cobertaTerresNou.qxp
20/11/12
12:42
Página 1
Generalitat de Catalunya Regierung von Katalonien Ministerium für Unternehmen und Beschäftigung
PATRONAT DE TURISME DIPUTACIÓ DE TARRAGONA
Terres de l’Ebre
Katalonien
DE LA
Pag. 1 Alemany OK
Katalonien
19/11/12
11:43
Página 1
Terres de l’Ebre
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
Baix Ebre
12:04
Página 2
Montsià
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
Terra Alta
12:05
Página 3
Ribera d’Ebre
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 4
Terres de l’Ebre das kaum bekannte Katalonien
Als der Schriftsteller Sebastià Juan Arbó den Roman Terres de l’Ebre (1932) schrieb, ahnte er wohl kaum, dass der Titel seines Werks später einmal die offizielle Bezeichnung eines ganzen katalanischen Landstrichs sein würden, nämlich des vom Ebro, einem der bedeutendsten Flüsse der Iberischen Halbinsel, durchflossenen Gebiets. Es handelt sich bei dieser Landschaft um ein Flussufergebiet, das aber auch vom Meer und vom Gebirge geprägt ist. Denn auf wenigen Quadratkilometern vereint diese Gegend im Süden Kataloniens die Landschaften der Flussebene mit der Gebirgsatmosphäre des von Pablo Picasso in rund 60 Bildern verewigten Massivs Els Ports und der Farbenpracht des Ebrodeltas und seinen rund 150 Kilometern relativ unberührter Strände. Dieser natürliche Reichtum zog bereits die Iberer und die Römer in seinen Bann, die den Ebro als für den Handel strategisch wichtigen Verkehrsweg betrachteten, der nicht nur den Warentransport von der Küste in das Binnenland der Halbinsel ermöglichte, sondern auch die Bewässerung von Anbauflächen erlaubte. Später konsolidierten sich bedeutende arabische, jüdische und christliche Niederlassungen, die in der Region, in der heute die autonomen Gemeinschaften Katalonien, Valencia und Aragonien
4
aufeinander treffen, konkurrierten.
um
die
Führungsrolle
Alle diese Kulturen hinterließen ein bedeutendes Erbe. Davon zeugen verschiedene Denkmäler, wie Felsmalereien, iberische Fundstätten, mittelalterliche Burgen, Kathedralen, Renaissancepaläste, Kellereien im katalanischen Jugendstil und Schützengräben aus dem spanischen Bürgerkrieg, aber auch die regionale Küche, die sich der besten Erzeugnisse des Meeres, des Flusses und des Landbaus bedient, und die Traditionen, denen diese einzigartige Region Kataloniens ihren besonderen Charakter verdankt. Heute sind die Terres de l’Ebre ein ruhiger Landstrich, in dem Besucher den Spuren der Geschichte nachgehen und einige der bedeutendsten Naturlandschaften des Mittelmeerraums entdecken können.
20/11/12
12:05
Página 5
Der Ebro am Fuße der Serra de Cardó
TerresdeEbreNOUalemany
5
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 6
Das Ebrodelta, ein Naturparadies
Die außergewöhnliche Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt des Ebrodeltas macht dieses am südlichsten Ende Kataloniens liegende Gebiet zu einem farbenfrohen Naturparadies. Durch die Erklärung zum Naturpark im Jahr 1983 wurden seine Bedeutung als wichtigstes Feuchtgebiet Kataloniens und sein internationaler Stellenwert unterstrichen. Die Landschaft besticht durch ihre Schönheit, insbesondere zählt sie aber gemeinsam mit dem französischen Naturpark Camargue an der RhoneMündung und dem Nationalpark Doñana in Andalusien zu den wichtigsten aquatischen Lebensräumen im westlichen Mittelmeerraum. Das Ebrodelta erstreckt sich auf mehr als 32 000 ha über die flachen Landschaften der in den Landkreisen Baix Ebre und Montsià gelegenen Gemeinden L’Ampolla, Amposta, Deltebre, Sant Jaume d’Enveja und Sant Carles de la Ràpita. Der Naturpark Ebrodelta nimmt jedoch nur etwa ein Viertel dieser Fläche ein. In den Binnenzonen des Deltas wird die Landschaft von ausgedehnten Reisfeldern beherrscht, die je nach Jahreszeit die Farbe wechseln. An der Küstenlinie hingegen dominieren die großen, von Röhricht umgebenen Lagunen. Hinzu kommen weitflächige
6
Salzböden und kilometerlange, von Dünen gesäumte einsame Strände. Besondere Erwähnung verdienen die Lagunen Bassa de les Olles, El Canal Vell, Bassa de la Platjola, El Garxal, L’Alfacada, La Tancada und L’Encanyissada, die nur eingeschränkt zugänglichen Inseln Illa de Buda und Illa de Sapinya, die Halbinseln Punta de la Banya und Punta del Fangar sowie die Feuchtbiotope Erms de Casablanca und Ullals de Baltasar. Alle Feuchtgebiete des Deltas sind dem Naturschutznetz Natura 2000 angeschlossen. Zudem ist im Frühjahr und im Sommer, der Paarungszeit der Vögel, der Zugang zu den wichtigsten Brutgebieten eingeschränkt. Charakteristische Flora und Fauna Die Einzigartigkeit des über 700 Arten zählenden Pflanzenbestands macht das Delta zu einem Paradies für Freunde der Botanik. Zu den charakteristischsten botanischen Elementen zählen die Süßgräser, aus deren Familie das Schilfrohr, die Rohrkolben und das Silberhaargras am stärksten vertreten sind. Die Uferwälder am Ebro bestehen hauptsächlich aus Silberpappeln, Ulmen, Schwarzerlen, Schwarzpappeln und Eukalyptusbäumen.
20/11/12
12:05
Pรกgina 7
Reisfeld
TerresdeEbreNOUalemany
7
TerresdeEbreNOUalemany
Naturpark Ebrodelta
20/11/12
12:05
Página 8
Im Vordergrund steht im Ebrodelta jedoch unbestritten der Reis. Mit 21 000 Hektar Anbaufläche prägen die Reisfelder, die zudem ein sehr wichtiges Ökosystem darstellen, die Landschaft dieses beeindruckenden Naturgebiets maßgeblich. Durch die notwendige regelmäßige Überflutung fungieren die Reisfelder als zeitweilige Sumpfgebiete, und die daraus resultierende Präsenz von Algen, Krebstieren und Insekten spielt eine entscheidende Rolle bei der Ernährung der Vögel, die den Naturpark bevölkern. Die Weihe, der Seidenreiher, der Nachtreiher, der Rallenreiher, der Graureiher, der Flamingo, der Austernfischer und die Rotflügelbrachschwalbe sind nur einige Beispiele ür die im Delta zu beobachtende ornithologische Vielfalt. Zudem ist die Gegend ein auch für zahlreiche Zugvögelarten bedeutendes Brutgebiet. Insgesamt wurden im Delta bereits über 400 verschiedene Spezies, also mehr als 60 % aller in Europa vorkommenden Vogelarten, ausgemacht. Die aus dem Zusammenfluss von marinen und Flussgewässern entstandenen aquatischen Lebensräume beherbergen auch eine große Vielfalt an Fischarten. Dabei teilen sich autochthone Arten wie der Aal, die Barbe, der Karpfen oder die Meeräsche den Lebensraum mit anderen, durch den Menschen eingeführten Arten wie dem Wels oder dem Koboldkärpfling.
Saline „La Trinitat”
Möchte man die Natur erleben, die Vögel beobachten, das Delta auf dem Fahrrad erkunden oder sich mit der Geschichte des Ebrodeltas vertraut machen, dann empfiehlt sich der Besuch des Ecomuseu des Naturparks in Deltebre, wo den Besuchern das kulturelle und natürliche Erbe des Gebiets näher gebracht wird. In den Räumen des Museums sind die charakteristischen Landschaftstypen des Deltas – der Fluss, die Lagunen, die Reisfelder und der Auwald – nachgebildet; außerdem besitzt es ein Aquarium, in dem die typischsten Fisch- und Amphibienarten des Ebrodeltas beobachtet werden können. Der Besuch des Ecomuseu kann mit einem Rundgang durch das Casa de Fusta ergänzt werden, das in der Nähe von Poblenou del Delta, direkt vor der Lagune L’Encanyissada, zu finden ist. Hierbei handelt es sich um eines der emblematischsten Gebäude der Gegend. Es wurde Ende der 1920er Jahre von Jägern errichtet, die sich, angezogen von der Menge und
8
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 9
Vielfalt der hier vorhandenen Vogelarten, im Delta niederließen. Später wurde hier das Informationszentrum des Naturparks Ebrodelta eingerichtet, in dem man Information zu verschiedenen Routen, den sehenswertesten Gegenden und möglichen Aktivitäten erhält. In einem Raum des Gebäudes ist das Museu Ornitològic mit einer repräsentativen Sammlung der im Ebrodelta heimischen Vogelarten untergebracht. Anhand von fast 200 Exemplaren von 134 verschiedenen Arten wird versucht, die Besonderheiten der verschiedenen Ökosysteme des Deltas darzustellen. Zudem finden sich an strategischen Stellen des Naturparks Aussichtsplattformen aus Holz, die es ermöglichen, den Zauber, die Farbenpracht und vor allem die Lebenskraft der hiesigen Natur hautnah zu erleben.
