LA SAGRADA FAMÍLIA Der der Heiligen Familie geweihte Sühnetempel ist Gaudís berühmtestes Bauwerk, der eindrucksvollste Beweis seines visionären Geistes und ein weltweit bekanntes Wahrzeichen Barcelonas. Der Architekt übernahm die Bauleitung des 1882 von F. del Villar im neugotischen Stil begonnenen Projekts im Jahr 1883 und widmete von jenem Moment an sein ganzes Leben, die letzten Lebensjahre sogar ausschließlich, dem ehrgeizigen Werk, das allerdings trotzdem unvollendet blieb. Gaudí hatte eine „Kathedrale des 20. Jahrhunderts” im Sinn, eine Synthese seines gesamten architektonischen Wissens mit einem komplexen System von Symbolismen und visuellen Erläuterungen der Glaubensmysterien: Fassaden wie denen der Darstellung der Geburt, des Todes und der Auferstehung Christi; achtzehn Türmen, die die zwölf Apostel, die vier Evangelisten, die Mutter Gottes und — der mit 170 m höchste von allen —Jesus Christus symbolisieren; Seitenkapellen als Symbole der Sakramente und der Tugenden usw. Ausgehend vom Modell einer fünfschiffigen gotischen Basilika mit Querschiff, Apsis, Chorumgang und monumentalen Fassaden am Mittelschiff und den beiden Seiten des Transepts wollte er dem Bauwerk mittels einer wahrhaften Apotheose von Fiolen und hohen Schneckentürmen, verkleidet mit abstrakten Mosaiken aus glasierter Keramik und gekrönt von den bischöflichen Symbolen und dem Kreuz, eine spektakuläre vertikale Dimension verleihen. Die neugotische Krypta, der fertiggestellte Teil der Apsis sowie die prächtige Geburtsfassade (Ostseite) mit ihrer üppigen, rein naturalistischen Dekoration (der Natur nachempfundene Tiere, Pflanzen, Wolken usw.) sind persönliche Arbeiten Gaudís. Von den vier Türmen der Fassade sah er allerdings nur jenen im vollendeten Zustand, der dem heiligen Barnabas gewidmet ist. Die Wiederaufnahme der Bauarbeiten, die man 1936, nachdem in der Krypta und im Atelier Gaudís Feuer gelegt worden war, unterbrochen hatte, im Jahre 1952 auf der Grundlage der vorhandenen Zeichnungen und Modelle löste eine lebhafte Polemik aus. Zwischen 1954 und 1976 wurden die Passionsfassade und ihre vier Türme (Westseite) fertiggestellt, und 1987 beauftragte man Josep Maria Subirachs mit der Ausführung der Skulpturen für den Säulengang der Passionsfassade. Zur Besichtigung freigegeben sind der fertiggestellte Teil des Sühnetempels der Sagrada Família und sein kleines Museum mit Modellen und graphischen Dokumenten zum Bauverlauf. PIaça de la Sagrada Família • 08013 Barcelona Tel.: (+34) 932 080 414 www.sagradafamilia.org U-Bahnstation: Sagrada Família (L5) (L2) Buslinien: 10, 19, 33, 34, 43, 44, 50, 51 Centre del Modernisme. Tel.: (+34) 933 177 652 - 902 076 621 cultura-impuqv@bcn.cat / www.rutadelmodernisme.com
PARK GÜELL
Auf einer Anhöhe namens „Muntanya Pelada” gelegener Stadtpark im Norden des heutigen barcelonesischen Stadtteils Gràcia (ehem. selbständige Ortschaft). Gaudí plante und gestaltete den Park zwischen 1900 und 1914 im Auftrag Eusebi Güells als Infrastruktur und Gemeinschaftsanlage für eine Gartenstadt nach englischem Vorbild, die sechzig Einfamilienhäuser umfassen sollte. Der erhoffte Erfolg des Projekts blieb jedoch aus, und der Park ging 1922 in städtischen Besitz über. Die beiden Pavillons am Haupteingang, die die Mauer um den Park abschließen und als Pförtnerhaus bzw. Verwaltungsgebäude gedacht waren, wurden aus Naturstein errichtet. Ihre Backsteingewölbedecken sind mit einem Keramikscherbenmosaik (trencadís) verblendet, das sich auf gewundenen geometrischen Flächen fortsetzt und der gesamten Ornamentik des Parks einen besonderen Reiz verleiht. Gekrönt werden die