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Palma Geschichte

DIE GESCHICHTE EINER VON INVASO REN, EROBERERN UND PIRATEN GE PRÄGTEN STADT

Denken Sie beim Bummeln durch Palma immer daran, Ihre Augen nach oben zu richten, um die reich verzierten „Erker“ (überdachte Balkone) mit ihrem Blick auf die engen Kopfsteinpflastergassen und die komplizierten Details auf den Dachvorsprüngen der historischen Paläste und Herrenhäuser zu bewundern. Ihr architektonischer Reichtum von der Gotik bis zur Moderne, ihre Denkmäler sowie ihre alten Stadtmauern zeugen von Palmas reicher Geschichte. Die schrecklichste Plage waren jedoch die Barbaresken-Korsaren, deren Name auf ihr von den Berbern bewohntes Herkunftsgebiet zurückzuführen ist, das in etwa dem heutigen Mauretanien, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen entspricht. Ihr Höhepunkt war während des 17. Jahrhunderts, obgleich sie vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts präsent waren. Spuren ihres Aufenthaltes sind die vielen Wachtürme, die sich entlang der Küste der Insel erheben, sowie die Feierlichkeiten, die das ganze Jahr über in verschiedenen Orten wie Sóller, Pollença, Sant Elm und Valldemossa stattfinden, wo farbenfrohe historische Episoden des Kampfes gegen diese Piraten nachgestellt werden. Es ist nicht verwunderlich, dass sie in der Erinnerung weiterleben, da ihre Gräueltaten die Einwohner Mallorcas zutiefst traumatisierten. Ihre Hauptbeschäftigung bestand darin, Frauen und Kinder einzufangen, um sie entweder als Sklaven zu verkaufen oder sie zu entführen, um dann die Zahlung eines Lösegeldes zu fordern. Und alle Männer, die nicht gefangen genommen wurden, wurden enthauptet. Diese „wirtschaftliche Tätigkeit” wurde als eine Art Heiliger Krieg angesehen und verstieß nicht gegen den Koran, der die Sklaverei billigt. Ein Kuriosum ist, dass viele dieser Piraten christliche Gefangene waren, die zum Islam konvertiert waren, bzw. Muslime, die gewaltsam zum Christentum konvertiert wurden und später aus Spanien vertrieben wurden.

Palmaria wurde im Jahr 123 v. Chr. von den Römern gegründet, die in seinem Hafen neben anderen Produkten mit Purpur, Olivenöl, Wein, Zwiebeln und Schnecken Handel trieben. Mit der Ankunft der Mauren, die einen tiefgreifenden Einfluss auf die Architektur, Kultur und Bräuche der Insel hatten, änderte sich im Jahr 902 der Name der Stadt in Medina Mayurqa. Noch heute kann man die schattigen Gärten mit ihren im traditionellen symmetrischen Stil angeordneten Springbrunnen und Pergolen, in denen sich auch der Almudaina-Palast befindet, genießen. Ein Besuch der Überreste der Arabischen Bäder bietet zudem einen Einblick in den Alltag jener Zeit. Die Mauren wurden vertrieben, als der erst 21 Jahre alte König Jakob I. von Aragon und seine Armee am 10. September 1229 in Santa Ponsa auf der Insel landeten und am 31. Dezember 1229 Palma nach einer äußerst blutigen Schlacht eroberten. Zwei Jahre später unterwarf er dann die gesamte Insel (1231).

König Jakob I. nannte die Stadt Ciutat de Mallorca und erklärte sie zur Hauptstadt des Königreichs Mallorca. Als Dank für die erfolgreiche Eroberung legte er den Grundstein für den Bau von Palmas berühmter gotischer Kathedrale „La Seu“, die auch weiterhin das bekannteste Wahrzeichen Mallorcas ist. Unter den christlichen Königen gedieh die Stadt und viele ihrer berühmten Denkmäler wurden während dieser Zeit errichtet. Ihr Reichtum machte sie jedoch auch zu einem bevorzugten Ziel für Piratenangriffe. Aus diesem Grund wurden an strategischen Punkten entlang der Küste ein Ring von Wachtürmen errichtet. Dort hielten Wächter Ausschau nach verdächtigen Schiffen und warnten die Einwohner und das Militär, indem sie rund um die Insel von Turm zu Turm eine Reihe von Signalfeuern im oder gegen den Uhrzeigersinn entzündeten, bis die Warnung den Engelsturm im Almudaina-Palast in Palma erreichte.

Während des spanischen Unabhängigkeitskrieges (1808-1814) nahm die Bevölkerung von Palma aufgrund der vielen Flüchtlinge von der Halbinsel und aus dem Ausland stark zu und verwandelte die Stadt in einen äußerst lebendigen Ort. Infolge der Aufteilung Spaniens bekam die Stadt im Jahr 1833 offiziell den Namen Palma de Mallorca und wurde zur Hauptstadt der Balearen erklärt. Der Handel florierte vor allem dank des Exports von Wein auf das Festland und nach Frankreich. Nach dem Bürgerkrieg und ab den frühen 1950er Jahren waren die Touristen die neuen „Eroberer“ der Insel. Aufgrund des touristischen Potenzials Mallorcas wurde im Jahr 1960 nur 8 km vom Stadtzentrum entfernt der internationale Flughafens Son Sant Joan gebaut.

Seit jenen frühen Tagen des

Tourismus hat sich Palma zu einer eleganten mediterranen Stadt entwickelt und ist ein eigenständiges Reiseziel, das Kultur, Kultiviertheit, elegante Hotels, Restaurants, Cafés, trendige Geschäfte und Nachtleben bietet. Ihre alten Mauern waren Zeuge vieler Schlachten, der Ankunft von Eroberern und Piraten, und obwohl sie alle längst verschwunden sind, überdauert ihr Vermächtnis in dieser faszinierenden Stadt.

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