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Domkrippe. Die Gemälde der Domkrippe wurden aufwändig restauriert. Seite

Letzte Handgriffe an den bereits wieder eingebauten Hintergrundbildern. KIZ/NIE (4)

Hintergrundbilder der Linzer Domkrippe sind fertig restauriert

Orientalische Aussichten

Die Renovierung der Linzer Domkrippe schreitet zügig voran: Seit vergangener Woche hängen die großen Hintergrundgemälde wieder an ihrem Platz.

In der Domkrypta ist es kühl, aber die nahöstlichen Ansichten auf den Kulissengemälden der Krippe erinnern fast ein bisschen an die Sommerhitze vor dem Mariendom. Ein Jahr lang waren die Bilder des Linzers Andreas Strickner zur Restaurierung in Wien, nun nehmen Michael Vigl vom Bundesdenkmalamt, Restauratorin Andrea Kappes und eine Kollegin den Feinschliff vor. Von den vielen Komponenten der Domkrippe waren die Gemälde die am stärksten angegriffenen Teile. Nicht nur, dass sie schon bei der Übersiedlung der Krippe 1921 in die Krypta stark beschnitten worden waren und auch so manche unsachgemäße Reparatur zu sehen war, wie Michael Vigl berichtet. Auch das feuchte Klima in der Krypta setzte den Gemälden zu. Sie waren stark vom Schimmel angegriffen. Während der Restauration wurde das, was die Zeit überdauert hat, auf ein neues Trägermaterial aufgebracht – in einem sehr aufwendigen und ausgeklügelten Verfahren. Die fehlenden Teile werden durch die Aufbauten der Krippe nicht zu sehen sein.

Nächste Schritte. Michael Vigl, stellvertretender Leiter der Abteilung für Konservierung und Restaurierung im Bundesdenkmalamt, zeigt sich gegenüber der KirchenZeitung mit dem Ergebnis sehr zufrieden und lobt auch die anderen Arbeitsschritte des Projekts Domkrippe. Denn nach den Gemälden wird nun auch die Landschaftsarchitektur der Krippe wieder aufgebaut. Zum Schluss kommen die vom Münchner Künstler Sebastian Osterrieder geschaffenen Figuren an ihren Platz, sodass zu Weihnachten die Krippe vollständig zu sehen sein wird – auch im Internet: Waren manche Figuren im Vorjahr schon virtuell erlebbar, so wird heuer die gesamte Krippe in Zusammenarbeit mit dem Ars Electronica Center digitalisiert. Derzeit laufen die Arbeiten zur Digitalisierung des Gloriolen-Kranzes. « NIE

Frisch restauriert warten die Bilder jetzt auf den Landschaftsaufbau davor.

So sah das oben gezeigte Bild vor der Res-

taurierung aus. BDA/AUFNAHME IRENE HOFER

STENOGRAMM

Nach der Brandlegung. Die Pfarrkirche St. Peter ist jetzt neu renoviert. PFARRE

Linz-St. Peter. Nach einem verheerenden Brand am 28. März war die Pfarrkirche St. Peter im Linzer Stadtteil Spallerhof lange Zeit gesperrt (die KirchenZeitung berichtete). Die Gottesdienste mussten bis Ende Mai am Kirchenplatz abgehalten werden. Doch nun konnten die langwierigen Renovierungsarbeiten abgeschlossen werden. Am Sonntag, den 27. Juni feierte die Pfarre die fertige Renovierung mit einer Festmesse mit Bürgermeister Klaus Luger und Vizebürgermeisterin Karin Hörzing. Die Gesamtkosten betragen rund 100.000 Euro. 80.000 Euro sind durch die Versicherung gedeckt. Die restlichen Kosten muss die Pfarre über Spenden finanzieren.

