redaktion Marc Broens, Merlin Drehsen, Dorothee Faßlrinner, Marget Götz, Sina Grieb, Katharina Groß, Sebastian Häusslein, Jesse Huppenhauer, Nora Kost, Miriam Kumpf (mk), Henrike W. Lang, Kerstin Lützenrath, Natalie Mack, Frederick Mersi, Maren Ochs, Benjamin Leiser (bl), Philipp Ruiz Liard, Lukas Ramsaier, Isabel Saal, MarieChristine Scheffold, Svenja Schneider, Daniel Schrödel Silke Steinbrenner (ssb), Danijela Vidakovic, Gundi Woll redaktion@noirmag.de

Heftplanung und inhaltliche Koordiantion

steht für Noir!

Annkathrin Barkenings, Benjamin Leiser (bl), Cordelia Mersi, Svenja Schneider, Silke Steinbrenner (ssb), Franziska Stolz, Simone Susenbeth, Corinna Vetter (Workshop Redaktionsleitung)

Anzeigen, Finanzen, Koordination Sebastian Nikoloff sebastian.nikoloff@noirmag.de

Noir, das junge Magazin der Jugendpresse BW steht für schwarz. Schwarz auf weiß.

Druck Horn Druck & Verlag GmbH & Co. KG, Bruchsal www.horn-druck.de

lebt vom Kontrast steht für Dich. Denn für Dich ist ist unser Magazin. Mach es zu Deinem Mach mit bei Noir

Noir kostet als Einzelheft 2,00 Euro, im Abonnement 1,70 Euro pro Ausgabe (8,50 im Jahr, Vorauszahlung, Abo jederzeit kündbar). Bestellung unter der Telefonnummer 07042 8155-35 oder per Mail an abo@noirmag.de. Für Mitglieder der Jugendpresse BW ist das Abonnement im Mitgliedsbeitrag enthalten.

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Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

Pimp your Dictator PR-Ratgeber für Diktatoren und solche, die es werden wollen. Tipps von und mit Wladimir Putin

Tipp 1: Spielen Sie den harten Typen Helden mag nämlich jeder. Selbst amerikanische Präsidenten retten in Actionfilmen die Welt. Und was die Amerikaner können, können Sie schon lange! Also, profilieren Sie sich schamlos! Beispiel Putin: Zur Erholung zwischen den harten Regierungsgeschäften gönnte sich der russische Ministerpräsident eine kleine Auszeit in der sibirischen Taiga. Zufälligerweise hatte er auch ein Fernsehteam im Gepäck. Die Reise ging in einen russischen Wildpark, um kuschlige Tiger zu beobachten. Zufälligerweise konnte sich eine der Raubkatzen aus einer Falle befreien. Angriffslustig sprang die Bestie auf die Film-Crew zu, um dann von Putin selbst, passenderweise schon in Tarnanzug und Wüstenstiefeln, mit Hilfe eines Betäubungsgewehrs außer Gefecht gesetzt zu werden.

Nackte Haut, ein hoher Intelligenzquotient, kleinbürgerliche Bescheidenheit, tiefgründe Hobbies und eine perfekte Familie: Diktatoren müssen nach außen unbedingt ein glänzendes Bild abgeben. Wladimir Putin öffnet seine PR-Trickkiste

Tipp 2: Zeigen Sie sich bescheiden

Tipp 3: Kaufen Sie sich einen Titel

Nein, Sie besitzen nicht geschätzte 40 Milliarden Dollar. Natürlich nicht. Geben Sie dem Pöbel auch nie das Gefühl, Sie seien besser als er. „Ich habe keine Verbindungen zu der Moskauer Elite“, erklärt Putin daher auch. „Ich bin aus der Provinz.“ Dass Sie mittlerweile selbst Elite sind und ein Haus in der Rubljovka, der teuersten Straße Moskaus, besitzen, ist für Sie kein Thema. Verbieten Sie Fotos, verklagen Sie Zeitungen, werfen Sie Journalisten ins Gefängnis.

Intelligenz ist alles. Um in der Welt der Big Players etwas zu gelten, müssen Sie nicht nur ein harter Hund sein, sondern auch Grips haben. Klar können Sie den dauernd beweisen, müssen Sie aber nicht. Einfacher ist ein Titel vor dem Namen. Deswegen „erwarb“ Putin seinen Doktortitel schon 1997, und zwar in Wirtschaftswissenschaften an der renommierten staatlichen Bergbau-Hochschule St. Petersburg. Durchaus bewundernswert, dass sich Herr Ministerpräsident in seiner Freizeit

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mit hochkomplexer Materie beschäftigt. Fachleute sind überzeugt, dass Putin die Arbeit nicht selbst geschrieben hat. „Seine“ 218 Seiten starke Arbeit beschäftigte sich jedenfalls mit der staatlichen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen. Wichtig hier: Wählen Sie einen möglichst langen, komplizierten Titel für Ihr Machwerk – je abschreckender und langweiliger das Thema klingt, desto mehr steigt paradoxerweise der Respekt, den andere Ihnen dafür zollen werden.

