Architektur in Hamburg Jahrbuch 2007 Herausgegeben von Dirk Meyhรถfer und Ullrich Schwarz im Auftrag der Hamburgischen Architektenkammer
Editorial Ko n sta n t i n K l e f f e l , Präsident der Hamburgischen Architektenkammer
Wettbewerbe sind Katalysatoren in der Behandlung konkreter Planungsprobleme und Messlatte bei der Beurteilung des Niveaus, auf dem die beteiligten Akteure willens und fähig sind, sich mit Planungsfragen auseinanderzusetzen. Und da es fast immer auch oder sogar zentral um den öffentlichen Raum geht, muss auch immer wieder die Frage nach der Einbeziehung von Öffentlichkeit gestellt werden. Nach der großen Zahl von Wettbewerben, die uns nicht zuletzt im Rahmen des HafenCity-Projekts beschert wurden, stellen sich Senat und Opposition gleichermaßen die Frage, ob alles Notwendige geschieht, um die Öffentlichkeit zu beteiligen. Der Blick auf andere europäische Länder, insbesondere auf Holland, die Architekturdiskussion im Allgemeinen und Projekte wie die Domplatzbebauung im Besonderen legen die Antwort nahe: Es gibt in Hamburg diesbezüglich erhebliche Defizite. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit äußert sich Unzufriedenheit, die lokale Presse bedient die vermeintlich (beinahe immer) negative öffentliche Resonanz und erspart sich so eine kompetente und differenzierte Erörterung, wie sie in der überregionalen Presse üblich ist. Der frühere, SPD-geführte Senat fand und der jetzige findet sich nicht bereit, einen Planungsbeirat einzusetzen, für den es doch mittlerweile so viele Beispiele gibt. Was ist jetzt zu tun? Es gibt verschiedene Möglichkeiten: – Die Entscheidungsfindung durch eine Wettbewerbsjury, in der kompetente Fachleute ebenso vertreten sind wie der durch Mitglieder der Parlamente vertretene Bürger – Die Beteiligung der Öffentlichkeit an der Behandlung von Planungsproblemen – Das Plebiszit – also die Entscheidung in einer Volksabstimmung Die Unterschiede zwischen diesen drei Modellen sind kategorisch.
Nach meiner Wahrnehmung sieht niemand im Plebiszit, wie auch immer es aussehen könnte, die Lösung in der Auseinandersetzung mit komplexen Planungsfragen. Es geht mithin um eine regelmäßige Überprüfung der Regeln, unter welchen jeder einzelne Wettbewerb durchgeführt und entschieden wird. Und es geht darum, für die Einbeziehung von Öffentlichkeit Formen zu finden, die dem demokratischen Anspruch genügen, aber auch zweckdienlich bleiben. In einer Expertenbefragung des Stadtplanungsausschusses zu dem Antrag der SPD, eine »Stadtwerkstatt« einzurichten, gab der frühere Berliner Senator für Stadtentwicklung, Dr. Hassemer, Erläuterungen zu den während seiner Amtszeit in Berlin durchgeführten »Stadtgesprächen«. Aus einem kontinuierlich beteiligten Kreis von etwa 200 Bürgern diskutierten die an dem jeweiligen Thema Interessierten, nicht jedoch die zahlreichen Zuhörer in der regelmäßig etwa vierstündigen Veranstaltung im Stadtpavillon an der Straße des 17. Juni. Nie aber war Konsens das Ziel. Will heißen: Es wurde sorgfältig vermieden, die Arbeit von Wettbewerbsjurys zu ersetzen. Den internationalen Wettbewerben, die von der Unesco betreut werden, liegen im Wesentlichen die deutschen GRW-Regelungen zugrunde. Und auch der europäische Dachverband der Architekten, der ACE in Brüssel, hat sich in den letzten Jahren unseren Wettbewerbsregeln geöffnet. Viele europäische Länder, und namentlich die der EU neuerdings beigetretenen, wünschen sich Vergleichbares oder haben Regeln analog denjenigen der GRW bei sich eingeführt. Mögen alle Entscheidungsträger sorgfältig und verantwortungsbewusst mit diesem kostbaren Gut umgehen! Nachbemerkung: Wenn die HCU (HafenCity Universität) das »Labor HCU« und das »Labor Metropole Hamburg« als einen Ausgangspunkt für eine innovative Ausgestaltung des Architekturstudiums, ihres Ausbildungsprofils also, definiert, müsste man sich diese neue ArchitekturHochschule nicht als Ort für »Hamburger Stadtgespräche« wünschen?
