Leseprobe: Stille Bauern und kernige Fischer?

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Stille Bauern und kernige Fischer ?



Stille Bauern und kernige Fischer ? Herausgegeben von Vanessa Hirsch

Norddeutschland in der Fotografie

Fotografien aus der Sammlung des Altonaer Museums und von Agnieszka Rayss



Inhaltsverzeichnis

When the Past Meets the Future Börries von Notz

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Zur Einführung Hans-Jörg Czech

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Stille Bauern und kernige Fischer? Norddeutschland in der Fotografie Vanessa Hirsch

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Norddeutschland im Blick einer zeitgenössischen Fotografin Ein Interview mit Agnieszka Rayss Vanessa Hirsch

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Northern Germany through the eyes of a contemporary photographer An interview with Agnieszka Rayss Vanessa Hirsch

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Fotoserie Agnieszka Rayss

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Das Bild der Heimat. Die fotografischen Sammlungen des Altonaer Museums als Reflex der Gründungskonzeption des Hauses und der bildenden Kunst um 1900 Vanessa Hirsch

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KATALOG Ideales Landleben in fotografischen Genreszenen Norddeutschland in der künstlerischen Fotografie um 1900 Der malerische Blick auf die Landschaft Orte Bei der Arbeit Ein moderner Blick auf Norddeutschland Verzeichnis der Fotografen Impressum

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[ Platzhalter: Bild ]

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When the Past Meets the Future Seit e 2 Emil Puls WilstermarschStube im Altonaer Museum. Fräulein Siems aus St. Margarethen in der Tür stehend, 1927/28 [ AB14624 ] Seite 4 Waldemar Lind Hallig Oland: Haus mit Fehding (Wassergrube) von Westen gesehen, um 1900 [ AB03769 ] Linke Seite Emil Puls Fisch-Ewer an der Landungsbrücke in Altona mit aus­hän­genden Netzen am Mast, 1926 [ AB14643 ]

„When the Past Meets the Future“ – unter diesem Motto beteiligen sich die Historischen Museen Hamburg an der Triennale der Photo­graphie in Hamburg im Jahr 2015. Das Besondere an den Historischen Museen Hamburg im Vergleich zu anderen stadt- und regionalgeschichtlichen musealen Einrichtungen ist die Vielfalt ihrer Sammlungen, anhand deren die Geschichte der Stadt Hamburg durch sämtliche Bevölkerungsschichten dokumentiert und anschaulich gemacht werden kann. Das gilt in ganz besonderem Maß für die fotografischen Sammlungen, die im Altonaer Museum, im Hamburg Museum und im Museum der Arbeit in beeindruckendem Umfang und ebensolcher Qualität vorhanden sind. Aus diesen fotografischen Beständen präsentieren die Historischen Museen Hamburg in drei eigenständigen Ausstellungen eine individuelle Auswahl an Bildern und liefern damit einen einzigartigen Blick auf die Hansestadt und ihre Bewohner. Hamburg Museum, Altonaer Museum und Museum der Arbeit setzen sich zeitgleich jeweils in spezifischer Art und Weise mit der Bildgeschichte und der im Bild festgehaltenen Gegenwart der Stadt Hamburg auseinander und liefern damit einen umfassenden Blick auf „Hamburg in der Fotografie“, worin gleichzeitig das kuratorische Leitbild dieses gemeinsamen Ausstellungsprojekts besteht. Bei allen drei Ausstellungen steht das für Hamburg Typische im Vordergrund. Sie zeigen, wie Hamburg gesehen wurde, wie es gesehen werden wollte und wie die Bilder bis heute das Bild der Stadt prägen. Sie fragen nach der Wirkmächtigkeit von Fotografien im Allgemeinen und für die Stadt Hamburg im Besonderen. Die Fotografien liefern mit dem Blick in die Vergangenheit Erklärungen für Gegenwärtiges und ermöglichen somit Visionen für die Zukunft. Gerade in dieser Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegt die Stärke von historischen Museen, mit ihren Wissensbeständen aktiv an den Diskursen der Gegenwart teilzunehmen. Das Hamburg Museum wirft in seiner Ausstellung einen Blick auf die gesamtstädtische Entwicklung und präsentiert die bauliche Veränderung der Hafenstadt. Das Altonaer Museum konzentriert sich auf die Frage nach Landschafts- und Menschenbildern in Hamburg und Norddeutschland und deren Rolle beim Entstehen von Beheimatungsstrategien. Im Museum der Arbeit sind es vor allem Straßenszenen und Bilder sozialer Milieus, mit denen der (Arbeits-)Alltag der Menschen thematisiert wird. Mein besonderer Dank gilt der Kulturbehörde Hamburg, die dieses Projekt mit den Mitteln des Ausstellungsfonds ermöglicht hat. Ferner danke ich der Hamburgischen Kulturstiftung für die finanzielle Unterstützung. Und nicht zuletzt sei auch der Triennale der Photographie Hamburg mit dem diesjährigen Titel „The Day Will Come“ unter der künstlerischen Leitung von Krzysztof Candrowicz gedankt.

