#141
Kitesurfmagazin. Seit 1999
G N I W IAL SPEZ
WINGFOILEN UNSEREN SPORT VERÄNDERN WIRD NEUHEITEN 2021 WIE
AIRUSH · CABRINHA · CORE · CRAZYFLY · CRUIZZE · DUOTONE · RRD
D 4,80 € • DK 55,00 dkr • CH 9,50 Sfr • AT 5,60 € • P (cont.) 6,50 € • NL 5,70 € • LUX 5,70 € • IT 6,50 € • ES 6,50 € • B 5,70 €
JANUAR/FEBRUAR 2021 — www.kiteboarding.eu
N 40 SEITE
CIT MODES / FREESTYLE - ALLROUND -WAVE 3 STRUT LIGHT FRAME FUTURE-C SHAPE RADICAL REACTION TIPS CORETEX® TRIPLE RIPSTOP CANOPY 6 YEAR WORLDWIDE PARTS & SERVICE AVAILABILITY
NEW
FEEL THE RUSH
Explosiv und radikal, wenn es um knallharten Freestyle oder Megaloops geht. Komfortabel und ausgewogen in anspruchsvollen Bedingungen. Erlebe die neue und vollkommene Präzision des GTS6.
FOLLOW US ON
corekites.com | facebook.com/corekites | instagram.com/corekites | twitter.com/corekites CORE Kiteboarding / +49(0)4371-88934-0 / info@corekites.com / Fehmarn, Germany
5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 13.5 15.0 17.0
+
FREESTYLE WAVE FREERIDE
EDITORIAL
4
EDIT
TORIAL #141
— 5 ’ 20
FOTOS: Matt Georges, Svetlana Romantsova, Max Matissek
EDITORIAL
BEREICHERUNG In wenigen Tage ist Weihnachten – und eine Woche später wird dieses Jahr zu Ende sein. Es war ein verrücktes Jahr. Eins, wie es keiner von uns zuvor erlebt hat. Jeden von uns haben die Veränderungen, die 2020 mit sich brachte, betroffen. Jeden von uns anders. Zehn Monate Pandemie, zehn Monate Maßnahmen zur Eindämmung. Es ist noch nicht vorbei – und wird es auch in 2021 noch nicht sein. Und somit auch die Maßnahmen nicht, die zur Bewältigung der CoronaPandemie erlassen wurden. Weltweit. Ein Virus hat unsere Welt verändert. Nachhaltig. Auch die Kitewelt. Wir sind weniger gereist, waren häufiger an unseren Homespots – oder weniger kiten. Corona hat aber auch beflügelt – mit Wingfoilen einen neuen Trend im Boardsport. Wingfoilen hat einen Riesenvorteil gegenüber Kiten: Wingfoilen braucht keine guten Bedingungen, ist auf (nahezu) jeder Wasserfläche möglich. Wir sind überzeugt, im nächsten Jahr wird Wingfoilen noch stärker durchstarten. Denn für alle Kiter, die im Binnenland wohnen, wird ein Traum in Erfüllung gehen: Kurz nach Feierabend noch schnell mit Spaß aufs Wasser. Das ist an den meisten Binnenspots mit dem Kite
5
nicht möglich – mit dem Wing schon. Wir in der KITEBOARDING-Redaktion gehen fest davon aus, dass Wingfoilen unseren Sport extrem bereichern wird – und dass gerade im Binnenland lebende Kiter mit dem Wingen beginnen werden. In diesem Jahr waren Wings und Wingboards nahezu die gesamte Saison über ausverkauft. Hoffen wir mal, dass die Hersteller für die Saison 2021 besser disponiert haben. Damit wir alle häufig aufs Wasser kommen im nächsten Jahr – auch wenn wir noch nicht wie gewohnt reisen können. Einen Vorgeschmack auf die WingSaison 2021 haben wir jetzt schon für euch: unser 40-seitiges ‚Wing Spezial‘ ab Seite 88. Aloha, einen glücklichen Start in 2021 und bleibt gesund, Dirk Seifert Kurz vor Redaktionsschluß: boot Düsseldorf 2021 verschoben Die boot Düsseldorf 2021 wird nicht wie ursprünglich geplant vom 23. bis 31. Januar stattfinden, sondern im Frühjahr vom 17. bis 25. April 2021
STRONG LIGHT SUPERIOR S LS REP RES ENTS ANOTHER DIMEN SION OF INN OVATION , PRODUCT DESIGN AND QUALITY. A CONCEPT FOCUSED ON THE N EWEST, MOST INN OVATIVE MATERIALS, OUR S LS P RODUCTS ARE THE PINN ACLE OF VISION ARY CONSTRUCTED SOLUTION S AND P ERFORM ANCE DRIVEN EN GINEERIN G IN KITEBOARDIN G.
ADDICTED TO PROGRESS AN D IN N OVATION . LEARN EVERYTHING ABOUT THE TECHN ICAL DETAILS HERE: DUOTONESPORTS.COM
DUOTONESPORTS.COM
FOL LOW US
D E D I C AT E D T O KITEBOARDING SINCE 2001
INHALT #141
12
14
112
28
44
50
88
84
INHALT #141 VIDEOS
20
12 – 13
Rekordjagd Wie der SP80 den Speedrekord brechen will
14 – 15
Paradies zu Hause Frankreich ist wunderschön. Entdeckte das Manera-Team
16 – 17 28 – 35
LEIDENSCHAFT
20 – 26 44 – 48 60 – 66 68 – 76
94
Freistiel Fünf neue Videos von Ben Beholz Feel the Rush Making-of des GTS6 Videos
78 – 82
Snowkiten Das beste Material und die besten Spots Kiteboards von der Saar Zwei Holzwürmer bauen edle Twintips Waterboy Interview mit Finn Flügel Designer Talk Tubekite vs. Softkite Das kitende Klassenzimmer World Class Kiteboarding Academy
PROFIZIRKUS
84 – 86
GKA Kite World Tour Hydrofoil Freestyle Super Grand Slam Fortaleza Twintip Freestyle Super Grand Slam Isla do Guajiru
MATERIAL
38 – 42
Materialien sind die Zukunft im Kitesport Interview mit Marian Hund
50 – 57
Neuheiten 2021 Airush Ultra V4 · CrazyFly Sculp · Cruz 1000 Cabrinha Foils · Foilboards · Surfboards · RRD Passion Y26 · Religion Y26 · C.O.T.A.N. Flight
WING SPEZIAL
104 78
88 – 94 94 – 102
Der mit dem Wing tanzt Neue Ära im Wassersport Wing Ding · Hawaii vor die Tür gelegt Interview mit Henning Nockel
104 – 107
Das Brand breiter aufstellen Flysurfer Mojo
108 – 109
Wind Wing W Der RRD Wing
112 – 120
Total im Foilfieber Interview mit Klaas Voget
122 – 129
Wingen fasziniert alle Watermen Interview mit Sven Grunwald
4–5 130 131
TITEL
STANDARDS Editorial Vorschau Das kommt in der nächsten Ausgabe Abo · Impressum FOTO: Svetlana Romantsova
New
F-ONE ’s legendary BANDIT comes back for a 14th edition in an improved version offering the best riding experience no matter the conditions. + Outstanding upwind efficiency + Optimized effortless bar feeling offering a clear and precise steering feedback + Homogeneous wind range, the new BANDIT is remarkably effective from low to high wind + Reduced lateral pull, the quest for a ride without drag continues and has reached new levels + Power and generous lift for sensational kiteloops + Impressive stability for a comfortable and safe feeling no matter the conditions
Liquid Sports GmbH info@liquid-sports.de
INST. @fonekites FB.
@fonekites
KITE COLL. 2021
Photo - Matt Georges
Rider - Mika Fernandez
Spot - Corsica
WWW.F-ONE.WORLD
VIDEOS/ SP80
REKORDJAGD
12
#141
— 5 ’ 20
TEXT Dirk Seifert FOTO Guillaume Fischer SPOT Genfer See Konstruiert, um zu siegen. Die SP80 hat nur einen Zweck: den Speedrekord für segelgetriebene Wasserfahrzeuge zu brechen. Dieser liegt derzeit bei 65,45 Knoten. Die SP80 soll 80 Knoten (150 km/h) schaffen – mit einem Kite. Entwickelt haben den Trimaran junge Ingenieure und Studenten der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL). Initiiert von drei Enthusiasten, besteht das Team mittlerweile aus vierzig Personen. Vor einem Jahr wurde der erste Prototyp vorgestellt, eine – mit 4,5 × 3,5 Metern – um die Hälfte verkleinerte Variante des geplanten Rekordboots. Dieser Proto wird zurzeit auf dem Genfer See getestet, um die optimale Rumpfform zu erreichen. Der Prototyp ist modular aufgebaut, um unterschiedliche Rumpfformen testen zu können. Hierzu wird der verkleinerte Trimaran von einem Motorboot auf Geschwindigkeit gebracht, das macht die Crew unabhängig von den Windverhältnissen. Benoit Gaudiot, einer der drei Mitbegründer des Projekts, ließ es sich nicht nehmen, den SP80 Proto während der Testfahrten selbst zu steuern. Die Herausforderung ist eine stabile Kontrolle des Bootes bei hohen Geschwindigkeiten. Diese wird erreicht durch ein mechanisches Stabilisierungssystem, das von der Crew konstruiert und auch patentiert wurde. Bis Ende des Jahres sollen während weiterer Testfahrten1 auf dem Genfer See Daten gesammelt werden, 2021 soll mit dem Bau des SP80 in Originalgröße begonnen werden. Das Ziel ist, 2022 den Rekord anzugreifen. Die ersten Ergebnisse, die jetzt per Video2 veröffentlicht wurden, sind vielversprechend, so das Team.
1
2
youtu.be/Y4S4Ag1vEwA
fb.watch/1ztl2z2oBB
13
VIDEOS/ MANERA
PARADIES ZU HAUSE
14
#141
— 5 ’ 20
Frankreich ist wunderschön! In der Vergangenheit dachten wir, das Paradies könne nur weit weg gefunden werden. Dieses Jahr fanden wir es zu Hause Matt Georges
PAUL SERIN BRUNO SEMAT MAXIME CHABLOZ ETIENNE LHOTE JULES CHOLLET OSCAR PERRINEAU DATE June 2021 DIRECTOR Olivier Sautet CAMERAMAN Olivier Sautet - Robin Christol PHOTOGRAPHER Matt Georges Manera ist bekannt für Produktvideos, die an atypischen, kalten Spots gedreht werden – wie Kamtschatka im letzten Jahr. Die diesjährige Produktion ‚La Mer, le Vent et le Cerf-Volant‘ stand – verständlicherweise – unter dem Einfluss der Pandemie. Spontan musste das Team seine Pläne ändern und beschloss, in Frankreich zu drehen. Stillechtes, rollendes Produktionsbüro war ein 25 Jahre altes Wohnmobil.
vimeo.com/470581462
15
VIDEOS/ FREISTIEL
16
BEN BEHOLZ
FREISTIEL
#141
— 5 ’ 20
FOTOS Tiziano Comi, Inka Pitters | SPOT Sardinien RIDER Ben Beholz Vlogger Ben Beholz war wieder unterwegs. Ist er ja eigentlich ständig. Diesmal auf Sardinien. Und er war richtig fleißig. Gleich fünf Videos hat er auf der Mittelmeerinsel produziert. „Ich habe ein neues BOUCH-Tutorial auf meinem KitesurfYoutube-Kanal veröffentlicht. In dieser Folge spreche ich über meinen Roadtrip nach Sardinien im November 2020. Wir hatten auf der Insel keine guten Wellen, somit enthält der Spotguide hauptsächlich Flachwasserspots. Da die meisten von uns im Moment nicht zu exotischen Zielen reisen können, sah ich es als meine Pflicht an, ein Video über die wunderschönen Strände und Kitesurfspots Sardiniens zu produzieren. Von September bis Oktober ist Sardinien für mich eines der besten Kitesurfziele der Welt. Es bietet so ziemlich alles, was ein leidenschaftlicher Kiter sich nur wünschen kann. Mit dem Wind hatten wir etwas Pech, ich bin hauptsächlich meinen GTS in 13.5 gefahren. Normalerweise ist der Wind zu dieser Jahreszeit stärker.“
JUMPED Off A BUNKER
UNREAL CONDITIONS
On GLASSY WATER
Auf Gehts Nach SARDINIEN
BEACHLIFE Vom Feinsten
17
SURF
PUMP
WING
KITE
LEIDENSCHAFT / POWDERKITEN
20
TEXT: Dirk Seifert | FOTOS: Lukas Pitsch
INTERVIEW mit Lukas Pitsch Lukas Pitsch ist Fotograf – und begeisterter Kiter. Pitsch lebt in der Schweiz. Im Sommer reist er zu den Kitespots – jetzt im Winter liegen seine Reviere direkt vor der Haustür. Sobald dort Schnee liegt, zieht es ihn zum Powderkiten in die Alpen. Snowkiten erhält in diesem Winter eine ganz andere Dimension als in den Jahren zuvor. Wir können immer noch nur eingeschränkt reisen – und Powderkiten ist Corona-konform. Pitsch gibt Tipps zu Material und Spots.
RIDER: Timi Zehnder | FOTO: Lukas Pitsch | SPOT: Lunghin/CH
#141
— 5 ’ 20
21
LEIDENSCHAFT / POWDERKITEN
“ EINEM POWDERKITETAG GEHEN OFT STUNDEN DER PLANUNG VORAUS. STUDIEREN VON WIND, WETTER UND SCHNEEVERHÄLTNISSEN SOWIE DAS PLANEN DER ROUTE. ES GIBT NUR WENIGE ‚DRIVE-IN‘-SPOTS, AN DENEN MAN MIT DEM AUTO BIS AN DEN STARTPLATZ KOMMT
22
#141
— 5 ’ 20
L
ukas, was ist das Faszinierende für dich am Powderkiten? Die Faszination beschränkt sich nicht nur auf das Ausüben des Sports an sich. Jede Session ist ein neues, spannendes Abenteuer, beginnt schon Tage zuvor – und endet auch nicht mit dem Landen des Kites. Einem Powderkitetag geht oft eine intensive Planung voraus. Im Vorfeld studiere ich Wind, Wetter und Schneeverhältnisse und plane danach Spots und Route. Es gibt nur wenige „Drive-in“-Spots, an denen man mit dem Auto bis an den Startplatz kommt. Viele Spots können nur durch eine Skitour mit einem Aufstieg von mehreren hundert Höhenmetern erreicht werden – mit dem Kitematerial auf dem Rücken. Du startest im Tal, meist ohne Wind, und weißt erst nach mehreren Stunden, ob und wieviel Wind es oben wirklich hat. Ist der Kite dann in der Luft, liegt die Faszination darin, Berge hochzukiten, Rundtouren zu machen, Gebiete und Gipfel zu erkunden – hoch, runter, wieder hoch – neue Tricks üben, Tiefschneehänge runterfahren … Alles ganz ohne Anstehen an einem Skilift, ohne Gedränge in Gondeln und fern ab von Massentourismus und Pisten-Halligalli. Du bist alleine in der Natur, nur von deinen Freunden umgeben. Ab wann geht die Snowkitesaison in den Alpen los? Ab dem ersten Schneefall natürlich – und sobald die Skier frisch gewachst sind. Konkret meistens ab November, eher Dezember – und dauert dann bis in den April hinein. Softkite oder Tube. Was funktioniert auf Schnee am besten? Beides. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Für Tubekites brauchst du eine Pumpe – die muss immer mitgeschleppt werden. In der Luft sind Tubes weniger anfällig für böigen Wind und loopen enger. Softkites sind leichter, einfacher zu transportieren – besonders beim Hochtragen während der Skitour und besitzen eine fünfte Leine für Notfälle im Gelände. Für eure ersten Snowkiteversuche könnt ihr aber einfach die Kites nehmen, die ihr auch auf dem Wasser benutzt. Worauf muss ich achten? Was ist anders als beim Kiten auf dem Wasser? Durch die zusätzliche Kleidung muss das Harness eine Nummer größer sein als für den Brasilienurlaub. Okay, Spaß beiseite. Ihr braucht auf Schnee viel weniger Zug als auf Wasser, daher reicht bei gleicher Windstärke ein viel kleinerer Kite. Nicht alle Kites sind auch für kalte Temperaturen konstruiert worden. Kunststoffteile sind anfällig bei Kälte – besonders, wenn kein hochwertiges Material verwendet wurde. Pumpenschläuche brechen ab, Ventile
◀ RIDER: Julian Meister | FOTO: Lukas Pitsch | SPOT: Bergeralm/AT
23
LEIDENSCHAFT / POWDERKITEN
24
#141
— 5 ’ 20
“ VIELE SPOTS KÖNNEN NUR DURCH EINE SKITOUR MIT EINEM AUFSTIEG VON MEHREREN HUNDERT HÖHENMETERN ERREICHT WERDEN – MIT DEM KITEMATERIAL AUF DEM RÜCKEN schließen nicht sicher. Das wichtigste aber ist euer Quickrelease. Es muss so konstruiert sein, dass es nicht einfriert und muss auch mit Handschuhen bedienbar sein. Vor dem Start wird der Kite nicht mit Sand, sondern mit Schnee gesichert. Während ihr eure Leinen auslegt, solltet ihr darauf achten, dass nicht andere Snowkiter über eure Leinen fahren. Die scharfen Skikanten können die Leinen anritzen oder durchtrennen. Ski oder Snowboard? Nur eine Frage des Styles? Nein. Das Gefühl auf einem Snowboard ist stärker vergleichbar mit dem eines Kiteboards. Wer gerne die Tricks, die er normalerweise auf dem Wasser macht, auch auf Schnee zelebrieren möchte, der greift besser zum Snowboard. Mit einem Snowboard ist der Aufstieg beim Skitouren aber schwieriger. Und gerät man in ein Windloch und muss einige Schritte gehen, um die Leinenspannung wiederzubekommen, ist das auf Skiern einfacher. Prinzipiell gilt: Als Skifahrer macht es Sinn, auch auf Skiern zu beginnen, als Snowboarder auf einem Snowboard. Ohne Vorkenntnisse rate ich zu Skiern. Selbst Snowboarder sind in meinem Umfeld immer häufiger auf Skiern unterwegs. Alles ist einfacher und am Hang findet man schneller einen sicheren Stand. Auf ebenen Flächen hingegen ist der Unterschied nicht so gravierend. Kann ich eigentlich jedes Paar Ski und jedes Snowboard zum Snowkiten benutzen? Ja, eigentlich schon. Für Drive-in-Spots oder auf Flächen ohne Bergexpeditionen braucht ihr keine besonderen Skier oder Snowboards. Auf Skitouren und fürs Backcountry hingegen sind Tourenbindung auf den Skiern zwingend, als Snowboard ein Splitboard und eine entsprechende Sicherheitsausrüstung für Lawinensituationen. Wenn ihr mehrere Kilometer im Tiefschnee laufen müsst, ist das ohne Tourenausrüstung nicht möglich. Wichtig sind auch Teleskopstöcke, die am Rucksack befestigt werden können. Im Tiefschnee braucht ihr zudem breitere Skier als für die Abfahrt auf einer präparierten Piste. Welche Kleidung ist ratsam? Ihr braucht funktionelle Kleidung. Beim Hochgehen schwitzt ihr, oben hat es dann Wind und ohne Bewegung wird es kalt.
◀ RIDER: Timi Zehnder | FOTO: Lukas Pitsch | SPOT: Engadin/CH
25
LEIDENSCHAFT / POWDERKITEN
26
“ SUPER GEEIGNET – GERADE FÜR DEN EINSTIEG UND FÜR FREESTYLE – SIND ZUGEFRORENE SEEN MIT EINER SCHNEEDECKE. VIEL PLATZ – UND DER WIND IST WENIGER BÖIG ▲ RIDER: Bruce Kessler | FOTO: Lukas Pitsch | SPOT: Lukmanier/CH
Wichtig sind die Handschuhe. Ich trage zwei Paar, dünne Fingerhandschuhe fürs Anleinen und Fausthandschuhe während der Session. Wichtig ist, dass ihr im Notfall das Quickrelease mit euren Handschuhen betätigen könnt.
weil es dort häufiger Wind hat. Super geeignet sind zugefrorene Seen mit einer Schneedecke – viel Platz und der Wind ist weniger böig. In der Schweiz bieten die Kantone Graubünden und Wallis zahlreiche gute Spots.
Wie finde ich in den Alpen die besten Spots? Die besten Spots sind die mit dem konstantesten Wind, frischem Schnee, unverspurt und nur wenig frequentiert. Jeder Spot funktioniert nur bei einer gewissen Windrichtung – und es muss natürlich Schnee liegen. Wir prüfen jeweils die genaueren Bedingungen an jedem einzelnen Spot, der zur herrschenden Großwetterlage passt. Am Alpenkamm sind meist Nord-Südverbindungen und Alpenpässe interessant,
Wie lerne ich Snowkiten am besten? Mit einem (zu) kleinen Kite, bei gutem Wetter und zuerst auf flachem Gelände. Am besten auf einem zugefrorenen See – mit ausreichend Platz und einem erfahrenen Snowkiter an deiner Seite. Mittlerweile gibt es auch viele gute Snowkiteschulen. Lukas, vielen Dank für das Interview.
Mehr über Lukas Pitsch: instagram.com/lupi.proimagehub
“ NICHT ALLE KITES SIND AUCH FÜR KALTE TEMPERATUREN GEDACHT. DAS WICHTIGSTE IST EUER QUICKRELEASE. ES MUSS SO KONSTRUIERT SEIN, DASS ES NICHT EINFRIERT UND MUSS AUCH MIT HANDSCHUHEN BEDIENBAR SEIN
StReTCh aS NeVeR WaRm As EvEr
OnYX SElECt
MAK E N O C O M P R O MIS ES SUPE RIOR WA R M TH & EP IC S TR ETC H
CO
2 NEUTRAL IO N - PR O D UCTS. CO M
LEIDENSCHAFT / FEEL THE RUSH
28
INTERVIEW mit Lutz Englert (Head of Marketing bei Core Kiteboarding) INTERVIEW: Dirk Seifert | FOTOS: Thomas Burblies, Julieta Pereyra, Steven Akkersdijk
Der Core GTS ist einer der erfolgreichsten Kitelinien des Marktes. Und neben dem XR (hält den Hangtime-Rekord) der erfolgreichste Wettkampfkite des größten deutschen Kiteherstellers. Mit dem GTS starten jedes Jahr gleich mehrere Rider beim ‚King of the Air‘ (KOTA), dem härtesten Big Air/Freestyle Contest weltweit. Der KOTA wird im obersten Windbereich ausgetragen, stellt somit höchste Ansprüche an das Material. Anfang des Jahres hat Core mit dem GTS6 die sechste Version seiner Kiteloop-Ikone präsentiert. Herzstück des Marketings ist ein absolut sehenswerter Produkt-Clip. Im Interview spricht Lutz Englert, Head of Marketing bei Core, über den Stellenwert von Produktvideos in der Kitebranche und gibt Einblick in die Entstehungsgeschichte des GTS6-Clips.
#141
— 5 ’ 20
no feeling in the world that “ IThere‘s can quite describe that gives me the same rush - Joshua Emanuel
29
LEIDENSCHAFT / FEEL THE RUSH
30
M
oin Lutz, Premium Kitehersteller produzieren für ihre wichtigsten Produkte Produkt-Clips. Wie wichtig ist ein Video gegenüber den weiteren Marketingmaßnahmen? Das Produktvideo selbst ist natürlich nur ein Bestandteil im kompletten Marketingmix, den wir rund um jedes neue Produkt betreiben. Jeder einzelne Baustein hat hier seine Berechtigung und ist gleichermaßen wichtig, um unsere Botschaften kanalübergreifend zu platzieren. Die Besonderheit im Bewegtbild ist aber sicher die hohe Emotionalität, die sich durch die lineare Erzählweise beim Betrachter erzeugen lässt – und natürlich die Möglichkeit, um mit unseren Teamridern die maximale Produktperformance einfangen und wiedergeben zu können. In der Kitebranche erklären die meisten Produktvideos die technischen Features der Produkte. Der GTS6-Clip hin-
gegen ist sehr dicht inszeniert – ein reines Imagevideo, das sich in seiner Qualität hinter guten Musikclips nicht zu verstecken braucht. Warum habt ihr euch dazu entschieden, den GTS6 mit einem so künstlerischen Video zu präsentieren? Wir hatten beim GTS schon sehr früh die Idee, primär starke Bilder sprechen zu lassen. In seinen fünf vorherigen Generationen ist der GTS ja durchaus zum Inbegriff der Kiteloop-Maschine geworden, weswegen wir selbigem zu Beginn des Clips auch einen kurzen Tribut gezollt haben. Wir sind davon ausgegangen, dass dieses Image sich in den letzten Jahren so weit etabliert hat, dass wir in diesem Fall auf Produkt- und Featurebeschreibungen verzichten können, und uns mehr auf das einzigartige GTS-Gefühl konzentrieren wollen. Die emotionalen Statements von Angely, Josh und Steven haben dann den Rest dazu addiert.
#141
— 5 ’ 20
When you land something that you feel that “ you pushed yourself further than you ever
have gone, the stoke is unreal. - Joshua Emanuel
31
Der Clip ist absolut sehenswert, selbst, wenn man nicht kitet. Beachtlich, was ihr in nur zwei Minuten gepackt habt. Wer hatte die Idee zum Plot und wer hat das Script geschrieben? Auf eine konkrete Person lässt sich das tatsächlich nicht festmachen, denn gute Ideen entstehen meiner Meinung nach selten in Silos. Im Entwicklungsprozess unserer Kampagnen setzen wir deshalb auf einen größtmöglichen Austausch unter allen Beteiligten – egal ob Rider, Entwickler oder Marketer. Die vielen unterschiedlichen Perspektiven führen dann peu à peu zu neuen Gedanken und lassen eine Idee reifen, bis sie dann in der Ausarbeitung ebenso kollaborativ feingeschliffen wird.
afrika. Wir hatten das Glück alles im Kasten zu haben, bevor wir aus bekannten Gründen alle recht kurzfristig das Land verlassen mussten. Die Spots rund um Kapstadt sind natürlich oft als Kulisse zu erkennen, aber auch entlang der Garden Route Richtung Cape St. Francis sind wir oftmals auf gute Bedingungen gestoßen und konnten einige Shots einfangen.
Wo habt ihr gedreht? Die Bilder entstanden alle im letzten Winter in Süd-
Wer war hinter der Kamera? Wir haben das große Glück, auf ein sehr kompeten-
Wer waren die Rider? Zu sehen und zu hören sind in chronologischer Reihenfolge Joshua Emanuel, Angely Bouilllot und Steven Akkersdijk. Was Kiteloops angeht, sind alle drei natürlich absolute Experten in ihrem Fach und waren somit ganz klar für den Film gesetzt.
