SALLY BELOW/MORITZ HENNING WEGE IN DIE SELBSTÄNDIGKEIT EXISTENZGRÜNDUNG UND POSITIONIERUNG FÜR ARCHITEKTEN EIN PRAXIS-HANDBUCH
4 Gründen und positionieren – als Architekt 6 Gründungsbausteine 1. Vor dem Start klären – die Ausgangslage
11 Motivation prüfen 12 Gründungsentscheidung hinterfragen 15 Situation betrachten
2. Bestandsaufnahme machen – ein Rundumblick
19 20 24 27
3. Perspektiven entwickeln – die tragfähige Büroidee
33 Profil gestalten 43 Markt untersuchen 48 Geschäftsidee formulieren
4. Voraussetzungen schaffen – Formalien und Finanzen
57 58 61 63 65
Architekt werden Kapital beschaffen Rechtsform definieren Namen geben Team aufbauen
5. Unternehmen sichern – Geld kommt und geht
69 76 77 78 79
Kosten ermitteln Liquidität sichern Rechnung legen Steuern beachten Versicherungen abschließen
6. Auftritt gestalten – Public Relations und Marketing
85 89 92 94
Kommunikation strukturieren Medien Gestalt geben Mit der Presse sprechen Präsenz planen
7. Aufträge beschaffen – Wege, Umwege und Abwege
99 Direktaufträge akquirieren 104 Wettbewerbe bewältigen – VOF und PPP 106 Architekten initiativ – neue Wege suchen
8. Bauen vorbereiten und sichern – Vertrag und Kommunikation
111 Verträge abschließen 115 Bauherrenkommunikation strukturieren
9. Zum Abschluss kompakt – der Businessplan
119 Inhalte und Struktur
Kurs nehmen Persönlichkeitsprofil betrachten Erfolge und Misserfolge benennen Erfahrungen und Kenntnisse erkennen
124 Anhang
GRÜNDEN UND POSITIONIEREN – ALS ARCHITEKT
Unabhängig von allen Prognosen über wirtschaftliche Aussichten, Zukunftsperspektiven und Arbeitsbedingungen macht sich Jahr für Jahr eine Vielzahl von engagierten Architekten und Architektinnen auf den Weg in eine eigenständige berufliche Zukunft. Die Faszination des Berufs und die Aussicht, aktiv an der Entstehung unserer gebauten Umwelt mitzuwirken, besiegen dabei die Angst vor Unsicherheiten und Risiken, die mit dem Schritt in die Selbständigkeit einhergehen. Der Wille, um fast jeden Preis und gegen enorme Widerstände ihrer Arbeit nachgehen zu können, ist mit Sicherheit eine der spezifischen Eigenschaften dieser Berufsgruppe – und eine ihrer größten Qualifikationen. Nur mit dieser Kraft ist eine erfolgreiche Zukunft als Architekt in Deutschland heute überhaupt denkbar. Darüber hinaus gibt es einige andere Faktoren, die zu beachten den Weg in die Selbständigkeit erleichtern kann. Diese, ergänzt um ein gutes Stück Motivation, möchten wir in diesem Buch vermitteln. Es ist gemacht für junge und nicht mehr ganz so junge Architekten – Absolventen, die gleich nach der Uni den Sprung in die Unabhängigkeit wagen, Ausgründer, die nach Lehrjahren nun eigene Wege gehen, und Arbeitslose, die sich eine neue Zukunft schaffen wollen. Doch ist der Weg für Architekten in eine wirtschaftlich gesicherte Position ungleich langwieriger und komplizierter als in vielen anderen Berufszweigen. Lange Projektlaufzeiten und Phasen, in denen man erfolgreich akquiriert oder Wettbewerbe bearbeitet, führen meist erst viel später zu einem sichtbaren, vermittelbaren und finanziell befriedigenden Ergebnis. Die beruflichen Aufgaben lassen sich in den wenigsten Fällen selbst generieren, der potentielle Markt für jeden Einzelnen ist schwer auszumachen. Deshalb müssen Architekten bei der Gründung ihres Büros anders arbeiten und denken als andere Berufsgruppen. Allerdings nicht so anders, wie sie es oft tun. Viele Aufgaben und sinnvolle Schritte sind immer und überall gleich, da unterscheiden sich die Schraubenfabrik, die Werbeagentur und das Architekturbüro gar nicht so sehr. Die Kunst ist, die Balance zu halten zwischen allgemeingültigen Regeln des Geschäftslebens, die man kennen und beachten sollte, und den Freiheiten und Ansprüchen, die mit dem besonderen Fall »Architektur« verbunden sind.
