Der Spanische Erbfolgekrieg Im Jahr 1700 starb der spanische König Karl II., ohne Nachkommen zu hinterlassen. Dieser Umstand löste einen großen internationalen Konflikt aus Die europäischen Mächte kämpften um die Kontrolle des riesigen spanischen Reiches und schlugen eigene Kandidaten für die Thronfolge vor. Die kriegerische Auseinandersetzung fand auch innerhalb der spanischen Monarchie selbst ihre Entsprechung, wo die Katalanen und die meisten Gebiete der Krone Aragon den österreichischen Erzherzog Karl VI. und die Länder der Haager Großen Allianz unterstützten. Auf der anderen Seite bekam Philipp von Anjou, Enkel des französischen Königs Ludwig XIV., die Unterstützung Kastiliens und Frankreichs.
Tod Karls II., Philipp von Anjou wird als Philipp V. zum König gekürt.
Chronologie
Pacte dels Vigatans. Katalonien kürt den österreichischen Erzherzog Karl als Karl III. zum König.
1702
1700
1707
Alliierter Sieg bei Els Prats de Rei und Aufhebung der bourbonischen Belagerung Cardonas.
1711
1705 Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs.
Bourbonische Besetzung der Königreiche Valencia und Aragon und Unterwerfung Lleidas.
Katalonien gelang es, den Widerstand aufrechtzuerhalten, bis Barcelona am 11. September 1714 endgültig fiel und eine Woche später auch die Burg von Cardona kapitulierte. Der Sieg Philipps V. bedeutete die Abschaffung der katalanischen Regierungsorgane und die Aufoktroyierung der kastilischen Institutionen und Gesetze durch das so genannte „Dekret über den Neuaufbau“ (Decreto de Nueva Planta) im Jahr 1716.
1713
Sieg des katalanischen Heeres bei Talamanca, Fall von Barcelona und Kapitulation von Cardona.
Erlass des „Dekrets über den Neuaufbau“ (Decretos de Nueva Planta).
1715
1716
1714 Die Junta General de Braços de Catalunya (außerordentliche Ständeversammlung) erklärt den Widerstand auf Leben und Tod.
1717 Dekret über die Gründung der Universität Cervera.
Planung der Militärzitadelle in Barcelona.
Die Route 1714 im Kontext des Spanischen Erbfolgekriegs Die Route 1714 führt über Lleida, wo die prohabsburgische Allianz 1707 die erste Niederlage erlitt und die architektonisch sehr interessante Kathedrale Seu Vella wegen ihrer Lage mit perfekter Sicht auf die Stadt in eine Militärkaserne umgewandelt wurde. Cervera wurde mit der Gründung der Universität, deren Gebäude zu den bedeutendsten der katalanischen Zivilarchitektur des 18. Jahrhunderts zählt, im Jahr 1717 zum Symbol der neuen bourbonischen Macht. Schauplätze denkwürdiger Schlachten waren der Turm La Manresana in Els Prats de Rei und die Burg von Talamanca, wo die prohabsburgische Allianz in einer schönen landschaftlichen Umgebung ihren letzten Sieg vor dem Fall Barcelonas errang. Die Festung Castellciutat in La Seu d’Urgell, in der der Solsona-Turm besichtigt werden kann, war die wichtigste prohabsburgische Verteidigungsbastion in den Pyrenäen. In der auf einem Hügel in der Ebene Plana de Vic gelegenen und von einer beeindruckenden Landschaft umgebenen Einsiedelei Sant Sebastià wurde der Pacte dels Vigatans geschlossen; der Pakt, der den Aufstand zugunsten Karls VI. in Gang brachte. In Barcelona stehen die archäologischen Funde im Stadtviertel El Born Centre Cultural symbolisch für die Geschehnisse am 11. September 1714. Eine Woche später, am 18. September, kapitulierte mit der beeindruckenden Burg von Cardona die letzte prohabsburgische Festung. Dem Vorsitzenden des Rates der Stadt Barcelona und Helden des Erbfolgekriegs sind das Rafael-Casanova-Haus in Moià, in dem er geboren wurde, und Can Barraquer, in dem er lebte und starb, gewidmet. Can Barraquer beherbergt heute das Museum von Sant Boi de Llobregat.
