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März 2012

€ 1.50

C 8750

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Projekt „Patchwork“ Wie zwei Familien zusammenwachsen

Au Backe! Keine Chance für Karies

Gute Noten Kinder & Musik

„Mit intensiver Förderung züchtet man Einzelgänger“ Richard David Precht über ehrgeizige Erziehungsmuster und kreative Langeweile

Ei, Ei, Ei

Kunterbunte Ostertipps

Cleverer Schachzug So fördern Eltern ihre Kinder, ohne sie zu überfordern www.wireltern.de


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>>>H I N G U C K E R t

Leuchtstoff Kleine Nachtschwärmer behalten mit der Kindertaschenlampe von Mellert den vollen Durchblick. Erhältlich in Blau, Lila, Rosa und Orange. Etwa 9,50 Euro, www.licht-projekte.de

Genial!

Auf den Spuren Albert Einsteins t Glashaus Zum Anschauen: Das Terrarium für Ameisen und Pflanzen ist kinderleicht zu handhaben. Die „Forest Ant Ameisenfarm + Pflanzenfarm“ enthält ungiftiges Spezialgel, das Pflanzenwachstum ermöglicht und Nahrung für Ameisen bietet. Etwa 38 Euro, www.amazon.de

p Perspektivenwechsel Der Natur auf der Spur: Mit der Kinderlupe von Haba (Durchmesser 14 Zentimeter) entdecken kleine Naturwissenschaftler Läuse auf einem Blatt oder Pollen auf den Blüten. Der stabile Griff aus Massivholz eignet sich für Kinderhände ab fünf Jahren. Etwa 20 Euro, www.jako-o.de

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>>> FA M I L I E

HEUTE

Richard David Precht (47) erklärt, warum Langeweile großartig ist und was Philosophie und Spaziergänge

Haben Kinder Lust auf Philosophie, Herr Precht? KiNDER: Wenn Ihr achtjähriger Sohn Sie mit Fragen löchert, wissen Sie dann eigentlich immer eine Antwort? Richard David Precht: Ja, aber nicht immer im Sinne einer verbindlichen Antwort. Manchmal ist es ja auch spannend, aus einer schwierigen Frage ein Geheimnis zu machen. Dann sage ich: „Ja, das ist natürlich eine sehr spannende Frage, darüber haben andere kluge Leute auch schon mal nachgedacht.“ Und dann erzähle ich ihm die Geschichte von jemandem, der sich damit beschäftigt hat. Da kommt am Ende keine definitive Antwort raus, aber wir kommen ein Stück weiter. Philosophie ist wie ein Spaziergang. Ein Ziel erreicht man nicht, man kommt wieder da an, wo man losgegangen ist. Trotzdem macht das Spaß. Das stimmt, für Kinder ist es ja oft

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eine helle Freude, uns Erwachsenen Fragen zu stellen, auf die wir keine Antwort wissen. Sind Kinder von Natur aus kleine Philosophen? Ja, aber nicht systematisch. Ganz viele Fragen, die Kinder stellen, sind keine philosophischen Fragen, sondern schnöde kleine Wissensfragen. Und irgendwann dazwischen kommt dann mal eine Frage, die erstaunlich philosophisch ist. Wie früh interessieren sich Kinder eigentlich für philosophische Fragen zu Moral, Schönheit oder Gerechtigkeit? Das ist je nach Frage ganz unterschiedlich. Nehmen wir mal die Moral. Die allerersten Fragen tauchen etwa mit fünf Jahren auf. Da haben Kinder bereits ein Gefühl dafür, was sie für sich selbst als unfair empfinden. Und davon ausgehend beginnt der Sprung von der gefühl-

ten Moral hin zu den allerersten moralischen Überlegungen. In Ihrem aktuellen Buch „Warum gibt es alles und nicht nichts“ lautet eine Schlussfolgerung: Man muss gar nicht alles wissen, um ein glückliches Leben zu führen. Ist das eine Botschaft an Eltern, ihre Kinder auch einfach mal spielen zu lassen? Solange die Kinder Fragen stellen, ist es natürlich gut, darauf einzugehen. Aber wir haben heute ja die Tendenz, die Kinder nach allen Regeln der Kunst zu fördern. Wenn ich jedoch überall, wo ich den zarten Keim eines Interesses wittere, ein Förderprogramm starte, und das Kind morgens zum Reitunterricht fahre, mittags zum Ballett und abends zum Französisch, dann gehe ich ein hohes Risiko ein, dass aus dem Kind nichts wird. www.wireltern.de

Foto: Marcelo Hernandez

gemeinsam haben.