Börries von Notz,

Alleinvorstand Stiftung Historische Museen Hamburg

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Zur Einführung

Mit weit über 100 000 Abzügen und mehreren Tausend Negativen gehört die fotografische Sammlung des Altonaer Museums heute zu den umfangreichsten Beständen des Hauses. Ihre Anfänge reichen bis in die Jahre um 1900 zurück. Dabei mag es durchaus nicht als Zufall erscheinen, dass schon damals, als das auf höchste Anschaulichkeit und innovative Präsentationsformen zielende Gestaltungskonzept des ersten Direktors Otto Lehmann (1865–1951) realisiert wurde 1, in größerem Umfang auch Produkte der Fotografie erworben wurden, zumal sich dieses Medium in seinen Ausdrucks- und Dokumentationspotenzialen seinerzeit gerade massiv fortentwickelte. Fotografische Aufnahmen boten neue Möglichkeiten der Erfassung von Stadt, Land und Leuten, die ohne Frage auch schon Lehmann und seinen frühen Nachfolgern als attraktive Erweiterung der traditionellen Formen der musealen Arbeit erschienen sein müssen. Lange wurden die für die Sammlung erworbenen Fotografien trotz ihrer zum Teil beachtlichen ästhetischen Qualität jedoch nicht in ihrer Bedeutung als künstlerische Arbeiten gesehen, sondern lediglich als Ressource für die heimatkundliche und stadthistorische Forschung betrachtet. So war in der Zeit vor 1950 bei der internen Erfassung der Bilder die Nennung von Ort und Bildgegenstand meist wichtiger als die Zuordnung zu einem Fotografen. Nach 1950 wurde der Bestand an Fotografien mit norddeutschen Motiven hauptsächlich als Fotothek für Publikationszwecke genutzt. Folglich stand die fotografische Sammlung des Altonaer Museums trotz ihres Umfangs nicht im Fokus der Ausstellungs- und Forschungstätigkeit des Hauses. Nur zweimal waren Teilbereiche Gegenstand von Sonderausstellungen: 1978 wurden historische Fotografien zu schifffahrtsbezogenen Themenstellungen ausgestellt und 1999 der Nachlass des Altonaer Fotografen Emil Puls (1877–1941) in einer eigenen Präsentation ausgebreitet.2 Die Ausstellung „Stille Bauern und kernige Fischer? Norddeutschland in der Fotografie“ befasst sich erstmals mit einem Schlüsselbestand innerhalb der Fotosammlung des Altonaer Museums: jenen Bildern, die sich der Dokumentation der Landschaften Schleswig-Holsteins und ihrer Bewohner widmen. Diese Fotografien sind auf das Engste mit einem der zentralen Sammlungsaufträge des Altonaer Museums verknüpft, das 1901 am heutigen Standort als „Heimatmuseum“ für den Landschaftsraum Schleswig-Holsteins eröffnet wurde. Im Rahmen der aktuellen Ausstellung wurde der Bestand der Aufnahmen aus Norddeutschland erstmals wissenschaftlich erschlossen. Der Schwerpunkt der Forschungen lag dabei auf der bildwissenschaftlichen Untersuchung und der historischen Einordnung des Motivrepertoires. Zugleich konnten bei einer Vielzahl von Blättern Datierung und Autorschaft ermittelt werden. Dass wir dieses neue Wissen in Form einer Ausstellung und eines reich ausgestatteten Katalogs mit der Öffentlichkeit teilen können, verdanken wir der großzügigen finanziellen Förderung durch den Ausstellungsfonds der Kulturbehörde Hamburg. Hierdurch wurde der Stiftung Historische Museen Hamburg für das Altonaer Museum, das Museum der Arbeit und das Hamburg Museum im Rahmen des Projektes „Hamburg in der Fotografie“ jeweils eine Sonderausstellung ermöglicht, die jede für sich einen wichtigen Teilbereich der bedeutenden fotografischen Sammlungen der drei Häuser erstmals öffentlich präsentiert. Unter dem Motto „The Day Will Come — When the Past Meets the Future“ nehmen die Historischen Museen Hamburg mit drei Sonderausstellungen zugleich an der Triennale der Photographie 2015 in Hamburg teil.

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Th. Thomsen Fischerhütte in Schleimünde, um 1920 [ 1990-549,96 ]

Aus der Teilnahme an der Triennale der Photographie ergab sich außerdem eine Kooperation mit dem Fotografenkollektiv Sputnik Photos aus Warschau. In Zusammenarbeit mit Krzysztof Candrowicz, dem Kurator der Triennale, wurden vier Fotografinnen und Fotografen für eine Zusammenarbeit im Rahmen der drei Ausstellungen ausgewählt — für das Altonaer Museum ist dies Agnieszka Rayss (geb. 1969). Ihre eigens für die Ausstellung realisierte Serie von Fotografien geht der Frage nach, mit welchen Mitteln Museen mit ihren Sammlungen Realitäten konstruieren und damit die Wahrnehmung einer Landschaft prägen können. Ihre Bilder interpretieren Norddeutschland anhand von musealen Objekten und stellen eine spannende zeitgenössische Facette der Ausstellung dar, indem sie den Blick auf die Landschaft der Gegenwart mit Vergangenem verknüpfen. Viele private Personen sowie Kolleginnen und Kollegen in anderen Institutionen haben Frau Rayss freundlicherweise bei der Umsetzung ihres Vorhabens unterstützt, indem sie ihr, häufig mit sehr kurzem Vorlauf, den Zugang zu ihren Räumen gewährten. Dafür möchten wir uns ausdrücklich bedanken. Gleichzeitig gilt unser großer Dank auch Frau Rayss selbst für ihren enormen Einsatz bei diesem Projekt, das uns selbst neue Blicke auf unsere Sammlungsarbeit gewährt. Nicht denkbar sind die Ausstellung und der vorliegende Katalog ferner ohne die kompetente wissenschaftliche Arbeit von Vanessa Hirsch, die ihre Forschungsergebnisse in den nachfolgenden Beiträgen zu dieser Publikation ausführlich darlegt und damit dankenswerterweise nicht nur für die weitere interne Museumsarbeit, sondern auch für externe Nutzungen zugänglich macht. Obendrein ist ihr auch die engagierte Kuratierung der gelungenen Ausstellungsumsetzung zu verdanken. Ein weiterer Dank geht schließlich an Jochen Messer, dessen Ausstellungsgestaltung unseren Fotografien einen passenden Rahmen verschafft, sowie dem atelier freilinger & feldmann für die Realisierung der Ausstellungsgrafik.

Prof. Dr. Hans-Jörg Czech,

Direktor des Altonaer Museums

1 Vgl. dazu Antje Schmidt: Schlüsselwerk der Museumsreform. Architektur und Inszenierung des Altonaer Museums um 1900, München/Hamburg 2013. 2 Schiffahrt auf alten Photographien aus den Beständen des Altonaer Museums. Altonaer Museum in Hamburg, hg. von Elisabeth Stüwe, Hamburg 1978; Die photographische Kunstanstalt Emil Puls in Altona. Spezialität: Architektur, Interieur, Industrie und Landschaft. AK Altonaer Museum in Hamburg, hg. von Gerhard Kaufmann, Hamburg 1999.

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Stille Bauern und kernige Fischer? Norddeutschland in der Fotografie Vanessa Hirsch