Sehenswürdigkeiten, Landschaften, Gastronomie VAL D’ARAN
ANDORRA
Gastronomie 1714
PIRINEUS COSTA BRAVA
CATALUNYA CENTRAL
TERRES DE LLEIDA
BARCELONA COSTA BARCELONA
Plana de Vic aus der Sant Sebastià Kapelle
ROUTE 1714 NIEDERGEBRANNTE ORTE 1714 STÄTTEN 1714
COSTA DAURADA
Niedergebrannte Orte 1714 und Stätten 1714 Die Route 1714 umfasst aber auch noch andere Orte in Katalonien, die Schauplätze von Episoden des Spanischen Erbfolgekriegs waren, wie die „Niedergebrannten Orte“ und die „Stätten 1714“ (Viles cremades und Espais 1714). Während des Krieges praktizierten die bourbonischen Truppen Militärterror gegen die so genannten „Niedergebrannten Orte“. Die Plünderung und das Niederbrennen von Ortschaften und die wahllose Ermordung von Zivilisten zur Einschüchterung der Bevölkerung und Verbreitung der Pädagogik des Schreckens waren übliche Praktiken. In Katalonien wurden insgesamt rund zwanzig Ortschaften niedergebrannt. Die am stärksten betroffenen Landkreise waren – in dieser Reihenfolge – Osona, Bages, Alt Penedès, Maresme, Vallès Oriental, Baix Llobregat, Selva und Vallès Occidental. Bei den „Stätten 1714“ handelt es sich um Orte, die wegen ihrer Festungen, der erlittenen Belagerungen, der ummauerten Ortskerne, der dort geschlagenen Schlachten oder wegen bestimmter Persönlichkeiten von historischem Interesse sind. An diesen auf der Karte gekennzeichneten Orten können die Spuren der Geschichte besichtigt und auf Informationstafeln Details nachgelesen werden.
TERRES DE L’EBRE
E M R MA
D
R ITE
A I N RÀ
In der Umgebung der Denkmäler der Route 1714 bieten verschiedene Restaurants Gerichte aus dem 18. Jahrhundert an. Die Stiftung Institut Català de la Cuina hat dazu verschiedene zeitgenössische Rezepte auf Grundlage einer Studie der Universität Barcelona modernisiert. Auf der Website der Route 1714 können Sie sich über die Restaurants informieren, in denen Sie diese Gerichte verkosten können, oder die Rezepte herunterladen, um sie selbst nachzukochen. Die Ernährung im Katalonien des 18. Jahrhunderts drehte sich im Wesentlichen um drei Lebensmittel: Brot aus verschiedenen Getreidearten und von unterschiedlicher Qualität, schlechten Wein und – als exklusiveres Produkt – Fleisch, vor allem Geflügel und Rindfleisch, das am Spieß gebraten, gefüllt oder gekocht wurde. Man begann, neue, aus Amerika stammende Zutaten zu verwenden, die in der traditionellen Küche der Frühmoderne eine wesentliche Rolle spielen: der Kakao; die Kartoffel, die zunächst als Viehfutter betrachtet wurde; die Paprikaschote, zubereitet oder als Grundstoff für Paprikapulver, und die Tomate, die angebraten die Grundlage der katalanischen Gastronomie darstellt. Darüber hinaus wurde zu süßen Desserts frisches oder getrocknetes Obst verzehrt, und Kaffee fand allgemeine Verbreitung. Von vielen Rezepten der Epoche gab es süße und salzige Varianten. Die Reihenfolge der Speisen war ganz anders als heute, da alles gleichzeitig aufgetragen wurden. Die normale Abfolge der Gänge war: Obst und Salate, Brühen oder Gerichte mit Soßen, gebratene oder geröstete Speisen, Desserts. Zu den populärsten der in verschiedenen katalanischen Kochbüchern gesammelten Rezepte zählten der Eintopf escudella i carn d’olla; Kürbiseintopf; Rührei mit Tomate, Knoblauch und Petersilie; Reisfladen; Geflügel (geröstet, gefüllt, geschmort, süßsauer oder in Soße); Zucchini (auch mit Fleischfüllung) und marinierter Fisch.
www.ruta1714.cat Barcelona El Born Centre Cultural Tel. [+34] 932 566 851 www.elborncentrecultural.bcn.cat www.barcelonaturisme.cat www.diba.cat/turisme Cardona Castell de Cardona Tel. [+34] 938 684 169 www.cardonaturisme.cat www.bagesturisme.net Cervera Universitat i Museu Comarcal Tel. [+34] 973 533 917 www.museudecervera.cat www.turismecervera.cat www.turismesegarra.com Els Prats de Rei Torre de la Manresana Tel. [+34] 938 680 366 www.altaanoia.info www.anoiaturisme.cat La Seu d’Urgell Castellciutat Espai Ermengol-Museu de la Ciutat Tel. [+34] 973 353 057 www.espaiermengol.cat www.turismeseu.com Lleida Consorci del Turó de la Seu Vella Tel. [+34] 973 230 653 www.turoseuvella.cat www.turismedelleida.cat/ www.lleidatur.cat
www.tricentenari.cat www.catalunya.com Manresa Museu Comarcal Tel. [+34] 938 741 155 www.museudemanresa.cat Moià Casa Museu Rafael Casanova Tel. [+34] 938 209 134 / 300 143 www.consorcidelmoianes.cat Sant Boi de Llobregat Museu de Sant Boi de Llobregat Tel. [+34] 936 351 250 www.museusantboi.cat www.turismebaixllobregat.com Talamanca Castell de Talamanca Tel. [+34] 938 270 036 www.castelldetalamanca.cat Vic - Santa Eulàlia de Riuprimer Tel. [+34] 938 862 091 www.victurisme.cat www.osonaturisme.cat
Gastronomie
www.cuinacatalana.eu www.gastroteca.cat
Feste
www.festes.org www.festacatalunya.cat
ROUTEN ENTLANG DER SCHAUPLÄTZE DES ERBFOLGEKRIEGS
SORT
www.ruta1714.cat
Route entlang der Schauplätze des Erbfolgekriegs
Wie kann man die Route 1714 bereisen?
