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JUST BE YOURSELF – S

Einfach man selbst sein – das ist sehr viel leichter gesagt als getan. Dennoch: Den Weg zum authentischen Ich kann jede*r Einzelne nur selbst gehen. Dabei empfiehlt es sich, ganz viel auszuprobieren. Immerhin soll es ja auch ein bisschen Spaß machen. Seien Sie also gut zu sich selbst, verfeinern Sie Ihren Stil und besiegen Sie endlich den inneren Schweinehund. Danach sollten Sie tanzen, als würde Ihnen niemand zuschauen. Wie das geht? Unsere vier Expert*innen verraten Ihnen ihre erprobten Strategien auf dem Weg zur besten Version ihrer selbst.

Einfach man selbst sein – das ist sehr viel leichter gesagt als getan. Dennoch: Den Weg zum authentischen Ich kann jede*r Einzelne nur selbst gehen. Dabei empfiehlt es sich, ganz viel auszuprobieren. Immerhin soll es ja auch ein bisschen Spaß machen. Seien Sie also gut zu sich selbst, verfeinern Sie Ihren Stil und besiegen Sie endlich den inneren Schweinehund. Danach sollten Sie tanzen, als würde Ihnen niemand zuschauen. Wie das geht? Unsere vier Expert*innen verraten Ihnen ihre erprobten Strategien auf dem Weg zur besten Version ihrer selbst.

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Protokolle ANNE WAAK & KELLY NIESEN

CHRISTIAN WERNER Foto

WIE MAN BEIM TANZEN ZU SICH SELBST FINDET MJ Harper, Tänzer & Choreograf

MJ Harper verbindet auf einzigartige Weise Tanz, Gesang, Performance und Poesie. Geboren 1987 in Port Antonio, Jamaika, immigrierte er im Alter von sieben Jahren mit seiner Mutter in die USA. Seit 2015 nun lebt er in Berlin, von wo aus er sowohl mit Institutionen wie dem Berliner Ensemble und dem Schinkel Pavillon als auch mit Modelabels wie Adidas, Wales Bonner und Random Identities zusammenarbeitet.

„Ich denke, jeder und jede sollte ab und zu tanzen. Es ist wichtig, seinen Körper zu bewegen und das Innere aufzuwirbeln – in welcher Form auch immer. Unabhängig von unserem Hintergrund sind wir alle durch Bewegung miteinander verbunden. Die Fähigkeit, uns selbst und einander in unserer Körperlichkeit zu beobachten, sagt mehr über unsere Möglichkeiten als Menschen aus als über die negativen Aspekte unserer Spezies. Ich mag es besonders, Menschen an Orten wie etwa Clubs zu beobachten – wenn sie zusammen sind, am besten ohne die Smartphones, die sonst unser Leben bestimmen. Als Kind wusste ich noch nicht, dass ich das Tanzen einmal zu meinem Beruf machen würde, aber es war immer ein Teil von mir. Ich stamme aus Jamaika, wo Tanz einen wichtigen Teil der Kultur ausmacht. Man geht nirgendwo hin, ohne Musik zu hören. Auch sozial spielt Tanz eine große Rolle, er funktioniert auf der Insel fast wie eine weitere Sprache. Es gehört zur Freizeitbeschäftigung vieler Menschen, immer die neuesten Dancehall-Bewegungen zu lernen und so gewissermaßen im Rhythmus der Insel zu bleiben. Es heißt immer, man solle tanzen, als ob einen niemand beobachte. Aber ob ich es wahrnehme oder nicht, es gibt immer ein Publikum. Das hört sich ein wenig kitschig an, aber als Performer*in unterhältst und feierst du die Energie um dich herum – und das trifft auch auf jeden und jede zu, der oder die gerne tanzt. Diese Energie kann von anderen Anwesenden selbst ausgehen oder eben nicht. Ich persönlich möchte bei Auftritten aber auch sehen, wie die Menschen atmen und auf mich reagieren. Das erlaubt mir, gleichzeitig Tänzer und Dirigent meines Publikums zu sein. Tanzen ist aber mehr als mein Beruf. Als ich 2015 nach Berlin kam, war ich in einer psychisch und physisch schwierigen Phase und kurz davor, mit dem Tanzen aufzuhören. Dann ging ich das erste Mal ins Berghain. Noch nie hatte ich Musik, Architektur und soziales Miteinander so erlebt. In gewisser Weise fühlte ich mich auf das Jamaika meiner Kindheit zurückversetzt, und mir wurde klar, was Bewegung in einer Gemeinschaft bedeutet. Da wusste ich, dass ich nicht mit dem Tanzen aufhören wollte, sondern nur einen Weg finden musste, um es mir wieder anzueignen. Das Ausgehen ist bis heute wichtig für meine künstlerische Praxis.“