Seit 1901 befasst sich das Altonaer Museum mit der Doku­ mentation und Bewahrung der Zeugnisse der bis 1937 selbständigen Stadt Altona und der regionalen Kultur Schleswig-Holsteins. Neben künstlerischen Annäherungen an das Themenfeld und Zeugnissen der Sachkultur wurden mehr als 100 000 Fotografien und Tausende von Negativen zusammengetragen. Die Bilder, die zum allergrößten Teil in der Zeit zwischen 1860 und 1950 entstanden sind, zeigen regionales Brauchtum, Häuser, Trachten, Schiffe sowie Ansichten diverser Landschaften und Orte. Wir beobachten Fischer auf ihren Booten, Bauern bei der Ernte, Frauen beim Spinnen, Menschen beiderlei Geschlechts in prachtvollen Trachten. Vor unseren Augen entsteht ein „Bild der Heimat“ mit den charakteristischen Landschaften der Elbmarschen, der nordfriesischen Inseln, der holsteinischen Schweiz und ihren Bewohnern, den „stillen Bauern und kernigen Fischern“. Doch welches Bild von Norddeutschland vermitteln diese historischen Fotografien, und auf welche Quellen bezieht es sich? Das Anliegen von Ausstellung und Katalog ist es, den Sammlungsbestand erstmals zu erschließen und einer bildanalytischen Befragung zu unterziehen. Im Ergebnis lässt sich ein großer Teil der Bilder in Beziehung setzen zum Gründungsauftrag des Altonaer Museums, der sich aus den Ideen der Heimatschutzbewegung um 1900 ableitet. Des Weiteren bezieht sich ein großer Teil der Fotografien auf die bildkünstlerische Tradition der Kunstfotografie um 1900 und auf die Malerei des späten 19. Jahrhunderts. Was die Heimatschutzbewegung mit der Kunstfotografie und der schleswig-holsteinischen Landschaftsmalerei um 1900 verbindet, ist der Gedanke einer ästhetischen und moralischen Erneuerung durch Rückbesinnung auf „Ursprünglichkeit“ in Form traditioneller regionaler Gestaltungsformen und Lebensweisen. Bis heute ist unser kollektives Bild von Norddeutschland und seinen Bewohnern stark von der damals geprägten Sehweise beeinflusst. Es ist der Blick des reisenden

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Städters um 1900, der insbesondere nach pittoresken Landschaften und Menschen mit bildwirksamer Kleidung oder Tätigkeit suchte. Auffällig oft finden sich Motive aus Ausflugsorten, wie etwa dem von Hamburg aus leicht erreichbaren Alten Land oder von Reisezielen wie Helgoland oder den Halligen. Für diesen bürgerlichen Kundenkreis wurden um 1900 kleine Bildersammlungen von ästhetisch anspruchsvollen Fotografien mit norddeutschen Motiven aufgelegt, die ein „malerisches Bild“ von Land und Leuten prägten. Der „malerische Blick“ auf die Landschaft setzte sich auch in zeitgenössischen Dokumentarfotografien aus dem Umfeld der Heimatschutzbewegung fort. Der technische Fortschritt ist in diesen Bildern konsequent ausgeblendet, als bildwürdig galt eine vorindustrielle Lebensweise, die sich beispielsweise im Tragen lokaler Trachten oder in der Ausübung traditionell überlieferter Arbeiten in Fischfang und Landwirtschaft manifestiert. Nahezu alle Darstellungen von Menschen sind idealisiert und geben gestellte Szenen wieder. Feldarbeiterinnen in unverschmutzter Kleidung posieren mit erhobenen Rechen vor einem Erntewagen, Bauern bei der Kartoffelernte verharren in Gebetshaltung auf dem Feld, alte Frauen in Tracht zeigen sich als Idealbeispiele einer Landbevölkerung, die stolz ihre Traditionen pflegt. Nur selten finden sich Bilder, die tatsächlich spontane Eindrücke übermitteln. Die aller­meisten Fotografien sind das Ergebnis eines gelenkten Blicks, der vor allem den Erwartungen gebildeter Stadtbewohner entsprach, die sich mit heimatkundlichen Themen befassten. Insofern können die gezeigten Fotografien als Gegenbeispiel zum städtischen Alltag um 1900 gedeutet werden, der stark von den Auswirkungen der Industrialisierung geprägt war. Sie zeigen ein Idealbild, das jedoch bis heute die Vorstellungen unseres idyllischen und ursprünglichen Heimat-Bildes prägt: „stille Bauern und kernige Fischer“ in malerischer Landschaft. Diesen Mechanismus offenbaren auch Souvenirfotogra­


links Ludwig Hermann Van Hoom Fischer vor Fischerkate, um 1850, Öl auf Holz [ 2011-99 ] rechts Paul Gustav Friederichs Junges Paar in Helgoländer Kostüm, um 1900 [ 1967-638,3 ]

fien aus der Zeit um 1900, auf denen Touristen in lokalen Kostümen posieren, bisweilen sogar in Anlehnung an bekannte Gemälde. Können derartige Stereotype auch heute die Wahrnehmung einer Landschaft und ihrer Menschen beeinflussen? Gibt es im Zeitalter der Globalisierung überhaupt noch Ortstypisches? Mit diesen Fragen begab sich die polnische Fotografin Agnieszka Rayss im Herbst 2014 auf eine Reise durch die Region. Im Ergebnis zeigt ihre Fotoserie, mit welchen Mitteln Museen mit ihren Sammlungen und Ausstellungen Realitäten konstruieren und dadurch ebenfalls die Wahrnehmung einer Landschaft prägen. Sie isolieren einzelne Gegenstände aus ihrem originalen Kontext und schaffen mit der Anhäufung und Inszenierung einer Vielzahl „musealisierter“ Objekte ein eigenes, museales Bild ihres Betrachtungsgegenstandes. Ausgangspunkt der fotografischen Recherche der Foto­ grafin waren die Magazine diverser Hamburger Museen und Sammlungen, jene faszinierenden Orte, an denen alle nicht ausgestellten Sammlungsobjekte lexikonartig nach Materialien, Gattung, Alter oder Größe geordnet aufbewahrt werden. Wir sehen beispielsweise ein Männerporträt unter einer schützenden Vliesschicht; außerdem ein Stoffgebilde, aus dem ein Horn herausragt, ein verhülltes kastenförmiges Objekt, eine hölzerne Schatulle, Spielzeugpferde, Figurinen unter Nesselstoff, einen hölzernen Arm, wächserne Köpfe. Die Reihe setzt sich fort mit einer eingetopften Pflanze, naturkundlichen Präparaten mit Pflanzen und Fischen. Hinzu kommen Wandbilder, Tapisserien, verschiedene Wandoberflächen. Und schließlich zwei Landschaftsbilder. Wie mit einem Brennglas fasst Agnieszka Rayss die Sammeltätigkeit von Regionalmuseen zusammen, indem sie deren Objektwelten ins Bild bringt und mit ihrem individuellen Blick auf die Landschaft kombiniert. Sie selbst beschreibt ihre Serie als „ein eigenes kleines Archiv“ über Leben und Tod in der Region.1 Damit konstruiert sie ebenfalls ein Norddeutschland-Bild, aller-