Dächer von je einer kuppelförmigen Laterne und einem hohen Schneckenturm mit dem für Gaudí charakteristischen vierarmigen Kreuz. Die von einem mythologischen, an eine Eidechse erinnernden Drachen (der der Zisterne zugleich als Überlaufbehälter dient) unterbrochene Freitreppe führt zum als Markthalle für die Gartenstadt geplanten, großen Säulensaal, mit seinen 84 dorisch inspirierten Säulen, die halbsphärische Kuppeln tragen, auf denen wiederum der große Platz, eine herrliche Aussichtsplattform mit Blick über die Stadt und das Meer, ruht. Gerahmt wird diese große Fläche von einer außergewöhnlichen, als Balustrade dienenden Bank, die sich Mäander, Ecken und kleinere Räume bildend um den Platz herum schlängelt. Die farblich brillant gestaltete Verkleidung der Bank mit Keramikscherbenmosaik bildet eine spektakuläre Collage, die späteren Avantgarden den Weg bereitet zu haben scheint. Bei der Ausführung der Bank und der wundervollen Gewölbeschlusssteine des Säulensaals wurde Gaudí vom Architekten Josep Maria Jujol unterstützt. Zu erwähnen sind außerdem noch die große Zisterne unter dem Säulensaal, ein Raum von großer plastischer Schönheit, in den das Wasser vom großen Platz über die Säulen abgeführt werden sollte, und die zahlreichen Viadukte, auf denen die Wege für den Fahrzeugverkehr angelegt wurden, mit ihren Stützmauern und ihren starken, geneigten Säulen, die elegante, mit behauenem Naturstein verkleidete Säulengänge bilden. Das Haus, das Gaudí sich von seinem Schüler Francesc Berenguer (1905) im Park errichten ließ, beherbergt heute das GaudíMuseumshaus, in dem interessante, vom Architekten selbst entworfene Möbel und persönliche Erinnerungsstücke ausgestellt sind. Der Park Güell wurde 1984 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Olot, s/n • 08024 Barcelona Museumshaus Gaudí Tel.: (+34) 932 193 811 U-Bahnstation: Lesseps (L3) Buslinien. 24, 28, 31, 32, 92, 116
COLÒNIA GÜELL Die Krypta der von Gaudí für die Arbeitersiedlung der Textilfabrik, die Eusebi Güell in Santa Coloma de Cervelló in der Nähe des Llobregat besaß, entworfenen Kirche (das Genossenschaftsgebäude und einige Häuser wurden von Gaudís Schülern F. Berenguer und J. Rubió Bellver geplant). Gaudí arbeitete ab 1898 an diesem ehrgeizigen Projekt, von dem dann zwischen 1908 und 1916 nur die Krypta teilweise errichtet werden sollte. Diese zählt allerdings zu den meistbewunderten und -analysierten Bauwerken des Architekten und diente als Vorbild für zahlreiche Lösungen, die bei der Sagrada Família zur Anwendung kamen. Der von Pinien umgebene, auf einer Anhöhe stehende Bau verfügt über einen unregelmäßig ovalen Grundriss mit einem zentralen Raum, der von zwei Korridoren geteilt wird, die über vier zentrale und diverse seitliche Säulen eine Reihe unregelmäßiger Gewölberippen aus Backstein stützen. Um den Raum herum führt ein Umgang mit weiteren Säulen, die die Rippen des Dachs tragen. Vor dem Eingang befindet sich eine Säulenvorhalle und daneben eine Freitreppe, die auf die Ebene führt, auf der die eigentliche Kirche errichtet werden sollte. Die starke Ausdruckskraft der Krypta ist das Ergebnis einer Reihe innovativer Faktoren hinsichtlich der Struktur und der durchaus kühnen Anwendung der konstruktiven Elemente. Der Neigungsgrad der Säulen ist der jeweils auf sie einwirkenden Belastung angepasst, und die paraboloid-hyperbolische Form des traditionellen katalanischen Backsteingewölbes griff ihrer Verwendung durch die avantgardistische Architektur der Moderne um viele Jahre vor. Die Baumaterialien — im wesentlichen kaum behauenes Basaltgestein und Backsteine, mit Mosaiken und Glasbildern