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CREATE AND SKATE

CREATE AND SKATE

Seit klein auf bin ich in der Werkstatt meines Vaters zu finden. Ob selbstgebaute Spiele, meine eigenen Zimmermöbel, sämtliche Geburtstagsgeschenke oder seit letztem Jahr der Innenausbau meines Vans.

Was mir einfiel, setzte ich in der Werkstatt um, kombinierte dies mit meiner künstlerischen Ader und nahm Pinsel und Farbe zur Hand. Mein Vater brachte mir über die Jahre alles bei, für das ich immer noch sehr dankbar bin. Er lernte mir auch das Sparsam-sein und wie es bei uns so schön heißt: die „Restlverwertung“.

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Das Skateboarding wurde erstmals mit 14 Jahren aufgrund meines Nebenjobs in einem Skateshop ein Teil meines Lebens. Dies verlor ich jedoch mit 15 aus den Augen und kam erst mit 19 Jahren wieder dazu. Seither kann ich nicht mehr ohne und versuche Jegliches mit dieser Bewegungskunst zu kombinieren.

Dies wurde erstmals der Fall, als ich meinem damaligen Freund, der ebenfalls Skateboarding in sein Herz geschlossen hat, ein Geburtstagsgeschenk bauen wollte. Es musste mit einem Skateboard zu tun haben, das war klar. Ich bemalte das Board mit flüssiger Acrylfarbe und einer Grafik. Doch das war mir zu wenig. Bis ich auf die Idee kam, dies mit meinem offenen Kleiderschrank, der aus Heizungsrohren mit eingebauten Glühbirnen bestand, zu verbinden. Und meine erste Skateboard-Lampe entstand.

D i e K u n s t n e u e I d e e n z u k r e i e r e n l i e g t n i c h t d a r i n N e u e s z u s c h a f fe n s o n d e r n e i n e K O m b i n a t i o n a u s A l t e m z u s c h a f f e n

Hans-Jürgen Kuhl ist eigentlich Kunstmaler, aber er ist auch ein begnadeter Geldfälscher. Das Bundeskriminalamt hat ihn vor einigen Jahren in einer spektakulären Aktion, die insgesamt zwei Millionen Euro gekostet hat, festgenommen.

Als Sohn aus gutem Hause mit einem Hang zu einem kriminellen Dasein, hat Kuhl ein bewegtes Leben hinter sich. Geboren im Jahr 1941 in Dattenfeld/Sieg, absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Fotokaufmann und spezialisierte sich später auf Collagen und Siebdrucke. Erste erfolgreiche Schritte in der Arbeitswelt machte er auch mit einem Modelabel namens Paloma in den 1970er Jahren.

Später wandte er sich der Kunst zu und schuf im Jahr 1985 sein erstes Kunstwerk in seiner eigenen Werkstatt in Pulheim, das von Andy Warhols „Flowers“-Motiv inspiriert war. Die auffälligen Siebdrucke der Blumen wurden jedoch von Warhol mit einem Plagiatsvorwurf kritisiert und es gab Rechtsstreitigkeiten zwischen

Kuhl war ein Lebenskünstler, war ein Sohn aus gutem Hause, der jedes Vorhaben in viel Geld verwandelte. Die Erfolgssträhne endete aber mit seiner Auswanderung nach Mallorca, wo er sich ein neues Leben aufbauen wollte. Seine finanzielle Lage verschlechterte sich, zurück in Deutschland, machte er sich gemeinsam mit eini- gen zwielichtigen Geschäftspartnern an die Fälschung von US-Dollarnoten. Ererwarb Computer, Scanner, eine Siebdruckanlage und Offsetmaschinen um die Fälschungen herzustellen. In seiner Werkstatt in Pulheim scannte er einen 100-Dollarschein ein und veränderte die Seriennummern mit einem Grafikprogramm. Es brauchte viele Versuche, bis Kuhl hochwertige Blüten gelangen, für die sich letztendlich jedoch keine Abnehmer fanden.

Grosser Aufwand

Fälschen gelingt nur im Team und als Kuhl von seinen Partnern im Stich gelassen wurde, entledigte er sich in einer höchst ungeschickten Entsorgungsaktion seiner Blüten. Im Jahr 2006 wurden von Arbeitern eines Müllunternehmens Plastiksäcke mit nicht geschredderten Dollarnoten und Dokumenten gefunden, die die Ermittler schnell zu Kuhls Adresse führten. Das Bundeskriminalamt (BKA) bezeichnete die Fälschungen als „erschreckend perfekt“. Eine achtmonatige Observation blieb erfolglos, da es keine Abnehmer für Kuhls Dollarnoten gab.

Es war eine angebliche Eventmanagerin mit dem Decknamen Marie Sophie Susann Falkenthal, die ihm das Handwerk legte. 2007 schleuste sie das BKA in Kuhls Leben ein, bei der Übergabe von 6,5 Millionen Dollar wurde der Geldfälscher und Künstler festgenommen. Bei der Durchsuchung der Werkstatt und Wohnung sowie bei seinen beiden Hauptkomplizen wurde Falschgeld im Wert von 16,5 Millionen US-Dollar beschlagnahmt.

Tiefer Fall

Der Fund war der drittgrößte von falschen Dollarnoten weltweit und der zweitgrößte in Deutschland. Kuhl bekam die Höchststrafe von sechs Jahren und war definitiv in den sozialen Abgrund gerutscht. Ehemals ein angesehener Künstler, der sorglos in die Zukunft blicken durfte, war er ein Häftling von vielen, der nach seiner Entlassung als Knastopa sein Dasein fristete. Heute gilt er immer noch als einer der besten Geldfälscher der Welt. Zwei Millionen Euro, davon 700.000 allein für die Abhöraktion seiner Telefonate, 30 Leute bei seiner Festnahme: Auch wenn Kuhl wie ein Schwerverbrecher behandelt wurde, lebt die Leidenschaft fürs Geldfälschen auch heute noch in ihm weiter. Kuhl und seine Lebensgeschichte lassen aufhorchen, aus einem Künstler wurde ein Krimineller. Die beiden Dinge ähneln einander sogar ein wenig; Kunst ist ein akribisches Suchen nach ästhetischer und technischer Vollkommenheit, ein Prozess der für einen Künstler nie ganz abgeschlossen ist. Hat Kuhl beim Geldfälschen etwas anderes gemacht? Nein. Aus Blumen wurden eben Blüten.

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