Die Route 1714 ist eine Route entlang der Schauplätze der historisch herausragenden Momente des Spanischen Erbfolgekriegs (1702–1714) in Katalonien. Es handelt sich um emblematische und symbolträchtige Orte von herausragendem kulturgeschichtlichen und landschaftlichen Interesse und mit einen vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot. Die Route umfasst Baudenkmäler wie die Kathedrale Seu Vella in Lleida, die Kapelle Sant Sebastià bei Vic, die Universität von Cervera, die Burgen von Cardona und Talamanca, die Verteidigungstürme La Manresana in Els Prats de Rei und Solsona-Turm der Festung Castellciutat in La Seu d’Urgell, die Ruinen des Viertels El Born in Barcelona oder die Häuser, die Rafael Casanova in Moià und in Sant Boi de Llobregat bewohnte. Im Rahmen des Gedenkens zum 300. Jahrestag des Endes des Spanischen Erbfolgekriegs (1714–2014) lädt die Route 1714 dazu ein, das kulturelle und künstlerische Erbe dieser Orte kennenzulernen und an den dort angebotenen Aktivitäten teilzunehmen.
Die Route 1714 ist ein touristisches Angebot, das komplett oder in Etappen in Anspruch genommen werden kann. Die meisten Denkmäler befinden sich entlang der Schnellstraße C-25 (Eix Transversal) in Zentralkatalonien, einem Gebiet, in dem zahlreiche Überraschungen zu entdecken sind. Alle Denkmäler oder ihre Umgebungen bieten zudem sehr interessante kulturelle Angebote. Die Route 1714 erlaubt es aber nicht nur, Geschichte zu erleben, sondern führt auch in die Zeit des Kataloniens der Frühmoderne und bringt Ihnen das interessante künstlerische Erbe des Barock nahe. Außerdem bieten die teilnehmenden Gemeinden eine umfangreiche Palette an Freizeitaktivitäten, und vielerorts kommt man in den Genuss von spektakulären Aussichten auf die umgebenden Landschaften und/oder Fuß- und Radwanderwegen. Das gastronomische Angebot ist reichhaltig, und es sind auch Restaurants zu finden, die Gerichte nach Rezepten aus dem 18. Jahrhundert anbieten.
El Born Centre Cultural Barcelona Die archäologische Fundstelle im El Born Centre Cultural besichtigen heißt, in das belagerte Barcelona von 1714 zurückzukehren. Die dort unter dem beeindruckenden Dach der ehemaligen Markthalle El Born erhaltenen Ruinen sind Überreste der Stadtviertel, die niedergerissen wurden, um Platz für die Errichtung der Militärfestung La Ciutadella zu schaffen. Die Errichtung der Festung als Repressionselement auf Befehl Philipps V. bedeutete die Zwangsumsiedlung von über 1200 Anwohnern und die Zerstörung eines umfangreichen Teils der Stadt: des letzten Abschnitts des Bewässerungskanals Rec Comtal, des Fischerviertels La Ribera, des geschäftigen Viertels El Born und des Pla d’en Llull. Die bedeutende Fundstätte von El Born CC erlaubt es, das Barcelona des 14. bis 18. Jahrhunderts und das Alltagsleben in der Stadt im 18. Jahrhundert kennenzulernen und zwei Ausstellungen zu besuchen, nämlich die Dauerausstellung „Barcelona 1700. Von den Steinen zu den Personen“ und die Sonderausstellung „Bis es geschafft ist! Die Belagerung von 1714“. Außerdem kann die archäologische Besichtigung mit zahlreichen Aktivitäten komplettiert werden. In Barcelona sind zahllose Spuren der Epoche des Spanischen Erbfolgekrieges zu finden: in der Kirche Santa Maria del Mar, wo der österreichische Erzherzog Karl V. 1708 heiratete; im Kloster Sant Agustí Vell, Schauplatz des letzten prohabsburgischen Widerstands; in den Friedhöfen Les Moreres und Sant Pere de les Puelles, wo die Verteidiger Barcelonas begraben liegen, und im Parc de la Ciutadella, wo die bourbonische Festung errichtet wurde. Darüber hinaus kann der Pla de Palau besucht werden, wo sich in unmittelbarer Nähe der historischen Warenbörse und des Portal de Mar die königliche Residenz befand, und man kann sich im Museum für katalanische Geschichte über die Schlüsselfaktoren des Konflikts informieren. Im Gotischen Viertel können Paläste besichtigt werden wie der Palau de la Generalitat, wo der Erzherzog 1705/06 die Ständeversammlung einberief, der Palau Dalmases, in dem sich die prohabsburgischen Kräfte versammelten, oder der Palau Vilana-Perles, Residenz des Sekretärs von Karl VI. An der Ronda de Sant Pere steht das Denkmal für Rafael Casanova.