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Mit unserem Gründungsfahrplan wollen wir helfen, diese Balance zu finden. Die Marktlage für Architekten und Architektur in Deutschland ist schwierig; dies wird sich in absehbarer Zukunft nur wenig ändern. Es gibt aber immer wieder Erfolgsgeschichten. Wir wünschen uns, dass unsere Leser zum erfolgreichen Kreis der Gründer gehören. Dabei glauben wir nicht, dass ein positives wirtschaftliches Ergebnis und gute Architektur eines Büros allein von Kennziffern, Organigrammen und Businessplänen abhängig sind. Vielmehr, so zeigt die Erfahrung, ebnen Interesse, Energie, Durchsetzungsfähigkeit und Leidenschaft, die viele Schwierigkeiten einfach ignoriert, den Weg zum Erfolg. Demzufolge versteht sich unser Buch weniger als betriebswirtschaftliche Anleitung, sondern möchte motivieren, über eigene Ideen und individuelle Strategien zu einem erfolgreichen Unternehmen zu finden. Und doch ist die Bearbeitung aller Inhalte auch wichtige Grundlage für die Erstellung eines Businessplans, der unter anderem für die Bewilligung eines Kredits notwendig ist. Ganz wesentlich für das Buch sind die Erfahrungen aus Gesprächen mit angehenden oder bereits etablierten Architekten, die wir in den letzten Jahren führen konnten. Auch die Fragen aus den Seminaren, die die Autorin an Architektenkammern, Universitäten und anderen Institutionen durchführt, sind eingeflossen. Darüber hinaus hat uns eine Reihe von Experten unterstützt: junge Büros, die schon ein Stück des Gründungswegs hinter sich haben, Steuer- und Rechtsberater, Kammervertreter und Akteure der Immobilienbranche und des Bauwesens. Ihr Input bereichert unsere Ausführungen – einiges davon geben wir im O-Ton wieder. Die Aussagen stehen manchmal neben- und manchmal gegeneinander – es gibt nie nur eine richtige Antwort. Sally Below/Moritz Henning Noch eine Anmerkung: Ausschließlich dem Lesefluss geschuldet, haben wir in diesem Buch konsequent die männliche Form der Ansprache gewählt. Wir hoffen auf Ihr Verständnis.
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GRÜNDUNGSBAUSTEINE Ihr Gründungsvorhaben besteht aus einer Vielzahl von einzelnen Bausteinen, deren Betrachtung in ihrer Gesamtheit zu einer erfolgreichen Positionierung führen kann. Mit der folgenden Übersicht möchten wir Sie auf die Arbeit am Gründungskonzept vorbereiten und Ihnen vorab einen Überblick über die im Buch vorkommenden Fragen und Aktivitäten geben – nicht zuletzt beinhalten sie alle einen »Arbeitsauftrag«. Die wenigsten Bausteine sind isoliert zu betrachten, sie greifen ineinander und bauen aufeinander auf. Am Ende steht der Businessplan, den Sie nach der Durcharbeitung erstellen können. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und vor allem: viel Erfolg!
VOR DEM START KLÄREN – DIE AUSGANGSLAGE
1
Motivation prüfen
Selbst machen
Selbst gestalten
Selbst entscheiden
Selbst verantworten
Selbst herausfinden
Selbst profitieren
Bin ich wirklich motiviert?
Habe ich genug Unternehmungsgeist?
Bin ich angemessen qualifiziert?
Glaube ich an meine Fähigkeiten?
Habe ich genug Kraft für mein Vorhaben?
Kann ich mir Ziele setzen?
Bin ich bereit, mich den Anforderungen des Marktes auszusetzen?
Kann ich mich selbst »verkaufen«?
Bin ich vorausschauend genug?
Trägt mein Umfeld die Selbständigkeit mit?