LEIDENSCHAFT / FEEL THE RUSH
32
KOTA-Teilnehmer Joshua Emanuel und Altmeister Thomas ‚Beany‘ Burblies – mittlerweile hinter der Kamera
Vor und hinter der Kamera: Drohnenpilot Steven Akkersdijk (rechts), unterstützt von Fotograf Thomas Burblies am Gimbal
#141
— 5 ’ 20
I feel everything. My “ heart is at 1000 beats.
My breath stops - Angely Bouillot tes Team zurückgreifen zu können, ohne diese Rolle fest vergeben zu müssen. Steven beispielsweise ist meistens unser Drohnenpilot und wird dabei oft von Thomas Burblies am Gimbal unterstützt. Die stationären Kameras am Strand werden dann meist von anderen Ridern bedient, die gerade nicht auf dem Wasser aktiv sind. Beim GTS waren das José Denis Robichaud oder Willow River Tonkin. Und wer hat die Musik zusammengestellt? Die Musik ist eine Eigenkomposition, die speziell für den Film komponiert wurde. Der musikalische Kopf dahinter ist Robin Scholz aus Hamburg, der zusammen mit seinem Bruder Monty Scholz an vielen unserer Filmprojekte mitarbeitet. Der tatsächlichen Komposition geht dann oft ein langer Prozess voraus, in dem wir uns von unterschiedlichen Tracks inspirieren lassen und darüber Klänge und Tonfolgen identifizieren, die wir uns für den Film gut vorstellen könnten, bevor Robin das finale Ergebnis in seinem Studio komponiert. Daher lohnt es sich, für den GTS-Clip sowie auch für unsere anderen Produktvideos unbedingt Kopfhörer zu benutzen, denn der Detailgrad und die akustische Vielfalt ist wirklich faszinierend.
Das Team war fast drei Monate in Kapstadt. Ein Großteil der Zeit hat die Jagd nach den besten Bedingungen und dem perfekten Spot verschlungen
Wie lange habt ihr gedreht und wie lange dauerte der Schnitt? Insgesamt waren wir fast drei Monate in Kapstadt, wobei wir natürlich nicht jeden Tag für den GTS gedreht haben. Einen Großteil der Zeit verschlingt die konstante Jagd nach den besten Bedingungen und dem perfekten Spot. Dafür muss man viel unterwegs sein, viele Optionen abwägen und ständig in Bereitschaft sein, um dann auf den Punkt Höchstleistungen abliefern zu können – von jedem einzelnen im Team. Im Schnitt lassen wir uns dann wirklich viel Zeit, zum einen natürlich um die großen Mengen an Footage zu sichten, zum anderen aber auch um den einzelnen Entwürfen ausreichend Zeit zu geben, auf uns wirken zu lassen, darüber schlafen und unterschiedliche Meinungen einholen zu können, bevor das finale Ergebnis dann mit Spezialeffekten feingeschliffen wird. Auch wenn die Unterschiede in der Qualität der Kites der unterschiedlichen Hersteller immer noch gravierend sind, werden die Entwicklungsschritte immer kleiner. Wo siehst du in diesem Zusammenhang bei einem Premium-Hersteller wie Core den Stellenwert guter Produktvideos? Zu Beginn eines jeden Projektes stellen wir uns die Frage, wie wir das Ergebnis vom letzten Mal übertref-
33
LEIDENSCHAFT / FEEL THE RUSH
There is such a sense of peace “when you actually fall down after
the pull. At this moment, for me the time often slows down - Steven Akkersdijk
34
fen können und mit welchem neuen, außergewöhnlichen Content wir für unsere kommenden Produkte begeistern können. Wenn es uns dadurch dann gelingt, unsere Zuschauer zu inspirieren, mehr Zeit auf dem Wasser zu verbringen oder härter zu trainieren, um vielleicht auch so „stoked“ zu sein wie wir, dann ist ein solcher Produktfilm sicher jede Sekunde wert. Du bist Head of Marketing bei Core. Was genau ist dein Job und was davon macht dir am meisten Spaß? Das Marketingteam bei Core erledigt im weitesten Sinne alle kommunikativen Aufgaben, die international und national anfallen. Das fängt an bei der Entwicklung und Ausarbeitung sämtlicher Produktkampagnen und deren Streuung in allen relevanten Kommunikationskanälen. Das setzt gute Medienarbeit voraus, Anzeigenschaltung sowie Verwaltung und Bespielung der Social-Media-Kanäle, genau wie die Betreuung unserer Teamfahrer weltweit. Mich fasziniert, dass wir alle quasi täglich versuchen, die Grenzen unseres Sports neu zu definieren. Mein Antrieb als Teil dieses Teams ist es, genau diese Per-
formance in unseren Kampagnen festzuhalten und dadurch hoffentlich viele Kiter zu inspirieren, sich in jeder ihrer eigenen Sessions ebenfalls ein Stück weiterzuentwickeln. Wie siehst du die Entwicklung von Produktvideos in der Kitebranche allgemein – und im Speziellen bei Core? Ich denke, dass es nur wenige Kitesurfer gibt, die sich nicht gerne von hochwertigen und unterhaltsamen Videos begeistern lassen. Dafür spricht mindestens die enorme Vielfalt an Content, die sich auf den gängigen Streamingplattformen finden lässt. Die Urheber dabei sind ja bei weitem nicht nur Kitemarken, sondern auch viele einzelne kreative Kitesurfer, die alle ihren Beitrag zu unserer Unterhaltung an windlosen Tagen beitragen. Die Authentizität des Einzelnen ist dabei oft deutlich höher, als die der großen Marken, während Umfang und Qualität der jeweiligen Produktionen immer näher zusammenrücken. Diese Vielfalt ist, denke ich, unfassbar wertvoll, denn sie definiert für alle Teilnehmer dieses Medienzirkuses täglich die Benchmarks
#141
— 5 ’ 20
“ Wir werden unserer Linie treu bleiben und versuchen, uns jedes Jahr ein Stück weit neu zu erfinden und die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen
35
neu, die für die nächsten Projekte übertroffen werden müssen. Und genau da liegt unser Anspruch – nämlich etwas zu schaffen, das niemand so erwartet hätte. Ein so hochwertiges Video wie das für den GTS6 zu produzieren, benötigt ein Produktionsbudget. Müssen wir als Verbraucher Angst haben, dass Kites dadurch teurer werden? Hochwertig zu produzieren, ist heutzutage glücklicherweise keine primäre Frage des Budgets mehr. Die Entwicklung der Kameratechnik der letzten Jahre macht es möglich Content einzufangen, der früher nur mit deutlich größeren Teams und Setups möglich gewesen wäre. Die dadurch gewonnene Agilität in der Produktion sorgt für ein derart höheres Maß an Flexibilität, wovon wir deutlich profitieren. Der GTS3Clip zum Beispiel wurde 2013 auf Maui produziert – in einer Zeit, in der der heutige Stand der Drohnentechnologie kaum zu erahnen, geschweige denn verfügbar war. Die Lösung für Luftaufnahmen war also ein Hubschrauber – und dessen Einbindung ist in allen
Aspekten deutlich komplexer, als kurz eine Drohne vom Strand zu starten. Die Antwort ist also ein klares ‚Nein‘. Wie sieht die Zukunft bei Core im Marketing aus? Wird es weitere so aufwendig produzierte Videos bei Core geben? Wie bereits angedeutet, werden wir unserer Linie treu bleiben und versuchen, uns jedes Jahr ein Stück weit neu zu erfinden und die Erwartungen unserer Kunden mit unseren Produktdarstellungen zu übertreffen. Ob das durch komplexe Produktionen oder andere Konzepte realisiert werden wird, bleibt abzuwarten. Sicher bleibt aber ein Maximum an sportlicher Performance und eine qualitativ absolut hochwertige Umsetzung.
FEEL THE RUSH
youtu.be/S9NckFflP6Q
elevating sensation.
hyper HIGH PERFORMANCE FREERIDE/BIG AIR 7m / 9m / 10m / 12m / 15m
CRAZYFLYKITES.COM
LEIDENSCHAFT /MATERIALIEN / INTERVIEW MARIAN SIND DIEHUND ZUKUNFT DES KITESPORT
MATERIALIEN
sind die Zukunft des Kitesports INTERVIEW mit Marian Hund Marian Hund (27) ist ehemaliger deutscher Freestyle-Meister (2015) und auch außerhalb der Wettkampfszene einer der einflussreichsten Kitesurfer Deutschlands. Der Wahl-Hamburger – aufgewachsen im süd-
38
lichen Teil Bayerns – ist Teil des DuotoneEntwicklungsteams. Im Interview erklärt er die Vorteile der neuen SLS-Kites und wagt einen Ausblick, wie unsere Kites in Zukunft aussehen werden.
#141
— 5 ’ 20
Marian, die beiden Kites Neo (Wave) und Evo (Allround) laufen in der Saison 2021 unverändert weiter, sind aber in einer zusätzlichen Version (SLS) verfügbar. Technisch sind beide Versionen identisch, der Unterschied liegt im Material. In der SLS-Version verbaut ihr Penta TX anstatt Dacron. Penta TX ist reißfester, leichter und dehnungsärmer. Wie macht sich Penta TX im Flugverhalten bemerkbar? Wo genau liegen die Unterschiede zwischen den Standardkites und den SLS-Versionen? Der Unterschied ist sofort spürbar – in vielerlei Hinsicht. Der ganze Kite fühlt sich – klingt komisch – leichter an, unabhängig vom geringen Eigengewicht. Gerade die größeren Größen lassen sich müheloser sinussen. Auch die höhere Steifigkeit des Penta TX trägt zu dieser Leichtigkeit bei. Die Kraftübertragung und das Lenkverhalten sind einfach viel direkter. Hohe Sprünge und Loops fühlen sich gänzlich anders an. Besonders auch schwerere Fahrer werden ungemein von der zusätzlichen Steifigkeit profitieren. Ein SLS-Kite fühlt sich einfach lebendiger an! Die SLS-Kites sind teurer, um rund 250 Euro. Lohnt sich der Mehrpreis? Ich kenne die individuellen finanziellen Verhältnisse nicht, deshalb möchte ich diese Frage nicht einfach mit einem plumpen „Ja“ beantworten. Denn natürlich kannst du mit einem Dacron-Kite auch weiterhin viel Spaß haben. Die ganze SLS-Thematik spielt aber in einer ganz anderen Liga. Ich persönlich würde den Mehrpreis daher in Kauf nehmen. Bedenkt man dann noch, dass die Windrange etwas größer wird und man so möglicherweise auf eine Zwischengröße verzichten kann, relativieren sich die Mehrkosten zusätzlich. Ist nur das Strut- und Verstärkungsmaterial unterschiedlich oder auch das der Bladder? In den aktuellen SLS-Kites sind identische Bladder verbaut. Einfach nur das Dacron gegen Penta TX auszutauschen, hört sich nicht aufwändig an. Waren weitere Anpassungen notwendig? Naja, es handelt sich um ein komplett neues Material mit vielen Eigenschaften, die es wesentlich vom Dacron unterscheidet. Daher konnten wir nicht einfach nur das Material ersetzen. Ich glaube, wir haben noch nie so viele Schirme getestet wie in den letzten ein bis zwei Jahren. Durch die höhere Steifigkeit reagiert Penta TX auf Änderungen in der Konstruktion anders als Dacron. Auch mussten wir sicherstellen, dass alle Größen mit dem neuen Material funktionieren. Wir mussten wirklich lernen, das Material zu verstehen. Woher stammt Penta TX? Wer hat das Material entwickelt? Ralf Grösel, einer der beiden Duotone-Kitedesigner, war federführend in der Entwicklung – in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Challenger und dem Duotone R&D Team.
39
LEIDENSCHAFT /MATERIALIEN / INTERVIEW MARIAN SIND DIEHUND ZUKUNFT DES KITESPORT
An der 2021er Bar werden Flight99-Leinen verbaut. Eine echte Offenbarung
40
#141
— 5 ’ 20
Wir versuchen natürlich auch, die Preise im Auge zu behalten Duotone hat Penta TX exklusiv. Wie lange? Für 2 Jahre. Habt ihr auch mit weiteren, neuen Materialien experimentiert? Wir sind ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, das Gewicht weiter zu reduzieren. Das fängt bei dünneren Bridles an und geht über das Canopy-Material bis hin zum Dacron-Ersatz. Klar ist aber auch, dass es zukünftig immer schwieriger werden wird, das Gewicht bei gleichzeitig ebenbürtiger Robustheit und Reißfestigkeit weiter zu reduzieren. Duotone hat auch die Lizenz, Aluula zu verarbeiten. Anstelle von Penta TX oder Dacron kann auch Aluula verbaut werden. Aluula ist nochmals leichter als Penta TX. Warum gibt es noch keinen Duotone Aluula-Kite? Wie bereits gesagt, ist es super wichtig das Material zu verstehen. Aluula hat nochmals andere Eigenschaften und damit auch möglicherweise einen anderen Einsatzbereich als Penta TX. Aluula ist wirklich verblüffend. Ich habe auf meinem Youtube-Kanal ein Video, in dem ich bei 3 Knoten foilen kann. Letztlich müssen neue Materialien aber in die Produktion implementiert werden. Das ist allerdings nicht die größte Hürde. Viel wichtiger sind Langlebigkeit und Verlässlichkeit der Materialien. Daher nehmen wir uns die nötige Zeit zum Entwickeln und bringen neue Materialien nicht vorschnell auf den Markt. Die Kitemodelle der führenden Brands sind mittlerweile seit über zehn Jahren in der Entwicklung und entsprechend auskonstruiert. Neben Ocean Rodeo seid ihr die einzige Company, die Kites aus im Kitesport neuen Materialien anbietet. Welche Rolle werden neue Materialien im Kitesport in der Zukunft spielen? Materialien sind die Zukunft des Kitesports. Was dürfen wir erwarten? Was ist an neuen Materialien in der Entwicklung und wie werden neue Materialien unsere Kites verändern? Ich kann jedem nur empfehlen, die neuen SLS-Kites einfach mal zu testen. Der Unterschied ist eklatant und vermittelt einen guten Eindruck, was verbesserte Gewichts- und Steifigkeitswerte bewirken. Wir werden natürlich in dieser Richtung weiterhin forschen und experimentieren. Konkreter, an welchen Projekten arbeitet ihr im DuotoneEntwicklungsteam aktuell? Ich bin nicht in der Position, dass ich jetzt hier Ge-
heimnisse lüfte. Die neuen Materialien halten uns aber gut auf Trab und warum sollten wir nicht nach und nach gucken, welche Modelle man noch so mit neuen Materialien bauen kann. Durch neue Materialien werden Kites leichter und leistungsstärker – aber bisher auch immer teurer. Wie siehst du die Preisentwicklung der Kites in den nächsten Jahren? Wird es vielleicht auch bessere aber günstigere Materialien geben? Auch dazu kann ich keine Prognose geben. Wir probieren natürlich auch, die Preise im Auge zu behalten und möchten möglichst vielen Kitern einen SLS-Kite ermöglichen. Zu euren Bars. Die 2021er Duotone-Bars werden mit neuen Leinen ausgeliefert. Welcher Unterschied besteht zu den bisherigen Leinen? Es werden ab sofort die Flight99-Leinen verbaut. Diese schrumpfen um etwa die Hälfte weniger und sind dadurch auch wesentlich direkter im Bargefühl. In Kombination mit den SLS-Kites eine echte Offenbarung. Wie lange waren die neuen Leinen in der Testphase? Mit der Entwicklung der Leinen habe ich nichts zu tun. Ich weiß aber, dass sie etwa drei Jahre gedauert hat. Obwohl immer mal wieder Diskussionen über die alten Leinen aufkamen, haben sie doch einen guten Kompromiss aus Flugverhalten, Schrumpfung, Langlebigkeit und Robustheit dargestellt. Und daher war es gar nicht so einfach, wesentlich bessere Leinen zu entwickeln. Aber wir haben da jetzt wirklich was Feines. Die 2021er Modelle sind komplett auf den neuen Flight99-Leinen entwickelt und getestet. Wie hat Corona eure Entwicklungsarbeit beeinflusst? Im Sommer war es okay. Wir konnten sehr viel auf Rügen testen. Die Maßnahmen gegen das Virus machten sich dadurch nicht sonderlich stark bemerkbar. Allerdings hat meine neue V-Klasse seit Juni über 21 tkm runtergespult, weil wir nicht fliegen konnten. Jetzt im Winter wird es spannend, denn echtes Testen im Dezember in Norddeutschland ist unmöglich. Global gesehen, wohin wird der Trend im Kiten gehen? Wie siehst du die Entwicklung des Kitesports in den nächsten fünf Jahren? Ich denke, dass die Foil-Thematik noch viel Potenzial hat. Denn in Verbindung mit leichteren Kites gibt es quasi keine ‚No Wind Days‘ mehr. Wahrscheinlich
41
LEIDENSCHAFT /MATERIALIEN / INTERVIEW MARIAN SIND DIEHUND ZUKUNFT DES KITESPORT
42
Ich muss mich nicht mehr mit 18-Jährigen messen.Ich habe wieder richtig Spaß an Oldschool werden zudem die Langstreckenreisen stark zurückgehen, die Kiteszene wird dann wohl wieder etwas lokaler. Ich kann mir außerdem gut vorstellen, dass nochmals ein guter Wachstumspush kommt, denn viele Leute müssen ihre gewohnte Freizeitgestaltung aufgrund von Covid19 über den Haufen werfen und sich umorientieren. Da ist Kiten für Viele eine Option.
Aber auch auf Flachwasser sind immer mehr Wingfoiler unterwegs.
Thema Leichtwindkiten. Große Kites und Leichtwind-Twintips werden immer seltener. Wird Kiten im Leichtwindbereich vom Wingfoilen mehr und mehr ergänzt werden – oder wird sich Kitefoilen mit kleinen, leichten Kites durchsetzen? Das kann – so glaube ich – im Moment niemand sagen. Mein Gefühl ist, dass Wingfoilen insbesondere auch Windsurfer anspricht. Natürlich macht Wingfoilen in kleinen, schönen Wellen besonders Spaß, sodass auch die lokalen Bedingungen eine Rolle spielen. Kitefoilen mit leichten Kites fühlt sich für mich dynamischer und schneller an und ist mein persönlicher Favorit bei Leichtwind im Flachwasser.
Du bist amtierender deutsche Vizemeister im Freestyle. In diesem Jahr ist die Meisterschaft ausgefallen. Wie sind deine Pläne für 2021? Sofern eine Meisterschaft stattfinden wird – wirst du am Start sein? Ach, ich bin jetzt 27 Jahre alt. Da muss ich mich nicht mehr mit 18-Jährigen messen, wer schneller drehen kann. Außerdem ist Freestyle nichts, was man mit Blick auf die Knochen ewig machen sollte. Letztes Jahr in Brasilien habe ich noch mal richtig Gas gegeben und war technisch sicherlich auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Und warum nicht aufhören, wenn‘s am schönsten ist? Ich bin dankbar, dass ich bisher einigermaßen verletzungsfrei durchgekommen bin. Kiten bietet so viele Facetten und seit ich das Wakestyleboard zuhause gelassen habe, habe ich wieder richtig Spaß an Oldschool und Loops gefunden. Marian, Danke für das Interview.
Wie siehst du das Potenzial im Wingfoilen? Dort ist die Entwicklung ja noch am Anfang. Wingfoilen hat auf jeden Fall eine Menge Potenzial! Und es macht Spaß in Bedingungen, wo du mit dem Wellenreiter nicht im Ansatz reingehen würdest.
Wie stehst du zum Wingfoilen? Reizt es dich? Klar, ist ‚ne coole Sache! Aber ich habe schon so viel Zeug in meinem Van, da wird das Wingfoil-Material wahrscheinlich nicht dauerhaft mitfahren.
KAPSTADT ENTDECKER TOUR
Dezember 2020 bis März 2021
DEINE ZIELE + + + + + + + + +
FEHMARN EL GOUNA SOMA BAY KITECRUISE ROTES MEER SIZILIEN MAURITIUS DÄNEMARK BRASILIEN KAPSTADT
LEIDENSCHAFT / CRUIZZE KITEBOARDING
44
“ Unsere Motivation entspringt der
LEIDENSCHAFT zum Kiten und der Neugier,
ein Twintip edel und hochwertig zu produzieren
#141
— 5 ’ 20
45
TEXT: Dirk Seifert
INTERVIEW mit Johannes Rathmann und Sören Ullrich, Cruizze Kiteboarding
Cruizze ist eine kleine, aber sehr feine Kiteboard Manufaktur mit Sitz in Saarburg/Rheinland Pfalz. Geführt wird Cruizze von Tischlermeister Hannes Rathmann und Zimmermann Sören Ullrich. Cruizze bietet edel anmutende und hochwertig verarbeitete Kiteboards. Das Besondere an den Cruizze Boards ist ihre Clearlook-Holzoptik. In der kleinen Manufaktur wird auf höchste Verarbeitungsqualität Wert gelegt – und auf Exklusivität. „Es soll etwas Besonderes sein, ein Cruizze Board zu fahren“, so die Inhaber. Das Portfolio umfasst drei Shapes: Impuls für Freeride, Minimal für Freestyle und ImpulsLW für Leichtwind. Alle in edler Holzoptik. Wir trafen die beiden kreativen Köpfe hinter Cruizze in ihrer Werkstatt zum Interview.
LEIDENSCHAFT / CRUIZZE KITEBOARDING
46
M
oin Hannes und Sören. Gleich vorweg, Saarburg liegt ja alles andere als direkt am Meer. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, hier in der Nähe von Trier Kiteboards zu produzieren? Die Idee liegt schon vier Jahre zurück. Sie ist geboren ganz klar aus der Leidenschaft zum Kiten und der Neugier, ein Twintip edel und hochwertig zu produzieren. Der Kern eines Kiteboards besteht ja aus Holz. Als Tischlermeister und Zimmermann haben wir ein sehr umfassendes Know-how in der Holzverarbeitung Das ist unser absolutes Plus. Ja, Saarburg liegt nicht wirklich am Meer. Aber hier haben wir unsere Tischlerwerkstatt – beste Voraussetzungen, um hier unsere Prototypen entstehen zu lassen. Wie oft kommt ihr aufs Wasser? So oft, wie es unsere Zeit zulässt. Unser „Homespot“ – wenn man es so nennen darf – ist der Brouwersdam in Zeeland. In diesem Jahr war es aufgrund von Corona leider nicht so oft wie sonst.
Was ist das Besondere an einem Cruizze Board? Im Twintip-Bau wird das Rad wohl kaum einer neu erfinden können. Wir wollen uns aber mit Nachhaltigkeit und edlem Design abheben. Die Materialien sind hochwertig, die Verarbeitung top, die Transportwege kurz. Wir stehen nicht nur als passionierte Kiter, sondern auch als gestandene ‚Holzwürmer‘ hinter unseren Produkten. Eure Shapes, wer entwickelt die? Die Grundideen der Shapes stammen von Hannes. Als ich (Sören) im Frühjahr 2020 einstieg, haben wir die 2021er Boards gemeinsam weiterentwickelt. Euer Portfolio umfasst drei Linien. Die Einsatzbereiche sind klar gegliedert: Impuls für Freeride, Minimal für Freestyle und für Leichtwind das ImpulsLW. Warum habt ihr euch auf drei Shapes beschränkt? Das ist eigentlich ganz schnell erklärt: Mache das, worin du gut bist! Mit diesen drei Shapes decken
#141
— 5 ’ 20
“ Der Kern eines Kiteboards
besteht aus Holz. Als Tischlermeister und Zimmermann haben wir ein sehr umfassendes KNOW-HOW in der Holz-Verarbeitung.
47
wir eine recht große Zielgruppe ab und können uns damit erst einmal auf dem Markt etablieren. Gerade tüfteln wir an einem Foilboard und dann soll auch etwas für die Wellen-Fraktion folgen. Aber, erstmal kleine Brötchen backen und Schritt für Schritt nach vorne. Zu schnell zu viel ist – wie wir finden – der falsche Ansatz. Impuls und Minimal bietet ihr auch in einer Mädels-Version. Wo liegen die Unterschiede zu den Männerboards? Mädels sind ja meist etwas leichter als Männer. Deshalb sind die Materialstärke des Holzkerns und der Laminataufbau auf leichtere Rider*innen angepasst. An den Shapes eurer Boards habt ihr vier Jahre gearbeitet. In diesem Jahr seid ihr offiziell mit Cruizze gestartet. Wohin soll sich Cruizze in den nächsten vier Jahren entwickeln? Das ist eine gute Frage. Der Plan ist, eine gute Alternative zu sein. Wir denken, da draußen gibt es Kiter, die Bock auf etwas Handwerk haben – und auf unse-
re Story. Wie gesagt, wir können das Rad nicht neu erfinden. Aber wir wollen uns durch Nachhaltigkeit und Design abheben. Zurzeit arbeiten wir an zwei Foil- und zwei Waveboards, die wir im nächsten Jahr vorstellen wollen. In vier Jahren? Naja, wir schauen einfach mal, wo uns die Reise hinführt und was uns sonst noch alles in den Sinn kommt. Was wollt ihr auf keinen Fall? Unsere Boards verramschen! Wer liefert euer Zubehör, also Pads/Schlaufen, Griff und Finnen? Für das Zubehör haben wir uns für Yeti Kiteboarding entschieden. Die liefern eine Top-Qualität und produzieren in der EU. Eure Pad-/Schlaufe-Kombination bietet ihr in drei Größen. Welche Größe für welche Fußgröße?
LEIDENSCHAFT / CRUIZZE KITEBOARDING
48
Wir wollen, dass jeder mit unseren Boards fahren kann. Deshalb M, L und XL. Also für jeden etwas dabei.
geben, auf denen ihr unsere Boards ausgiebig testen könnt.
Eure Boards sind optisch stimmig, wirken sehr edel und hochwertig. Wer entwirft euer Grafik Design? Hannes ist hier der Impulsgeber und setzt das entsprechend um. Danach gilt das Vier-Augen-Prinzip: Wir schauen gemeinsam drüber und feilen, bis wir es beide für gut befinden.
Aktuell sucht ihr auch Teamrider*innen. Nach welchen Kriterien sucht ihr aus, wer kann sich bei euch bewerben – und wie? Wichtig ist, dass die Chemie stimmt und dass ein Teamrider Bock aufs Brand, Bock auf unsere Boards und unsere Philosophie hat. Einfach ‚ne kleine Bewerbung per Mail, Insta oder Facebook – und wenn dann alles passt, kann’s losgehen.
“ Zu SCHNELL zu viel ist
für uns der falsche Ansatz Wo können eure Boards gekauft – und wo getestet werden? Wir befinden uns gerade in der Preorder-Phase. Unsere Boards können in unserem Online-Shop vorbestellt und bald auch in einigen ausgewählten Shops gekauft werden. In der nächsten Saison wird es Cruizze-Demotouren
Ihr habt mitten in der Pandemie ein Kiteboard-Brand gelauncht. Das ist echt mutig. Hat Corona eure Pläne beeinflusst? Ja, Corona hat uns schon ganz schön einen Strich durch unsere Planung gemacht, insbesondere auch bei unseren Zulieferern. Alles hat viel länger gedauert als geplant. Ja, es ist mutig. Aber, wenn man sich ständig von Bedenken und Ängsten leiten lässt, wird man nie erfahren, ob es hätte funktionieren können. Hannes und Simon, Danke für das Interview.