Burg von Cardona Cardona (Catalunya Central) Die Burg von Cardona war im Spanischen Erbfolgekrieg die letzte prohabsburgische Festung, die kapitulierte. Der beeindruckende, auf einer Anhöhe stehende Denkmalskomplex ist mit Bollwerken gekrönt, die in der Barockzeit zur Anpassung an die von Artillerie und Feuerwaffen geprägte moderne Kriegführung verstärkt wurden. Nach jahrelangen Offensiven des bourbonischen Heeres gegen die Burg wurde am 18. September 1714 die Kapitulation unterzeichnet, nach der sich die alliierten Kräfte ins Exil zurückziehen konnten. Besondere Aufmerksamkeit verdienen der Hauptturm oder Turm La Minyona, der als Aussichtsturm für die Kontrolle des umliegenden Gebiets diente, und die Stiftskirche Sant Vicenç als Paradigma der frühesten Romanik. In der ehemaligen Kasematte, einem Schutzgewölbe oder Bunker, ist eine interessante Multimedia-Installation über die entscheidende Rolle der Burg während des Krieges zu sehen. Der ehemalige Palast beherbergt heute ein modernes staatlich verwaltetes Luxushotel. Der Besuch der Burg bietet nicht nur eine beeindruckende Aussicht, sondern auch Entspannung in der Natur beim Spaziergang durch die Umgebung. In Cardona kann man das historische Ortszentrum besichtigen und im Kulturpark Salzgebirge die Salzindustrie und den
Salzbergbau kennenlernen. Das Fest Aplec de Cardona erinnert jährlich im September an das Kriegsgeschehen, während das Festival für religiöse Musik die Stiftskirche der Burg in der Karwoche mit Klängen erfüllt. Probieren sollte man die „Steine des Widerstands“, ein typisches Gebäck der Konditoreien des Ortes, dessen Name an die Ausdauer bei der Verteidigung der Burg im Erbfolgekrieg erinnert. In der Umgebung kann man den Schmugglerpfaden folgen, die Kathedrale, den Bischofspalast und das Diözesan- und Kreismuseum in Solsona besichtigen oder sich im Heiligtum El Miracle in Riner entspannen.
Universität von Cervera Cervera (Terres de Lleida)
Die Universität von Cervera, Symbol der Aufoktroyierung der neuen bourbonischen Ordnung in Katalonien, ist ein imposantes Gebäude mit symmetrischem, rechteckigem Grundriss und Ecktürmen. Es handelt sich um eines der monumentalsten Bauwerke der katalanischen Zivilarchitektur des 18. Jahrhunderts. Philipp V. schloss die sechs katalanischen Universitäten und fasste sie in der von Cervera zusammen. Am 11. Mai 1717 unterzeichnete er das Gründungsdekret der Universität, die zum Studienjahr 1740/41 den Lehrbetrieb im neuen Gebäude aufnahm. 1837 wurde die Universität wieder nach Barcelona verlegt. Im Mittelpunkt der Besichtigung stehen die beiden Innenhöfe, zwischen denen die im prachtvollen Barockstil gehaltene, auch als Kapelle genutzte Aula liegt. Sehenswert sind die barocke Außen- und die klassizistische Innenfassade. In Cervera kann man das Kreismuseum besuchen, das ins 19. Jahrhundert führt, oder an Führungen zu den Kulturdenkmälern des historischen Stadtzentrums teilnehmen. Was die Feste betrifft, verdienen das Passionsspiel oder Osterfestival (Karwoche), das Internationale Musikfestival (Juli) und der Hexensabbat (August) besondere Erwähnung. Zudem sollte man das typische, als nevats und savines bezeichnete Mandelgebäck und dazu den traditionellen Likör Aromes de la Segarra kosten. In der Umgebung sind der Turm La Manresana in Els Prats de Rei und die Ausstellung über die prohabsburgischen Militärführer Antoni und Manuel Desvalls in ihrem Heimatort Poal sehenswert. Unter den Bauwerken der Barockarchitektur ragt das Heiligtum Sant Ramon de Portell in Sant Ramon heraus, in dem der heilige Raimundus Nonnatus verehrt wird. Außerdem kann man einen Abschnitt des Jakobswegs erkunden, das Tal des Llobregós durchwandern, der Route der Burgen der Segarra folgen oder am See Estany d’Ivars i Vila-sana zahlreiche verschiedene Vogelarten beobachten.