Harald Purkart auf dem Weg nach Wien. Hier am Bild ist er gerade im Linzer Wasserwald unterwegs. KIZ/PS

Barfuß aus Protest

Protestaktion. Die Schuhe drückten ihn auf einer Bergwanderung so, dass er sie kurzerhand wegschmiss und seinen Weg barfuß fortsetzte. Das war im Jahr 2007. Seither ist der Vorarlberger Harald Purkart meistens ohne Schuhe unterwegs, wobei er inzwischen die Langstrecke bevorzugt. Rekordverdächtig lange läuft er derzeit barfuß quer durch Österreich – und das aus gutem Grund. Er marschiert aus Protest gegen die Zustände in den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen von Vorarlberg nach Wien, vergangene Woche machte er unter anderem in Wels und Linz Station. „Manche Menschen laufen um ihr Leben, ich laufe für mehr Menschlichkeit“, sagt der Pensionist. Die beschämende Haltung der österreichischen Regierung, keine Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, motiviere ihn dazu. Allein unterwegs ist Harald Purkart nur teilweise, bei manchen Etappen wird er von Gleichgesinnten begleitet. „Viele Menschen links und rechts des Weges konnte ich treffen, mit ihnen sprechen, mit ihnen fühlen. Ich bin gerührt von der Kraft und Ausdauer, die sie an den Tag legen,“ erklärt Purkart. P.S..

Die kurze, aber bewegte Geschichte von Münichholz

Drei Gedenktafeln an der Kirche von Steyr-Münichholz dokumentieren die außergewöhnliche Entstehung und Geschichte der Pfarre.

Nach dem Gottesdienst am 12. Juni 2021 hat Pfarrer Franz Benezeder drei Tafeln gesegnet, die an der Außenwand der Kirche angebracht und von Rosa Hieß, Gemeinderätin der Stadt Steyr, und Pauline Leitner, Obfrau des Pfarrgemeinderates, enthüllt wurden. Das Denkmal würdigt den Jesuiten P. Josef Meindl, der 1941, in der Zeit des Nationalsozialismus, begann, die Pfarre aufzubauen und trotz aller Schikanen und Behinderungen erfolgreich war. Meindl gilt als ein Pionier der Arbeiterseelsorge. Da er in Steyr heute weitgehend vergessen ist, hat der Theologe Karl Ramsmaier eine Broschüre zu Meindl verfasst.(Die KirchenZeitung hat sie bereits vorgestellt.) Weiters werden die drei Kirchenbauten der Christkönigspfarre Münichholz beschrieben: von der Barackenkirche über das 1946 eingeweihte Gotteshaus bis zur heutigen Pfarrkirche, deren Grundstein 1964 gelegt wurde. Mit der Kirchweihe 1946 war auch die Übergabe des Pfarrgebiets von der Diözese St. Pölten an die Diözese Linz verbunden. Die dritte Erinnerungstafel ist ein Dank an die Priester der Ordensgemeinschaft der „Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria“, die von 1947 bis 2017 der Pfarrgemeinde am Stadtrand von Steyr vorstanden. JOSEF WALLNER

Die Pfarrgemeinderatsobfrau Pauline Leitner (links) und die Gemeinderätin Rosa Hieß, die die Gedenktafeln finanzierte. DEICHSTETTER

Die Erfahrungen des ugandischen Priesters Ronald Kigozi

„Europa ist für uns der Himmel auf Erden“

Der ugandische Priester Ronald Kigozi beschreibt in seinem Buch, wie ihm die Kirche einen Weg aus der Armut gewiesen hat.

Aushilfspriester in Linz statt Lehrer im Priesterseminar in Uganda. Ronald Kigozi hat aufgrund der Coronapandemie im vergangenen Herbst seine Pläne geändert und den Aufenthalt in Oberösterreich um mehrere Monate verlängert. Ursprünglich wollte er eigentlich bald nach der Ferienzeit nach Afrika zurückkehren. „In Uganda hätte ich aber nur im Lockdown zuhause sitzen dürfen und nicht meine Schüler unterrichten. Da ist es sinnvoller, dass ich hier geblieben bin“, erzählt Ronald Kigozi. Im Dekanat Linz-Nord feiert er in jenen Pfarren Messen, wo er gerade gebraucht wird. Dabei hat der ugandische Priester bereits die letzten Jahre seine Sommer als Aushilfe in mehreren Pfarren in Linz und im Mühlviertel verbracht.

