Leseprobe: Der Tag, an dem ...

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Der Tag, an dem … Hamburgs Geschichte in 50 Geschichten

Texte von Olaf Wunder und   Thomas Hirschbiegel, Buttje Rosenfeld, Malte Steinhoff


Der Tag, an dem … ... Klaus Störtebeker starb  ....................................... 8 20.10.1401

… die Huren in die Herbertstraße zogen  ............. 1.1.1900

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… Hamburg protestantisch wurde  ........................ 12 28.4.1528

… der Michel brannte  ............................................... 3.7.1906

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… ein Franzose den Alsterpavillon eröffnete  ....................................................................... 14 20.8.1799

… Carl Hagenbeck seinen Tierpark eröffnete  ....  54 7.5.1907

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… die ersten Autos auf der „Mö“ fuhren  ............. 26.10.1909

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… Luftschiffe den Himmel über  Hamburg eroberten  ................................................... 6.3.1910

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… der Alte Elbtunnel eingeweiht wurde  .............. 7.9.1911

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… der große Stadtbrand ausbrach  ........................ 5.5.1842

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… die Nivea-Creme auf den Markt kam  ............... 30.12.1911

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… die erste Eisenbahn durch Hamburg fuhr  ...... 7.5.1842

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… der Erste Weltkrieg ausbrach  ............................. 1.8.1914

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… Hamburg ein Licht aufging  ................................. 8.12.1882 … die Speicherstadt eingeweiht wurde  ............... 29.10.1888

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… die Cholera nach Hamburg kam  ....................... 16.8.1892

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… Hamburg ein Teil Frankreichs wurde  .............. 1.1.1811 … Hamburgs größter Komponist zur Welt kam  ............................................................... 7.5.1833

… der große Hamburger Hafenstreik begann  ................................................... 21.11.1896 … Hamburgs erstes Kaufhaus eröffnete  .............. 1.3.1897

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… sich Reeder Albert Ballin das Leben nahm  ................................................................. 9.11.1918 … in Hamburg der Sülze-Aufstand tobte  ............. 23.6.1919 … der „Lord von Barmbeck“ eingebuchtet wurde  ................................................... 29.6.1921 … Hamburgs erstes Radio auf Sendung ging  ..... 2.5.1924

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… ein SA-Aufmarsch mit 18 Toten endete  ........... 17.7.1932

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… Fritz Honka gefasst wurde  .................................. 124 17.7.1975

… der Feuersturm durch Hamburg fegte  ............. 24.7.1943

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… St. Pauli den ersten Aufstieg schaffte  ............. 126 7.5.1977

… die SS zwanzig Kinder erhängte  ....................... 20.4.1945

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… der ganze Norden im Schnee versank  ............. 128 28.12.1978

… „Klettermaxe“ fast in den Tod stürzte  ............. 12.9.1951

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… Punks über Pöseldorf herfielen  ........................ 130 3.5.1980

… Freddy Quinn sein Debüt gab  ............................ 22.2.1956

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… der Dom zur Todesfalle wurde  .......................... 134 14.8.1981

… die Stadt ihren größten Sohn zu Grabe trug  .................................................................... 98 29.7.1960

… die Giftfabrik schließen musste  ........................ 136 18.6.1984

… Hamburg unterging  .............................................. 102 16.2.1962 … der Star-Club eröffnete  ........................................ 106 13.4.1962 … der HSV in die Bundesliga startete  .................. 110 24.8.1963

… Neonazis Ramazan Avci totschlugen  ............... 138 21.12.1985 … die Polizei 861 Hamburger einkesselte  ........... 140 8.6.1986 … St. Pauli-Killer „Mucki“ Pinzner Amok lief  ... 142 29.7.1986

… die Queen Hamburg besuchte  ............................ 112 28.5.1965

… Dohnanyi der Hafenstraße sein Ehrenwort gab  ............................................................ 144 19.11.1987

… die Studenten die Uni aufmischten  ................. 116 9.11.1967

… die alte Flora rot wurde  ...................................... 146 1.11.1989

… der Container den Hafen eroberte  ................... 118 31.5.1968

… der kleine Volkan starb  ....................................... 148 26.6.2000

… die RAF ihren ersten Mord verübte  .................. 120 22.10.1971

… Schill den Bürgermeister erpresste  ................. 150 19.8.2003


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… ein Franzose den Alsterpavillon eröffnete 20.8.1799   Das berühmte Hamburger Lokal ist das erste Eiscafé Deutschlands.