Dünen
9
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 10
Der Naturpark Els Ports
Das Gebirgsmassiv Els Ports erhebt sich im Süden Kataloniens, an der Grenze zu Aragonien und Valencia. Es handelt sich um ein zerklüftetes Kalksteingebirge mit reizvollen Felswänden, Höhlen, Verwerfungen und Schluchten, in dem es neben mediterran geprägten Landschaften auch Wälder gibt, die eigentlich eher in der eurosibirischen Klimazone zuhause sind. So sind dort die zum Naturschutzgebiet erklärten südlichsten Buchenwälder der Iberischen Halbinsel mit über hundertjährigen Exemplaren sowie diverse Baumdenkmäler zu finden. Die Gegend besticht auch durch ihre Fauna: Geier, Steinadler, Wildkatzen, Otter und vor allem der zu den repräsentativsten Wahrzeichen des Massivs zählende Iberische Steinbock zeugen von der ökologischen Vielfalt dieses riesigen Gebiets, dessen katalanischer Teil 2001 zum Naturpark erklärt wurde. Auf diese Weise wurde der Wert eines der bedeutendsten Naturräume Kataloniens anerkannt, der nach den Naturparks Hochpyrenäen (Alt Pirineu) und CadíMoixeró auch der drittgrößte des Landes ist.
Terra Alta und Arnes mit der Informationsstelle Molí de l’Oli zu nennen. Aus östlicher Richtung erreicht man den Park über Roquetes, wo sich der Verwaltungssitz
des
Naturparks
und
das
Besucherinformationszentrum des Landkreises Baix Ebre mit der Dauerausstellung Geoports befinden. Von Süden aus schließlich erreicht man den Park über Sénia, wo man im Besucherinformationszentrum des Montsià die Ausstellung La vida als Ports (Das Leben in Els Ports) besuchen kann. Bevor man sich in das Massiv begibt, lohnt sich also ein Zwischenstopp an einem dieser Orte. Auch der südliche Teil des Massivs hat fesselnde Landschaften zu bieten. So laden die Vertiefungen, die der im höchsten Teil des Gebirges entspringende Sénia geformt hat, wie zum Beispiel der Toll dels Arenals, im Sommer zum Bad ein. Höhepunkt des Gebirges ist jedoch der Gipfel des Mont Caro (1441 m). Er ist der höchste Punkt des Massivs und von
Es gibt drei Hauptzufahrtswege zum Park, und
windgeformten Kiefern umgeben, die in kargem,
zwar einen in jedem Landkreis. Für den Norden sind
felsigem Gelände wachsen. Dieser Aussichtspunkt
hier die Ortschaft Horta de Sant Joan mit dem
bietet einen weiten Panoramablick über das Ebrotal.
Informationszentrum im Ecomuseu, Prat de Comte mit
Im Vordergrund erhebt sich der Gebirgszug Serra de
dem Besucherinformationszentrum des Landkreises
Cardó und in Richtung des Meeres blickend erkennt
10
20/11/12
12:05
Pรกgina 11
Roques de Benet
TerresdeEbreNOUalemany
11
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 12
man am Horizont das Ebrodelta mit seinen charakteristisch geformten Halbinseln. Folgt man mit seinem Blick dem Flusslauf, so lassen die an seinem Ufer liegenden Orte Deltebre, Sant Jaume d’Enveja, Amposta, Vinallop, Campredó und Tortosa ausmachen.
Ansicht des Mont Caro
12
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 13
Blick auf Paüls von der Kirche Santa Maria
13
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 14
Weitere Naturräume
Die im Landkreis Baix Ebre, nur wenige Kilometer vom Massiv Els Ports entfernt liegende Serra de Cardó vereint eine sanfte Physiognomie mit zerklüfteten Formen und kleinen, schroffen Tälern. Der höchste Punkt dieses Gebirgszugs ist La Creu de Santos (942 m), sein bekanntester Ort jedoch das am Rande der Schlucht Barranc de Sallent errichtete Kurhaus Cardó. Dieser im 17. Jahrhundert erbaute architektonische Komplex war ursprünglich eine Karmelitereinsiedelei, die sich im 19. Jahrhundert zu einer Kurstätte entwickelte. Er liegt auf dem Gemeindegebiet von Benifallet, ist aber über Rasquera zu erreichen. Im Tal wurden, stets in Nähe der Quellen, insgesamt dreizehn weitere Einsiedeleien errichtet. Weiter südlich erhebt sich die Serra del Montsià parallel zum Meer und bildet einen herrlichen natürlichen Aussichtspunkt, von dem aus man die Ausdehnung des Ebrodeltas und die an das Massiv Els Ports angrenzenden Ebenen im Landesinneren überblicken kann. Eine der Attraktionen des Montsià-Gebirges ist La Roca Foradada („Der durchlöcherte Fels“). Die Hänge dieses 700 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Felsausläufers fallen über der Ortschaft Sant Carles de la Ràpita und der Bucht Badia dels Alfacs steil ab. In diesem kleinen Kalksteinmassiv befinden sich
14
einige Steineichen- und Kiefernwälder, wenngleich das Gebirge zum größten Teil nur mit niedrigen Sträuchern bewachsen ist. Seine kleinen Täler sind von zahlreichen Wanderwegen und Mountainbike-Routen durchzogen. Im Norden der Terres de l’Ebre kann man das im Ebrotal gelegene Wildtierschutzgebiet Sebes i Meandre de Flix besuchen. Es ist das zweitgrößte und -wichtigste Feuchtgebiet der Region und umfasst zwei Flussgebiete, in denen der Reichtum der ursprünglichen Ufervegetation erhalten geblieben ist. Hier findet man eines der größten Schilfdickichte Kataloniens, sowie Sümpfe und Flussinseln. Seit 2001 bemüht sich ein Projekt um die Wiedereinführung des Weißstorchs und die Rückgewinnung von Schwemmwiesen durch die Beweidung mit Pferden aus der Camargue, dem Mündungsgebiet der Rhone. Das Informationszentrum El Mas del Director informiert die Besucher über die besten Bildungs- und Freizeitangebote. Orientierungshilfe bietet dabei auch das neue Interpretationszentrum des Camí de Sirga (Leinpfad).
