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Aachen und Region aktuell

Netzwerk Brückenschlag und Familien-SCOUT Wertvolle Unterstützung für Familien mit krebskrankem Elternteil

Erkrankt in einer Familie mit minderjährigen Kindern ein Elternteil an Krebs, wirbelt dieser Schicksalsschlag gewohnte Alltagsabläufe kräftig durcheinander. Neben der eigentlichen Krankheitsbewältigung rücken dann schnell Fragen zur Kinderversorgung sowie zu sozialrechtlichen und finanziellen Aspekten in den Mittelpunkt. In der StädteRegion Aachen erhalten Familien Unterstützung durch das Netzwerk Brückenschlag, das den Betroffenen mit sogenannten Familien-SCOUTs eine große Hilfe zur Seite stellt. Wie bringe ich meinen Kindern die Krankheit näher? Finden wir als Familie gemeinsam einen guten Weg? Welche unterstützenden Maßnahmen können beantragt werden? Nach einer ohnehin einschneidenden Krebsdiagnose gilt es für Betroffene nicht nur mit Blick auf Therapie und Heilungschancen, keine Zeit verstreichen zu lassen – schließlich bringt die Erkrankung weitreichende Veränderung für das Familienleben mit sich. Der Einfluss auf die gewohnten, verlässlichen Abläufe wird dabei von betroffenen Eltern leider oftmals unterschätzt, was zu weiteren Problemen führen kann. Seit dem Jahr 2013 setzt sich der Regionale Caritasverband Aachen gemeinsam mit dem CIO Aachen des Uniklinikums (Centrum für Integrierte Onkologie) dafür ein, Familien mit einer elterlichen Krebserkrankung und minderjährigen Kindern eine wertvolle Unterstützung zu bieten. Beide Institutionen riefen hierzu das Netzwerk Brückenschlag ins Leben, um allen Beteiligten ein Hilfsangebot garantieren zu können. So wurde unter anderem ein Runder Tisch ins Leben gerufen, der

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neben Caritasverband und Uniklinik auch die AOK, die TK, die Jugendhilfe, die Servicestelle Hospizarbeit, die Psychosoziale Hilfe bei ambulanter Krebstherapie des Luisenhospitals sowie niedergelassene Onkologen und Psychotherapeuten zusammenbringt.

„Wir schlagen Brücken in vielerlei Hinsicht“

Gemeinsam mit Dr. Andrea Petermann-Meyer (Uniklinik der RWTH Aachen) leitet Jessica Hugot vom Caritasverband Aachen das kostenfreie Angebot. Sie erinnert sich an den Ursprung des stetig gewachsenen Netzwerks: „Im Jahr 2012 haben wir eine PatchworkFamilie begleitet, in der sich die Eltern nach vorherigen Beziehungen nun auch für ein gemeinsames Kind entschieden hatten. Während der Schwangerschaft erkrankte die Mutter an Krebs; kurz nach der Geburt verstarb sie leider. Der zurückgebliebene Vater war mit dieser tragischen Situation vollkommen überfordert.“ Der Anspruch auf die Umsorgung durch eine Familienpflegerin, die der Familie während der problematischen Schwangerschaft unterstützend zur Seite stand, erlosch, nachdem die Versicherungsnehmerin verstorben war. „Bis wir weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Familienlebens einleiten konnten, ist sehr viel Zeit vergangen“, so Jessica Hugot. „Für Dr. Andrea Petermann-Meyer und mich war dies der Auslöser, strukturelle Änderungen auf den Weg zu bringen, um künftig betroffene Familien zu entlasten.“ Der Grundstein für das heutige Netzwerk war gelegt – der einstige Arbeitstitel „Brückenschlag“ blieb bestehen, „denn wir schlagen Brücken in vielerlei Hinsicht, etwa von der Krankheit über den Tod hinaus in die Zeit danach“, fasst es Jessica Hugot treffend zusammen.