Speiseeis hat eine jahrtausendealte Geschichte. Römische Cäsaren und chinesische Kaiser ließen sich Eis aufwendig aus den Bergen liefern, vermischten es mit Früchten – und waren selig. Die Hamburger lernten diese köstliche Speise erst vor 216 Jahren kennen: Am 20. August 1799 eröffnete der Franzose Vicomte Augustin Lancelot de Quatre Barbes den „Alsterpavillon“ – er gilt heute als erstes Eiscafé Deutschlands. Augustin Lancelot, ein Adeliger, hatte seine Heimat verlassen, weil er fürchten musste, im Zuge der Französischen Revolution seinen Kopf unter dem Fallbeil der Guillotine zu verlieren. In einem Brief an Senator Westphalen schlug er vor, „vis-à-vis la Rue du Große Bleichen“ einen Pavillon zu errichten, um dort Erfrischungen anzubieten, vor allem „Gefrorenes“. Der Senator stimmte zu, verband seine Genehmigung aber mit Auflagen: Karten- oder Würfelspiele sollten verboten sein. Außerdem musste Augustin Lancelot täglich den staubigen Jungfernstieg sprengen. Der erste Alsterpavillon bestand aus Holz und war mit 13 Metern Länge und neun Metern Breite ziemlich klein. Allerdings war zu dieser Zeit der Jungfernstieg auch noch längst kein Prachtboulevard. Das aber änderte sich bald, und in den kommenden Jahrzehnten erfand sich der Alsterpavillon dann immer wieder neu: Der zweite, 1841 fertiggestellte Bau verfügte immerhin schon über eine umlaufende Veranda. 1875 baute der damalige Stararchitekt Martin Haller einen Alsterpavillon, der ein bisschen an ein klassizistisches Lustschloss erinnerte. Völlig verunglückt war das vierte Gebäude, das 1900 fertiggestellt wurde: ein Durch­einander aus Renaissance und Romantik, das die Bürger herablassend als „Kachelofen“ bezeichneten. So richtig ins Herz schlossen die Hamburger erst den fünften Alsterpavillon, der 1914 fertig wurde: ein Gourmettempel mit PalJungfernstieg und Neuer Jungfernstieg – auch zur Biedermeierzeit schon eine Flaniermeile. Im Hintergrund sehen wir den 1841 errichteten zweiten Alsterpavillon.

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oben Der 1799 von Vicomte Augustin Lancelot de Quatre Barbes eröffnete erste Alsterpavillon Mitte 1875 schuf der damalige Stararchitekt Martin Haller den dritten Alsterpavillon. unten Im Jahr 1900 wird der vierte Alsterpavillon fertig – die Bevölkerung tauft ihn spöttisch „Kachelofen“.

men, Marmorsäulen und glitzernden Kronleuchtern. Schon bis dato habe es sich „so ungefähr um das populärste Kaffeehaus der Welt gehandelt“, schwärmte der „Hamburgische Correspondent“, „von jetzt an wird es auch das eleganteste sein“. In diesem Gebäude ereignete sich eine Menge Zeitgeschichte: Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, begrüßten das die zumeist großbürgerlichen Gäste mit nationalen Gesängen und einem dreifach Hoch auf den Kaiser. Als der Inhaber einen Gast daran hindern wollte, ein Extrablatt mit Kriegsnachrichten zu verlesen, witterte das Publikum einen Mangel an Patriotismus – Teller flogen, Tische und Stühle fielen um. Noch einmal wurde der Alsterpavillon fünf Jahre später verwüstet, im Zuge der sogenannten „Sülzeunruhen“. Damals ging das Gerücht, eine Fleischwarenfabrik verarbeite Tierkadaver zu Sülze. Daraufhin stürmte die aufgebrachte Menge die Fabrik und nahm auch gleich den Alsterpavillon auseinander, den man für ein Lokal der Bonzen hielt (siehe Seite 78 ff). Zwanzig Jahre später war es die von den Nazis verfolgte Swing-Jugend, die sich hier traf. 1942 bekam der Inhaber von der Gestapo deshalb die Auflage, vier Wochen lang täglich schon um fünf Uhr nachmittags zu schließen. Beim ersten Abendprogramm am 26. Juli sang dann Lola Rebfus das Lied „So wird’s nie wieder sein“ – und ahnte wohl nicht, wie recht sie hatte: Am nächsten Tag wurde das Gebäude von Fliegerbomben ge­ troffen. Nach dem Krieg ging es zunächst in der Ruine weiter, bevor 1953 der sechste Alsterpavillon entstand. Ein typisches Bauwerk der 1950er Jahre. Ob schön oder nicht – darüber streiten sich heute die Anhänger der Nachkriegsmoderne mit ihren Verächtern. Der „Alsterpavillon“ blickt auf eine 216-jährige Geschichte zu­rück – sein berühmtester Gast war bestimmt Heinrich Heine, der dem Lokal in den „Memoiren des Herrn Schnabelewopski“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat: „Da lässt sich gut sitzen“, schrieb er, „und da saß ich gut manchen Sommernachmittag und dachte, was ein junger Mensch zu denken pflegt, nämlich gar nichts, und betrachtete, was ein junger Mensch zu betrachten pflegt, nämlich die jungen Mädchen.“

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oben Hier bejubelte das B端rgertum den Kriegsausbruch 1914: Kurz zuvor war der f端nfte Alsterpavillon fertig geworden. unten So sieht der Alsterpavillon heute aus: 1953 wurde der Neubau eingeweiht.

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Seite 24 St. Nikolai war die erste Hamburger Kirche, die dem Stadtbrand zum Opfer fiel. Am Morgen des 5. Mai 1842 gab es noch einen Gottesdienst, um vier Uhr nachmittags stürzte der brennende Turm ein. links Ruinen an der Binnenalster: Vom Dach der Börse machte Biow dieses Bild. Im Hintergrund die Lombardsbrücke. rechts Eines der wenigen Gebäude, die den Brand überstanden: die Börse. Im Vordergrund die Kleine Alster.