für Türen und Fensteröffnungen — wurden mit Kraft und einer Energie eingesetzt, die sie rauh und ursprünglich wirken lassen. Eine besondere Erwähnung verdienen auch die von Gaudí persönlich gestalteten Bänke aus Holz und Eisen. Claudi Güell, 9-11, bxs. • 08690 Santa Coloma de Cervelló (Barcelona) „Consorci de la Colònia Güell”, Tel.: (+34) 936 305 807 www.elbaixllobregat.net/coloniaguell Von Barcelona aus: Autobahn A-2, Ausfahrt „Cinturó Litoral” (über Sant Boi de Llobregat und die Landstraße nach Sant Vicenç dels Horts), oder Nationalstraße A-2, Ausfahrt Sant Vicenç dels Horts FGC (katalanische Eisenbahn): Haltepunkt Colònia Güell
LA PEDRERA (Casa Milà) 1906-1910 im Auftrag der Familie Milà-Segimon errichtetes Wohnhaus. Gaudís letzter Profanbau gehört zu seinen besten und ehrgeizigsten Werken und war hinsichtlich seiner funktionalen, konstruktiven und ästhetische Aspekte absolut innovativ. Die großzügigen Wohnräume sind entlang einer gewellten Fassade und um zwei große Innenhöfe — der eine rund, der andere elliptisch — herum angeordnet, von denen eine Wendeltreppe in die ersten Obergeschosse und eine Rampe für Kutschen ins Untergeschoss führen. Dieses Konzept bricht komplett mit der üblichen Struktur der Häuser im Stadtteil Eixample, indem es sich auf Naturund Backsteinsäulen und eine Eisenstruktur stützt und auf tragende Wände verzichtet. So verfügte Gaudí über totale Freiheit bei der Aufteilung jedes einzelnen der fünf Stockwerke, in denen gebrochene und gewellte Ebenen vorherrschen, die konvexe Korridore bilden. Die Fassade bildet eine beeindruckende, wogende Masse aus nur grob behauenem Naturgestein, in der die Härte und Schwere des verwendeten Materials mit der scheinbaren Bewegung der Wellen dieses einzigartigen Steinmeeres kontrastieren. Die Fensteröffnungen scheinen einfach in die steinerne Masse hineingegraben zu sein und sind mit wunderschönen, schmiedeeisernen Arbeiten dekoriert, die an den Balkons Blumenmotive und an den Türen raffinierte Gitter bilden. Die ungewöhnliche Dachkonstruktion stützt sich auf eine Reihe parabolischer Bogen unterschiedlicher Höhe, die einen nach außen mit Marmorplatten verkleideten Dachboden bilden. Auf dem stufigen Flachdach überraschen die wie Skulpturen wirkenden, schneckenförmigen Treppenausgänge, die von einem viermal wiederholten Kreuz gekrönt und mit Keramikscherbenmosaik verkleidet sind, sowie die wie behelmte Krieger wirkenden Schornsteine, die eine phantastische Szenerie bilden, die als expressionistisch oder auch als Vorgriff auf den Superrealismus bezeichnet worden ist. Das „Casa Milà” wurde 1984 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Sparkasse „Caixa de Catalunya”, seit 1986 Eigentümerin des Gebäudes, hat es restauriert und zum Sitz ihrer Kulturstiftung gemacht. „Espai Gaudí”: Provença, 261-265; 08008 Barcelona Ausstellungen: Pg, de Gràcia 92; 08008 Barcelona Tel.: (+34) 902 400 973; Tel. Reservierungen: (+34) 934 845 530 ; reserves_fcc@funcaixacat.org www.fundaciocaixacatalunya.org U-Bahnstation: Diagonal (L3) (L5) FGC (katalanische Eisenbahn): Provença Buslinien: 7, 16, 17, 20, 22, 24, 28, 43, 44 und Tomb bus Renfe (spanische Eisenbahn): Passeig de Gràcia
CASA BATLLÓ
GAUDI