Turm La Manresana Els Prats de Rei (Catalunya Central) Von der Burg La Manresana, die Teil des Verteidigungsnetzes der ehemaligen Grafschaft Manresa im Grenzgebiet war, ist ein prachtvoller runder, 21 Meter hoher Turm aus sauber gearbeiteten Quadersteinen erhalten, der im 11.–12. Jahrhundert errichtet wurde. Der Turm La Manresana diente einer bedeutenden Schlacht im Jahr 1711 als Beobachtungspunkt. Der Turm war Zeuge der letzten großen gemeinsamen Schlacht des katalanischen Heeres vor dem Abzug der von Feldmarschall Graf Starhemberg als Oberbefehlshaber geführten alliierten Truppen des Erzherzogs Karl VI. von Österreich. Der Turm besitzt einen prächtigen Aussichtspunkt, von dem man die beeindruckende Landschaft von Alta Anoia überblickt. In einem überdachten Raum erläutert eine audiovisuelle Präsentation die Schlacht von Els Prats de Rei. Auf dem gleichen Gelände steht die Kirche Sant Andreu; ein im 18. Jahrhundert restaurierter romanischer Bau, in dem ein Barockretabel erhalten ist.
In Els Prats de Rei, das einen mittelalterlichen Ortskern besitzt, können Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Erbfolgekrieg unternommen werden, wie ein Spaziergang zum Hof Cal Sala, der den Truppen von Feldmarschall Starhemberg als Kaserne diente, oder auf der gekennzeichneten Route zur Schlacht von 1711 oder auch der Besuch des Gemeindemuseums Josep Castellà Real mit Ausstellungsstücken und Dokumenten aus der Zeit des Krieges. Unter den Barockbauten ragen die Pfarrkirche Santa Maria und das Heiligtum Mare de Déu del Portal heraus. In der Umgebung liegen Igualada mit der erzpriesterlichen Kirche Santa Maria, die einen interessanten Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert besitzt; Calaf, das für seinen seit 1226 stattfindenden Wochenmarkt (Samstag) bekannt ist und wo sich die Residenz des Herzogs von Vendôme, Feldherr des bourbonischen Heeres im katalanischen Binnenland, befand; und Copons, wo mit einem Fest an die Fuhrleute des 18. Jahrhunderts erinnert wird. Anreise: Landstraße BV-1031 Richtung Igualada-Barcelona | 1 km von Els Prats de Rei
Castellciutat La Seu d’Urgell (Pirineus) Der erst kürzlich restaurierte und ausgestattete Solsona-Turm gehört zum befestigten Komplex der Burg von Castellciutat, die wegen der Übersicht über die Täler des Segre und des Valira strategische Bedeutung besaß. Aus diesem Grund wurde die Festung von La Seu de Urgell während des Spanischen Erbfolgekriegs zur wichtigsten Verteidigungsanlage in den Pyrenäen. Das von den alliierten Truppen beherrschte Castellciutat wurde ab 1707 vom General Josep Moragues beherrscht, dem Oberbefehlshaber der Truppen, die die Pyrenäengrenze gegen die bourbonischen Übergriffe von der französisch besetzten Region Cerdanya aus verteidigten. Die militärische Schwäche der Alliierten führte allerdings dazu, dass Moragues am 28. September 1713 die Kapitulation unterzeichnen musste. Am in einer landschaftlich hoch interessanten Umgebung gelegenen und von der Stadt aus auf einem gekennzeichneten Weg erreichbaren Solsona-Turm ist es einfach, die strategische Bedeutung seiner Lage zu erfassen. Im historischen Zentrum von La Seu d’Urgell kann im Stadtmuseum Espai Ermengol eine Ausstellung besucht werden, die den Aufenthalt des Generals Josep Moragues im Ort und die Verteidigung des