NEUHEITEN 2021 / AIRUSH CRAZYFLY
50
RIDER: Colin Oudot | FOTO: Sam Cardenas
#141
— 5 ’ 20
NEUHEITEN 2021| AIRUSH
Neuer Airush Ultra V4 Airush führt sieben Kitelinien im Programm: den Allrounder Lithium (3 Struts) – der Bestseller der Range, den Wavekite Session, den Freeride/Freestyler Union, den Hangtimekite Lift, den Freestyle-C Razor und die beiden One-Struter One und Ultra. Lithium, Lift, Session und Union sind bereits in der 2021er Version verfügbar, jetzt folgt der Ultra – in seiner vierten Generation.
51
AIRUSH ULTRA V4 EINSATZBEREICH: FOIL / LEICHTWIND / WAVE KONSTRUKTION: DELTA-/BOW HYBRID, 1 STRUT
Höhere Tuchspannung
Seit 2017 führt Airush den ‚Ultra‘ im Programm, jetzt erscheint der One-Struter in seiner vierten Version. One-Struter haben bereits eine längere Tradition bei Airush, der erste Singlestrutkite, der ‚One‘ erschien bereits 2011. Aktuell führt Airush zwei One-Struter im Programm. Mit seiner einfacheren Ausstattung großflächigeren Verstärkungen und geringerer Leistung richtet sich der ‚One‘ an Kiteschulen. Zielgruppe des ‚Ultra‘ sind in erster Linie Foiler sowie Leichtwind- und Wavekiter. Die vierte Version des ‚Ultra‘ wurde grundlegend überarbeitet. Besonders die kleineren Größen sollen einen deutlichen Performanceschub erfahren haben. Optimiert wurde die Segmentierung der Bahnen, erreicht wurde eine höhere Tuchspannung, sodass die Kappe weiGröße Preis (€)
4.0 949
5.0 1029
6.0 1069
7.0 1129
ter vorne am Windfensterrand seht und auch eine höhere Fluggeschwindigkeit erreicht. Der neue Ultra soll zudem reaktiver und schneller auszubremsen sein, was eine radikalere Fahrweise ermöglichen soll – sowohl auf dem Foil, besonders aber in der Welle. Die Barkräfte sind über drei Anknüpfpunkte der Steuerleien variierbar, das Flugtuch besteht aus Teijin Technoforce D2 (Double Ripstop). Zudem verfügt der Ultra über die Load-Frame-Technologie, eine Art Gitternetz, das die Kappe überzieht und ihr eine höhere Stabilität verleiht, sodass die Dacronflächen reduziert werden konnten. Die Load-Frame-Technologie wird exklusiv von Airush verwendet. Lieferbar ist der Ultra V4 in zehn Größen (4.0 bis 17.0) und zwei Farben (red/teal und slate/teal). 8.0 1189
9.0 1239
10.0 1319
12.0 1419
14.0 1529
17.0 1669
www.airush.com
NEUHEITEN 2021 / CRAZYFLY
52
Airlock Valve Das neue Ventil ist niedriger im Aufbau und komfortabler in der Bedienung
Materialmix Flugtuch: Triple Ripstop (Triplex) und Arptex zur Verstärkung der Strutenden
Made in Europe CrazyFly gewährt drei Jahre Garantie
#141
— 5 ’ 20
NEUHEITEN 2021| CRAZYFLY
Neuer Sculp und neues Foil Im August präsentierte CrazyFly seinen Hangtimekite Hyper (5 Struts) und alle Twintips neu, jetzt folgen der Allrounder Sculp und das Foil Cruiz 1000. Der ebenfalls für Dezember angekündigte Launch des Foilkites Infinity (2 Struts) wurde auf das Frühjahr 2021 verschoben. CrazyFly ist der einzige Hersteller, der Kites, Boards, Bars und Foils in Europa fertigt, auch das Zubehör wie Pads und Schlaufen stammt aus der eigenen Produktion. CrazyFly gewährt auf seine Produkte drei Jahre Garantie.
CRAZYFLY SCULP EINSATZBEREICH: FREERIDE/ALLROUND KONSTRUKTION: DELTA-/BOW HYBRID, 3 STRUTS
Besser im Freestyle
Zwei Kitelinien führt CrazFly im Programm, den Hangtimekite Hyper (5 Struts) und den Allrounder Sculp mit 3 Struts. Wie den Hyper hat CrazyFly auch den Allrounder Sculp kräftig überarbeitet. Neu am 2021 Sculp sind die Kappenform, die Führung der Tuchbahnen sowie die Waage. Die Konstruktion ist eine Mischung aus Delta- und Bow-Elementen. Gegenüber dem Vorgänger soll der neue Sculp neben einer verbesserten Hangtimeleistung auch durchzugskräftiger im Kiteloop sein und mit erhöhtem Pop und Slack zudem stärker im Freestyle punkten. CrazyFly hat am neuen Sculp das Gewicht reduziert, den Schnitt der Tuchbahnen optimiert sowie die Waage feingetunt. Durch den neuen Paneelschnitt soll die Tuchspannung höher sein, die überarbeitete Waage soll für ein direkteres Bargefühl sorgen.
53
Durch das geringere Gewicht der Kappe soll der neue Sculp im Loop verlässlicher durchziehen. Gefertigt wird der Sculp aus Triplex (TripleRipstop). Neu ist das Ventil (Airlock Valve), das im Aufbau flacher und einfacher zu bedienen ist. Geflogen wird der Sculp mit der Slick Bar (549 Euro). CrazyFly setzt zudem auf Nachhaltigkeit und hat den Plastikanteil an der Verpackung drastisch reduziert. 98 % der Verpackung bestehen jetzt aus Recyclingpapier. Größe Preis (€)
7 1249
9 1399
10 1499
12 1599
14 1699
CRUZ 1000
Smoothes Carven Neu in der CrazyFly Foil-Familie ist das Cruz 1000, ein Freeride/Wave Foil. Das Cruz 1000 besitzt einen Karbon-Frontwing und einen Injected-KarbonHeckflügel. Der Mast (wahlweise 90/70/50 cm) besteht aus Aluminium, der Rumpf- und Mastgrundplattenlegierungen ist Titan beigemischt. Das Cruz 1000 richtet sich an fortgeschrittene Rider, kombinierbar ist es mit allen CrazyFly Foilboards. Preis: 1.159 Euro www.crazyflykites.com
NEUHEITEN 2021 / CABRINHA
54
▲ AutoPilot
▲ XBreed
▲ Cutlass
▲ Special Agent
NEUHEITEN 2021 | CABRINHA
Neue Surf- und Foilboards Cabrinha präsentiert den ersten Teil seiner 2021er Kollektion. Es ist die erste Kollektion unter der neuen Unternehmensstruktur mit Pete Cabrinha als Mitinhaber seines Brands. Entsprechend stolz spricht der Watermen über seine neuen Produkte. Neu präsentiert hat das hawaiianische Brand jetzt seine 2021er Surf- und Foilboards sowie den Crosswing X2. Vorerst unverändert weiter laufen die 2020er Kites sowie die Twintips. Der AV8 (Race) wurde aus dem Programm genommen. Bereits in der letzten Ausgabe haben wir die Icon Kites vorgestellt, eine limitierte und von Pete Cabrinha signierte Sonderserie des Switchblade (Freeride/Hangtime) und des Drifter (Wave). Technisch und im Materialmix (Nano Ripstop Canopy) sind die Kites der Icon Series identisch zu den Vorjahresmodellen. Die neuen 2021er Kites und Twintips sollen ab Februar in den Shops liegen.
Foils und Foilboards
Vier Kitefoil- und zwei Wing- und Proneboards führt Cabrinha im Programm. Neu sind das Cutlass Foil, ein Surf-/Foil-Hybridboard, das X:Fly, ein Multi-Useboard zum Wing- und SUPsurfen und das kompaktere Macro. Das Cutlass Foil kann wahlweise – mit Finnen bestückt – als Surfboard oder mit einem Foil gefahren werden. Im Unterschied zum X-Breed Foil ist es etwas Freestyle-lastiger ausgelegt. Das Autopilot läuft im Shape unverändert weiter, neu sind Inserts zur Montage von Fußschlaufen
(drei oder zwei), die Grafiken und ein Griff auf der Board-Unterseite. Der Double Agent wird zum Special Agent, der bisherige Agent konnte wahlweise auch mit Finnen bestückt und als Surfskate gefahren werden. Diese Option entfällt beim 2021er Modell. Der Spezialagent ist jetzt ein reines Foilboard – kleiner, durch einen mittigen Channel steifer, die Foilposition ist jetzt verstellbar. Aus dem Programm gefallen sind das AV8 Foil und Board (Race).
#141
— 5 ’ 20
55
▲ S Quad
▲ Spade
▲ Cutlass
Neu ist das modulare Fusion Hydrofoil System, das auf dem Fusion Carbon Base Kit und Fusion Hybrid Base Kit basiert. Zusammen mit den X-Series Front- und und Rearwings ersetzen sie die Hi:Rise Foils Carve, Lift und Varial. Die beiden Fusion Base Kits sind modulare Systeme, sie werden ohne Front- und Heckflügel angeboten. Beim Fusion Carbon Base Kit besteht der Mast aus Karbon, beim Fusion Hybrid Base Kit aus Aluminium. Die vier Front- und zwei Rearflügel sind aus EPS Prepreg Karbon gefertigt, sie sind auf beide Kits kompatibel und können individuell zusammengestellt werden. X:Breed Foil | 5‘3‘‘ | 1139 Euro Cutlass Foil | Crossover Surf/Foil | 5‘2‘‘ | 1099 Euro Special Agent | 105 | 125 | 749 Euro Autopilot | 4‘6‘‘ | 4‘10‘‘ | 5‘2‘‘ | 5‘6‘‘ | 1099 Euro X:Fly | Wingsurf/SUP Foil | 6‘2‘‘ | 6‘10‘‘ | 7‘6‘‘ 1699/1849 Euro Macro | Wing Foil | 4‘8‘‘ | 5‘2‘‘ | 5‘4‘‘ | 1349/ 1449 Euro
▲ XBreed
▲ Spade Pro
▲ XBreed Pro
Surfboards
Keine Veränderungen bei den Shapes der Surfboards. Neu sind die Bauweisen und Grafiken. Alle Cabrinha Surfboards kommen 2021 in der Bamboo-Version. X:Breed und Spade sind zusätzlich in der leichteren und lebendiger flexenden Pro Bauweise erhältlich. Neu am Spade sind die schmaleren Rails und die Finnenkonfiguration. Das 2021er Modell ist mit fünf Finnenkästen bestückt und kann wahlweise als Thruster oder Quad gefahren werden. Geliefert werden die Surfboards in einer wiederverwendbaren Papp-Verpackung (Flexi-Hexi). S:Quad | Große Wellen | 5‘7‘‘ | 5‘9‘‘ | 999 Euro Spade | Allround | 5‘3‘‘ | 5‘6‘‘ | 999 Euro/1049 Euro (Pro Version) Cutlass | Freestyle/Surf | 5‘2‘‘ | 5‘5‘‘ | 999 Euro X:Breed | Allround | 5‘1‘‘ | 5‘3‘‘ | 5‘5‘‘ 999 Euro/1049 Euro (Pro Version) www.cabrinha.com
NEUHEITEN 2021 / RRD
NEUHEITEN 2021 | RRD ROBERTO RICCI DESIGNS
RRD Y26. Passion und Religion Bereits im Oktober brachte RRD den Passion (Freeride) neu, jetzt im Dezember folgt der Wavekite Religion. Religion und Passion sind die beiden wichtigsten Kitelinien des italienischen Brands. Neu ist auch das C.O.T.A.N. Flight, ein Hybrid-Foil-, Surfund Freestyleboard. Y26 steht für das 26. Jahr des Bestehens des Wassersportlabels, gegründet und geführt vom ehemaligen Windsurfprofi Roberto Ricci.
56
#141
— 5 ’ 20
RRD PASSION Y26 EINSATZBEREICH: FREERIDE/ALLROUND/WAVE KONSTRUKTION: DELTA-/OPEN-C-HYBRID, 3 STRUTS
Black Edition
Neben dem Religion ist der Passion der erfolgreichste Kite der RRD Range – und zudem einer der besten Freeridekites des Marktes. In diesem Jahr hat RRD in punkto Optik mächtig in die Trickkiste gegriffen und der bekannten Razzle-Dazzle-Version eine ‚Black Edition‘ zur Seite gestellt. Jetzt sollte optisch jeder Geschmack getroffen sein. Technisch haben die Italiener ihr Freeride-Flaggschiff Größe Preis (€)
5 1179
7 1319
8 1389
9 1449
nochmals verfeinert. Kitedesigner Werther Castelletti und Cheftester Abel Lago haben die Kappe grundlegend überarbeitet und zudem Änderungen an der Waage vorgenommen. Der Bardruck soll nochmals geringer sein, im Vergleich zum Vorjahresmodell soll der Passion Y26 reaktiver sein, etwas besser upwind gehen und in der Hangtime nochmals eine Schippe draufgelegt haben. 10.5 1559
12 1669
13.5 (LW) 1769
15 (LW) 1879
17 (LW) 1999
RRD RELIGION Y26 EINSATZBEREICH: WAVE/STRAPLESS FREESTYLE KONSTRUKTION: DELTA-/OPEN-C-HYBRID, 3 STRUTS
Zwei Pulleys
Der Religion ist bei RRD eine absolute Herzensangelegenheit. In kein anderes Kitemodell floss bisher mehr Entwicklungsarbeit. Jahr für Jahr wird die Wave-Ikone in allen Größen einzeln auf die Veränderungen im Wavekiten angepasst. Für die Saison 2021 hat Kitedesigner Castelletti besonders auf eine erhöhte Eignung im Strapless Freestyle Wert gelegt – allerdings ohne die Waveseele seiner Madonna anzutasten. Sein Ziel war, dem klassischen Wavekiten und dem Strapless Freestyle gleichermaßen gerecht zu werden. Neu sind die beiden Pulleys in der Waage. Castelletti will dadurch den Windbereich erhöht und gleichzeitig die LeisGröße Preis (€)
4 1079
5 1139
6 1240
7 1293
tungsspitzen gedämpft haben. Für Wavefreaks und Strapless Freestyler gleichermaßen von Vorteil. Der neue Religion soll gleichmäßiger und runder drehen und Böen besser abfedern. In den Größen 9.0, 10.5 und 12.0 hat Castelletti zudem die Streckung der Kappe leicht erhöht. Die großen Größen sollen jetzt mehr Leistung besitzen, schneller fliegen und besser Höhe laufen. Durch leichte Veränderungen des Paneelschnitts und Veränderungen in den Verstärkungen will Castelletti die Kappe steifer gestaltet und die Tuchspannung erhöht haben, der Religion Y26 soll sich besonders in Böen geringer verformen. 8 1374
9 1456
10.5 1563
12 1672
C.O.T.A.N. FLIGHT EINSATZBEREICH: FOIL/WAVE/FREESTYLE
All-in-1-Board
Das C.O.T.A.N. Flight basiert auf dem C.O.T.A.N., einem Surf- und Strapless Freestyleboard. Der Shape ist identisch, das Flight verfügt neben den fünf Finnenkästen zusätzlich über Inserts (4 × M6) zur Montage eines Foils. RRD sieht in dem C.O.T.A.N. Flight den idealen Reisebegleiter, denn neben der kompakten Form kann es wahlweise mit Finnen (Thruster oder Quad) oder einem Foil gefahren werden. C.O.T.A.N.
steht für ‚Cut off Tail and Nose‘, RRD hat den Namen zum Programm gemacht, denn das C.O.T.A.N. ist an Heck und Nose gerade – so, als wären von einem klassischen Surfboard Heck und Nase abgeschnitten. In der Version mit Finnen soll das C.O.T.A.N. für klassisches Waveriding und Strapless Freestyle gleichermaßen geeignet sein. 5‘2‘‘ × 18‘‘ × 2‘‘ | 1.099 Euro www.robertoriccidesigns.com
57
LEIDENSCHAFT / WATERBOY
60
#141
— 5 ’ 20
WATERBOY INTERVIEW mit Finn Flügel
Finn Flügel ist auf dem Weg, ein echter Waterman zu werden. Kiteboarden, Surfen, Wingfoilen und Skateboarden, der 11-Jährige bewegt sich schon nach kurzer Zeit sicher auf jedem Board. Dabei wuchs Finn nicht in der Nähe des Meeres auf. Geboren wurde er im nordbayrischen Hof, auch seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Oberfranken. Dennoch kam seine Begeisterung für den Boardsport nicht von ungefähr. Mutter Simone war semiprofessionelle Snowboarderin, heute ist sie Geschäftsführerin der HTSG, der einzigen Serien-Produktionsstätte für Snow-, Kite-, Wake- und Skateboards in Deutschland. Vater Bernd ist Inhaber der Boardsportmarke F2. F2 produziert Kite- und Windsurfequipment, Snowund Wakeboards und ist Weltmarktführer bei den iSUP. Zusammen betreiben sie die Wassersportstation ‚Element Watersports‘ in El Gouna/Ägypten. Die Liebe zum Boardsport bekam er sozusagen mit in die Wiege gelegt. Da verwundert es nicht, dass Sprössling Finn schon mit 3 Jahren das erste Mal einen Trainerkite in der Hand hielt – und auch das erste Mal auf einem Board stand – auf einem Snowboard, wie seine Mutter stolz berichtet. Mittlerweile ist Finn 11 – und hat im Herbst auf dem Altmühlsee bei der ersten deutschen Meisterschaft im Wingfoilen den dritten Platz belegt. Im Freestyle, der Königsdisziplin. Gegen die komplette deutsche Spitze. Also gegen gestandene Watermänner. Im Interview erzählt der Waterboy, wie es ist, in zwei Schulen zu gehen, wie sein Tag in El Gouna abläuft und gibt Tipps, wie man sich als Youngster einen Sponsor an Land zieht.
F
inn, du hast gerade bei ‚King of the Wing‘, dem ersten offiziellen Wettbewerb im Wingfoiling, den dritten Platz belegt. Im Freestyle. Gegen die besten deutschen Fahrer. Du warst der mit Abstand jüngste Teilnehmer. Wie fühlt sich das an, zusammen mit dem bekanntesten deutschen Waterman Henning Nockel und Kite-Worldcupper Linus Pünder auf dem Podium zu stehen? Nachdem es das erste Event im Wingfoilen war, bin ich mit meinen Eltern ganz gechillt hingefahren, weil ich keine Ahnung hatte, was mich erwartet. Klar fahren Rider wie Henning oder Linus richtig mega, aber ich denke mir immer: Alles mitfahren was geht – und Erfahrungen sammeln. Mein Trick ist, dass ich alle
sehe wie mich, quasi als ob ich gegen Kids fahre. Ich denke einfach nicht darüber nach, ob es Erwachsene oder Kinder sind. Am Ende auf dem Podium zu stehen war dann aber richtig, richtig cool. Ich habe mich mega darüber gefreut! Allerdings konnten wir die Freestyle-Competition nicht zu Ende fahren, weil der Wind nicht konstant war. Hier war ich dann unter den letzten sechs Ridern. Die Veranstalter entschlossen sich stattdessen zu einer Super-Session, wo alle Rider eine halbe Stunde lang zeigen konnten, was sie im Freestyle drauf haben. Es gab drei Kategorien: Best Trick, Beste durchgeglittene Halse und Best Style. Den 1. Platz für den besten Style
61
LEIDENSCHAFT / WATERBOY
“ Mein Trick ist, dass ich alle sehe wie mich, quasi als ob ich gegen Kids fahre. Ich denke einfach nicht darüber nach, ob es Erwachsene oder Kinder sind
habe ich bekommen. Ich habe versucht, einige meiner normalen Foil-Tricks vom Kiten auf das Wingfoilen zu übertragen. Das hat ganz gut geklappt.
62
Du standest aber auch schon ganz oben auf einem Podium, oder? Wo und wann war das? Auf einem World Cup noch nicht, aber beim ROTY im letzten Jahr. Mein Plan war eigentlich, dass ich in diesem Jahr alle Jugend Wettkämpfe der GKA mitfahre. Doch leider wurden alle wegen Corona abgesagt, einschließlich unseres World Cups in El Gouna. Es gab dann aber einen deutschen Wettbewerb, den ROTY – Rider of the Year-Contest auf Fehmarn im August, wo zumindest alle deutschen Fahrer an den Start gehen konnten. Hier gab es einen Freestyle-Wettbewerb und den ersten deutschen Foil_ Freestyle-Contest, den ich gegen die Herren gewinnen konnte. Das hatte ich auch schon ziemlich viel in Ägypten trainiert, weil ich das voll cool finde und super gerne foile. Ich habe meine Tricks fast alle „foil to foil“ gelandet und somit am meisten gepunktet. Beim Freestyle habe ich bei allen Junioren unter 18 Jahren den vierten Platz belegt. Ich hoffe, dass im nächsten Jahr möglichst viele Wettbewerbe stattfinden, bei denen ich starten darf. Mir ist es auch egal, ob ich der Jüngste bin oder bei den Herren starte, wie beim ‚King of the Wing‘ am Altmühlsee. Hauptsache mitfahren! Kiten, Snowboarden, Stand-Up-Paddeln, Windsurfen, Wingfoilen, Surfen und Skaten – was macht dir am meisten Spaß? Ganz klar das Kiten in allen Varianten. Ich werde ganz oft gefragt, warum ich quasi alles mache. Klar könnte ich mich schon jetzt z. B. nur auf Freestyle spezialisieren – aber das will ich nicht. Ich finde foilen megacool, gerade die Freestyle-Disziplin. Daher ist es mir auch wichtig, dass ich sehr viel normalen Freestyle trainiere. Mein bester Trainer hier in El Gouna ist Andrej Salnik, ein Worldcupper. Je nach Bedingungen gehe ich sehr gerne Wingfoilen und
wenn es möglich ist, z. B. im Sommer in Deutschland an der Küste, gehe ich für mein Leben gerne Surfen. Mein Skateboard ist immer und überall dabei. Du bist jetzt 11 Jahre alt. Wie sieht dein Berufswunsch aus? Ich möchte, wenn ich älter bin, mein eigenes Kitebrand haben und auch eigene Boards bauen. Die Sachen von meinen Eltern übernehmen, möchte ich nicht. Ich will es selbst schaffen! In nächster Zeit möchte ich viel trainieren, um irgendwann mal in Kapstadt beim ‚King of the Air‘ zu starten. Mein großer Traum ist, auch mal bei Olympia dabei zu sein. Und ich möchte Weltmeister mit meinem Brand werden. Hey, coole Pläne. Du weißt ja schon genau, was du willst. Im Moment ist ja aber noch Schule angesagt. Du verbringst einige Zeit des Jahres in Deutschland und einige in Ägypten. Wie bekommst du das mit der Schule hin? Also ich finde, dass es gut klappt. Ich bin in Deutschland auf einer Waldorfschule, und meine Lehrer haben sehr viel Verständnis für meinen Sport und unterstützen mich. Hier in El Gouna bin ich auf der Schweizer Schule und wir haben einen supertollen Lehrer, der auch mal nach der Schule mit mir z. B. Französisch lernt, weil wir das hier nicht haben. Und, was sind deine Lieblingsfächer? Sports only. Ist es nervig, zwischen zwei Schulen, zwei Klassen und zwei Freundeskreisen hin und her zu pendeln – oder überwiegen für dich die Vorteile? Überhaupt gar nicht! Meine Freunde in Hof freuen sich immer, wenn ich komme – und hier ist es genau so. Wir halten alle immer Kontakt und schreiben uns. Und am Ende ist es ja auch immer mein Wunsch gewesen, dass ich hier zur Schule gehen darf, weil ich Kiteprofi werden möchte. Ich finde es wirklich cool so wie es ist!
#141
— 5 ’ 20
63
LEIDENSCHAFT / WATERBOY
“ Eines meiner großen Ziele ist Olympia. Daher möchte ich so viel wie möglich Race trainieren
64
Du hast es vorhin angesprochen. Im Moment haben wir Corona. Alles läuft zurzeit nicht wie gewohnt. Wie sind deine Pläne für die nächste Saison? Wo wirst du sein? Welche sportlichen Ziele hast du? Hatte ich ja schon gesagt. Alles mitfahren, was irgendwie geht und was ich darf. Mein Papa hat mir jedenfalls versprochen, dass wir zu allen Youth Cups fahren oder fliegen. Natürlich möchte ich auch Events in Deutschland oder Ägypten mitfahren. Auf jeden Fall auch wieder den ROTY (Rider oft he Year), wenn es ihn gibt. Und auf alle Fälle den „King of the Wing“ am Altmühlsee. Solange sich die Coronasituation nicht bessert, werde ich hier in El Gouna bleiben. Wir haben hier jeden Tag Schule, wir können rausgehen, ich spiele Tennis und wenn es Wind hat, bin ich auf dem Wasser. Ich möchte mich einfach soviel wie möglich in allen Bereichen verbessern.
Du wirst ganz frisch von Flysufer mit Racematerial gesponsort. Wie ist es dazu gekommen? Oh ja, das war voll cool! Wir waren am Altmühlsee beim King of the Wing, und da war auch Armin Harich von Flysurfer. Er hat mir zugesehen – und ich glaube, dass ich gar nicht sooo schlecht war. Jedenfalls hat er sich dann mit mir und meinem Dad unterhalten. Ich habe ihm von meinen Zielen erzählt und danach meinte er, dass wir ihm ein paar Bilder und Infos von mir schicken sollten. Er hat es dann an den Teammanager weitergegeben und wie ihr sehen könnt, war die Antwort positiv. Ich bin wirklich sehr stolz, im Flysurfer-Team zu sein, weil ich das Brand und auch die Leute super finde. Ich kenne auch einige aus dem Team wie den Flo Gruber oder den Lukash Vogeltanz. Das sind für mich echte Vorbilder.