… der große Stadtbrand ausbrach 5.5.1842   Die Stadt steht in Flammen – und Daguerreotypist Hermann Biow lichtet die Ruinen ab.

Die Archivare im Museum fassen die Originale heute nur noch mit Handschuhen an. Zu groß die Gefahr, dass die Bilder Schaden nehmen. Wirklich schön sind sie zwar nicht, zeigen sie doch Chaos und Vernichtung. Dennoch ist ihr Wert unschätzbar, denn die drei Bilder sind die allerersten Fotos, die je von Hamburg gemacht wurden – aufgenommen unmittelbar nach dem großen Stadtbrand 1842, der weite Teile Hamburgs vernichtete. Dies war die bis dahin schlimmste Katastrophe der Stadtgeschichte. Hamburg vor 170 Jahren – ein Gewimmel von engen Gassen und Twieten. Alte Fachwerk-Speicher standen eingekeilt zwischen Fleet und Straße, drohten zu platzen unter der Fülle der Waren: Baumwolle, Hanf, Alkohol, Gummi, Schellack, Spiritus und Öl. In den Wohnhäusern hausten die Menschen dicht gedrängt, und auf den engen Straßen zwängten sich Fußgänger durch ein Wirrwarr aus Droschken, Gemüsekarren und Bauernwagen. Gott bewahre, wenn in diesem dichten Gedränge Feuer ausbräche! Am 5. Mai 1842 passierte es. Gegen ein Uhr in der Nacht riss der Ruf des Nachtwächters die Menschen aus dem Schlaf: „Füer! Füer in de Diekstraat!“ Eine alte Zigarrenfabrik in der Deichstraße stand in Flammen, und ein heftiger Wind aus Südwest trieb das Feuer in Richtung Stadtzentrum. Spritzenmeister Repsold jr. erkannte früh, dass der Katastrophe nur auf

eine Weise begegnet werden könne: durch Sprengungen. In die Stadt müssten Brandschneisen geschlagen werden, forderte er. In New York und Charleston war dieses Prinzip schon erfolgreich praktiziert worden. Doch der Rat der Stadt lehnte die brachiale Maßnahme ab, fürchtete er doch Regressforderungen betroffener Hausbesitzer. Später änderte sich diese Meinung – aber da war es schon viel zu spät. Mittags um zwölf Uhr hielt Pastor Wendt in der Nikolaikirche noch seinen Himmelfahrtsgottesdienst ab. Kaum war er fertig und die Gemeinde auf dem Heimweg, brannte das Gotteshaus auch schon. Nach einigen Stunden fiel der Kirchturm in sich zusammen. Am Abend war auch das alte Rathaus bedroht. Nun entschlossen sich die Stadtväter, das Gebäude zu opfern und es mit 800 Pfund Schießpulver in die Luft zu jagen. Das stoppte das Feuer zwar nicht, immerhin aber schützten die Trümmer des Rathauses die Silber- und Goldreserven, die im Keller der benachbarten Hamburger Bank lagerten, vor Plünderern. Nun brach Panik aus in der Stadt. Kopflos flüchteten die Bürger, und jeder versuchte, sein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen – eine gute Gelegenheit für Fuhrwerker, Kasse zu machen. Der Preis für eine Fuhre stieg auf einhundert Mark, das Sechsfache des Monatslohns eines Arbeiters. Es kam auch zu Plünderungen. In der „Denkerschen Weinhandlung“ am Rödingsmarkt etwa machten sich 17 durstige Männer über den Champagner her – keine gute Idee, denn alle starben, weil das Haus mit ihnen abbrannte. Hamburgs Feuerwehr war völlig überfordert mit der Katastrophe, und Hilfe musste von überall her angefordert werden. Feuerwehrmänner aus Wedel, Blankenese, Stade, Altona und Wandsbek eilten herbei. Gemeinsam

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… die Huren in die Herbertstraße zogen 1.1.1900   Die Sittenpolizei will Prostituierte besser kontrollieren. Deshalb sollen die Frauen alle an einem Ort arbeiten.