Je offener die Kommunikation, desto besser

Seit nunmehr drei Jahren umfasst die Hilfeleistung des Netzwerks auch das Angebot der sogenannten Familien-SCOUTs. Dabei handelt es sich um feste Ansprechpartnerinnen, die Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung sowie der Organisation des Alltags bieten, zur Vernetzung verschiedener Hilfsangebote beitragen und sich jederzeit für eine offene, vertrauensvolle Kommunikation in der Familie einsetzen. Petra Stoschek zählt zum Team der Aachener FamilienSCOUTs und gewährt einen Einblick in ihre Arbeit: „ Wir besprechen nicht nur wichtige Fragen wie etwa zum Thema Krankengeld oder zu Hilfen bei finanziellen Notlagen, sondern wir recherchieren auch und suchen entsprechende Kontaktpersonen heraus. Wir bereiten die Eltern auf die Gespräche mit ihren Kindern vor und begleiten sie auf Wunsch dabei. Die Familie steht bei unserer Arbeit im Mittelpunkt – bei Bedarf bieten wir aber auch allen Beteiligten die Möglichkeit eines Einzelgesprächs.“ Dabei sei es besonders wichtig, Kinder bestmöglich und vor allem altersgerecht aufzuklären: „Vielleicht sind die Eltern befreundeter Mitschüler bereits über die Situation informiert, dann kann es geschehen, dass das Kind unvermittelt vom Klassenkameraden auf dem Schulhof von der Erkrankung des Vaters oder der Mutter erfährt“, unterstreicht Petra Stoschek die sensible Problematik. Umso wichtiger sei es, dass die eigenen Eltern als Vertrauenspersonen die ersten Ansprechpartner bleiben. Und auch im traurigsten aller Fälle, dem Tod des betroffenen Elternteils, stehen die FamilienSCOUTs den Hinterbliebenen zur Seite. Petra Stoschek: „Es ist wichtig, Trauer zuzulassen und über den Tod zu sprechen.“ Dabei finden die SCOUTs stets einfühlsame Worte, gibt es doch vor allem im Kleinkindalter allerhand Fragen zum Tod zu beantworten: Wo geht man hin? Weshalb kommt man nicht mehr wieder? Je offener die Kommunikation über das Sterben, desto besser können Kinder einen Verlust verarbeiten.

Die Brückenschlag-Initiatoren verstehen ihre Arbeit als ein aufsuchendes Angebot – bei Einverständnis teilt der behandelnde Arzt, der Sozialdienst oder Psychoonkologe dem Netzwerk entsprechende Kontaktdaten mit. Im Jahr 2018 wurde darüber hinaus eine wissenschaftliche Studie angestoßen. Ziel ist es, die Wirksamkeit der Hilfeleistung nachzuweisen, um sie in der bundesweiten Regelversorgung der Krankenkassen zu verankern. „Es darf nicht sein, dass lediglich aufgrund der Tatsache, dass hier die richtigen Menschen zusammengefunden haben, das Angebot nur in unserer Region zur Geltung kommt“, findet Jessica Hugot. „Vielmehr muss solch eine Hilfe für alle Menschen, die in Deutschland an Krebs erkranken, gelten.“ Aus diesem Grunde ist es auch Ziel der Studie – in deren Rahmen die teilnehmenden Familien vor, während und nach dem Einsatz der Familien-SCOUTs Fragebögen ausfüllen –, die gesammelten Erkenntnisse deutschlandweit zu nutzen und die Intervention auf vergleichbare Regionen oder auch andere schwere Erkrankungen auszuweiten. Robert Targan

Infos

Das kostenfreie Angebot richtet sich an Familien in der StädteRegion Aachen. Familien, die die Hilfe in Anspruch nehmen möchten, wenden sich an den Kooperationspartner CIO: Rebecca Bremen, M. Sc. 0241 80-38188 rbremen@ukaachen.de www.familienscout.ukaachen.de

Um die Hilfen für die Familien optimieren und erweitern zu können, sind die Initiatoren auf Unterstützung von außen angewiesen:

Spendenkonto: Caritas Aachen Sparkasse Aachen IBAN: DE60 3905 0000 0000 0070 70 BIC: AACSDE33 Verwendungszweck: „Brückenschlag“

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