THE ART OF KITESURFING | SINCE 1999
#142
CORE K i t e b o a r d i n g
The Art of Kitesurfing
KITEBOARDING.EU
#142
Sonderausgabe CORE Kiteboarding
Komplette Ausgabe & Abo auf
www.kiteboarding.eu
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EXTRAORDINARY
Thomas Burblies‘ Einstieg in die professionelle Fotografie war unkonventionell. 2001 begann er mit dem Kiten, war Teamrider und Personal Trainer. Er schaffte, wovon viele träumen. Den Einstieg in eine professionelle Fotografenkarriere über den Kitesport. Heute fotografiert er für Mercedes, VM und Smart – und für Kunden in der Kiteindustrie.
MIT: THOMAS BURBLIES
FOTOS: THOMAS BURBLIES
INTERVIEW: DIRK SEIFERT
LEIDENSCHAFT
YRANIDROARTXE
I N F O
Im Interview erzählt Burblies, welches Genre ihm wichtiger ist, wie er zum Kitesport kam, warum sein Spitzname bekannter ist als sein richtiger und welche Rolle Maui für die wichtigste Wendung in seinem Leben spielte. SPOT: MAURITIUS
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Für dieses Foto haben wir extra so lange gewartet, bis im Hintergrund der Zug vorbeifährt. Das war nur möglich, weil auch Steven den Zug sah, schnell geschaltet hat und dann bei auflandigem Wind viel zu dicht unter Land im knöcheltiefen Wasser abgedrückt hat. Er ist einer der herausragendsten Athleten, die vor (und auch hinter) der Kamera performen.
RIDER: STEVEN AKKERSDIJK
SPOT: SÜDAFRIKA
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LEIDENSCHAFT
Fast alle kennen dich unter Beany. Magst du es eigentlich, dass man dich so anspricht? Ich habe Beany immer als meinen Kitesurfpro-, Image- oder auch Brandnamen gesehen. Ich finde es sehr gut, wenn Freunde und mir wichtige Personen mich mit meinem Namen ansprechen. Woher kommt dein Spitzname? Im Jugendclub „Mosaik“ in Neubrandenburg hat mich, als ich 18 war, einer der älteren Jugendlichen mal 'Mr. Bean' gerufen. Weil ich so schlaksig rüberkam, meinte er. Daraus wurde dann Beany. Seitdem „verfolgt“ mich dieser Spitzname tatsächlich weltweit. Obwohl ich mich eigentlich immer mit Thomas vorstelle, kennen mich viele nur unter meinem Spitznamen.
SPOT: MAURITIUS RIDER: WILLOW-RIVER TONKIN Für dieses Tube-Foto waren wir mit dem Boot richtig dicht dran an den Riesen-Brechern. Ich war regelmäßig seekrank da draußen, da ich durch die Kamera schaue und die Bewegung des Boots schlechter ausgleichen kann. Von Land sehen die Wellen eher klein und unspektakulär aus. Sie brechen direkt auf dem Riff, das Boot muss ständig Runden drehen, um den Wellen nicht zu nah zu kommen. Denn die Strömung dort ist so stark, dass es bei einem Kentern des Bootes unmöglich ist, zurück ans Ufer zu schwimmen. An solch großen Tagen entschädigt die Ausbeute für alles. Aber dann muss auch alles wie am Schnürchen funktionieren. Bis zu vier Kameras sind auf den Rider gerichtet. Ganz schön viel Druck, den die Jungs aushalten müssen. Genau das unterscheidet dann einen guten Kiter von einem Foto- und Video-Rider. Ich kann den jungen Wilden nur raten, mehr für die Kamera zu kiten und nicht auf perfekte Bedingungen zu warten. Denn die Fotos, die später in den Magazinen erscheinen, sind meistens an Spots und in Bedingungen entstanden, die eben nicht ideal zum Kiten waren.
Du hast in den Augen Vieler eine Traumkarriere hingelegt. Du warst Personal Kitesurftrainer, Teamrider bei Core und bist heute ein renommierter Fotograf. Zu deinen Kunden zählen VW, Mercedes und Smart. Du bist über den Sport zur professionellen Fotografie gekommen. Wie genau lief das ab? Ich hatte und habe immer noch großen Hunger drauf, Menschen zu inspirieren. Ich bin tendenziell nicht so leicht zufriedenzustellen. Diese Eigenschaft hat mir geholfen, mich im Kitesport zu positionieren. Logische Konsequenz war für mich dann, mein über die Jahre erworbenes Wissen und Können weiterhin für den Sport, den ich liebe, einzusetzen. So habe ich mich mit der Fotografie vertraut gemacht. Auf einem internationalen Kiteevent hat mich eine Stuttgarter Agentur dann als Wassersportfotograf gebucht. Die mochten meine Art, wie ich Autos und den Sport fotografisch zusammengebracht hatte. Das war der Anfang meiner Fotografenkarriere, denn diese Agentur hat mich danach weltweit auf Veranstaltungen eingesetzt. Seit wann kitest du eigentlich? Seit 2001. Verrückt. Mir fällt gerade auf, dass ich in diesem Jahr mein 20-jähriges Kiterjubiläum habe. Wow ... Hey, Herzlichen Glückwunsch! Was hat dich auf die Idee gebracht, mit dem Kiten zu beginnen? Ich habe in einem Sportladen in Neubrandenburg/Mecklenburg Vorpommern meine Ausbildung zum Einzelhändler gemacht. Dort bekam ich eines Tages einen Modekatalog von Chiemsee in die Hand. Ein Artikel handelte von deutschen Surfern, die auf Maui überwintern und dort trainieren. Meine Gedanken waren damals: Wenn die es schaffen, auf Hawaii zu leben – dann kann ich das irgendwie auch. Ich habe tatsächlich direkt gekündigt, bin nach Ummanz auf Rügen zu einem Freund und habe dort an seiner Windsurfschule Windsurfen gelernt. Und danach dort auch als Instructor gearbeitet. Eines Tages kam er und fragte, wer von uns „das hier mal ausprobieren will“. Er hielt einen Wipika Classic in der Hand. Ein paar Jahre später war ich dann tatsächlich auf Maui. Ich war inzwischen im Core Team und Bernie (Bernd Hiss, der Gründer von Core (die Red.)) hatte mich dorthin zu einem Fotoshooting eingeladen.
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Willow versucht immer alles, um irgendwie gebarrelt zu werden. Seitdem er laufen kann, steht er auch auf einem Board. Das sieht man an der Leichtigkeit, mit der er in der Wellen kitet.
RIDER: WILLOW-RIVER TONKIN
SPOT: MAURITIUS
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LEIDENSCHAFT
Wie bist du zu Core gekommen? Ich habe viele Jahre den Sommer auf Rügen und den Winter in El Yaque in Venezuela verbracht. Auf Los Roques, ebenfalls Venezuela, hat Bernie Hiss „Poetry“, sein erstes Kitemovie, gedreht. Ich war für seine Crew damals der Ansprechpartner vor Ort. Bevor Bernie abreiste, hat er mich gefragt, ob ich seine Boards – damals noch Carved – fahren möchte. Das war mein Einstieg in die professionelle Kiteszene. Du bist keine Wettbewerbe gefahren. Welche Aufgaben hattest du bei Core? Jeder Brand braucht Markenvisionäre. Leute, die die Marke, den Markt und die Industrie nicht nur in und auswendig kennen, sondern auch in der Lage sind, Ideen und Visionen im Namen des Brands zu kreieren und voranzutreiben – in die Zukunft zu führen. Die Arbeit mit jungen Talenten und das Entwickeln von Brand Images ist das, was mir am meisten liegt und was mich glücklich macht. Meine Zeit als Teamrider war geprägt davon, eigenwillig zu sein, querzudenken und zu handeln. Das war – und ist – für Core nicht immer leicht, hat aber oft auch zu außergewöhnlichen Resultaten geführt.
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SPOT: SÜDAFRIKA RIDER: JOSHUA EMANUEL
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Dieses Foto ist in der Nähe von Kapstadt entstanden. Spot und Parkplatz liegen direkt am größten Township Kapstadts. Im Minutentakt patrouillieren dort Polizeiwagen. Wir hatten vereinbart, sofern es brenzlig wird, auf ein Signal hin alles fallen zu lassen und mit Lichtgeschwindigkeit abzuhauen. Equipment ist ersetzbar
Du hast als Personal Kitesurftrainer gearbeitet. Wie bist du dazu gekommen? Und wer waren deine Kunden? Kitesurfen ist viel theoretischer als manch einer glaubt. Warum auch immer, scheinen Kitesurfer zu denken, dass sie nach ihrem ersten Anfängerkurs keine weitere Schulung mehr brauchen. Ich habe über Jahre beobachtet, wie viel Potenzial von Kitern einfach nicht abgerufen wird. Ich habe versucht, durch unkonventionelles Coaching nachhaltige Erfolge zu erzielen. Mich hat es nie interessiert, viele Schüler in einer Gruppe zu haben und damit möglichst viel Umsatz zu machen. Mich hat es immer mehr gereizt, neue Unterrichtsmethoden zu entwickeln. Das war natürlich am besten im Einzelunterricht möglich. Ich habe gerne mit Piloten gearbeitet. Ihre Fähigkeiten zu lernen und zu verstehen ist einzigartig. Logischerweise sind besonders Unternehmer Zielgruppe von Einzel-Coachings. Sie verstehen am besten, wie wertvoll es ist, nicht Zeit mit Dingen zu vergeuden, die nicht den gewünschten Effekt erzielen. Ach so, ich habe auch an einem Kitesurf-Lehrbuch mitgearbeitet. Kiteboarding Tricktionary. Es ist das mittlerweile am meist gelesene Sachbuch im Kitesport.