Dritte Welle in Uganda. Im Frühling hat er seiner Heimat einen kurzen Besuch abgestattet. „Uganda kämpft mit der dritten Coronawelle“, berichtet der 43-jährige Priester. Nur etwas mehr als ein Prozent der Bevölkerung ist in Uganda geimpft. „Das Gesundheitssystem ist mit dem in Europa nicht vergleichbar. Ich hoffe, dass die entwickelten Länder mit Impfstoff helfen“, sagt Ronald Kigozi. Der Impfstoffmangel in Uganda zeige jedenfalls die ungleiche Verteilung von Wohlstand auf der Welt auf. Der Reichtum in Österreich mache aber nicht automatisch glücklich, meint Roald Kigozi, der noch bis Ende August in Linz bleiben wird. Für ihn lieferte diese Beobachtung die Hauptmotivation ein Buch über sein Leben zu schreiben, das die große Armut aufzeigt, in der er selbst aufgewachsen ist. „Für uns in Uganda ist Europa der Himmel auf Erden und jeder betet und hofft, dass er in diesen Himmel kommen kann.“ Dass Ronald Kigozi das Traumziel Europa erreicht hat, verdankt er der Kirche, wie er selbst sagt: „Ich bin, was ich bin, weil ich Priester bin, sonst hätte ich keine Chance.“ Die katholische Kirche habe ihm durch die Ausbildung zum Priester den Ausstieg aus der Armut ermöglicht. Außerdem konnte er als Jahrgangsbester in Rom studieren, um sein Doktorat in Bioethik zu machen. Das Gute, das ihm widerfahren ist, will er nun wieder zurückgeben. Er engagiert sich in mehreren Entwicklungshilfeprojekten in Uganda, die sich um den Bau einer Schule oder die Bohrung von Brunnen küm-

Ronald Kigozi. Wer sich für sein Buch interessiert, kann es bei ihm unter donkigoziron@gmail. com bestellen. PRIVAT

mern. « PAUL STÜTZ

n Unterweißenbach. Die Jugendtankstelle Mühlviertler Alm hat gemeinsam mit Jugendlichen aus der Region eine aus gut 400 Fackeln bestehende Lichtblume kreiert, die am 18. Juni in den nächtlichen Stunden weithin sichtbar als Zeichen für Respekt, Toleranz und Zusammenhalt die Dunkelheit erhellte. Passend zur Jahreszeit und zu den zunehmend wieder zurückgewonnen Freiheiten war das Motto „Aufblühen“.

IM LEBENS-SPIEGEL

Fans

„Ich bin ein Rapidler“, sagt einer. „Und ich einer von Austria.“ LASK, Ried und WSG Tirol haben sie natürlich auch. Ihre Fans. „Anhänger“ sagt man etwas altmodisch. „Anhängerinnen“ natürlich auch. Was macht den Fan zum Fan? Warum dieser und kein anderer Verein? Sogar Bischöfe und andere Promis fühlen sich gelegentlich gehalten, sich diesbezüglich zu outen. Logisch begründbar allein kann es nicht sein. Mehr Herzens- als Kopfsache also. „Es liegt mir im Blut“, behaupten manche. Fast ist es wie mit den Kirchen. Warum Katholik? Warum evangelisch? Warum überhaupt Religion? „Logische“ Gründe sind gar nicht so leicht zu formulieren. Hineingeboren? Dann auch – hoffentlich – hineingewachsen. Es ist ein ganzes Bündel an Sachen, die da zusammenspielen. Und es ist mindestens genauso viel Herzens- wie Kopfsache. Und wie bei den sportlichen Fangemeinschaften ist es auch bei den religiösen: Anhängerschaft hört nicht auf, wenn es brenzlig steht oder Abstieg droht. Gute Fans müssen eben manchmal so richtig gut traurig sein können. Wütend, enttäuscht, aber ohne das Handtuch zu werfen. Echte Fans sind treu. Aus einer Verwandtschaft kann man sich ja auch nicht herausargumentieren. Sie gehen mit – durch dick und dünn. Und wenn es nicht um Spiel geht, sondern um das Leben selbst? Kirche – als Jesu Fangemeinschaft? Warum nicht?

Facetten des Fußballs

Die Fußball-Europameisterschaft ist in vollem Gange. Die Fans fiebern und jubeln. Und sie

dürfen das auch gemeinsam in kleineren Menschengruppen beim Public-Viewing – dank der

Lockerungen wegen sinkender Corona-Zahlen. Welche Verbindungen zwischen Fußball und

Religion bestehen und welche andere Themen bei der Fußball-EM ins Zentrum gerückt sind,

dem widmet sich der Religionswissenschaftler Hans Gerald Hödl.