Direkt nach dem Studium – der Sprung ins kalte Wasser
Vom Arbeitnehmer zum eigenen Herrn – Gründung light
Jetzt richtig – weg aus der Scheinselbständigkeit
Raus aus der Arbeitslosigkeit
Seiten 11–12
Gründungsentscheidung hinterfragen Seiten 12–14
Situation betrachten Seiten 15–16
BESTANDSAUFNAHME MACHEN – EIN RUNDUMBLICK
2
Kurs nehmen Seite 19
Persönlichkeitsprofil betrachten
Kreativität
Kommunikative Fähigkeiten
Talente
Erfolge erkennen
Misserfolge verarbeiten
Erfolgsspiegel
Seiten 20–23
Erfolge und Misserfolge benennen Seiten 24–26
Erfahrungen und Kenntnisse erkennen Seiten 27–31
Berufliche Erfahrungen im Check
Unzulänglichkeiten
PERSPEKTIVEN ENTWICKELN – DIE TRAGFÄHIGE BÜROIDEE
3
Profil gestalten
Aktionsradius
Arbeitsfelder
Arbeitskreis
Exkurs Schnittstelle Architekt
Arbeitsfelder der Zukunft
Weitere Tendenzen
Festlegung der Geschäftsidee
Wem biete ich meine Leistung an?
Kunst oder Technik?
Leistungsbild
Warum beauftragen meine Kunden die Leistung?
Warum kommen die Auftraggeber zu mir?
Seiten 33–43
Markt untersuchen Seiten 43–47
Geschäftsidee formulieren Seiten 48–55
Exkurs Ideenfindung
VORAUSSETZUNGEN SCHAFFEN – FORMALIEN UND FINANZEN
4
Architekt werden
Mitgliedschaft in der Architektenkammer
Voraussetzungen und Beiträge
Woher kommt das notwendige Startgeld?
Gründungskredit
Privatdarlehen
Herstellerdarlehen
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
Partnerschaftsgesellschaft
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Freie Mitarbeiter
Exkurs Konflikte in der Büropartnerschaft
Seiten 57–58
Kapital beschaffen Seiten 58–60
Exkurs Vom Umgang mit Banken Rechtsform definieren
Einzelunternehmer
Seiten 61–63
Limited Company (Ltd.)
Namen geben
Namensschutz
Seiten 63–64
Team aufbauen Seiten 65–67
Angestellte
7
UNTERNEHMEN SICHERN – GELD KOMMT UND GEHT
5
Kosten ermitteln
Gründungskosten
Monatliche Fixkosten
Variable Kosten
Kosten für die konkrete Projektbearbeitung
Seiten 69–76
Exkurs Controlling
Liquidität sichern
Rechnung legen
Seite 76
Seite 77
Steuern beachten
Umsatzsteuerpflicht
Von »reinen« und »unreinen« Tätigkeiten
Berufshaftpflicht-/ VermögensschadenHaftpflichtversicherung
Berufsgenossenschaft
Betriebsversicherung
Krankenversicherung
Versorgungswerk der Architektenkammer
Berufsunfähigkeitsund Unfallversicherung
Private Haftpflichtversicherung
Freiwillige Arbeitslosenversicherung
Seite 78
Versicherungen abschließen Seiten 79–82
Zusätzliche private Altersvorsorge
AUFTRITT GESTALTEN – PUBLIC RELATIONS UND MARKETING
6
Kommunikation strukturieren
Wie Kommunikation organisieren?
Was will ich mitteilen?
Wie die richtigen Worte finden?
Welche Bilder vermitteln unsere Arbeit?
Was erzählen, wenn es noch nicht viel zu erzählen gibt?
Exkurs Werbeverbot und Kommunikationsformen
Corporate Design und Geschäftsausstattung
Druckwerke
Internetpräsenz
Datenbanken und Portale
Informationsaufbereitung
Adressaten und Verteiler
Zeitabläufe
Ansprache
Ausstellungen, Architekturpreise, Tag der Architektur u.a.
Messen – offizielle Akquisitionstermine
Vom beruflichen Austausch profitieren
Exkurs Architektur braucht Lobbyarbeit
Seiten 85–89
Medien Gestalt geben Seiten 89–91
Präsentation und Wettbewerbsdarstellung Mit der Presse sprechen Seiten 92–93
Präsenz planen Seiten 94–97
8
AUFTRÄGE BESCHAFFEN – WEGE, UMWEGE UND ABWEGE
7
Direktaufträge akquirieren
Unternehmen
Öffentliche Hand
Stadtentwicklung und Stadtmarketing
Kultur und Gemeinwesen
Wohnungsbaugesellschaften
Projektentwickler
Private Bauherren
Bisherige Auftraggeber
Partner
Dran bleiben!