Erweiterung des Bernhard-Nocht-Instituts
Casino Esplanade
7 Editorial von Konstantin Kleffel
Hamburger Architektur 2006/2007 10 Die mimetische Moderne – Das Gründerzentrum in der Handelskammer Architekten: Behnisch Architekten Text: Claas Gefroi
18 In der Zone des großen Verbietens – Die Europa-Passage Architekten: BRT Architekten Bothe Richter Teherani Text: Hanno Rauterberg
26 Sympathischer Virenbunker – Erweiterung des Bernhard-Nocht-Instituts Architekten: kister scheithauer gross architekten und stadtplaner Text: Dirk Meyhöfer
32 Gemeinsam Planen – Nachbarschaftlich Wohnen: Das Wohnprojekt Max-B Architektin: Iris Neitmann Text: Ralf Lange
Wohn- und Geschäftshaus Großer Burstah 45
Hamburger Architektur in Hamburg und in der Welt 40 Zuverlässiger, leistungsfähiger Saubermann: Klärwerk Köhlbrandhöft Architekten: Architektencontor Schäfer Agather Scheel
46 Chirurgischer Schnitt ins Grün: Kita und Cafeteria Kaiser-Friedrich-Ufer Architekten: Wacker Zeiger Architekten
50 Glashaus für Umwelt-Detektive: Laborgebäude des Bundesamtes für Seeschifffahrt Architekten: von Mansberg, Wiskott + Partner
52 Lob der Disziplin: Das neue Forschungsgebäude des UKE Architekten: gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner
56 Stimmiges Raumgefüge: Erweiterung des Gymnasiums Süderelbe Architekt: Marc-Olivier Mathez
58 Kein magischer Ort: Die BallinStadt auf der Veddel
Loki Schmidt Haus
70 Generationenvertrag: Erweiterung des Max-Planck-Instituts Architekten: Arbeitsgemeinschaft Hartmann Schlutz Patrick Ostrop Architekten
72 Im Dialog mit Fritz Schumacher: Die Erweiterung des Hansa-Gymnasiums Architekten: Dinse Feest Zurl Architekten
74 Vanity Fair: Prototyp der Floating Homes Architekten: Förster Trabitzsch Architekten
76 Großstadttraum: Auffrischung einer Stadtvilla Architekten: de Picciotto und Wittorf Architekten
78 Behutsam bauen im Biotop: Drei Doppelhäuser in Rahlstedt Architekt: Peter Olbert
82 Sympathisch, praktisch, gut: Villa in Klein-Flottbek Architekten: SEHW Architekten
84 Hin zur Gegenwart, zurück zur Einfachheit: Wohnhausanbau in Wellingsbüttel Architekt: Stefan Waselowsky
Architekten: nps tchoban voss Architekten
62 Blauer Planet Erde: Das Loki Schmidt Haus Architekten: Professor Bernhard Winking Architekten
66 Gutes Licht: Sanierung des Gründungsbaus der Hamburger Kunsthalle Architekten: Dittert & Reumschüssel
68 Sprinten im Aquarium: Leichtathletikhalle in Alsterdorf Architekten: MRLV Architekten Markovic Ronai Lütjen Voss
88 Anschwellender Klassizismus: Hegehof Terrassen Architekten: Matthias Ocker Architekten
92 Rot statt Weiß: Wohnanlage Ulmengarten Architekten: Akyol Gullotta Kamps Architekten, G. Gullotta
94 Farbspiel: Renovierung eines Wohnhochhauses in Altona Architekten: czerner göttsch architekten
96 Bühne für die Stadtmenschen: Der neue Gertrudenkirchhof Architekten: Kontor Freiraumplanung Möller Tradowsky
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Wohnhausanbau in Wellingsbüttel
Klärwerk Köhlbrandhöft
98 Fluchtlinien-Kompetenz: »Green« und »Yellow Office« Architekten: Renner Hainke Wirth Architekten
Indische Polarstation
Hamburger Feuilleton 136 Wachsende Stadt frisst grüne Wiese Text: Gernot Knödler
102 Das Beste aus zwei Welten: Bürohaus und Gesundheitszentrum »LTD_1« Architekten: Pysall Ruge Architekten
176 Stadt und/oder Hafen? – Unverträglichkeiten zwischen Containerboom und den Anforderungen der Stadtentwicklung in Hamburg Text: Dirk Schubert
142 Keine Zukunft ohne Vergangenheit – Vom aktuellen Wandel des Stadtparks Text: Lars Quadejacob
182 Wie baut man eine Stadt? – Das Übersee-Quartier in der HafenCity Text: Gert Kähler
104 Penibel, akribisch, raffiniert: Zentrale der Firma Closed Architekt: Carsten Roth
148 »Gymnasien mit Suppenküche« – Über den aktuellen Umgang mit Schulgebäuden von Fritz Schumacher Text: Ralf Lange
108 Zackig: Büro- und Wohnhaus Großer Burstah 45 Architekten: Kleffel Papay Warncke Architekten
112 Raum für die Spiellust: Casino Esplanade Architekten: Böge Lindner Architekten
118 Keine Störung des Parkfriedens: Hotel im Wasserturm Sternschanze Architekten: Architekturbüro Falk von Tettenborn
124 Solide Aussichten: Firmenzentrale Kühne + Nagel
190 Der Architekt Albert Erbe – Stadtbaumeister in Hamburg von 1901 bis 1912 Text: Dieter Schädel
156 Hamburg, die Elbe und der Klimawandel – Perspektiven für die nächsten Jahrzehnte Text: Hans Dieter Sauer
160 ... aber ein Großer! – Der Architekt Bernhard Hirche Text: Jan Lubitz
200 Die andere Seite – Mahnmal U-Boot-Bunker Fink II Text: Ulrich Höhns
202 Fenster zum ewigen Eis – Die neue indische Polarstation in der Antarktis Text: Dirk Meyhöfer
170 Hamburgs Nordosten – Zentrum aus dem Nichts Text: Dirk Meyhöfer
204 Die hängenden Gärten von Barmbek-Süd Text: Claas Gefroi
Architekten: Jan Störmer Partner
128 Kleiner Riese: Bürohaus X3 Architekten: BRT Architekten Bothe Richter Teherani
206 Autoren, Beirat, Redaktion, Fotografen 208 Impressum
130 Charakter bewahrt: Umbau Block P in der Speicherstadt Architekten: Hamburger Hafen und Logistik AG in Kooperation mit kramer biwer mau architekten
132 Schöne Aussichten in der Vorstadt: Bürohaus der medac in Wedel Architekten: PSP Architekten Ingenieure
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