LEIDENSCHAFT / WATERBOY
Welches Material hast du von den Jungs bekommen? Ich habe eine Range Souls und eine Range Sonic Race bekommen. Im nächsten Jahr kann ich dann vielleicht auf die VMG umsteigen. Und wie sehen deine sportlichen Ziele im Race aus? Wie gesagt, eines meiner großen Ziele ist Olympia. Daher möchte ich natürlich so viel wie möglich Race trainieren. Allerdings habe ich keinen Trainer und schaue mir immer Youtube-Videos an, damit ich sehe was ich falsch mache. Ich hoffe aber, dass es irgendwann eine Auswahl an Kids gibt, die die Möglichkeit haben, mit einem Trainer zu üben. Das gibt es schließlich in den anderen Sportarten auch. Für Kids in deinem Alter, die auch wie du auf Wettbewerben starten wollen, welchen Tipp gibst du ihnen wie sie das am besten anstellen können? Das ist gar nicht so einfach, ehrlich gesagt. Als ers-
tes muss man erst einmal Wettbewerbe finden, wo Kids starten können. Klar, erst einmal sollten sie schon ein paar Tricks draufhaben. Ich würde sagen, dass man schon selbst genau schauen muss, ob man schon bereit dazu ist oder nicht. Ich war im Oktober noch auf einem Camp von Linus Erdmann in Dänemark, der mit seiner „Children of the Sea Academy“ einen mega Job macht. Lauter super Trainer und man lernt richtig viel. Gerade wie man an neue Tricks herangeht, wie man Sponsoren ansprechen kann, die richtige Ernährung und man trainiert natürlich mit Gleichgesinnten. Man muss schon versuchen, dass man in die Szene reinkommt und sich einen Namen macht. Leute, noch was Wichtiges: Niemals denken, dass ihr zu jung seid. Einfach mitfahren und Spaß haben – dann ist es auch cool! Finn Flügel auf Intagram: #flyfinni
▼ Trockentraining Finn übt seine Freestyle-Tricks
▼ Mit drei Jahren bekam Finn sein erstes Board
▼ Wave Auch in der Welle ist der Kleine groß
▼ Wingfoilen Finn ist ein absolutes Ass im Freestyle
66
▼ Champs Mit Carlos Mario in El Gouna
LEIDENSCHAFT / DESIGNER TALK
“ Wir arbeiten sehr eng zusammen und unterstĂźtzen uns gegenseitig. Wenn ein neuer Schirm getestet werden soll, achten wir immer darauf, dass wir das gemeinsam machen
68
#141
— 5 ’ 20
INTERVIEW: Anja Fuchs | FOTOS: Alex Schwarz
DESIGNER TALK Flysurfer beschäftigt zwei Kitedesigner. Benni Bölli und Maxi Kühnhauser. Bölli konstruiert die Softkites, Kühnhauser die Tubes. Wir wollten wissen: Wie sieht der Alltag eines Kitedesigners aus und – Böllis Softkites oder Kühnhausers Tubes – hinter welcher Konstruktion steckt mehr Entwicklungsarbeit.
LEIDENSCHAFT / DESIGNER TALK
70
Hi Benni, hi Maxi. Schön euch zu treffen! Wie sieht eigentlich der Tagesablauf eines Kitedesigners aus? Maxi: Also, wenn wir im Büro sind, dann geht es als Erstes einmal an die E-Mails. Mit einem ordentlichen Kaffee natürlich – ohne den geht gar nichts! Dann verschaffen wir uns einen Überblick, auch darüber, was der andere heute macht. Wir arbeiten sehr eng zusammen und unterstützen uns gegenseitig. Wenn ein neuer Schirm getestet werden soll, achten wir immer darauf, dass wir das gemeinsam machen. Unser Tagesablauf hängt auch stark davon ab, wann bestellte Prototypen geliefert werden. Kommt einer später oder früher, wirft das schnell unseren gesamten Plan durcheinander. Benni: Ja, unser grundsätzlicher Tagesablauf hängt immer davon ab, ob ein Prototyp schon in der Produktion ist oder nicht. Wenn wir alle Daten abgeliefert haben, die die Produktion braucht, um einen Schirm zu bauen, haben wir – im besten Fall – zwei Wochen Wartezeit. In dieser Zeit konzentrieren wir uns auf das Rundherum, denn zu einem kompletten Produkt gehört ja noch viel mehr als nur der Kite an sich. Maxi: Ja, Benni und ich bauen nicht nur Kites. Zu unserem Job in der Entwicklung zählt auch, neue Materialien zu finden und zu testen – von verschiedenen
Tucharten bis hin zu Leinen etc. Ebenso müssen wir technische Daten für Marketing und Vertrieb sauber aufbereiten und mit der Grafik zusammenarbeiten. Des Weiteren entwickeln wir auch Bars, Boards und Zubehör wie Bags für die Kites. Arbeitet ihr auch beim Designen neuer Schirme gemeinsam? Maxi: Zeit am Computer und Zeit auf dem Wasser sind bei uns komplett voneinander zu trennen. Während der Konstruktion arbeiten wir relativ unabhängig voneinander. Natürlich sprechen wir uns auch hin und wieder miteinander ab, holen die Meinung des anderen ein, wenn zu entscheiden ist, ob ein Schirm mehr in die eine oder in die andere Richtung gehen soll. Denn im Grunde genommen ist Kitedesign auch Gefühlssache – da ist es oft gut, wenn man neben dem eigenen Bauchgefühl auch noch das eines anderen berücksichtigt. Beim Testen sind wir dann immer gemeinsam unterwegs. Das ist total wichtig fürs gegenseitige Feedback – denn manchmal ist es so, dass ich ein bestimmtes Gefühl habe und Benni empfindet es komplett anders. Wenn es wiederum so ist, dass wir uns beide einig sind – z. B. dass ein Schirm nach einer Designänderung zu hohe Haltekräfte aufweist – kann man davon ausgehen, dass dem auch so ist. Gerade wenn es um feine Nuancen geht, ist es wichtig, nicht alleine zu testen.
“ Wir stecken so viel Energie in Foilkites wie in die Entwicklung unserer anderen Produkte
#141
— 5 ’ 20
Benni Bölli, Kitedesigner der FS-Softkites
Wie viel Zeit verbringt ihr vorm Computer, wie viel auf dem Wasser? Benni: Ganz exakt lässt sich das nicht sagen, weil ja viele Faktoren zum Tragen kommen. Geht es um die reine Entwicklungsarbeit eines Schirms, egal ob Soft- oder Tubekite, dann fallen 70 bis 80 Prozent der Zeit aufs Testen und der Rest auf die Computerarbeit. Einen Schirm mittels unserer Software zu zeichnen, ist nicht so zeitaufwändig, sofern du weißt, was du tust bzw. welche Parameter du ändern willst oder musst. Beim Testen sieht es anders aus. Jeder Prototyp muss unter verschiedensten Bedingungen und von verschiedenen Fahrern getestet werden. Klar könnten wir unsere Designs ausschließlich selbst testen und an unsere Präferenzen anpassen. Das Ergebnis wären dann Kites, die wir selber super finden – die aber für 90 Prozent der Kunden, die sie kaufen, überhaupt nicht geeignet sind. Maxi: Ich würde sagen, in Summe verbringen wir etwa eine Woche pro Monat auf dem Wasser und den Rest der Zeit im Büro. Vor allem im Sommer versuchen wir, so viel wie möglich auf dem Wasser zu sein. Im Winter versuchen wir, mehr von dem unterzubringen, was hier vor Ort möglich ist, etwa Tuch-
tests, Leinentests etc. Fixe Zyklen gibt es aber nicht. Das kann man sich zwar vornehmen, funktioniert in unserer Praxis aber nicht. Wo testet ihr eure Prototypen? Benni: Bei uns in der Region ist testen echt etwas schwierig. Bislang waren wir im Winter immer auf Fuerte oder in Ägypten und im Sommer in Tarifa, um Starkwindbedingungen zu haben. Durch Corona waren diese Trips im letzten Jahr ziemlich eingeschränkt. Deshalb haben wir versucht, möglichst viele Tests möglichst nah über die Bühne zu bringen. Maxi: Unser Haussee ist der Chiemsee. Aber hier findet man leider nicht so oft geeignete Bedingungen. Weshalb wir letztes Jahr oft an den Traunsee ausgewichen sind, und auch an den Neusiedlersee oder den Gardasee. Chris Hesina unterstützt uns ebenfalls beim Testen unserer Produkte, da er selbst ein erfahrener Kiter ist und uns zusätzlich sehr guten Input gibt Benni: Weil wir keinen Spot vor der Haustür haben, müssen wir unsere Tests immer gut planen. Zu sagen: „Ich hab jetzt eine Idee, baue einen Schirm und
KITESHOP Rosenheim große Auswahl verschiedener Hersteller lagernd auf 300m² ONLINESHOP mit besten Preisen und schneller Lieferung www.element-shop.de
71
LEIDENSCHAFT / DESIGNER TALK
72
geh damit mal schnell aufs Wasser“ – das funktioniert leider nicht. Sogar mit dem Traunsee war es letztes Jahr schwierig, weil die Grenze eine Zeit lang dicht war. Wir haben dann eine Lösung gefunden, aber es war immer mit Stress verbunden. Was ist aufwändiger in der Entwicklungsarbeit – ein Foilkite oder ein Tubekite? Maxi: Ich würde mal sagen, ein Foilkite. Das fängt schon bei der Planung am Computer an. Bei einem Tubekite hast du – simpel ausgedrückt – nur das Obersegel und die Tubes. Mal davon abgesehen, dass es natürlich 100.000 unterschiedliche Parameter gibt, die man verändern und einstellen kann. Aber bei einem Foilkite hast du schon mal diese ganze innere Konstruktion. Musst drauf achten, dass die Spannung von Ober- und Untersegel immer zusammenpasst. Musst zahlreiche Aussparungen einplanen, um Gewicht zu sparen. Gleichzeitig muss alles so konstruiert sein, dass nichts platzt, wenn der Kite mal richtig aufs Wasser knallt. Dazu kommen noch verschiedenste Balloonings am Ober- und Untersegel. Bei einem Tubekite gibt es diese Balloonings nur am Obersegel. Nicht zu vergessen, die zahlreichen Leinen, die ein Foilkite braucht. Benni: Ich würde es so zusammenfassen: Bei einem Foilkite gibt es mehr Stellschrauben, an denen man feilen muss und die auch feiner zusammenspielen müssen, damit das Ding am Ende so fliegt,
wie man will. Wie diese Stellschrauben genau zusammenhängen, muss man auch wissen bzw. herausfinden – sprich, was passiert mit den anderen Stellschrauben, wenn ich an einer drehe, was wird dadurch besser, was schlechter? Natürlich hat man diese Stellschrauben auch bei einem Tubekite, aber in Summe sind es weniger als bei einem Foilkite. Ein Tubekite besteht aus weniger Komponenten, dadurch ist man im System limitierter, es gibt weniger Parameter, die eine Rolle spielen. Dadurch ist eine Tube-Konstruktion weniger zeitintensiv als ein Foilkite, der einfach ein komplexeres System darstellt. Es kommt aber auch drauf an, worin man mehr Erfahrung hat. Ich tue mich wesentlich leichter beim Entwickeln von Foilkites, weil ich mich damit viel mehr auseinandergesetzt habe. Und bei Maxi ist es genau umgekehrt. Wie lange dauert es von der Konstruktion bis zum Prototyp, wo werden eure Protos gefertigt und wie viele Prototypen braucht es im Schnitt bis zu einem fertigen Kite? Benni: Das hängt davon ab, ob es sich um eine neue Konstruktion eines bereits bestehenden Kites handelt oder um ein komplett neues, von null auf neudesigntes Produkt. Ab dem Zeitpunkt, wo ich das fertige File an die Produktion schicke, dauert es mindestens zwei Wochen, bis der Prototyp eintrifft – sofern alles glatt geht. Wir haben zwei Produktionen in Asien, wo unsere Protos gefertigt werden.
#141
— 5 ’ 20
Maximilian Kühnhauser, Kitedesigner der FS-Tubes
Maxi: Man muss außerdem unterscheiden zwischen verschiedenen Konstruktionen und Prototypen. Du kannst ja beispielsweise eine Konstruktion in drei Größen probieren, dann hast du schon drei Prototypen – aber eben nur von einer Konstruktion. Für uns ist deshalb eher das entscheidende: wie viele Konstruktionen brauchen wir? Denn meistens ist es auch so, dass die unterschiedlichen Größen auch konstruktionstechnisch ein wenig variieren – nicht vom Profil her, aber bei der Streckung. Benni: Ein Beispiel: Wir haben den Stoke 2 und auf dessen Basis designen wir den Stoke 3, konstruieren Änderungen im File und schicken dieses an die Produktion. Wenn es richtig gut läuft, ist der Stoke 3 nach zwei Protos fertig. Bis der Stoke 1 am Start war, waren hingegen rund 12 Protos nötig. Maxi: Ja, und beim darauffolgenden Stoke 2 wollten wir so viel ändern, dass wir im Grunde genommen wieder eine neue Konstruktion gebraucht haben. Quasi wie eine Neuentwicklung. Als Anhaltspunkt
würde ich sagen: sechs Generationen bei einer Weiterentwicklung, bei einer Neuentwicklung sicher das Doppelte. Auch, weil wir bei Flysurfer bei einer neuen Generation nicht nur einfach die Farbe oder die Grafiken ändern. Weshalb wir in Sachen LaunchTermine auch vollkommen variabel sind. Wir arbeiten so lange daran, bis das Produkt unseren Vorstellungen entspricht und manchmal müssen wir die Einführung verschieben. Da kommt es vor, dass einmal ein Produkt im April gelauncht wird, eines im August und das nächste im September. Dazu kommt die Vorlaufzeit für die Produktionen. Natürlich versuchen wir, Erscheinungstermine passend zu den Jahreszeiten zu timen. Aber in der Produktentwicklung kann man nicht zu 100 Prozent planen. Manchmal läuft es gut und wir sind mit wenigen Protos durch. Aber genauso kommt es vor, dass wir eine Timeline mal nicht schaffen. Benni: Es hängt stark davon ab, wie lange wir auf Prototypen warten. Hat die Produktion viel zu tun oder ist ein bestimmtes Tuch im Moment nicht vor-
Top-Beratung & Top-Preise Slingshot | Cabrinha | ION | Fanatic
Andy‘s Kite & SUP Shop Duotone Pro Shop Schweiz
73
LEIDENSCHAFT / DESIGNER TALK
74
rätig, dauert es schon mal vier Wochen. Dann bekommst du den Kite geliefert, aber in ganz Europa regnet es gerade eine Woche durch. Wäre alles glatt gelaufen, hättest du in dieser Zeit schon zwei Generationen durchgehabt. Und schon verschiebt sich das komplette Produkt um ein paar Wochen nach hinten. Deshalb sind wir mittlerweile schon sehr realistisch und planen immer ein paar Extrawochen als Puffer ein. Wie lange dauert es, einen neuen Kite von null auf zu entwickeln? Benni: Wenn man es ernsthaft betreibt mit ausreichend vielen Teststunden und der Vorproduktion, dann sicher eineinhalb Jahre. Das ist aber nur die Entwicklungszeit – die hat mit der Produktionszeit noch nichts zu tun. Und wie viele Teststunden stecken in einer neuen Kitegeneration? Maxi: Also wenn das fertige Produkt dann im Langzeittest ist, kann man nach rund 100 Stunden mal gut abschätzen, wo die Schwachstellen liegen. Dann kann man noch nachjustieren und so sichergehen, dass das Serienprodukt wirklich etwas aushält. Und natürlich fließen auch die Erfahrungswerte von vo-
rigen Generationen mit ein. Wobei es oft so ist, dass eine Verstärkung an einer Stelle eine Schwachstelle genau daneben oder an einer anderen Stelle hervorruft. Benni: Langzeittests machen wir gerne an Spots, wo die Kites richtig strapaziert werden. Zum Beispiel in Ägypten. Hohe Salzkonzentration im Wasser und in der Luft, starke UV-Strahlung, grober Sand und harter Boden und dazu noch ein paar scharfe Muscheln – eine Kombi, die den Schirmen ordentlich etwas abverlangt. Wenn du das Zeug dort zwei Monate lang im Dauereinsatz hast, dann weißt du es hält. Woran arbeitet ihr gerade? Maxi: Bei den Boards arbeiten wir an einem Splitboard, bei den Bars sind wir an etwas Neuem dran. Aber gerade Bars sind ein Haufen Arbeit. Viele fragen sich ja, warum so ein Ding eigentlich so viel kostet – mehrere Hundert Euro für eine Stange mit ein paar Leinen. Dabei stecken da so viel Know-how und Entwicklungsaufwand drin. Du hast eine Idee, schickst diese in den 3D-Druck, dann funktioniert das nicht, du konstruierst um, lässt wieder einen 3DDruck davon machen, lässt dann eine Spritzgussform dafür bauen, die kostet gleich mal 30.000 Euro.
#141
— 5 ’ 20
“ Langzeittests machen wir gerne in Ägypten. Hohe Salzkonzentration im Wasser, starke UV-Strahlung, grober Sand, harter Boden und dazu noch ein paar scharfe Muscheln – eine Kombi, die den Schirmen ordentlich etwas abverlangt Dann ist diese vielleicht auch nicht ideal. So gehen enorm viel Zeit und Kosten ins Land, für die man überhaupt erst einmal in Vorleistung gehen muss.
mehr Manpower in dieses Projekt zu stecken. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt. Und ja, es ist auch eine Imagegeschichte.
Benni: Gerade, wenn man mit relativ geringen Stückzahlen arbeitet, sind die Formkosten für die einzelnen Komponenten hoch. Alleine ein Quick Release besteht aus vielen Einzelteilen, von denen du für jedes noch so kleine Element eine eigene Form brauchst, die dann vielleicht 5.000 Euro kostet. Aber zurück zur Frage, woran wir gerade arbeiten. Vor einiger Zeit ist der VMG2 herausgekommen, der im Hinblick auf Olympia 2024 bei der IKA registriert wurde. Gemeinsam mit dem Sonic, der letztes Jahr neu rauskam, ist unsere Hochleister-Range jetzt komplett. Jetzt geht es weiter mit den weniger gestreckten, mehr Freeride-orientierten Schirmen.
Benni: Der Druck war natürlich hoch. Immerhin ging es darum, einen Schirm zu entwickeln, der im Endeffekt bis 2024 in derselben Form auf dem Markt ist – denn die Konstruktion wird vier Jahre lang eingefroren. So mussten wir einen Entwicklungszeitraum von vier Jahren in viel weniger Zeit reinpressen. Da das nächste Raceprodukt erst 2024 auf den Markt kommt, lief es dieses Jahr etwas chilliger für mich. Aber ja, die Zeit davor war enorm stressig! Allein der Gedanke, dass du weißt, dieses Ding startet vielleicht bei den Olympischen Spielen. Da willst du natürlich den besten Schirm haben, den dann auch alle kaufen wollen bzw. müssen, um zu gewinnen. In ein solches Projekt steckst du alles an Energie rein, was geht. Der RaceMarkt ist zwar nicht riesig, die Entwicklungskosten von den Schirmen aber extrem hoch – immerhin reden wir hier von der Formel-1 des Kitens. Der Schirm hat sich bis jetzt gut verkauft und es gibt auch schon viele Vorbestellungen. Wir wollen aber mehr als nur die Investitionskosten zurückbringen – wir wollen das Ding bei den Olympischen Spielen am Start sehen.
Stichwort Olympia. Hat sich euer Arbeitsalltag dadurch verändert? Maxi: Der Anspruch, den schnellsten Racekite zu haben, war auch schon vorher da. Als Olympia ins Spiel kam, stieg dieser Wunsch natürlich ins Exponentielle – ebenso wie der Druck, das Risiko und die Investitionskosten. Aber auch der Ansporn, noch
75
LEIDENSCHAFT / DESIGNER TALK
76
“ Wir arbeiten so lange daran, bis das Produkt unseren Vorstellungen entspricht. Manchmal müssen wir die Einführung verschieben. Flysurfer stand ja lange für Foilkites, Tubekites kamen erst später dazu. In welche Richtung wollt ihr eure Tube-Range entwickeln? Maxi: Flysurfer hat früher eine sehr krasse Nische bedient. Uns war damals klar: wollen wir unser Image nachhaltig ändern, brauchen wir junge Kunden – und das war nur über Tubekites möglich. Der Entschluss, das Portfolio durch Tubes zu ergänzen, hatte aber nicht nur Imagegründe, sondern diente auch der Risikoverteilung. Wir wollten nicht mehr ausschließlich von einem Produkt abhängig sein. Außerdem kann man mit Tubekites mehrere Disziplinen abdecken, Wave, Freestyle usw. Etwas, das mit Foilkites nicht in diesem Ausmaß möglich ist. Trotzdem sind wir jetzt nicht die Marke, die für jede Disziplin einen Schirm auf den Markt wirft. Erstens haben wir als Unternehmen weder die Größe noch die Manpower, zweitens denken wir, dass das auch nicht notwendig ist. Nur ein kleiner Teil der Kiter nutzt das Potenzial von Spezialschirmen. Im Prinzip braucht es meistens einen guten Allrounder. Der Stoke ist Wave-lastiger, eignet sich aber auch gut zum Freestylen und Freeriden. Der Boost kommt Einsteigern entgegen, springt aber auch gut und liefert ordentlich Hangtime. In Zukunft wird sich der
Stoke wahrscheinlich noch mehr in Richtung Welle orientieren, auch weil das dem aktuellen Trend entspricht. Wakestyle hingegen ist eine Disziplin, die immer mehr schrumpft – nicht zuletzt deshalb, weil man sich beim Wakestyle extrem quälen muss, um ein wirklich hohes Level zu erreichen. Wir müssen einfach mit dem Markt mitgehen. Unsere TubekiteRange wird wahrscheinlich irgendwann durch ein weiteres Tubekite-Modell ergänzt. Benni: Mittlerweile hat sich auch die Marktsituation geändert. In der Zeit, als wir uns entschlossen haben, Tubekites zu bauen, fanden Foilkites auf dem Markt nur wenig Akzeptanz. Aber mit dem Boom der Hydrofoils stieg auch die Nachfrage nach Softkites wieder an. Nicht zuletzt, weil sie immer besser und benutzerfreundlicher werden und immer mehr Marken Foilkites anbieten. Seit die Nachfrage wieder da ist, stecken wir auch wieder deutlich mehr Energie in die Softkite-Entwicklung. Auch weil es für uns einfacher ist, diese zu verkaufen. Bei Tubekites gibt es bereits so viele bekannte und etablierte Marken – wenn du da nicht ein super herausragendes Produkt vorzuweisen hast, wird es schwierig.
#WEARETRIPPIN
TRIP Photographer: Dominik Leitner
TRAVEL, FREERIDE, PROGRESSION Sizes 137 x 41,5 | 142 x 43 Das TRIP ist funktional, vielseitig und langlebig. Die innovative PU-Split-Board-Konstruktion der nächsten Generation für ultimative CrossoverLeistung. Die progressiv verlaufende Konkave und asymmetrische Outline unterstützen ein verspieltes Fahrgefühl und gewährleisten hervorragenden Kontrolle. Das unschlagbare Gesamtpaket um bequem und kostengünstig dein Traumziel zu erreichen!
FOLLOW
FLYSURFERKITEBOARDING | FLYSURFER.COM
LEIDENSCHAFT / DAS KITENDE KLASSENZIMMER
78
Das kitende Klassenzimmer TEXT: Anja Fuchs FOTOS: Ronald Palay, Elias Ochner, Andre Magarao
Die World Class Kiteboarding Academy (WCKA) agiert als mobile Privatschule. Auf dem Unterrichtsplan stehen nicht nur klassische Fächer wie Sprachen, Naturwissenschaften und Geografie, sondern auch – bzw. vor allem – Kiten! Hier werden klassische Unterrichtsstrukturen aufgebrochen und alternative Bildungsmethoden geboten, so dass Lernen und Leidenschaft Hand in Hand gehen. Reisen und Eintauchen in unterschiedliche Kulturen sollen den Schülern ein erweitertes Bild von unserer Welt bieten – weit mehr, als es in einem stationären Klassenzimmer passieren kann. Was alle – Lehrer wie Schüler gleichermaßen – vereint, ist ihre Passion zum Kiten. Nicht umsonst reist das kitende Klassenzimmer das ganze Jahr über von Spot zu Spot und macht stets dort Station, wo gerade die besten Bedingungen vorherrschen. Corona ist natürlich auch für die WCKA eine Herausforderung. Anja Fuchs sprach mit Head-Coach Polly Crathorne darüber, wie die WCKA arbeitet, wie das letzte Schuljahr unter erschwerten Bedingungen verlief und mit welchen organisatorischen Tricks und Kniffen Unterricht und Reisen trotzdem stattfinden konnten.
#141
— 5 ’ 20
“ Die Lehrer der WCKA ziehen ihre Motivation aus der Überzeugung, dass qualitativ hochwertige Bildung besonders durch die Interaktion mit der Welt um uns herum entsteht
H
i Polly! Das letzte Jahr muss auch für euch ganz schön turbulent gewesen sein. Wo wart ihr gerade, als Corona begann und wie habt ihr darauf reagiert? Als Corona aufkam, waren wir gerade in Langebaan in Südafrika, mitten im dritten Schulquartal. Jetzt hieß es umzudisponieren. Wir mussten sicherstellen, dass unsere Schüler rechtzeitig nach Hause zu ihren Familien fliegen konnten. Für das vierte Quartal arbeiteten wir einen Alternativplan aus. Der darauffolgende Abschied war für uns alle sehr emotional. Dreizehn unserer Schüler waren in ihrem letzten Schuljahr und hätten eigentlich im Frühling auf Sizilien ihren Abschluss machen sollen. Durch Corona wurde daraus nichts. Eine herbe Enttäuschung für uns alle, besonders für die Schüler. Gemeinsam zu leben, zu lernen, zu kiten, durch die Welt zu reisen und neue Kulturen kennenzulernen, schweißt als Gruppe enorm zusammen. Wie habt ihr das Schuljahr dann abgeschlossen? Wir haben auf Distance-Learning umgestellt. Ohne das Reisen, die persönlichen Beziehungen und den Kitesport fiel natürlich ein großer Teil dessen weg, was die WCKA ausmacht. Aber so konnten wir – der Technologie sei dank – immerhin irgendwie in Verbindung bleiben. Während unsere 20 Schüler auf der ganzen Welt verteilt zu Hause saßen, wurden sie von unseren Lehrern per Video unterrichtet. Wir haben uns sehr bemüht, den WCKA-Spirit so gut wie möglich rüberzubringen – wenn eben auch nur virtuell. Neben dem Unterricht organisierten wir Live-Workouts, an denen alle teilnehmen konnten. Was nicht einfach ist, wenn es in Oregon in den USA gerade 10 Uhr morgens ist und
LEIDENSCHAFT / DAS KITENDE KLASSENZIMMER
auf Mauritius bereits 9 Uhr am Abend. Aber unsere Schüler setzten alles daran, den Teamgeist aufrechtzuerhalten und brachten manchmal sogar ihre Familien zu den Workouts mit. Unterstützung bekamen wir auch aus der Profiliga. Sam Light, Ozzie Smitz, Sensi Graves und Colleen Carroll stellten sich als Speaker für einige Live-Q&A-Sessions zur Verfügung und teilten dabei ihre Erfahrungen mit unseren Schülern. Dave und Su Kay boten per Video Einblicke in die Geschichte des Kitedesigns, inklusive einer Live-Demo des 3D-Printers, mit dem sie während des Lockdowns in Südafrika ihre Prototypen herstellten.