Sie ist – neben der Reeperbahn – die bekannteste Straße der Stadt. Abgesperrt und doch rund um die Uhr offen. Autofrei und doch mit regem Verkehr – die Herbertstraße. Geschaffen wurde dieser unsittliche Ort ausgerechnet von Moralaposteln der Stadtverwaltung. Diese glaubten nämlich, dass sie die Huren besser kontrollieren könnten, wenn sie sie in einer Straße kasernieren. So entstand am 1. Januar 1900 die berühmte Bordellpassage. Sechzig Meter lang und etwa sieben Meter breit ist diese ganz besondere Fußgängerzone. Richtige Läden gibt es nicht, aber jede Menge Schaufenster. Und wenn Männer vorbeischlendern, dann machen die Frauen, die sich darin präsentieren, durch Trommeln gegen das Fenster auf sich aufmerksam: „Na, wie wär’s, willst du reinkommen, Schatz?“ Bis ins 13. Jahrhundert reicht die Geschichte der Prostitution in Hamburg zurück. 1428 hatte die Stadt bereits acht offizielle „Frauenhäuser“. Sie befanden sich unter anderem auf dem Kattrepel (Altstadt) und an der Neustraße. Gesellschaftlich anerkannt waren Prostituierte natürlich nicht, aber sie wurden geduldet. Das änderte sich im 17. Jahrhundert im Zuge der Reformation und der sich ausbreitenden Geschlechtskrankheit Syphilis. 1666 errichteten die Stadtväter am Alstertor ein Spinnhaus, in dem Frauen, die der Prostitution überführt wurden, Zwangsarbeit verrichten mussten. Zusätzlich wurden Huren am Pferdemarkt an den Schandpfahl gekettet und öffentlich zur Schau gestellt. 1806 besetzten napoleonische Truppen die Stadt. Die käufliche Liebe wurde damit wieder gesellschaftsfähig. Jede Menge neue Bordelle wurden nun eröffnet. Und das blieb auch so, als die Franzosen längst wieder weg waren. Gab es 1833 in Hamburg 113 Freudenhäuser, so waren es 1863 bereits 180. Die Zahl der registrierten Huren verdoppelte sich in diesem Zeitraum von 569 auf 1047.


Seite 46 Im Vergleich zu heute waren die Prostituierten in den 1950er Jahren ziemlich keusch gekleidet.

oben Sechzig Meter lang ist die Herbertstraße. Eine Fuß­gängerzone der besonderen Art: abgesperrt, aber doch rund um die Uhr offen, autofrei, aber mit regem Verkehr.

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Der Tag, an dem …

oben Die Fabrikanlagen der Firma Beiersdorf in Eimsbüttel zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Von hier aus eroberte die Nivea-Creme die ganze Welt. Mitte Er erfand die Nivea-Creme und machte aus dem Unternehmen einen Weltkonzern: Dr. Oscar Troplowitz (1863–1918). unten Bis heute trägt die Firma seinen Namen: der Hamburger Apotheker Paul Carl Beiersdorf (1836–1896).

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… die Nivea-Creme auf den Markt kam 30.12.1911  Ein Hamburger Apotheker entwickelt das revolutionäre Pflegeprodukt.

Jeder kennt sie: die blaue Aluminium-Dose mit dem weißen Schriftzug. Unsere Großeltern haben sie noch in Apotheken gekauft. Und die Enkelin findet sie heute in jedem Supermarkt weltweit. Die Rede ist von der Nivea-Creme. Sie ist die berühmteste Hautcreme aller Zeiten – und die erste industriell hergestellte außerdem. Am 30. Dezember 1911 kam sie in Hamburg auf den Markt. Salben wurden bis dahin von Apothekern und Drogisten angerührt. Dafür hatte jeder sein eigenes Rezept. Und wirklich gut waren die Cremes alle nicht: Denn entweder bestanden sie aus pflanzlichen oder tierischen Fetten und verdarben schnell. Oder sie wurden auf Mineralölbasis produziert und versorgten die Haut nicht genügend mit Feuchtigkeit. Schon lange hatte Oscar Troplowitz, der Chef der Hamburger Firma Beiersdorf, über ein ganz neues Produkt nachgedacht. Seine Idee war es, Wasser und Öl zu einer stabilen Emulsion zu vereinigen. Fett und Feuchtigkeit zusammen – das wäre die perfekte Basis für eine Hautcreme.


Der Haken: Es gab damals chemisch noch keinen Weg, Wasser und Fett zu vereinigen. Das änderte sich erst, als der Chemiker Dr. Isaac Lifschütz eine bahnbrechende Erfindung machte: das Eucerit. Mithilfe dieses Emulgators war das Unmögliche plötzlich möglich. „Nix, nivis“ ist Latein und heißt so viel wie Schnee. Weil auch die Creme, die im Dezember 1911 auf den Markt kam, so weiß wie Schnee war, taufte Beiersdorf sie auf den Namen „Nivea“. Die Käufer waren begeistert, stellte das Produkt doch jede bislang bekannte Kosmetik in den Schatten: „Nivea“ ließ sich angenehm auf der Haut verteilen und bot ihr Schutz vor Wind, Kälte und Sonne. Dann war da auch noch dieser Duft! Eine Komposition aus Bergamotte, Orange, Lavendel, Rose, Flieder und Maiglöckchen. Er betörte schon damals die Frauen, und auch die Männer fanden Gefallen daran.

Die Geschichte des Unternehmens Beiersdorf hatte rund dreißig Jahre zuvor begonnen, und zwar im Schatten des Michel. Der 1836 in Neuruppin geborene Paul Carl Beiersdorf kaufte dort 1880 eine Apotheke an der Mühlenstraße (heute Gerstäckerstraße). Wirtschaftlich war dies zunächst ein großer Fehler, denn der Laden lief nicht gut. Schon der Vorbesitzer hatte Schwierigkeiten gehabt, sich über Wasser zu halten. Das Haus befand sich in einer „Kleine-Leute-Gegend“, Laufkundschaft gab es dort kaum. Beiersdorf hatte also kaum eine andere Wahl, als sich in seinem Labor an medizinischen Erfindungen zu versuchen. Eines Tages machte er die Bekanntschaft eines Arztes, der damals noch völlig unbekannt war, später aber einer der berühmtesten Dermatologen Deutschlands werden sollte: Paul Gerson Unna. Ein glückliches Zusammentreffen, das zu einer bahnbrechenden Erfindung und zur Gründung der Firma Beiersdorf führte.