In seiner Solo-Performance „Arias For A New World“ am Berliner Ensemble beschäftigte MJ Harper sich in improvisierten Monologen mit neuen Ausdrucksweisen und dem Tanztheater der Zukunft.

Ps y chothera p eutin Annalena Thomas , WIE MAN GUT ZU SICH SELBST IST

Die praktizierende Psychotherapeutin Annalena Thomas ist Gründerin von Daya, einer Online-Plattform rund um das Thema Selbstfürsorge sowie seelische und mentale Gesundheit.

„Selbstliebe bedeutet, eine Beziehung zu sich selbst zu haben und sich so anzunehmen, wie man ist. Selbstliebe kann durch Selbstfürsorge entstehen und gelingen. Ersteres ist für mich eine Haltung, das zweite eine Handlung oder ein Ritual. Das können Dinge sein wie spazieren gehen, sich mit Freund*innen treffen oder ein Buch lesen. Man darf dabei das tun, wonach die eigene Stimmung gerade verlangt, aber es ist auch absolut denkbar, dass sich eine bestimmte Handlung an verschiedenen Tagen unterschiedlich anfühlt. Fachleute unterscheiden zwischen eudaimonischem und hedonischem Glück und Wohlbefinden. Eudaimonisches Glück erwächst, wenn wir zum Beispiel etwas Sinnhaftes tun, hedonistisches Glück, wenn wir uns vergnügen. Laut der Positiven Psychologie ist beides wichtig, und somit ist es eben auch ein Teil von Selbstfürsorge, sich eine duftende Kerze, einen guten Tee oder einen schönen Pullover zu gönnen. Genauso, wie wir uns über Geschenke von anderen freuen, freuen wir uns ja auch über Geschenke an uns selbst. Neuropsychologisch betrachtet gibt es drei Rituale, die ich besonders empfehlen kann: Yoga – oder irgendeine Art von Bewegung in Kombination mit Atemübungen –, der Gang in die Natur, und zwar ohne Handy, und das Pflegen von Beziehungen. Es ist sehr selbstfürsorglich, mit anderen im Austausch zu sein. Menschen sind Bindungswesen, deshalb sind gute soziale Kontakte seelisch, mental und körperlich wertvoll. Was ebenfalls hilft, ist Journaling, also ein Tagebuch zu führen. Dadurch können wir alles sortieren, was in unserem Kopf passiert, gewinnen Abstand und sehen manche Dinge klarer. Mit dem Niederschreiben wird ganz praktisch sichtbar, was wir denken und fühlen. Das funktioniert wie ein Spiegel, und wir können anschließend in die Handlung kommen. Wichtig finde ich im Zusammenhang mit den Schlagworten Self-Love und Self-Care außerdem, dass wir uns vom Perfektionismus lösen. Er ist eine Form der Selbstsabotage und damit ein Hindernis auf dem Weg dahin, uns so zu sehen, wie wir wirklich sind.“