80
Das neue WCKA-Schuljahr findet trotzdem statt. Wie unterscheidet sich euer Tagesablaut jetzt von der Zeit vor Corona? Wir versuchen natürlich, unsere täglichen Fixpunkte möglichst normal unterzubringen. Das tägliche Workout, den Unterricht und das Kite-Training. Im Vergleich zu früher eben mit ein paar logistischen Änderungen. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, hat die Schulverwaltung einen Pandemie-Reaktionsplan aufgestellt, an den wir unseren Schulalltag anpassen mussten. Wir bleiben so gut es geht in unserer „WCKA-Bubble“, halten Abstand von Personen außerhalb der Academy, tragen Masken, waschen uns regelmäßig die Hände, kontrollieren uns täglich auf Symptome und es gibt regelmäßige Tests. Ständiges Social Distancing mit Leuten außerhalb unserer Gruppe zu betreiben ist nicht immer einfach, vor allem weil die Kitecommunity so offen und freundlich ist. Zumindest in Drepano haben wir es geschafft, mit ein paar WCKA-Absolventen aus dem Vorjahr auf Distanz kiten zu gehen. So herausfordernd es auch manchmal ist – wir sind sehr froh, die Academy dieses Jahr überhaupt abhalten zu können. Wie haben Schüler und Eltern auf die Situation reagiert – gab es viele, die am Ende doch zurückgetreten sind? Ohne die Unterstützung und das Vertrauen der Eltern können wir unser Programm gar nicht durchziehen. Letztes Jahr hatten wir eine riesige Abschlussklasse und ja, ganz ehrlich, für den Start des neuen Schuljahrs im September rechneten wir mit einer wesentlich geringeren Schülerzahl. Am Ende wurden es doch zwölf, die sich trotz der Ausnahmesituation für die WCKA entschieden haben.
Cruz
HYBRID FOIL
949€ KOSTENLOSER VERSAND
CRAZYFLYSHOP.DE
Der Italiener Elias Ochner startete im September 2019 und machte im Mai dieses Jahres seinen Abschluss. Wem der 18-Jährige die WCKA empfehlen würde? „Jedem, der es liebt, zu kiten, zu reisen, neue Freunde zu gewinnen und gleichzeitig wertvolle Skills fürs Leben zu lernen. Meine Zeit in der WCKA hat mein Leben komplett verändert“
#141
— 5 ’ 20
81
LEIDENSCHAFT / DAS KITENDE KLASSENZIMMER
82
“ Um das Infektionsrisiko zu minimieren, hat die Schulverwaltung einen Pandemie-Reaktionsplan aufgestellt, an den wir unseren Schulalltag anpassen mussten An welchen Spots wart ihr in diesem Jahr bereits und welche Destinationen stehen in den Wintermonaten auf dem Plan? Durch die Reisebeschränkungen sind unsere amerikanischen Schüler im letzten Quartal in den USA geblieben. Mit dem Rest der Gruppe sind wir nach Griechenland gereist, wo ich gemeinsam mit Franco, unserem Medien-, Spanisch- und Biologielehrer (und Backmobe-Guru!) unterrichtet habe. Mit dabei war auch unsere Mentaltrainerin Katka, die die Schüler mit Mental-Coaching-Sessions unterstützte. Als Head-Coach kümmere ich mich um die sportlichen Zielsetzungen der Schüler, koordiniere unsere Kitesessions und morgendlichen Workouts. Zusätzlich unterrichte ich Literatur und Geschichte und leite
WCKA-FACTS
Welche (Kite-)Voraussetzungen sind nötig? Man muss kein Freestyle-Pro sein, um an der WCKA teilnehmen zu können. Die erforderlichen Voraussetzungen sind u. a. sicheres Höhelaufen und Kiten bei verschiedensten Bedingungen, Kenntnis von Vorrang- und Sicherheitsregeln beim Kiten sowie Self Rescue. Wie läuft ein WCKA-Schuljahr ab? Das Schuljahr ist in vier Etappen von je 1,5 Monaten eingeteilt, Start ist im September und der Abschluss des Schuljahres im Mai. In jedem Quartal reist die WCKA an einen anderen Spot.
„Seminar“ – einen Wahllehrgang, der die Schüler nach der WCKA auf die Uni vorbereitet. In Griechenland waren wir an den Freestyle-Playgrounds in Raches und Drepano. Jetzt sind wir weitergezogen nach Provenciales, eine Insel, die zu Turks und Caicos gehört. Ein echtes Paradies, das uns bis jetzt schon jede Menge Traumtage geliefert hat. Als Köchin ist in diesem Quartal meine Mutter dabei – bei uns bleibt also schon mal alles in der Familie! Aber Scherz beiseite. Innerhalb der Schule sind wir sehr bedacht darauf, sich ändernde Regelungen und Infektionsraten rundherum genau im Auge zu behalten, ebenso wie wir unsere Sicherheitsprotokolle penibelst einhalten. Wenn alles läuft wie geplant, fliegen wir rund um Neujahr weiter nach Südafrika.
Gearbeitet wird in Mentorengruppen, d. h. ein Lehrer betreut vier Schüler. Ein Schüler kann ab einem Semester bis zu vier Jahren teilnehmen. Welcher Abschluss ist möglich? Die Ausbildung in der WCKA entspricht der einer gymnasialen Oberstufe. Dazu kommt das Training auf dem Wasser und – nicht zu vergessen – die Lebenserfahrung, die man im Zusammensein mit der Gruppe und beim Reisen an verschiedenste Destinationen sammelt. worldclassacademy.com
PROFIZIRKUS / GKA KITE WORLD TOUR
84
TEXT: Janne Vollert, Kate Chandler | FOTOS: Svetlana Romantsova
GKA KITE WORLD TOUR GKA HYDROFOIL FREESTYLE SUPER GRAND SLAM FORTALEZA | 10. BIS 14. NOVEMBER+++GKA TWINTIP FREESTYLE SUPER GRAND SLAM ISLA DO GUAJIRU | 17. BIS 21. NOVEMBER
HYDROFOIL IN FORTALEZA FREESTYLE AUF DER ISLA DO GUAJIRU Die GKA (Global Kitesports Association) musste aufgrund der Pandemie seit März 2020 alle geplanten Tourstopps der Kite World Tour absagen. Um den Athleten dennoch die Möglichkeit eines Contests zu bieten, veranstaltete die GKA im Sommer das Distance Battle, einen Contest per Videoübertragung. Ende Oktober dann stand fest, es wird doch noch zwei Veranstaltungen der GKA Kite World Tour geben – in Brasilen. Der GKA Hydrofoil Freestyle Grand Slam Fortaleza vom 10. bis 14. November und der GKA Freestyle Super Grand Slam Isla do Guajiru vom 17. bis 21. November.
GKA FREESTYLE SUPER GRAND SLAM ISLA DO GUAJIRU | 17. BIS 21. NOVEMBER 2020
SUPERKITE BRASIL Die Athleten hatten nur wenig Zeit, sich zum SuperKite Brasil, dem GKA Freestyle Super Grand Slam auf der Isla do Guajiru anzumelden. Und nicht allen internationalen Topfahrern war es möglich, zum Event anzureisen. Dennoch hatten 37 Athleten gemeldet, 25 Männer und 12 Frauen. Im Feld 13 Rider*innen aus Brasilien, 10 bei den Männern und 3 bei den Frauen, unter ihnen die amtierende Weltmeisterin Mikaili Sol. Der starke und böige Wind auf der FlachwasserLagune der Isla do Guajiru waren für die Fahrer definitiv eine Herausforderung, aber das hinderte sie nicht daran, beeindruckende Leistungen zu zeigen und die höchsten Punktzahlen zu erreichen, die jemals in einem Wettbewerb vergeben wurden. Mit 12 Jahren jüngster Teilnehmer war der Brasilianer Davi Ribeiro. Gegen die „großen Jungs“ startete er seinen ersten Lauf mit einem ‚317 Grab‘, schied aber leider nach diesem Heat aus. Die größte Überraschung in diesem Wettbewerb war, dass Adeuri Corniel von Alex Neto mit einer der höchsten Gesamtpunktzahlen von 29.26 aus dem Rennen geworfen wurde, Guilherme Costa wurde zweiter dieses Heats. Absolut in Topform war Liam Whaley, mit einem ‚Mobe 7‘ erreichte er die Traumpunktzahl 10. Leider musste er aufgrund einer Knieverletzung, die er sich bei einem Sturz während eines ‚319‘ zuzog, den Wettbewerb vor-
zeitig beenden. Therese Taabbel und Pippa van Iersel sind zwar enge Freunde, auf dem Wasser aber heftige Gegner. Ihren ersten Heat gewann Pippa gegen Therese, die beiden warfen die dreifache brasilianische Meisterin Estefania Rosa und Alexandra Torres von den Kanarischen Inseln aus dem Wettbewerb. Beide waren vielversprechend, verfügten aber bisher noch nicht über die Erfahrung eines internationalen Wettbewerbs. Das Finale entschied die Weltmeisterin Mikaili Sol mit 36.17 Punkten für sich, den Sieg bei den Männern holte Maxime Chabloz.
ERGEBNISSE MÄNNER
1. Maxime Chabloz (Schweiz) 36.73 2. Erick Anderson (Brasilien) 34.33 3. Manoel Soares (Brasilien) 30.43 4. Juan Rodríguez (Kolumbien) 26.53
ERGEBNISSE FRAUEN
1. Mikaili Sol (Brasilien) 36.17 2. Rita Arnaus (Spanien) 30.96 3. Pippa van Iersel (Niederlande) 24.87 4. Claudia Leon (Spanien) 24.37 www.gkakiteworldtour.com/events/gka-freestyle-supergrand-slam-ilha-do-guajiru-2020/
PROFIZIRKUS / GKA KITE WORLD TOUR
86
TEXT: Kate Chandler, Janne Vollert | FOTOS: Svetlana Romantsova
GKA HYDROFOIL FREESTYLE SUPER GRAND SLAM | 10. BIS 14. NOVEMBER 2020
SUPERFOIL FORTALEZA Zum ersten Mal in der Geschichte des Kitesports fand ein internationaler Hydrofoil-Freestyle-Wettbewerb statt. Veranstalter war wie bei der Wave-Worldtour und der Freestyle-Worldtour die GKA (Global Kitesports Association), der Austragungsort Fortaleza, die Hauptstadt des Bundesstaates Ceara, eine pulsierende und kosmopolitische Strandmetropole mit rund 3 Millionen Einwohnern – für Kitefoiler ein idealer städtischer Spielplatz. Es war zudem auch das erste Mal, dass ein Kitesurf World Cup in Fortaleza stattfand – zeitgleich mit dem ersten internationalen Wingfoil-Freestyle-Contest. Der Superfoil Fortaleza ist der erste GKA Event seit Ausbruch der Pandemie. Der Veranstalter achtete strikt auf die Einhaltung der Hygienevorschriften. Jeder der neun Teilnehmer musste einen COVID-19-Test absolvieren, der zum Glück bei allen Athleten negativ ausfiel. Die Action auf dem Wasser konnte beginnen. Gleich am ersten Tag herrschten perfekte Bedingungen. Nach Registrierung und Eröffnungsfeier gingen die Athleten sofort aufs Wasser, ihnen war die Freude anzumerken, endlich wieder auf einem internationalen Wettbewerb starten zu können. Dazu noch vor der atemberaubenden Kulisse dieser Millionenstadt, in der die Wolkenkratzer direkt an die Uferpromenade wachsen. Erst zum Sonnenuntergang kamen die Athleten vom Wasser. Die Atmosphäre war elektrisierend, jeder von ihnen war gestocked
– nach so vielen Monaten der Isolation. Charles Brodel und Maxime Chabloz lieferten beide eine beeindruckende Show. Der Schweizer Chabloz hat einen multisportlichen Hintergrund, er ist Kitesurfer und Freeskier. Fred Hope, Loic Brismontier und Titouan Galea sind ebenso begeisterte Hydrofoil-Freestyler wie die lokalen Rider Nilson Costa und Pedro Vianna Silva. Der Veranstaltungsort liegt direkt vor der Küstenpromenade in Iracema. Die Bedingungen sind perfekt für Hydrofoil-Freestyle: Sideshore Wind mit 15 bis 25 Knoten und eine sauber laufende Welle. Ein Heat dauerte 5 Minuten, die Juroren bewerten die Ausführung, die Technik und die Vielfältigkeit der Tricks. In der Qualifikation belegte Brodel mit 25.60 Punkten vor Hope den ersten Platz. Maxime Chabloz kommt vom Twintip-Freestyle, er landete auf Platz 3, Nicolas March Paniza auf Platz 4. Im Finale konnte sich Hope gegen Brodel durchsetzen, im Minifinale um Platz drei siegte Chabloz gegen Galea.
ERGEBNISSE 1. Fred Hope 2. Charles Brodel 3. Maxime Chabloz
USA Frankreich Schweiz
www.gkakiteworldtour.com/events/gka-hydrofoil-freestyle-super-grand-slam-fortaleza-2020/
4
19 8
CE N
DA YS
H
G Atmos phärische 4****Zimmer, buchbar ab 16 Jahren
melia.com
Exzellente 4****Zimmer für jedermann (Miniclub wird angeboten)
melia.com
KI
TE
FU
BO AR
DI
N
ER
O
LI
TE
SI
VE
N
TU
RA
WE ARE
Kite Center
• Genieße deinen perfekten Kiteboarding-Urlaub
Windsurf Center
im weltweit größten Windsurf- & Kitecenter
• Das neueste 2020er Material von North
erwartet dich (jährlich 650 Kites und 250 Boards), kompletter Materialaustausch alle 6-12 Monate
• Top-Schulungen für alle Level exklusiv in der
• Erstklassige 4**** Unterkunft direkt am Spot.
Wähle zwischen dem exzellenten Hotel Meliá Fuerteventura und dem auf Erwachsene ausgerichteten INNSiDE by Meliá Fuerteventura
INFO & BUCHUNG: info@rene-egli.com | Tel: 928 54 74 83 | rene-egli.com
(mit rotierender Live-Webcam)
Fotos: © spot-shot.com, Roger Protzen, Tom Brendt
gezeitenabhängigen Lagune oder auf dem Meer, in kleinen Gruppen und mit lizensierten Lehrern
WINGFOILEN / EINE NEUE ÄRA IM WASSERSPORT
WINGFOILEN – EINE NEUE ÄRA IM WASSERSPORT
88
#141
— 5 ’ 20
W ingfoiling, Wingsurfing, Wingboarding – oder einfach Wingen. Noch ist nicht sicher, welcher Be-
griff sich durchsetzen wird. Sicher hingegen ist, dass Wingboarden eine der größten – wenn nicht sogar die größte Wasserboardsportart werden wird. Wir stehen erst am Anfang dieses noch jungen neuen Boardsports, erst seit einigen Monaten cruisen Wassersportler mit einem Wing durch Wellen oder über Flachwasser. Dabei ist Wingboarden nicht neu. Schon in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts waren einige Windsurfer zum Spaß mit einem Wing auf einem Board unterwegs. Damals konnte Wingen neben Windsurfen aber nicht bestehen, zu unausgereift waren die Konstruktionen, zu limitiert die Möglichkeiten. Das ist heute anders. Durch das Foilen bekam der Wing im Wassersport eine ganz andere Bedeutung. Denn mit einem Foilboard macht Wingen eben auch schon bei wenig Wind und in kleinen Wellen Spaß – und sogar auch im Flachwasser. Wingfoilen hat einen Riesenvorteil gegenüber allen anderen Wasserboardsportarten: Es gibt keine schlechten Bedingungen und keine ungeeigneten Spots. So gut wie jede Wasserfläche ist zum Wingfoilen geeignet. Besonders interessant für alle Wasserboardsportler, die weit ab vom Meer oder dem nächsten Kitespot wohnen. Nach Feierabend kurz mal ne Runde mit Spaß aufs Wasser ist mit dem Wing ab jetzt auch im tiefsten Binnenland möglich. Das ist der Grund, warum Wingboarden ein so riesiges Potenzial bietet. Besonders für Kiter, die im Binnenland wohnen, ist der Wingsport eine Riesenbereicherung – machbar bei Leichtwind und auf Binnenspots. Wingfoilen ist die nächste Herausforderung im Wassersport. Möglich auf der nächstgelegenen Wasserfläche – also gleich vor der Haustür. Aloha, Binnensee.
“ Wingfoilen hat einen
Riesenvorteil: Es gibt keine schlechten Bedingungen und keine ungeeigneten Spots
89
WINGFOILEN / EINE NEUE ÄRA IM WASSERSPORT
Wave Neben Freestyle die absolute Königsdisziplin im Wingboarden. Macht auch in kleinen Wellen und bei wenig Wind Spaß, also in Bedingungen, in denen Surfen, Kiten und Windsurfen nicht möglich oder nervig ist.
90
Freestyle
Im Wingfoilen ist alles möglich. Auch Freestyle. Echt beeindruckend, was die Profis während des SuperFoil/ GWA Wingfoil Super Grand Slam, dem ersten internationalen WingFreestyle-Wettbewerb in Fortaleza/ Brasilien im November 2020 gezeigt haben.
#141
— 5 ’ 20
Sprünge
Okay, nicht so hoch und lange wie beim Kiten. Aber dennoch spektakulär. Und einfacher als beim Windsurfen. Wer mit dem Wingen beginnt, braucht auf Airtime also nicht zu verzichten. 91
Spots
Es gibt keine ungeeigneten Spots Wingboarden ist auch überall dort machbar, wo Kiten und Windsurfen entweder nicht möglich ist oder keinen Spaß macht. So gut wie jeder Tümpel, See oder Fluss wird zum Wingspot. Gerade Kiter, die im Binnenland leben, wird Wingfoilen reizen, da jeder einen geeigneten Spot in der Nähe hat.
WINGFOILEN / EINE NEUE ÄRA IM WASSERSPORT
Wenig Material
Ein Wing, ein Board, ein Foil – Wingfoilen braucht wenig Material. Und ist vergleichsweise günstig, eine Ausrüstung kostet rund 3.500 Euro. Erfreulich auch, dass mit nur einem Wing ein schon sehr großer Windbereich abgedeckt werden kann.
92
Contests
Im Moment gibt es bereits Wettbewerbe im Freestyle und im Race, wie hier während des Engadinwind auf dem Silvaplaner See (Schweiz), dem ersten offiziellen Showevent im August 2020, veranstaltet von der GWA (Global Wingsports Association). Das Interessante an Wing-Races ist, dass Kurse auf engstem Raum gesteckt und Rennen schon bei minimalem Wind gestartet werden können. Auch an Spots, an denen Windsport ansonsten nicht möglich ist – aber gut vom Publikum von Land aus beobachtet werden kann. Wir dürfen gespannt sein, vielleicht wird Wingfoilen ja sogar olympisch.
#141
— 5 ’ 20
Spielerisch
Wingfoilen ist dynamisch, kraftvoll, akrobatisch und spielerisch zugleich. Tricks und Richtungswechsel sind auf engstem Raum möglich. Das Equipment ist leicht. Auf einem Wingboard hat der Rider ein absolut freies Gefühl. Besonders cool in der Welle – und beim Freestyle auf engstem Raum..
93
Wohin geht die Reise? „Es wird abgehen, das Wing Ding“, so Henning Nockel. „Wingen ist der Crossoversport aller Watermen“, sagt Sven Grunwald. Wingboarden steht erst am Anfang, ist heute dort, wo Kiten vor 20 Jahren war. Experten sind sich aber schon jetzt einig: Wingen hat ein Riesenpotenzial, ist die nächste Herausforderung im Boardsport. Wingboarden wird eine der größten Wasserboardsportarten – wenn nicht sogar die größte.
WINGFOILEN /INTERVIEW HENNING NOCKEL
94
“ Ich habe Klaas gesagt, er soll uns zwei Wings besorgen. Mir war es egal, was es kostet. Ein paar Wochen später hatte er einen. Aber nur einen
SPOT: Weißenhaus | FOTO: Klaas Voget
#141
— 5 ’ 20
W I NG D I NG – Hawaii vor die Tür gelegt
95
INTERVIEW MIT HENNING NOCKEL INTERVIEW: Dirk Seifert | FOTOS: Klaas Voget, Ute Rodwald, Henning Nockel
Henning Nockel ist ehemaliger Windsurf-Profi und einer der bekanntesten und erfolgreichsten Watermen in Deutschland. 1988 begann der heute 48-Jährige mit dem Windsurfen, war Deutscher Meister im Wave. Seit 1999 Ist Nockel mit dem Kite unterwegs, war Dritter der Deutschen Meisterschaft im Freestyle. Heute arbeitet der gebürtige Kieler als Fotograf. Nockels neuste Leidenschaft ist das Wingfoilen. Beim Engadin Wind, dem ersten offiziellen Show-Event im Wingfoilen belegte er im August den zweiten Platz, auf dem Ammersee siegte er beim ersten offiziellen Contest im Freestyle, Race und Best-Trick, ist also zurzeit Deutschlands erfolgreichster Wingfoiler.
WINGFOILEN /INTERVIEW HENNING NOCKEL
M
oin Henning. Du hast im Herbst auf dem Ammersee die besten deutschen Wingfoiler im Contest hinter dir gelassen. Mit Mitte vierzig. Sag‘ mal, wie machst du das? Haha, wohl über die Watertime. Ich bin sehr viel auf dem Wing Ding unterwegs gewesen die letzten Monate, darin liegt sicher im Moment mein Vorteil. Du bist der bekannteste Deutsche Waterman. Du bist erfolgreicher Windsurfer, Surfer, Kiter, Standuppaddler und jetzt auch Wingfoiler. Mit welchem Board hast du eigentlich begonnen? Und wann war das? Angefangen habe ich mit dem Skateboard, als ich in der Grundschule war – Liebe auf den ersten Blick! Auf dem Wasser dann mit dem Windsurfboard meiner Schwester. Ich denke, ich war 16 oder 17. Meine Schwester hat das Board erst wieder zurückbekommen, nachdem ich mein eigenes hatte. Wie lief deine weitere Boardsport-Historie ab? Mit 18 war ich das erste Mal allein auf Maui. Ich konn-
96
te nicht mal eine durchgeglittene Halse. Eigentlich war geplant, mit einem Kumpel nach Barbados zu fliegen, dafür hatte ich fast zwei Jahre lang gespart. Der hat mich aber kurz vorher hängen lassen. Ich bin dann spontan nach Hawaii. Es war die einzige Destination, die mir einfiel und die ich in- und auswendig kannte – aus den Magazinen. Meine Mutter hat mich dabei – so gut sie es als alleinerziehende Mutter von drei Kindern konnte, unterstützt. Als ich von Hawaii zurück war, habe ich meine Lehre von einem zum anderen Tag geschmissen! Der Grund war, dass mein Chef mich angeraunzt hatte – nicht mal doll. Im Nachhinein glaube ich, ich konnte in dem Moment damals nicht anders. Mein Vater war kurz vorher gestorben und ich hatte keinen Bedarf an weiteren Sorgen. Außerdem hatte ich nach Hawaii nur noch eine Sache im Kopf: Wie schaffe ich es, Profi zu werden. Dann kamen sehr viele Jahre Reisen, Windsurfen und Contest. Als dann in Frankreich das Kiten aufkam, habe ich mir zusammen mit ein paar Freun-
“ Ich hasse es, wenn man kopiert. Ich habe immer Angst, dass ich womöglich jemandem etwas nachmachen könnte. Das wäre mein Albtraum!
#141
— 5 ’ 20
“ Wenn man etwas einfordern muss, ist es auch schon nicht mehr soviel wert für mich. Ich bin da manchmal voller Widersprüche
SPOT: Nørre Vorupør | FOTO: Ute Rodwald
den unsere ersten Kites aus dem Ausland geholt. In Deutschland konnte man zu der Zeit noch nichts kaufen. Wir waren sofort angefixt und der Rest ist Geschichte. Wellenreiten habe ich die ganzen Jahre gemacht, seit meinem ersten Winter auf Hawaii. Skateboarder bin ich auch immer noch, wann immer mir der Sinn nach einer Session steht. Du kommst aus Kiel, lebst heute noch dort, 200 Meter vom Wasser entfernt. Den europäischen Winter verbringst du in Kapstadt. Warst du eigentlich irgendwann mal länger vom Wasser entfernt? Tatsächlich ja, so ein- bis dreimal im Jahr. Immer dann, wenn ich zum Fotografieren mit einem meiner wichtigsten Kunden in den Wüsten dieser Welt unterwegs bin. Mein persönlicher Rekord liegt bei acht Wochen. Das war in der Kasachischen Wüste, danach hab ich mich in Almaty erstmal zwei Stunden im Hotel in die Badewanne gelegt und Surfvideos geschaut. Übrigens bin ich nicht mehr im Winter für mehrere Monate in Kapstadt, schon seit zwei Jahren nicht mehr. Deine größten Erfolge im Windsurfen? Ich sehe es als Erfolg, dass ich immer relativ fit und unverletzt geblieben bin, obwohl ich immer versucht habe, jedes neue Manöver zu lernen. Und auch dass ich die Begeisterung für den Sport behalten habe. Das sind – glaube ich – die beiden größten Erfolge im Windsurfen für mich. Und im Kiten? Ähnlich wie beim Windsurfen: gesund und sportlich durchgekommen zu sein. Ich verdanke beiden Sportarten einen Großteil meines bisherigen sehr abenteuerlichen Lebens. Die Länder, die ich gesehen habe, die Wellen, die ich reiten durfte und die Menschen, die ich kennengelernt habe, das verbinde ich zu großen Teilen mit Windsurfen und Kiten. Für mein bescheidenes Leben ist das ein wichtiger Erfolg, denn es ist ein großer Teil von mir. Als du ‘99 mit dem Kiten begonnen hast, wie häufig warst du danach noch windsurfen? Oh, am Anfang noch sehr viel. Ich habe es aber weniger kommuniziert, weil ich das Gefühl hatte, dass es meiner „Außen-Wahrnehmung“ beim Kitesurfen im Wege stand. Soll heißen, mich hat es gewurmt, dass andere, die nicht halb soviel wie ich auf dem Wasser waren, mehr als Kitesurfer und Aushängeschild für den Sport wahrgenommen wurden als ich. Es war scheinbar kompliziert, mich einzustufen. Was ist er nun? Windsurfer oder mehr Kiter? Das hat mich sponsorentechnisch eingeschränkt. Für mich persönlich war es egal. Es ist kompliziert zu erklären. Auf jeden Fall bin ich dann offiziell mehr gekitet, weil das für mich Priorität hatte. Und als Wingfoiler, wie oft warst du dann noch kiten? Da war es ein bisschen anders als beim Kiten.