Wie teilt sich deine fotografische Arbeit auf? Wie hoch ist der Anteil an Arbeiten für Kunden aus der Kiteindustrie und wie hoch der für Hersteller in der Automobilbranche? Der Aufwand für Produktionen in der Automobilindustrie ist extrem klein im Verhältnis zur Vergütung. In der Kiteindustrie ist es – wie man sich denken kann – genau umgekehrt. Die Mischung ist für mich goldwert. Ein Wochenende auf einem Automobil-Event zu arbeiten und danach direkt weiterzufliegen, um am Strand zu shooten war vor Corona Standard. Ja, ich bin zu viel geflogen!
Zur Fotografie. Was ist das Besondere an deinen Fotos? Ich denke, dass das Lebendige in meinen Fotos auch daher stammt, dass ich nicht einfach nur eine Momentaufnahme erstelle, die technisch einwandfrei ist, sondern, dass ich ein wesentlicher Teil des Augenblicks bin – und von dort aus die Situation festhalte. Ich hoffe, das ist nicht zu philosophisch.
Okay. Aber was ist spannender für dich? Es ist das Jagen nach dem, was mich „anmacht“ – was mich triggert. Dabei ist es fast egal, was ich jage. Aber, um deine Frage zu beantworten – natürlich verbringe ich lieber Zeit auf nem Boot vor Mauritius und fotografiere Surfer in Wellen als Autos in Frankfurt auf der IAA.
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LEIDENSCHAFT
Deine Kunden haben dich weltweit einfliegen lassen, um bei dir Kiteunterricht zu nehmen. War es schwierig, Kunden zu bekommen? Mein Surf-Dude-Verstand hat mich das nicht als Geschäft verstehen lassen. Ich habe mich viel mehr darüber gefreut, dass ich Länder und Strände sehen und dort kiten konnte, die ich sonst nie erkundet hätte. Ich habe nie nach Kunden Ausschau gehalten, nie aktiv Marketing betrieben. Ich hatte einfach Freude daran, Wissen weiterzugeben und viel Zeit am Meer zu verbringen. Das war der Motor meines kleinen Erfolges.
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Diese besonderen Drohnenaufnahmen sind nur mit einem extrem eingespielten Team möglich. Es braucht einen Piloten, der die Drohne steuert und einen Spotter, der die Übersicht behält. Eine Drohne bei 35 Knoten, salziger Gischt und fliegendem Sand zu steuern, ist alles andere als einfach. Das allein macht aber noch kein einzigartiges Foto. Man braucht die Erfahrung und Vorstellungskraft, was kiterisch überhaupt möglich. Und dazu noch ganz viel Selbstvertrauen, im richtigen Moment auch die richtigen Entscheidungen zu treffen und ein Team in so einer Situation zu führen. ‚Extraordinary effort, extraordinary results‘, das ist mein Motto. Daran erinnere ich mich und mein Team ständig
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Wie arbeitest du? Machst du ausschließlich das reine Shooting – oder auch Bildbearbeitung, Archivierung und Kundenbetreuung? Ich drücke tatsächlich am liebsten ab und bin in engem Kontakt mit dem Auftraggeber. Hingegen das stundenlange Sichten und Archivieren von Fotos liegt mir überhaupt nicht. Glücklicherweise ist meine Freundin Juli Expertin darin. So können wir als Team alles anbieten und abdecken, was von Kunden angefragt wird. Zudem bin ich supergut vernetzt, sodass ich alle weiteren Dienstleistungen auch anbieten kann. Was möchtest du als Fotograf gerne noch erreichen? Ich habe mich selber nie als Fotograf gesehen. Ich sehe Fotografie als ein Vehikel, das mich jetzt im Moment bewegt. Wenn man in Bewegung ist, dann geht es immer weiter. Die letzten bewegten Jahre lassen darauf schließen, dass es immer – unerwartet – manchmal schön und manchmal nicht so schön vorangeht. Mein größtes Interesse ist es, soviel wie möglich meines Wissens an jüngere High Potentials weiterzugeben und sie zu motivieren, nicht durchschnittlich zu denken oder zu handeln, sondern Außergewöhnliches zu kreieren und Werte zu schaffen, die für andere hilfreich oder motivierend sind. Das ist es, was ich „noch“ erreichen möchte, das ist, was mich antreibt.
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SPOT: ÜBERLINGEN AM BODENSEE SOMMER 2020 Das Shooting war parallel zur Landesgartenschau geplant, die dann aber nicht stattgefunden hat. Als schon alle Fotos im Kasten waren, entdeckten wir die Schaukel. Das Modell auf der Schaukel ist meine Freundin Juli. Sie springt gerne als Background-Model ein. Wenn ich fotografiere, sind Zufälle aber eher die Ausnahme. Julis ausgestrecktes Bein ist auch kein Zufall – und auch nicht, dass sie zum EQC hin schwingt.
Wie häufig kommst du aufs Wasser? Verständlicherweise viel weniger als in meiner Profizeit. Heute verspüre ich nicht mehr den Drang, bei allen Bedingungen und zu jeder Zeit aufs Wasser zu müssen. Ich genieße die besonderen Momente: Mauritius in Boardshorts und Ummanz im Hochsommer. Was im Leben ist dir wichtig? Integrität. Gegenwertigkeit. Wertschätzung. Du unterstützt die Hilfsorganisation Ropka. Warum gerade diese Hilfsorganisation? Ich war vor ein paar Jahren in Schottland in einem buddhistischen Kloster. Dort bin ich mit buddhistischer Philosophie in Kontakt gekommen. Ropka basiert auf dem Prinzip der Großzügigkeit. Give as you can. Ropka hilft, wo Hilfe notwendig ist – und das direkt. Sie legen größten Wert auf Ausbildung und sorgen dafür, dass Menschen in Not etwas zu Essen bekommen. Das möchte ich unterstützen. Du sagtest vorhin schon, dass du eng mit deiner Freundin Julieta 'Juli' Pereyra zusammenarbeitest. Wer von euch macht welchen Part? Sie hilft mir, wenn ich mich zu stark im Detail verliere. Pflichtaufgaben zu erledigen, fällt ihr viel einfacher als mir. Sie behält die Übersicht. Sie bereitet mein Equipment vor, steuert die komplette Postproduktion – und ist mittlerweile selbst ein Profi hinter der Kamera. Ohne sie ist es unmöglich für mich, das Pensum und die Qualität meiner Arbeit zu erreichen.
Juli ist Argentinierin. Wie habt ihr euch kennengelernt? Über den Sport oder über die Fotografie? Wir haben uns in Venezuela verliebt. Und reisen seit 2013 gemeinsam um den Planeten. In unserem letzten Interview, das war im Sommer 2017, hast du gesagt: „Für mich setzt sich ein Foto aus 90 % Intension und 10 % Handwerk zusammen. Ich bin kein Fotograf, ich bin Content-Produzent.“ Auch hattest du vor vier Jahren noch keine Homepage. Ist das alles noch aktuell für dich? Das hat sich grundsätzlich nicht verändert. Im Moment transformiert sich mein Aufgabenfeld allerdings wieder einmal. Ich übernehme zusehends mehr Verantwortung für komplette Produktionen. Möchte aber nicht behaupten, dass ich es verstehe, Teams zu leiten oder organisatorisch zu trumpfen. Zum Thema Webseite: Ich habe gelernt, meine Homepage und Social Media als dienliche Werkzeuge zu verstehen. Sobald diese aber nicht mehr notwendig sind, werde ich knallhart alles abstellen. Und stattdessen Holz hacken und Wasser holen gehen. Das letzte Mal haben wir uns im März 2020 in Kapstadt beim Core Meeting getroffen. Du hattest noch einen der letzten Flieger erwischt, ich hing vier Wochen in Kapstadt fest. Hat Corona dein Leben und/oder deine Arbeit verändert? Ich bin Anpassungsweltmeister. Das ist das Einzige, das ich wirklich gut kann. So hat mich die Zeit mit Corona weniger gestört als andere. Das ständige Abwägen und Kreieren von Jobs ist und bleibt ein wechselhafter und zugleich willkommener Begleiter in meinem Leben.