dings eines, das sich von den bildlichen Stereotypen der Zeit um 1900 bewusst abgrenzt. Stattdessen legt sie die musealen Mechanismen offen, welche die Entstehung jenes stereotypischen Landschaftsbildes beeinflussten, das sich in den historischen Fotografien aus dem Bestand des Altonaer Museums offenbart. Die Fotoserie von Agnieszka Rayss leitet den vorliegenden Band ein, gefolgt von den historischen Fotografien aus der Sammlung des Altonaer Museums. Leitmotivisch hierfür ist eine Mitte der 1920er Jahre in der Dauerausstellung des Altonaer Museums angefertigte Serie fotografischer Genrebilder von Emil Puls. Ähnlich wie die Arbeiten von Agnieszka Rayss können die Bilder als Reflexion über das Museum als Ort der Konstruktion von Bildwelten gedeutet werden. Im Folgenden werden einige Sammelwerke mit Lichtdrucken als prägende Inspirationsquelle für die heimatkundliche Fotografie um 1900 vorgestellt. In dieser frühen Form des Fotobuchs wurden Fotografien, die in bewusster Anlehnung an Vorbilder aus der Malerei entstanden waren, in hochwertigen Reproduktionen für ein bürgerliches Publikum verfügbar gemacht. Zugleich dienten sie anderen Fotografen als Inspiration. Wie sich diese Vorbilder auf die heimatkundliche Fotografie ausgewirkt haben, ist Thema der folgenden Kapitel. Welche Bildlösungen wurden für die Darstellung von Landschaften angewandt, welche Orte im Bild festgehalten, wie wurden Arbeitende dargestellt, wie Menschen allgemein? Anhand der beiden Hauptthemenfelder „Orte“ und „Menschen bei der Arbeit“ kann die heimatkundliche Systematik, nach der die Bilder bislang in den Magazinen des Altonaer Museums abgelegt sind, auch im vorliegenden Buch nachvollzogen werden. So wird die enge Verbindung zwischen dem aufgezeigten Heimat-Bild in der Fotografie und den heimatkundlichen Ideen deutlich, die das Konzept des Altonaer Museums von Beginn an prägten. 1 Siehe hierzu das Interview mit Agnieszka Rayss im vorliegenden Band.

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Norddeutschland im Blick einer zeitgenössischen Fotografin Ein Interview mit Agnieszka Rayss Vanessa Hirsch

Wer sind „Sputnik Photos“? Sputnik Photos ist ein Zusammenschluss von Fotografen aus Polen und anderen ost- und zentraleuropäischen Ländern. Wir trafen uns zum ersten Mal vor ungefähr zehn Jahren bei einem Workshop für junge Fotografen aus der Region, und schon damals sprachen wir erstmals über die Idee, ein Fotografen-Kollektiv zu gründen. Was uns zusammenbrachte, waren gemeinsame Interessen und die politische Situation in unseren Heimatländern. Sputnik entstand zwei Jahre später, und seitdem konnten wir zusammen viele Projekte in Fotografie und Film realisieren. Wir teilen viele gemeinsame Interessen, vor allem im Hinblick auf die osteuropäischen Länder. Und nach all den Jahren gemeinsamer Arbeit sind wir tatsächlich Freunde geworden.

Was ist Dein Hauptanliegen als Fotografin? An welchen Projekten arbeitest Du aktuell? Normalerweise stelle ich mich als Dokumentarfotografin vor, denn ich fotografiere die Welt und war ursprünglich Fotojournalistin. Es ist mir wichtig, ein Abbild der Realität zu erarbeiten, obwohl ich mit der Fotografie nicht auf der Suche nach einer absoluten Wahrheit bin (und mich sowieso frage, ob eine solche Wahrheit überhaupt existieren kann und welchem Zweck sie dienen könnte). Damit bestreite ich nicht, dass Fotografie ein Dokument ist – und zwar ein Dokument ihres Schöpfers und vom Ort und der Zeit ihrer Entstehung. Im Moment arbeite ich an einem großen Projekt über Veteraninnen des Zweiten Weltkriegs in Postsowjet-Staaten. Ich interessiere mich für die Sichtweise dieser Frauen, die aktiv am Kriegsgeschehen beteiligt waren, aber auch für das Bild, das Politik und Propaganda von dem Krieg entworfen haben. Ich frage danach, wie die Menschen in meinen Porträts einer einheitlichen Version der Geschichte dienen, die von der Propagandamaschine eines großen und mächtigen Staates kontrolliert wird.

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Wie sah Dein Konzept für das Fotoprojekt über Hamburg und Norddeutschland aus? Ursprünglich wollte ich der Frage nachgehen, wie sich das heutige Norddeutschland im Vergleich zu den historischen Bildern aus der Fotosammlung des Altonaer Museums darstellt (konkret, wie viele Spuren des Traditionellen sich in unserer modernen und globalisierten Welt erhalten haben). Am Ende ist daraus aber eine Interpretation Norddeutschlands anhand von musealen Objekten geworden.

Mit welchen Erwartungen bist Du im Sommer 2014 erstmals nach Hamburg gereist? Erinnerst Du Dich noch an Deine ersten Eindrücke? Ich war zuvor noch nie in Hamburg gewesen. Schon bei der Ankunft hatte ich den Eindruck, dass die Stadt ein Annex eines großen Hafens ist, dass Fluss und Hafenanlagen den Stadtraum absolut dominieren. Einige Jahre zuvor hatte ich in Warschau an einem Projekt über Wasser und WasserManagement gearbeitet. Daher kannte ich die Atmosphäre von Industriegebieten und Industrietechnik, aber anders als dort findet sich die industrielle Anmutung in Hamburg einfach überall, sie umgibt Dich komplett. Ich mochte das von Anfang an sehr.

Normalerweise arbeitest Du vor allem in Osteuropa über die Entwicklung postsowjetischer Gesellschaften. Siehst Du Gemeinsamkeiten zwischen diesen Ländern und Hamburg? Für gewöhnlich konzentriere ich mich auf das, was ich in einem bestimmten Land oder einer bestimmten Stadt für wichtig und charakteristisch halte – aber ich versuche stets, mich mit den Unterschieden intensiver zu beschäftigen als mit den Gemeinsamkeiten. Immer, wenn ich mit Menschen spreche, stelle ich fest, dass sie sich nahezu überall um dieselben Dinge sorgen – sie möchten ein gutes Leben, eine


glückliche Familie, Arbeit und Erfolg haben und in Frieden leben. Vielleicht ist es eine Verallgemeinerung, aber ich gelange immer wieder zu dem Eindruck, dass die Möglichkeit zur Umsetzung unserer Pläne von Ort und Zeit unserer Geburt abhängen. Die postsowjetischen Länder haben eine reiche Geschichte und Traditionen, die genauso alt sind wie die in Westeuropa. Dennoch träumen viele ihrer Bürger davon, in eine wohlorganisierte Welt auszuwandern, in der es Jobs und eine Gesundheitsversorgung gibt und wo sie die Möglichkeit haben, ihre Zukunft zu planen.