Pyrenäenpasses erläutert. Im Komplex der Kathedrale Santa Maria, der einzigen romanischen Kathedrale Kataloniens, sind sehenswerte barocke Kunstwerke erhalten. Die Fira de Sant Ermengol (Oktober) ist der bekannteste Jahrmarkt der Gegend. In der Umgebung liegen „Stätten 1714“ wie Oliana, Geburtsort von Ramon de Vilana-Perles, einem Vertrauensmann von Erzherzog Karl, oder Puigcerdà, in unmittelbarer Nähe der strategisch bedeutenden Festung Montlluís, sowie der „Niedergebrannte Ort“ Peramola. Eine Radtour auf den Routen des Mountainbike-Zentrums La Seu-Alt Urgell oder Wildwassersport auf dem Olympischen Kanal sind interessante aktivtouristische Angebote. Was die Gastronomie betrifft, sollte man Produkte mit geschützter Herkunftsbezeichnung wie den Urgèlia-Käse oder die Butter aus dem Cadí probieren. Anreise: Landstraße N-260 Richtung Lleida | 1 km vom Zentrum von La Seu d’Urgell
Hügel der Seu Vella Lleida (Terres de Lleida) Der Denkmalskomplex Hügel der Seu Vella, das emblematischste Symbol in den Terres de Ponent, umfasst die Gebäude der Kathedrale und der ehemaligen königlichen Burg oder Suda. Nach dem Sieg der Bourbonen im Spanischen Erbfolgekrieg wurde die gesamte Anhöhe ab dem 18. Jahrhundert in eine Militäranlage umgewandelt.
Im Herbst 1707 ergab sich die Stadt Lleida nach einer grausamen Belagerung den Truppen Philipps V., und die anschließende Repression gegen die Bevölkerung war exemplarisch. Die 1203 errichtete Kathedrale verlor ihre religiöse Funktion und wurde ab 1749 als Militärkaserne genutzt. Bei der Befestigung der Anhöhe wurde mit dem gotischen Viertel der bedeutendste Teil der Stadt zerstört; und die militärische Nutzung währte bis 1948. Besonders interessant sind an der Seu Vella, die ein herausragendes Beispiel der europäischen Architektur der Gotik darstellt, die prachtvollen monumentalen Skulpturen und der Glockenturm. In der Kapelle Sant Joan Baptista ist eine audiovisuelle Präsentation zum Spanischen Erbfolgekrieg in Lleida zu sehen. Eine Route entlang der Bollwerke erlaubt es, die Spuren des bourbonischen Sieges zu erkunden und sich an einer beeindruckenden Aussicht über die Stadt zu erfreuen. In Lleida sollte man die Burg von Gardeny, eine in Kriegszeiten strategisch bedeutende Festung, die einst dem Templerorden gehört hatte; die Seu Nova, die neue Kathedrale, die die auf der Anhöhe gelegenen Seu Vella ersetzte; das ehemalige Hospital de Santa Maria, das heute das Institut für lleidatanische Studien mit einer bedeutenden Archäologie- und Kunstsammlung beherbergt, sowie das historische Zentrum besichtigen. Was die Gastronomie betrifft, ragen das Schneckenfest im Mai und die damit zusammenhängende Küche sowie die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Obst und Gemüse oder das Olivenöl der geschützten Herkunftsbezeichnung DOP Les Garrigues heraus, während das Weinfest (Herbst) und die Route des lleidatanischen Weines der Ursprungsbezeichnung DO Costers del Segre den Sinnesfreuden zuträglich sind. Das Kloster El Roser in Lleida, in dem prohabsburgische Flüchtlinge starben, als es 1707 von bourbonischen Truppen in Brand gesetzt wurde, und die Gemeinde Almenar, wo die Alliierten 1710 eine Schlacht gewannen, die den Vorstoß auf Saragossa möglich machte, sind weitere Orte mit einem historischen Bezug zum Erbfolgekrieg.