Exkurs Ideen und Leistungen schützen
Wettbewerbe
Vergabeverfahren
Public Private Partnership
Seiten 99–105
Wettbewerbe bewältigen – VOF und PPP
Exkurs Bilder und Selbstbilder
Seiten 104–106
Architekten initiativ – neue Wege suchen Seite 106
BAUEN VORBEREITEN UND SICHERN – VERTRAG UND KOMMUNIKATION
8
Verträge abschließen
Werkvertraglicher Charakter
Leistungsdefinition
Vertragsinhalte im Detail
Leistungen außerhalb der Honorarordnung
Der Architektur Gewicht geben
Dialog im Berufsalltag
Vergütung
Seiten 111–114
Bauherrenkommunikation strukturieren
Trennung von Leistungsbild und Honorar
Seiten 115–117
ZUM ABSCHLUSS KOMPAKT – DER BUSINESSPLAN
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Inhalte und Struktur
Überblick
Marketing
Finanzplanung
Exkurs – Häufige Fehler bei Unternehmensgründungen
Management
Chancen und Risiken der Gründung
Seiten 119–123
9
VOR DEM START KLÄREN – DIE AUSGANGSLAGE
1
Ganz unterschiedlich sind die Gründe für den Weg in die Selbständigkeit, wie auch die Startposition individuell verschieden ist. Im ersten Schritt gilt es, sich diese bewusst zu machen. Drei Dinge sollten Sie tun, bevor Sie wirklich anfangen: Prüfen Sie Ihre Motivation, hinterfragen Sie Ihre Gründungsentscheidung und klären Sie die Startvoraussetzungen.
MOTIVATION PRÜFEN Eine Gründung beginnt immer mit einer Analyse der individuellen Ausgangssituation. Von dieser hängt der geschäftliche Weg ab. Warum will ich ein Büro aufbauen? Sind es pragmatische Gründe, kein Job in Sicht, eine scheinbar günstige Gelegenheit oder einfach der Wunsch, nach einigen Jahren als Projektmitarbeiter sein eigener Herr zu sein? Anlässe gibt es sicher noch mehr, die jeder für sich selbst prüfen sollte. Kernanliegen aller aber ist die »Selbständigkeit«. Stillstand – freie Mitarbeit geht immer nur bis zu einem gewissen Punkt. Blauäugigkeit – nicht wissen, was alles auf einen zukommt. Neugier – etwas muss noch passieren – das waren die Anlässe zur Gründung des eigenen Büros. Nadja Letzel letzelfreivogel architekten, Halle Selbst machen Da ist als Erstes die Aussicht auf eigenständiges Arbeiten, der Wunsch nach selbst aufgestellten Regeln. Für viele Gründer ist und bleibt trotz aller Schwierigkeiten dieses Bedürfnis und die Befriedigung, die sie aus der Eigenständigkeit ziehen, eine dauerhafte Triebfeder für ihr Handeln. Selbst gestalten Im Laufe des Studiums, in der Diskussion mit Kollegen oder über die Projektbearbeitung im Büro entwickeln viele Architekten eine persönliche Haltung zur Architektur. Die Hoffnung, diese Ideen mit dem eigenen Büro klarer umsetzen zu können, ist ein wesentlicher Gründungsfaktor. Selbst entscheiden Das Gefühl des Stillstands, das einen vielleicht nach einigen Jahren als angestellter und
weisungsgebundener Mitarbeiter überfällt, die geringen Möglichkeiten der Mitbestimmung und damit stringenter Umsetzung eigener Vorstellungen sind oft Anlass zum Ausstieg aus festgefahrenen Verhältnissen. Selbst verantworten Die meisten Architekten wollen bauen und ihre Ideen in die Realität umsetzen. Sie möchten damit auch zu einem besseren Lebensumfeld beitragen – was manchmal sogar gelingt. Mit dieser gewollten – auch öffentlichen – Übernahme von Verantwortung unterscheiden sich Architekten vom Gros der arbeitenden Bevölkerung. Selbst herausfinden Neugier und eine gewisse Abenteuerlust sind nicht zu unterschätzende Eigenschaften von Gründern. Wer sich eher nach Überschaubarkeit und Sicherheit sehnt, wer sehr zurückhaltend ist, wer Unbekanntem oder Konflikten lieber aus dem Weg geht, wird es schwer haben in der rauen Welt des Bauens – und so auch kaum zu guter Architektur finden. Selbst profitieren In untergeordneter Position geht man, trotz der Nennung als Projektmitarbeiter, nicht in die Annalen der Architekturgeschichte ein. Eine starke Triebfeder für den Schritt in die Selbständigkeit sind Ehrgeiz und der Wunsch, als Verfasser bekannt zu werden. Architektur ist immer noch ein Beruf mit vielen Facetten. Man muss nur an den richtigen Schrauben drehen, schon verändert man sich. Man kann sich immer wieder neu erfinden. Christian Heuchel rheinflügel baukunst, Düsseldorf
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Findet man sich in den oben geschilderten Wünschen und Gedanken nicht oder nur sehr bedingt wieder, ist es sicher keine gute Idee, sich selbständig zu machen. Vielleicht sind Sie dann doch besser als Mitarbeiter in einem Büro aufgehoben – das ist per se ja nichts Schlechtes.