Weitere Information www.reservanaturalsebes.org
20/11/12
12:05
P谩gina 15
Kurort Card贸
TerresdeEbreNOUalemany
15
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
Blick von der Burg von Flix auf den Ebro
16
12:05
Pรกgina 16
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 17
Serra del Montsià
17
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 18
Die Costa de l’Ebre
Die Terres de l’Ebre besitzen eine fast 150 Kilometer lange Küste. Diese ausgedehnte Küstenlinie bietet eine große Vielfalt an Landschaften. Während im Norden eine von kleinen Buchten gespickte Felsküste vorherrscht, finden sich im Süden, im Ebrodelta, weite Strände mit feinem goldenen Sand. Die einen wie die anderen sind – da oft eher unbekannt – für die katalanische Mittelmeerküste ungewohnt friedlich und ruhig. Das nördlich des Ebrodeltas liegende L’Ametlla de Mar ist mit seinen weiß getünchten Fassaden ein einladender, typisch mediterraner Fischerort. Die Küstenlinie der Gemeinde gehört zu den unberührtesten in Katalonien. Nördlich des Ortes erhebt sich die heute rekonstruierte Burg Sant Jordi d’Alfama, eine ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammende Festungsanlage, die zur Abwehr der regelmäßigen Angriffe sarazenischer Piraten errichtet wurde, diese letztlich aber nicht verhindern konnte. Die Felsküste L’Ametllas wird ständig von anmutigen Buchten mit klarem Wasser, wie dem Platja de Santes Creus, unterbrochen. Folgt man der Küste in südliche Richtung, so gelangt man zu den Stränden der Gemeinde El Perelló. Dieser Küstenabschnitt ist von rötlichen Felsen und einer typisch mediterranen, beinahe bis ans Ufer heranreichenden Vegetation mit Pinien, Olivenbäumen und Agaven geprägt. Die
18
größten Strände der Gemeinde sind der Platja de Santa Llúcia und der Kieselstrand Platja de Morro de Gos, erwähnenswert sind aber auch die in fast unberührten Umgebungen liegenden Buchten Pont de l’Àliga, Cala Moros und Cala Buena. Hinter dem Cap Roig erreicht man den gleichnamigen, bereits zur Gemeinde L’Ampolla gehörenden Strand, der von kupferfarbenen Felswänden gesäumt ist. Bis man den Ort erreicht, wechseln sich nun kleine Buchten mit felsigen Küstenabschnitten und breiteren Kieselstränden ab. Hinter L’Ampolla – einem traditionellen Sommerurlaubsort für die Bewohner dieser Region – ändert sich das Erscheinungsbild der Küste radikal, denn L’Ampolla ist das Tor zum Ebrodelta. Hier beginnen die langen, flachen Feinsandstrände, die die Küste der Terres de l’Ebre im südlichen Teil dominieren. Die Ruhe des Deltas An der Ebro-Mündung hat das Ringen zwischen Land und Meer einen Küstenstreifen von wilder Schönheit mit Dünen und weitläufigen, goldenen Stränden geformt. Im nördlichen Teil der Deltaküste sind die wüstenähnlich wirkenden Strände Platja del Fangar, Platja de la Marquesa und Platja del Riumar hervorzuheben. Weiter südlich findet man die weiten
20/11/12
12:05
Página 19
Sant Carles de la Ràpita
TerresdeEbreNOUalemany
19
20
<
Platja de la Marquesa. Dünen
20/11/12
12:05
Página 20
L’Ametlla de Mar
<
TerresdeEbreNOUalemany
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 21
Sandflächen der Strände Platja del Migjorn, Platja de l’Alfacada und Platja del Serrallo, von denen letzterer durch Büsche geschützt ist und über einen FKKBereich verfügt. Auf den einsamen Platja dels Eucaliptus folgt dann die Barra del Trabucador, eine schmale, komplett von einem Sandstrand eingenommene Landzunge, die den zentralen Teil des Deltas mit der Halbinsel La Banya verbindet, die die Bucht Badia dels Alfacs bildet und das Ebrodelta nach Süden hin abschließt. Genau auf dieser Höhe liegt der Küstenort Sant Carles de la Ràpita, der arabische Wurzeln hat und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Aufschwung erlebte, als König Karl III. von Spanien die Badia dels Alfacs zu einem der wichtigsten Handelshäfen des westlichen Mittelmeers ausbauen wollte. Auch wenn das Vorhaben nach dem Tod des Monarchen in Vergessenheit geriet, entwickelte sich La Ràpita zu einem großen Fischereihafen und ist heute einer bedeutendsten Touristenorte der Region. Die Küste der Terres de l’Ebre verläuft von hier noch ein Stück weiter in südliche Richtung, bevor sie an der
Mündung des Sénia am Fischerort Les Cases d’Alcanar endet. Wanderfreunde, die die Küste der Terres de l’Ebre zu Fuß erschließen möchten, können sich an der Kennzeichnung des als „Mittelmeerpfad“ (Sender de la Mediterrània) bezeichneten Fernwanderwegs GR-92 orientieren, die der gesamten katalanischen Küstelinie folgt. Zu den sehenswertesten Abschnitten gehört sicher der zwischen L’Ametlla de Mar und L’Ampolla, der entlang der Steilküste verläuft, auf dem man aber immer wieder auch auf kleine Buchten trifft, die Gelegenheit zu erfrischenden Bädern bieten.
Weitere Information www.ametllamar.cat www.elperello.cat www.ampolla.org www.turismelarapita.com www.alcanar.cat
L’Ampolla
21
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 22
Aktivtourismus
In der Region Terres de l’Ebre finden sich sowohl maritime als auch gebirgige Naturräume. Dieser landschaftliche Kontrast ermöglicht die Ausübung einer großen Vielfalt an naturverbundenen Aktivitäten. Abenteuer am Meeresufer Ihre besonderen Eigenschaften – seichte Buchten und ein kaum vorhandener Wellengang – machen die Küste des Ebrodeltas zu einem idealen Ort für Sportarten wie Wasserski, Segeln und Kanufahren. Die Badia dels Alfacs zählt aufgrund ihrer Windverhältnisse und des ruhigen Wassers zudem zu den beliebtesten Orten für Kitesurfer an der katalanischen Küste. Dieser Sport erlaubt es, sich mit Hilfe eines Zugdrachens mit großer Geschwindigkeit auf dem Wasser fortzubewegen. Geschickten Kitesurfern gelingen darüber hinaus sogar spektakuläre Sprünge und Drehungen in der Luft. Das traditionelle Fischen in der Badia dels Alfacs ist eine Aktivität, bei der sich Aktiv- und Gastronomietourismus begegnen, und hat sich in den letzten Jahren zu einer der größten touristischen Attraktionen der Gegend entwickelt. Die Touristen besteigen im Hafen von Sant Carles de la Ràpita kleine Fischerboote und werden bis in die Mitte der Bucht
22
gefahren. Dort wird ihnen von Fischern erklärt, wie man die Netze in den flacheren Bereichen auswirft. Sind die Fische eingekreist, dann können die Besucher ins Wasser springen, um sie mit den Händen zu fangen. Der beste Moment folgt jedoch zur Mittagszeit, wenn man in einem der Restaurants des Ortes den eigenen Fang verzehrt. Den Ebro entlang Unweit des Meeres, am gesamten Unterlauf des Ebros, erfreuen sich Kajakfahrten großer Beliebtheit, die es erlauben, den Fluss entspannt vom Wasser aus zu erleben. Aufgrund seiner rauen, gebirgigen Uferlandschaften gehört der Abschnitt zwischen den Orten Miravet und Benifallet zu den spektakulärsten. Eine Kajaktour bietet die Möglichkeit, an Auwäldern entlangzufahren, die Burg von Miravet vom Fuß der Felswand aus zu betrachten, auf der sie sich erhebt, und sich an den Uferfassaden der Orte zu erfreuen, die man passiert. Diese anregende Fahrt auf dem Fluss lässt sich mit einem Abstecher zum Bahntrassenradweg „Via Verda de la Terra Alta i el Baix Ebre“ oder „Via Verda de la Val de Zafán“ kombinieren. Dieser folgt der stillgelegten Trasse einer ehemaligen Bahnstrecke, die Tortosa mit
20/11/12
12:05
Pรกgina 23
Bahntrassenweg nach Fontcalda
TerresdeEbreNOUalemany
23
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 24
Kajaktour. Pas de l’Ase
verschiedenen aragonesischen Ortschaften verband. Inzwischen wurde auch die ehemalige Bahnstrecke zwischen Tortosa und Arnes in einen Radwanderweg umgewandelt, der über Aquädukte und Brücken, durch Tunnel und vorbei an verschiedenen Rastplätzen verläuft und eine hervorragende Möglichkeit bietet, sich an der Schönheit des Massivs Els Ports zu erfreuen. Außerdem führt er zum Heiligtum La Fontcalda und verbindet die ehemaligen Bahnhöfe der Bahnstrecke in Tortosa, Roquetes, Jesús, Aldover, Xerta, Benifallet, El Pinell de Brai, Prat de Comte, Bot, Horta de Sant Joan und Arnes. Ein Netz von Wanderwegen Der Bahntrassenweg kann mit dem Fahrrad, zu Fuß oder zu Pferde bewältigt werden. Für Wanderfreunde haben die Terres de l’Ebre aber auch noch eine weitere, sehr interessante Option zu bieten: den Jakobsweg entlang dem Ebro. Diese in Deltebre beginnende Route folgt dem historischen, mittelalterlichen Weg, auf dem die Gläubigen des Ebrodeltas nach Santiago de Compostela pilgerten, durch die Landkreise Montsià, Baix Ebre und Terra Alta, von wo aus sie über Aragonien nach La Rioja weiterführt. Der katalanische Abschnitt des Wegs verläuft größtenteils entlang des Ebros, so dass die
24
Pilger nach Deltebre die Orte Amposta, Tortosa, Aldover und Xerta durchqueren. Dann folgt der Weg dem Canaletes in Richtung des Heiligtums La Fontcalda und setzt sich von dort fort in Richtung Gandesa und Batea an der Grenze zu Aragonien. In einigen Abschnitten deckt sich der Jakobsweg auch mit dem Bahntrassenweg und dem Fernwanderweg (GR-99), der als „Natürlicher Weg des Ebro“ (Camí Natural de l’Ebre) bezeichnet wird und von der Quelle des Flusses in Kantabrien bis zu dessen Mündung reicht. Über die genannten Beispiele hinaus gibt es aber auch noch ein ganzes Netz an Wanderwegen, die das Massiv Els Ports zwischen dem südlich gelegenen La Sénia und Horta de San Juan im Norden durchqueren. Ein Beispiel ist die Route „Sterne des Südens“ (Estels del Sud), ein fünf Etappen umfassender Rundweg, der es erlaubt, die ganze landschaftliche Vielfalt des Gebirges zu entdecken. Das Massiv Els Ports wartet jedoch noch mit weiteren Überraschungen auf. Der Riu Canaletes und die Schluchten von Vall Figuera, La Caramella oder El Racó de la Gralla sind bekannte Anlaufpunkte für Anhänger des Canyoning, und in den Kalksteinfelsen der Gegend gibt es große Wände, die jeden Kletterer begeistern. Sowohl in Els Ports als auch in der Serra del Montsià und der Serra de Llaberia sind zahlreiche
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 25
Arnes. Toll del Vidre
Kletterrouten zu finden. Die beliebtesten Kletterplätze sind aufgrund ihrer spektakulären Schönheit die Estrets d’Arnes und die Roques de Benet im Landkreis Terra Alta, der untere Teil der Roca Foradada in der Serra del Montsià und die in Tivissa und Llaberia im Landkreis Ribera d’Ebre angelegten Routen. Allerdings ist zu beachten, dass sowohl das Klettern als auch das Canyoning gesetzlich geregelt sind und nicht uneingeschränkt praktiziert werden dürfen, da zu bestimmten Zeiten des Jahres besonders darauf geachtet werden muss, den Fortpflanzungszyklus geschützter Arten nicht zu stören. Aus diesem Grund muss für diese sportlichen Aktivitäten – vor allem im Massiv Els Ports – eine Erlaubnis der Naturparkverwaltung beantragt werden.