Illustration: Tobias Fischer


Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

Tipp 4: Zeigen Sie sich tiefgründig Hinter jedem knallharten Typen muss noch mehr stecken. Sie dürfen nicht einseitig wirken. Hinter wissenschaftlicher Reputation und Superheldenqualitäten darf nicht vergessen werden, dass Sie einen Plan über das Leben haben. Putin zeigt dies mit seinem Lieblingssport: „Judo ist nicht nur ein Sport, sondern eine ganze Lebensphilosophie.“ Niemand wird nachfragen und hören wollen, wie spirituell Sie sind – es wird Ihnen sicher auch so geglaubt. Auch Religiosität kann nicht schaden: Zünden Sie ab und an in einer Kirche eine Kerze an und bekreuzigen Sie sich medienwirksam. Übertreiben Sie es aber nicht. Tipp 5: Familie ist alles Egal, was passiert: Sie führen eine vorbildliche Ehe. Sie sind niemals solo, denn Singles wirken hart, verbittert und trostlos. Wenn Sie nicht mal Ordnung in ihrem Leben haben, können Sie die in Ihrem Land auch nicht garantieren. Deswegen: Selbst falls jemand Gerüchte verbreiten würde, dass Sie mit, sagen wir mal, einer Turnerin, die halb so alt ist wie Sie selbst, eine Affäre haben – schweigen Sie. Verklagen Sie die Zeitung. Schließen Sie das Blatt. Werfen Sie den Journalisten ins Gefängnis. Und zeigen Sie sich als kompromisslosen, aber liebevollen Familienvater in bester Bruce-Willis-Manier: „Wer unseren Hund schlägt, lebt keine drei Tage mehr!“ Tipp 6: Zeigen Sie Haut Was schon einem Starlet nicht geschadet hat, kann bei einem Staatsmann nicht schaden – zumindest wenn die Figur passt. Halten Sie sich akribisch fit und lassen Sie sich so oft wie möglich mit ihrem „Sixpack“ fotografieren. Regieren Sie dann peinlich berührt auf die Bilder. Behaupten Sie, dass Sie nur Angeln gehen wollten. Bei dem tropisch-warmen russischen Klima wird Ihnen sicher niemand verübeln, dass Sie Ihr Hemd ausgezogen haben. A n g e l i n a S c h m i d, W o r k s h o p „O n l i n e “

Foto: Fabian Sommer

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Annkathrin, 17, Schülerin aus Jöhlingen „Ja, auf jeden Fall! Mit Konversation und schlagenden Argumenten!“ Daniel, 17, Schüler aus Reutlingen „Kommt darauf an, um was es sich handelt. Wenn es irgendetwas Schwerwiegendes ist, das mir gar nicht passt, dann wehre ich mich schon. Aber wenn es irgendeine Kleinigkeit ist, die mir gerade nicht so in den Kram passt, dann schlucke ich es runter.“ Angelina, 25, Studentin aus Esslingen „Ja, ich widersetze mich, wenn es sich auch lohnt. Kleinere Dinge würde ich auf sich beruhen lassen, weil es meistens mehr Energie kostet darum zu kämpfen, als sich zu beugen. Wenn zum Beispiel in einem Seminar niemand etwas vorstellen will, mache ich das, bevor man lange diskutieren muss, auch wenn ich keine Lust darauf habe. Bei wichtigeren Angelegenheiten ist es mir aber sehr wichtig mich mit Worten zu widersetzen und meinen Standpunkt klar zu machen.“ Andreas, 19, Schüler aus der Nähe von Freiburg „Ja, würde ich machen! Letzte Woche habe mich mit meiner Religionslehrerin über Scientology gestritten. Ihre Ansicht war meiner Meinung nach echt schlecht. Also diese Frau... Nein, das kann

ich jetzt nicht sagen. Es war jedenfalls eine doofe Religionsstunde, weil deren Meinung ist nicht tragbar. Ich hab mich dagegen gewehrt und bin dagegen angegangen. Ich wehre mich mit Worten, nicht mit Schlägen. Ich schlage doch nicht meine Religionslehrerin!“ Henry, 16, Schülerin aus Stuttgart „Ja, ich widersetze mich, weil auch ich ein Mensch bin, der auf seinen Rechten bestehen darf. Es kommt auf die Situation an, inwiefern ich mich widersetzen würde. Wenn ich zum Beispiel nicht über das Wochenende weggehen dürfte, gehe ich nicht sofort auf die Barrikaden. Aber wenn es Dinge sind, die mich zum Beispiel in meiner mentalen Freiheit einschränken, dann bin ich auch bereit, mich dementsprechend zu wehren.“ Philipp, 15, Schüler aus Heidelberg „Ich unterscheide zwischen Dingen, die ich ändern kann und Angelegenheiten, die ich ohnehin nicht ändern kann. Wenn ich aber sehe, dass ich etwas verändern kann, dann versuche ich es natürlich . Zuerst verbal und wenn es gar nicht anders geht, versuche ich es auf andere Weise.“