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Wir würden junge Architekten gerne ermutigen, offen, tolerant, neugierig, experimentierfreudig, risikobereit und kämpferisch zu sein, mit sozialer Verantwortung den Beruf des/der Architekten/in auszuüben, ihre eigene Position zu finden, sich und ihren Ideen treu zu bleiben und sie mit dem Gewicht der eigenen Persönlichkeit durchzusetzen. Wir würden ihnen raten, bei der Entwicklung von Projekten selbst die Initiative zu ergreifen und neue Strategien zu suchen, mit denen sie ihre Ideen und Visionen auch in kleinen Schritten umsetzen können. Kristin Feireiss, Hans-Jürgen Commerell Architekturforum Aedes, Berlin
GRÜNDUNGSENTSCHEIDUNG HINTERFRAGEN Um nicht aus einem bloßen Impuls heraus in ein solches Vorhaben zu »stolpern«, sollten Sie sich zu Beginn einige Fragen zur mentalen Ausgangslage stellen. Tatsächlich unterschätzen viele die Komplexität der Aufgaben im eigenen Büro, die eine ganze Reihe von Anforderungen an die Gründer stellen. Bin ich wirklich motiviert? Oder bin ich nur zeitweise demotiviert durch beruflichen Stillstand, persönliche Niederlagen oder Ereignisse im Umfeld, die neidisch machen? Eine tiefe eigene Motivation erzeugt Lust auf Unbekanntes, lässt Sie harte Zeiten überstehen und vermittelt sich – und das ist sehr wichtig – auch Geschäftspartnern und Auftraggebern. Sie steckt an, überzeugt und macht Hindernisse überwindbar. Glaube, Glück und Geduld haben uns dorthin gebracht, wo wir heute sind: der Glaube an uns selbst und unsere Fähigkeiten, das Glück, dass andere (Preisrichter vor allem und Bauherren) unsere Arbeit als qualitätvoll einschätzen, und die Geduld, immer weiterzumachen, auch wenn mehrere Wettbewerbe nacheinander nichts geworden sind und man an sich selbst zu zweifeln beginnt. Thorsten Kock Bez + Kock Architekten BDA, Stuttgart Habe ich genug Unternehmungsgeist? Jeden Tag aufs Neue an Aufgaben heranzugehen, die man vorher noch nie bewältigt hat, von denen man nicht einmal wusste, dass es sie gibt, erfordert eine grundsätzliche Neugier, gepaart mit entsprechendem Durchhaltevermögen. Jede Frage muss selbst beantwortet, ja vielleicht von
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einem selbst gestellt werden. Jede Aufgabe muss neu betrachtet und jedes Problem neu gelöst werden. Das Gegenteil von Routine kann genauso anstrengend sein wie die Routine selbst. Betrachte ich das als Herausforderung? Bin ich angemessen qualifiziert? Neue Zielsetzungen, Spezialisierungen und jedes avisierte Aufgabenfeld erfordern Fachwissen in einem besonderen Gebiet, so wie die Generalistentätigkeit Qualifikationen in allen Bereichen des Bauens verlangt. Eine realistische Selbsteinschätzung der eigenen fachlichen Fähigkeiten schützt vor Fehlern. Glaube ich an meine Fähigkeiten? Kaum vermeiden lassen sich Phasen mit langweiligen oder unerfreulichen Aufgaben. Bin ich bereit, diese durchzustehen? Es wird Zeiten geben, in denen Sie hart angegriffen werden – bei jedem Bauprojekt gibt es unterschiedliche Interessen, die auch von anderen mit Konsequenz vertreten werden. Habe ich auch dann die Geduld, mein Vorhaben konsequent voranzutreiben und mich durch längere Durststrecken, vielleicht auch Jahre des Scheiterns und wieder Anfangens, zu arbeiten? Gesunder Optimismus und ein Grundvertrauen in die eigene Zielsetzung sind viel wert. Als Architekt sollte man natürlich gute Entwürfe entwickeln und diese bauen können, Standhaftigkeit und Beharrlichkeit sind dabei unabdingbar. Benedikt Schulz Schulz & Schulz Architekten GmbH, Leipzig Habe ich genug Kraft für mein Vorhaben? Ein eigenes Büro frisst viel Energie und bedeutet Verantwortung für Partner und Mitarbeiter, Miete und Rechnungen, Stimmung und Motivation. Wie gehe ich mit finanziellen Engpässen