Weitere Information www.camidesantjaume.cat www.uectortosa.org www.viasverdes.com www.estelsdelsud.com
25
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 26
Kultur, Musik und Traditionen
Die Terres de l’Ebre verfügen über einen großen, häufig von der Musik geprägten kulturellen Reichtum. Die Volksmusik der Region besitzt einen ausgeprägten, sich von den musikalischen Traditionen anderer katalanischer Gebiete unterscheidenden Charakter und wird von Musikkapellen und der gesungenen oder getanzten Jota dominiert. Der Jota-Tanz wird von einer Melodie begleitet, bei der sich häufig instrumentale mit gesungenen Passagen abwechseln. Normalerweise werden die Sänger von einem kleinen Orchester aus Klarinette, Trompete, Euphonium, Gitarre und guitarró (kleinere, fünfsaitige Variante der Gitarre) begleitet. Die improvisierten Lieder können soziale Probleme behandeln, einen Bekannten beglückwünschen, das bäuerliche Lebens preisen oder, wie früher üblich, dazu dienen, der Angebeteten seine Liebe zu erklären. Die Jota ist also eine authentische traditionelle Ausdrucksform und wurde aus diesem Grund neben der eher für den Norden des Landes typischen Sardana zum katalanischen Nationaltanz erklärt. Schon seit langer Zeit werden in vielen Orten anlässlich des Patronatsfests Volkstänze organisiert. Ein gutes Beispiel ist die Jota von Ulldecona, am der seit mehr als hundert Jahren jeweils 200 Paare teilnehmen und
26
sich die Frauen mit festlichen Schultertüchern schmücken. Ähnlich alt und populär ist die auch als ball de Coques (Kuchentanz) bezeichnete Jota von Ascó. In den meisten Orten wird die Jota heute nicht mehr getanzt; in einigen Städten, wie Tortosa – wo eine tief verwurzelte Gesangs- und Tanztradition existiert – oder Amposta, und Dörfern wie Paüls, Prat de Comte, Benifallet und El Pinell de Brai jedoch wurde sie als eines der repräsentativsten Symbolen der lokalen Volkskultur zu neuem Leben erweckt und gefördert. Die Musikkapellen Gegen Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich in den Terres de l’Ebre die Kapellenmusik, vor allem durch den Einfluss der valencianischen Musiktradition. Die Blas- und Schlaginstrumente spielenden Formationen sind heute in fast allen Dörfern im Süden Kataloniens, insbesondere in den Landkreisen Baix Ebre und Montsià, zu finden. Neben der Jota kommt den Musikkapellen bei den Patronatsfesten und bei feierlichen Veranstaltungen wie Prozessionen, Blumengaben an die Mutter Gottes und Festreden häufig eine zentrale Rolle zu. Einigen Kapellen aus der Ebro-Region ist auch internationale Anerkennung
20/11/12
12:05
Pรกgina 27
Renaissance-Fest in Tortosa
TerresdeEbreNOUalemany
27
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 28
zuteil geworden, wobei insbesondere die Formationen La Lira Ampostina und La Unió Filharmònica d’Amposta hervorzuheben sind. Um die besten Vertreter dieser Musikrichtung zu vereinen, werden in Orten wie Amposta oder La Sénia jährlich spezielle Festivals ausgerichtet. Das andere bedeutende Element der Volkskultur dieser Region sind die Stierläufe (correbous) in allen Varianten, die insbesondere in den dem Ebrodelta nächstgelegen Orten viele Anhänger haben: bous de plaça (auf einem abgesperrten Platz), bous a la mar (bei dem das Tier über eine Kaimauer gelockt wird), bous capllaçats (mit einem an den Hörnern befestigten Seil), bous embolats (mit an den Hörnern befestigten, brennenden Teerkugeln) usw. Trotz der Kontroversen um diese Tradition, denen stierkampfkritische Vereinigungen ablehnend gegenüber stehen, verfasste die katalanische Regierung 2010 eine diesbezügliche Regelung und erkannte die Stierläufe der Terres de l’Ebre als festliches und kulturhistorisches Element von nationalem Interesse an. Die religiösen Traditionen Der Glaubenseifer der Bewohner dieser Region macht sich während der Karwoche bemerkbar, wenn sich die Straßen der Hauptorte mit Gläubigen und Schaulustigen füllen, die die Prozessionen mit
Bußtuniken, Waffenträgern und Figurentruppen, die die letzten Episoden aus dem Leben Christi darstellen, betrachten. Am Palmsonntag gilt der Stadt Tortosa, wo die Passionsprozession durch die engen Gassen der Altstadt zieht, die größte Aufmerksamkeit. Heute ermöglicht ein modernes Interpretationszentrum für die Karwoche das ganze Jahr über die Betrachtung des kulturellen und religiösen Reichtums der Stadt. Erwähnenswert sind auch die ab Beginn der Fastenzeit und bis nach der Karwoche in Ulldecona stattfindenden Passionsspiele, die zu den bekanntesten und beliebtesten ihrer Art in Katalonien gehören. Im gleichen Zeitraum werden auch die die Straßen von Vilalba dels Arcs im Landkreis Terra Alta und die den Ort umgebenden Felder zur Kulisse für das Passionsspiel der örtlichen Theatergruppe Historische Feste Außerhalb der Patronatsfeste und des religiösen Festtagskalenders werden vielerorts Messen und Feste organisiert, die an das lokale historische Erbe erinnern. So finden beispielsweise im Oktober in den iberischen Fundstätten von Alcanar, Tivissa, Gandesa und Vinebre Tage der offenen Tür statt, um der Vergangenheit zu gedenken. Auch im historischen Ortskern von Batea wird ein mittelalterlicher Markt veranstaltet. Das bedeutendste in den Terres de l’Ebre stattfindende historische Fest ist heute jedoch das
Ulldecona. Passionsspiel
28
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 29
Renaissance-Fest von Tortosa. Jedes Jahr im Juli wird in der Stadt für vier Tage das 16. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Mehr als dreitausend Menschen ziehen mit Renaissance-Kostümen durch die Altstadt, während rund 500 Schauspieler, Musiker und Jongleure pro Tag über sechzig Vorführungen zum Besten geben. Dazu gibt es Speisen und Getränke aus dieser Epoche, die sowohl in den Tavernen der so genannten „Heringsroute“ (Ruta de la Saboga) sowie in den Restaurants der Stadt, die an den Gastronomischen Tagen der Renaissance teilnehmen, gekostet werden können. Neben anderen Würdigungen wurde das Renaissance-Fest von der katalanischen Regierung zum Fest von nationalem touristischem Interesse und zum Fest von lokalem touristischem Interesse erklärt und mit der Ehrenplakette für besondere Verdienste um den Tourismus ausgezeichnet.