Die drei berühmten „Nivea-Jungs“ aus einer Werbekampagne der 1920er Jahre

Unter dem Namen „Nivea“ produzierte die Firma bald auch Sonnenöle.

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links Während der „Operation Gomorrha“ legten alliierte Bomber weite Teile Hamburgs in Schutt und Asche. Rund 34 000 Menschen starben. oben Die Bomber nahmen sich bei jedem Angriff einen anderen Teil der Stadt vor. Am Turm der Nikolaikirche orientierten sie sich. Harvestehude, Winterhude und Eppendorf blieben weitgehend unzerstört, weil in der Nacht des Angriffs ein Gewitter über der Stadt lag.

… der Feuersturm durch Hamburg fegte 24.7.1943   „Operation Gomorrha“ – innerhalb von drei Stunden sterben 34 000 Menschen.

„Operation Gomorrha“, das klingt nach Endzeitstimmung, nach totaler Vernichtung. Ein passender Name für die schwersten alliierten Luftangriffe, die es bis dahin im Zweiten Weltkrieg gab. Sie galten Hamburg und richteten im Juli und August 1943 ein Inferno apokalyptischen Ausmaßes in der Stadt an. Schätzungsweise 34 000 Hamburger starben. Damit war diese Angriffsserie fast so verheerend wie für Hiroshima der Atombombenabwurf zwei Jahre später. Der 24. Juli 1943 war ein drückend heißer Sonnabend. In der Morgenzeitung war die Rede davon, dass ein Wellensittich entflogen sei und dass Erbsenpflückerinnen gesucht würden. Schon seit drei Wochen hatte es keinen Fliegeralarm mehr gegeben. Ein bisschen Urlaub vom Krieg – fast schien es, als wollten die Alliierten die Stadt verschonen. Dies war jedoch ein schwerer Irrtum. Kurz vor 21 Uhr hoben in Südengland 791 Kampfflugzeuge ab. Die „Operation Gomorrha“, deren Name der Bibel entlehnt war, begann. „Da ließ der Herr“, so heißt es im 1. Buch Mose, „Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom

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… Freddy Quinn sein Debüt gab 22.2.1956   In der Musikhalle singt er vom „Heimweh“ – und wird damit zum ersten deutschen Popstar.

links Das Image vom einsamen Wolf verpasste ihm die Plattenfirma: Freddy sollte das „Heimweh“ nicht nur singen, sondern verkörpern. Seite 96 Wild West auf den Straßen Berlins: Freddy Quinn 1964 mit US-Sexbombe Mamie van Doren, eine Werbenummer für den Film „Freddy und das Lied der Prärie“

Den Menschen standen Tränen in den Augen, wenn Freddy sang – vor allem jenen, die in den Wirren des Krieges ihre Heimat verloren hatten. Mit „Heimweh“, seinem ersten Nummer-eins-Hit, traf Freddy Quinn den Nerv der Zeit: „Dort, wo die Blumen blüh’n“, sang er, „dort, wo die Täler grün, dort war ich einmal zu Hause. Wo ich die Liebste fand, da liegt mein Heimatland. Wie lang bin ich noch allein?“ Es war der 22. Februar 1956. Ab zehn Uhr morgens hatte die Plattenfirma Polydor die Hamburger Musikhalle gemietet, um dort die neue Scheibe einzuspielen. Der Song „Sie hieß Mary Ann“ war für die A- und „Heimweh“, eine Coverversion von Dean Martins „Memories are made of this“, für die B-Seite vorgesehen. Eigentlich sollte René Carol, damals einer der Stars von Polydor, am Mikrofon stehen. Aber der saß, wie man munkelte, wegen Trunkenheit am Steuer im Knast. Und so musste eins der Nachwuchstalente ran: Freddy Quinn. Der Sänger war damals noch in der Gesangsausbildung und bekam laut Vertrag nur 240 Mark pro Plattenseite. Trotzdem gab er alles – und löste einen wahren „Heimweh“Hype aus. Die Nachfrage war so groß, dass das Presswerk in Hannover Sonderschichten fahren musste. Bis Jahresende wurden eine Million Scheiben verkauft, der Song war monatelang auf Platz eins der Hitparade. Freddy Quinn war aber nicht nur der erste Popstar der jungen Bundesrepublik. Er war auch der erste Star hierzulande, dem ein maßgeschneidertes (um nicht zu sagen: erfundenes) Image verpasst wurde. Das Publikum sollte glauben, dass Freddy nicht nur von „Heimweh“ singt, sondern selbst ein einsamer Wolf sei. „Text und Interpretation müssen eins werden mit Freddy Quinn. Schließlich will man mehr, noch mehr Erfolg“, hat QuinnBiograf Elmar Kraushaar die Strategie der Plattenfirma beschrieben. Nach dem Motto „Einmal Heimweh, immer Heimweh“ war Freddy jetzt fürs Sehnsuchtsfach abonniert: Nicht zufällig hießen seine nächsten Lieder „Heimatlos“, „Der Legionär“ und „Unter fremden Sternen“. Danach sang er „Weit ist der Weg“ und natürlich „Junge, komm bald wieder“. Ein Nummer-eins-Hit folgte auf den nächsten. Neun goldene Schallplatten erhielt Freddy und trat in zehn Kinofilmen auf – immer in der Rolle des Seemanns und Weltenbummlers. Wer aber ist Freddy Quinn wirklich? Geboren wurde er am 27. September 1931 in Wien als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl. So viel steht fest. Aber schon bei der Identität des Vaters fangen die Fragezeichen an: angeblich ein Kaufmann namens Quinn mit irischer Abstammung, der in die USA auswanderte. So steht es in Freddys Autobiografie „Lieder, die das Leben schrieb“, die 1960 erschien. Doch nicht Quinn hat dieses Buch geschrieben, sondern Produzent Lotar Olias, der später zugab, dass er „den Iren“ frei erfunden habe. Und wohl noch mehr ...