Was war während Deines Hamburg-Aufenthaltes aus Deiner Sicht besonders bemerkenswert? Bist Du auf besondere Menschen und Orte gestoßen? Gab es markante Veränderungen im Laufe des Projekts? Ich erinnere mich an zwei Ereignisse, die den Projektverlauf nachhaltig geprägt haben. Das erste war mein Besuch im Miniatur Wunderland, wo ich eine Menschenmenge beim Betrachten eines Miniaturmodells der Stadt Hamburg beobachten konnte. Ich war sehr erstaunt darüber, dass für viele die künstliche Wirklichkeit viel interessanter zu sein schien als die echte Welt. Als Konsequenz hieraus entschied ich, meine Idee der Reflexion von Wirklichkeit zu modifizieren. Ein echter Wendepunkt für das Projekt war eine unserer Unterhaltungen und die Idee, einen Blick in die Depots des Altonaer Museums zu werfen. Der Anblick der Museumsobjekte, zum Beispiel als vertraute Umrisse in einer Umhüllung aus Stoff, oder ein Gemälde unter einer Schutzschicht aus semitransparentem Vlies, all das war hoch in­spirierend – es war eine andere Version der Realität als Rätsel aus mehrdeutigen Formen, Verpackungen und all den vielen Etiketten, mit denen man die gesamte Welt katalogisieren könnte. Der Bereich war eine einzige Fundgrube – man könnte so viele Geschichten zu den verpackten und inventarisierten Objekten in den Regalen finden. Außerdem war all das einfach schön anzusehen – deshalb

habe ich spontan beschlossen, dass diese Objekte eine Hauptrolle in meiner Geschichte spielen müssen. Ohne unseren ersten Besuch in den Magazinen des Altonaer Museums wäre das Projekt völlig anders verlaufen. Es war ein großes Glück, dass ich diese Räume sehen durfte (und später auch die Depots in etlichen anderen Museen).

Für mich als Museumskuratorin war es faszinierend zu beobachten, dass Du so gerne in unseren Depots gearbeitet hast. Du hast einmal erwähnt, dass Deine Annäherung an das Thema über die konstruierte Wirklichkeit der Popkultur erfolgte. Würdest Du sagen, dass Museen ebenfalls Realitäten konstruieren? Bei meinem ersten Besuch im Museum hatte ich den Eindruck, eine andere, festlichere Welt zu betreten. Dabei handelt es sich um eine andersartige Realität, die zugleich der Spiegel der tatsächlichen ist (oder von dem, was wir dafür halten). Meiner Meinung nach verfügen Museen und Kuratoren über eine große Macht – sie zeigen uns, was sie für wichtig befinden, und zwar in der Weise, die sie für überzeugend und angemessen erachten. Museen gehören nicht zu dem simplizistischen Beziehungsgeflecht, das Popkultur ausmacht – je attraktiver die Schau, desto höher die Ticket­erlöse (oder besser: die Museen scheinen diesem Modell nicht unterworfen zu sein). Museen setzen Trends und zeigen die Welt so, wie sie ist oder wie sie sein sollte. Daher ja, meiner Meinung nach konstruieren Museen Realitäten. Zum Glück bekommen wir als Betrachter dadurch ebenfalls Macht. Wir können das Museum lieben oder übersehen. Insgesamt hat die Arbeit an dem Projekt mir als Fotografin ein neues Potenzial eröffnet – indem ich museale Objekte benutzte, konnte ich eine eigene Sammlung anlegen und ein kleines Bild der Welt erschaffen.

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Altonaer Museum, 2014

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A gnieszka R a y ss

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Altonaer Museum, 2014

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Altonaer Museum, 2014

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Altonaer Museum, 2014

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Hamburg Museum, 2014

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Wilhelm Dreesen. Flottmachen eines Fischerboots, 1891 Lichtdruck [ NZ11,7 ]

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Das Bild der Heimat Die fotografischen Sammlungen des Altonaer Museums als Reflex der Gründungs­konzeption des Hauses und der bildenden Kunst um 1900 Vanessa Hirsch

Beim Stichwort „Norddeutschland“ haben wir sofort ein Bild vor Augen. Kollektive Vorstellungen von Landschaften formen sich am stärksten über Bilder. Seit ihrer massenmedialen Reproduzierbarkeit Ende des 19. Jahrhunderts haben fotografische Bilder hierzu besonders intensiv beigetragen. Vielfach haben diese Fotografien Vorbilder und Entsprechungen in der bildenden Kunst ihrer Zeit, insbesondere die fotokünstlerischen Arbeiten in der Tradition der „Kunstfotografie“ um 1900. Aber wie kommt unser stereotypisches „Heimat-Bild“ von Norddeutschland zustande? Welchen Reflex hat das Thema „Heimat“ in den fotografischen Sammlungen des Altonaer Museums hinterlassen?

Die Darstellung von „Heimat“ als museale Aufgabe Die fotografische Sammlung des Altonaer Museums umfasst heute etwa 100 000 Abzüge und Negative. Der Schwerpunkt liegt auf dokumentarischen Fotografien, entweder zu Topographie und Geschichte der Stadt Altona oder aber solchen mit landeskundlichem Bezug zu Orten in Schleswig-Holstein und ihren Bewohnern. Dies deckt sich mit der Aufgabenstellung für das Altonaer Museum, wie sie bereits 1889 im Protokollbuch der Altonaer Museumskommission beschrieben worden ist: „Das Verständnis für die Natur und Culturentwicklung der engeren und weiteren Heimat und damit die Freude an derselben, insbesondere auch das Interesse an dem Entstehen und Werden der Vaterstadt neu zu beleben.“ Otto Lehmann, der 1899 zum ersten Direktor des Altonaer Museums berufen wurde, beschrieb seine Ziele für das 1901 unter seiner Leitung eröffnete Haus in seinen Lebenserinnerungen wie folgt: „Was ich auf meinen Fahrten ins Land mit