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Jugendmedientage Baden-Württemberg 2008 in Karlsruhe

SCHREIBEN UND GEDANKEN MACHEN Medienmacher wurde die Generation der journalistisch interessierten Jugendlichen getauft. 150 von ihnen kamen zu den JMTBW nach Karlrsuhe und erlebten ein tolles Wochenende! Nur das Thema schwebte ein wenig undefiniert in der Luft: Russland, Pressefreiheit,Revolution – diese Stichworte begleiten das Wochenende

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us welchem Grund sind die Teilnehmer nach Karlsruhe gereist? Des Themas wegen? „Das Thema? Davon erfuhr ich erst heute im Workshop“, meint Amelie Niederhafer dazu, und ist dabei nicht die Einzige. Da sie sich für den Radioworkshop entschieden hat und mit Umfragen zu Beziehungskisten beschäftigt ist, werden der Film und die Podiumsdiskussion ihre einzige Informationsquelle zu dem Motto der Medientage bleiben. An einem Wochenende ist eine konkrete Umsetzung des Themas nicht zu erreichen, ideal wäre dazu ein Austausch mit russischen Jugendlichen. Genügend Zeit für inhaltliche Berichte, Recherche-Arbeit und tief gehende Analysen ist nicht ausreichend vorhanden und wird auch nicht erwartet. Die Vorkenntnisse der Teilnehmer sind sehr unterschiedlich. „Russland wird von der deutschen Presse oft zu einseitig und typisiert dargestellt“, bemerkte der russische Journalist Dmitri Tultschinski in der Podiumsdiskussion. Ist Russland einfach zu weit weg von Süddeutschland, im Gegensatz zu den neuen Bundesländern, in welchen Russisch noch vermehrt in der Schule unterrichtet wird? Katharina Groß ist über das Internet auf die Jugendmedientage BW gestoßen, dort über das Thema gestolpert und inhaltlich interessiert daran. Angeregt wurde sie dabei nicht etwa durch die Behandlung der ehemaligen Sowjetunion in der Schule, sondern durch einen vorausgehenden Workshop in den Ferien. „Es wird zu wenig in den Zeitungen über ehemalige Ostblockländer informiert, Russland spielt dort noch am ehesten eine Rolle“, findet die Teilnehmerin. Ihr ist die Veranstaltung deshalb so wichtig, da der kalte Krieg bald zwanzig Jahre vorbei ist. Dass die Veranstalter in diesem Jahr den Blick nach Russland richten, ist ein Schritt

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Über 150 junge Medienmacher nahmen an den Jugendmedientagen 2008 in Kalrsruhe teil

weiter, Jugendliche für dieses Thema zu sensibilisieren. „Wen die Pressefreiheit am Beispiel Russland nicht interessiert, der ist im Journalismus nicht richtig“, findet Ruben Neugebauer. Das hier aber viele Teilnehmer richtig sind, bestätigt das allgemeine Interesse und Offenheit der Gruppe. Maren Ochs ist zwar nicht primär wegen des Themas hier, findet die Themen Russland und Pressefreiheit aber wichtig und sehr interessant. Ob sie schon etwas dazugelernt oder neue Erkenntnisse gewonnen hat? „Der Film hat sehr gut gezeigt, wie sich die Gesellschaft in Russland gerade wandelt“, findet Maren. Auch die Podiumsdiskussion hat die Schülerin sehr interessiert verfolgt: „Vor allem das Gespräch mit der Vertreterin von Reporter ohne Grenzen über das Ranking fand ich sehr spannend.“ Die Erwartungen an das Wochenende sind breit gefächert: So erhofft sich Amelie Niederhafer ein wenig über Russland ge-

nerell zu erfahren, um gängige Vorurteile abzubauen. Ob dies gelingt? Ein Anfang dazu gab vielleicht der Film „Rubljovka“, welcher kontrastreich verschiedene Gesellschaftsschichten widerspiegelt, sowie die Podiumsdiskussion mit dem russischen Journalisten Dmitri Tultschinski und Elke Schäfter von Reporter ohne Grenzen. „Wenn ihr etwas zur Pressefreiheit beitragen wollt, dann tretet in Dialog mit russischen Jugendlichen und ihr werdet in ihnen aufnahmefähige Kollegen finden“, ruft dieser zum Abschluss der Podiumsdiskussion auf. In wieweit Erwartungen erfüllt wurden und etwas hängen bleibt, vielleicht sogar zu Denkanstößen zur Pressefreiheit in Deutschland oder in den Schülerzeitungen anregt, wird sich bei jedem Einzelnen zeigen. Sicher ist jedoch, dass das Hauptziel der Jugendmedientage BW nicht verfehlt wurde: Wir schreiben und machen uns Gedanken. D o r o t h e a Fa ß l r i n n e r

Foto: Alexander Schmitz


»Bei uns in Tschechien gibt es keine Masern mehr« Philipp (18)

»Baden-Württemberg schafft das auch« Sabrina (16)

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