97
WINGFOILEN /INTERVIEW HENNING NOCKEL
98
„ In den letzten Monaten hatte ich öfter das Gefühl, meine Arbeit als Fotograf ist gescheitert. Ich bin fotografisch eigentlich nicht existent, wenn ich das mal so provokativ sagen darf Meine Kite- und Windsurfkarriere, wenn man sie so nennen will, habe ich versucht, bewusst zu beenden. Also rein theoretisch bzw. offiziell, denn auf dem Wasser war ich natürlich noch. Für mich war einfach der Zeitpunkt gekommen, eine neue Aufgabe und eine neue Herausforderung zu suchen. Ich wollte mich einfach außerhalb des Sports ausprobieren. Nicht immer Sponsoren fragen müssen, ob dies oder das geht, ob das Budget erhöht werden kann und so weiter. Ich hatte gehofft, Fotografie ist mein Tool! Jetzt kam mir aber so dermaßen das Wingen in die Quere, dass ich einfach nicht mehr nein sagen konnte! Es ist so, als hätte man mir Hawaii vor die Tür gelegt, um mich herauszufordern. Ich weiß, das hört sich lustig an, aber der Sport ist wie für uns in Deutschland gemacht, und den konnte ich ja nicht sausen lassen. Schlechte Bedingungen gibt es nicht, du kannst loslegen, wenn es ein paar Knoten Wind und genug Wassertiefe für das Foil gibt. Um auf die Frage zurückzukommen, im Moment mache ich nichts mehr außer Wingen, selbst zum Fotografieren komm ich kaum noch, Zumindest fühlt es sich so an! Ich werde aber immer Windsurfer, Kiteboarder, Wellenreiter und auch Skateboarder bleiben! Wenn man das viele Jahre und so begeistert wie ich
gemacht hat, werden diese Sportarten ein Teil von dir, dein Lifestyle – ein Stück deiner Identität. Außer Boards – gibt es auch andere Sportgeräte in deiner Garage? Nein! Ich kann nur Boards! Alles andere kann ich nicht. Du machst alles sehr konsequent. Ist das nur im Sport so – oder zieht sich das auch durch andere Bereiche deines Lebens? Ich weiß nicht, ob ich alles sehr konsequent mache. Manchmal fühlt es sich an, als würde ich nichts stark und intensiv genug machen. Es ist so, wenn ich etwas liebe, liebe ich es aus ganzem Herzen. Ich bin sehr ehrgeizig – ja, sehr sogar, manchmal fast schon besessen. Obwohl, ich mag es nicht, wenn etwas verkrampft wird und nicht spielerisch ist. Ich hasse es, wenn man kopiert und ich habe immer Angst, dass ich womöglich jemandem etwas nachmachen könnte. Das wäre mein Albtraum! Das hört sich sicher übertrieben an, aber den Anspruch habe ich für mich selbst – das ist auch mein Motor. Ich habe sehr hohe Ansprüche an andere, aber ich kommuniziere die nicht gern. Wenn man etwas einfordern muss, ist es auch schon nicht mehr soviel
#141
— 5 ’ 20
wert für mich. Ich bin da manchmal voller Widersprüche. Aber konsequent bin ich mit dem, was ich in dem Moment machen will – das ziehe ich immer durch! Schon als ich mit 18 meine Lehre geschmissen habe, wusste ich eigentlich sofort, dass es für mein Leben richtig war. Ich habe das bis heute keinen Tag bereut. Nur an meinen damaligen Chef musste ich noch öfter denken. Meine Art, einfach abzuhauen, war im Nachhinein nicht okay und ich hoffe, er hat es sich nicht zu sehr zu Herzen genommen. Dass der Azubi kurz vor Abschluss der Lehre nach einem kleinen Streit am Morgen nie wieder aus der Mittagspause zurückkam, konnte er schließlich nicht ahnen. Und am Ende hatte es auch nichts mit ihm zu tun, denn er war echt in Ordnung.
“ Ich mag keine totale Effizienz, das ist der Tod einer Gesellschaft. Freiheit bedeutet, sich auch mal Zeit nehmen zu können. Luxus ist, auch mal verschwenderisch sein zu können
Hast du so etwas wie ein Lebensmotto? Was treibt dich an? Was ist dir wichtig? Loyalität, Freude, Freiheit, Ehrgeiz, Mut, Liebe, Leidenschaft – das ist mir wichtig. Ich hasse die totale Effizienz, das ist der Tod einer Gesellschaft! Freiheit bedeutet, sich auch mal Zeit nehmen zu können. Luxus ist, auch mal verschwenderisch sein zu können. Nicht aber mit dem Gut anderer. Mein Motto: Wer gerne lacht, muss auch mal für Spot sorgen können. Ich halte viel von mir und bin stolz auf mich. Aber ich kann auch über mich lachen und ich habe nichts dagegen, wenn das andere auch tun. Sich selber nicht zu ernst zu nehmen, ist, was ich meinen Kindern gern weitergeben möchte. Aber mit dem festen Glauben daran, das man der Einzige ist, der in der Lage ist, es so zu machen, wie man es eben macht. Du warst lange Zeit Windsurf-Profi. Hast vom Windsurfen leben können. Heute verdienst du dein Geld als Fotograf. Seit wann lebst du von der Fotografie? Was das Windsurfen angeht, das stimmt so nicht ganz! Ich konnte immer nur „überleben“ bzw. mich irgendwie durchwurschteln! Ich konnte keinen normalen Lebensunterhalt davon bezahlen, Miete, Versicherungen, Geld zur Seite legen etc. war nicht möglich. Ich habe das, was ich gemacht habe, immer mit Spaß gemacht und auch ein bisschen, ohne sehr weit nach vorne zu schauen! Ich musste das machen, weil es aus mir kam, es ging kein Weg dran vorbei … ich würde es wieder machen! Profi habe ich mich selbst nie genannt. Ich lebe seit etwa zehn Jahren von der Fotografie, es hat sich so ergeben. Wie bist du zur Fotografie gekommen? Und was war dein Auslöser, in der Fotografie professionell zu werden? Meine Mutter sagt immer, es gibt keine Zufälle – und so bin ich wohl auch zur Fotografie gekommen. Professionalität ist eigentlich nie mein Anspruch, also nicht im klassischen Sinn. Gut zu werden in dem,
was du machst, das gefällt mir. Ich mag keinen Stillstand. Ich gucke nicht übertrieben gern zurück und schwelge lange in Erinnerungen. Ich verfolge das, was mich erfüllt und was mir Spaß macht. Ein guter Nebeneffekt davon ist, dass man dadurch oft besser wird als andere. Mir fällt es relativ leicht, mit Leuten zu plaudern, mich auf mein Gegenüber einzulassen. Das ist sicherlich nicht unbedingt hinderlich in der People- und Reportage-Fotografie, wie ich sie hauptsächlich mache. Durch eine wirre Verwicklung von mehr oder weniger zufälligen Umständen und Begegnungen bin ich dann an einen Job als Fotograf für ein Königshaus gekommen. Und dort bin ich jetzt seit rund zehn Jahren quasi als Haus- und Hoffotograf tätig. Geld zu verdienen war ein Plus, mich hat aber vor allem die Herausforderung und das Abenteuer neugierig gemacht – das war meine Motivation. Mir gehts darum, dass ich das mache, was mich zufrieden und glücklich macht. Es ist ein Luxus, wenn man dem Geld nicht zu viel Beachtung schenken muss. Ich weiß selbst nicht, ob ich mir diesen Luxus immer leisten können werde. Aber ich habe meine Entscheidungen selten vom Finanziellen abhängig gemacht. Vielleicht hätte ich es das eine oder andere Mal eher tun sollen (lacht). Henning Nockel als Fotograf. Wo siehst du dich? In den letzten Monaten hatte ich öfter das Gefühl, meine Arbeit als Fotograf ist gescheitert. Ein Großteil meiner Bilder, die ich den letzten zehn Jahren fotografiert habe, kann ich nicht zeigen, denn sie sind exklusiv für meinen Kunden. Wenn du deine Bilder nicht zeigen kannst, hast du es schwer, dir als Fotograf über deinen Kundenstamm hinaus einen Namen zu machen. Ich meine, ich liebe meine Arbeit und Fotografieren ist das Einzige neben dem Surfen, was mich wirklich total erfüllt und begeistern kann. Ich werde sicher nie aufhören zu fotografieren und visuell kreativ zu arbeiten. Aber ein Teil der Anerkennung und Jobs werden auch nach Bekanntheit vergeben und ich bin fotografisch eigentlich nicht existent, wenn ich das mal so provokativ sagen darf. Es hat zwar immerhin zehn Jahre gereicht, einen sehr wohlhabenden Kunden, der sich Zweifels ohne jeden Fotografen leisten kann, zufriedenzustellen, aber ist das heute genug? Nein! In der jetzigen Situation mit dem Virus sind alle Reisetätigkeiten und Jobs, die ich international gemacht habe, auf Eis gelegt. Das ist schon manchmal ganz schön frustrie-
99
WINGFOILEN /INTERVIEW HENNING NOCKEL
“ Der Wing macht aus einem See, einem Fluss oder miesen Bedingungen an der Nord- und Ostsee ein Traumrevier. Wellen oder selbst die kleinste Dünung abzugleiten hat ein Potenzial, was vielen erst noch bewusst werden muss. Das dauert vielleicht noch
100
rend. Akquise ist nicht meine Stärke, das habe ich leider oft schon feststellen müssen. Aber ich gucke immer nach vorne – und es wird sich sicher wieder was ergeben. Umso mehr habe ich jetzt gerade Zeit zum Wing Dingen. Wahrscheinlich eine Fügung des Schicksals. Fotografieren kann ich zwischenzeitlich für Sponsoren und meine Kreativität tobe ich ein bisschen in meinen Youtube-Videos aus. Fotografie und Surfen. Wo entsteht die Verbindung? Für dich, rein persönlich. Na, bei der Leidenschaft denke ich, ganz klar! Ich kann nur da gut sein, wo ich Spaß und Leidenschaft empfinde. Bei beiden Sachen ist es so, dass, wenn man es intensiv macht und viel Zeit reinsteckt, es in Fleisch und Blut übergeht. Und dann wird es in meinen Augen richtig gut. Dann wird Surfen oder Fotografie zu einem verlängerten Arm deiner Intuition, deiner Spontanität und am Ende deiner Selbst. Bilder besitzen für mich nicht den Anspruch, technisch perfekt zu sein – aber emotional müssen sie sein. Sie müssen etwas transportieren. Surfen ist da ähnlich, du kannst einem Surfer zugucken, der einen harten Move an den anderen reiht, surft er aber ohne Ausdruck und ohne Seele, kommt für den Betrachter nichts an. Und so ist es auch beim Fotografieren – jedenfalls bei der Art Fotografie, die ich bevorzuge und die mich anspricht.
Du bist viel unterwegs. Eigentlich ständig auf Reisen. Wie lange hält es dich an einem Ort? Am liebsten nicht lange! Mein Riesenglück war, dass ich ein paar Plätze gefunden habe, an denen ich zwar weit weg von zu Hause war, mich aber heimisch gefühlt habe und immer noch fühle. Wenn ich die letzten Jahrzehnte jeweils sechs Monate auf Hawaii oder in Afrika war, da konnte ich dann gut an einem Ort sein. Auch heute, hier in Kiel, bin ich an einem sehr schönen Ort, wo ich an den Strand zum Wingen laufen kann. Hier halte ich es zurzeit sehr gut aus. Es ist wirklich absurd, aber der Sport kam zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben – fast wie ein Wunder. Ich kann direkt vor der Haustür Spaß auf dem Wasser haben und eine halbe Stunde später mit den Kindern im Garten sitzen und spielen. Wenn ich nicht muss, bewege ich manchmal tagelang mein Auto nicht, das ist besonders seit der Pandemie extrem so. Gerade zu dieser Zeit kommt es mir fast pervers vor zu reisen. Ich verspüre so wenig Lust darauf, wie noch nie in meinem Leben. Aber ich war auch in den letzten 30 Jahren nie so lange an einem Ort wie jetzt. Das Wing Ding macht einiges noch besser an meinem Wohnort. Wie bringst du alles mit deiner Familie unter einen Hut? Wie schon erwähnt, bin ich viel zu Hause und trotzdem auf dem Wasser. Wir arbeiten beide
#141
— 5 ’ 20
selbstständig und können unsere Zeit relativ frei einteilen. Das ist ein Luxus. Durch den Virus haben wir zwar beide sehr starke Einkürzungen hinnehmen müssen, beruflich und auch finanziell meine ich, aber das ist okay. Wir konzentrieren uns auf den Alltag mit der Familie, versuchen aus der Situation das Beste zu machen. Bis vor drei Jahren haben wir noch in Hamburg gewohnt und dort auch unser erstes Kind zur Welt gebracht. Ich kann gerade nur drei Kreuze machen, dass ich im Moment nicht soviel in der Großstadt sein muss, nur mal zwischendurch auf einen Job. Wenn ich zum Arbeiten auch mal ein paar Wochen unterwegs bin, mit dem Scheich oder was auch immer, dann bin ich anschließend wieder ein paar Wochen am Stück jeden Tag zu Hause. Wer kann das schon so sagen. Wingsurfen. Was daran ist das Faszinierende für dich? Die Frage ist richtig gestellt: für mich! Das kann ja für jemand anderen eine ganz andere Bedeutung haben. Für mich ist das Faszinierende, dass es leicht spielerisch daherkommt. Du kannst Manöver zusammenfügen und kombinieren – fast schon vergleichbar mit einem Tanz. Du kannst heizen oder fliegen – oder einfach nur schwerelos und leise über die Wasseroberfläche gleiten. Du hast kaum Widerstand am Flügel und der Wing ist so nah an dir dran, dass er auch mal vernachlässigt werden kann, z. B. beim Wellenabreiten oder bei Manövern. Das macht den Sport perfekt für viele Strände dieser Welt. Aber vor allem macht der Sport aus einem See, einem Fluss im Inland oder miesen Bedingungen an der Ost- oder Nordsee ein Traumrevier zum Surfen. Wellen oder selbst die kleinste Dünung abzugleiten hat ein Potenzial, was vielen erst klar werden muss. Das dauert vielleicht noch ein paar Jahre! So lange genießen wir besser die Ruhe und den Platz! Aber ich kann auch verstehen, wenn jemand das nicht unbedingt ausprobieren will, weil er vielleicht seinem Sport gegenüber unantastbar loyal sein will, kein Geld dafür übrighat oder die Zeit nicht für noch eine Herausforderung aufbringen will. Mir hat‘s grad super in den Kram gepasst, für mich ist es, als hätte man den Sport für mich erfunden. Totale Begeisterung!! Den Rest müssen die anderen für sich entscheiden. Wie hast du begonnen? Ein paar Monate bevor das mit dem Wingen aufkam, habe ich mir ein Surf-Foil-Board zum Wellenreiten gekauft und wollte unbedingt Wellen an der Nordund Ostsee foilen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie lange man auf einer schwachen Welle hier bei uns reiten kann. Ja, und dann kamen Gerüchte auf, das da an so einem Wing-Prototypen gebastelt wird. Ich war sofort begeistert. Ich hab Klaas gesagt, er soll uns zwei Wings besorgen. Mir war es egal, was es kostet. Ein paar Wochen später hatte Klaas einen Wing. Aber nur einen. Nach viel Rumgenerve und ein paar weiteren Tagen hatte ich dann auch
einen. Wir haben auf superkleinem Stuff gelernt, mit zu wenig Volumen und zu kleinen Foil-Flügeln. Aber wir hatten nichts anderes, sind trotzdem gewingt – und waren begeistert. Okay, du bist ein Waterman. Auf jedem Board zuhause. Was rätst du einem Freizeitkiter, wie er am besten mit dem Wingsurfen beginnt? Man kann den Einstieg mit einem Schirm, einem Board und einem Flügel machen! Ich habe die ersten Monate mit so einer Mini-Ausrüstung gelebt und viel darauf gelernt. Jetzt ist das Material von der Entwicklung wesentlich weiter, also sollte es kein Problem sein das passende zu finden – außer, es ist gerade wieder ausverkauft. Wer will kann sich meine Youtube Videos angucken, wo ich alle Fragen über Größen, Körpergewicht, Revier und alles Wissenswerte erkläre – nicht nur wenn man Anfänger ist und eine Kaufberatung braucht. Ein ganz wichtiger Tipp noch: Kauft nicht zu billig. Lieber qualitativ gut, es ist leider viel Schrott auf dem Markt, weil jeder jetzt „ne schnelle Mark“ abgreifen will. Für mich, der sich damit nun lange und ausgiebig beschäftigt hat, ein Schlag ins Gesicht, was einigen Anfängern ans Herz gelegt wird. Mit welchem Material sollte ein Einsteiger beginnen – und wie schnell muss, kann oder sollte er nach den ersten Metern auf anderes Material umsteigen – und auf welches? Das ist sehr davon abhängig, wo und bei wie viel Wind man raus will. Welche Vorkenntnisse man hat, wie schwer derjenige ist etc. Am Anfang großes Material, mindestens 20 bis 30 Liter über Körpergewicht oder mehr fürs Board, 1750er-2000er Flügel, lange Fuselage, an Wings 4 m, 5 m oder 6 m – je nach Gewicht und Körpergröße. Aber das erkläre ich auch alles ausführlich auf meinem Kanal (Wing Ding Tutorials), wenn jemand sich die Zeit nehmen und es genau wissen will. Wingsurfen macht im Moment nur mit einem Foilboard Sinn. Meinst du, dass es auch Wingboards ohne Foil geben wird, die leichter zu fahren sein werden? Kann ich mir eigentlich im Moment nicht vorstellen. Es geht beim Wingsurfen ja darum, mit wenig Wind und fast ohne Widerstand zu fliegen. Sollte das Board auf der Wasseroberfläche sein, geht die ganze Idee, das spielerische Dahingleiten, verloren. Man hätte zu viel Druck auf den Armen und das ganze Prinzip des Sports – die Leichtigkeit – ist nicht mehr gegeben.
“ Das ist das Tolle an dem Sport, du brauchst nicht viel Platz und keine außergewöhnlichen Bedingungen. Es wird abgehen!
101
WINGFOILEN /INTERVIEW HENNING NOCKEL
RIDER: Klaas Voget SPOT: Hanstholm/DK FOTO: Henning Nockel
“ Wenn man etwas intensiv macht und viel Zeit reinsteckt, geht es in Fleisch und Blut über. Und dann wird es in meinen Augen auch richtig gut. Dann wird es zu einem verlängerten Arm deiner Intuition, deiner Spontanität und am Ende deiner Selbst
102
Wohin wird deiner Meinung nach die Reise im Wingsurfen gehen?Im Material und in den Disziplinen? Ich teste eigentlich die ganze Zeit ausführlichst alle möglichen Fabrikate und auch neue Prototypen. Ich kann mit Gewissheit behaupten, dass es spannend wird und wir noch viele gute Weiterentwicklungen erwarten können. Der Sport wird noch leichter zu erlernen sein als jetzt schon. Ich sage, dass Wing Ding wird durch die Decke gehen! Vor allem auch in der „Micro Welle“. Selbst auf Seen kann man kleinste Wind-Swells abcurven und Spaß haben. Das Potenzial ist riesig! An Disziplinen wird es Freestyle und Wave geben. Race oder Boardercross kann ich mir für die Zukunft auch sehr spannend vorstellen. Da müssen Kurse nur kurz und interessant gehalten werden zum Zuschauen. Aber das ist beim Wingen kein Thema, du brauchst kaum Platz. Es ist möglich, es z. B. vor die Osloer Oper zu bringen und da volle Action zu zeigen oder meinetwegen auch in Hamburg auf der Binnenalster. Das ist das Tolle an dem Sport, du brauchst nicht viel Platz und keine außergewöhnlichen Bedingungen. Es wird abgehen!! Seitdem du wingfoilst, warst du kaum noch kiten. Meinst du, dass es vielen Kitern so gehen wird? Gut möglich. Du wirst immer Leute haben, die gern Neues ausprobieren wollen und Leute, die da eher zögerlich sind, aus unterschiedlichsten Gründen. Wenn jemand begeistert ist vom Kitesurfen, gibt es keinen Grund, das nicht mehr zu tun. Ich habe aus verschiedensten Gründen nach über 20 Jahren das Gefühl gehabt, alles gesehen und gemacht zu haben. Das hat mich dazu bewegt, offen für eine
neue Sportart zu sein. Gerade weil ich die PionierStimmung eines ganz neuen Sports liebe, wo alles noch offen und frei ist. Das war auch ein Teil meiner Begeisterung fürs Kiteboarden, der sich dann über die Jahre abgearbeitet hat. Ich denke, es wird einen Hype geben, der sich dann auch wieder – nach einer Anfangshysterie zumindest – ein bisschen legen wird. Aber erstmal werden es sicher viele ausprobieren wollen. Man kann förmlich die Energie spüren, die sich gerade ums Wing Dingen auftut! Wingboarden ist noch jung, steht am Anfang seiner Entwicklung. Was meinst du, wie hoch ist das Potenzial? Wie groß wird der Wingsport? Hättest du gedacht, Kiteboarden wird mal so groß, als wir damals angefangen haben? Die ersten Jahre, wo man noch jeden persönlich kannte, der gekitet ist? Es wird sich viel tun, viele haben absolut keine Vorstellung, wie groß das Potenzial ist. Es wird Wellenreiter, Windsurfer, Kiter und auch Leute ohne Wassersporterfahrung ansprechen. Nicht jeden, aber eine Menge. Für dich persönlich: Wingfoilen wird wohl nicht die letzte neue Boardsportart sein. Sofern es wieder etwas Neues geben wird, wirst du wieder vorne mit dabei sein? Ich hoffe doch sehr! Ich kann mir im Moment zwar noch nicht vorstellen, was da noch kommen soll, aber sicher ist, es wird was kommen! Und wenn es geil ist, werde ich es mir hoffentlich nicht durch die Lappen gehen lassen! Wir sehen uns auf dem Wasser. www.henningnockel.com | www.heimwaerts.com
W A V E / D O W N W I N D / F R E E R I D E
S IZES :
3,3 / 4 / 5 / 6
A DDI C T ED TO P ROG RES S A ND I N N OVAT I O N . LEA RN EVERY T HI NG A BOUT T HE T EC H N I CA L DETA I LS HERE: D UOTON ESP ORTS.COM
WINGFOILEN/DAS BRAND BREITER AUFSTELLEN
DAS BRAND BREITER AUFSTELLEN INTERVIEW: Dirk Seifert | FOTOS: Crystal Veness
INTERVIEW mit Christoph Hesina 104
zum Flysurfer Wing
Flysurfer wird im Frühjahr 2021 mit einen eigenen Wing auf den Markt kommen. Produktname: Mojo. Der Mojo wird in sechs Größen lieferbar sein, entwickelt wurde der FS Wing von Maximilian Kühnhauser. Im Testteam viel Prominenz: Benni Boelli, Luke McGillewie, Florian Gruber, Theo de Ramecourt, das Levitaz- und ShinnTeam sowie der Marketing Manager Christoph Hesina, den wir auch zum Interview getroffen haben. Er lässt die Katze nicht komplett aus dem Sack, denn der Mojo kommt erst im nächsten März auf den Markt, verrät aber trotzdem einige Details, was wir in 2021 von Flysurfer im Wingfoilen erwarten dürfen. Hallo Chris, wie lautet der Produktname eures Wings? Mojo. Die Libido, die Kraft des Lebens, die Essenz, das richtige Mittel, um Spaß zu haben. Wann wird der Mojo auf den Markt kommen? Ab März 2021 werden die Mojos in den Läden erhältlich sein. In welchen Größen wird euer Wing verfügbar sein? Wir starten mit den Größen 2.8, 3.5, 4.5, 5.2, 6.2, 7.0 Habt ihr schon Preise? Die Preise werden im März mit der Produkteinführung veröffentlicht.
#141
— 5 ’ 20
“ FLYSURFER IST BEKANNTLICH IMMER OFFEN, NEUE WEGE ZU GEHEN
105
RIDER: Crystal Veness und Luke McGillewie | SPOT: Capetown/SA
WINGFOILEN/FLYSURFER
Wer hat euren Wing entwickelt? Maximilian Kühnhauser ist der kreative Kopf und Verantwortliche für das Mojo-Projekt. Unser internes Testteam besteht aus Benni Boelli, Luke McGillewie und meiner Person. Unterstützt wurden wir außerdem von Florian Gruber, Theo de Ramecourt, Levitaz Kitefoils und Shinn. Wir legen großen Wert auf einen breiten Test und Feedback diverser Partner, die in verschiedenen Regionen lokalisiert sind. Was ist das Besondere am Mojo, wie unterscheidet er sich von den Produkten der Mitbewerber? Wir haben viel Wert auf die Benutzerfreundlichkeit gelegt und sind unserer Linie, dem großen Einsatzbereich, treu geblieben. Der Mojo ist über zwei separate Ventile aufblasbar und hat mehrere Fenster, um die Übersicht zu behalten. Die Besonderheit neben dem hervorragenden Vortrieb ist die ausbalancierte Kräfteverteilung durch den im vorderen Drittel platzierten Auftriebsschwerpunkt. Der Mojo ist leistungsstark und leicht kontrollierbar.