Augen gesehen hatte, das allmähliche Schwinden mancher Eigenart in der bäuerlichen Bevölkerung, der tiefe Eindruck von den nicht nur landschaftlich, sondern auch volklich verschiedenen Menschen, prägte unwillkürlich und unwiderstehlich den Wunsch, […], die charaktervolle Sonderart in Boden und Volk, wie ich sie erlebt, aber auch Schritt für Schritt schwinden sah, wenigstens im Museum noch zu erhalten.“ 1 Es galt also, jene Aspekte ländlicher Kultur, die insbesondere durch die zeittypischen Entwicklungen des späten 19. Jahrhunderts wie die Abwanderung der Landbevölkerung in die städtischen Zentren und die zunehmende Verbreitung von Industrieprodukten zu verschwinden drohten, im Museum zu dokumentieren und zu bewahren. Damit entsprach das Altonaer Museum den Idealen der Heimatschutzbewegung. Deren Wortführer nahmen das Fortschreiten von Technik und Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch als moralische Bedrohung wahr: „Auf der einen Seite Ausbeutung aller Schätze und Kräfte der Natur durch industrielle Anlagen aller Art, Vergewaltigung der Landschaft durch Stromregulierungen, Eisenbahnen und Abholzungen und andere schonungslose, lediglich auf Erzie­lung materieller Vorteile gerichtete Verwaltungsregeln, […], und zu gleicher Zeit Zerstörung jeder Ursprünglichkeit, also gerade dessen, was Natur zur Natur macht.“ 2 Ursprünglichkeit dagegen galt als Idealzustand. Dieses Ideal fand man insbesondere in der vorindustriellen, ländlichen Lebensweise und in der Wahrung traditioneller Bau- und Kleidungsstile verwirklicht. Im Vergleich zwischen historischen Wohnhäusern und „modernen Wohnkasernen“ erkannte Ernst Rudorff angesichts der Ersteren „Familiensinn, bürgerliche Tüchtigkeit, Gemütlichkeit, Schlichtheit, Friede und Freude, Genügsamkeit und Genügen, Humor und Gottesfurcht“, bei Letzteren dagegen „Strebertum, Scheinwesen

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Ideales Landleben in fotografischen Genreszenen Um 1927/28 erarbeitete der Altonaer Fotograf Emil Puls eine Serie foto­ grafischer Genreszenen, die sich auf Vorbilder aus der Malerei des 17. und des 19. Jahrhunderts beziehen. Ort der Aufnahmen sind zwei der 17 Bauern­­ stuben, die zu den identitätsstiftenden Sammlungsbeständen des Altonaer Museums gehören. Die zwischen 1700 und 1850 entstandenen Einrich­ tungen entstammen unterschiedlichen Regionen in Schleswig-Holstein und wurden 1914 als Idealbeispiele bäuerlicher Wohnkultur im Altonaer Museum inszeniert. Auf den Fotografien posiert eine in passender Tracht gekleidete junge Frau in zwei prächtigen Stuben aus der Wilstermarsch. Sie kniet vor einer Truhe, tritt mit einer Teetasse in der Hand aus einer Tür, sitzt neben einer Wiege — fast so, als handele es sich um Szenen in einem von ihr bewohnten Bauernhaus. In den Bildern erwachen die Museumsräume zum Leben, und den Betrachtern wird scheinbar ein Blick in die Vergangenheit ermöglicht. Zu sehen ist ein Idealbild des norddeutschen Landlebens.

Seite 49 Emil Puls (1877–1941). Wilstermarsch-Stube, Fräulein Siems an der Wiege, 1927/28 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [ AB14627 ] Die Fotografie zeigt die um 1780 entstandene Stube des Bauern Peter Hass aus Groß-Wisch in der Wilstermarsch. Die junge Frau in Wilstermarscher Tracht posiert in den Museumsräumen, als handelte es sich um eine Situation aus dem realen Leben.

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G enreszenen

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Emil Puls (1877–1941) Wilstermarsch-Stube, Fräulein Siems aus St. Margarethen an der Tür, 1927/28 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [ AB14623 ] Die Wilstermarsch gehörte zu den fruchtbarsten Gegenden Norddeutschlands. Die dort ansässigen Bauern waren überdurchschnittlich vermögend. Die hier abgebildete Bauernstube aus Groß-Wisch ist eine der prächtigsten Bauernstuben in der Sammlung des Altonaer Museums.

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Emil Puls (1877–1941) Wilstermarsch-Stube, Fräulein Siems am Bilegger, 1927/28 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [ AB14628 ] Auf den gusseisernen Platten des Beilegerofens und auf den holländischen Fliesen der Ofenwand sind biblische Szenen dargestellt. Bei dem Buch auf dem Schoß der jungen Frau handelt es sich wahrscheinlich um eine Bibel.

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Norddeutschland in der künstlerischen Fotografie um 1900 Um 1900 avancierten die ländlichen Regionen nahe Hamburg zu Ausflugszielen, und die Seebäder an den Küsten von Nord- und Ostsee lockten Touristen aus nah und fern. Die Heimatschutzbewegung kritisierte die negativen Folgen der Industrialisierung und plädierte für eine Rückbesinnung auf vorindustrielle Lebensformen. Als Reflex der zeitgenössischen Vorstellungen von einem idealen und ursprünglichen Landleben wurden die Landschaften und Bewohner Norddeutschlands zu beliebten Fotomotiven. Der Großteil dieser Bilder bezog sich bewusst auf Vorbilder aus der zeitgenössischen Malerei. Für ein anspruchsvolles bürgerliches Publikum wurden ausgewählte Fotografien im neuen Druckverfahren des Lichtdrucks hochwertig reproduziert und in Mappen verkauft. Sie sollten wie Kunstwerke betrachtet werden. Für eine Annäherung der Fotografie an die Malerei setzten sich um 1900 auch die Vertreter der sogenannten Kunstfotografie ein, deren Arbeiten von den Zeitgenossen als vorbildlich angesehen wurden. Besonders einflussreich war das 1912 von dem Kunstsammler Ernst Juhl (1850–1915) herausgegebene Mappenwerk „Hamburg: Land und Leute der Niederelbe“.

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Unbekannter FotograF. Schloss Glücksburg, um 1900 Lichtdruck [ AB04881 ] Das 1879 erfundene „Edeldruckverfahren“ des Lichtdrucks (auch: Heliogravure oder Photogravure) ermöglichte erstmals die Wiedergabe und Vervielfältigung von Fotografien ohne Qualitätsverlust durch ein Bildraster.

wie gemalt . L andschaften im L ichtdruck

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Unbekannter Fotograf. Swynscher Pesel, um 1900 Lichtdruck [ 1914-54] Im niederdeutschen Bauernhaus war der Pesel ein großer, prachtvoll eingerichteter Raum, der jedoch nicht beheizt werden konnte. Im Winter diente der Pesel als Lagerraum, im Sommer wurde er als Ort für festliche Zusammenkünfte genutzt.

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Unbekannter Fotograf. Dorfstraße in Oevenum auf Föhr, um 1900 Lichtdruck [ 1932-862 ] Um 1900 legten verschiedene Verlage großformartige Mappen mit im Lichtdruck reproduzierten Fotografien auf. Die darin enthaltenen Fotografien sollten wie Kunstwerke betrachtet werden.

wie gemalt . L andschaften im L ichtdruck

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Anton Bruhn (1868–1928). Finkenwärder Hochsee-Ewer, 1909 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,34 ] In dem auf 300 Exemplare limitierten Mappenwerk „Hamburg: Land und Leute der Niederelbe“ sind neunzig exzellent im Lichtdruck reproduzierte Fotografien mit Landschafts- und Genredarstellungen von Motiven aus Hamburg und Umgebung versammelt. Seite 73 Anton Bruhn (1868–1928). Finkenwärder Hochseefischer, 1909 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,35 ]

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E rnst J uhl : L and U nd L eute der N iederelbe

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Anton Bruhn (1868–1928). Blankeneser, 1911 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,88 ] Die in der Mappe enthaltenen Bilder aus dem Umfeld der Hamburger Kunstfotografie sollten anderen Fotografen als Vorbilder dienen, aber auch lokale Traditionen im Bild bewahren.