Weitere Information Die Jota, ein typischer Tanz
www.festacatalunya.cat www.firesifestes.com www.festes.org www.fcsocietatsmusicals.org www.saragatona.com www.passioulldecona.org www.festadelrenaixement.cat
Musikkapelle
29
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:05
Página 30
Delikatessen aus dem Meer und dem Gebirge
Olivenöl, Zitrusfrüchte und süßes Obst, Reis, Honig, Wein, Meeresfrüchte, Pilze und Wildbret sind nur einige der Produkte, die in der vielfältigen Küche der Terres de l’Ebre verwendet werden. Die landschaftliche Vielfalt dieser Region erlaubt den Genuss von Delikatessen aus dem Meer und dem Gebirge, die jeden Gaumen erfreuen. Reis, Fisch und Meeresfrüchte Der durch eine geschützte Herkunftsbezeichnung (Denominació d’Origen Protegida, DOP) garantierte Reis aus dem Ebrodelta ist die Hauptzutat für zahlreiche lokale Gerichte, wie Paella, arròs negre („Schwarzer Reis” mit Tintenfischtinte), arròs a banda (Reis und Fisch) und rossejat (überbackener Reis), Reis mit Kohl und Bohnen, Reis in Brühe mit Ente, Heuschreckenkrebsen und Broccoli oder der von Gourmets besonders geschätzte Reis mit Languste. Nicht umsonst werden im Delta – Herkunftsgebiet von 98 % der katalanischen Reisproduktion – spezifische Reissorten für jedes dieser Gerichte angebaut. Unter den in der traditionellen Küche des Ebro-Mündungsgebiets verwendeten Fischen verdient der Aal besondere Erwähnung. Er wird als anguila xapada – offen an der Sonne getrocknet und mit Salz und rotem Pfeffer gewürzt –, gebraten oder in Soße zubereitet. In den Küstenorten Alcanar, Sant Carles de la Ràpita, L’Ampolla und L’Ametlla de Mar gibt es zudem Fischereihäfen, die sich durch die Qualität und Vielfalt
30
des Fisches und der Meeresfrüchte, die dort verkauft werden, auszeichnen. Heuschreckenkrebse und Langusten zählen – in Salzkruste oder als Beilage zur Paella – zu den Produkten, die in den Restaurants der Gegend am häufigsten verlangt werden. Geografische Höhepunkte der gastronomischen Route entlang der Küste des Ebrodeltas sind aber die Buchten Els Alfacs und El Fangar, die ideale Bedingungen für die Zucht dieser Krustentiere bieten. In diesen Gebieten mischt sich das Meerwasser mit dem Süßwasser des Ebros, wodurch auch die hier gezüchteten Austern und Miesmuscheln eine besondere Qualität aufweisen. Wenn Sie diese probieren möchten, können Sie das in den Restaurants der Küstenorte tun oder aber eine Fahrt auf der „Muschelfarmroute“ (Ruta de les Muscleres) einplanen. Dabei handelt es sich um eine Bootsfahrt ins Zentrum der Buchten Els Alfacs oder El Fangar mit Verkostung frisch geernteter Austern und Miesmuscheln direkt über den Zuchtanlagen. Die Küche des Binnenlands In den weiter landeinwärts gelegenen Gegenden des Ebrotals spielt das Fleisch in der Küche eine größere Rolle. In Tortosa etwa sollte man die baldana – eine Blutwurst mit Reis, Zwiebeln und Pinienkernen – und in den Dörfern das Lammfleisch probieren. In der Ribera d’Ebre nehmen Gerichte mit Wildbret, wie
20/11/12
12:06
Pรกgina 31
Weintraube
TerresdeEbreNOUalemany
31
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 32
Wildschweinragout, Rebhuhn nach Jägerinnenart oder Kaninchen mit Schnecken und Echten Reizkern eine wichtige Rolle ein. Das herausragende Gericht in den Ebenen des Binnenlands der Terres de l’Ebre ist jedoch die clotxa. Dieses traditionelle Frühstück der Bauern zur Weinlesezeit ist heute Gegenstand zahlreicher kulinarischer Veranstaltungen in den Dörfern, die sich um die Erhaltung der Tradition bemühen. Bei der clotxa handelt es sich um ein in der Hälfte durchgeschnittenes Bauernbrot, das mit Tomaten, Zwiebeln und geröstetem Knoblauch gefüllt, mit einem ordentlichen Schuss Olivenöl übergossen und mit einem gebratenen Hering als Beilage serviert wird.
tausendjährigen Olivenbäume in Ulldecona im Landkreis Montsià, der größten Ansammlung dieser Art von Bäumen in unserem Land. Insgesamt sind hier fast zweitausend Olivenbäume katalogisiert, die zwischen tausend und zweitausend Jahre alt sind. L’Arion gehört zu den für einen Besuch empfehlenswertesten Gegenden; hier sind etwa zweihundert dieser Bäume zu finden, darunter der von der katalanischen Regierung als Baumdenkmal katalogisierte Farga de l’Arion mit einem Stammumfang von mehr als acht Metern. Der Besuch kann mit einer Verkostung des aus den Früchten dieser tausendjährigen Bäume gewonnenen Öls abgeschlossen werden.
Die Landkreise Terra Alta, Baix Ebre und Montsià gehören zu den Gegenden Kataloniens, in denen die Olivenölproduktion traditionell am stärksten verbreitet ist. So ist das aus den Olivensorten Morruda, Sevillenca, Empeltre, Arbequina und Farga erzeugte Öl dann auch durch eine geschützte Herkunftsbezeichnung garantiert. Es handelt sich um natives Olivenöl Extra, das zu Beginn der Erntesaison aromatisch und fruchtig schmeckt und später eine leicht süßliche Note bekommt.
Land des Weins
Die tiefe Verwurzelung dieser Form des Trockenfeldbaus im Süden Kataloniens verdeutlicht ein Besuch der
Ölbaumpflanzung
32
Der durch eine geschützte Herkunftsbezeichnung anerkannte Wein aus Terra Alta – der in den letzten Jahren enorm an Bekanntheit und Renommee gewonnen hat – ist die beste Begleitung der typischen Gerichte der Terres de l’Ebre; es handelt um Weine, die stark mediterran geprägt sind und bei denen die traditionellen Rebsorten vorherrschen. Was die Weißweine betrifft, verdienen die exklusiven sortenreinen Terra Alta Garnatxa Blanca eine besondere Erwähnung. Die Rotweine werden überwiegend aus den Rebsorten Garnatxa Negra, Garnatxa Peluda (Lledoner Pelut) und
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 33
Cinsault gekeltert. Die mediterrane Prägung des Gebiets erlaubt die Produktion von vier verschiedenen Likörweinen, unter denen Mistela Blanca, Mistela Negra und Ví Ranci herausragen Das Obst Das frische, gemäßigte Klima des binnenländischen Ebrotals begünstigt den Obstanbau, der weite Landstriche am Ufer des Flusses und in den vom Gebirgsmassiv Els Ports und der Serra del Montsià eingegrenzten Ebenen einnimmt. Das herausragende Produkt ist die Clementine, eine intensiv schmeckende, süße und sehr saftige Hybride zwischen Mandarine und Bitterorange mit geschützter geografischer Angabe (Indicació Geogràfica Protegida, IGP). Die Kirschen, aus denen köstliche Kuchen und Marmeladen gemacht werden, überwiegen in Ortschaften wie Paüls und Miravet, während in Benissanet und in anderen Orten von Ribera d’Ebre der Pfirsichanbau vorherrscht. Das Süßgebäck
mit Quark-, Schokoladen-, Apfel-, Orangenoder Süßkartoffelfüllung zu finden. Das charakteristischerweise halbmondförmige Gebäck wird in den meisten Gemeinden der katalanischen Ebroregion hergestellt, besonderen Ruhm genießen aber die pastissets aus Tortosa, Benifallet und Rasquera. Andere erwähnenswerte Süßspeisen der Terres de l’Ebre sind coques de sagí (Schmalzkuchen), ametllats (Mandelkekse), carquinyolis (Mandelbrot) und die runden punyetes de Roquetes, die aus Eiern, Zucker, Milch, Mandelmehl und Zitrone gebacken und mit Puderzucker bestreut werden.