Rafael-Casanova-Museumshaus
Moià (Catalunya Central) In diesem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wurde Rafael Casanova, Vorsitzender des Rates der Stadt Barcelona und Held der Verteidigung der Stadt während der Belagerung von 1714, geboren. Casanovas Geburtshaus in Moià beherbergt heute ein seiner Person und dem Spanischen Erbfolgekrieg gewidmetes Museum. Während der letzten Phase des Krieges war Casanova Vorsitzender des Rates der Stadt Barcelona und Oberst der Miliz der städtischen Zünfte. Am 11. September 1714 wurde er während der bourbonischen Angriffe verwundet und von seinen Mitstreitern für tot erklärt. Danach ließ er sich in Sant Boi de Llobregat nieder, wo er 1743 verstarb. Das Gebäude hat den ursprünglichen Geist eines barocken Herrenhauses der Frühmoderne bewahrt. Eine Ausstellung und eine audiovisuelle Präsentation erläutern die politische und militärische Bedeutung Casanovas. In Moià sind im historischen Ortskern zahlreiche sehenswerte Barockbauten sowie das beeindruckende Portal und der Glockenturm der Kirche Santa Maria erhalten; außerdem bieten sich herrliche Aussichten auf das Montseny-Gebirge und auf Montserrat. Besondere Erwähnung unter den örtlichen Festen verdienen das nach einem Sohn der Stadt benannte Musikfestival Francesc Viñas (Sommer) und das Barockfest (September), in dessen Rahmen die historischen Ereignisse des Jahres 1714 rekonstruiert werden. In der Umgebung sind Niedergebrannte Orte wie Sallent oder Sant Feliu Sasserra und andere wie Castellterçol, Geburtsort verschiedener prohabsburgischer Helden, zu finden. Was die Kunst betrifft, ragen die beeindruckenden Retabel und das Barockportal der Kirche von Santa Maria d’Oló heraus. Abrunden kann man den Besuch mit einer Verkostung der großartigen Weine der Ursprungsbezeichnung DO Pla de Bages.
Can Barraquer und Kirche Sant Baldiri Sant Boi de Llobregat (Costa Barcelona)
Im Herrenhaus Can Barraquer (15. Jh.), das heute das Museum von Sant Boi de Llobregat beherbergt, lebte Rafael Casanova in den letzten Jahrzehnten vor seinem Tod. Der ehemalige Vorsitzende des Rates der Stadt Barcelona liegt in der Kapelle La Pietat der Pfarrkirche Sant Baldiri in der gleichen Stadt begraben. Als Casanova am 11. September 1714 während der Belagerung Barcelonas verwundet wurde, erklärten ihn seine Mitstreiter für tot. Erst 1719 trat er wieder in Erscheinung und kehrte zu seiner Tätigkeit als Anwalt zurück. 1743 verstarb er in Can Barraquer und wurde in der Pfarrkirche Sant Baldiri beigesetzt. Im Museum von Sant Boi ist die Ausstellung „Rafael Casanova und seine Zeit“ zu sehen. An der anderen Seite des Platzes kann in der barocken Pfarrkirche das Grab Casanovas mit ausführlichen Informationen zu seinem Leben und Werk besichtigt werden. Jährlich zum 11. September findet hier eine Kranzniederlegung im Gedenken an den Ratsvorsitzenden statt. In Sant Boi de Llobregat lohnt sich ein Spaziergang durch die Altstadt, in der Gebäude wie Can Castells, das heute die Bibliothek beherbergt, oder Can Torrents, ein zum Stadtmuseum gehörender Komplex, zu besichtigen sind. Zu den interessantesten Freizeitangeboten zählen die der Artischocke gewidmete Gastronomieschau im März und das Musikfestival Altaveu im September. In der Umgebung bieten sich Aktivitäten wie Fuß- oder Radwanderungen oder ein Besuch des Llobregat-Deltas an. Sehenswert ist auch der Landwirtschaftspark Baix Llobregat, in dem hauptsächlich Artischocken angebaut werden, die man in der entsprechenden Saison unbedingt auch in den Restaurants der Gegend probieren sollte. In Santa Coloma de Cervelló befindet sich die Güell-Kolonie des Architekten Antoni Gaudí, die von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden ist. Zur Komplettierung der Route entlang der Rafael-Casanova-Gedenkstätten kann man auch seinem Denkmal an der Ronda de Sant Pere in Barcelona noch einen Besuch abstatten, das, wie das Geburtshaus in Moià, zu den Etappen der Route 1714 zählt.