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>>> FA M I L I E

HEUTE

Fotos: Thinkstock

Traditionelle Familienstrukturen sind nicht mehr selbstverständlich

Patchwork: Familie mit vielen Unbekannten

Puzzlespiel Alles, nur nicht einfach: Das Leben von Patchworkfamilien pendelt zwischen Harmonie und Zank, gutem Willen und manchen Missverständnissen. Damit aus dem Flickwerk eine glückliche Familie wird, sind viel Mut, Vertrauen und Geduld gefragt. 20

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ier Kinder von zwei Männern, aber mit keinem von beiden verheiratet: Christiane Riehn steht selbstbewusst zu dem Beziehungspuzzle, mit dem sich für sie „ein Kreis geschlossen hat“: Zwei zehn- bzw. 14-jährige Söhne aus einer ersten, geschiedenen Ehe plus Zwillinge, die sie vor viereinhalb Jahren von ihrem aktuellen Lebenspartner bekam, mit dem sie und alle Kinder zusammen wohnen. Weil der Kontakt zum Vater der Großen ebenso gut wie regelmäßig ist, verbringen die Jungs dort jedes zweite Wochenende und die Hälfte der Ferien. Zusammen mit vielen

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>>>N E W S Familientage Sportlich oder kreativ sein und jede Menge spielen: Der F amiliengarten tourt unter dem diesjährigen Motto „Mehr Zeit für F amilie“ von Ende April bis Oktober durch Deutschland. Die Eventagentur „2sense event GmbH“ präsentiert in Kooperation mit dem Deutschen Familienverband an rund 30 Tagen kostenlose Freizeitangebote in verschiedenen Städten. Kinder können Mama und Papa in der Eltern-Lounge abgeben. Die Zeitschrift KiNDER begleitet die Tour als Medienpartner. www.familiengarten.com

Kunterbunt Verspieltes und Nützliches für Familien

Verwandlungskünstler Die handgemachten Turn- oder Wäschebeutel aus Baumwolle können mit Stickbuchstaben (vier Buchstaben inklusive) personalisiert werden. Ein zusätzlicher Innenbeutel aus Wachstuch macht aus den Beuteln mit verschiedenen Motiven eine Schwimmtasche. Etwa 29 Euro, mit Wachstucheinlage etwa 34 Euro, www.ministuecke.de

Frühlingsgrippe

diploma.de

Private staatlich anerkannte Hochschule Fernstudium (mit Präsenzphasen) bundesweite Standorte

Bachelor Master Studiengänge Frühpädagogik-Kitamanagement / Medizinalfachberufe / Grafik-Design / BWL / Technik / Medienmanagement / Tourismus

Eine Studie der Universität Münster zeigt, dass Wirkstoffe aus der nordamerikanischen Pflanze Wasserdost bei grippalen Infekten helfen. Selbst wenn die Viren bereits resistent gegen chemisch-synthetische Arzneimittel sind, können Präparate mit Wasserdost (zum Beispiel in Contramutan, in der Apotheke) die Infektdauer um die Hälfte verkürzen.

DIPLOMA Hochschule Am Hegeberg 2 37242 Bad Sooden-Allendorf

Tel.: 0 56 52 / 58 77 70

info@diploma.de www.wireltern.de


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>>> G E S U N D H E I T

Putzmunter

Gesunde Milchzähne sind kein Geschenk, sondern das Ergebnis harter Arbeit auf die ersten bleibenden Zähne übergeht. Innerhalb von drei Monaten kann ein gesunder Zahn von Karies völlig zerstört werden.“ Zwar seien die Fälle mit schlimmer Flaschenkaries insgesamt weniger geworden, denn die meisten Eltern wüssten heute, dass Dauernuckeln von zuckerhaltigen Getränken zu schlechten Zähnen führen kann. „Doch könnten noch viel mehr Eltern ihren Kindern schlimme Karieserfahrungen ersparen, wenn sie sie nur zum richtigen Putzen anleiten würden“, sagt Flucke.