Weitere Information www.gastroteca.cat www.doterraalta.com www.do-deltadelebre.com www.acobem.com www.dopoliterraalta.com www.cuinalarapita.com www.platigot.com
Was süßes Backwerk betrifft, ragt in den Terres de l’Ebre ein Produkt unbestritten heraus: der pastisset. Dieses traditionelle Gebäck arabischen Ursprungs wird aus Mehl, Olivenöl, Zucker und Likörwein oder Branntwein hergestellt und meist mit Kürbismarmelade gefüllt, ist aber inzwischen auch
33
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 34
Das Leben am Wasser
Der Ebro ist die natürliche Achse des südlichen Teils Kataloniens. Er spielt in jeder Hinsicht eine zentrale Rolle: als Treffpunkt, als Ort des kulturellen Austauschs, aber auch als Verbindungsweg. Bereits zu Zeiten der Iberer war er für den Warentransport von der Küste in das Innere der Halbinsel von großer Bedeutung. Mit Weizen, Öl, Wein und Mandeln beladene llaguts (historische Flussfrachtschiffe) und andere Boote fuhren den Fluss auf und ab. Im Zuge der industriellen Revolution gewann darüber hinaus der Flusshandel mit Kohle und Zement an Bedeutung. An den Flussufern ließen sich auch die ersten Zivilisationen nieder, die die Region bevölkerten. Es entstanden Siedlungen, die vor allem ab dem Mittelalter, mit der Ankunft der Muslime, an Bedeutung gewannen. In Orten wie Miravet, das sich am Fuß einer Templerburg an das Ufer des Ebros schmiegt, sind die Spuren der Geschichte noch präsent. Das lokale Kunsthandwerk geht bis auf die ältesten Kulturen zurück. Im Viertel Raval dels Canterers finden sich noch heute zahlreiche Töpfer, die den Ton mit uralten Techniken bearbeiten. Der Ort besitzt zudem eine der letzten noch existierenden traditionellen Seilfähren über den Ebro, bei der die Strömung des Flusses zur Fortbewegung genutzt wird. Bis lange
34
nach Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Bau von Brücken begonnen wurde, war dieser Fährentyp ein übliches Mittel zur Überquerung des Ebros. Weiter flussabwärts fließt das Wasser durch die schmale Schlucht Pas de Barrufemes, die natürliche Grenze der Landkreise Terra Alta, Ribera d’Ebre und Baix Ebre. An diesem Abschnitt wechseln sich bis nach Benifallet kleine Obstplantagen mit auwaldbedeckten Felswänden ab. Weiter südlich findet sich dann zwischen Xerta und Tivenys das Wehr Assut de Xerta. Diese Stauanlage, die zu den repräsentativsten Wahrzeichen des Unterlaufs des Ebros zählt, wurde während der islamischen Herrschaftszeit errichtet und ab dem späten 19. Jahrhundert dazu genutzt, einen Teil des Flusswassers in zwei Bewässerungskanäle umzuleiten. Tortosa und Amposta Folgt man dem Flusslauf weiter, dann erreicht man die Stadt Tortosa, die mit rund 35 000 Einwohnern die größte der Terres de l’Ebre ist und in der Iberer, Römer, Muslime, Juden und Christen ihre Spuren hinterlassen haben. Bei einem Spaziergang durch die Stadt sollte man es sich nicht entgehen lassen, die muslimische Festung La Suda, die sie umgebenden Mauern und
20/11/12
12:06
Pรกgina 35
Tortosa. Kathedrale Santa Maria
TerresdeEbreNOUalemany
35
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 36
Wehranlagen, den Bischofspalast und den architektonischen Komplex des Königlichen Kollegs, eines der bedeutendsten Renaissance-Baudenkmäler Kataloniens, zu besichtigen. In der gotischen Kathedrale Santa Maria, dem beeindruckendsten Bauwerk der Altstadt, ist eine Dauerausstellung mit rund 200 Gemälden, Skulpturen, Wandteppichen und mittelalterlichen Handschriften des Kathedralschatzes zu sehen. Beachtenswert sind hier vor allem das aus dem 16. Jahrhundert stammende Chorgestühl und das im 15. Jahrhundert angefertigte Retabel der Verklärung Christi. Der Besuch der Kathedrale umfasst neben der Ausstellung auch einen Rundgang durch das Hauptschiff, den Speisesaal der Kanoniker, den Schlafsaal, den Kreuzgang und einen Teil der unterirdischen Gänge. Obwohl die Bombenangriffe des Bürgerkriegs im Jahre 1938 einen großen Teil der Stadt zerstörten, sind in der Altstadt noch recht viele mittelalterliche Paläste und Jugendstil-Herrenhäuser erhalten. Hinter Tortosa beginnt sich die Ebene des aus vom Fluss angeschwemmten Sedimenten entstandenen
Assut de Xerta
36
Mündungsdeltas zu öffnen, und wenige Kilometer vor der eigentlichen Mündung erhebt sich Amposta, der Hauptort des Landkreises Montsià, am Flussufer. Die den Fluss überquerende Hängebrücke aus dem Jahr 1915 ist eines der repräsentativsten architektonischen Wahrzeichen der Stadt. Besonders auffällig sind die je zwei großen steinernen Pfeiler, die an beiden Flussufern je einen Triumphbogen formen. Auf einer kleinen felsigen Anhöhe am rechten Ufer des Ebros erheben sich die Burg von Amposta, von der ein Großteil der mittelalterlichen Wehranlage erhalten ist, sowie die Überreste einer Seifenfabrik (18. Jh.), eine Mühle (19. Jh.) und zwei Reisfabriken (20. Jh.). In Amposta kann man auch das Museu de les Terres de l’Ebre besuchen. Hier sind mehrere Dauerausstellungen zu sehen, die sich mit der Archäologie, der Geschichte, der Natur und dem Leben am Fluss befassen. Eine Fahrt mit dem Llagut Um sich den Naturräumen am Flussufer zu nähern und sich zugleich in die Blütezeit der Flussschifffahrt versetzen zu lassen, die in vergangenen Jahrhunderten
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 37
dem gesamten Ebrotal eine gewisse Dynamik verlieh, lohnt sich eine Fahrt mit Lo Sirgador. Es handelt sich um ein traditionelles llagut – ein langes, flaches Boot, wie es seit jeher auf Flüssen mit unregelmäßigem Wasserstand zum Einsatz kam –, auf dem im Frühjahr und im Sommer touristische Fahrten von Tortosa nach Xerta, Benifallet und Miravet angeboten werden. Diese Flussfahrt lässt sich mit Radtouren auf dem Bahntrassenradweg (Via Verda) und Führungen durch die Orte, in denen das llagut anlegt, kombinieren.
Weitere Information www.miravet.cat www.tortosaturisme.cat www.turismeamposta.cat www.ebrenavegable.cat www.llagutsdelebre.cat
Llagut
Amposta. Hängebrücke
37
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 38
Historisch bedeutende Orte
Wie die meisten Dörfer im heutigen Landkreis Ribera d’Ebre gehörte Miravet im 12. und 13. Jahrhundert dem Templerorden. Die Burg, ein Aussichtspunkt in privilegierter Lage, bietet einen atemberaubenden Ausblick über den Ebro. Sie war ursprünglich als Bastion der Sarazenen direkt an der Grenze zwischen den christlichen Grafschaften Nordkataloniens und den muslimischen Königreichen im Süden errichtet worden. Heute ist die Festung, ein befestigtes romanisches Kloster mit Einflüssen des Zisterzienserstils, eines der herausragenden Beispiele europäischer Templerarchitektur. Nachdem der Komplex in den letzten Jahren größtenteils restauriert wurde, azählt er nun zu den großen katalanischen Baudenkmälern, die vom Museu d’Història de Catalunya verwaltet werden.
heute zu sehen ist, fast ausschließlich ein Werk des Templerordens, der von dort aus wichtige militärische Aufgaben übernahm. Die herrliche Aussicht von der Festung über die Altstadt und das Ebrotal veranschaulicht die strategische Bedeutung ihrer Lage.
Die Burg von Miravet ist ein guter Ausgangspunkt für den in den Terres de l’Ebre liegenden Teil der Templerroute „Domus Templi“, der auch die Festung La Suda in Tortosa umfasst. 1148 teilte Raimund Berengar IV. nach der Eroberung Tortosas die umfangreichen zur Stadt gehörenden Ländereien unter denen auf, die ihn bei diesem Feldzug unterstützt hatten, wie die Familien Montcada und Entença, die Genueser, die Templermiliz und der Malteserorden. Wenngleich die beeindruckende Burg bereits in muslimischer Zeit existierte, ist der Komplex, so wie er
Das Eingangsportal des Rathauses von Arnes – das zu den bedeutendsten Renaissancebauten in Terra Alta zählt – ist durch einen Bogengang mit imposanten Säulen geschützt. Bemerkenswert ist auch die klassische Dekoration der Fenster im ersten und der Galerie im zweiten Stock. Die strenge Eleganz des Gebäudes macht sich im einfachen Gesims und in den Wasserspeiern am Dachgrat bemerkbar. Vor dem Rathaus steht die Barockkirche Santa Magdalena, hinter der sich ein Aussichtspunkt befindet, von dem aus man die Nordseite des Massivs Els Ports mit der
38
Die Renaissance in Terra Alta Im Binnenland der Terres de l’Ebre kann man sich auch an der Pracht der Renaissance erfreuen. Waren im Mittelalter die großen Templerburgen und die meisten Kirchen entstanden, so war das 16. Jahrhundert die Zeit der Zivilarchitektur. Verblieben ist ein umfangreiches Vermächtnis an bemerkenswerten Gebäuden, unter denen vor allem die Rathäuser mit ihren Arkaden und Loggien hervorzuheben sind.