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Der Tag, an dem … 106

… der Star-Club eröffnete 13.4.1962

In St. Pauli wird eine Legende geboren.

An einem Freitag, dem 13., wurde Musikgeschichte geschrieben. Hauptakteur war ein Hamburger Strip­ lokal-Besitzer, der sich überlegt hatte, dass er mit einem Rockschuppen vielleicht noch mehr Geld machen könnte als mit nackter Haut. Ein altes Kino wurde ein bisschen hergerichtet – und fertig. Ein Volltreffer. Der Star-Club wurde zur Legende, die Größten der Großen spielten dort. Es war der 13. April 1962, ein wunderschöner Frühlingstag. Auf den Alsterwiesen blühten die Tulpen, Kinder planschten im Stadtparksee. Und zwei Männer vom Kiez fieberten dem Abend entgegen: der Eröffnung des Star-Clubs. „Wir waren total aufgeregt“, erinnerte sich später Horst Fascher, damals 25 Jahre alt und als Geschäftsführer rechte Hand des Inhabers Manfred Weissleder. „Wir wussten ja nicht, wie viele Gäste kommen würden.“ Doch der Laden brummte. Kurz nach acht Uhr abends zählte Fascher 1200 Besucher. Ausverkauft! Ein Riesenerfolg. Das Publikum grölte, applaudierte und tanzte begeistert mit. Die Wände wackelten. Auf der Bühne an diesem ersten Abend: Roy Young, Tex Roberg, The Graduates, The Bachelors – und die noch total unbekannten Beatles. „Die Not hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!“ So hieß es auf dem Plakat, das auf die Eröffnung des Star-Clubs aufmerksam machte. Der neue Schuppen war tatsächlich genau das, wonach sich die Jugend so lange gesehnt hatte. Die spießigen 1950er und frühen 1960er Jahre waren eine harte Zeit für musikbegeisterte junge Menschen. Als einziger Weltstar war 1958 Bill Haley nach Deutschland gekommen. Ansonsten musste sich das Publikum lange mit Freddy Quinn, Fred Bertelmann und Peter Kraus begnügen.


Seite 106 Rocklegende Jimi Hendrix begeisterte 1967 die Fans im Star-Club.

oben Der Laden brummt: 1962 herrscht großes Gedränge – im Star-Club und auch davor.

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Der Tag, an dem …

… die RAF ihren ersten Mord verübte 22.10.1971   Terroristen erschießen in Poppenbüttel den Polizisten Norbert Schmid.

Der Hamburger Polizist Norbert Schmid war am 22. Oktober 1971 zur falschen Zeit am falschen Ort – und bezahlte das mit seinem Leben. Beim Versuch, eine Terroristin der Roten Armee Fraktion festzunehmen,

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starb er im Kugelhagel. Der 32-Jährige war das erste Mordopfer der RAF. Norbert Schmid trat seine Nachtschicht an diesem Donnerstag nur widerwillig an. „Ach, bei dir ist es so gemütlich“, sagte er wehmütig zu seiner Frau Sigrun Schmid. Nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte, schaute sie ihm vom Fenster aus nach. Bevor er um die Ecke bog, bremste er drei Mal mit dem Wagen ab. „Ich – liebe – dich“ sollte das bedeuten. Schmid war Zivilfahnder am Polizeirevier 53 in Poppenbüttel. An jenem Tag hatte er gemeinsam mit dem 27-jährigen Heinz Lemke Dienst. Schon seit einigen Wochen hatten sie die Anweisung, gezielt nach Mitgliedern der


Seite 120 Sigrun Schmid, die Witwe des ermordeten Polizisten, bricht während der Beisetzung am 27. Oktober 1971 zusammen. Gestützt auf Hamburgs Innensenator Heinz Ruhnau (rechts, SPD), wird sie weggeführt.

links Polizeibeamte tragen den Sarg ihres Kollegen Norbert Schmid.

