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Über die Suche nach einem Betreuungs platz

Über die Suche nach einem Betreuungsplatz

Kitas in der Region Aachen

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Text: Martin Grolms

„Gesucht? Gefunden!“, so begrüßt mich das KiTa-Portal Aachen und suggeriert damit eine schnelle und unkomplizierte Suche nach einem freien Platz in der Kita meines Vertrauens. Ich habe drei Kinder und alle sind in Aachen in die Kita gegangen. Ich durfte drei städtische Einrichtungen kennenlernen und eine private Initiative, so schnell und einfach war es bei uns allerdings nicht. Angemeldet habe ich mein Kind ganz fix. Aber die Entscheidung, wo wir uns anmelden möchten, ist keineswegs so einfach: Zum einen gibt es unterschiedliche pädagogische Ansätze, es gibt den Weg zur Kita, Ratschläge von befreundeten Eltern, es gibt große Außenanlagen und sympathische Leiterinnen. Hat man die Kita seiner Wünsche entdeckt, muss man bloß noch einen Platz ergattern. Aber der Reihe nach.

Soziale Interaktion mit Gleichaltrigen

Kinder gehören wohl zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie. Sie haben mit am stärksten unter den Maßnahmen und Einschränkungen gelitten, besonders die kleinen. Sie entwickeln sich so schnell, und da sind zwei Jahre Pandemie eine wahnsinnig lange Zeit. Ständig mussten Kitagruppen coronabedingt geschlossen werden. Einrichtungen mussten Eltern bitten, ihre Kinder zu Hause zu lassen, weil zu wenig Personal gesund bzw. negativ getestet zur Arbeit kommen konnte. Zwar entfielen für ein paar Monate die Elternbeiträge oder wurden gesenkt, doch das hilft den betroffenen Kindern wenig.

Die Kids mussten die quälende Quarantäne schließlich daheim ertragen. Sie haben kein Handy, auf dem sie bei Langeweile daddeln können. Ihnen reicht es nicht, Netflix zu schauen und mit Freundinnen und Freunden zu telefonieren. Kinder im Kindergartenalter brauchen Bewegung, sie müssen klettern, rennen, tanzen und schreien. Sie brauchen die anderen Kinder, um sich zu orientieren und zu entwickeln – soziale Interaktion mit Gleichaltrigen, um die eigenen Fähigkeiten auszubilden und einzuordnen.

Genau das findet in den Kindertagesstätten, Kinderkrippen, Tagespflegen und Kindergärten statt. Da die Entscheidung für die bestmögliche Einrichtung zu treffen, ist gar nicht so einfachx. Es gibt unterschiedliche Angebote und Bildungskonzepte. Ich persönlich hatte mich vor dem ersten Kind kaum mit diesen Themen beschäftigt. Der Vorteil war: Ich konnte mir die Aachener Einrichtungen ohne Meinung, Vorurteile und Ideologie anschauen. Dabei habe ich festgestellt, dass privat oder städtisch, Elterninitiative oder kirchlich weder Qualitätsmerkmale noch Ausschlusskriterien sind. Ich muss mir die Einrichtungen ansehen und entscheiden, ob es mich beispielsweise stört, dass ein Kindergarten in der Aachener Innenstadt nur eine gepflasterte Außenanlage hat. Dafür gehen die Erzieherinnen und Erzieher vielleicht regelmäßig spazieren und die Kids lernen schon früh, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden.

Registrieren und nicht abwarten

Und so läuft die Anmeldung ab: Zuerst registrieren sich die Eltern im KiTa-Portal der Gemeinde. Dann können sie das Kind bei einer oder besser mehreren Einrichtungen ihrer Wahl unverbindlich für den gewünschten Betreuungsbeginn voranmelden. Die Familien benötigen noch eine Wohnanschrift in der gleichen Stadt, in der sich auch die Einrichtungen befinden. „Wer nicht in Aachen, sondern einer anderen Stadt der StädteRegion wohnt, hat derzeit keine Chance, in Aachen einen Kitaplatz zu bekommen“, erklärt Oliver Reißen, Leiter der Kita Spielwiese. „Ich habe deutlich mehr Anmeldungen, als ich aufnehmen kann.“ Die Situation ist angespannt, zahlreiche Einrichtungen leiden unter erheblichem Personalmangel. Das hat mehrere Gründe: Viele Kitas haben die U3-Betreuung deutlich ausgebaut. Immer mehr Eltern entscheiden sich für eine 45-Stunden-Betreuung, damit beide Elternteile arbeiten können oder weil

es sich um Alleinerziehende handelt. Außerdem gehen derzeit viele Erzieherinnen der Boomer-Generation in den Ruhestand. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung schätzt den Bedarf in NRW auf mehr als 15.000 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher. „In der Regel kommen die meisten Kinder dann doch ganz ordentlich unter“, beruhigt der Kitaleiter. Nach der Registrierung sollen sich die jeweiligen Einrichtungen zurückmelden und einen Termin zum Kennenlernen vor Ort in der Kita vereinbaren. Erst nach diesem Gespräch und kann der Betreuungsplatz verbindlich gebucht werden. „Tatsächlich empfehle ich allen Eltern, sich im KiTa-Portal anzumelden und dann fünf bis sechs Tage später in den Kitas anzurufen und nach dem genauen Aufnahmeverfahren zu fragen“, rät Oliver Reißen. Denn im Zweifelsfall bekommen Eltern im März eine Absage, ohne dass sich im Vorfeld jemand gemeldet hat. Das Kitajahr beginnt immer am 1. August des jeweiligen Jahres, die Aufnahme in den Kitas findet fast vollständig zu diesem Zeitpunkt statt. „Bei uns muss eine Anmeldung spätestens neun bis zehn Monate vorher vorliegen, also Mitte/Ende November des Vorjahres“, erläutert Reißen. „Im Dezember schauen wir, wem wir einen Platz anbieten können, und im Januar finden dann letzte Gespräche mit den Eltern statt, um offene Fragen zu klären und verbindlich zu klären, ob der Platz zugesagt wird. Den Betreuungsvertrag gibt es dann im März.“