Burg von Talamanca Talamanca (Catalunya Central) Die in einer wunderschönen Umgebung gelegene Ortschaft Talamanca war Schauplatz des letzten Sieges der prohabsburgischen Allianz, einen Monat vor der Kapitulation Barcelonas. Die ursprüngich aus dem 10. Jahrhundert stammende und nach dem Krieg wiedererrichtete Burg bietet die lebendigste Erinnerung an die militärische Strategie beider Seiten. Vom August des Jahres 1713 bis zum Fall Barcelonas im September 1714 war Zentralkatalonien Schauplatz des Kampfes zwischen dem von Antoni Desvalls i de Vergós, Markgraf von Poal, geführten Verteidigungsheer und den bourbonischen Truppen. Die Schlacht von Talamanca am 13. und 14. August 1714 endete mit dem Sieg der prohabsburgischen Truppen und einer Bilanz von insgesamt 680 Toten und Verwundeten auf beiden Seiten. In der Burg von Talamanca, die nach dem Befehl der Bourbonen zur Zerstörung aller Burgen und Häuser der Gefolgsleute von Erzherzog Karl wiedererrichtet wurde, ist ein Saal der Erläuterung der Auseinandersetzung gewidmet. Vom Aussichtspunkt der Schlacht aus, an dem mit Hilfe illustrierter Tafeln die Strategien beider Seiten erklärt werden, bietet sich eine Aussicht auf die Umgebung des nördlichen Zugangs zum Naturpark Parc Natural de Sant Llorenç del Munt i l’Obac. Die Besteigung des Montcau
und Fuß- oder Radwanderungen durch den Naturpark sind nur einige der interessanten aktivtouristischen Möglichkeiten, die sich hier bieten. Ebenfalls empfehlenswert ist die Verkostung der Weine der Ursprungsbezeichnung DO Pla de Bages. In der Umgebung sind die Niedergebrannten Orte Manresa und Monistrol de Calders zu finden, deren Geschichte im Kreismuseum von Manresa erläutert wird, das auch eine umfangreiche Sammlung barocker Kunst besitzt. In Castellbell i el Vilar ist eine solide Befestigungsanlage zu sehen, die im Krieg eine wichtige Rolle spielte, und in Mura können beeindruckende unterirdische Höhlen besichtigt werden.
Einsiedelei Sant Sebastià Vic-Santa Eulàlia de Riuprimer (Catalunya Central) In der Einsiedelei Sant Sebastià, gelegen in der Gemeinde Vic im Pfarrbezirk Santa Eulàlia de Riuprimer, wurde mit dem Pacte dels Vigatans der Pakt geschlossen, der den Aufstand zugunsten Karls VI. in Gang setzte. Beim Besuch der auf einer Anhöhe mit wunderbarer Aussicht auf die Ebene von Vic gelegenen Einsiedelei bekommt man den Eindruck, sich an einem wahrhaft historischen Ort zu befinden, an dem eine geheime Versammlung den Lauf der Geschichte änderte. Der am 17. Mai 1705 von acht angesehenen Vertretern des Land besitzenden Kleinadels von Osona geschlossene Pacte dels Vigatans ermöglichte eine Vereinbarung, in deren Folge sich Katalonien auf die Seite des österreichischen Erzherzogs Karl stellte und eine Landung der alliierten Truppen militärisch unterstützte, während England die Verteidigung der katalanischen Selbstverwaltung versprach. Von der Pla de Sant Sebastià aus, auf der sich die Einsiedelei erhebt, bietet sich ein prachtvoller Panoramablick auf die umliegende Ebene und die Gebirgszüge Montseny, Les Guilleries und Collsacabra. In Vic erlaubt es ein Spaziergang durch die Altstadt, ein umfangreiches architektonisches Erbe aus verschiedenen Epochen kennenzulernen, wie die Kathedrale Sant Pere oder den Plaça del Mercadal, auf dem die weithin bekannten Wochenmärkte, Jahrmärkte und Festveranstaltungen stattfinden. Das Bischöfliche Museum beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen romanischer und gotischer Kunst in ganz Europa. In der Umgebung finden sich neben den Niedergebrannten Orten Oristà, Prats de Lluçanès, Sant Hipòlit de Voltregà und Torelló mit Perafita und Les Masies de Roda auch die Geburtsorte von Jaume Puig de Perafita und Bac de Roda, die zu den Unterzeichnern des Pacte dels Vigatans gehörten. In Les Masies de Voltregà kann das Heiligtum La Gleva besichtigt werden. Was das aktivtouristische Angebot betrifft, bieten sich zum Beispiel die Routen der Mountainbike-Zentren von Osona (Sau-Collsacabra, Lluçanès und Plana de Vic), Kajakfahrten auf dem Stausee von Sau oder ein Flug im Heißluftballon über der Ebene von Vic an. In der Gastronomie verdienen die Restaurants der gastronomischen Vereinigung Osona Cuina und die traditionellen Wurstwaren des Landkreises besondere Erwähnung. Anreise: Landstraße BV-4316 Richtung Santa Eulàlia de Riuprimer | 7 km vom Stadtzentrum von Vic
© Generalitat de Catalunya Text: Adrià Cases und Jordi Miras Llopart Übersetzung: Discobole Fotografien: El Born CC / Marçal Font, MHC / Mingu, Ajuntament de Talamanca, David Fontseca, Direcció General d’Arxius, Biblioteques, Museus i Patrimoni Cultural / Josep Giribet, Arxiu Municipal Sant Boi de Llobregat / Carles Serret, MHC / Pepo Segura, Consorci del Turó de la Seu Vella de Lleida / Antoni Benavente, Albert Cristòfol, MHC / Pep Parer, Fundació Institut Català de la Cuina i la Cultura Gastronòmica. Druck: EADOP DL: B-27209-2013 Printed in EU