20/11/12
12:06
Pรกgina 39
Miravet
TerresdeEbreNOUalemany
39
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 40
Arnes. Rathaus
beeindruckenden Silhouette der Roques de Benet überblickt. An anderen Stellen des Ortes sind gotische Elemente zu finden, darunter die verschiedenen Wohnpalais und die ehemaligen Stadttore Miquelet, Portalet, Sardinera und Sastre. Der inmitten von Weinbergen und vor der Silhouette des Gebirges gelegene Ort Horta de Sant Joan entstand um eine heute nicht mehr vorhandene Burg. Von der alten urbanen Struktur sind die engen, konzentrisch angelegten Gassen erhalten, die am von Säulengängen umgebenen Kirchplatz zusammenlaufen. Das auffälligste der großen und würdevollen Gebäude, die den Platz umgeben und größtenteils aus dem 16. Jahrhundert stammen, ist das Rathaus. In der Mitte der Fassade erinnert ein Wandbild von Ferdinand VII. an die verfas-sunggebende Versammlung von 1810 (Cortes von Cádiz). Direkt darüber sind die Fensterläden des Dachgeschosses auszumachen, in dem sich der Sitzungssaal befindet, und im Erdgeschoss kann das ehemalige Gefängnis besichtigt werden. In Horta gib es noch einige andere sehenswerte Renaissance-Gebäude, wie das Casa Clúa, das Casa Pitarch, das Casa del Delme und das Casa de la Comanda, ein alter Palast aus dem 16. bis 17. Jahrhundert.
40
Die beiden im Landkreis Terra Alta gelegenen Dörfer Horta de Sant Joan und Arnes sind aber nicht nur wegen ihrer Renaissance-Bauten, sondern vor allem auch wegen ihrer Aussichten auf die Nordseite des Massivs sehenswert. Bei einem Besuch lohnt es sich, dem zwischen imposanten Felswänden verlaufenden Riu dels Estrets zu folgen, dessen Vertiefungen in sommerlicher Hitze mit kristallklarem, kaltem Wasser zu einem erfrischenden Bad einladen. Auf den Spuren Picassos Von Horta de Sant Joan sprechen heißt, von Pablo Picasso zu sprechen. Der Maler entdeckte den Ort im Alter von 16 Jahren, als er von seinem Schulfreund Manuel Pallarès dorthin eingeladen wurde. Während der acht Monate, die der junge Picasso in der Gegend verbrachte, entstanden rund sechzig, meist von den örtlichen Landschaften inspirierte Gemälde. Während eines zweiten Besuchs schuf er elf Jahre später seine ersten kubistischen Werke. Im historischen Ortszentrum sind diverse Orte erhalten, die mit dem Leben und Werk des aus Malaga stammenden Genies in Verbindung stehen. So beherbergt das ehemalige Gemeindekrankenhaus heute das Centre Picasso, in dem Faksimile der Gemälde ausgestellt sind, die der Künstler in Horta de Sant Joan schuf.
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 41
Horta ist auch ein Etappenpunkt der Route „Landschaft der Genies“ (Paisatge dels Genis). Sie führt an den Plätzen entlang, von denen sich vier mit verschiedenen Orten in der Provinz Tarragona eng verbundene universelle Künstler inspirieren ließen. Diese kulturelle Route befasst sich nicht nur mit Picasso, sondern auch mit dem Wirken von Pau Casals in El Vendrell, Joan Miró in Mont-roig del Camp und Antoni Gaudí in Reus. Die großen Kathedralen des Weins Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreichte der Enthusiasmus der Jugendstilarchitekten auch die ländlichen Gegenden, die damals von der Genossenschaftsbewegung und der Mechanisierung der landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere im Weinbau, geprägt waren. In diesem Zusam-menhang entstanden in Terra Alta, wo die Bauern im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts besonders engagiert und gut organisiert waren, die Genossenschaftskellereien von Gandesa und El Pinell de Brai.
Die Jugendstil-Kellerei von El Pinell de Brai ist der architektonische Ausdruck des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens in Katalonien. Der 1919 beim Architekten Cèsar Martinell in Auftrag gegebene Bau vereint die Elemente der traditionellen katalanischen Architektur mit den technischen Innovationen von Martinells Lehrmeister, dem genialen Antoni Gaudí. Den Grundsätzen des katalanischen Jugendstils folgend, verbindet das Gebäude Ästhetik und Funktionalität in perfekter Harmonie. So entsteht durch die innere Weite und das durch die großen Fenster dringende Licht der Eindruck eines gotischen Kirchenschiffs. Auch in Gandesa empfiehlt sich der Besuch der ebenfalls von Martinell stammenden Genossenschaftskellerei. Das 1920 vollendete Gebäude fällt durch seine von katalanischen Gewölben gestützte Dachkonstruktion auf. Besonders bemerkenswert sind die beiden riesigen Wasserspeicher, die hoch über das Dach hinausragen, und die Wasserspeier aus grün glasierter Keramik. El Pinell de Brai. Genossenschaftskellereien
41
20/11/12
12:06
Pรกgina 42
Horta de Sant Joan
TerresdeEbreNOUalemany
42
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 43
Ebenfalls in Gandesa befindet sich der Sitz des Kontrollrats der Herkunftsbezeichnung Terra Alta. Hier kann man sich das Interpretationszentrum für Wein und Öl ansehen, das seinen Besuchern die besonderen Eigenschaften dieser beiden repräsentativen Erzeugnisse der lokalen Landwirtschaft näher bringt, deren Qualität durch die geschützte Herkunftsbezeichnung anerkannt worden ist. Im Verkaufsraum des Zentrums werden mehr als hundert verschiedene hochwertige Weine und Öle angeboten, unter denen die sortenreinen Produkte aus der Region, wie der aus der Rebsorte Garnatxa hergestellte Weißwein und das Olivenöl der Sorte Empeltre, herausragen.
Weitere Information www.mhcat.cat www.domustempli.com www.terra-alta.cat www.elpaisatgedelsgenis.cat
Weine mit der Herkunftsbezeichnung D.O. Terra Alta
Gandesa. Genossenschaftskellerei
43
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 44
Geschichtsträchtige Routen
Verschiedene, über die vier Landkreise der Terres de l’Ebre verstreute Orte erlauben es, aus sicherer zeitlicher Distanz den historischen Abläufen von der Vorgeschichte bis hin zu den verheerenden Schlachten des spanischen Bürgerkriegs zu folgen. Die prähistorischen Fundstellen In den Terres de l’Ebre sind zahlreiche Felsmalereien zu finden, die der so genannten „levantinischen Kunst“ zugerechnet werden. Dieser Stil, der an der Ostküste der Iberischen Halbinsel vorherrscht und auf die Zeit um 10 000 v. Chr. zurückgeht, ist durch die Darstellung naturalistischer Jagd-, Tanz- und Sammelszenen charakterisiert. Die Malereien, die zum Beispiel auf den Gemeindegebieten von Tivissa, Freginals und El Perelló zu bewundern sind, werden von schematischen und stilisierten Figuren dominiert. Eine der bedeutendsten Fundstellen von Felsmalereien im südlichen Katalonien liegt in der Serra de Godall, etwas außerhalb von Ulldecona, ganz in der Nähe der Einsiedelei La Pietat. Hier wurden mehr als zehn jungsteinzeitliche Überhänge mit rund 8 000 Jahre
44
alten Malereien entdeckt. Auf fast 500 Metern sind an Wänden und in kleinen Höhlen Jagdszenen mit insgesamt über vierhundert Figuren zu finden. Ganz in der Nähe kann das Interpretationszentrum für die Felsmalereien der Abrics de l’Ermita besucht werden, das dabei behilflich ist, diese prähistorischen Funde in einen geschichtlichen Kontext zu stellen. 1998 wurden die vorgeschichtlichen Felsmalereien im östlichen Spanien – und somit auch die Fundstellen in den Terres de l’Ebre – von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die Route der Iberer Bis zum Eintreffen der Römer wurde das Gebiet am Unterlauf des Ebros vom iberischen Stamm der Ilercavoner beherrscht. Sie bildeten eine dynamische Gemeinschaft, die sich auch dem Flusshandel widmete. Der Ebro zählt nämlich zu den wenigen Flüssen der Pyrenäenhalbinsel, die bereits in der Antike mit echten Schiffen befahren werden konnten. Zweitausend Jahre später erlaubt eine vom Museu d’Arqueologia de Catalunya geförderte Route, das von
20/11/12 12:06
Ulldecona. Felsmalereien nahe des Heiligtums La Pietat
TerresdeEbreNOUalemany Pรกgina 45
45
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 46
den Iberern in Vinebre, Tivissa, Gandesa und Alcanar hinterlassene Erbe kennenzulernen.