SUSANNE HUBER Ein Fan schwingt die Regenbogenfahne. Kampf bis zum Schluss: Österreich gegen Italien

Fußball lässt die Emotionen hochgehen. Die Fans brüllen und weinen, singen und klatschen, fiebern und pfeifen. Der Jubel ist ohrenbetäubend, wenn „das erlösende Tor“ gefallen ist. Nicht selten bekreuzigt sich danach der Torschütze und dankt Gott. Wegen religiöser Phrasen und Ausdrücke wird in der Öffentlichkeit sehr oft eine Nähe gesehen zwischen Fußball und Religion. Hans Gerald Hödl sieht darin aber noch keine wesentliche Verbindung der beiden Bereiche. „Das sind zum einen religiöse Metaphern, die in die Sprache eingeflossen sind. Und zum anderen ist es die persönliche Spiritualität von Fußballern, die zum Ausdruck kommt, oder es ist eine Geste, die nichts mit dem Christentum zu tun haben muss“, sagt der Religionswissenschaftler. Für Hödl trägt Fußball religiöse Züge, „die für gewisse Individuen die Funktion von Religion erfüllen können. Aber ich würde Fußball deshalb noch nicht als eine Religion bezeichnen.“ Da es viele verschiedene Definitionen von Religion gibt und im Fußball oft religiöse Phänomene zu finden sind, wäre es nach Auffassung Hödls spannend, Fußball als Gegenstand religionswissenschaftlich zu untersuchen, um das spezifisch Religiöse daran herauszukristallisieren.

Rituale. In Verbindung mit Religion hat Fußball „ganz klar eine rituelle Dimension. Das Spiel wird nach wiederkehrenden, festgelegten Regeln durchgeführt. Es gibt eigene Plätze, zu denen die Zuschauer strömen oder pilgern, wie man in der metaphorisch-religiösen Sprache sagt“, erklärt Hödl. Ganz stark ritualisiert ist auch die Art und Weise, wie der Torjubel durchgeführt wird, der in den unterschiedlichen Mannschaften verschieden abläuft – „man zieht sich das Leiberl aus, man kniet sich nieder, man rennt zur Cornerfahne und tanzt dort.“

Hans Gerald Hödl

ist Professor am Institut für Religionswissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. UNI WIEN Die Fans. Das Phänomen der Fußballfans sei laut Hödl ein Ritual-Verhalten mit eigenen Choreografien und Gesängen, auch mit stilisierten Kämpfen zwischen Fangruppen. „Das passt, so lange sie nicht aus dem Ruder laufen. Leider kommt das aber immer wieder vor.“ Es gibt und braucht Regeln, wie man sich am Fußballplatz zu verhalten hat und die müssen eingehalten werden – von den Fans und von den Spielern. „Wenn jemand einen Gegner beleidigt oder beschimpft, dann gibt es Konsequenzen.“ Der österreichische Spieler Marko Arnautovic ist ein Beispiel dafür. Er wurde bei der EM deswegen vom Europäischen Fußballverband (UEFA) für ein Spiel gesperrt. Manch kritischen Stimmen ging das nicht weit genug. Sie hätten sich ein Spielverbot Arnautovics für die gesamte EM gewünscht.

Erfahrungsdimension. Neben den Ritualisierungen geht es im Fußball aber auch um die Dimension der Erfahrung. „Im Stadion hat man das Gefühl, zu einem größeren Ganzen zu gehören und man ist vom Alltagsgeschehen abgehoben. Das ist nach dem Religionssoziologen Emile Durkheim u. a. auch das Wesen, das Religion ausmacht. Sie gibt Platz und Raum für Erfahrungen, die im Alltag nicht gemacht werden können. und gibt sie, die Fußballgötter – der verstorbene Argentinier Diego Maradona; die Österreicher Ernst Happel (ebenfalls verstorben), Franz Hasil und Hans Krankl; der Engländer David Beckham oder der Portugiese Christiano Ronaldo. Doch „echte Fußballstars“ würde Hans Gerald Hödl eher vergleichen mit den Heroen in Griechenland wie Odysseus, Herakles oder Achilles. „Sie sind nicht wie die Götter von vornherein unsterblich.“