RAF Ausschau zu halten. Während Regen gegen die Windschutzscheibe des Ford 17M peitschte, beobachteten die beiden am S-Bahnhof Poppenbüttel die Leute, die gegen ein Uhr nachts aus der letzten Bahn stiegen. Dabei fiel ihnen eine dunkelhaarige Frau auf, die zunächst in einer Kleingartenanlage am Heegbarg verschwand, dann aber anderswo wieder auftauchte: Sie verließ die Tiefgarage am Alstertal Einkaufszentrum. Bei der jungen Frau handelte es sich um die 23-jährige Terroristin Margrit Schiller. Das aber konnten Schmid und Lemke nicht wissen. Gegen halb zwei beobachteten die Polizisten, wie die Frau auf ein Pärchen stieß, das Hand in Hand über den ansonsten menschenleeren Heegbarg schlenderte. Bei den beiden handelte es sich um die Terroristen Gerhard Müller und Irmgard Möller. Die drei entfernten sich in derselben Richtung, allerdings ging das Pärchen auf der einen, die einzelne Frau auf der anderen Straßenseite. Schmid und Lemke wollten die Dunkelhaarige jetzt kontrollieren und riefen durchs offene Wagenfenster: „Halt, Polizei, bleiben Sie stehen!“ Als

rechts Das erste Opfer der RAF: Zivilfahnder Norbert Schmid. Er starb am 22. Oktober 1971 und wurde nur 32 Jahre alt.

die Frau wegzulaufen versuchte, gab Lemke Gas und stellte den Wagen quer, um ihr den Weg zu versperren. Doch die Frau lief um das Auto herum und rannte über eine Rasenfläche davon. Schmid nahm als Erster die Verfolgung auf. Lemke schaltete zunächst den Motor ab, ließ die Wagenschlüssel in der Eile stecken und rannte hinterher. Mit einem Mal tauchte auch das Pärchen auf dem Rasen auf. Lemke dachte zunächst: „Die wollen uns helfen!“ Ein folgenschwerer Irrtum. Inzwischen hatte Schmid die Dunkelhaarige eingeholt und fasste sie am Arm. Dann brüllte er: „Mensch, die sind ja bewaffnet!“ Damit rettete er seinem Kollegen möglicherweise das Leben. Denn als plötzlich eine Maschinenpistole losknatterte, konnte sich Lemke sofort hinter einen Mauervorsprung werfen. Dort blieb er, bis er hörte, wie die Flüchtenden mit dem Dienstwagen der Beamten davonrasten. Lemke, der am Fuß getroffen war, rief nach seinem Kollegen. Der aber antwortete nicht mehr. Der Mord an Norbert Schmid war das erste von zahlreichen Verbrechen, die die RAF in Hamburg verübte.

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Der Tag, an dem …

… die alte Flora rot wurde 1.11.1989   Autonome besetzen das Theater – der Beginn eines langen Kampfes.

Es gibt in Deutschland kaum ein Haus, das länger besetzt ist als die „Rote Flora“. Zwar wurde immer mal wieder mit Räumung gedroht – aber den Mut, das auch wahr zu machen, hat bisher kein Hamburger Bürgermeister aufgebracht. Denn ob Voscherau, Runde, von Beust oder Scholz – sie alle wussten, dass das Krieg bedeuten würde. Die Geschichte des Flora-Theaters reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Das Schulterblatt war damals noch eine spärlich bebaute Landstraße, als ein Gastronom namens Schmidt hier einen Garten mit

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Teich, Schaukeln, Tierkäfigen, Karussells und einer Bühne anlegen ließ. Als 1859 „Schmidt’s Tivoli“ eröffnet wurde, kamen 4000 neugierige Besucher. 1889 wurde das „Concerthaus Flora“ erbaut, das bald weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt wurde. „Flora“ wird es übrigens deshalb genannt, weil im Garten Hunderte von Lampen standen, deren Schirme wie Blüten aussahen. „Dora, komm in die Flora, die so viele Reize hat, sie liegt am Schulterblatt, ist ganz in deiner Näh’, das schönste Varieté“, heißt es in Paul Linckes „Flora-Lied“. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es mit dem Theater bergab. Zuerst zog ein Kino ein, später das Warenhaus „1000 Töpfe“. 1987 wurde dann der Musical-Produzent Friedrich Kurz auf das Gebäude aufmerksam. Er wollte das „Phantom der Oper“ nach Hamburg holen und suchte eine Spielstätte. Überzeugt, den richtigen Ort entdeckt zu haben, plante er den Umbau.