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SPOT: KAPSTADT RIDER: JOSHUA EMANUEL
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SPOT: KAPSTADT
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RIDER: JOSHUA EMANUEL
Du bist aktuell wieder in Kapstadt. Und wieder herrscht Lockdown. Darfst du erzählen, für welchen Kunden du dort bist und – kannst du arbeiten? Kapstadt zeigt sich von seiner schönsten Seite. Lange Tage, viel Licht, Hammer Wind und angenehme Temperaturen. Im Januar durften wir nicht an die Strände, doch mittlerweile ist das Verbot wieder aufgehoben und alles läuft normal. Ich bin für Core hier. Was wünscht du dir für deine Zukunft? Als Fotograf, als Kiter – und als Mensch. Ich möchte deine letzte Frage dazu nutzen, um mich bei dir und deinem Team zu bedanken. Die Arbeit, die du in den letzten Jahren, mittlerweile ja Jahrzehnten, für das Kitesurfen aufgebracht hast, ist einfach Wahnsinn. Über solch einen langen Zeitraum, so präzise und mit soviel Liebe zum Sport durch Höhen und Tiefen zu gehen, ist nicht leicht und deswegen unbedingt zu wertschätzen. Auch du und deine Arbeit sind ein wichtiger Teil meines Erfolges. Dafür nochmals Danke.
LEIDENSCHAFT
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SLC SERIES
Core launcht Foil und Foilboard „Wer sich heute mit dem Foilen befassen möchte, wird mit einem schwer überschaubaren Angebot konfrontiert, das eine tiefgreifende Beschäftigung mit Flügelarten, Materialien und Zubehörteilen voraussetzt. „Mit der SLC Series halten wir die Komplexität für diese Disziplin so niedrig wie möglich und bieten zugleich ein Foil-Set-Up, das für 95 Prozent der Kiter die optimale Wahl ist“, so Philip Schinnagel, CEO bei Core Kiteboarding.
WWW.COREKITES.COM
EINSATZBEREICH: LEICHTWIND/FOIL
WWW. COREKITES.COM
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„Maximale Performance, minimale Komplexität“. Unter diesem Motto präsentiert Core die SLC Series, bestehend aus Foil und passendem Foilboard. Der größte deutsche Kitehersteller hat sich Zeit gelassen mit der Markteinführung seines ersten Foilsets. Entsprechend ausgereift soll das SLC Series sein. Das Kürzel steht für ‚Silence‘. Geräuschlos über das Wasser fliegen, spitze Winkel gegen den Wind realisieren – und das schon im untersten Windbereich. Hydrofoilen hat den Kitesport revolutioniert und ist schon lange weit mehr als nur eine Alternative für Leichtwindtage. Entsprechend vielseitig soll der Einsatzbereich des SLC Series sein. Mit dem SLC will Core den Einstieg ins Foilen so einfach wie möglich machen und besonders auch fortgeschrittenen Foilern ein Komplettpaket mit einem breiten Einsatzspektrum bieten.
Zwei Frontflügel stehen zur Wahl. 1.250 und 1.000 Quadratzentimeter. Geometrie und Profil der Frontwings sollen eine ausgeprägte Fahrstabilität auf allen Achsen und einen exakt dosierbaren Lift bieten. „Der Allroundgedanke hat bei der Entwicklung eine entscheidende Rolle gespielt. Der hohe Fahrkomfort und die leichte Kontrolle sollen vorhandene Fahrskills auf ein neues Niveau heben“, so Jan Termöhlen, Entwickler der SLC Series. Steven Akkersdijk, Core Teamfahrer und erfahrener Foiler war intensiv an der Entwicklung der SLC Series beteiligt. Er ist überzeugt, „Die SLC Series ist mit nichts anderem vergleichbar, was ich bislang gefahren bin. Der einzigartig spielerische und manöverorientierte Charakter ermöglicht Tacks mit einer ganz neuen Dynamik.“
Konequent abgestimmt auf das SLC Foil ist das SLC Foilboard. Die Carbon-PVC-Sandwich-Konstruktion soll dem Board einen lebendigen Charakter verleihen – bei geringem Gewicht. In den
NEUHEITEN 2021
Frontwings und Stabilizer sind aus Karbon gefertigt, Mast und Fuselage aus Aluminium 6063. „Ganz bewusst haben wir uns beim Mast für Aluminium anstelle von Karbon entschieden. Die Konstruktion ist widerstandsfähiger und leicht”, so Konstrukteur Termöhlen.
Mit der SLC Series bieten wir ein Foil-SetUp, das für 95 Prozent der Kiter die optimale Wahl ist. Philip Schinnagel, CEO bei Core Kiteboarding
SLC FOIL BOARD BOTTOM
SLC FOIL BOARD 125 TOP
Unterboden gezogene Bevels und eine tiefe Doppelkonkave mit markantem V-Shape im Unterwasserschiff sollen für eine optimale Ausgangsposition beim Wasserstart und bei Touchdowns sorgen. Lieferbar ist das SLC Foilboard in drei Längen: 115 für Experten, 125 und 135 für Fortgeschrittene sowie Ein- und Aufsteiger. Mit der SLC Series will Core den Traum vom Fliegen für jeden Kiter zur greifbaren Realität werden lassen. Das Foil wird mit allen benötigten Zubehörteilen (Mast, Frontwing, Stabilizer, Fuselage, Baseplate und Schrauben) sowie dem erforderlichen Werkzeug ausgeliefert und ist mit jedem US-BoxSchienensystem (90 mm) kombinierbar.
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SLC FOIL SET
SLC READY TO FLY SET
2.599,00 Euro
SLC FOIL SET
1.400,00 Euro
SLC BOARD
1.199,00 Euro
MAST 71cm | 92cm
99,00 Euro
WING 1000cm2 | 1250cm2
529,00 Euro
STABILIZER 300cm2
249,00 Euro
STRAPS
109,90 Euro
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INTERVIEW: DIRK SEIFERT FOTOS: THOMAS BURBLIES, JULIETA PEREYRA MIT: JAN TERMÖHLEN, DEM ENTWICKLER DES CORE SLC
Prüfender Blick Chefentwickler Jan Termöhlen ist Perfektionist bis ins Detail
Mit der SLC Series präsentierte Core im März sein erstes Foil und das passende Board. Wir sprachen mit dem Entwickler Jan Termöhlen, warum Foil und Foilboard erst so spät kommen, was Core für die Zukunft plant und wie die Entwicklung der SLC Series und dem Core Foilkite XLite zusammenhängen.
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BORN ON FEHMARN
LEIDENSCHAFT
Hallo Jan, ihr habt euch Zeit gelassen mit eurem ersten Foil. Wie lange hat die Entwicklung gedauert? Moin Dirk! Wir sind da unseren eigenen Weg gegangen und haben dem ganzen etwas Zeit gegeben. Der Markt ist gerade in den letzten drei Jahren unglaublich vielfältig geworden und viele Kunden haben den Überblick verloren, welches Produkt nun eigentlich zu ihnen passt und haben eine gewisse Scheu entwickelt, das Thema überhaupt anzugehen. Im Frühjahr 2019 haben wir dann unsere Position im Markt gesehen, mit einem einzigartig soliden Produkt zu kommen. Ein performantes Foil, was zu keinem Zeitpunkt überfordert und in allen Bedingungen funktioniert. Wir wollten einfach nicht mit einem experimentellen Produkt auf den Markt kommen, was sich zu der Zeit super eingefügt hätte, allerdings nicht herausgestochen wäre. Ich selber bin in den Prozess vor zwei Jahren eingestiegen, als es dann tatsächlich um die Umsetzung des ganzen Produktes ging. Vor einem Jahr waren wir dann fertig mit dem Produkt und fanden in dem Setup das, was wir von einem Foil erwartet hatten.
Dank unglaublich vieler getesteter Flügel konnten wir sicherstellen, dass das SLC flüsterleise ist
An welche Zielgruppe richtet sich das SLC? Wir wollen ganz klar die Leute abholen, die sich bisher noch nicht getraut haben, mit dem Kitefoilen anzufangen. Gerade die gering gehaltene Komplexität des Line-ups und die Geradlinigkeit der Range, soll den Unschlüssigen den Schritt einfacher machen. Was wir aber schnell gemerkt haben: das ganze Foil-Thema ist selbst auch für Könner so komplex, dass viele dankbar sind, eine Foil-Board-Kombi zu fahren, die – unabhängig von den Bedingungen – enorme Sicherheit bietet. Gerade bei Core haben wir gemerkt, wie viele Leute angefangen haben, unser Foil zu fahren – egal ob Foil-Einsteiger oder „Around the World“-Verrückter.
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Was war euer Entwicklungsansatz hinter dem SLC? Der Allroundgedanke hat bei der Entwicklung eine entscheidende Rolle gespielt. Hoher Fahrkomfort und die leichte Kontrolle kennzeichnen das SLC Foil, für ein schnelles Erlernen des Foilens und um vorhandene Fahrskills auf ein neues Niveau zu heben. Zudem gab es ein ganz klar gestecktes Entwicklungsziel, ein Foil zu bauen, das robust gegenüber Turbulenzen im Weißwasser oder in schwierigen Bedingungen reagiert.