Verbote. Der Weltfußballverband FIFA verbietet seit 2007 religiöse Schriftzüge auf der Kleidung der Sportler und seit 2009 sind auch Glaubensbekenntnisse wie das öffentliche Beten verboten. Die Grundausrüstung der Spieler darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Slogans, Botschaften oder Bilder aufweisen, heißt es in den Spielregeln. Doch es gibt Fußballer, die trotzdem am Platz beten und immer wieder gegen Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit oder geschlechterspezifische Ungleichheit Gesten setzen – etwa mit einem Kniefall vor Spielbeginn. Nach Hödls Meinung darf das sein. „Aber verständlicherweise will man verhindern, dass eine politische, eine nationalistische oder eine religiöse Botschaft über den Fußball vermittelt wird und der Sport zum Instrument der Verbreitung solcher Anliegen wird. Das geht nicht. Für mich gibt es Unterschiede: Wenn ein einzelner Fußballer sich bei Gott bedankt, nachdem er ein Tor geschossen hat, ist das eine individuelle Geste. Wenn aber eine ganze Mannschaft kollektiv betet, ist das ein religionspolitisches Statement.“

Vielfalt und Toleranz. Die Kapitänsschleife in Regenbogenfarben am Arm von Torhüter Manuel Neuer, dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, wurde bei der EM zunächst als ein politisches Statement angesehen. Deshalb hat die UEFA Ermittlungen gegen Neuer eingeleitet, diese aber dann eingestellt. Die Regenbogenbinde steht symbo-

Die Fußball-Europameisterschaft läuft noch bis 11. Juli

Leidenschaftliche Fußball-Fans

Kampf bis zum Schluss: Österreich gegen Italien. APA/PICTUREDESK.COM (2)

lisch für die LGTBIQ-Bewegung und ist die Abkürzung für sexuelle Orientierungen und Geschlechteridentitäten wie lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, intersexuell und queer. Aktuell hat die ungarische Regierung ein AntiLGTBIQ-Gesetz beschlossen, an dem international scharfe Kritik geübt wird, weil es Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert. So verbietet es u. a., Jugendliche über andere Formen der Sexualität zu informieren, als jene zwischen Frau und Mann. Dazu wird im Gesetz Homosexualität und Pädophilie im selben Atemzug genannt. Mit dem Tragen der regenbogenfarbigen Schleife setzte nicht nur Manuel Neuer ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz und gegen diese Gesetzgebung der ungarischen Regierung. Das Vorhaben, beim EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn die Münchner Allianz-Arena in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen, hat die UEFA letztlich dann doch verboten.

Moral. Es zeigt sich also, dass durch die Fußball-EM auch andere aktuelle Themen für Diskussionsstoff sorgen. So kritisiert Fußball-Fan Hödl die Spieler-Gehälter in Millionenhöhe. „Für mich ist das ethisch nicht verantwortbar. Natürlich ist die Qualität des Spitzenfußballs in den vergangenen dreißig Jahren unglaublich gestiegen, aber diese Summen stehen jenseits aller Relationen.“ 2022 folgt das nächste große Fußball-Ereignis: die Weltmeisterschaft im Emirat Katar auf der Arabischen Halbinsel. Der Austragungsort löste international ebenfalls viel Kritik aus – einerseits wegen der klimatischen Verhältnisse. Andererseits wegen den zahlreichen Menschenrechtsverletzungen u. a. an indischen Gastarbeitern rund um den Bau der WM-Stadien. Dazu kommen Korruptionsvorwürfe gegen die FIFA. Wenn man sich die ethische Dimension anschaut, so gibt es laut dem Religionswissenschaftler Hödl „keine Verbindung zwischen Religion und Fußball.“ «

„Fußball trägt religiöse Züge, die für gewisse Individuen die Funktion von Religion erfüllen können. Aber ich würde Fußball deshalb noch nicht als eine Religion bezeich-

nen.“ HANS GERALD HÖDL

Fußball fasziniert und begeistert – die „großen“ und die „kleinen“ Fans.