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N orddeutschland in der künstlerischen F otografie um 1 9 0 0


Anton Bruhn (1868–1928). Blankeneserin, 1911 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,90 ]

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Minya Diez-Dührkoop (1873–1929). Vierländerin, 1908 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,44 ] Die charakteristischen Trachten und Hausformen der Vierlande nahe Hamburg boten den Fotografen vielfältige Motive. Gezeigt wird jedoch eine Lebensweise, die um 1900 auch auf dem Land immer seltener praktiziert wurde.

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N orddeutschland in der künstlerischen F otografie um 1 9 0 0


Anton Bruhn (1868–1928). Vierländerin in Arbeitstracht, 1908 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,46 ]

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Minya Diez-Dührkoop (1873–1929). Vierländerin im Silberbrautstaat, 1908 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,45 ]

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N orddeutschland in der künstlerischen F otografie um 1 9 0 0


Anton Bruhn (1868–1928). Hansdorf: Diele im Kiekut, 1911 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,74 ]

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Der malerische Blick auf die Landschaft Eine Landschaft ästhetisch wahrzunehmen und zu bewahren zählte zu den Kernforderungen der Heimatschutzbewegung um 1900. So dokumentierte beispielsweise der Kieler Heimatforscher Theodor Möller (1873–1953) die schleswig-holsteinischen Landschaften, weil er ein Bewusstsein für ihren Wert wecken wollte. Viele seiner Fotografien sind wie Landschaftsgemälde komponiert, so dass ihre Betrachter eine Landschaft wie ein Kunstwerk betrachten und genießen können. Neben der Malerei stellte auch die Bewegung der Kunstfotografie um 1900 eine wichtige Anregung für Möller dar. Genau wie die Heimatschutzbewegung orientierten sich die Kunstfotografen am Ideal der Ursprünglichkeit und bildeten bevorzugt solche Landschaften ab, die keine Spuren der Industrialisierung zeigten. Theodor Möllers Landschaftsbilder konzentrieren sich auf die Übermittlung von Stimmungen, ihre spiegelnden Gewässer vermitteln den Eindruck von Ruhe und Frieden.

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der malerische B lick auf die L andschaft


Theodor Möller (1873–1953) Schwentine bei Wahlsdorf, um 1900 [ 1909-82,5 ]

L andschaft wie gemalt

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Theodor Möller (1873–1953). Heidrege bei Uetersen, auf dem Moor, um 1900 [ 1909-116,11 ]

Theodor Möller (1873–1953). Pinnau bei Uetersen, um 1900 [ 1909-82,6 ]

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der malerische B lick auf die L andschaft


Theodor Möller (1873–1953). Pyramidenpappeln bei Tökendorf am Dobersdorfer See, um 1900 [ 1909-25,7 ]

L andschaft wie gemalt

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Orte Bis heute ist unser kollektives Bild von Norddeutschland und seinen Bewohnern stark von der um 1900 im Umfeld der Kunstfotografie und des Heimatschutzes entwickelten Sehweise beeinflusst. Es ist der Blick des reisenden Städters, der nach pittoresken Landschaften und ursprünglichen Menschen suchte. Auffällig oft finden sich Motive aus Ausflugsorten wie etwa dem von Hamburg aus leicht erreichbaren Alten Land oder von touristischen Reisezielen wie Helgoland oder den nordfriesischen Halligen. Abgebildet werden Bauernhäuser und Fischerkaten aus Fachwerk, charakteristische Trachten und stimmungsvolle Motive wie blühende Obstbäume oder Dünen auf Sylt. Die Bewohner werden stets bei traditionellen und regio­naltypischen Tätigkeiten gezeigt, etwa dem Fischfang auf Altenwerder an der Elbe oder auf der Hochseeinsel Helgoland. Schon damals beklagten Heimatforscher den wachsenden Einsatz moderner Technik, den zunehmenden Verzicht auf regionaltypische Kleidung und den verbreiteten Wunsch nach komfortableren Wohnformen als negative Veränderungen des Land­ lebens. In den Fotografien zeigt sich hiervon jedoch keine Spur.

Seite 87 Anton Bruhn (1868–1928). Grünendeich, Bauernhof Deden, 1911 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,64 ]

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O rte


D as alte land

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Anton Bruhn (1868–1928). Mittelkirchen an der Lühe, 1911 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,59 ]

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O rte


Anton Bruhn (1868–1928). Lühe, Ewerhafen, 1912 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,60 ]

D as alte land

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oben Rudolf Dührkoop (1848–1918) Neuenfelde, Altenländer Kirchgängerinnen, 1909 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,66 ] unt en Rudolf Dührkoop (1848–1918) Neuenfelde, Altenländerinnen, 1909 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,67 ]

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Rudolf Dührkoop (1848–1918). Altenländerin am Kirchstuhl in York, 1909 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,65 ]

D as alte land

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Unbekannter Fotograf Altenwerder Fischer, um 1910 [ AB14621,6 ] Seite 96 /97 Unbekannter Fotograf Ansicht von Altenwerder, um 1910 [ AB14621,10 ]

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O rte


Unbekannter Fotograf Altenwerder Fischhändlerin, um 1910 [ AB14621,4 ]

alten W erder und W altershof

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Unbekannter Fotograf. Altenwerder Fischer: Auswerfen der Lachsgarne, um 1910 [ AB14621,13 ]

Unbekannter Fotograf. Altenwerder Fischerjungen, um 1910 [ AB14621,2 ]

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Unbekannter Fotograf. Altenwerder Fischer: Jolle mit Aalreusen, um 1910 [ AB14621,20 ]

Unbekannter Fotograf. Altenwerder Fischer: Ewer mit verschiedenen Netzen, um 1910 [ AB14621,17 ]

alten W erder und W altershof

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Bei der Arbeit Die Heimatschutzbewegung plädierte um 1900 für eine Rückbesinnung auf vorindustrielle Lebensformen. Der Bewahrung ländlicher Traditionen sprach man einen höheren moralischen Wert zu als der von der Industrialisierung geprägten Lebensweise in den Städten. Heimatforscher dokumentierten bäuerliches Brauchtum in Wort und Bild, da dieses immer seltener von der Bevölkerung praktiziert wurde und die Menschen in die Städte abwanderten. Die im Zuge der Heimatschutzbewegung entstandenen Fotografien zeigen deshalb stets die traditionellen, handwerklich orientierten Tätigkeiten. Nahezu sämtliche Darstellungen von Menschen bei der Arbeit sind stark idealisiert und geben gestellte Szenen wieder, die sich an Vorbildern aus der Malerei orientieren. Feldarbeiterinnen in reinen Schürzen posieren mit erhobenen Rechen vor einem Erntewagen, Bauern bei der Kartoffelernte verharren in Gebetshaltung auf dem Feld, Fischer ziehen ein Netz an Land, ohne dass ihre Anstrengung sichtbar wird. So entsteht der Eindruck von Menschen, die im Einklang mit ihren Traditionen ein zufriedenes Leben führen.