Das Kürzel SLC steht für Silence. Was ist der genaue Ansatz dahinter? Viele Leute verbinden das Gefühl des Foilens mit der Ruhe, mit der sich ein Flügel durch das Wasser schiebt. Das erste Mal auf einem Flügel zu schweben, ist ein ganz besonderer Moment, weil es auf einmal kein schlagendes Board mehr bei Kabbelwasser gibt und man sich unglaublich leise fortbewegt. Natürlich ist es kontraproduktiv, wenn dann das Foil nicht ungewöhnliche Pfeiffoder Surrgeräusche macht. Dank unglaublich vieler getesteter Flügel konnten wir sicherstellen, dass das SLC flüsterleise ist.
Sind Foil und Board komplette Eigenkonstruktionen? Ja, hier sind wir mit nichts, außer unseren Anforderungen und Wünschen an ein Foil gestartet. Wir haben selbst geprototyped und haben unzählige Stunden diskutiert und getestet. Hier kommen unglaublich viele Faktoren, wie Werkstoffe, Strömungsdynamik, Fertigungsweisen und Ergonomie zusammen, die nachher das Gesamtbild des Foilsetups prägen.
Warum habt ihr es euch nicht leichter gemacht und Bauteile von anderen Herstellern oder aus dem OEM-Regal übernommen? Wo würde da der Spaß bleiben? Und etwas wirklich Einzigartiges, mit dem man sich von anderen abgrenzt und seinen eigenen Weg geht, würde dabei nicht heraus kommen. Für uns – als Marke – geht es ja darum, den Sport weiterzuentwickeln. Der Wettbewerb macht das Ganze gerade spannend.
Tatkräftige Unterstützung Der Core Teamrider und „Around the World“-Pilot Steven Akkersdijk war maßgeblich an der Entwicklung der SLC Series beteiligt
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Wer eurer Teamrider und wer aus eurem Ingenieursteam war an der Entwicklung des SLC beteiligt? Der Kern des Testteams bestand aus Buzzy (Sebastian Witzleben), Steven Akkersdijk, Felix Haase und mir. Wir alle haben verschiedene Könnensstufen und Vorstellungen von einem Allround-Foil und das war maßgeblich der Grund dafür, dass das Foil nun in allen Lebenslagen funktioniert. Die Entwicklungsarbeit haben wir aufgesplittet: Buzzy war hauptsächlich mit dem Design des Boards beschäftigt, Themen wie Auslegung der Werkstoffe und Foildesign sind über meine Werkbank und Schreibtisch gerutscht. Dabei wirkten immer wieder Anreize aus dem gesamten Core Team auf unsere Arbeit ein.
Eure Carved Boards fertigt ihr seit 20 Jahren in Handarbeit aus hochwertigen Faserverbundstoffen. Wie viel Wissenstransfer aus der Carved-Werkstatt steckt im SLC? Eigentlich sind das SLC und ein Imperator genau gegenteilige Produkte. Bei dem Imperator versuchen wir, die Torsionssteifigkeit hoch zu halten, wobei wir eine angenehme Biegesteifigkeit (Flex) beibehalten wollen. Bei den SLC Flügeln war die Idee genau anders herum. Wir haben die Karbonfasern so ausgerichtet, dass wir einen minimal möglichen Flex in Torsionsrichtung erlauben und die Steifigkeit auf Biegung sehr hoch gehalten haben. Es ist nur ein sehr kleiner Unterschied, den man spürt, aber gerade diese Details machen das Produkt aus. Was den Formenbau und das Prototyping anging, ist natürlich die Erfahrung diverser Karbon-Heads immer hilfreich!
Die Flügel aus Karbon, Mast und Fuselage aus Aluminium. Warum diese Kombination? Genau, die Frontwings bestehen aus einem Karbonlaminat, das einen PU-Kern umschließt. Auf diese Weise wird ein Maximum an Steifigkeit in der Längs- und Querachse erzielt. Zugleich ermöglicht diese Bauweise einen dosierten, torsionalen Flex, was den agilen Charakter des Foils nachhaltig steigert. Der Stabilizer ist ebenfalls aus Karbon gefertigt. Bei der Fuselage, Mastbase und dem Mast haben wir uns für Aluminium entschieden. Mit dem Ansatz, ein solide positioniertes Produkt anzubieten, bietet sich Aluminium gerade wegen seiner Widerstandsfähigkeit gegen Schläge an. Häufig wird Carbon als Material mehr „gefeiert“, ich bin selbst ein riesen Fan und Anwender von Karbonkonstruktionen. Wir müssen hier allerdings festhalten, dass so ein Mast sehr viel auf Druck von oben belastet wird, gerade wenn man sieht, was unsere Teamrider und Tester auf dem Foil abgefeuert haben, bin ich froh über diese Entscheidung. Wir hatten bei der Auslegung der Aluminiumteile den Anspruch, dass selbst Kiter, die von reinen Karbon-Setups kamen, nichts zu bemängeln haben.
Den Mast bietet ihr in zwei Längen. 71 und 92 Zentimeter. Welchen Mast für welchen Einsatzbereich – und warum keinen noch kürzeren Mast? Hauptsächlich kann man sagen, dass Könner eher zu dem längeren Mast greifen, während Foil-Einstieger eher den 71er Mast wählen. Es gibt hier mehrere Beweggründe. Bei flachem Wasser bietet sich dann auch eher ein 71 cm Mast an, während bei kabbeligem Wasser der längere Mast ein Auftauchen länger verhindern kann. Mit dem 71er und 92er Mast bilden wir zwei Längen ab, die den größten Einsatzbereich abdecken. Alles, was kürzer ist, wird spezifisch für Schulungen eingesetzt – und häufig nach wenigen Tagen Training nicht mehr genutzt. Das wollten wir verhindern und am Anfang den Kunden ein wenig fordern, um aber danach umso längeren Spaß zu garantieren.
Wie viel Fehmarn steckt im SLC? ... jede Menge
Also, wie viel 'Fehmarn' steckt im SLC? Jede Menge …
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LEIDENSCHAFT
Wo fand die Entwicklung statt? Wir haben auf Fehmarn angefangen, weil wir hier ohne viel organisatorischen Aufwand testen und unsere eigenen Prototypen bauen können. So können wir von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe recht schnell vorarbeiten und sind dann zum Härtetest nach Kapstadt gefahren. Für den letzten Schliff kamen wir wieder nach Fehmarn und haben danach Sets zum Testen in aller Welt verteilt.
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Auch das SLC Board ist aus Karbon (Karbon-PVC-Sandwich). Warum habt ihr euch nicht zu einer günstigeren Bauweise entschieden? Die Bauweise ist tatsächlich ungewöhnlich aufwendig. Foilboards haben die Eigenschaft, immer auf der Kante abgelegt zu werden und ecken häufiger an als normale Boards. Im Rail verwenden wir elastischere Fasern, damit wir die Schlagzähigkeit des Materials, örtlich erhöhen können. Hier gehen wir diesen extra Schritt, um das Board haltbarer zu machen und vor allem steif! Das Board ist im Flug deine Steuerkonsole und mit einem elastischen Steuerhebel ein Flugzeug zu lenken, ist generell ein Ansatz, den es zu vermeiden gilt. Ein Foilboard erfährt ganz andere Belastungen als ein normales Kiteboard. Auf der Unterseite haben wir deshalb ein extrem aufwändiges Lay-up der Fasern, da dort eine hohe Druckbelastung auf die Fasern wirkt. Da muss man schon mit viel Gefühl rangehen, damit das die Kiteloops von Steven aushält.
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Das SLC Board bietet ihr in drei Längen an. 115, 125 und 135 cm. Welches Board für welche Zielgruppe und für welchen Einsatzbereich? Während sich das kleinste Board (115 cm) ganz klar an Experten richtet, haben die Modelle mit 125 oder 135 Zentimetern Länge eine deutlich breitere Zielgruppe. Euer Frontflügel ist in zwei Größen erhältlich. 1000 und 1250. Welcher Wing für welchen Einsatzbereich? Beide Größen eignen sich optimal für Freeriden, Freestylen oder eine Session in der Welle. Der 1250er ist die bessere Wahl für Aufund Einsteiger, da er früher trägt und sehr hohe Kontrolle mitbringt. Der 1000er ist schneller und agiler. Die Geometrie und das Profil beider Frontwings wurden während der umfangreichen Entwicklungsphase so optimiert, dass der Fahrer perfekt ausgeprägte Fahrstabilität auf allen Achsen und einen exakt dosierbaren Lift geboten bekommt. Die Frontflügel sind auch einzeln erhältlich, oder? Ja.