VOR DEM START KLÄREN: DIE AUSGANGSLAGE
um? Was passiert, wenn ein ernstes Haftungsproblem droht? Wenn man Stress mit Bauherren, Mitarbeitern oder Familie hat? Und das alles auch noch zusammenkommt? Wie resistent bin ich gegenüber solchen Situationen? Zugegeben: Eine Mitarbeitertätigkeit kann auch zermürbend sein, mit Überarbeitung, Überstunden und geringem Gehalt. Doch bleibt – zumindest theoretisch – die Möglichkeit, von einem Tag auf den anderen aufzuhören. Kann ich mir Ziele setzen? Für viele ist die Umstellung von der Bearbeitung gestellter Aufgaben hin zur eigenen Zielsetzung nicht einfach. Was sind meine Themen? Wo will ich hin? Was will ich erreichen, wo will ich stehen? Solche Fragen zu stellen, Antworten zu finden und diese Ziele nachzuhalten ist eine der größten Aufgaben für Gründer. Bin ich bereit, mich den Anforderungen des Marktes auszusetzen? Zu einer erfolgreichen Selbständigkeit gehört die Auseinandersetzung mit dem Markt. Auch wenn der Aspekt des Geldverdienens bei vielen Architekten nicht im Vordergrund steht, zeigt sich hier, was von Ideen, Idealen und Wünschen übrig bleibt. Für viele ist dieser Zusammenstoß mit der Realität ernüchternd. Die allgemeine Entwicklung zur ausschließlich an wirtschaftlichen Werten orientierten Gesellschaft drängt uns in eine – wirtschaftlich enge – Ecke ... Nennt man es dann Nische, klingt es schon wesentlich besser! Ritz Ritzer bogevischs buero hofmann ritzer architekten, München
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SALLY BELOW/MORITZ HENNING WEGE IN DIE SELBSTÄNDIGKEIT EXISTENZGRÜNDUNG UND POSITIONIERUNG FÜR ARCHITEKTEN EIN PRAXIS-HANDBUCH
Sally Below ist Inhaberin der Agentur sally below cultural affairs und berät Institutionen, Architekturbüros und Unternehmen in allen Fragen der strategischen Kommunikation. Gemeinsam mit Architekten und Kuratoren initiiert und organisiert sie außerdem anspruchsvolle Architektur- und Kulturprojekte. Als Dozentin ist sie u.a. an Architektenkammern und Universitäten tätig. 2004 erschien ihr erstes Buch Wege in die Öffentlichkeit. Public Relations und Marketing für Architekten. Moritz Henning ist freier Architekt in Berlin. Seit 1995 arbeitet er in verschiedenen Arbeitskonstellationen und war dabei verantwortlich für unterschiedlichste Projekte vom kleinen Umbau bis zum Siebzig-Millionen-EuroProjekt. Mit Sally Below beschäftigt er sich seit Jahren mit Fragen zum Berufsbild der Architekten und zur Architekturvermittlung. Diese Kooperation war auch Anlass zum Verfassen dieses Buches. Im Jahr 2005 gründeten Sally Below und Moritz Henning die AKADEMIE FÜR ARCHITEKTUR KOMMUNIKATON PERSPEKTIVEN AAKP in Berlin, die sich die berufsbezogene Weiterbildung der Architekten und den Austausch der am Bau Beteiligten zum Ziel gesetzt hat.
Diese – füh – bie – beh Kam – bas – gib – leg
Dieses Praxishandbuch – führt durch alle Schritte der Existenzgründung – bietet umfangreiche Checklisten und Denkhilfen für den Weg der Gründung – behandelt alle praktischen und finanziellen Fragen (Businessplan, Fördermittel, Kammermitgliedschaft, Rechtsform, Umgang mit Banken, Versicherungen etc.) – basiert auf langjährigen Erfahrungen der Autoren als Berater und Gründer – gibt Praxishinweise von jungen Gründern und Experten – legt einen Schwerpunkt auf die klare Ausrichtung des Büros