Seite 1 2 1 Anton Bruhn (1868–1928) Geesthachterin, 1910 Lichtdruck, aus der Mappe: Hamburg: Land und Leute der Niederelbe, hg. von Ernst Juhl, Hamburg 1912 [ AB08244,47 ]

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B ei der A rbeit


F eldarbeit

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Emil Puls (1877–1941). Kartoffelernte in Dorfmark, Lüneburger Heide, um 1910 [ AB13810,1 ] Die gefalteten Hände des Mannes im Vordergrund sowie die kniende Haltung der Frau im Hintergrund stellen Assoziationen zu einer sakralen Handlung her.

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B ei der A rbeit


oben Emil Puls (1877–1941). Frau bei der Kartoffelernte in Dorfmark, Lüneburger Heide, um 1910 [ AB14609 ]

u n ten Friedrich Ferdinand Schwartz (1836–1906) Kartoffelernte, um 1900 [ 1965-159,7 ]

F eldarbeit

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Emil Puls (1877–1941) Ochsen am Pflug in der Lüneburger Heide bei Soltau, um 1910 [ AB14383,1 ]

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P.F. Gosch (Lebensdaten unbekannt) Ochsengespann, Erntewagen (Getreideernte), um 1900 [ AB14589 ]

F eldarbeit

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oben Emil Puls (1877–1941) Klarmachen des Netzes während der Fahrt in See (Ausreise), 1920 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [AB14636] u n ten Emil Puls (1877–1941) Der Steert geöffnet, heraus rutschen die Fische in die Hocken, 1920 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [AB14639]

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B ei der A rbeit


oben Emil Puls (1877–1941) Prachtexemplare „Steinbutt”, 1920 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [AB14640] unten Emil Puls (1877–1941) Ein Seeteufel, 1920 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [AB14641]

F ischfang mit der K ersten M iles

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B ei der A rbeit


Emil Puls (1877–1941) Ausladen der Fische aus einem Dampfer, morgens um 5 Uhr am Fischer­ei­ kai, 1. September 1931 Moderner Print vom historischen Glasnegativ [AB14642] Nach 1920 erweiterte Emil Puls seine Serie zum Fischfang in Altona. Er dokumentierte insbesondere den Betrieb in der Altonaer Fischauktionshalle und das Verladen der Fische im Altonaer Fischereihafen.

F ischfang mit der K ersten M iles

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Ein moderner Blick auf Norddeutschland Um 1920 setzte allmählich ein Wandel in der fotografischen Darstellung Norddeutschlands ein. Etliche Fotografen lösten sich von den prägenden Vorbildern aus dem Umfeld von Heimatschutzbewegung und Kunstfoto­ grafie. Stattdessen wurde die Bildsprache des „Neuen Sehens“ aus dem Umfeld des Bauhauses auch auf Motive aus dem Alten Land und anderen norddeutschen Regionen angewandt. Die extreme Untersicht, die intensiven Schattenwirkungen und die Nahsichtigkeit bei Günther Lues und Hans Hartz sind Bildlösungen, die ohne den Einfluss des Films nicht denkbar wären. Ähnlich wählte der am Bauhaus ausgebildete Fotograf Eberhard Schrammen Bildausschnitte, welche die abgebildeten Personen nah an den Betrachter heranrücken und ihrer Tätigkeit eine Unmittelbarkeit verleihen, die der Darstellung arbeitender Menschen bei Theodor Möller und Emil Puls zumeist fehlt. Ulrich Macks Fotografie aus den 1970er Jahren zeigt einen Bauern, der vor Aufgabe seines Hofes sein Vieh tötet. Die Unmittelbarkeit der Darstellung ist hier auf die Spitze getrieben.

Seite 1 5 1 Ulrich Mack (geb. 1934) Nach der Sintflut, 1974 [ 1998-42,1 ] Das Bild ist Teil einer Serie über einen Bauern an der Niederelbe, der seinen Hof aufgeben muss, da nach einer Sturmflut im Jahr 1972 die Deichlinie neu geordnet wurde. Vor Aufgabe des Hofes tötete der Landwirt all sein Vieh, zu Beginn die Hühner.

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ein moderner blick auf N orddeutschland


B 채uerliche A rbeiten

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Impressum

Die Ausstellung „Stille Bauern und kernige Fischer? Norddeutschland in der Fotografie“ ist eine Ausstellung der Stiftung Historische Museen Hamburg im Altonaer Museum im Rahmen der Plattform „Hamburg in der Fotografie“.

Börries von Notz Alleinvorstand Historische Museen Hamburg Prof. Dr. Hans-Jörg Czech Direktor Altonaer Museum Historische Museen Hamburg Dr. Vanessa Hirsch Projektleitung Altonaer Museum Historische Museen Hamburg

Design, Layout & Satz Benjamin Wolbergs, Berlin © Stiftung Historische Museen Hamburg Altonaer Museum / Junius Verlag GmbH
 Stresemannstraße 375 D-22761 Hamburg www.junius-verlag.de

© für die Bilder von Agnieszka Rayss bei der Fotografin © für alle anderen Bilder Stiftung Historische Museen Hamburg, Altonaer Museum

AUSSTELLUNG Kuratorin Dr. Vanessa Hirsch Altonaer Museum Historische Museen Hamburg

Printed in Germany 2015

Ausstellungsgestaltung MIWAA Ausstellungsarchitektur Jochen Messer

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliogra­fische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Ausstellungsgrafik atelier freilinger & feldmann

KATALOG

ISBN 978-3-88506-054-3 1. Auflage 2015

Wir danken Sputnik Photos, Warschau, für ihren Beitrag zur Ausstellung

Herausgegeben von Dr. Vanessa Hirsch Altonaer Museum Historische Museen Hamburg Redaktion Dr. Kerstin Petermann Mitarbeit Christopher Bainbridge Altonaer Museum Historische Museen Hamburg

Wir danken für die finanzielle Unterstützung der Ausstellung:


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