Sind SLC Board und Flügel auch mit Foilboards und Foils anderer Hersteller kompatibel? Danke, dass du diese Frage stellst. Es ist extrem wichtig, dass das Board zu dem Foil passt! Die Winkel zwischen Board und Foil müssen exakt stimmen, sodass man häufig mit Hersteller-fremden Produkten mit Shim Plates zwischen Mast und Board experimentieren muss. Wir haben aber sichergestellt, dass die Schnittstelle zwischen Board und Foil mit anderen Herstellern kompatibel ist.
Schlaufen bietet ihr als Zubehör. Wer sollte Schlaufen montieren? Es kommt ganz auf die Vorlieben an. Eine Aussage wie: „Foil-Anfänger montieren sich besser erstmal Schlaufen drauf“ genießt man besser mit Vorsicht. Strapless Fahrer können auch strapless mit dem Foilen beginnen. Allerdings ist es am Anfang tatsächlich hilfreich, wenn das Board erstmal an den Füßen bleibt und die Kante für den Wasserstart aufgerichtet werden kann. Wer springen möchte, sollte sich natürlich Schlaufen auf das Board montieren.
Wir haben die Karbonfasern so ausgerichtet, dass wir einen minimal möglichen Torsionsrichtung erlauben und die Steifigkeit auf Biegung sehr hoch gehalten haben
Flex
in
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Das Board ist im Flug deine Steuerkonsole. Mit einem elastischen Steuerhebel ein Flugzeug zu lenken, ist generell der falsche Ansatz
Ihr setzt bei Core auf einen Produktzyklus von zwei Jahren. Gilt das auch für das SLC? Zumindest nicht darunter. Wir sind schon dabei, neue Ideen auszuprobieren, die das Setup nochmal in ein paar Punkten optimieren könnten. Je nach Ausgang unserer Tests fließen diese Erkenntnisse dann in die nächste Generation.
Mit dem XLite führt ihr einen speziellen Foilkite (1 Strut) im Programm. Wie stark ist die Entwicklung des SLC auf den XLite abgestimmt? Es ist mehr eine Wechselwirkung zwischen Kite und Foil. Wir haben beide Produkte im gleichen Zeitraum weiterentwickelt. Durch die neue Foil-Sparte hat der Kite viel Aufmerksamkeit bekommen, sodass wir hier auch nochmal einen deutlichen Schritt machen konnten, was das Finetuning angeht. Natürlich müssen aber zum Beispiel die Endgeschwindigkeit und der Grundzug des Kites mit den Eigenschaften des Foils übereinstimmen. Als Allrounder eignet sich auch der Nexus2 super zum Foilen. Jan, Danke für deine Zeit und so viele detaillierte Informationen.
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BOARD SIZES
115 CM
125 CM
135 CM
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WING SIZES
“Meine Tacks gelingen mit absoluter Präzision. Das SLC Foil ist total ausgewogen, spielerisch und dynamisch, was mir maximale Freiheit zum Experimentieren gibt.” – Steven
1000 SQCM
1250 SQCM
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MAST LENGTHS
71 CM
92 CM
FOIL BETTER Du musst nicht auf Stevens Niveau foilen, um diese Faszination erleben zu können. Heb ab und spüre die Freiheit. Das innovative Design des Fullcarbon-Foilboards und das flüsterleise Carbonhybrid-Foil stehen für höchsten Komfort und inspirierende Performance in allen Bedingungen. SLC. HEAR THE SILENCE
CORE Kiteboarding /+49 (0) 4371 / 88934-0 / info@corekites.com / Fehmarn, Germany corekites.com | facebook.com/corekites | instagram.com/corekites | twitter.com/corekites
Rider Steven Akkersdijk / Photo Thomas Burblies
#foilbetter
— FREEFOIL —
COREKITES.COM/FOIL
I N F O MIT: PHILIP SCHINNAGEL UND JOCHEN CZWALINA, GESCHÄFTSFÜHRER DER CORE KITEBOARDING GMBH
INTERVIEW: DIRK SEIFERT
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Einfach, weil wir’s gerne
machen!
2007 Cauipe, Brasilien, Photo Axel Reese
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Core Kiteboarding ist nicht nur eine der größten deutschen Kitemarken, auch international rangiert das fehmarnsche Brand unter den führenden Herstellern. Alles begann in einer ehemaligen Diskothek auf Fehmarn. Dort gründete der ehemalige Deutsche Meister im Windsurfen Bernd Hiss erst Carved (2001) und sechs Jahre später Core Kiteboarding.
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Unter Carved produzierte Hiss auf Fehmarn handgefertigte Custom Boards, ab 2006 auch Kites und Bars und seit 2007 unter der Marke Core Kites und Serienboards. 2019 verkaufte „Bernie“ Hiss seine Marken und schied aus dem Unternehmen aus. Seitdem leiten Philip Schinnagel und Jochen Czwalina die Core Kiteboarding GmbH. Core Kiteboarding ist eines der Brands, die die Coronakrise am besten gemeistert haben. Im Interview erläutern die beiden neuen Geschäftsführer, woran das liegt und wie sie den erfolgreichsten deutschen Kitehersteller in Zukunft umgestalten werden.
Philip und Jochen, ihr seid jetzt seit fast zwei Jahren im Amt. Euer Vorgänger, Firmengründer Bernd Hiss, ist eine der schillerndsten Figuren der Kiteszene. Wie groß sind Bernies Fußstapfen? PS: Moin Dirk. Ja, das ist richtig. Bernie war schon seit Beginn eine echte Persönlichkeit in der (Wind)-Wassersportszene, nicht zuletzt durch seinen erfolgreichen Windsurfbackground und sein Netzwerk, das er seit seinem ersten selbstgebauten Board im Jahre 1981 immer weiter ausgebaut hat. Er hat allerdings klug gehandelt und schon früh begonnen, uns auf spätere Rollen vorzubereiten. Somit haben wir bereits vor vielen Jahren wichtige Bereiche des Unternehmens übernommen und geleitet. Unsere Füße wuchsen also ganz allmählich auf die richtige Größe heran und passen heute sehr gut! JC: Was? Zwei Jahre schon? Ich wunder mich immer, wie schnell die Zeit vergeht. Wann habt ihr bei – damals noch Hiss Tec – begonnen, und in welcher Position? PS: Ich habe im Jahr 2003 als Teamrider angefangen und habe damals in einem ganz kleinen Team „Custom-Mades“ handgefertigt – und damit wirklich alles von der Pike auf gelernt. Als dann 2005 die ersten Serienboards vom Band fielen, mussten diese verkauft werden. Mit sofortiger und ständig wachsender Nachfrage bewegte ich mich dann mehr und mehr in den Sales-Bereich und war später für das internationale Wachstum zuständig. Irgendwann wurde das Rechnungsschreiben per Microsoft Excel zu aufwändig, und dann kam … JC: … im März 2006 der IT-Nerd – also ich, Jochen – dazu. Meine Schwester ist mit Bernies Bruder Tom damals aufs Insel-Gymnasium gegangen. Wir kannten uns also – zumindest entfernt – schon länger. Ich komme eigentlich aus dem Software-Consul-
ting, wir haben damals browserbasierte Business-Anwendungen u.a. für einen großen deutschen Flugzeugbauer programmiert. Meine erste Aufgabe Anfang 2006 war wirklich, Excel durch ein vernünftiges ERP mit Auftragsabwicklung abzulösen. Wir haben bis 2014 dann auf einer Filemaker-Datenbank gearbeitet – unglaublich stabil das Ding. In 2015 haben wir dann auf ein leistungsfähigeres Cloud-System upgegraded. Bis zu meinem Wechsel in die Geschäftsleitung habe ich allerdings auch sehr viel Sales und Support gemacht. Auch jetzt noch trifft man mich samstags alle paar Wochen bei uns im Showroom an – Philip übrigens auch. Einfach, weil wir’s auch gern machen! Wie teilt ihr eure Betätigungsfelder heute auf? PS: Das ist uns wirklich leichtgefallen: Jeder macht das, was er am besten kann. Ich bin verantwortlich für Produktentwicklung und Produktdesign, das Marketing, den Einkauf, die Steuerung der eigenen und externen Produktionen und natürlich für das Sales & Support-Team. JC: Ich konzentriere mich wie früher auch schon auf die unterstützenden Prozesse: Finanzen und Controlling, IT, Service, Logistik und Buchhaltung plus Personal und Facility.