Die Bürger vor Ort waren entsetzt, als sie von den Plänen hörten. Der ganze Stadtteil ging nun auf die Barrikaden. Bewohner, Gewerbetreibende und Autonome fürchteten explodierende Mietpreise, falls mitten im Schanzenviertel ein Musical-Theater eröffnen sollte. Doch die Politiker im Rathaus kümmerten sich nicht um diese Bedenken und ließen die Bagger anrücken. Im Zuge der Arbeiten wurde 1988 sogar der denkmalgeschützte „Crystallpalast“ einfach niedergewalzt. Die Wut im Schanzenviertel war riesengroß. Nie wieder sollte die Politik die Stimme der Bürger überhören! Es kam zu militanten Anschlägen auf die Baustelle, Autonome lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Und am Ende waren sie die Sieger: Genervt von all dem Ärger, zog sich der Musicalproduzent zurück – stattdessen baute er die „Neue Flora“ an der Stresemannstraße. Aber was sollte nun aus der alten werden? Ein Jahr lang stand das Gebäude leer und drohte zu verfallen. Im Stadtteil gründeten sich Initiativen, die sich für den Erhalt einsetzten. Ein Stadtteilzentrum wollten sie daraus machen und erhielten am Ende tatsächlich einen auf sechs Wochen befristeten Mietvertrag, um ein Nutzungskonzept zu erarbeiten. Als die Zeit schließlich ablief, weigerten sich die vorläufigen Betreiber, wieder zu gehen. Stattdessen erklärten sie die „Rote Flora“ am 1. November 1989 für besetzt. Und so ist es bis heute. In dem Gebäude finden Punk-Konzerte statt, es gibt eine Fahrrad- und eine Motorrad-Selbsthilfewerkstatt, außerdem Proberäume für Musikgruppen und ein Café, das sich „Volxküche“ nennt und „Erwerbslosenfrühstück“ anbietet. Das Gebäude ist inzwischen sehr viel mehr als nur ein alternatives Kulturzentrum. Es ist ein Symbol für anarchistische, antikapitalistische und antiimperialistische Kreise, und gerade deshalb ist es so gefährlich, die Existenz der „Roten Flora“ infrage zu stellen. Als Ende 2013 der Immobilienkaufmann Klausmartin Kretschmer ankündigte, das 2001 von ihm erworbene Gebäude wieder verkaufen zu wollen, erlebte Hamburg die schlimmsten Ausschreitungen seit Jahrzehnten: Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Straßenschlachten zwischen Linken und der Staatsgewalt. Am Ende rief die Polizei sogar ein Notstandsgebiet aus. Aus dem Verkauf wurde dann nichts.

Seite 146 Für die einen ein Schandfleck, für die anderen ein Symbol des Widerstands gegen das System: die Rote Flora. Seit November 1989 ist das alte Theater besetzt.

oben Als 1989 das „Phantom der Oper“ in das alte Theater auf dem Schulterblatt einziehen will, wird es von Autonomen besetzt und zur „Roten Flora“. Hier marschieren Polizeikräfte am Gebäude vorbei.

unten Protest ein paar Monate vor der Besetzung im Juli 1988: Hier kommen die Demonstranten noch vergleichsweise harmlos daher ...

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Bildnachweis

Impressum

Staatsarchiv Hamburg: Coverabbildung, S. 13 (M.), 34, 35 (2x), 36, 38, 39, 40, 41 (u.), 50, 52, 53 (3x), 72, 73 (r.), 78, 79 (3x) dpa: S. 10 (u.), 11 (2x), 41 (o.l.), 80, 81 (o.), 92, 93 (2x), 94, 96, 97 (2x), 116, 148 (2x), 149 (2x) MOPO-Archiv: S. 2/3, 6, 13 (r.), 14, 16 (3x), 17 (2x), 18, 20 (2x), 21, 22, 23 (3x), 26, 27, 28, 29 (2x), 30 (o.), 32 (2x), 33 (2x), 37, 42, 43 (2x), 58, 60, 61 (2x), 62, 63 (2x), 64 (o.), 65 (u.), 66, 67 (2x), 73 (o.), 84, 85 (4x), 86, 87, 88 (2x), 89, 91 (o.), 98, 99 (2x), 100, 101 (2x), 102, 103 (3x), 104 (2x), 105, 110, 111 (2x), 112, 113, 114, 115 (3x), 117, 120, 121 (2x), 122 (2x), 123 (3x), 124, 125 (alle 4 untere Reihe), 126, 127, 128, 129, 130, 131 (2x), 132, 133, 134, 135, 136, 137 (2x), 138, 139 (3x), 140, 141, 142, 143 (2x), 144, 145 (2x), 146, 147 (2x), 150, 151 Hamburg Museum: S. 8, 9, 10 (o.), 12, 24, 57 Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg: S. 25 (2x) HamburgWasser: S. 30 r., 31 HHLA: S. 118, 119 (4x) Ancestry: S. 41 (o.r.) Alsterhaus: S. 44, 45 (2x) Günter Zint: S. 46, 47, 48 (2x), 49 KZ Gedenkstätte Neuengamme: S. 90 (9x), 91 (u.) Hagenbecks Tierpark: S. 54, 55 (3x), 56 Beiersdorf AG: S. 68 (3x), 69 (2x), 70 (2x), 71 (3x) Hapag-Lloyd: S. 74, 75, 76, 77 (2x) Geschichtswerkstatt Barmbek: S. 81 (r.) NDR: S. 82, S. 83 (2x) Lutz Jaffé: S. 125 (o.l. + o.r.) K+K/Günter Zint: S. 106, 107, 108 (2x), 109

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