„Abseits! Eindeutig!“ Das EMSpiel Deutschland gegen Frankreich läuft. Mit Spannung verfolgt Gerald Huber mit seinen Freunden das Match. Geschaut wird in privater Runde zu Hause. Es kommt zum ungeschickten Eigentor durch Mats Hummels von der deutschen Nationalmannschaft. Leidenschaftliche Diskussionen erhitzen die Gemüter. „Jeder hat seine eigenen Ansichten und es geht oft hoch her“, sagt der 53-jährige Logistiker. Nicht alle sind Fans der gleichen Mannschaft. Schließlich gewinnt Frankreich mit eins zu null.

„Flügelflitzer“. Gerald Hubers Liebe zum Fußball besteht seit seiner Kindheit. Als Volksschüler hat er bei den Miniknaben beim ASVSalzburg begonnen, später spielte er auch bei anderen Vereinen wie dem SAK. Da bildeten sich Freundschaften, die bis heute bestehen. „Wir haben gemeinsam trainiert und gespielt und uns gut verstanden. Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft. Durch den Trainer haben wir viel gelernt. Die Regeln muss man befolgen. Jeder hatte seine Aufgabe.“ Gerald Huber war ein so genannter „Flügelflitzer“, d. h. er hatte die Position eines Außenstürmers am linken Spielfeldrand. Was macht die Eigenschaft eines Stürmers aus? „Flink und wendig sein und möglichst viele Tore schießen.“ Das hat er dann auch gemacht. Seine Freunde sagen, er war ein Talent. Doch als Profi-Fußballer wollte er nicht durchstarten. „Bei mir standen die spielerische Seite und der Spaß im Vordergrund, das Training weniger.“

Mit Feuer und Flamme. Nicht nur mit den Freunden wird jetzt noch ab und zu gekickt, sondern auch mit seinem Neffen Andreas. „Er ist geschickt, Tricks hat er schnell gelernt und die Begeisterung fürs Fußballspielen ist bei ihm rasch gewachsen“, erzählt Gerald Huber. Andreas, neun Jahre alt, ist mit Feuer und Flamme Tormann im Verein Leopoldskron-Moos. „Als Einzelkind tut ihm das auch gut, in der Gruppe zu sein und er lernt, sich an Regeln zu halten“, sagt der stolze Onkel.

Fußballfieber. Der Verein, bei dem Onkel als auch Neffe abseits der EM mitfiebern, ist der FC Bayern München. Natürlich sind sie auch Fans der Österreicher. Die Euphorie war groß, als sie es bei der EM nun erstmals ins Achtelfinale schafften. Der Traum, noch weiter zu kommen, endete aber beim Spiel gegen Italien mit einer Zwei-zu-eins-Niederlage. Wer gewinnt die EM? Gute Chancen haben laut Gerald Huber Italien und Belgien. Es bleibt spannend. « HUBER

IN ALLER KÜRZE

„ Schlussbericht. Eine Übersicht über die Positionen zur Sterbehilfe bietet der Schlussbericht des „Dialogforums“, zu dem das Justizministerium Ende April geladen hatte. Vertreter aus Wissenschaft, Kirchen und zivilen Organisationen hatten dabei ihre Standpunkte erörtert, wie mit dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) umzugehen sei, der im Dezember die Strafbarkeit der Beihilfe zum Selbstmord als unzulässig erklärt hatte. Der am Montag veröffentlichte Schlussbericht zeigt auf 53 Seiten auf, dass die eingeladenen Forumsteilnehmer nur in wenigen Punkten übereinstimmten. Darunter etwa in der Forderung nach einem Ausbau des Netzwerks der Hospiz- und Palliativversorgung, wobei hier die Frage der Finanzierung noch weiter offen ist.

„ Salzburger Festspiele. Die Salzburger Festspiele (17. Juli bis 31. August) setzen zum Beginn ihres sommerlichen Opern-, Konzert- und Theaterreigens zum bereits neunten Mal einen religiösen Akzent: Im Rahmen der – im Vorjahr coronabedingt abgesagten – „Ouverture spirituelle“ findet vom 18. bis 21. Juli die Vortragsreihe „Disputationes“ statt, diesmal zum Thema „Pax“ (Frieden). Die prominenten Vortragenden greifen verschiedene Aspekte auf wie den „äußeren Frieden, gebrochen durch die Kriege dieser Welt“, aber auch den „inneren Frieden, bedroht durch uns selbst“, wie es in der Ankündigung heißt.