Carved ist unsere DNA. Bretter, die unsere Welt bedeuten Philip Schinnagel
LEIDENSCHAFT
2013, Sal, Kapverden, Photo Sebastian Hasenauer
Herausstechende Qualität und Performance. Aus unserer Sicht der richtige Weg, um nachhaltige Produkte mit einer langen Lebensdauer anzubieten Jochen Czwalina
Core hat in den 15 Jahren seit der Gründung eine in der Kitebranche beispiellose Karriere hingelegt und ist heute eine der bedeutendsten Kitemarken weltweit. Wie sehen eure Zukunftsvisionen aus? PS: Unsere Vision war schon immer, unseren Fans und Kunden perfekte Wassersportmomente zu ermöglichen, das ist immer noch ganz genau das, wonach wir als Company mit einem Team aus 100 % kitesurfenden Mitarbeitern mit maximaler Hingabe streben. JC: Absolut richtig, mit jeder Faser – und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Wie sieht eure strategische Aufstellung aus? Wird sich am Produktportfolio etwas ändern? PS: Wir wachsen ständig, national und international. Das ist gut und wichtig, denn so sind unsere Produkte überall auf der Welt erhältlich und es hilft uns, unseren Partnern und auch unseren Kunden, sich stets weiterzuentwickeln. Und damit ist nicht nur die Innovation der Produkte gemeint, sondern auch unser Qualitätsanspruch im Bereich Service und Kommunikation. Es gibt zudem aber noch so viele spannende Produkte, Trends und Entwicklungen, die wir genau beobachten und bewerten. Wer uns kennt, weiß, dass es sich lohnt, am Ball/Kite zu bleiben. Welche Pläne habt ihr mit Carved? Wird Carved die Custom-Premium-Marke im obersten Preissegment bleiben? PS: Selbstverständlich, Carved ist unsere DNA, mit der alles begann. Bretter, die unsere Welt bedeuteten. Und dort bringen wir alles an neuesten Entwicklungen und ausschließlich Ultra-HighEnd Materialien unter, um diese Produkte mit ihrem unvergleichlichen Charakter zu realisieren. JC: Wer Carved kennt, bleibt dabei. Das wird sich nicht ändern!
Unter Hiss Tec gab es noch die Marke ‹Deluxe›, eine Boardmarke für Glasboards im unteren Preissegment, die vor allem von Schulen gekauft wurden. Führt ihr Deluxe weiter? PS: Ja, klar, Deluxe-Boards gibt es weiterhin. Diese soliden und gut performenden Glasboards in Sandwichbauweise werden vorwiegend im Schulungs- und Rentalbereich eingesetzt, sind natürlich aber auch im Handel erhältlich. JC: Definitiv das am meisten unterschätzte Produkt aus unserem Hause. Fragt doch mal die Schulen, die die Boards einsetzen. Core gehört seit 2019 zur Tahe Outdoors und KJK Sports Group. Schwestermarken sind unter anderem Tahe (Windsurfen, Segeln), SIC (SUP, Surf, Foil und Wing) und die Kayak-Marke Zegul. Wie ist Core Kiteboarding strategisch innerhalb der Gruppe aufgestellt und welche Vorteile bieten sich euch dadurch? PS: Wir sind sehr gut aufgenommen worden und genießen innerhalb dieser Gruppe einen hohen Stellenwert. Wir alle glauben fest daran, dass aktive Outdoor-Erlebnisse unser Aller Leben bereichern. Wir entwerfen und entwickeln Produkte, die bessere aktive Outdoor-Erlebnisse ermöglichen, traditionell handgefertigt in Europa. So wird sich unser einmaliger Standort auf Fehmarn, immer am Puls der Zeit, auch sicher nicht ändern.
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Unser Ziel ist, unseren Kunden zeitlose, schlichte und elegante Produkte zu designen und dadurch höchste Wertstabilität zu generieren. Wir rennen keinem Trend hinterher, der im nächsten Jahr wieder out ist
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Philip Schinnagel
2019, Kapstadt, Südafrika, Photo Thomas Burblies
JC: Core bleibt komplett unabhängig von uns geführt. Auch, wenn die Gruppen-Werte mit denen von Core übereinstimmen, ist es wichtig, dass wir in einem so speziellen Wasserportsegment wie Kitesurfen höchst agil und dynamisch bleiben. Wir konnten auch Vorteile genießen und haben zum Beispiel unsere Vertriebe in den USA und in Kanada zusammengelegt. Damit haben wir Zugriff auf professionellste Infrastruktur, Lager, Händlernetzwerke etc. Ihr verfolgt eine sehr konsequente Markenkommuni-kation. Eure Produkte unterliegen einem ‹Dresscode›, alle Produkte sind schwarz/weiß/gelb. Und das seit der Gründung. Wird sich daran etwas ändern? PS: Das Ziel ist, unseren Kunden zeitlose, schlichte und elegante Produkte zu designen und dadurch höchste Wertstabilität zu generieren. Wir rennen daher keinem Trend hinterher, der im nächsten Jahr wieder out ist und müssen nicht jedes Jahr einen Modellwechsel erzwingen, weil die Farbkombination vielleicht nicht mehr en vogue ist. Außerdem sind es unsere Unternehmensfarben, sie machen unsere Kites und Boards einzigartig und unverkennbar Core. JC: Nun ja, wer an Ferrari denkt, sieht auch einen roten flachen Sportwagen vor seinem inneren Auge, oder? Real style never gets old.
2020 Fehmarn, Photo Thomas Burblies
Auch eure Produktpolitik ist sehr konsequent. Keine Billig-Produkte, höchste Funktionalität und Qualität. Eure Twintips sind ausnahmslos aus Voll-Karbon, der Materialmix eurer Kites mit CoreTex und Exotex ist sehr hochwertig und in der Branche einzigartig. Wird Core in Zukunft auch das untere Preisniveau bedienen? PS: Wir sind ständig auf der Suche nach neuen, besseren und performanteren Tuchen, Laminaten, Geweben und anderen Entwicklungen. Dabei achten wir aber immer auf unsere iterative Produktentwicklung, das bedeutet, dass wir uns stets ausrei-
Core Produkte haben einen sehr hohen Wiederver-kaufswert. Selbst ältere Kites und Boards erzielen auf dem Gebrauchtmarkt Höchstpreise. Wie erreicht ihr diese extrem hohe Wertstabilität? PS: Wir erfinden uns nicht jedes Jahr neu, wie gesagt. Alle unsere Produkte laufen für mindestens zwei Jahre, unverändert. Zudem achten wir sehr darauf, keine Auslaufware zu produzieren, sondern passen unsere Bestellungen laufend der Nachfrage im Markt an. Der hohe Qualitätsanspruch und dieses gesunde und nachhaltige Denken sorgen seit jeher für höchste Preise im Gebrauchtsegment. JC: Punkt. Corona war und ist für die Kitebranche eine echte Herausforderung. Core hat die Krise hervorragend gemeistert. Woran liegt das? Was habt ihr anders ge-macht als andere? PS: Wir als Kiter konnten sehr gut nachempfinden, wie man sich nach Wochen im Lockdown fühlt und wollten selbst auch „nur noch raus“, nachdem wir wieder durften. Das haben wir früh erkannt und unsere Produktionsmengen nicht reduziert, so, wie es viele andere Brands gemacht haben. Auch wir hatten unsere Lieferengpässe durch die globale Situation und haben teilweise immer noch damit zu kämpfen. Jedoch konnten wir viele Menschen durch verfügbare Produkte glücklich machen, als es darauf ankam. JC: Die Branchen für Outdoor-Individualsportarten haben definitiv am wenigsten durch die Pandemie gelitten. Das liegt in der Natur der Nische – dieses Mal haben wir einfach Glück gehabt. Leider konnten wir unseren Kunden nicht – wie vorher üblich – in allen unseren Verfügbarkeitsversprechen treu bleiben. Das tat mir selbst in der Seele weh. Und doch haben wir, aus meiner Sicht, durch eine sehr gute Distributionsstrategie dafür sorgen können, dass alle Märkte weltweit gleichermaßen bedient und keiner dem anderen vorgezogen wurde. So haben wir unseren Fans auf der ganzen Welt viele schöne Momente auf dem Wasser gerettet. Und genau darum geht es doch!! Die Pandemie ist noch nicht vorbei und wird uns auch 2021 begleiten. Wie sehen eure Pläne für 2021 aus und was werdet ihr anders machen als 2020? PS: Wir haben in den letzten Monaten alles dafür getan, um noch besser und präziser liefern zu können, haben uns intensiv mit den Menschen in den Produktionen auseinandergesetzt, wöchentliche Berichte eingefordert und unsere Lieferketten überprüft, um künftige Engpässe weitestgehend zu vermeiden.
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chend Zeit für die Verbesserung unserer Produkte nehmen, ohne die bereits hervorragenden Eigenschaften zu verschlechtern. Der Einsatz der besten Materialien – und ca. 50 % des aktuell eingesetzten Materials bei einem Core Kite sind Made in Germany – hat seinen Preis. Dafür entwickeln wir uns und auch unsere „User“ sich ständig weiter. JC: Herausstechende Qualität und Performance hat natürlich auch seinen Preis – auch bei unseren Lieferanten. Dennoch ist es aus unserer Sicht der richtige Weg, um nachhaltige Produkte mit einer langen Lebensdauer anzubieten. Schon seit Tag 1 unser Beitrag zur Nachhaltigkeit im Sport.