Von Gaudí zwischen 1904 und 1906 im Auftrag des Textilfabrikanten Josep Batlló i Casanovas vollständig umgestaltetes Wohnhaus in der sogenannten „Insel der Zwietracht”, einem Straßenkarree, das (in Anspielung auf das mythologische Urteil des Paris) so bezeichnet wird, weil hier noch zwei andere architektonische Meisterwerke des barcelonesischen Modernismus stehen, nämlich das „Casa Amatller” von Puig i Cadafalch (1900) und das „Casa Lleó Morera” von Domènech i Montaner (1905). Das intensiv naturalistische und doch auch abstrakte, mit Keramik in glänzenden, subtilen Farben polychrom dekorierte Werk stammt aus der Zeit, in der der Architekt sich auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft befand und löst beim Betrachter trotz der Üppigkeit seiner Formen und Motive ein undefinierbares Gefühl der Leichtigkeit aus. Aus der wogenden Fassade ragt die steinerne Struktur der von Säulen gestützten Tribüne der Beletage heraus, deren große Fenster mit schönen Buntglasbildern dekoriert sind. Zur Keramik und dem Buntglas des oberen Abschnitts gesellen sich unversehens aggressive, maskenartig wirkende, eiserne Balkons, und gekrönt wird das Ganze von einem eindrucksvollen, mit Keramik gedeckten Dach über doppelten Mansarden, das an den Rücken eines phantastischen Drachens erinnert, und einem runden Turm mit einer blumenförmigen Laterne, auf dem das vierarmige Kreuz steht, hinter dem sich die interessanten, skulpturartigen Schornsteine verstecken, die wie unerbittliche Wächter des Hauses wirken. Im Gebäudeinneren ist der Eingangshof mit seiner gewundenen Treppe und den schönen Fensteröffnungen zu bewundern, in dem das einfallende Licht durch die Abstufung der Blautöne der keramischen Wandverkleidung subtil nuanciert wird. Für die Dekoration der Beletage schuf Gaudí einige seiner besten innenarchitektonischen Arbeiten, wie den herrlichen Kamin, Türen, Möbel und eine Treppe aus Holz (die zum Teil im Gaudí-Museumshaus ausgestellt sind), Buntglasfenster und schmiedeeiserne Elemente. Passeig de Gràcia, 43 • 08007 Barcelona Tel.: (+34) 934 880 666 / 932 160 306 www.casabatllo.cat U-Bahnstation: Passeig de Gràcia (L3) Renfe (spanische Eisenbahn): Passeig de Gràcia Buslinien: 7, 16, 17, 20, 22, 24, 28, 43, 44 und Tomb bus © Generalitat de Catalunya Departament d’Innovació, Universitats i Empresa Turisme de Catalunya Übersetzung: Discobole S.L. (Michael Röhrig) Fotografien: Toni Vidal und Jordi Pareto Druck: Imgesa Printed in EU Pflichtexemplar: B - 32.981 - 2007
PALAU GÜELL Dieses 1886-88 für die Familie Eusebi Güell errichtete städtische Wohnpalais war Gaudís erstes großes Bauwerk. Deutlich erkennbar sind hier bereits die Suche nach neuen architektonischen Ideen und die vollkommen individualistische und innovative Interpretation der historischen Stile, in diesem konkreten Fall der Gotik und mohammedanischer Dekorationselemente. Über dem für die Pferdeställe bestimmten und über eine Rampe zugänglichen Untergeschoss, dessen Backsteingewölbe von robusten Backsteinsäulen mit pilzförmigen Kapitellen getragen wird, und dem Erdgeschoss, das Verwaltungsaufgaben vorbehalten war, befindet sich die Beletage, in der das Gebäude die Form eines Palais annimmt. Die Mitte des Bauwerks wird von einem großen Raum eingenommen, der von einer mit sternförmigen Öffnungen versehenen Parabolkuppel gedeckt ist, sich vertikal durch das gesamte Gebäude erstreckt und auf der Dachterrasse in einer hohen, konischen Turmspitze endet. Um diesen zentralen Raum herum, der zugleich als Hauptsalon diente, in dem Konzerte (mit einer schönen Orgel) und Gebetsstunden (in einer kleinen, schrankartig konstruierten Hauskapelle) stattfanden, sind die Salons, Galerien und Wohnräume angeordnet. Die luxuriöse Innenausstattung stellt mit ihren von hyperbolischen Kapitellen gekrönten Marmorsäulen, den Parabolbogen, den Kassettendecken aus Edelhölzern und filigranen schmiedeeisernen Elementen, den Gemälden von Aleix Clapés, den Verzierungen aus Schildpatt und Elfenbein und dem erlesenen Mobiliar ein hervorragendes Kompendium