Spirituelle Diskussionen

in Salzburg. SLOUK

Neue Elemente für die kirchliche Ehevorbereitung

Ehevorbereitung, die guttut

Die Bischofskonferenz bestätigte ein neues Konzept für kirchliche Ehevorbereitung. Die neuen Elemente sollen in den kommenden Jahren eingeführt und evaluiert werden.

MONIKA SLOUK

Der Referatsbischof für Ehe, Familie und Lebensschutz, Hermann Glettler, freut sich, die erneuerte Ehevorbereitung präsentieren zu können: „In vier Jahren harter Arbeit ist das Konzept ‚Ehevorbereitung neu‘ entstanden, die Österreichische Bischofskonferenz approbierte es bei ihrer Sommervollversammlung.“ Damit ist der Weg frei für die Umsetzung, die schrittweise eingeleitet und in den kommenden Jahren vollzogen wird.

Prozess. „So ganz neu ist das Konzept nicht“, mildert Alfred Natterer die Bedenken derer, die bei Erneuerung eine Überlastung fürchten. Natterer leitet die Abteilung „Familie und Lebensbegleitung“ der Diözese Innsbruck und gehört zur Arbeitsgruppe, die jahrelang um eine sinnvolle und gangbare Lösung für die neue Ehevorbereitung gerungen hat. Das Konzept wurde auf Basis dessen entwickelt, was jetzt in den Diözesen angeboten wird. Eine wesentliche Neuerung ist die Betonung des Prozesses, den eine kirchliche Eheschließung darstellt. Es ist kein punktuelles Ereignis. „Die unmittelbare Ehevorbereitung beginnt mit einer Anmeldung zur kirchlichen Trauung … Dies erfolgt in der Regel zumindest sechs Monate vor einer geplanten kirchlichen Eheschließung“, steht im neuen Konzept.

Begleitung. Die neue Ehevorbereitung soll den Bogen von der Anmeldung bis zur Hochzeit und im Idealfall darüber hinaus spannen, erklärt Alfred Natterer. Bei der Anmeldung ginge es schon darum, dem Paar Unsicherheit zu nehmen, Freundlichkeit und Offenheit auszustrahlen. „Die meisten Brautpaare haben keinen aktiven Bezug zu einer Pfarre oder kirchlichen Gemeinschaft“, spricht Natterer aus Erfahrung. Daher werden zukünftig Begleitpersonen oder -paare den Prozess der Ehevorbereitung erleichtern. Diese Personen sollen einfühlsam und auskunftsfähig sein, sie sollen eine Brücke zur Pfarrgemeinde oder Gemeinschaft schlagen. Dafür erhalten sie eine Schulung. „Die Begleitpersonen schauen, wo sie das Brautpaar am besten unterstützen können. Sie besuchen etwa die Hochzeitskirche gemeinsam mit dem Paar und erklären den Kirchenraum auch spirituell. Die Hochzeit soll ein schönes, ergreifendes Fest werden und frei von Peinlichkeit, weil sich niemand auskennt.“

Individuell. Die Ausbildung für Begleitpersonen wird von den diözesanen Familienreferaten vorbereitet und angeboten. Anlass für das neue Konzept der Ehevorbereitung war das nachsynodale Schreiben „Amoris laetitia“, das vor fünf Jahren veröffentlicht wurde und auch Anlass für das laufende „Jahr der Familie“ gab. „Da ist etwas grundsätzlich Gutes gelungen!“, zeigt sich Referatsleiter Natterer zufrieden mit dem neuen Konzept. Die Ehevorbereitung soll „person-, situations- und erfahrungsbezogen, lebens- und glaubensrelevant, evangeliumsgemäß, prozesshaft und begleitend, positiv und verbindlich, hilfreich und erfreulich, einladend und partizipatorisch, inhaltlich und methodisch ansprechend“ sein, so das Konzept.