JC: 2020 hat auch bei uns gezeigt, an welchen Stellen wir noch Potenzial für Prozessverbesserungen haben. Im Winter haben wir so einiges in die Pipe geworfen, dessen Auswirkungen für das Team und somit auch für unsere Kunden im Vergleich zum letzten Jahr positiv spürbar werden. Wir suchen aktuell übrigens noch jemanden für Sales und IT. Checkt corekites. com/jobs! Eine Frage zum Schluss. Ihr seid beide UrFehmaraner. Seit wie vielen Generationen leben euren Familien auf der Insel – und könnt ihr auch platt schnacken? PS: Meine Eltern haben sich im Jahre 1970 glücklicherweise nach einem Urlaub dazu entschieden, auf die Insel zu ziehen und so wurde ich hier geboren. Mein Vater konnte früher gar kein richtiges Hochdeutsch, also, klor kann ik plattdüütsch, aver kannst du dat ok för de Lesers översetten? JC: Tatsächlich kommt mein Vater aus Ostpreußen, ist damals als 5-jähriger Junge hierher vertrieben worden und auf Fehmarn aufgewachsen. Ich bin also erst in erster richtiger Generation Fehmaraner. Merkt man ja auch am wenig original norddeutschen Nachnamen, buchstabieren muss ich den eigentlich immer (lacht). Min Fru ollerdings is vun een vun de ölleste Familien hier op unsern Knust: Sie is ne Rauertsche un as’n bannig goden Rieder ut’n Springsport bekannt as’n bunter Hund. As du kieken deist, so’n beten platt snacken kann ick wull ook, verstahn geiht aber beter as vertelln. Veelen Dank mien Jung, för den fienen Klönsnack! Philip und Jochen, Danke für eure Zeit und dieses Interview.
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MIT: JULIAN MEISTER
FOTOS: LUKAS PITSCH
INTERVIEW: DIRK SEIFERT
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Julian Meister ist passionierter Kitesurfer und Snowkiter. Geboren in Innsbruck, Österreich, lebt der 29-Jährige heute in der Schweiz. Mit Fotograf Lukas Pitsch – ebenfalls leidenschaftlicher Kiter – verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. Beide waren zusammen ein Jahr auf (Kite)Weltreise. Die diesjährige Snowkitesaison verlief für beide anders als gewohnt. Nicht nur aufgrund von Corona.
Julian, du bist nicht nur Kitesurfer, sondern auch begeisterter Snowkiter. Wie oft bist du auf dem Wasser – und wie oft auf Schnee unterwegs? So viel, wie das mit einem Fulltimejob machbar ist. Wir sind fast jedes Wochenende unterwegs, sofern das Wetter mitspielt – plus die Urlaube. Was macht für dich den Reiz am Snowkiten aus? Die absolute Freiheit in der Natur, hinzukommt die dritte Dimension. Wasser ist – abgesehen von den Wellen – flach. Beim Snowkiten erklimmst du Gipfel und segelst wie ein Speedflyer die Hänge hinunter. Das eröffnet ganz andere Möglichkeiten – die dritte Dimension eben. Wie waren die Bedingungen in diesem Winter? In der Schweiz war es definitiv ein Winter der Extreme. Die Saison hat sehr gut angefangen. Schon Anfang Dezember erwischten wir ein paar richtig gute Powdertage. Bis Neujahr hat es dann allerdings kaum noch geschneit, sodass die Sessions mit gutem Schnee immer seltener wurden. Im Januar dann rekordverdächtige Neuschneemengen. Bis zu dreimal so viel Schnee wie in einem durchschnittlichen Winter. Strahlender Sonnenschein allerdings, wie man es sich für eine gelungene Snowkitesession wünscht, war Mangelware. Und natürlich die Lawinensituation, die mehr als angespannt war. Auch im Schweizer Flachland fiel so viel Schnee, wie ich es seit über zehn Jahren nicht erlebt habe. In Zürich (400 m ü. NN) lag ein guter halber Meter Powder, der mir
mehrere eindrucksvolle Snowkitesessions ermöglichte. Obwohl Zürich nicht unbedingt für guten Wind bekannt ist, sah es am 15. Januar wirklich nach guten Bedingungen am Käferberg aus – nur fünf Gehminuten von meiner Wohnung entfernt. Es war schon ein sehr komisches Gefühl, die Skischuhe zuhause anzuziehen. Auf der Straße wurde ich auch komisch angeschaut, als ich mit meinen Ski auf dem Rücken durch die Stadt lief. Ich war zwar noch immer etwas skeptisch, dann aber überglücklich, als ich den Kite in der Luft hatte. In Zürich liegt Schnee meist nur wenige Tage. Doch in diesem Winter blieb er über mehr als zwei Wochen liegen. Diese Zeit war zudem noch windreich, sodass ich letztendlich fünf Sessions hatte, direkt in Zürich. Doch nicht nur ich war unterwegs. Auf den Feldern Skitourer- und Schneeschuhwanderer und Kinder, die mit ihren Bobs um die Wette fuhren. Du lebst in Zürich, bist Österreicher. Wie oft warst du in diesem Jahr in deinem Heimatland Snowkiten? Eigentlich wollte ich die Weihnachtsferien bei meinen Eltern in Innsbruck verbringen und dort neue Spots erkunden. Corona hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aufgrund der Reisebeschränkungen war es seit Dezember 2020 nicht mehr möglich, von der Schweiz nach Österreich zu reisen, ohne sich in Quarantäne begeben zu müssen. Daher war ich, anders als im letzten Winter, diese Saison leider kein einziges Mal in Österreich snowkiten.
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Im Gegensatz zum Wasser, wo die Zahl der Kitespots überschaubar ist, gibt es in der Schweiz viele Berge, die sich potenziell als Snowkitespot eignen, wo sich aber nur selten ein Snowkiter hin verirrt
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Was war noch anders in dieser Saison? Wenn sich die Frage nur auf die Snowkite-Bedingungen bezieht, dann eigentlich erstaunlich wenig. Zu Beginn war noch nicht klar, ob die Skigebiete überhaupt offen bleiben. An einigen Snowkitespots verwenden wir die Lifte, um über die Baumgrenze zu kommen und kiten dann neben dem Skigebiet. Unsere größte Sorge war, dass wir dann immer mit den Tourenski zu den Spots laufen müssen. In vielen Kantonen wurden die Skigebiete aber nie geschlossen, darum war das schlussendlich auch kein Problem. Da aber die Restaurants geschlossen hatten, mussten wir unsere Verpflegung selbst mitnehmen. In der Schweiz waren die Coronamaßnahmen lockerer als in Deutschland. Dennoch sind wir, obwohl Snowkiten nicht verboten war, an einigen Wochenenden dennoch zuhause geblieben. Du kitest fernab der Pisten. Wie läuft so eine Snowkitesession bei dir ab? Die Session beginnt schon am Vortag – mit der Planung. Wie wird das Wetter, wie ist der Schnee, aus welcher Richtung kommt der Wind? Diese Fragen sind beim Snowkiten extrem wichtig, denn der Wind sollte hangaufwärts wehen. Da beim Snowkiten mehr Faktoren stimmen müssen als beim Kiten auf dem Wasser, ist die Vorbereitung wirklich das A und O. Wie die Snowkitesession dann
genau abläuft, hängt stark vom Spot ab. In der Schweiz gibt es einige „drive-in“ Spots, an denen man seinen Kite direkt neben dem Auto aufbauen und von dort aus loskiten kann. Häufig machen wir aber auch eine kurze Skitour, bis wir oberhalb der Waldgrenze sind, dann müssen wir uns unser Snowkitevergnügen zuvor richtig verdienen. Manche Spots sind auch über ein Skigebiet erreichbar. Dann lösen wir eine einfache Bergfahrt und bauen die Kites danach neben der Piste auf. Die Sessions sind ebenfalls individuell. Die Einen üben Freestyletricks, die Anderen cruisen von einem Gipfel zum nächsten. Ich suche mir am liebsten einen Powderhang, den ich dann auf- und abwärts shreddere oder einen Segelhang, den ich mehrmals hochkite und dann wie ein Speedflyer knapp über dem Schnee hinuntergleite. Megaloops haben auf Schnee ihren ganz besonderen Reiz. Der Vorteil zum Wasser ist, dass man vom Hang wegspringen kann und somit auch bei relativ wenig Wind genügend Höhe für radikale Loops gewinnt. Wie intensiv ist die Vorbereitung für so eine Session im Backcountry? Das hängt sehr von der Erfahrung und vom Spot ab. Es gibt einige Spots, an denen ich die Bedingungen schon sehr gut kenne. Dann reicht ein kurzer Check der Windprognose, der Schneebedingun-
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gen und der Lawinensituation vollkommen aus. Im Gegensatz zum Wasser, wo die Zahl der Kitespots überschaubar ist, gibt es in der Schweiz viele Berge, die sich potenziell als Snowkitespot eignen, wo sich aber nur selten ein Snowkiter hin verirrt. Wenn man so einen neuen Spot erkunden möchte, ist viel Vorbereitung gefragt und selbst bei bester Vorbereitung kann es passieren, dass die Snowkitebedingungen alles andere als gut sind. Wichtig ist, die verschiedenen Wind- und Wettermodelle zu studieren und sich das Terrain genau anzuschauen. Man sollte darauf achten, dass der Wind frei über den Spot weht und dass er Hang-aufwärts bläst, denn nur so ist es möglich, optimal in Richtung Gipfel zu kiten. Welche Sicherheitsausrüstung ist notwendig? Im Prinzip haben wir das gleiche Material und somit auch die gleiche Sicherheitsausrüstung wie auf dem Wasser, also SafetyLeash und Quick-Release. Wenn man im alpinen Gelände Snowkiten möchte, ist zusätzliche Sicherheitsausrüstung notwendig. Wir kiten immer mit einem Lawinensuchgerät und einem kleinen Rucksack mit einer Schaufel und einer Sonde.
