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Der Kirche der Zukunft eine Stimme geben - Diskussion um Beteiligung von Jugendlichen im badischen und württembergischen Kirchenparlament Von Judith Kubitscheck (epd) =

Stuttgart/Karlsruhe/Tübingen (epd). Das württembergische Kirchenparlament wird sich am Donnerstag mit der Frage beschäftigen, ob Jugendliche als so genannte "Jugendsynodale" in die Landessynode gewählt werden. Befürworter hoffen, dass die jungen Erwachsenen als Teil der Synode ihre Vorstellungen von Kirche und ihre Themen direkt einbringen können. Auch in der badischen Landeskirche gibt es den Wunsch nach mehr Beteiligung von Jugendlichen in der Landessynode. In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es sie schon seit Jahren – die Jugenddelegierten. Die Theologiestudentin Dorothee Völkner (Tübingen) ist eine von ihnen. "Ich erhalte einen einmaligen Einblick in die kirchliche Arbeit und treffe viele interessante Leute", berichtet die 24Jährige. Aber auch die EKD profitiere von ihren acht jungen Mitgliedern. "Eine Spur jugendlicher Idealismus und das Hinterfragen bestehender Systeme tut dem gesamten Gefüge gut", sagt die Theologiestudentin aus Württemberg. Dieses Vorbild sollte sich auch die württembergische Landessynode zu Herzen nehmen, meint Völkner, die seit drei Jahren Jugenddelegierte in der EKD-Synode ist. Das findet auch der württembergische Synodale Markus Brenner. Er hat in einem Antrag gefordert, sechs Jugendsynodale zu wählen. Mehrere Synodale aus allen Gesprächskreisen unterzeichneten ihn. In den kommenden Synoden würden Themen wie Gottesdienst und Musik behandelt. "Es kann nicht sein, dass die Synode über Jugendthemen berät und Jugendliche kommen nicht zu Wort", so der Synodale vom Gesprächskreis "Kirche von morgen". Auch im Kirchenparlament müsse man der Jugend auf gleicher Augenhöhe begegnen und dürfe keine Angst haben, dass die Synode dadurch zu einer "Zirkusveranstaltung" wird, fordert Brenner. Konstantin Schindhelm wäre gerne einer der ersten Jugendsynodalen der württembergischen Landeskirche: "Ich finde es wichtig, dass die Jugend in der Landeskirche vertreten ist, weil wir die Kirche der Zukunft sein werden. Die Kultur, die heute die Jugend prägt, wird die Kultur der Erwachsenen von morgen sein", schreibt der 17-Jährige, der gerade in Colorado, USA, einen Schüleraustausch macht. Der Sohn eines Pfarrers findet, dass "noch echt viel mehr in der Landeskirche gemacht werden kann". Kirche sollte seiner Meinung nach "nicht nur Orgelmusik und ewiglange Predigten bedeuten". Christel Hausding, Präsidentin der Synode, glaubt indes nicht, dass man die württembergische Synode mit der EKD vergleichen könne. Die württembergische Landessynode habe gar nicht das Ziel, verschiedene Gruppen ausgewogen zu beteiligen. Da alle Synodalen von den Kirchengemeinden direkt gewählt werden, vertreten diese die Gesamtheit aller Mitglieder, junge und alte Menschen. Laut Hausding wäre es daher ein "Systembruch", Jugenddelegierte zu berufen. Schon jetzt kämen die Jugendlichen im Ausschuss für Bildung und Jugend als beratende Stimmen zu Wort. Jugendliche sollten nach Ansicht der Präsidentin statt in der Synode in Kirchengemeinderäte einbezogen werden, in denen sie Dinge verhandeln, die sie tatsächlich betreffen. Auch in der badischen Landessynode wurde ein Antrag eingereicht, Jugenddelegierte in die Synode zu berufen. "Jugendliche sind nicht irgendeine Interessensgruppe. Es geht um die Zukunft und Gegenwart der Kirche", sagt Thomas Schalla Landesjugendpfarrer in Baden (Karlsruhe). Laut Margit Fleckenstein, Präsidentin der badischen Landessynode, ist eine Mitwirkung von jungen Menschen der badischen Landeskirche schon immer wichtig gewesen. Die Jugendkammer, die durch


den Jugendpfarrer in der Synode vertreten wird, habe bisher die Jugendarbeit kompetent vertreten, sagte die Präsidentin. Der Antrag über die Zuwahl von Jugenddelegierten werde frühestens im Herbst entschieden. Die EKD-Jugenddelegierte Dorothee Völkner glaubt, dass viele der Synodalen aus den Kirchenparlamenten Angst vor Jugenddelegierten haben: "Ich denke, es gibt Angst vor dem NichtKalkulierbaren, Angst vor unqualifizierten Beiträgen und Angst, sich im System unbequemen Fragen stellen zu müssen." Sie habe jedoch erfahren, dass sie und die anderen Jugenddelegierten immer qualifizierter wurden. "Heute sind wir besser vorbereitet als manche Synodalen und beleben die Diskussion." (0472/15.03.2011) epd lbw kub rks © 2011 epd(Evangelischer Pressedienst). Nutzung nur im Rahmen der schriftlichen Vereinbarungen.


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