Die Altstadt von Corbera d'Ebre
Unter den Fundstätten ragt die Ilercavoner-Siedlung El Castellet de Banyoles in der Gemeinde Tivissa heraus. Sie liegt am linken Ufer des Ebros und wurde wohl, so lässt die Vielfalt der Keramik- und Schmiedekunstfunde vermuten, im 4. Jahrhundert v. Chr. gegründet. Die Ausgrabungen haben eine um einen unbebauten zentralen Platz angeordnete urbane Struktur zutage gefördert. Am Eingang der Siedlung fallen zwei fünfeckige Türme auf, die das einzige Beispiel einer solchen Gebäudestruktur in der Welt der Iberer darstellen. Der Besuch der Fundstätte erlaubt eine Annäherung an die Geschichte der Niederlassung, in der Ohrringe, Armreife, Ringe, Spiegelgriffe, kleine Skulpturen und Münzen ausgegraben worden sind, die im zentralen Sitz des Museu d’Arqueologia de Catalunya in Barcelona ausgestellt werden. Weiter landeinwärts sind auf der anderen Seite des Ebros bei Gandesa die Fundstätte El Coll del Moro und weiter südlich, bereits in der Nähe der Flussmündung, die Ruinen von La Moleta del Remei zu finden. Hierbei handelt es sich um ein ummauertes Gelände mit Gassen und an die Mauer angebauten Wohnhäusern. Das Casa O’Connor im historischen Zentrum der im Landkreis Montsià gelegenen Ortschaft Alcanar beherbergt ein Interpretationszentrum, in dem einige aus dieser Fundstätte stammende Exponate zu sehen sind. Die Ebroschlacht 1938 waren die Landkreise Terra Alta und Ribera d’Ebre Schauplatz einer der entscheidenden Schlachten des spanischen Bürgerkriegs: der Ebroschlacht. Die Spuren der Auseinandersetzung lassen sich an den Fassaden zahlreicher Häuser sowie anhand der in den Gebirgszügen verstreuten Schützengräben und der am Flussufer errichteten Bunker auch heute noch entdecken. Der Besuch dieser Orte – und der Interpretationszentren, die sie in einen Kontext stellen – erlaubt es, sich den damaligen Vorgängen an den Originalschauplätzen anzunähern. Der emblematischste Ort unter den ehemaligen Schauplätzen der Ebroschlacht ist wohl die in Ruinen
46
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 47
liegende Altstadt von Corbera d’Ebre. Die auf einer aus der Ebene der Terra Alta aufragenden Anhöhe gelegene Ortschaft dient heute als stummes Zeugnis der kriegerischen Gewalt. Sie wurde komplett zerstört und nach dem Krieg durch einen neu gegründeten Ort am Fuß des Hügels ersetzt. Möchte man die Hintergründe dieser Zerstörung verstehen und sich ein Bild von der Bedeutung der Schlacht für den spanischen Bürgerkrieg machen, dann sollte man das Interpretationszentrum „115 Tage“ am Rande der Altstadt von Corbera besuchen. Es handelt sich um eine didaktische Einrichtung, die ihre Besucher in die Dynamik des Konflikts einführt und dabei unter anderem auf die Gefechte, die Nachhut und die Folgen für die Zivilbevölkerung eingeht. Als nächste Etappe der historischen Route bietet sich El Pinell de Brai an, wo sich das Interpretationszentrum „Die Stimmen der Front“ mit der Rolle der Presse und der Propaganda im Verlauf des Krieges auseinandersetzt. Auf dem Gemeindegebiet liegt die „Kote 705“ der Serra de Pàndols, die während des Krieges einen strategisch wichtigen Punkt für die Kontrolle des Tals darstellte. Neben den genannten Orten gibt es noch diverse
andere, in denen Interpretationszentren besucht werden können. In Batea erläutert die Ausstellung Bluthospitäler die Versorgung der Verwundeten und das medizinische Netz, das im Umfeld der Ebroschlacht entstand. In Vilalba dels Arcs bringt die Ausstellung Soldaten in den Schützengräben den Besuchern das tägliche Leben der Soldaten in der langen Schlacht näher. Das Interpretationszentrum „Internationale am Ebro“ in La Fatarella analysiert die internationalen politischen und diplomatischen Aspekte und vor allem die Freiwilligenbewegung, die als Antwort auf die Nichtinterventionspolitik der Demokratien entstand. Vor dem Besuch einer der Einrichtungen empfiehlt es sich stets, sich zuvor nach den Öffnungszeiten zu erkundigen, da die meisten erwähnten Zentren nicht das ganze Jahr über geöffnet sind.
Alcanar. La Moleta del Remei
Batea. Ausstellung Bluthospitäler
47
12:06
TArchäologische Ruine
Kirche
20/11/12
Sporthafen
Weltkulturerbe
Naturpark oder Naturschutzgebiet
Fremdenverkehrsinformation
Religiöses Bauwerk
Burg/Schloss
Landkarte Terres de l’Ebre
TerresdeEbreNOUalemany Página 48
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Pรกgina 49
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Página 50
Allgemeine Information
Terra Alta Bassa d'en Gaire, 1 – 43780 Gandesa Tel. (+34) 977 420 018 www.terra-alta.cat
Serveis Territorials del Departament d’Empresa i Ocupació Montcada, 32 – 43500 Tortosa Tel. (+34) 977 449 333 gencat.cat/empresaiocupacio catalunya.cat
Touristische Informationen
Patronat de Turisme de la Diputació de Tarragona Pg. Torroja, s/n – 43007 Tarragona Tel. (+34) 977 230 312 www.costadaurada.org
Tortosa 43500 Ctra. Tortosa-l’Aldea km 2,5 Tel. (+34) 977 449 648 turismecat.cat
Institut per al Desenvolupament de les Comarques de l’Ebre (IDECE) Av. de la Generalitat, 116 – 43500 Tortosa Tel. (+34) 977 510 546 idece.cat www.terresdelebre.org
Barcelona 08008 Pg. de Gràcia, 107 (Palau Robert) Tel. (+34) 932 388 091 gencat.cat/probert
Räte der Landkreise Baix Ebre Barcelona, 152 – 43500 Tortosa Tel. (+34) 977 445 308 www.baixebre.cat
www.terresdelebre.org
Montsià Pl. Lluís Companys, s/n – 43870 Amposta Tel. (+34) 977 704 371 www.montsia.altanet.org
www.catalunya.com
Ribera d’Ebre Pl. St. Roc, 2 – 43740 Móra d’Ebre Tel. (+34) 977 401 851 www.riberaebre.cat
50
www.costadaurada.cat
gencat.cat/parcs
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
Pรกgina 51
51
TerresdeEbreNOUalemany
20/11/12
12:06
© Generalitat de Catalunya Ministerium für Unternehmen und Beschäftigung Direcció General de Turisme Autor: Oriol Gracià Übersetzung: Michael Röhrig (Discobole) Kartographie: Pedro Monzo Fotografien: Ferran Aguilar, Oriol Alamany, Miguel A. Álvarez, Tina Bagué, Francesc Bedmar, Marc Castellet, Consorci Viles Termals, Mariano Cebolla, COMEBE, Rafa Domínguez, Georama, Francesc Gomà, Imagen MAS, Rafael López-Monné, Eric Medous, Miguel Raurich, Siqui Sánchez, Toni Vidal. Druck: EADOP Pflichtexemplar: B. 12040-2012 Printed in the EU
52
Página 52
cobertaTerresNou.qxp
20/11/12
12:42
Página 1
Generalitat de Catalunya Regierung von Katalonien Ministerium für Unternehmen und Beschäftigung
PATRONAT DE TURISME DIPUTACIÓ DE TARRAGONA
Terres de l’Ebre
Katalonien
DE LA