Ich stelle den Kite an den Windfensterrand und genieße dann die Powerabfahrt – etwa so wie beim Wavekiten.
Ein Klischee über das Snowkiten ist: Mit dem Kite den Berg hinauf – und dann mit dem zusammengepackten Schirm auf dem Rücken wieder runter. Entspricht das der Wirklichkeit? Es gibt Snowkiter, die das machen, ich zähle aber nicht dazu. Das hat vor allem den Grund, dass ich für jede Abfahrt meinen Kite auf- und wieder abbauen möchte. Ich kite lieber den Hang hoch, depowere den Kite, stelle ihn an den Windfensterrand und genieße dann die Powerabfahrt – etwa so wie beim Wavekiten. Unten angekommen, reicht ein Downloop und schon bin ich wieder unterwegs in Richtung Gipfel. Wenn ich einen richtig guten Powerhang gefunden habe, kommt es nicht selten vor, dass ich diesen dann zehn- bis fünfzehnmal fahre, bevor ich wieder ein paar Sprünge und Tricks einlege. Das Ragnarok-Rennen in Norwegen gilt als das härteste Snowkiterennen der Welt. Reizt dich eine Teilnahme? Vor ein paar Jahren hätte ich auf diese Frage sofort mit „ja“ geantwortet. Und ich kann auch nicht ausschließen, dass ich in den nächsten Jahren einmal am Ragnarok teilnehmen werde. Im Moment muss ich aber ehrlich sagen, dass es mich nicht wirklich reizt. Und das, obwohl ich in meiner Jugend leistungsmäßig gesegelt bin und an sehr vielen nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen habe. Aber es ist einfach nicht das, was mir am Snowkiten so viel Spaß bereitet. Mein Ziel ist nicht, dass ich schneller oder besser bin als andere Kiter. Mein Ziel ist, dass ich Spaß habe, die Natur genießen kann und die Tricks machen kann, auf die ich gerade am meisten Lust habe.
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Du benutzt zum Snowkiten Tubes? Warum keine Softkites? Auf diese Frage habe ich schon gewartet. Und ich könnte einen ganzen Artikel dazu schreiben. Aber ich versuche, mich kurzzufassen. Softkites und Tubes haben definitiv beide ihre Vor- und Nachteile. Aus meiner Sicht sind die zwei Hauptvorteile der Softkites das Gewicht und dass sie schneller aufgebaut sind. Der Vorteil der Tubes sind meiner Meinung nach die Flugeigenschaften. Ich fühle mich einfach wohl mit meinen Tubes, kann sie sehr präzise steuern, sie drehen schnell und ich weiß genau, wann sie wie viel Druck entwickeln. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder unterschiedliche Softkites ausprobiert, mich konnte allerdings keiner überzeugen. Es gibt aber viele Snowkiter, die mit Softkites gut zurechtkommen – das ist wohl einfach Geschmackssache. Wer seine Snowkitesessions regelmäßig mit langen Skitouren kombiniert oder seinen Kite häufig auf- und abbaut, hat aber mit einem Softkite sicher einen Vorteil.
Thema Safety. Was ist beim Sicherheitssystem zu beachten? Gibt es Systeme, die schneller vereisen oder schwieriger mit Handschuhen zu bedienen sind als andere? Obwohl ich sehr viel im Winter unterwegs bin, hatte ich noch nie ein Problem mit meinem Sicherheitssystem. Am Berninapass beispielsweise kann es richtig kalt werden, -10 oder sogar -20 °C sind hier keine Seltenheit. Trotzdem hat sich bei mir noch nie irgendetwas vereist und ich habe auch von keinem Snowkiter gehört, dass er damit Probleme hatte. Wichtig ist – wie auch auf dem Wasser – dass sich jeder Snowkiter mit seinem Sicherheitssystem vertraut macht und das auch testet. Mit ein bisschen Übung sollte das auch mit Handschuhen problemlos möglich sein. Welchen Tipp gibst du jemandem, der mit dem Snowkiten beginnen möchte? Im Prinzip ist es genau gleich wie auf dem Wasser. Die Bedingungen machen den Unterschied! Darum kann ich jedem nur empfehlen, die ersten Schritte im Schnee bei optimalen Bedingungen zu machen, sprich auf Ebenen, bei gutem Wetter, guter Sicht und konstantem Wind. Auch wenn diese Bedingungen nicht einfach zu finden sind, lohnt es sich auf jeden Fall geduldig zu sein. Und auf Schnee kann man auch mit einem zu kleinen Kite starten, denn im Gegensatz zum Kiten auf dem Wasser braucht man keine Minimalgeschwindigkeit für den nötigen Auftrieb.
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Die absolute Freiheit. Du erklimmst Gipfel und segelst wie ein Speedflyer die Hänge hinunter.
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KITESURFEN IST MEHR FREIHEIT ALS ES UNS BEWUSST IST
BLIZZARD CITY SESSION
DENIS MAKOLKIN UND IHNO JÜRJENS (INSTAGRAM @IHNO.KITE)
TEXT/FOTOS:
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Bremen, Norddeutschland. Das Thermometer zeigt an diesem Wochenende minus 7 °C. Bremen ist nicht nur im Netz der Pandemie gefangen, sondern erstarrt zusätzlich auch im Schneechaos. Eisiger Schneesturm aus Nordost, sibirische Temperaturen. Der Zugverkehr ist größtenteils zum Erliegen gekommen, die Straßenbahnen stehen still, selbst auf vielen Autobahnen geht nichts mehr. Corona und Schneesturm – es scheint so, als sollte an diesem Wochenende jeder zuhause bleiben. Doch wir wollen raus – aufs Wasser, uns dem Sturm stellen, ein Teil von ihm werden.
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Die nahen Nordsee-Strände fallen wegen der zugeschneiten Landstraßen aus, zudem stimmen Tide und Windrichtung nicht überein. Unsere Session muss demnach in der Stadtzone Bremens stattfinden. Wir entscheiden uns für den Wardersee – direkt vor dem Bundesligastadion. Wichtig ist die notwendige Anpassung der Sicherheitssysteme, auch brauchen wir ausreichend kompetente Helfer an Land, denn eine am Straßenschild befestigte Leash zum Starten und Landen reicht in diesen Bedingungen nicht aus. Am nächsten Morgen trifft sich – unter Einhaltung der Corona-bedingten Abstandsregeln – auf dem verschneiten Parkplatz am Rande des Baggersees vor den Toren Bremens eine kleine Gruppe ambitionierter Kiter. Die Mission: eine Kitesession auf dem See eines Betonwerkes direkt an der Weser. Besonders surreal ist die Teilnahme von Anderson Reboucas, einem Kitepro aus Brasilien. Vor uns liegt rund ein Kilometer Fußmarsch zum Spot. Dieser gestaltet sich in
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Neoprenschuhen bei dicker Schneedecke als die erste Herausforderung. König Winter hüllt alles in einen Eismantel, im eisigen Wind gefrieren Schneeflocken zu Mikroskalpellen und schneiden schmerzhaft in die Haut. Nur mit Hilfe einer Schneebrille trotz der Fotograf den Bedingungen. Am Spot ist der normalerweise weiche Sandstrand hart gefroren und vollständig zu einer glatten Rutschfläche mutiert, jeder Start und jede Landung verlangen höchste Konzentration und genaue Abstimmung und jeder Schritt mit dem Kite in der Luft die Absicherung durch einen Helfer. Bereits schon nach einer Stunde müssen wir die Session aufgrund der zu starken Vereisung des Materials beenden. Mit einer Eisbildung an Depowertampen und Quickrelease hatten wir gerechnet, wie sehr diese Bedingungen aber auch das Flugverhalten der Kites beeinflussen, damit nicht. Denn durch den Eisregen und die frostige Kälte kam es zu Vereisungen an den Fronttubes, unsere Kites ließen sich kaum noch präzise steuern und neigten stark zum Frontstall.
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Nachdem wir unsere Schirme – unter vollem Einsatz der Helfer – auf dem schmalen Uferstreifen wieder sicher gelandet hatten, strahlten unsere Gesichter vor Freude – ausnahmslos! Winter-Chaos 2021. Wir waren mittendrin – und nicht nur dabei!
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