Konzept. In der Arbeitsgruppe waren neben Bischof Glettler auch Walter Krieger, Generalsekretär des Österreichischen Pastoralinstituts, Alfred Natterer, Abteilungsleiter „Familie und Lebensbegleitung“ der Diözese Innsbruck, Robert Schmalzbauer, Obmann und Geschäftsführer der „Initiative Christliche Familie“, Katrin Windischbacher, Leiterin des Familienreferats der Diözese GrazSeckau, und Johannes Reinprecht, Direktor des Instituts für Ehe und Familie, bis 2020 noch Erzbischof Franz Lackner und Peter Schipka, Generalsekretär der Bischofskonferenz. Das Konzept wird gerade zur Publikation vorbereitet und kann unter pastoral.at bereits heruntergeladen werden. «

In Kanada sind Massengräber von Kinderleichen auf dem Gelände eines früheren katholischen Internats gefunden worden. COLE BURSTON/AFP/PICTUREDESK.COM

Neuer Gräberfund und Kirchenbrände

Erneut sind in kanadischen IndigenenGebieten zwei katholische Kirchen durch Brände zerstört worden. Die ChopakaKirche im IndigenenReservat Lower Similkameen und die St.AnnKirche im Gebiet Upper Similkameen seien vergangene Woche innerhalb von einer Stunde niedergebrannt, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die Bundespolizei. Bereits am 21. Juni waren zwei katholische Kirchen in den rund 50 Kilometer entfernten Städten Penticton und Oliver ebenfalls auf IndigenenGebiet abgebrannt. Die Polizei bezeichnete die Vorfälle als „verdächtig“ und leitete Ermittlungen ein. Medien stellten eine Verbindung zu den jüngsten Massengrabfunden im Land her. Ende Mai waren auf dem Gelände eines früheren katholischen Internats nahe der Kleinstadt Kamloops in Westkanada die Überreste von 215 Kinderleichen entdeckt worden. In Einrichtungen wie diesen waren Söhne und Töchter aus indigenen Familien zumeist zwangsweise untergebracht, um sie im Auftrag des kanadischen Staates an die „christliche Zivilisation“ heranzuführen. Erst in der vergangenen Woche hatten Vertreter der ethnischen Gruppe der Cowessess mitgeteilt, dass Ermittler auf dem Grundstück der früheren katholischen Marieval Indian Residential School in der zentralkanadischen Provinz Saskatchewan die Überreste von Verstorbenen in 751 nicht markierten Gräbern gefunden hätten. Unterdessen wiederholte der kanadische Premierminister Justin Trudeau Medienberichten zufolge seine Aufforderung an Papst Franziskus zu einer Entschuldigung. In einem persönlichen Gespräch mit dem Kirchenoberhaupt habe er betont, dass der Papst Kanada besuchen und sich vor Ort bei indigenen Kanadiern entschuldigen solle.

USA: Keine Richtlinie zu Kommunionverweigerung

Nach der Auseinandersetzung um ein Lehrschreiben zur „EucharistieWürdigkeit“ innerhalb der katholischen Kirche der USA werde es keine „nationale Richtlinie zur Verweigerung der Kommunion für Politiker“ geben, heißt es in einem Dokument der USBischofskonferenz. In der öffentlichen Wahrnehmung geht es in der Debatte darum, USPräsident Biden, dem zweiten Katholiken im Präsidentenamt, und der Sprecherin des Kongresses, Nancy Pelosi, ebenfalls praktizierende Katholikin, wegen ihrer Haltung zu Abtreibung die Eucharistie zu verweigern.

Umstrittene Resolution zu Abtreibung

Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, hat die mehrheitliche Annahme des sogenannten MaticBerichts zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit von Frauen durch das EUParlament kritisiert. Menschliche Gesundheit sei auch ein Kernanliegen der Kirche, aber: „Abtreibung als Gesundheitsmaßnahme und als Menschenrecht einzustufen, entwürdigt das ungeborene Kind und ist ethisch unhaltbar“, sagte der Salzburger Erzbischof und bekräftigte damit die jüngste Erklärung der österreichischen Bischöfe zum Thema. „ Im Anschluss an seine Privataudienz beim Papst sagte EUParlamentspräsident David Sassoli vor Journalisten: Europa müsse Menschenleben auf See retten. „Wir kämpfen für eine europäische Initiative.“

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Alle Infos zum Thema Pilgern

Das Zentrum für Begegnung und Berufung am Stephansplatz 6, 1010 Wien www.quovadis.or.at

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