des damaligen Zeitgeschmacks dar. Sehenswert sind auch die nüchterne Natursteinfassade mit ihrer rechteckigen, an ihren Enden bis ins Obergeschoss hinaufragenden Tribüne, die sich über die ganze Breite der Beletage erstreckt, den zwei großen Hyperboloidbogen, zwischen denen das schmiedeeiserne Wappen Kataloniens zu sehen ist, und der verschlungenen Dekoration der Torgitter sowie die ungewöhnliche Dachterrasse, auf der achtzehn phantasievoll und abwechslungsreich gestaltete Schornsteine und Belüftungsschächte aufragen, die mit jenem trencadís (Keramikscherbenmosaik) verkleidet sind, das Gaudí später vielfach in seinem Werk verwenden sollte. Und schließlich soll auch noch der bemerkenswerte hölzerne Sonnenschutz der Galerie an der Rückfassade des Gebäudes erwähnt sein. 1984 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Nou de la Rambla, 3-5 • 08001 Barcelona Tel.: (+34) 933 173 974 Wegen Umbau geschlossen U-Bahnstation: Liceu (L3) Buslinien: 14, 59, 91, 120
PAVELLONS GÜELL
Die von Gaudí zwischen 1884 und 1887 für das große (später zum Palast von Pedralbes ausgebaute) Landgut der Güells geschaffenen Stallungen und das Pförtnerhaus desselben Guts. Während die Konstruktion der Reitställe mit ihren Gewölben und Parabolbogen aus Backstein einer in der Gotik verwurzelten katalanischen Tradition entspricht, ist die äußere Dekoration (Mauern, Laternen usw.) mit Keramik und Mosaiken der orientalischen Tradition zuzuordnen. Der außergewöhnliche, schmiedeeiserne Drache am Haupteingang ist eine Anspielung auf den mythologischen Hesperidengarten, der in dem großartigen Gedichtepos L’Atlantida (1877) von J. Verdaguer besungen wird. Heute befindet sich hier der Sitz des Gaudí-Lehrstuhls der Technischen Hochschule für Architektur der Polytechnischen Universität von Katalonien mit seinem Archiv, seiner Bibliothek und seinem Museum. Avinguda Pedralbes, 7 • 08034 Barcelona Tel.: (+34) 933 177 652 / 902 076 621 U-Bahnstationen: Palau Reial (L3) Buslinien: 7, 60, 63, 67, 68, 74, 75, 78 und Tom bus.
CASA VICENS
Das Casa Vicens ist eine zwischen 1883 und 1888 für den Keramikfabrikanten Manuel Vicens i Montaner errichtete Privatvilla. Die Gebäudestruktur wird bei diesem Jugendwerk des Architekten noch von geraden Linien beherrscht, während die Außendekoration — horizontale Bänder aus glasierter Keramik am unteren und Säulen am oberen Gebäudeteil sowie Ecktürme — und vor allem die mohammedanisch inspirierte (und wie die Stalaktitendecke des Rauchsalons zum Teil eindeutig dem Nasridenstil entsprechende) Innendekoration bereits die Explosion der Vorstellungskraft und brillanter Ideen erkennen lassen, die Gaudís gesamtes späteres Werk bestimmen sollten. Besonders zu erwähnen wäre noch das herrliche schmiedeeiserne Torgitter mit Zwergpalmenblättern. 1925 wurde dem Gebäude ein Anbau hinzugefügt und der Garten entsprechend verkleinert. Privateigentum. Carolines, 24• 08012 Barcelona U-Bahnstationen: Fontana und Lesseps (L3) FGC (Katalanische Eisenbahn): Gràcia und Pl. Molina. Buslinien: 22, 24, 27, 28, 31, 32, 87, 92
CASA CALVET
Dieses im Jahr 1900 mit dem Preis der Stadtverwaltung von Barcelona für das beste Gebäude der Stadt ausgezeichnete Wohnhaus wurde 1898-1900 für die Familie des Textilunternehmers Calvet erbaut, und die Geschäftsräume im Erdgeschoss beherbergen heute ein Restaurant. Es handelt sich um das erste Bauwerk, das sich der stark kodifizierten Typologie der für das Eixample charakteristischen Häuser zuordnen lässt: Die Außenfassade aus Naturstein mit ihrer Tribüne und plastischen Dekoration sowie das Vestibül, die Treppe und der Fahrstuhl entsprechen einem