Bei der Vermittlung von Plätzen in der Kindertagesbetreuung durch Tagesmütter oder Tagesväter helfen die Jugendämter der Kommunen bzw. die StädteRegion für die Eifelstädte und Baesweiler. In Aachen hat das Jugendamt die Vermittlung an die familiäre Tagesbetreuung übertragen. Die Kindertagespflege ergänzt das Angebot der Kindertageseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren. Die Beiträge richten sich in der Regel nach der gebuchten Betreuungszeit, dem Alter der Kinder und dem Einkommen. In Elterninitiativen müssen die Eltern häufig mithelfen, etwa bei der Zubereitung des Essens, bei der Reinigung, Gartenpflege oder bei Veranstaltungen. Der Kindergartenbeitrag für private Kindergärten kann höher liegen als der Beitrag für kommunale Kindergärten. In Nordrhein-Westfalen haben wir eine Betreuungsquote von 29,6 Prozent bei den Null- bis Dreijährigen und 91,1 Prozent bei den Kindern im Alter von drei bis sechs. In der Stadt Aachen rechnen die Verantwortlichen für das Kitajahr 2022/23 damit, dass die Versorgungsquote bei den unter Dreijährigen auf 48,2 Prozent steigt, bei den über Dreijährigen auf 96,8 Prozent. Die Verbesserung der Quote liegt vor allem daran, dass es aktuell weniger Kinder zwischen null und sechs Jahren gibt.

Oliver Reißen, Leiter der Kita Spielwiese

Mit den anderen Eltern der Einrichtung sprechen

Haben die Eltern einen Platz in der Wunscheinrichtung bekommen – oder woanders –, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Das muss nicht zwingend der 1. August sein, der Betreuungsstart hängt zunächst von den Ferienzeiten der jeweiligen Einrichtung ab. Nach der Aufnahme des Kindes beginnt die Eingewöhnungszeit. Die war bei meinen drei Kindern jeweils unterschiedlich, was mehr an den Kindern lag als an der Einrichtung. Unsere älteste Tochter ist in einen wunderbaren städtischen Kindergarten gekommen. Leider gab es dort keinen Erzieher, nur Frauen. Was ich schade finde, weil die Erzieherinnen und Erzieher für die Kinder Vorbilder sind, und da brauchen wir moderne Männer. Die Frauenquote liegt hier bei 94 Prozent. In der Kita meiner Tochter hatte jede Gruppe eine jüngere und eine erfahrene Erzieherin. Sie sind einmal in der Woche spazieren gewesen und haben mit den Kindern viel gesungen. Freitags ist eine Delegation Kinder auf den Wochenmarkt gegangen und im Anschluss haben alle gemeinsam gekocht. Für die Kids war das jede Woche ein Abenteuer. Es gab in der Nachmittagsbetreuung gruppenübergreifende Workshops: Theater, Zirkus, Malen, Musik etc. Die Kinder konnten halbjährlich wechseln. Auf dem Sommerfest oder der Weihnachtsfeier wurden die Ergebnisse stolz präsentiert. Es gab eine enge und liebevolle Bindung zwischen Kindern und Erzieherinnen. Die Kommunikation mit den Eltern war ehrlich und manchmal zeitintensiv. Dann sind wir umgezogen und hatten eine neue Kita mit ähnlichem Konzept, nur leider ohne die konkrete Umsetzung. Meine persönliche Empfehlung: Unterhaltet euch mit den anderen Eltern der Einrichtung. Die sagen euch, wie der Kitaalltag ist, ob die Kommunikation fair und ehrlich ist und wie es um die Beziehung zu den Kindern steht. Klar, die Frühförderung von Kleinkindern ist wichtig für den späteren schulischen Erfolg. Aber Kindergartenkinder brauchen keine Yogakurse und müssen kein Chinesisch lernen. Das soziale Miteinander im Kindergarten ist entscheidend und Herausforderung genug für die Kinder. Kitas/Tagespflege Aachen

kitas.aachen.de familiaere-tagesbetreuung-aachen.de StädteRegion

staedteregion-aachen.meinkitaplatz.de Stadt Düren

portal.little-bird.de/Suche/Düren Kreis Düren

kreisdueren.kita-navigator.org

Kinderkrippe Piccolino des Studierendenwerks am Königshügel

Kinderkrippe Piccolino 1978 Quelle: Aachener Nachrichten

Aachens erste Kinderkrippe

Als vor etwas mehr als 50 Jahren, 1971, das Studentenwerk eine Krippe für die U3Kinder von Aachener Studierenden eröffnet, ist die Empörung riesig. Die Absicht, unter dreijährige Kinder ganztägig betreuen zu lassen, ist skandalös. Sogar das Jugendamt schaltet sich ein. Durch den Zuwachs an Studentinnen Anfang der 1970er Jahre entsteht der Betreuungsbedarf. Das Studentenwerk lässt also trotz aller Kritik eine alte Jugendstilvilla der RWTH am Königshügel umbauen, stellt Erzieherinnen und Erzieher ein und startet den Betrieb der ersten studentischen Kinderkrippe in Aachen. Und siehe da: Den Aachener Krippenkindern geht es hervorragend, sie genießen viele Freiräume und eine liberale Erziehung. Das „Experiment“ hat gut funktioniert.

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