Foto: www.bellybutton.de

Ab dem ersten Zahn

Zähneputzen gehört nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen von Kindern. Doch regelmäßige Pflege ist wichtig, weil Karies auch vor Milchzähnen nicht Halt macht. arius und Baktus“ kennt wohl jedes Kind. Die Geschichte über die beiden Zahnzerstörer lehrt seit mehr als 60 Jahren, wie wichtig Zahnpflege ist. Die tägliche Putzprozedur lassen trotzdem nur die wenigsten Kinder gerne über sich ergehen. Oft sind Mama und Papa schon froh, wenn ihre Sprösslinge überhaupt den Mund aufmachen. Ob Putzmuffel oder Gelegenheitsverweigerer – der Kampf am Waschbecken kann anstrengend sein. „Aber bitte geben Sie nicht auf! Mit zwei oder drei Jahren können Kinder noch nicht einschätzen, welcher Schaden auf sie zukommt, wenn

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sie sich nicht die Zähne putzen. Geht es um die Gesundheit ihrer Kinder, müssen Eltern konsequent bleiben“, ermuntert die Kölner Kinderzahnärztin Antje C. Flucke zur Mundhygiene. Sie weiß, wovon sie

„Viele vergessen, dass Karies ansteckend ist“ spricht: „Die Milchzähne von 20 bis 30 Prozent der Kinder sind von Karies befallen.“ Mit verheerenden Folgen: „Viele vergessen, dass Karies ansteckend ist und ohne Behandlung mit etwa sechs Jahren

Zahnreinigung ist angesagt, sobald sich das erste Zähnchen seinen Weg durch Babys Kiefer gebahnt hat. Anfangs können die Zahnspitzen mit einem feuchten Tuch gereinigt werden. Alternativ eignen sich auch spezielle Fingerhütchen mit Kunststoff-Borstenfeld aus der Apotheke. Hat ein Kind bereits mehrere Zähne, ist es Zeit für die erste Zahnbürste. Um das empfindliche Zahnfleisch nicht zu verletzen, gibt es Kinder-Zahnbürsten mit einem kleinen, geraden Bürstenkopf und abgerundeten, weichen Borsten. Wichtig ist, die Bürsten regelmäßig auszutauschen, weil kleine Kinder gern auf ihnen herum kauen. Außerdem sollten Kinder-Zahnpasten verwendet werden, weil sie weniger Fluorid enthalten als Pasten für Erwachsene. Zum Putzen genügt ein erbsengroßer Klecks, der am besten in die Borsten hineingedrückt wird. So kann die Paste nicht so leicht verschluckt werden. Geschrubbt werden sollten die kleinen Milchzähne mindestens einmal pro Tag, bei älteren Kindern zweimal. Anfangs kommt es noch nicht so sehr auf die perfekte Technik an. Es geht mehr um die Gewöhnung der Kinder ans Zähneputzen als Teil der Körperpflege. Später wird nach der sogenannten KAI-Regel geputzt: Zuerst die Kauflächen, danach die Außen- und Innenflächen der Zähne. Wenn Kinder selbstständig putzen, heißt es für Eltern, das Ergebnis zu kontrollieren und nachwww.wireltern.de


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O S T E R S P E C I A L <<<

Tipps zu Ostern: kรถstlich, kreativ und kinderleicht

Foto: Thinkstock

Gesucht & gefunden

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Illustration: Hans de Beer

>>> O S T E R S P E C I A L

„Ostern ist der kleine Bruder“ Kinderbuchautor und Illustrator Hans de Beer über das Fest im Frühling Man kennt ihn weltweit durch seine Kinderbuchklassiker „Der kleine Eisbär“. Exklusiv für KiNDER hat der Niederländer seine Ostererinnerungen und -gedanken zu Papier gebracht. Ein Plädoyer.