106
Wie siehst du euren Wing im Vergleich zu euren Kites? Als Konkurrenzprodukt oder als Bereicherung? Wir sehen diesen als eigenen Sport und als Bereicherung. Ich persönlich sehe enormes Potenzial an unzugänglichen Spots und eine sichere Art, Wassersport auszuüben. Im Schwachwind ist Kiten immer die bessere Wahl. Wingen kommt erst ab 10 Knoten wirklich zum Leben und macht besonders in der Welle Spaß. Na, Wingfoilen ist in meinen Augen schon besonders auch bei Leichtwind interessant. Ihr seid besonders stark mit euren Produkten im Leichtwindsegment. Meinst du, dass viele eurer Kunden, die bisher bei Leichtwind mit einem großen Softkite und Twintip aufs Wasser gegangen sind, jetzt zu einen Wing greifen werden? Wie bereits angesprochen, sehe ich Wingfoilen als keine Alternative zum Kiten im Leichtwind. Die Effizienz, die man beim Wingen erreichen muss, ist sehr stark vom Boardvolumen, Hydrofoil und des notwendigen sehr guten Fahrkönnens beeinflusst. Hier überwiegt der Frust, der beim Kitefoilen einfach nicht auftreten wird. Gerade auch unter Kitefoilern sind eure Schirme sehr beliebt. Wie ist deine Prognose, meinst du, dass viele Kitefoiler zum Wingfoilen wechseln werden? Hier kommt es stark auf den persönlichen Fahrstil an. Kiter, die gerne Springen oder Geschwindigkeit lieben, werden nicht umsteigen. Alle, die dahincruisen, werden bei starkem Wind garantiert umsteigen, um die pure Art des Foilens zu genießen. Wie schätzt du das Potenzial im Wingsport? Verglichen mit dem Kitesport? Wird Wingen irgendwann größer als Kiten? Das Potenzial ist enorm, der Sport kann größer als RIDER: Luke McGillewie | Foto: Crystal Veness
#141
“ WIR WOLLEN EIN JUNGES WING-TEAM AUF DIE BEINE STELLEN Kite- und Windsurfen werden. Einsteigerfreundlichkeit, Vielseitigkeit und Sicherheit sind ausschlaggebend für den Erfolg. Wird es unter der Marke Flysurfer auch Wingboards geben? Ein intern heiß diskutiertes Thema. Aktuell haben wir keine Ressourcen, um diese Aufgabe zu stemmen. Bekanntlich sind wir immer offen, neue Wege zu gehen. Flysurfer vertreibt eigene Twintips. Im Kitefoilen kooperiert ihr bei den Boards mit Levitaz, im Wave mit Appletree. Wird es eine ähnliche Kooperation auch im Wingfoilen geben? Wir sind aktuell mit einigen Brands im Gespräch und haben Interesse, ein Gesamtpaket anzubieten. Wie die Kooperation im Detail aussieht, bleibt abzuwarten. Euere Teamrider sind international extrem erfolgreich. Im Race fährt das Flysurfer-Team in der Weltspitze und im
— 5 ’ 20
Wave liegt eure Teamriderin Johanna-Catharina Edin im Worldcup unter den Top Drei. Auch im Wingfoilen gibt es bereits nationale und internationale Wettbewerbe. Werdet ihr auch ein Wing-Team aufstellen? Ja. Wir wollen ein junges Wing-Team auf die Beine stellen und die Gelegenheit nutzen, das Brand breiter aufzustellen. Welche eurer Teamrider sind bereits mit dem Wing unterwegs? Daniela Moroz verbrachte ihre Racing-Auszeit auf dem Wingfoil-Setup. Sie ist eine der Personen, die in Zukunft auch vermehrt mit dem Mojo zu sehen sein wird. Sofern jemand Interesse hat, im Wingfoilen Wettbewerbe zu fahren – sucht ihr Teamrider? Wir sind auf der Suche nach jungen, motivierten Sportlern, ihr könnt euch gerne unter marketing@ flysurfer.com bei uns melden. Wir freuen uns auf eure Bewerbung. 107
KITESURF
INSTRUCTOR
Teste dein Wissen und Können!
competence in watersports
www.vdws.de
WINGFOILEN / WIND WING W
RRD ROBERTO RICCI DESIGNS
WIND WING W
RRD bringt die zweite Version seines Wings, den Wind Wing W. Das W steht für ‚Window‘. Technisch ist der Wind Wing W identisch zum Vorgänger, neu ist das Sichtfenster. Der Wind Wing W ist in vier Größen zwischen 3.0 und 6.0 lieferbar. Optisch passt er sich an die ‚Black Edition‘ der 2021er Kites an. Gefertigt wird der RRD Wing aus Techno ForceTM (Double Ripstop), die Strutenden sind mit Kevlar verstärkt. Ausgestattet ist der Wind Wing W mit zwei Ventilen und fünf Haltegriffen. RRD bietet zwei Wingboards, das Pocket Rocket und das Beluga. Für den Einstieg empfiehlt RRD das Pocket Rocket 200 oder 180 (Volumen: 140 bzw. 120 Liter).
108
WINGS
WIND WING W
Größe Preis (€)
3.0 829
4.0 919
5.0 989
6.0 1049
WINGBOARDS POCKET ROCKET 180/200 E-TECH 120 L/140L Preis (€): 1499 POCKET ROCKET 180/200 LTD 120 L/140L
Preis (€): 2199
BELUGA 170 105 L E-TECH: Preis (€): 1299 LTD: Preis (€): 1999 BELUGA 160 LTE 75 L
Preis (€): 1169
FOILS UNIVERSAL KSH ALU SET Y25 Preis (€): 1299
SET WIND WING W 5.0, POCKET ROCKET E-TECH, UNIVERSAL KSH ALU SET Y25 Preis (€): 3.787
#141
— 5 ’ 20
109
S:QUAD
5’7” / 5’9”
SPADE
5’3” / 5’7”
CUTLASS 5’2” / 5’5”
X:BREED
5’1” / 5’3” / 5’5”
SPADE PRO 5’3” / 5’7”
X:BREED PRO 5’1” / 5’3” / 5’5”
00 SURFBOARDS
Neues Design, neue Konstruktion und neue Features. Perfekte Shapes für alle Surf-Stilrichtungen und jegliche Wind- und Wellenbedingungen.
Keahi de Aboitiz Chuck Harlan
WWW.CABRINHA.COM
WINGFOILEN / INTERVIEW KLAAS VOGET
TOTAL IM
INTERVIEW: Dirk Seifert FOTOS: Ronny Kiaulehn, Craig Kolesky, Thomas Burblies
INTERVIEW mit Klaas Voget
112
Klaas Voget ist ehemaliger Windsurf-Profi. Der Kieler ist FanaticTeamrider und im Fanatic-Entwicklungsteam. Voget ist einer der ersten Wingfoiler Deutschlands. Im Interview erzählt er, wie er mit dem Wingfoilen begann, welches Entwicklungspotenzial er im Sport sieht, gibt Tipps für den Einstieg und erklärt, warum bei Boards&More die Wingboards unter Fanatic und die Wings unter Duotone laufen. Moin Klaas, du bist Windsurf-Profi. Kitest du eigentlich auch? 1999 hatte ich einen der ersten Kites in den Händen, so einen roten Wipika-Ballon mit zwei Leinen. Zusammen mit zwei Freunden hatte ich Fußschlaufen-Inserts in einen alten Wellenreiter eingebaut. Das hat auch ganz gut geklappt – bis der Kite ins Wasser gefallen ist. Danach bin ich eine Dreiviertelstunde reingeschwommen. Das war der letzte und einzige Tag, an dem ich Kiten war. Okay, zum Wingboarden. Wingfoilen bzw. Wingboarden ist die jüngste WasserBoardsportart. Seit wann bist du mit dem Wing unterwegs? Bevor es den ersten Wing gab, hatte ich das Glück, dass mich Sky Solbach auf Maui ins Wellenreit-Foilen eingeführt hat. Ich war danach total im Foil-Fieber, hatte mein Surf-Foilboard bei jedem Trip im Gepäck und war an windlosen Tagen immer auf der Suche nach drucklosen Wellen mit ausreichender Wassertiefe. Als Ken Winner dann mit dem Wing um die Ecke kam, war mir sofort klar, dass dies mein Ticket für die Ostsee sein wird. Das erste Mal hatte ich einen Wing während unseres Händlermeetings auf Teneriffa in den Händen, das war im März 2019. Danach hab ich mir sofort den ersten Wing besorgt, den ich kriegen konnte und war kurze Zeit später zu Hause in Kiel mit dem gleichen Board unterwegs, mit dem ich vorher in die Wellen gepaddelt bin. Boards&More vertreibt seine Wings unter der Marke Duotone und die Wingboards unter Fanatic. Warum dieser Markenunterschied? Der Wing wurde von Ken Winner entwickelt, der auch Kites für Duotone designt. Da Materialien und Produktionsstätten überwiegend
#141
— 5 ’ 20
“ Beim Wingen habe ich
schon bei etwa 10 Knoten eine Menge Spaß und brauche weder viel Platz noch gute Wellen
113
WINGFOILEN / INTERVIEW KLAAS VOGET
die gleichen sind wie bei den Kites, war es logisch, dass die Wings auch unter Duotone laufen werden. Bei Fanatic hatten wir schon eine ganze Range an SUP- und Surf-Foilboards und entsprechende Foils im Programm, bevor es den Wing gab. Damit war es fürs Wingen einfach das Zusammenbringen der bestehenden Komponenten. Bei Fanatic haben wir dann recht schnell reagiert, die Entwicklung spezifischer Wingboards vorangetrieben und auch die Foilentwicklung stark am Wingen ausgerichtet. Aus Sicht eines Kiters mag man sich die Frage stellen, warum nicht alles unter einer Marke läuft – aus Sicht der Windsurfer ist die Kombination Duotone/Fanatic völlig normal und sehr etabliert. Die Fanatic Wingfoilboards tragen den Produktnamen ‚Sky Wing‘. Sky Solbach ist der Shaper der Duotone Surfboards. Wer hat die Fanatic Wingfoilboards geshapt? Sky natürlich! Schon bevor es die Wings gab, war Sky Solbach der Shaper der Fanatic SUP- und SurfFoilboards. Die heißen übrigens Sky SUP und Sky Surf. Als wir dann mit Sky in die Entwicklung der Wingboards gestartet sind, war der Name für diese Range recht schnell klar.
114
Anders als Windsurfen und besonders auch Kiteboarden ist Wingfoilen auf jeder noch so kleinen Wasserfläche und auch bei minimalem Wind möglich. Perfekt also auch für bisher unattraktive Reviere – besonders im Binnenland. Wie siehst du das Entwicklungspotenzial? Ist Wingboarden die aufstrebende Boardsportart? Wird Wingboarden größer als Kiten und Windsurfen? Ich denke, Wingfoilen wird sich stark entwickeln. Man holt einfach aus schwachen Bedingungen sehr viel heraus. Beim Kiten kommt man zwar auch mit extrem wenig Wind los, aber man hat an vielen Orten ein Platzproblem. Beim Windsurfen braucht man bei wenig Wind ziemlich großes und sperriges Material. Ich selbst packe zum Windsurfen an Nord- und Ostsee meist erst bei über 20 Knoten mein Auto oder fliege an Orte mit perfekten Wellen. Beim Wingen habe ich schon bei etwa 10 Knoten mit recht kleinem Material eine Menge Spaß und brauche weder viel Platz noch gute Wellen. Für mich ist es also die perfekte Ergänzung, die meine Wasserzeit verdreifacht, wenn ich zu Hause bin. Wie groß Wingen am Ende wird, kann man – glaube ich – aktuell schwer abschätzen, aber der Fakt, dass Wingen Zulauf aus allen Bereichen des Wind- und Wassersports erhält, zeigt natürlich das enorme Potenzial. Mit welchem Material sollte ein talentierter Kiter (80 Kilo) mit dem Wingfoilen beginnen?
Am Anfang hilft jedem ein gewisses Volumen und Kippstabilität, denn anders als beim Kiten lasten die gesamten 80 Kilo auf dem Board und werden nicht durch Zug nach oben entlastet. Wer also auf einem zu kleinen Board die ersten Schritte versucht, wird sich schwertun. Ich selbst hatte auf einem 106-Liter-Board meine erste Wing-Session – es schadet aber auch nicht, wenn es größer ist. Das Fanatic Sky Wing 5‘8‘‘ (110 l) ist eine gute Wahl. Wer bereits Foilen kann, der kann auch gleich auf dem 5‘4‘‘ (95 l) beginnen. Die Größe des Wings muss man etwas vom Wind abhängig machen. Bei uns hier an der Ostsee habe ich den meisten meiner Freunde einen 5-m-Wing für den Start empfohlen. Wer an einem süddeutschen See startet, der sollte sich eher einen 6-m-Wing zulegen. Das Foil sollte natürlich nicht unterschätzt werden, denn auch hier gibt es riesige Unterschiede. Wer mit einem zu kleinen Foil startet, wird am Anfang Probleme haben, hochzukommen. Ich würde daher ein Foil mit viel Lift empfehlen, bei Fanatic wäre es das Aero High Aspect 1750 oder das Aero 2000. Wie schnell sollte er auf anderes Material wechseln und auf welches? Je nachdem, wie oft man aufs Wasser kommt, können die meisten nach ein paar Monaten oder sogar bereits nach wenigen Wochen auf ein kleineres Board umsteigen. Im Grunde ist es nur eine Frage der Technik beim Starten. Ich würde allerdings allen, die auch bei wenig Wind Wingen möchten, empfehlen mit dem Boardvolumen nicht unter das Körpergewicht zu gehen. Ansonsten braucht man zum Starten einfach erheblich mehr Wind, um das Board aus dem Wasser zu bekommen. Die neueren Wingboards sind auch mit viel Volumen recht kompakt, daher hat man damit auch nach längerer Zeit noch Spaß, wohingegen ein SUP-Foilboard einen einfach durch die Länge irgendwann einschränkt. Außer vom Gewicht und vom Fahrkönnen, wovon hängt die Wahl von Board und Wing ab? Vom Revier und natürlich den Vorlieben. Wer bei 20 Knoten Wind in Wellen Wingen geht, wird von seinem Wing andere Eigenschaften in den Vordergrund stellen als jemand, der bei 10 bis 12 Knoten auf dem See seine Wenden und Halsen übt. Hier kommt es darauf an, dass Wing, Board und Foil gute Angleitpower generieren, sodass man früh hochkommt und durch Windlöcher und seine Manöver gleitet ohne zu droppen. Dafür ist es wichtig, dass das Foil ausreichend Lift erzeugt. Beim Erlernen von Manövern wie Wenden und Halsen ist ein Boom wie
“ Wer auf einem zu kleinen Board die ersten Schritte versucht, wird sich schwertun. Meine erste Wing-Session hatte ich auf einem 106-Liter-Board
#141
— 5 ’ 20
“ Für den Einstieg rate ich zu einem 5er oder 6er Wing, zu einem Foil mit viel Lift und einem Boardvolumen über dem Körpergewicht
115
WINGFOILEN / INTERVIEW KLAAS VOGET
beim Duotone Echo sehr hilfreich, da man sich nicht auf das Treffen von Handles beim Umgreifen fokussieren muss. Beim Wingen in den Wellen wird man darauf achten, dass der Wing neutral und leicht mitfliegt, wenn man auf dem Foil die Welle abreitet. Hier wird der Wing also eher als Antrieb für die Herausfahrt verwendet. Auf der Welle sollte der Wing hingegen eher ‚verschwinden‘. Der Duotone Unit zielt auf diesen Bereich ab und liefert auch etwas mehr Power für höhere Sprünge oder die Möglichkeit, den Wing beim Abreiten eine Größe kleiner zu wählen.
116
Die Sky Wingboards werden in fünf Größen angeboten. Sie liegen genau zwischen den Sky SUPs und den Sky Surfs. Sowohl mit den Sky SUP als auch mit den Sky Surfs ist Wingfoilen möglich. Wo liegen die Unterschiede? Wer sollte zum Sky SUP, wer zum Sky Surf und wer zum Sky Wing greifen – und in welcher Größe? Anfänglich hatten wir nur drei Größen des Sky Wing: 4‘8‘‘ (55 l), 5‘0‘‘ (75 l) und 5‘4‘‘ (95 l). Damit war klar, schwere Rider und Einsteiger lernen mit einem Sky SUP und steigen dann irgendwann auf ein Sky Wing um. In diesem Herbst haben wir dann die Range um die Größen 5‘8‘‘ (110 l) und 6‘0‘‘ (130 l) erweitert. Diese Boards machen durch die deutlich kompakteren Maße im Vergleich zum Sky SUP auch einem fortgeschrittenen Wingfoiler noch wesentlich länger Spaß, sodass für einige gar kein Umstieg nötig ist oder sich dieser zumindest deutlich verzögert. Die Sky Surfs sind zum Wingen nur bedingt zu empfehlen, die beiden kleinen brauchen mit 35 l und 42 l Volumen viel Wind und Technik zum Starten, der 5‘11‘‘ ist zwar von der Größe her nicht übermäßig anspruchsvoll, ist aber länger als die Sky Wing-Modelle und hat keine Fußschlaufen-Option. Wer allerdings eine Kombination aus Foil-Wellenreiter und Wingboard sucht, für den ist das Sky Surf das richtige. Ich habe dazu eine Übersicht ausgearbeitet mit den entsprechenden Größenempfehlungen der Boards – je nach Körpergewicht und Vorerfahrungen. Diese findet ihr auf der Fanatic-Website im Wingfoilingbereich. Die Sky Wingboards können mit ein, zwei, drei – oder ohne Fußschlaufen gefahren werden. Was empfiehlst du? Ich habe ohne Fußschlaufen begonnen und das würde ich auch den meisten Einsteigern empfehlen, um ein Gefühl für das Foil zu entwickeln und um bei Stürzen nicht in den Schlaufen steckenzubleiben. Schlaufen habe ich erst montiert, als ich anfangen wollte zu springen. Seitdem fahre ich fast
immer mit zwei Schlaufen, die vordere im RegularStance diagonal über die Centerline. Ich bleibe oft Toe-Stance stehen und springe auch oft so ab für Rotationen. Wer auch nach einem Fußwechsel fest in den Schlaufen stehen möchte, der kann auf dem Sky Wing auch drei Schlaufen montieren. Fußwechsel mache ich auf längeren Schlägen. Duotone hat zwei unterschiedliche Wings im Programm. Den Unit und den Echo. Wo liegen die Unterschiede? Der Echo ist stärker ein Flatwater/Freeride Wing, der Unit hat Vorteile im Wave/Downwind. Natürlich funktioniert der Echo aber auch in der Welle und der Unit gut auf Flachwasser. Es ist stärker eine Frage des persönlichen Geschmacks. Windsurfer fühlen sich mit dem Boom des Echo oft schneller vertraut und wollen keine Handles. Der Unit ist einfacher im Aufbau, hat ein geringeres Gewicht und einen direkteren Zug nach oben, er spricht Kiter meist stärker an. In ihrer Konstruktion unterscheiden sich die beiden Wings maßgeblich dadurch, dass der Echo einen Boom hat, der ‚freischwebend‘ Fronttube und Clew miteinander verbindet und der Unit eine CenterStrut mit Griffhandles. Eine weitere Besonderheit des Echo ist der Profile-Control-Rope, ein Tampen, der das Profil in Position hält. Diese Funktion nimmt beim Unit (wie bei auch allen anderen Wings am Markt) die Center-Strut ein. Durch einen EVA-Mantel sind die Handles recht steif und gut zu greifen. Im Vergleich zu anderen Handle-Wings weist die Center-Strut des Unit eine S-Form auf. Dadurch liegt die Griffposition der hinteren Hand etwas näher am Tuch und die vordere Hand kommt weiter raus. Das Handling ist angenehmer und sehr direkt. Der Unit liefert eine etwas härtere Kraftübertragung. Das ist hilfreich für schwerere Fahrer. Gegenüber dem Echo kann der Unit kleiner gewählt werden. Der Echo ist über den Profile-Control-Rope depowerbar. Wie groß ist die Depowerwirkung über die Voreinstellung und gibt es einen Unterschied im Windbereich zwischen Echo und Unit? Beim Echo kann man über die Länge des Booms das Profil etwas tiefer oder etwas flacher trimmen, je nach Windstärke. ‚Depowerbar‘ würde ich das nicht nennen, eher genereller Trimm des Profils. Es ist möglich, während der Fahrt durch einen Griff in die Profile-Control-Rope den Wing zu depowern, aber in der Praxis mache ich das eher selten. Der Echo hat einen recht großen Windbereich, da der Wing
“ In der Welle wird der Wing als Antrieb verwendet,
um in die Welle zu kommen. Es soll aber ‚verschwinden‘, während man auf dem Foil die Welle abreitet
#141
— 5 ’ 20
“ Wir haben die Sky Wing Range um die Größen 5‘8‘‘ (110 l) und
6‘0‘‘ (130 l) erweitert. Durch ihre kompakten Maße machen diese Boards auch einem fortgeschrittenen Wingfoiler Spaß, sodass für einige gar kein Umstieg auf einen kleineres Board nötig ist
117
WINGFOILEN / INTERVIEW KLAAS VOGET
“ Ich habe ohne Fußschlaufen begonnen.
Das würde ich auch generell empfehlen, um ein Gefühl für das Foil zu entwickeln und bei Stürzen nicht in den Schlaufen steckenzubleiben
118
“ Ich hoffe, dass es sich
mit den Wettkampfformaten vereinen lässt, dass der Spaß im Vordergrund steht und das Material nicht zu speziell werden muss, um vorne mit dabei zu sein
#141
— 5 ’ 20
bei mehr Wind etwas flext. Man bekommt selten das Gefühl, den Wing nicht mehr halten zu können. Welchen Wing empfiehlst du mit welchem Board zu kombinieren? Sowohl Echo als auch Unit – und natürlich auch jeder andere Wing – sind mit einem Sky Wingboard kombinierbar. Ich fahre immer ein Sky Wing, sowohl in der Welle als auch im Flachwasser. Je nach Wind und Welle montiere ich eher andere Front- und Backwings an mein Foil. Zu den Foils. Fanatic führt sieben Foils in zwei Linien im Programm. Wo liegen die Unterschiede und welcher Rider sollte welchen Flügel wählen bzw. mit welchem Board kombinieren? Im Grunde haben wir aktuell zwei Linien mit je drei Frontwings und je zwei Backwings, sowie zwei Fuselages und zwei Masten. Die eine Linie (Aero) ist eher auf frühen Lift und etwas langsamere Geschwindigkeiten, jedoch direktes Drehverhalten ausgerichtet – also ziemlich genau das, was man beim Wellen-
weite eines 6-m- oder gar 7-m-Wings bedenke, dann würde ich damit nur im Wasser herumrudern. Es gibt natürlich auch Foil/Board-Kombinationen die nicht so passend sind, z. B. ein Sky Wing 6‘0‘‘ mit einem Aero High Aspect 1250 Foil. Das hohe Frühgleitpotenzial des Boards wird von einem so kleinen Foil nicht in Lift umgesetzt, denn das Board kommt erst aus dem Wasser, sobald der Flügel genügend Auftrieb erzeugt. Andersherum geht ein kleineres Board mit einem großen Flügel bei einem erfahrenen Rider oft sehr gut.Der Markt ist aktuell noch sehr bunt. Es gibt sehr große Unterschiede im Material der verschiedenen Marken. Ich bin da schon auf Sachen draufgestiegen, von denen ich mich gefragt habe, wie man darauf überhaupt fahren kann. Wingfoilen ist noch jung und steht noch ganz am Anfang der Entwicklung. Du warst von Beginn an dabei, bist ganz nah dran. Wohin wird deiner Meinung nach die Reise gehen? In den Disziplinen – und in der Entwicklung des Materials? Bei den Disziplinen wird sicherlich viel im Freestyle passieren, aktuell sieht man ja ständig neue Moves. Ich denke aber, es werden sich erst einmal Freestyle, Wave und Race als Disziplinen etablieren. Ich hoffe, dass es sich mit den Wettkampfformaten vereinen lässt, dass der Spaß im Vordergrund steht und das Material nicht zu speziell werden muss, um vorne mit dabei sein zu können. Beim Freestyle und Wave mache ich mir da keine Sorgen. Aber im Race, das im Grunde eine Disziplin mit hohem Jedermann-Potenzial ist, sollten wir vermeiden, dass es eine reine Materialschlacht wird. Ich denke, die Kurse müssen mit Bedacht gewählt werden, um den Manöver-Faktor zu erhalten, der das Wingfoilen so spannend macht. Das Material wird sich sicher noch stark weiterentwickeln. Ich bin sehr gespannt, was wir in fünf Jahren in den Händen halten werden und auch was sich im Bereich der Foils und Boards noch tun wird. Wenn man bedenkt, dass ich vor grade einmal 20 Monaten den ersten Wing in den Händen hatte.
“ Der Unit liefert eine etwas härtere
Kraftübertragung. Das ist hilfreich für schwerere Fahrer. Im Vergleich zum Echo kann er kleiner gefahren werden reit- und SUP-Foilen braucht. In Kombination mit der langen Fuselage sind vor allem die größeren beiden 2000 und 2500 sehr gut für Wingfoiling-Einsteiger geeignet, da sie sehr früh hochkommen und auch bei langsamer Geschwindigkeit lange oben bleiben. Die andere (Aero High Aspect) ist die neuere der beiden Linien und wurde speziell fürs Wingfoilen entwickelt. Die Wings sind deutlich flacher im Profil und liefern damit höhere Geschwindigkeiten, zudem aber auch viel Kippstabilität durch die größere Spannweite. Diese Linie würde ich jedem empfehlen, der etwas ambitionierter ins Wingen einsteigen möchte, als nur gemütlich hin und her zu cruisen. Hier bringen wir Anfang 2021 noch einen neuen Wing in 2000. Der wird vor allem auf den Seen der Game-Changer für viele im Bereich unter 10 Knoten werden. Gibt es Kombinationen von Board, Flügel und Wing, die überhaupt nicht funktionieren? Also, wenn ich versuchen würde, mich mit meinem 35-l-Sky-Surf mit einem 6-m- oder 7-m-Wing aus dem Wasser zu pumpen, dann wird das nicht wirklich funktionieren, da ich mit dem Board bis zum Bauchnabel unter Wasser stehe. Wenn ich dann die Spann-
Henning Nockel ist wie du ehemaliger Windsurf-Profi und ebenfalls 40+. Mit dem ‚King of the Wing‘ hat er gerade den ersten GWA-Wettbewerb auf dem Ammersee gewonnen und ist somit zurzeit Deutschlands erfolgreichster Wingfoiler. Hast du eigentlich auch Wettbewerbsambitionen? Henning war mein erster Mitbewohner, als ich zum Studieren nach Kiel gezogen bin. Mittlerweile sind wir quasi Nachbarn und ständig gemeinsam auf dem Wasser. Als ich das erste Mal hier bei uns um die Ecke Wingfoilen war – im April oder Mai 2019 – zappelte Henning aufgeregt auf der Seebrücke hin und her, bis
119
WINGFOILEN / INTERVIEW KLAAS VOGET
120
ich ihm den Wing in die Hand drückte. Danach war er so gut wie jeden Tag auf dem Wasser. Ich glaube es gibt kaum jemanden mit mehr Wasserzeit. Ich komme leider nicht ganz so viel aufs Wasser wie er und hatte weder beim Engadin-Event noch beim ‚King of the Wing‘ Zeit. Aber ich werde sicher auch nochmal irgendwo an den Start gehen. Am Ende hat man nach 20 Jahren Profi-Tour ja doch Competition im Blut. Klaas, Danke für das Interview.
ZUR PERSON Klaas Voget (41) ist ehemaliger Windsurf-Profi. Nach seinem Abitur 1998 in Aurich begann Voget während seines Zivildiensts auf Norderney mit dem Windsurfen als Leistungssport. Ab 2000 studierte er Sportwissenschaften in Kiel und startete im selben Jahr auch erstmalig auf der Worldtour ‚Professional Windsurfers Association‘ (PWA). Er war 8 Jahre unter den Top Ten der PWA Wave-Weltrangliste, stand zweimal auf dem Podium beim Worldcup auf Sylt (2008/2009) und holte sich einen Deutscher-MeisterTitel im Wave/Freestyle (2010). Voget lebt in Kiel.