deutlich vom Barock beeinflussten Repertoire, während an der Innenfassade mit ihren durchgehenden Balkons und Tribünen eine weitaus persönlichere und funktionalere Lösung zu erkennen ist. Das hochinteressante, von Gaudí für die Büroräume und die von den Eigentümern bewohnte Beletage entworfene Mobiliar ist zu einem großen Teil im Gaudí-Museumshaus zu besichtigen. Casp, 48 • 08010 Barcelona U-Bahnstationen: Pl. Catalunya (L1 und L3) und Urquinaona (L1 und L4) Renfe (spanische Eisenbahn): Pl. Catalunya Buslinien: 19, 39, 41, 45, 47, 55, 62 und 141
Der Architekt und Designer Antoni Gaudí ist aufgrund seiner Fähigkeit zur Synthese der eigenen Tradition und wegen der Originalität und Kühnheit seiner technischen Lösungen, die er in eine brillante, ungewöhnliche und kreative Ornamentik einband, die international angesehenste Persönlichkeit der katalanischen Architektur. In Reus geboren, schloss Gaudí 1878 sein Architekturstudium in Barcelona ab, wo er in einem für die Entwicklung seiner Persönlichkeit günstigen Moment seine Aktivitäten entwickelte: Die Stadt steckte mitten in ihrer sogenannten kulturellen und politischen „Wiedergeburt” (Renaixença), in einem Moment wirtschaftlicher Blüte und urbanistischer Expansion, finanziell gefördert von einem Bürgertum, das den Anschluss an die neuen europäischen Strömungen nicht verpassen wollte. In seiner Ausbildungszeit wurde Gaudí von den Theorien Viollet-le-Ducs und Ruskins sowie dem Denken der Generation des Modernismus beeinflusst, die sich im Umfeld der Weltausstellung von 1888 entwickelt hatte, überwand jedoch schon sehr bald die historischen Stile, die den Eklektizismus des 19. Jahrhunderts beherrschten und formulierte eine eigene Ästhetik, die seinen Stil unverwechselbar machte, zugleich jedoch seine Zuordnung zu einer bestimmten Strömung stark erschwert. Herausragende biographische Elemente sind Gaudís Beziehung zur Industriellenfamilie Güell, die ihm in der barcelonesischen Gesellschaft Ansehen verlieh, seine Bindung schon als junger Architekt an die Sagrada Família, die zur Intensivierung seiner ohnehin schon tiefen Religiosität beitrug, und seine ausschließliche, ihn schließlich völlig in Anspruch nehmende Hingabe an die Probleme, die sich bei der Umsetzung seiner Architektur ergaben. Außer den voranstehend erwähnten Bauwerken schuf er das Theresianerinnenstift und das Casa Bellesguard in Barcelona sowie Gebäude in Comillas, Astorga und León und übernahm die Umgestaltung des Innenraums der Kathedrale von Mallorca und andere Arbeiten von geringerer Bedeutung. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Gaudís innenarchitektonische Fähigkeiten, die ihn dazu brachten, in enger Zusammenarbeit mit den herausragenden Kunsthandwerkern seiner Zeit und entsprechend seiner Auffassung von der Dekoration als organischem, in die baulichen Strukturen zu integrierendem Aspekt alle möglichen Elemente des architektonischen Raums. Die Kühnheit und Einzigartigkeit seiner innovativen Lösungen machten Gaudí bereits zu Lebzeiten zu einer bewunderten und zugleich umstrittenen Persönlichkeit. Nach einer vorübergehenden Phase relativer Vergessenheit bzw. Ruhe hat sich sein Ruhm in Fachkreisen inzwischen weltweit unbestreitbar durchgesetzt, und auch darüber hinaus wird ihm allgemeine Anerkennung zuteil. Für ihre Mitarbeit danken wir Joan Bassegoda i Nonell von der Càtedra Gaudí (Gaudí-Lehrstuhl) der Technischen Hochschule für Architektur der Polytechnischen Universität von Katalonien, und Professor Ignasi de Solà-Morales, der inzwischen leider verstorben ist, von derselben Hochschule.
GAUDI
deutsch
ANTONI GAUDÍ (1852-1926)