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ls Kind war Ostern für mich der kleine Bruder von Weihnachten. Beides sind christliche Feste, die mehrere Tage dauern und einen mystischen Hintergrund haben. Weihnachten war jedoch immer der Gewinner, da es mit mehr Atmosphäre und mehr Essen verbunden war …! Vielleicht auch deshalb, weil man an Weihnachten das Leben feiert und an Ostern den Tod – zumindest dachte ich das als Kind. Eigentlich ist dies die einzig negative Seite des Osterfests: Es hat irgendwie einen finsteren, dunklen Beigeschmack. Natürlich weiß ich inzwischen, dass man an Ostern in Wirklichkeit die Auferstehung feiert, also den Triumph über den Tod, doch für mich als Kind einer ka-

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tholischen Familie waren die Themen Leid, Schmerz und Tod wichtige Leitmotive. Die machten aus Ostern nicht gerade schöne Feiertage. Aber man gewöhnt sich an alles, und im Endeffekt bringt das

„Die Familie wird gemeinsam kreativ“ Osterfest sowohl für Kinder als auch für Erwachsene viele positive Aspekte mit sich. Ursprünglich ging es zwar um die Wiedergeburt, aber im wirklichen Leben ist es doch vielmehr ein Frühlingsfest! Es sind die ersten Ferien im Jahr, an denen es später dunkel wird und – wenn man Glück hat – das Wetter schön ist. www.wireltern.de


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>>> R E I S E Die Welt entdecken und dabei das Klima schonen? Erholung tanken und draußen aktiv sein? Vorschläge, wie Klein und Groß Foto: Windbeutel Reisen

mit Pferdestärke, Kanu oder Seil der Natur ein Stück näherkommen.

Reiseziele für Umweltbewusste

Abgase ade! Für Wasserratten Beim „Segeltörn Sardinien“ sitzen alle im gleichen Boot und packen fleißig mit an! Kleinere Kinder begeben sich auf eine Schatzsuche, größere freuen sich auf die Nachtsegelfahrt, bei der sie selbst das Schiff steuern. Landausflüge und Spieleabende beugen einem Bootkoller vor. Besonderes Highlight: Die ganze Besatzung wird einbezogen und arbeitet mit. Kosten: Ab etwa 480 Euro pro Person und Woche, Kinder je nach Alter ab etwa 200 Euro.* Mindestalter: Vier Jahre (mit Schwimmkenntnissen). www.windbeutel-reisen.de

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>>> L E R N E N & S P I E L E N Gläser mit dem Löffel zum Klingen bringen, klatschen und lauthals ein Lied trällern. Musik bereitet Kindern großen Spaß – und ist das beste Trainingslager für die grauen Zellen.

Hast du Töne! Musik macht schlau, kreativ und glücklich

Foto: Petit Bateau

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er kleine Paul spielt Schlagzeug auf Mamas Kochtöpfen und freut sich unbändig über den höllischen Lärm. Die vierjährige Clara kann alle Lieder ihrer Lieblings-CD mitsingen und spielt auf dem Xylophon herrliche Melodien. Schlummern in diesen Kindern kleine Mozarts, die nur darauf warten, entdeckt zu werden? Fest steht: Jedes Kind ist musikalisch und besitzt von Geburt an ein Gespür für Musik – sogar schon eine Weile davor. Ab Mitte des vierten Schwangerschaftsmonats ist das Ohr des Ungeborenen nämlich bereits ausgebildet. Es hört die Mutter sprechen oder singen, und es protestiert mit einem Fußtritt gegen Geräusche, die ihm unangenehm sind. Gerade auf der Welt, lassen sich Babys mit Spieluhren oder Mamas Gutenachtlied be-

ruhigen und wiegen sich begeistert im Takt. „Musik löst Emotionen aus, denn Töne und Klänge aktivieren das für Gefühle zuständige limbische System im Gehirn“, erklärt Professor Dr. Michael Dartsch von der Hochschule für Musik in Saarbrücken. So kann ein Lied Gänsehaut erzeugen, melancholisch stimmen, Balsam für die Seele sein und sogar die Produktion von Glückshormonen ankurbeln. Musik lässt keinen kalt. „Mit Musik lassen sich schließlich auch die eigenen Gefühle ein Stück weit beeinflussen. Die Fähigkeit hierzu ist von großer Bedeutung für die Lebensbewältigung und wird Emotionale Intelligenz genannt“, sagt Dartsch.

Power fürs Gehirn Klappern, tanzen oder singen macht Jungen und Mädchen in erster Linie großen Spaß. Doch es gibt noch mehr Gründe, den gesamten Alltag zum Klingen zu bringen: Kinder, die mit Musik aufwachsen, sind kreativer, können sich Lerninhalte www.wireltern.de


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