Foto SIGRID REINICHS

WIE MAN SEINEN STIL FINDET

Axel Surendorf, Personal Shopper im KaDeWe

Schon sein gesamtes Erwach- „Es ist genauso intim, den eigenen senenleben lang beschäftigt Kleiderschrank zu öffnen, wie eine sich Axel Surendorf mit Mode, Menschen und gutem Stil. Seit mehr als fünf Jahren berät er Person einzukleiden. Von beiden Seiten gehört also viel Vertrauen dazu. Trends interessieren mich bei Beratungen nicht. Ich würde als Personal Shopper im KaDeWe niemals zulassen, dass eine Kundin VIP-Kund*innen aus aller Welt ihre schwarze Chanel-Jacke von 1996 und weiß genau, was die per- weggibt. So etwas behält man. Es fekte Garderobe ausmacht. gibt viele Dinge, die man preiswert kaufen kann, aber es gibt bestimmte Dinge, in die sollte man investieren. Animal Prints und Pailletten zum Beispiel, die gehen nicht preiswert. Ich betrachte die Person als Ganzes: Hat sie einen eher klassischen oder eher ausgefallenen Stil? Einen wilden, kreativen Job oder einen sehr strukturierten, durchgeplanten Alltag? Mein Job ist immer ein Balanceakt zwischen den Präferenzen der Kundinnen und Kunden und meinen Versuchen, sie zum Auszuprobieren zu animieren. Mir wurde dabei schon oft entgegnet: Das ziehe ich im Leben nicht an. Dann kommt die gleiche Person aus der Umkleide und ist begeistert. Es geht schließlich immer ums Gefühl. Wenn man sich in einem Outfit nicht gut fühlt, dann könnte sogar der Designer höchstpersönlich kommen und es einem ans Herz legen, ohne dass das etwas ändern würde. Mit Kleidung kann oder sollte man niemals ein neues Ich erschaffen. Man kann sich nicht Kim Kardashian anschauen und sagen: Das bin jetzt ich. Das ist meiner Meinung nach unglaubwürdig. Stil ist keine Schablone, die sich eins zu eins übertragen lässt. Vielmehr nimmt man sich selbst als Basis und erfasst morgens die eigene Stimmung. Es gibt Tage, da will man gesehen werden. Das sind dann Gelegenheiten, sich an unkonventionelle oder schräge Kleidung zu wagen. Aber auch wenn es darum geht, die eigenen Grenzen auszutesten, sollte man sich immer selbst zugrunde legen. Sobald es verkleidet wirkt, wird es schnell grotesk. Der Architekt Le Corbusier hat mal gesagt: Das Äußere ist das Ergebnis des Inneren. Ich finde, das trifft auch auf Mode zu.“

Fitnesstrainer Erik Jä g er ,

Der Peloton Instructor Erik Jäger ist einer der gefragtesten Personal Trainer Deutschlands und Experte in Sachen Motivation und Selbstüberwindung.

WIE MAN BEIM SPORT ÜBER SICH HINAUSWÄCHST

„Motivation kommt sowohl vom Kopf als auch aus dem Herzen. Herzensangelegenheiten lassen uns Dinge beginnen, der Kopf kümmert sich um die Planung und Ausführung. Das Zusammenspiel aus beidem ist es, was uns dazu bringt, die eigenen Ziele zu verfolgen. Ich kann nur empfehlen, sich seiner sportlichen Goals wirklich bewusst zu werden und sie am besten auch aufzuschreiben. Ein weiterer Tipp: sich einen Trainingspartner oder eine Trainingspartnerin suchen! Es ist nämlich einfacher, sich an gemeinsame Routinen zu halten, und man verbringt gleichzeitig Quality Time miteinander. Mich persönlich motivieren auch schöne, neue Sportoutfits und Equipment immer enorm. Hier ist es wichtig, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, was man für sein Workout wirklich braucht, und nach Qualität zu schauen, damit man möglichst lange etwas davon hat. Was außerdem hilft, um am Ball zu bleiben? Mit einem positiven Mindset und guter Laune ins Training gehen. Beim Sport darf man auch mal lachen. Ebenso in Ordnung ist es, sich aktive Erholung zu gönnen und dem Körper eine Auszeit zu geben. Das kann ich auch beim Reisen, oder wenn ich mit Freundinnen und Freunden feiern gehe. Der Spaß am Sport soll ja nicht verloren gehen, ansonsten geht auch die Motivation verloren. Über sich hinauszuwachsen bedeutet nämlich auch, mit Freude und Begeisterung dabei zu sein, denn das ist der Schlüssel, um Herausforderungen zu meistern – und auch, um jeden Tag eine bessere Version seiner selbst zu werden. Meine größte Motivation ist es, wenn andere Menschen sich gut fühlen. Deshalb lautet mein Motto auch: Verkörpere das, was du lebst. Wenn du andere mitreißen kannst, gibt dir das den Extrafunken Motivation. Diese Grundsätze verfolge ich auch mit meiner Stiftung: Es geht darum, Kinder durch Sport und Bewegung in der Gruppe glücklicher, selbstbewusster zu machen und ihnen zu zeigen, wie man die eigenen Ziele erreicht.“

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