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Er galt als Popstar der Modewelt. Virgil Abloh war aber noch mehr. Für viele war er der „Messias der Mode“. Dem amerikanischen Designer gelang es, den Zeitgeist am Schlafittchen zu packen. Abloh machte Streetwear-Fans Appetit auf die Luxusmodeindustrie: Alles, was mit seinem Namen zusammengebracht wurde, verkaufte sich in kürzester Zeit.

Der 41-Jährige, der zwischen seinen Büros in Mailand, Paris und London und seinem Zuhause Chicago, wo er mit Ehefrau Shannon und den Kindern Lowe und Grey lebte, pendelte, galt bald als der König der Kooperationen: Er designte für Ikea, entwarf einen transparenten Koffer für Rimowa wie für Moët & Chandon eine Champagnerflasche. Selbst für die viel diskutierten Nike-Looks von Tennisstar Serena Williams war Abloh verantwortlich.

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Dabei war Virgil Abloh, 1980 als Sohn ghanaischer Einwanderer in Rockford, Illinois, geboren, kein ausgebildeter Modedesigner. Er war dem Wunsch seines Vaters gefolgt und hatte sich erst zum Bauingenieur und dann zum Architekten ausbilden lassen.

Der 41-jährige brachte als der erste afroamerikanische Kreativchef bei Louis Vuitton Streetwear und Luxusmode zusammen. Er war einer der wichtigsten Modemacher seiner Generation.

Seit 2018 verantwortete Abloh auch die Männerkollektionen für Louis Vuitton. Seine Berufung in den Olymp des europäischen LVMH-Konzerns provozierte: Ausgerechnet ein Quereinsteiger bekommt einen solch prestigeträchtigen Posten, hieß es damals. Das Engagement des Amerikaners läutete auch ein langsames Umdenken der Modeindustrie ein. Abloh war der erste afroamerikanische Kreativchef bei Louis Vuitton und neben Olivier Rousteing einer der wenigen Farbigen Designer, die an der kreativen Spitze eines Luxusmodehauses saßen.

Hinsichtlich seines Verkaufstalents erinnerte Abloh an Karl Lagerfeld in dessen besten Zeiten: Wenn der Hamburger mit Fächer, Sonnenbrille und Skizzenblock den Star der alten, weißen, europäischen Modewelt darstellte, dann stand Virgil Abloh für die rasanten Veränderungen, die die Modeindustrie in den letzten Jahren durchlief. Schon lange ging es nicht mehr nur um das Entwerfen von Kollektionen, sondern auch um Instagram, Authentizität, Identität und popkulturelle Auskennerschaft.

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