Produktübersicht WINGS Größe
3.3
4.0
5.0
6.0
Preis (€)
699
749
799
849
Größe
2.6
3.3
4.0
5.0
6.0
7.0
Preis (€)
579
629
679
729
759
809
4‘8‘‘
5‘0‘‘
5‘4‘‘
5‘8‘‘
6‘0‘‘
Volumen/l
55
75
95
110
130
Länge/cm
142
152
163
173
183
empf. Ridergewicht /kg
>75
70-85
>80
>95
>100
Preis (€)
1199
1199
1199
1199
1199
Unit Echo
WING BOARDS Sky Wing Größe
FOILS Aero
1500
2000 short
Aero HR
1250
1500
2000 long
2500
1750
SET
Unit 5.0/Sky Wing/Aero Foil: 3.447 Euro www.duotonesports.com
Save the date: Die nächste Saison startet im April 2021
Auch in der Krise sind und waren wir gemeinsam füreinander da. Darauf sind wir stolz und danken euch für euer vertrauen! Guten Rutsch & bleibt gesund! Wir sehen uns im Sommer 2021
Jetzt schon für 2021 planen und einen der begehrten Plätze direkt am Strand sichern! –> logosbeachvillage.com
Unser Team freut sich auf euch und eine grandiose und windige Saison 2021. –> surfandkitetheologos.com
WINGFOILEN / INTERVIEW SVEN GRUNWALD
Wingen fasziniert alle Watermen 122
INTERVIEW: Dirk Seifert | FOTOS: Sam Cardenas, Eric Aeder
INTERVIEW mit Sven Grunwald, Sales Airush/AK Deutschland
AK ist die Zubehörmarke des Kiteherstellers Airush. Mit dem ‚Freewing AIR‘ hat Airush (in Kooperation mit Starboard) seit Anfang des Jahres seinen ersten Wings am Markt. Seit September ‚20 liefert AK mit dem Phazer das passende Wingfoilboard. In Deutschland sind die Marken Airush, AK und Starboard gemeinsam im Vertrieb der APM Marketing. APM Marketing bietet ein umfangreiches Wing-Programm – und mit dem Wing-SUP ‚4IN1‘ und drei inflatable Windsurfboards von Starboard auch das passende Setup für den Einstieg. Wir trafen Sven Grunwald, Sales Airush und AK, zum Interview und sprachen mit ihm über den besten Einstieg in den Wingsport, die beste Kombination von Wing, Foil und Board und seine Vision zur Entwicklung der jüngsten Boardsportart. RIDER: Victor Hays | FOTO: Sam Cardenas ▶
#141
— 5 ’ 20
“
Wingfoiler kommen aus allen Bereichen des
Wassersports. Wir spüren, wie sich Wingfoilen gerade zum Crossoversport aller Watermen entwickelt
123
WINGFOILEN / INTERVIEW SVEN GRUNWALD
124
“
Viele Wingfoiling-Einsteiger werden mit dem AK Foil Surf 2000 beginnen, können aber später kleinere Frontflügel nachrüsten
“
#141
Mit dem 4IN1 haben wir ein speziell fürs Wingsurfen entwickeltes Board im Programm, das zudem auch bestens zum Windsurfen und Paddeln geeignet ist
M
oin Sven, euren ‚Freewing AIR‘ gibt es sowohl unter dem Markennamen Airush als auch Starboard. Starboard ist eine Windsurf- und SUPMarke. Gibt es Unterschiede zwischen den beiden ‚AIR‘? Es handelt sich nicht um zwei unterschiedliche Wings, der ‚AIR‘ trägt beide Markennamen. Auf der einen Seite ist das Starboard-Logo und auf der anderen das von Airush. Warum vertreibt ihr den ‚Freewing AIR‘ unter zwei Labels? Wingfoiler kommen aus allen Bereichen des Wassersports. Ob Kitesurfer, Windsurfer, SUPer oder Wellenreiter – das „Wingen“ fasziniert alle Watermen. Starboard ist im Windsurfen und SUPen eine der absoluten Topmarken. Airush ist seit mehr als 20 Jahren eine der innovativsten Marken im Kitesport und bringt mit dem Designteam um Clinton Filen das technische Know-how mit an den Entwicklungstisch. Die Kooperation beider Marken ermöglicht uns, alle Wassersportler gleichermaßen anzusprechen. Bei der Entwicklung der Wings haben wir durch die Zusammenarbeit beider Firmen nicht nur das Doppelte an Ressourcen zur Verfügung, sondern auch die Unterstützung von Topridern aus den verschiedensten Bereichen des Wassersports. Beide Marken profitieren somit enorm von dieser Kooperation. Wir spüren, wie sich das Wingfoilen gerade zum wahren Crossoversport aller Watermen entwickelt. Welches Konzept verfolgt ihr mit dem ‚Freewing AIR‘? Freeride, Wave oder Race? Der Freewing AIR ist ein echter Allrounder. Da viele Ein- und Umsteiger zum Wingen kommen, sehen wir den Großteil unserer Kunden im Freeride-/Wave-Segment. Genau dafür wurde der Freewing Air konzipiert. Die Zielsetzung war, einen äußerst ausgewogenen Wing zu entwickeln, der den Einstieg ins Wingfoilen einfach macht und sich nicht in einem Bereich festlegt. Was ist das Besondere am ‚AIR‘? Was unterscheidet ihn von Konkurrenz-Produkten? Das Besondere am Freewing Air sticht einem nicht gleich ins Auge, denn hier wurden keine Designkapriolen mit verrückten Outlines oder technischem Schnickschnack verbaut. Ganz im Gegenteil, Starboard/Airush haben sich zu 100 % auf das konzentriert, was wichtig ist. Das spürt man, wenn man den Wing zum ersten Mal in der Hand hält. Sofort fallen die exzellente Balance und das neutrale Flugverhalten auf. Die hohe Druckpunkstabilität und das gute Lowend bieten einen großen Einsatzbereich. Bei der Konstruktion wurde viel Wert auf Langlebigkeit gelegt. Die stark beanspruchten Stellen wurden
extra verstärkt und die Wingtips großflächig mit abriebfestem Stoff ummantelt. Dies ist besonders bei der Verwendung mit dem Skate-/Mountainboard oder im Schnee von Vorteil, wo die Tips eine Bodenberührung schon einmal wegstecken müssen. Viel Diskussionsstoff bei der Entwicklung des Freewing Air gab es in zwei Bereichen: Centerstrut-Design mit Handles und das Wingfenster. Wie bei allen neuen Sportarten gibt es am Anfang verschiedene Wege, die zum Ziel führen, bis sich letztendlich eine Richtung durchsetzt. Wir sehen das Design mit einer aufblasbaren Centerstrut als die praktikablere und robustere Lösung an. Das kleine Packmaß, der schnelle Aufbau und eine gewisse Flexibilität der Konstruktion bei extremen Belastungen (z. B. Waschgang in der Welle) garantieren ein langlebiges, sorgenfreies Wingen. Hierzu gehört auch die Sicherheit des Riders, was ein starkes Argument für die Verwendung der Fenster beim Freewing Air war. Mehr und mehr Wingfoiler sind bereits an stark frequentierten Spots wie dem Gardasee unterwegs und wer vor dem Conca d‘Oro zur Halse ansetzt, freut sich, den Durchblick zu behalten und jederzeit zu wissen, was sich gerade in Lee abspielt. Die Fenster haben aber auch beim Line-up in der Welle große Vorteile. Somit fiel dem Designteam die Entscheidung „Pro-Vision“ letztendlich leicht. Ihr bietet den ‚Freewing AIR‘ in sechs verschiedenen Größen zwischen 2.0 und 7.0 an. Das ist mehr als bei den Mitbewerbern. Warum so viele Größen? Da wir den Freewing Air erst nach einer längeren Entwicklungsphase auf den Markt gebracht haben, waren beim Launch bereits alle Größen komplett durchgetestet und serienreif. Bei einigen Mitbewerbern erschienen die verschiedenen Größen zeitversetzt. Von einer feinen Größenabstufung profitiert natürlich der Kunde, er muss sich nicht in ein vorgegebenes Konzept zwängen. Ich glaube, spätestens in der kommenden Saison wird sich das Angebot auch bei allen anderen Anbietern erweitern. Die gängigsten Größen allerdings sind auch bei uns 4, 5 und 6 m. Euer Wingfoilboard ist das AK Phazer, ein Karbonboard. Warum habt ihr euch für diese hochwertige Bauweise entschieden? Beim Foilen ist ein niedriges Boardgewicht absolut entscheidend für ein lebendiges und reaktives Fahrgefühl. Man benötigt aber auch eine sehr starke und steife Verbindung vom Foil zum Board. Diese Kombination ist eigentlich nur durch die Verwendung von Karbon in den stark belasteten Bereichen möglich. Durch eine clevere Auslegung der Karbonlagen und der Verwendung eines Wood-Sandwich im Stand-
— 5 ’ 20
125
WINGFOILEN / INTERVIEW SVEN GRUNWALD
bereich konnten wir den Preis des AK Phazers trotz der hochwertigen Bauweise dennoch sehr attraktiv gestalten. Das AK Phazer bietet ihr ebenfalls in sieben Größen an, zwischen 3‘11‘‘ und 6‘0‘‘. Sind alle AK Phazer zum Wingfoilen geeignet? Mittlerweile ja. Anfangs waren die kleineren Größen eher fürs reine Wave-/Pumpfoilen konzipiert. Aber durch die rasante Entwicklung beim Wingfoilen fahren jetzt schon einige der Toprider mit unseren kleinsten AK Phazers (3‘11‘‘, 4‘3‘‘, 4‘8‘‘), die man durchaus auch zum Kitefoilen einsetzen kann. Die Hauptgrößen fürs Wingfoilen sind allerdings die größeren Phazers 5‘8‘‘ und 6‘0‘‘. Hier ist das Boardvolumen ausreichend, um den Rider zu tragen. Das AK Phazer ist erst seit kurzem erhältlich. Warum habt ihr so lange gewartet? Wingfoilen entwickelt sich so rasant, dass AK sicherstellen wollte, dass das Phazer auch wirklich den neuesten Stand widerspiegelt. So verzögerte sich der Launch, aber dafür bekommt ihr jetzt ein sehr ausgereiftes Board, das nicht sofort wieder überholt ist. Aber klar, wir hätten uns das Phazer natürlich schon für die warmen Sommermonate gewünscht. 126
Die AK Phazer können mit und ohne Schlaufen gefahren werden. Welche Schlaufenkonfiguration empfiehlst du? Die Schlaufenanordnung ist reine Geschmackssache. Sehr viele Wingfoiler fahren strapless oder benutzen nur die vordere(n) Schlaufe(n). Wingfoiler, die vom Wellenreiten kommen, fahren oft Toeside – ohne zu Switchen – und benutzen vorzugsweise eine asymmetrische Fußschlaufenanordnung mit einem Offset-Frontstrap. Windsurfer hingegen sind an drei Fußschlaufen gewöhnt und bevorzugen dieses Setup. Bei den großen Phazers (5‘4‘‘, 5‘8‘‘, 6‘0‘‘) haben wir demnach Fußschlaufeninserts für alle Strap-Varianten verbaut, die kleineren Phazers bieten eine 2-Strap-Konfiguration, bei denen der Frontstrap durch zusätzliche Insertreihen angewinkelt werden kann. Ihr habt bei AK auch sieben Foils im Programm. Welche Foils empfiehlst du zum Wingfoilen? Die meisten Wingfoiler werden mit dem AK Foil Surf in den Größen 1300, 1600 und 2000 das perfekte Allroundfoil für sich finden. Das AK Foil Surf ist sehr einfach zu kontrollieren, drehfreudig und hat genügend Performancepotenzial, um mit den Anforderungen des Riders mitzuwachsen. Die AK Carving und AK Freeride Foils haben wegen der kleineren Frontflügelgrößen ihren Einsatzbereich stärker beim Kitefoilen, aber einige Wingfoil-Pros rippen bereits mit diesen kleinen Foils. Neuzugänge sind die High-
Aspect Foils 1300 und 1600, entwickelt fürs Swellriding und Pumpfoilen. Diese hocheffizienten Foils mit Karbonmast und stark gestrecktem Frontflügeldesign werden auch von Wingfoilern eingesetzt, die nach einem Maximum an Performance suchen. Können alle AK Foils mit allen Phazer Boards kombiniert werden? Dafür wurden sie konzipiert. Aber es macht nicht viel Sinn, das größte Foil auf dem kleinsten Board oder umgekehrt zu verwenden. Board- und Foilgrößen sollten aufeinander abgestimmt werden. Die Entwicklung von Foils und Foilboards läuft oft parallel. Wir empfehlen, das AK Phazer mit einem AK Foil zu kombinieren – allerdings war das Phazer Testteam während der Entwicklung auch viel mit Starboard Foils unterwegs, die ebenfalls sehr gut mit den Phazer Boards funktionieren. Sind die Teile eurer Foils untereinander kompatibel? Habt ihr so etwas wie ein modulares System? Ja, alle AK Fuselages, Front-/Rear-Wings, Masten usw. können problemlos miteinander kombiniert und untereinander ausgetauscht werden. Macht es überhaupt Sinn, Teile der Foils anders zu kombinieren als ihr sie anbietet? Auf jeden Fall. Die angebotenen AK-Foil-Sets bieten den Grundbaustein. Diese könnt ihr später an andere Bedingungen und/oder gestiegenes Fahrkönnen anpassen. Viele Wingfoiling-Einsteiger werden mit dem AK Foil Surf 2000 anfangen und können dann später ihr Foil mit den kleineren Frontflügeln (1600 oder 1300) nachrüsten. Auch die Mastlänge ist ein wichtiger Faktor, den man individuell anpassen kann. In flachen und/oder Tidengewässern kommen oft kürzere Masten zum Einsatz, auf dem Meer hingegen oder bei hohem Windchop funktionieren längere Masten besser. Okay. Auf den Punkt gebracht, welche Ausrüstung – also welche Größe des ‚AIR‘, welche Größe des Phazers und welches Foil empfiehlst du einem guten Kiter um die 75 Kilo, der mit dem Wingfoilen beginnen will? Zu 100 % kann man das nicht so nicht bestimmen, denn außer Talent sind auch die Bedingungen am Spot ausschlaggebend. Supergut beraten seid ihr mit diesen beiden Kombinationen: AK Phazer 6‘0‘‘, AK Foil Surf 2000 und Freewing Air 6/7 m (85 kg+) oder AK Phazer 5‘8‘‘, AK Foil Surf 1600 und Freewing Air 5/6 m (70 kg+). Später könnt ihr euch dann noch einen zweiten Wing zulegen, um einen größeren Windbereich abzudecken. Gute Abstufungen sind: 3 m + 5 m, 4 m + 6 m oder 5 m + 7 m. Und welches Setup bei einem 100-Kilo-Rider? AK Phazer 6‘0‘‘ , AK Foil Surf 2000 und Freewing Air
#141
— 5 ’ 20
127
“
Ein bisher etwas vernachlässigter Bereich des Wingens ist das Wingsurfen – ohne Foil und auf einem größeren Board. Gerade für den Einstieg ist dies eine sichere und einfache Option
WINGFOILEN / INTERVIEW SVEN GRUNWALD
“ 128
‚Innovate or die‘, nach diesem
Mantra lebt das Team von Airush/AK und versteht sich dabei in gleichen Maßen als Engineering- und Design Company
7 m. AK arbeitet gerade auch an einer weiteren Phazer-Größe für Leichtwind und schwerere Fahrer. Bei höherem Fahrkönnen, wie schnell sollte auf anderes Material gewechselt werden? Und auf welches? Der Lernerfolg stellt sich beim Wingfoilen relativ schnell ein. Mit zunehmendem Selbstvertrauen und Können könnt ihr auf kleinere, agilere Boards und Foils wechseln. Es macht mehr Sinn, zuerst den Flügel zu wechseln. Ihr könnt vom 2000 Frontflügel auf den 1600 und bei mehr Wind sogar auf den 1300 umsteigen. Beim Board werden sich viele nicht unter das Volumen wagen, das sie noch trägt – aber ihr könnt mit der Zeit bestimmt immer kleiner fahren. Hier solltet ihr beachten, ob es für euch notwendig ist, dass das Board euer Körpergewicht noch trägt, ihr also bei nachlassendem Wind noch „zurückdümpeln“ könnt. Beherrscht ihr den Wasserstart, sind der Boardgröße nach unten keine Grenzen gesetzt. Starboard führt mehrere SUP im Programm, mit denen auch Windsurfen möglich ist. Sind diese SUP auch zum Wingboarden geeignet? Ein etwas vernachlässigter Bereich des Wingens ist das Wingsurfen – ohne Foil auf einem größeren Board. Gerade für den Einstieg ist dies eine sichere und einfache Option. Die Windsurf-SUPs von Starboard sind hierfür perfekt. Mit dem 4IN1 haben wir zudem ein speziell fürs Wingsurfen entwickeltes Board im Programm, das bestens auch zum Windsurfen und Paddeln geeignet ist.
Wo liegen die Unterschiede zwischen den aufblasbaren Windsurf-SUP und dem 4IN1 in der Performance? Hard- oder Compositeboards wie das 4IN1 spielen ihre Vorteile gegenüber aufblasbaren Boards besonders in der Welle und in der Gleitphase aus. Inflatable Boards haben ein höheres Volumen in den Rails und einen leicht flexiblen Rocker, bei Compositeboards sind Kantenshape und Rockerverlauf deutlich präziser definiert, zudem verdünnen sich die Rails zum Bug und Heck hin. Das macht die Fußsteuerung in der Gleitphase direkter und bietet die nötige Führung in der Welle. Das 4IN1 gibt es in zwei Bauweisen. ASAP und Lite Tech. Wo liegen die Unterschiede? ASAP steht für „As Strong As Possible“. Diese Bauweise ist besonders robust, Deck und Rails sind mit stoßfesten EVA überzogen. Die ASAP-Boards werden oft in der Schulung eingesetzt. Die Lite-TechVersion (Epoxid-/Glasfaserbauweise mit Holzfurnierverstärkungen im Standbereich) ist günstiger. Die Windsurfmarke Starboard hat ebenfalls eine sehr große Auswahl an Wingfoilboards, SUP-Foilboards und SurfFoilboards im Programm. Welche Boards würdest du hier fürs Wingfoilen empfehlen? Die Auswahl bei Starboard ist sehr umfangreich, es gibt für jeden Typ Rider ein spezielles Board und Foil. Fürs Wingfoilen am besten geeignet ist das Wingboard (Foil) in den Größen 4‘6‘‘, 5‘8‘‘, 6‘7‘‘ und 7‘0‘‘.
#141
— 5 ’ 20
PRODUKTÜBERSICHT
WINGS AK/Starboard ‚Freewing AIR‘ 2.0 3.0 Größe 749 759 Preis (€)
4.0 779
5.0 849
6.0 899
7.0 949
AK WING BOARDS AK Phazer Größe Volumen/l Preis (€)
3'11'' 25 1069
4'3'' 30 1099
4'8'' 36 1129
5'2'' 46 1159
AK FOILS AK Surf V2 Preis (€) AK High-Aspect Preis (€)
1300 cm 1149 1300 cm 2049
1600 cm 1199 1600 cm 2099
2000 cm 1249
STB WINGBOARD (FOIL) Größe Volumen/l Euro Lite Tech (€) Euro Blue Carbon (€)
4'6'' 69 t.b.a. t.b.a.
5'8'' 88 989 2149
6'7'' 115 989 2149
7'0'' 140 1039 2149
STB WINGBOARD ‚4IN1’ Größe Volumen/l ASAP Preis (€) Lite Tech Preis (€)
10‘4 x 32 220 1329 1129
SET
Air 5 m/ Phazer 5‘8‘‘, AK Surf 2000: 3.447 EURO
Wie siehst du das Potenzial im Wingsport? Wir sehen ein enormes Potenzial für den Wingsport – und stehen gerade erst am Anfang. Kurzfristig wird es bestimmt zu einem richtigen Boom kommen, unsere Verkaufszahlen belegen diesen Trend. Langfristig wird ‚Wingen‘ die gleiche Entwicklung wie Kitesurfen und SUPen durchschreiten und sich neben allen anderen Wasser- und Windsportarten etablieren. Wohin wird die Reise bei euch gehen? Was dürfen wir an neuem Material bei AK und Starboard erwarten und welche Produkte davon werdet ihr schon in der nächsten Saison bringen? Die Produktpalette wird sich in der Zukunft bei beiden Marken noch ausweiten und stärker spezialisieren. AK Phazer, AK Foil Surf und die High-Aspect Foils sind bereits 2021er Produkte, das gleiche gilt für die aktuelle Starboard Foil- und Wingboardkollektion. Aber ein paar Überraschungen haben wir uns natürlich noch fürs Frühjahr aufgehoben. Wingfoilen ist noch jung. Fast jeder Kitehersteller führt aber mittlerweile schon einen Wing im Programm. Wie ist
5'4'' 65 1299
5'8'' 90 1349
6‘0‘‘ 110 1399
STB FOILS
(Mast-Sets und Wing-Sets separat) Wingset S-Type Größe (cm) 1200 Preis (€) 699
1500 799
Wingset E-Type Größe (cm) 1300 Preis (€) 699
1700 799
Mastset Alu V7 Größe (cm) 72 Preis (€) 489
82 539
Mast Set Monolithic Carbon Größe (cm) 72 82 Preis (€) 1199 1299
2000 889
2400 939
92 1299
102 1399
www.airush.com www.akdurablesupplyco.com www.star-board.com
eure Vision bei AK und Starboard? Was sind eure Ziele, welches eure Produktphilosophie und wie wollt ihr euch von Mitbewerbern unterscheiden? Bereits jetzt und in der Zukunft? „Innovate or die“, nach diesem Mantra lebt das Team von Airush/AK und versteht sich dabei in gleichen Maßen als Engineering- und Design Company – mit einem hohen Augenmerk auf nachhaltige und langlebige Produkte. Fast täglich steht Clinton Filen, der Chef beider Marken, selbst im Shaperaum und lässt seiner Kreativität bei der Entwicklung neuer Konzepte, Ideen und Technologien freien Lauf. Um den Mitbewerbern immer einen Schritt voraus zu sein, muss man zu 100 % seinen eigenen Weg gehen und den kommerziellen Aspekt bei der Schöpfung von neuen Produkten nicht in den Vordergrund stellen. Innovation ist die Quelle, aus der neue Sportarten wie das Wingfoilen entspringen und die die Produktdesigner von Starboard und Airush/AK täglich dazu antreibt, Neues zu erdenken. So ist sichergestellt, dass es bei Starboard und Airush/AK in Zukunft noch einiges an spannenden Entwicklungen geben wird. Watch this space!
129
VORSCHAU / WAS KOMMT & WAS WIRD
VORSCHAU
NEU ab
DIESE UND VIELE WEITERE SPANNENDE THEMEN IN DER NÄCHSTEN AUSGABE
31 MÄRZ 2021
REISE
Wohin im Frühling? Im Winter werden die Möglichkeiten, zum Kiten in die Sonne zu fliegen, noch begrenzt sein. Wir sagen euch, wie die Situation in der Reisebranche zur Saison 2021 aussehen wird – und welche Reiseziele im Frühjahr möglich sind. 130
BUSINESS
Wie Corona die Kitebranche verändert hat Corona hat die Kitebranche im letzten Frühjahr kalt erwischt. Gerade als die Saison 2020 so richtig losgehen sollte, hatten wir den ersten Lockdown – weltweit. Dann der Boom im Sommer. Wasserboardsport ist Corona-konform. Stapelte sich im Frühjahr bei den Herstellern die Ware bis unter die Decke, konnte im Sommer nicht schnell genug geliefert werden. Wasserboardsport erlebte einen wahren Boom. Darauf waren
nicht alle Hersteller gleichermaßen vorbereitet. Einige haben sogar ihre Tore geschlossen – für immer. Wir sagen euch, welcher Hersteller das Jahr 2020 am besten gemeistert hat, warum die amerikanischen Kitefirmen die Krise stärker getroffen hat als die europäischen und erläutern die unterschiedlichen Strategien, wie die Hersteller und Vertriebe in die Saison 2021 starten werden.
TREND
Wingfoilen
Wingboarden wird der absolute Trend der Saison 2021. Wingfoilen ist die neue Herausforderung im Wassersport. Wir sagen euch, was es an Neuheiten gibt, welches Material am besten funktioniert, worauf ihr beim Kauf eurer ersten Ausrüstung achten müsst und wie der Einstieg am leichtesten gelingt.
Corona hat auch die Erscheinungstermine der Neuheiten 2021 gehörig durcheinandergewirbelt. Alle Hersteller haben Launches ihrer 2021er Produkte auf das Frühjahr 2021 verschoben. Wir sagen euch, was Core, Duotone, Flysurfer, Airush, Cabrinha, F-One, RRD und CrazyFly an 2021er Neuheiten noch im Köcher haben.
Kitesurfmagazin. Seit 1999
im ABO PRINT ABO Print Jahresabo plus Kiteboarding Shirt*
29 Euro*
ABO-Antrag auf www.kiteboarding.eu *Ausland: plus Porto, ohne Shirt
DIGITAL
E RE
F
www.kiteboarding.eu
Kostenlose Digitalausgabe auf kiteboarding.eu im Apple App Store im Google Play Store bei Readly auf kiteboarding-events.de und ontop-berlin.de
IMPRESSUM
Verlag, Redaktion CONPEP Verlag Ltd. Unterm Herrenberg 3 D-54441 Wawern Mail: info@kiteboarding.eu Web: www.kiteboarding.eu © Conpep Verlag Ltd. ISSN 1865-5556
Chefredakteur Dirk Seifert Grafik und Produktion Caroline Naumann Lektorat Lale Ünlü, Anja Fuchs Autoren dieser Ausgabe: Anja Fuchs, Lukas Pitsch, Lutz Englert, Marian Hund, Henning Nockel, Sven Grunwald Fotografen: Svetlana Romantsova, Guillaume Fischer, Matt Georges, Tiziano Comi, Lukas Pitsch, Thomas Burblies, Julieta Pereyra, Steven Akkersdijk, Sam Cardenas, Laci Kobulski, James Boulding, Simone Pullen, Leo Dress, Alex Schwarz, Ronald Palay, Elias Ochner, Andre Magarao, Klaas Voget, Ute Rodwald, Henning Nockel, Crystal Veness, Ronny Kiaulehn, Craig Kolesky, Eric Aeder, Max Matissek
Anzeigen
Abonnements
Vertrieb
Dirk Seifert Unterm Herrenberg 3 D-54441 Wawern Mail: dirk@kiteboarding.eu
KITEBOARDINGLeserservice D-65341 Eltville
VU VERLAGSUNION KG Meßberg 1 D-20086 Hamburg
Mail: abo@kiteboarding.eu Web: www.kiteboarding.eu
Web: www.verlagsunion.de
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 22 vom 1.1.2020
Redaktionelle Mitarbeit Die Autoren dieser Ausgabe werden bei den Artikeln genannt. Die Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung von Verlag oder Redaktion wieder. Unverlangt eingesandte Beiträge sind immer willkommen. Der Verlag kann jedoch keine Haftung übernehmen. Verlag, Redaktion und Autor haften auch nicht für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden. Bestehende Patente, Warenzeichen, Gebrauchsmuster und ähnliches sind nicht immer als solche gekennzeichnet, und das Fehlen eines solchen Hinweises lässt nicht den Schluss zu, dass Warennamen, Konstruktionen u. ä. frei sind. Reproduktionen des Inhalts oder Auszüge des Inhalts bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Verlags.
W W W . R O B E R T O R I C C I D E S I G N S . C O M Pryde Group GmbH Bergstraße 7 82024 Taufkirchen Tel. +49 (0) 89 – 66 50 49 0 info@pryde-group.de
Photo: Francesco Leggio - Rider: Carl Ferreira
4 • 5 • 6 • 7 • 8 • 9 • 10,5 • 12