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"Mixed Economy" oder: Kirche ist schon lange bunt - Ein (Auslands-)Zitronenspritzer Doch, es ist viel passiert! Vier Tage auf der Frankfurter Buchmesse haben mir wieder deutlich vor Augen geführt, welche Verschiebungen sich gerade im Bereich Glaubensfragen – Glaubensthemen ereignen – und nicht nur im Verlagsbereich. Der Glaube kommt – wieder einmal oder endlich – in der Welt an. Und dann der jüngste Knaller: Die Württembergische Landeskirche erhebt ihr Veto gegenüber Tauferinnerungsritualen, die auch nur im Entferntesten irgendwie mit Wasser in Berührung kommen. Man fürchtet eine Verwechslung mit der Wiedertaufe. Pfarrer und Gemeinschaften, die das Untertauchen als Form der Taufvergegenwärtigung praktizieren, sollten aus der Landeskirche ausgeschlossen werden. Wie war das noch: Die Menschen haben sich von der Kirche distanziert? Darum habe ich mir gesagt: Schau doch mal, was die „Zitronen“ in anderen Ländern so bewegt! In England bin ich fündig geworden. Und zwar bei Fresh Expressions, einer Initiative für neue (Ausdrucks-) Formen von Gemeinde. Sie wird u.a. von der anglikanischen Kirche feste mitgetragen. Graham Cray ist Beauftragter des Erzbischofs von Canterbury und Leiter von Fresh Expressions. Ihm geht es im Folgenden nicht bunt genug zu: Es ist an der Zeit deutlich zu zeigen, dass wir an die ganze bunt gemischte Kirche glauben – und nicht an unsere Rolle in ihr. Menschen, die sich in den hergebrachten Formen von Kirche engagieren, beklagen manchmal, dass der Schwerpunkt sich völlig auf die „fresh expressions“ [neue (Ausdrucks)Formen von Kirche] verlagert. Gleichzeitig neigen die in den „fresh expressions“ Engagierten dazu, sich darüber zu beschweren, dass sämtliche Mittel der althergebrachten Kirche zugeteilt werden. Es ist wohl an der Zeit für ein vernetzteres Denken, das vor allem solche Fragen stellt: „Wem sind wir das Evangelium schuldig?“ – „Wo in unserer Umgebung wird die Herrschaft Gottes am dringendsten benötigt?“ – „Wen werden wir niemals erreichen, wenn wir mit der Kirche so weitermachen wie bisher?“ Fragen wie diese werden uns mehr Möglichkeiten eröffnen, als uns Mittel zur Verfügung stehen – darum müssen wir gemeinsam auf Gott hören und wahrnehmen, wohin er uns ruft, oder ob wir weiterarbeiten sollen. Wir werden nicht vor der Aufgabe ausweichen können, wirklich vor Ort zu dieser Einsicht zu gelangen, wenn wir an Gottes Mission teilnehmen. Aber wenn wir erst einmal glauben, dass wir Gott gehört haben, sollten wir alle auch allem verpflichtet sein: Das heißt, sowohl für die hergebrachte Kirche als auch für die „fresh expressions“ zu beten und sie zu unterstützen. Und wenn das mehr als ein Zeichen sein soll, müssen wir auch alle die Verantwortung übernehmen, um sicher zu stellen, dass eine angemessene Zuteilung der begrenzten Mittel für die gesamten unterschiedlichen Bereiche der Arbeit stattfindet. Das trifft auf jede Ebene innerhalb der Kirche zu – die örtliche Gemeinde, das Dekanat, die Prälatur und die Landeskirche. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diejenigen, die am Dienst und in der Mission beteiligt sind und jene, die die Mittel zuweisen und die Finanzen managen, mit denselben Prioritäten arbeiten. Wir sind ein Gemischtwarenladen, so wie die Kirche des Neuen Testaments, die sich aus Juden und Heiden zusammensetzte, eine gemischte Kirche war – und alle waren in den einen Leib hineingetauft. Wenn ein Teil in Not war, dann litt der ganze Leib. Wenn ein Teil gesegnet wurde, dann freute sich der ganze Leib. Dem Schwächsten begegnete man mit größter Barmherzigkeit und so weiter. Das sollte ein Vorbild für eine wirklich bunte Kirche sein. (Quelle: Fresh Expressions Newsletter, Oktober 2009)


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